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KEYSTONE ILLUSTRATION: MAREK HAIDUK 10 Detailhandel NZZ am Sonntag 21. Juni 2009 Musikalische Dauerberieselung: Beim Kleiderkauf gibt es kaum ein Entrinnen. (H&M-Filiale, März 2009) Der Aufschwung b eginnt im Shop Beim Online-Shopping liegt noch viel Potenzial brach. Um zusätzliche Kunden zu gewinnen, setzen Anbieter vermehrt auf soziale Netzwerke, Community-Shopping und Schnäppchen-Portale. Von Claude Settele N ein, wir sind krisen- resistent und wach- sen weiterhin pri- ma», konstatiert Heiner Kroke, CEO von Ricardo.ch, auf die gegenwärtige Wirtschaftslage angesprochen. Die führende Auktionsplattform ist hierzu- lande mit 1,7 Millionen eingeschriebe- nen Kunden und einem Jahresumsatz von 588 Mio. Fr. die grösste E-Com- merce-Anbieterin und gehört mit rund 12 Millionen Besuchen pro Monat zu den meistgenutzten Websites der Schweiz. Das weitere Wachstum will Ricardo nicht nur mit Auktionen reali- sieren; schon heute ist das Unterneh- men eigentlich ein Internet-Laden. 20% der Anbieter sind bereits kom- merzielle Händler, ebenso gross ist der Anteil der Güter, die zum Fixpreis feil- geboten werden. Diese Sparte wächst stärker als das Auktionsgeschäft, und so plant Ricardo noch für dieses Jahr die Lancierung einer Shop-Plattform in Kooperation mit ausgewählten Fach- händlern, die im Stile eines Online- Shoppingcenters funktioniert. Auch hier werden Nutzer ein Rating zu den Händler abgeben können. Da eher arri- vierte Shops dabei sein werden, dürfte diese Funktion allerdings weniger wichtig sein. Schnäppchenjagd im Internet Anders liegt der Fall bei den Dutzen- den von kaum bekannten Online- Shops, auf die der Kunden trifft, wenn er beispielsweise bei der Preissuch- maschine Toppreise.ch günstige Of- ferten für ein Produkt sucht. Die Such- maschine erlaubt es jedem Kunden, nach dem Einkauf die Shops nach einem Dutzend Kriterien zu beurtei- len, was die Transparenz erhöht. Das V erdikt der Konsumenten ist glaub- würdiger als Marketing-Slogans, ein mieses Rating kann die Existenz des Händlers gefährden. Über diese für das sogenannte Web 2.0 typische Kunden-Interaktion lassen sich auch Produkte beurteilen wie etwa bei Buch.ch, wo der schnup- pernde Konsument, ergänzend zum Klappentext der Verlagswerbung, Kommentare von Lesern findet. Immer häufiger nutzen Internet-Shops auch weitere Instrumente des Web wie vom Shop geführte Blogs, virales Marketing über Empfehlungsfunktionen sowie das Verlinken von Seiten und Angebo- ten mit Bookmarking-Diensten und so- zialen Netzwerken ` a la Facebook, Myspace oder Twitter. Mit einiger Verzögerung im Ver- gleich mit dem Ausland verbreitet sich seit wenigen Monaten nun auch in der Schweiz eine neue Spielart des Einkau- fens im Internet, das sogenannte Live- Shopping. Dabei bietet ein Shop pro Tag nur ein Produkt zu einem günsti- gen Preis an, solange der Vorrat reicht. Wie viele Stück angeboten werden, weiss der Kunde nicht, nur eine Live- Anzeige informiert über den Rest- bestand in Prozent, und ein Count- down-Ticker zeigt den herannahenden «Ladenschluss» an. Der Preis, die künstliche Verknappung und das täg- lich wechselnde Angebot sollen die Kunden regelmässig zurück auf das Portal bringen. In der Schweiz operiert erst eine Handvoll Anbieter nach diesem Prin- zip. Neben dem Pionier Qoqa.ch aus