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PRAXISRELEVANTE FORSCHUNG ZUM ÜBERGANG IN AUSBILDUNG, STUDIUM UND BERUF DAS NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG

DAS NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG DER … · praxisrelevante forschung zum Übergang in ausbildung, studium und beruf das netzwerk bildungsforschung der baden-wÜrttemberg stiftung

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PRAXISRELEVANTE FORSCHUNG ZUM ÜBERGANG IN AUSBILDUNG, STUDIUM UND BERUF

DAS NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG

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IMPRESSUMERGEBNIS SE UND ERKENNTNIS SE AUS DEM PROGR AMM NE T Z WERK BILDUNGSFORSCHUNG

HER AUSGEBERINBaden-Württemberg Stiftung gGmbHKriegsbergstraße 4270174 Stuttgart

VER ANT WORTLICHProf. Dr. Ulrich Trautwein, Universität TübingenDr. Andreas Weber, Baden-Württemberg Stiftung

REDAK TIONIngrid Bildstein, Universität TübingenSarah Günster, Landesinstitut für SchulentwicklungDr. Katharina Lambert, Universität TübingenFrank Pfänder, Landesinstitut für SchulentwicklungUlrike Vogelmann, Baden-Württemberg StiftungChristina Warren, Universität Tübingen

KONZEPTION UND GESTALTUNG srp. Werbeagentur GmbH, Freiburgwww.srp.de

DRUCKEREIBurger Druck, Waldkirch

BILDMATERIALTitelbild, S. 003, 014, 034, 054: shutterstockS. 008, 011, 013, 074: Baden-Württemberg Stiftung

© September 2015, Stuttgart

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./ Inhalt

INHALT

VORWORT BADEN-W ÜRT TEMBERG STIF TUNG 006

EINLEITUNG 008

NACHW UCHSFÖRDERUNG 012 PROJEK TBESCHREIBUNGEN

1. Ausbildungsabbrüche im Berufssegment Maler/Lackierer 016

2 .Ausmaß und Ursachen ethnischer Ungleichheit in beruflicher Bildung 018

3. Auswahlprozesse in der Lehrstellenvergabe 020

4. Berufsfeldspezifische Förderung und Berufsorientierung von Lernenden 022 in Abgangsklassen der Werkreal- und Gemeinschaftsschule (BeFöOr)

5. Determinanten und Konsequenzen von Übergangsentscheidungen und 024 Ausbildungsverläufen von Realschulabsolventen

6. Diagnose von und Umgang mit Schülerfehlern als Facette der 026 professionellen Kompetenz von Lehrkräften

7. Die Nutzung von Öffnungsoptionen in Bildungssystemen – 028 ein binationaler Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland

8. Förderung der Lern- und Leistungsmotivation für einen erfolgreichen 030 Übergang in die Berufsausbildung

9. Förderung lernschwacher Auszubildender im Berufsfeld Metalltechnik (FlAM) 032

10. Gemeinsam stark durch Sprache 036

11. Individuelle Bildungsverläufe im Übergangssystem: Zur Wechselwirkung 038 von individuellen und sozialen Merkmalen und institutionellen Bedingungen (IBIS)

12. Kognitive Grundfähigkeit, deklaratives Wissen und leistungsrelevante 040 Präferenzen als Determinanten der Ausbildungsfähigkeit

13. LiST: Life Skills als Transitionshilfe? 042

14. Machbarkeitsstudie für ein Baden-Württemberg-Panel 04 4

15. Mathematische Basiskompetenzen in der Berufsausbildung mit unterschiedlichem 046 Anforderungsniveau im Vergleich zu Schülern allgemeinbildender Schulen

16. Motivations- und Interessenprofile der Schüler in 8. Klassen allgemeinbildender Gymnasien 048 und beruflicher Gymnasien der sechsjährigen Aufbauform (6BG-Studie)

17. Pädagogisch-psychologisches Wissen von Lehrkräften im berufsbildenden Bereich 050

18. PIAAC-L – Kooperative längsschnittliche Weiterverfolgung der PIAAC-Studie in Deutschland 052

19. Qualifikationsentwicklung und Übergänge 056

20. Schulische und berufliche Bildung, Übergänge und Arbeitsmarktergebnisse 058

21. Steigerung der sozialen, personalen und methodischen Kompetenzen bei 060 Schülern von Haupt-, Werkreal- und Sonderschulen sowie beruflichen Schulen

22. Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben (TREE) 062

23. Übergänge am Ende der Sekundarstufe I in weiterführende Schulen und 064 die berufliche Bildung

24. Übertritt in das Übergangssystem oder in die duale Ausbildung 066

25. Verstehensleistungen im Kontext von Wissenserwerbsprozessen 068

26. Wirtschaftsbürgerliche Kompetenz von Jugendlichen 070

27. Zurückweisung an der 1. Schwelle – Wahrnehmung und Verarbeitung 072 aus der Sicht von betroffenen Jugendlichen (ZadeS)

PROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG

AS S OZIIERT ES PROJEK TPROJEK T

Gliederung der Projekte in alphabetischer ReihenfolgeBezeichnung von Projektarten:

HINWEISIn Überschriften, Aufzählungen und bei Berufsgruppen wird aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form erwähnt.

0 0 6 . . 0 0 7

./ Vorwort Baden-Württemberg Stiftung

das Netzwerk Bildungsforschung (NeBf) hat sich seit seinem Start als eine beachtliche wissenschaftlich-interdisziplinäre Struktur in Baden-Württemberg ent-wickelt. Es wurde von der Baden-Württemberg Stiftung im Jahr 2011 mit einem Volumen von 1,5 Mio. Euro auf den Weg gebracht. In dieser Publikation stellen sich die Projekte aus dem Netzwerk Bildungsforschung vor. Gleichzeitig werden die ersten Ergebnisse aus der For-schung exklusiv publiziert.

In den derzeit 27 Forschungsprojekten bearbeiten Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, Standorte und fachlicher Zugänge Themen der Empirischen Bildungsforschung. Davon werden 15 Forscherteams an baden-württembergischen Hochschulen im Rahmen des NeBf von der Baden-Würt-temberg Stiftung finanziert. Darüber hinaus sind zwölf weitere Projekte mit dem Programm assoziiert, die zum Teil auch in Forschungseinrichtungen außerhalb Baden-Württembergs angesiedelt sind. Sie zeichnen sich neben einer inhaltlichen Nähe und Relevanz für das Netzwerk durch aktive Mitarbeit etwa bei den Netzwerktreffen aus.

Im Netzwerk Bildungsforschung werden umfassende Expertisen zum Themenbereich „Übergänge in die berufliche Bildung und den Beruf“ gebündelt. Die Fokussierung auf dieses thematische Feld ist kein Zufall: zum einen unterstreicht dies die Bedeutung der beruf-lichen Bildung. Zum anderen wird damit ein Bereich der Empirischen Bildungsforschung bearbeitet, der auch bundesweit bislang noch zu wenig Beachtung findet. Ein wichtiges Anliegen der Baden-Württemberg Stif-tung ist es, mit dem Programm NeBf den akademischen Nachwuchs in der Empirischen Bildungsforschung zu fördern. Ziel ist es, mittel- und langfristig die Ressourcen und Kapazitäten in diesem Feld auszu-bauen. Dies soll wiederum zur Verbesserung des Schul- und Ausbildungssystems – insbesondere in Baden-Württemberg – beitragen.

Die thematische Ausdifferenzierung der Arbeiten reicht von der Betrachtung von Übergängen nach der Sekun-darstufe I über die Modellierung pädagogisch-psycho-logischen Wissens von Lehrkräften bis hin zur Darstel-lung von Auswahlprozessen bei der Lehrstellenvergabe. Die Forschungsprojekte aus dem Netzwerk Bildungs-forschung gehen dabei beispielsweise Fragen zum Einfluss sozialer, schulischer und außerschulischer Kontextfaktoren auf den Bildungsverlauf nach. Sie untersuchen die Entwicklung und Relevanz spezifischer Kompetenzen für den schulischen und den Ausbil-dungserfolg. Andere betrachten die Wirkung pädago-gischer Interventionen und Institutionen im Über-gangssystem.

Das Landesinstitut für Schulentwicklung ist mit der Programmträgerschaft für das Netzwerk Bildungs- forschung von der Baden-Württemberg Stiftung beauf-tragt. Das an der Universität Tübingen angesiedelte Netzwerkbüro gestaltet den organisatorischen und wissenschaftlichen Rahmen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beider Einrichtungen danken wir für die sehr gute, zuverlässige und kontinuierliche Unter-stützung bei der Umsetzung des Programms, insbeson-dere auch bei der sorgfältigen Vorbereitung dieser Bro-schüre.

Wir hoffen, dass die vorliegende Publikation zu einem Transfer der Erkenntnisse aus dem Netzwerk Bildungs-forschung in die bildungspolitische Diskussion und damit zum Prozess der Verbesserung unserer Bildungs-landschaft beiträgt. Wir wünsche Ihnen eine anre-gende Lektüre.

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

Christoph Dahl, Geschäftsführer Baden-Württemberg Stiftung

Dr. Andreas Weber, Abteilungsleiter Bildung Baden-Württemberg Stiftung

Christoph Dahl Dr. Andreas Weber

0 0 8 . . 0 0 9

./ Einleitung

Erkenntnisgewinn und Netzwerkbildung in einem bisher zu wenig erforschten Gebiet lauteten die beiden zentralen Ziele, die bei der Gründung des Netzwerks Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung vor knapp vier Jahren im Mittelpunkt standen. Die Übergänge zwischen allgemeinbildender und beruf-licher Bildung waren und sind trotz ihres hohen Stellenwerts in der bildungs- und arbeitsmarktpoli-tischen Debatte bisher nicht so gut erforscht, wie es wissenschaftlich möglich und in praktischer Pers-pektive wünschenswert wäre. Es fehlte an einer ver-lässlichen, nachhaltigen Forschungsförderung, die hohe wissenschaftliche Qualität und hohe gesell-schaftliche Relevanz gleichermaßen zum Ziel hat, und ergo an verlässlichen Daten genauso wie an ent-sprechender Expertise.

Beim Netzwerk Bildungsforschung, das den Fokus auf nutzeninspirierte Grundlagenforschung legt, ging es also von Anfang an nicht nur um die spezifische Förde-rung einzelner Projekte, sondern auch darum ein Netz-werk für einen wichtigen, aber bisher wenig beachte-ten Themenbereich zu bilden. Wir wollen Kompetenzen bündeln, die Qualität der Forschung stetig verbessern und durch gemeinsame Forschungsaktivitäten syste-matisch aussagekräftige Daten generieren und damit vermehrt steuerungsrelevantes Wissen – insbesondere für Baden-Württemberg – generieren. Auch die Förde-rung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist eine der Kernaufgaben des Forschungsnetzwerks. Durch diese Anstrengungen soll der Empirischen Bildungsforschung in Baden-Württemberg im Bereich der Übergänge von Schule in Ausbildung und Beruf deutschlandweit inner-halb weniger Jahre eine Führungsrolle zuwachsen.

Der Anfang ist nun gemacht. In den knapp vier Jahren seines Bestehens wurde ein großes, funktionierendes Netzwerk geschaffen, an dem 27 Projekte beteiligt sind. Über 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich auf mehreren Netzwerktreffen ausge-tauscht; zahlreiche Kooperationen zwischen verschie-denen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind entstanden. Dazu kommen Erfolge, die sich nicht in Zah-len ausdrücken lassen – seien es Kompetenzgewinne durch den regelmäßigen Austausch, die im Netzwerk gelebte Interdisziplinarität oder die Zusammenarbeit über Projektgrenzen hinweg. Durch aufeinander abge-stimmte Forschungsprojekte zu zentralen Fragestellun-gen und die Generierung von neuen Untersuchungs-instrumenten, wie beispielsweise Kompetenztests in der beruflichen Ausbildung, sowie durch die Nutzbar-machung vorhandener Daten hat sich die Situation im Forschungsbereich bereits deutlich verbessert.

NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG

0 1 0 . . 0 1 1

./ Einleitung

Von der Relevanz des Netzwerks für Politik und Verwal-tung zeugen erste Ergebnisse der beteiligten Projekte: So zeigt etwa eine Studie an beruflichen Gymnasien (6BG), dass das Interesse von Schülerinnen und Schülern an Mathematik und Naturwissenschaften in der achten Klasse an technischen Gymnasien der sechsjährigen Aufbauform überdurchschnittlich stark zunimmt. Ein anderes Projekt konnte Belege für eine Benachteiligung von Migranten bei der Lehrstellensuche erbringen. Die Ergebnisse der Studie „TREE“ wiederum geben detail-liert Aufschluss darüber, unter welchen Bedingungen der Übergang in die Ausbildungs- und Erwerbsphase gelingt.

Mit diesen Befunden an der Hand geht es darum, bis-lang fehlende Expertise aufzubauen und in das System zurückzuspeisen – ein langfristiger Prozess, der in der Regel mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Kompetenz-aufbau und Kommunikation mit der Praxis gehen im Netzwerk Hand in Hand, wovon alle Seiten profitieren. Die Unterstützung des Netzwerks Bildungsforschung durch die Baden-Württemberg Stiftung führt zu einer Professionalisierung auf breiterer Ebene und hilft den personellen Nachwuchs auszubilden, der an zentralen Stellen in der Bildungsforschung und den Kultus- und Schulverwaltungen im Land Baden-Württemberg benötigt wird. Ein stabiles Netzwerk Bildungsforschung legt damit auch den Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung im Bildungsbereich auf lange Sicht.

Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Prof. Dr. Reinhold Nickolaus Prof. Dr. Beatrice Rammstedt Prof. Dr. Ulrich Trautwein (Netzwerksprecher)

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./ Nachwuchsförderung

Den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern ist eine zentrale Säule des Netzwerks Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung mit einer klaren Vision: Will man praxisrelevante und nachhaltige Bildungsforschung auf hohem Niveau betreiben, kommt es auf die exzellente Ausbildung der nächsten Forschergeneration an. Das Netzwerk will daher Heimat von Spitzen-Nachwuchs sein, der in der Wis-senschaft, aber auch in Praxis und Verwaltung Füh-rungspositionen übernehmen kann.

Mittlerweile gehören dem Netzwerk über 30 junge Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler aus diversen Disziplinen mit unterschiedlichen fachlichen Zugängen an. Sie treiben zum einen als wissenschaftliche Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter die Hauptprojekte an und leisten dabei hervorragende Arbeit, bei der sie mehr und mehr Verantwortung übernommen haben. Zum ande-ren haben sie insgesamt sechs eigene Projekte eingewor-ben, an denen meist mehrere Nachwuchswissenschaft-lerinnen und Nachwuchswissenschaftler arbeiten. Die thematische Bandbreite reicht dabei von der Ur-sachensuche und Verarbeitung von Ausbildungsab-brüchen über die mathematischen Basiskompetenzen von Auszubildenden bis hin zur Untersuchung von Lern- und Leistungsmotivation bei Jugendlichen an der Schwelle zur Ausbildung.

Genauso wie das Übernehmen von Projektverantwor-tung gehören Nachwuchsworkshops und die Unterstüt-zung von Kooperationen zwischen den beteiligten Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Förderangeboten des Netzwerks. Ein weiteres wesent-liches Element der Nachwuchsarbeit sind regelmäßige formelle und informelle Treffen. Auf diesen Tagungen haben die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler die Gelegenheit ihre Projekte dem Netzwerk zu präsentieren und sich auszutauschen. Neben dem

wissenschaftlichen Diskurs werden die Nachwuchs-tagungen vor allem genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Darüber hinaus beinhalten die Tagungen Workshops, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einerseits ihre methodischen Fähigkeiten vertiefen und ausbauen, andererseits wichtige Unterstützung für die Planung ihrer eigenen wissenschaftlichen Karrieren erhalten. Die Treffen werden dabei in großem Maße vom wissen-schaftlichen Nachwuchs selbst geplant.

Zusätzlich haben die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Möglichkeit sogenannte Lab-Visits zu beantragen. Darunter werden kürzere und längere Aufenthalte in Forschergruppen anderer Projekte ver-standen, die vom Netzwerk Bildungsforschung finanzi-ell unterstützt werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, die im Netzwerk vorhandene Interdiszip-linarität zu nutzen, um die jeweils eigene Perspektive zu erweitern.

Um die Empirische Bildungsforschung am Standort Baden-Württemberg auch über die Laufzeit des Netz-werks hinaus nachhaltig zu stärken, soll der Bereich der Nachwuchsförderung in Zukunft weiter ausgebaut werden. Neben der Fortführung und Ausweitung der Nachwuchstreffen sollen unter anderem durch weitere Lab-Visits der Austausch und die Kooperation zwischen den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern gefördert werden. Die intensive Weiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Themenfeld der Übergänge in die berufliche Bildung soll darüber hinaus auf lange Sicht für eine hohe Qualität in diesem For-schungssegment sorgen.

FÖRDERN UND FORDERNDIE NACHW UCHSARBEIT DES NE T Z WERKS BILDUNGSFORSCHUNG

0 1 4 . . 0 1 5

0 1 6 . . 0 1 7

kein Abbruch Abbruch n = 337

Eingangstest Abschlusstest

Eingangstest Abschlusstest

Berufsberatern/Lotsen an der Schule Arbeitsagentur Lehrkräfte

46%

59%

74%

54%

26%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss

Abbrüche in %

Schulabschluss

Abbrüche je nach Schulabschluss

-3,25%

4,26%

8,88%

-3,43%

3,12%

8,52%

-20%

-15%

-10%

-5%

0%

5%

10%

15%

20%

Hauptschulabschluss Realschulabschluss Abitur

Lösungsquote in %

Schulabschluss

Anlagenmechaniker: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses

-11%

-2,60%

10,15%

-15,69%

-4,36%

12,38%

-30%

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss

Lösungsquote in %

Schulabschluss

Maler / Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Werkrealschule Realschule

Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei...

41%

./ Projekt aus der Nachwuchsförderung

In den letzten Jahrzehnten hat das Thema „Ausbil-dungsabbrüche“ zunehmende Aufmerksamkeit er-halten. Die Zahl der vorzeitig gelösten Ausbildungs-verträge ist deutlich gestiegen. Insbesondere in den handwerklichen Berufen sind die Vertragslösungs-quoten hoch. Zu den zwanzig am stärksten besetzten dualen Ausbildungsberufen gehören die Maler/Lackierer, die mit 37 Prozent einen überdurchschnitt-lich hohen Anteil an vorzeitig gelösten Ausbildungs-verträgen aufweisen.

AUSBILDUNGSABBRÜCHE IM BERUFSSEGMENT MALER/LACKIERER

WARUM BRECHEN JUGENDLICHE IHRE AUSBILDUNG AB?

Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität StuttgartDidem Atik, Universität Stuttgart

In den bisherigen Studien, die sich mit dieser Problema-tik beschäftigten, wurden überwiegend Betroffene befragt, um die Gründe für einen drohenden oder rea-lisierten Ausbildungsabbruch zu erfassen. Die Ergeb-nisse zeigen höchst unterschiedliche Ursachenzuschrei-bungen von Auszubildenden und Ausbildern auf. Kaum untersucht sind bisher Leistungsprobleme als Ursachen, die neben interessenbedingten Passungsproblemen vor allem in den weniger attraktiven Berufen bedeutsam sein dürften, in die vermehrt Jugendliche mit ungüns-tigen Leistungsvoraussetzungen einmünden.

Abbrüche je nach Schulabschluss bei Maler/Lackierer

Daher sollen in dieser Studie folgende Fragen geklärt werden: Welche leistungsbezogenen, motivationalen und sozioökonomischen Merkmale machen Ausbil-dungsabbrüche im Berufsfeld Maler/Lackierer wahr-scheinlich? Gibt es einen Zusammenhang von Fachleis-tung, Motivation, sozialem Hintergrund und Abbrüchen? Stimmen die Ursachenzuschreibungen für Abbrüche von Auszubildenden und Lehrkräften überein?

