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Der Spiegel für Jugendliche
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Der Beginn
eines großen
AbenteuersTU I T. S UTH E R L A N DWings of Fire
Teil 1: Die Prophezeiung der DrachenLesung mit Simon Jäger1 mp3-CD | ca. 355 min | 16,99 €*
Teil 2: Das verlorene ErbeLesung mit Sandra Schwittau1 mp3-CD | ca. 364 min | 16,99 €*
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Jetzt die ersten Minuten hören:
3Dein SPIEGEL 04 | 2015
MAL GEHT ES UM DIE HAUSAUFGABEN, MAL UMS AUFRÄUMEN ODERUMS HANDY – zwischen Kindern und ihren Eltern kommt es immer malwieder zu Streit: Das ist auch bei der Familie auf dem Titelbild diesesHefts nicht anders. Beim Fototermin erzählten Georgina, 11, David, 8,und ihre Eltern, warum es auch bei ihnen manchmal Zoff gibt. DasWichtigste sei aber, sagt Papa Bart, dass niemand wütend ins Bett gehe.„Vor dem Schlafen muss der Ärger weg sein.“ Klärt sich ein Problemnicht von selbst, tagt der Familienrat: Alle kommen zusammen, jederdarf seine Meinung sagen. „Am Schluss vertragen wir uns immer“, sagtBart. Die Titelgeschichte zum Thema Streiten lest ihr ab Seite 18.
„SHAUN DAS SCHAF“ ist wohl die berühmteste Knetfigur der Welt –und sie kommt jetzt mit einem eigenen Film ins Kino. Als Redakteurin Antonia Bauer die Dreharbeiten in der englischen Stadt Bristol be -suchte, konnte sie den Figurenmachern über die Schulter gucken undzwischen den Kulissen umherlaufen: einer Miniaturstadt aus Knete,Styropor und Plastik. „Jedes noch so kleine Teil war von Hand ge-
Blick in die Kulisse:Antonia durfteShaun das Schafeinmal kurz vomFilmset nehmenund in der Hand halten.
formt“, sagt Antonia, „auch die Ziegelsteine der Häuser und die Würst-chen in der Metzgerei.“ Für das Foto durfte sie sogar die HauptfigurShaun anfassen. Danach musste das Schaf aber sofort mit einem feuch-ten Tuch abgeputzt werden – sonst hätte man später im Film AntoniasFingerabdrücke gesehen. Die Geschichte zum Film steht auf Seite 50.
Was denkt ihr über diese und die anderen Themen im Heft? Schreibt an [email protected]. Ihr könnt uns auch auf Facebookbesuchen unter facebook.com/deinspiegel. Oder ihr schaut auf unserem YouTube-Kanal vorbei. Ihr findet ihn unter youtube.com/deinspiegelchannel. Und natürlich könnt ihr einen Briefschreiben an „Dein SPIEGEL“, Ericusspitze 1, 20457 Hamburg.
VIEL SPASS BEIM LESEN!Euer „Dein SPIEGEL“-Team
Das nächste Heft erscheint am Dienstag, dem 21. April. TIT
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Spezial-
Wissen
Dicke Luft? Wie Eltern und Kinder besser streiten können
18
Filmstars aus Knete: Shaun das Schaf und seine Freunde
50
Gut geölt: Warum Benzin teuer – oder billig ist
28
28 DEN ÖLPREIS VERSTEHEN
Die Kosten für Benzin sind stark gesunken – eine super Sache für Autofahrer. Dabei heißt es immer, Ölsei knapp. Wie passt das zusammen?
30 FILME FÜR JEDEN
YouTube wird zehn Jahre alt. Welcheswar das meistgeklickte Video, und welcher Kanal hat die meisten Abonnenten?
32 RÄTSELMASCHINE
6 GLOBUS
Nachrichten aus aller Welt10 SERIE: TRAUMBERUF STADT-CHEF
Boris Palmer ist Bürgermeister von Tübingen. Wie viel Spaß macht seinJob wirklich?
12 EIN HACKER IM GESPRÄCH
Jan Girlich vom Chaos Computer Clubverrät, wie schnell er ein Handyknackt und warum man auf die eigenen Daten aufpassen sollte
14 SCHRAUBEN GEGEN VORURTEILE
In den USA haben es dunkelhäutigeKinder oft schwer – in einer Werkstattbasteln sie an einer besseren Zukunft
18 TITEL: WENN DIE FETZEN FLIEGEN
Zwischen Kindern und ihren Elternkracht es immer wieder mal. Warumdas gar nicht schlimm ist und wieman am besten damit umgeht / Test: Welcher Streittyp bist du?
24 EURE TEXTE
Everlyne, 14, lebt in Ostafrika, trägt bunte Gewänder und passt am Wochenende auf Ziegen auf –sie ist eine Massai
26 MEINUNG
Sollen Schüler mit der Hand schreiben?
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4Dein SPIEGEL 04 | 2015
36Willkommen in der Ritterzeit: Alles über das Mittelalter
Neuer alter Trendsport: Hula-Hoop
70
40Süüüüß: Warum wir Tierbabys niedlich finden
34 NEWS
36 SERIE: GESCHICHTE DER DEUTSCHEN
Ritter, Burgfräulein und prächtige Burgen: So stellen wir uns das Mittel-alter vor. Stimmt aber nur zum Teil
40 ZUM KNUDDELN UND FÜTTERN
Finden Bärenmütter ihre Babys auchso süß wie wir?
44 IM REGENWALD ZU HAUSE
Die Orang Rimba sind ein Naturvolkaus Indonesien – und ihr Lebensraumist bedroht
47 LESERBRIEFE / WITZE
48 KULTURTIPPS
50 SO NIEDLICH KANN KNETE SEIN
„Shaun das Schaf“ startet im Kino –ein Blick hinter die Kulissen
53 BESTSELLER
54 ZAHLEN, BITTE!
Hasen, Eier, Schulferien: Bald istOstern!
56 AUSGEWÄHLT UND DURCHGELESEN
Kinder stellen Bücher vor, die sie selbst ausgesucht haben
58 COMIC
63 EIN PROMI UND SEINE WELT
Der Komiker Bastian Pastewka64 QUERBEET
68 DER CHEF VON JOGI LÖW
Kinderreporter befragen WolfgangNiersbach, den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bunds
70 DAS GAB’S DOCH SCHON MAL
Vier Sportarten, die schon Mama und Papa gut fanden und die jetztwieder angesagt sind
73 AUFLÖSUNG / IMPRESSUM
74 FERDINAND
Ein Außerirdischerim Kino: Da gehteiniges schief.
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Action-Sportler Will Gadd, 48, über
einen Ausflug, den er nicht noch einmal
machen wird:
Ich bin hier am höchsten Punkt Afri-kas, auf dem Berg Kilimandscharo in
Tansania. Mein Team und ich haben fasteine Woche gebraucht, um zum rund 6000Meter hohen Gipfel aufzusteigen. Das Eisdort oben ist uralt – etwa 12 000 Jahre.Aber es wird nicht mehr lange da sein. DieWand, an der ich klettere, besteht nur nochaus einer dünnen Schicht. Früher bedecktedas Eis den ganzen Gipfel. Aber durch denKlimawandel ist die Luft wärmer geworden,die Eiskappe des Bergs schmilzt. Als wiroben ankamen, erwartete uns ein seltsa-mer Anblick: Es sah aus, als würden Eis -wände aus tropischen Sandstränden her-vorragen. Wissenschaftler schätzen, dass infünf Jahren das Eis komplett weggeschmol-zen sein könnte. Es geht schnell: Wir haben Eiswände bestiegen, die am folgenden Tagschon nicht mehr da waren. Viel-leicht war ich sogar der letzte Eis -kletterer auf dem Kilimandscharo.
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6Dein SPIEGEL 04 | 2015
PIKSEN GEGEN PUNKTE
Rote, juckendePunkte am ganzen Körper undhohes Fieber: Masern sindnicht nur unangenehm, sie kön-nen sogar gefährlich werden.Die Weltgesundheitsorganisa -tion hatte sich eigentlich dasZiel gesetzt, Europa bis zumJahr 2015 von den Masern voll-ständig zu befreien. Das hatnicht funktioniert. Im Gegenteil:In Berlin breitet sich das Ma-sernvirus derzeit ungewöhnlichschnell aus. Vor einigen Wo-chen ist sogar ein anderthalb-jähriges Kleinkind daran ge -storben. Politiker überlegen jetzt, ob sieeine Impfpflicht einführen sol-len. Damit würden die Elternper Gesetz dazu gezwungen,ihre Kinder impfen zu lassen. Susanne Glas macher arbeitetbeim Robert Koch-Institut inBerlin und beschäftigtsich mit Krankhei-ten wie
den Masern. Sie sagt, dass Impfungen zwei Vorteile hätten:Wer geimpft ist, kann nicht angesteckt werden. Und: Weil er keine Masern be-kommt, wird er auch anderenicht anstecken. Wenn 95 von100 Deutschen geimpft wür-den, dann könnte sich dasgefähr liche Virus in Deutsch-land nicht weiterverbreiten.Doch es gibt auch Menschen,die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen. Sie befürchten,dass die Masernimpfungschwere Nebenwirkungen hatund zum Beispiel in einigen Fällen Allergien aus lösen kann.Und sie sagen, dass die Krank-heit in den meisten Fällen un -gefährlich ist, wenn sierichtig behan-delt wird.
BITTE BERÜHREN!Kunstwerke ohne Absperrungen
oder Panzerglas: In der spanischen Haupt-stadt Madrid hat das Museo del Prado eineneue Ausstellung eröffnet, in der man die Bilder anfassen darf. Sie wurde speziell fürSehbehinderte entwickelt. Mithilfe von 3-D-Druckern fertigte das Museum Kopien sechsberühmter Kunstwerke an, zum Beispiel vonLeonardo da Vincis „Mona Lisa“. Durch denSpezialdruck werden Details hervorgehoben,und Blinde können die Bilder ertasten. Auchsehende Besucher können erfahren, wiesich Kunst anfühlt, ohne dass man sie sehenkann: Sie bekommen eine komplett schwar-ze Brille aufgesetzt.
WELTWEIT
SPANIEN
7Dein SPIEGEL 04 | 2015
HÄKEL-TIERCHEN
Da muss man genau hingucken: DieseTiere sind kleiner als ein Fingernagel. Eine Firmaaus Vietnam stellt die Winzlinge her – sie werdenin Handarbeit gehäkelt. Fünf Profi-Häkler verknotenmit einer kleinen Nadel dünnes Garn so kunstvoll,dass sich ein Muster ergibt. Anschließend werdenden Tierchen mit schwarzem Faden Augen und
Maul verpasst. Amigurumi heißt diese Technik, dieursprünglich aus Japan kommt – auf Deutsch be-deutet das so viel wie „gestricktes Bündel“. Auf dieIdee kam der Firmengründer durch seine zehnjähri-ge Tochter Su Ami, die kleine Tiere süß fand. Heuteheißt die Firma nach ihr und verkauft die Winzlingeüber das Internet in die ganze Welt.
Eisberg in Gefahr: Diese eisige Kletter-
wand wird es vermutlichnicht mehr lange geben.
VIETNAM
CHRISTIAN PONDELLA / WWW.REDBULLCONTENTPOOL.COM (O.); WWW.SU-AMI.BLOGSPOT.COM (U.)
8Dein SPIEGEL 04 | 2015
Ayla ist 13 Jahre alt, sie liest gern „Dein SPIEGEL“, magden „Ferdinand“-Comic – und komponiert klassische Musik. In der Kom-positionswerkstatt an der Staatsoper Berlinhat sie jetzt den „Ferdinand“-Comic ausder Dezember-Ausgabe in Musik umgesetzt. In der Folge geht esdarum, dass Reporterhund Ferdinand immer wieder vonanderen bei der Arbeit unter-brochen wird. In Aylas Musik-stück wird Ferdinand von einer Bratsche dargestellt –und von anderen Instrumen-ten gestört. Comic-ZeichnerFlix hat sich die Uraufführungder Staatskapelle Berlin natür-lich angesehen.
FERDINAND AUFGROSSER BÜHNE
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In den Tiefen des Weltalls habenForscher jetzt etwas entdeckt, das man eigentlichgar nicht sehen kann: ein Schwarzes Loch.Schwarze Löcher sind unsichtbar, weil sie soschwer sind und so eine große Anziehungskraftbesitzen, dass nicht einmal Licht ihnen entwei-chen kann. Wie ein riesiger Abfluss saugen sieGase, Staub, Gestein und sogar ganze Planeten insich hinein. Und wie das Wasser in einem Abflussverschwindet, so drehen auch die Gase und Bro-cken einige Spiralrunden, bevor sie verschlucktwerden. Dabei wird das Gas so heiß, dass es an-fängt zu strahlen – und diese Strahlung könnenForscher finden. Das jetzt entdeckte SchwarzeLoch stellt die Forscher vor ein Rätsel: Es warschon ein paar Hundert Millionen Jahre nach demUrknall sehr, sehr schwer, etwa so schwer wiezwölf Milliarden Sonnen. Normalerweise brauchtein Schwarzes Loch sehr viel länger, bis es soschwer wird.
EIN UNSICHTBARES SCHWERGEWICHT
Besser als zu Hause
sitzen: Bis das neue
Schulgebäude fertig
ist, lernen diese Kinder
im Wüstensand.
Das ist kein Foto. So stellt einZeichner sich ein Schwarzes Loch vor.
DEUTSCHLAND
UNIVERSUM
Von Aylas Begegnung mit „Ferdinand“-
Zeichner Flix und von dem Musikstück
gibt es ein Video; zu finden ist es in
unserer „Dein SPIEGEL“-App oder auf
www.youtube.de/deinspiegelchannel
Dein SPIEGEL: Jana, warum stehst du
jetzt in der Backstube statt vor der
Kamera?
Jana Beller: Ich modele zwar noch, abereben nicht mehr ausschließlich. Je äl-ter man wird, desto schwieriger ist es,in dieser Branche erfolgreich zu sein.Die Konkurrenz wird ja auch immer größer. Deswegen wollte ich mir mitdem Backshop ein sicheres Standbeinschaffen.
Was gefällt dir an deinem neuen Job
besser als am Modeln?
Es ist vor allem der Luxus, selbst überDinge zu entscheiden. Wenn ich Lusthabe zu backen, backe ich. Wenn ichBrötchen belegen will, dann belege ichsie. Es ist toll, dass ich mir meine Zeitfrei einteilen kann. Beim Modeln ent-scheiden die Kunden, ob sie dich für einen Job nehmen oder nicht. Da hatman selbst nicht viel zu sagen.
Was würdest du den Kandi -
datinnen aus der aktuellen
Staffel raten?
Auf jeden Fall erst mal die Schulefertig machen. Und es ist sehr wichtig, dass die Mädchen auch an dieZukunft denken. Es wird nicht immer sotoll und einfach sein im Modelgeschäftwie während der Sendung. Sie solltensich überlegen, was sie danach mit ihremLeben anfangen wollen.
Jana Beller, 24, gewann 2011 die 6. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“. Heute betreibt sie einen eigenen Backshop in München und modeltnur noch nebenher.
VOM LAUFSTEG INDIE BACKSTUBE
NOORULLAH SHIRZADA / AFP (O.); FLORIAN PELJAK / ACTION PRESS (U. L.); HENNING KAISER / DPA (U. R.)
HAUPTSACHE
LERNENEine kleine Tafel,
ein großer Teppich – fertig ist das
Klassenzimmer. Sehr luxuriös ist das
nicht. Diese Kinder im Nordosten
Afghanistans sind trotzdem froh da -
rüber. Denn viele Jahre konnten sie
überhaupt nicht in die Schule gehen.
Terroristen der Taliban kontrollierten
das Land – sie wollten nicht, dass die
Kinder lernen. Seit Kurzem ist es nun
ruhiger in der Gegend. Schüler und
Lehrer wollen aber nicht warten, bis
eine richtige Schule gebaut ist, und
beginnen deshalb schon mal mit dem
Unterricht. Besonders bemerkens-
wert: Es gibt auch ein paar wenige
Mädchen, die hier gemeinsam mit
den Jungen lernen. Während der
Taliban-Herrschaft wäre das absolut
undenkbar gewesen.
AFGHANISTAN
Steuern zu zahlen. Sonst ginge die Stadt plei-te. Kann er jetzt einfach bestimmen, was erwill? Zum Beispiel ein Schwimmbad vors eigene Haus bauen? Oder eine Buslinie er -öffnen, die ihn direkt nach Hause fährt? Nein,das geht nicht. Palmer muss sich mit dem Ge-meinderat, also mit den anderen in der Stadtgewählten Politikern, einigen. Dabei gibt es oftStreit. „Aber ich streite gern. Sonst hätte ichauch keine Freude an dem Beruf“, sagt er. Under muss sich natürlich an die Vorschriften derStadt und die Gesetze des Landes halten.Heute hat Boris Palmer eine wichtige Sitzung.Es geht um die Flüchtlinge in Tübingen. Inden vergangenen Monaten sind so viele Men-schen nach Deutschland geflohen, dass die F
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TRAUMBERUF: BÜR
10Dein SPIEGEL 04 | 2015
Der oberste Chef derStadt: In Tübingen hat
Boris Palmer das Sagen.
Ein Haus, ein kunterbuntes Haus steht in Tübingen neben dem anderen.
Gefällt den Bürgern: Täglich postet Palmer
Es gibt etwas, das jeder Bürgermeisterkönnen muss, und Boris Palmer hates drauf: gleichzeitig essen und re-
den. Auf Palmers Teller liegen Linsen, Spätzle und Seitenwürstle, das ist eines seiner Lieblingsgerichte. In Ruhe genießenkann er es aber nicht. Ständig sprechen ihnLeute an: Warum gibt es in Tübingen nichtmehr Platz für Wohnmobile? Und wiesomüssen für Parkplätze Bäume gefällt wer-den? Kann sich der Bürgermeister nicht darum kümmern?Boris Palmer, 44, ist Bürgermeister von Tübingen, also der oberste Chef der Stadt.Bürgermeister gibt es in mehr als 11 000
TRAUMBERUF: BÜR
Städten und Gemeinden in Deutschland, vonFlensburg bis Garmisch. Palmers Arbeit beginnt schon morgens amFrühstückstisch. Er liest jeden Morgen Zei-tung. Und sieht, wenn er die Seiten auf-schlägt, oft erst mal: sich selbst. Er spielt beivielen Sachen, die in der Stadt passieren,eine Rolle. Er kümmert sich zum Beispiel darum, wie viele Museen es geben soll, woParkhäuser gebaut und Fußgängerzonen ein-gerichtet werden. Außerdem entscheidet derBürgermeister, wofür die Stadt Geld ausgibt.Schwimmbäder und Kindergärten kosten eineMenge. Deswegen muss er Firmen dazu brin-gen, sich in Tübingen niederzulassen und
Als Chef einer Stadt über alles bestimmen und vonEin Besuch bei Boris Palmer von der Partei „Die
Städte Schwierigkeiten haben, eine Unter-kunft für sie zu finden. Es ist genau gere-gelt, was der Bürgermeister entscheidendarf – und was nicht. Er darf nicht ent-scheiden, wie viele Flüchtlinge nach Tübin-gen kommen. Er darf auch nicht darüberbestimmen, wie viel Geld sie erhaltenoder ob sie dauerhaft hierbleiben dürfen.Das regeln die Bundesregierung und diezuständigen Ämter. Palmer muss aber zumBeispiel organisieren, wo die Flüchtlingewohnen, Deutsch lernen und ihre Kinder indie Schule gehen können. Wer Politik in einer Stadt macht, kann weniger entscheiden als etwa ein Mitgliedder Bundesregierung. Aber er bekommt
eher mit, welche Probleme die Bürger in ihrem Alltag haben. Wenn eine Baustelle vorder Tür ständig für Stau sorgt, schreibt nie-mand deswegen an die Bundeskanzlerin. Vieleher wendet er sich an den Bürgermeister. Boris Palmer fährt täglich mit dem Rad durchTübingen, geht einkaufen und Abendessen.„Einerseits freue ich mich, wenn die Leutemit ihren Problemen zu mir kommen. Aberwenn ich mit meiner vierjährigenTochter in die Stadt gehe, ha-ben wir keine Ruhe. Manch-mal würde ich auch gerneinfach ungestört mit ihrein Eis essen.“
Antonia Bauer
BERUFSINFODas Schlimmste an dem Beruf?
