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DENKMALPFLEGE IM BEZIRK LICHTENBERG BEZIRKSAMT LICHTENBERG 2019

DENKMALPFLEGE 2019 LICHTENBERG IM BEZIRK - berlin.de · 1 VOR WORT LIEBE LICHTENBERGERINNEN UND LICHTENBERGER, LIEBE LESERINNEN UND LESER, vielen Dank für Ihr Interesse an der Baugeschichte

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2019

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VORWORT

LIEBE LICHTENBERGERINNEN UND LICHTENBERGER, LIEBE LESERINNEN UND LESER,

vielen Dank für Ihr Interesse an der Baugeschichte Lichtenbergs. In unserem Bezirk befinden sich zahlreiche architektonische Zeugnisse einer be-wegten Vergangenheit. Lichtenberg ist ein Ort für Entdeckerinnen und Entdecker, nehmen Sie sich bei Gelegenheit Zeit für unseren Bezirk und die Orte, die wir Ihnen anhand ausgewählter Bei spiele in dieser Broschüre vorstellen. Es erwar - ten Sie 700 ereignisreiche Jahre, wo mittelalter-liche Dorfkerne an moderne Neubaugebiete und Altbauquartiere an Villensiedlungen grenzen.

Denkmale sind Quellen und Zeugen der Ge-schichte und vermitteln die verschiedenen geschichtlichen, künstlerischen und städte-baulichen Aspekte der Stadtentwicklung. Die Erhaltung von denkmalgeschützter Bau-substanz und Freianlagen ist ein konstanter städtebaulicher Verhandlungsprozess, der den kommenden Generationen gewidmet ist und Geschichte gepaart mit Zukunft denkt. Seit dem Erscheinen der ersten Denkmalbroschüre im Jahr 2006 ist viel in unserem Bezirk passiert. Für diese Erfolge möchte ich nicht nur den Kolleginnen und Kollegen der Denkmalschutz-behörden danken, sondern auch den Eigen-tümern und Bauherren für deren Engagement das baukulturelle Erbe zu erhalten.

Aufgrund dieser guten Zusammenarbeit steht unser Bezirk für eine städtebauliche Vielfalt: in den ehemaligen Dörfern Malchow, Warten-berg und Falkenberg, deren Wurzeln bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen, finden wir noch heute landwirtschaftliche Höfe mit Wohn- und

Wirtschaftsgebäuden aus der Gründerzeit, die sich um die alten Gutshöfe entwickelt haben. Die Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen feierte im vergangenen Jahr ihr 33-jähriges Bestehen.Der Ortsteil Alt-Hohenschönhausen ist wiederum geprägt durch den historischen Kern des ehe-maligen Dorfes Hohenschönhausen. Aber auch die Gedenkstätte Hohenschönhausen zeugt von einem wichtigen Teil unserer Geschichte. Im Wohnkomplex Fennpfuhl aus den 1970er Jahren ist ein Denkmal der neueren Geschichte zu finden: der industriell vorgefertigte Wohnungs-bautyp P-2 als erster Versuchsbau. Starke Gegensätze prägen den historischen Kern Lichtenbergs rund um den Loeperplatz an der Möllendorffstraße. Alt-Lichtenberg ist durch seine historischen Entwicklungen ein heterogener Ortsteil, der wichtige Einrichtungen beherbergt: darunter das Rathaus, die Glaubenskirche am Roedeliusplatz, die Dorfkirche am Loeperplatz, der ehemalige Gutspark und der Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Hier befinden sich ebenfalls die großen Krankenhausanlagen wie das Königin- Elisabeth-Krankenhaus Herzberge, das Sana Klinikum „Oskar Ziethen“ und das ehemalige Kinderkrankenhaus Lindenhof, das derzeit zum Wohnstandort umgebaut und mit Wohnungs-neubau ergänzt wird. In Rummelsburg ist neben umgenutzten Fabrikanlagen das Heizkraftwerk Klingenberg hervorzuheben, aber auch die Bei-spiele der wegweisenden Reformbewegung des Neuen Bauens. In Friedrichsfelde sind es gleichermaßen der Tierpark mit dem Schloss Friedrichsfelde; der größte Landschaftstiergarten

Europas. Ein Besuch in Karlshorst, seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein beliebter Villenvorort Berlins mit der Galopprennbahn für Hindernis- oder Jagdrennen aus dem Jahr 1894, ist loh-nens wert. In Karlshort ist außerdem der Verweis auf das Deutsch-Russische-Museum wichtig, ein Ort, der wie kein Anderer für die deutsche Geschichte des letzten Jahrhunderts steht. In der damaligen Festungspionierschule wurde die bedingungslose Kapitulation Deutschlands unterzeichnet, die das Ende des Zweiten Welt-kriegs besiegelte. Das denkmalgeschützte ehemalige Kasernenareal auf dem sich das Museum befindet, wurde zum Wohnen um-gebaut und bildet das Zentrum der neuen Garten-stadt Karlshorst.

Auf den kommenden Seiten werden Sie die Gele-genheit haben, sich über interessante Denk male zu informieren, die mit großem Aufwand an heutige Anforderungen angepasst und dabei in ihrer Substanz erhalten wurden. Dabei wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und lade Sie herzlich dazu ein, unseren Bezirk zu entdecken!

Ihr Michael GrunstBezirksbürgermeister

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1LABORGEBÄUDE I.G. FARBEN AG, ACETAGustav-Holzmann-Straße 4

Geschichte des HausesDas ehemalige Laborgebäude der Aceta GmbH befindet sich auf einem der frühesten Industrie-areale von Rummelsburg. Hier wurde 1867 die Gesellschaft für Anilin-Fabrikation durch Carl Alexander Martius und den Chemiker Paul Mendelssohn Bartholdy gegründet, den Bruder des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn.

Ab 1897 wurde sie unter dem Warenzeichen »Agfa« fortgeführt und ging 1925 in der I.G. Far-ben AG Berlin als Aceta GmbH auf. Hier wurde Acetat-Kunstseide produziert. 1938 erfand der Chemiker Paul Schlack (1897 – 1987) in dem Rummelsburger Betrieb das berühmte Perlon.Um 1940 arbeiteten bei Aceta etwa 1 500 Arbei-ter und Angestellte. Nach der teilweisen Zer-störung im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb

unter sowjetische Verwaltung gestellt. 1951 wurde die Produktion wieder aufgenommen. Der VEB Kunststoffwerk Aceta produzierte Gebrauchs-gegenstände aus Perlon. Nachdem 1960 die Nutzung des Markennamens Aceta verloren ging, hieß die neue Produktbezeichnung „Dede-ron“. Mit der Zuordnung des Betriebes zur Film-fabrik Wolfen im Jahr 1969 endete die Geschichte des Industrieareals.Die Werkhallen waren dem Verfall preisgegeben und wurden nach 1990 teilweise abgerissen.

Der schlichte Baukörper des ehemaligen Laborgebäudes fällt im Vergleich mit Gebäu-den gleicher Entstehungszeit auf dem Aceta- Gelände durch die hochrechteckigen Fenster auf, von denen jeweils zwei bzw. drei durch dunkle Klinkerplatten verbunden sind. Dadurch entsteht die Wirkung von querrechteckigen Fenstern. Einziges repräsentatives Element ist der vorgebaute Eingang auf der Nordostseite des Gebäudes mit Werksteineinfassung und Schlussstein.Das um 1926 errichtete Laborgebäude wurde 2013 von dem deutschen Medienunternehmer und Kunstsammler Christian Boros erworben, der es zu einem Ateliergebäude mit 9 Ateliers für Bildende Künstler, Fotografen und Agen-turen umbauen ließ. 2017 erhielt das Projekt eine Sonderauszeichnung im Rahmen der Ver-leihung des Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Denkmalpflegerische ZielstellungIm Rahmen der Sanierung des Gebäudes wurde besonderes Augenmerk auf die Erneuerung der Holzfenster im historischen Erscheinungs-bild gelegt. Die dunklen Klinkerplatten zwischen den Fenstern waren noch vorhanden, so dass die ursprüngliche Wirkung wiederhergestellt werden konnte.Die Fassadensanierung beinhaltete auch die Ergänzung von Formsteinen an den Fenster-laibungen. Neben der Reparatur der Werkstein-einfassung des repräsentativen Nordosteingangs wurde eine neue Eingangstür hergestellt.Nachdem im Gebäudeinneren ein Substanz-verlust nach umfangreicher Altlastensanierung zu verzeichnen war, wurden die verbliebenen historischen Spuren im Treppenhaus, an Wän-den und Geländern erhalten.

