39
Höhere Gewinne, mehr Arbeitsplätze und eine geringere Umweltbelastung Das neue Industriemodell: Eine Studie von Lavery/Pennell – erstellt für Interface Januar 2014

Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

Höhere Gewinne, mehr Arbeitsplätze und eine geringere Umweltbelastung

Das neue Industriemodell:

Eine Studie von Lavery/Pennell – erstellt für InterfaceJanuar 2014

Page 2: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

2 | Ein neues Industriemodell

Interface

Interface ist weltweit führend im Design und der Herstellung von modularem Bodenbelag, der gleichzeitig Funktionalität und Nachhaltigkeit vereint. Interface bekannte sich als eines der ersten Unternehmen öffentlich zum nachhaltigen Handeln. Mitte der 1990er-Jahre formulierte Interface-Gründer Ray Anderson die „Mission Zero®“ mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 2020 das erste vollkommen nachhaltige Unternehmen zu werden – das erste Unternehmen mit einem minimierten ökologischen Fußabdruck. Die „Mission Zero®“ beeinflusst als Nachhaltigkeitsleitbild alle Aspekte des Geschäftsbetribes und ist der Antrieb für Interface, immer wieder einen Schritt weiterzugehen.

www.interface.com

Lavery/Pennell

Lavery/Pennell ist für seine strategischen Beratungsdienstleistungen bekannt, die Kunden dabei unterstützen, ihre Gewinne und Nachhaltigkeitsperformance zu verbessern. Auf Grundlage bewährter Unternehmensstrategien und weitreichender Erfahrungen in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Umwelt unterstützt der präzise und umfassende Ansatz von Lavery/Pennell Kunden dabei, Kosten spürbar zu reduzieren, Umsätze zu steigern und wichtige Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

www.laverypennell.com

Über

Page 3: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

Inhaltsverzeichnis

Stimmen zum neuen Industriemodell 4

Vorwort 7

Zusammenfassung 9

Aktuelle Herausforderungen 13 und Chancen für Unternehmen

Ein neues Industriemodell 15

Die kombinierte Wirkung 33des neuen Industriemodells

So gelingt der Umstieg 37

Weitere Informationen 39

Page 4: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

„ Diese wichtige Studie von Lavery/Pennell zeigt die immensen wirtschaftlichen und strategischen Vorteile, die das neue Modell zur Verbesserung der industriellen Produktivität beitragen kann. Im Rahmen dieses Modells wird die Frage der Nachhaltigkeit unabhängig von Corporate Social Responsibility betrachtet – einer Maxime, die oft nur als notwendiges Übel und zur Erfüllung von Compliance- und PR-Zielen verfolgt wird. Nachhaltigkeit kann auch helfen, Strategien, Umsätze und Gewinne zu generieren. Mit diesem neuartigen, integrierten Ansatz können Unternehmen die Vorteile einer höheren Energie- und Materialeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien richtig nutzen. Die Studie sollte Pflichtlektüre für alle Führungskräfte und Entscheidungsträger sein, die die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens steigern möchten.“

Dr. Steven Fawkes FEI, Director, EnergyPro Ltd

„ Es ist klar, dass Unternehmen von morgen belastbarer sein müssen. Die besten Unternehmen führen jetzt ihre eigenen Versuche für innovative Lösungen durch, um besser auf Probleme von morgen vorbereitet zu sein. Diese Studie beschreibt, wie eine langfristige Belastbarkeit und Profitabilität durch Ressourceneffizienz erreicht werden kann, und zeigt gleichzeitig einen Weg auf, dies zu schaffen. Es scheint offensichtlich, ist es aber nicht.“

Professor Steve Evans, Director of Research in Industrial Sustainability, Institute for Manufacturing, University of Cambridge

„ Der richtige Umgang mit personalunabhängigen Ressourcen wie Wasser und Energie wird für viele Unternehmen in der fertigenden Industrie zu den zentralen Aufgaben der nächsten zehn Jahre gehören. Die Studie zeigt, dass das verarbeitende Gewerbe durch eine optimale Führung Risiken reduzieren, Ausgaben senken und neue Marktchancen erschließen kann. Mit der Präsentation eines praktischen Modells, das auf eine verringerte Nutzung hochpreisiger Rohstoffe bzw. Materialien und die Minimierung von Lieferrisiken und Umweltbelastungen abzielt, hat die Studie das Potenzial, branchenweit nachhaltige Verbesserungen voranzutreiben.“

Mark Goldsmith, Director, Head of Responsible Investment, Actis

Stimmen zum neuen Industriemodell

Page 5: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

5 | Ein neues Industriemodell

„ Die Produktivität von Ressourcen wird sowohl die zukünftigen Umweltbelastungen bestimmen als auch darüber entscheiden, wie Unternehmen extreme Preisveränderungen verkraften. Die Studie erklärt, wie kinderleicht Ressourceneffizienz ist, aber sie zeigt auch, dass eine Reinvestition der durch effiziente Ressourcennutzung entstandenen Einsparungen in nachhaltige Materialien Kosten dramatisch reduziert. Im Fall von Solar- und Windenergie hat die zunehmende Verwendung zu Ertragssteigerungen beziehungsweise Kostenersparnissen geführt. Die Kosten sind seit 2008 um 80 beziehungsweise 29 Prozent gesunken.“

Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance

„ Diese wichtige Studie bietet weitere Beweise dafür, dass die Chancen, die sich aus nachhaltigen Wirtschaftsmodellen ergeben, signifikant sind und zunehmen. Das neue Industriemodell zeigt, dass es für Wirtschaft und Gesellschaft von Vorteil ist, wenn nachhaltige Ergebnisse gezielt angestrebt werden. Zudem präsentiert die Studie überzeugende Fallstudien von Unternehmen, die Nutzen aus diesen Möglichkeiten gezogen haben. Die Empfehlung, dass Effizienzvorteile in nachhaltige Materialien reinvestiert werden, ist notwendig, um nachhaltige Innovation in größerem Maße zu wiederholen. Die Aldersgate Group begrüßt den Beitrag für eine nachhaltige Wirtschaft, die ökonomische Vorteile, Arbeitsplätze und Widerstandsfähigkeit schafft. Das ist ein wichtiger Schritt für den Übergang zu einem neuen wirtschaftlichen Modell, das nachhaltige Vorteile für jeden bringen kann.“

Oliver Dudok Van Heel, Director, Aldersgate Group

Page 6: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

Vorwort

Page 7: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

7 | Ein neues Industriemodell

B.A.U.M. e.V.Kristina KaraMitglied des Vorstands

Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen wie Energiewende, Klimawandel, Globalisierung und Finanzkrisen gerät die Wirtschaft zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit. Während früher ausschließlich hohe Wachstumsraten als Indikatoren für unternehmerischen Erfolg galten, haben Erwartungen von Seiten der Stakeholder aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft einen wachsenden Einfluss an die Wirtschaft. Wer langfristig erfolgreich am Markt bleiben will, muss sich mit neuen Konzepten des Wirtschaftens beschäftigen.

Ein besonders gelungener Ansatz ist unserer Ansicht nach das hier vorgestellte neue Industriemodell. Es zielt insbesondere auf die hohen Potenziale zur Verbesserung der industriellen Produktivität ab, die in einer nachhaltigen Fertigung liegen.

Für zahlreiche Unternehmen stellt eine vorausschauende Planung ihrer Ressourcen die zentrale Herausforderung der Zukunft dar. Insbesondere der Aspekt der Re-Investition der erzielten Einsparungen in weitere Nachhaltigkeitsaktivitäten ist wichtig.

Unternehmen, die sich als verantwortungsbewusster Akteur positionieren, erleben neben Kostensenkungen vielfältige weitere Vorteile: Die eigene Attraktivität bei Vertragspartnern und Kunden wird erhöht und kann willkommene Grundlage für Kooperationen mit anderen nachhaltig ausgerichteten Unternehmen sein. Auch bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal spielt Nachhaltigkeit eine immer stärkere Rolle. Wer sich seinen Arbeitgeber aussuchen kann, setzt auf gesellschaftliches Engagement und faire Produktionsbedingungen.

Die Definition von „Nachhaltigkeit“, die dieser Studie zugrunde liegt, ist weit mehr als Marketing-Sprache: Sie zielt auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens ab. Erneuerbare Energien und Energie- und Materialeffizienz zahlen sich auf vielfältige Art und Weise aus, wenn im Sinne einer ganzheitlichen Strategie gehandelt wird. Auch dies berücksichtigt das neue Industriemodell, in dem es Dank seines ganzheitlichen Ansatzes in Kreisläufen denkt.

Natürlich freut es uns ganz besonders, dass sich das B.A.U.M. Mitgliedsunternehmen Interface mit so viel Engagement diesem wichtigen Thema widmet. Wir hoffen, dass die Studie viele Unternehmen zum Nach- und Umdenken anregen wird.

Vorwort

Page 8: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

8 | Ein neues Industriemodell

Zusammenfassung

Page 9: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

9 | Ein neues Industriemodell

Auf Basis des vorliegenden Berichtes wurde ein neues, gewinnbringendes und nachhaltiges Geschäftsmodell entwickelt. Es besteht aus drei Stufen, die sich an den Herausforderungen moderner Unternehmen orientieren:

Stufe 1: Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz mit dem Ziel, Kosten (und Umwelteinwirkungen) zu reduzieren.

Stufe 2: Teilweise Reinvestition der Einsparungen aus Stufe 1 in eine nachhaltigere Ressourcennutzung (z. B. in erneuerbare Energien, recycelte Materialien) zur Verringerung von Lieferrisiken, Absicherung gegen Preisschwankungen, Schaffung neuer Arbeitsplätze und Minimierung der Umweltbelastung.

Stufe 3: Entwicklung innovativer und neuer Produkte sowie Ausbau von Marktanteilen durch die Nutzung von Wettbewerbsvorteilen, die sich aus den ersten zwei Stufen ergeben.

Die Logik des neuen Modells spricht für sich: höhere Gewinne, mehr Arbeitsplätze und eine geringere Umweltbelastung. Führende Unternehmen wie Unilever, Body Shop, Patagonia, Ecover und Interface haben die Vorteile des Modells bereits erkannt und in die Praxis umgesetzt.