„Dinge, die man ändern will, aber nicht än-dern kann. Ich hätte gern, dass die Leuteviel weniger Auto und stattdessen mehrRad fahren. Das klappt noch nicht gut.“Das Schönste an dem Beruf?
„Durch die Stadt zu gehen und zu sehen:Hier habe ich etwas bewirkt.“Wie viele Bürgermeister gibt es in
Deutsch land?
11 475 Bürgermeisterinnen und Bürger -meister. Wie wird man Bürgermeister?
Durch eine Wahl. Die meisten Bürger -meister gehören einer Partei an. Das istaber nicht Bedingung. Was verdient man durch schnitt lich?
Das hängt davon ab, wie groß die Stadt ist,die man regiert. Bei kleinen Städten bis10 000 Einwohner gibt es rund 4500 Euro.Bei 100 000 Einwohnern gibt’s rund 8500und bei Großstädten wie Köln rund 12 300Euro im Monat. Davon müssen aber nochSteuern und Versicherungen bezahlt werden.Was muss man kön nen?
• Zu jeder Gelegenheit eine Rede schwingen
• Sich mit jedem unterhalten • Zuhören • Lange arbeitenFür wen ist das nichts?
• Menschen, die Streit gern aus dem Weggehen
• Langschläfer• Schüchterne
VORURTEILE-CHECK Bürgermeister gratulieren Omis zum
90. Geburtstag und eröffnen Volksfeste.
STIMMT. Aber nicht nur. Den Großteil der Arbeit sieht man gar nicht: Sie besuchenSitzungen und wälzen Akten.Bürgermeister sind gewichtige, ältere
Herren.
STIMMT OFT. Nur 4 von 100 sind Frauen.Die allermeisten sind älter als 50 Jahre, verheiratet und haben ältere Kinder. Aberes geht auch anders.Bürgermeister dürfen über alles in der
Stadt bestimmen.
STIMMT NICHT. Sie müssen vielmehrgut überzeugen können. Und sie müssen gut mit anderen Politikernoder Amtschefs zusammenarbeiten können.
GERMEISTER
11Dein SPIEGEL 04 | 2015
In der Stadt wird Palmer von den Bürgern erkannt. Viele wollen ihm mal die Hand schütteln.
GERMEISTER
auf Facebook und diskutiert mit den Nutzern über Probleme in der Stadt.
den Bürgern gefeiert werden? Klingt nach einem Top-Job. Grünen“, dem Oberbürgermeister von Tübingen.
Anhang dran, sollte man sich über-legen, ob man den öffnet.Es heißt immer, wir sollen im Netz auf
unsere Daten aufpassen. Was ist
denn so schlimm daran, wenn jemand
meine Daten hat?
missbrauchen. Sondern du musstden Leuten Bescheid sagen, dass ihrComputer unsicher ist. Hatte der CCC trotzdem schon mal
Ärger mit der Polizei?
Klar. Zum Beispiel 1984, als derClub noch wenig bekannt war. Dahaben die CCC-Mitglieder den Vor-gänger des Internets benutzt, umvon einer Bank heimlich 135000Mark zu kassieren. Die Bank hatdas Geld sofort zurückbekommen,aber trotzdem waren alle ganz auf-geregt: Politiker haben sich einge-mischt, Anwälte wurden eingeschal-tet. Das ist eine Geschichte, die mansich immer wieder im Club erzählt.Wurdest du schon einmal von einem
Hacker angegriffen?
Da bin ich mir nicht sicher. Wenndas ein guter Hacker war, hab ichdas gar nicht mitbekommen. Was kann man denn tun, damit der
eigene Computer nicht gehackt wird?
Vieles. Das Wichtigste ist, dass alleProgramme auf dem neuesten Standsind. Wenn eine Sicherheitslücke bekannt wird, gibt es meist ein Up-date, das diese Lücke schließt. Dannmüsst ihr also updaten. Außerdemsollte man aufpassen: Wenn maneine E-Mail bekommt mit einem
Dein Spiegel: Wenn wir dir jetzt eines
unserer Handys geben, wie schnell
kannst du es knacken?
Jan Girlich: Ich habe von Handysnicht so viel Ahnung, aber wenn ichmich einen Tag vorbereiten kann,brauche ich für das Reinkommenins Gerät eine Minute. So einHandy ist ja ein vollständiger Rech-ner, den man von vielen Seiten ausangreifen kann: Es ist per WLANoder Telefonnetzwerk aus dem In-ternet erreichbar, und es hat Blue-tooth. Und dann auch noch Stecker.Wenn man „Hacker“ hört, denkt man
gleich an etwas Verbotenes. Tut ihr
ständig Böses?
Das Wort Hacker haben ganz frühermal Studenten in den USA erfun-
den. Die meinten mit hacken etwas anderes, nämlich: clevereTricks anwenden, um ein Gerätzu verbessern. Oder es anders zunutzen, als es vom Hersteller ge-dacht war. So sehen wir das hierim Chaos Computer Club eben-falls. Wir haben auch eine soge-nannte Hacker-Ethik, also Regeln,an die man sich halten muss. ZumBeispiel: Wenn du einen Compu-ter gehackt hast, darfst du die Da-ten, die du darauf findest, nicht
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»DEINE DATEN
VERRATEN MEHR
ÜBER DICH,
ALS DU DENKST«Jan Girlich, 32, ist einer der Sprecher des Chaos
Computer Clubs (CCC). Mit Helen, 12, und Marius, 13,
sprach er über gute Hacker, böse Hacker
und darüber, wie Kinder sich im Netz schützen können.
12
Einmal im Jahr lädt der Chaos ComputerClub zu einem großen Kongress. Da sitzendann 10000 Leute zusammen und zeigensich gegenseitig, was sie draufhaben.
Deine Daten verraten mehr überdich, als du denkst. Wenn jemandzum Beispiel weiß, wo du überallwarst, kann er daraus ablesen, wo du zur Schule gehst, wo deine
Freunde leben und wie oft du welche Freunde besuchst. Darauskann er womöglich sogar ableiten,wen du lieber magst. Firmen sind sehr gut darin, so was abzu -
lesen.
Woher sollen die wissen, bei
wem ich war?
Wenn man sich beispielsweise dieFacebook-App auf dem Handy installiert, kann Facebook genau sagen, wo du gerade bist. Und deinHandy kennt alle deine Kontakte,oft mit Adresse. Sobald eine Appauf das Telefonbuch zugreifen kann,verknüpfen sich immer mehr Infor-mationen. Aber wen interessieren schon die Da-
ten von Kindern und Jugendlichen?
Kinder sind interessant für Leute, dieWerbung machen möchten. DennKinder sind gut darin, ihre Eltern zuüberzeugen, bestimmte Sachen zukaufen. Deshalb versuchen die Fir-men, möglichst viel darüber zu erfah-ren, was Kinder gerade cool finden. Welche Regeln sollten Kinder im
Netz beachten?
Um die Kinder mache ich mirwenig Sorgen. Kinder in euremAlter kommen oft besser klar alsihre Eltern. Die sind eher dasProblem. Manche Eltern glau-ben, es reiche, eine Sperre inden Computer einzubauen, sodassihre Kinder nicht ins Internet kön-nen oder nur auf bestimmte Seiten.Aber das bringt nichts.Warum nicht?
Man muss den Kindern den Um-gang mit dem Internet beibringen.Eine Sperre bringt aber nichts bei,die verbietet nur. Außerdem sinddie Sperren leicht auszutricksen.Man muss nur den Namen der Kin-
dersicherung bei Google einge-ben. Da findet ihr meistenseine Anleitung, wie man dieausschalten kann.So machen wir es mit den Rech-
nern in der Schule auch.
Es gibt natürlich viele Seitenim Internet, die wirklich nichtfür Kinder geeignet sind. Da-rüber müssen die Eltern mit
ihren Kindern aber reden. Die Kin-der müssen umgekehrt auch mit denEltern sprechen: Ihr müsst zu ihnengehen, wenn ihr irgendetwas Komi-sches im Internet erlebt habt.
13Dein SPIEGEL 04 | 2015
Helen besucht die 7. Klasse am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Hamburg. Sie reitet gern. Sie darf
in der Woche eine Stunde an den Computer undam Wochenende auch eine Stunde. Die Handynut-
zung ist nicht beschränkt.
Marius besucht die 7. Klasse amHeilwig-Gymna-sium in Ham-burg. Er spieltTennis undlernt Program-mieren. Mariusdarf siebenStunden proWoche an denRechner, da sind Auf-gaben für die Schu-le aber noch nichtmit drin.
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14Dein SPIEGEL 04 | 2015
Der elfjährige Akin lebt in den
reichen USA, aber in einem
armen Teil der Stadt Chicago.
Dort gibt es viel Gewalt auf
den Straßen – und die Polizei
ist nicht immer eine Hilfe:
Einige Polizisten haben Vor -
urteile gegen die dunkelhäuti-
gen Bewohner.
AKIN SCHRAUBTAN SEINER
ZUKUNFT
An vielen Orten der USA demonstrieren Bürger dagegen,
dass die Polizei Schwarze nicht immer fair behandelt.
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.) Wenn Akin seine Wohnung verlässt, dann ist ernie allein. Seine Mutter begleitet den Elfjährigenjedes Mal. Sie lässt ihn erst aus den Augen,
wenn Akin an einem sicheren Ort ist – in der Schulezum Beispiel oder im Haus eines Freundes. Denn drau-ßen, auf den Straßen Chicagos, ist es gefährlich.
Jede Woche werden hier durchschnittlich acht Men-schen auf offener Straße erschossen. „Manchmal“, sagtAkin, „würde ich gern von hier wegziehen. Wegen derGewalt, wegen der Waffen.“
Die Stadt, in der Akin lebt, liegt in den USA, einemder reichsten Länder der Welt. Waffen, Gewalt? EinElfjähriger, der nicht allein auf die Straße darf? Daswürde man hier nicht vermuten.
Doch die Stadt hat ein Problem. Während im NordenChicagos vor allem reiche, weiße Menschen wohnen,gibt es in Akins Viertel im Süden viel Armut. Ein Groß-teil der Menschen hier hat keine Arbeit. Jugendlichekämpfen in Gangs gegeneinander – auf offener Straße
und mit scharfen Waffen. Wer Mitglied einer Gang ist,findet die Schule schnell nicht mehr wichtig. Und hatkaum eine Chance, der Armut zu entkommen.
Akin will da nicht mitmachen. „Mein Traum ist es,später mal als Forscher an der Universität zu arbeiten.“Auch deshalb ist er froh, dass es die „Experimentier-station“ gibt, einen Fahrradladen in seinem Viertel. Jeden Nachmittag kommen Kinder aus der Nachbar-schaft hierher, um Hilfe bei den Hausaufgaben zu erhalten und beim Reparieren der Fahrräder zu helfen.Die „Station“, wie sie hier alle nennen, bietet ihneneinen Ort, an dem sie spielen, lernen und arbeiten können.
Als Akin ankommt, riecht es nach Gummireifen undKettenöl, aus den Lautsprechern schallt Rockmusik.Akin begrüßt seine Freunde mit Handschlag undschnappt sich eine Orange aus der kleinen Holzkisteneben der Eingangstür. Akin geht fast täglich in dieStation. „Hier fühle ich mich sicher.“
Akin (rechts) und ein
Freund basteln in einer
Fahrradwerkstatt für
Kinder. Hier fühlen sie sich
sicher. Und sie tun etwas
Sinnvolles. Sie lernen, dass
es Besseres gibt, als mit
einer Jugendgang auf der
Straße rumzuhängen.
Preise fürs Aufräumen werden die Kinder in der Werkstatt
wohl nicht gewinnen. Aber darauf kommt es auch nicht an.
Blöde Vorurteile: Akins Freund Jaleel hat sein Rad selbst zu-
sammengeschraubt. Die Polizei glaubte, er habe es geklaut.
15Dein SPIEGEL 04 | 2015
ihnen die Belege für den Bücherkaufzeigte, ließen sie ihn gehen. Entschul-digt haben sie sich nicht. „Ich bin mirsicher, dass sie ihn nur wegen seinerHautfarbe verfolgt haben“, sagt Akin.Von den älteren Jungs in der „Sta -tion“ hat er ähnliche Geschichten gehört.
Es kommt in den USA immer wie-der vor, dass die Polizei Schwarze zuUnrecht verdächtigt. Es sind sogarschon Jugendliche erschossen wor-den, weil Polizisten sich bedroht fühl-ten – obwohl die Jugendlichen garkeine Waffe hatten.
Akin versteht nicht, warum es zumKonflikt zwischen
Draußen aufder Straße lau-
ert nicht nur Gefahrdurch bewaffneteGangs. Auch die Polizei, die Kindernwie Akin eigentlichhelfen sollte, istnicht immer auf de-ren Seite. Weil es inseinem Viertel vielGewalt und Krimi-nalität gibt, habeneinige PolizistenVorurteile gegen-über den Menschen,die hier leben. Unddas nur, weil die meisten Bewohnereine dunkle Hautfarbe haben.
Akins Freund Jaleel bekam dasschon zu spüren. Akin arbeitet zu-sammen mit dem 14-Jährigen in der„Station“. „Vor ein paar Wochen kamJaleel hierher und erzählte diese Ge-schichte. Wir waren alle geschockt.“
Jaleel war mit seinem Fahrrad vonder „Station“ zur Universität gefah-ren, um dort Bücher zu kaufen. Aufdem Rückweg raste plötzlich ein Poli -zeiwagen mit Sirenengeheul hinterihm her. Die Polizisten warfen ihmvor, das Fahrrad und die Bücher ge-stohlen zu haben. Sie legten ihmHandschellen an. Erst als Jaleel
Menschen kommt, nurweil sie unterschied -liche Hautfarben ha-ben. „Für mich gibt eskeinen Unterschiedzwischen schwarzenund weißen Kindern.Innen drin sind wiralle gleich.“
Akin weiß, dass erspäter einen gutenJob finden muss, umaus seinem armenViertel herauszukom-men. Auch deshalbfindet er die Fahrrad-station so gut.
„Früher“, erinnert er sich, „da binich nur wegen der Orangen herge -kommen. Aber inzwischen bleibe ichwegen anderer Dinge. Ich fühle michhier wie zu Hause.“ Wenn Akin inder Station ist, dann vergisst er füreinige Zeit, was draußen passiert. DieWaffen, die Gewalt, das alles rücktin den Hintergrund.
Er schraubt und bastelt, bis seineMutter ihn abholt. „Ich muss los“, rufter seinen Freunden zu. Er streift sichseinen Kapuzenpulli über, darüberdie Jacke. Den Reißverschluss ziehter bis ganz oben zu. Dann rennt Akinaus der Tür der „Station“ hinaus aufdie Straßen Chicagos. Zusammen mitseiner Mutter, natürlich.
Lisa Duhm
Die USA gelten als das Land derFreiheit und der unbegrenztenMöglichkeiten. Aber für die ers-ten Schwarzen war es das nicht.Im Gegenteil. Von 1619 an ka-men sie als Sklaven aus Afrika.Vor allem im Süden des Landesmussten sie harte Arbeit aufden Plantagen verrichten – sie
besaßen keine Rechte und wur-den nicht bezahlt. Doch im Norden der USA bilde-te sich in der weißen Bevölke-rung immer mehr Widerstandgegen die Sklaverei. Im ameri-kanischen Bürgerkrieg kämpf-ten deshalb die Staaten im Nor-den gegen die des Südens. Der
DIE AMERIKANISCHE
UNGERECHTIGKEITNorden gewann und schafftedie Sklaverei 1865 offiziellab. Doch die schwarze Be -völkerung wurde weiterhinunterdrückt – zum Beispielgab es Restaurants, die nurvon Weißen betreten werdendurften.98 Jahre später versammel-ten sich mehr als eine viertelMillion Menschen in derHauptstadt Washington, umgegen die Diskriminierung zu protestieren. In einer be-
rühmten Rede sagte derschwarze Bürgerrechtler Martin Luther King 1963: „Ichhabe den Traum, dass sich eines Tages schwarze Kinderund weiße Kinder als Schwes-tern und Brüder erkennen.“ Auch heute haben esschwarze Jungen und Mäd-chen in den USA nicht immerleicht. Jedes dritte schwarzeKind lebt unter der Armuts-grenze – bei den Weißen istes nur jedes zehnte.
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16Dein SPIEGEL 04 | 2015
Eine Runde zocken: Akin (l.) schaut beim Computerspiel zu. Der PC stehtauch in der Fahrradwerkstatt. Man kann ja nicht immer nur basteln.
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Kinder und ihre Eltern geraten immer
wieder aneinander. Das nervt, klar.
Dabei ist Streit an sich gar nicht
schlimm, sondern völlig normal.
SCHON
WIEDER
ZOFF?
Du machst jetzt sofort deine Hausaufgaben!Der Computer bleibt aus! Dein Zimmersieht aus, als hätte eine Bombe eingeschla-
gen. Räum auf! Diese Sätze haben etwas ge-meinsam: Mit ihnen beginnt in vielen Familienein Streit. Denn ganz oft zoffen Eltern und Kin-der immer um das Gleiche. Krach gibt’s wegender Schule. Wegen Handy, Computer und Fern-seher. Und es geht darum, dass Kinder im Haus-halt helfen sollen.
Dass gestritten wird, ist übrigens total nor-mal. Forscher haben etwa 10000 Kinder befragt.Und für fast die Hälfte gehört es dazu, manch-mal zu streiten. Je älter Kinder werden, destohäufiger: Kinder, die in die siebte Klasse gehen,streiten mehr als Kinder in der vierten. Abergut fühlen sie sich dabei meistens nicht.
Wäre es da nicht besser, gar nicht zu streiten? Nein. Darin sind sich die meisten Wissenschaft-
ler einig. Beim Streiten lernt man, über Gefühlezu sprechen, sich durchzusetzen. Aber auch, eineLösung zu finden, mit der alle zufrieden sind.
Deshalb raten viele Pädagogen gar nichtdazu, Streit zu vermeiden. Sie empfehlen, bes-ser zu streiten. Ohne Tränen und Geschrei. Esist aber völlig in Ordnung, dass man eine andereMeinung hat als andere.
