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Das Kuschelzelt

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Das KuschelzeltWelcher einzelne Satz würde das Kuschelzelt beschreiben?Meine Idee, das Kuschelzelt ist eine einfache, kostengünstige, kreativ anwendbare Entwicklung im Bereich der Pflege für Patienten im Krankenhaus (geriatrisch, pädiatrisch, neurologisch,…) aber auch in allen anderen extramoralen Pflegebereichen (Hauskrankenpflege,..), die im bzw. während des Krankheitsprozess, „RAUM“ in einer meist fremden neuen Umgebung bietet, für Sicherheit, Geborgenheit, Wärme, Wohlbefinden, aber auch eine Rückzugsmöglichkeit, also für Schutz der Privats- und Intimsphäre sorgt.Das Kuschelzelt sollte primär für Patienten im Krankenhaus eine Rückzugsmöglichkeit in der Krankheitsphase schaffen, so einen schnelleren/besseren Genesungsverlauf unterstützen und für Sicherheit und Geborgenheit sorgen.Welches Problem/Thema löst/greift das Kuschelzelt auf?Das Problem liegt darin, dass Patienten wie z.B. alte, demente, verwirrte Menschen oft schutzlos und hilflos dem Krankenhauspersonal (Pflege-, Ärzte, Therapeuten,…), aber auch anderen Mitmenschen wie z.B. Zimmerkollegen, in einer meist neuen Umgebung akut, von Heute auf Morgen aus dem gewohnten Umfeld herausgerissen und ausgeliefert sind.Am einfachsten lässt sich das Thema/Problem am Intensivpatienten für alle Patienten beschreiben. Stellen sie sich vor, Nach einem schweren Unfall liegen sie plötzlich als Patient analgosediert im künstlichen Tiefschlaf in einem hoch technisierten, steril wirkenden Intensivzimmer. Sie liegen nackt im Bett, bekommen die Intensivstation indirekt im Unterbewusstsein in der Akutphase mit und sind durch das „Gepipse“ der Monitore, das Pfeifen der Beatmungsmaschine bis hin zu den (Pflege-) Tätigkeiten etc. sehr gestresst, weil sie überhaupt kein Raum und Zeitgefühl mehr haben! „Ausgeliefert sein“ also Schutz- und Hilflosigkeit fehlende Rückzugsmöglichkeit und Privatsphäre sind das zentrale Thema/Problem, was mit meiner Idee durch Intim-, Sichtschutz, gelöst werden soll.Ausführliche Beschreibung der Idee vom Kuschelzelt„, mit sich und der neuen Situation auseinanderzusetzen, und z.B. den Emotionen freien Lauf zu lassen, wie Weinen, Ärger, Trauer, Schmerz,…!“Das Kuschelzelt wird in meiner Idee als eingefärbtes großes Tuch über das Krankenbett gespannt und bietet so dem Patienten einen kleinen, eigenen privaten Raum. Das Tuch kann je nach Erkrankung/Typ des Patienten mit den entsprechenden Farben z.B. für Aktivierung/Beruhigung sorgen. Weiters kann das Kuschelzelt mit z.B. Basaler Stimulation®, Bobath Konzept, Aromatherapie, kombiniert bzw. ergänzt werden.Ein Beispiel: Verwirrte (alte) Patienten werden am Abend oft aktiv, da sie sich örtlich und zeitlich nicht auskennen (Desorientiertheit). Oft wird sofort ein Schlaf- und Beruhigungsmedikament verabreicht, ohne an eine „schonendere“ Alternative zu denken! Das Kuschelzelt z.B. in der Farbe hellblau wirkt beruhigend, der verwirrte Der Patient (mit den Angehörigen) muss in der (akut) Krankheitsphase die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen Patient wird ins Bett gebracht, aufgeklärt und das Zelt halboffen angebracht und als Abrundung ein Tupfer mit einem Tropfen „Lavendelöl“ neben das Kissen gelegt,. Zum Einschlafen kann Licht noch ein wenig angelassen bleiben, das beruhigende Arome des Lavendelöl kann sich optimal im Zelt entfalten und das Licht wird ausgeschaltet, wenn dieser schläft.Anderes Beispiel: Stuhlgang, sie sind „bettlägerig“ und können/dürfen nicht aufstehen und müssen im Bett Stuhl absetzen. Viele Patienten können das ohne Sichtschutz nicht, da es ein sehr intimer Bereich ist. Achtung: Das Kuschelzelt darf nicht bei Patienten mit Platzangst (Klaustrophobie), bei sehr unruhigen und nicht kooperativen Patienten, oder bei Ablehnung (Patient/Angehörige) verwendet werden!Was müssten die ersten wichtigen Schritte für die Umsetzung sein?Man müsste alle Menschen dieser Welt über dieses wichtige Thema im Bereich der Pflege für „Sicherheit und Geborgenheit“ sorgen im Krankheit