Architekt: nicht bekannt Bauzeit: um 1926Bauherr: Aceta GmbHSanierung: 2013 – 15Architekt: FORMATION A, BerlinBauherr: Christian Boros

Reproduktion einer zeitgenössischen Darstellung der Fabrikanlage Aufnahme der Eingangssituation an der Nordostseite des Gebäudes mit Werksteineinfassung und Schlussstein, 2018

Innenansichten der umgestalteten AtelierräumeAusschnitt Stadtkarte mit Fabrikanlage der Aceta GmbH, um 1930

Straßenansicht des sanierten ehemaligen Laborgebäudes, 2018

Georg-

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Straße

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Hauptstraße

Saganer Straße

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2Historischer EntwurfDas Straßendorf Malchow geht auf eine Sied-lungsgründung im 13. Jahrhundert zurück. 1375 erstmals als Rittergut erwähnt, ging der Besitz 1684 an den späteren preußischen Staatsminister Paul von Fuchs über. In dieser Zeit entstand das ursprüngliche Schloss des Malchower Gutes. Nach dem Tod von Fuchs erwarb König Friedrich I. das Landgut und nutzte

es zeitweilig als Sommeraufenthalt.1734 wurde Malchow Vorwerk des Königlichen Amtes Niederschönhausen. 1882 erwarb die Stadt Berlin den Malchower Besitz. Auf den Lände-reien wurden Rieselfelder angelegt. In das Gutshaus zog der Inspektor ein. Ein Teil des Geländes des ehemaligen Lustgartens wurde als Gärtnerei genutzt. Auf der anderen Seite befanden sich Schweineställe.

Das Gutshofgebäude entstand nach Umbauten des alten Schlosses in den Jahren 1865 / 66 im Stil der Schinkel-Nachfolge. Bei dem Gutshaus handelt es sich um einen breit angelegten, zweigeschossigen Putzbau unter abgewalmtem Satteldach. Die achsiale Anlage wird durch einen hervortretenden, dreiachsigen Mittelrisalit betont, dessen Ecken abgerundet sind. An bei-den Seiten sind pavillonartige Flügel angebaut.

GUTSHOF MALCHOWDorfstraße 9

Architekt: nicht bekanntBauzeit: 1865 / 1890Bauherr: vermutlich Paul von FuchsSanierung: seit 2013Bauherr: Stiftung Synanon

Ganz oben: Hofansicht der leerstehenden Brennerei, 1993 Oben: Ehemalige Brennerei nach der Sanierung und Umbau zur Küche und Speisesaal, 2018

Straßenansicht des sanierten Gutshauses, 2018

Ganz oben: Ausschnitt Klinkerfassade der ehem. Brennerei, 1993 Oben: Historische Postkarte Schloss Malchow, 1906

Wartenberger Weg

Dorfs

traße

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Zu dem Gut gehören weiterhin die ehemalige Brennerei und mehrere Stallgebäude, die um 1865 mit gelben Backsteinfassaden errichtet wurden.Die Gebäude und der Gutshof gehörten nach 1945 zum Volkseigenen Gut und dienten der Futterproduktion. Später nutzte die landwirt-schaftlich-gärtnerische Fakultät der Humboldt- Universität bis 2005 das Gelände. Hier fanden experimentelle Pflanzungen statt. In den Gebäuden waren Seminar- und Laborräume untergebracht.

Gegenwärtige Nutzung und AktivitätenNach Erwerb im Jahr 2013 begann die Stifung Synanon mit der denkmalgerechten Sanierung der Gutshofanlage.Alle Gebäude wurden gesichert und erhielten neue Dacheindeckungen. Bereits 2014 konnten die Wohn- und Verwaltungsräume des Guts- und Kutscherhauses bezogen werden. Zum 45-jährigen Jubiläum der Stiftung Synanon im Juni 2016 wurde nach der Sanierung die ehemalige Brennerei ihrer neuen Nutzung über-geben. Hier befinden sich die Gemeinschafts-küche, Speiseräume, Schulungs- und multi-funktionale Gemeinschaftsräume. Die denk mal -

Ausschnitt Klinkerfassade des Kutscherhauses, 1993

Ehemaliges Kutscherhaus, 1993

Kutscherhaus nach der Sanierung und Umbau, 2018

1 Herrenhaus Wohnen / Verwaltung2 Pförtnerhaus Empfang3 Kutscherhaus Wohnen / Verwaltung4 Kutscherhaus Wäscherei Zweckbetrieb5 Brennerei Küche / Speisesaal6 Stallgebäude Mehrzweckhaus7 Freifläche Parken im Grünen8 Schleppdach Stellplätze9 Scheune Hofwerkstatt10 Scheune Lager11 Brandschaden Neubau Apartementhaus12 Lager Lager13 Werkstatt Sport- und Kulturwerkstatt14 Orangerie Wohnen15 Kfz Werkstatt Wasch- und Saunahaus

Einzeldenkmal

Ensembleschutz

Nutzungskonzept des Gutshofes nach der Umgestaltung, 2016

Freiflächen in der Gutshofanlage, 2017 Saniertes Wohnhaus Dorfstraße 10 für Wohngruppen, 2018 Geplante Umgestaltung des Stallgebäudes zum Mehrzweckhaus

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Dorfstraße N

gerechte Sanierung des Gutshauses und der ehemaligen Brennerei wurde vom Landesamt für ländliche Entwicklung und Flurneuordnung mit einem Betrag von 300 000 € gefördert. Ca. 16 % der Bauleistungen wurden von den Bewohnern des Gutes erbracht.

Synanon ist eine Suchtselbsthilfe-Gemeinschaft, die 1971 von Betroffenen für Betroffene gegrün-det wurde. In diesem bundesweit einmaligen Projekt „Aufnahme sofort“ werden jederzeit Menschen, die um Hilfe bitten, untergebracht.

Jährlich können mehr als 500 Menschen aufge-nommen werden. Dauerhaft leben 85 bis 100 Bewohner auf dem Gutshof in einer Lebensge-meinschaft. Neben der Auseinandersetzung mit der Sucht wurden die Zweckbetriebe das Herz-stück der Suchthilfe. Hier werden die Bewohner aus- und weitergebildet und auf ein eigenverant-wortliches Leben vorbereitet. Die Zweckbetriebe arbeiten in den Bereichen Umzüge, Reinigung, Malerei, Wäscherei, Tischlerei, Hauswartung, Reitschule, Bauhilfe, Garten- und Landschafts-bau sowie Verwaltung.