METHODE

Die Studie nutzt die erhobenen Leistungs-, motivations-bezogenen und soziodemografischen Daten von 337 Malern/Lackierern, die im 1. Ausbildungsjahr erhoben wurden. Zu zwei Messzeitpunkten wurden dann im 2. Lehrjahr die Abbrecher erfasst und Daten zur Ausbil-dungszufriedenheit erhoben. Ergänzend wurden die Lehrkräfte um ihre Einschätzung der Abbruchsursa-chen gebeten. Mit den erhobenen Daten können rele-vante Ursachen für einen drohenden oder realisierten Ausbildungsabbruch aufzeigt werden. Die Studie begann im Herbst 2014 und endet im Winter 2015.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Bisher wurden Schülerinnen und Schüler sowie Lehr-kräfte zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres befragt. Ab Ende des Schuljahres 2014/2015 können die Daten aus-gewertet werden.

Nach dem Ende des 1. Ausbildungsjahres lässt sich eine Abbruchquote von 38,5 Prozent feststellen. Diese Befunde bestätigen die Zahlen aus dem Berufsbildungs-bericht 2013 mit einer Vertragslösungsquote für die Maler/Lackierer von 37 Prozent.

„Jugendliche mit höheren Fähigkeiten laufen weniger Gefahr ihre Ausbildung vorzeitig abzubrechen als jene mit geringeren Fähigkeiten.“

Bisherige Ergebnisse zeigen auch, dass mit steigendem Schulabschluss die Abbruchquote sinkt. Jugendliche mit höheren Fähigkeiten im Eingangs- als auch im Abschlusstest sind weniger abbruchgefährdet als jene mit geringeren Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass die Fähigkeiten mit steigendem Schulabschluss signifikant zunehmen.

Weitere Ergebnisse folgen mit dem Projektabschluss Ende 2015.

ZUM WEITERLESEN

Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirt-schaftspädagogik (ZBW), 108(1), 6-17.

Didem AtikProf. Dr. Reinhold Nickolaus PROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG

0 1 8 . . 0 1 9

./ Assoziiertes Projekt

Die bisherige Forschung zeigt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund schulisch weniger erfolg-reich sind als ihre einheimischen Altersgenossen. Dieser vergleichsweise niedrige Bildungserfolg setzt sich im Übergang in die berufliche Bildung fort, was bisher jedoch weit weniger erforscht ist.

Als Ursachen für das durchschnittlich schlechtere Abschneiden von Jugendlichen mit Migrationshinter-grund beim Übergang in die berufliche Bildung haben sich in vorausgegangenen Studien vor allem die durch-schnittlich schlechteren Schulabschlüsse, fehlende Netzwerke und mangelnde Deutschkenntnisse heraus-kristallisiert. Bedingt durch den Föderalismus unter-scheidet sich die Schullandschaft innerhalb Deutsch-lands und auch das Angebot von Lehrstellen variiert beträchtlich. Bislang gibt es jedoch auch hier wenige Erkenntnisse, wie sich diese unterschiedlichen Ge-gebenheiten auf die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auswirken, einen Ausbildungs-platz zu erhalten.

"Baden-Württemberg verfügt über ein großes Angebot an Lehrstellen und einen vergleichsweise kleinen Anteil an schulischen Ausbildungsangeboten. Ethnische Nachteile in der beruf lichen Bildung sind hier geringer als in einigen anderen Bundesländern."

Diese Studie soll deshalb folgende Fragen beantworten: Unterscheidet sich das Ausmaß ethnischer Ungleich-heit zwischen den Bundesländern in Deutschland? Wo steht Baden-Württemberg? Welche Rolle spielt das Angebot von Lehrstellen, schulischen Ausbildungsan-geboten und Programmen im Übergangssystem?

METHODE

Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde der Mikrozensus 2008-2010 ausgewertet. Der Mikrozensus ist eine statistische Erhebung, bei der jährlich ein Pro-zent der deutschen Bevölkerung unter anderem zu Bil-dung und Erwerbsbeteiligung befragt wird. Anhand dieser Daten wurde die Beteiligung an beruflicher Bil-dung von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund verglichen – und zwar nach Bundesländern getrennt. Mögliche Einflüsse auf die Beteiligung an beruflicher Bildung, wie etwa Unterschiede in den erreichten Schulabschlüssen, der Alters- oder Geschlechtszusammensetzung, wurden durch statistische Methoden berücksichtigt. Das Aus-maß ethnischer Ungleichheit verglichen die Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler zudem mit dem Angebot an Lehrstellen, schulischen Ausbildungsange-boten und Programmen im Übergangssystem in den jeweiligen Bundesländern.

AUSMASS UND URSACHEN ETHNISCHER UNGLEICHHEIT IN BERUFLICHER BILDUNG

WELCHE ROLLE SPIELT DER REGIONALE KONTE X T ?

Karin Schuller, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit Migrations-hintergrund – auch nach Berücksichtigung der Unter-schiede in den erreichten Schulabschlüssen – in allen betrachteten Bundesländern geringer an beruflicher Bildung beteiligt sind als ihre einheimischen Altersge-nossen. Dabei sind junge Erwachsene, die bis zu ihrem sechsten Lebensjahr eingewandert sind oder in Deutschland geboren wurden (Bildungsinländer), in den meisten Bundesländern besser integriert als Mi-grantinnen und Migranten, die nach ihrem sechsten Lebensjahr zugewandert sind (Bildungsausländer). Was das Ausmaß ethnischer Nachteile betrifft, zeigen sich teils beträchtliche Unterschiede zwischen den Bundes-ländern. Berlin, Nordrhein-Westfalen und die neuen Bundesländer gehören zu den Bundesländern mit den größten ethnischen Nachteilen für Bildungsausländer. Der Unterschied in der Beteiligung an beruflicher Bildung zwischen Jugendlichen mit und ohne Migra-tionshintergrund liegt hier zwischen 21 und 23 Prozent-

punkten. Diese Bundesländer haben gleichzeitig ein geringeres Angebot an Lehrstellen und ein vergleichs-weise großes Angebot an schulischen Berufsbildungs-programmen. Demgegenüber sind die ethnischen Nach-teile in den Bundesländern kleiner, die über ein großes Angebot an Lehrstellen und einem vergleichsweise kleinen Anteil an schulischen Ausbildungsangeboten verfügen (Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein, Hamburg).

Ein knappes Angebot an Lehrstellen in Kombination mit einer großen Anzahl an Programmen im Über-gangssystem wie in Niedersachsen scheint ethnische Nachteile ebenfalls zu vergrößern.

Karin Schuller

Unterschiede in der Beteiligung an beruflicher Bildung (duales System, schulische Berufsbildung) zwischen Jugend-lichen im Alter von 15-24 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in den Bundesländern (Prozentpunkte), n = 27.206Interpretationsbeispiel: In Berlin ist die Beteiligung an beruflicher Bildung von Bildungsausländern um 23 Prozent-punkte niedriger als die von Personen ohne Migrationshintergrund

AS S OZIIERT ES PROJEK T

Schleswig-Holstein 1710

Hamburg 811

Rheinland-Pfalz 1013

Hessen 1013

Bayern 913

Baden-Württemberg 715

Niedersachsen 519

Nordrhein-Westfalen 721

Neue Bundesländer 421

Berlin 1123

0 5 10 15 20 25

Bildungsinländer:

Personen mit

Migrationshintergrund,

die in Deutschland

geboren wurden

oder bis zu ihrem

6. Lebensjahr

zugewandert sind

Bildungsausländer:

Personen mit

Migrationshintergrund,

die nach ihrem

6. Lebensjahr

zugewandert sind

0 2 0 . . 0 2 1

./ Projekt

Der Fokus der Untersuchung lag auf der Analyse der betrieblichen Prozesse und Mechanismen, die bei der Vergabe von Lehrstellen zur Diskriminierung mi-grantischer Bewerberinnen und Bewerber führen können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler interessierten sich besonders für die Frage ,,wie Diskriminierung auch dann zustande kommt, wenn Betriebe nicht diskriminieren wollen und davon überzeugt sind, keine Vorurteile gegen mi-grantische Bewerberinnen und Bewerber zu haben.”

METHODE

Zentrale Grundlage der Untersuchung waren ausführ-liche qualitative Tiefeninterviews mit Personalver-antwortlichen von Klein-, Mittel- und Großbetrieben sowie mit Expertinnen und Experten aus Innungen und Verbänden. Ergänzend wurden Expertengespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wirtschafts-verbänden, Gewerkschafterinnen und Gewerkschaf-tern sowie in der Jugendberufshilfe tätigen Sozialarbei-terinnen und Sozialarbeitern geführt.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Untersuchung kam zu folgenden Ergebnissen:

1. Auswahlprozesse bei der Lehrstellenvergabe erfolgen nicht konsequent leistungsgerecht.

2. Diskriminierung bei der betrieblichen Auswahl lässt

sich nicht angemessen durch diskriminierende Absichten erklären, sondern resultiert aus Kalkülen, die aus der Sicht der Betriebe betriebswirtschaftlich rational sind.

3. Ein entscheidendes Auswahlkriterium ist die Passung einer Bewerberin oder eines Bewerbers in den Betrieb als soziale Gemeinschaft. Dies kann zur Abschlie-ßung gegenüber Migrantinnen und Migranten füh-ren.

4. Bei Auswahlprozessen wird die „ganze Person“ in den Blick genommen. Wer von den Normalitätsvorstel-lungen der Betriebe abweicht, hat schlechtere Chan-cen.

5. Betriebe verweisen auf die Notwendigkeit, solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen, die von der Kundschaft akzeptiert werden. Sie verfügen jedoch über kein gesichertes Wissen zu den Erwartun-gen ihrer Kundschaft.

6. Die Diskriminierung von kopftuchtragenden Musli-minnen ist sozial weitgehend akzeptiert.

Die genannten Punkte bedeuten aber keineswegs, dass alle Betriebe in gleichem Ausmaß zu Diskriminierung tendieren. Für Unterschiede lassen sich folgende Fakto-ren benennen:

a) die Geschichte des jeweiligen Einzelbetriebs als Orga-nisation;

b) der regionale Kontext des Betriebs;

AUSWAHLPROZESSE IN DER LEHRSTELLENVERGABEDISKRIMINIERUNG MIGR ANTISCHER JUGENDLICHER

BEI DER VERGABE VON AUSBILDUNGS STELLEN DURCH BE TRIEBE

Prof. Dr. habil. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule FreiburgCaroline Janz, Universität Freiburg

Dr. Stefan Müller, Universität Duisburg-Essen

c) das Selbstverständnis des Betriebs (Weltmarktorien-tierung vs. regionale Ausrichtung);

d) branchen- und berufsspezifische Merkmale, insbe-sondere in Abhängigkeit von der Bedeutung von Kun-denkontakten.

In der öffentlichen Kommunikation ist die Verharmlo-sung von betrieblicher Diskriminierung ebenso proble-matisch wie eine Dramatisierung: Verharmlosung führt zur Unterschätzung des gesellschaftlichen Hand-lungsbedarfes, Dramatisierung kann aber dazu führen, dass migrantische Bewerberinnen und Bewerber demo-tiviert werden.

Für Großbetriebe wurden Konzepte zur Realisierung einer nicht-diskriminierenden Personalpolitik entwi-ckelt. Die Anpassung dieser Konzepte auf die Gegeben-heiten von Klein- und Mittelbetrieben stellt eine bisher ungelöste Herausforderung dar.

"Ein entscheidendes Auswahlkriterium ist die Passung einer Bewerberin oder eines Bewerbers in den Betrieb als soziale Gemeinschaft. Dies kann zur Abschließung gegenüber Migrantinnen und Migranten führen."

ZUM WEITERLESEN

Scherr, A., Janz, C., & Müller, S. (2013). Diskriminie-rungsbereitschaft in der beruflichen Bildung. Ergeb-nisse und Folgerungen aus einer Betriebsbefragung. Soziale Probleme. Zeitschrift für soziale Probleme und soziale Kontrolle, 24 (2), 245-270.

Scherr, A. (Hrsg.) (2015). Diskriminierung migrantischer Jugendlicher in der beruflichen Bildung. Stand der For-schung, Kontroversen, Forschungsbedarf. Weinheim: Beltz-Juventa.

Scherr, A., Janz, C., & Müller, S. (2015). Diskriminierung in der beruflichen Bildung. Wie migrantische Jugend- liche bei der Lehrstellenvergabe benachteiligt werden. Wiesbaden: VS Springer.

KOOPERATIONEN

Prof. Dr. Barbara Stauber, Universität TübingenProf. Dr. Christine Riegel, Pädagogische Hochschule Freiburg

Caroline JanzProf. Dr. habil. Albert Scherr Dr. Stefan MüllerPROJEK T

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Werkezugkiste im Bereich Holz

Vorhängeschloss im Bereich Metall

./ Projekt aus der Nachwuchsförderung

Der Übergang von der allgemeinen Schulbildung zu einer beruflichen Ausbildung gestaltet sich für viele Schülerinnen und Schüler zunehmend schwierig. Daher gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler in diesem Projekt der Frage nach, ob und wie die allgemeinen technischen Kompetenzen von Schü-lerinnen und Schülern in Abgangsklassen der Wer-kreal- und Gemeinschaftsschule verbessert werden können.

BERUFSFELDSPEZIFISCHE FÖRDERUNG UND BERUFSORIENTIERUNG VON LERNENDEN IN ABGANGSKLASSEN DER WERKREAL- UND

GEMEINSCHAFTSSCHULE (BEFÖOR)WIE L ÄS ST SICH HOL Z- UND ME TALLTECHNISCHE FACHKOMPE TENZ IM TECHNIKUNTERRICHT FÖRDERN?

Prof. Dr. Bernd Zinn, Universität StuttgartMatthias Wyrwal, Universität Stuttgart

In einer Studie soll überprüft werden, inwieweit es gelingt, mit einem berufsbezogenen Strategietraining die allgemeine metall- und holztechnische Fachkompe-tenz im Technikunterricht der 8. und 9. Klassenstufe zu fördern und den Schülerinnen und Schülern eine ange-passte Berufsorientierung in diesen Bereichen zu ver-mitteln. Steigt durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis das holz- und metalltechnische Wissen an? Wie entwickeln sich die Motivation und das Berufsin-teresse der Schülerinnen und Schüler?

METHODE

Um wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Fragen zu erhalten, werden im Rahmen des Technikun-terrichts zwei Lernträger in den Bereichen Holz und Metall angefertigt. In der 8. Klassenstufe stellen die Schülerinnen und Schüler eine Werkzeugkiste (Bereich Holz) und in der 9. Klassenstufe ein Vorhängeschloss (Bereich Metall) her. Neben der praktischen Fertigung der Lernträger steht das Lösen von problemorientierten holz- und metalltechnischen Aufgaben zu den Lernträ-gern im Vordergrund. Die Lernenden wenden vorab eingeübte Strategien der Planung, Ausführung und Kontrolle an.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen von März bis Dezember 2015 eine Studie mit rund 200 Schülerinnen und Schülern an Werkreal- und Gemein-schaftsschulen in Baden-Württemberg durch. Dabei vergleichen sie zu Beginn und am Ende der Studie Moti-vation, Berufsinteresse sowie Mathematik- und Fach-wissensleistung von Schülerinnen und Schülern, die am Training teilnehmen, mit den Leistungen von Schü-lerinnen und Schülern, die kein Strategietraining erhal-ten. Unter Berücksichtigung verschiedener Lernermerk-male wollen die Forscherinnen und Forscher analysieren, ob über die Verzahnung von Theorie und Praxis eine Steigerung der allgemeinen technischen Kompetenz im Technikunterricht gelingt.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Interventionsmaßnahme des kombinierten Strate-gietrainings im Rahmen des Technikunterrichts steht kurz vor dem Abschluss. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen in engem Austausch mit den durchführenden Lehrkräften, um eine wünschens-werte Umsetzung zu gewährleisten und um die Wir-kungseffekte zu ermitteln.

"Das von uns entwickelte Förderkonzept soll später Schülerinnen und Schülern bei der Berufswahl helfen."

Mit dem Strategietraining entwickeln die Forscherin-nen und Forscher ein Förderkonzept für den Technikun-terricht der Werkreal- und Gemeinschaftsschule, das bei positiver Erprobung direkt im Unterricht eingesetzt werden und dann möglicherweise den Schülerinnen und Schülern bei der Berufswahl helfen kann.

Prof. Dr. Bernd Zinn Matthias Wyrwal

Aufbau des Strategietrainings

Strategietraining BeFöOr

KombiniertesStrategietraining

AllgemeineProblemlöse-strategie

übergeordnetuniversell

Bereichs-spezifische Lösungs-strategien

untergeordnet aufgaben-spezifisch

InhaltlicheOrientierungam Lernträger(Werkstück)

Modul 1:Strategie-instruktion

(APS)

Modul 2:Lernträger

Metall

Modul 3:Lernträger

Holz

BerufsbezogeneInhalte

Lernmodule

PROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG

0 2 4 . . 0 2 5

./ Projekt

In der Empirischen Bildungsforschung gibt es nur wenige aussagekräftige Längsschnittstudien, die hel-fen können die Bildungswege von Realschulabsol-ventinnen und -absolventen zu beschreiben, ihre Übertrittsentscheidungen zu erklären und die Konse-quenzen der Entscheidungen für die eine oder andere Ausbildungsoption zu verstehen. Insbesondere die Übergänge in das berufliche Gymnasium bzw. in die grundständige Berufsausbildung sind kaum erforscht.

Mit dem vorliegenden Projekt soll diese Forschungslü-cke für Baden-Württemberg geschlossen werden. Dazu wurde eine repräsentative Stichprobe von baden-würt-tembergischen Realschülerinnen und -schülern, die bereits 2007 als Zehntklässler erstmalig befragt und getestet wurden, erneut postalisch befragt. Im Mittel-punkt standen dabei drei Fragestellungen, die anhand der Ausgangsstichprobe und der neu gewonnenen Daten beantwortet wurden:

1) Welche Interessen und Fähigkeiten haben Schülerin-nen und Schüler am Ende der Realschule? Welche Rolle spielen diese Eigenschaften bei der Berufswahl und bei Übergangsentscheidungen?

2) Zeigen sich bei Übergangsentscheidungen nach der Realschule und beim Übergang ins Studium nach dem beruflichen Gymnasium soziale Disparitäten? Wer nutzt beispielsweise die Möglichkeit, am beruf-lichen Gymnasium die allgemeine Hochschulreife zu erwerben besonders intensiv: Schülerinnen und Schüler aus Familien mit hohem sozialen Status oder Jugendliche aus weniger privilegierten Familien?

3) Welche individuellen und familiären Merkmale (z. B. Schulleistungen, sozialer Hintergrund) und instituti-onellen Voraussetzungen (z. B. besuchte Schulart) sagen langfristig den beruflichen Erfolg von Real-schulabsolventinnen und Realschulabsolventen vor-her?

METHODE

Eine repräsentative Stichprobe von baden-württember-gischen Schülerinnen und Schülern, die im Jahr 2007 an der ersten Datenerhebung von TOSCA-10 teilgenommen hatten, wurde im Jahr 2014 erneut befragt. Zum ersten Erhebungszeitpunkt befanden sich alle Schülerinnen und Schüler am Ende der Jahrgangsstufe 10 in Realschu-len (N= 2.095) oder an allgemeinbildenden Gymnasien (N= 482). Zum zweiten Erhebungszeitpunkt studierten die Befragten oder hatten den Berufseinstieg bereits bewältigt. Für die erneute Befragung konnten rund 940 ehemalige Schülerinnen und Schüler rekrutiert werden. Die Daten der Nachbefragung wurden mit jenen aus dem Jahr 2007 zu einem Längsschnittdatensatz ver-knüpft. Diese Verknüpfung bietet nun die Möglichkeit, die Entwicklung der Befragten vom ersten bis zum zweiten Messzeitpunkt zu untersuchen.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Rund 40% der Befragten wechselten von der Realschule in die gymnasiale Oberstufe eines (in aller Regel beruf-lichen) Gymnasiums. Diese Jugendlichen unterschie-

DETERMINANTEN UND KONSEQUENZEN VON ÜBERGANGS-ENTSCHEIDUNGEN UND AUSBILDUNGSVERLÄUFEN

VON REALSCHULABSOLVENTENRE ANALYSE UND NACHERHEBUNG DER TOSCA-10-STUDIE ZUR ERFAS SUNG PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHEN WIS SENS

Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität TübingenProf. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen

Dr. Katharina Lambert, Universität TübingenNicolas Hübner, Universität Tübingen

Sven Rieger, Universität Tübingen

den sich teilweise deutlich von Schülerinnen und Schü-lern, die nach der Realschule einen anderen Bildungsweg wählten. Das zeigte sich zunächst bei den Noten, aber auch bei den Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Erwartungsgemäß erbrachten Jugendliche, die nach der Realschule auf ein Gymnasium wechselten, im Mit-tel bessere Leistungen in Mathematik, Englisch und Deutsch. Im Bereich Technik zeigten sich hingegen nur geringfügige Unterschiede.

