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UMWELT MITTWOCH, 7. FEBRUAR 2018 | SEITE 16 [email protected] Ihr Ansprechpartner Thomas Manthey Telefon 03421 721042 Gerade im Winter, wo der aktive Gartenfreund seinem schönen Hob- by nicht nachgehen kann, konzent- riert er sich verstärkt auch einmal auf die Gewächse auf seiner Fenster- bank. Und siehe da, geübt durch Blattläuse und Co sieht er etwas was ihn stutzig macht. Er hat noch gar nicht richtig angefangen seine Blu- mentöpfe zu gießen, da fallen ihm schon winzige Tierchen auf, die nur so auf der Blumenerde dahin wim- meln. Er setzt sich seine Brille auf und meint, die waren doch vorher nicht da und hat damit vollkommen recht. Bei diesen kleinen Tierchen handelt es sich nämlich um Spring- schwänze. Bei ihnen handelt es sich um erdgeschichtlich ganz alte Lebe- wesen, also um Urinsekten. Sie sind keine Schädlinge und ernähren sich nur von absterbender Substanz und das sind meist verfaulende Wurzeln. Das wiederum ist ein Alarmsignal für uns und heißt weniger Gießen. Eine Sofortmaßnahme ist, die Erde gut austrocknen zu lassen, dann ver- schwinden die Tierchen von alleine. Wenn Pflanzen das ihnen zugedach- te Wasser schlecht verbrauchen, soll- te man auch einmal ihren Standort betrachten. Oft stehen sie zu kalt, vielleicht dazu noch auf Marmorfens- terbänken oder das ganze Umfeld ist zu kalt. Dann fangen ihre Wurzeln an zu faulen und die Springschwänze treten wie aus dem „Nichts“ auf. Wenn die Umgebungstemperatur nicht erhöht werden soll, weil viele Pflanzen gerne kühl und hell stehen, dann schafft hier schon ein Untersatz aus Kork oder Styropor Abhilfe. Die sehr beliebten Übertöpfe müssen gut gepflegt werden, denn gerade in ih- nen sieht man oft in dem stehenden Wasser auch die ertrunkenen Spring- schwänze und dann ist es höchste Zeit hier Abhilfe zu schaffen. Ihr Maxe! Alarm auf der Fensterbank ■■ MAXE IST EXPERTE VON DIETER SELTER NORDSACHSEN. Liebe Leser, wie jedes Jahr wird von Vereinen, von Organisationen und vielen anderen Institu- tionen einzelne Vertre- ter von Tieren und Pflanzen besonders hervorgehoben. Es soll dadurch immer wieder auf den Zustand der Umwelt einschließlich Tier- und Pflanzen- arten hingewiesen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terra- rienkunde (DGHT) sowie ihre Partneror- ganisationen haben den Grasfrosch zum Lurch des Jahres 2018 erklärt. Verbreitung und Aussehen Der Grasfrosch (Rana temporaria) gehört zur Gruppe der Echten Frösche welche noch in „Grünfrosch- und Braunfrosch- gruppe“ unterteilt wird. Von den Grünfrö- schen werden bei uns drei Arten genannt. Der Teichfrosch, der Seefrosch und der Kleine Wasserfrosch. Im eigentlichen Sin- ne ist der Teichfrosch ein Hybrid der aus Seefrosch und Kleiner Wasserfrosch her- vorgegangen ist. Er ist die am weit häu- figste verbreitete Art bei uns. Bei den Braunfröschen werden ebenfalls drei Ar- ten, der Grasfrosch, der Moorfrosch und der Springfrosch, genannt. Der Grasfrosch ist geographisch vom Nor- den der Iberischen Halbinsel über ganz Mitteleuropa bis hinauf zum Nordkap, weit über den Ural bis ins westsibirische Tiefland und bis Nordkasachstan verbrei- tet. Im Süden liegt die Grenze in den Ge- birgsregionen von Spanien, Italien und den Norden Griechenlands. Im gesamten deutschen Raum ist der Grasfrosch mehr oder weniger dicht anzutreffen und auch die häufigste „Braunfroschart“. Bei uns in Sachsen war die Art bis Mitte der 90er- Jahre in jedem Messtischquadranten nachgewiesen. Der Grasfrosch ist ein mit- telgroßer, plump wirkender Frosch. Die Oberseite kann unterschiedlich braun, braungrau, rötlichbraun bis hin zu oliv- grünlich mit oft dunklen, schwarzbrau- nen Flecken gefärbt sein. Die Unterseite ist meist grau mit mehr oder weniger dunklen marmorierten Flecken. Die Schnauze des Frosches ist im Gegensatz zum Moorfrosch abgerundet stumpf. Das sichtbare Trommelfell ist kleiner als das Auge. Ausgewachsen wird die Art bis zu 12 Zentimeter lang. Ökologische Ansprüche Durch die Besiedlung