Eltern meinen zum Beispiel, dass man seineHausaufgaben am besten sofort nach der Schuleerledigen soll, weil man sie dann hinter sichhat. Man selbst will aber lieber erst draußenspielen oder ein Buch lesen. Das ist ein bisschenwie bei Pippi Langstrumpfs Freunden Tommyund Annika. Weil sie Unkraut im Erdbeerfeldjäten sollen, streiten sie so sehr mit ihrer Mutter,dass sie von zu Hause ausreißen.
In der Wirklichkeit hat aber nicht jeder dasstärkste Mädchen der Welt zur Freundin, daseinem bei so einem Abenteuer beiseitesteht.Da ist es besser, eine andere Lösung zu finden.„Manchmal hilft es zu erklären, warum man et-was nicht will, und dann eigene Vorschläge zumachen“, sagt Paula Honkanen-Schoberth. Siekümmert sich beim Deutschen Kinderschutz-bund seit vielen Jahren darum, dass Eltern undKinder sich besser verstehen. Hätte Annika ihrer Mutter gesagt, dass sie lieber noch eineStunde spielen will, weil das Wetter so schönist, und dass sie das Erdbeerfeld danach vonUnkraut befreit, hätte es vielleicht gar keinenStreit gegeben. Denn jeder hätte bekommen,was er möchte.
So ein Kompromiss ist gut. Denn wennmit einer Lösung alle einverstanden sind,halten sich auch alle eher daran.
20Dein SPIEGEL 04 | 2015
Es ist wichtig, einlenken zu kön-nen – für Kinder und Eltern. Bei-spielsweise wenn die Eltern gut er-
klären, dass sie etwas von einem wollen,weil sie sich Sorgen machen. Oder wennman selbst gut erklärt, warum sie sichkeine Sorgen machen müssen.
Bei solchen Gesprächen kommt esauf den richtigen Zeitpunkt an. Wennsich sowieso gerade alle anmotzen undschlechter Stimmung sind, wird esschwierig. Wenn die Eltern müde sindoder mit mieser Laune von der Arbeitkommen, ebenfalls. Dann lieber ab -warten, bis die Eltern besser gelauntsind.
In aller Ruhe lassen sich Vereinba -rungen besser treffen, zum Beispiel: Ichmöchte nicht immer nach den Hausauf-gaben gefragt werden, komme aber vordem Schlafengehen zu den Eltern undsage, dass sie fertig sind. „Viel hilfreicherist es oft, Wünsche zu äußern, anstattVorwürfe zu machen“, sagt Honkanen-Schoberth.
Falsch wäre also: „Immer zwingt ihrmich, die Spülmaschine auszuräumen,das ist gemein.“ Besser: „Ich wünschemir, dass ich selbst entscheiden darf,wann ich mich um die Spülmaschinekümmere.“
Die Wünsche kann man auch in einenBrief schreiben, den man seinen Elterngibt. Oft ist es auch eine gute Idee, ihnenzu schreiben, dass man sie lieb hat undgar nicht streiten will.
Wenn bereits ein richtiger Streit tobt,darf man auch wütend sein. „Denn alleGefühle sind erlaubt, jedoch nicht alleHandlungen. Und es bringt nichts, zurückzuschimpfen“, sagt Honkanen-Schoberth. „Dann kommt man nicht zueiner Lösung.“ Wenn die Wut raus will,kann man sagen, dass man lieber in seinZimmer gehen und später reden möchte.Dann können sich alle beruhigen.
Kommt es immer wieder zu Streit,hilft vielleicht auch Unterstützung voneiner Vertrauensperson, der Oma zumBeispiel. Sie ist schon älter und hatÜbung: Sie hat mit ihren Eltern Streitgehabt und später mit ihren Kindern.
Sie weiß auch, dass das Schönste amStreiten ist, wenn man sich danach wie-der verträgt. Alexandra Schulz
Livia, 12, Berlin
Mich nervt, wenn meine Mutter
mir nach dem Abendessen nicht
erlaubt aufzustehen. Sie will im-mer, dass ich noch sitzen bleibe,damit wir uns unterhalten können.Mich interessiert das aber oftnicht, besonders wenn ich nichtverstehe, worüber geredet wird.Ich würde lieber ein Buch lesen,als da rumzusitzen. Ich bin danndoch nur beleidigt und schmollemeine Familie an.
Elke, 47
Das Abendessen ist unsere einzige
gemeinsame Zeit. Ich möchte,dass wir die wenige Zeit, die wir zu-sammen haben, auch miteinanderverbringen. Es ist eine Frage derWertschätzung, wenigstens dieseeine halbe Stunde füreinander dazu sein. Wenn Livia vorzeitig auf-steht, ärgert mich, dass sie danneben kein Buch liest, sondern mitihren Freundinnen chattet. Eskommt mir so vor, als sei ich nurdafür zuständig, das Essen auf denTisch zu packen, damit die Kinderes sich reinschaufeln und wiederverschwinden können.
Elias, 10, München
Genau dann, wenn ich mir gerade was
Spannendes angucke, kommt meineMama um die Ecke und sagt, ich solldas Gerät weglegen. Das nervt. Manchmal werde ich dann wütend,aber ich weiß, dass es Ärger gibt, wennich trotzdem weiter auf dem Tabletoder dem Handy rumspiele. Deshalbgebe ich meistens nach. Ich höre vonihr oft, dass ich viereckige Augen bekomme. Das macht mir immer einbisschen Angst, und ich gucke dannschnell in den Spiegel, ob das stimmt.Bisher sind sie noch rund, also ist dochalles gut.
Antje, 35
Wenn man mal einen Moment nicht
aufpasst, dann ist so ein Tablet oderHandy schon mal schnell verschwun-den – und Elias auch. In seinem Kinder-zimmer finde ich ihn dann samt Gerätwieder. Es geht mir nicht darum, dasser generell diese Geräte nutzt. Michnervt manchmal einfach, dass er esdann übertreiben muss und sich viel zulange irgendwelche Musikvideos oderFußballfilme anguckt. Mir wäre lieber,er nimmt ein Buch in die Hand stattdes Tablets.
SO STREITEN
LEG DOCH
MAL DAS
DING WEG!
DARF ICH
AUFSTEHEN?
21Dein SPIEGEL 04 | 2015
… die Kinder- und Jugend -
lichen-Psychotherapeutin
Christina Hennen, 58,
über richtiges Streiten
Dein SPIEGEL: Kann man
streiten lernen?
Christina Hennen: Das mussman sogar. Streit ist wichtig, solernt man zu sagen, was manwill und was man nicht will –man lernt seine eigenen Grenzenund die Grenzen anderer kennen.Und wie übt man das?
Indem man guckt, was funktio-niert bei einem Streit und wasmacht es schlimmer. Womitgeht es hinterher allen besser?Wichtig ist, sich an Regeln zuhalten, jemanden zu hauen istnatürlich tabu. Und die Ruhe zubewahren ist immer besser. Was ist ein guter Streit?
Wenn man sich gegenseitig zugehört hat und am Ende eineLösung findet, mit der alle zufrieden sind. Wäre es besser, gar
nicht zu streiten?
Auch Wut undTraurigkeit gehö-ren zum Leben.Wer solche Ge-fühle immer runter-schluckt, bekommtBauchschmerzen.
Finni, 11, aus Bad Vilbel
Meine zwei Schwestern und ich können uns
nicht einigen, wer mit dem Hund rausgeht. Wirmüssen jeden Tag vor und nach der Schule mitihm vor die Tür. Jedes Mal gibt es Diskussionen,wer denn nun geht. Wir haben eine Strichliste.Wer die wenigsten Striche hat, ist dran. Aber wirdrücken uns alle davor, weil das Rausgehennervt, besonders im Winter, wenn es kalt ist. Undim Sommer, wenn es heiß ist, genauso. Natürlichwollten wir unbedingt einen Hund haben, aberich war da erst drei oder vier und wusste nochnicht, was das für eine Verantwortung ist. Wirmachen das einfach alle nicht gern. Und dann regen sich auch noch die Eltern auf.
Tobias, 44
Täglich mit dem Hund rausgehen ist Pflicht für
unsere Kinder, wie Spülmaschine ausräumen
und Tisch decken. Aber da bricht bei unserendrei Töchtern immer ein Handel aus, wer dran istund wer mit wem tauscht. Damit vergehen gernmal zwei Stunden, und der Hund sitzt immer nochin der Ecke. Das bringt mich jedes Mal in Rage.
Leo, 9, Itzstedt
Meine Eltern sagen mir oft, ich solle
meinen Schreibtisch aufräumen. Abermanchmal habe ich einfach keine Lustdazu. Ich bin eine Leseratte. Und wennich auf meinem Tisch ein spannendesBuch finde, will ich eben lieber lesen. Ich mach es mir dann mit dem Buch aufdem Bett gemütlich. Wenn mein Papakommt, bekomm ich Ärger, und dannräum ich doch lieber schnell auf. Ich verteile die Sachen vom Schreibtisch imZimmer, lege zum Beispiel ein paar Bücher aufs Bett. Papa meint dannmanchmal, das sei nicht richtig auf -geräumt.
Oliver, 46
Leo benutzt seinen Schreibtisch gern
als Ablage für alle möglichen Sachen.
Da bleibt natürlich kein Platz mehr, umdie Hausaufgaben ordentlich zu machen.Die macht er dann woanders, zum Bei-spiel am Küchentisch. Seine Schulsa-chen verteilen sich so über das ganzeHaus. Ich sage regelmäßig, dass er auf-räumen soll. Aber wir haben eine unter-schiedliche Auffassung davon, was auf-geräumt ist. Sein Schreibtisch ist dannleer, aber die Sachen liegen einfach ir-gendwo anders in seinem Zimmer rum.Da kann ich dann auch mal laut werden.
WER GEHT MIT DEM
HUND?
VIERFRAGEN
AN…
Bitte umblättern
zum Test:
»Welcher Streittyp
bist du?«
WIR
RÄUM DOCHMAL AUF!
Nicht schon wieder: Meistens streiten sich Eltern und Kinder
immer wieder über die gleichen Themen. Vier
Familien erzählen, welche Sätze sie auf die Palme bringen.
22Dein SPIEGEL 04 | 2015
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ILLUSTRATION: LAURA LÜNENBÜRGER
24Dein SPIEGEL 04 | 2015
Unser Haus steht im Süden von Kenia, ineiner ländlichen Gegend, wo die Erde rotist und das Gras vertrocknet. Es besteht
nur aus einem einzigen Raum. Mein Vater hates selbst gebaut. Er hat Steine gesammelt undStöcke. Und dann hat er sie aufeinanderge-schichtet, mit dem Mist unserer Kühe zusam-mengeklebt und ein Dach aus Wellblech daraufbefestigt. Klingt wackelig, ist es aber nicht: DieMauern halten sogar einem Sandsturm stand.
Hier in der Gegend leben fast nur Massai –so wie ich. Menschen meines Stammes erkenntman oft schon von Weitem: Wir tragen leuch-tend bunte Gewänder und Schmuck aus farbi-gen Perlen. Wenn wir feiern und tanzen – unddas tun wir oft –, klingeln die Ketten und Arm-bänder im Takt. Das finde ich schön.
Menschen in Europa würden sagen, dass wirarm sind: Wir besitzen kein Auto, keinen Com-puter, keinen Fernseher. Aber hier, bei den Mas-sai, gilt unsere Familie als reich. Denn mein Va-ter hat eine große Rinderherde, außerdem eini-ge Ziegen – das ist für uns wichtiger als allesGeld der Welt. Wie viele Tiere er genau hat,verrate ich aber nicht. Das ist, als würde mansagen, wie viel Erspartes man auf dem Kontohat.
Sich um die Rinder zu kümmern ist Männer-sache. Mein Vater ist oft mit dem Vieh unter-wegs, auf der Suche nach Nahrung und Wasser.Ohnehin sind die Rollen bei uns klar verteilt.Mein Vater würde nie im Leben einen Topf an-fassen. Kochen, Feuer machen, Wasser holen –das ist Frauensache. Außerdem kümmern sichdie Frauen um die Kinder, halten das Haus sau-ber und knüpfen traditionellen Schmuck ausbunten Perlen. Den verkaufen sie auf einemMarkt. Oder er wird gegen Lebensmittel wieReis oder Bohnen getauscht. Meistens essenwir allerdings Gerichte aus Fleisch und Milch.Ist ja irgendwie auch klar, wenn wir so vieleRinder haben.
Weil im Haus viel Arbeit anfällt, hat meinVater zwei Frauen: meine Mutter und noch einezweite, jüngere. Bei uns Massai ist das ganznormal – und sogar ein Zeichen von Reichtum,wenn ein Mann mehr als eine Frau versorgenkann. Auch der Zweitfrau hat mein Vater einHaus gebaut, das genauso aussieht wie unseres.Die beiden Häuser stehen dicht nebeneinander,drum herum ein Zaun aus getrocknetem Gras.Der Zaun zeigt: Hier wohnt eine Familie. Wirgehören alle zusammen.
Ich habe deshalb viele Geschwister, mit de-nen ich zusammen spielen und zur Schule lau-
»ICH BIN EIN
Am Wochenende passt Everlyne
auf die Tiere und ihre
kleineren Geschwister auf.
Everlyne, 14, wohnt im Süden von Kenia, in
einem Haus aus Steinen und Kuhmist. Aber
arm fühlt sie sich nicht – ganz im Gegenteil.
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25Dein SPIEGEL 04 | 2015
fen kann: drei Schwestern und zweiBrüder, außerdem noch sechs Halb -geschwister.
Weil wir so abgeschieden wohnen, ist unserSchulweg weit und auch gefährlich. Wenn wirlosgehen, ist es noch dunkel. Und da es keineStraßenlaternen gibt, lauern Gefahren: wildeTiere oder Verbrecher, die Schulkinder über-fallen.
Fast zwei Stunden laufen wir – nur für eineStrecke. Doch das ist es wert: Die meisten älte-ren Massai können weder lesen noch schreiben.Es ist schwer für sie, etwas anderes als Vieh-züchter zu sein. Wir Kinder aber haben durchdie Schule später viel mehr Möglichkeiten.
Am liebsten mag ich den Sprachunterricht.Wir lernen Englisch und Swahili, eine Sprache,die viele Menschen in Afrika sprechen. Unge-wohnt ist, dass wir in der Schule meistens Uni-form tragen: Rock, Strümpfe, Bluse – gar nichtmassaimäßig. Ich komme mir immer total ver-kleidet vor.
Am schönsten finde ich die Wochenenden.Da hüten meine Geschwister und ich die Zie-gen. Wir sind den ganzen Tag draußen, müssennicht lernen oder im Haushalt helfen, sondernvertreiben uns einfach die Zeit.
NE MASSAI«… sind wohl das bekannteste Volk in Ost-afrika, sie leben im Süden von Kenia undim Norden von Tansania. Das Besondere:Die Massai sind Halbnomaden. Sie züch-ten Vieh und ziehen mit ihren Tieren um-her. Bis vor einigen Jahren hatten die allermeisten Massai kein festes Zuhause,weil sie ständig unterwegs waren. Da inKenia aber immer mehr Land an Privat -leute verkauft wird, ist das Weiterziehenschwierig geworden. Viele Massai, wieauch Everlynes Familie, haben mittler -weile feste Häuser gebaut und machensich von dort aus mit ihren Tieren auf dieSuche nach Wasser und Nahrung. Einesder größten Probleme ist die Trockenheit:Weil es wegen des Klimawandels immerseltener regnet, können viele Massai ihreTiere kaum noch mit ausreichend Wasserversorgen.
DIE MASSAI …
Alte und neue Tradition: Die
Jungen links tragen Schuluniform,
die in der Mitte Massai-Gewänder.
Computer sind nicht
nur zum Spielen und
Internetsurfen da.
Kinder sollten lernen, dassman damit auch richtig ar-beiten kann und muss. ImBerufsleben wird vorausge-setzt, dass Bewerber wieselbstverständlich mit demComputer umgehen: dasssie nicht nur ein bisschenTechnik bedienen können,sondern das Gerät beherr-schen. Wenn man sie schonin der Schule daran gewöhnt,fällt es später leichter. Wer längere Texte am Com-puter schreibt, spart eineMenge Zeit, wenn er weiß,wie man richtig tippt. Mitdem Zehnfingersystem istman mindestens um einFünftel schneller als je-mand, der mit Stift und Pa-pier arbeitet. Außerdem:Wenn man sich verschreibtoder etwas ergänzen will,kann man das am Bild-schirm ganz einfach tun,ohne herumzuschmieren.Das heißt aber nicht, dassman vorher nicht darübernachdenken muss, wasman schreiben will: Auchunsere Schüler überlegen,wie sie eine Gedichtanalyseaufbauen, bevor sie los -tippen. Sie machen sich No-tizen auf Schmierpapier –und das manchmal auchmit der Hand. Natürlich ist es wichtig, dassKinder auch mit Papier undStift schreiben können undje nach Situation entschei-den, was angemessen ist. Einen Brief mit der Hand zuschreiben ist zum Beispiel etwas ganz Besonderes.
Was denkt ihr? Schreibt gedruckt oder per Handschrift an: [email protected]
Udo Beckmann
Wer mit Stift und Papier
schreibt, trainiert viele
Dinge zur selben Zeit.
Hände und Finger werdengeschickt und geschmei-dig – „Feinmotorik“ nennenExperten das. Wer nur amComputer tippt, führt im-mer die gleiche simple Be -wegung aus und schränktsich damit ein. Vor allemwenn man – wie viele Kin-der und Jugendliche – dieTastatur nur mit zwei oderdrei Fingern bedient. Auchfür das Gehirn ist Mit-der-Hand-Schreiben wichtig:Wissenschaftler haben herausgefunden, dass In-formationen viel besser imKopf hängen bleiben, wennman sie einmal aufge-schrieben hat – wenn sie„durch die Hand gegangen“sind. Viele Computerprogrammemachen es dem Nutzersehr leicht. Zu leicht, wieich finde: Gibt man die ers-ten paar Buchstaben einesWortes ein, ergänzt derRechner oft den Rest.Rechtschreibfehler werdenautomatisch korrigiert. Undwer etwas vergessen hat,fügt es am Computer ein-fach nachträglich ein. Kin-der verlernen dadurch, vonAnfang an richtig nachzu-denken und etwas geord-net aufzuschreiben. Das istdoch sehr schade. Deshalbfinde ich es wichtig, dasszumindest in der Schulenoch regelmäßig mit derHand geschrieben wird. Vordem Computer sitzen näm-lich viele Schüler in ihrerFreizeit schon lange genug.
Armin Stadler
„Ja“, sagt Udo Beckmann vom Lehrerverband „Bil-dung und Erziehung“. „Denn wer mit Stift und Papier
schreibt, trainiert auch das Gehirn.“ Armin Stadler,Schulleiter des Internats „Schloss Neubeuern“ in
Bayern, ist anderer Meinung. Seine Schüler arbeiten
im Unterricht papierfrei – am Laptop.
26Dein SPIEGEL 04 | 2015
SOLLEN SCHÜLER MIT DER
HANDSCHREIBEN?
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28Dein SPIEGEL 04 | 2015
das Angebot knapp ist (weil die Eis-diele nur noch einen Topf Eis vorrätighat), steigt der Preis pro Kugel.