Interface, der weltweit größte Hersteller von Teppichfliesen, ist ein gutes Beispiel. An den Produktionsstandorten in Europa konnte das Unternehmen den Energie- und Garnverbrauch pro Produktionseinheit seit 1996 um 40 Prozent bzw. 12 Prozent senken, am Standort im niederländischen Scherpenzeel zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen und 43 Prozent der verwendeten Rohstoffe durch biobasierte oder recycelte Alternativen ersetzen. So ist es Interface gelungen, seine Kosten um 7,6 Millionen Euro pro Jahr und die Treibhausgasemissionen um 35.500 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr zu reduzieren. Außerdem wurden vor Ort zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen – und das Unternehmen konnte seine Position als weltweit führender Hersteller von Teppichfliesen in einem hart umkämpften Markt festigen.

Zusammenfassung

Page 10: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

10 | Ein neues Industriemodell

Mit Blick auf das gesamte verarbeitende Gewerbe in Europa lässt sich das Potenzial des neuen Industriemodells schätzungsweise wie folgt beziffern:

• Steigerung der jährlichen Gewinne vor Steuern um 100 Milliarden Euro durch eine verbesserte Material- und Energieeffizienz sowie verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien – bei einem Investitionsaufwand von 66 Milliarden Euro. Dies entspricht einer durchschnittlichen Gewinnverbesserung des verarbeitenden Gewerbes in Europa um 9 Prozent. Hinzu kommen größere Marktanteile sowie Umsätze mit neuen Produkten. Diese Vorteile sind jedoch nicht Bestandteil der Rechnung.

• 168.000 neue und qualifizierte Arbeitsplätze (meist regional) durch gesteigerte Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien.

• Reduzierung der jährlichen Treibhausgasemissionen um 1.200 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (dementsprechend Reduzierung der gesamten europäischen Treibhausgasemissionen um 14,6 Prozent pro Jahr) durch mehr Energieeffizienz und die Verwendung erneuerbarer Energien.

11 Prozent der zusätzlich erwirtschafteten Gewinne, 20 Prozent der neu geschaffenen Arbeitsplätze und der eingesparten Treibhausgasemissionen würden bereits erzielt, wenn nur die 20 größten europäischen Fertigungsunternehmen das neue Industriemodell für ihren globalen Betrieb nutzen würden. Die acht größten deutschen Unternehmen der fertigenden Industrie könnten mit der Umsetzung dieses Modells bereits 9 Prozent der zusätzlichen Gewinne erwirtschaften und etwa 5 Prozent der neuen Arbeitsplätze schaffen.

Mit dem neuen Modell ist der wirtschaftliche Erfolg unabhängig vom Verbrauch natürlicher Ressourcen. Der Ansatz geht weit über konventionelle Konzepte hinaus, bei denen Nachhaltigkeit lediglich als Compliance-Anforderung und Faktor zur Steigerung der Effizienz betrachtet wird. Unternehmen können Umsatz und Gewinne steigern, wenn sie Nachhaltigkeit im Kern ihres Geschäftsmodells verankern.

Voraussetzung für den Umstieg auf das neue Industriemodell ist ein Umdenken in den Führungsebenen der Unternehmen. Strategische Führungskräfte müssen ihre zukunftsorientierte, abteilungsübergreifende Perspektive nutzen, um eine Implementierung des Modells in ihrem Unternehmen zu planen und wirtschaftliche Argumente für die Umstellung zu finden. Die Einbeziehung der Mitarbeiter spielt bei der Umsetzung des neuen Industriemodells ebenfalls eine wichtige Rolle.

Zusammenfassung

Page 11: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

11 | Ein neues Industriemodell

Zusammenfassung

Abbildung 1: Das neue Industriemodell

1Verbesserung der personalunab-hängigen Ressourceneffizienz • Potenzial einer Steigerung der Energieeffizienz um 20 % • Potenzial einer Reduzierung des Materialverbrauchs um 3 %

2Investitionen in nachhaltige Ressourcen• 100-prozentiger Einsatz von erneuerbaren Energien• Verwendung von recycelten und biobasierten Materialien

3Nutzung vonWettbewerbsvorteilen• Entwicklung neuer Produkte• Ausbau von Marktanteilen• Verbesserung der Kundenloyalität

Nutze

npotenzial in Europa:

1,2 Mrd.Reduzierung der

Treibhausgasemissionen um 1,2 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr

14,6 % der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen in Europa

168.000neue qualifizierte und

regionale Arbeitsplätze

100 Mrd. Eurojährliche Gewinnsteigerung vor

Steuern in Fertigungsunternehmendurchschnittlicher Anstieg um 9 %

Page 12: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

12 | Ein neues Industriemodell

Zusammenfassung

Zu den unternehmerischen Aktivitäten, die einen Umstieg beschleunigen können, gehören:

• Die Verpflichtung zu einer Reduzierung des Materialverbrauchs pro Fertigungseinheit um 5 Prozent bzw. Senkung des Energieverbrauchs pro Fertigungseinheit um 20 Prozent (jeweils im Vergleich zu heute) sowie zur 100-prozentigen Nutzung erneuerbarer Energien bis 2020.

• Die Aufforderung an die Zulieferer, für ihre Produkte und Materialien Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations – EPDs bzw. verifizierte Ökobilanzen) bereitzustellen – so kann sichergestellt werden, dass die Reduzierung der Umweltbelastung stets im Mittelpunkt des Handelns steht.

• Die Überlegung, ob sich eine verbesserte Ressourceneffizienz oder eine neue Form der Bereitstellung (z. B. Instandsetzung, Wiederaufbereitung, Weiterverwendung) positiv auf die Kundenorientierung oder den Mehrwert eines Produkts auswirken könnte.

Auch Regierungen spielen bei der Umstellung eine wichtige Rolle. Staatliche Normen tragen zu einer Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz bei. Durch eine befristete, degressive Subventionierung erneuerbarer Energien werden die Vorteile einer CO2-freien und sicheren Energieversorgung sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen für die Gesellschaft sichtbar. Der Staat kann die Umstellung zusätzlich fördern durch:

• Besteuerung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen sowie der Umweltbelastung anstelle der Besteuerung von Arbeit und Einkommen.

• Verbindliche Transparenz des Ressourceneinsatzes sowie der damit verbundenen Belastungen, zum Beispiel durch ein Bewertungsschema, das einen Vergleich der verbrauchten Energie bei der Herstellung energieintensiver Produkte wie Stahl oder Glas zwischen verschiedenen Herstellern ermöglicht.

• Verwendung von Produkten mit einem möglichst hohen Recyclinganteil und Einsatz erneuerbarer Energien bei Aufträgen der öffentlichen Hand.

• Eine verbindliche Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, wenn ein Audit ergeben hat, dass die Amortisationszeit weniger als drei Jahre beträgt.

Page 13: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

13 | Ein neues Industriemodell

Europäische Fertigungsunternehmen müssen heute verschiedene finanzielle, ökologische und soziale Aufgaben meistern:

• Zu den finanziellen Herausforderungen gehören steigende Rohstoffpreise, die unter anderem durch Rohstoffknappheit und Fragen der Rohstoffsicherheit bedingt sind, sowie kostengünstige Produkte der Konkurrenz.

• Ökologische Herausforderungen sind Aspekte wie der Klimawandel und der steigende Bedarf an natürlichen Ressourcen. Diese Faktoren werden zunehmend von der Wirtschaft übernommen.

• Gesellschaftlich betrachtet benötigt Europa mehr Arbeitsplätze – im Interesse der Lebensqualität der Bürger und des Gemeinwohls.

Die genannten Herausforderungen sind eng miteinander verknüpft. Unternehmen müssen gegenüber Investoren, Konsumenten, Partnern und der Gesellschaft zunehmend Rechenschaft darüber ablegen, wie sie diese Aufgaben lösen wollen – dabei wird in Zukunft mutiges Voranschreiten belohnt, Passivität hingegen bestraft. Wenn das verarbeitende Gewerbe weiter versucht, Gewinne zu steigern, indem Arbeitsplätze abgebaut und natürliche Ressourcen ausgebeutet werden, verschärfen sich die Probleme.

Unternehmen, die sich für einen neuen Ansatz entscheiden – einen Ansatz, bei dem ökologische und gesellschaftliche Probleme mehr sind als nur eine zusätzliche Aufgabe oder Compliance-Anforderung –, können die bestehenden Herausforderungen in Chancen verwandeln. Bislang gibt es jedoch nur wenige, die diese Perspektiven umfassend wahrgenommen haben. In dieser Studie stellen wir Ihnen ein Industriemodell vor, mit dem sich das genannte Potenzial einfach, aber kohärent erschließen lässt („das neue Industriemodell“).

Zum Nachweis der Effektivität des neuen Ansatzes sollen die europäischen Standorte von Interface als Fallbeispiel dienen (siehe Infokasten 1 mit einem Überblick über die europäischen Standorte des Unternehmens). Die Studie enthält validierte Zahlen zu den Kosten und Vorteilen des neuen Modells – inklusive der höheren Gewinne, zusätzlichen Arbeitsplätze und verringerten Treibhausgasemissionen.

Die Studie ermittelt auch das bislang ungenutzte Potenzial des neuen Industriemodells, wenn es auf bestimmte Länder, ganz Europa oder die 20 größten europäischen Fertigungsunternehmen angewendet werden würde. Abschließend wird es um die Rolle von CEOs, Führungskräften, Mitarbeitern und Regierungen gehen. Sie alle können zur erfolgreichen Implementierung des neuen Industriemodells beitragen.

Aktuelle Herausforderungen und Chancen für Unternehmen

Page 14: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

Ein neues Industriemodell

Page 15: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

15 | Ein neues Industriemodell

Hersteller, die ihren Betrieb optimieren möchten, haben mit den damit verbundenen Kosten (bzw. kalkulierten Kosten) zu kämpfen1 – vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Das neue Industriemodell erkennt diese Herausforderung und beginnt mit der Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz. Durch eine Reduzierung des Verbrauchs von hochpreisigen Rohstoffen/Materialien sowie die Minimierung der größten Lieferrisiken und Umweltbelastungen können Unternehmen ihre Kosten spürbar senken. In vielen Fällen ist die Amortisationszeit extrem kurz.

Leider bleiben die meisten Initiativen hier stehen: Methoden zur raschen Kostenreduzierung werden zwar umgesetzt – beträchtliche Potenziale jedoch bleiben ungenutzt.