vielgestaltiger Le- bensräume werden Grasfrösche auch zu den Ubiquisten gerechnet. Sie besiedeln die vielfältigsten Lebensräume wie Wäl- der, Heiden, Graslandschaften, Agrar- land, Tagebaulandschaften, Aufschüttun- gen, Bahndämme und urbanen Sied- lungsraum wie Städte, Parkanlagen, Friedhöfe und Gärten also alle vorkom- menden Ökoräume von der Küste bis ins Gebirge hinauf. Voraussetzung ist eine gewisse Grundfeuchtigkeit und das Vor- handensein von genügend Deckung und auch Laichgewässer. Der Jahresrhythmus beginnt je nach Ver- breitungsgebiet im zeitigen Frühjahr. Mitte bis Ende Februar, bei etwa 5°C und Regen, erwachen die Grasfrösche in ih- rem Winterquartier und drängen zu den Laichgewässern. Nach der Ablage der Laichballen verlassen die Frösche sofort wieder das Gewässer und wandern zu- rück in ihre Sommerhabitate. Hier leben sie hauptsächlich dämmerungsaktiv. All- gemein gilt der Grasfrosch im gesamten Deutschland als noch weit verbreitet und nicht gefährdet. Jedoch machen sich gebietsweise starke Bestandsrückgänge bemerkbar, sodass die Art in der Roten Liste Deutschlands mit mäßig zurückgehend eingestuft wur - de. In Sachsen steht die Art ebenfalls auf der Vorwarnliste. Spezielle Gefährdungs- faktoren für die Art sind ungenügend er - forscht. Allgemeine erkennbare Faktoren sind jedoch eine grundsätzliche Verände- rung der Lebensräume. Hierzu gehören immer noch Gewässerverschmutzung und deren Ausbau bis hin zu Totalverlust der Laichplätze sowie massive Land- schaftszerschneidung durch immer mehr Straßen und Zersiedlung. Die vorkommenden Populationen werden zerschnitten und verinseln. Nachgewie- sen sind auch eine Verschmutzung der Lebensräume durch Ausbringen von Her - biziden und Düngemitteln und die sich nachziehende Einleitung in die Gewäs- ser ebenso die Einleitung von Abwässern aus Industrie und Haushalt. Allgemeine Schutzmaßnahmen speziell für die Froschart sind nicht bekannt. Notwendig sind jedoch alle Maßnahmen für die För - derung der Lurche allgemein und den Schutz speziell der Wanderwege zu de- ren Fortpflanzungsgewässern. Weitge- hendstes ist eine Strukturierung der groß- flächigen Agrarlandschaft notwendig auch für den Schutz von anderen Pflan- zen- und Tierarten. Mit den Kindern geht’s ins Moor der Dübener Heide  BAD DÜBEN. Wenn die Enkel mit Oma und Opa … Wer eine kindgerechte Moor - wanderung erleben möchten, dem bietet der Heidemönch am heutigen Mittwoch und am 21. Februar, jeweils um 14 Uhr, eine Tour in das Presseler Heidewald- und Moorgebiet an. Kinder können kostenlos teilnehmen. Bitte anmelden unter Telefon 0172 9668745. Auch Naturparkführerin Birgit Rabe führt Ferienkinder ins Moor: am 15. Februar 2018, um 10 Uhr. Dafür bitte anmelden unter Telefon 03423 758370. Voraussetzung ist, dass die Wäl- der in der Dübener Heide nach dem Or - kan „Friederike“ wieder betreten werden dürfen. z www.naturpark-duebener-heide.com VON HARALD LEHNERT NORDSACHSEN. Sehr kalt über Teilen des nord- amerikanischen Konti- nents, mild in Europa, am 2.1.18 bei 0°C in Is- land, Null Grad in Mos- kau, 5°C in Mitteleuro- pa, dazu regnerisch und zeitweise sehr windig, Tauwetter bis in die Hochlagen der Gebirge. Die Tendenz für die nächsten 15 Tage ver- sprach wenig Änderung. Parallelen gab es zu den milden Wintern 1972/73/74, die sehr eisarm ausfielen. Im Dezember 1972 führte die Elbe infolge anhaltenden Re- gens Hochwasser. Während sich der Frost über Nordamerika abschwächte, schwä- chelte unser Winter in Mitteleuropa fort- gesetzt. Sturmtief „Burglind“ hatte die höchsten Windgeschwindigkeiten über Süddeutschland. Markanter Satz des Mo- nats: „Winter sieht anders aus.