„Die Studie verdeutlicht die Schlüsselfunktion von Leistung und Motivation für zukünftige Bildungsentscheidungen von Realschülerinnen und Realschülern.“

Darüber hinaus fanden sich zwischen den beiden Grup-pen Unterschiede hinsichtlich der Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und der beruflichen Interessen. Schülerinnen und Schüler, die nach der Realschule auf ein berufliches Gymnasium wechselten, schätzten sich tendenziell besser in den Bereichen Intellekt, Sprache und Mathematik ein. Außerdem gaben diese Schülerin-nen und Schüler an, ein höheres Interesse an intellek-tuell forschenden und künstlerischen Bereichen und ein geringeres Interesse an praktisch-technischen Tätigkei-ten zu besitzen.

Zum zweiten Messzeitpunkt (ungefähr sieben Jahre später) hatten sich diese Unterschiede einerseits relati-viert, andererseits jedoch verstärkt. Beispielsweise gli-chen sich die Unterschiede zwischen den Schülergrup-pen in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten an. Bei den beruflichen Interessen zeigten sich für die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymna-siasten deutliche Steigerungen der Interessen im unter-nehmerischen sowie im sozialen Bereich. Darüber hin-aus sahen Befragte, die nach der Realschule nicht auf das Gymnasium gewechselt hatten, eine größere Über-einstimmung ihres Berufs mit ihren Fähigkeiten und Interessen. Hierbei gaben sie zudem eine größere Zufrie-denheit mit ihrer Arbeit an.

Diese ersten Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Schlüsselfunktion von Leistungs- und motivationalen Merkmalen für zukünftige Bildungsentscheidungen von Realschülerinnen und Realschülern am Ende der Sekundarstufe und für deren langfristigen Bildungser-folg. In weiteren vertiefenden Analysen sollen wert-volle Einblicke zu konkreten Wirkmechanismen und Folgen von Bildungsentscheidungen am Ende der nicht-gymnasialen Schulzeit gewonnen werden.

ZUM WEITERLESEN

Trautwein, U., Nagy, G., & Maaz, K. (2011). Soziale Dis-paritäten und die Öffnung des Sekundarschulsystems. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 14(3), 445–463. doi:10.1007/s11618-011-0220-5

Prof. Dr. Benjamin NagengastPROJEK T Prof. Dr. Ulrich Trautwein Dr. Katharina Lambert

0 2 6 . . 0 2 7

./ Assoziiertes Projekt

Die Fähigkeit, Schülerfehler im Unterricht lernwirk-sam aufzuarbeiten, wird als wichtige (fachdidakti-sche) Kompetenz von Lehrkräften angesehen. Lernen aus Fehlern gelingt vor allem dann, wenn Lernende in angemessener Art und Weise unterstützt werden. Um diese Unterstützung leisten zu können, benötigen Lehrpersonen sowohl Fachwissen als auch fachdidak-tisches Wissen. Empirische Befunde zeigen jedoch, dass diese Fähigkeiten bei Studierenden und Referen-darinnen und Referendaren nicht hinreichend aus-geprägt sind.

Daher wurde im Rahmen dieses Projekts eine Trai-ningsstudie konzipiert, die Maßnahmen zur Professio-nalisierung von angehenden Lehrkräften zu Beginn des Vorbereitungsdienstes bereitstellt und deren Erfolg evaluiert. Die Untersuchung ist im Rechnungswesen angesiedelt, da dieser Inhaltsbereich zum einen als zen-tral für die Entwicklung des ökonomischen Verständ-nisses von Schülerinnen und Schülern gilt, zum ande-ren aber auch von Lehrenden und Lernenden als äußerst fehleranfällig beurteilt wird.

METHODE

Im Rahmen des Projekts wurden 172 Referendarinnen und Referendare aus Baden-Württemberg und Hessen in drei verschiedenen Bedingungen untersucht: Eine der Gruppen erhielt ein fachwissenschaftliches Trai-ning, eine weitere Gruppe ein fachdidaktisches Trai-ning. Die dritte Gruppe erhielt kein Training und diente als Kontrollgruppe. Die Trainings umfassen insgesamt zwei Module mit jeweils vier einstündigen Lektionen,

die im Abstand von ca. zwei Wochen angeboten wur-den. Sie setzen verschiedene Schwerpunkte (Fachin-halte vs. Fachdidaktik), sind aus methodischer Sicht aber vergleichbar angelegt. Die Trainings wurden in Zusammenarbeit mit Lehrerbildungsseminaren in Baden-Württemberg und Hessen umgesetzt.

Mittels einer eigens entwickelten Online-Testumge-bung wurden zu drei Messzeitpunkten (Prä-, Post- und Follow-Up-Test) Daten erhoben, um die Wirksamkeit der Trainings zu überprüfen. Die Probandinnen und Probanden bearbeiteten Wissenstests, analysierten Videosituationen und schätzten die Nützlichkeit des Trainings ein.

"Mittels des von uns entwickelten Trainings lassen sich fachdidaktische Kompetenzen angehender Lehrkräfte effizient steigern."

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Das Training wurde von den Probandinnen und Pro-banden generell positiv beurteilt und als nützlich emp-funden. Es zeigt sich zudem, dass beide Trainingsgrup-pen ihre Fähigkeit, Schülerfehler erkennen zu können, signifikant steigern konnten. Bezüglich der Handlungs-strategien überwogen elaborierte Feedbacks. Verände-rungen im Zeitablauf waren hier nicht festzustellen. Grundsätzlich zeigte sich jedoch, dass angehende Lehr-

DIAGNOSE VON UND UMGANG MIT SCHÜLERFEHLERN ALS FACETTE DER PROFESSIONELLEN KOMPETENZ

VON LEHRKRÄFTENENT WICKLUNG EINES TR AININGSPROGR AMMS FÜR ANGEHENDE LEHRKR ÄF TE

Prof. Dr. Jürgen Seifried, Universität MannheimIsabel Cademartori, Universität Mannheim

Prof. Dr. Eveline Wuttke, Universität FrankfurtClaudia Krille, Universität Frankfurt

Benjamin Salge, Universität Frankfurt

kräfte nicht ausreichend vorbereitet sind, um mit Schü-lerfehlern im Rechnungswesen angemessen umgehen zu können. Es empfiehlt sich daher, weitere Lernange-bote zu entwickeln, um insbesondere fachdidaktische Kompetenzen angehender Lehrkräfte noch gezielter fördern zu können.

ZUM WEITERLESEN

Seifried, J., Wuttke, E., Türling, J. M., Krille, C. & Paul, O. (im Druck). Teachers' strategies for handling student errors – the contribution of teacher training programs. In M. Gartmeier, H. Gruber, T. Hascher & H. Heid (Hrsg.), Funktionen von Fehlern im Kontext individueller und gesellschaftlicher Entwicklung. Münster (u.a.): Wax-mann.

Seifried, J. & Wuttke, E. (2015). Was wissen und können (angehende) Lehrkräfte an kaufmännischen Schulen? – Empirische Befunde zur Modellierung und Messung der professionellen Kompetenz von Lehrkräften. In Schumann, S. & Eberle, F. (Hrsg.), Ökonomische Kompe-tenzen in Schule, Ausbildung und Hochschule (S. 125-145), Empirische Pädagogik, 29(1) Themenheft. Landau: Ver-lag Empirische Pädagogik.

FÖRDERMITTEL

Bundesministerium für Bildung und Forschung – Forschungsschwerpunkt „Entwicklung von Professio-nalität des Pädagogischen Personals in Bildungsein-richtungen“

KOOPERATIONEN

Verbundprojekt von Prof. Dr. Jürgen Seifried, Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik II, Universität MannheimProf. Dr. Eveline Wuttke, Professur für Wirtschaftspäda-gogik, insbes. Empirische Lehr-Lern-Forschung, Univer-sität Frankfurt

Prof. Dr. Jürgen Seifried Isabel Cademartori

Testumgebung

AS S OZIIERT ES PROJEK T

0 2 8 . . 0 2 9

./ Assoziiertes Projekt

Schulsysteme unterscheiden sich unter anderem dadurch, dass Jugendliche zu unterschiedlichen Zeit-punkten in weiterführende Schulen wechseln und nach der Pflichtschulzeit unterschiedliche Möglich-keiten haben ihre Ausbildung fortzusetzen.

Der Übergang von der Pflichtschule in eine weiterfüh-rende schulische oder berufliche Ausbildung ist für Jugendliche in besonderer Weise bedeutsam, weil hier individuelle Berufsbiografien gebahnt werden. Studien zeigen jedoch, dass dieser Übergang sozial selektiv ist. Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler, deren Eltern einen hohen sozialen Status haben, beispielweise eine größere Chance haben das Abitur zu machen und ein Studium aufzunehmen als Jugendliche, die aus weniger privilegierten Familien stammen. Die Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten versucht Mög-lichkeiten zu schaffen, um Bildungsentscheidungen „korrigieren“ zu können. Diese Möglichkeiten werden auch als Öffnungsoptionen bezeichnet. So gibt es zum Beispiel immer mehr nicht-traditionelle Wege zur Hoch-schulreife, die mehr jungen Menschen den Zugang zu Hochschulen ermöglichen sollen (z. B. berufliche Gym-nasien, Berufsmatura). Allerdings fehlt es bisher an Studien, die umfassend untersuchen, wer solche Öff-nungsoptionen nutzt und ob die Vielfältigkeit der Opti-onen soziale Ungleichheit reduzieren kann.

Im Rahmen dieses Projekts sollen diese Fragestellungen am Beispiel Baden-Württembergs und den Schweizer Kantonen Basel-Stadt und Deutsch-Freiburg untersucht werden. Die jeweiligen Schulsysteme unterscheiden sich wesentlich darin, wie viele Übergänge im Laufe der Schulzeit vollzogen werden, wann diese stattfinden

und welche schulischen und beruflichen Wege die Jugendlichen einschlagen können. Außerdem soll untersucht werden, wie sich das Zusammenspiel von sozialem Hintergrund und psychologischen Faktoren, wie Motivation oder Persönlichkeitseigenschaften, auf die Übergangsentscheidungen auswirkt.

METHODE

An der Studie nehmen rund 3.750 Schülerinnen und Schüler teil (1.400 aus Baden-Württemberg, 1.180 aus Basel-Stadt und 860 aus Deutsch-Freiburg).

Die Studie umfasst in Baden-Württemberg drei Unter-suchungszeitpunkte, von denen die ersten beiden bereits abgeschlossen sind:1. Ende der 9. Klassenstufe (wonach die ersten Jugend-

lichen in eine berufliche Ausbildung wechseln)2. Mitte der 10. Klassenstufe bzw. im ersten Ausbil-

dungsjahr3. Anfang der 11. Klassenstufe bzw. im zweiten Ausbil-

dungsjahr

Zum ersten Untersuchungszeitpunkt bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler Aufgaben zu Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und der ersten Fremdspra-che und beantworteten eine Reihe von Fragen zu ihrem sozialen Hintergrund, ihren Ausbildungs- und Berufs-plänen sowie psychologischen Variablen wie Interes-sen, Motivation, Anstrengungsbereitschaft oder Per-sönlichkeitseigenschaften. Zum zweiten und dritten Befragungszeitpunkt werden die Schülerinnen und Schüler dazu befragt, welchen Bildungsweg sie nach

dem Ende der 9. bzw. 10. Klassenstufe eingeschlagen haben, wie es ihnen dabei ergeht und welche berufli-chen Pläne sie für die Zukunft haben. Außerdem wer-den erneut Interessen und motivationale Aspekte ihrer Berufswahl erfragt.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Ergebnisse sollen es ermöglichen Profile von Schülerinnen und Schülern zu identifizieren und zu analysieren, die die Nutzung der unterschiedlichen Öff-nungsoptionen resp. Ausbildungsmöglichkeiten durch die Heranwachsenden veranschaulichen. Außerdem lassen sich auf Basis der Untersuchung Einflüsse des familiären Hintergrunds auf Bildungsentscheide

ableiten, sowie dessen Zusammenhang mit psycholo-gischen Merkmalen wie Motivation, Anstrengungsbe-reitschaft oder Persönlichkeitseigenschaften. Dieses Wissen soll in der Zukunft dazu beitragen, den Über-gang von der Pflichtschulzeit in die berufliche Ausbil-dung zu gestalten und zu steuern. Möglicherweise las-sen sich daraus auch Fördermaßnahmen zur gezielten Unterstützung von Schülerinnen und Schülern ableiten.

FÖRDERMITTEL

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

DIE NUTZUNG VON ÖFFNUNGSOPTIONEN IN BILDUNGSSYSTEMEN – EIN BINATIONALER VERGLEICH

ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND DEUTSCHLANDWIE WIRK T SICH DAS UNTERSCHIEDLICHE BILDUNGSANGEBOT NACH DER PFLICHTSCHUL ZEIT AUF DIE AUSBILDUNGS-

UND SCHULWAHL VON JUGENDLICHEN UND DIE SOZIALE UNGLEICHHEIT AUS?

Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen (Projektleitung Baden-Württemberg)Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen (Wissenschaftliche Koordination Baden-Württemberg)

Prof. Dr. Albert Düggeli, Pädagogische Hochschule Basel (Gesamtprojektleiter)Prof. Dr. Franz Baeriswyl, Universität Fribourg

Prof. Dr. Kai Maaz, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt

Prof. Dr. Ulrich Trautwein

Prof. Dr. Albert Düggeli

Dr. Katharina Lambert

Prof. Dr. Franz Baeriswyl Prof. Dr. Kai Maaz AS S OZIIERT ES PROJEK T

0 3 0 . . 0 3 1

./ Projekt aus der Nachwuchsförderung

Wie sehr Schülerinnen und Schüler sich in einem Fach anstrengen wird laut Erwartungs-Wert-Modell (Eccles et al., 1983) von Wertvorstellungen bezüglich des jeweiligen Schulfachs beeinflusst. Dabei spielt die Nutzenwahrnehmung (Was bringt mir das?) eine wichtige Rolle. Studien zeigten, dass sich Nutzenüber-zeugungen von Lernenden mithilfe elternbasierter Interventionen steigern lassen.

Innerhalb von Bildungsverläufen stellen Transitionen eine wichtige Zäsur dar, für deren Gelingen Lernmoti-vation und Leistungsbereitschaft als zentrale Faktoren gelten. Dieses Projekt adressiert daher im Rahmen einer elternbasierten Intervention die subjektive Nützlichkeit von Schulfächern sowie schulischer Bildung im Allge-meinen, um eine Steigerung überfachlicher Lernbereit-schaft und Leistungsmotivation und damit einen erfolgreichen Übergang von der Schule in die Ausbil-dung zu fördern.

"Im Rahmen unseres Projekts sollen mittels einer elternbasierten Intervention die berufsrelevanten Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern nachhaltig gesteigert werden."

FÖRDERUNG DER LERN- UND LEISTUNGSMOTIVATION FÜR EINEN ERFOLGREICHEN ÜBERGANG

IN DIE BERUFSAUSBILDUNGWIE L ÄS ST SICH DIE LERNAK TIVITÄT VON SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAUPT- UND WERKRE ALSCHULEN STEIGERN?

Dr. Richard Göllner, Universität TübingenDr. Barbara Flunger, Universität Tübingen

Isabelle Häfner, Universität TübingenDr. Hanna Gaspard, Universität Tübingen

Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität TübingenProf. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen

METHODE

Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Werkreal-schulen in Baden-Württemberg (8. Jahrgangsstufe) sowie deren Eltern sollen mittels Fragebögen befragt werden. Zu Beginn der Studie werden die Schülerinnen und Schüler zufällig einer Experimentalbedingung (elternbasierte Intervention) oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. In der Experimentalbedingung wird eine elternbasierte Intervention zur Steigerung berufsrele-vanter Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Die Umsetzung der Interventionsinhalte soll anhand verschiedener Informationsmaterialien („Stark für die Ausbildung“) erfolgen, die durch die Eltern vermittelt werden. Vor der Intervention sowie sechs Wochen nach der Intervention sollen die Schüle-rinnen und Schüler befragt werden, um die Wirksam-keit der Intervention zu überprüfen.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Studie soll im Zeitraum September bis November 2015 durchgeführt werden. Auf Basis des Erwartungs-Wert-Modells sowie eigener Vorarbeiten (Gaspard et al., in Begutachtung) werden derzeit die Inhalte der Inter-vention entwickelt. Des Weiteren werden aus Inter-views mit jungen Erwachsenen Zitate über die Nütz-lichkeit der schulischen Bildung ausgewählt.

Bei der Entwicklung der Interventionsinhalte werden die folgenden Ansätze zur Steigerung der Lernbereit-schaft und Leistungsmotivation verfolgt:

• Darstellung und Information über typische Ausbil-dungsberufe und Weiterbildungswege

• Betonung der Nützlichkeit verschiedener Schulfächer

für diese Ausbildungsberufe

• Hinweise zu weiteren Informationsquellen über Aus-bildungsberufe und Bildungswege

• Zitate von jungen Erwachsenen zur Nützlichkeit von Schulfächern sowie der schulischen Bildung allge-mein für Ausbildungsberufe

Isabelle Häfner

Dr. Barbara Flunger

Dr. Hanna GaspardPROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG

Dr. Richard Göllner

0 3 2 . . 0 3 3

./ Projekt

Der Übergang von der allgemeinen Schulbildung zu einer beruflichen Ausbildung stellt sich für viele Schülerinnen und Schüler als problematisch dar. Gerade Auszubildende mit einer geringen schuli-schen Vorbildung haben große Probleme, den Anfor-derungen einer Ausbildung zu genügen und diese erfolgreich abzuschließen. Aufgrund mangelnder bzw. eingeschränkter strategischer Fähigkeiten wer-den, vor allem im Berufsfeld Metalltechnik, viele Ausbildungsverträge vor Abschluss aufgelöst.

FÖRDERUNG LERNSCHWACHER AUSZUBILDENDER IM BERUFSFELD METALLTECHNIK (FLAM)

WIE K ANN MAN DAS BERUFSFACHLICHE WIS SEN VON ANL AGENMECHANIKERN UND ME TALLBAUERN FÖRDERN?

Prof. Dr. Bernd Zinn, Universität StuttgartMatthias Wyrwal, Universität Stuttgart

Duygu Sari, Universität StuttgartAndré Louis, Universität Stuttgart

In der Studie gingen die Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler der Frage nach, ob die strategischen Fähig-keiten in der metalltechnischen Grundbildung über ein berufsbezogenes Training zu allgemeinen und fachspe-zifischen Lösungsstrategien verbessert werden können. Zudem wurde untersucht, ob ein solches Training die Überzeugungen zu Wissen und Wissenserwerb fördern kann. Steigt bei Schülerinnen und Schülern durch das Training das Fachwissen an? Können die Motivation, das Interesse und die wissensbezogenen Überzeugun-gen der Schülerinnen und Schüler gesteigert werden?

METHODE

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Schul-jahr 2013/2014 eine Studie mit 462 Auszubildenden zum Metallbauer und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Hei-zungs- und Klimatechnik der einjährigen Berufsfach-schule in Baden-Württemberg durch. Dabei verglichen sie die Motivation, das Interesse, die Mathematik-, und Fachwissensleistung sowie die wissensbezogenen Überzeugungen zu Beginn und zum Ende der einjähri-gen Berufsfachschule von Schülerinnen und Schülern, die am Training teilnahmen mit den Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die kein Strategietraining erfuhren. Berücksichtigt wurden dabei der allgemeine Bildungsgrad, die kognitive Fähigkeit sowie weitere Lernermerkmale.