Führende Unternehmen reinvestieren einen Teil der Einsparungen in eine nachhaltige Ressourcennutzung, um zusätzliche Erträge zu generieren. Durch den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe und erneuerbarer Energien können Unternehmen die Versorgungssicherheit erhöhen und die Umweltbelastung reduzieren. Zudem werden regional neue Arbeitsplätze geschaffen.

Erfolgreiche Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter: Sie nutzen die in den ersten zwei Stufen erarbeiteten (aber noch nicht realisierten) Wettbewerbsvorteile, um Marktanteile auszubauen und neue Produkte zu entwickeln, und ziehen weitere Möglichkeiten heran, um eine verbesserte Ressourceneffizienz auszuloten. So können sie den Optimierungszyklus kontinuierlich weiterentwickeln.

Gemeinsam bilden die drei Schritte, bestehend aus Verbesserung der Ressourceneffizienz, Verwendung nachhaltiger Ressourcen und Nutzung von Wettbewerbsvorteilen, ein neues Industriemodell, das umfangreiche Innovationen ermöglicht (siehe Abbildung 2). Durch die systematische Wiederholung dieses Zyklus können Unternehmen ihre Gewinne steigern, Arbeitsplätze für Fachkräfte in der Region schaffen und Umweltbelastungen minimieren. Außerdem können sie Mitarbeiter besser motivieren und Investoren, Kunden/Konsumenten, Partner sowie Bürger als Unterstützer (Brand Champions) gewinnen.

Ein neues Industriemodell

1 Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., 2013. The Next Manufacturing Revolution: Non-Labour Resource Productivity and its Potential for UK Manufacturing, S. 38. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/

Page 16: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

16 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

Abbildung 2: Das neue Industriemodell

1Verbesserung der personalunab-hängigen Ressourceneffizienz• Schnelle Amortisierung für höhere Gewinne • Geringere Umweltbelastung• Ersetzen von unqualifizierten durch qualifizierte Arbeitsplätze

2Investitionen in nachhaltige Ressourcen• Investition eines Teils der

Einsparungen durch Effizienz, um zukünftige Preisanstiege von Energie und Rohstoffen zu mäßigen

• Geringere Umweltbelastung• Schaffung neuer qualifizierter

Arbeitsplätze

3Nutzung von Wettbewerbsvorteilen• Gewinnung neuer Kunden• Verbesserung der Kundenloyalität• Entwicklung von neuen

differenzierten Produkten• Erschließung neuer Geschäftsbereiche• Austausch umweltschädlicher Produkte

(inklusive Konkurrenzprodukte)• Identifizierung neuer Potenziale zur

verbesserten Ressourceneffizienz

Das neue Industriemodell

Page 17: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

17 | Ein neues Industriemodell

Exhibit 1: The New Industrial Model

Ein neues Industriemodell

Infokasten 1: Überblick über die europäischen Fertigungsbetriebe von Interface

Interface ist weltweit führend im Design und der Herstellung von modularem Bodenbelag, der gleichzeitig Funktionalität und Nachhaltigkeit vereint. Das Unternehmen wurde 1973 gegründet und ist heute global tätig. Die preisgekrönten Designs von Interface werden von kommerziellen, staatlichen und zunehmend auch privaten Kunden geschätzt.

Vor zwei Jahrzehnten begann Interface mit dem Umstieg auf das neue Industriemodell. 1994 hat sich das Unternehmen für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen, eine zirkulare Ressourcennutzung sowie den Einsatz erneuerbarer Energien entschieden. Dies sind drei von sieben Nachhaltigkeitszielen, mit denen die „Mission Zero®“ erreicht werden soll. Hierbei handelt es sich um das Bestreben von Interface, die Umweltbelastung bis 2020 zu eliminieren.

Die europäischen Fertigungsstandorte des Unternehmens werden 2014 eine deutliche Verbesserung der Ressourceneffizienz vorweisen können:

• Reduzierung des Energieverbrauchs seit 1996 um 40 Prozent pro Produktionseinheit.

• 100-prozentiger Einsatz von erneuerbaren Energien (inklusive Gas und Strom) am Standort Scherpenzeel ab Januar 2014.

• Verringerung des Wasserverbrauchs seit 1996 um 77 Prozent pro Produktionseinheit.

• Keine Abfälle mehr, die auf Deponien entsorgt werden (seit Mai 2013).

• 2012 waren 43 Prozent der verwendeten Rohstoffe recycelt oder biobasiert.

Diese Erfolge konnten erzielt werden bei gleichzeitiger Verbesserung der Nettogewinnspanne und der Behauptung der führenden Position in einem starken Wettbewerbsmarkt.

Page 18: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

18 | Ein neues Industriemodell

Die jeweiligen Stufen des neuen Industriemodells werden nun im Einzelnen betrachtet:

Stufe 1: Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz: signifikante Einsparungen, neue Arbeitsplätze und eine schnelle Investitionsrendite

Ein neues Industriemodell

1a) Möglichkeiten zur Steigerung der personalunabhängigen Ressourcenproduktivität

Seit Jahrzehnten wird über Themen wie Energieeffizienz, Abfallvermeidung, Materialeffizienz, Optimierung von Verpackungen, Transporteffizienz und Recycling/Wiederaufbereitung geredet. Einige Unternehmen konnten seitdem deutliche Fortschritte erzielen, viele haben sich allerdings auf eine schrittweise Verbesserung beschränkt.

Durch neue Technologien2 sind trotz steigender Rohstoff- und Energiepreise (siehe Abbildung 3) umfangreiche Einsparungen und hohe Investitionsrenditen möglich. Durch eine Prüfung von Produktdesign, Rohmaterialien, Zuliefererpraktiken und Fertigungsprozessen lassen sich immense Verbesserungspotenziale identifizieren. Führungskräfte nehmen diese kombinierten Vorteile inzwischen bewusster wahr, da sie immer deutlicher hervortreten – und das zu einer Zeit, in der viele Unternehmen Kosten reduzieren müssen.

2 Zu den neuen Technologien gehören unter anderem LED-Lampen, drehzahlvariable Antriebe und 3D-Drucker.

Anmerkung: Landwirtschaftliche Rohstoffe umfassen Holz, Baumwolle, Gummi und Felle. Zu den Metallen gehören Kupfer, Aluminium, Eisen, Zinn, Nickel, Zink, Blei und Uran. Zu den Brennstoffen (Energie) zählen Erdöl (Benzin), Erdgas und Kohle.Quelle: Preisdatenbank für Rohstoffe des IWF (November 2012), abrufbar unter: http://www.imf.org/external/np/res/commod/index.aspx

Abbildung 3: Anstieg der Rohstoffpreise seit 1995

Rohstoffpreise (Index: Januar 1995 = 100)

800

700

600

500

400

300

200

100

0

Jan

1995

Jan

1996

Jan

1997

Jan

1998

Jan

1999

Jan

2000

Jan

2001

Jan

2002

Jan

2003

Jan

2004

Jan

2005

Jan

2006

Jan

2007

Jan

2008

Jan

2009

Jan

2010

Jan

2011

Jan

2012

– Metallpreisindex– Index für landwirtschaftliche Rohstoffe– Brennstoff-/Energieindex

Page 19: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

19 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

Auch wenn bei der Verbesserung der Ressourcen-effizienz große Fortschritte erzielt wurden (vor allem im Hinblick auf das Recycling und die Abfälle, die auf Deponien entsorgt werden), bleibt die Ineffizienz hoch. Beispiele:

• 24 Prozent der Lkw-Fahrten in Europa sind Leerfahrten.3

• Viele europäische Hersteller konnten in den letzten zehn Jahren die Effizienz um 10 bis 15 Prozent verbessern. Den Spitzenreitern unter ihnen ist es im gleichen Zeitraum sogar gelungen, die Effizienz um über 50 Prozent zu steigern.4

• In Großbritannien5 beträgt die Wiederaufbereitung von Produkten mit langer Lebensdauer (z. B. Waschmaschinen) im Durchschnitt weniger als 2 Prozent.6

Im verarbeitenden Gewerbe ist das Potenzial im Hinblick auf Energieeffizienz, Abfallvermeidung, Optimierung von Verpackungen, Transporteffizienz und Recycling/Wiederaufbereitung immens. Allein für Großbritannien lauten die geschätzten Zahlen wie folgt:7

• Zusätzliche Gewinne in Höhe von 9,4 Milliarden Pfund pro Jahr – dies entspricht einer Steigerung der durchschnittlichen Jahresgewinne um 12 Prozent.

• 314.000 neue Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe – dies entspricht einer Erhöhung um 12 Prozent.

• Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr – das sind 4,3 Prozent der britischen Treibhausgasemissionen im Jahr 2010.

3 Vgl. World Economic Forum, 2009. Supply Chain Decarbonisation, Januar, S. 19.4 Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., 2013. The Next Manufacturing Revolution: Non-Labour Resource Productivity and its Potential for UK

Manufacturing. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/5 Die britische Rate kann angesichts ähnlicher Praktiken im Rest Europas als typisch für die meisten europäischen Länder betrachtet werden.6 Vgl. Centre for Remanufacturing and Reuse, 2009. Remanufacturing in the UK: A Snapshot of the UK Remanufacturing Industry, S. 6; Office for National

Statistics, 2011. Annual Business Survey, veröffentlicht am 17. November.7 Vgl. „Next Manufacturing Revolution“, eine Studie, die vom Institute for Manufacturing der University of Cambridge und 2degrees mit Unterstützung von

über 40 Experten und Organisationen erstellt wurde und von Ministern, Industriellen, NGOs und führenden Unternehmen wie Nestlé und Coca-Cola begrüßt wird. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/

Viele europäische Hersteller konnten in den letzten zehn Jahren ihre Effizienz um 10 bis 15% verbessern.

Den Spitzenreitern unter ihnen ist es im gleichen Zeitraum sogar gelungen, die Effizienz um über 50% zu steigern.

DU

RC

HS

CHN

ITT

GU

TE

PRA

XIS

Page 20: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

20 | Ein neues Industriemodell

8 Vgl. Evans, S., Norell Bergendahl, M., Gregory, M., Ryan, C., 2009. Towards a Sustainable Industrial Ecosystem, University of Cambridge Institute for Manufacturing and Cranfield University, S. 14.

9 Vgl. Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte von Unilever.10 Vgl. Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte von Toyota, Komatsu und United Biscuits.