“ Die Wetterberuhigung zur Monatsmitte neigte zu allerhand Nebel und Hochnebel, kurzzeitig um den Gefrierpunkt. Moskau hatte mäßigen Frost, der seine Fühler nur zaghaft westwärts ausbreitete. Nach kur- zen Aufhellungen stellte sich von der Nordsee her erneut nasskaltes Wetter ein. Keine Chance für Väterchen Frost. So hieß es Warten auf die Wetterweiche Ende Ja- nuar. Setzt sich die Tendenz über Monats- ende fort, kann auch der Februar mild wer- den. Die Faustregel sagt, dass ein milder Winter in den Folgemonaten nichts nach- zuholen hat. „Wetterkapriolen“ sind auch menschengemacht, wie die Belegung ei- ner Langlaufstrecke im Talkessel Dresdens mit Kunstschnee zeigt. Was für eine Ener- gieverschwendung! Der Kaunertaler Glet- scher hatte eine respektable Schneehöhe von 5,50 m aufzuweisen. Zur Monatsmitte sagte sich Orkantief „Friederike“ an. Was für eine Sturmsaison: Sebastian, Xavier, Herwart mit Vorläufer Grischa, Friederike, der Winter ist noch längst nicht zu Ende, Sturmsaison bis An- fang April. Es war wieder ähnlich wie bei Sturm „Herwart“. Die Bahn stand komplett still. Man fügte sich in das Unausweichli- che. Die Bahnkunden zogen von dannen, wissend, dass sich heute kein Rad mehr dreht! Ganze Dächer flogen davon, so in der Lasalle-Straße 12. (Das Glacis wird ei- nem Urwald immer ähnlicher!) Allerdings blieb das eine Episode, weil rasche Wet- terberuhigung folgte. Dauerfrost behielten nur die höheren Mittelgebirgslagen. Im Tiefland war nasskaltes Wetter angesagt, höchstens nachts leichter Frost. Ab Mitte der letzten Januarwoche war es wieder richtig mild mit Warnung vor starkem Tau- wetter bis in hohe Lagen bei steigenden Flusspegeln. Frühlingserwachen scheint nicht mehr fern? Oder auch nicht. Dabei hatten wir erst den Halbwintertag (25.). Nach leich- ter Abkühlung ging es mild und nass in die geteilte Januar-Februarwoche. Vor 5 Jah- ren im gleichen Zeitraum (12.1.–27.1.2013) herrschte leichter bis mäßiger Dauerfrost. Gravierend die weitere Abfolge, wechseln- de Kälte über Februar, März bis Anfang April (kältester Frühling seit 26 Jahren). Wie immer war das Islandtief in solcher Konstellation schwach ausgebildet. 2017: So mild, wie 2018 war es im Jahr zuvor nicht. Sachsen war im Osten eine Art Käl- tepol. Nicht sehr kalt, aber oft um den Ge- frierpunkt. Sehr kalte Höhenkaltluft, am Boden immer noch kalt genug, zwang eine 10 cm hohe Schneedecke auf nicht gefro- renen Boden auf. Dieser Effekt, umge- münzt in Dauerfrost, sorgte mehrere Tage für winterliches Wetter. Erst in der letzten Januarwoche lockerte sich der Griff des Winters. Bei böhmischem Wind, oft sonnig zudem, hielt der Dauerfrost in Teilen Sach- sens fast bis Monatsende. Nach Nordwes- ten hin war es die ganze Zeit deutlich mil- der, eine deutliche Zweiteilung des Witte- rungsverlaufes in Deutschland. 2008: Nach recht kaltem Monatsanfang mit leichtem bis mäßigem Dauerfrost brachte bereits der 5. des Monats milderes Wetter. Der Trend nach oben hielt über die Mo- natsmitte an, bei zweistelligen Tempera- turen. Nur sehr kurze Einschübe zeigten etwas kälteres Wetter. Der Winter kehrte Mitteleuropa den Rücken. Das sollte sich im Februar gravierend auswirken, Früh- ling pur. ■■ DER TZ-WETTERRÜCKBLICK Januar 2018 Januar 2017 Januar 2008 Höchste + 13,1°C + 5,5°C + 12,4°C Niedrigste 2,5°C 8,9°C 6,5°C Wind oft frisch, mit starken oft schwach, mitunter böig oft schwach, gelegentlich böig, bis stürmischen Böen, auffrischend, Sturmböen selten stürmisch auffrischend seltener schwach bis mäßig Niederschlag 42,3 mm, kaum Schnee, 13,7 mm + 25 cm Schnee 36,1 mm+ geringer Schnee in verteilten Mengen Besonderheiten Orkan „Friederike“ am 18.1.18 mit 10 cm Schneedecke, böhmischer relativ trocken, 3 Tage Dauerfrost 43 km/h in Spitzenböen, oft mild Wind bis Torgau spürbar, am Monatsanfang, danach recht mild bis sehr mild, 13°C am 25.1.18 Januar etwas zu kalt Mufflons auf dem Feld zwischen Welsau und Neiden entdeckt Das Wildschaf – oder auch „Waldschaf“ – ist in der Region Torgau höchst selten anzutreffen Zehn Mufflons, darunter zwei Jungtiere, entdeckte unser TZ-Redakteur am Samstag auf einem Feld nahe Neiden. Foto: TZ/Th. Manthey Die häufigste „Braunfroschart“ Der Grasfrosch – Lurch des Jahres 2018 Lurch des Jahres 2018: Grasfrosch-Paar auf der Wanderung zum Laichgewässer. Farbmutation – ein roter Grasfrosch, entdeckt am 12. Juli 2009 in Trossin. Fotos: D. Selter