Der Gutshof Malchow ist seit 1995 Bestandteil des Denkmalbereiches (Ensemble) Dorfstraße Malchow. Das Guts- und das Kutscherhaus sind seit 1978 als Einzeldenkmale geschützt.Die Stiftung Synanon erwarb und sanierte auch das Wohnhaus Dorfstraße 10 und baute es für Wohngruppen um. Ein weiteres Projekt auf dem Gutshof wird derzeit in Angriff genommen. Das ehemalige Stallgebäude aus dem 18. Jh. soll zum Wohnhaus mit 12 Wohn einheiten (Nach-sorge-Projekt) und 10 Gemeinschaftszimmern umgebaut werden. Das dort geplante Wohn-

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3TIERPARK UND SCHLOSS FRIEDRICHSFELDEAm Tierpark 39, 41

Bauzeit: 1695, 1800, 1917Bauherr: Benjamin Raulé u. a.Restaurierung: 1966 – 81Architekt: Institut für Denkmalpflege der DDRBauherr: Magistrat der Stadt Berlin

Bauzeit: 1954 – 55Bauherr: Magistrat der Stadt BerlinArchitekt: Heinz Graffunder mit Entwurfskollektiv VEB Berlin-Projekt

modell für den nächsten Schritt in ein eigen-ständiges Leben ist verknüpft mit einem Anstellungsverhältnis in den stiftungseigenen therapeutischen Zweckbetrieben.Daneben wurden bereits mehrere ehemalige Nebengebäude in eine Kulturwerkstatt, Sport-scheune, Sauna und ein Waschhaus umgebaut. Auch der große Freiraum des Gutshofes wurde als Erholungsfläche umgestaltet.

Hofansicht der denkmalgerecht sanierten ehemaligen Brennerei, 2018

Fassadenausschnitt Gutshaus, 2018

Südansicht des Schlosses, 2018

Tierpark

Schloss

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Der Tierpark Berlin ist mit 160 ha Fläche der größte Landschaftstiergarten in Europa. Seine Entstehung basiert auf der Teilung Deutsch-lands nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Berliner Magistratsbeschluss vom 27.8.1954. Als Standort wurden der von Peter Joseph Lennè in den 1820er Jahren gestaltete Landschafts-park und das Schloss Friedrichsfelde gewählt, die nach der Enteignung zu verfallen drohten.In den Frühlingsmonaten 1955 wurde der Tier-park von Aufbauhelfern des Nationalen Auf-bauwerks zunächst auf einer Fläche von 60 ha unter Nutzung historischer Pläne der Parkan-lage hergerichtet. In der Gründungsphase des Tierparks diente das Schloss provisorisch als Verwaltungssitz, in welchem der erste Tierpark-direktor Prof. Heinrich Dathe mit dem Team um den Architekten Heinz Graffunder arbeitete.Der historische Teil des Tierparks wird noch heute durch das Schloss Friedrichsfelde und dessen Park bestimmt.Das Schloss Friedrichsfelde wurde 1695 als Schloss Rosenfelde im südlichen Teil der damaligen Dorflage Rosenfelde in der Art eines

Denkmalpflegerische Zielstellung zu den Frei­anlagen des TierparksAuch in den kommenden Jahren finden im Tier-park notwendige Maßnahmen zur Attraktivitäts-steigerung der Freianlagen und zur Einhaltung des Tierschutzes statt. Infolge neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie neuer Vorschriften sind zahlreiche Anpassungen erforderlich. Das Ziel ist eine zeitgemäße und artgerechte Tierhaltung und -präsentation. Hierbei wird behutsam mit den unter Denkmalschutz stehenden Frei- und Gehegeanlagen und den Gebäuden des Tier-parks umgegangen. Die Umbauten und Sanie-rungen erfolgen unter Beachtung der bauzeit-lichen Materialien und Ausstattungselemente der Freianlagen, um dieses Zeitdokument der Architektur und Landschaftsarchitektur der 1950er Jahre zu bewahren.

holländischen Landhauses im Auftrag des kur-fürstlichen Generaldirektors der Marine, Benjamin Raulé, erbaut. 1698 fiel das Schloss an den preußischen König Friedrich I. und wurde in Schloss Friedrichsfelde umbenannt.Bereits 1719 fand die erste Erweiterung von 8 auf 11 Achsen und 1786 der Aufbau eines Mansarddaches mit Mittelrisalit statt. Bei der grundlegenden Rekonstruktion und Restaurierung in den Jahren 1966 – 1981 wurde die ursprüngliche Maßstäblichkeit weitgehend berücksichtigt bzw. wiederhergestellt. Es wurde die Rückgewinnung des Zustandes des Schlos-ses um 1800 angestrebt. Die Dreiecksgiebel und die Reliefs der Giebelfelder wurden wieder aufgebaut.Während die innenarchitektonischen Details, insbesondere die Stuckarbeiten, rekonstruiert worden sind, ist die dreiläufige Treppe mit einem reich geschmückten Geländer aus Eichenholz vom Anfang des 18. Jahrhunderts im Original erhalten geblieben. Schwerpunkte der Rekonstruktion waren das klassizistische Treppenhaus und der im gleichen Stil gehaltene

Tanz- bzw. Festsaal im Obergeschoss. Die übri-gen Räume wurden neu gestaltet und zum Teil mit originalen Wandbespannungen des 18. Jahrhunderts versehen. Die großzügige Anlage des heutigen Tierparks entspricht im Wesentlichen den Entwürfen von Peter Joseph Lenné, der 1821 im Auftrag der Familie von Treskow, die seit 1816 das Anwesen bewohnte, die Neugestaltung des Geländes übernommen hatte. Das als Einzeldenkmal geschützte Schloss Friedrichsfelde gehört zu den bedeutendsten erhaltenen Profanbauten der Stadt und dokumentiert das hohe Niveau der Berliner Baukultur des Barock wie des Klassizismus. 2009 wurde das Schloss an den Tierpark Berlin übertragen und der Förder-verein von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e. V. übernahm die museale Betreuung und Veran-staltungsorganisation. Nach der Sanierung der Außenfassade und teilweise der Innenräume in den Jahren 2009 /10 zog die Tierparkverwaltung mit Archiv und wissenschaftlicher Bibliothek in das Schloss, das weiterhin als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt wird.

Plan des Gartens Friedrichsfelde von G. F. Werner, 1776 Ausschnitt Stadtkarte, 1931 Entwurf für das Nordparterre von F. Wendland, 1975 Entwurf des Lage- und Perspektivplans für den Tierpark von Heinz Graffunder, 1964

Ganz oben: Historische Aufnahme Schloss Friedrichsfelde, 1967 Oben: Historische Aufnahme Schloss Friedrichsfelde, 1901

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Oben: Terrassenüberdachung der sanierten Cafeteria, 2018 Unten links: Ausschnitt Ansichtskarte mit Blick über die Lamawiesen zur Cafeteria, um 1970 Unten rechts: Ansichtskarte Sommergarten der Cafeteria, um 1970

Blick in die ehemalige Cafeteria, heute Restaurant Patagona, 2018

CafeteriaArchitekt: Heinz Graffunder mit Entwurfskollektiv VEB Berlin-ProjektGartenarchitekt: Edith Bendig mit Entwurfskollektiv VEB Berlin-ProjektBauzeit: 1957 – 63Bauherr: Magistrat der Stadt BerlinUmbau: Kitzig Interior Design GmbH, Architectur Group, BochumBauherr: Tierpark Berlin Friedrichsfelde GmbH

Der Tierpark steht als Denkmalensemble mit Pro-menadenweg und Skulpturen, Gebäuden und dazugehörigen Freiflächen unter Schutz. Konsti-tuierender Bestandteil dieses Ensembles ist u. a. das Baudenkmal Cafeteria, das sich nordöstlich der Hauptwegeachse des Tierparks befindet. Die Cafeteria ist neben dem gleichzeitig errichte-ten Alfred-Brehm- Haus von Heinz Graffunder und Kollektiv einer der großen Gebäude im Park.Das 88 m lange und 30 m breite, flache Haupt-gebäude beherbergte ein 30 m langes Selbst-

bedienungsbuffet und eine Milchbar. Süd lich schloss sich ein repräsentativer Saalbereich mit einer Kapazität von 476 Plätzen an. In der Tiefe des Saales belichten Piacryl- Ober licht-kuppeln mit 2,3 m Durchmesser den mit afrika-nischem Edelholz an den Wänden und mit Eichenparkett als Fußboden ausge statteten Tanzbereich. Der Speisesaal verfügte über 5 große Aquarien und 11 kleinere Becken mit tropischen See- und Süßwasserfischen.