Ein neues Industriemodell

Toyota Motor Europe ist ein Beispiel für ein führendes Unternehmen, dem es gelungen ist, das vorhandene Potenzial zu erschließen. Der Automobilhersteller konnte seit 1993 seinen Energie- und Wasserverbrauch bei der Fertigung pro Fahrzeug um 70 Prozent und die im Produktionsprozess anfallenden Abfälle pro Fahrzeug um 60 Prozent8 reduzieren. Auch Unilever hat es geschafft, den produktionsbedingten Abfall pro erzeugte Tonne in 15 Jahren um 82 Prozent zu verringern.9 Toyota, Komatsu und United Biscuits konnten ihre Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Transport und Logistik in nur fünf Jahren um 35 Prozent reduzieren.10

1b) Steigerung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz bei Interface

Durch eine Lebenszyklusanalyse der bei der Fertigung entstehenden Treibhausgasemissionen erkannte Interface, dass Polyamid, das als Garn bei der Produktion von Teppichfliesen verwendet wird, den größten Kosten- und Umweltfaktor im Unternehmen darstellt.

Zur Verringerung der verwendeten Garnmengen setzte Interface folgende Maßnahmen um:

• Entwicklung einer neuen, strapazierfähigen Teppichfliese unter Verwendung von rund 50 Prozent weniger Garneinsatz im Vergleich zu herkömmlichen Teppichfliesen (Microtuft).

• Ausbau des Produktportfolios mit Teppichfliesen, die einen geringeren Garngehalt aufweisen (inklusive Microtuft).

• Verringerung des Abfallaufkommens.

Toyota ist es in den letzten 20 Jahren gelungen...

die im Produktionsprozess anfallenden Abfälle pro Fahrzeug um 60% zu reduzieren.

seinen Energie- und Wasserverbrauch bei der Fertigung pro Fahrzeug um 70% zu reduzieren.

Page 21: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

21 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

Durch diese Maßnahmen konnte der Garngehalt pro Quadratmeter im Vergleich zu 1996 um 12 Prozent reduziert werden. So wurden 5,8 Millionen Euro eingespart und die Treibhausgasemissionen im Produktlebenszyklus bis 2012 um 11.400 Tonnen CO2

-Äquivalente verringert – obwohl der Investitionsaufwand kaum größer war als sonst. Diese Verbesserungen werden sich auch in Zukunft erzielen lassen und können daher als jährliche Einsparungen betrachtet werden.11 Mithilfe der Maßnahmen konnte das Unternehmen seine Abhängigkeit von Schwankungen beim Garnpreis, der mit den Preisen für Erdöl und andere chemische Stoffe zusammenhängt, spürbar reduzieren.

Außerdem entschied sich Interface dafür, die Energieeffizienz zu steigern. Auf diese Weise konnte der Energieverbrauch pro Produktionseinheit im Vergleich zu 1996 um 40 Prozent reduziert werden. So wurden allein 2012 800.000 Euro

(bei heutigen Preisen) eingespart und zudem Treibhausgasemissionen um 6.800 Tonnen CO2-Äquivalente verringert. Gleichzeitig entstanden neue Arbeitsplätze für Effizienzexperten, die Projekte zur Effizienzsteigerung geplant und umgesetzt haben.

Fazit: Durch die erste Stufe zur Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz konnte Interface Europe im Jahr 2012 6,6 Millionen Euro einsparen und den Ausstoß von Treibhausgasen um 18.200 Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren. Im Rahmen der Planung und Umsetzung von Verbesserungen entstanden dabei zusätzliche Arbeitsplätze. Die Senkung der Treibhausgasemissionen ist Bestandteil einer 27-prozentigen Verringerung des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes12 von Interface im Vergleich zu 2008.

11 Zu beachten ist, dass die in dieser Studie vorgestellten Einsparungen von Interface bei den Kosten und Treibhausgasemissionen auf das Jahr hochgerechnet werden – es handelt sich um die Einsparungen, die im letzten Jahr im Vergleich zu 1996 erzielt wurden. Die Verbesserungen werden wahrscheinlich auch in Zukunft erreicht, sodass sie als jährliche Einsparungen betrachtet werden.

12 Bezogen auf den Produktlebensweg bis zum Fabriktor („Cradle to Gate“).

In 15 Jahren hat es Unilever geschafft,den produktionsbedingten Abfall pro erzeugter Tonne wesentlich zu verringern.

82%

Page 22: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

22 | Ein neues Industriemodell

1c) Das Potenzial einer europaweiten Optimierung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz

Durch eine Verbesserung der Materialeffizienz (also durch Abfallvermeidung, Optimierung von Verpackungen und Recycling) können Unternehmen laut der Studie „The Next Manufacturing Revolution“ vorsichtig geschätzt ihre Gewinne um durchschnittlich 1,3 Prozent des Umsatzes steigern.13 Hochgerechnet auf das verarbeitende Gewerbe in Europa14 entspricht dies zusätzlichen Gewinnen in Höhe von 94,4 Milliarden Euro im Jahr.15 Der zusätzliche Kapitalaufwand fällt dabei extrem gering aus.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Einsparungen bei den Ausgaben für verwendete Ressourcen mit 1,3 Prozent weniger als die Hälfte der Einsparungen betragen, die Interface mit seiner 12-prozentigen Senkung des Garnverbrauchs erzielen konnte.

Hinsichtlich der Verbesserung der Energieeffizienz ergab die Studie „The Next Manufacturing Revolution“, dass im britischen verarbeitenden Gewerbe ein durchschnittliches Verbesserungspotenzial von 20 Prozent16 vorhanden ist. Diese Zahlen lassen sich auf alle europäischen Länder anwenden, da sich der Fertigungsmix sowie die Effizienzreife europaweit ähneln.

Empirische Untersuchungen in verschiedenen Ländern Europas haben gezeigt, dass pro 1 Million Euro, die in eine Verbesserung der Energieeffizienz investiert wird, 6,5 Arbeitsplätze entstehen.17 Rechnet man diese Arbeitsplätze auf eine durchschnittliche Ausrüstungslebensdauer von zehn Jahren hoch, werden durch eine Investition in Höhe von 1 Million Euro 0,65 Vollzeitstellen geschaffen.

Allein eine optimierte Energieeffizienz kann in Europa folgende Vorteile mit sich bringen:

• 27,6 Milliarden Euro mehr Gewinn im Jahr bei einmaligen Kapitalinvestitionen in Höhe von 66,2 Milliarden Euro.18

• 43.000 neue Arbeitsplätze – hochqualifiziert und meist regional, insbesondere in Design und Installation der Anlagen.

• Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 278 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr (3,4 Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen in Europa).

Fazit: Durch eine Verbesserung der Material- und Energieeffizienz in Europa ließen sich zusätzliche Gewinne in Höhe von 122 Milliarden Euro pro Jahr erzielen, 43.000 neue Arbeitsplätze schaffen und der Ausstoß von Treibhausgasen um 278 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren.

6,5Arbeitsplätze

Ein neues Industriemodell

13 Die höhere Materialeffizienz beinhaltet einen verringerten Rohstoffverbrauch – durch Abfallvermeidung (nach vorsichtigen Schätzungen 450 Millionen Pfund im Jahr), weniger Verpackungen (450 Millionen Pfund im Jahr) und Wiederaufbereitung (5,6 Milliarden Pfund im Jahr). Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., 2013. The Next Manufacturing Revolution: Non-Labour Resource Productivity and its Potential for UK Manufacturing. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/. Die Einsparungen beziehen sich auf einen Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes in Großbritannien für das Jahr 2011 in Höhe von 511,869 Milliarden Pfund (Office for National Statistics, 2012. Annual Business Survey, Section C Manufacturing, veröffentlicht am 15. November).

14 Mit Europa sind in diesem Dokument (so nicht anders definiert) alle 51 geografisch zu Europa gehörenden Länder gemeint.15 Zum Erreichen dieser Einsparungen sind keine Investitionen notwendig, die über geschäftsübliche Verbesserungsinitiativen, Forschung und Entwicklung

sowie Gestaltung und Entwicklung von Produkten/Verpackungen hinausgehen.16 Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., 2013. The Next Manufacturing Revolution: Non-Labour Resource Productivity and its Potential for UK

Manufacturing. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/, S. 31.17 Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., ebd., S. 35.18 Investitionen in eine verbesserte Energieeffizienz weisen in der Regel eine Amortisationszeit von 2,4 Jahren auf. Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S.,

Evans, S., ebd., S. 31.

entstehen pro 1 Million Euro, die in eine Verbesserung der Energieeffizienz investiert werden.

Page 23: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

23 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

2a) Gründe für die Preissenkung nachhaltiger RessourcenGenauso wie die Hersteller müssen auch Zulieferer die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihres Geschäftsbetriebs reduzieren. Umweltfreundlichere Rohstoffe und erneuerbare Energien (wie Windkraft, Biogas und Solarenergie19) sind mehr und mehr zu geringfügig höheren oder gar gleichen Preisen verfügbar.

Es gibt drei Hauptgründe dafür, warum umweltfreundliche Alternativen immer konkurrenzfähiger werden:

(i) Die Reife von umweltfreundlichen Produkten/Energien nimmt zu. Mithilfe weiterentwickelter Technologien und Innovationen können Zulieferer neue und kostengünstigere Quellen für Rohstoffe nutzen und für eine effizientere Verarbeitung sorgen. Aufgrund von Skaleneffekten sinken die Kosten, sodass sich die Preise erneuerbarer Energiequellen wie Fotovoltaik (siehe Abbildung 4), Biogas und Windkraft schnell an diejenigen fossiler Energieträger annähern. Außerdem stellen sich Zulieferer zunehmend auch in ihrer eigenen Lieferkette breiter auf. Deutsche Erzeuger von Biogas zum Beispiel entwickeln Düngemittel aus Gärresten und reduzieren durch den Verkauf zusätzlich ihre eigenen Produktionskosten.

19 Solarenergie wird in sonnenreichen Ländern wie Spanien immer günstiger.

Stufe 2: Erneuerbare Energien und nachhaltige Rohstoffe: Verfügbarkeit zu marktfähigen Preisen

Abbildung 4: Volumenwachstum in der Fotovoltaik und Kostenreduzierung

Kumulative installierte Kapazität von PV-Anlagen (in MW)

Systemkosten in Europa für 10–100 kWp (€/kWp)

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

– Kumulative installierte Kapazität– Systemkosten

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

02006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quellen: European Photovoltaics Industry Association, 2013. Global Market Outlook for Photovoltaics 2013–2017, S. 17; Fraunhofer-Institut, 2012. Photovoltaics Report December, S. 40.

