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Udo K. Lindner · Springer-Verlag Heidelberg Gerhard van Kaick · Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg Das korrekte Manuskript für biomedizinische Zeitschriften 1. Anweisungen an Autoren, wie Artikel abzufassen und zu gliedern sind; 2. Arbeiten, die nach den vorgegebenen Kriterien abgefaßt sind, werden zur Prü- fung angenommen; die Herausgeber sind berechtigt, die Arbeiten formal an die vorgegeben Kriterien anzupassen, 3. die eingereichten Arbeiten sollen nicht nach den Bausteinen des Layouts der für die Publikation gewünschten Zeit- schrift richten, sondern „einheitlichen Richtlinien“ entsprechen. Die Vancouver-Gruppe gibt in ihren aktu- ellen Empfehlungen klare Anweisungen für die Abfassung eines Typoskripts bzw. des Ausdrucks einer Textdatei einer Ar- beit, die zur Publikation eingereicht wer- den soll: Doppelter Zeilenabstand Typoskripte nur einseitig beschreiben Seitenrand von mindestens 25 mm Paginierung oben oder unten rechts Jeder neue Abschnitt der Arbeit be- ginnt auf einer neuen Seite In der Reihenfolge sind einzuhalten: Titelseite, Zusammenfassung und Schlüsselworte, Textabschnitte, Litera- turliste,Tabellen (jede Tabelle auf eige- ner Seite), Bildüberschriften und -le- genden sowie ggf. die Danksagung Mit steigender Zahl der Publikationen und dem zunehmenden Druck, dem sich die Autoren ausgesetzt fühlen, besteht die Gefahr, Forschungsergebnisse zu ver- öffentlichen, die vielleicht voreilig einge- reicht werden, möglicherweise aber auch den Vorwurf des Betrugs auslösen. Jüng- ste Beispiele der Wissenschaftsgeschich- te wirbelten viel Staub in der publizisti- schen Arena auf. Die Aufgabe der Her- ausgeber und Gutachter von Zeitschrif- ten erfordert heute neben fachlichen Wissensfundus und raschem Zugriff auf elektronisch übermittelte Informationen fast einen kriminologischen Instinkt. Diese Entwicklung läuft in die fal- sche Richtung; sie erzeugt gegenüber Wissenschaft und Forschung Mißtrauen und bindet Zeit und Energie von Her- ausgebern, Gutachtern und Verlegern. Bereits vor 20 Jahren setzten sich Her- ausgeber und Chefredakteure medizini- scher Zeitschriften erstmals zusammen, um allgemeingültige Kriterien festzule- gen,nach denen Beiträge zur Veröffentli- chung vorzubereiten sind und die einen Ehrenkodex zur Lauterkeit biomedizini- scher Publikationen darstellen. Sie tra- fen sich in Vancouver, Kanada, und wur- den als Vancouver-Gruppe bekannt. Die ersten Empfehlungen wurden 1979 ver- öffentlicht und immer wieder aktuali- siert, zuletzt 1997 [1]. Die Vancouver- Gruppe erweiterte sich zum heute be- kannten International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE), das zu jährlichen Konferenzen zusammen- trifft.&fn.1: 1 Die sogenannte Vancouver-Klassifi- kation des ICMJE beschreibt drei Grund- sätze, nach denen Arbeiten in biomedizi- nischen Zeitschriften einzureichen sind: Der Radiologe 9·98 | 717 Editorial Abbildungsgröße <203 x 254 mm Erklärung über das Copyright der Ab- bildungen Diskette mit benutzter Software (z.B. ASCII, Word etc.) kennzeichnen (hier- zu die Vorlagen der Verlage benutzen bzw. anfordern) Der Manuskripttitel muß folgende In- formationen beinhalten: 1. Überschrift (klar und informativ) 2. Name des Autors einschl. akademi- scher Grad und Institut 3 Anschrift des federführenden Autors 4. Anschrift des korrespondierenden Autors (bzw. der Information, daß keine Sonderdrucke verfügbar sind) 5. Angabe von Sponsoren und Grants Die strukturierte Zusammenfassung auf der zweiten Seite darf nicht mehr als 250 Wörter umfassen. Die Zielsetzung der Untersuchung, das Untersuchungsmate- rial bzw. Kollektiv, die angewandte Me- thodik, das Studiendesign, die statistische Methodik und Signifikanzberechnung sowie die Schlußfolgerung sind selbstver- ständliche Teile dieses Abstracts. Die eng- lischen Keywords müssen sich nach den Termini des Index Medicus richten. Bei Untersuchungen an Patienten muß die Einleitung oder der Abschnitt „Patienten und Untersuchungsmethodik“ Hinweise Radiologe 1998 · 38: 717–718© Springer-Verlag 1998 1 Die Mitglieder des Kommittees: Annals of Internal Medicine Frank Davidoff British Medical Journal Richard Smith Canadian Medical Ass. Journal Bruce P.Squires Index Medicus Lois Ann Colaianni Journal of the American Medical Ass. George D. Lundberg, Richard Glass Lancet Richard Horton Medical Journal of Australia Martin van der Weyden New England Journal of Medicine Marcia Angell, Jerome P.Kassirer New Zealand Medical Journal Richard G. Robinson Tidsskrift for den Norske Laegeforening Magne Nylenna Western Journal of Medicine Lina Clever

