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1 Datareport Zu Besuch in Wahlstedt Vielseitig und weltoffen Flüchtlingshilfe Gemeinsame Datenbasis für Verwaltungen Erprobungsraum Nordwest Experimentierfeld für kommunales E-Government 1 2016 IT-Strategien Bereit für den digitalen Wandel?

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Datareport

Zu Besuch in WahlstedtVielseitig und weltoffen

FlüchtlingshilfeGemeinsame Datenbasis für Verwaltungen

Erprobungsraum Nordwest Experimentierfeld für kommunales E-Government

1 2016

IT-Strategien

Bereit für dendigitalen Wandel?

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Seit 2009 haben wir gemeinsam mit Dataport viel erreicht. Jetzt folgt Runde zwei der Erfolgsge-schichte: Dataport vertraut weiter auf die Leistungs-stärke von Bechtle. Damit setzen wir unsere stabile Partnerschaft zuverlässig fort. Mit Hardware, Mana-ged Print Solutions und Managed Services für die insgesamt knapp 60.000 IT-Arbeitsplätze der öffent-lichen Verwaltungen des Nordens. Wir freuen uns auf die nächste spannende Innovationsphase. Auf vier weitere, erfolgreiche Jahre mit Dataport.

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Editorial

Britta Heinrich,Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor zwei Jahren wurde der Bundausschuss Digita-le Agenda einberufen. Zum Jahrestag im Februar stellte der Sprecher der Arbeitsgruppe, Thomas Jarzombek, fest, die digitale Transformation sei fester Bestandteil der parlamentarischen Arbeit geworden. Der Ausschuss stelle sicher, dass die Relevanz der Digitalisierung in allen Politikbe-reichen berücksichtigt werde. Kritischer betrach-tet das Jahresgutachten der Expertenkommission „Forschung und Innovation“ das Fortschreiten des digitalen Wandels. Die starke Fokussierung der Bundesregierung auf einen relativ kleinen Bereich der Digitalisierung ist für sie nicht zielführend. Die Digitale Agenda liefere zwar eine hilfreiche Sammlung von Analysen und Handlungsnotwen-digkeiten, es fehle aber eine überzeugende Ge-samtstrategie.

Wie aber steht es denn nun tatsächlich um die Di-gitalisierung in unserem Land?

Digital geht nicht mehr weg – Marianne Wulff, Geschäftsführerin von Vitako, der Bundesarbeits-gemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister, bringt es in dieser Ausgabe der Datareport auf den Punkt. Die digitale Transformation ist für Wulff kein Phänomen des Zeitgeists. Sie kann nicht ausgesessen werden. Allerdings, so Wulff, muss Verwaltung einen Perspektivwechsel vollziehen: vom auf Verwaltung zentrierten Blick hin zur ganzheitlichen Betrachtung des Themas (S. 16). Marianne Wulff empfiehlt Kommunen, rechtzei-tig einen eigenen Umsetzungsplan, sprich eine Kommunale Digitale Agenda, zu entwickeln. Ent-scheidend aber ist für Wulff die Vernetzung. Poli-tik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen eng miteinander kooperieren, erst dann wird der digitale Wandel erfolgreich sein.

Standort- und Lebensqualität in Regionen zu er-halten, die von gesellschaftlichen und demogra-fischen Veränderungen besonders betroffen sind,

kann ein Effekt der Digitalisierung sein. Zum Bei-spiel in Regionen mit schwindender oder massiv alternder Bevölkerung. Unter besonderen Umstän-den wie diesen gleichwertige Verwaltungsdienst-leistungen bereitzustellen, ist nur möglich, wenn Verwaltung gezielt und systematisch vorgeht. Das Modell Government as a Service (GaaS) ist ein Ansatz dafür. Die Idee dahinter: weg vom amts- und aufgabenbezogenen Einzelverfahren hin zum Serviceangebot, das bedarfsorientiert und flexibel abgerufen werden kann. Grundlage dafür sind de-finierte Workflows und Prozesse sowie ein hoher Automations- und Standardisierungsgrad. Damit ist GaaS ein zukunftsfähiges Modell für gleiche Lebensbedingungen im Bundesgebiet (S. 14).

Auch Konsolidierung und Kooperation bleiben Voraussetzungen für die digitale Transformation. Wichtigste Strategie, um den Wandel voranzu-treiben und dennoch Anforderungen wie Daten-schutz, Kostenersparnis und Effizienz zu erfüllen, ist ganz klar die Konsolidierung von vorhandener Infrastruktur. Der Bund macht zurzeit vor, wie es geht (S. 10). Doch auch der Ruf nach mehr Koope-ration wird wieder lauter. Der schleswig-holsteini-sche Staatssekretär Thomas Losse-Müller hat sich auf der Vitako Regionalkonferenz „Digitale Agen-da für Kommunen“ klar geäußert: Ohne Partner geht es nicht (S. 24).

Doch es soll in diesem Heft nicht nur um die Digi-talisierung gehen. Wir waren vor Ort in der Stadt Wahlstedt und stellen den erfolgreichen Wirt-schaftsstandort in einer kurzen Reportage vor (S. 22). Und last but not least erklärt uns August-Wilhelm Schinkel, was Personalführung mit dem Alten Testament zu tun hat (S. 30). Lassen Sie sich von ihm in Ruhe die Leviten lesen.

IhreBritta Heinrich

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Inhalt

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Titel

Bund bündelt seine ITBis 2022 will die Bundesregierung ihren IT-Betrieb auf ein bis zwei IT-Dienstleister konzentrieren. Damit folgt die Bundesregierung dem Beispiel der Träger von Dataport.

Standardisierung von Prozessen vorantreibenVerwaltungsdienstleistungen sollten überall gleichwertig sein. Das Modell Government as a Service ist ein strategischer Ansatz für kooperative Lösungen von Bund, Ländern und Kommunen.

So gelingt die Digitalisierung Dr. Marianne Wulff ist Geschäftsführerin von Vitako, der Bundes-arbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister. Sie zeigt auf, wie Kommunen den digitalen Wandel erfolgreich gestalten können.

„Standards sind nötig“Friederike C. Kühn ist Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein. Im Interview erklärt sie, was aus Sicht der Privatwirtschaft für die IT-Strategie der öffentlichen Verwaltung wichtig ist.

In Kürze

Auskommentiert

Datenschutz frisch reformiertWie gut ist die neue Datenschutz-Grundverordnung der Euro-päischen Union? Alle Wünsche wurden nicht erfüllt, aber eine gemeinsame Basis geschaffen, meint Marit Hansen, Landesbeauf-tragte für Datenschutz Schleswig-Holstein.

Modern verwalten

„IT muss funktionieren“Schneller Support zu jeder Tageszeit: Im Interview berichtet die Bremer Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz über die technische Unterstützung, die Dataport für rund 30 Mitarbeiter auf Entschei-derebene beim Senator für Kultur leistet.

TechnoLogisch

Der Trend heißt VernetzungDas Marktforschungsinstitut Gartner hat für 2016 die wichtigsten technischen Trends zusammengestellt. Vernetzte Geräte und Big Data gehören dazu. Die Bereichsleiter Michael Hauschild und Cars-ten Schüler von Dataport bewerten die Herausforderungen hinter den Trends.

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Inhalt

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Mittendrin

Vielseitig und weltoffenWahlstedt? Den meisten Menschen fällt dazu zuerst der Kaffee- und Süßwarenhersteller Arko ein. Die kleine Stadt in der Nähe von Bad Segeberg hat aber noch viel mehr zu bieten.

Unter Partnern

„Es wird nur gemeinsam gehen“Was bedeutet Digitalisierung für die Verwaltung? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Regionalkonferenz in Kiel zum nationalen IT-Gipfel. Den rund 100 Teilnehmern wurden in spannenden Vorträ-gen Strategien für den digitalen Wandel aufgezeigt.

Output

Gemeinsame Datenbasis für VerwaltungenImmer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Um ihre Erstregistrierung für Kommunen, Länder und Bund zu erleichtern, arbeitet Dataport gemeinsam mit der Bundesdruckerei und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge an einer IT-Lösung.

E-Government

Experimentierfeld für kommunales E-GovernmentIm Erprobungsraum Nordwest vernetzen sich Städte, Landkrei-se und Gemeinden aus Niedersachsen und Bremen. Ziel ist es, gemeinsam digitale Verfahren für die kommunale Verwaltung zu entwickeln. Auch Dataport beteiligt sich an dem Netzwerk.

Querbeet

Schon zu Moses Zeiten aktuellDie Bibel ist kein verstaubtes Relikt des Altertums,sondern in Sachen Managementwissen erstaunlichaktuell. Von Personalführung bis Qualitätssicherung finden sich im Buch der Bücher zahlreiche heute noch gültige Lehren.

Impressum

Herausgeber:DataportAnstalt des öffentlichen RechtsAltenholzer Straße 10-1424161 AltenholzTelefon (0431) 3295-0Telefax (0431) 3295-6410Internet: www.dataport.deE-Mail: [email protected]

Redaktion: Britta Heinrich (v.i.S.d.P.)Redaktionsleitung: Anina Trautermann

Redaktionsbeirat: Hubertus Fiedler, Michael Hauschild, Anne Schassan, Gerd Schramm, Sabine Wichmann,Reproduktion: Freie und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und VermessungLayout: Christina WalterAuflage: 4 400, Ausgabe: 1 / März 2016Fotos: alle nicht näher bezeichneten Fotos Dataport

Die einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur nach Genehmigung der Redaktion gestattet.

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In Kürze

Gesetzentwurf für schnelles Internet

Die Mehrheit der Europäer steht dem massenhaf-ten Sammeln und Auswerten von Daten skeptisch gegenüber. Das ergab eine Studie zum Thema Big Data und Datensicherheit des Vodafon Instituts für Gesellschaft und Kommunikation. So gaben 51 Prozent der befragten Nutzer digitaler Dienste an, im Phänomen Big Data mehr Nachteile als Vor-teile zu sehen. 32 Prozent erkennen laut Umfrage eher die Vorteile. 17 Prozent haben diesbezüglich eine neutrale Haltung. Die Gründe für die Skepsis liegen laut Studie vor allem in mangelndem Ver-trauen in Unternehmen und Staat sowie fehlender Transparenz.

Skepsis bei Big Data

Das Bundeskabinett hat den Entwurf für das so-genannte DigiNetz-Gesetz beschlossen. Mit dem Gesetz soll der Ausbauprozess für schnelles In-ternet optimiert werden. So müssen künftig beim Neubau oder der Sanierung von Straßen Glasfa-serkabel mitverlegt werden. Dies gilt auch für die Erschließung von Neubaugebieten. Außerdem sollen bestehende Infrastrukturen – wie zum Bei-spiel Energie- oder Abwassernetze, Schienen und Wasserstraßen – für die Verlegung von Glasfaser-kabeln und weiteren Übertragungstechnologien mitgenutzt werden. Im Gegenzug zahlen die Tele-kommunikations-Unternehmen ein angemessenes Entgelt an die Infrastrukturbetreiber. So sollen langwierige Doppelarbeiten an Straßen vermieden werden. Dies senkt die Kosten für die Netzbetrei-ber und beschleunigt die Anbindung der unter-versorgten Gebiete.