Page 24: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

24 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

(ii) Regierungen haben ehrgeizige und verbindliche Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien und die Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen festgelegt. Eine verbesserte Energiesicherheit, die langfristige Reduzierung der Energiepreise und eine Verringerung der Umweltbelastung sollen erreicht werden. Wie hoch der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch 2020 in einigen Ländern Europas und der EU insgesamt sein soll, zeigt die folgende Auflistung:20

• Dänemark: 30 Prozent (2011 erreicht: 23,1 Prozent)

• Schweden: 49 Prozent (2011 erreicht: 46,8 Prozent)

• Niederlande: 14 Prozent (2011 erreicht: 4,3 Prozent)

• Großbritannien: 15 Prozent (2011 erreicht: 3,8 Prozent)

• Deutschland: 18 Prozent (2011 erreicht: 12,3 Prozent)

• Frankreich: 23 Prozent (2011 erreicht: 11,5 Prozent)

• Europäische Union: 20 Prozent (2011 erreicht: 13 Prozent)

Damit umweltfreundliche Lösungen günstiger werden und sich die genannten Ziele erreichen lassen, haben verschiedene Regierungen befristete, degressive Subventionen eingeführt, um die Kostenlücke (siehe Punkt (i) oben) zu schließen und eine Internalisierung der Umweltkosten fossiler Energieträger voranzutreiben.

20 Vgl. Europäische Umweltagentur, 2013. Climate and energy country profiles – Key facts and figures for EEA member countries, EEA Technical report No. 17, S. 64, 69, 121, 171.

Abbildung 5: Energiepreise der letzten 20 Jahre (ohne CO2-Abgaben)

Energiepreise (inflationsbereinigt) (Index: 1990 = 100)

Durchschnittliches jährliches Wachstum (2012

im Vergleich zu 2011)

Hinweise: Alle Daten in konstanten Dollar. Beinhaltet keine CO2-Abgaben.Quellen: DECC für Energiepreise (außer Rohöl), abrufbar unter: http://www.decc.gov.uk/en/content/cms/statistics/energy_stats/prices/prices.aspx#industrial; Office of National Statistics für Verbraucherpreisindex; Wikiposit für Rohölpreis.

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

– Kohle– Schweres Heizöl– Strom– Gas– Rohöl (Marke: Brent)

Schweres Heizöl 14,9%

Rohöl 12,4%

Gas 8,9%

Strom 7,1%

Kohle 5,9%

Page 25: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

25 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

(iii) Nicht erneuerbare Rohstoffe und Energieträger werden teurer.21 Gründe dafür sind ihr begrenztes Vorkommen, steigende Produktionskosten (siehe Abbildung 5), die Internalisierung von Kosten (Beispiel Treibhausgase), Abgaben zur Förderung erneuerbarer Energien sowie eine Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen (siehe Punkt (ii) oben).

Alle genannten Faktoren deuten darauf hin, dass sich die Kostenlücke zwischen herkömmlichen und nachhaltigen Rohstoffen sowie Energien weiter verkleinern wird. Pionierunternehmen, die sich neue Zulieferer suchen und bei passenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schnell handeln, können sich durch kleine Zusatzinvestitionen Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Es folgen einige Beispiele für Vorreiter im Einsatz erneuerbarer Ressourcen:

• Google erzeugt momentan 12 Prozent seines Stroms aus regenerativen Kraftwerken, bezieht 22 Prozent von anderen regenerativen Erzeugern und gleicht die verbleibenden 66 Prozent der

Treibhausgasemissionen aus. Das Unternehmen plant, 1 Milliarde Dollar in Projekte für erneuerbare Energien zu investieren.22

• Die schwedische Möbelkette IKEA erzeugte 2012 erneuerbare Energie im Umfang von 34 Prozent des gesamten Energieverbrauchs des Unternehmens und kaufte 22,6 Prozent des benötigten Holzes von FSC-zertifizierten Anbietern. 34 Prozent der verwendeten Baumwolle stammte von ausgewählten Lieferanten, die sich an die Normen der „Better Cotton Initiative“ oder andere Nachhaltigkeitsstandards halten.23

• Nestlé hat an seinem Standort in Fawdon (Großbritannien) eine Biogasanlage zur besseren Verwertung von Abfällen installiert. Zudem konnte auch die Abwasserqualität deutlich optimiert und der Stromverbrauch um 8, 9 Prozent reduziert werden. Somit ist das Unternehmen weniger abhängig von den allgemeinen Strompreisen.24

• Coca-Cola ist es gelungen, sich mit PET-Flaschen aus biobasierten Kunststoffen und recyceltem PET unabhängiger von schwankenden Ölpreisen und Lieferproblemen zu machen.

21 Eine Ausnahme von dieser Entwicklung stellt die Ausbeutung unkonventioneller Gasvorkommen in den USA dar, welche die Energiepreise drückt und auch in Europa möglich wäre. Zu beachten ist, dass Regierungen mit den Einsparungen, die sich durch die Nutzung unkonventioneller Gasvorkommen erzielen lassen, die Förderung erneuerbarer Energiequellen ausbauen könnten.

22 Google Green, The Big Picture. Abrufbar unter: http://www.google.co.uk/green/bigpicture/ [Zugriff am 11. November 2013].23 IKEA Group Sustainability Report FY12, 2013. Abrufbar unter: http://www.ikea.com/ms/en_GB/pdf/sustainability_report/sustainability_report_2012.pdf

[Zugriff am 11. November 2013].24 IDG-Fallstudien zu Nestlé UK & Ireland – Transforming manufacturing practices through an integrated approach to sustainability.

Abrufbar unter: http://www.igd.com/our-expertise/Sustainability/CSR/12396/Nestle-UK--Ireland---Transforming-manufacturing-practices-through-an-integrated-approach-to-sustainability/ [Zugriff am 11. November 2013].

...

Kaufte 22,6% des benötigten Holzes von FSC-zertifizierten Anbietern.

Erzeugte erneuerbare Energie im Umfang von 34% seines gesamten Energieverbrauchs.

Page 26: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

26 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

25 Zur Berechnung der eingesparten Kosten wurde der Garnmix aus dem Jahr 1996 auf die Produktionsvolumen von 2012 hochgerechnet. Dabei wurden die Garnpreise von 2012 zugrunde gelegt.

26 Basierend auf Mehrkosten in Höhe von 20 Prozent – dieser Wert ist zurückhaltender als die von Interface investierten 10 Prozent. Zu den Investitionskosten gehört der Kapitalaufwand beim Lieferanten (der auch der Hersteller sein kann), der sich amortisieren muss. Es sei darauf hingewiesen, dass die europäischen Ziele für erneuerbare Energien in den meisten Fällen den Energieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes übersteigen. Eine Schätzung der benötigten Menge an erneuerbaren Energien sollte also möglich sein.

27 Berechnet anhand der Differenz zwischen 0,11 Personenarbeitsjahren pro GWh bei Kohle und Gas sowie 0,205 Personenarbeitsjahren pro GWh bei Windkraft und Biomasse. Vgl. Kammen, D. M., Kapadia, K., Fripp, M., 2006. Putting Renewables to Work: How Many Jobs Can the Clean Energy Industry Generate? RAEL Report, University of California Berkeley. [online] Abrufbar unter: http://rael.berkeley.edu/sites/default/files/very-old-site/renewables.jobs.2006.pdf [Zugriff am 1. November 2013].

2b) Nutzung nachhaltiger Ressourcen bei Interface: 100 Prozent erneuerbare Energien und 43 Prozent Rohstoffe aus biobasierten oder recycelten Materialien

43 Prozent der Rohmaterialien für die Herstellung neuer Produkte bei Interface sind natürlichen Ursprungs oder werden durch Recycling gewonnen. Hierdurch wurde die Lieferkette des Unternehmens unabhängiger von fossilen Ressourcen und die Treibhausgasemissionen konnten im Jahr 2012 um zusätzliche 10.300 Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden. Beim Garnmix wurden 2012 im Vergleich zum Jahr 1996 Kosteneinsparungen in Höhe von 1,1 Millionen Euro erzielt.25

Interface reinvestiert einen Teil der Einsparungen, die durch die verbesserte Material- und Ressourceneffizienz möglich werden, um sicherzustellen, dass Strom aus erneuerbaren Quellen stammt und umweltfreundliches Erdgas eingesetzt wird. Am niederländischen Standort Scherpenzeel zum Beispiel werden für das gesamte verwendete Erdgas Zertifikate gekauft. Diese Zertifikate für umweltfreundliches Gas stammen von einer Biogasanlage, in der Fisch- und andere Lebensmittelabfälle verarbeitet werden. Dadurch stiegen zwar die Energiekosten bei Interface um 108.000 Euro im Jahr (das sind Mehrkosten in Höhe von 10 Prozent). Durch den Einsatz von Biogas und Ökostrom konnte jedoch der energiebezogene Ausstoß von Treibhausgasen um 7.000 Tonnen CO2-Äquivalente im Vergleich zu 1996 reduziert werden.

Da erneuerbare Energien bei der Konstruktion, Installation und Wartung von Anlagen mehr Arbeitsplätze schaffen als große, auf fossilen Energieträgern basierende Kraftwerke (je produzierter Energieeinheit), entstehen durch die Nutzung

regenerativer Energien gesamtwirtschaftlich zusätzliche Stellen. Im konkreten Fall wird geschätzt, dass durch den Umstieg von Interface auf erneuerbare Energien in der Region drei neue, langfristige Arbeitsplätze entstanden sind.

Fazit: Durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und recyceltem/biobasiertem Garn konnte Interface 2012 Nettoeinsparungen in Höhe von einer Million Euro erzielen und den Ausstoß von Treibhausgasen um 17.300 Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren.

2c) Was würde passieren, wenn der gesamte Fertigungssektor in Europa zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umstellen würde?

Wenn alle europäischen Fertigungsunternehmen ausschließlich (100 Prozent) erneuerbare Energien nutzen würden, würde sich bei geschätzten Kosten von 22 Milliarden Euro im Jahr26 Folgendes ergeben:

• 125.000 neue Arbeitsplätze,27 überwiegend regional und qualifiziert für die fachgerechte Installation und Wartung erneuerbarer Energiesysteme – viele davon in der Region.

• Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 910 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr (11,2 Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen in Europa).