„Das von uns entwickelte Förderkonzept kann helfen, bei schwächeren Schülern einen Einbruch der Motivation und des Interesses zu verhindern.“

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass sowohl kognitiv schwächere als auch kognitiv stärkere Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung der metalltechnischen Fachkompetenz deutlich gefördert werden können und durch das Strategietraining profitieren. Sowohl die Metallbauer als auch die Anlagenmechaniker zeigen einen statistisch nachweisbaren Wissenszuwachs. Die Studie zeigt, dass lernschwache (und lernstärkere) Aus-zubildende ohne zusätzliche Lernzeit im regulären Unterricht bei ganzer Klassengröße gezielt gefördert werden können. Das Training führt zwar nicht zu einer unmittelbaren Motivations- und Interessenentwick-lung, jedoch kann ein für schwächere Schülerinnen und Schüler typischer Einbruch der Motivation und des Inte-resses verhindert werden. Die Studienergebnisse zu den wissensbezogenen Überzeugungen belegen einen bedeutsamen Zusammenhang zur metalltechnischen Fachkompetenz am Ende des ersten Ausbildungsjahres. Zudem konnte festgehalten werden, dass bei vielen

Auszubildenden individuelle Entwicklungspotenziale im Hinblick auf die Überzeugungen zu Wissen- und Wissenserwerb bestehen.

Es wurde im Projekt ein Förderkonzept entwickelt, das in der berufsschulischen Praxis direkt eingesetzt wer-den kann und einen positiven Einfluss auf die berufs-bezogene Entwicklung der Auszubildenden nimmt. Die entwickelten Förderhefte können über das Landesins-titut für Schulentwicklung bezogen werden.

ZUM WEITERLESEN

Zinn, B., Wyrwal, M., Sari, D., & Louis, A. (2015). Förde-rung von Auszubildenden im Berufsfeld Metalltechnik. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 111 (1), 56-78.

Zinn, B. & Söylemez, D. (2013). Entwicklungsstand der epistemologischen Überzeugungen von Auszubilden-den in gewerblich-technischen Berufen und seine Implikationen. Zeitschrift für Praxis und Theorie in Betrieb und Schule, 67, 19-22.

Zinn, B. & Sari, D. (2015). Epistemologische Überzeugun-gen von Auszubildenden und deren Einfluss auf die metalltechnische Fachkompetenz. Journal of Technical Education, 3(1), 91-108.

Konzeption des integrativen Ansatzes Duygu Sari

Matthias WyrwalProf. Dr. Bernd Zinn

André Louis

Integrativer Ansatz zur Förderung derkognitiven Merkmale von Auszubildenden

Kombinierte Strategieförderung(Adaption des BEST-Konzepts)

MetakognitiveStrategien

AllgemeineProblemlöse-strategien

MetalltechnischeProblemlöse-strategien

Sicherheit des Wissens,Struktur des Wissens,Anwendung des Wissens

Wissensbegründung,Wissensquelle

Überzeugungzu Wissen

KognitiveStrategien

Überzeugungzum Wissenserwerb

Förderung der berufsfeldbezogenenepistemologischen Überzeugungen

PROJEK T

0 3 4 . . 0 3 5

0 3 6 . . 0 3 7

./ Assoziiertes Projekt

Die duale Berufsausbildung nimmt seit jeher eine zentrale Rolle im deutschen Bildungswesen ein. Der prognostizierte Fachkräftemangel und die zuneh-mend internationale Ausrichtung vieler Unterneh-men stellen sie nun aber vor eine große Herausforde-rung bezüglich der Qualifizierung von notwen- digen Nachwuchsfachkräften. Die Unterschiede in Alter, Herkunft und Wissensstand der Jugendlichen an den Berufsschulen erschweren den Lehrkräften den Unterricht zusätzlich. Zudem häufen sich Klagen aus der Wirtschaft, die Auszubildenden, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, verfügten über man-gelhafte Deutschkenntnisse. Dabei stellt Sprachkom-petenz die Basis für den Erwerb von Fachwissen und damit für eine erfolgreiche Berufsausbildung dar. Daneben ist die interkulturelle Kompetenz für das Lernen von weiteren Sprachen und das Verbessern der Muttersprache angesichts des multinationalen Umfelds in den Betrieben, aber auch in der Gesell-schaft elementar.

Projekte, die die deutschen Sprachfähigkeiten von Aus-zubildenden und deren Förderung beinhalten, sind jedoch rar. Zudem berücksichtigen sie häufig nur ein-zelne sprachliche Teilkompetenzen (z. B. Lesekompe-tenz), vernachlässigen Probleme des Zweitspracher-werbs bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund oder sind Versuche einzelner Engagierter, die dann aus Zeitgründen oder bei der Umsetzung in die Praxis scheitern.

Das Projekt „Gemeinsam stark durch Sprache” an einer kaufmännischen Berufsschule in Baden-Württemberg möchte daher eine gezielte Förderung von Sprache und

interkultureller Kompetenz in die Berufsausbildung integrieren. Vor der Einführung des Programms musste jedoch analysiert werden, welche sprachlichen (und interkulturellen) Anforderungen im Betrieb und in der Berufsschule an die Auszubildenden gestellt werden und welche davon den Auszubildenden Probleme berei-ten.

"Aufbauend auf den Projektergebnissen kann nun ein wirksames Sprachförderprogramm für Berufsschülerinnen und Berufsschüler konzipiert werden."

METHODE

Um dies herauszufinden, wurden nicht nur die Lehr-pläne und Ausbildungsordnungen von sieben kauf-männischen Ausbildungsberufen nach sprachlichen Anforderungen, u. a. in den Bereichen Lesen, Schreiben, Zuhören und Sprechen, analysiert, sondern auch die Lehrerschaft und die kooperierenden Ausbildungsbe-triebe der Berufsschule nach sprachlichen und interkul-turellen Anforderungen befragt. Anschließend wurden die Ergebnisse mit den selbsteingeschätzten Fähigkei-ten der kaufmännischen Auszubildenden verglichen. Dieses Vorgehen ermöglichte jene Bereiche aufzude-cken, die in der Berufsausbildung gefordert werden, denen die Auszubildenden jedoch kaum gerecht werden können.

GEMEINSAM STARK DURCH SPRACHE EIN PROJEK T ZUR FÖRDERUNG DER SPR ACHKOMPE TENZ UND DER INTERKULTURELLEN KOMPE TENZ

IN DER DUALEN BERUFSAUSBILDUNG

Nina Pucciarelli, Universität Hohenheim

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

In der Berufsschule sind es vor allem grundsprachliche Fähigkeiten, die von den Lehrkräften eingefordert wer-den: Wortschatz, Aussprache, die Fähigkeit, Sprache situationsangemessen und damit auch in einem inter-nationalen Umfeld anzuwenden, sowie der kompetente Umgang mit verschiedenen Textarten. In den Ausbil-dungsbetrieben stehen ebenfalls Grammatik, Wort-schatz und Aussprache ganz oben auf der Liste der am meisten geforderten sprachlichen Fähigkeiten. Auch die Lesekompetenz nimmt hier einen hohen Stellenwert ein, vor allem in den Großbetrieben, in denen die Aus-zubildenden mit schriftlichen Schulungsunterlagen in praktische Tätigkeiten eingewiesen werden.

Die Auszubildenden stufen ihre eigenen sprachlichen Fähigkeiten allerdings gerade in den von Berufsschule und Betrieb geforderten Sprachbereichen als schlecht ein. Während also in Berufsschule und Ausbildungsbe-trieb der Fokus auf dem „Wie“ der Sprache (und damit auf der sprachlichen Grundkompetenz) liegt, wenden Auszubildende Sprache lediglich „irgendwie“ an.

Hier muss Sprachförderung in der Berufsausbildung folglich ansetzen. Aufgrund des zeitlich engen Korsetts – bedingt durch eine geringe Anzahl an Deutschunter-richtsstunden und den Arbeitszeiten der Auszubilden-den – muss eine sprachliche Vorbereitung bereits beim Übergang in die Berufsausbildung beginnen, dann aber konsequent auch während der Ausbildung im Deutsch-unterricht und in einem sprachsensiblen Fachunter-richt fortgeführt werden. Darüber hinaus muss auch interkulturelle Kompetenz verstärkt in die Ausbildung integriert werden. Eine solche Sprachförderung verbun-den mit einem Sprachdiagnoseinstrument für Berufs-schülerinnen und -schüler soll durch das Projekt „Gemeinsam stark durch Sprache” an der kaufmänni-schen Berufsschule entwickelt und eingeführt werden.

ZUM WEITERLESEN

Pucciarelli, N. (2013). „Gemeinsam stark durch Sprache“ – Förderung der Sprachkompetenz und der interkultu-rellen Kompetenz von Auszubildenden im Rahmen eines berufsschulspezifischen Projekts. bwp@ Spezial 6 – Hochschultage Berufliche Bildung 2013, Fachtagung 18. Verfügbar unter http://www.bwpat.de/ht2013/ft18/pucciarelli_ft18-ht2013.pdf.

Pucciarelli, N. (2015). Sprachliche Anforderungen und Fähigkeiten in der kaufmännischen Berufsausbildung – eine empirische Analyse im Rahmen des Projekts „Gemeinsam stark durch Sprache“. In C. Efing, 18. Hoch-schultage Berufliche Bildung, Dresden.

FÖRDERMITTEL

Dissertationsprojekt an der Universität Hohenheim

Nina PucciarelliAS S OZIIERT ES PROJEK T

0 3 8 . . 0 3 9

./ Assoziiertes Projekt

Die berufliche Integration junger Menschen trägt maßgeblich zur ökonomischen, sozialen und kultu-rellen gesellschaftlichen Partizipation und zum sozi-alen Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Gerade in den letzten Jahren hat das System der beruflichen Bildung jedoch an Integrationskraft verloren. Insbe-sondere Jugendliche mit schwierigen Bildungsbiogra-fien oder einem niedrigen Schulabschluss haben bei dem Übergang in eine berufliche Ausbildung Prob-leme. Mehr als ein Viertel der ausbildungsplatz- suchenden Jugendlichen (27%) mündet zunächst in das berufliche Übergangssystem ein.

Mit dieser Entwicklung und den damit verbundenen Problemen geht ein erheblicher Forschungsbedarf ein-her. Zum einen müssen die Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen auf die Ausbildungseinmündung untersucht werden. Zum anderen ist das Wissen um Bildungsverläufe an den systemischen Schnittstellen zwischen Allgemein- und Berufsbildung unter dem Ein-fluss von Marktkräften, institutionellen Gegebenheiten und Selektionsbedingungen als auch individuellen Res-sourcen und beruflichen Entscheidungsprozessen von Jugendlichen allenfalls als rudimentär zu bezeichnen.

Die IBIS-Studie widmet sich diesem Forschungsbedarf mit drei zentralen Forschungsfragen: (1) Wie gestalten sich die Übergangsprozesse zwischen Schule und Berufsvorbereitung für Jugendliche mit niedrigen Schulabschlüssen und Kompetenzen in den Basisdomä-nen Mathematik und Deutsch? (2) Wie verläuft die Entwicklung von Jugendlichen aus sog. Risikogruppen (z. B. Abgänger von Förderschulen) in der Berufsvorbe-reitung? (3) Wie gestalten sich Übergangsprozesse zwi-

schen Berufsvorbereitung und Berufsausbildung und welchen Beitrag zur kognitiven Entwicklung leisten Maßnahmen des Übergangssystems zur Unterstützung dieser Prozesse?

METHODE

Im Rahmen der längsschnittlich angelegten IBIS-Studie, einem Verbundprojekt der Universitäten Göttingen und Stuttgart, wurden insgesamt 5.567 Schülerinnen und Schüler aus 372 Klassen der unterschiedlichen Bildungs-gänge (BVJ bzw. VAB, BEK bzw. BEJ und BFS) des beruf-lichen Übergangssystems an 100 berufsbildenden Schu-len in den Bundesländern Baden-Württemberg (1.978 Schüler) und Niedersachsen (3.026 Schüler) sowie der Stadtregion Berlin (563 Schüler) getestet und befragt. Die Erhebungen fanden jeweils zu Beginn und zum Abschluss des Schuljahres 2012/13 bzw. 2013/14 statt. Erfasst wurden soziale, kulturelle, motivationale und volitionale Ressourcen sowie kognitive, bildungsbiogra-fische und fachspezifische Leistungsmerkmale. Ergän-zend wurde sechs bis 18 Monate nach Beendigung der Bildungsmaßnahme ein telefonisches Leitfadeninter-view zum Verbleib nach dem Übergangsschuljahr durchgeführt (BW: 417; NDS/B: 272).

Untersucht wurden Eingangsprofile in das Übergangs-system, individuelle Dispositionen, Leistungsentwick-lungen und institutionelle Förderaspekte sowie die Relevanz des regionalen Arbeitsmarkts für einen erfolg-reichen Übergang in eine berufliche Ausbildung.

INDIVIDUELLE BILDUNGSVERLÄUFE IM ÜBERGANGSSYSTEM: ZUR WECHSELWIRKUNG VON INDIVIDUELLEN UND SOZIALEN MERKMALEN UND INSTITUTIONELLEN BEDINGUNGEN (IBIS)

WELCHE FAK TOREN BEEINFLUS SEN DEN ERFOLGREICHEN ÜBERGANG IN DIE AUSBILDUNG?

Prof. Dr. Susan Seeber, Universität GöttingenJanna Kosanke, Universität Göttingen

Constanze Stange, Universität GöttingenProf. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart

Sabine Gauch, Universität StuttgartAnne Windaus, Universität Stuttgart

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Ergebnisse der IBIS-Studie zeigen u.a., dass für einen gelungenen Übergang in eine berufliche Ausbildung die empfundene individuelle, institutionelle und systemi-sche Unterstützung von hoher Bedeutung ist. Unabhän-gig davon, welchen Bildungsgang im Übergangssystem sie besuchen, spielt für Jugendliche die Unterstützung, die sie aus ihrem privaten Netzwerk wahrnehmen, eine große Rolle. Die Bewerbungsunterstützung der Bundes-agentur für Arbeit scheint dagegen weniger wichtig für die befragten Jugendlichen zu sein. Zur Rolle der Unter-stützung seitens der Schule, durch Lehrer oder Schulbe-ratung, ergeben sich in den beteiligten Bundesländern unterschiedliche Ergebnisse (negativer Effekt in einem Bundesland), was künftig genauer untersucht werden sollte.

"Beim Übergang in die berufliche Ausbildung ist es für Jugendliche besonders wichtig, ob sie sich durch ihr privates Netzwerk angemessen unterstützt fühlen."

Entgegen der Ergebnisse vorhergehender Studien, in denen die mathematischen Kompetenzen als starker Einflussfaktor für einen gelungenen Übergang in eine Berufsausbildung identifiziert wurden, zeigen die Ergebnisse der IBIS-Studie für die spezifische Gruppe der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler des Übergangssystems nur einen geringen Einfluss der am

Ende des Schuljahres erhobenen mathematischen Kom-petenzen auf den Übergang. Signifikante Zuwächse der mathematischen Kompetenzen lassen sich im Verlauf der Übergangsmaßnahmen für die Gesamtgruppe nicht dokumentieren. Für den Übergang vom Über-gangsystem in eine Ausbildung erweisen sich Praktika als besonders bedeutsam. Die Übergangsquoten in Aus-bildung, weiterführende Schulen oder eine erneute Übergangsmaßnahme variieren stark in Abhängigkeit von der besuchten Maßnahme (BVJ, BEJ/BEK, BFS).

ZUM WEITERLESEN

Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirt-schaftspädagogik 108( 1), 6-17.

Seeber, S. (2013). Der Übergang von der Schule in den Beruf: Rahmenbedingungen und aktuelle Herausfor-derungen. In: Wirth, K., Krille, F., Tramm, T. & Vollmer, T. (Hrsg.), Weiterentwicklung dualer Berufsausbildung: Konsekutiv, kompetenzorientiert, konnektiv. Erfahrungen und Impulse aus dem Schulversuch EARA. bwp@spezial 7_EARA. http://www.bwpat.de/spezial7/seeber_eara 2013.pdf.

Seeber, S. (2013). Zum Einfluss mathematischer Kompe-tenzen auf den Übergang in eine berufliche Ausbildung und auf die Entwicklung beruflicher Fachkompetenzen im kaufmännischen Bereich. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 67-93.

Prof. Dr. Susan Seeber Prof. Dr. Reinhold Nickolaus AS S OZIIERT ES PROJEK T

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./ Projekt

Welche Schülermerkmale können den Erfolg in der kaufmännischen Ausbildung vorhersagen? Brauchen die Berufsschülerinnen und Berufsschüler eine gute Allgemeinbildung oder ist es wichtiger, logische Schlüsse ziehen zu können und aus komplexen Infor-mationen das Wesentliche zu entnehmen? Solchen und ähnlichen Fragen widmen sich die Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler in diesem Projekt.

In der pädagogisch-psychologischen Forschung gilt es als gut gesicherter Befund, dass vor allem die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken für schulischen, univer-sitären und beruflichen Erfolg verantwortlich ist. Dar-über hinaus gibt es Hinweise, dass berufsbezogene Interessen wesentlich mit Berufszufriedenheit sowie Übergangs- und Wahlentscheidungen im Bildungssys-tem zusammenhängen. Für den Erfolg in der dualen Berufsausbildung in Deutschland fehlt jedoch eine solche umfassende Betrachtung der verschiedenen Ein-flussgrößen. Bisherige Studien in diesem Bereich beschränken sich meist auf einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Phase der Ausbildung. Daher kön-nen bisherige Erkenntnisse zum Erfolg in der dualen Ausbildung kaum über einen konkreten Ausbildungs-gang oder eine bestimmt Ausbildungsphase hinaus verallgemeinert werden.

„Wissen und Fertigkeiten können mit den Tests zuverlässig und effizient erfasst werden.“

In diesem Projekt wurden deshalb Berufsschülerinnen und Berufsschüler aus verschiedenen Ausbildungsbe-reichen (Medizinische Fachangestellte, Kaufleute und Fachinformatiker) in unterschiedlichen Ausbildungs-phasen eingehend befragt. Die Untersuchung ging dabei unter anderem folgenden Fragen nach: Durch welche Merkmale lässt sich die Leistung von Berufs-schülerinnen und Berufsschülern zu Beginn, in der Mitte und am Ende ihrer Ausbildung vorhersagen? Ver-ändern sich diese Zusammenhänge im Verlauf der Aus-bildung oder bleiben sie im Verlauf der Ausbildung unverändert?

METHODE

Im Februar und März 2015 wurden Testungen mit 1.632 Berufsschülerinnen und Berufsschülern durchgeführt, von denen sich 981 in einer kaufmännischen, 443 in einer medizinisch-gesundheitlichen und 208 in einer informationstechnischen Ausbildung befinden. Die bereichsspezifischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Ausbildungsphasen wurden mittels speziell entwickelter Fachwissenstests erhoben. Neben dem Fachwissen wurden zusätzlich die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken, Allgemein-wissen, berufsbezogene Interessen und intellektuelle Neugier erhoben.

KOGNITIVE GRUNDFÄHIGKEIT, DEKLARATIVES WISSEN UND LEISTUNGSRELEVANTE PRÄFERENZEN

ALS DETERMINANTEN DER AUSBILDUNGSFÄHIGKEITK ANN MAN DEN AUSBILDUNGSERFOLG IN DER DUALEN AUSBILDUNG IN DEN BEREICHEN

MEDIZIN, WIRTSCHAF T UND INFORMATIK VORHERSAGEN?