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4ST.­ANTONIUS­HOSPITALKöpenicker Allee 39 / 63

Architekt: Felix Angelo Pollak Bauzeit: 1928 – 30Bauherr: Kongregation d. Marienschwestern BreslauFassade Sanierung: 2017Architekt: Dipl.-Ing. T. Neumann, RüdersdorfBauherr: Erzbistum Berlin

Links: Blick in den Gastraum, 2018 Oben: Historische Aufnahme mit Blick in den Gastraum der Cafeteria, 1964

Fassadenansicht von Südwesten nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten, 2018 Historische Aufnahmen der Südwestfassade und des Zugangs

Denkmalpflegerische Zielstellung CafeteriaAm äußeren Erscheinungsbild der Cafeteria wurden keine baulichen Veränderungen durchge-führt. Die Umbaumaßnahmen zum Restaurant respektierten die bestehenden Raumstrukturen und Ausstattungselemente. So wurden im Saal das bauzeitliche Parkett, Linoleum und die Wand täfelung erhalten. Bei der Renovierung wurde die Farbfassung der 1950er bis 1960er Jahre wieder hergestellt. Im Ausgabebereich der Küche wurde die abgehängte Decke entfernt und die Sheddach-konstruktion von innen fachgerecht saniert. Nach dem Küchenumbau sind im Bereich des Fußbodens und an der Decke die bauzeit-lichen Strukturen der ehemaligen Küche und Essensausgabe gut ablesbar.

Die Cafeteria wurde gegenüber der Lamawiese auf leicht erhöhtem Niveau errichtet und um fasst neben dem Restaurantgebäude einen Imbiss, Skulpturenschmuck und Freiflächen. Die Pergola aus L-förmigen Betonelementen öffnet die Terrasse vor dem hohen Speisesaal in die Tierparklandschaft.

2016 – 17 wurde die Cafeteria saniert und zum Restaurant „Patagona“ umgebaut. Die Gebäude-hülle und die Innenraumstruktur wurden in allen Bereichen erhalten. Lediglich die Aquarien wurden stillgelegt und in die vorhandenen Öffnungen Bilder und Monitore eingesetzt. Die neuen Möbel wurden dem Stil der 1960 er Jahre angepasst.

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Köpenicker AlleeWaldowallee

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Ausschnitt Stadtkarte, 1931

Aufnahme der Aula vor 1945 und nach der Sanierung, 2013 Historische Aufnahme des Innenhofes mit Arkaden

Schematische Grundrisse des St.-Antonius-Hospitals mit Nutzungsbereichen

Historische Ansichtskarte

Historischer Entwurf und Geschichte des HausesAuf einem 2,4 ha großen Areal im Ortsteil Karls-horst wurde ein sogenanntes Freilicht- und Freiluft krankenhaus für 300 Patienten gebaut. Die um einen halboffenen Hof mehrflügelig gegliederte Anlage wurde im Stil der Bauhaus-architektur von F. A. Pollak entworfen. Der neue inhaltliche Gedanke lautete: von der Individual-medizin zur Sozialmedizin.Das St.-Antonius-Hospital war nach der Fertig-stellung das modernste Krankenhaus Berlins. Es verfügte über eine internistische Klinik, eine chirurgische und gynäkologische Abteilung.

Der schlichte Flügelbau mit Flachdächern wirkte vor allem durch die ausgewogene Proportion der Baumassen. Die weißen Wandflächen bilde-ten einen Kontrast zu den zahlreichen Kiefern auf dem parkartigen Gelände. Die großzügigen Dachterrassen mit offenen und gedeckten Dachliegehallen dienten der Frischlufttherapie. Eine Vielzahl von architektonischen Details sind noch heute in und an dem Mauerwerks- und

Skelettbau zu finden: die verschiedenfarbigen Fliesen in den einzelnen Stockwerken und die Bauplastik der Antoniusfigur an der Ein-gangsfront, die einen wichtigen Kontrapunkt zur Flächigkeit der Fassade bildet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Sowjeti-sche Militäradministration in das Gebäude. Von 1964 – 1990 war es Sitz des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR. Mit der Rückübertragung der Liegen-schaften 1990 übernahm der St. Marien e. V. die Verwaltung von Gelände und Gebäude. Die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin konnte 1991 ihren Lehrbetrieb in dem Gebäudekomplex aufnehmen.

Nach der Brandschutzsanierung und dem Um -bau der ehemaligen Kapelle zur Aula wurden 2017 die Fassaden instandgesetzt und die Außen anlagen neu gestaltet. Mit der Fassaden-instand setzung erfolgte eine Aufarbeitung der Kastendoppelfenster.

Denkmalpflegerische ZielstellungDie Fassadeninstandsetzung wurde nach restau-ratorischen Befunden durchgeführt. Wesentlich war die Erhaltung der architektonischen Gliede-rung, die durch die Gesimse, Lisenen und Putzstruktur geprägt ist. Dabei wurden neben der teilweisen Putzerneuerung einige der Beton-gesimse und -lisenen grundhaft saniert, da hier bereits Korrosionsschäden an der Bewehrung auftraten. Die Gesimse wurden bauzeitlich mit Zinkblech abgedeckt. Die Fenster als wichtiges Gestaltungselement des Gebäudes konnten in der Mehrzahl erhalten und denkmalgerecht saniert werden. Risse in der Skulptur der Figur des Heiligen Antonius und der Einfassung wurden durch einen Restau-rator denkmalgerecht instandgesetzt und mit einem neuen Anstrich versehen.

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Erdgeschoss

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1. Obergeschoss

3 Krankenräume

4 Operationsraum

2. Obergeschoss

1 Liegehallen

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5Geschichte der AnlageZwischen Berlin und Köpenick wurde 1820 das Vorwerk Carlshorst angelegt. Schon 1860 setzte neben der Entwicklung zum Vorort eine militäri-sche Nutzung ein. Ende 1909 wurde zwischen der Siedlung und der Wuhlheide die erste dreh-bare Luftschiffhalle der Welt auf dem damaligen Landgut von Wilhelm v. Siemens errichtet. Die 135 m lange, 25 m breite und 25 m hohe Halle

war eine freitragende Konstruktion mit Stahl-trägern auf einem schienengebundenen Roll-wagen. Bereits 1912 wurde der Luftschiffbau durch die Siemens-Schuckert-Werke wieder aufgegeben und die Halle 1920 abgerissen. Im Rahmen des Hindenburg-Programms über-trug die Gemeinde Friedrichsfelde 1917 dem Heeresfiskus einen großen angrenzenden Bereich zur Anlage eines Militärflugplatzes.

FLUGZEUGHALLEN DER EHEM. FLIEGERSTATION Köpenicker Allee 121 / 153

Architekt: Josef RankBauzeit: 1917 – 19Bauherr: Intendantur der Luftstreitkräfte, Militär-Neubauamt

Das Gelände unweit des Siedlungsbereiches an der Waldowallee bot durch die Lage zwischen der Niederschlesich-Märkischen Eisenbahn und der Ostbahn gute Voraussetzungen für die Anlage einer Fliegerstation und erhielt einen eigenen Gleisanschluss.Im Ersten Weltkrieg erlangten die Luftstreitkräfte immer größere Bedeutung für die Kriegsführung. In dieser Zeit wurde auf dem Biesdorfer Gelände

eine Fliegerabteilung mit Flugzeughallen unter-schiedlicher Bauart aufgebaut. Von diesen sind sechs Flugzeughallen fast vollständig erhalten, obwohl mit dem Versailler Vertrag von 1919 dem Deutschen Reich das Unterhalten von Luftstreitkräften verboten war. Die Mehrzahl der Hallen und Werften in Deutschland mussten abgerissen oder für die Benutzung durch Flug-zeuge unbrauchbar gemacht werden.