Es deutet immer mehr darauf hin, dass Unternehmen durch eine Zusammenarbeit mit Herstellern, die alternative Materialien anbieten, ähnlich hohe Einsparungen erzielen können wie Interface (siehe Infokasten 2). Noch ist das Datenmaterial dazu jedoch begrenzt. Aus diesem Grund sind die europaweiten Kosten oder Vorteile alternativer Rohstoffe nicht Bestandteil der Studie.

Page 27: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

27 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

Infokasten 2: Reduzierung von Treibhausgasemissionen durch die Nutzung nachhaltiger Ressourcen – Fallbeispiel aus der Automobilbranche

Automobilhersteller, die ein Drittel der 15 größten Fertigungsunternehmen in Europa stellen, können die Treibhausgasemissionen, die durch die Herstellung ihrer Fahrzeuge verursacht wurden, durch den Einsatz alternativer und nachhaltiger Ressourcen deutlich reduzieren.

Eine Analyse des Carbon Trust aus dem Jahr 2011 mit dem Titel „International Carbon Flows Automotive“ hat ergeben, dass sich in der europäischen Automobilbranche durch recycelte oder kohlenstoffarme Rohstoffe pro Fahrzeug 25 Prozent der internen Treibhausgasemissionen einsparen lassen. Einen ähnlichen Wert erreichte Interface mit einer Reduzierung von 24,7 Prozent. Hierfür ersetzte das Unternehmen 43 Prozent der verwendeten Rohstoffe durch recycelte oder biobasierte Materialien.

Viele Teilsegmente der Fertigungsindustrie müssen die Vorteile einer nachhaltigen Ressourcennutzung für sich erst noch bewerten. Die Studie des Carbon Trust zur Automobilbranche deutet jedoch an, dass sich die bei Interface erzielte Senkung der Treibhausgasemissionen auf unterschiedliche Fertigungssektoren übertragen lässt.

Page 28: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

28 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

Stufe 3: Weitere Steigerung des NutzensDas neue Industriemodell geht mit seinen Vorteilen für Unternehmen weit über einfache Kosteneinsparungen hinaus.

3a) Nachhaltige Produkte sind auf dem Markt immer öfter erfolgreich

Die Fertigungsunternehmen, die die Stufen 1 und 2 des neuen Industriemodells realisieren können, generieren folgende Vorteile:

Preisaufschlag/Produktdifferenzierung – vor allem in B2B-Märkten Umweltfreundliche Produkte können Preisaufschläge rechtfertigen und werden von Konsumenten bevorzugt, wenn sich im Vergleich zu konventionellen Alternativen langfristig Geld sparen lässt (Beispiel: kraftstoffsparende Motoren). Viele Kunden entscheiden sich bei gleichem Preis für die umweltfreundlichere Alternative. Dies gilt vor allem für B2B-Kunden und öffentliche Auftraggeber, die sich oft an ökologische Beschaffungsrichtlinien halten müssen. Im Bauwesen zum Beispiel wählen Architekten Produkte heute nicht mehr nur aufgrund von Eigenschaften oder Energieverbrauch, sondern auch aufgrund der CO2-Bilanz aus.

Kundenloyalität und VertrauenKunden, die sich mit den Werten einer Marke identifizieren, wechseln eher zu dieser Marke und bleiben ihr treu. Unternehmen mit werteorientierten Geschäftsansätzen sind auch in Branchen mit Vertrauensproblemen, wie beispielweise dem Bankwesen oder dem Versorgungssektor, erfolgreich. Origin Energy, Australiens führender Anbieter von umweltfreundlicher Energie, hat bei seinen umweltbewussten Kunden mit geringeren Kündigungsraten und weniger Zahlungsausfällen

zu kämpfen als Unternehmen, deren Konsumenten Strom zu 100 Prozent aus fossilen Energiequellen beziehen. Die Triodos Bank mit Hauptsitz in den Niederlanden vergibt Kredite ausschließlich an Kunden und Unternehmen, die sich für kulturelle, soziale und ökologische Ziele einsetzen. Dabei wird auf Transparenz geachtet, damit Kunden wissen, wie ihre Einlagen eingesetzt werden. So hat sich die Bank mithilfe von Werten eine treue Kundschaft aufbauen können.

Wettbewerbsvorteile durch Standards Freiwillige Standards, vor allem ein nachhaltiges Ressourcenmanagement, können sich in verschiedenen Branchen positiv auf die Kundengewinnung auswirken. Oft sind solche Standards anfänglich wenig verbreitet, entwickeln sich dann jedoch zur branchenweiten Norm, da sie eine Reaktion auf Kundenanforderungen sind. Im Bauwesen zum Beispiel haben sich freiwillige Zertifizierungsstandards etabliert, die auf Unternehmensseite zu einer Überarbeitung des Produktdesigns beispielsweise im Hinblick auf den Einsatz recycelter Materialien (z. B. LEED-Zertifizierungssystem), gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus, Umweltbelastung (z. B. DGNB – Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V.) geführt haben.

Verbot veralteter Produkte durch den Gesetzgeber. Angesichts der Entwicklung nachhaltiger Alternativen werden in manchen Branchen veraltete Produkte verboten. Ein Beispiel hierfür ist die Beleuchtungsindustrie, die ihre Glühbirnen Schritt für Schritt vom Markt nehmen muss.28 In der chemischen Industrie wurden Stoffe verboten, die die Ozonschicht schädigen, und Erdölunternehmen dürfen kein verbleites Benzin mehr herstellen.

28 Brasilien und Venezuela begannen 2005 mit einem schrittweisen Verbot von Glühbirnen. 2009 folgten die Europäische Union, die Schweiz und Australien. Andere Länder arbeiten bereits an der Umsetzung neuer Energiestandards oder der schrittweisen Abschaffung von Glühbirnen: Argentinien und Russland 2012; 2014 werden die USA, Kanada, Malaysia und Südkorea folgen. Vgl. Wikipedia, Phase-out of Incandescent Bulbs. Abrufbar unter: http://en.wikipedia.org/wiki/Phase-out_of_incandescent_light_bulbs [Zugriff am 11. November 2013].

Page 29: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

29 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

29 Zu den Daten hinter dieser Berechnung vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., 2013. The Next Manufacturing Revolution: Non-Labour Resource Productivity and its Potential for UK Manufacturing, S. 83–88. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/

30 Zu den ökologischen Eigenschaften von Biosfera gehört die Verwendung von 100 Prozent recyceltem Garn. Durch einen effizienteren Einsatz ist der Garngehalt niedriger als bei Standard-Teppichfliesen.

31 Great Place to Work, 2013. The World’s Best Multinational Workplaces. Abrufbar unter: http://www.greatplacetowork.net/best-companies/worlds-best-multinationals/the-list [Zugriff am 26. November 2013].

32 Vgl. Martin, M. „Data on Employee Turnover in the Grocery Industry“, Chron. Abrufbar unter: http://smallbusiness.chron.com/data-employee-turnover-grocery-industry-18817.html [Zugriff am 11. November 2013]; Henneman, T., 2011. „Patagonia Fills Payroll With People Who Are Passionate“, Workforce, 5. November 2011. Abrufbar unter: http://www.workforce.com/articles/patagonia-fills-payroll-with-people-who-are-passionate [Zugriff am 11. November 2013]; Fairfax Digital, 2003. „Relax … it’s the boss’s order“, The Age, 18. August 2003. Abrufbar unter: http://www.theage.com.au/articles/2003/08/17/1061059711755.html [Zugriff am 11. November 2013].

Für zukunftsorientierte Unternehmen, die das neue Industriemodell nutzen, können freiwillige Standards und rechtliche Verbote Wettbewerbsvorteile schaffen, weil sie zum Beispiel Patente für bessere Lösungen besitzen oder neuen Marktteilnehmern den Eintritt in den Markt erschweren.

Höhere Gewinnmargen durch Recycling Recycelte Produkte reduzieren nicht nur die Umweltbelastung, sondern schaffen auch neue Arbeitsplätze und erzielen darüber hinaus höhere Gewinnmargen. Durch eine Wiederaufbereitung lassen sich die Rohstoff- und Verarbeitungskosten (im Durchschnitt 66 Prozent des Umsatzes) um 70 Prozent reduzieren, während sich die Arbeitskosten (18 Prozent des Umsatzes) verdoppeln. So entsteht eine um 28 Prozent höhere Nettogewinnmarge.29 Einen Teil der Einsparungen können Unternehmen an ihre Kunden weitergeben, wenn das Produkt auf dem Markt in Konkurrenz zu anderen neuen Produkten verkauft wird. Werden die Produkte geleast, bleibt der Gewinn beim Hersteller. Beispielhaft hierfür ist das Leasing von wiederaufgearbeiteten Fotokopierern durch Fuji Xerox und Ricoh.

Bei der Teppichfliese Biosfera, die Interface 2011 als besonders umweltfreundliche Kollektion auf den Markt gebracht hat,30 profitiert das Unternehmen von höheren Gewinnmargen und kann Kunden einen zusätzlichen Nutzen bieten. Biosfera weist heute die höchsten Wachstumsraten im gesamten Produktportfolio von Interface auf.

Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und Engagement dank gemeinsamer Ziele Für Unternehmen ist es oft schwer, Mitarbeiter im Hinblick auf renditeorientierte Ziele zu motivieren. Dagegen fällt es den Unternehmen leichter, Mitarbeiter zu finden, zu motivieren und zu halten, die übergeordnete Ziele hinsichtlich Umweltschutz und Gesellschaft verfolgen. Interface hat an seinen europäischen Fertigungsstandorten eine freiwillige Fluktuationsrate von 2 Prozent. Im Vergleich zu Firmen, die zu den 25 beliebtesten Arbeitgebern31 gehören, schneidet Interface sehr gut ab. So beträgt die freiwillige Fluktuationsrate bei Kimberley-Clark 9 Prozent, bei Mars 7 Prozent, bei National Instruments 6 Prozent und bei W. L. Gore 2 Prozent.