Das Wildschaf – oder auch „Waldschaf“ – ist in der Region ... 16_Umwelt.pdf · tepol. Nicht sehr kalt, aber oft um den Ge - frierpunkt. Sehr kalte Höhenkaltluft, am Boden

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UMWELTMITTWOCH, 7. FEBRUAR 2018 | SEITE 16

[email protected]

Ihr Ansprechpartner

Thomas Manthey Telefon 03421 721042

Gerade im Winter, wo der aktive Gartenfreund seinem schönen Hob-by nicht nachgehen kann, konzent-riert er sich verstärkt auch einmal auf die Gewächse auf seiner Fenster-bank. Und siehe da, geübt durch Blattläuse und Co sieht er etwas was ihn stutzig macht. Er hat noch gar nicht richtig angefangen seine Blu-mentöpfe zu gießen, da fallen ihm schon winzige Tierchen auf, die nur so auf der Blumenerde dahin wim-meln. Er setzt sich seine Brille auf und meint, die waren doch vorher nicht da und hat damit vollkommen recht. Bei diesen kleinen Tierchen handelt es sich nämlich um Spring-schwänze. Bei ihnen handelt es sich um erdgeschichtlich ganz alte Lebe-wesen, also um Urinsekten. Sie sind keine Schädlinge und ernähren sich nur von absterbender Substanz und das sind meist verfaulende Wurzeln. Das wiederum ist ein Alarmsignal für uns und heißt weniger Gießen. Eine Sofortmaßnahme ist, die Erde gut austrocknen zu lassen, dann ver-schwinden die Tierchen von alleine. Wenn Pflanzen das ihnen zugedach-te Wasser schlecht verbrauchen, soll-te man auch einmal ihren Standort betrachten. Oft stehen sie zu kalt, vielleicht dazu noch auf Marmorfens-terbänken oder das ganze Umfeld ist zu kalt. Dann fangen ihre Wurzeln an zu faulen und die Springschwänze treten wie aus dem „Nichts“ auf. Wenn die Umgebungstemperatur nicht erhöht werden soll, weil viele Pflanzen gerne kühl und hell stehen, dann schafft hier schon ein Untersatz aus Kork oder Styropor Abhilfe. Die sehr beliebten Übertöpfe müssen gut gepflegt werden, denn gerade in ih-nen sieht man oft in dem stehenden Wasser auch die ertrunkenen Spring-schwänze und dann ist es höchste Zeit hier Abhilfe zu schaffen. Ihr Maxe!

