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Pathologe 2007 · 28:209–214
DOI 10.1007/s00292-007-0912-z
Online publiziert: 20. April 2007
© Springer Medizin Verlag 2007
F. Kommoss1 · S. Kommoss2 · J. Eichhorn3 · D. Schmidt1
1 Institut für Pathologie, Referenzzentrum für Gynäkopathologie, Mannheim2 Abteilung für Gynäkologie, Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK), Wiesbaden3 Department of Pathology, Massachusetts General Hospital, Boston
Das transitionalzellige OvarialkarzinomMorphologische und klinische Besonderheiten
Schwerpunkt: Ovarialtumoren
Gemäß der aktuellen WHO-Klassifikati-
on werden die vom ovariellen Deckepithel
und dem angrenzenden Stroma abgeleite-
ten Ovarialkarzinome in 6 spezifische his-
tologische Typen, den Mischtyp sowie un-
differenzierte Karzinome unterteilt ([16];
. Tab. 1). Das transitionalzellige Ovari-
alkarzinom (TCC-O) wird hierbei als ei-
ner der selteneren und vielfach noch we-
niger bekannten Typen an 5. Stelle ge-
nannt. Die Abgrenzung von den ebenfalls
transitionalzellig differenzierten malignen
Brenner-Tumoren erfolgte aufgrund dif-
ferenter morphologischer und klinischer
Merkmale [1, 13].
In der bislang größten Serie von TCC-
O wurden jüngst diagnostische Kriterien
und differenzialdiagnostische Aspekte
ausführlich dargestellt [4]. In der Litera-
tur wird die prognostische Bedeutung des
transitionalzelligen Typs bei Ovarialkar-
zinomen kontrovers diskutiert. In dieser
Arbeit werden eigene Ergebnisse hierzu
dargestellt.
Definition
Bei TCC-O handelt es sich um infiltrie-
rend gewachsene epitheliale Tumoren,
welche in einem überwiegenden Anteil
histologische Merkmale wie bei transitio-
nalzelligen Karzinomen (TCC) der Harn-
blase aufweisen. Mischformen der TCC-
O mit serösem, endometrioidem, mu-
zinösem und klarzelligem Ovarialkarzi-
nom kommen vor. Um diagnostisch be-
rücksichtigt zu werden, müssen mindes-
tens 10% des Tumors eine Morphologie
wie TCC der Harnwege aufweisen [13].
Voraussetzungen für die Diagnosestel-
lung von TCC-O sind zudem der fehlende
Nachweis von Brenner-Tumoranteilen so-
wie der Ausschluss eines früheren oder
synchronen TCC des Harntrakts [4].
Klinische und chirurgische Merkmale
Die genaue Inzidenz der TCC-O ist bis-
lang unklar. In einzelnen Studien wur-
den bis zu 20% der Ovarialkarzinome als
TCC-O diagnostiziert [5]. TCC-O traten
zwischen dem 33. und 94. Lebensjahr auf.
Ein FIGO-Stadium I wurde in 47% beob-
achtet, Stadium II in 21%, Stadium III in
31%, Stadium IV in 1%. Etwa 40% aller
Fälle, jedoch nur etwa 10% der Stadium-
I-Fälle treten primär bilateral auf [4].
Pathologische Merkmale
Makroskopie
Der Durchmesser ovarieller Tumoren bei
TCC-O beträgt 3–30 cm, im Durchschnitt
10 cm. Zystisch-solide Tumoren wurden
in 60% beobachtet, rein solide Tumoren
traten in 24%, rein zystische in 16% auf
(. Abb. 1).
Mikroskopie
Bei niedriger Vergrößerung weisen reine
TCC-O und die transitionalzelligen An-
Abb. 1 9 TCC-O mit solid-zystischer Schnittfläche
209Der Pathologe 3 · 2007 |
teile in gemischten Ovarialkarzinomen
mit TCC-Komponente typischerweise
undulierende vielreihige Bänder neoplas-
tischer Epithelien auf, welche zystische
Hohlräume auskleiden (. Abb. 2). Die
Breite (üblicherweise >10 Zelllagen) der
Epithelbänder ist hierbei relativ uniform,
die Grenze zu den optisch leeren oder det-
ritushaltigen Hohlräumen scharf. Häufig
liegen zudem von gleichartigen Epithel-
bändern überkleidete fibröse Stromapa-
pillen vor (. Abb. 3). In abnehmender
Häufigkeit kommen außerdem soli-
de, insuläre (. Abb. 4) und trabekuläre
Wuchsmuster vor.
