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68_02 I 2017 DAS IST DOCH DER GIPFEL TRAVEL

DAS IST DOCH DER GIPFEL - Savoie Mont Blanc...DAS IST DOCH DER GIPFEL TRAVEL 02 I 2017_69 An wenigen Orten der Welt wachsen Reben vor so spektakulären Kulissen wie in Savoyen. Ob

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68_02 I 2017

DAS IST DOCH DER GIPFEL

TRAVEL

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02 I 2017_69

An wenigen Orten der Welt wachsen Reben vor so spektakulären Kulissen wie in Savoyen. Ob es sich um das Massif de Bauges oder die Chaîne de Belledonne bei Chambéry, die Seen von Bourget oder Genf oder den Gipfel Le Môle in Ayse im zum Mont Blanc führenden Arvetal handelt. Was die Reise durch Savoyen für Weinfreunde obendrein besonders spannend macht, ist die wachsende Anzahl origineller Weine aus einheimischen Rebsorten. Text: André Dominé

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ereignete sich in der Nacht vom 24. zum 25. November. Nach heftigsten Regenfällen stürzt die Nordseite eines 1 933 Meter hohen Gipfels des Massivs der Chartreuse ein. Eine Art Lava aus Felsbrocken, Geröll, Erde und Schlamm schießt hinab und begräbt fünf Gemeinden samt ihren Einwoh-nern unter sich. Im Jahre 1248. Am Berg – nach einem der begrabenen Dörfer Mont Gra-nier genannt – bleibt eine 900 Meter aufragende Felswand zurück. Und zu seinen Füßen ein 23 Quadratkilometer großes buckeliges Ter-rain: Les Abymes.

Über Jahrhunderte trauen sich die Menschen nicht, es zu nutzen. Erst im 18. Jahrhundert wagen es einige Einwohner von Chambéry, dort Wein anzubauen. „Das ist ein sehr frucht-barer Boden mit viel Lehm, der gut Wasser hält, ein lebendiger Boden“, schwärmt David Giachino. „Aber es gibt große Kalkblöcke

darin, die jedoch sehr brüchig sind.“ Wir stehen in seinem Weinberg, einem der nächsten zum Mont Granier. „In diesem Jahr sind schon dreimal Stücke aus dem Mont Granier herabgestürzt“, sagt er gelassen. „Dieses Geröll blieb dort oben. Nur wenn es viel regnet, wie letztes Jahr, wird es herabgeschwemmt.“ Die Giachinos findet man in La Palud. Dort sind viele weiße Sorten gepflanzt. Wie die für Apremont typische Rebsorte Jacquère, aus der die Brüder einen herrlich geradlinigen, mineralischen, zitro-nigen Weißen gewinnen. Sie begeistern sich für die autoch-thonen Rebsorten ihrer Heimat, ließen sich durch Michel Gri-sard anregen, vergessene Reb-sorten neu zu pflanzen und haben dessen legendäre Domaine Prieuré Saint-Chris-

tophe in Fréterive übernommen. Grisard grün-dete zum Erhalt der Rebsorten das Centre d’Ampélographique Alpine und inspirierte eine ganze Anzahl von Winzern in Savoyen dazu, sich für alte Sorten zu engagieren. Bei den Giachinos, die biologisch arbeiten und kein Schwefelsulfat im Keller zusetzen, zeigen sich die Weine unverfälscht mit kernigem Charakter.

Gegenüber auf der anderen Seite des Tals ziehen sich die Rebstöcke auf

den Hängen des Massiv von Bauges hinauf. In Torméry probiert man

bei Michel Quenard im gemütli-chen Weinkeller. „Hier sind die

Oberflächen sehr steinig, gut drainagefähig, ohne

Erosion“, erklärt der erfahrene Winzer. „Das Kalkgeröll spei-chert die Hitze während des

Tages und gibt sie nachts ab,

Die Katastrophe

WEINREISETIPPS

INFORMATIONENSavoie Mont BlancTouristenbüro Savoie und Haute-Savoie, Infos über Aufenthalte in der Region.www.savoie-mont-blanc.com

Office de Tourisme de Chautagne44 Impasse de la Cave, 73310 Ruffieux, www.chautagne.com

Vin de SavoieMaison der la Vigne et du Vin73190 Apremont www.vindesavoie.net

UNTERKÜNFTEChâteau des Allues35 rue Audibert 73250 Saint-Pierre-d‘Albignywww.chateaudesallues.comMit Liebe eingerichtete Zimmer im mächtigen Herrenhaus.