Der Rechtsrahmen für die öffentliche Auftragsvergabe in Deutschland soll modernisiert werden. Bereits im Dezember 2015 wurde dazu das Vergabe-rechtsmodernisierungsgesetz beschlossen. Jetzt hat das Bundeskabinett die Verordnung zur Modernisierung des Vergaberechts verabschiedet. Öf-fentliche Auftraggeber und Unternehmen sollen damit mehr Flexibilität bei der Vergabe öffentlicher Aufträge erhalten. Um die Verfahren zu be-schleunigen, wird außerdem die elektronische Vergabe gefördert. Mit der Reform werden bis April 2016 drei neue EU-Richtlinien zur Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Konzessionen umgesetzt.

Mehr Flexibilität bei der Vergabe

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In Kürze

würden sich beim bargeldlosen Bezahlen mittels Fingerabdruck oder Iris-Scan identifizieren. Das ergab eine Umfrage im Auf-

trag des Branchenverbands Bit-kom. Besonders aufgeschlossen dafür zeigen sich laut Umfrage junge Verbraucher: Von den 14- bis 29-Jährigen wären 67 Prozent bereit, sich bei Bezahlvorgängen durch biometrische Verfahren zu identifizieren anstatt mit Ge-heimzahl oder Unterschrift. Bei den Befragten zwischen 30 und 49 Jahren sind es 56 Prozent, bei

den 50- bis 64-Jährigen 59 Pro-zent. Um eine Identität zu prü-fen, können die umgewandelten biometrischen Werte einer Per-son mit den vorhandenen Daten-sätzen verglichen werden. Ver-wendet werden kann dazu der Fingerabdruck eines Menschen, aber auch seine Iris, die Stimme, das Gesicht oder die Herzschlag-rate.

Interesse an biometrischen Verfahren wächst

Die EU-Kommission und die USA haben sich Anfang Februar auf ein neues Datenschutzab-kommen geeinigt. Das sogenannte Privacy Shield soll die Grundrechte der europäischen Bürger bei Datentransfers in die USA schützen und Rechts-sicherheit für Unternehmen bieten. Das Privacy Shield ersetzt das im Oktober 2015 vom Europä-ischen Gerichtshof gekippte Safe-Harbor-Abkom-men. Das neue Abkommen sieht mehr Verpflich-tungen für US-Unternehmen zum Schutz der Daten von Europäern vor. Außerdem sollen Un-ternehmen, die Daten von EU-Bürgern verarbei-ten, strenger durch das US-Handelsministerium kontrolliert werden. Bei Streitigkeiten können sich EU-Bürger an eine Ombudsperson wenden. Zudem haben die US-Behörden zugesichert, dass es keine massenhafte Überwachung von europäi-schen Daten geben wird.

Neues transatlantisches Datenschutzabkommen

Dataport gehört auch 2016 zu den besten Arbeitgebern Deutschlands. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Nachrichtenmagazins Fo-cus, des Karriere-Netzwerks Xing, der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu und des Statistikportals Statista. In der Branche Telekommu-nikation und IT belegte Dataport von 55 bewerteten Unternehmen den zehnten Platz. Dataport punktet mit einer familienfreundlichen Unter-nehmenskultur und flexiblen Arbeitsmöglichkeiten. Über drei Viertel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über einen Telearbeitsplatz und können bei Bedarf von zu Hause aus arbeiten. Auch beim Thema Chancengleichheit schneidet Dataport gut ab: Mit einem Frauenanteil von knapp 30 Prozent in den Führungsebenen liegt das Unternehmen bei der Anzahl der weiblichen Führungskräfte deutlich vor der Privatwirtschaft.

Dataport in Top 10 der besten Arbeitgeber

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Immer wieder beobachtet das Bundesamt für Si-cherheit in der Informationstechnik (BSI) Schad-software-Wellen zur Verbreitung von sogenannter Ransomware. Diese Schadprogramme verschlüs-seln auf Computern oder Mobilgeräten gespei-cherte Daten oder verhindern den Zugang zu den Endgeräten. Meist fordern die Täter für die Wie-derherstellung Lösegeld von den Nutzern. Das BSI rät davon ab, auf solche Forderungen einzugehen. Stattdessen sollten Betroffene den Bildschirm mit-samt der Erpressungsnachricht fotografieren und

Anzeige erstatten. Die verschlüsselten Daten sind in der Regel für die Nutzer nicht mehr zugänglich. Sicherungskopien sind die einzige Möglichkeit, die Dateien wiederherzustellen. Angreifer nutzen bekannte Sicherheitslücken aus, um Ransomwa-re auf den Rechner aufzuspielen. Grundsätzlich sollten deshalb verfügbare Sicherheits-Updates für das Betriebssystem und die verwendeten Pro-gramme unmittelbar installiert werden. E-Mails sowie darin enthaltene Links oder Dateianhänge sollten nicht unbedacht geöffnet werden.

In Kürze

Schutz vor Ransomware

Das BSI warnt vor Ransomware: Gespeicherte Daten auf Endgeräten werden von Kriminellen verschlüsselt, die Nutzer erpresst. Foto: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

Ob Schulmanagement-Software, digitales Klas-senbuch oder virtuelles Lehrerzimmer: Moder-ne Informations- und Kommunikationstechnik spielt in immer mehr Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle. Beim vierten Dataport-Bildungs-tag in der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg nutzten die Teilnehmer aus den Trägerländern Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Bremen die Gelegenheit zum persönlichen Informations- und Erfahrungsaustausch. Auf der Veranstaltung wurden Projekte und Ideen für die Zukunft vorgestellt. Dazu gehörte zum Beispiel das elektronische Klassenbuch des ös-terreichischen Software-Herstellers Untis GmbH. Zu seinen Kernfunktionen gehören unter ande-rem Fehlzeitenverwaltung der Schüler, Klassen-bucheinträge oder Lehrstoffeintragungen. Ein effizientes digitales Schulmanagement wird in Hamburg vorangetrieben: Die Hamburger Schul-management-Software (HSMS), die an den allge-mein- und berufsbildenden Schulen Schulleiter und Lehrer unterstützen soll, wird voraussicht-lich Ende 2016 eingeführt. Mit dem Verfahren

ist es unter anderem möglich, die Einhaltung der Schulpflicht zu überprüfen, die Schullaufbahn zu organisieren sowie Leistungen und Prüfungen zu dokumentieren.

IT für Bildungseinrichtungen

Thomas Kofler von der Untis GmbH stellte das elektronische Klassenbuch vor.

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Auskommentiert

Marit Hansen ist seit 2015 Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein und damit Leiterin des Unabhän-gigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) in Kiel.

Europa wächst zusammen – zumindest, was die Datenschutzregeln angeht. Dass die Europäische Datenschutz-Richtlinie von 1995 nach über 20 Jahren nicht mehr aktuell ist, wird jeder verstehen. Die Reform betrifft die allgemeinen Datenschutz-regeln, die künftig von der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung bestimmt werden. Der Text ist nach zähen Verhandlungen fertiggestellt. Im Frühjahr 2016 wird mit einer Zustimmung durch den Ministerrat und das Plenum des EU-Par-laments gerechnet. Die Datenschutz-Grundverordnung soll einen angemessenen Schutz bieten für alle 500 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union. Wichtiges Ziel war das einheitliche Niveau, auf das sich die Datenverarbei-ter verlassen können sollen. Für Unternehmen ist nur noch die Datenschutzbehör-de des Mitgliedstaats zuständig, in dem es seinen Hauptsitz hat. Bürgerinnen und Bürger können sich mit Beschwerden an die Behörde vor Ort wenden. Das genaue Prozedere wird in der Übergangszeit von zwei Jahren abgestimmt.

Ohnehin bieten die mehr als 90 Artikel auf etwa 200 Seiten einen erheblichen In-terpretationsspielraum – sonst wäre vermutlich auch keine Einigung möglich ge-wesen. Jetzt gilt es, die Regeln in die Praxis zu übersetzen. Dabei wird sich zeigen, ob wir in Europa auf einen Minimalkonsens zurückfallen oder ob neue Ideen der Grundverordnung sogar zu einem besseren Datenschutz führen. Dazu gehören die

Neue EU-Bestimmungen

Datenschutz frischreformiert

„Das stumpfe Schwert der Sanktionen mit Bußgeldern soll geschärft werden.“

Grundsätze „Data Protection by Design“ und „Data Protection by Default“. Diese sol-len durch geeignete technische und organisatorische Maßnahmen umgesetzt wer-den, zum Beispiel durch Datenvermeidung, Anonymisieren oder Pseudonymisie-ren, Transparenzsteigerung und datenschutzfreundliche Voreinstellungen. Auch für eine Datenschutz-Zertifizierung wird ein Rahmen geschaffen.

Bleibt alles anders? Die Prinzipien des Datenschutzes werden auch nach der Reform Bestand haben. Betriebliche Datenschutzbeauftragte werden nur in besonderen Fäl-len verpflichtend sein. Das heutzutage eher stumpfe Schwert der Sanktionen mit Bußgeldern soll geschärft werden – mit einer Maximalstrafe von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes eines Unternehmens oder 20 Millionen Euro. Dieser Bereich gehört jedoch zu den vielen Stellen, die den Mitgliedstaaten eine spezifische Ausge-staltung überlassen. Ein Gleichklang ist also nicht zu erwarten. Dem Flickenteppich entgegenwirken soll der Europäische Datenschutzausschuss, besetzt mit den natio-nalen Aufsichtsbehörden, um eine einheitliche Anwendung des Datenschutzrechts zu gewährleisten. Zwar wurden mit der Grundverordnung nicht alle Wünsche einer Landesdatenschutzbeauftragten erfüllt. Aber immerhin bekommen wir in Europa nun eine gemeinsame Basis, die Startpunkt ist für den besseren Datenschutz, wie ich ihn mir lokal und grenzüberschreitend erhoffe.

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Vor etwa 15 Jahren war die Menschheit erstmals in der Lage, mehr Informatio-nen digital zu speichern als in analogen Formaten. Inzwischen ist das Prädikat „digital“ zur Regel geworden. Allein seit der Jahrtausendwende gab es mehrere Generationen von Rechnern, Betriebs-systemen und Computerprogrammen. Die jüngsten Geräte kommunizieren in-zwischen untereinander. Ältere lassen sich immer schwieriger in den neuen Gerätemix integrieren. Der anhaltende Prozess der Digitalisierung durchzieht alle Lebensbereiche. Auch die Verwal-tung besitzt über Jahre gewachsene sehr heterogene IT-Infrastrukturen. Das E-Government-Gesetz des Bundes schreibt eine Elektrifizierung der Ver-waltung vor – von der Aktenführung über die Kommunikation zwischen Be-hörden, Bürgern und Wirtschaft bis hin zur Langzeitarchivierung. Um diese Vorgaben sowohl technisch und recht-lich korrekt als auch zukunftsfähig umzusetzen, braucht es aufeinander abgestimmte IT-Strategien.

Kräfte bündelnDer Bund setzt für seine Verwaltung auf die Konsolidierung von IT-Netzen, Rechenzentren und die Bündelung der IT-Beschaffung. Zum Jahresbeginn hat er begonnen, seine Informationstech-nik neu aufzustellen. Bis 2022 will die

Bundesregierung den IT-Betrieb der Bundesverwaltung stufenweise auf ein bis zwei IT-Dienstleister an wenigen Standorten konzentrieren. Im ersten Schritt wurden die IT-Dienstleister von Innenministerium, Verkehrsministeri-um und Finanzministerium zu einem Bundesrechenzentrum zusammenge-führt. Entstanden ist das Informations-technikzentrum Bund (ITZBund) unter der Zuständigkeit des Bundesfinanzmi-nisteriums. Mit der Konsolidierung sei-ner Informationstechnik zielt der Bund auf IT-Sicherheit. Zudem will er Hoheit und Kontrollfähigkeit über seine Infor-mationstechnik erhalten. Außerdem geht es darum, mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten und einen wirtschaftlichen sowie stabilen IT-Betrieb sicherzustellen. Da dies nur mit qualifiziertem Personal möglich ist, will sich der Bund als attraktiver Arbeitgeber für IT-Fachkräfte positio-nieren.