der Romandie sind es Akteure wie Getitfast.ch, Schlagzu.ch und Daydeal. ch. In Deutschland hat dieser Trend früher eingesetzt; bereits gibt es Dut- zende von Anbietern. Kritische Markt- beobachter meinen allerdings, dass die Schnäppchen-Vermarktung ihren Reiz schnell verliere und ihren Höhepunkt bereits überschritten habe. So musste der US-Anbieter Woot.com, der Live- Shopping vor fünf Jahren begründet und 2007 die Umsatzmarke von 100 Mio. $ geknackt hat, in den vergan- genen Monaten einen massiven Ein- bruch bei den Besucherzahlen um bis zu zwei Drittel hinnehmen. Geschlossene Gesellschaft Sehr zufrieden mit dem Geschäft ist hingegen Daydeal, ein Ableger des Ver- sandhändlers Brack.ch. Obwohl es erst im Februar gestartet ist, hat das Portal bereits grossen Zulauf. Über Blogs hat sich das Angebot schnell in der Szene herumgesprochen, die Präsenz auf Facebook und Twitter und der bereits von 4000 Leuten abonnierte Newslet- ter haben das Ihre dazu beigetragen. Die knallige Site hat auch eine aktive Community, Portal-Manager Guido Lamsfuss ist mit seinen Kunden per du und preist täglich mit einem mitunter launigen Text den Deal des Tages an. «Wir wollen mit Daydeal Geld ver- dienen und sind optimistisch, dies zu erreichen», antwortet Lamsfuss auf die Frage, ob das Portal nur ein Vehikel sei, um Kunden auf den Shop Brack.ch zu lotsen. Daydeal kauft die Sonderange- bote eigens für die tägliche Aktion ein und kann dank hohen Stückzahlen einen tiefen Preis festlegen. Schnäppchenpreise und limitierte Aktionen gehören auch zum Konzept der aufkommenden Shopping-Com- munities, die Markenprodukte mit Dis- counts von bis zu über 50% anbieten. Profitieren können allerdings nur Mit- glieder. Dass der Klub neue Teilneh- mer nur auf Einladung anderer Mit- glieder aufnimmt, fördert den Anstrich der Exklusivität. Ist eine Shopping- Community erfolgreich, verliert sie al- lerdings den exklusiven Charakter, wie das Beispiel des deutschen Klubs Brands4friends.de zeigt. Die Anbiete- rin von Markenprodukten von 300 Herstellern im Mode- und Lifestyle- Bereich hat 1,8 Millionen eingeschrie- bene Mitglieder und ist zwei Jahre nach dem Start schon Deutschlands grösste Einkaufs-Community. Heiner Kroke von Ricardo bezweifelt jedoch, dass solche geschlossene Gruppen län- gerfristig Erfolg haben, da ihr Wachs- tum schon vom Konzept her be- schränkt sei. Zurzeit stehen die Chancen auch für Newcomer wie den hiesigen Klub Fashionfriends.ch aber nicht schlecht, reiten doch Communities auf der Er- folgswelle. Laut Marktforscherin Niel- sen besuchen zwei Drittel der globalen Online-Bevölkerung mindestens ein- mal pro Monat eine Social-Networ- king-Site. Da Shoppen und Tratschen vieler Menschen liebste Tätigkeit ist, steckt in Shopping-Communities ein Poten- zial, das über die einfache Beziehung von Verkäufer und Käufer hinausgeht. Portale wie Zebo.com, Shopstyle.com oder Kaboodle.com verzichten auf den Faktor Exklusivität. Sie öffnen die Plattform allen Interessierten und nut- zen einen Mix aus bewährten Web-2.0- Ingredienzen. Sie lassen die Teilneh- mer untereinander kommunizieren und chatten, bieten jedem Mitglied eine Bühne, um sein Profil, seinen Modestil und die getätigten Einkäufe der Community zu präsentieren und Produkte aus Shops Gleichgesinnten weiterzuempfehlen. Diskjockey hinter .................................................................................. Riechen, Hören, Fühlen – Im- mer mehr Detailhändler setzen gezielt unterbewusste Verkaufs- anreize ein. Dabei ist der eigene Musikteppich im Laden längst Standard. Jetzt kommen Düfte und Video-Animationen dazu. Von David Strohm Schlagersternchen Beyonc´ e säuselt un- aufdringlich «Halo», ihren neusten Hit, als die Kundin mit drei Paar Jeans auf dem Arm in der Umkleidekabine verschwindet. Wenig später über- nimmt Eros Ramazzotti die akustische Hoheit über den Laden und fordert «Parle con me». In guter Laune stöbert die Kundschaft durch die Auslagen und schlendert zur Kasse. Kleider zu kaufen, ohne dabei laute und fetzige Musik zu erdulden, ist heutzutage fast unmöglich geworden. Es pumpt, kracht und scheppert ohne Unterbruch, wo jugendliche Käufer- schichten anvisiert werden. Für die Gesetzteren gibt es einen ruhigeren Soundteppich, viel Jazziges und Lounge-Musik. In der Mittagszeit und kurz vor Ladenschluss läuft ein ande- rer Sound als früh zwischen 8 und 10 Uhr, samstags ein anderer als montags. Die Zielgruppen-genaue Belieferung mit musikalischen Kaufanreizen ist Aufgabe von Spezialisten wie Markus Coradi. Der Geschäftsführer der Firma Moodmountain, die «multisensorische Lösungen am Verkaufspunkt» für rund 2500 Kunden in der Schweiz liefert, hält die Schaffung von «Erlebniswel- ten» im Detailhandel, die neben Musik auch bewegte Bilder und angenehme Düfte bieten, für einen Wettbewerbs- vorteil, der sich auszahlt. «Kunden, die sich beim Einkaufen wohl fühlen, hal- ten sich gerne im Laden auf, bleiben länger dort und kaufen letztlich mehr», weiss Coradi. Und sie kommen gerne wieder. Töne für Kinder auf Knopfdruck Bei Franz Carl Weber an der Zürcher Bahnhofstrasse sind es Kinder und ihre Eltern, die auf insgesamt neun ver- schiedenen Kanälen beschallt werden. Das bekannte Spielwarenhaus an der Zürcher Bahnhofstrasse, seit 2006 der Schweizer Flagship-Store des europäi- schen Marktführers Ludendo, hat ein ausgeklügeltes System von «Kids-En- tertainment» installiert. Musik und Geräusche stellt Gadget, eine Partnerfirma von Moodmountain, nach den Vorgaben der Marketingab- teilung von Franz Carl Weber zusam- men. Das Sound-Design wird dabei je Die Krise als Chance Schnäppchenjäger im Vormarsch Gemessen am Umsatz des gesamten Detailhandels ist die Bedeutung des In- ternet-Shoppings immer noch marginal und liegt in einigen Branchenzweigen nur im einstelligen Prozentbereich. Doch die Tendenz zeigt seit Jahren nach oben. Für ihren kürzlich veröffentlichten «E-Commerce-Report 2009» befragte das Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz 19 grosse Internet-Shops der Schweiz aus verschiedenen Branchen bezüglich der Aussichten und Trends bei der Ent- wicklung des Schweizer E-Commerce. 16 der 19 Firmen steigerten den Umsatz in den letzten Jahren deutlich. Bis in fünf Jahren dürften sich die Umsätze mindes- tens verdoppeln oder gar vervielfachen. Der Report befasst sich auch mit den möglichen Auswirkungen der Wirt- schaftskrise auf den Online-Handel. Die meisten Firmen glauben, dass sie wenig betroffen sein werden, allenfalls weniger stark wachsen werde. Gründe dafür sind die erhöhte Preis-Sensitivität und die höhere Transparenz im Internet. Zudem könnte das Schnäppchenjagen in härte- ren Zeiten an Bedeutung gewinnen. (set.)