Prof. Dr. Oliver Wilhelm, Universität UlmProf. Dr. Ulrich Schroeders, Universität Bamberg

Anne Möhring, Universität Ulm

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Wissen und Fertigkeiten der Berufsschülerinnen und Berufsschüler können mit den Fachwissenstests zuver-lässig und effizient erfasst werden. Vor allem das Allge-meinwissen zeigt deutliche Zusammenhänge mit dem beruflichen Fachwissen. In weiteren Analysen wird die Vorhersagekraft der unterschiedlichen Merkmale ver-glichen und die Veränderungen der Ausbildungsleis-tungen zwischen Anfang, Mitte und Ende der Ausbil-dung werden näher betrachtet. Durch den Vergleich zwischen Personengruppen in recht unterschiedlichen Ausbildungsberufen kann zudem gezeigt werden, inwieweit das Befundmuster über unterschiedliche Ausbildungsberufe stabil ist. Mittels geeigneter Leis-tungstests lässt sich so ein genaueres Bild des Kompe-tenzniveaus der Auszubildenden erarbeiten. Durch die inhaltliche Konkretisierung sind Kernkompetenzen auch für die duale Ausbildung in Deutschland benannt, sodass die im Rahmen des Projekts entwickelten Ver-fahren insbesondere die Berufsberatung diagnostisch bereichern können.

ZUM WEITERLESEN

Schroeders, U., Schipolowski, S., & Böhme, K. (2014). Typical intellectual engagement and achievement in math and the sciences in secondary education. Paper submitted for publication.

Wilhelm, O. & Nickolaus, R. (2013). Was grenzt das Kom-petenzkonzept von etablierten Kategorien wie Fähig-keit, Fertigkeit oder Intelligenz ab? Zeitschrift für Erzie-hungswissenschaft, 16, 23–26.

Wilhelm, O., Schroeders, U., & Schipolowski, S. (2014). Berliner Test zur Erfassung fluider und kristalliner Intel-ligenz für die 8. bis 10. Jahrgangsstufe. BEFKI 8-10. Göt-tingen: Hogrefe.

KOOPERATIONEN

Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität StuttgartProf. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen

PROJEK T Prof. Dr. Oliver Wilhelm Prof. Dr. Ulrich Schroeders Anne Möhring

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./ Projekt

Das LiST-Projekt geht der Frage nach, ob allgemeine Lebenskompetenzen (Life Skills) bzw. deren systema-tische Stärkung mittels eines schulischen Life-Skills-Förderungsprogramms hilfreich sind für einen gelungenen Übergang von der schulischen in die berufliche Ausbildung.

Die Stärkung der Persönlichkeit durch die Vermittlung allgemeiner Lebenskompetenzen (z. B. Selbstbewusst-sein, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Kommunika-tions- und Kooperationsfähigkeiten, Problemlösungs- und Entscheidungskompetenzen) gilt als ein wirksamer Beitrag zur Prävention von selbstschädigendem (z. B. Drogenmissbrauch) und fremdschädigendem Verhal-ten (z. B. Gewalt). Angesichts immer komplexerer Berufs-biografien und der Flexibilisierung von Arbeitsprozes-sen und Arbeitsverhältnissen kann vermutet werden, dass Life Skills auch für den Übergang in die Berufsbil-dung eine Rolle spielen. Dies ist bislang noch nicht sys-tematisch untersucht worden. Viele Ausbildungsbe-triebe legen aber mittlerweile auf persönliche und soziale Kompetenzen genauso viel Wert wie auf Sprach- und Rechenfähigkeiten ihrer Auszubildenden.

Neben der Frage, ob allgemeine Lebenskompetenzen die Realisierung der individuellen beruflichen Vorstellun-gen begünstigen und ggf. auch den konstruktiven Umgang mit Scheiternserfahrungen erleichtern, unter-sucht das Projekt, ob die Verfügung über Life Skills je nach sozialstrukturellen Merkmalen (z. B. soziale Her-kunft, Geschlecht, Migrationshintergrund) unter-schiedlich verteilt ist.

METHODE

Das LiST-Projekt ist eine schulische Interventionsstu-die. Zufällig ausgewählten Projektschulen (der Schul-formen Real-, Werkreal-, Haupt- und Förderschule) in Baden-Württemberg wurden Unterrichtsmaterialien aus einem neu entwickelten Lebenskompetenz-Förde-rungsprogramm (Lions-Quest „Erwachsen Handeln“) zum regelmäßigen Einsatz in den Abschlussklassen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurden bzw. werden die Schülerinnen und Schüler einmal vor der Inter-vention zu Beginn des Schuljahres, nach der Interven-tion am Ende des Schuljahres sowie schließlich neun Monate nach dem Verlassen der Schule befragt. Neben der Befragung von Schülerinnen und Schülern aus den Klassen, in denen das erwähnte Programm eingesetzt wurde (Interventionsgruppe), wurden Schülerinnen und Schüler der jeweils gleichen Schulform und Klas-senstufe (so weit wie möglich in Parallelklassen) mit-tels der gleichen standardisierten Fragebogen befragt (Kontrollgruppe). Der Vergleich der Ergebnisse zwischen beiden Gruppen ermöglicht es, die Frage zu beantwor-ten, ob und inwiefern die Verfügung über Life Skills beim Übergang in die berufliche Ausbildung einen positiven Beitrag leistet. In der Befragung wurden einerseits psychometrische Skalen zur Messung allgemeiner Lebenskompetenzen (insbesondere zu Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen) verwendet, andererseits wurden die Schülerinnen und Schüler auch nach ihren beruflichen Zukunftsplänen und -vor-stellungen befragt. Der Vergleich zwischen Interven-

LIST: LIFE SKILLS ALS TRANSITIONSHILFE?BERUFSBIOGR AFISCHE KONSEQUENZEN GESTÄRK TER LEBENSKOMPE TENZEN

Prof. Dr. Uwe H. Bittlingmayer, Pädagogische Hochschule FreiburgProf. Dr. Stefan Immerfall, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Jürgen Gerdes, Pädagogische Hochschule FreiburgFereschta Sahrai, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Prof. Dr. Uwe Faßhauer, Pädagogische Hochschule Schwäbisch GmündProf. Dr. Christine Riegel, Pädagogische Hochschule Freiburg

tions- und Kontrollklassen erfolgt mittels quantitativer statistischer Auswertungsprogramme.

Insgesamt konnten 22 Schulen (5 Realschulen, 12 Haupt-/ Werkrealschulen und 5 Förderschulen) für die Mitarbeit an der Studie gewonnen werden.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Inzwischen sind im LiST-Projekt zwei Befragungswel-len erhoben und ausgewertet worden (die letzte Befra-gung der ehemaligen Schülerinnen und Schüler läuft derzeit). Der Vergleich der Daten von Interventions- und Kontrollgruppe ergab, dass sich die beiden Gruppen im Hinblick auf ihre allgemeinen Lebenskompetenzen nicht deutlich unterscheiden.

„Geschlecht und schulische Leistung beeinflussen die Verfügbarkeit von Life Skills mehr als die soziale Herkunft oder der Migrationshintergrund.“

Markant waren dafür aber vor allem geschlechtsspezi-fische Unterschiede: Mädchen verfügen im Durch-schnitt über weniger Life Skills als Jungen in allen untersuchten Schulformen. Ebenfalls bedeutsam ist die schulische Leistung der Schülerinnen und Schüler, vor allem die Mathematik- und Englischnote. Laut den erho-benen Daten beeinflussen aber weder der Migrations-hintergrund noch die soziale Herkunft der Schülerin-nen und Schüler die individuelle Verfügbarkeit von Life Skills.

Die Betrachtung der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler im Verlauf des Schuljahres ergab, dass Mädchen sich gegenüber den Jungen in ihren Life Skills maßgeb-lich verbessert haben und am Ende des Abschlussjahres keine maßgeblichen Unterschiede mehr vorlagen. Sig-nifikant positive Entwicklungen waren bei den Schüle-rinnen und Schülern der Förderschule zu beobachten, allerdings konnte hier aufgrund der kleinen Stichprobe kein Vergleich zu einer Kontrollgruppe gezogen werden.

Die Befunde lassen zusammenfassend erstens darauf schließen, dass bei Jugendlichen in den Schulformen unterhalb des Gymnasiums die Geschlechtszugehörig-keit und schulische Leistung einen größeren Einfluss auf die individuelle Verfügbarkeit von Life Skills haben als die soziale Herkunft oder der Migrationshinter-grund. In Hinblick auf die durchgeführte Intervention zur Life Skills-Stärkung ist aber zweitens festzuhalten, dass Abschlussklassen keine guten Rahmenbedingun-gen für eine strukturierte und kontinuierliche Interven-tion bieten und deshalb die Schulen nur eingeschränkt eine erforderliche Programmtreue aufrecht erhalten konnten. Mit Blick auf die geringe Selektivität von Life Skills ist drittens eine methodische Problematisierung angebracht, die die verwendeten psychometrischen Skalen daraufhin befragt, was genau durch sie erfasst wird.

KOOPERATIONEN

Hilfswerk der Deutschen Lions, Wiesbaden

Prof. Dr. Stefan ImmerfallProf. Dr. Uwe BittlingmayerPROJEK T

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./ Projekt

Einem erheblichen Anteil von Jugendlichen gelingt es nach dem Ende ihres Schulbesuchs nicht, direkt eine berufliche Ausbildung aufzunehmen und erfolg-reich abzuschließen. Gleichzeitig bleiben viele Aus-bildungsstellen unbesetzt, weil jugendliche Schulab-gängerinnen und -abgänger von der Wirtschaft als nicht ausbildungsreif angesehen werden. Der dadurch entstehende Fachkräftemangel könnte mög-licherweise durch Maßnahmen im Berufsbildungs-system gemildert werden. Aktuell gibt es jedoch zu wenige Daten über Entscheidungsprozesse und Erfolge von Jugendlichen beim Übergang von der schulischen in die berufliche Bildung sowie innerhalb der beruflichen Bildung und in die Erwerbstätigkeit.

In diesem Projekt gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen deshalb der Frage nach, wie eine Studie aussehen müsste, mit der Entscheidungsprozesse, Erfolge und die Kompetenzent-wicklung von Jugendlichen in dieser Lebensphase umfassend erhoben werden und daraus praktische Vor-schläge für Unterstützungsmaßnahmen abgeleitet werden könnten.

METHODE

Nach der Sammlung des aktuellen Wissenstands wur-den zunächst die Fragestellungen zusammengetragen, die mit der Studie zu beantworten sein sollten. Da für die Messung von Prozessen und Entwicklungen meh-rere Befragungszeitpunkte erforderlich sind, mussten deren Häufigkeit und Zeitpunkte ebenfalls erarbeitet werden. Hinzu kam die Frage, welche Jugendlichen

MACHBARKEITSSTUDIE FÜR EIN BADEN-WÜRTTEMBERG-PANEL

KOMPE TENZEN VON JUGENDLICHEN AM ÜBERGANG VON DER SCHULE IN DIE AUSBILDUNG UND IM VERL AUF DER AUSBILDUNG

Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, MannheimProf. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin,

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), MannheimProf. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität StuttgartProf. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen

Daniela Ackermann, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, MannheimDr. Nicole Biedinger, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim

Dr. Anja Tausch, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim

befragt werden sollten, um ein repräsentatives Bild für Baden-Württemberg zu erhalten und in welchem Rah-men diese befragt werden sollten. Zusätzlich wurde der Frage nachgegangen, ob es sinnvoll wäre, die Auskünfte der Jugendlichen durch Befragungen weiterer Bezugs-personen, wie Lehrenden oder Ausbildenden, zu ergän-zen. Die Eckdaten des entwickelten Studiendesigns dienten im Anschluss dazu, die Kosten für einzelne Teilkomponenten und das Gesamtprojekt zu ermitteln.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Es wurde eine Längsschnittstudie mit vier Befragungs-zeitpunkten geplant (vgl. Grafik). Um auch regionale Bedingungen der Berufswahl zu erfassen, sollten alle Jugendlichen in ihrem Abschlussschuljahr aus ausge-wählten Regionen Baden-Württembergs befragt wer-den (ca. 9.000). Bereits hier sollte eine erste Kompetenz-messung stattfinden (allgemeine Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen) und die Jugendlichen über ihre Berufswahl befragt werden. Der weitere Schul- oder Ausbildungsverlauf aller Jugendlichen sollte durch jährliche Online-Befragungen weiterver-folgt werden (Übergangspanel).

Zusätzlich sollten für alle Jugendlichen, die im Folgejahr eine Ausbildung aufnehmen, drei jährliche Befragun-gen stattfinden (Ausbildungspanel). Diese sollten wei-tere Messungen der Kompetenzentwicklung einschlie-ßen, wobei der Schwerpunkt hier auf der Entwicklung der berufsbezogenen Kompetenzen läge. Die Ergebnisse von Kompetenztests und Antworten der Jugendlichen

sollten durch Befragungen der Berufsschullehrenden und der Ausbildenden ergänzt werden, um einen umfassenderen Einblick in die Fähigkeiten und Ent-wicklung der Jugendlichen zu bekommen.

„Ein Baden-Württemberg-Panel könnte Aufschluss darüber geben, durch welche Maßnahmen im Berufsbildungssystem sich der entstehende Fachkräftemangel abmildern ließe.“

Für die Entwicklung möglicher Unterstützungsmaß-nahmen wären vor allem auch solche Jugendliche inte-ressant, die eine begonnene Ausbildung abbrechen. Diese könnten durch kurze Zwischenbefragungen (Screenings) ermittelt und im Rahmen des Übergangs-panels weiter befragt werden. Eine längerfristige Ver-folgung des Ausbildungs- und Berufsverlaufs der befragten Jugendlichen wäre, bei deren Einverständnis, durch eine Zuspielung von Berufsverlaufsdaten der Bundesagentur für Arbeit möglich.

Auf der Grundlage der Kostenschätzung für das Gesamtprojekt sowie für einzelne Komponenten wer-den aktuell Finanzierungsmöglichkeiten eruiert.

KOOPERATIONEN

Prof. Dr. Holger Bonin, Zentrum für Europäische Wirt-schaftsforschung (ZEW), MannheimProf. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, KielProf. Dr. Heike Solga, Wissenschaftszentrum Berlin für SozialforschungProf. Dr. Susan Seeber, Universität GöttingenProf. Dr. Reinhold Weiß, Bundesinstitut für Berufsbil-dung, Berlin Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Prof. Dr. Beatrice Rammstedt

Prof. Dr. Reinhold Nickolaus

Mögliches Studiendesign eines Baden-Württemberg-Panels

PROJEK T Prof. Dr. Ulrich Trautwein

Übergangspanel

Ausbildungspanel

KlassenbefragungAbschlussklassen

Befragung 2:Zwischenprüfung

Befragung 3:Ausbildungsende

Screening

Screening

Einzel-Online-Befragung 1

Einzel-Online-Befragung 2

Einzel-Online-Befragung 3

regionale Kontexte

Ausbilderbefragung

Zuspielung von BA-Berufsverlaufs-

daten

Befragung 1:Ausbildungsbeginn

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./ Projekt aus der Nachwuchsförderung

In modernen Gesellschaften haben wir täglich mit Zahlen und einfachen Rechenprozeduren zu tun. Mathematische Basiskompetenzen stellen daher eine wichtige Voraussetzung nicht nur für die Bewälti-gung der Mathematik in der Schule, sondern auch für das Zurechtfinden in Beruf und Alltag dar. Unter Basiskompetenzen versteht man unter anderem Zähl-fähigkeiten, das Verständnis von der Mächtigkeit von Zahlen, den sicheren Umgang mit den Grundrechen-arten oder das Abschätzen von Mengen und Mengen-relationen. Jedoch zählen auch einfaches geometri-sches Wissen, das Lesen der Uhr oder der Umgang mit Tabellen und Schaubildern dazu.

Kinder, die bereits früh Defizite in diesen Bereichen auf-weisen, holen diese meist nicht mehr auf und haben langfristig erhebliche Probleme in der Schule und wahr-scheinlich auch der Berufsausbildung. Die Erforschung von Basiskompetenzen und deren Auswirkungen kon-zentriert sich derzeit jedoch überwiegend auf den Kin-dergarten- und Grundschulbereich. Darüber, wie sich diese Fähigkeiten nach der Grundschule entwickeln, weiß man hingegen wenig. Erste Studien deuten darauf hin, dass manche Schülerinnen und Schüler auch in der weiterführenden Schule nach wie vor Defizite bei mathematischen Grundkompetenzen haben, wie dem Bestimmen von Vorgänger und Nachfolger einer Zahl, dem Einordnen von Zahlen auf dem Zahlenstrahl oder bei Zahlenvergleichen. Für den beruflichen Ausbil-dungssektor liegen derzeit nur vereinzelte Hinweise darauf vor, dass die mangelnde Beherrschung der Grundrechenarten in der Berufsgrundbildung und im Übergangssystem erhebliche Schwierigkeiten bei der fachlichen Kompetenzentwicklung verursacht. Aller-

MATHEMATISCHE BASISKOMPETENZEN IN DER BERUFSAUSBILDUNG MIT UNTERSCHIEDLICHEM

ANFORDERUNGSNIVEAU IM VERGLEICH ZU SCHÜLERN ALLGEMEINBILDENDER SCHULEN

ALLTAGSRELE VANTES MATHEMATIK WIS SEN IN DER WEITERFÜHRENDEN SCHULE UND DER BERUFSAUSBILDUNG

Dr. Katharina Lambert, Universität TübingenDidem Atik, Universität Stuttgart

dings werden die mathematischen Basiskompetenzen in solchen Studien meist nicht im oben genannten Sinne erfasst, sodass unklar bleibt, wie mathematische Basiskompetenzen im ersten Jahr der Ausbildung in unterschiedlichen Berufsgruppen ausgeprägt sind.

Dieses Projekt soll diese Forschungslücke schließen. Untersucht werden soll, wie sich Berufsschülerinnen und Berufsschüler im ersten Ausbildungsjahr im Hin-blick auf die basalen mathematischen Kompetenzen zwischen einzelnen Ausbildungsgängen unterschei-den. Außerdem soll überprüft werden, ob sich zwischen der 8. bis 10. Klasse und der Berufsausbildung Unter-schiede finden lassen oder ob einmal ausgebildete Basiskompetenzen auf einem Niveau bleiben. Ziel ist es außerdem zu überprüfen, ob sich verschiedene „Grup-pen“ von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Defiziten identifizieren lassen. Diese Information würde Hinweise darauf geben, welche Fördermaßnahmen die betreffenden Jugendlichen jeweils benötigen würden.

METHODE

Zur Überprüfung von mathematischen Basiskompeten-zen in der weiterführenden Schule und der Berufsaus-bildung wurden insgesamt über 900 Schülerinnen und Schüler befragt.

Rund 500 davon absolvierten das erste Ausbildungs-jahr in einer der folgenden Berufsgruppen: Fliesenleger, Maurer, Anlagenmechaniker, Friseure, Industrieme-chaniker, Kaufleute oder Zimmerleute. Mit dieser Aus-wahl sollten sowohl Ausbildungsbereiche, in die eher leistungsstärkere Jugendliche einmünden, als auch Ausbildungsgänge, die eher von leistungsschwächeren Jugendlichen besucht werden, berücksichtigt werden. Mit den Kaufleuten und Friseuren wurden bewusst zwei Berufsgruppen einbezogen, die bevorzugt von Mädchen gewählt werden.

Aus den allgemeinbildenden Schulen (Werkrealschule, Realschule und Gymnasium) nahmen ca. 400 Schüle-rinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 an der Untersuchung teil.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Erhebungen wurden im April 2015 abgeschlossen. Die ermittelten Daten werden derzeit ausgewertet, sodass im Herbst 2015 mit ersten Erkenntnissen zu rech-nen ist.

ZUM WEITERLESEN

Lambert, K. (2015). Rechenschwäche – Grundlagen, Dia-gnostik und Förderung. Göttingen: Hogrefe.

KOOPERATIONEN

Prof. Dr. Korbinian Möller, Leibniz-Institut für Wissens-medien, TübingenDr. Tanja Dackermann, Leibniz-Institut für Wissens-medien, Tübingen

Dr. Katharina Lambert Didem AtikPROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG

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./ Assoziiertes Projekt

Die gymnasiale Schullandschaft in Baden-Württem-berg zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus. Neben allgemeinbildenden Gymnasien können Eltern aus einer Reihe von beruflichen Gymnasien wählen, um ihren Kindern so die Möglichkeit zu geben, ihren Interessen und Begabungen nachzuge-hen. Mit den beruflichen Gymnasien der 6-jährigen Aufbauform (6BG) ist dies in Baden-Württemberg schon ab der 8. Klasse möglich.