La Closerie15 route de la Fuly, 74150 Rumilly, Tel. +33 608 192839Zwei nette Gästezimmer und ein reizvolles Loft im Dachstuhl.

RESTAURANTSOnze grandes et Trois petites

16 Rue Jean Pierre Veyrat73000 Chambérywww.restaurant-chambery.fr Weinbar und Restaurant. Küche mit deftigem Touch.

Le Saint-AndréChemin du Lac, 73800 Les Marches, Tel. +33 479 281171www.restaurant-lesaintandre.comRestaurant am See, gute Küche mit mediterranem Touch.

Auberge de Portout Route de Portout, 73310 Chanazwww.aubergedeportout.fr

Modernisiertes Dorfrestaurant, von einem jungen dynamischen Trio betrieben, günstige Menüs.

Les1Séparables1 Avenue Gantin, 74150 Rumillywww.restaurant- les1separables.comModernes Interieur, feine, Küche, gute Weinkarte.

Auberge d’Ayze Chez l’Anaïs780 Route de Bonneville, 74130 Ayse, www. auberge-ayze.comGasthof, mit lokalen Speziali-täten. Günstiges Mittagsmenü.

links: Typisch Savoyen: der schneebedeckte Mont Granier rechts: Hinter Chambéry ragt steiles Gebirgsmassiv empor

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das ist hervorragend für die Sorte Bergeron (Roussanne), die seit langer Zeit hier und in Montmélian angepflanzt wird. Ihr kommt die-ses sehr sonnige, heiße Terroir sehr entgegen.“ Der Chignin Bergeron ist die Spezialität der beiden Gemeinden. Er ergibt kräuterwürzige, vollfruchtige, oft opulente, sehr gut alternde Weiße, aber gelingt selten so geschliffen wie bei Michel Quenard. Unter den Türmen von Chignin, einem der besten Terroirs, hat Gilles Berlioz neu gepflanzt. Der biodynamisch arbei-tende Autodidakt, den seine Kollegen lange Zeit nicht ernst nahmen, hat weltweit Interesse für die Weine Savoyens geweckt. Er dekliniert seine Weine nach Parzellen und füllt fünf verschiedene Roussannes, drei Jacquères, eine Altesse und eine Mondeuse ab, wobei jeder Wein seinen ganz eigenen Ausdruck besitzt. „Wir arbeiten sehr viel in den Weinbergen“, betont er. „Das Ziel ist es, wirklich schöne Trau-ben zu erhalten. Was die Bodenbearbeitung

angeht, haben wir alles per Hand bearbeitet. Wir versuchen, überhaupt keine große Maschine mehr zu benutzen.“ Der Aufwand ist gigan-tisch bei den jetzt acht Hektar. Aber es fehlt ihm nicht an Helfern, weder festangestellten, noch freiwilligen. So hat er das Gut in Domaine Partagé umbenannt. „Weil jede Person, die kommt, um auf dem Gut zu arbeiten, ein Mis-sionar ist, um guten Wein zu machen: durch ihre Fragen, ihre Empfindungen, die tägliche Entscheidung, die Teilnahme.“ Gilles’ Enthusi-asmus hat auch Neffe Adrien Berlioz ange-steckt. Auf der Domaine du Cellier des Cray erzeugt er – ebenfalls biodynamisch – siebzehn verschiedene Weine, einer so originell wie der andere, jeder sortenrein. Adrien betreibt sein Metier mit Passion und Humor. „Jedes Jahr muss man sich anpassen“, klagt er augenzwin-kernd. „Man hetzt sich ab und geht Risiken ein. Da ist nichts festgeschrieben, da muss man sich jedes Jahr entwickeln. Das ist die Krank-

heit des Winzerdaseins.“ Er tröstet sich mit den eigenen Weinen, wie er gesteht. Seine Cuvées heißen Binette oder Grand Zeph, Rosa oder Octavie; hinter jeder eine eigene Geschichte.