Das korrekte Manuskript für biomedizinische Zeitschriften

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Page 1: Das korrekte Manuskript für biomedizinische Zeitschriften

Udo K. Lindner · Springer-Verlag Heidelberg

Gerhard van Kaick · Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg

Das korrekte Manuskript für biomedizinische Zeitschriften

1. Anweisungen an Autoren, wie Artikelabzufassen und zu gliedern sind;

2. Arbeiten, die nach den vorgegebenenKriterien abgefaßt sind,werden zur Prü-fung angenommen; die Herausgebersind berechtigt, die Arbeiten formal andie vorgegeben Kriterien anzupassen,

3. die eingereichten Arbeiten sollen nichtnach den Bausteinen des Layouts derfür die Publikation gewünschten Zeit-schrift richten, sondern „einheitlichenRichtlinien“ entsprechen.

Die Vancouver-Gruppe gibt in ihren aktu-ellen Empfehlungen klare Anweisungenfür die Abfassung eines Typoskripts bzw.des Ausdrucks einer Textdatei einer Ar-beit, die zur Publikation eingereicht wer-den soll:

● Doppelter Zeilenabstand● Typoskripte nur einseitig beschreiben● Seitenrand von mindestens 25 mm● Paginierung oben oder unten rechts ● Jeder neue Abschnitt der Arbeit be-

ginnt auf einer neuen Seite● In der Reihenfolge sind einzuhalten:

Titelseite, Zusammenfassung undSchlüsselworte, Textabschnitte, Litera-turliste, Tabellen (jede Tabelle auf eige-ner Seite), Bildüberschriften und -le-genden sowie ggf. die Danksagung

Mit steigender Zahl der Publikationenund dem zunehmenden Druck, dem sichdie Autoren ausgesetzt fühlen, bestehtdie Gefahr, Forschungsergebnisse zu ver-öffentlichen, die vielleicht voreilig einge-reicht werden, möglicherweise aber auchden Vorwurf des Betrugs auslösen. Jüng-ste Beispiele der Wissenschaftsgeschich-te wirbelten viel Staub in der publizisti-schen Arena auf. Die Aufgabe der Her-ausgeber und Gutachter von Zeitschrif-ten erfordert heute neben fachlichenWissensfundus und raschem Zugriff aufelektronisch übermittelte Informationenfast einen kriminologischen Instinkt.

Diese Entwicklung läuft in die fal-sche Richtung; sie erzeugt gegenüberWissenschaft und Forschung Mißtrauenund bindet Zeit und Energie von Her-ausgebern, Gutachtern und Verlegern.Bereits vor 20 Jahren setzten sich Her-ausgeber und Chefredakteure medizini-scher Zeitschriften erstmals zusammen,um allgemeingültige Kriterien festzule-gen, nach denen Beiträge zur Veröffentli-chung vorzubereiten sind und die einenEhrenkodex zur Lauterkeit biomedizini-scher Publikationen darstellen. Sie tra-fen sich in Vancouver, Kanada, und wur-den als Vancouver-Gruppe bekannt. Dieersten Empfehlungen wurden 1979 ver-öffentlicht und immer wieder aktuali-siert, zuletzt 1997 [1]. Die Vancouver-Gruppe erweiterte sich zum heute be-kannten International Committee ofMedical Journal Editors (ICMJE), das zujährlichen Konferenzen zusammen-trifft.&fnn.1:1Die sogenannte Vancouver-Klassifi-kation des ICMJE beschreibt drei Grund-sätze, nach denen Arbeiten in biomedizi-nischen Zeitschriften einzureichen sind:

Der Radiologe 9·98 | 717

Editorial

● Abbildungsgröße <203 x 254 mm● Erklärung über das Copyright der Ab-

bildungen● Diskette mit benutzter Software (z.B.