Die Fluktuation in anderen Unternehmen, die das neue Industriemodell implementiert haben, zum Beispiel Whole Foods Market, Patagonia und Body Shop in Australien, liegt bei 15, 25 bzw. 21 Prozent. Normalerweise bewegt sich die Fluktuation im Einzelhandel zwischen 40 und 60 Prozent.32

Page 30: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

30 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

Immer mehr Studien zeigen, dass Corporate Responsibility hinsichtlich der Gewinnung und Loyalität von Mitarbeitern eine wichtige Rolle spielt:

• 75 Prozent der Berufsanfänger in den USA betrachten soziale Verantwortung und Umweltschutz als wichtige Kriterien bei der Auswahl ihres Arbeitgebers.33

• Laut einer Untersuchung der Stanford University würden MBA-Absolventen auf durchschnittlich 13.700 Dollar ihres Gehalts verzichten, wenn sie dafür in einem sozial verantwortlichen Unternehmen arbeiten können.34

• 83 Prozent der Beschäftigten in den G7-Ländern erklären, dass ein guter Ruf ihres Unternehmens im Bereich Corporate Social Responsibility die Loyalität erhöht.35

Unternehmen, die auf besonders begehrte Fachkräfte angewiesen sind, müssen Mitarbeiter überzeugen und langfristig halten, um erfolgreich zu sein.

InnovationenRessourceneffizienz, eine nachhaltige Beschaffung und die Entwicklung neuer, nachhaltiger Produkte können als nutzenbasierte Ansätze für die Umsetzung von Innovationen dienen. Dabei sind Unternehmen auf motivierte Mitarbeiter angewiesen, die daran interessiert sind, dass sich in der Welt etwas ändert. Manche Unternehmen, die das Thema Innovation vielleicht schon aus den Augen verloren haben, können ihre Innovationskraft so wiederbeleben. Diese Innovationskraft bleibt dann

auch erhalten, weil diese Ideen zur Steigerung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz, zu nachhaltigen Beschaffungsmöglichkeiten und neuartigen Produktkonzepten den Zyklus des neuen Industriemodells immer wieder anstoßen.

Beispiele für Unternehmen, in denen Innovation und Umweltschutz zusammengehören:

• Henkel, der Anbieter von Marken wie Persil, Pril, Pritt, Schwarzkopf und anderen, sorgt dafür, dass jedes neue Produkt bei mindestens einer ökologischen Eigenschaft besser abschneidet als das alte.

• Mit der Ecomagination-Initiative von General Electric (GE) wurden umfangreiche Finanzmittel bereitgestellt, um nach umweltfreundlicheren Produkten zu forschen und sie zu entwickeln. Diese machen heute bereits 15 Prozent des Gesamtumsatzes bei GE aus. Die Umsätze der Ecomagination-Palette wachsen jährlich um 2 Prozent schneller als die der anderen Produkte.36

• 45 Prozent der Produkte von Philips schneiden in Bezug auf Umweltaspekte besser ab als konventionelle Alternativen. Umsätze in diesem Bereich legen um 7 Prozent schneller zu als die Umsätze mit anderen Produkten.37

Fazit: Wird das bewiesene Engagement für ökologische und soziale Nachhaltigkeit aus den ersten zwei Stufen des neuen Industriemodells auf Produkte und Marken übertragen, wirkt sich dies positiv auf die Wettbewerbsposition, den Gewinn, die Investoren und die Mitarbeiter aus.

33 Vgl. Nidumolu, R., Prahalad, C. K., Rangaswami, M. R., 2009. „Why Sustainability is Now the Key Driver in Innovation“, Harvard Business Review, September, S. 10.

34 Vgl. Montgomery, D. B., Ramus, C. A., 2003. Corporate Social Responsibility Reputation Effects on MBA Job Choice, Stanford University.35 Vgl. GlobeScan 2006, hier aus Strandberg, 2009. The Business Case for Sustainability, Dezember, S. 5.36 Vgl. Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte von GE.37 Vgl. Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte von Philips.

Page 31: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

31 | Ein neues Industriemodell

Ein neues Industriemodell

38 Das Unternehmen hat sich auch in den Bereichen Abfallvermeidung, Recycling, Transporteffizienz und Wasserverbrauch Ziele gesetzt und enorm verbessert.

3b) Weitere von Interface erzielte Vorteile

Durch die Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz, die Nutzung nachhaltiger Ressourcen und die Anwendung anderer Strategien für mehr Nachhaltigkeit38 hob sich Interface positiv von der Konkurrenz ab und konnte seine Position als globaler Marktführer für modularen Bodenbelag behaupten.

Interface hat dabei seine Kunden und Partner im Hinblick auf sozial-ökologische Fragen mit eingeschlossen und einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt geleistet. Gleichzeitig ist es dem Unternehmen gelungen, seine marktfähigen Preise zu halten.

Zudem hat Interface innovative Produkte mit weiteren zusätzlichen sozialen und ökologischen Vorteilen entwickelt. Ein Beispiel ist die bereits erwähnte Teppichfliese Biosfera, die zu 100 Prozent aus recyceltem Polyamid besteht und für die deutlich weniger Garn benötigt wird. Obwohl solche innovativen

Produkte teurer in der Herstellung sind, gibt es Kunden, die bereit sind, den notwendigen Aufpreis zu zahlen. Das von seinen Kunden geteilte Verantwortungsgefühl hat Interface dabei geholfen, zusammen mit den Lieferanten die Kosten zu reduzieren, damit sich die Preise von konventionellen Alternativen nicht mehr unterscheiden. Am Ende lassen sich Innovationen dann kostenneutral in weitere Produkte integrieren.

Mit diesem Innovationsgeist ist es Interface gelungen, weitere Zyklen des neuen Industriemodells zu durchlaufen (siehe Abbildung 1).

Entscheidungsträger, die für die Auswahl von textilem Bodenbelag verantwortlich sind (z. B. Architekten, Innenraumdesigner und Gebäudeeigentümer), unterstützen diesen Optimierungszyklus gern. Sie entscheiden sich für Produkte von Interface, bleiben der Marke treu und zahlen bei überzeugenden Vorteilen einen Aufpreis für das umweltfreundlichste Produkt.

Page 32: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

Die kombinierte Wirkung des neuen Industriemodells

Page 33: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

33 | Ein neues Industriemodell

Die kombinierte Wirkung des neuen Industriemodells

Der kombinierte Nutzen für Interface umfasst jährliche Einsparungen in Höhe von 7,6 Millionen Euro, um 13.800 Tonnen CO2-Äquivalente reduzierte Treibhausgasemissionen bei der Fertigung, die Reduzierung der Mengen an CO2-Äquivalenten in Materialien um 21.700 Tonnen sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Durch die Weitergabe von Erfolgen an seine Kunden konnte das Unternehmen seine marktführende Position halten und neue rentable Produkte und Initiativen entwickeln, die den Kreislauf des neuen Industriemodells weiter anstoßen. Dabei ist es Interface gelungen, Geschäftsrisiken wie die Knappheit bzw. die steigenden Kosten für fossile Energieträger, immer höhere CO2-Abgaben, strengere Gebäudestandards39 oder den Preisdruck40 durch Konkurrenten zu minimieren.

Eine Implementierung des neuen Industriemodells im gesamten europäischen Fertigungssektor könnte folgenden Nettonutzen haben:

• Steigerung der Jahresgewinne vor Steuern um 100 Milliarden Euro durch eine Verbesserung der Material- und Energieeffizienz sowie die Nutzung erneuerbarer Energien – bei einem Investitionsaufwand von 66 Milliarden Euro. Dies würde einer durchschnittlichen Gewinnsteigerung des verarbeitenden Gewerbes in Europa um 9 Prozent41 entsprechen. Hinzu kommen wachsende Marktanteile sowie Umsätze mit neuen Produkten. Diese Vorteile sind jedoch nicht Bestandteil dieser Rechnung.

• 168.000 neue qualifizierte Arbeitsplätze (meist regional) in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien.

• Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 1,2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr (14,6 Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen in Europa).

11 Prozent der gesamten zusätzlichen Gewinne sowie 20 Prozent der Arbeitsplätze und verringerten Treibhausgasemissionen ließen sich erzielen, wenn allein die 20 größten europäischen Fertigungsunternehmen den globalen Betrieb umstellen würden.42 9 Prozent der zusätzlich erwirtschafteten Gewinne und etwa 5 Prozent der neuen Arbeitsplätze könnten bereits erreicht werden, wenn die acht größten deutschen43 Unternehmen der fertigenden Industrie dieses Modell in ihrem globalen Betrieb anwenden würden.

Zahlen für ausgewählte Länder, Europa und die 20 größten Fertigungsunternehmen finden Sie in den Abbildungen 6, 7 und 8.44

Details zur Berechnung der genannten Zahlen finden Sie in der begleitenden Präsentation, die Sie abrufen können unter: www.interface.com

39 Ein passendes Beispiel ist die LEED-Version 4 des amerikanischen Green Building Council, die eine verbesserte Kennzeichnung der Umweltbelastung von Produkten vorschreibt.

40 Bedingt durch eine geringere Kostenbasis.41 Dabei wird von einem Gewinn vor Steuern in Höhe von 15 Prozent des Umsatzes ausgegangen (wie im Fertigungssektor in Großbritannien).42 Die 20 größten europäischen Fertigungsunternehmen (nach Umsatz) im Jahr 2012 waren: Volkswagen, Daimler, Siemens, BASF, BMW, ArcelorMittal,

Nestlé, Peugeot, Bosch, ThyssenKrupp, EADS, Unilever, Novartis, Renault, Saint-Gobain, Nokia, LyondellBasell, Bayer, Hoffmann-La Roche und Sanofi. 43 Die acht größten deutschen Unternehmen in der fertigenden Industrie (nach Umsatz) im Jahr 2012 waren: Volkswagen, Daimler, Siemens, BASF, BMW,

Bosch, ThyssenKrupp und Bayer. 44 Zu beachten ist, dass von allen untersuchten europäischen Ländern ausschließlich die Niederlande mehr Energie für die Fertigung verbrauchen als in den

nationalen 2020-Zielen für erneuerbare Energien festgelegt. Die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien gilt jedoch nicht als Problem, da die Niederlande schon seit vielen Jahren einen Teil ihres Stroms importieren. In Frankreich werden aktuell 91,5 Prozent des Stroms emissionsfrei erzeugt. Aus diesem Grund ist kein Ausbau der erneuerbaren Energien geplant. Der Preisaufschlag für erneuerbare Energien wird mit 20 Prozent veranschlagt. Dieser Wert liegt über den 17 Prozent, die Interface zahlt.