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1. Einleitung

Wie kam ich auf die Idee, ein Kuschelzeltfür den Patienten zu entwickeln?

Wie vieles im Leben war es Zufall. Beieinem Campingausflug vor gut einem Jahrlag ich in einem Campingzelt und warüber die Effektivität und die einfacheHandhabung begeistert. Ergänzend mussich erwähnen, dass ich zuvor noch niegecampt habe und so die Vorzüge einesZeltes nicht kannte. Als ich nun wieder zu Hause war undmeine Wohnung umräumen wollte, fielmir ein, dass ich eigentlich zur Ab-wechslung selber was anfertigen könnte.Es soll kostengünstig sein und es sollnatürlich kein anderer haben. Da überleg-te ich mir, in der Ecke über meinerSitzgarnitur eine halb offenes Zelt selberanzufertigen.Ich organisierte ein altes Leintuch von zuhause und kaufte im BastelladenStofffarben für das Bemalen. Für denPrototyp engagierte ich meine Mutter zum

Einfärben des alten Leintuches. Die indivi-duelle Farbgebung überließ ich meinenkleinen Geschwistern und deren Freunden.Natürlich bekamen sie zum kreativenGestalten entsprechende, kinderfreundli-che Farben und sie hatten dabei auch sehrviel Spaß. Nun war es soweit, mein buntesund farbenfreudiges Leintuch als „Zelt“über meine Wohnlandschaft aufzuhängen.Ich war begeistert von der tollen, einfa-chen und kreativen Raumgestaltung. Ichhatte nun eine Ecke, in die ich michzurückziehen konnte.Besonderes Feedback bekam ich auch vonmeinen Freunden, Arbeitskollegen undBesuchern.So kam mir vor gut sechs Monaten derGedanke, ein ähnliches Zelt für einenPatienten anzufertigen und auszuprobie-ren. So war der Grundgedanke geborenund ich konnte mit der Organisation bzw.Umsetzung beginnen.

2. Grundgedanken

„Was sich bei mir selber positiv auswirkt,kann dies vielleicht auch bei meinenPatienten auslösen bzw. bewirken“.

n Einer meiner primären Grundgedankenwar sicher, einen „privaten Raum“ zuschaffen, in dem sich der Kranke(Patient) zurückziehen konnte.

n Mit dem Ziel, dass dort der zuBehandelnde sich in Sicherheit fühltund alleine bzw. mit seinen Ange-hörigen sein kann. Diesen eigenenRaum sollte das Zelt darstellen. DiesesLeintuch, was über das Bett gespanntwird, bildet das Zelt. Die kreativeGestaltung sollte in netten, positivenFarben, wenn möglich auf den Patien-ten abgestimmt, angefertigt werden.

n Es muss mit anderen Pflegekonzeptenund Systemen vereinbar sein (BasaleStimulation®, Aromapflege ...).

n Natürlich sollte es moderne Pflege-hilfsmittel, Lagerungsbehelfe undAntidekubitusmatratzen- Betten in derFunktion unterstützen und ergänzen.

n Hygienisch sollte es den Anforderungenin der Reinigung und der Anwendungbeim Patienten entsprechen.

n Soll für andere Pflegekräfte Ansporn fürMotivation und Kreativität im Pflege-beruf sein.

n Den Angehörigen zeigen, dass mangewillt ist, alles für den Klienten zu tun.Vielleicht diese sogar in die Anfertigunginvolvieren, wenn das Interesse diesbe-züglich besteht(Erklärung: Beziehungsaufbau Perso-nal–Angehörige, Stressbewältigung inder Akutphase des Krankheitsprozesses)

n Kann anderen Berufsgruppen imKrankenhaus zeigen, was alles mit indi-vidueller Pflege möglich ist.

n Dieses Zelt sollte in der Anfertigungeinfach, in der Umsetzung finanziellgünstig sein.