Bislang fehlte es jedoch an Studien, die untersuchen, ob die Wahl des 6-jährigen beruflichen Gymnasiums tat-sächlich durch das Interesse geleitet wird und ob diese Schulform es vermag, die spezifischen Interessen ihrer Schülerinnen und Schüler schon in der Sekundarstufe I zu fördern. In ihrer Studie gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deshalb zwei Fragestellungen nach: Wie unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Gymnasialtypen? Wie wirkt sich der Besuch der verschiedenen Gymnasien auf ihre beruf-lichen Interessen aus?

METHODE

Um diese Fragen zu beantworten, führten die Bildungs-forscherinnen und Bildungsforscher im Schuljahr 2013/2014 eine Studie mit 430 Achtklässlerinnen und Achtklässlern an allgemeinbildenden Gymnasien, Technischen Gymnasien und Wirtschaftsgymnasien in Baden-Württemberg durch. Dabei verglichen sie deren Interesse und Motivation jeweils zu Schuljahresbeginn

und -ende. Andere mögliche Einflüsse auf Interessens- und Motivationsveränderungen, wie etwa Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten, Geschlecht oder Bildungs-nähe der Eltern, wurden durch statistische Methoden berücksichtigt. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren, welche Veränderun-gen während der achten Klasse mit dem Besuch der Schulform zusammenhingen.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

An sechsjährigen Technischen Gymnasien nimmt das Interesse der Schülerinnen und Schüler im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich im Vergleich zu anderen Gymnasialtypen stärker zu. Außerdem schät-zen die Schülerinnen und Schüler Mathematik als nützlicher ein als Schülerinnen und Schüler an anderen Gymnasien.

„Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Befunde ein weiterer Beleg dafür, dass sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlich entwickeln, wenn sie unterschiedliche Schulen besuchen.“

Im Detail zeigte die Studie, dass Schülerinnen und Schü-ler am Technischen Gymnasium bereits zu Beginn der achten Klasse über ein deutlich anderes Profil verfügen als Schülerinnen und Schüler an den anderen beiden

MOTIVATIONS- UND INTERESSENPROFILE DER SCHÜLER IN 8. KLASSEN ALLGEMEINBILDENDER GYMNASIEN UND BERUFLICHER GYMNASIEN DER

SECHSJÄHRIGEN AUFBAUFORM (6BG-STUDIE)FÖRDERUNG FACHLICHER INTERES SEN SCHON AB DER 8. KL AS SE?

Dr. Jochen Kramer, Universität TübingenProf. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen

Gymnasialtypen. Sie sind technisch interessierter und haben eine höhere Wertschätzung von Mathematik und Physik.

Im Verlauf der achten Klasse beobachteten die Bildungs-forscherinnen und Bildungsforscher bei den Schülerin-nen und Schülern an Technischen Gymnasien im Vergleich zu den anderen Gymnasiastinnen und Gym-nasiasten dann eine weitere Vertiefung der Interessen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Bei den Wirtschaftsgymnasiastinnen und Wirtschafts-gymnasiasten konnten die Forscherinnen und Forscher keine stärkere Ausdifferenzierung der Interessen im wirtschaftlichen Bereich beobachten, wie beispiels-weise bei führenden, verkaufenden und verwaltenden Tätigkeiten.

FÖRDERMITTEL

Rotary Club Bietigheim-Vaihingen (Spende über den Universitätsbund)

Dr. Jochen Kramer Prof. Dr. Ulrich Trautwein AS S OZIIERT ES PROJEK T

Zu- und Abnahme des technischen Interesses im Vergleich zum Schuljahresbeginn (0,00)

Allgemeinbildende Gymnasien Technische Gymnasien Wirtschaftsgymnasien

-0,50

-0,25

0,00

0,25

0,50

untersuchend-forschend

Beispielfrage:„In einem VersuchslaborExperimente durchführen.“

Beispielfrage:„Mit Maschinen oder technischenGeräten arbeiten.“

handwerklich-technisch

Schuljahresbeginn

Entwicklungseffekte: technische Interessen

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./ Projekt

Was macht eine gute Lehrkraft aus? Welche Faktoren bestimmen, ob Berufsschullehrkräfte ihren berufli-chen Alltag erfolgreich meistern?

Diese Fragen stellen den Ausgangspunkt für das Projekt dar, in dem die professionelle Kompetenz von Berufs-schullehrkräften untersucht wird. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung des pädagogisch-psy-chologischen Wissens als einem wichtigen Aspekt der professionellen Kompetenz (neben fachlichem Wissen, Überzeugungen, der Motivation sowie der Fähigkeit zur professionellen Selbstregulation).

Ziel des Projekts ist es, (a) das pädagogisch-psychologi-sche Wissen von Berufsschullehrkräften zu definieren und zu konzeptualisieren sowie (b) darauf aufbauend ein Messinstrument zu entwickeln. Das Instrument, das die Grundlage für weitere Forschung in dem Bereich bildet, wird in dem Projekt unter anderem dazu einge-setzt, um (c) systematisch Seiteneinsteiger und Lehr-kräfte mit regulärer Ausbildung zu vergleichen.

METHODE

Die Konzeptualisierung des pädagogisch-psychologi-schen Wissens wurde auf der Grundlage der For-schungsliteratur zum Lehrerwissen erarbeitet und anhand einer Befragung von 16 Expertinnen und Exper-ten aus Forschung und Praxis überprüft und ergänzt.

Darauf aufbauend wurden Aufgaben zur Erfassung des pädagogisch-psychologischen Wissens entwickelt. Ein Schwerpunkt bei der Erfassung liegt auf dem prozedu-

ralen, handlungsbezogenen Wissen, weshalb neben textbasierten Aufgaben auch videobasierte und inter-aktive Aufgaben entwickelt wurden. In zwei Vorstu-dien (mit insgesamt rund 340 Personen) wurden die Aufgaben auf Verständlichkeit und logische Konsistenz sowie psychometrische Qualität hin überprüft. Eine große Stichprobe von Berufsschullehrkräften bear-beitet die entwickelten Aufgaben in der derzeit laufen-den Hauptstudie. Unter anderem werden hier Seiten-einsteiger mit regulär ausgebildeten Lehrkräften verglichen.

"Neben fachlichem Wissen, Überzeugungen, Motivation sowie der Fähigkeit zur professionellen Selbstregulation ist das pädagogisch-psychologische Wissen einer der wichtigsten Aspekte der professionellen Kompetenz von Berufsschullehrkräften."

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die erarbeitete Konzeptualisierung beschreibt das pä-dagogisch-psychologische Wissen von Berufsschullehr-kräften anhand neun inhaltlicher Facetten (vgl. Abb.). Alle Facetten wurden in der Expertenbefragung als relevant angesehen und von den Expertinnen und Experten inhaltlich weiter ausdifferenziert.

PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHES WISSEN VON LEHRKRÄFTEN IM BERUFSBILDENDEN BEREICH

PROFES SIONELLE KOMPE TENZ VON BERUFS SCHULLEHRKR ÄF TEN: ENT WICKLUNG UND ERPROBUNG EINES MES SINSTRUMENTS ZUR ERFAS SUNG PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHEN WIS SENS

Prof. Dr. Thamar Voss, Universität TübingenVerena Hoehne, Universität Tübingen

Katharina Wolter (geb. Zieher), Universität TübingenProf. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen

Die Aufgaben zur Erfassung des pädagogisch-psycholo-gischen Wissens wurden aufgrund der Rückmeldungen der befragten Lehrkräfte der ersten Vorstudie, bei der die Lehrkräfte die Aufgaben „laut denkend“ bearbeiten sollten, optimiert und in der zweiten Vorstudie einge-setzt. Die Ergebnisse der zweiten Vorstudie weisen dar-auf hin, dass der Großteil der Aufgaben geeignet er-scheint, um das pädagogisch-psychologische Wissen in den neun distinkten inhaltlichen Facetten zu erfassen.

Nach der Hauptstudie wird das Projekt somit ein Mess-instrument zur Verfügung stellen, das die Grundlage für weitere Forschung zur professionellen Kompetenz von Berufsschullehrkräften bildet und viele Möglich-keiten für weitere Forschungsvorhaben im beruflichen Segment eröffnet. Mit dem geplanten Vergleich von Seiteneinsteigern und regulär ausgebildeten Lehrkräf-ten in der Hauptstudie kann das Projekt der bildungs-politischen Frage, ob Seiteneinsteiger ein adäquater Ansatzpunkt zur Lösung des derzeitigen Mangels an nachrückenden Berufsschullehrkräften sind, empirisch belastbare Befunde beisteuern. Zudem kann das In-strument langfristig dazu dienen, die Bedeutung der professionellen Kompetenz der Berufsschullehrkräfte für die Leistungs- und Motivationsentwicklung von Berufsschülerinnen und Berufsschülern zu untersu-chen. Weiterhin kann der Wissensstand von Berufs-schullehrkräften festgestellt und darauf aufbauend Trainings und Interventionen entwickelt sowie eva-luiert werden.

ZUM WEITERLESEN

Voss, T., Kunina-Habenicht, O., Hoehne, V., & Kunter, M. (2015). Stichwort Pädagogisches Wissen von Lehr-kräften: Empirische Zugänge und Befunde. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (Advance online publication. doi: 10.1007/s11618-015-0626-6).

Voss, T., Kunter, M., & Baumert, J. (2011). Assessing teacher candidates’ general pedagogical/psychological knowledge: Test construction and validation. Journal of Educational Psychology, 103(4), 952–969. doi: 10.1037/a0025125.

Prof. Dr. Thamar Voss Verena Hoehne

Konzeptualisierung des pädagogisch-psychologischen Wissens von Berufsschullehrkräften in neun Facetten

Pädagogisch-psychologisches Wissen

Wissen über Lernprozesse von Lernenden

Wissen über Lehr-Lern-Methoden und

Lehr-Lern-Konzepte

Wissen über Methodender Individual- und

Lernprozessdiagnostik

Wissen über Lernziele

Wissen über Kommunikationund Interaktion

mit den Lernenden

Wissen über die effiziente Führung von Lerngruppen (classroom management)

Wissen über die Heterogenität der Lernenden

Wissen über die Besonderheiten des

betrieblichen Lernens

Wissen über die physische, materiale und mediale

Gestaltung von Lernumgebungen

PROJEK T

0 5 2 . . 0 5 3

./ Assoziiertes Projekt

Im Rahmen des „Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC)“ wurden in Deutschland in den Jahren 2011 und 2012 – wie in über zwanzig weiteren Ländern weltweit – über 5.000 Erwachsene im Alter von 16 bis 65 Jahren befragt. Dabei wurden ihre grundlegenden Kompetenzen in den Domänen Lesen, Alltagsmathematik und techno-logiebasiertes Problemlösen gemessen. Mit dem Anschlussprojekt PIAAC-L wird die deutsche PIAAC-Stichprobe über mehrere Jahre mit einem erweiterten Spektrum an Fragestellungen weiterverfolgt.

Dieses Vorhaben führt das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften im Verbund mit dem Sozio-oeko-nomischen Panel (SOEP am Deutschen Institut für Wirt-schaftsforschung; DIW) und dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Uni-versität Bamberg durch.

Dabei stehen u.a. folgende Fragen im Zentrum: Wie ent-wickeln sich Kompetenzen von Erwachsenen über die Zeit? Welche Effekte haben Kompetenzen auf Bildungs- und Erwerbsmobilität? Wie hängen die Kompetenzen von Partnern miteinander zusammen? Sind die PIAAC-Kompetenzmaße mit denen anderer nationaler Studien (z. B. Nationales Bildungspanel, NEPS) vergleichbar?

METHODE

Das Projekt erstreckt sich über drei Befragungszeit-punkte (2014, 2015, 2016). Um an zentrale nationale Stu-dien anzuknüpfen, werden dabei Fragen und Aufgaben aus den Studien SOEP und NEPS übernommen. Diese

werden durch neu entwickelte Fragen zu weiteren inte-ressierenden Themen ergänzt. Im Jahr 2014 wurden neben der Person, die bereits 2012 an der PIAAC-Studie teilnahm (die sog. PIAAC-Ankerperson), auch weitere im selben Haushalt lebende Personen ab 18 Jahren mit SOEP-Kerninstrumenten (Haushalts- und Personenfra-gebogen) befragt. Die Erhebung 2015 zielt auf die Wie-derholung einiger Fragestellungen aus der PIAAC-Stu-die aus den Jahren 2011/12 sowie auf den Vergleich der PIAAC- und NEPS-Instrumente ab. Neben den PIAAC-Ankerpersonen werden zusätzlich deren im Haushalt lebende Partnerinnen bzw. Partner (sofern vorhanden) befragt; auch diese bearbeiten Kompetenzaufgaben. In 2016 findet wiederum eine Befragung aller im Haushalt der PIAAC-Ankerperson lebenden Erwachsenen statt.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

2014 konnten 3.758 PIAAC-Ankerpersonen wieder befragt werden sowie weitere 2.473 Haushaltsmitglie-der. Hierbei stand die Ergänzung der in PIAAC erhobe-nen Hintergrundvariablen wie z. B. soziodemografische Angaben durch weitere Kontextmerkmale (z. B. Wohn-situation, Gesundheit, Zufriedenheit, Einstellungen) im Vordergrund. Aktuell werden diese Daten aufbereitet und voraussichtlich Ende des Jahres 2015 interessierten Forscherinnen und Forschern in Form eines Scientific Use Files (Datensatz für wissenschaftliche Zwecke der Datennutzung) über das PIAAC-Forschungsdatenzen-trum bei GESIS zur Auswertung zur Verfügung gestellt.

PIAAC-L – KOOPERATIVE LÄNGSSCHNITTLICHE WEITERVERFOLGUNG DER PIAAC-STUDIE IN DEUTSCHLAND

KOMPE TENZEN IM ERWACHSENENALTER UND DEREN BEDEUTUNG IM LEBENSL AUF

Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim (Gesamtleitung)Silke Martin, Dr. Anja Tausch, Anouk Zabal, GESIS

Prof. Dr. Claus H. Carstensen, Dr. Jutta von Maurice, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Bamberg Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Blossfeld, Mareike Burger, Odin Jost, Prof. Dr. Corinna Kleinert, LIfBi

Prof. Dr. Jürgen Schupp, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), BerlinDr. Simone Bartsch & Katharina Poschmann, DIW

Gleichzeitig läuft die zweite Befragungswelle, in der die PIAAC-Ankerpersonen und deren Partnerinnen bzw. Partner neben der Beantwortung eines Fragebogens Kompetenzaufgaben aus PIAAC und/oder NEPS bearbei-ten. Die dritte und (im Rahmen des PIAAC-L-Projekts) letzte Befragungswelle (2016), bei der unter anderem neu entwickelte Fragen (z. B. zur Weiterbildung) zum Einsatz kommen, ist bereits in Vorbereitung.

"Die PIAAC-L-Studie liefert wichtige Erkenntnisse dazu, wie die Kompetenzen Erwachsener mit deren Bildungs- und Erwerbsmobilität zusammenhängen."

Die PIAAC-L-Daten schaffen damit einen inhaltlichen Mehrwert zu Kompetenzen im Erwachsenenalter und deren Bedeutung im Lebenslauf und bieten der Wissen-schaft eine fundierte Ergänzung zu den vorhandenen PIAAC-L-Daten. Die Studie trägt somit dazu bei, dass sich künftig besser beantworten lässt, wie Kompeten-zen mit Bildungs-, Einkommens- und Berufsverläufen, mit sozialen Faktoren sowie mit der gesellschaftlichen Nutzung von Kompetenzen und individuellen Chancen im internationalen Vergleich zusammenhängen.

ZUM WEITERLESEN

Rammstedt, B., Ackermann, D., Helmschrott, S., Klau-kien, A., Maehler, D. A., Martin, S. et al. (2013). PIAAC 2012: Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick. Münster: Waxmann.

Rammstedt, B. (Hrsg.) (2013). Grundlegende Kompeten-zen Erwachsener im internationalen Vergleich. Ergeb-nisse von PIAAC 2012. Münster: Waxmann.

FÖRDERMITTEL

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Laufzeit von 2013 bis 2017.

KOOPERATIONEN

Kooperationen mit weiteren Leibniz-Instituten im Rah-men des PIAAC-Leibniz-Netzwerks:• Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Bonn• Deutsches Institut für Internationale Pädagogische

Forschung (DIPF), Frankfurt• Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB),

Nürnberg• Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), München• Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissen-

schaften und Mathematik (IPN), Kiel• Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

(WZB), Berlin

Dr. Jutta von Maurice

Prof. Dr. Beatrice Rammstedt Prof. Dr. Claus H. Carstensen

Prof. Dr. Jürgen Schupp AS S OZIIERT ES PROJEK T

0 5 4 . . 0 5 5

0 5 6 . . 0 5 7

./ Assoziiertes Projekt

Die Ausbildungsfähigkeit schwächerer Schülerinnen und Schüler zu stärken und den Übergang von Schule in Beruf zu optimieren bleibt trotz sinkender Schüler-zahlen eine große gesellschaftliche Herausfor-derung. Für die vorliegende Längsschnittstudie befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler von 2008 bis 2012 wiederholt zwei Jahrgänge in den Klassen 8 und 9 der Freiburger Hauptschulen (heute: Werkrealschulen). Dadurch sollten zunächst die empirischen Zusammenhänge zwischen den Schülercharakteristika und den Startbedingungen am Ende der Klasse 7 erfasst werden. In einem nächs-ten Schritt sollten wichtige Indikatoren für die Ent-wicklung der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf schulische Leistungen und die Berufsorientie-rung sowie für den Übergang nach der Klasse 9 auf-gezeigt werden.

METHODE

Basis der Studie sind Befragungen in den vier Schul-halbjahren der Klassen 8 und 9 in allen Freiburger Hauptschulen von zwei Jahrgängen, die entweder 2007 oder 2008 mit der achten Klasse begonnen hatten. Es wurden sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte und Eltern befragt. Hauptziel der Befra-gungen war zu erfassen, welche Maßnahmen der Berufsorientierung die Schülerinnen und Schüler ergreifen und wie diese verläuft. Die Erhebungen umfassten zudem die Notenentwicklung in den Fächern Deutsch und Mathematik ab dem Jahreszeugnis in Klasse 7, die Teilnahme am Zusatzunterricht (ZU, vor der Reform zur Werkrealschule) als Vorbereitung für

weiterführende Schulen sowie den Übergang nach Abschluss der Klasse 9.

„In unserer Studie konnten wir zeigen, dass leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern der direkte Übergang in die Berufsausbildung trotz verschiedener Fördermaßnahmen nach wie vor oft nicht gelingt.“

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Studie zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Schülerin-nen und Schüler nach Abschluss der Klasse 9 direkt eine berufliche Ausbildung startet. Einen Wechsel in das Übergangssystem beobachten die Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler vor allem bei männlichen Schülern mit Migrationshintergrund. Die leistungsstär-keren Schülerinnen und Schüler scheinen von vornhe-rein zu beabsichtigen, nach Klasse 9 eine weiterfüh-rende allgemeine oder berufliche Schule zu besuchen, um ihre langfristigen Arbeitsmarktchancen zu erhö-hen. Den leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern gelingt der direkte Übergang in eine berufli-che Ausbildung meist nicht. Dies gilt häufig auch dann, wenn intensive Maßnahmen der Berufsorientierung absolviert wurden, eine positive Entwicklung der schu-lischen Leistungen und eine merkliche Verbesserung der Berufsorientierung vorlag.

QUALIFIKATIONSENTWICKLUNG UND ÜBERGÄNGEDIE LE T Z TEN Z WEI JAHRE IN DEUTSCHEN HAUPTSCHULEN

Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim

Stefanie Licklederer, Universität Freiburg

ZUM WEITERLESEN

Fitzenberger, B. & Licklederer, S. (in Druck). Career Planning, School Grades, and Transitions: The Last Two Years in a German Lower Track Secondary School. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik.