IT-Sicherheit und Fachkräfte-mangelWas IT-Konsolidierungen im öffentli-chen Sektor anbelangt, ist der Bund mit seinen Zielen nicht allein: Die 2015 durchgeführte Studie „IT-Dienst-leistungszentren in der öffentlichen Verwaltung“ zeigt, dass Bund, Länder und Großstädte ihre IT aus gleichen

Der Bund hat begonnen, seine IT neu aufzustellen. In sieben Jahren will er den IT-Betrieb auf ein bis zwei Dienstleister konzentrieren. Laut einer Studie verfolgt die Bundesregierung mit dieser Strategie gleiche Ziele wie andere Behörden. Und: Sie folgt dem Beispiel der Träger von Dataport.

IT-Strategie

Bund bündelt seine IT

Titel

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IT-Strategie

Bund bündelt seine IT

Ein Rad greift ins andere: Um die Digitalisierung der Verwaltung zukunftsfähig umzusetzen, braucht es aufeinander abgestimmte IT-Strategien von Bund und Ländern. Foto: everythingpossible – Fotolia

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Titel

Motiven konzentrieren. Der IT-Dienstleister Msg Systems und das Beratungsunternehmen Pi-erre Audoin Consultants (PAC) hatten für die Studie rund 100 IT-Verantwortliche deutscher Fachbehörden auf Bundes-, Lan-des- sowie Kommunalebene be-fragt. Für 78 Prozent von ihnen sind IT- und Datensicherheit der wichtigste Grund für die Kon-solidierung. Daneben belegt der Fachkräftemangel als Ursache einen Spitzenplatz: 74 Prozent der Befragten auf Bundesebene und 53 Prozent auf Landes- und Kommunalebene bemängel-ten fehlendes IT-Personal. 97 Prozent der Behörden sind mit der Arbeit ihrer IT-Dienstleis-ter zufrieden oder zumindest teilweise zufrieden. Überein-stimmung herrscht auch darin: Spezialisierte IT-Dienstleister können technische Struktu-ren besser auslasten. Außer-dem sind sie eher in der Lage, qualifizierte Mitarbeiter durch Fachkarrieremöglichkeiten zu binden. Inzwischen sind aber auch die Anforderungen an die IT-Dienstleistungszentren der öffentlichen Verwaltung ge-stiegen. Zum einen nimmt die Anzahl ihrer Kunden zu, zum anderen die Komplexität ihrer Aufgaben. Außerdem unterlie-gen auch die Dienstleister selbst einem Konsolidierungsdruck – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Obwohl 40 Prozent

der befragten Behörden die Senkung ihrer IT-Kosten als wichtigsten Konsolidierungsgrund angeben, sind nur etwa sieben Prozent mit den tatsächlich realisierten Einsparungen zufrieden.

Moderne IT für gleiches GeldDer Bund setzt mit seiner IT-Konzentration auf mehr Effizienz. Dabei soll der wirtschaftlichere IT-Betrieb steigenden Kosten ent-

gegenwirken. Diese entstehen durch den stetig wachsenden Bedarf an IT-Unterstützung und den Einsatz neuer Technologien wie dem Cloud-Computing. So sollen die geplanten Effizienzgewinne in ers-ter Linie IT-Sicherheit und Handlungsfähigkeit der Verwaltung ge-währleisten – bei möglichst gleichbleibenden Kosten.

Schnelle, sichere und leistungsfähige NetzeFür die notwendige Modernisierung seiner IT verfolgt der Bund drei Handlungsstränge. Im ersten wird der Betrieb konsolidiert: Schritt-weise sollen über 1.300 Rechenzentren und Serverräume in wenigen Rechenzentren zusammengeführt werden. Perspektivisch ist der Aufbau einer Bundes-Cloud, insbesondere für Office-Anwendun-gen, vorgesehen. Die sogenannte Dienste-Konsolidierung soll auf

Anwendungsebene unnötigen Doppel- und Mehrfachentwick-lungen von IT-Systemen mit gleichen Funktionen vorbeugen.

Der dritte Handlungsstrang umfasst die Beschaffungsbün-delung. Hierfür wird die IT-Be-schaffung in wenigen Stellen der Bundesverwaltung zusammen-geführt. Das sorgt für Skalenef-fekte beim Einkauf und somit für effizientere Beschaffungs-prozesse. Parallel zu diesen drei Handlungssträngen setzt der Bund auf sichere, schnelle und

Digitale Agenda

Mit der 2014 verab-schiedeten Erklärung beschreibt die Bundes-regierung Grundsätze ihrer Digitalpolitik. Die Umsetzung erfolgt im Dialog mit Wirt-schaft, Tarifpartnern, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Eine zentrale Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Ländern und Kommu-nen im IT-Planungsrat. Ein wichtiges Forum ist der Nationale IT-Gipfel: Auf dem jährli-chen Kongress werden Konzepte für die Digi-talisierung entwickelt.

Der anhaltende Prozess der Digitalisierung durchzieht alle Lebensbereiche. Foto: vege – Fotolia

Mehr Effizienz: Für die Modernisierung seiner IT verfolgt der Bund drei Handlungs-stränge. Die Beschaffung soll gebündelt, Betrieb und Dienste konsolidiert werden.

Serverräume

Rechenzentren

IT-Betrieb

Querschnittsdienste

Basisdienste

Infrastruktur

Hardware

Software

Beratung

Beschaffungsbündelung Betriebskonsolidierung Dienstekonsolidierung

Quelle: Bundesministerium des Innern

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Titel

leistungsfähige IT-Netze. Nur so ist ein stabiler Zugriff auf die in zentralisierten Rechenzentren betriebenen Verfahren möglich.

Übergreifende Zusammenarbeit Die Modernisierung der IT ist für den Bund eine Mammutaufgabe. Die Herausforderungen für ein-zelne Verwaltungen auf Landes- und Kommunal-ebene sind kaum geringer. Mit der Umsetzung des E-Government-Gesetzes ist für jede Einheit, fast unabhängig von ihrer Größe, enormer Aufwand verbunden.

Die sechs Trägerländer von Dataport und 75 schleswig-holsteinischen Kommunen haben sich frühzeitig für eine IT-Kooperation entschieden.

Die Agenda der Kooperationspartner wird durch gemeinsame Verfahrensentwicklung und IT-Be-schaffung skizziert sowie durch Konzentration auf ein hochsicheres Rechenzentrum an zwei Stand-

orten. Weiterhin gehören zur Agenda schnelle Datennetze für mehrere Länder und Innovationen wie der gemeinsam genutzte Cloud-Mail-Service. Dank der gewählten Rechtsform (Anstalt des öf-fentlichen Rechts) behalten die gemeinsamen Trä-ger dabei ihren eigenen Gestaltungsspielraum.

Dataport gibt neue ImpulseDiese übergreifende IT-Kooperation zwischen Ländern und Kommunen ist nicht nur Beispiel, sondern auch Impulsgeber für die Digitale Agen-da des Bundes. Dataport beteiligt sich am Natio-nalen IT-Gipfel und entwickelt gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundes-amt für Migration und Flüchtlinge eine IT-Lösung für die Digitalisierung des Asylverfahrens. Dabei

geht es um die Vernetzung der IT-Systeme, damit Behörden von Bund, Ländern und Kommunen ohne Informationsverluste zu-sammenarbeiten können. Da-hinter steckt das von Dataport entwickelte Modell, IT-Dienste bedarfsgerecht über das Netz

bereitzustellen. „Government as a Service“ – Ver-waltungsdienste auf Abruf – markiert die nächste Stufe der IT-Konsolidierung in der öffentlichen Verwaltung.

Die IT-Modernisierung ist für Bund, Länder und Kommunen eine Mammutaufgabe.

Gut aufgestellt für den digitalen Wandel? Fehlendes IT-Personal ist ein Hauptgrund für den Konsolidierungsdruck bei Bund, Ländern und Kommunen.Foto: vadymvdrobot – Fotolia

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Titel

Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch darauf, über-all gleichwertige Verwaltungs-dienstleistungen zu erhalten – egal ob in ländlichen Regio-nen wie Nordfriesland oder in Metropolen wie Berlin. Jeder-zeit leistungsfähig, flexibel und gleichwertig für alle Bürger zu arbeiten, wird für die Verwal-tung eine zunehmend komplexe Aufgabe. Die Auswirkungen der demografischen Entwicklung führen schon jetzt dazu, dass es einerseits stark wachsende Met-

Government as a Service

Standardisierung von Prozessen vorantreibenGleichwertige Verwaltungsdienstleistungen an jedem Ort – dafür ist eine gemeinsame Strategie von Bund, Ländern und Kommunen nötig. Das Prinzip des Government as a Service verfolgt dieses Ziel durch Standardisierung und Automation von Technik und Prozessen.

ropolen mit vielen jungen Menschen gibt und andererseits ganze Landstriche mit abnehmender Bevölkerung, deren Altersdurch-schnitt steigt. Doch überall besteht der gleiche Anspruch auf hoch-wertige Verwaltungsdienstleistungen.

Gestaltungsvielfalt ist hinderlich für effiziente ArbeitHinzu kommt, dass der Anspruch der privat zunehmend digital agierenden Bürgerinnen und Bürger an die Verwaltung steigt. Es reicht nicht mehr aus, vorhandene Prozesse elektronisch abzubil-den und als E-Government anzubieten. Die Prozesse müssen nicht nur digitalisiert, sondern auch optimiert und medienbruchfrei um-gesetzt werden. Als dritter Aspekt kommt hinzu, dass die Vielfalt bei der Gestaltung von Verwaltungsprozessen in unserem föderalen Staat oft hinderlich für eine effiziente Arbeit ist. Sie verwirrt Bürger und Unternehmen, die zu Recht gleichwertige Leistungen erwarten, egal wo sie diese Leistungen abrufen. Sie hemmt die medienbruch-freie Zusammenarbeit und ist durch redundante Infrastrukturen teuer für den Steuerzahler. Dabei sollten Verwaltungsprozesse ei-

gentlich grundsätzlich für eine kooperative und damit wirtschaft-lichere Umsetzung geeignet sein.

Konzept für kooperative LösungenEin strategischer Ansatz für eine Grundlage solcher koope-rativer Lösungen ist „Government as a Service“ (GaaS). Eine Fokusgruppe des Nationalen IT-Gipfels unter der Federfüh-

rung von Dataport arbeitet an einem Konzept für dieses Prinzip, das nicht nur rein technisch, sondern in

gleichem Maße organisatorisch wirkt. Die Grund-annahme dahinter ist, dass sich Verwaltungen für eine bedarfsgerechte IT-Unterstützung ihrer Dienst-leistungen aus einem standardisierten Baukasten bedienen. Government as a Service folgt der Vision

eines gleichwertigen Portfolios an Verwaltungsdienst-leistungen für alle Verwaltungen. Dahinter verbirgt sich

der Gedanke: Verfahren, Prozesse und Formate für wieder-kehrende Leistungen werden standardisiert. Bestimmte solcher

Aufgaben, wie zum Beispiel Plausibilitätsprüfungen, werden auto-matisiert. Das Ergebnis: Modulares E-Government, mit dem elektro-nische Verwaltung in der Fläche umgesetzt werden kann.