Ein zusätzlich oft beobachtetes Phäno-
men sind glattberandete mikrozystische,
drüsenartige und schlitzförmige intraepi-
theliale Hohlraumbildungen (. Abb. 5).
Tumorzellnekrosen werden häufig be-
obachtet. Zytologisch liegen überwie-
gend großleibige Zellen mit mäßig reich-
lichem, blass eosinophilem und häufig
feingranulärem Zytoplasma vor. Es fin-
den sich meistens mäßige bis schwere nu-
kleäre Atypien mit Nukleolenprominenz
bei ausgeprägter Mitoseaktivität, weniger
häufig finden sich nur gering atypische
Kerne mit longitudinalen Kernfurchen
(. Abb. 6 a, b). Gelegentlich werden bi-
zarre Tumorriesenzellen beobachtet.
In der Serie von Eichhorn u. Young [4]
waren TCC-O in etwa 1/4 aller Fälle Be-
standteil gemischter Ovarialkarzinome.
Am häufigsten trat hierbei die Kombina-
tion TCC/seröses Ovarialkarzinom auf.
Wenige Fälle gemischter TCC-O mit zu-
sätzlicher endometrioider, muzinöser und
klarzelliger Komponente wurden zudem
beobachtet.
Immunhistochemie
Das für TCC-O als typisch beschriebene
Markerprofil ist in . Tab. 2 zusammen-
gefasst [9, 10, 11, 15]. TCC-O waren in ver-
schiedenen Untersuchungen negativ für
die in urothelialen Karzinomen der ab-
leitenden Harnwege typischerweise po-
sitiven Marker CK20, Thrombomodu-
lin und Uroplakin III. TCC-O waren an-
dererseits häufig positiv für Vimentin,
CA 125 und WT1. Diese Ergebnisse deu-
ten darauf hin, dass es sich bei den TCC-
O nicht um urotheliale Tumoren im enge-
ren Sinn, sondern vielmehr um vom ova-
riellen Deckepithel abgeleitete Läsionen
mit urothelartiger Differenzierung han-
delt.
Differenzialdiagnose
Vor der Diagnosestellung eines TCC-O
sollte ein metastasierendes Urothelkarzi-
nom der Harnwege ausgeschlossen wer-
den, da eine Abgrenzung ausschließlich
anhand konventionell morphologischer
Merkmale im Einzelfall unmöglich sein
kann [17]. Die Anamnese wird hier in aller
Regel richtungweisend sein, ggf. können
immunhistochemische Untersuchungen
wie oben ausgeführt klärend zum Einsatz
kommen.
Der invasive Anteil maligner Brenner-
Tumoren ist den TCC-O sehr ähnlich.
Der Nachweis residueller benigner Bren-
Abb. 2 9 Von vielrei-higen Zellbändern aus-gekleidete Zysten in einem TCC-O (HE-Fär-bung, Vergr. 1:125; aus [4])
Abb. 3 9 Grob papil-läres Wuchsmuster in einem TCC-O: Stroma-papillen mit Überklei-dung durch breite Zell-bänder, z. T. mit intra-epithelialen mikrozys-tischen Lumina (HE-Färbung, Vergr. 1:125)
Abb. 4 9 Insuläres Wuchsmuster in einem TCC-O (HE-Färbung, Vergr. 1:80; aus [4])
210 | Der Pathologe 3 · 2007
Schwerpunkt: Ovarialtumoren
ner-Tumoranteile schließt die Diagnose
eines TCC-O aus.
Wenngleich die o. g. Mischformen
vorkommen, müssen TCC-O differenzi-
aldiagnostisch von den anderen histolo-
gischen Typen des Ovarialkarzinoms ab-
gegrenzt werden. Dies kann nach unseren
Erfahrungen in Einzelfällen trotz Bemü-
hung um die Anwendung möglichst ob-
jektiver Kriterien sehr schwierig sein.