Bei Montmélian macht die Combe de Savoie einen Knick und geht nun das Isèretal hinauf. Hier sind die Steilhänge prädestiniert für Rot-wein. „Denn hier sind wir auf Kalkgeröll und auf Gletschermoränen voll nach Süden ausge-richtet“, erklärt Yann Pernuit von der Domaine Genoux. „Für die Roten ist das besser geeignet als für Weiße. Denn die werden hier etwas schwer, während wir bei den Roten im Gegen-teil sehr schöne Reife erhalten. Arbin ist die Wiege der Mondeuse.“ Die Mondeuse, eine uralte Sorte Savoyens, wurde von Michel Grisard aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Zähmt man ihre Erträge, ergibt sie sehr fruch-tig-würzige Weine mit prägnanten Tanninen und guter Säure. Im Château de Mérande, dem

Der Berg ruft: Vor einer derart imposanten Gebirgslandschaft wie in Savoyen sieht man Weinanbau wirklich selten

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mittelalterlichen Gutshof der biodynamischen Domaine Genoux, kann man ausgezeichnete Mondeuse-Weine entdecken. Meist arbeiten die Weingüter in der Combe de Savoie mit den typischen weißen Sorten Jacquère, Altesse (Roussette), Roussanne sowie der roten Mon-deuse. Eine zaghafte Renaissance erfährt der rote Persan, der 2015 so gut gelang wie wohl noch nie. Jedenfalls bei den Giachinos, Adrien Berlioz und auf der Domaine Saint-Germain in Saint-Pierre d’Albiny. Im gleichen Ort wird man im Château des Allues von Stéphane Van-deville umsorgt. Er hat mit seinem Partner den klotzigen Bau aufwändig renoviert und stilvolle Gästezimmer eingerichtet. Die Küche ist gut, der Garten eine Pracht. Der Lac de Bourget ist Frankreichs größter natürlicher See. Gegenüber des charmanten Aix-les-Bains blieb seine Westseite weitgehend unbesiedelt und natürlich. Dort erhebt sich die imposante Abtei von Hautecombe mit den

Ruhestätten der Herzöge von Savoyen und der sardischen Könige. Auf den Höhen darüber liegen die renommiertesten Crus der Roussette de Savoie: Monthoux, Jongieux und Marestel. Im Herzstück von Marestel erstrecken sich die Rebparzellen des Château de la Mar über einen steilen Südwesthang. Am besten probiert man dessen drei, aus Altesse gekelterten Weine in der Burg mit ihren fürstlichen Gästezimmern. Nur ein Stück weiter erstreckt sich das traum-hafte Château de Lucey auf einem Felsen über dem Oberlauf der Rhône, die ein Eldorado für Vogelfreunde und Kayak- oder Kanupaddler ist. Gutsleiter Christophe Martin weiht Besucher in die Besonderheiten des Guts ein. Obwohl er zwei überzeugende Rotweine aus Mondeuse und Pinot Noir keltert, die Weißen aus Altesse bleiben die Visitenkarten des Schlosses. Die fragile Sorte ergibt sehr aromatische, seidige und elegante Weine mit natürlicher Würze und weißer Frucht. Nach Norden schließt sich die kleine Region der Chautagne an. Ihr Schau-

fenster ist die Cave de Chautagne in Ruffieux. Sie bietet nicht nur eigene Weine, sondern auch eine Auswahl anderer savoyarder Winzer und kulinarischer Spezialitäten an. Unter dem Motto L’Eveil des Sens werden im ersten Stock die Sinne lehrreich und spielerisch geweckt: alles über die Anbauregion und den Werde-gang des Weins bis zu Aromen und Strukturen. „Wir in der Chautagne sind eine Rotwein region“, erklärt Alain Bosson, Winzer auf der Domaine de Verronet. „Das liegt an den kargen Molasse-Böden und der günstigen Ausrichtung.“ Viele Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compos-tela kehren in der netten Probierstube ein. Über Nacht lohnt sich aber auch ein Abstecher nach Rumilly. Nicht wegen der Stadt, sondern um in La Closerie bei dem reizenden Paar Bri-gitte und Simon Habib zu übernachten und im Restaurant Les 1Séparables zu essen. Am Herd steht Angélique, die eine leichte, aromatische Küche praktiziert, die Ehemann David gekonnt serviert und ausgesuchte Weine empfiehlt.