Alarm auf der Fensterbank

■■■ MAXE IST EXPERTE

VON DIETER SELTER

NORDSACHSEN. Liebe Leser, wie jedes Jahr wird von Vereinen, von Organisationen und vielen anderen Institu-tionen einzelne Vertre-ter von Tieren und Pflanzen besonders hervorgehoben. Es soll dadurch immer wieder auf den Zustand der

Umwelt einschließlich Tier- und Pflanzen-arten hingewiesen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terra-rienkunde (DGHT) sowie ihre Partneror-ganisationen haben den Grasfrosch zum Lurch des Jahres 2018 erklärt.

Verbreitung und Aussehen

Der Grasfrosch (Rana temporaria) gehört zur Gruppe der Echten Frösche welche noch in „Grünfrosch- und Braunfrosch-gruppe“ unterteilt wird. Von den Grünfrö-schen werden bei uns drei Arten genannt. Der Teichfrosch, der Seefrosch und der Kleine Wasserfrosch. Im eigentlichen Sin-ne ist der Teichfrosch ein Hybrid der aus Seefrosch und Kleiner Wasserfrosch her-vorgegangen ist. Er ist die am weit häu-figste verbreitete Art bei uns. Bei den Braunfröschen werden ebenfalls drei Ar-ten, der Grasfrosch, der Moorfrosch und der Springfrosch, genannt. Der Grasfrosch ist geographisch vom Nor-den der Iberischen Halbinsel über ganz Mitteleuropa bis hinauf zum Nordkap, weit über den Ural bis ins westsibirische

Tiefland und bis Nordkasachstan verbrei-tet. Im Süden liegt die Grenze in den Ge-birgsregionen von Spanien, Italien und den Norden Griechenlands. Im gesamten deutschen Raum ist der Grasfrosch mehr oder weniger dicht anzutreffen und auch die häufigste „Braunfroschart“. Bei uns in Sachsen war die Art bis Mitte der 90er- Jahre in jedem Messtischquadranten nachgewiesen. Der Grasfrosch ist ein mit-telgroßer, plump wirkender Frosch. Die Oberseite kann unterschiedlich braun, braungrau, rötlichbraun bis hin zu oliv-grünlich mit oft dunklen, schwarzbrau-nen Flecken gefärbt sein. Die Unterseite

ist meist grau mit mehr oder weniger dunklen marmorierten Flecken. Die Schnauze des Frosches ist im Gegensatz zum Moorfrosch abgerundet stumpf. Das sichtbare Trommelfell ist kleiner als das Auge. Ausgewachsen wird die Art bis zu 12 Zentimeter lang.

Ökologische Ansprüche

Durch die Besiedlung vielgestaltiger Le-bensräume werden Grasfrösche auch zu den Ubiquisten gerechnet. Sie besiedeln die vielfältigsten Lebensräume wie Wäl-der, Heiden, Graslandschaften, Agrar-

land, Tagebaulandschaften, Aufschüttun-gen, Bahndämme und urbanen Sied-lungsraum wie Städte, Parkanlagen, Friedhöfe und Gärten also alle vorkom-menden Ökoräume von der Küste bis ins Gebirge hinauf. Voraussetzung ist eine gewisse Grundfeuchtigkeit und das Vor-handensein von genügend Deckung und auch Laichgewässer. Der Jahresrhythmus beginnt je nach Ver-breitungsgebiet im zeitigen Frühjahr. Mitte bis Ende Februar, bei etwa 5°C und Regen, erwachen die Grasfrösche in ih-rem Winterquartier und drängen zu den Laichgewässern. Nach der Ablage der