Anders als bei serösen Ovarialkarzino-
men treten bei TCC-O schlitzförmige Lu-
mina in Arealen mit sonst transitionalem
Wuchsmuster und nicht in Verbindung
mit intraluminalen Papillen auf. Zudem
werden Psammomkörperchen nur selten
beobachtet.
TCC-O mit mikrozystischen Hohl-
raumbildungen müssen von endometri-
oiden Ovarialkarzinomen mit kleindrü-
sigem Wuchsmuster abgegrenzt werden.
Letztere zeigen anders als TCC-O häufig
eine plattenepitheliale Differenzierung,
assoziierte Endometriosen und ein oft be-
tont adenofibromatöses Wuchsmuster, an-
dererseits keine von Epithelbändern aus-
gekleideten Zysten mit plumpen Stroma-
papillen.
Undifferenzierte Ovarialkarzinome
können durch flächige Tumorzellnekro-
sen ein pseudo-grobpapilläres Wuchs-
muster durch Verbleib gefäßnaher vitaler
Zellverbände entwickeln. Sie enthalten je-
doch per definitionem keine besser diffe-
renzierten eindeutiger transitionalzelligen
Anteile.
Was die nichtepithelialen Ovarialtu-
moren anbelangt, gilt es die TCC-O vor
allem von mikrofollikulären und diffusen
adulten Granulosazelltumoren (AGCT)
abzugrenzen. Diese weisen zwar häufig
wie TCC-O Kernfurchen auf, die Zell-
kerne bei AGCT zeigen jedoch ein blas-
Zusammenfassung · Abstract
Pathologe 2007 · 28:209–214 DOI 10.1007/s00292-007-0912-z
© Springer Medizin Verlag 2007
F. Kommoss · S. Kommoss · J. Eichhorn · D. Schmidt
Das transitionalzellige Ovarialkarzinom. Morphologische und klinische Besonderheiten
Zusammenfassung
Das transitionalzellige Ovarialkarzinom (TCC-
O) ist ein weniger geläufiger Typ der malig-
nen Oberflächenepithel-Stroma-Tumoren
des Ovars von bislang nicht abschließend ge-
klärter Häufigkeit. Histologisch weisen TCC-
O bei per definitionem fehlender Brenner-Tu-
morkomponente Merkmale wie Urothelkar-
zinome der Harnwege (TCC-H) auf. Bei TCC-
O handelt es sich jedoch nicht um urothe-
liale Tumoren, sondern um vom ovariellen
Deckepithel abgeleitete Läsionen des Mül-
ler-Spektrums. Dies wird im Auftreten von
Mischformen mit anderen histologischen Ty-
pen des Ovarialkarzinoms und in einem von
TCC-H unterschiedlichen immunhistoche-
mischen Markerprofil deutlich. Differenzial-
diagnostisch gilt es, TCC-O nicht nur von me-
tastatischen TCC-H, sondern auch von ande-
ren Typen des Ovarialkarzinoms einschließ-
lich der undifferenzierten Ovarialkarzinome
sowie von Keimstrang-Stroma-Tumoren, ins-
besondere adulten Granulosazelltumoren ab-
zugrenzen. Die bereits früher publizierte Ver-
mutung, dass TCC-O im Vergleich zu ande-
ren histologischen Typen des Ovarialkarzi-
noms evtl. eine bessere Prognose aufwei-
sen, wurde durch eigene Untersuchungen
an einem größeren Kollektiv fortgeschritte-
ner, radikal operierter und postoperativ che-
motherapierter Ovarialkarzinome weiter be-
kräftigt. Zukünftigen Untersuchungen bleibt
es unter Anwendung möglichst einheitlicher
histomorphologischer Kriterien vorbehalten,
die exakte Inzidenz der TCC-O zu prüfen. Zu-
dem gilt es, den biologisch-molekularen Hin-
tergrund des im Vergleich weniger malignen
Phänotyps zu klären.