ASCII, Word etc.) kennzeichnen (hier-zu die Vorlagen der Verlage benutzenbzw. anfordern)

● Der Manuskripttitel muß folgende In-formationen beinhalten:1. Überschrift (klar und informativ)2. Name des Autors einschl. akademi-

scher Grad und Institut3 Anschrift des federführenden Autors4. Anschrift des korrespondierenden

Autors (bzw. der Information, daßkeine Sonderdrucke verfügbar sind)

5. Angabe von Sponsoren und Grants

Die strukturierte Zusammenfassung aufder zweiten Seite darf nicht mehr als 250Wörter umfassen. Die Zielsetzung derUntersuchung, das Untersuchungsmate-rial bzw. Kollektiv, die angewandte Me-thodik, das Studiendesign, die statistischeMethodik und Signifikanzberechnungsowie die Schlußfolgerung sind selbstver-ständliche Teile dieses Abstracts. Die eng-lischen Keywords müssen sich nach denTermini des Index Medicus richten. BeiUntersuchungen an Patienten muß dieEinleitung oder der Abschnitt „Patientenund Untersuchungsmethodik“ Hinweise

Radiologe1998 · 38: 717–718© Springer-Verlag 1998

1 Die Mitglieder des Kommittees:

Annals of Internal Medicine Frank DavidoffBritish Medical Journal Richard SmithCanadian Medical Ass. Journal Bruce P. SquiresIndex Medicus Lois Ann ColaianniJournal of the American Medical Ass. George D. Lundberg, Richard GlassLancet Richard HortonMedical Journal of Australia Martin van der WeydenNew England Journal of Medicine Marcia Angell, Jerome P. KassirerNew Zealand Medical Journal Richard G. RobinsonTidsskrift for den Norske Laegeforening Magne NylennaWestern Journal of Medicine Lina Clever

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auf die ethischen Prinzipien der Helsinki-Deklaration (1975 und Revision 1983) undder zuständigen Ethikkommission ent-halten [2].

Die Literaturangaben sind fortlau-fend entsprechend der Reihenfolge ihrerZitierung zu numerieren. Hierzu findensich präzise Beispiele im aktuellen Ver-zeichnis der „List of Journals Indexed inIndex Medicus“, einer Publikation derNational Library of Medicine. An dieserStelle wird vor allem auf die gebräuchli-chen Abkürzungen der zitierten Zeit-schriften hingewiesen. Im Internet ist die-se Liste abzurufen über „http://www.nlm.nih.gov“. Veröffentlichungen, dienoch nicht erschienen sind, als Publikati-on jedoch bereits angenommen wordensind, müssen als „im Druck“ gekenn-zeichnet werden. Quellen, die noch nichtzur Publikation angenommen wurden,sind als „unveröffentlichte Beobachtung“auszuweisen. Zurückhaltung muß bei„persönlichen Mitteilungen“ gemachtwerden; erscheinen solche Daten als we-sentlich, sind der Name der mitteilendenPerson und das Datum der Informationaufzuführen. Eine ausführliche Zusam-menstellung mit Beispielen der Anwen-dung der Vancouver-Regeln wurde vonCreutzfeldt und Gerok vorgelegt [3]. Dasbeste Beispiel geben die Zeitschriftenselbst.

Besonders wichtig ist die Autoren-schaft einer wissenschaftlichen Publikati-on und die Reihenfolge der Nennung ein-zelner Autoren. Für die Autorenschaftmüssen drei Anforderungen erfüllt sein:

● Der Autor ist an der Konzeption, derDurchführung und der Analyse der Un-tersuchung wesentlich beteiligt,

● er hat den Beitrag selbst verfaßt bzw.kritisch überarbeitet und eigenes Wis-sen eingebracht, und

● er stimmt der Veröffentlichung persön-lich zu.