Laichballen verlassen die Frösche sofort wieder das Gewässer und wandern zu-rück in ihre Sommerhabitate. Hier leben sie hauptsächlich dämmerungsaktiv. All-gemein gilt der Grasfrosch im gesamten Deutschland als noch weit verbreitet und nicht gefährdet. Jedoch machen sich gebietsweise starke Bestandsrückgänge bemerkbar, sodass die Art in der Roten Liste Deutschlands mit mäßig zurückgehend eingestuft wur-de. In Sachsen steht die Art ebenfalls auf der Vorwarnliste. Spezielle Gefährdungs-faktoren für die Art sind ungenügend er-forscht. Allgemeine erkennbare Faktoren sind jedoch eine grundsätzliche Verände-rung der Lebensräume. Hierzu gehören immer noch Gewässerverschmutzung und deren Ausbau bis hin zu Totalverlust der Laichplätze sowie massive Land-schaftszerschneidung durch immer mehr Straßen und Zersiedlung. Die vorkommenden Populationen werden zerschnitten und verinseln. Nachgewie-sen sind auch eine Verschmutzung der Lebensräume durch Ausbringen von Her-biziden und Düngemitteln und die sich nachziehende Einleitung in die Gewäs-ser ebenso die Einleitung von Abwässern aus Industrie und Haushalt. Allgemeine Schutzmaßnahmen speziell für die Froschart sind nicht bekannt. Notwendig sind jedoch alle Maßnahmen für die För-derung der Lurche allgemein und den Schutz speziell der Wanderwege zu de-ren Fortpflanzungsgewässern. Weitge-hendstes ist eine Strukturierung der groß-flächigen Agrarlandschaft notwendig auch für den Schutz von anderen Pflan-zen- und Tierarten.

Mit den Kindern geht’s ins Moor der Dübener Heide

 BAD DÜBEN. Wenn die Enkel mit Oma und Opa … Wer eine kindgerechte Moor-wanderung erleben möchten, dem bietet der Heidemönch am heutigen Mittwoch und am 21. Februar, jeweils um 14 Uhr, eine Tour in das Presseler Heidewald- und Moorgebiet an. Kinder können kostenlos teilnehmen. Bitte anmelden unter Telefon 0172 9668745. Auch Naturparkführerin Birgit Rabe führt Ferienkinder ins Moor: am 15. Februar 2018, um 10 Uhr. Dafür bitte anmelden unter Telefon 03423 758370. Voraussetzung ist, dass die Wäl-der in der Dübener Heide nach dem Or-kan „Friederike“ wieder betreten werden dürfen. zwww.naturpark-duebener-heide.com

VON HARALD LEHNERT

NORDSACHSEN. Sehr kalt über Teilen des nord-amerikanischen Konti-nents, mild in Europa, am 2.1.18 bei 0°C in Is-land, Null Grad in Mos-kau, 5°C in Mitteleuro-pa, dazu regnerisch und zeitweise sehr windig, Tauwetter bis in die Hochlagen der Gebirge.

Die Tendenz für die nächsten 15 Tage ver-sprach wenig Änderung. Parallelen gab es zu den milden Wintern 1972/73/74, die sehr eisarm ausfielen. Im Dezember 1972 führte die Elbe infolge anhaltenden Re-gens Hochwasser. Während sich der Frost über Nordamerika abschwächte, schwä-chelte unser Winter in Mitteleuropa fort-gesetzt. Sturmtief „Burglind“ hatte die höchsten Windgeschwindigkeiten über Süddeutschland. Markanter Satz des Mo-nats: „Winter sieht anders aus.“ Die Wetterberuhigung zur Monatsmitte neigte zu allerhand Nebel und Hochnebel, kurzzeitig um den Gefrierpunkt. Moskau hatte mäßigen Frost, der seine Fühler nur zaghaft westwärts ausbreitete. Nach kur-