3. Was benötigt man für dieAnfertigung

Ein (altes) Leintuch – Bettlacken; Wasch-maschine zum Einfärben der Grundfarbe;Bügeleisen und ein Stofftuch zum fixierender Handfarben und beim abschließendenBügeln;Pinsel, Schüsseln für die Farben, Kartonszum Unterlegen, altes Zeitungspapier; Textil-Stoff-Malfarben in verschiedenenFarben;Am Krankenbett braucht man einenBettbügel oder Infusionsständer, die linksund rechts aufgestellt werden. Darüberkann das Tuch gespannt werden.

Pflegepreis

1. Preis KCI Austria Award 2001

Das Kuschelzelt für den PatientenEin selbst angefertigtes Pflegehilfsmittel,

das in vielen Pflegebereichen verwendet werden kann.DGKP Dietmar Lengauer, BKH Kufstein, Abteilung für Chirurgische Intensivmedizin

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TIMES Pflegepreis

4. Wie wird das Zeltangefertigt

Für die Vorbehandlung soll das Leintuchappreturfrei, sauber und fleckenlos sein.Mit Weichspüler, Stärke oderImprägnierung behandelte Textilien soll-ten vor dem Färben ggf. mehrmals mitWaschmittel gewaschen werden, bis sichkeine Rückstände mehr in der Faser befin-den. Ein Leintuch wiegt ca. 500g. Je nachIntensitätsgrad der gewünschten Färbungwerden 1 Beutel Farbstoff und 2 BeutelReaktionsmittel verwendet, dazu kommtnoch 1 kg Salz.Als erster Schritt wird das Leintuch 10Min. in kaltem Wasser eingeweicht.Anschließend werden Farbstoff undReaktionsmittel direkt aus der Packung indie Waschtrommel geben. Dazu kommtnoch das Salz und darauf legt man dastropfnasse Tuch. Es wird das 60° C-Programm ohne Vorwäsche eingestellt undanschließend kann der Waschvorgangsofort starten. Keine Schon- undSparprogramme verwenden. NachProgrammablauf das Leintuch in derMaschine liegen lassen und mit einemfarbschonenden Feinwaschmittel beihöchstzulässiger Temperatur noch einmalwaschen. Zum Schluss soll das selber ein-gefärbte Leintuch nicht in der direktenSonne zum Trocknen aufgehängt werden.Die ersten beiden Wäschen separat durch-führen (Farbrückstände könnten die ande-re Wäsche verfärben) und stets farbscho-nende Feinwaschmittel verwenden.Nun kann mit dem Auftragen der Stoff-und Druckfarbe begonnen werden.Die universelle Stoff- und Druckfarbenach dem Aufschütteln je nach gewünsch-tem Muster auf das eingefärbte Leintuchauftragen. Dies kann je nach Lust undLaune oder Inspiration mit den Fingern,Füßen oder anderen Techniken durchge-führt werden. Der Fantasie und Kreativitätsind hier keine Grenzen gesetzt. Es emp-fiehlt sich, nicht zu bunt, schrill und nichtzu eintönige, dunkle Farben zu verwen-den. Nach dem Trocknen mit dem Bügeleisenfixieren und so z. B. bei Baum-wolltemperatur für ca.3.min über einemdünnen Tuch. Anschießend wird das nunfertige Leintuch noch einmal gewaschen.

Nach dem neuerlichem Trocknen bügelnund fertig ist das Kuschelzelt.

5. Organisatorische Vorarbeitfür die Umsetzung auf der

Station

Was ich mir mit der Zeit alles überlegthatte musste ich nun an den Manngebracht werden. Als erstes erklärte ichmeinen Arbeitskollegen und meinerStationsleitung meine Vision desKuschelzeltes. Danach wurden Be-willigungen von der Pflegedirektion unddem zuständigen Primar und den Ärzteneingeholt. Natürlich wurden dieMitarbeiter der Station im Rahmen einerStationsbesprechung darüber aufgeklärtund es wurde abgestimmt, das Kuschelzeltauf unserer Intensivstation alsPflegepilotprojekt auszuprobieren. Für dieersten Kuschelzelte organisierte und enga-gierte ich mir die nötigen Materialien. Ichbat, Volkschullehrerinnen und Kinder-gärtnerinnen mit den Kleinen dieseLeintücher individuell, bunt zu gestalten.Zum Schluss erfolgte die hygienischeBewilligung bei der Hygienefachfrau.Diese Fachfrau gab die essentiellen hygie-nischen Grundanforderungen vor, die dasKuschelzelt am Krankenbett zu erfüllenhatte.Als ich grünes Licht von allenAnlaufstellen hatte, konnte ich mit demweiteren Vorgehen am Krankenbett undam Patienten beginnen.