Das Château des Allues liegt in märchenhafter Winterlandschaft

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» Das Große Geweih »RC«

Cabernet Sauvignon

Réserve trocken ist zweitbester Rotwein Deutschlands bei den internationalen Rebsorten. «

www.

Hirsch

.Wine

90PUNKTE

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» Ausgezeichnet! Die Großen Geweihe von

Christian Hirsch.«

Der Genfer See, französisch Lac Léman, ist die Hochburg des Chasselas, in Baden als Gutedel bekannt. Dies gilt nicht nur für die Weingärten auf der Schweizer Seite, sondern ebenso für die Anbauzonen im Kanton Chablais in der Haute Savoie. Dort stellt er in den vier Crus Crépy, Marignan, Ripaille und Marin die alleinige Rebsorte. Auf der Domaine Delalex in Marin, von wo man das Schweizer Ufer des Sees im Blick hat, folgen die gastfreundlichen Brüder Samuel und Benoit ihrer eigenen Philosophie. Statt den Chasselas zu einem einfachen, süffi-gen Weißen auszubauen, verzichten sie auf biologischen Säureabbau, was dem Wein mehr Frische verleiht, und lassen ihn ein Jahr reifen. So zeigt er mehr Komplexität und Länge und vor allem eine reizvolle Mineralität. Im Arvetal, durch das die A 40 nach Chamonix verläuft, hat sich in Ayse auf 20 Hektar eine einmalige Reb-sorte erhalten: Le Gringet. In den dreißig Jah-ren seiner Winzerlaufbahn hat es Dominique Belluard zu ihrer Meisterschaft gebracht: mit

viel Handarbeit, Biodynamie, Spontangärung in Betontanks. Er steht zur Tradition und vini-fiziert einen Teil als Schaumwein in Flaschen-gärung. Der drei Jahre auf den Hefen ausge-baute Mont Blanc Dosage Zero führt mit Aro-men von Brioche, Nuss, Tabak und Feuerstein vor, wie gut sich der Gringet dafür eignet. „Wir haben hier drei verschiedene Bodentypen“, erläutert Dominique: „das Kalkgeröll des Gebir-ges, dann Gletschermoränen mit gelbem Mer-gel und das letzte Terroir Le Feu auf rotem Ton mit viel Eisenoxid. Das ist mein Grand Cru.“ Ein herausragender Gipfel unter den Weinen Savoyens. Wie die anderen Weingüter, die wir auf unserer Reise durch die Alpenregion besuchten, gibt er den Blick auf ein Anbauge-biet frei, in dem Winzer angefangen haben, die Einzigartigkeit ihrer Rebsorten und Weine auf-zuzeigen. Sie sind einen Besuch wert. I

Domaine Giachinowww.domaine-giachino.fr

André & Michel Quenardwww.am-quenard.fr

Domaine Partagé Gilles Berliozwww.domainepartagegillesberlioz.fr

Domaine du Cellier des Cray Adrien [email protected]

Domaine Genouxwww.domaine-genoux.fr

Domaine Saint-Germainwww.producteursdesavoie.com/domaine-saint-germain.html

Château de la Marwww.chateau-de-la-mar.fr

Château de Luceywww.chateaudelucey.com

Cave de Chautagnewww.cave-de-chautagne.com

Domaine de Verronetwww.veronnet.fr

Domaine Delalexwww.vin-de-savoie-marin.com

Domaine Belluardwww.domainebelluard.fr > Weitere Informationen hierzu finden Sie auf

www.meiningers-weinwelt.de

WINZERADRESSEN