zen Aufhellungen stellte sich von der Nordsee her erneut nasskaltes Wetter ein. Keine Chance für Väterchen Frost. So hieß es Warten auf die Wetterweiche Ende Ja-nuar. Setzt sich die Tendenz über Monats-ende fort, kann auch der Februar mild wer-den. Die Faustregel sagt, dass ein milder Winter in den Folgemonaten nichts nach-zuholen hat. „Wetterkapriolen“ sind auch menschengemacht, wie die Belegung ei-ner Langlaufstrecke im Talkessel Dresdens mit Kunstschnee zeigt. Was für eine Ener-gieverschwendung! Der Kaunertaler Glet-scher hatte eine respektable Schneehöhe von 5,50 m aufzuweisen. Zur Monatsmitte sagte sich Orkantief „Friederike“ an. Was für eine Sturmsaison: Sebastian, Xavier, Herwart mit Vorläufer Grischa, Friederike, der Winter ist noch längst nicht zu Ende, Sturmsaison bis An-fang April. Es war wieder ähnlich wie bei Sturm „Herwart“. Die Bahn stand komplett still. Man fügte sich in das Unausweichli-che. Die Bahnkunden zogen von dannen, wissend, dass sich heute kein Rad mehr dreht! Ganze Dächer flogen davon, so in der Lasalle-Straße 12. (Das Glacis wird ei-nem Urwald immer ähnlicher!) Allerdings blieb das eine Episode, weil rasche Wet-terberuhigung folgte. Dauerfrost behielten

nur die höheren Mittelgebirgslagen. Im Tiefland war nasskaltes Wetter angesagt, höchstens nachts leichter Frost. Ab Mitte der letzten Januarwoche war es wieder richtig mild mit Warnung vor starkem Tau-wetter bis in hohe Lagen bei steigenden Flusspegeln. Frühlingserwachen scheint nicht mehr fern? Oder auch nicht. Dabei hatten wir erst den Halbwintertag (25.). Nach leich-ter Abkühlung ging es mild und nass in die geteilte Januar-Februarwoche. Vor 5 Jah-ren im gleichen Zeitraum (12.1.–27.1.2013) herrschte leichter bis mäßiger Dauerfrost. Gravierend die weitere Abfolge, wechseln-

de Kälte über Februar, März bis Anfang April (kältester Frühling seit 26 Jahren). Wie immer war das Islandtief in solcher Konstellation schwach ausgebildet. 2017: So mild, wie 2018 war es im Jahr zuvor nicht. Sachsen war im Osten eine Art Käl-tepol. Nicht sehr kalt, aber oft um den Ge-frierpunkt. Sehr kalte Höhenkaltluft, am Boden immer noch kalt genug, zwang eine 10 cm hohe Schneedecke auf nicht gefro-renen Boden auf. Dieser Effekt, umge-münzt in Dauerfrost, sorgte mehrere Tage für winterliches Wetter. Erst in der letzten Januarwoche lockerte sich der Griff des Winters. Bei böhmischem Wind, oft sonnig

zudem, hielt der Dauerfrost in Teilen Sach-sens fast bis Monatsende. Nach Nordwes-ten hin war es die ganze Zeit deutlich mil-der, eine deutliche Zweiteilung des Witte-rungsverlaufes in Deutschland. 2008: Nach recht kaltem Monatsanfang mit leichtem bis mäßigem Dauerfrost brachte bereits der 5. des Monats milderes Wetter. Der Trend nach oben hielt über die Mo-natsmitte an, bei zweistelligen Tempera-turen. Nur sehr kurze Einschübe zeigten etwas kälteres Wetter. Der Winter kehrte Mitteleuropa den Rücken. Das sollte sich im Februar gravierend auswirken, Früh-ling pur.

■■■ DER TZ-WETTERRÜCKBLICK

Januar 2018 Januar 2017 Januar 2008 Höchste + 13,1°C + 5,5°C + 12,4°C

Niedrigste – 2,5°C – 8,9°C – 6,5°C

Wind oft frisch, mit starken oft schwach, mitunter böig oft schwach, gelegentlich böig, bis stürmischen Böen, auffrischend, Sturmböen selten stürmisch auffrischend seltener schwach bis mäßig

Niederschlag 42,3 mm, kaum Schnee, 13,7 mm + 25 cm Schnee 36,1 mm+ geringer Schnee in verteilten Mengen