Die sechs stützenfreien Flugzeughallen, die sich ca. 100 m von der Köpenicker Allee entfernt befinden, sind dreiteilig gegliedert. Mit einer Größe von 66 m Länge, 22,7 m Breite und 9,5 m Höhe sind sie mit drei gleichen 4 m hohen Schalenkuppeln in einem Radius von 18,5 m überwölbt. Die Hallen aus Eisenbetonkonstruk-tion verfügten in den Fassaden zum Flugplatz über große Hallentore und sparsamen, dem Jugendstil entlehnten, Schmuckelementen. Die ca. 6 m großen Öffnungen im Scheitel der flachen Kuppeln waren als Oberlicht mit 8 Betonrippen ausgebildet und mit Glasbau-steinen geschlossen. Die großen Toröffnungen zur Flugfeldseite wur-den im Zusammenhang mit den Festlegungen des Versailler Vertrages und den nachfolgenden Nutzungen geschlossen.

Nach der Eingemeindung Lichtenbergs 1920 nach Berlin, wurde auch die Fläche des Flug-platzes Eigentum der Stadt Berlin. Teile davon sind parzelliert worden und es entstand die Siedlung Biesenhorst. Die Flugzeughallen wurden nach 1920 durch verschiedene Betriebe und Behörden genutzt. So war mit kurzen Unterbrechungen seit den 1930er Jahren bis 1990 beispielsweise ein Teil der Forschungs-anstalt für Schifffahrt, Wasser- und Grundbau (FAS) hier ansässig. Die stützenfreien Hallen waren für wasserbauliche Versuche gut geeignet.Während des Zweiten Weltkriegs traf eine Bombe die südlichste Halle, so dass von ihr nur noch eine Kuppel vorhanden ist. Nach Kriegsende wurde das Karlshorster Militärgelände als Haupt-quartier der Sowjetischen Militäradministration Deutschland (SMAD) genutzt, später der Sowje-tischen Kontrollkommission übertragen und bis 1993 als Sperrgebiet ausgewiesen.

Dreiteilige Flugzeughalle, 2018 Ausschnitt Stadtkarte, 1931 Historische Ansichtskarte des Luftschiffs der Siemens-Schuckert-Werke und der Luftschiffhalle, 1911

Lageplan der Flugzeughallen Berlin-Friedrichsfelde und der drehbaren Luftschiffhalle, 1917

Rheinsteinstraße

Am alten Flugplatz

Köpenicker Allee

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Die Flugzeughallen sind ein bemerkenswert frühes Beispiel der Entwicklung des Stahl-betons und ein wertvolles bauliches Zeugnis der Geschichte der Luftfahrt, besonders der Militärluftfahrt. Ihre Erhaltung ist von großer Bedeutung, da vergleichbare Anlagen dieser Zeit nicht mehr existieren.Die sechs Flugzeughallen bilden mit ihren fla-chen Kuppeln einen besonderen Akzent undsind in ihrer Reihung außergewöhnlich. Sie wurden als erhaltener Teil der „FliegerstationBerlin-Friedrichsfelde“ in Karlshorst 1997 als Baudenkmale einer Gesamtanlage in dieDenkmalliste Berlin eingetragen.Trotz jahrelangen Leerstandes wurden 4 Hallen von einem Investor erworben, der diese in das Konzept des neu entstandenen Wohngebiets „Gartenstadt Karlshorst“ einbeziehen und zu Mehrfamilienhäusern umbauen möchte. Die beiden nördlichen Hallen sind nach wie vor im Eigentum der Russischen Föderation.

Rückansicht Luftschiffhalle, 2018

Bestandsaufnahme des bauzeitlichen Zustands, Ansicht Südwest und Deckenuntersicht Kuppeln, 2003 Kuppelprojektion Hangar 6 mit erhaltenen bauzeitlichen Füllungen aus Glasbausteinen, 2012

Ganz oben: Innenaufnahme einer Luftschiffhalle, 2014 Oben: Ausschnitt aus Entwurfszeichnung zur Flugzeughalle, 1917

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6FORSCHUNGSGEBÄUDE DES VEB ELEKTROKOHLEHerzbergstraße 139

Geschichte des HausesDie Brüder Werner, Wilhelm und Karl von Siemens gründeten 1872 in Charlottenburg zur Fabrik a tion von Bogenlicht- und Spezialkohle das Unter-nehmen Siemens & Co. Nach wenigen Jahren gründeten sie in Lichtenberg unter dem Namen Siemens & Halske ein zweites Unternehmen. Auf dem ca. 120 000 m² großen Gelände ent-standen eine Kohlestiftefabrik und drei weitere

den sowjetischen Bedarf Elektroden, Kohlestifte aber auch Kuchenbleche und Kohlekästen für die Berliner hergestellt.1953 erfolgte die Rückgabe des Werkes und die Umbenennung in VEB Elektrokohle Lichtenberg EKL. Seit Mitte der 1950er Jahre entstanden soziale, kulturelle und medizinische Einrichtun-gen auf dem Gelände; Betriebsanlagen wurden erweitert und ein Forschungsgebäude errichtet.Nachdem das EKL 1967 Kombinatsbetrieb des Chemiekombinates Bitterfeld wurde, war das Werk Alleinhersteller sämtlicher Arten technischer Kohle und eines der bedeutendsten Exportunter-nehmen der DDR.Mit 2 700 Mitarbeitern im Jahr 1990 wurde der Betrieb in die Elektrokohle AG umgewandelt, die aber 1997 die Produktion von Kohlen einstellte. Nach dem Abriss mehrerer Gebäude

Architekt: nicht bekannt Bauzeit: um 1953Bauherr: VEB Elektrokohle LichtenbergSanierung: 2017Architekt: plus 4930 Architektur, BerlinBauherr: Dong Xuan GmbH

Werkteile, die durch Anschlussgleise mit dem Lichtenberger Bahnhof verbunden wurden. Dort wurden neben Kohlestiften und -bürsten, Mikrophonkohlen, Kohlenstoffelek troden auch Formteile aus Kohlenstoff und Naturgraphit produziert.Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierte das Werk in Lichtenberg mit der Plania AG und wurde in die Siemens-Planiawerke AG für Kohlefabrikate

umgewandelt, die zeitwiese über 70 % des europäischen Elektrodenbedarfs produzierte.Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten produzierten die Siemens-Plania-Werke bis 1945 ausschließlich für die Rüstung. Bei den Luftangriffen ab 1944 wurde das Lichtenberger Werk schwer beschädigt und nach 1945 die unzerstörten Teile demontiert. Als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) wurden vorrangig für

siedelten sich mittelständische Firmen an und seit 2005 entstand auf dem südlichen Teil des Betriebsgeländes ein asiatisches Handels-unternehmen, das Dong Xuan Center, dessen Namensgeber der größte und zugleich älteste Markt der vietnamesischen Hauptstadt ist. Das ehemalige Forschungsgebäude des EKL an der Herzbergstraße ist 2017 saniert worden und bildet den ersten Bauabschnitt der Neu-gestaltung der straßenbegleitenden Bebauung. Die zeitlose Industriearchitektur dieses Baudenk-mals hat den Leerstand gut überstanden. Das ehemalige Laborgebäude ist respektvoll unter Erhaltung des ursprünglichen Charakters saniert und zum Beherbergungsbetrieb umgebaut wor-den. Das Gebäude gehört zum Ensemble der Siemens-Plania-Werke als Teil der schützens-werten Werksfront an der Herzbergstraße.