Wenn man das Auf und Ab des Öl-preises erklären will, fängt man ambesten an der Autobahn E 65 an, dieschnurgerade von Abu Dhabi in dieWüste führt. Abu Dhabi liegt in der
Wer verstehen will, wie ein Preisüberhaupt zustande kommt, musssich mit zwei wichtigen Wirtschafts-begriffen beschäftigen: Angebot undNachfrage. Wenn viele Menschen et-was haben wollen, Erdbeereis zumBeispiel, spricht man von hoher Nach-frage. Wenn gleichzeitig auch noch
Vor zweieinhalb Jahren kosteteein Liter Superbenzin knapp1,80 Euro. Tanken war Luxus.
Seitdem sind die Preise stark gefallen.Und die Autofahrer haben ein Lä-cheln im Gesicht, breiter noch als ihreStoßstangen. Hat da jemand eine Rie-sen-Ölquelle entdeckt?
GIBT ES NOCH
GENÜGEND ÖL?
GIBT ES NOCH
GENÜGEND ÖL?Öl ist ein knapper Rohstoff, und irgendwann wird es keines mehr geben –
das jedenfalls hört man immer. Doch seit Monaten ist Öl
viel billiger als früher. Gibt es also doch genug? Oder woran liegt das?
So sieht ein Ölfeld von
oben aus. Es liegt in den
Vereinigten Arabischen
Emiraten.
möchte dafür sorgen, dass nichtzu viel Öl gefördert wird. Denndann würde das Öl zu billig,und sie würden weniger ver-dienen.
Die Opec findet es deshalbüberhaupt nicht gut, dass dieUSA plötzlich durch das Fra-
cking so viel Öl gewinnen.Das letzte Treffen der Opec
war im vorigen November. Esgab einen Streit. Denn auch unter
den Ölländern gibt es sehr reiche, sowie Saudi-Arabien, und sehr arme, wiezum Beispiel Venezuela oder Nigeria.
Die ärmeren Länder machten ei-nen Vorschlag: Jeder sollte wenigerÖl aus dem Boden pumpen, dannwürde das Angebot knapper, und diePreise würden wieder steigen.
Die reichen Länder, vor allem Sau-di-Arabien, waren dagegen. Wiedersetzten sich die Reichen gegen die Ar-men durch: Jedes Opec-Land durfteweiter so viel pumpen wie bisher.
Schön blöd, könnte man sagen.Besser wäre es doch, weniger zu ver-kaufen und genauso viel zu verdie-nen. Die reichen Ölländer denken an-ders. Sie wollen den USA und Russ-land das Ölgeschäft vermiesen unddie lästigen Konkurrenten aus demMarkt drängen. Ihre Idee: Öl nochbilliger machen.
Denn Fracking, die Methode derUSA, ist sehr teuer. Wenn die Ameri-kaner für ihr Öl aber nur einen gerin-gen Preis erzielen, lohnt sich das Ge-schäft nicht mehr.
Ähnlich ist es in Russland: Dort istes schwieriger als in Arabien, ans Ölzu kommen. Der Boden ist viele Mo-nate im Jahr gefroren, die Bohrungenkosten viel Geld. Das bringt nur was,wenn der Ölpreis hoch ist, sonst nicht.Klingt kompliziert, ist aber eigentlich
ganz einfach: Es geht umsGeld.
Die Autofahrer freut das.Sie tanken billiger. Klingtgut, hat aber auch einenNachteil: Sie fahren mehr.Und das ist schlecht für dieUmwelt.
Alexander Smoltczyk
Nähe der Stadt Dubai undist eines der Arabischen Emirate.
In Abu Dhabi und Saudi-Ara-bien liegen die größten bekanntenÖlquellen. Man muss nicht tief boh-ren und lange pumpen. Man bringtdas Öl zur Raffinerie, macht Benzinoder Diesel daraus und kann es teu-er verkaufen. Deswegen heißt Ölauch „schwarzes Gold“.
Außerdem weiß man: Irgend-wann ist Schluss mit dem Öl. Dennes gibt nur eine begrenzte Menge, dieunter der Erde lagert – und das machtden Rohstoff wertvoll.
Gleichzeitig steigt die weltweiteNachfrage: Immer mehr Leute auf derWelt haben Autos, immer mehr Fa-briken brauchen Öl für ihren Betrieb.
So wurde Öl in den vergangenenfünf Jahren teurer und teurer. InDeutschland kostete das Benzin soviel, dass eine Menge Leute überleg-ten, mit der Bahn zu fahren.
Doch in diesem Winter hatte derAnstieg urplötzlich ein Ende. DiePreise fielen. Was war passiert?
In den USA und einigen anderenLändern hatten Firmen erforscht, wel-che anderen Techniken es gibt, Öl zufördern. Denn bisher mussten sie Ölauf dem Weltmarkt einkaufen – wasauf Dauer ganz schön teuer ist. Dochnun ist es möglich, Erdöl aus dem Gestein im Boden herauszupressen.„Fracking“ heißt diese Technik. Fra-cking ist auch an Orten machbar, andenen das normale Ölfördern nichtsbringt. Dass Fracking nicht so gut fürdie Umwelt ist, ist den Firmen übri-gens egal – sie wollen in erster LinieÖl bekommen.
Die USA gewinnen durch die neueTechnik so viel Öl, dass sie viel weni-ger auf dem Weltmarkt einkaufenmüssen. „Das macht eineMenge aus“, sagt ThomasPuls, Energie-Experte beimInstitut der Deutschen Wirt-schaft Köln. „Denn kein Staatauf der Welt verbraucht soviel Öl wie die USA.“ Das be-
deutet: Für die anderen Länder istmehr Öl da. Die Nachfrage sinkt. Unddamit sinken die Preise.
Das ist ein Grund. Der zweite: Abu Dhabi, Saudi-Arabien und
zehn andere Länder, in denen Erdölvorkommt, haben einen Klub gegrün-det: die Opec (Organization of thePetroleum Exporting Countries, über-setzt: Organisation erdölexportieren-der Länder). Die USA und auch Russ-land gehören nicht dazu. Die Opec
Erdöl wird nicht nur verheizt oder zu
Benzin verarbeitet. Öl steckt auch
in Plastik – und damit in Dingen wie
Legosteinen, Zahnbürsten, Trink -
flaschen, Plastiktüten, CDs, Garten-
schläuchen und Fensterrahmen.
Auch Waschmittel und Shampoo
können Erdöl enthalten, ebenso
Sonnenmilch oder manche Kosme -
tika. Kunstfasern aus Polyamid be-
stehen unter anderem aus Öl – die
Faser steckt in Regenjacken, Nylon-
strümpfen, Trainingsanzügen oder
im Futter von dicken Jacken.
29Dein SPIEGEL 04 | 2015
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Im Vordergrund: Kamele.
Im Hintergrund: ein Ölfeld im Königreich
Bahrain. Öl wird oft mitten in
der Wüste aus dem Boden gepumpt.
DA STECKT
ÖL DRIN
Die Idee, YouTube zu gründen, hat-te ein Junge aus Deutschland. Ja-wed Karim, geboren in Sachsen-
Anhalt, wuchs in dem Städtchen Dor-magen in Nordrhein-Westfalen auf.Dort ging er auf ein katholisches Gym-nasium. Mit 13 Jahren zog Jawed mitseinen Eltern in die USA. Er interessier-te sich für Technik, lernte schnell Eng-lisch, studierte Informatik und arbeitetefür Internetfirmen. Dort erzählte erzwei Kollegen von seiner Idee: einerSeite, auf der jeder kostenlos Videosansehen und hochladen kann. Das Mot-to: „Broadcast Yourself“ – „Hier sen-dest du“. Gemeinsam gründeten sie am15. Februar 2005 eine Firma. Der Name:YouTube. Das kann man übersetzen mit„Deine Röhre“.
Heute ist YouTube eine der meist -besuchten Websites der Welt. Es gibtdie Seite in 75 Ländern und in 61 Spra-chen. Jede Minute an jedem Tag derWoche werden ungefähr 300 StundenVideomaterial hochgeladen. Mittlerwei-le gehört YouTube zur InternetfirmaGoogle, die außer der Suchmaschineauch noch viele andere Seiten und Pro-gramme betreibt. YouTube ist längstnicht mehr die einzige Seite, auf derman Videos ansehen kann, aber mit Ab-stand die erfolgreichste und meist -genutzte. Einnahmen erhält die Seitedurch Werbung und Anzeigen, die Fir-men vor die Videos setzen.
Die Idee, die Karim aus Deutschlandhatte, hat funktioniert. Das Videoportalmacht stinknormale Leute zu Stars. Esgibt schließlich, anders als beim Fern - sehen, keine Programmchefs, die ent-scheiden, was läuft. Viele Kinder undJugendliche gucken öfter YouTube alsFernsehen. Sie suchen sich einfach ge-nau die Videos aus, die sie gerade inte-ressieren. Das ist toll, keine Frage. Abernicht nur. Denn unter den MilliardenVideos gibt es auch einige, die man nichtunbedingt sehen will: solche mit fal-schen Informationen, Hass-Botschaftenund Verschwörungstheorien. YouTubelöscht zwar Videos, die Gewalt enthal-ten. Aber es kommen ständig neue.
Antonia Bauer
waren „Gangnam Style“ und Justin Biebers Musikvideo zu „Baby“. Platz 7 bele-gen zwei kleine Jungs aus Großbritannien, die Brüder Harry und Charlie. Das Vi-deo heißt „Charlie Bit My Finger – Again“, auf Deutsch: „Charlie hat mir schonwieder in den Finger gebissen.“ Es wurde über 810 Millionen Mal angeklickt –
Rekord für ein Amateurvideo. Darin beißt Baby Charlie seinem Bruder Harry inden Finger. Heute sind die Jungs elf und neun Jahre alt. Mit Videos und Werbe-
verträgen hat die Familie mittler-weile über eine halbe MillionEuro verdient.
wurde „Gangnam Style“, das Musikvideo von Psy bis Dezember 2014angeklickt. Dann stoppte der Zähler. Mehr Aufrufe konnte das Systemnicht speichern. „Wir hätten nie gedacht, dass mal ein Video so oft angesehen werden würde“, meldete YouTube und passte das Speicher-system an. Jetzt wird weitergezählt: Künftig können mehr als 9,22 Tril-
lionen Aufrufe gespeichert werden. Exakt sieht die Zahl so aus:9 223 327 036 854 775 808.
Genau 2 147 483 647 Mal
Die meistgeklickten Videos
DEINEQ
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Berühmt: Harry und Charlie
Da war er noch
klein: Justin Bieber
Das wohl bekannteste Video der Welt: „Gangnam Style“
31
dauert das allererste Video, das am
23. April 2005 auf YouTube hochge -laden wurde. Es zeigt Jawed Karim,
einen der drei YouTube-Gründer, im
Zoo und ist ziemlich öde. Jawed stehtvor dem Elefantengehege und sagtauf Englisch: „Das Coole an Elefan-ten ist, dass sie echt lange Rüssel haben. Das ist so cool.“
Stunden Videomaterial werden jedenMonat auf YouTube angesehen.
Menschen besuchen YouTube jeden Monat.
bezahlte Google, um die Firma YouTube im Jahr 2006zu kaufen. Das sind 1,3 Milliarden Euro. Das Geld hatder Suchmaschinen-Betreiber längst wieder drin. Mitt-lerweile macht Google mit seinen Firmen 12,9 Milliar-den Euro Gewinn – pro Jahr.
19 Sekunden
ist PewDiePie. Der 25-jährige Schwedelädt auf seinem Kanal „Let’s Plays“ hoch,englisch für „Lasst uns spielen“. Das sindVideos, in denen er Computerspiele aus-probiert und dabei den Bildschirm ab-filmt. Das gefällt sehr, sehr vielen: Er istder meistabonnierte YouTuber der Weltund hat über 34 Millionen Abonnenten –
ungefähr so viele Leute, wie in ganz Ka-nada leben.
stammen von Gronkh, Y-Titty undKontor. Rund 3,5 Millionen Abon-
nenten gucken sich regelmäßigGronkhs Videos an, in denen er Com-puterspiele aus-probiert. Er hatmittlerweile seineigenes Unterneh-men, das Web -sites zum ThemaSpiele betreibt.Die drei Jungsvon Y-Titty brach-ten es mit Sketchen und Song-Paro-dien auf rund 3,1 Millionen Abonnen-
ten. Der Kanal des Plattenlabels Kontorzeigt Musikvideos von Musikern wie Stro-mae, Scooter oder DJ Antoine. Er hatrund 2,8 Millionen Abonnenten.
Der YouTube-Star
mit den meisten
Abonnenten
6 Milliarden
Mehr als 1 Milliarde
1,65 Milliarden Dollar
YouTube wird zehn
Jahre alt. „Dein SPIEGEL“
stellt die beeindru-
ckendsten Rekorde
und interessantesten
Zahlen vor.RÖHRE
Die erfolgreichsten
deutschen
YouTube-Kanäle
Gronkhspielt, Y-TittymachenQuatsch, undKontor zeigtVideos vonMusikstarswie Stromae.
PewDiePie hat die meisten Fans.
Im Zoo: Das allererste Video auf YouTube
LÖSUNGSWORT:
1 2 3 4 5 7 8 9 10 11 126
Der Fotograf Jan von Holleben hat aus
alltäglichen Gegenständen diese Maschine
geschaffen. Die Fragen wurden von unserem
Rätselmeister Holger Dambeck ausgetüftelt.
Die Auflösungen stehen auf Seite 73.
32Dein SPIEGEL 04 | 2015
Die sechs Tiere haben sich nach einer Regel in zwei Gruppen aufgestellt.
Auf welche Seite gehört der Hase?
GUT SORTIERT
Eisbär – Gepard – Pinguin —‣ PZebra – Pandabär – Giraffe —‣ Q 8
Zwei Schimpansenkinder spielen mitzwei Seilen. Beim Toben ist ein
unübersichtliches Knäuel entstanden.Wenn A der Anfang eines Seiles ist,
welches ist sein Ende?
KNÄUEL
4
In der Spielzeugkiste im Schuppen liegen fünf rote und fünf grüne
Bälle. Der Tierpfleger will den vier
Löwenbabys vier gleichfarbige Bälleholen. Weil das Licht im Schuppen
kaputt ist, kann er die Farbe der Bälle nicht erkennen. Wie viele
Bälle muss er mindestens aus der Kiste nehmen, damit er garantiert
vier gleichfarbige hat?
ZOO-KINDERGARTEN
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5 —‣ P6 —‣ Q
7 —‣ R8 —‣ S
JAN VON HOLLEBEN
13 14
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Welche Art wird am ältesten?
TIERQUIZ
Meerschweinchen —‣ SGraupapagei —‣ THauskaninchen —‣ UErdmännchen —‣ V
Welche der folgenden Tierarten werden in Zoos üblicherweise nicht in Gemeinschaftsgehegen gehalten?
ZOO-WGs
7
Löwe und Tiger —‣ AWolf und Braunbär —‣ B
Antilope und Strauß —‣ CZebra, Giraffe, Gnu —‣ D
Fünf Elefanten, zwei Zebras und vier Giraffenessen zusammen sieben Ballen Stroh.
Zwei Elefanten, ein Zebra und zwei Giraffenverdrücken gemeinsam drei Ballen.
Wie viel Stroh frisst ein Elefant?
FUTTERRÄTSEL
0,5 —‣ N1 —‣ Okann man nicht ausrechnen —‣ P
3
REDEWENDUNG
5
Wovon gibt es die meisten Arten?
Säugetiere —‣ CVögel —‣ DInsekten —‣ EFische —‣ F
1 10
Welche Tierart ist die schwerste?
Flusspferd —‣ AZebra —‣ BLöwe —‣ CAlligator —‣ D
Ich bin Teil eines schlauen Raubtiers und Werkzeug.
TEEKESSELCHEN
F 9
Mich gibt’s beim Bäcker und im Schweinestall.
S 6
Ich lebe meist unter der Erde, und viele schieben mich auf dem Schreibtisch hin und her.
14
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33Dein SPIEGEL 04 | 2015
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MARTIN LE-MAY (O.); STEFFEN JAENICKE (O. R.); CONNECTED CYCLE (U. L.)
Wir alle benutzen Computerprogramme. Handys, Com-puter, Internet und Autos würden ohne sie nicht funk -tionieren. Gute Programmierer werden von den Unter-nehmen gesucht. Doch wie lernt man das?
Antworten dazu findet man in demBuch „Programmie-ren supereasy“. DieAutoren erklären anhand vieler Bilderdie Grundlagen desProgrammierens. Dazu benutzen siezwei Programmier-sprachen, die mansich auf jeden Com-puter herunterladenoder direkt im Inter-net benutzen kann:Scratch und Python.Scratch ist für Kin-der gedacht und
erinnert an ein buntes Spiel. Trotzdem kann man damitschon kleine Animationen herstellen. Python ist etwaskomplizierter, man muss auch ein wenig Englisch können.Das Buch enthält außerdem Informationen darüber, wieein Computer funktioniert und Apps entwickelt werden.
Carol Vorderman u. a.: „Programmieren supereasy“.
Dorling Kindersley Verlag; 16,95 Euro. Ab 10 Jahre.
KLEINE SPIELESELBST
GEMACHTPELZTIER H
SCHLAUES PEDALWenn einem das Fahrradgeklaut wird, fühlt mansich richtig mies: stock-sauer und gleichzeitighilflos. Denn in den meis-ten Fällen bekommt mansein Rad nie wieder zu-rück. Was wäre, wenn
man den Weg des ge-
stohlenen Fahrrads ein-
fach verfolgen könnte?
Oder noch besser: recht-
zeitig alarmiert würde?Das Pedal des franzö -sischen UnternehmensConnected Cycle machtgenau das möglich. Dortsind zwei nützliche Ge -räte eingebaut: ein GPS-Empfänger, der weiß, wosich das Fahrrad befin-det, und eine Handy-SIM-Karte, die den Ort an dasSmartphone des Besit-
zers weitergibt. Das
Pedal meldet sich so-
gar, wenn das Fahrrad
unbefugt bewegt wird.
Abschrauben können die Diebe das schlauePedal nicht. Denn dafürbrauchten sie einen speziellen Schlüssel. Die Erfindung soll nochin diesem Jahr auf denMarkt kommen.
34Dein SPIEGEL 04 | 2015
Menschen haben sie gejagt und getötet,denn in vielen Ländern sagt man den
Hörnern der Tiere heilende oder magische Kräfte nach. Das ist zwarQuatsch, macht die Hörner abersehr wertvoll. Damit Wilderer erstgar nicht auf die Idee kommen, sichan den letzten verbleibenden Tierenzu vergehen, hat man denen vor-
sichtshalber die Hörner abgesägt.Nur das Nashorn Nola im Zoo von San
Diego in den USA hat noch seine Hörner.