Fitzenberger, B., Licklederer, S. & Zimmermann, M. (in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökonomische Perspektive. In J. Seifried, S. Seeber & B. Ziegler (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspä-dagogischen Forschung 2015. Schriftenreihe der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich.

FÖRDERMITTEL

Universität Freiburg und Ministerium für Wissen-schaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Rahmen des Projekts „Die Wirkung des Bildungssys-tems auf den Übergang von Schule in Beruf – Evaluation des Pilotprojekts Erfolgreich in Ausbildung“ (Nr. 31-7532.20/068).

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Fitzenberger & Licklederer (2015)

Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Stefanie Licklederer AS S OZIIERT ES PROJEK T

ÜBERGANG NACH KLASSE 9

Übergang Anteil in Prozent

Ausbildung

Klasse 10 (WRS)

Berufsfachschule

Berufsvorbereitung

Sonstiges

10,62

12,01

47,58

25,40

4,39

gesamt 433 Beobachtungen

0 5 8 . . 0 5 9

./ Assoziiertes Projekt

Dieses Projekt untersucht empirisch die Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in die Ausbildung sowie von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt. Die Wissenschaftler analysieren dabei, wie sich die Über-gangsmuster verschiedener Kohorten (Altersgrup-pen) verändert haben. Indem sie Daten aus Umfragen mit administrativen Sozialversicherungsdaten ver-knüpfen, können sie die zunehmend komplexen Übergangswege Jugendlicher präziser beschreiben als dies in bisherigen Forschungsarbeiten möglich war. Zudem soll untersucht werden, ob die Bildungs-entscheidungen Jugendlicher sich langfristig auf Löhne oder die Beschäftigung im Erwachsenenalter auswirken.

METHODE

Für ihre Untersuchung verknüpfen die Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler die folgenden zwei Daten-sätze: 1) die Erwachsenenkohorte des Nationalen Bil-dungspanels (NEPS), die für ca. 17.000 Personen der Geburtskohorten 1944-1988 umfangreiche Informatio-nen zum sozialen Hintergrund sowie zur Bildungs- und Erwerbsbiografie enthält, sowie 2) die Integrierten Erwerbsbiografien (IEB), die administrative Sozialversi-cherungsdaten zu Erwerbstätigkeit und Leistungsbezug umfassen.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Sowohl Haupt- als auch Realschülerinnen und -schüler beschreiten auf dem Weg in eine berufliche Ausbildung zunehmend Umwege, entweder über das Nachholen eines allgemeinbildenden Schulabschlusses oder das Absolvieren einer Maßnahme im Übergangssystem. In der Abgängerkohorte 1989-2000 durchläuft etwa jeder vierte Hauptschulabsolvent nach der Schule eine Über-gangsmaßnahme. Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen des Übergangssystems schafft es spä-ter eine berufliche Ausbildung abzuschließen, wobei aber auch hier die Hauptschülerinnen und Hauptschü-ler schlechter abschneiden. In der jüngsten Kohorte holen 16 Prozent der Realschulabsolventinnen und Real-schulabsolventen das Abitur oder eine Fachhochschul-reife nach. Bei den Abiturientinnen und Abiturienten ist ein Trend hin zu beruflichen Abschlüssen und weg von Universitätsabschlüssen festzustellen.

In der weiteren Projektphase werden die langfristigen Übergänge in den Arbeitsmarkt beschrieben. Die bishe-rigen Ergebnisse zeigen aber bereits, dass leistungs-schwächere Jugendliche auf ihrem Weg in den Arbeits-markt nicht nur während der Schulzeit, sondern auch danach gefördert werden müssen. Gleichzeitig zeigt sich die Bedeutung von Öffnungsoptionen im Bildungs-system, z. B. über das Nachholen des Abiturs nach der Realschule.

SCHULISCHE UND BERUFLICHE BILDUNG, ÜBERGÄNGE UND ARBEITSMARKTERGEBNISSE

WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN ÜBERGÄNGE NACH DER SCHULE AUF DEN L ANGFRISTIGEN ERFOLG AM ARBEITSMARK T ?

Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim

Prof. Dr. Aderonke Osikominu, Universität HohenheimMarkus Zimmermann, Humboldt-Universität zu Berlin

ZUM WEITERLESEN

Fitzenberger, B., Licklederer, S. & Zimmermann, M. (in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökono-mische Perspektive. In J. Seifried, S. Seeber & B. Ziegler (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädagogi-schen Forschung 2015. Schriftenreihe der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich.

FÖRDERMITTEL

Förderung im Rahmen des DFG-Schwerpunktpro-gramms 1646 „Education as a Lifelong Process“

KOOPERATIONEN

Prof. Christian Dustmann, University College London (UCL)

Prof. Dr. Aderonke Osikominu Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Markus Zimmermann AS S OZIIERT ES PROJEK T

0 6 0 . . 0 6 1

./ Assoziiertes Projekt

AS S OZIIERT ES PROJEK T

Schule sollte auf das Leben vorbereiten und zwar nicht nur, indem die Schülerinnen und Schüler dort Lesen, Schreiben und Mathematik lernen. Zu den nicht-akademischen Fähigkeiten oder Lebenskompe-tenzen gehören auch soziale und methodische Kom-petenzen sowie die persönliche Entwicklung. Aber was sind mögliche Wege, um diese Fähigkeiten zu lehren? Wie können sie erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden? Welche Rolle spielt die Lehrer-kompetenz? Das vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg finanzierte Projekt zielt darauf ab, evidenzbasierte Ansätze auf diese Fragen zu finden.

METHODE

In einer im Schuljahr 2013/2014 durchgeführten Evalu-ationsstudie wurde der Frage nachgegangen, inwieweit sich schülerseitige Schlüsselkompetenzen im Bereich methodischer (z. B. Planungsfähigkeit), sozialer (z. B. Konfliktfähigkeit) und personaler (z. B. Durchhaltever-mögen) Fähigkeiten mittels eines Workshops begleitend zum regulären Unterricht fördern lassen. Insgesamt nahmen 74 Klassen mit 902 Schülerinnen und Schülern aus Werkreal- und Sonderschulen (8. Jahrgangsstufe) sowie beruflichen Schulen in Baden-Württemberg an der Untersuchung teil. Die Workshops umfassten für jede der beteiligten Klassen jeweils ein Angebot aus einem der Kompetenzbereiche und wurden durch einen externen Anbieter durchgeführt. Mögliche Effekte zur Wirksamkeit der Fördermaßnahme wurden anhand eines Kontrollgruppendesigns ermittelt, wobei nicht teilnehmende Parallelklassen für einen Vergleich her-angezogen wurden. Zur Kontrolle möglicher Kompe-tenzunterschiede zwischen den Workshop- und Kon-trollklassen konnte auf bereits vorhandene Kompe- tenzmessungen zurückgegriffen werden.

„Mit Workshops lassen sich berufsrelevante Schlüsselqualifikationen bei Schülerinnen und Schülern steigern.“

STEIGERUNG DER SOZIALEN, PERSONALEN UND METHODISCHEN KOMPETENZEN BEI SCHÜLERN

VON HAUPT-, WERKREAL- UND SONDERSCHULEN SOWIE BERUFLICHEN SCHULEN

WIE L AS SEN SICH DIE LEBENSKOMPE TENZEN IN DER SCHULE FÖRDERN?

Dr. Richard Göllner, Universität TübingenProf. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen

Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität TübingenDr. Katharina Lambert, Universität Tübingen

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Ergebnisse bisheriger Analysen ergaben, dass die durchgeführten Workshopangebote zu einer Steigerung berufsrelevanter Kompetenzen führten. Insbesondere bei den sozialen Kompetenzen konnten Unterschiede zur Kontrollgruppe gefunden werden. Allerdings zeig-ten sich für alle Kompetenzbereiche deutliche Überlap-pungen, sodass sich die Effekte der Workshopinhalte auf die spezifischen Kompetenzen nicht in konsistenter Weise nachweisen ließen. Die Förderangebote zur Stei-gerung berufsrelevanter Schlüsselqualifikationen blie-ben also nicht ausschließlich auf einen Kompetenzbe-reich beschränkt, sondern „übertrugen“ sich auf weitere Schlüsselqualifikationen. Schließlich lassen die bishe-rigen Ergebnisse vermuten, dass der Erfolg schulbasier-ter Förderprogramme von der Akzeptanz des Angebots durch die handelnden Personen abhängig ist. Weiter-führende Analysen widmen sich daher verstärkt der Implementationsqualität als einen möglicherweise entscheidenden Gelingensfaktor.

FÖRDERMITTEL

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden- Württemberg

Prof. Dr. Benjamin Nagengast

Prof. Dr. Ulrich TrautweinDr. Richard Göllner

Dr. Katharina Lambert

0 6 2 . . 0 6 3

Das TREE-Team an der Universität BernAS S OZIIERT ES PROJEK T

eine Berufsausbildung ein. Diese ist in der Schweiz nach wie vor der mit Abstand häufigste Ausbildungsweg in der Sekundarstufe II. Ab 2004 gibt es eine beträchtliche Anzahl junger Erwachsener, die weder in Ausbildung noch erwerbstätig sind. Sie haben jedoch einen Abschluss der Sekundarstufe II, sodass ihre Ausbil-dungs- und Erwerbssituation nicht dauerhaft in der Schwebe ist.

„Die Ergebnisse der TREE-Studie zeigen, welche Bedingungen für einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung und Erwerbstätigkeit gewährleistet sein müssen.“

Der Übergang in den Arbeitsmarkt erfolgt zumeist aus der Berufsbildung heraus. Die Einmündung ins Erwerbs-leben verläuft aufgrund von Einstiegsverzögerungen und Verlaufsdiskontinuitäten stark gestaffelt. Über-gänge nach einer allgemeinbildenden, post-obligatori-schen Ausbildung münden zumeist in Tertiärausbil-dungen an Universitäten und Fachhochschulen.

Zehn Jahre nach Beendigung der obligatorischen Schule ist die überwiegende Mehrheit der Befragten ausschließ-lich erwerbstätig. Ein Viertel der Kohorte befindet sich noch in Tertiärstudiengängen. 10 Prozent der Befragten haben keinen post-obligatorischen Abschluss. Die Ab-schlussquoten unterscheiden sich deutlich in den drei Sprachregionen oder bei Personen mit und ohne Migra-tionshintergrund. Neben leistungs- und ausbildungs-bezogenen Merkmalen erweisen sich auch Herkunfts-merkmale als bedeutsam für die Chance, einen post-obligatorischen Bildungsabschluss zu erwerben.

ZUM WEITERLESEN

Bergman, M. M., Hupka-Brunner, S., Keller, A., Meyer, T. & Stalder, B. E. (Hrsg.). (2011). Transitionen im Jugend-alter. Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo. (Bd. 1).

Scharenberg, K., Hupka-Brunner, S., Meyer, T. & Berg-man, M. M. (Hrsg.). (2015). Transitionen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter: Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo. (Bd. 2).

TREE (Hrsg.). (2013). Projekt-Dokumentation TREE 2000-2012. Basel: TREE. Verfügbar unter: www.tree-ch.ch

FÖRDERMITTEL

Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wis-senschaftlichen Forschung (SNF)

Die TREE-Daten sind für alle interessierten Forschenden kostenlos zugänglich und können über das Datenarchiv der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozial-wissenschaften (FORS) bezogen werden.

KOOPERATIONEN

• Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn• Deutsches Jugendinstitut (DJI), München/Halle• European University Institute, Florenz• Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB),

Berlin• Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Bamberg• Universität Konstanz

./ Assoziiertes Projekt

TREE ist die erste Längsschnittuntersuchung in der Schweiz, die sich mit dem Übergang Jugendlicher von der Schule ins Erwerbs- und Erwachsenenleben befasst. Im Zentrum der Studie stehen die Ausbil-dungs- und Erwerbsverläufe von Schulabgängern aus dem Jahr 2000, die an PISA teilgenommen haben.

In einer ersten Projektphase wurden Ausbildungs- und Erwerbsverläufe an der Schnittstelle zwischen den Sekundarstufen I und II detailliert erfasst. Im Vorder-grund standen dabei Entstehungsbedingungen, Pro-zessmerkmale und Auswirkungen von irregulären Ausbildungsverläufen (z. B. Ausbildungswechsel oder -abbruch). Die zweite Projektphase fokussierte den Übergang aus der Allgemein- oder Berufsbildung in der Sekundarstufe II ins Erwerbsleben oder in eine Tertiär-ausbildung. In einer dritten Phase lag der Schwer- punkt auf dem Übergang aus der Tertiärausbildung und der langfristigen Integration in den Arbeitsmarkt. In einer vierten Phase wurden die mittlerweile jungen Erwachsenen u. a. auch danach gefragt, inwiefern sie ihre Familiensituation mit ihrer Berufstätigkeit verein-baren können und welchen Stellenwert (berufliche) Weiterbildung für sie hat.

Ein zentrales Forschungsanliegen von TREE ist zu iden-tifizieren, unter welchen Bedingungen die Transition in die verschiedenen Ausbildungs- und Erwerbsphasen gelingt. Darüber hinaus lässt sich aus interdisziplinärer Perspektive auch das Zusammenspiel mit weiteren Kon-textfaktoren (z. B. soziokulturelle Herkunft, Schulleis-tung, Gesundheit und Wohlbefinden, Belastungen und Ressourcen in Arbeit und Ausbildung) analysieren.

METHODE

Ausgangsstichprobe der TREE-Studie sind rund 6.000 Schweizer Jugendliche, die an PISA 2000 teilnahmen und im selben Jahr die Schulpflicht beendeten. Diese wurden in sieben jährlichen Erhebungen (2001-2007), zehn Jahre nach Ende der Pflichtschulzeit (2010) und zuletzt im Durchschnittsalter von rund 30 Jahren (2014) nachbefragt. Die Befragung erfolgte einerseits anhand eines standardisierten telefonischen Interviews (CATI), andererseits wurde ein situationsspezifisch angepass-ter schriftlicher Fragebogen versandt, um individuelle Ausbildungs- und Erwerbsverläufe episodisch und re-trospektiv zu erfassen. Die TREE-Stichprobe ist für die gesamte Schweiz, für die drei Sprachregionen und einige Kantone repräsentativ.

Der Start einer zweiten Panel-Befragung ist für 2016 geplant. Damit wird TREE zu einer der weltweit wenigen Multi-Kohorten-Studien ausgebaut. Dies ermöglicht kohortenvergleichende Analysen, z. B. zur Frage, wie sich die beobachteten Verläufe und deren Rahmenbedingun-gen in den vergangenen 15 bis 20 Jahren verändert haben.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Rund einem Viertel der Jugendlichen gelingt der direkte Einstieg in eine post-obligatorische Ausbildung, die zu einem anerkannten Abschluss der Sekundarstufe II führt, nicht. Die meisten überbrücken diese Zeit mit einer Zwischenlösung und steigen ein Jahr später in

TRANSITIONEN VON DER ERSTAUSBILDUNG INS ERWERBSLEBEN (TREE)

WIE VOLL ZIEHEN JUNGE MENSCHEN IN DER SCHWEIZ DEN ÜBERGANG IN AUSBILDUNG UND ARBEITSMARK T ?

Prof. Dr. Ben Jann, Universität Bern (Hauptantragsteller)Prof. Dr. Rolf Becker, Universität Bern (Mitantragsteller)

Prof. Dr. Christian Imdorf, Universität Bern (Mitantragsteller)Wissenschaftliches Team: Dr. Sandra Hupka-Brunner, Maarten Koomen, Thomas Meyer,

Barbara Müller, Dr. Stefan Sacchi, Dr. Katja Scharenberg, Christina von Rotz, Universität Bern

0 6 4 . . 0 6 5

./ Projekt

In dem Projekt werden relevante Faktoren der Über-gangsentscheidung am Ende der Sekundarstufe I an allen allgemeinbildenden Schularten untersucht. Dabei sind insbesondere Angebote zur Berufsorien-tierung von Interesse. Als ein Faktor des erfolgreichen Übergangs in eine duale Ausbildung wird die Ent-wicklung der Berufsorientierung und das Bewer-bungsverhalten der Werkreal- und Realschülerinnen

ÜBERGÄNGE AM ENDE DER SEKUNDARSTUFE I IN WEITERFÜHRENDE SCHULEN UND DIE BERUFLICHE BILDUNG

WOHIN NACH DER SCHULE UND WARUM?

Prof. Dr. Holger Bonin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, Universität Kassel, Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, Bonn

Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim

Dr. Maresa Sprietsma, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, MannheimAnnette Hillerich, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim

und -schüler, die eine solche Ausbildung anstreben, erforscht. Ein Forschungsschwerpunkt ist dabei die Intensität der Suche sowie die Kompromissbereit-schaft der Schülerinnen und Schüler bei der Berufs-wahl. Angesichts der steigenden Bildungsaspiratio-nen wird darüber hinaus untersucht, inwieweit diese Bildungspläne realistisch sind und die Schülerinnen und Schüler ihre Chancen gut einschätzen können.

METHODE

Im Rahmen des Projekts wurden zwei Befragungen durchgeführt. Um die Ausgangssituation zu erfassen fand die erste Befragung im Klassenverband der 9. bzw. 10. Klassen im Frühjahr 2014 an Schulen aller Schular-ten in Mannheim und Freiburg statt. Zusätzlich wurden Eltern und Lehrkräfte befragt. Die zweite Befragung im Frühjahr 2015 wurde online durchgeführt. Bei der Wiederholungsbefragung wurden die gleichen Schüle-rinnen und Schüler wie im Jahr zuvor nach ihrem tat-sächlich erfolgten Übergang, ihrem Bewerbungsverhal-ten sowie ihren weiteren Bildungsplänen befragt. Die Schülerinnen und Schüler wurden außerdem um eine rückblickende Bewertung der in Anspruch genomme-nen Berufsorientierungsangebote gebeten.

Die auf diesem Weg erhobenen Daten werden mit öko-nometrischen Methoden in Bezug auf die Forschungs-fragen analysiert.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Angebote zur Berufs-orientierung an den Werkrealschulen sehr umfangreich sind und insbesondere persönliche Beratungsgespräche stark von den Schülerinnen und Schülern in Anspruch genommen werden. 85% der Werkrealschülerinnen und -schüler haben persönliche Gespräche über ihre Berufs-orientierung mit Berufsberatern, Coaches und Lotsen an ihren Schulen geführt, davon im Durchschnitt sechs Gespräche mit Berufsberatern an den Schulen über Bewerbung und Berufswahl. Aber auch Berater der Arbeitsagenturen und Lehrkräfte stellen wichtige Gesprächspartner der Jugendlichen dar.

„An den Werkrealschulen werden persönliche Beratungsgespräche stark genutzt, an den Realschulen eher das Angebot der Arbeitsagenturen.“

Das Beratungsangebot durch Berufsberater an den Real-schulen ist weniger stark ausgebaut bzw. wird seltener

von den Jugendlichen wahrgenommen. Sie greifen dafür stärker auf das Angebot der Arbeitsagenturen zurück.

Anhand der zweiten Befragung wird untersucht, ob die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Realschulen schlechtere Erfahrungen bei dem Übergangsprozess nach der Sekundarstufe I hatten und ob dies einen Aus-bau der Berufsorientierungsangebote an den Realschu-len nahelegt. Hierbei spielt vermutlich eine Rolle, wie realistisch die Einschätzung der Bildungs- und Berufs-chancen auf Seiten der Jugendlichen ist.

ZUM WEITERLESEN

Fitzenberger, B., Licklederer, S., & Zwiener, H. (in Druck). Mobility across Firms and Occupations among Graduates from Apprenticeship (ZEW Discussion Paper 15-022). Labour Economics.

Fitzenberger, B., Licklederer, S.‚ & Zimmermann, M. (in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökono-mische Perspektive. In: Seifried, J., Seeber, S. & Ziegler, B. (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädago-gischen Forschung. Schriftenreihe der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich.

Fitzenberger, B. und S. Licklederer (in Druck). Career Planning, School Grades, and Transitions: The Last Two Years in a German Lower Track Secondary School (ZEW Discussion Paper 14-026). Jahrbücher für Nationalökono-mie und Statistik.