Der Aufschwung im Shop

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Page 1: Der Aufschwung im Shop

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NE

10 Detailhandel NZZ am Sonntag � 21. Juni 2009

Musikalische Dauerberieselung: Beim Kleiderkauf gibt es kaum ein Entrinnen. (H&M-Filiale, März 2009)

Der Aufschwungbeginnt im ShopBeim Online-Shopping liegt noch viel Potenzial brach. Um zusätzliche Kunden zugewinnen, setzen Anbieter vermehrt auf soziale Netzwerke, Community-Shoppingund Schnäppchen-Portale. Von Claude Settele

Nein, wir sind krisen-resistent und wach-sen weiterhin pri-ma», konstatiertHeiner Kroke, CEOvon Ricardo.ch, aufdie gegenwärtige

Wirtschaftslage angesprochen. Dieführende Auktionsplattform ist hierzu-lande mit 1,7 Millionen eingeschriebe-nen Kunden und einem Jahresumsatzvon 588 Mio. Fr. die grösste E-Com-merce-Anbieterin und gehört mit rund12 Millionen Besuchen pro Monat zuden meistgenutzten Websites derSchweiz. Das weitere Wachstum willRicardo nicht nur mit Auktionen reali-sieren; schon heute ist das Unterneh-men eigentlich ein Internet-Laden.

20% der Anbieter sind bereits kom-merzielle Händler, ebenso gross ist derAnteil der Güter, die zum Fixpreis feil-geboten werden. Diese Sparte wächststärker als das Auktionsgeschäft, undso plant Ricardo noch für dieses Jahrdie Lancierung einer Shop-Plattform inKooperation mit ausgewählten Fach-händlern, die im Stile eines Online-Shoppingcenters funktioniert. Auchhier werden Nutzer ein Rating zu denHändler abgeben können. Da eher arri-vierte Shops dabei sein werden, dürftediese Funktion allerdings wenigerwichtig sein.

Schnäppchenjagd im InternetAnders liegt der Fall bei den Dutzen-den von kaum bekannten Online-Shops, auf die der Kunden trifft, wenner beispielsweise bei der Preissuch-maschine Toppreise.ch günstige Of-ferten für ein Produkt sucht. Die Such-maschine erlaubt es jedem Kunden,nach dem Einkauf die Shops nacheinem Dutzend Kriterien zu beurtei-len, was die Transparenz erhöht. DasVerdikt der Konsumenten ist glaub-würdiger als Marketing-Slogans, einmieses Rating kann die Existenz desHändlers gefährden.

Über diese für das sogenannte Web2.0 typische Kunden-Interaktion lassensich auch Produkte beurteilen wieetwa bei Buch.ch, wo der schnup-pernde Konsument, ergänzend zumKlappentext der Verlagswerbung,

Kommentare von Lesern findet. Immerhäufiger nutzen Internet-Shops auchweitere Instrumente des Web wie vomShop geführte Blogs, virales Marketingüber Empfehlungsfunktionen sowiedas Verlinken von Seiten und Angebo-ten mit Bookmarking-Diensten und so-zialen Netzwerken a la Facebook,Myspace oder Twitter.

Mit einiger Verzögerung im Ver-gleich mit dem Ausland verbreitet sichseit wenigen Monaten nun auch in derSchweiz eine neue Spielart des Einkau-fens im Internet, das sogenannte Live-Shopping. Dabei bietet ein Shop proTag nur ein Produkt zu einem günsti-gen Preis an, solange der Vorrat reicht.Wie viele Stück angeboten werden,weiss der Kunde nicht, nur eine Live-Anzeige informiert über den Rest-bestand in Prozent, und ein Count-down-Ticker zeigt den herannahenden«Ladenschluss» an. Der Preis, diekünstliche Verknappung und das täg-lich wechselnde Angebot sollen dieKunden regelmässig zurück auf dasPortal bringen.

In der Schweiz operiert erst eineHandvoll Anbieter nach diesem Prin-zip. Neben dem Pionier Qoqa.ch ausder Romandie sind es Akteure wieGetitfast.ch, Schlagzu.ch und Daydeal.ch. In Deutschland hat dieser Trendfrüher eingesetzt; bereits gibt es Dut-

zende von Anbietern. Kritische Markt-beobachter meinen allerdings, dass dieSchnäppchen-Vermarktung ihren Reizschnell verliere und ihren Höhepunktbereits überschritten habe. So mussteder US-Anbieter Woot.com, der Live-Shopping vor fünf Jahren begründetund 2007 die Umsatzmarke von100 Mio. $ geknackt hat, in den vergan-genen Monaten einen massiven Ein-bruch bei den Besucherzahlen um biszu zwei Drittel hinnehmen.