Nördliches Breitmaulnashorn – so lautet derName des seltensten Großsäugetiers der Welt.Es gibt nur noch fünf Exemplare. Diese fünfleben in Reservaten und Zoos in den USA, inKenia und in Tschechien. Wahrscheinlich wirdes bald gar keine Nördlichen Breitmaulnas-hörner mehr geben. Der Grund: Es lebt nurnoch ein einziges Männchen. Das ist so alt,dass es sich wohl nicht mehr fortpflanzenkann. Besonders traurig an dieser Nachricht:Die Tiere sind nicht etwa durch eine Naturkata-strophe fast zum Aussterben gebracht worden.M
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IHRER ARTDIE LETZTEN
Huch, was soll das denn sein? Hier seht ihr einen starkvergrößerten Ausschnitt eines Fotos, das sich irgendwo indiesem Heft befindet. Nur wo? Wenn ihr es gefunden habt,schickt eine Mail an [email protected]. Schreibtuns, auf welcher Seite das Originalbild steht und was darauf zu sehen ist. Bitte gebt euren vollen Namen, eureAnschrift und euer Alter an. Unter allen Einsendern mit derrichtigen Antwort verlosen wir ein Frühstücksbrettchen mitunserem Comic-Helden „Ferdinand“. Einsendeschluss ist
Freitag, der 17. April.
Wer gewonnen hat, er-fahrt ihr in Heft 6/2015.Das Buch von Jason Se-gel aus Heft 2 geht anJan, 10, aus Hamburg.Das gesuchte Bild standauf Seite 54 und zeigteeinen roten Teppich.
DAS KLEINE
MAKRO-RÄTSEL
Ein Wiesel, das auf einem Vogel reitet – ist
das ein Photoshop-Trick? Wer sich dieses
Bild des französischen Fotografen Martin
Le-May anschaut, wird kaum glauben, dass
sich die Szene wirklich so zugetragen hat.
Doch das Foto ist echt. Die Erklärung: Na-
türlich „reitet“ das Wiesel-Baby, nicht wirk-
lich auf dem Grünspecht. Das pelzige Raub-
tier hat sich den Vogel offenbar als Beute
ausgeguckt. Es macht einen mächtigen
Satz – und versucht, den Vogel zu Boden
zu reißen und zu töten. Erfolg hatte das
Wiesel damit aber nicht, wie der Fotograf
berichtet. Der Specht konnte gerade noch
entkommen.
UCKEPACK
35Dein SPIEGEL 04 | 2015
DIE LETZTEN IHRER ART
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36Dein SPIEGEL 04 | 2015
LEBEN IM
DUNKLEN ZEITALTER
Die Königskrönung in Aachenist ein wichtiges Datum in der deut-schen Geschichte. Denn Otto I.wurde später zum Kaiser eines ers-ten Reiches der Deutschen – undsomit zu einem der mächtigstenHerrscher seiner Epoche: des Mit-telalters.
Wer heute an das Mittelalterdenkt, hat viele Bilder im Kopf:etwa edle Ritter in schicken Rüs-tungen, die in romantischen Bur-gen leben und auf Turnieren tapfergegeneinander kämpfen. Oderstrahlende Burgfräulein, die ihr goldenes Haar herunterlassen.Oder kleine süße Gespenster, diein Schlössern spuken.
Wieder andere halten das Mittel-alter einfach nur für eine dunkleEpoche, in der Hunger und Tod
ie Krönung Ottos I. zumKönig war ein schillern-des Fest. Die vornehms-
ten Fürsten und Ritter desOstfränkischen Reichs hatten sichim prächtig geschmückten Säulen-gang des Aachener Doms versam-melt. Dort schworen sie ihremneuen Herrscher ewige Treue undversprachen ihm, alle seine Feindezu bekämpfen.
Gleich drei Erzbischöfe legtenOtto einen purpurfarbenen Mantelum, überreichten ihm Schwert undZepter und salbten ihn mit heili-gem Öl. Dann setzten sie Otto einegoldene Krone auf. Als der neueKönig seinen Thron bestieg, warfdas wartende Volk die Arme in dieLuft und jubelte seinem Herrscherlaut zu. Es war der 7. August 936.
Herrscher Otto war mächtigund schön – zumindest
ließ er sich so darstellen.
Besonders gute Tisch -
manieren hatten die
Menschen im Mittelalter
nicht: Sie aßen mit den
Händen und rülpsten
herum. Edle Ritter und
wunderschöne Burgfräu-
lein gab es zwar auch –
aber für die meisten Men-
schen war der Alltag hart
und arbeitsreich.
37Dein SPIEGEL 04 | 2015
ten sie Münzen, Waffen, Haushalts-gegenstände – oder mittelalterlichenMüll. Auch Aufzeichnungen aus Kir-chen und Klöstern, Steuerlisten ausRathäusern oder Gemälde und Ritter-rüstungen aus Burgen lassen Rück-schlüsse auf das Leben der Menschenim Mittelalter zu.
Am Anfang des Mittelalters gab eskeine Wasserhähne, Brillen oderSchulen. Die Menschen schrieben aufganz dünner Tierhaut, sogenanntemPergament. Die deutschen Städte,etwa Köln oder Nürnberg, warennoch sehr viel kleiner als heute.
In ihrem Zentrum lag der Markt-platz, auf dem sich Händler, Gaukleroder Kesselflicker tummelten. Esherrschte ein großes Durcheinander.In den lehmigen und holprigen Gas-sen der Städte liefen Schweine frei
herum. Die Häuser waren klein undschmutzig. Es stank nach Jauche undAbfall.
Doch in mittelalterlichen Städtengab es auch schon vieles, was es heutenoch gibt: einen Bürgermeister, Kran-kenhäuser – und Gesetze, die das Zu-sammenleben regelten. Wenn jemandbeklaut wurde, half ihm die Polizei.
Auf dem Land, wo der allergrößteTeil der Bevölkerung lebte, war derAlltag viel härter als in der Stadt. DieBauern mussten von morgens bisabends arbeiten. Sie waren „Leib -eigene“ ihres Fürsten und zählten zuseinem Besitz wie Tische oder Stühle.
Die Menschen des Mittelalters wa-ren sehr religiös – und auch aber-gläubisch. Und weil die meistennicht lesen oder schreiben konn-ten, merkten sie nicht, wenn man
herrschten. Schon an einem Schnup-fen konnte man sterben. Die Men-schen wuschen sich nicht, aßen mitden Händen, schmatzten und rülps-ten dabei.
Wie war es denn nun wirklich, dasMittelalter? Strahlend und ritterlichoder düster und verlottert? Die Ant-wort lautet: sowohl als auch. Das Mit-telalter war eine Zeit voller Gegen-sätze.
Es begann um 500 nach Christusund endete etwa im Jahr 1492 mit derEntdeckung Amerikas durch Chris-toph Kolumbus. Der Name „Mittel -alter“ rührt daher, dass die Epochezwischen dem Altertum und der Neu-zeit liegt.
Im Laufe der Jahre haben Forscherviel über das Mittelalter herausfindenkönnen. Bei Ausgrabungen entdeck-
Laaaangweilig: Während die Ritterkämpften, mussten die Mädchenin der Burg bleiben. Einige Bauten
aus dem Mittelalter stehen heute noch – wie die Marksburg
in Rheinland-Pfalz.
auch Burgen. Einige davon sind nochheute gut erhalten. Die Burgen stan-den meist auf einem Berg, hattensehr dicke Mauern, eine Zugbrückeund hohe Zinnen.
Hier wohnten die Adligen mit ihrer Familie, Mägden, Knechten,Köchen und Hofnarren – und na -türlich die Ritter, die in ständigerAlarm bereitschaft lebten. Denn eswar ihr Beruf zu kämpfen.
Die Ritter begannen ihre Ausbil-dung schon im Alter von zehn Jah-
sie beschwindelte. Dennsie konnten nicht nach-prüfen, ob die vielen
merkwürdigen Geschichten überreligiöse Wunder oder großartigeHeldentaten stimmten, die sie tag-täglich hörten. Sie glaubten an Hexen, Magier und Monster mitRiesenrachen und hatten großeAngst, dass der Teufel sie holt.
Zu den ersten Steinbauten inDeutschland zählten nicht nur rie-sige Kirchen und Klöster, sondern
38Dein SPIEGEL 04 | 2015
INDHEIT IM MITTELALTER
Hier ließen sich die Ritter von den Mägden aus der Küche bedienen. Meist gab esBrot und Fleisch vom Fasan oder Kaninchen – und literweise Bier zum Nachspülen.
Wie war es wohl, in einer Zeit als Kind zuleben, in der es noch keinen Strom gab,keine Handys oder Computerspiele? For-scher können diese Frage heute rechtgut beantworten, denn sie fanden Über-bleibsel wie Spielzeug oder Schreib -tafeln aus der Schule. Und es gibt mittel-alterliche Berichte, die das Leben vonKindern schildern. Zweifellos war die Kindheit damals vielschneller vorbei als heute. Jungen gal-
ten schon mit 14 Jahren als erwachsen,
und Mädchen konnten bereits mit 12
Jahren heiraten. Doch viele von ihnen er-reichten dieses Alter erst gar
nicht: Ausgrabungen aufFriedhöfen ergaben,
dass jedes dritte Kindstarb, bevor es fünfJahre alt war. Am Anfang des Mit-telalters konntekaum ein Kind lesen
und schreiben. Erstim 12. Jahrhundert
richteten Priester öf-fentliche Schulen ein, die
allerdings nur von Jungen besucht werden durften. Wenn die demLehrer nicht gehorchten, wurden sie miteiner Rute geschlagen. Die Kinder des Mittelalters spielten mit
Würfeln oder Kegeln, die aus den Zehen-knochen eines Rinds gemacht wurden –oder sie kickten mit einem rasselndenBall, der aus einer mit Erbsen gefülltenSchweinsblase bestand. Auch Gemein-schaftsspiele wie Plumpsack oder Blin-dekuh waren sehr beliebt. Für Mädchen
aus reichen Familien gab es Puppen
aus Holz mit Köpfen aus Keramik oder
Spielzeuggeschirr, für Jungen bemalte
Steckenpferde oder Tiere aus Kupfer
und Messing.
Auf dem Land mussten die Kinder derBauern häufig schon um halb fünf aufste-hen. Sie halfen ihren Eltern im Haushalt,beim Holzhacken oder Pflügen. Und alsHirtenjungen und Gänsemädchen hüte-ten sie das Vieh auf der Weide.
Nicht wie bei Königs:Normale Familien teiltensich einen Raum, in demgekocht, gearbeitet undgeschlafen wurde.
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tige Schlachten. Wenn Könige oderGrafen sich bekämpften, belagertenihre Ritter die gegnerische Burg oderverbrannten die Felder des Feindes.
Besonders erfolgreich waren dieRitter König Ottos I., der in seinemOstfränkischen Reich mehrere deut-sche Stämme vereinte. Otto führte viele Kriege und dehnte sein Macht-gebiet immer weiter aus. Er erobertesogar das Königreich Italien – und 962
krönte ihn der Papstin Rom zum Kaiser.
ren. Wenn sie mit etwa 20 Jahren denRitterschlag erhielten, veranstalteteder Burgherr ein mehrtägiges Fest mitvielen Gästen, teuren Geschenkenund Turnieren.
Im Krieg trugen die Ritter ein fuß-langes Kettenhemd aus genietetenRingen. Sie waren mit Schwert, Speeroder Stoßlanze ausgerüstet. In denKampf ritten sie oft auf einem gepan-zerten Schlachtross, das mit einer farbigen Decke geschmückt war.Im Mittelalter gab es viele blu-
Otto glaubte, dass Gott höchst -persönlich ihn zum Herrscher er-nannt habe, und sah sich als Nach-folger der alten römischen Kaiser. Daher wurde Deutschland später„Heiliges Römisches Reich“ genannt.Und Otto trug eine noch viel größereKrone aus Gold, besetzt mit buntenEdelsteinen. Felix Bohr
39Dein SPIEGEL 04 | 2015
Der schaurigste Ort einer Burg war die Folterkammer.Dort wurden viele Menschen grausam ermordet.
Statt Selfie: Uta von Naumburg ließ vor rundtausend Jahren ihr Bild in Stein meißeln.
Ritterrüstungen waren schwerund unhandlich. Mal eben so
pinkeln war nicht drin.
König Otto I. führte Kriege, um seinReich zu vergrößern. Das heutigeDeutschland ist viel kleiner.
40Dein SPIEGEL 04 | 2015
Menschen können nicht anders: Für sie sind
Tierbabys meistens süß (und Menschenbabys
übrigens auch). Die Frage ist: Finden Tiereltern
ihren Nachwuchs auch so zum Knuddeln?
OH, SIND DIENIEDLICH!
Ein Stupsnäschen. Große rundeAugen. Ein rundes Gesicht mitPausbacken und hoher Stirn. DieBeine noch etwas zu kurz im Ver -
hältnis zum Körper. Wer so ein Wesensieht, will es streicheln und liebhaben.Oder füttern.Der berühmte Verhaltensforscher Kon-rad Lorenz hat vor mehr als 70 Jahrendafür den Begriff „Kindchenschema“erfunden. Er meinte damit, dass kleineMenschenkinder (die nämlich genau-so aussehen: Stupsnase, große Augen,Pausbacken) bei Erwachsenen denWunsch auslösen, sich um sie zu küm-mern.Das geht – mehr oder weniger stark –allen Menschen so. Es ist praktisch alsProgramm fest eingespeichert. Undauch sinnvoll: Schon bei den Steinzeit-menschen sorgte das Schema dafür,dass der Nachwuchs umsorgt wurde.Allein könnten Babys und Kleinkindernicht überleben.Bei Tieren ist das oft anders: Junge Fische verstecken sich zwischen denWasserpflanzen und kommen ohne Eltern zurecht. Keine Schmetterlings -mama kümmert sich liebevoll um dieRaupe. Insektenlarven müssen nichtniedlich sein, sondern unauffällig –oder in grellen Warnfarben –, damitsie nicht gefressen werden.Die Babys von vielen Säugetieren fin-den wir Menschen unglaublich süß.Tausende Besucher gehen extra in denZoo, wenn da ein kleiner Eisbär herum-tapst. Hundewelpen oder Katzenbabyslösen bei uns Knuddel-Alarm aus. Wirerkennen dort das Kindchenschemawieder. Aber findet eine Bärenmutterihr Junges auch niedlich? »
Kleine Nase, hohe Stirn: So etwas finden
wir Menschen süß. Selbst Stofftiere
werden nach diesem Muster hergestellt.
Und natürlich auch gern gekauft.
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„Nein“, sagt die Verhaltens -forscherin Barbara König von der
Universität Zürich: „Tiere haben keineVorstellung davon, was niedlich ist.“Bei Säugetieren läuft ein Fürsorgepro-gramm ab. Das betrifft nicht nur dasFüttern.Junge Tiere, die in einem Rudel leben,werden von den Erwachsenen nichtals Konkurrenz betrachtet und wenigeraggressiv behandelt. „Die Tapsigkeitkann für die Mutter das Signal sein,dass ihr Kind noch nicht schnell genugklettern oder vor Feinden wegrennenkann“, sagt Barbara König. Bei Tieren spielen aber noch mehr Din-ge eine Rolle als das Aussehen: derGeruch zum Beispiel oder die Farbe.Oder die Laute, mit denen Mutter undKind sich verständigen. Kleine Dam -hirsche werden von ihrer Mutter ver-steckt abgelegt, durch Rufe finden siesich wieder.Vogeleltern füttern nicht das süßesteVogelkind, sondern dasjenige, das amlautesten schreit und den Schnabelam weitesten aufsperrt.Und während Menschen jedes Löwen-baby streicheln wollen, würde ein Lö-wenmännchen in einem fremden Ru-del ohne Zögern die Kleinen töten.Klein und tapsig ist für ihn ein Signal:leichte Beute.Barbara König hat an der Universitätbei Mäusen Ähnliches beobachtet:„Die eigenen Kinder werden umsorgt.Aber fremde Mäusebabys sindfür erwachsene Tierenichts weiter als einwillkommener Nähr-stoff-Happen.“Ansbert Kneip
»
Luchs und Bär zählen zu den großen
Raubtieren. Ihre Jungen wirken auf uns
knuddelig. Für die Mütter ist das tapsige
Aussehen aber nur ein Signal. Es zeigt
an: Mein Kind ist noch klein und muss
beschützt oder bei Gefahr
weggeschleppt werden.
Erdmaus (links) und Waldmaus (oben)
sind auch als erwachsene Tiere niedlich.
Das liegt an den Knopfaugen und der
Schnuppernase (und bei der Waldmaus
auch an den großen Ohren). Vor Feinden
schützt das Aussehen nicht. Aber mit
etwas Glück kann die Maus ihre Feinde
rechtzeitig hören.
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Im Verhältnis zum Körper ist der Kopf noch
ziemlich groß. Beim Rehkitz hat das Fell
anfangs noch eine etwas andere Färbung.
Es ist dadurch an seinem Liegeplatz besser
getarnt.
Penghijau und seine Familie gehö-ren einem Volk an, das Orang Rimbaheißt. Ihr Zuhause ist die Insel Suma-tra in Indonesien. Zwischen einigenBäumen haben sie ihr Lager aufge-
den Waldboden, eng neben seine Eltern und Brüder. Wenn es regnet,prasseln die Tropfen auf eine Plastik-plane, die seine Familie aufgespannthat. Und es regnet oft.
Zum Schlafen braucht Penghijaukeine kuschelige Decke. Erbraucht auch keine weiche Ma -
tratze, noch nicht einmal ein festesDach über dem Kopf. Er legt sich auf
Penghijau, vermutlich zwölf Jahre alt, gehört zum Volk
der Orang Rimba. Er lebt in den Wäldern Indonesiens.
Doch sein Zuhause ist bedroht.
SumatraAUSTRALIEN
INDONESIENINDONESIEN
CHINA
44Dein SPIEGEL 04 | 2015
DIE REGENWALD-
KINDER
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In diesem Raum wohnen Penghijau (rechts) und seine Brüder an drei Tagen in der Woche, wenn sie die Schule im Dorf besuchen.
Zuhause auf Zeit: Penghijau und seine Familie sind Nomaden –sie haben keine feste Wohnung, sondern hängen ihre Zeltplane immer wieder an neuen Orten auf.
Das war mal Regen-wald: Die Menschenroden die Bäume, umstattdessen Ölpal-men anzupflanzen.
Wertvoll: Aus denbunten Früchten derÖlpalmen gewinnendie Indonesier dasbegehrte Palmöl.
schlagen und eine kleine Feuerstelleerrichtet. Doch die Familie wird nichtlange bleiben.
Man nennt die Orang Rimba auch„Waldnomaden“. Immer wieder zie-hen sie weiter, packen ihre Planenein und spannen sie an einem an -deren Ort wieder auf. Es gibt nochetwa 3500 Orang Rimba auf Sumatra,sie leben in Großfamilien von etwa30 Personen zusammen.
Wie alt er ist, weiß Penghijau nichtgenau. Vermutlich etwa zwölf Jahre.
Großeltern gelebt und seine Urgroß-eltern ebenfalls.
Doch das ändert sich gerade. Auchin Indonesien wird der Regenwald im-mer kleiner. Bauern und große Fir-men brennen ihn nieder, um Platz fürihre Felder zu schaffen. Dort pflanzensie Palmen an, aus denen sie Palmölgewinnen können.
Palmöl ist ein begehrter Roh-stoff, daraus wird Margarineoder Salatöl hergestellt. Manbenutzt es auch für Waschmit-
Es ist aber auch egal – bei den Wald-nomaden interessiert das ohnehin niemanden. Uhren gibt es nicht, undauch keine Kalender.