KOOPERATIONEN

GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim

Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Prof. Dr. Holger Bonin

kein Abbruch Abbruch n = 337

Eingangstest Abschlusstest

Eingangstest Abschlusstest

Berufsberatern/Lotsen an der Schule Arbeitsagentur Lehrkräfte

46%

59%

74%

54%

26%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss

Abbrüche in %

Schulabschluss

Abbrüche je nach Schulabschluss

-3,25%

4,26%

8,88%

-3,43%

3,12%

8,52%

-20%

-15%

-10%

-5%

0%

5%

10%

15%

20%

Hauptschulabschluss Realschulabschluss AbiturLösungsquote in %

Schulabschluss

Anlagenmechaniker: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses

-11%

-2,60%

10,15%

-15,69%

-4,36%

12,38%

-30%

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss

Lösungsquote in %

Schulabschluss

Maler / Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Werkrealschule Realschule

Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei...

41%

PROJEK T

0 6 6 . . 0 6 7

./ Projekt

In den vergangenen Jahren sind eher leistungsschwa-che Schülerinnen und Schüler zunehmend in das Blickfeld der Bildungspolitik geraten, was sich u.a. in der Reform des Übergangssystems in Baden- Württemberg ausdrückt.

Mit den Berufen Maler/Lackierer und Anlagenme-chaniker gibt es im Metall- und Baubereich zwei stark besetzte Ausbildungsberufe, in die besonders viele leistungsschwache Jugendliche einmünden. Trotz der starken Besetzung dieser Berufsfelder fehlt es bislang

ÜBERTRITT IN DAS ÜBERGANGSSYSTEM ODER IN DIE DUALE AUSBILDUNG

PR ÄDIK TIVE EFFEK TE DER BASISKOMPE TENZEN, MOTIVATIONALEN EINSTELLUNGEN UND SOZIALEN HERKUNF T SOWIE DIE ENT WICKLUNG VON FACHKOMPE TENZEN NACH DEM ÜBERTRIT T.

Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen

Didem Atik, Universität Stuttgart

jedoch an aussagekräftigen Studien zur Einmündung dieser Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung bzw. das Übergangssystem sowie ihre weitere Leistungsent-wicklung. In der Studie werden daher zwei Fragestel-lungen untersucht:

(1) Welche Leistungs-, motivationalen und sozioökono-mischen Merkmale sagen eine Einmündung in die duale Ausbildung bzw. das Übergangssystem voraus?

(2) Wie entwickelt sich die Leistung dieser Schülerinnen und Schüler in den ersten 12 Monaten ihrer Ausbil-dung?

METHODE

Um diesen Fragen nachzugehen, wurde in den Schul-jahren 2012 bis 2015 eine Studie mit rund 850 Anla-genmechanikern und Malern/Lackierern an berufli-chen Schulen in Baden-Württemberg durchgeführt. Um die fachlichen Kompetenzen der Jugendlichen zu erfassen, wurden für beide Berufsgruppen berufs-fachliche Tests entwickelt und zum Anfang und Ende des 1. Ausbildungsjahres eingesetzt. Anhand der Test-ergebnisse werden Modelle entwickelt, die Aussagen zu den erreichten Niveaus bereitstellen und Hinweise auf Förderbedarfe geben. Des Weiteren wurde analy-siert inwieweit sich Geschlecht, relevante Schulnoten, Motivation und sozialer Hintergrund auf die Leistungs-entwicklungen auswirken.

„Für beide Berufsgruppen zeigen sich signifikante Leistungsdifferenzen der Auszubildenden.“

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Die Studie wird Ende des Jahres 2015 abgeschlossen. Vor-läufige Auswertungen zeigen, dass die entwickelten Tests die fachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in beiden Berufsgruppen sehr gut abbilden.

Wie in der Grafik ersichtlich, zeigen sich für beide Berufs-gruppen signifikante Leistungsdifferenzen der Auszu-bildenden in Abhängigkeit von ihrem Schulabschluss: Je höher der Schulabschluss, desto höhere Fähigkeiten ergeben sich für die Schülerinnen und Schüler in beiden Berufssegmenten. Weitere Analysen sollen Einflussfak-toren wie sozialen Hintergrund, Motivation und Schul-noten berücksichtigen. Zusätzlich sollen Aussagen zu den Entwicklungen im 1. Ausbildungsjahr generiert werden.

Didem AtikProf. Dr. Reinhold Nickolaus

Maler/Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des SchulabschlussesDer Eingangs- und Abschlusstest beinhaltet unterschiedliche Aufgaben, daher ist der Vergleich der Lösungsquoten nur bezogen auf den jeweiligen Test in Abhängigkeit des Schulabschlusses gegeben.

kein Abbruch Abbruch n = 337

Eingangstest Abschlusstest

Eingangstest Abschlusstest

Berufsberatern/Lotsen an der Schule Arbeitsagentur Lehrkräfte

46%

59%

74%

54%

26%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss

Abbrüche in %

Schulabschluss

Abbrüche je nach Schulabschluss

-3,25%

4,26%

8,88%

-3,43%

3,12%

8,52%

-20%

-15%

-10%

-5%

0%

5%

10%

15%

20%

Hauptschulabschluss Realschulabschluss Abitur

Lösungsquote in %

Schulabschluss

Anlagenmechaniker: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses

-11%

-2,60%

10,15%

-15,69%

-4,36%

12,38%

-30%

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss

Lösungsquote in %

Schulabschluss

Maler / Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Werkrealschule Realschule

Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei...

41%

ZUM WEITERLESEN

Nickolaus, R. & Seeber, S. (2013). Berufliche Kompeten-zen: Modellierungen und diagnostische Verfahren. In: Frey, A., Lissmann, U., Schwarz, B. (Hrsg.), Handbuch Berufspädagogische Diagnostik (155-180). Weinheim und Basel: Beltz.

Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirt-schaftspädagogik (ZBW), 108 (1), 6-17.

PROJEK T

0 6 8 . . 0 6 9

./ Projekt aus der Nachwuchsförderung

Was versteht man unter Nihilismus? Wer war Joseph Weizenbaum? Solche und ähnliche Frage beantwor-ten wir heute in Sekundenschnelle mit dem Smart-phone. Das Internet hat die Verfügbarkeit und Ver-netztheit von Informationen grundlegend verändert. Wie diese gesucht und verarbeitet werden, stellt einen zentralen Aspekt des Lernverhaltens während der Schulzeit, im Studium und im Berufsleben dar.

Möchte man nun untersuchen, wie Menschen sich in ihrer Fähigkeit unterscheiden, Informationen zu suchen und zu verarbeiten, sollte ein dazu geeigneter Test auch ebendiese Möglichkeiten der Informationsbeschaffung berücksichtigen. Allerdings wurden viele ursprüngli-che Papier-Stift-Verfahren ohne weitere Anpassung auf den Computer übertragen. In diesen Tests wurden meist Sachtexte vorgegeben, aus denen die zur Lösung not-wendigen Informationen entnommen werden sollten.

Im vorliegenden Projekt sollen die Testteilnehmer des-halb in einer Reihe von einzelnen Untersuchungen Pro-bleme innerhalb eines Themengebiets (z. B. Gesundheit) durch eine selbstständige Suche im Internet bearbeiten. Zur Lösung solcher komplexer Aufgaben gibt es keinen eindeutigen, festen Lösungsweg. Um die unscharfen Probleme erfolgreich zu lösen, müssen oft mehrere Dokumente gesucht, bewertet und die daraus entnom-menen Informationen miteinander in Verbindung gebracht werden. Da sich ein solcher Test stärker an den realen Lerngegebenheiten der Schülerinnen und Schü-ler orientiert, ist es für sie leichter die Relevanz des Tests zu erkennen, was wiederum zu größerer Akzeptanz führt.

VERSTEHENSLEISTUNGEN IM KONTEXT VON WISSENSERWERBSPROZESSEN

WIE LERNEN WIR IM DIGITALEN ZEITALTER?

Anne Möhring, Universität UlmProf. Dr. Oliver Wilhelm, Universität Ulm

Prof. Dr. Ulrich Schroeders, Universität Bamberg

Das Ziel dieses Projekts ist es, einen Leistungstest zu entwickeln, der die Fähigkeit zur Informationssuche und -verarbeitung bei freier Suche im Internet prüft. Dabei geht es auch um Fragen, wodurch diese Kompe-tenz zur Informationsverarbeitung beeinflusst wird: Steht hier, wie bei vielen Verstehensleistungen, die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken im Vorder-grund? Gibt es einen zusätzlichen Einfluss von bereichs-spezifischem Vorwissen und Computernutzung auf die Testleistung?

„Ein geeigneter Test zur Erfassung der Fähigkeit Informationen zu suchen und zu verarbeiten, muss an die Herausforderungen des Wissenserwerbs im digitalen Zeitalter angepasst werden.“

METHODE

Nachdem im Sommer 2014 bereits 119 Probandinnen und Probanden an einer Vorstudie teilgenommen hat-ten, wurden im April 2015 weitere 176 Schülerinnen und Schüler eines beruflichen Gymnasiums mit sozialwis-senschaftlicher Orientierung getestet. Konkret wurden ihnen komplexe Recherche- und Problemlöseaufgaben aus dem Bereich Medizin und Gesundheit vorgelegt, die mittels einer freien Suche im Internet gelöst werden sollten. Für die Bearbeitung der Aufgaben standen je nach Aufgabenschwierigkeit 3 bis 8 Minuten zur Verfü-gung. Weiterhin wurden schlussfolgerndes Denken und

Beispielitem: OsteosyntheseIhr Nachbar musste operiert werden und zeigt Ihnen sein Röntgenbild von der OP. Welcher operative Eingriff ist auf diesem Bild dargestellt. Nennen Sie den Fachbegriff!

Allgemeinwissen, die Computernutzung sowie das medizinische Vorwissen der Schülerinnen und Schüler erfasst.

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

In der Vorstudie konnte ein Großteil der Leistung im Informationsverarbeitungstest durch schlussfolgern-des Denken und Allgemeinwissen vorhergesagt wer-den, wobei der Einfluss von ersterem besonders stark war. Wie häufig jemand den Computer generell nutzt, hatte dagegen keinen nachweisbaren Einfluss auf die Leistung. Die Schülerinnen und Schüler, die an der Hauptuntersuchung teilgenommen hatten, besuchen ein berufliches Gymnasium mit sozialwissenschaftli-cher Orientierung. Daher sollte besonders das medizi-nische Vorwissen einen großen Einfluss auf die Testleis-tung ausüben. Dies wird in den weiteren Analysen der Daten aus der Hauptuntersuchung von April 2015 unter-sucht.

ZUM WEITERLESEN

Schroeders, U., Bucholtz, N., Formazin, M., & Wilhelm, O. (2013). Modality specificity of comprehension abili-ties in the sciences. European Journal of Psychological Assessment, 29, 3-11.

Schroeders, U., & Wilhelm, O. (2011). Equivalence of reading and listening comprehension across test media. Educational and Psychological Measurement, 71, 849-869.

Möhring, A., Leichtmann, B., Wilhelm, O. & Schroe-ders, U. (2014, September). Verstehensleistungen im Kontext von Wissenserwerbsprozessen. Vortrag auf dem 49. Kongress der DGPS, Bochum.

PROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG Anne Möhring Prof. Dr. Oliver Wilhelm

0 7 0 . . 0 7 1

./ Assoziiertes Projekt

Angesichts der wachsenden Bedeutung und Komple-xität globalisierter wirtschaftlicher Prozesse stellt die wirtschaftsbürgerliche Kompetenz Jugendlicher eine der Grundlagen für deren soziale und berufliche Teil-habe und damit langfristig für die Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes dar. Im Hinblick auf den Erwerb dieser Kompetenz kommt der Schule und dabei insbesondere dem Wirtschaftsunterricht eine zentrale Vermittlungsrolle zu. Vor allem in der Schule können Jugendliche lernen, die Komplexität wirt-schaftlicher Zustände und Prozesse in einem Gesell-schaftssystem wahrzunehmen, zu verstehen und sich individueller und kollektiver Perspektiven, Wertun-gen und Interessen bewusst zu werden.

METHODE

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Konstanz und Zürich untersuchen gegenwärtig die wirtschaftsbürgerliche Kompetenz am Beispiel von kaufmännischen Auszubildenden in Deutschland und in der Schweiz. Weiterhin werden die Mathematik- und Deutschfähigkeiten sowie verschiedene Unterrichts- und Schulmerkmale erfasst. Die Studie wird im Quer-schnitt im letzten Ausbildungsjahr durchgeführt. Betei-ligt sind dabei rund 700 Auszubildende aus Deutschland und 400 Lernende aus der Schweiz. Die Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler führen die Erhebungen computergestützt durch, d.h. die Auszubildenden beantworten die Fragen am Computer in der berufli-chen Schule.

„Aus unserer Studie könnten sich bedeutsame Rückschlüsse auf die Gestaltung des Wirtschaftsunterrichts ziehen lassen.“

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Da die letzten Befragungen in der Schweiz noch laufen, können noch keine Ergebnisse berichtet werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten neue Erkenntnisse zum Stand wirtschaftsbürgerlicher Kompetenz von Jugendlichen, die es erlauben bedeut-same Rückschlüsse auf die Gestaltung des Wirtschafts-unterrichts zu ziehen. Besonders interessant wird zugleich sein, zu erfahren, welche Rolle Schule, Unter-richt und die Lehrpersonen beim Kompetenzerwerb spielen und ob sich Lernkulturunterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz beobachten lassen.

WIRTSCHAFTSBÜRGERLICHE KOMPETENZ VON JUGENDLICHEN

WIE BEREITE T DIE SCHULE AUF VER ANT WORTUNGSÜBERNAHME IN WIRTSCHAF T UND GESELLSCHAF T VOR?

Prof. Dr. Stephan Schumann, Universität Konstanz (hauptverantwortlich)Dr. Esther Kaufmann, Universität Konstanz

Andreas Jüttler, Universität Konstanz

ZUM WEITERLESEN

Schumann, S. & Eberle, F. (2014). Ökonomische Kompe-tenzen von Lernenden am Ende der Sekundarstufe II. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(1), 103 – 126.

Seeber, S., Schumann, S. & Nickolaus, R. (2015). Ökono-mische Kompetenzen: Konzeptuelle Grundlagen und empirische Befunde. In G. Weißeno & C. Schelle (Hrsg.), Empirische Forschung in gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken – Ergebnisse und Perspektiven (S. 169 - 184). Heidelberg/Berlin: Springer.

FÖRDERMITTEL

Schweizerisches Staatssekretariat für Bildung, For-schung und Innovation (SBFI)

KOOPERATIONEN

Prof. Dr. Franz Eberle, Universität ZürichDie Studie ist ein Teil des Verbundprojekts „Competen-cies in the Field of Business Administration, Learning, Instruction, and Transition (CoBALIT)“ der BMBF-For-schungsinitiative „Technology-based Assessment of Skills and Competencies in VET (ASCOT)“. Zugleich ist das Projekt synergetisch mit dem schweizerischen Lea-ding House „Lehr-Lernprozesse im kaufmännischen Bereich (LINCA)“ an der Universität Zürich verknüpft.

Prof. Dr. Stephan Schumann AS S OZIIERT ES PROJEK T

0 7 2 . . 0 7 3

./ Projekt aus der Nachwuchsförderung

Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist für junge Menschen kein einfacher Schritt. Statistiken belegen, dass viele Jugendliche bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos bleiben und in das berufliche Übergangssystem münden. Mittlerweile gibt es gute Erklärungen dafür, warum der Übergang in vielen Fällen nicht nach Plan verläuft und die Vor-aussetzungen der Jugendlichen nicht mit den Ausbil-dungsanforderungen kompatibel sind. Kaum be-trachtet wurde dagegen bisher die Frage, wie die betroffenen Jugendlichen mit der Zurückweisung umgehen, d.h. wie sie das (negative) Ereignis wahr-nehmen und welche Erklärungen sie dafür heranzie-hen, aber auch welche Strategien sie daraus entwi-ckeln, sich nicht „unterkriegen“ zu lassen und sich beispielweise zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu bewerben. Entsprechende Fähigkeiten, einen erfolg-reichen „Widerstand“ gegenüber negativen Erfah-rungen zu entwickeln, werden im Allgemeinen als „Resilienz“ bezeichnet.

Das vorliegende Projekt knüpft an diesem Begriff an und untersucht, welche „Resilienz“ sich junge Men-schen der Region Stuttgart gegen Ende der Schulzeit angeeignet haben und inwiefern diese Fähigkeiten eine Rolle für den erfolgreichen Übergang ins Berufsleben spielen.

ZURÜCKWEISUNG AN DER 1. SCHWELLE – WAHRNEHMUNG UND VERARBEITUNG AUS DER SICHT

VON BETROFFENEN JUGENDLICHEN (ZADES)WIE GEHEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER DER WERKRE ALSCHULE MIT ABSAGEN AUF BE WERBUNGEN UM?

Duygu Sari, Universität StuttgartDr. Martin Kenner, Universität Stuttgart

METHODE

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen rund 250 Jugendliche, die im Schuljahr 2014/2015 eine Abschluss-klasse der Hauptschule oder eine berufsvorbereitende Klasse besuchten. Ihre Resilienz wurde mit drei Skalen-werten (Faktoren) ermittelt und zu zwei Zeitpunkten gemessen. Beim ersten Zeitpunkt im November 2014 wurde untersucht, welche Resilienz die Schülerinnen und Schüler gegen Ende ihrer Schulzeit aufwiesen und von welchen Bedingungen diese Fähigkeit beeinflusst wurde, etwa von der Unterstützung des Elternhauses. Gleichzeitig wurden die beruflichen Ziele der Jugendli-chen zu diesem Zeitpunkt erfasst, z. B. ob sie eine Aus-bildung anstreben oder eine weiterführende Schule besuchen möchten. Das zweite Mal wurde am Ende der Bewerbungszeit (Juni 2015) gemessen, als die Jugendli-chen bereits entschieden hatten, welchen Weg sie nach den Sommerferien einschlagen. Dabei wurde klar, ob die Jugendlichen ihre im Winter anvisierten Ziele erreicht hatten. Zudem konnte nun der Zusammenhang zwischen Bewerbungsrückmeldungen und vorhande-ner Resilienz untersucht werden: Können diejenigen Schülerinnen und Schüler, die bei der ersten Befragung über günstigere Resilienzwerte verfügten, das Negativ-erlebnis besser verkraften?

„Jugendliche verfügen tendenziell über gute Fähigkeiten, um mit Niederlagen bei Bewerbungen umzugehen.“

ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND

Da die Datenauswertung noch nicht abgeschlossen ist, können aktuell nur einige ausgewählte Ergebnisse aus der ersten Befragung genannt werden. Hier lässt sich mit den erhobenen Daten zeigen, dass die durchschnitt-lichen Resilienzwerte der Schülerinnen und Schüler zum ersten Messzeitpunkt tendenziell oberhalb des Skalenmittelwerts liegen. Zudem konnte herausgefun-den werden, dass die Schülerinnen und Schüler bei berufs- und schulbezogenen Entscheidungen sich gut von ihren Eltern und von der Schule unterstützt fühlen. Dies ist sowohl bei Schülerinnen und Schülern an Werk-realschulen als auch bei denen an berufsvorbereitenden Schulen der Fall.

Was die Entscheidungswege betrifft, streben 144 der insgesamt 256 Befragten (56%) eine Berufsausbildung an. Im November 2014 hatten sich bereits 80 Jugend-liche (ca. 31%) auf einen Ausbildungsplatz beworben.

Im nächsten Schritt soll überprüft werden, ob und inwieweit sich die Resilienz der Schülerinnen und Schü-ler im Sommer (nach der Rückmeldung der Betriebe) verändert hat und von welchen Bedingungen diese Fähigkeit beeinflusst wird. Zusätzlich soll der Frage nachgegangen werden, ob und welche Strategien Schü-lerinnen und Schüler einsetzen, um das negative Ereig-nis zu verarbeiten.

Duygu Sari Dr. Martin Kenner PROJEK T AUS DERNACH W UCHSFÖRDERUNG

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