Verwaltungsdienstleistu-gen im Baukastensystem: Mit einem modularen E-Government kann elektronische Verwaltung in der Fläche umgesetzt werden.Foto: Scanrail – Fotolia

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Titel

Government as a Service

Standardisierung von Prozessen vorantreiben

„Government as a Service“ be-deutet aber auch: Nutzer rufen Software und Services nach Bedarf über das Netz bei einem öffentlichen IT-Dienstleister aus einer Verwaltungs-Cloud ab. Die

Idee des GaaS ist nicht nur rein technischer Art. Entscheidende Grundlage ist das systematische Standardisieren und Automati-sieren von regelmäßig wieder-kehrenden Aufgaben. Ist dies ge-lungen, kann eine einheitliche Software die Verwaltung bei ih-ren Aufgaben unterstützen. Egal ob in einer Behörde in Kiel oder in Konstanz.

Blaupause für eine stan-dardisierte E-RechnungDie Fokusgruppe arbeitet an drei Lösungen für die prozessopti-mierte Verwaltung: Logistik von Schwerlasttransporten (Stadt Köln), E-Akte (Landkreis Breis-gau-Hochschwarzwald) und E-Rechnung. Zusammen mit Bre-men nimmt sich Dataport der elektronischen Rechnung an. Die E-Rechnung ist primär kein Technik-, sondern ein Organi-sationsprojekt. Ein vollständig automatisierter und optimierter Workflow – vom Rechnungs-eingang bis zum Archivieren – senkt Aufwand und Kosten. Die gemeinsam erarbeiten Ergebnis-se fließen sowohl in den IT-Gip-

fel als auch auf Initiative Bremens in die Arbeit des IT-Planungsrats ein. Ende 2016 soll es dann eine Blaupause für eine standardisierte E-Rechnung geben.

Dass das Prinzip des Government as a Service für viele Arbeitsfel-der der Verwaltung geeignet ist, zeigt die angedachte Lösung für die

bundesweit einheitliche Bear-beitung von Asylanträgen (siehe auch Beitrag auf Seite 26). Dort werden bereits Prinzipien des Government as a Service umge-setzt: Standardisierung der Pro-

zesse, zentrale Datenhaltung und Abruf von gleichwertigen Dienst-leistungen und Daten aus dem Netz.

Nicht nur technische Barrieren werden beseitigtGovernment as a Service ist ein zukunftsfähiges Modell, mit dem die Verwaltung einen Beitrag für gleiche Lebensbedingungen im Bundesgebiet erreichen kann. Denn GaaS beseitigt durch Standar-disierung nicht nur technische Barrieren, sondern vor allem Hin-dernisse in den zugrundeliegenden Prozessen.

Es reicht nicht aus, Prozesse elektronisch abzubilden.

Das Modell „Government as a Service“ im Film er-klärt. [YouTube / 1:51 Minuten]

Überall gleichwertige Verwaltungsdienstleistungen erhalten: Mit Government as a Service ist das möglich. Foto: Picture-Factory – Fotolia

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Digitale Agenda für Kommunen

So gelingt die D igitalisierung

Titel

Den Kommunen – großen Städten genauso wie Landkreisen und kleineren Gemeinden im länd-lichen Raum – kommt im Prozess der Digitalisie-rung eine zentrale Rolle zu. Viele Ansätze und Möglichkeiten können nur konkret vor Ort oder in der Region verwirklicht werden und geben Impul-se für Digitalisierungsstrategien und -projekte von Ländern und Bund. Digitalisierte Prozesse sind besonders in Kommunen schon heute das Ner-vensystem der kommunalen Entwicklung und Da-seinsvorsorge. Ohne IT funktionieren weder die Stadtreinigung, die Energieversorgung, die Schu-len, der Verkehr, die Lebensmittelversorgung noch die allgemeine Verwaltung. Zunehmend wird die digitale Qualität einer Kommune auch zum ent-scheidenden Standortfaktor im Wettbewerb um Einwohner und Unternehmen. Die Kommunen müssen daher rechtzeitig eine digitale Agenda, sprich einen Umsetzungsplan für ihre Digitalisie-rungsstrategie, beschließen. Und zwar im Dialog mit den Bürgern, mit den örtlichen Organisatio-nen und der Wirtschaft.

Ganzheitliche Betrachtung erforderlichIm Kern geht es um ganzheitliche Kommunalent-wicklungs- und Infrastrukturpolitik. Es geht da-rum, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, um die Standort- und Lebensqualität zu sichern, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, Teilhabe zu ermöglichen und Aufgaben der Daseinsvorsorge wahrzunehmen. Erforderlich ist ein Perspektiv-wechsel – von einer auf Verwaltung zentrierten Perspektive hin zu einer ganzheitlichen Betrach-tung der Digitalisierung in Gemeinwesen mit dem Teil E-Government und Verwaltungsmodernisie-rung. Zentrale Handlungsfelder einer digitalen Agenda, deren Bedeutung örtlich und regional variieren können, sind (in Anlehnung an Guido Kahlen, Stadtdirektor der Stadt Köln):

Digital geht nicht mehr weg – dieser einfache Satz bringt es auf den Punkt: Die Digita-lisierung kann nicht ausgesessen werden. Sie hat bereits alle Lebensbereiche erobert: Wirtschaften und Arbeiten, Wohnen und Einkaufen, Freizeit und Lernen – und nicht zuletzt Politik und Verwaltung. Was bedeutet das für die Kommunen?

1 | Digitale Infrastrukturen:Breitbandversorgung für Gewerbegebiete, Privat-haushalte, Schulen, öffentliche Gebäude2 | Digitales Arbeiten:Digitale Qualifizierung, Co-Working, Home-Wor-king, Smart-Work-Zentren3 | Digitale Wirtschaft:Neue Dienste und Vernetzung, Leistungsnetzwer-ke mit Konsumenten, Unternehmen und Verwal-tung, Big Data in der Landwirtschaft4 | Digitale Verwaltung:E-Services, Government as a Service, Bürokratie-abbau5 | Digitale Lebenswelten:Ehrenamt digital organisiert (Beispiel: Flücht-linge), smarte Kommunen mit intelligenten Lö-sungsansätzen für Mobilität, Energieeffizienz, Klimaschutz, Sicherstellung von medizinischer Versorgung, Versorgung mit Gütern, Energieer-zeugung und -verteilung6 | Digitale Bildung:Innovative digitale Lernumgebungen, digitales Lernen, Bereitstellung freier Lern- und Lehrmate-rialien (Open Educational Resources)7 | Open Government:Open Data, elektronische Beteiligung8 | Sicherheit und Vertrauen

Die Gestaltung des digitalen Wandels erfordert eine vielerorts noch ungewohnte enge Vernetzung zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zi-vilgesellschaft – horizontal zwischen den Kom-munen, vertikal zwischen Kommunen, Land und Bund. Wie und mit welchen Beteiligten man eine lokale oder regionale digitale Agenda entwickeln kann, muss individuell entschieden werden. In je-dem Fall sollten die kommunalen IT-Dienstleister als Berater und Impulsgeber beteiligt sein, wobei die digitale Agenda keinesfalls das Produkt eini-

Dr. Marianne Wulff nennt im Video die wichtigsten Impulse für die Digitali-sierung der Kommunen. [YouTube / 0:42 Minuten]

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Digitaler Wandel erfordert die enge Vernetzung aller Akteure.

Digitale Agenda für Kommunen

So gelingt die D igitalisierung

Titel

ger Internet-Enthusiasten in der Verwaltung sein kann. Das Wissen über Gemeinwesen und Digitalisierungschancen ist verteilt und ge-gebenenfalls sehr spezifisch. Man weiß im Vorhinein nicht, wer die besten Lösungsansätze hat. Das heißt: eine wirkungsvolle digitale Agenda, die in der Umsetzung möglichst viele mittragen und mitrealisieren, braucht auch viele Partner, die die Digitali-sierung als sinnvoll erachten und sich mit ihrer speziellen Expertise einbringen wollen. Soll die Vernetzung erfolgreich und nachhaltig sein, setzt dies einen Wechsel vom Nebeneinander zum Miteinander, vom hierarchischen Denken zu partnerschaftlicher Zusammenarbeit aller Beteiligten voraus. Politik und Verwaltung müssen außerdem zusätzliche Rollen einüben: neben Treiber, Ent-scheider und Produzent treten Moderator, Coach und Regisseur.

Erfahrungsaustausch statt Festhalten an RoutinenVon zentraler Bedeutung sind für die Kommunen außerdem Erpro-bungsräume und Experimentierklauseln, in denen die vielen, teils neuen, Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft Digitalisierung voranbringen können. Denn Innovationen werden nur dort entste-

Dr. Marianne Wulff ist Geschäftsführerin von Vitako, der Bundesarbeits-gemeinschaft der kommu-nalen IT-Dienstleister.

hen, wo Denken und Handeln nicht durch Festhalten an be-stehenden Regeln und Routinen eingeschränkt sind, sondern der

Austausch von Erfahrungen und das Lernen voneinander mög-lich sind. Eines zum Schluss: Digitalisierung ist Chefsache, sie braucht Gestaltungswillen, Fehlertoleranz und Durchhalte-vermögen der Schlüsselakteure. Ohne langen Atem drohen auch erfolgversprechende Ansätze zu versanden – und die großen Chancen der Digitalisierung werden vertan.

Die Welt wird digital: Um die Möglichkeiten der Digitalisierung gewinnbringend nutzen zu können, sollten Kommunen im Dialog mit Bürgern und Wirtschaft einen Umsetzungsplan beschließen. Foto: sdecoret – Fotolia

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Titel

Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung nimmt zu. Behörden und Ministerien arbeiten an E-Government-Angeboten, Daten werden elektronisch verwaltet. Welche Schwerpunkte sollten Bund, Länder und Kommunen aus Sicht der Wirtschaft bei ihren IT-Strategien setzen? Hier gilt, was bei vielen Themen notwendig ist: über den eigenen Tellerrand hinausgucken. Das

Stichwort heißt ganz klar verwaltungsträgerüber-greifende Prozessbetrachtungen. Dies muss die Politik sicherstellen. Es darf nicht jede Behörde oder jedes Amt ein eigenes Süppchen kochen.

Die Landesstrategie verspricht, dem Rechnung zu tragen. Klar ist, dass es ein Umdenken im großen

IHK-Präsidentin Friederike C. Kühn über Kommunikation mit der Verwaltung

„Standards sind nötig“Neben den Bürgerinnen und Bürgern ist die Privatwirtschaft der wichtigste Kunde der öffentlichen Verwaltung. Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein fordert im Interview klare Standards für die Kommunikation und die Prozesse der Verwaltung – unabhängig vom Ort.

Stil geben muss. Dazu bedarf es Anreize. Nutzer wie auch Verwaltung müssen beide etwas vom E-Government haben.

Welche Anreize meinen Sie? E-Government ist dazu geeignet, immer wieder-kehrende Verwaltungsabläufe zu vereinfachen. So lassen sich Ressourcen einsparen. Diese Ein-sparung muss aber auch der Verwaltung zugute-kommen.

Was wären für Unternehmen die größten Er-leichterungen in der digitalen Zusammenarbeit mit Behörden und Ministerien? Unternehmen sind auf qualitativ hochwertige Ver-waltungsleistungen angewiesen. Diese müssen sie in ihre Geschäftsabläufe nahtlos integrieren kön-nen. In den eben angesprochenen übergreifenden Prozessbetrachtungen müssen auch die Nutzer mitbetrachtet werden. Alles andere wäre wenig sinnvoll.