Penghijaus Leben funktioniertnach ganz anderen Regeln als das eines Stadtkindes. Er steht auf, sobaldes hell wird. Tagsüber jagt er mit seinem Vater Wildtieren nach. Siesammeln Früchte, Nüsse, Pilze undSchnecken, um sie abends zu essen.Wenn es dunkel wird, gehen alleschlafen. So haben schon Penghijaus
45Dein SPIEGEL 04 | 2015
46Dein SPIEGEL 04 | 2015
46Dein SPIEGEL 04 | 2015
tel und Kosmetik. In keinemStaat der Erde wird mehrPalmöl gewonnen als in Indo-
nesien. Dafür fließt viel Geld insLand – auf der anderen Seite wirdimmer mehr Urwald geopfert undder Lebensraum vieler Tiere undMenschen vernichtet.
Auch dort, wo Penghijau und seinStamm leben, ist schon kein Dschun-gel mehr, wie seine Eltern ihn kann-ten. Wo einst dichter Regenwald war,ist jetzt eine Palmölplantage. IhrePlane spannt die Familie zwischenden Palmen auf. Das Problem ist,dass es in einer Plantage viel wenigerTiere und auch weniger Pflanzengibt, von denen sich die Orang Rim-ba ernähren können.
Gut möglich, dass die Familie baldden Wald verlassen und in die Stadtziehen muss – auch wenn sie dasnicht möchte. Penghijau und seineBrüder wollen für den Erhalt des Regenwalds kämpfen. Doch dafürmüssen sie erst einmal lesen undschreiben können.
Auch an einen Kalender müssendie Jungen sich gewöhnen. Seit Kur-zem gehen sie dreimal pro Wochein einem kleinen Dorf zur Schule.
stimmt nicht“, sagt Penghijau. „Wirwaschen uns jeden Tag.“
Nach dem Unterricht im Dorf fah-ren die Brüder in den Wald, um dortim Fluss zu baden. „Ich wasche michviel lieber im Fluss“, erzählt Penghi-jau, „weil wir das zu Hause auch somachen.“
Penghijau findet langsam Gefallenan dem Leben im Dorf. Er trägt in-zwischen lieber T-Shirts und Hosen –eigentlich wickeln sich Orang Rimbanur einen Lendenschurz um die Hüf-ten. „Im Dorf passiert mehr als imWald“, sagt Penghijau. Außerdemhat er mehr Freiheiten. „Ich darf so-gar mit Mädchen reden.“ Im Stammist es ab dem siebten Lebensjahr fürJungen und Männer verboten, mitMädchen und Frauen zu sprechen,wenn keine andere Person dabei ist.
Auch wenn Penghijau das Dorf auf-regend findet – seine Heimat verlie-ren möchte er natürlich nicht: „Ichwünsche mir, dass der Regenwaldgerettet werden kann und dieOrang Rimba weiter dort lebenkönnen.“ Friederike Schröter
Penghijaus Eltern waren erst dage-gen. Keiner der älteren Orang Rimbaist je auf eine Schule gegangen. DieEltern hatten Angst, dass ihren Söh-nen der moderne Dorfalltag bessergefallen könnte als das Leben imWald. Doch dann haben sie es docherlaubt. Sollten sie eines Tages ihrbisheriges Leben aufgeben müssen,wären wenigstens die Kinder vorbe-reitet.
Penghijau geht gern in die Schule,obwohl es nicht immer angenehm fürihn ist. Die anderen Kinder lachenüber die Orang Rimba, weil sie bar-fuß herumlaufen und zerzauste Haa-re haben. Und sie denken, dassOrang Rimba stinken. „Aber das
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So sehen Palmölplantagen von oben aus.Alles hübsch ordentlich. Mit demDschungel hat das nichts mehr zu tun.
Ordentlich schrubben: Die Brüder waschen sich nach der Schule im Fluss.
Nicht nur die Menschen werden aus dem
Regenwald vertrieben: Auch viele Tiere
verlieren ihre Heimat, wenn Plantagen-
besitzer die Bäume roden lassen.
„Sollen Kinder sich in der Schule schminken dürfen?“, hattenwir zwei Experten gefragt. Yara, 11, aus Karlsruhe schreibt:
„Es wäre schön, wenn auch in Deutschland Wildtiere im Zirkus ver-
boten würden. Sie leben in engen Käfigen. So ist keine artgerechte
Tierhaltung möglich. Auch wenn das dem Zirkus schadet: Pech ge-
habt! Ich finde sogar, dass solche Tiere nicht mal in Zoos gehören.“
„Es ist nicht fair, dass die Politiker die wilden Tiere verboten haben.
Es wäre besser, wenn sie Leute zu den Zirkussen schicken würden,
die die Haltung der Tiere überprüfen. Denn es gibt auch Zirkusse, die
ihre Tiere gut halten.“
„Ich sehe manchmal jüngere Schüler, die sich schon
schminken und erst in der fünften oder sechsten Klasse
sind. Bei ihnen sieht es ganz schön komisch aus.“
Hanna aus Bergisch Gladbach meint:
„Ich bin zwölf Jahre alt und schminke mich in der Schule, allerdings
nur mit Hautcreme und ein bisschen Mascara. Den Lehrern ist es
egal, ob wir uns schminken oder nicht. Ich finde, dass es übertrie-
ben ist, Mädchen zu zwingen, sich wieder abzuschminken.“
Ira, 14, aus Halle an der Saale schreibt:
„Ich bin für das Schminken, aber man sollte es natür-
lich nicht übertreiben. Nur, weil man sich schminkt,
ist man kein ,kleiner Erwachsener‘. Ich denke, dass
Lehrer so etwas nicht zu bestimmen haben. Wenn die
Eltern nichts dagegen haben, dann sollte das die
Lehrerschaft akzeptieren.“
Charlotte, 12, aus Wiesbaden hat über die älteste Schule der Welt gelesen,die in England steht:
„Ihr habt über die King’s School berichtet. Mir persönlich kommt
es komisch vor, sich eine Schule nur deswegen anzugucken, weil sie
500 Jahre älter ist als andere. Bestimmt ist es cool dort, aber ich
würde niemals eine Schule bevorzugen, weil sie älter ist.“
Außerdem haben wir über die YouTuberin Bianca Heinicke berichtet.Rahel, 13, aus Weil der Stadt in Baden-Württemberg schreibt dazu:
„Bibi ist eine wundervolle YouTuberin, und ich schaue alle ihre
Videos. Mein größter Wunsch ist es, sie einmal in echt zu sehen.“
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen.
Die Lehrerin fragt Fritzchen:
„Wie viel ergibt eine Scheibe
Schinken plus noch
eine Scheibe Schinken?“
Fritzchen antwortet: „Einen Popo.“
Darauf die Lehrerin: „Ich
meinte, was da rauskommt!“
Fritzchen: „Kaka!“
Ben und Lars stehen an einer Straße, da kommt ein
Auto vorbei und hält an. Der Fahrer kurbelt die
Fensterscheibe runter und fragt die beiden Jungs, wo
es nach Gunzendorf geht. Ben und Lars antworten
nicht, deswegen fragt der Mann sie auch noch auf Eng-
lisch und Französisch nach dem Weg. Weil die Jungs
immer noch nicht antworten, fährt der Mann verärgert
weiter. Gleich darauf sagt Lars zu Ben: „Hast du
gehört, der Typ konnte drei Sprachen!“ Darauf Ben:
„Stimmt, aber hat es ihm was genützt?“
Wie nennt man höfliche Autofahrer?
Geisterfahrer – sie sind immer so entgegenkommend.
***
Welcher Bus fuhr zum ersten Mal über den Atlantik?
Columbus!
„Petra, möchtest du lieber ein Brüderchen
oder ein Schwesterchen?“
„Och, wenn es nicht zu schwer für dich ist,
möchte ich am liebsten ein Pony.“
***
Die eine Kuh fragt die andere:
„Warum wackelst du denn so mit deinem Euter?“
Sagt die andere: „Ich mache nachher eine
kleine Party mit Kaffee und Kuchen und wollte
schon mal die Sahne schlagen.“
Kommata retten Leben!
1. Aussage: Komm,
wir essen Opa!
2. Aussage: Komm,
wir essen, Opa!
47Dein SPIEGEL 04 | 2015
Schreibt eure Briefe oder Witze an: „Dein SPIEGEL“,
Leserservice, Ericusspitze 1, 20457 Hamburg.
Oder schickt eine E-Mail an: [email protected]
Vergesst nicht, Alter und Wohnort anzugeben.
Im letzten Heft gab es einen Text darüber, dass in denNiederlanden keine Wildtiere mehr im Zirkus auf -treten dürfen. Das hat viele von euch bewegt. ZumBeispiel Felix, 11, aus Bokel:
Kim Leoni, 11, aus Habach ist anderer Meinung:
Von Nike, 13, aus München kam dieser Brief:
„Eine Sache stört mich: Ihr benutzt keine geschlech-
terneutrale Sprache. Zum Beispiel schreibt ihr immer
nur von Schülern, nie von Schülerinnen. Das finde ich
schade, denn ich bin ein Mädchen, und ich fühle
mich nicht ‚mitgemeint‘. Ich persönlich mag die
Schreibweise mit dem Sternchen, weil sie sehr
hübsch ist, zum Beispiel ‚Schüler*innen‘.“
„Anne, iss
endlich deine
Suppe auf! Viele
Kinder wären
froh, wenn sie
nur die Hälfte
davon hätten.“
„Ich auch!“
Was macht man
mit einem Hund
ohne Beine?
Um die Häuser
ziehen!
48Dein SPIEGEL 04 | 2015
Mitspielen
Noch bis Ende März können sich Kinder bis
zur 6. Klasse bei einem großen Schulschachturnier anmelden. Bei„yes2chess“ treten Mannschaften gegeneinander an, man muss zu fünft sein, um mitmachen zu können.Die Anmeldung läuft über die Schule, gespielt wird online – dasgeht also auch von zu Hause aus. Die Teilnahme ist kostenlos, die Siegermannschaft darf zum interna-tionalen Finale nach London reisen.Infos unter: yes2chess.org
DER
ÄNGSTLICHE
JÄGER
Hurra, hurra, der Früh-ling kommt: Zeit, end-lich wieder mehr Stun-den draußen zu verbrin-gen. Dir fehlt aber nochdas Zubehör, damit esunterwegs nicht langwei-lig wird? Kein Problem:Im Rahmen des Wettbe-werbs „jugend creativ“werden zehn Pakete ver-lost, die richtig Spaß ma-chen. Jedes Paket ent-hält einen iPod Shuffle, passende Kopfhörer undeine Slackline zum Turnen. Dazu gibt es noch denKinofilm „Willi und die Wunder dieser Welt“ auf
DVD. Was müsst ihr tun,um zu gewinnen? Sendeteinfach eine E-Mail mitdem Betreff „Mobilität“mit eurem Namen, eurerAdresse, Telefonnummerund eurem Alter an: ver [email protected] ist der30. April. Der Wett -bewerb wird von denVolksbanken und Raiff -eisenbanken organisiert,
„Dein SPIEGEL“ unterstützt die Aktion. Weitere Informationen gibt es im Internet unter:www.jugendcreativ.de/gewinnspiel
Vorgestellt von Kristina
Bernd vom Arbeitskreis
für Jugendliteratur e. V.
in München
Minotauren und andereMonster, das sind dochGestalten, die es inWirklichkeit gar nichtgibt. Oder vielleichtdoch? Im kleinen Örtchen Darkmouth
tauchen immer merkwürdige Monster auf.Zum Glück gibt es dort auch jemanden, dersie bekämpft: Hugo der Große, ein soge-nannter Legendenjäger. Unterstützen mussihn dabei sein zwölfjähriger Sohn Finn. Dersoll später ebenfalls Legendenjäger wer-den, aber dazu hat er wenig Lust. Finn istweder so stark noch so geschickt wie seinVater. Er bezweifelt sehr, dass er die Legen-denjägerprüfung jemals bestehen wird.Doch während Finn mit sich und seiner Zukunft hadert, planen die Monster einengroßen Angriff. Und für den Kampf ist so ein Typ wie Finn genau der Richtige.Die Geschichte ist von Anfang an span-nend. Manchmal wird es auch etwas gruse-lig, dann wieder lustig. Eine tolle Mischung.
Shane Hegarty: „Darkmouth −
Der Legendenjäger“. Oetinger Verlag;
16,99 Euro. Ab 10 Jahre.
WINNETOUS SOHN
Max, zehn Jahre alt und bleich wie Weizen-mehl, ist ein richtiger Indianer. Na gut – zu-mindest fühlt er sich wie einer. Als für dieKarl-May-Festspiele ein neuer Hauptdarstel-ler gesucht wird, sieht Max seine großeChance gekommen. Das Ganze hat nur einen Haken: Max ist nicht gerade sportlich.Für die Rolle muss er aber auf ein galoppie-rendes Pferd springen können. Max’ Vaterverspricht, mit dem Jungen zu trainieren.Doch dann hat er auf einmal genug eigeneProbleme und interessiert sich nicht mehrfür seinen Sohn. Zum Glück hat Max einenwaghalsigen Plan, wie er trotzdem sein gro-ßes Ziel erreichen kann. „Winnetous Sohn“ist ein Film über echte Freundschaft. Er
startet am 9. April.
KINDERFILM GMBH (O. M.); CONSTANTIN FILM (M.); 2015 DREAMWORKS ANIMATION (U.)
Einmal
Spaß zumMitnehmen,
bitte!
HOME – EIN SMEKTAKULÄRER TRIP
Captain Smek ist der etwas eingebildete Anführer der„Boovs“, einer Gruppe Außerirdischer, die mit ihrem Raum-schiff von Planet zu Planet fliegen. Sie sind auf der Suchenach einer Heimat. Aber überall werden sie von ihren Feindenaufgespürt und vertrieben. Schließlich erreichen sie die Erde.Die Boovs bringen unseren Heimatplaneten ganz schön durcheinander – und dann erfahren auch noch die Feindevom neuen Aufenthaltsort der Außerirdischen. Ein Menschen-mädchen, eine streichelsüchtige Katze und ein tollpatschigerBoov wollen die Sache wieder in Ordnung bringen. „Home –Ein smektakulärer Trip“ läuft ab dem 26. März.
Indianer, Außerirdische
und germanische Götter
49Dein SPIEGEL 04 | 2015
Zwei Männer, ein Hund, einHandy: Was könnte der Spazier-
gänger wohl zu seinem Begleitersagen? Das wollten wir im letz-ten Heft von euch wissen. Toll
fanden wir die Idee von Nora, 14,
aus Frankfurt am Main: „Ichhabe den Flugmodus angeschal-
tet.“ Lustig ist auch, was Nico, 8,
aus Hallbergmoos uns geschickthat. Bei ihm sagt der Mann: „Nur
so bekomme ich ihn weg vomPC.“ Platz drei geht an Fenia, 10,
aus Harzberg und ihren Spruch„Was denn? Den Hund habe ich
doch auch aus dem Internet.“Ralph Ruthe, der Zeichner, hatte„Sie sind doch wohl nicht ernst-haft überrascht?“ in die Sprech-
blase geschrieben.
UND NUN EINE
NEUE AUFGABE:
Diesmal stammt der Comic ausder „Nicht lustig“-Reihe von
Joscha Sauer. Was könnte derGast zum Chamäleon sagen?
Schickt eure Vorschläge bis zum8. April an sprechblase@dein-
spiegel.de. Schreibt bitte eurenNamen, euer Alter und eure
Adresse dazu, sonst können wireuch den Preis nicht schicken.Die Einsender der besten dreiSprüche gewinnen einen USB-
Stick von „Dein SPIEGEL“.
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Ansehen
Charlie ist 15 und ein absoluter Dickkopf.Als der Streit zu Hause immer schlimmer
wird, schickt ihre Mutter sie auf den Pferdehof der Fa-milie Lilienthal. In „Armans Geheimnis“ trifft Charliedort auf vier andere Jugendliche, die ebenfalls unfrei-willig Zeit auf dem Hof verbringen. Doch schon baldgeschehen mysteriöse Dinge. Wer ist zum Beispieldieser geheimnisvolle Arman, ein Junge, der plötzlichaus dem Nichts vor Charlie auftaucht? Aus demZwangsurlaub der fünf Teenies wird ein magischesAbenteuer. Die 13-teilige Sendung läuft am Oster -
wochenende vom 3. bis 6. April im Ersten, am Kar-
freitag und Samstag ab 8.35 Uhr, Ostersonntag
und -montag ab 8.10 Uhr.
Ich habe den Flugmodus angeschaltet.
49Dein SPIEGEL 04 | 2015
Anklicken
Ein Recht auf Spielen – gibt es das?Und eines auf Geheimnisse? Ja, die gibt
es. Kinder haben aber noch viel mehr Rechte. Fastalle Staaten der Welt haben einen Vertrag darüberabgeschlossen: die Kinderrechtskonvention. Auch Deutschland hat diesen Vertrag unterschrie-ben. Einige der Rechte kann man auf der Website kinder-haben-rechte.org entdecken. Dort werdendie wichtigsten vorgestellt und erklärt. Außerdemkann man Fragen zu seinen Rechten an den Deut-schen Kinderschutzbund stellen. Für Ältere ab zwölfJahren gibt es eine extra Website: jugend-hat-
rechte.org. Dort sind die Rechte nach Themen sor-tiert und werden ausführlicher beschrieben.
MARA UND DER FEUERBRINGER
Mara ist 14 und will eigentlich nur ihre Ruhe. Doch immerwieder hat sie merkwürdige Visionen, in denen Krieger in den Kampf ziehen. Dann stellt sich heraus: Das sind nichtnur Tagträume. Tatsächlich soll Mara den drohenden Weltuntergang verhindern. Zusammen mit dem Univer -sitäts professor Dr. Weissinger taucht sie in die unheimlicheWelt der nordisch-germanischen Götter ab und kämpft gegen sonderbare Kreaturen. Der Fantasy-Film „Mara undder Feuerbringer“ ist spannend und witzig zugleich. Doch wer leicht Angst bekommt, sollte sich an einigen Stel-len lieber die Augen zuhalten: Manchmal wird es wirklichgruselig. Filmstart ist am 2. April.
2015 STUDIO CANAL
50Dein SPIEGEL 04 | 2015
Wolle Kraft voraus: Im Film verlassenShaun und seine Herde den Bauernhofund machen sich auf den Weg in die Stadt.Dort finden sie neue Freunde – zum Beispiel die hässlich-süße Hündin Slip. 21
identische
Shaun-Figuren
spielten mit.
Rund 1000
Augen und
3000 Münder
mussten einzeln geformt werden.
51Dein SPIEGEL 04 | 2015
17
Animatoren
bewegten die Figurenmillimeterweise.
21
Figurenbauer
modellierten Shaun,Bitzer, den Bauern,
die Herde und die an-deren Figuren.
Was für ein Aufwand: 200 Leute arbeiteten 22 Monate lang mit Knete und Kamera, um
„Shaun das Schaf“ ins Kino zu bringen. „Dein SPIEGEL“ war hinter den Kulissen dabei.
Es riecht nach Knete und Kleb-stoff. Dutzende Arbeiter in blau-en Kitteln beugen sich konzen-
triert über Tische. Sie bürsten Fell,kleben zarte Wimpern an Augenlider.Mit einer winzigen Metallschlaufeformt einer aus Knete einen Mund zueinem perfekten „Ooh“.