Schlüsselwörter
Transitionalzelliges Ovarialkarzinom · Histolo-
gischer Typ · Immunhistochemie · Differenzi-
aldiagnose · Ovarialkarzinom · Prognose
Transitional cell carcinoma of the ovary. Morphological and clinical features
Abstract
Transitional cell carcinoma of the ovary (TCC-
O) is a less common type of malignant sur-
face epithelial-stromal tumor of the ovary,
still with uncertain incidence. Histologically,
TCC-O resembles urothelial carcinoma of the
urinary system, and by definition does not
contain a Brenner tumor component. TCC-O
may not be a bona fide urothelial neoplasm,
however, but rather a lesion of the Mülleri-
an type derived from the ovarian surface ep-
ithelium. This notion is supported by the ex-
istence of mixed tumors consisting of TCC-O
and other histological types of ovarian carci-
noma, as well as the observation that TCC-O
has a Müllerian type but not a urothelial-like
immunohistochemical profile. Besides met-
astatic urothelial carcinoma of the urinary
tract, the other types of ovarian carcinoma, as
well as sex cord-stromal tumors such as adult
granulosa cell tumors, have to be considered
in the differential diagnosis of TCC-O. A recent
analysis of a large series of advanced ovari-
an carcinomas treated by radical surgery and
postoperative chemotherapy confirms stud-
ies that had suggested that TCC-O has a bet-
ter prognosis (with current treatment) than
that of the other histological types of ovari-
an carcinoma. Further studies applying stan-
dardized histopathological criteria are need-
ed to clarify the true incidence and behavior
of TCC-O. In addition, it is important to study
the biological and molecular background of
this apparently less aggressive phenotype.
Keywords
Transitional cell ovarian carcinoma · Histolo-
gical type · Immunohistochemistry · Differen-
tial diagnosis · Ovarian cancer · Prognosis
Tab. 1 Typisierung der Ovarialkarzi-
nome gemäß WHO-Klassifikation.
(Mod. nach [16])
Seröse
Muzinöse
Endometrioide
Klarzellige
Transitionalzellige
Plattenepitheliale
Gemischte
Undifferenzierte
211Der Pathologe 3 · 2007 |
seres Chromatin, weniger prominente Nu-
kleolen und eine geringere Zellteilungsak-
tivität. Die Mikrofollikel in AGCT enthal-
ten häufig eosinophile Call-Exner-Kör-
perchen. Keimstrangmarker (z. B. Inhi-
bin-α) werden in AGCT im Gegensatz zu
den epithelialen Ovarialkarzinomen ver-
lässlich nachgewiesen [7].
Klinische und biologische Besonderheiten
In mehreren Untersuchungen wiesen
Morphologen und Kliniker von MD An-
derson auf eine möglicherweise günsti-
gere Prognose der TCC-O im Vergleich
zu den anderen histologischen Typen des
Ovarialkarzinoms hin [5, 12, 14]. Als mög-
liche Ursache des prognostischen Vorteils
wurde von den Autoren eine höhere Che-
mosensitivität bei TCC-O diskutiert. Von
anderen Forschergruppen konnte dieses
Ergebnis zunächst nicht bestätigt werden
[2, 6].
Die Autoren dieser Übersichtsarbeit
konnten jüngst Inzidenz und Überleben
von Patientinnen mit TCC-O im Ver-
gleich mit den anderen histologischen Ty-
pen der Ovarialkarzinome an einem ho-
mogenen Kollektiv fortgeschrittener, radi-
kal zytoreduktiv operierter und postope-
rativ chemotherapierter Patientinnen ei-
ner großen, randomisierten prospektiven
Studie [3] überprüfen. Untersucht wurden
302 Fälle von Ovarialkarzinom FIGO IIb
bis IV (. Tab. 3; [8]).