6. Praktische Umsetzung aneinem Patientenbeispiel

Das Zelt für den Patienten wird nur fürsolche Klienten angewandt, die gewisseKriterien erfüllen.So zum Beispiel wird das Zelt nur beiPatienten angebracht die lange auf derIntensivstation verweilen. Natürlich ist dasbemalte Leintuch nicht das wichtigste inder Akutphase eines polytraumatisiertenKlienten und hat hier mehr den optischenEffekt, den Angehörigen eine neutraleBlickzone anzubieten. Vielmehr gewinntdas Kuschelzelt in der Weaningphase fürden Patienten der meist gestresst ist anBedeutung. Denn hier kann gezielt derWach und Schlafrhythmus beeinflusst

werden, der besonders durch die vorange-gangen Anlagosedierung gestört ist.Wichtig ist die positive Einstellung derAngehörigen und des Patienten diesbezüg-lich. Die nötigen Informationen werden imRahmen des Erstgespräches ermittelt. DieLieblingsfarben des Patienten und sonstigeinteressante und spezielle wissenswerteInformationen, werden für das Kuschelzeltim Unterpunkt Basale Stimulation® inunserem Krankenhaus erhoben. Sollte derPatient geeignet sein, wird mit denAngehörigen oder der Bezugperson einpassendes Leintuch ausgesucht. Ich hatteschon eine Dame, die für Ihren Mann sel-ber ein eigens Kuschelzelt anfertigte.Sehr gut geeignet ist das Zelt auch für ver-wirrte und wahrnehmungsgestörtePatienten. Zum bevorzugten Klientelgehören zudem neurologische, geriatrischeund pädiatische Patienten. Meine momen-tanen Versuche gehen bis hin zur Pflegedes sterbenden Patienten.

7. Einzellfalldarstellung aneinem „aktuellen Patienten“

Patient: L. J., 68 Jahre alt, männlich, nacheinem Arbeitsunfall seit 10 Tagen auf derIntensivstation.

Medizinische Anamnese:Z.n. Oberschenkelmarknagelung links undZ.n. UTN rechts;V.a. Post-Emboliesndrom, V.a. postoperati-ve Myocardischämie, Z.n. MODS,

Neurologischer Status:Öffnet die Augen spontan, hat eine geziel-te Schmerzabwehr, sprachliche Reaktionnicht feststellbar, da Klient Tracheostomahat und nonverbal keine eindeutigenZeichen gibt, Pupillen reagieren promptund seitengleich, der Wachheitszustandsomnulent, Parese linke OE und UE,Aphasiezeichen sind zur Zeit nicht eindeu-tig zu beurteilen, Sensibilität ist gegeben,da Klient auf Schmerzreize reagiert.

Pflegerischer Istzustand:Klient wach, sehr unruhig, zeitlichund örtlich nicht orientiert, nonverba-le Kommunikation teilweise möglich,hämodynamisch stabil, kein Fieber, respi-ratorische Situation: Klient atmet rhyth-