Die norddeutschen Länder kooperieren inzwi-schen in vielen IT-Projekten. Welche Bedeutung hat länderübergreifende IT-Zusammenarbeit aus der Sicht kleiner und mittelständischer Un-ternehmen? Wirtschaft kennt bekanntlich keine Grenzen. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass klare Stan-dards bei der Kommunikation mit der Verwaltung gesetzt werden. Ich betone daher: Hier stellt uns der Föderalismus auf eine harte Probe.

Welche aktuellen IT-Trends beschäftigen die private Wirtschaft im Moment am meisten? Daten sind der Rohstoff der Zukunft – Stichwort Big Data. Daher ist das Managen großer und größ-ter Datenmengen eine immense Herausforderung. Zu einem erfolgreichen Umgang mit diesen Daten-mengen gehört, dass ein internationaler Datenaus-tausch auch weiterhin rechtlich abgesichert wird. Die Unternehmen im Land benötigen deshalb schnell ein Safe Harbor 2.0. Und dafür ist Augen-maß der Aufsichtsbehörden gefragt.

Friederike C. Kühn fordert klare Standards bei der Kommunikation mit der Verwaltung.

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Modern verwalten

Was bedeutet die Einführung des Standards BASIS für die bremische Verwaltung?Da neue Strukturen ja nicht immer einfach sind, bedeutet das erst einmal Umstellungsprobleme. Durch intensiven technischen Support hat Da-taport aber die anfänglichen Probleme mit dem zentralen Server – für die das Unternehmen aber nicht verantwortlich war – überbrücken können. Mittlerweile werden alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv betreut.

Welche Anforderungen stellen Sie persönlich an IT bezogen auf Ihren Beruf?IT ist in der Arbeitsgesellschaft eine zentrale Vo-raussetzung, sie muss immer funktionieren. Ich persönlich nutze beruflich iPhone, iPad und einen Desktop-PC. Da ich den Bürgermeister vertrete, ar-beite ich auch an den Wochenenden oder in den Ferien, muss immer erreichbar sein und handeln können. Deshalb steht mir zu Hause ein eigenes Netzwerk zur Verfügung, das mir ein Mitarbei-ter von Dataport eingerichtet hat. Zudem machte das schlechte Telefonnetz diese Individuallösung notwendig. Dazu kamen noch Kompatibilitätspro-bleme zwischen Windows-Rechner und Apple-Ge-räten, die von Dataport schnell behoben wurden. Welche speziellen Anforderungen hat eine Kul-turbehörde an den Support?Wir sind eine kleine Kernverwaltung mit 34 Mit-arbeitern, haben aber einen großen Aktionsradi-us. Wir betreuen zum Beispiel Museen, Theater, Musikschulen, Bibliotheken, Bürgerhäuser und Staatsarchiv, hinzu kommt aktuell die Sprachin-tegration. Außerdem sind wir oft bei Gremien im Bund eingebunden und somit häufig auf Dienstrei-se. Viele Termine sind abends und an den Wochen-enden. Dafür ist es wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen auch zu diesen Zeiten arbeitsfähig sind und durch den Support unterstützt werden. Dataport hat auf diese Umstände mit einer mobi-len Individuallösung eine Antwort gefunden. Die gute Betreuung erlaubt es den Mitarbeitern, flexi-bel rund um die Uhr arbeiten zu können.

Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz über technischen Support

„IT muss funktionieren“Dataport betreut seit Januar 2016 die ITK-Infrastruktur der Bremer Verwaltung. Dazu zählen auch 8.000 Büroarbeitsplätze, die über das Projekt BASIS.bremen gemanagt werden. Im Interview berichtet Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz über den techni-schen Support für rund 30 Mitarbeiter auf Entscheiderebene beim Senator für Kultur.

Schneller Support ist in Krisenfällen wichtig. Haben Sie solche Situationen schon erlebt?An einem Sonntagabend musste ich mich kurzfris-tig darauf vorbereiten, einen hochrangigen Kolle-gen der Senatskanzlei zu vertreten. Ich hatte aber keinen Zugriff auf seine Unterlagen. Gegen 23 Uhr habe ich den Administrator angerufen und kurze Zeit später war der Zugang hergestellt. Ein ande-res Problem hatten wir mit der Aktualisierung un-serer Kennwörter. Wir haben nicht gemerkt, dass sie ablaufen, da es keine Benachrichtigungsmög-lichkeit gab. Die Folge war ein blockierter Server, woraufhin der Account individuell freigeschaltet werden musste. Jetzt setzen wir die Kennwörter über Dataport auf Frist.

Wie könnte man aus Ihrer Sicht den BASIS-Sup-port noch verbessern?Ich würde mir wünschen, dass uns für die stra-tegischen Ebenen IT-Beauftragte zur Verfügung stünden, die geschult werden, um bei einfachen und kleinen Arbeiten, die für Dataport überflüssig sind und unnötig Zeit kosten, schnell eingreifen zu können.

Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz: Die gute Betreuung durch den Support erlaubt es den Mitarbeitern, flexibel zu arbeiten.

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Das Jahr 2016 steht im Zeichen vernetzter Geräte, sagt das IT-Marktforschungsunternehmen Gartner und spricht vom sogenannten Device Mesh. In die-sem „Netz der Geräte“ hängen längst nicht mehr nur Computer, Smartphones und Tablet-PCs – auch Heizungen, Waschmaschinen und Rollläden sind inzwischen IT-gesteuert. Kontrolliert werden die Haushaltsgeräte bevorzugt durch Smartphone und Tablet. Das geht von unterwegs und sogar per Sprachsteuerung. Der Zugriff erfolgt hierbei über Mobilfunknetze oder öffentliches WLAN – ein po-tenzielles Einfallstor für Hackerangriffe. „Umso wichtiger ist das Management der Mobilgeräte“, erklärt Michael Hauschild, Bereichsleiter End-geräte und Verfahrensbetrieb bei Dataport. Das Betriebssystem regelmäßig zu aktualisieren und Virenschutzsoftware zu installieren, gehört zum Pflichtprogramm für die rein private Nutzung. Aber Privates und Dienstliches verschmelzen oft miteinander. Dataport setzt eine spezielle App ein: Mit dieser werden dienstliche E-Mails und Kalen-derdaten auf dienstlichen oder privaten Mobilge-räten in einem Datei-Container verschlüsselt.

Business-Mobilität und Sicherheit„E-Mail-Postfach und Kalender auf dienstlich ge-managten Geräten reichen bald nicht mehr aus“, weiß Michael Hauschild. Unternehmen und Ver-waltungen zielen heute auf produktivere Zusam-menarbeit. Dataport prüft zurzeit eine Software, mit der Mitarbeiter von privaten Computern und Tablets aus dienstliche Videokonferenzen führen können. Dabei muss sowohl ein sicherer Zugang zum Firmennetz als auch zum Privat-PC gewähr-leistet sein. „Wir wollen schließlich sicherstel-len, dass meine Kollegen später wirklich mit mir und nicht mit meinem Sohn skypen“, beschreibt Michael Hauschild die Anforderung. Mit dem dienstlichen Einsatz privater Geräte spekulieren

Technikthemen 2016

Der Trend heißt VernetzungDas Marktforschungsinstitut Gartner wirft jedes Jahr einen Blick in die digitale Zu-kunft und prognostiziert die wichtigsten Technikthemen. Die Bereichsleiter Michael Hauschild und Carsten Schüler von Dataport bewerten die Herausforderungen hinter den Trends.

Setzt auf verantwor-tungsvollen Umgang mit Mobilgeräten: Michael Hauschild, Bereichsleiter Endgeräte und Verfah-rensbetrieb bei Dataport.

Arbeitgeber auf größere Zufrieden-heit und Produktivität ihrer Mit-arbeiter. Arbeitsrechtler warnen vor ständiger Erreichbarkeit und ver-wischenden Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben. Michael Hauschild sagt: „Wir Nutzer müssen ent-scheiden, wieweit wir diese Grenzen aufheben wollen. Was wir beim Einsatz eigener Geräte nicht vergessen dürfen, ist unsere besondere Verant-wortung für den Schutz dienstli-cher Daten.“

Big Data erfordert viel SpeicherplatzNeben dem Schutz sensibler Da-ten im Netz der Geräte geht es verstärkt um die Bewältigung der Datenmengen. Fit-ness-Armbänder, Smart-watches und Autos mit eigenem Internetzugang sind Bestandteile des „In-ternet der Dinge“. Laut Gartner werden das bis 2018 über sechs Milliar-den Geräte sein. Diese versorgen ihre Nutzer mit unzähligen Messdaten und benötigen regelmäßig Wartung und Support. Auch bei den sogenannten „Big Data“ geht es um den Informationsgewinn aus großen Datenmengen – hauptsächlich aus vernetzten Datenbanken. Jetzt kommen unzäh-

TechnoLogisch

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Technikthemen 2016

Der Trend heißt Vernetzunglige Messdaten aus Sensoren hinzu. Für Carsten Schüler, Bereichsleiter Architekturen und IT Ser-vice Management bei Dataport, bleibt ein Grund-problem: „Wenn wir die Fragen noch nicht ken-

nen, die uns die Daten später beantworten sollen, brauchen

wir immens große Speicher für die eingehenden Informationen.“

Schnelle Netze erforderlichWas die Datenströme aus Sensoren besonders macht, sind die Anforderungen an die Netz-Inf-rastruktur: Selbstfahrende Autos beispielsweise benötigen in Zukunft keine besonderen Straßen, aber bestens ausgebaute Datenautobahnen. Sie müssen die Informationen über ihre eigene Positi-on im Straßenverkehr sofort verarbeiten und mit

anderen Fahrzeugen teilen. Nur mit schnel-len Datenverbindungen können selbstfah-rende Autos rechtzeitig und kollektiv auf Hindernisse reagieren und Unfälle ver-hindern. Noch liegt Deutschland mit einer durchschnittlichen Übertragungsrate von 11,5 Megabit pro Sekunde auf Platz 22 im internationalen Vergleich. Das reicht für hochauflösendes Fernsehen via Internet, aber längst nicht für die sichere Interaktion autonomer Fahrzeuge.

Datenflut richtig managenDie Bundesregierung fördert den Breit-bandausbau. Bis 2018 soll es deutschland-weit schnelles Internet mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde geben. Doch für die Vermessung des Daten-Dschungels reichen schnelle Netze allein nicht aus. Carsten Schüler sagt: „Wir müssen unsere Haltung zum Datenschutz ändern – weg von einem reinen Sicherheitsdenken, hin zu einer

vernünftigen Risikobewertung.“ Er plädiert dafür, den Zusammenhang zu betrachten, in

dem Informationen bereitgestellt werden. So ist das gemessene TV-Konsumverhalten von Me-diathek-Nutzern weniger schutzbedürftig als die Steuerungsinformationen vernetzter Autos. Cars-ten Schüler fordert: „Im Umgang mit Sensorda-ten müssen wir die Informationen klassifizieren – nach Kritikalität, Sicherheitsbedarf, Verwen-dungszweck und der Relevanz für die Nutzer. Nur so können wir die Datenflut managen.“

Alles hängt zusammen: Laut Gartner sind ver-netzte Geräte der Toptrend für 2016. So werden zum Beispiel Haushaltsgeräte per Smartphone oder Tablet kontrolliert.Abb: Mimi Potter – Fotolia

Plädiert für eine vernünf-tige Risikobewertung beim Datenschutz: Carsten Schüler, Bereichsleiter Architekturen und IT Service Management bei Dataport.