Hier, in einer Halle in der briti-schen Stadt Bristol, wird gerade andem Film „Shaun das Schaf“ gearbei-tet – seit 22 Monaten. Die Dreharbei-ten sind wesentlich schwieriger undkomplizierter als bei anderen Filmen:Um einen 80 Minuten langen Filmmit Knetfiguren zu drehen, brauchtes 200 Leute, die 22 Monate lang erstFiguren formen, dann bewegen undfotografieren.
Normalerweise werden Charakterein Filmen von Schauspielern gespieltoder am Computer animiert. Nichtso bei „Shaun“. Hier stellt eine ganzeMannschaft von Figurenbauern jedeeinzelne Figur von Hand her. DieKnetmännchen werden Millimeterfür Millimeter bewegt und fotogra-fiert. Bewegen – knips. Neu bewe-gen – knips. So geht das von morgensbis abends. Diese Technik nennt manStop-Mo tion, und sie ist nichts für Eilige: Eine Sekunde Film besteht aus24 einzelnen Bildern. Da kann es denkompletten Tag dauern, um zwei Sekunden Film her zustellen.
Shaun das Schaf ist bei Kin-dern überall auf der Welt
beliebt. Es lebt mit seinerHerde und dem Hund Bit-zer auf einem Bauernhof.Der Bauer ist rechtdämlich, hinter sei-»
2 ½
Minuten Film
drehten alle Animatoren zusam-men – pro Woche.
nem Rücken passiert täglich derWahnsinn: Mal reißen die
Schafe mit einem Heißluftballon aus,mal veranstalten sie ein Picknick imHaus.
Die Fernsehserie läuft in über 170Län dern. Dabei begann die Erfolgs-geschichte in einem Teenager-Zim-mer. Zwei Jungs aus Großbritannien,Peter Lord und David Sproxton, teil -ten ein ge mein sa mes Hobby: Sie lie-hen sich die altmodische Kamera vonPeters Vater aus und versuchten, Fil-me zu drehen. Weil sie nicht schau-spielern konnten, filmten sie Zeich -nun gen Blatt für Blatt ab . Spä ter kamPeter auf die Idee, Knet figuren zu ver -wen den. Heute gehört den beiden dieFirma Aardman. Ihre Filme machensie immer noch auf diese Art undWeise. Nur eben in ganz großem Stil.
Zuerst formen Figurenbauer einModell aus der Knetmasse Plastilin.20 Figurenbauer verrichten täglich Fit-zelarbeit. Schwierig dabei: Sie dürfenkeine Fingerabdrücke hinterlassen,schließlich sieht man auf der Kino-leinwand jedes Detail. Deswegen gibtes eine eigene Abteilung, die die gan-ze Zeit damit beschäftigt ist, die Figu -
ren mit Feuchttüchern zu säubernund zu glätten. Für Einzelteile wieShauns Arme, Hände oder die Klei-dung der Herde gibt es fertige For-men. Denn diese Teile werden oft be-wegt und gehen schnell kaputt . Dannkönnen die Macher ein neues Beinoder Ohr aus der Form nehmen – dasexakt so aussieht wie sein Vorgänger.
Die fertigen Figuren landen in Plas-tikdosen. Bis der Dreh losgeht, dürfensie nicht mehr angefasst werden –eine Figur komplett neu zu bauenwürde ungefähr 16 Wochen dauern.Dann beginnt der Filmdreh: Das Be-wegen der Figuren übernehmen Ani-matoren. Das Farmhaus ist einen Me-ter hoch und steht auf einem Podest.Der Animator ist ganz allein am Set.Er muss sich konzentrieren. Vorsich-tig greift er nach Shaun und bewegtdessen Kopf wenige Millimeter nachrechts. Damit die Figur dabei nichtumplumpst, birgt Shaun wie alleKnet fi gu ren ein Draht -ge rüst in seinem In -nern. Das Beson -dere an den Knet-abenteuern: DieGeschichten wer-
52Dein SPIEGEL 04 | 2015
den erzählt, ohne dass Shaun und dieanderen auch nur ein Wort sprechen.Trotzdem versteht man sofort alles,sie erzählen sie lediglich über ihrenGesichtsausdruck.
Zum Glück muss nicht für jedenGesichtsausdruck die Figur neu ge-knetet werden. Die Figurenbauer ha-ben 18 unterschiedliche Münder fürShaun vorbereitet und beschriftet:„angry“, „happy“ – wütend, glücklich.Die Münder werden einfach ins Ge-sicht gesetzt, dann geht der Animatorzu seiner Kamera und macht ein Foto.Auch von nebenan hört man es kla-cken. Es gibt nicht nur ein, sondern30 Sets, an denen alle gleichzeitig ar-beiten. Denn würde nur einer bewe-gen und knipsen, wäre der Film heutenoch längst nicht fertig.
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Die deutsche Figurenbauerin Hanna Habermann, 45,
arbeitet in den Aardman-Studios in Großbritannien.
Beim Film war sie für den Hund Bitzer verantwortlich.
Dein SPIEGEL: Haben Sie als
Kind mit Knete gespielt?
Hanna Habermann: O ja, ich war
immer eine Bastlerin. Aus Papier
habe ich kleine Hütten, Möbel und
winziges Besteck gefaltet. Ich habe
Püppchen geknetet, Kostüme für sie
genäht und sie dann in selbst ge-
machten Mini-Autos fahren lassen.
Und heute machen Sie das Glei-
che als Beruf?
Heute bin ich Figurenbauerin – das
ist schon deutlich schwieriger.
Man muss nach einer Zeichnung
eine lebendige Figur schaffen. Sie
soll sich bücken können, soll lau-
fen und springen. Sie muss stabil
sein, damit sie nicht umkippt.
Wenn man nicht vorsichtig ist,
bricht die Figur auseinander. Von
jeder Figur benötigt man mehrere
Modelle, die alle gleich aussehen
müssen.
Was ist das Schwierigste?
Es gibt immer wieder Pannen: Die
Arme werfen Falten, wenn man sie
biegt. Plötzlich löst sich durch die
Wärme mitten beim Dreh der Lack,
und die Figur hat kein Gesicht
mehr. Und man muss mit winzigen
Dingen arbeiten, ohne sie kaputt
zu machen. Sogar die kleinen Hän-
de von Hund Bitzer enthalten
Drahtfingerchen.
»ICH KNETE DIE FIGUREN«
Fleece-Stoff wurdefür das Fell von
Shaun und der Herde verbraucht.
Über
80 Meter
Das Fachmagazin „buchreport“ ermittelt monatlich für den Buchhandel eine Bestsellerliste für Bilderbücher, Sachbücher sowie Kinder- und Jugendbücher. Abgedruckt werden in „Dein SPIEGEL“ die zehn meistverkauften Kinder- und Jugendbücher, die von den Verlagen für die Altersgruppe 9 bis 13 Jahre ausgewiesen wurden. Nähere Informationen zu den Auswahlkriterien finden sich online unter www.spiegel.de/bestseller
53Dein SPIEGEL 04 | 2015
1Böse Falle. Gregs Tagebuch 9
Jeff Kinney Baumhaus; 13,99 Euro
2Warrior Cats. Zeichen der Sterne.
Der verschollene Krieger
Erin Hunter Beltz; 14,95 Euro
3Mein Lotta-Leben.
Und täglich grüßt der Camembär
Alice Pantermüller Arena; 9,99 Euro
4Fünf Freunde 4. Das Buch zum Film
Enid Blyton cbj; 9,99 Euro
5Ostwind. Rückkehr nach Kaltenbach
Kristina Henn, Lea Schmidbauer cbj; 9,99 Euro
6Tom Gates. Schwein gehabt
(und zwar saumäßig)
Liz Pichon Egmont Schneiderbuch; 9,99 Euro
7Drachenzähmen leicht gemacht
Cressida Cowell Arena; 12,99 Euro
8Helden des Olymp. Das Haus des Hades
Rick Riordan Carlsen; 17,90 Euro
9Mein Lotta-Leben.
Alles voller Kaninchen
Alice Pantermüller Arena; 9,99 Euro
10Elena. Ein Leben für Pferde.
Das Geheimnis der Oaktree-Farm
Nele Neuhaus Planet Girl; 9,99 Euro
Lotta ist ein Mädchen, dem ständig Missge-schicke passieren. Die Tagebuch-Reihe „MeinLotta-Leben“ erzählt von den Schlamasseln.
Noch eine erfolgreiche Tagebuch-Reihe: Tom istein frecher Fünftklässler. Seine Erlebnisse sind mit Comics verziert. Ein großer Lesespaß.
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120 Millionen Schokohasen werden jedes Jahr in Deutschlandverkauft. Das sind also im Schnitt 1,5 pro Person.
409 Millionen Euro geben die Deutschen für Süßwarenzu Ostern aus, 200 Millionen Euro für Spielzeug.
Die Farbe der Eierschale hängt von der Geflügelrasse ab,nicht von der Gefiederfarbe der Hühner. Eine Faustregelgibt es aber trotzdem: Hat ein Huhn weiße Ohrscheiben,
legt es weiße, bei roten Ohrscheiben braune Eier.
70 von 100 Deutschen essen braune Eier eigentlich lieber.Aber um Ostern sind die weißen beliebter, weil man sie
besser bemalen kann. Damit im Supermarkt genügend weißeEier verkauft werden können, nehmen Bäckereien, Groß-
küchen oder Eierlikör-Hersteller in der Osterzeit die braunen.
50 Tage danachist Pfingsten.
Am 20. März istFrühlingsanfang,
am ersten Sonntag nach demersten Frühlingsvollmond ...
... ist Ostern. 39 Tage danachist Himmelfahrt,
54Dein SPIEGEL 04 | 2015
ZAHLEN, BITTE!
ACH DU DICKES EI!
Jedes Jahr erinnert Ostern an die Auferstehung Jesu Christi. Doch viele verbinden mit dem ältesten Fest der Christen etwas ganz anderes: Schokolade, Geschenke und unzählige bunt bemalte Eier.
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In Australien gibt es keine Schokohasen, sondern Schoko-Nasenbeutler (Bilbies). Denn das Land leidet unter einerKaninchenplage. Auf jeden Australier kommen 16 wilde
Kaninchen, die den anderen Tieren, auch den Bilbies, dasGras wegfressen. Kaninchen und Hasen gehören zwar
zwei unterschiedlichen Gattungen an, doch in Australienhaben die beiden sich hoppelnd fortbewegenden
Tiere einen schlechten Ruf.
Die Deutschen essen pro Wocheim Schnitt vier Eier, um Ostern
rum sind es sogar sieben.
Von welchemHühnerhof das Ei
stammt und wie dasLegehuhn dort lebt, zeigt
eine Zahlenkombination aufder Eierschale an.
86 von 100 Erwachsenenin Deutschland kennen die
Bedeutung von Ostern.
Im Mittelalter war es während der Fastenzeitsieben Wochen lang verboten, Fleisch, Milch-
produkte, Alkohol und Eier zu verzehren. Da dieHennen aber im Frühling mehr Eier legen als
sonst und diese nicht verderben sollten, wurdendie Eier der letzten Fastenwoche abgekocht, um
sie länger haltbar zu machen. Anschließendwurden sie bemalt, damit man sie besser
von den frischen Eiern unterscheiden konnte.
250 Gramm vom Gemüse, ein halberLiter Wasser und ein Schuss Essig müssen
erst 30 bis 45 Minuten kochen, danachkönnen die Eier für etwa eine halbe
Stunde hineingelegt werden.
ErsteZahl:
0 = ÖkologischeErzeugung
1 = Freilandhaltung2 = Bodenhaltung3 = Käfighaltung
Buchstaben: Land.DE = Deutschland
ErstenbeidenStellen:
Bundesland.01 = Schleswig-
Holstein
SiebteStelle:Stall
Dritte bis sechsteStelle: Betrieb
Farben für die Ostereierkönnen auch natürlich
hergestellt werden.
Natürlich bunt:
Für Rot brauchst duRote Bete oder
rote Zwiebelschalen.Für Grün Spinatoder Petersilie.
Für BlauRotkohlblätter.
55Dein SPIEGEL 04 | 2015
56Dein SPIEGEL 04 | 2015
DAS WOLLEN
WIR JETZT LESEN!
Malina, Lisa, Ruben und Max haben sich auf
einer Mini-Buchmesse im Literaturhaus
in Hamburg umgesehen, was es Neues und
Spannendes im Frühjahr zu lesen gibt. Hier
stellen sie ihre Favoriten vor.
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57Dein SPIEGEL 04 | 2015
LISA, 10
Brigitte Endres: Der Tag, an
dem mein Meerschweinchen
Kriminaloberkommissar wur-
de. Thienemann; 12,99 Euro.
Ab 10 Jahre.
Darum habe ich mir das Buch
ausgesucht:
Der Titel klingt lustig und dieBeschreibung auf der Buch-rückseite interessant.Davon handelt es:
Valentine ist ein bisschen un-gewöhnlich. Tolles Ausseheninteressiert sie nicht beson-ders, dafür ist sie klug undfurchtlos. An tote Menschenist sie gewöhnt, denn ihre El-tern führen ein Bestattungs -institut, und die „Kunden“ lie-gen im Keller. Als Valentineeinmal mit Bully, ihrem Meer-schweinchen, nach untengeht, um dem AssistentenOlaf Kaffee zu bringen, pas-siert ein Kurzschluss. Dabeifährt der Geist des Toten, denOlaf gerade für die Beerdi-gung geschminkt hat, in Bully.Der Tote war Kriminalober-kommissar Kasimir, und derist überzeugt, dass er umge-bracht wurde. Valentine unddas launische Meerschwein-chen machen sich auf die Su-che nach dem Täter.Meine Bewertung:
Das Buch ist toll geschriebenund sehr spannend. Am Endehabe ich ganz schön mitge -fiebert, ob die Geschichte fürValentine gut ausgeht.
Annette Mierswa: Die
ge heime Welt der Suni Stern.
Tulipan; 12,95 Euro. Ab
9 Jahre.
Darum habe ich mir das
Buch ausgesucht:
Ich lasse mich beim Lesengern überraschen und finde,dass der Titel sehr spannendklingt.Davon handelt es:
Suni ist mit ihren Eltern ineine neue Stadt gezogen.Weil sie dort noch keineFreunde hat, beschäftigt siesich ganz viel mit ihrem Lieb-lingshobby: andere Men-schen beobachten und Nach-forschungen anstellen. In ihrer Klasse interessiert siesich besonders für Stella undderen Freundinnen. Die ha-ben anscheinend nichts alsKlamotten und Schminke imKopf. Aber warum sieht Stellaso bedrückt aus, wenn sienach der Schule allein nachHause geht? Auch Herr Bock,der Nachbar, scheint Geheim-nisse zu haben. Einmalschleppt er nachts sogar einen verdächtigen Sack indie Garage. Zusammen mitStella, die ganz anders ist,als Suni dachte, löst sie dasRätsel um Herrn Bock.Meine Bewertung:
Das Buch war noch besser,als ich es mir vorgestellt hat-te! Die Geschichte passt sehrgut zu mir, denn ich schauemir auch gern Menschen anund denke über sie nach.
K. A. Harrington: Bis aufs
Haar. Magellan; 14,95 Euro.
Ab 13 Jahre.
Darum habe ich mir das Buch
ausgesucht:
Der Titel sieht cool aus, undich mag gern Thriller.Davon handelt es:
Morgans Freund Flynn ist beieinem mysteriösen Auto -unfall ums Leben gekommen.Kurz darauf entdeckt siedurch Zufall im Internet dasBild eines Jungen, der genau-so aussieht wie Flynn. Lebtihr Freund vielleicht dochnoch? Zusammen mit ihrerFreundin Toni beginnt Mor-gan, Nachforschungen an -zustellen. Sie findet heraus,dass Flynn sie in vielen Dingen angelogen hat. Aufseiner angeblichen Schulekennt ihn niemand, und indem Haus, in dem er gelebthaben soll, wohnte er auchnicht. Morgan lockt den Doppelgänger auf eine Party.Aber da geht das Verwirrspielerst richtig los.Meine Bewertung:
Ich fand das Buch gut, auchwenn es am Anfang etwasschwer zu verstehen war. Das hatte ich so nicht erwar-tet. Deshalb ist es eher für Leser ab 13 Jahren. An man-chen Stellen war es auch gruselig, denn es spielt anvielen einsamen, abgelege-nen Orten.
MAX, 12
RUBEN, 9
MALINA, 10
Claudia Frieser: Leo und der
Fluch der Mumie. Dressler;
12,99 Euro. Ab 9 Jahre.
Darum habe ich mir das Buch
ausgesucht:
Eine Mumie, die auf einemSchiff Angst und Schreckenverbreitet, das klang span-nend. Ich lese nämlich gernKrimis.Davon handelt es:
Leo und seine Eltern wollen1933 von Berlin nach Amerikaauswandern. Als die Familiein Bremerhaven an Bord desSchiffs geht, passiert ein Un-fall: Beim Verladen des Ge-päcks reißt ein Seil, und auseinem fremden Koffer fälltLeo ein Tagebuch in die Hän-de. Er beginnt zu lesen undist gleich gefesselt, denn indem Tagebuch geht es umden Fluch einer geheimnisvol-len Mumie. Zusammen mitLuise und Émile, die er aufdem Schiff kennenlernt,macht sich Leo auf die Suchenach der Besitzerin des Tage-buchs. Da beginnt plötzlicheine Mumie an Bord ihr Un-wesen zu treiben und die Leu-te zu erschrecken.Meine Bewertung:
Die Geschichte ist ein biss-chen gruselig, und es passie-ren viele unerwartete Dinge.Und man lernt auch etwasüber die Zeit, in der sie spielt.
58Dein SPIEGEL 04 | 2015
#40TEXT UND ZEICHNUNG:
FERDINAND LUTZ
Q-R-T SIEHT AUS WIE EIN KIND, IST ABER SCHON122 JAHRE ALT. ER STAMMT VON EINEM FERNENPLANETEN, DORT SEHEN ALLE BEWOHNER SO AUS WIE BEI UNS DIE KINDER. Q-R-T SOLL AUF DER ERDE DIE MENSCHEN BEOBACHTEN UND HERAUS -FINDEN, WARUM DIE ERWACHSENEN SO MERKWÜRDIG
SIND. IN SEINER WOHNUNG STECKEN EIN SUPER -COMPUTER UND FLUMMI, SEIN HAUSTIER. DAS KANN JEDE BELIEBIGE GESTALT ANNEHMEN. Q-R-T DARFHIER NICHT AUFFALLEN, ZUM GLÜCK HALTEN IHN DIE ERDLINGE FÜR EIN KIND – ALLERDINGS FÜR EIN ETWAS MERKWÜRDIGES.
59Dein SPIEGEL 04 | 2015
60Dein SPIEGEL 04 | 2015
61Dein SPIEGEL 04 | 2015
62Dein SPIEGEL 04 | 2015
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Was ich gut hingekriegt habe
Ich rauche nicht, trinke keinen Kaffeeund so gut wie keinen Alkohol. Und ichmache keinen Sport.
Drei Dinge, die mich auf
die Palme bringen
Unfreundlichkeit, Unpünktlichkeit, Untergangsstimmung.
Hobbys
Keines. Wenn jemand eines übrig hat,bitte melden. Danke.
In der Schule war ich …
… zunächst ein guter Schüler, das ließspäter erkennbar nach.