Ganz oben: Aufnahme des Forschungsgebäudes, 1980 Oben: Innenaufnahme vor der Sanierung, 2014

Straßenansicht nach dem Umbau und der Sanierung, 2018

Innenansicht Treppenhaus, 2018

Ausschnitt Stadtkarte mit den Siemens-Planiawerken AG, 1931

Hofansicht des zum Hotel umgebauten ehemaligen Forschungsgebäudes, 2018

Herzbergstraße

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7POSTAMT LICHTENBERG 1Dottistraße 12 – 16

Geschichte des HausesDas ehemalige Postamt Lichtenberg 1 war die erste zentrale Poststelle in Lichtenberg nach der Bildung von Groß-Berlin. Der erste Umbau erfolgte bereits 1930, da eine Telegrafen-Bauabteilung untergebracht werden musste und ein Anschluss an das Berliner Rohrpostnetz erfolgte. Im Hofbereich entstan-den weitere Gebäude und eine Fahrzeughalle. Vor den Olympischen Spielen 1936 wurde im Postamt eine von insgesamt 17 Berliner „Fernsehstuben“ eingerichtet, in der man öffentlich auf zwei Bildschirmen das Fernseh-

programm mit Live-Berichten von der Olympi-ade sehen konnte.Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Sowjetische Militäradministration in Deutsch-land (SMAD) den Ostflügel des Gebäudes zur Einrichtung eines sowjetischen Fernamtes und errichtete 1950 mittig auf der Hofseite einen Seitenflügel. Der Westflügel des Gebäudes wurde als Deutsches Behördenfernamt genutzt.Aufgrund des erhöhten Platzbedarfes für die Sprachübertragung für Rundfunk und Fernse-hen wurde auf der Südseite der Dottistraße zu Beginn der 1960er Jahre ein Neubaukomplex

für das Fernsprechamt Lichtenberg errichtet. Das Postamt wurde aufgegeben und als Verwal-tungseinrichtung des Fernamtes genutzt.

Das ehemalige Postamt zählt zu den wenigen im Bezirk errichteten öffentlichen Großbauten, in denen sich eine spätexpressionistische Bau-auffassung, insbesondere in der Fassaden-gestaltung, widerspiegelt. Die Straßenfassade ist horizontal gegliedert und das Erdgeschoss von drei darüber liegenden einheitlich gestal-teten Geschossen durch ein schmales Natur-stein gesims getrennt.

Architekt: Adolf Mattheus Bauzeit: 1925 – 27Bauherr: Oberpostdirektion Berlin WUmbau: 1930Sanierung: 2015 – 18Architekt: archis, KarlsruheBauherr: Dolphin Trust GmbH, Langenhagen

Rathausstraße

Dottistraße

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Aufnahme des Haupteingangs, um 1930 Haupteingang zum „Carree Alte Post“ nach dem Umbau zum Wohnen, 2018

Aufnahme des Schalterraumes des Postamtes Lichtenberg 1, 1934

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8MILDRED­HARNACK­OBERSCHULESchulze-Boysen-Straße 20

Architekt: Gemeindebaurat Hans Schütte Bauzeit: 1904 – 05Bauherr: Gemeinde LichtenbergSanierung: 2015 – 16Architekt: esp eichler + seemann gmbhBauherr: BA Lichtenberg, FB Hochbau

John-Sieg-Straße

Frankfurter Allee

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Auch das ehemalige Portal mit seinen dreieck ig vorspringenden Pfeilern und die reliefar tigen Ornamente an der gesamten Front zeigen typisch expressionistische Gestaltungsele-mente. Im Inneren zeugen davon noch die an Palmen erinnernden Säulen der ehemaligen Schalterhalle, die Türen und das Treppenhaus. Das seit den 1970er Jahren unter Denkmal-schutz stehende Postamt wurde 2013 von einem privaten Investor erworben und zum Wohnhaus mit 48 Eigentumswohnungen umgebaut. Dieser erwarb auch die Nachbar-grundstücke an der Dottistraße / Ruschestraße, auf denen derzeit 91 Eigentumswohnungen errichtet werden.

Denkmalpflegerische ZielstellungZiel der Maßnahmen waren die denkmalgerechte Sanierung und Reparatur der Fassaden sowie der Erhalt der historischen Fenster. Der histori-sche Baukörper war nach Abbruch des hofseiti-gen Anbaus wieder klar ablesbar. Aufgrund der massiven Eingriffe im Inneren des Gebäudes durch unterschiedliche Nutzungen waren nur noch die historischen Treppenhäuser mit den Flügeltüren zum Treppenhaus, die Palmensäulen sowie das Foyer von der bauzeitlichen Ausstat-tung erhalten. Ein Teil der Palmensäulen wurde von Farbschichten befreit und die bauzeitliche Flursituation nach historischen Fotos mit den Bodenfliesen und der Stuckdecke rekonstruiert. Das Eingangsfoyer mit der Rekonstruktion der ehemaligen Eingangstüren wurde auf der Grund-lage der Fotosammlung des Lichtenberger Heimatarchivs aus den 1930er Jahren wieder-hergestellt; die Baukeramik und das historische Bodenniveau freigelegt.

Eingangsbereich und Zugang zum Treppenhaus des ehemaligen Postamtes nach dem Umbau, 2018

Straßenansicht des sanierten Schulgebäudes, 2018Die Schalterhalle vor der Sanierung, 2007

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Geschichte des HausesSchon vor der Bildung der Landgemeinde Lich-tenberg im Jahr 1900 begann der Aufschwung Lichtenbergs mit dem Ausbau der Ringbahn ab 1867. Bis zur Erlangung des Stadtrechts 1907 kam es zu einem beispiellosen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Neue Wohngebiete mussten erschlossen und mit einer angemesse-nen Infrastruktur versehen werden; wie dem Neubau von Schulen. Auf dem Grundstück der ehemaligen Pfarr-straße 7/8 wurde eine Gemeinde- Doppelschule als 8. Gemeindeschule für Mädchen und 9. Ge meindeschule für Jungen errichtet. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Be-bauung an der Frankfurter Allee fast vollstän-

dig zerstört. Auch das Schulgebäude erlitt Schä-den, die nach dem Krieg beseitigt wurden. Ende der 1960er Jahre entstand südlich der Frankfur-ter Allee das Wohngebiet „Frankfurter Allee Süd“ mit mehr als 4 000 Wohnungen, in dem sich das Schulgrundstück befindet. Seit 1999 ist die Schule Staatliche Europaschule Berlin.

Der viergeschossige Putzbau mit seinen lang-gestreckten schlichten Fassaden auf der Straßen- und Hofseite ist im Souterrain und Erdgeschoss mit Kalkstein rustiziert. Beide Fassadenseiten sind durch übergiebelte Mittelrisalite und zwei große Treppenhausfenster betont. Die Straßen-fassade hat einen aus Kalkstein rustizierten Portalvorbau, der den Haupteingang der Schule

markiert. Unterhalb der Fenster befinden sich Buchstabenverzierungen als Schmuckelemente. Die Hoffassade ist durch zwei turmähnliche Eck-risalite gegliedert und zwischen den Geschossen mit Ornamentmustern aus Verblendziegeln versehen. Der seitliche Hofeingang, eine Jugend-stil-Pfeilerarchitektur, und das eingeschossige Aula- und Turnhallengebäude bilden den bauli-chen Abschluss. Die Fenster sind zwischen Strebe pfeilern ebenfalls in Jugendstilformen ausgebildet.2005 bis 2006 wurde die Turnhalle saniert und zu einer Mehrzweckhalle umgebaut. Mit der letzten Sanierungsmaßnahme wurden die Fassaden, das Dach, Fenster und Außentüren des Schul-gebäudes denkmalgerecht erneuert.