TechnoLogisch

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Dass Wahlstedt als wichtiger Wirtschaftsstandort in Schles-wig-Holstein mehr als Scho-kolade und Kaffee vorzuwei-sen hat, erklärt Bürgermeister Matthias-Christian Bonse: „Es gibt außerdem den Glasprodu-zenten Ardagh, das Pharmazie-Unternehmen Lichtenheldt und den Hygienartikel-Hersteller Pelz.“ Hinzu kommt noch die Grundfos-Pumpenfabrik, in der rund 700 Mitarbeiter beschäftigt sind. Zusammen sind das 2.000 Arbeitsplätze. Doch damit nicht genug: „Wir wollen weitere Un-ternehmen gewinnen und ha-ben ein neues Industriegebiet in Planung.“ Realisiert werden soll das über den „Zweckverband Mittelzentrum Bad Segeberg/Wahlstedt“ – einer Städtekoope-ration für gemeinsame Flächen-nutzung und Wirtschaftsförde-rung.

Stadtrecht seit 1967Die große Dichte an Industrie in Wahlstedt hat einen Ursprung: „Ohne das Marine-Artillerie-Arsenal wäre das nicht möglich gewesen“, verrät Bonse. Auf der ehemals militärisch genutzten Fläche siedelten sich nach dem zweiten Weltkrieg die Unter-nehmen an, es zogen Arbeiter nach Wahlstedt. Trotz der gro-ßen wirtschaftlichen Kraft ist Wahlstedt keine typische In-

Zu Besuch in Wahlstedt

Vielseitig und w eltoffenWer nicht aus Wahlstedt oder Umgebung stammt, muss ein wenig überlegen, bis ihm etwas zur rund 9.400 Einwohner zählenden Stadt im Kreis Segeberg einfällt. Meist wird zuerst der dort ansässige Kaffee- und Süßwarenhersteller Arko genannt. Wahls-tedt ist aber kein typischer Industriestandort, sondern bietet viel Lebensqualität.

Wohnraum steht bereits zur Verfügung. „Hier sind wir gut aufgestellt“, sagt Bonse. Perso-nell musste die Verwaltung auf die veränderten Bedingungen jedoch reagieren: „Im Mai haben wir einen Flüchtlingskoordina-tor eingestellt, da eine einzige

Stelle im Ordnungsamt nicht mehr ausgereicht hat. Insgesamt sind wir in der Verwaltung recht schlank aufgestellt, haben nur drei Ämter, dafür selbstständige Unterabteilungen, ein Jugend-zentrum und einen Bauhof.“

Fest der Nationen und ein eigenes TheaterEine Herausforderung ist für den Bürgermeister außerdem die Landflucht – ein deutschland-weites Phänomen, bei dem es jüngere Menschen und Familien aus den ländlicheren Gebieten in die Großstädte zieht und die Älteren zurückbleiben. Wahls-tedt hat dem einiges entgegen-zusetzen: „Neben der Industrie und der zentralen Lage mit einer guten Anbindung an die Auto-bahn 21 haben wir recht günsti-

Mittendrin

dustriestadt, im Gegenteil: „Wir sind die kleine Industriestadt im Grünen. In unserem Stadt-wappen sind vier Eichenblätter abgebildet, wobei die Eiche für den Waldreichtum steht. Die Zahl vier bezieht sich auf die vier Notzeiten Wahlstedts: die

Hunnenkriege, den Dreißigjäh-rigen Krieg, die Napoleonischen Kriege und den Zweiten Welt-krieg“, erklärt Bonse. Das Stadt-recht wurde Wahlstedt 1967 infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs und des dadurch bedingten Bevölkerungswachs-tums verliehen. Mit Vorfreude blickt Bonse bereits jetzt auf die 50-Jahres-Feier 2017.

Vorher gibt es aber noch genü-gend Herausforderungen, die Wahlstedt meistern muss. Hin-sichtlich der Flüchtlingsfrage befindet sich die Stadt auf ei-nem guten Weg, hat 2015 alle 120 Geflüchteten dezentral in ehemaligen Arbeiterwohnun-gen unterbringen können. In diesem Jahr sollen noch einmal so viele Flüchtlinge kommen.

In Wahlstedt gilt das Stadtfest-motto: „Wir leben, arbeiten und feiern miteinander.“

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Zu Besuch in Wahlstedt

Vielseitig und w eltoffengen Baugrund. Die ortsansässige Wirtschaft ermöglicht darüber hinaus einen idealen Übergang von der Schule ins Berufsleben.“

In kultureller Hinsicht kann die Stadt mit dem „Kleinen Theater am Markt“ punkten, das rund 20.000 Besucher pro Jahr an-zieht. „Seit den 1970er Jahren gibt es eine Auslastung von 95 Prozent, viele Gäste kommen so-gar extra aus Hamburg hierher“, unterstreicht Bonse den Stellen-wert des Hauses. Neben einem Drachenbootrennen im Freibad lockt das alljährliche Stadtfest – das „Fest der Nationen“ – viele Menschen nach Wahlstedt. „Wir haben hier 63 Nationen, darun-ter viele Türken, Portugiesen, Spanier und Italiener. Für alle gleichermaßen gilt das Stadtfest-Motto: Wir leben miteinander. Wir arbeiten miteinander. Wir feiern miteinander.“

Aufgeschlossen fürmoderne ITWeltoffen und modern: Das gilt in Wahlstedt nicht nur in sozio-kultureller Hinsicht, sondern auch im technischen Bereich. Hier steht der Bürgermeister neuen Dingen aufgeschlossen gegenüber. Vor allem dann, wenn es um den IT-Einsatz in der Verwaltung geht. „Bei der Einführung der Behördennum-mer 115 gehörten wir zu den Ersten, gleiches gilt für die lan-desweite Kita-Datenbank oder die De-Mail.“ Neben einem neu-en Server und neuen Hardware-

Wahlstedt zu den Themen Woh-nen und Freizeit, Industrie und Gewerbe. Diese möchten wir weltweit über Facebook und YouTube verbreiten.“

Und welche Wünsche hat der zweifache Vater und passionier-te Tennisspieler für seine Stadt? „Wir wollen Neubürger und über den Zweckverband Mittel-zentrum weitere Unternehmen gewinnen. Der Ausbau der Bar-rierefreiheit in Wahlstedt ist uns genauso wichtig wie die Schaf-fung von sozial verträglichem Wohnraum.“

Stolz auf seine Stadt: Bürgermeister Matthias Christian Bonse ist über-zeugter Wahlstedter und hat noch viele Pläne für den Ort.

Mittendrin

Komponenten wurden für die Arbeit der städtischen Mitar-beiter auch Tablets angeschafft. „Wir sind von IT abhängig, sie muss immer funktionieren, das ist das A und O“, sagt Bonse.

Mindestens genauso wichtig wie IT ist für den Bürgermeister ein modernes und zielgerichtetes Stadtmarketing. Einen frischen Internet-Auftritt der Stadt gab es vor gut zwei Jahren, neue und soziale Medien spielen bei der Kommunikation eine immer größere Rolle. „Unser jüngstes Projekt sind Imagefilme über

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Unter Partnern

Vernetzte Kühlschränke, die Einkäufe erledigen, entspanntes Reisen in selbstfahrenden Autos oder schnelles Abstimmen per Online-Bürgerbeteili-gung vom heimischen Sofa aus: Die Digitalisie-rung erfasst alle Lebensbereich des Menschen, wenngleich noch längst nicht alle Ideen und Vi-sionen umgesetzt sind. Der digitale Wandel hat auch auf die Kommunen im Land einen immer größeren Einfluss. Doch nicht jede technische Neuerung bringt sofort einen Mehrwert.

Prägendes Merkmal der nächsten JahreVor diesem Hintergrund trafen sich in Kiel rund 100 Vertreter von Städten, Gemeinden und Krei-sen unter dem Motto „Digitale Agenda für Kom-

munen“ zur Regionalkonferenz zum nationalen IT-Gipfel. Für Dr. Marianne Wulff, Geschäftsfüh-rerin der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kom-munalen IT-Dienstleister (Vitako), hat die Digita-lisierung bereits alle Bereiche von der kleinsten Kommune bis zum Bund erreicht: „Bei der kom-munalen und regionalen Digitalisierungspolitik wird es nur gemeinsam gehen, mit Partnern aus der Wirtschaft.“

Für Thomas Losse-Müller, Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein, stellt der digita-le Wandel gar das prägende Merkmal der nächs-ten 15 Jahre dar. Dabei betonte er, dass zu einer erfolgreichen Landesstrategie viel mehr als nur E-Government gehöre. Wichtige Aufgabenfelder seien Gesundheit, Wirtschaft und der Tourismus. Auch der Breitbandausbau im Land solle weiter vorangetrieben werden, denn „ein schnelles Netz schafft Lebensqualität“.

Initiativen für Digitalisierungsprojekte Ob E-Government, Online-Bürgerbeteiligung oder papierloses Büro: Die Digitalisierung und Tech-nologisierung verändert grundlegend die Art und Weise, wie wir produzieren, konsumieren, arbei-ten und leben. Bei der Regionalkonferenz in Kiel wurden Ziele benannt, damit der digitale Wandel zum Wohle von Bürgern und Wirtschaft umge-setzt werden kann. Für die Bürgermeister, Amts-vorsteher und Fachleiter ging es bei der Konferenz primär darum, Lösungsansätze auf kommunaler und regionaler Ebene zu entwickeln. Mit diesen sollen erfolgreiche Initiativen für Digitalisie-rungsprojekte auf den Weg gebracht werden.

Für Staatssekretär Thomas Losse-Müller bedeutet Digitalisierung auch, dass sich Kommunen neuen Medien öffnen und diese einsetzen. Über Plattfor-

Regionalkonferenz zum nationalen IT-Gipfel

„Es wird nur gemeinsam gehen“Rund 100 Besucher, spannende Vorträge und Strategien für den digitalen Wandel in Stadt, Land und Kommune: Die Regionalkonferenz in Kiel zum nationalen IT-Gipfel zeigte auf, wie die Digitalisierung zum Wohle von Bürgern und Wirtschaft gelingen kann.

Staatssekretär Thomas Losse-Müller: Zu einer Landesstrategie für den digitalen Wandel gehört mehr als nur E-Government.

Videostatements zum di-gitalen Wandel: Vertre-ter von Land, Wirtschaft und Kommunen sprechen darüber, wie er gelingen kann. [YouTube / 2:37 Minuten]

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Unter Partnern

Regionalkonferenz zum nationalen IT-Gipfel

„Es wird nur gemeinsam gehen“men wie YouTube ließen sich deutlich mehr Men-schen erreichen als bislang, vor allem die jünge-ren Generationen würden angesprochen.

Dr. Johann Bizer, Vorstandsvorsitzender von Da-taport, betonte, wie wichtig eine gute Vernet-zung von Fachverfahren in der Verwaltung ist: „Das Meldeverfahren zum Beispiel kann mit 60 anderen Verfahren sprechen.“ Mit dem Konzept „Government as a Service“ bietet Dataport ein Baukastenprinzip, bei dem Software und Services – je nach Bedarf des jeweiligen Nutzers – über das Netz aus einer Verwaltungs-Cloud abgerufen wer-den können. Als Basis einer sicheren Infrastruk-tur fungiert laut Bizer das nach den Richtlinien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informati-onstechnik zertifizierte neue Rechenzentrum von Dataport.