Mein Lieblingswitz
Treffen sich eine Null und eine Acht in der Wüste, sagt die Null: „Ach,
bei dem Wetter trägst du ’nen Gürtel?“
Wann ich das letzte Mal
geweint habe
Bei der letzten Ausgabe von „Wetten,dass ..?“
Wonach ich süchtig bin
Ich behaupte, es gibt nichts.
Was mir mal furchtbar peinlich war
Bühnenshow in Mainz, April 1993: Ichvergesse meinen Text, und er will mirnicht einfallen; habe ewig gestammelt,und selbst mein Lieblingswitz (sieheoben), den ich zur Überbrückung einge-worfen habe, zündete nicht. Eieiei …
Wen ich gern mal treffen würde
Anke Engelke.
63Dein SPIEGEL 04 | 2015
Null gruselig: Das Gespenst ist
grün, lustig und spricht mit Bastian
Pastewkas Stimme. Der hat Hugo extra
für „Dein SPIEGEL“ gezeichnet.
Bastian Pastewka, 42, ist
einer der bekanntesten
deutschen Komiker.
Am 2. April startet
„Gespensterjäger“ in den
Kinos, eine Verfilmung
des gleichnamigen Buchs
von Cornelia Funke.
Im Film ist Pastewka zwar
nicht zu sehen, aber zu
hören: Er leiht dem
Gespenst Hugo seine
Stimme.
Dieser Mast sieht aus, als würde er sich bei einer komplizierten Yoga-Übung verrenken. Ist
aber keine Absicht, mit Kunst hat das nichts zutun. Er ist einfach nur kaputt. Ein kräftiger Sturm hatdas Stahlgerüst in der Mitte abgeknickt. Jetzt muss derMast erst mal repariert werden, so lange fließt hier keinStrom mehr.
Eine Berliner Künstlergruppe fand: Strom-masten stehen immer so brav nebeneinan-
der. Also bauten sie einen, der aussieht, alswollte er abtanzen: so wild, als stände er selbst unterStrom. Dieser Strommast heißt „Der Zauberlehrling“und steht heute bei Oberhausen auf einer Wiese. Sokann jeder kommen, um Kunst anzugucken.
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Einer verbeugt sich,
der andere schwingt
die Hüften: Hier
tanzen zwei Strom-
masten aus der
Reihe. Aber nur einer
ist Kunst – welcher?
Manche Leute machenetwas Blödes und
landen damit in der Zeitung.
Wir stellen die lustigsteMeldung des Monatsvor. Hier geht es um
einen Knutschfleck, derkeiner sein durfte.
Aus der „Süddeutschen Zeitung“
64Dein SPIEGEL 04 | 2015
Über Flugzeuge und wie die das
alles regeln am Boden vorm Start.
Die haben ja nur eine halbe StundeZeit, um die ganze Technik zu che-cken, und müssen gleichzeitig allePassagiere reinlassen. Der Pilot geht
immer noch mal ums Flugzeug herum und kontrolliert dieTurbinen. Alles muss klappen und ganz schnell gehen,und dann ist es das Schönste, durch die Wolken zu bre-chen und in die Sonne zu fliegen, wenn unten alles grauist. Deshalb möchte ich Pilot werden.
Über alte Kulturen und verschiedene
Völker wie die Römer und die alten
Ägypter. Ich finde es so geheimnisvoll,wie die früher gelebt haben und wassie für Sitten hatten. In der Stadtbiblio-thek habe ich mir ein Buch ausgelie-hen über die Kelten, ihre Handelswegeund die Schätze in ihren Gräbern. Viele Sachen sind nochgar nicht entdeckt worden. Die anderen Bände aus derReihe will ich ebenfalls lesen. Vielleicht werde ich selbstja auch mal Ausgrabungen machen.
Über die Sterne und das Universum.
Seit mir ein Freund in meiner Schuledavon erzählt hat, möchte ich gernmehr über Astronomie wissen. Ich
habe Bilder im Internet gesehen vonPlaneten und bin ganz überrascht,wie farbig alles aussieht, richtigbunt. Ich wüsste gern, wie groß die
Planeten sind und wie weit weg sie sind. Vielleicht werdeich ja mal Astronautin. Aber ich weiß nicht, ob ich denMut habe, in einer Rakete zu fliegen.
Protokolle: Beatrix Schnippenkoetter
Kaugummis haften überall: unter Tischen, Stühlen und aufder Straße. Wenn man sie jedoch im Mund kaut, klebensie auf einmal überhaupt nichtmehr.Die Kaumasse eines Kaugum-mis besteht hauptsächlich ausZucker, Weichmachern und Zu-taten, die für die Geschmeidig-keit zuständig sind. Wenn manes zum Beispiel auf die Straße
spuckt, schmiegt es sich in diewinzigen Rillen und Verformun-gen des Untergrunds. Sobaldes hart wird, ist es so gut wienicht mehr herauszubekom-men. Im warmen und feuchtenMund wird es weich und form-bar. Die Wände der Mundhöhlesind von einer dünnen Speichel-schicht bedeckt. Da das Kau-gummi wasserabweisend ist,kann es hier nicht festkleben.
Warum klebt ein Kaugummi
überall, nur nicht im Mund?
65Dein SPIEGEL 04 | 2015
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68Dein SPIEGEL 04 | 2015
Dein SPIEGEL: Herr Niersbach, bekom-
men Sie Freikarten für jedes Fußball-
spiel, das Sie sehen möchten?
Wolfgang Niersbach: Ja. Ich habe einen Generalausweis, mit dem ichmir tatsächlich jedes Spiel anschau-en kann. Gut, ne?Was, außer Fußball gucken, gehört
noch zu Ihren Aufgaben?
Der DFB hat fast sieben MillionenMitglieder. Ich soll diesen großenVerband zusammenhalten. Dazu beschäftige ich mich mit vielen Din-gen: unseren Wettbewerben undMannschaften, Sicherheit in denStadien, Eintrittspreisen – und jeder
Das schon eher.Die Spieler sind ja bei ihrem Vereinangestellt – die leihen wir uns fürdie Nationalmannschaft nur aus.Die Trainer sind aber Mitarbeiterdes DFB. Und wer das sein soll, das
Menge Organisation.Demnächst haben wirein Champions-League-Finale in Berlin. Daskommt nicht von alleinnach Deutschland. Dafürmuss man mit vielen Leu-ten sprechen.Können Sie mitreden, wer in
der Nationalmannschaft spielt?
Reden kann ich – aber ob jemandauf mich hört, steht auf einem ande-ren Blatt. Wer spielt, entscheidetder Bundestrainer. Können Sie denn bestimmen, wer
Trainer ist?
»TOP-FUSSB
TOP-BU»TOP-FUSSB
TOP-BU
Mohamed besuchtdie sechste Klas-
se der Ziehen-schule. Er spielt
ebenfalls Fußballund boxt im Ver-ein. In der Bun-
desliga drückt erBorussia Dort-
mund die Daumen.Später möchte er
Journalist werden.
Beide Kinderreporter kommen aus Frankfurt am Main. Naomi gehtin die siebte Klasse der Liebigschu-
le. In ihrer Freizeit spielt sie Rollhockey und Klavier und kickt
mit Freunden auf der Straße. Ihr Lieblingsverein ist, na klar,
Eintracht Frankfurt. Ihr Berufswunsch:
Richterin.
Wolfgang Niersbach, 64, ist der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB).
Naomi und Mohamed, beide 12, erzählte er, was er für die National mannschaft
macht und wie es ist, im Stadion neben Angela Merkel zu sitzen.
entscheiden meine Kollegen im Prä-sidium und ich gemeinsam.Haben Sie die Handynummern von
allen Nationalspielern?
Ja, ich rufe aber selten an, sondernschreibe lieber SMS. Letztens zumBeispiel, als Lukas Podolski zu InterMailand gewechselt ist, habe ichihm geschrieben: „Poldi, alles Gutefür den Start in Italien. Du schaffstdas.“ Sie sitzen im Stadion oft neben wich -
tigen Menschen wie Angela Merkel.
Können Sie so richtig rumschimpfen,
wenn die Mannschaft schlecht spielt?
Ach, das macht Angela Merkelmanchmal auch! Beim WM-Finalewar sie sehr nervös. Und am Endehat sie sich genauso doll gefreut wiealle anderen Fans. Wir haben gelesen, dass der DFB für
den Weltmeistertitel 25 Millionen
Euro bekommen hat. Was passiert mit
dem Geld?
Einen großen Teil brauchten wir,um unsere Brasilienreise zu bezah-len: Wir waren mit 60 Leuten sechsWochen lang unterwegs – das alleinist teuer. Und jeder Spieler bekam300000 Euro als Prämie. Ist es ein Verdienst des DFB, wenn
Deutschland Weltmeister wird?
Ich denke schon. Die Spieler sindam wichtigsten, aber die Mann-
schaft braucht eine gute Organisa -tion: die besten Hotels, Trainer, Physiotherapeuten, Ärzte, Köche,Busfahrer. Darum kümmern wir uns.Busfahrer?
Ja, die müssen sich gut auskennen.Einmal, das war in San Francisco,steckte unser Bus im Stau fest. Danützt es nichts, die weltbesten Fuß-baller auf der Rückbank zu haben,
wenn sie den Weg zum Stadi-on nicht schaffen. Damals ist abernoch alles gut gegangen: DerSchiedsrichter hat das Spiel nachhinten verschoben. Die nächste WM soll ja in Russland
stattfinden. Machen Sie sich Sorgen,
weil der russische Präsident Wladimir
Putin offenbar Soldaten in die Ukraine
geschickt hat?
Ja, ich mache mir Sorgen. Sportsollte in einer friedlichen Umge-bung stattfinden. Es gab 1980Olympische Spiele in Moskau.Politiker in Russland und denUSA hatten damals Schwierig-keiten miteinander. Aus Protestkonnten viele westliche Athle-ten nicht an den Spielen teilneh-men. Politisch hat das überhauptnichts gebracht. Es hat nur denSportlern geschadet, die sich jahre-lang vorbereitet hatten. So etwassollte nicht noch mal passieren.Und 2022 ist Katar dran. Können Sie
erklären, warum ein Land wie Katar
eine WM bekommt, obwohl sich da
kaum jemand für Fußball interessiert?
Das zu erklären fällt mir sehrschwer. Ich hätte diese Entscheidungnie für möglich gehalten und binnicht glücklich darüber. Katar istkleiner als Hessen. Wie soll dasfunktionieren? Wo sollen all dieLeute hin? Die Stadien? Wir richtenja auch kein Pokal-Endspielauf Sylt aus. Ich finde,der FußballweltverbandFifa hätte die Bewerbungnicht zulassen dürfen. Manche Menschen sagen,
Katar habe die WM zu Un-
recht bekommen und die Fifa
bestochen.
Katar wurde vom Fifa-Exekutiv -komitee gewählt, einer Art Welt -regierung des Fußballs. 14 Leute haben für Katar gestimmt. Es hatUntersuchungen gegeben, wie diese14 zu ihrer Entscheidung gekommensind. Es gibt keine Beweise dafür,dass Bestechung im Spiel war. Mandarf das deshalb nicht behaupten.Finden Sie es okay, dass die WM
im Winter stattfindet, weil es im
Sommer in Katar so heiß ist?
Ich finde das nicht gut. Aber esist die einzige Möglichkeit. ImSommer geht es nicht. Ich finde,das hätte die Fifa vorher wissenkönnen. Aber wir müssen jetztdas Beste daraus machen.
69Dein SPIEGEL 04 | 2015
ALLER BRAUCHEN
SFAHRER«ALLER BRAUCHEN
SFAHRER«Katar in der Kritik:
Vor ein paar Monaten haben die Bauarbeiten an den Stadien für die Weltmeisterschaft 2022
begonnen. Viele der Arbeiter stammenaus armen Ländern und bekommen für die harte körperliche Schufterei sehr
wenig Geld. Außerdem passieren immerwieder Unfälle, bei denen sich
Menschen verletzen. Die Fifa hat jetzt versprochen, sich mehr für
die Rechte der Arbeiter einzusetzen.
Dieser Kicker steht
in der Eingangshalle des DFB-Gebäudes
in Frankfurt am Main.Die Kinderreporter
lagen am Ende natürlich vorn.
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70Dein SPIEGEL 04 | 2015
HULA-HOOPgibt es schon sehr lange. Die Hula-Hoop-Reifen werden
immer wieder mal modern. Für den Geschicklichkeits-
sport wird heute manchmal der Begriff „Happy-Hooping“
benutzt. Man macht das in einer Gruppe und studiert
gemeinsam Schritte zu Musik ein. Hula steht für einen
Tanz aus Hawaii, Hoop ist Englisch und bedeutet Reifen.
EMELIE, 8,
Richard-Wagner-Grund-
schule in Berlin:
„Wir lassen zu cooler Musik die Reifen an
der Hüfte und an den Armen kreisen. Wennman das zu lange macht, tut es manchmalauch ein bisschen weh. Aber das halte ichaus. Ich will den Reifen ja so lange wie mög-lich oben behalten.
Hula-Hoop fand ich schon immer toll, und irgendwann habe ich es ausprobiert. Ichkonnte das von Anfang an ziemlich gut, deswegen bin ich dann auch in unsere AGgegangen. Ich mag meinen gelben Hula-Hoop-Reifen sehr. Damit er nicht geklaut
wird, schließe ich ihn in der Schule immerein. Zu Hause gehe ich mit dem Reifen beischönem Wetter oft in den Garten und übeein bisschen, meine Mama tanzt auchmanchmal mit. Aber sie kann ihn nicht solange oben behalten wie ich.“
71
„Ein Longboard ist viel
länger als ein Skate-
board und deswegen
vor allem was für An-
fänger. Man kommtbesser um die Kurvenund steht sicherer aufdem Board, das magich am Longboard -fahren. Aber im Winterist es immer etwasschwierig zu fahren,weil auf den Straßenzu viel Nässe ist. Diemacht die Kugellagerin den Rollen kaputt.Am besten geeignetfürs Longboarden isteine ganz lange Straßeaus glattem Teer. Dakann man dann auchTricks machen. Ichkann mich zum Bei-spiel mit einem Sprungauf dem Board umdre-hen. Ich übe fleißigweiter, damit ich nochbesser werde. Amliebsten fahre ich zu-sammen mit meinemFreund Linus.“
WIE TURNEN ZUMTREND WIRD
Bodenturnen, Seilspringen? Für einige klingt das nach ödem Sport aus Großmutters Zeiten.
Jetzt werden altbekannte Sportarten wieder Trend – bunter, mit Musik und einem moderner
klingenden Namen. „Dein SPIEGEL“ stellt vier neue alte Sportarten vor.
»
DAS LONGBOARDgilt als die neue und coolere Version des bekannten Skate-
boards – in Wirklichkeit gibt es das Longboard aber schon
länger. Damals wollten sich Surfer auch an Land mit Brettern
fortbewegen und schnallten Rollen drunter. So entstanden
die ersten Longboards, übersetzt heißt das Langbretter.
JAMIE, 10,
Greifswald:
„Bevor ich vor drei Jah-
ren mit dem Training
angefangen habe,
wusste ich überhaupt
nicht, was Rope-Skipping
bedeutet. Dann hat mirmein Trainer erklärt, dassder Begriff aus Amerikakommt und Seilspringenheißt. Wir nennen es aberalle lieber einfach nur Seil.Es gibt ganz viele ver -schiedene Seile, mit demlängsten kann man sogarmit 15 Personen gleich -zeitig springen. Am liebsten mag ich dasWheel, auf Deutsch heißtdas Rad. Dafür brauchtman zwei Seile und springt
dann zu zweit. Jeder hatein Seilende in der Hand.Das macht wirklich Spaß.Wir lernen auch immer viele neue Sprünge. ZumBeispiel den Criss-Cross-Sprung, da werden dieArme beim Springen vordem Körper gekreuzt. Und mir gefällt besondersgut, dass ich auch den Kleineren etwas beibringenkann. Meistens gehe ich sogar viermal pro Wochezum Training. Ich habe auchschon ganz oft bei Wettbe-werben teilgenommen. Inmeinem Zimmer hängenvier Medaillen, zwei davonGold.“
EMELY, 10,
Jump Rope Team
Beelitz:
FO
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S:
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EIN
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TUMBLINGheißt übersetzt „sich
überschlagen“ und
ist ein aufgepepptes
Bodenturnen.
Dabei absolvieren
die Sportler auf
einer etwa 42 Meter
langen Bahn ver-
schiedene Sprünge.
Tumbling zählt zum
Trampolinturnen.
„Bodenturnen und Tumbling
sind sich sehr ähnlich. Tumb-
ling ist aber wesentlich wei-
cher und gelenkschonender.
Denn die Bahn, auf der mantrainiert, ist wie ein Trampolin,
nur etwas härter. Darauf mache ich dann zum Beispiel
Saltos. Am besten kann ich dieKombination, bei der man erst
einen Vorwärtssalto macht,sich dann dreht und einen
Rückwärts salto nachlegt. Klar ist es auch schwer, aberTumbling macht eine Menge
Spaß. Besonders cool finde ich,dass ich beim Springen manch-mal das Gefühl habe, ein wenig
zu fliegen. Und man kann sichdamit sehr gut aufs Boden -
turnen vorbereiten.“
FINN, 12,
Berliner Turn- und
Freizeitsport-Bund:
72Dein SPIEGEL 04 | 2015
»ROPE-SKIPPINGkommt aus den USA. Wenn man den Begriff über-
setzt, wird klar, was eigentlich dahintersteckt:
das gute alte Seilspringen. Aber nun mit bunterem
Material und mehr englischen Begriffen. Beim
Rope-Skipping kann man allein springen oder mit
mehreren Personen gleichzeitig.
73Dein SPIEGEL 04 | 2015
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TLÖSUNGSWORT:
Antilope und Strauß sowie Zebra, Giraf-fe und Gnu tun sich nichts. Selbst Wolfund Braunbär vertragen sich. Nur Löwe
und Tiger dürfen nicht zusammen
wohnen.
ZOO-WGS
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Jemandem einen Bären aufbinden.
REDEWENDUNG
Der Hase zieht es vor, sich zu den Pflanzenfressern Zebra, Pandabär und Giraffe zu gesellen.
GUT SORTIERT
Der Graupapagei lebt ungefähr 60 Jahre und damit fast 50 Jahre länger als die anderen Tiere.
Am häufigsten kommen Insekten vor.
Am schwersten ist ein ausgewachsenes
Flusspferd. Es wiegt etwa 3200 Kilo-gramm, der Alligator wird 450 Kiloschwer, Zebras 370 und Löwen 220 Kilo.
TIERQUIZ
Das Ende des richtigen Seiles ist P.
KNÄUEL
Fuchsschwanz, Schweineohr, Maus
TEEKESSELCHEN Wenn zwei Elefanten, ein Zebra und zwei Giraffen drei Ballen fressen, sind esbei doppelt so vielen Tieren, also vier Ele fanten, zwei Zebras und vier Giraffen,sechs Ballen. Wir wissen zudem, dass fünfElefanten, zwei Zebras und vier Giraffensieben Ballen fressen. Also vertilgt ein
Elefant einen Ballen allein.
FUTTERRÄTSEL
Sieben Bälle muss er mitnehmen.
ZOO-KINDERGARTEN
R O P E N A Q U A R I U M11 12 13 14
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PA
B
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74Dein SPIEGEL 04 | 2015
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