Die finanzielle Unterstützung einer Un-tersuchung rechtfertigt nicht die Auto-renschaft. Die automatische Nennung desLeiters eines Instituts, in dem die Studie

● zwischen beiden Publikationen liegenmindestens 2 Wochen,

● die Herausgeber beider Zeitschriftenhaben schriftlich diesem Vorgehen zu-gestimmt und

● in einer Fußnote mit Nennung derQuelle und des Titels wird auf denSachverhalt hingewiesen.

Nationale Fachzeitschriften müssen ihreLeser über Arbeiten informieren, die be-reits in internationalen, englischsprachi-gen Journals erschienen sind und recht-fertigen nicht nur, sondern fordern fürwichtige Themen auch die Publikationfür ihren Leserkreis, der sich mit dem in-ternationaler Originalienzeitschriftennur zu einem sehr kleinen Teil über-schneidet. Die Fachzeitschrift als Wissen-schaftsforum für die nationale Umset-zung wissenschaftlicher Ergebnisse un-terscheidet sich hier von den Journals mithohem Impact Faktor [5]. Die Herausge-ber der Vancouver-Gruppe haben dieseZweitnutzung originärer Forschungsre-sultate vorausgesehen und mit ihren Re-geln für die Doppelpublikation einen legi-timen Rahmen hierfür gesetzt.

Literatur1. International Committee of Medical Editors (1997)

Uniform Requirements for Manuscripts sub-mitted to Biomedical Journals.N Engl J Med 336: 309–315

2.World Medical Association: Declaration of Helsinki,1964, Revisionen in Tokyo 1975,Venedig 1983

(35.World Medical Assembly); Hong Kong 1989

(41.World Medical Assembly) und Somerset West,

Südafrika, 1996 (48. Hauptversammlung)

3. Creutzfeldt W, Gerok W (1997) Medizinische Publizi-stik – Probleme und Zukunft.Thieme, Stuttgart,

New York

4.International Committee of Medical Journal Editors

(1993) Conflict of interest. Ann Intern Med 118:

646–647

5. Lindner UK (1998) Medizin u. ihre Fachmedien: dieFachzeitschrift als Wissenschaftsforum u. Wirt-schaftsfaktor.Dtsch Med Wochenschr 123: A17–20

durchgeführt wurde, steht zunehmend inFrage. Die Herausgeber einer Zeitschriftgehen dazu über, das Ausmaß des Bei-trags der einzelnen Autoren auszuweisen.Bei Multicenter-Studien müssen die Mit-glieder der Study Group in einer Fußnotegenannt werden; auch hier haben sie denoben aufgeführten Anforderungen zuentsprechen. Ist dies nicht der Fall, sinddie Teilnehmer einer multizentrischenStudie in der Danksagung aufzuführen.Der Herausgeber einer Zeitschrift mußdavon ausgehen, daß der Erstautor ein-vernehmlich von allen Ko-Autoren be-stimmt wurde.

Zum Schluß ein wichtiger Hinweisfür Doppel- oder Mehrfachpublikationen.In nationalen Zeitschriften werden häufigForschungsergebnisse, die an andererStelle bereits veröffentlicht wurden, noch-mals in der Landessprache beschrieben.Dies ist dann korrekt, wenn der Autordies für eine andere Zeitschrift und eineandere Lesergruppe für notwendig undsinnvoll erachtet, wenn dieses Vorgehenklar mit Hinweis auf die Quelle der Erst-veröffentlichung zum Ausdruck kommtund die Herausgeber aller beteiligtenJournals ihr Einverständnis gegeben ha-ben [4]. Die Publikationsflut läßt es trotzder umfassenden elektronischen Mög-lichkeiten zur Recherchen immer wiederzu, daß selbst engagierte Herausgeberund Gutachter übersehen, daß die vorge-legte Arbeit ganz oder zu Teilen bereits ananderer Stelle veröffentlicht wurde. Ausdiesem Grund ist vom einreichenden Au-tor ggf. eine Erklärung zu fordern, daßdiese Arbeit original und erstmalig einge-reicht wird. Doppelpublikationen, auchals gekürzte Fassung, sind aus den ge-nannten Gründen daher zulässig und z.T.nötig, jedoch müssen folgende Kriterienerfüllt werden:

● die Zweitveröffentlichung wendet sichan einen anderen Leserkreis,

● sie entspricht den Daten und Angabender Erstveröffentlichung,

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