Historische Ansichtskarte des Schulgebäudes mit Turnhalle, 1918 Hoffassade vor der Sanierung Ausschnitt der Hoffassade, 2018

Eingangsbereich zum Schulhof von der Schulze-Boysen-Straße, 2018 Ausschnitt Stadtkarte mit freistehendem Schulgebäude, 1928

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9STÄDTISCHER ZENTRALFRIEDHOFGudrunstraße

Geschichte Der im Mai 1881 eingeweihte Berliner Gemeinde-friedhof zu Friedrichsfelde war der erste große kommunale Parkfriedhof der Stadt Berlin. Er wurde bis zur Jahrhundertwende fast aus-schließlich für Armenbegräbnisse aller Kon-fessionen genutzt, danach zunehmend von wohlhabenden Berliner Bürgerfamilien als

Begräbnisstätte bevorzugt. Der Friedhof lag zu dieser Zeit außerhalb der Stadt Berlin und war zunächst über eine Pferdebahn und später durch die Königliche Ostbahn mit der Stadt ver bunden. Als kommunaler Friedhof entwickelte er sich zum traditionellen Begräbnis platz für Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung. Im August 1900 wurde Wilhelm Liebknecht hier

beigesetzt und nach ihrer Ermordung 1919 auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Das aus diesem Anlass 1926 nach Entwurf Mies van der Rohe‘s errichtete Revolutionsdenkmal wurde 1935 vom NS-Regime zerstört. Eine Gedenkstele erinnert seit 1983 an diesen Standort. 1951 ent-stand nach Entwürfen u. a. von Reinhold Lingner die Gedenkstätte der Sozialisten, ein Ergebnis

Gartenarchitekt: Stadtgartendirektor Herrmann Mächtig Bauzeit: 1881Bauherr: Magistrat der Stadt BerlinZaunanlage: 1960Künstler: Fritz Kühn Restaurierung: 2017Bauherr: Bezirksamt Lichtenberg

eines 1945 vom Magistrat von Groß-Berlin aus-gelobten Architektenwettbewerbs.Als letzte Ruhestätte bedeutender Persönlich-keiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur und der Arbeiterbewegung ist der 32 ha große Friedhof heute ein Spiegel politischer Ereig-nisse und geistig-kultureller Strömungen des 20. Jahrhunderts.

Anfang der 1950er Jahre wurde nach einem Beschluss des Magistrats der Haupteingang an der Gudrunstraße durch den Kunstschmied und Bildhauer Fritz Kühn neu gestaltet. Er hat eine 55 m lange Toranlage mit acht Durchgangs-toren aus Metall geschaffen. Die Metalltore des Haupteingangs zum Städtischen Zentralfriedhof sind prägend für das Erscheinungsbild der Gesamtanlage. „Einfach, klar und würdevoll mussten sie gestal-tet werden“, umschrieb Fritz Kühn seine künst-lerische Absicht rückblickend. Er konzipierte sie als „raumabschließendes Mittel der Garten-gestaltung“ und als „optische Begrenzung“, die Ausblick und zugleich Geborgenheit vermitteln sollte. Die weite Stabteilung wollte „einen guten Einblick in die schönen Anlagen und Baumgrup-pen des dahinter liegenden Friedhofs“ gewäh-ren1. Diese Toranlage zählt zu den gelungenen Beispielen der Nachkriegsmoderne der DDR und steht seit 1995 als Bestandteil der Gesamt-anlage des Friedhofs unter Denkmalschutz.

Denkmalpflegerische ZielstellungIn den Jahren 2016 bis 2017 ist die Toranlage umfassend denkmalgerecht saniert worden. Ziel der Restaurierung war es, die noch vorhandene Originalsubstanz der Toranlage vor weiter fort-schreitenden Korrosionsschäden zu schützen. Bei starken Schädigungen wurden Einzelteile teilweise originalgetreu ergänzt. Die Metallele-mente der Toranlage erhielten einen zeitgemäßen Korrosionsschutz sowie eine dem Originalzustandentsprechende Farbbeschichtung. In diesem Zusammenhang war es erforderlich die gemauer-ten Pfeiler, an denen die Metalltore verankert sind, ebenfalls zu sanieren. Nur so konnte die Nach-haltigkeit der Sanierung der Tore sichergestellt werden. Durch diese Maßnahmen wurde die Toranlage für einen längeren Zeitraum gesichert.

Rüdigerstraße

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Gudrunstraße

Zaunanlage nach der Restaurierung, 2018 Detail der Schlossausbildung mit doppeltem Anschlag, 2018

Oben: Historische Aufnahme am Zugang zum Friedhof Unten: Fertiggestellte Zaunanlage, um 1960

Lageplan des Entwurfs der Zaunanlage

Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, 1926 Ausschnitt Stadtkarte, 1929 1 Fritz Kühn: Eisen und Stahl, Leipzig 1988, Seite 138 und 139

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10Architekt: vermutl. Franz Knipping, Gemeindebaumeister in LichtenbergBauzeit: 1896 – 98 / Umbau 1907 – 08Bauherr: Landgemeinde Lichtenberg Dachsanierung: 2017 – 18Architekt: architektur büro west, BerlinBauherr: Bezirksamt Lichtenberg

RATHAUS LICHTENBERGMöllendorffstraße 6

Geschichte des HausesDie rasante Entwicklung der Landgemeinde Lich-tenberg in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte es erforderlich, für die wichtigsten Gemeinde-behörden entsprechende Diensträume zu schaffen. Deshalb beschloss die Lichtenberger Gemeindevertretung auf Initiative des Gemeinde-vorstehers Oskar Ziethen 1896 den Bau eines Rathauses. Das Rathaus fand daraufhin im Orts-kern des ehemaligen Dorfes Lichtenberg in repräsentativer Lage an der Kreuzung Möllen-dorf-, Rathaus-, Normannenstraße und Parkaue seinen Standort. In nur zwei Jahren Bauzeit konnte es bereits im November 1898 eingeweiht werden. Im Zuge der Stadtrechtverleihung wurden 1907 / 08 Umbauten im Innern des Rat-hauses vorgenommen.Die schmale Portalfront des Rathausbaus zeigt zur Kreuzung, wodurch die freie Lage der Straßen- und Platzfronten besonders gut zur Geltung kommt.

Das Gebäude ist im eigenen „Rathausstil“ jener Zeit errichtet worden. Vorbild für die äußere Gestaltung war die norddeutsche Backsteingotik in den Formen der Spätgotik. Als Baumateria-lien wurden rote Ziegel und dunkle Glasursteine zur Fassadengestaltung verwendet. Das Innere des Gebäudes wird ebenfalls von spätgotischen Formen geprägt. Imposant wirkt das Dach des Eck-Kopfbaus durch seine über-ragende Höhe und den aufgesetzten Turm.

Durch Bombenschäden im Jahr 1944 erlitt das Rathaus Schäden am nördlichen Risalit, am Dach und den Dachaufbauten, die bis 1957 behoben wurden. Anfang der 1980er Jahre wur-den wiederum Dachinstandsetzungsarbeiten vorgenommen. Im Laufe der Zeit sind auch Teile des Inneren des Rathauses Lichtenberg saniert und umgebaut worden.Es ist noch heute Sitz des Bezirksamts von Lich tenberg und steht in allen Teilen unter Denkmalschutz.

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Rathausstraße

Dottistraße

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Sanierter Ziergiebel mit Wappenmosaik, 2018 Ziergiebel nach der Instandsetzung, 2018

Ganz oben: Historische Aufnahme des Rathauses von Norden Oben: Aufnahme des Rathauses von Norden, 2018

Ausschnitt Stadtkarte, 1928

Dachaufsicht Richtung Süden zur Frankfurter Allee, 2018

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Denkmalpflegerische Zielstellung DachsanierungEine teilweise Sanierung des Turmbereiches und des Daches erfolgte bereits 2007.In den Jahren 2017 – 18 wurden der Dachstuhl, die Dachdeckung und die Ziergiebel denkmalge-recht saniert. Neben der statischen Ertüchtigung der Dachkonstruktion wurden auch die Däm-mung der Decken über den Büroräumen und brandschutztechnische Maßnahmen umgesetzt. Die Arbeiten am überwiegend ungenutzten Dach erfolgten bis Unterkante Traufgesims am gesam-ten Objekt. Die Erneuerung der Deckung wurde mit naturroten Berliner Biberschwanzziegeln mit Segmentschnitt in Kronendeckung vorge-nommen und alle Blechteile wie Fallrohre und Zierteile (Gratspitzen) restauriert und in Kupfer ausgeführt. Die sichtbaren Holzbauteile und Fenster sind gemäß historischem Befund erhalten, teilweise erneuert und fachgerecht beschichtet worden.