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TIMESmisch selber und erhält regelmäßig CPAP-Therapie; Linke Körperhälfte ist plegisch,rechte obere Körperhälfte gut beweglichuntere rechte Körperhälfte beginnt sicheine Beugekontraktur zu entwickeln.Klient ist in der Familie versorgt. Hat eingutes soziales Umfeld. Es bestehen einigebrauchbare Ressourcen, die in der Pflegeangewandt werden können. Seine Fraukann gut in den Pflegeablauf involviertwerden und stellt einen wichtigen morali-schen Motivator dar. Deshalb haben wirFrau L. A. das Pflegekuschelzelt angebo-ten. Aus den nötigen Informationen, diewir von Ihr bei der Anamnese erhaltenhaben, haben wir für diesen Patienten einindividuelles Pflegeprogramm (festgehal-ten im Pflegeplan, Schwerpunkte BasaleStimulation® und Aromapflege) erstellt.So konnten einige Beispiele im Verlauffestgestellt werden: Bei der beruhigendenWaschung können die Aromen derPflegemittel unter dem Zelt ihre Wirkungentfalten. Auch in den heißen August-tagen kann der Patient getrost ohneNachthemd im Zelt liegen, da ja soSichtschutz besteht und so seine Privat-,Intimsphähre gewahrt wird. Außerdemschläft der Patient im Sommer zu Hauseimmer ohne Nachthemd. Um noch bei derAromapflege zu bleiben, wurden bei HerrnL. einfache ätherische Öle als Be-ruhigungsmittel angewandt. In diesesKuschelzelt kann man ein Taschentuch mitzwei Tropfen Berglavendelöl legen und dieberuhigenden Aromen entfalten lassen(Bitte beachten: dieses Taschentuch nacheiner halben Stunde wieder entfernen, dader Klient nach andauernder Anwendungnicht mehr reagiert. Besser öfter und nichtzu lange anwenden). Dadurch wird derKlient ruhiger und es müssen nicht unbe-dingt starke orale oder intravenöseMedikamente angewandt werden. So kannin einem Mehrbettzimmer unter jedem Zelteine andere Aromapflege, dem Patientenangepasst, durchgeführt werden, ohne dases den anderen stört bzw. beeinflusst.Bemerkenswert waren die Erfahrungenbeim Stuhlabsetzen. Auch wenn derPatient nicht aufstehen konnte und immernoch unter leichtem Morphineinflussstand, konnte der Patient mit relativ wenigzusätzlichen Aufwand (Ubretid®, ...) Stuhlunter dem Zelt absetzen. Wie die Praktiker

wissen, ist das Stuhlabsetzen im Kranken-bett eine heikle Angelegenheit. Aber wieich feststellen musste, kann durch zusätz-lichen Sichtschutz (Intimsphähre) diesemProblem relativ einfach entgegengewirktwerden, auch wenn der Patient wahrneh-mungsgestört ist (Schamgefühl steckt tiefim Bewusstsein). Von Seiten der Kreislaufsituation konnteim Verlauf bei der Pflege mit demKuschelzelt eine eindeutige Beruhigungaufgezeichnet werden. Dass heißt, derKlient war nicht tachykard, Blutdruck imNormbereich und Atemfrequenz ruhig undgleichmäßig. Weniger Stresssymptomewaren diesbezüglich bemerkbar. Subjektivwurde von den betreuenden Pflegekräftenein entspannter Gesichtsausdruck unterdem Zelt beim Schlafen beschrieben.Dies waren die bemerkenswerten Fest-stellungen, die von mir und demPflegeteam in der Pflegedokumentationfestgehalten wurden.

8. Erklärung der Bilder

Einzelzimmer von unserer Intensivstationmit Standardpatientenplatz. Farbe des

Leintuches ist die Lieblingsfarbe des HerrnL. J. mit Aufdruck von Kinderhänden undKinderfüßen. Dieses Muster ist besondersgut für neurologisch eingeschränkteKlienten geeignet, da es zum Beispiel beihemiplegischen Patienten einen visuellenEffekt oder Reiz bewirkt. Es soll denErkrankten die eingeschränkte Seite inErinnerung rufen oder besser gesagt, ihnveranlassen, dass er diese Seite nicht ver-gisst. Gut zu sehen ist bei diesemPatienten, wie er sich in der Links-seitenlage in das Bett hineinkuschelt. DerKlient schläft und lässt sich in seinem Zeltnicht durch die Fotoaufnahmen stören.