Page 34: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

34 | Ein neues Industriemodell

Abbildung 7: Zusätzliche Arbeitsplätze bei Anwendung des neuen Industriemodells durch Tätigkeiten in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien

Neue Arbeitsplätze durch Energieeffizienz und erneuerbare Energien in der Herstellung

Die kombinierte Wirkung des neuen Industriemodells

Abbildung 6: Zusätzliches jährliches Gewinnpotenzial bei Anwendung des neuen Industriemodells durch eine höhere Material- und Energieeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer EnergienSteigerung der Nettogewinne durch Material- und Energieeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien in der Herstellung

120

100

80

60

40

20

0Dänemark Schweden Niederlande Großbritannien Frankreich Deutschland Europa

(51 Länder)

1,3 2,5 3,4 8,4 9,0

22,3

8,9

100

Mrd. € p. a.

180.000

160.000

140.000

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0Dänemark Schweden Niederlande Großbritannien Frankreich Deutschland Europa

(51 Länder)

1.200 3.400 4.600 10.000 11.900

29.100

7.800

168.000

Vollzeitstellen

Die 8 größten deutschen

Unternehmen der fertigenden Industrie

Die 8 größten deutschen

Unternehmen der fertigenden Industrie

Page 35: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

35 | Ein neues Industriemodell

Die kombinierte Wirkung des neuen Industriemodells

Abbildung 8: Einsparpotenzial für Treibhausgasemissionen bei Anwendung des neuen Industriemodells durch eine höhere Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien

Einsparpotenzial bei Treibhausgasemissionen durch Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0Dänemark Schweden Niederlande Großbritannien Frankreich Deutschland Europa

(51 Länder)

52,4%

2 47

22,6%

96

16,9%

112,4% 126

15,2%

1.192

14,6%

Mio. t CO2-Äquivalente (Balken)

% der nationalen/europäischen

Gesamtemissionen (Linie)

Die 8 größten deutschen

Unternehmen der fertigenden Industrie

25%

20%

15%

10%

5%

0%703,2%

Page 36: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

So gelingt der Umstieg

Page 37: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

37 | Ein neues Industriemodell

So gelingt der Umstieg

45 Vgl. zum Beispiel Anderson, R., 1998. Mid-Course Correction, Peregrinzilla Press, Atlanta; Anderson, R., 2009. Confessions of a Radical Industrialist, St. Martin’s Press, New York.

46 Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., 2013. The Next Manufacturing Revolution: Non-Labour Resource Productivity and its Potential for UK Manufacturing. Abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/

47 Vgl. Lavery, G., Pennell, N., Brown, S., Evans, S., ebd., S. 29–30.48 Vgl. Renewable Energy Policy Network for the 21st Century, 2012. Renewables 2012: Global Status Report, S. 27; Observ’ER, 2011.

The State of Renewable Energies in Europe: 11th EurObserv’ER Report, S. 173.

Kritische AnspruchsgruppenZentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung des neuen Industriemodells ist ein Umdenken in den Führungsebenen von Unternehmen. Das neue Industriemodell ist eine kontinuierliche Managementaufgabe. Unternehmen müssen die Erfüllung ihrer Ziele ernst nehmen und sind dabei auf Unterstützung aus der Führungsebene angewiesen. Da viele Bereiche eines Unternehmens verändert werden müssen (z. B. Beschaffung, Betrieb, Marketing und Vertrieb), ist der CEO oft die einzige Person, die über ausreichende Entscheidungsbefugnisse verfügt. Hinter den Pionierunternehmen, die das neue Industriemodell anwenden (oft unter der Bezeichnung „Nachhaltigkeit“), stecken engagierte Gründer oder CEOs. Hierzu gehören u. a. Paul Polman (Unilever), Ian Cheshire (Kingfisher), Anita Roddick (The Body Shop), Ray Anderson (Interface), Yvon Chouinard (Patagonia) oder Gunter Pauli (Ecover).

CEOs müssen das Potenzial und die Vorteile einer Umstellung kennen. Unternehmer, die das neue Industriemodell schon umgesetzt haben, folgten oft einfach ihrem guten Geschäftssinn.45 Auf Grundlage des vollständig ausformulierten Modells müssen strategisch agierende Führungskräfte die Implementierung des Modells in ihrem Unternehmen planen und CEOs sowie Vorständen wirtschaftliche Argumente für einen Umstieg präsentieren. Nur aus einer strategischen Perspektive heraus lassen sich sämtliche Vorteile im Zusammenspiel verstehen – von der Betriebseffizienz über den Markenwert bis hin zur Kundenloyalität.

Die Implementierung eines solchen Modells bringt umfangreiche Änderungen mit sich. Viele Führungskräfte nehmen an, dass sie bereits eine Menge erreicht haben, wenn sie in den letzten zehn Jahren den Energieverbrauch, die Abfall- und Verpackungsmengen sowie den Transportaufwand um 10 bis 15 Prozent reduziert bzw. den Recyclinganteil um ähnliche Werte erhöht haben. Unternehmen aller

Branchen, die Best Practices anwenden, konnten jedoch im gleichen Zeitraum Verbesserungen von über 50 Prozent erzielen. Die Studie „The Next Manufacturing Revolution“, die sich mit führenden Unternehmen beschäftigt, hat gezeigt, dass auch in Unternehmen, die sich an Best Practices orientieren, noch Optimierungspotenzial besteht.46

Die Einbeziehung der Mitarbeiter spielt bei der Umsetzung des neuen Industriemodells eine wichtige Rolle. Ihre Kenntnisse über das Unternehmen, Verbesserungsvorschläge sowie ihr Enthusiasmus sind unerlässlich. Signifikante Verbesserungen der personalunabhängigen Ressourceneffizienz lassen sich durch ein verändertes Verhalten der Mitarbeiter sowie veränderte Prozesse und Systeme erreichen47 – gleichzeitig sind diese Maßnahmen kostengünstig. Im Rahmen der Umstellung nehmen Zufriedenheit, Produktivität und Motivation am Arbeitsplatz zu, während der Innovationsfluss von unten nach oben gefördert wird.

Regierungen spielen beim Umstieg eine wichtige Rolle. So können staatliche Vorgaben zur Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz beitragen. Durch eine befristete, degressive Subventionierung erneuerbarer Energien werden die Vorteile einer CO2-freien und sicheren Energieversorgung sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen für die Gesellschaft sichtbar. Dies zeigt sich zum Beispiel an den neu entstandenen Arbeitsplätzen im Bereich erneuerbare Energien. Durch das umfangreiche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der deutschen Regierung sind rund 1,1 Millionen Arbeitsplätze entstanden. Dies entspricht einem Drittel der in den 27 EU-Mitgliedsstaaten in diesem Bereich geschaffenen Stellen.48

Das neue Industriemodell braucht also engagierte CEOs, kompetente Strategieteams, eine Kultur, die offen für Veränderungen ist, sowie eine motivierte Belegschaft. Flankiert werden sollte der Umstieg durch Reformen der Regierung.

Page 38: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

38 | Ein neues Industriemodell

So gelingt der Umstieg

Ideen für einen raschen UmstiegFür Unternehmen:1. Verpflichtung zu einer Reduzierung des

Materialverbrauchs pro Fertigungseinheit um 5 Prozent bzw. Senkung des Energieverbrauchs pro Fertigungseinheit um 20 Prozent (jeweils im Vergleich zu heute) sowie zur 100-prozentigen Nutzung erneuerbarer Energien bis 2020. Geeignete Ziele dienen als Grundlage für richtungsweisende Verbesserungen, Innovationen und neue Perspektiven zu aktuellen Prozessen. Skaleneffekte durch den Einkauf großer Mengen und die Nutzung von Technologien entlang der Erfahrungskurve sorgen für geringere Kosten.

2. Beauftragen Sie Zulieferer damit, Umweltprodukt-deklarationen (EPDs) bzw. validierte Ökobilanzen für Produkte und Materialien bereitzustellen. So wird sichergestellt, dass die Reduzierung der Umweltbelastung stets im Mittelpunkt steht und Ihr Unternehmen den Ressourcenverbrauch in der Lieferkette kennt.

3. Optimieren Sie Ihre Produkte und analysieren Sie, ob sich eine höhere Ressourceneffizienz oder neue Formen der Bereitstellung (z. B. Instandsetzung, Recycling, Weiterverwendung oder gemeinsame Nutzung) positiv auf Kundenanforderungen oder den Mehrwert des Produkts auswirken kann.

Für Regierungen:Zusätzlich zu den vorhandenen und geplanten Initiativen wie CO2-Abgaben, Standards für Energieausweise und die befristete Subventionierung von erneuerbaren Energien:

• Besteuerung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen sowie der Umweltbelastung anstelle der Besteuerung von Arbeit und Einkommen.

• Vorgeschriebene Transparenz von Ressourcennutzung und Belastungen. Die Aldersgate Group und British Telecommunications Group arbeiten zum Beispiel an der Entwicklung eines Stromlabels, mit dem Konsumenten die Auswirkungen von Kaufentscheidungen ermitteln können. Denkbar ist auch ein Bewertungsschema, das einen Vergleich der verbrauchten Energie bei energieintensiven Produkten wie Stahl oder Glas zwischen verschiedenen Herstellern ermöglicht.

• Im öffentlichen Sektor sollten die Beschaffung von Produkten mit einem möglichst hohen Recyclinganteil und der Einsatz erneuerbarer Energien im Mittelpunkt stehen.

• Verbindliche Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, wenn ein Audit ergeben hat, dass die Amortisationszeit weniger als drei Jahre beträgt. Mit diesem Ansatz konnten beispielsweise in Australien die Kosten, Treibhausgasemissionen und der Energiebedarf ohne Ausgaben der Regierung reduziert werden. Umgesetzt wurden ausschließlich risikoarme und rentable Maßnahmen, die bislang kaum genutzt worden waren.

Page 39: Das neue Industriemodell - baumev.debaumev.de/global/download/Studie_Das_neue_Industriemodell.pdf · Dustin Benton, Head of Resource Stewardship, Green Alliance „Diese wichtige

39 | Ein neues Industriemodell

Weitere Informationen

Die Berechnungen zum Potenzial des neuen Industriemodells für europäische Länder und Unternehmen finden Sie unter: www.interface.com

Details zum Potenzial einer höheren personalunabhängigen Ressourceneffizienz finden Sie im Bericht „The Next Manufacturing Revolution“. Dieser ist abrufbar unter: http://www.nextmanufacturingrevolution.org/nmr-report-download/

Weitere Informationen zu Interface erhalten Sie auf der Website des Unternehmens: www.interfaceglobal.com