Die Ziergiebel als wesentliches Merkmal des Gebäudes bestehen aus unterschiedlichen zum Teil glasierten Formsteinen. Die Restaurierung der Ziergiebel erfolgte unter Wiederverwen-dung der Bestandssteine und dem Einbau von neu hergestellten Formsteinen. Vorzufinden sind hier 74 verschiedene Formsteine in unter-schiedlicher Farbigkeit und Glasur, die mit hohem handwerklichen Niveau aus- und wieder eingebaut wurden. Der Umfang der notwendigen Arbeiten wie Abtragung und Wiederaufbau, Neueinbau von Einzelsteinen, Reparaturen an Einzelsteinen und Neuverfugung wurde planerisch mit stein-genauen Zeichnungen erfasst. Die Dokumen- tation des Bestandes mit der Schadenskartie-rung unterschied für jedes Bauteil zwischen komplett abzutragendem Mauerwerk, zu erneu-ernden Einzelsteinen und Mauerwerk, welches überarbeitet werden muss.

Bestandsaufnahme der Schäden vor der Sanierung, 2017

Rückwärtige Ansicht eines Giebelturmes, 2018 Aufnahme der Ziergiebel im Innenhof, 2018

Dachaufsicht mit Darstellung der Sanierungsmaßnahmen

Das Mosaik im linken westlichen Ziergiebel mit dem Lichten-berger Wappen aus dem Jahr 1957, 2018

In den Ziergiebeln sind runde Mosaike einge-bracht, die ebenfalls restauriert wurden.Die Fehlstellen sind mit nachgebrannten Mosaik-steinchen – auch mit Goldglasur – ergänzt und alle Hohlstellen beseitigt worden.

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Projekt:Plan-Nr:Maßstab:Format:Datum:

büro westgeneststraße 510829 berlinfon: 78 60 47 - 0fax: 78 60 47 - 16

Rathaus LichtenbergMöllendorffstr. 6 in 10367 Berlin

R1405_ANSI Giebel 2.1_SK

DIN A2

Rückverankerungerneuern

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Schadenkartierung

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Neueindeckung Dach und Sanierung der Zinnen

Restaurierung der Ziergiebel und MosaikeKomplett abzutragendes Mauerwerk

Zu erneuernde Einzelsteine

Zu überarbeitendes Mauerwerk

Dachaufsicht mit Ziergiebeln, 2018

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NACHWEISEQuellen

1 Laborgebäude I.G. Farben AG, Aceta: Architekturbüro FORMATION A, Berlin | Christine Steer: Rummelsburg mit der Victoriastadt, Hrsg. vom Museum Lichtenberg im Stadthaus, berlin edition im be.bra verlag; 2010 | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde

2 Gutshof Malchow:Dörfer in Berlin, Hans-Jürgen Rach, Verlag für Bauwesen, Berlin, 1988 | Stiftung Synanon | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde

3 Tierpark und Schloss Friedrichsfelde:www.schloss-friedrichsfelde.de (aufgerufen am 22.8.2018) | Stiftung Stadtmuseum Berlin: Schloss Friedrichsfelde, 1. Auflage September 2005 | IRS Erkner, in: Deutsche Architektur, Heft 8, 1964, S. 488 | KITZIG INTERIOR DESIGN GMBH, Bochum | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde

4 St.-Antonius-Hospital:Datenbank Denkmalliste Berlin vom 8.3.1992 | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde

5 Flugzeughallen der ehem. Fliegerstation:Karlshorster Beiträge zur Geschichte und Kultur, Heft 10: Standorte von der Luftschiffhalle zur Gartenstadt, Wolfgang Schneider, 2015 | „Flugplatz und Pionierschule – deutsche Militär-geschichte“ und „Flugzeughallen aus dem Ersten Weltkrieg in Berlin-Karlshorst“, Christina Czymay, Landesdenkmalamt Berlin | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde

6 Forschungsgebäude des VEB Elektrokohle:plus 4930 Architektur, Berlin | Museum Lichten-berg | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutz-behörde

7 Postamt Lichtenberg 1:BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbe-hörde | GWA UmweltConcept GmbH, Berlin | https://de.wikipedia.org/wiki/Carree_Alte_Post (aufgerufen am 14.11.2018)

8 Mildred-Harnack-Oberschule:BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde

9 Städtischer Zentralfriedhof:„Städtischer Zentralfriedhof Friedrichsfelde“,Förderkreis Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin Friedrichsfelde e. V., 2005 | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutz-behörde

10 Rathaus Lichtenberg: architektur büro west, Berlin | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde, FB Hochbau

BildnachweisAgentur Boros / Architekturbüro FORMATION A, Berlin: S. 3 r. u.plus 4930 Architekturbüro, Berlin: S. 22 l. u., S. 23 l. o., S. 23 r. o.architektur büro west, Berlin: S. 34BA Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt , FB Bau- und Wohnungsaufsicht, Untere Denkmalschutzbehörde:S. 5 l. o., S. 5 r. o., S. 6 l. u., S. 11 r., S. 15 r., S. 16 r. m.,

S. 17, S. 18 r., S. 22 l. o., S. 24 l., S. 28 u., S. 29 l., S. 31 l. o., S. 31 l. m., S. 33 r. o.BA Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt, FB Vermes-sung: S. 3 l. u., S. 10 m., S. 16 o., S. 18 r. u., S. 23 u., S. 28 r. o., S. 31 r. u., S. 33 r. u.Berlins Gärten und Parke, Folkwin Wendland, Propyläen Verlag, 1979, S. 331: S. 10 l., S. 336: S. 10 r.Bestandsdokumentation der Flugzeughallen, baumass, Köln; Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur, Berlin, Abri + Raabe Architekten (Denkmalpflegerische Bera-tung) im Auftrag WPK Grundstücksgesellschaft mbH: S. 21Digital Cosmonaut: S. 20 r. o.GWA UmweltConcept GmbH, Berlin: S. 26 r. u.Hassler, Schmidt u. Partner, Karlsruhe und Winfried Brenne Architekten, Berlin im Auftrag des Landesdenk-malamtes Berlin: S. 20 u.https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralfriedhof_Friedrichs-felde: S. 31 l. u.IRS Erkner, in: Deutsche Architektur, Heft 8, 1964, S. 488: S. 11 l., S. 14 r.Landesarchiv Berlin, A_pr_rep_042 (Karten),Nr. 278: S. 19 o., Nr. 275: S. 20 r. u.Landesarchiv Berlin, Fotosammlung Nr. 65-2969 F_Rep_290-09-03: S. 25Museum Lichtenberg im Stadthaus: S. 3 l. o.Gärtner, Karl-Heinz, Biesdorf: S. 5 l. u., S. 19 u.Planungsgruppe Werkstadt: S. 12 u.Stiftung Synanon: S. 6 r. u., S. 7 o., S. 7 l. u., S. 7 r. u.Zwickert, Gerhard: S. 2, S. 3 r. o., S. 4, S. 5 r. u., S. 7 u. m., S. 8, S. 9, S. 12 o., S. 13, S. 14 l., S. 15 l.,S. 16 r. u., S. 18 l., S. 20 l. o., S. 22 r., S. 24 r., S. 26 o., S. 26 l. u., S. 27, S. 28 l. o., S. 29 r., S. 30, S. 32, S. 33 l. u., S. 33 m. u., S. 33 r. m., S. 35

IMPRESSUM

Herausgeber:

Bezirksamt Lichtenberg, Abteilung Stadt-entwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Bau- und Wohnungsaufsicht / Untere Denk-malschutzbehörde

Bearbeitung, Text, Koordination:

Planungsgruppe WERKSTADTChristina Lindemann, Elfi CzaikaBoxhagener Straße 16, 10245 BerlinUntere Denkmalschutzbehörde:Ina Bergmann, Regine Lude

Foto, Grafik, Layout:

Gerhard Zwickert, Christine Czaika

Herstellung:

Lieblingsdrucker GmbH, Berlin

Januar 2019