9. Allgemeine Feststellungen

Es lässt den kühlen, eintönigen und mitdiversen medizinischen Geräten ausgerüs-teten Patientenplatz etwas anschaulicher,angenehmer oder sogar menschlicher wir-ken.Es wird positiv von anderen Mitarbeiternangenommen und wird von verschiedenenBereichen wahrgenommen.Das Leintuch könnte zur Abwechslung alsTagesdecke für das Patientenbett verwen-

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det werden. Es muss nicht immer nur dieeinfärbige weiße oder gelbe Kranken-hauswäsche sein.Das bunte Tuch lässt sich auch zurRaumgestaltung vielseitig umfunktionie-ren. So zum Beispiel kann es über dieTrennwände gehängt werden und dadurchdie Raumaufteilung einladender wirkenlassen. Denkbar wäre es sogar als Bild(Kunstwerk) an die Wand zu hängen. Ichkönnte mir vorstellen, das Kuschelzelt aufKinderstationen oder in Zusammenarbeitmit Ergotherapie und Patienten anzuferti-gen.Eine abwechslungsreiche Möglichkeit wärees, einmal in einem ruhigen Dienst dieHandmalerei vom Pflegepersonal selberanzufertigen. So könnte man dieTeamfähigkeit, die Kreativität fördern unddie Arbeitsmoral steigern. MancheArbeitskollegen haben sich ein Kuschelzeltfür privat zu Hause selber angefertigt.

10. Hygiene

Hauptaugenmerkmal lag in der Reinigungder eingefärbten Leintücher. Da von Seitender meisten Farbfirmen ein Waschen mit

90°C möglich ist, konnte dieser Punktrecht komplikationslos umgesetzt werden.Die Verwendungsdauer des „Zeltes“ ist klargeregelt. Wir das Zelt über das Bettgespannt, darf es 48 Stunden verwendetwerden. Anschließend wird es gegen einfrisch gewaschenes ausgetauscht. Wird dasTuch nach der Genesung des Patienten nurnoch zur Raumgestaltung genutzt, kann esdurchaus länger als 48 Stunden beimKlienten bleiben.

11. Kosten des Kuschelzeltes

Betragen ca. 7,20 Euro für die Grundfarbedes Leintuches, zudem kommt noch unge-fähr ein Betrag 5,50 Euro pro Handfarben.Je nach Firma der Farben ergibt sich einfinanzieller Aufwand für die Farben vonungefähr 12,70 Euro. Die Farben stellensicherlich einen Kostenfaktor dar. Alte,ausgediente Leintücher habe ich bis jetztnoch immer geschenkt bekommen (da manmeistens schon genügend Putztücher hat).Bis jetzt habe ich die Leintücher noch sel-ber angefertigt oder wurde von freiwilli-gen Mitarbeitern unterstützt. Sollte das

Kuschelzelt für die Patienten ein gesamtesKrankenhaus eingeführt werden, müssteman den Arbeitsaufwand und diePersonalkosten der Wäscherei diesbezüg-lich ermitteln.

12. Resümee

Die Arbeit hat sich für mich gelohnt;Hat erstaunliche Reaktionen bei allenBeteiligten verursacht (Patient, Ange-hörige, Mitarbeiter, ...); Medizinische positive Veränderungen wiez. B. Abnahme der Stresssymptome gabenreichlichen Diskussionsstoff; Wird vielleicht für vereinzelte Stationen inunserem Krankenhaus Verwendung findenoder sogar im ganzen Krankenhaus umge-setzt;Das Kuschelzelt für den Patienten istsicher ausbaufähig z. B. in individuellerFarbgebung;Pilotprojekt wird sicher noch einige Zeitauf der Station weiterlaufen, um ausrei-chend Daten über Effekt und Einfluss desZeltes zu erheben;

Es war eine private Erfahrung die mich,wie in der Einleitung beschrieben, bewegthat, das Kuschelzelt im Pflegealltag amPatienten auszuprobieren und in denPflegealltag umzusetzen. Ich bin deshalbder Meinung, dass in unserem high-tech-nischen-Intensivpflegealltag oder/undStationsalltag für selber angefertigtePflegehilfsmittel immer ein wenig Platzsein sollte. Man kann sehen, dass durcheinfache, individuelle und kleine Ver-änderungen im Pflegeablauf immer wiederwas Neues und Gutes für den Patientenbewirkt werden kann.Diese Bemühungen bleiben nicht nur posi-tiv im Gedächtnis des Klienten sondernauch in den Köpfen der Angehörigen undwird als „Markenzeichen“ für denPflegeberuf von außen gesehen, das heißtes wird so in die Öffentlichkeit getragen.Es steht für Pflegequalität, die jeder vonuns umsetzen kann bzw. soll und so alsGrundprinzip unseres Pflegeberufes unddessen Berufsbild steht.

(Farbfirmen: Fashion Color für dasLeintuch und Marabu von Textil für dieFingerfarben). n