Besonderheiten Orkan „Friederike“ am 18.1.18 mit 10 cm Schneedecke, böhmischer relativ trocken, 3 Tage Dauerfrost 43 km/h in Spitzenböen, oft mild Wind bis Torgau spürbar, am Monatsanfang, danach recht mild bis sehr mild, 13°C am 25.1.18 Januar etwas zu kalt

Mufflons auf dem Feld zwischen Welsau und Neiden entdecktDas Wildschaf – oder auch „Waldschaf“ – ist in der Region Torgau höchst selten anzutreffen

NEIDEN. Was für ein großartiger, da seltener An-blick: Auf dem Feld kurz vor Neiden, nur circa 200 Meter von der Bundesstraße 182 weg, vis- á-vis von der Einfahrt zur Cross-Strecke am Ös-terreicher, waren am Samstag diese Mufflons zu sehen. Die kleine Herde umfasste zehn Tie-re dieser „Waldschafe“, darunter zwei Junge. Mufflons sind in der Region sehr selten. Mufflons haben eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 130 Zentimeter und eine Körperhöhe von 90 Zentimeter. Widder (also männliche Muff-lons) wiegen gewöhnlich 50 Kilogramm, die

Schafe (Weibchen) dagegen 35 Kilogramm. Das Habitat des Mufflons sind gebirgige Landschaf-ten. Hier bilden Weibchen mit einem, manch-mal zwei Lämmern Herden von bis zu hundert Tieren, während die Böcke nur zur Paarungs-zeit zu den Herden stoßen. In ihren Einbürge-rungsgebieten zeichnen sie sich dagegen vor allem dadurch aus, dass sie sich vorwiegend im Wald aufhalten. Waldnahe Agrarflächen wer-den nur zu bestimmten Tages- und Jahreszei-ten aufgesucht. Sowohl im ursprünglichen Le-bensraum als auch in den Regionen, in denen

Mufflons eingebürgert wurden, kommt es zu jahreszeitlichen Vertikalwanderungen. Heute ist der Mufflon im Kaukasus, in Anatolien, im nördlichen Irak und im nordwestlichen Iran ver-breitet. Einst reichte sein Verbreitungsgebiet weiter über die Krim und den Balkan bis zu den Karpaten. In diesen Gebieten ist es allerdings bereits in der Bronzezeit (vor circa 3000 Jahren) oder sogar noch früher verschwunden. Darüber hinaus leben Mufflons auf Elba, Zypern, Korsi-ka und Sardinien; umstritten ist allerdings, ob es sich hierbei um Wildschafe oder um Nach-

kommen sehr ursprünglicher Hausschafe han-delt. In zahlreichen Gegenden Europas ist das Mufflon in jüngerer Zeit als Jagdwild ausgewil-dert worden.Mufflons sind standorttreue Tiere; die Mutter-familienverbände besetzen zum Teil über Ge-nerationen traditionelle Territorien. Die genaue Kenntnis ihres jeweiligen Lebensraumes ist we-sentlicher Teil ihrer Feindvermeidungsstrategi-en. Nähern sich Wölfe, die zu den bedeutends-ten Fressfeinden des Mufflons gehören, ver-sucht das Muttertier mit dem Lamm klippiges

Gelände zu erreichen. Als Mufflon (Ovis gme-lini-Gruppe) werden mehrere Arten des Wild-schafs zusammengefasst. Für das Genus des Wortes Mufflon finden sich in Wörterbüchern sowohl die Angabe Neutrum, also das Mufflon, als auch Maskulinum, „der Mufflon“. Im enge-ren Sinne wird damit eine einzige Unterart be-zeichnet, der Europäische Mufflon. Umstritten ist, ob der Mufflon als Wildschaf Vorfahr des Hausschafs oder ein verwilderter Nachkomme sehr ursprünglicher Hausschafe ist. (Quelle: Wikipedia)

Zehn Mufflons, darunter zwei Jungtiere, entdeckte unser TZ-Redakteur am Samstag auf einem Feld nahe Neiden. Foto: TZ/Th. Manthey

Die häufigste „Braunfroschart“Der Grasfrosch – Lurch des Jahres 2018

Lurch des Jahres 2018: Grasfrosch-Paar auf der Wanderung zum Laichgewässer.

Farbmutation – ein roter Grasfrosch, entdeckt am 12. Juli 2009 in Trossin. Fotos: D. Selter