Praktische Einblicke in die Arbeit der KommunenBereiche mit besonderer Relevanz beim digitalen Wandel seien neben der Verwaltung und der Wirt-schaft auch der Datenschutz und die Bildung, füg-

te Staatssekretär Thomas Losse-Müller an: „Dabei geht es jedoch weniger um IT als vielmehr um Prozesse, Innovation und die Umstrukturierung der Verwaltung.“ Beim Thema Bildung kommt es laut Dr. Johann Bizer auf eine gute Infrastruktur, Nutzerverwaltung, Schulverwaltung und Medien-planung an. In Bezug auf den Medieneinsatz seien für die Schüler vor allem Geschwindigkeit und be-wegte Bilder wichtig.

Praktische Einblicke in die Umsetzung ihrer di-gitalen Agenda lieferten Vertreter aus Stadt, Land und Kreis, wie Norbert Weißenfels, Amtsleiter EDV der Stadt Norderstedt. Weißenfels betonte,

dass Struktur, klare Ziele sowie Kooperationen und Schnittstellen wichtig für eine erfolgreiche Digitalisierung auf Verwaltungsebene seien. In Gesprächen mit den Bürgern stellte der Amtsleiter fest, dass diesen vor allem die Themenfelder Bil-dung, Gesundheitsversorgung sowie Bürgerbetei-

ligung und Datensicherheit wichtig sind. Gut aufgestellt sei Norderstedt beim Thema Glasfaser, das bereits Anfang des Jahrtausends in der Stadt verlegt worden sei, so Weißenfels.

Als „riesengroße Chance für Schleswig-Holstein“ bezeichnete Thomas Losse-Müller den digitalen Wandel. Ob bei der Bildung, medizinischen Ver-sorgung oder beim schnellen Internet: „Dadurch schaffen wir Lebensqualität.“ In Bezug auf den Breitbandausbau sei das Bundesland bereits gut aufgestellt. Sein Ziel: „100 Prozent Glasfaser über-all.“ Probleme gebe es dagegen noch mit dem Mo-bilfunk-Zugang, so der Staatssekretär. Auch dem Thema Jugendschutz im Internet misst er eine große Bedeutung bei: „Anders als beim Fernsehen ist das im Internet noch nicht regulierbar. Da sind wir als Land gefordert.“

„Ein schnelles Netz schafft Lebensqualität.“

Wie kann Digitalisierung zum Wohle von Bürgern und Wirtschaft einge-setzt werden? Bei der Regionalkonferenz in Kiel stand diese Frage im Mittelpunkt.

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2015 war im Rückblick das Jahr der Flüchtlinge. Sie suchten Schutz vor Krieg und Gewalt. Mehr als eine Million Menschen sind im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen. Auch 2016 werden viele Menschen hier Zuflucht suchen.

Ihre große Anzahl stellt Kom-munen und Länder vor noch nie dagewesene Herausforderungen: Sie müssen die Flüchtlinge ver-teilen, registrieren, geeignete

ten zur eindeutigen Identifizie-rung sind nur bedingt verfügbar.

Bund, Länder und Kommunen benötigen schnelle und wirk-same Lösungen. Daher hat Da-taport im November 2015 mit der Einrichtung des Programms „Gesamtkoordination Flücht-linge“ reagiert. Aus diesem Programm heraus werden alle Flüchtlingsprojekte im Unter-nehmen zentral gesteuert. So kann Dataport effektiver an den Lösungen für Bund, Länder und Kommunen arbeiten. Die im Programm gebündelten Projekte umfassen drei Aufgabenberei-che: Ersterfassung, Informati-onsaustausch und Organisation der Unterbringung.

Mobiler ErfassungsclientUm die Probleme bei der Erfas-sung der Flüchtlinge zu verrin-gern, arbeitet Dataport zusam-men mit der Bundesdruckerei und dem Bundesamt für Mig-ration und Flüchtlinge an einer modernen IT-Lösung.

Teil davon ist ein mobiler Er-fassungsclient, der vom Finger-abdruckscanner bis zum Aus-weisdrucker alle notwendigen Komponenten enthält. Mit dem Client können Personendaten sowie biometrische Daten er-fasst und Ausweise erstellt wer-

Flüchtlingshilfe

Gemeinsame Daten basis für VerwaltungenDie Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge wuchs im vergangenen Jahr stetig an. Auch 2016 wird der Strom der Hilfesuchenden nicht abnehmen. Dataport arbeitet gemeinsam mit Kommunen, Ländern und dem Bund an IT-Lösungen, um die Arbeit von Verwaltungen und Behörden zu erleichtern und Wartezeiten zu verkürzen.

Unterkünfte finden und diese vorbereiten. Die Mitarbeiter in den Verwaltungen leisten viel. Eines der größten Probleme ist die Erfassung eindeutiger perso-nenbezogener Daten der Flücht-linge. Ein Austausch der Daten zwischen den unterschiedlichen Verfahren der beteiligten Behör-den ist zurzeit aufwendig, da es keine gemeinsame elektronische Datenbasis gibt. So kommt es vor, dass Personen mehrfach er-fasst werden. Biometrische Da-

Improvisationstalent ist gefragt: Rüdiger Sievers von Dataport baut einen Rechner in einer Erst-aufnahmeeinrichtung in Kiel auf.

Output

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Flüchtlingshilfe

Gemeinsame Daten basis für Verwaltungen

den. Damit Bund, Länder und Kommunen auf einheitliche Da-ten zurückgreifen können, hat der IT-Planungsrat im November 2015 neben der beschleunigten Erfassung der Flüchtlinge auch den Aufbau eines Kerndaten-systems mit Datenweitergabe an Folgesysteme beschlossen. Der Bundestag hat im Januar 2016 einen Gesetzesentwurf auf den

Weg gebracht, der es ermöglicht, Daten untereinander auszutau-schen.

Zentrale InfrastrukturDas Kerndatensystem, auf das alle Behörden über standardi-sierte Schnittstellen zugreifen können, stellt qualitativ gesi-cherte Daten bereit. Dazu gehö-ren unter anderem die Daten, die mit dem mobilen Client er-fasst werden. Der Zugriff auf das Kerndatensystem erfolgt über eine zentrale Infrastruktur, den sogenannten Nachrichtenbro-kern. Sie übermitteln einheitli-che Datensätze an verschiedene Fachanwendungen.

Das Vorgehen zeigt, dass es im föderalen Deutschland durch-aus möglich ist, eine IT-Harmo-nisierung zügig zu gestalten. „Ziel ist es, dass jeder Sachbear-

tungen und Unterkünften: Weil der Wohnraum knapp ist, müs-sen leerstehende Gebäude für die Unterbringung genutzt und schnell hergerichtet werden. Oft ersetzen Container fehlende Wohnmöglichkeiten. Es müssen aber nicht nur Stühle, Betten und Tische für die Flüchtlin-ge vorhanden sein. Auch das Quartiersmanagement muss mit funktionierenden Telefo-nen und Computern ausgerüstet werden.

Dataport stattet diese Gebäude mit den nötigen Servern, PCs und Notebooks aus. Wenn nö-tig, werden grundlegende tech-nische Voraussetzungen wie IT-Infrastruktur und Netzan-schlüsse aufgebaut. „Hier geht es erst einmal darum, schnell und pragmatisch zu helfen“, so Arnd Seng. Telefone und Com-puter unterstützen nicht nur die Helfer vor Ort bei der Arbeit. Mit der zunehmenden Digitali-sierung des Asylverfahrens wer-den auch anderen Dienststellen von Bund, Ländern und Kom-munen unterstützt.

„Mitte 2016 werden wir eine völlig neue IT-Landschaft rund um das Thema Flüchtlinge ha-ben“, ist sich Arnd Seng sicher. „Sie wird noch nicht endgültig fertiggestellt sein, aber sie wird Kommunen, Ländern und Bund die Möglichkeit geben, ihre Ressourcen neu zu ordnen und ihre Aufgaben besser zu bewäl-tigen.“

Output

Eine IT-Harmonisierung ist auch im föderalen Deutschland möglich.

beiter einer Behörde alle Infor-mationen hat, um seine Aufga-ben zu erfüllen. Er weiß, welche Personen in Deutschland Asyl beantragt haben, wo sie unterge-bracht sind und welche Leistun-gen sie erhalten haben oder noch erhalten müssen“, beschreibt Arnd Seng – zentraler Koordi-nator für den Aufgabenbereich Flüchtlingshilfe bei Dataport –

den Idealzustand. Ein besserer Informationsaustausch würde nicht nur die Mitarbeiter in den Behörden entlasten, sondern den Flüchtlingen Wartezeiten und Ungewissheit ersparen.

Pragmatische Hilfe Kommunen und Länder müssen die Flüchtlinge unterbringen und den Überblick behalten. Zur Betreuung gehört neben der Anmietung und Einrichtung der Räumlichkeiten auch die Koordination der Belegung, die Organisation des Tagesablaufs und die Aktenführung für jeden einzelnen Flüchtling. Hier kön-nen IT-Anwendungen unterstüt-zen und die Arbeit erleichtern, vor allen Dingen aber den Pro-zess beschleunigen. Eine große Herausforderung für Kommu-nen und Länder ist die Ausstat-tung von Erstaufnahmeeinrich-

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E-Government

Innovativ, modern und bürgernah – so wünschen sich Bürger und Wirtschaft die digitale Verwaltung. Dazu braucht es neben guten Ideen jedoch auch Fachpersonal und ausreichend finanzielle Mit-tel. Ein hoher Ressourcenaufwand, der gerade einzelne Kommunen schnell an ihre Grenzen bringt. Der für die länderübergreifende Zu-sammenarbeit in der Informationstechnik zuständige IT-Planungs-rat hat deshalb ein Konzept für regionale Erprobungsräume entwi-ckelt. In diesen vernetzen sich Städte, Landkreise und Gemeinden miteinander, um gemeinsam digitale Verfahren für die Verwaltung zu entwickeln und im Alltagsgeschäft zu testen. Ziel ist es, Verwal-tungsleistungen für Bürger und Unternehmen zu verbessen und die Prozesse innerhalb der Verwaltung zu beschleunigen. Gemeinsame E-Government-EntwicklungenSeit 2014 gibt es mit dem Erprobungsraum Nordwest auch in Nord-deutschland ein solches Netzwerk. Der Erprobungsraum ist Teil des interkommunalen E-Government-Netzwerks „Virtuelle Region Nordwest (ViR-Nordwest)“. Bereits seit 2002 arbeiten hier rund 60 Kommunen sowie die Länder Bremen und Niedersachsen an ge-meinsamen E-Government-Entwicklungen. „Durch die Zusammen-arbeit innerhalb der ViR-Nordwest können die Kommunen bei der Umsetzung von IT-Projekten die eigenen personellen und finanziel-len Ressourcen effizienter einsetzen“, erklärt Christine Tigges von der Geschäftsstelle ViR-Nordwest bei der Senatorin für Finanzen in Bremen. „Als aktive Teilnehmer im Erprobungsraum Nordwest profitieren sie außerdem von der bundesweiten Vernetzung mit den anderen Erprobungsräumen und dem IT-Planungsrat.“

Wissen einbringen und von Erfahrungen profitierenDie ViR-Nordwest hat zurzeit 77 Mitglieder. Seit 2015 gehört auch Dataport dazu. In der Funktion als IT-Dienstleister des Landes Bremen hat das Unternehmen schon vorher an Projekten des Er-probungsraums mitgearbeitet. Die Mitgliedschaft war die logische Folge, von der alle Beteiligten profitieren. „Wir bringen unser Wis-sen aus Entwicklung und Betrieb der Verwaltungs-IT für sechs Bun-desländer und Kommunen in die Arbeit des Erprobungsraums ein. Dafür profitieren wir von den praktischen Erfahrungen aus den ein-zelnen Projekten“, kommentiert Dr. Derek Meier die Entscheidung, der ViR Nordwest beizutreten. Er vertritt Dataport in dem Verbund.