Nach Durchmusterung von HE-ge-
färbten Schnittpräparaten ohne Kennt-
nis der Vordiagnosen erfolgte eine histo-
logische Retypisierung nach den gültigen
WHO-Kriterien durch 2 Autoren dieser
Arbeit (FK, DS). 16/302 (5,3%) der Ova-
rialkarzinome wurden als TCC-O klassi-
fiziert. Nur 1/16 dieser Tumoren war be-
reits bei Studieneinschluss als TCC-O di-
agnostiziert worden (von DS im eige-
nen Institut, wie sich später herausstell-
te). 13/16 Fälle waren außerhalb als se-
röse, 2/16 als undifferenzierte Ovarialkar-
zinome eingestuft worden. TCC-O wa-
ren im Vergleich zu Non-TCC-O mit ge-
ringerer präoperativer extraovarieller Tu-
morgröße und kleinerem postoperativem
Tumorrest assoziiert. Im Vergleich zu al-
len anderen histologischen Typen wiesen
TCC-O eine signifikant bessere Prognose
nach standardisierter Chemotherapie auf
(. Tab. 3, . Abb. 7; [8]). Als Erklärung
hierfür muss neben einer besseren Che-
mosensitivität nun auch eine Tendenz der
TCC-O zu eher kleinknotigem Tumor-
wachstum mit besserer chirurgischer Re-
sektabilität diskutiert werden.
Ausblick
In zukünftigen Studien sollte es möglich
sein, die Inzidenz der TCC-O exakter fest-
zulegen. Es gilt zu klären, ob die zuletzt
gezeigte Assoziation des transitionalzel-
ligen Karzinomtyps mit einer geringeren
prä- und postoperativen Tumorlast und
der prognostische Vorteil Ausdruck ei-
ner differenten Biologie sind und welche
Abb. 5 9 Intraepithe-liale Mikrozysten und schlitzförmige Hohl-räume in einem TCC-O (HE-Färbung, Vergr. 1:200)
Abb. 6 9 Unterschied-licher Grad von Aty-pien bei TCC-O. a Ge-ringe Zellatypien und nachweisliche nukle-äre Längsfurchungen. b Höhergradige Aty-pien mit Nukleolen-prominenz, Schich-tungsstörung und aus-geprägte Zellteilungs-aktivität (jeweils HE-Färbung, Vergr. 1:500)
212 | Der Pathologe 3 · 2007
Schwerpunkt: Ovarialtumoren
molekulargenetischen Mechanismen zu-
grunde liegen könnten.
Fazit für die Praxis
Das TCC-O weist die morphologischen
Merkmale von Urothelkarzinomen der
Harnwege auf, unterscheidet sich von
diesen jedoch durch seine Ableitung
vom Müller-System und durch ein hier-
durch erklärbar unterschiedliches im-
munhistochemisches Markerprofil. Die
Kenntnis und Diagnosestellung dieses
histologischen Typs der Ovarialkarzi-
nome ist wichtig, da er sich offensichtlich
biologisch von den anderen Typen durch
eine bessere Prognose unterscheidet. Ei-
ne möglichst exakte histologische Typi-
sierung der Ovarialkarzinome ist klinisch
bedeutsam!
Korrespondierender AutorProf. Dr. F. KommossInstitut für Pathologie, Referenzzentrum für GynäkopathologieA2/2, 68159 [email protected]
Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkon-
flikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass kei-
ne Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in
dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Kon-
kurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation
des Themas ist unabhängig und die Darstellung der In-
halte produktneutral.
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11, 15])
Marker Logani Ordonez Riedel Soslow Summe
CA 125 – – 8/8 – 8/8 (100%)
CEA – 2/15 – 2/6 4/21 (19%)
CK5/6 – – 7/8 – 7/8 (88%)
CK7 16/17 – 6/6 6/6 28/29 (97%)
CK8 – – 8/8 – 8/8 (100%)
CK13 – – 2/8 – 2/8 (25%)
CK20 0/20 0/20 2/8 0/6 2/54 (4%)
Thrombo-
modulin
3/17 0/15 – – 3/32 (9%)
Uroplakin III 1/17 – 0/8 – 1/25 (4%)
Vimentin – – 4/8 – 4/8 (25%)
Tab. 3 Histologischer Typ und Überlebenszeit in einer Serie von 302 radikal operierten
und postoperativ chemotherapierten fortgeschrittenen Ovarialkarzinomen. (Nach [8])
Histologischer
Typ
n (%) Fünfjahres-
überleben
[%]
Medianes
Überleben
[Monate]
Odds ratio
Serös 135 (44,7) 33,73 39,62 1,00
Muzinös 24 (7,9) 27,83 34,43 1,276
Endometrioid 58 (19,2) 27,44 40,44 1,034
Klarzellig 37 (12,3) 27,59 34,37 1,301
Transitionalzellig 16 (5,3) 57,14 a 0,454
Undifferenziert 32 (10,6) 28,79 43,93 1,117
Gesamt 302 (100) 30,68 39,62 –a <50% der Patienten an Erkrankung verstorben.
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0,00 12,00 24,00 36,00 48,00 60,00 72,00 84,00
Zeit (Monate)
Kum
ulat
ives
übe
rlebe
n
Histologische Subtypen
nicht transitionaltransitional
Abb. 7 9 Überleben von Patientinnen mit TCC-O im Vergleich zu Patientinnen mit Nicht-TCC-O. (Mod. nach [9])
213Der Pathologe 3 · 2007 |
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Spendernieren altern vorzeitigMechanismen der chronischen Trans-
plantatabstoßung
Für ihre Forschungsarbeit zur Bedeu-
tung einer beschleunigten Gewebs-
alterung für das chronische Versagen
von Spendernieren ist die Heidelberger
Wissenschaftlerin PD Dr. Dr. Melk von
der Deutschen Transplantationsgesell-
schaft (DTG) mit dem Rudolf-Pichlmayr-
Preis 2006 ausgezeichnet worden.
Trotz Immunsuppression kommt es bei der
Hälfte der Transplantationspatienten inner-
halb von 10 Jahren zum Nierenversagen. Die
chronische Nierentransplantatnephropathie
(Chronic Allograft Nephropathy, CAN) ist bei
Erwachsenen die zweithäufigste, bei Kindern
sogar die häufigste Ursache für ein solches
Langzeittransplantatversagen. Die genauen
Ursachen für den vorzeitigen Funktionsver-
lust sind bislang unvollständig erklärt.
PD Dr. Dr. Melk arbeitet seit Jahren an der Hy-
pothese, dass ein beschleunigter Alterungs-
prozess beim Versagen von Spendernieren
eine Rolle spielt. In ihren Studien konnte Melk
herausarbeiten, dass einige Eigenschaften
von CAN-Nieren typischen Altersläsionen wie
tubuläre Atrophie und interstitielle Fibrose
ähneln. Weiterhin konnte die Forscherin
demonstrieren, dass Zellen von Nieren mit
CAN Gemeinsamkeiten mit den Zellen älterer
gesunder Nieren haben. Als Indikator dafür
diente die Expression von p16, einem Zell-
zyklusinhibitor, der in vitro mit der Zellalte-
rung assoziiert ist. Im Vergleich von Gewebe
geschädigter Nieren mit Proben, die dem-
selben Organ zum Zeitpunkt der Transplanta-
tion entnommen worden waren, zeigte sich,
dass in Zellen der CAN-Nieren große Mengen
von p16 exprimiert wurden – deutlich mehr,
als für ihr Alter normal. Bei transplantierten
Nieren ohne CAN war der p16-Gehalt dage-
gen unauffällig. In Zusammenschau mit der
Beobachtung, dass mit zunehmendem Alter
des Spenders – wenn die Zellen also bereits
Alterserscheinungen zeigen – das Risiko für
das Auftreten einer CAN ansteigt, schluss-
folgert Melk, dass Nierenzellen nach der
Transplantation beschleunigt altern und das
Transplantat dadurch seine Funktion verliert.
Die Erforschung dieser Mechanismen könnte
den Weg für künftige Therapien ebnen. So
hält es Melk für vorstellbar, die frühe Alterung
der Spendernieren gezielt zu blockieren und
damit die chronische Transplantatnephropa-
thie zu verzögern oder sogar zu verhindern.
Immerhin funktioniert diese Therapie bereits
im Tierversuch: transplantierte Nieren von
Mäusen, die kein p16 bilden können, überle-
ben deutlich länger.
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Quelle:
Universitätsklinikum Heidelberg,
www.klinikum.uni-heidelberg.de
Fachnachrichten
214 | Der Pathologe 3 · 2007