Aktuell bearbeiten die im Er-probungsraum Nordwest organi-sierten Kommunen Projekte zu den Themen E-Rechnung und Langzeitarchivierung. „Die Zu-sammenarbeit basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit“, sagt Christine Tigges. „Jedes Mitglied kann für sich entscheiden, ob es an einem der Projekte mitarbei-ten möchte.“ Die Koordination der einzelnen Projektgruppen übernimmt eine 21 Mitglieder umfassende Steuerungsgruppe, die alle zwei Monate tagt.

Erprobungsraum Nordwest

Experimentierfeld f ür kommunales E-GovernmentIm regionalen Verbund des Erprobungsraums Nordwest entwickeln Verwaltungen aus Bremen und Niedersachsen gemeinsam digitale Verfahren und testen sie im kommu-nalen Alltag. Seit dem vergangenen Herbst beteiligt sich auch Dataport an dem Netz-werk und bringt Wissen rund um den Betrieb von Verwaltungs-IT mit ein.

Erprobungs-räume

Die Region Nordwest ist bereits der dritte Erprobungsraum in Deutschland. 2010 gründeten Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und der Verband Region Rhein-Neckar den Er-probungsraum Rhein-Neckar. 2012 folgte der in Nordrhein-Westfa-len angesiedelte Erpro-bungsraum Rheinland.

Norddeutsche Kooperation: Bremen und Niedersachsen wollen gemeinsam die Verwaltungsleistungen für Bürger und Unternehmen verbessern. Foto: Almuth Becker – Fotolia.de

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E-Government

Erprobungsraum Nordwest

Experimentierfeld f ür kommunales E-Government

Im Projekt E-Rechnung arbeiten unter Leitung der Stadt Olden-burg die Städte Bremen, Bre-merhaven und Achim sowie vier Landkreise, zwei Kommunen und Dataport an einer Lösung für elektronische Rechnungen. Nach einer von der EU festge-legten Richtlinie müssen alle

öffentlichen Auftraggeber bis spätestens November 2018 in der Lage sein, Rechnungen auf elek-tronischem Weg zu empfangen und zu verarbeiten. Für Ämter und Behörden ist das mit hohem

Prozesse zu entwickeln. Im bun-desweiten Austausch mit dem IT-Planungsrat sollen aus diesen Ergebnissen dann länderüber-greifende Lösungen entwickelt werden.

Die Sichtweise der Unter-nehmen einbeziehenDie E-Rechnung ist jedoch nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für Unternehmen interes-sant, die Dienstleistungen für die Verwaltung erbringen. Beim nächsten Plenum der ViR-Nord-west am 21. April 2016 in Han-nover soll deshalb die regionale Wirtschaft in das Projekt einge-bunden werden.

Für Christine Tigges eine gute Möglichkeit, sich direkt mit-einander auszutauschen: „Wir laden alle interessierten Un-ternehmen ein, damit wir das Thema E-Rechnung und die damit verbundenen Verände-rungen gemeinsam diskutieren können. Denn nur wenn wir die Sichtweise der Unterneh-men einbeziehen, können wir sie später auch für die Nutzung der E-Rechnung gewinnen.“ Auf der Website der ViR-Nordwest (www.vir-nordwest.de) gibt es die Möglichkeit, sich online für die Veranstaltung anzumelden. Für die zukünftige Arbeit im Erprobungsraum Nordwest sind bereits weitere Projekte geplant. Im Fokus stehen dabei die The-men E-Vergabe, Service Center 115, neuer Personalausweis und IT-Sicherheit.

technischen und organisatori-schen Aufwand verbunden. So müssen Schnittstellen zur Rech-nungsübermittlung geschaffen, eine passende Software ent-wickelt und die noch auf die Papierrechnung abgestimmten Bearbeitungsprozesse angepasst werden. Außerdem müssen die

elektronischen Rechnungen re-visionssicher archiviert werden.

Der Erprobungsraum ermög-licht es den Kommunen, die passenden Infrastrukturen und

Städte, Landkreise und Gemeinden vernetzen sich.

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Hägar der Schreckliche

Querbeet

Managementwissen deckt heute viele Themengebiete ab. In entsprechenden Kursen werden neueste Erkenntnisse angepriesen. Doch ist das alles wirklich so neu? DieBibel beweist das Gegenteil.

Managementwissen

Schon zu Moses Zeiten aktuell

Personalführung, Resilienz, Qualitätssicherung – wenn man Publikationen aus dem Bereich der Ma-nagementlehre liest, entsteht der Eindruck, dass fortlaufend neue bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen werden. Tatsächlich sind die meisten Managementlehren uraltes Menschheitswissen in neuem Aufguss. Vieles davon wird bereits in der Bibel erwähnt. Diese ist kein verstaubtes Relikt des Altertums, sondern in Sachen Management-wissen erstaunlich aktuell.

Führung ist das zentrale Managementthema in der Bibel. Zu keinem anderen Teilgebiet gibt es auch nur annähernd so viele Fundstellen. Gute Führungspersönlichkeiten waren nicht nur zur Zeit des Mose von hoher Bedeutung. Wenn wir über Arbeitsteilung sprechen, sehen wir oft nur die horizontale Arbeitsteilung – also unterschied-liche fachliche Tätigkeiten, die parallel von dar-auf spezialisierten Menschen wahrgenommen werden. Die Bibel kennt darüber hinaus noch eine vertikale Arbeitsteilung. Damit ist die Hierarchie in einem Unternehmen gemeint. Vorgesetzte sind demnach in keiner Weise privilegiert, sondern ihre Führungsaufgaben stehen gleichberechtigt neben – nicht über – den Aufgaben der Kollegen,

die sie führen. Eine Utopie, die sich in der rauen Wirklichkeit nicht durchsetzen lässt? Spezielles Fachwissen wird von jedem anerkannt. Auch eine Führungskraft hat spezielles Fachwissen. In erster Linie ist der Umgang mit Mitarbeitern eine Frage der inneren Haltung. Auch Führen ist eine Art von Dienen: „Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen; wer unter euch der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein“ (Markus 10,44). Diese Überlegungen haben als Prinzip des „dienenden Führens“ mittlerweile Eingang in die allgemeine Führungsdiskussion gefunden.

Lebenslanges Lernen – ein alter HutIn den späten 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts erkannte man einen Zusammenhang zwischen ökonomischen Krisen und dem Bildungssystem. Das Schlagwort „Bildungsnotstand“ war in aller Munde. Die Antwort auf das erkannte Problem war die Forderung nach lebenslangem Lernen. Eigent-lich ein alter Hut, lesen wir doch im Buch Sirach 6,18: „Mein Sohn, bemühe dich um Bildung von deiner Jugend bis ins hohe Alter, dann wirst du weise werden.“ Die Bibel geht noch einen Schritt weiter als die Politik seinerzeit: Sie fordert lebens-langes Lernen mit dem Ziel, Weisheit zu erlangen.

August-Wilhelm Schinkel arbeitet bei Dataport als Gruppenleiter im Bereich Steuerverfahren. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Managmentwissen – und alten Schriften.

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Florian Bayer

Marit Hansen

Britta Heinrich

Heiko Scharffenberg

August-Wilhelm Schinkel

Thomas Schulze

Stefan Törmer

Katharina Trebes

Marianne Wulff

Die Autoren dieser Ausgabe

Seite 28

Seite 9

Seite 3

Seite 14, 18

Seite 30

Seite 19, 22, 24

Seite 10, 20

Seite 26

Seite 16

Querbeet

Fraglich ist, wie man mit erwor-bener Weisheit umgehen soll. Ist sie ein persönlich erworbenes Gut? Laut Bibel ist die Antwort ein klares Nein: „Weisheit, die du für dich behältst, ist wie ein vergrabener Schatz – beide sind nutzlos“ (Sirach 20, 30). Und wie gehen wir im Arbeitsalltag mit erworbener Weisheit um?

Was schon die Leviten wusstenResilienz und Achtsamkeit sind in unserer Gesellschaft wichtige Themen. Gott selbst hat schon mit der Schöpfungsgeschich-te den steten Wechsel von Ar-beit und Ruhezeiten vorgelebt. Das Buch Sirach 18, 19 fordert: „Kümmere dich um deine Ge-sundheit nicht erst, wenn du krank bist!“

Die Grenzen zwischen Ruhe- und Arbeitszeiten schwinden. Das Homeoffice birgt viele Risiken, die man sich bewusst machen sollte. Wir können jederzeit mit dem Notebook auf unsere Arbeitsun-terlagen zugreifen. Viele Menschen schauen selbst am Sonntagabend noch einmal nach, ob E-Mails eingegangen sind. Mancher Vorgesetzte schickt noch kurz vor Mitternacht per E-Mail Anweisun-gen an seine Mitarbeiter. Fühlt sich dadurch nicht mancher Empfänger dieser Nachrichten veran-lasst, anstatt seine Freizeit zu genießen, unter Be-weis zu stellen, dass auch er noch arbeitet?

Der Unternehmer und Führungskräfte-Coach Frank Breckwolt hat das in seinem Seminar „Hochleistung und Menschlichkeit“ aufgegrif-fen und darauf hingewiesen, dass Höchstleis-tung nur dann ohne Folgen für die Gesundheit ist, wenn sie für einen überschaubaren Zeitraum erbracht wird. Und auch Hochleistung ist auf Dauer nur dann ohne gesundheitliche Beein-trächtigungen möglich, wenn auf der Gegensei-te entsprechende Menschlichkeit steht, also für

den nötigen körperlichen und seelischen Aus-gleich gesorgt wird.

Manche Menschen erleben ihren Ruhestand als Schock. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie zeitlebens nur ihren Job im Blick hatten und die Menschlichkeit vernachlässigt haben. Sie sind auf die Ruhephase nicht vorbereitet und wissen mit ihrer Zeit nichts Sinnvolles anzufangen. Das geht auch anders. Aus der Bibel lernen wir, dass zu Zeiten Moses, also vor etwa 3.500 Jahren, die alte Priesterkaste – die sogenannten Leviten – mit 55 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand ging. Aber die Leviten wurden damals nicht vom Ar-beitsprozess ausgesondert, sondern durften noch weiter mithelfen. Eine solche Regelung gewähr-leistet nicht nur einen gleitenden Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand, sondern ist auch ein wertvoller Beitrag zum Wissenstransfer. Die Nachfolger des Ruheständlers haben bei auftau-chenden Fragen und Problemen noch immer einen erfahrenen Berater, von dem sie lernen können. So kann ohne Stress dem Wissensverlust vorgebeugt werden, der regelmäßig mit dem Weggang erfahre-ner Kollegen zu beklagen ist.

In der Bibel findet sich an vielen Stellen erstaunlich aktuelles Management-wissen.Foto: Karsten Dittmann – pixelio.de

Zum Weiterlesen

A u g u s t - W i l h e l m Schinkel: Manager Mose – Coach Gott, Gott unterstützt seine Manager, 2015, 248 Seiten, ISBN 978-3-8416-0605-1, 34,80 €

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