Geschlossene GesellschaftSehr zufrieden mit dem Geschäft isthingegen Daydeal, ein Ableger des Ver-sandhändlers Brack.ch. Obwohl es erstim Februar gestartet ist, hat das Portalbereits grossen Zulauf. Über Blogs hatsich das Angebot schnell in der Szeneherumgesprochen, die Präsenz aufFacebook und Twitter und der bereitsvon 4000 Leuten abonnierte Newslet-ter haben das Ihre dazu beigetragen.Die knallige Site hat auch eine aktiveCommunity, Portal-Manager GuidoLamsfuss ist mit seinen Kunden per duund preist täglich mit einem mitunterlaunigen Text den Deal des Tages an.

«Wir wollen mit Daydeal Geld ver-dienen und sind optimistisch, dies zuerreichen», antwortet Lamsfuss auf dieFrage, ob das Portal nur ein Vehikel sei,um Kunden auf den Shop Brack.ch zu

lotsen. Daydeal kauft die Sonderange-bote eigens für die tägliche Aktion einund kann dank hohen Stückzahleneinen tiefen Preis festlegen.

Schnäppchenpreise und limitierteAktionen gehören auch zum Konzeptder aufkommenden Shopping-Com-munities, die Markenprodukte mit Dis-counts von bis zu über 50% anbieten.Profitieren können allerdings nur Mit-glieder. Dass der Klub neue Teilneh-mer nur auf Einladung anderer Mit-glieder aufnimmt, fördert den Anstrichder Exklusivität. Ist eine Shopping-Community erfolgreich, verliert sie al-lerdings den exklusiven Charakter, wiedas Beispiel des deutschen KlubsBrands4friends.de zeigt. Die Anbiete-rin von Markenprodukten von 300Herstellern im Mode- und Lifestyle-Bereich hat 1,8 Millionen eingeschrie-bene Mitglieder und ist zwei Jahrenach dem Start schon Deutschlandsgrösste Einkaufs-Community. HeinerKroke von Ricardo bezweifelt jedoch,dass solche geschlossene Gruppen län-gerfristig Erfolg haben, da ihr Wachs-tum schon vom Konzept her be-schränkt sei.

Zurzeit stehen die Chancen auch fürNewcomer wie den hiesigen KlubFashionfriends.ch aber nicht schlecht,reiten doch Communities auf der Er-folgswelle. Laut Marktforscherin Niel-sen besuchen zwei Drittel der globalenOnline-Bevölkerung mindestens ein-mal pro Monat eine Social-Networ-king-Site.

Da Shoppen und Tratschen vielerMenschen liebste Tätigkeit ist, stecktin Shopping-Communities ein Poten-zial, das über die einfache Beziehungvon Verkäufer und Käufer hinausgeht.Portale wie Zebo.com, Shopstyle.comoder Kaboodle.com verzichten auf denFaktor Exklusivität. Sie öffnen diePlattform allen Interessierten und nut-zen einen Mix aus bewährten Web-2.0-Ingredienzen. Sie lassen die Teilneh-mer untereinander kommunizierenund chatten, bieten jedem Mitgliedeine Bühne, um sein Profil, seinenModestil und die getätigten Einkäufeder Community zu präsentieren undProdukte aus Shops Gleichgesinntenweiterzuempfehlen.

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Schlagersternchen Beyonce säuselt un-aufdringlich «Halo», ihren neustenHit, als die Kundin mit drei Paar Jeansauf dem Arm in der Umkleidekabineverschwindet. Wenig später über-nimmt Eros Ramazzotti die akustischeHoheit über den Laden und fordert«Parle con me». In guter Laune stöbertdie Kundschaft durch die Auslagenund schlendert zur Kasse.

Kleider zu kaufen, ohne dabei lauteund fetzige Musik zu erdulden, istheutzutage fast unmöglich geworden.Es pumpt, kracht und scheppert ohneUnterbruch, wo jugendliche Käufer-schichten anvisiert werden. Für dieGesetzteren gibt es einen ruhigerenSoundteppich, viel Jazziges undLounge-Musik. In der Mittagszeit undkurz vor Ladenschluss läuft ein ande-rer Sound als früh zwischen 8 und 10Uhr, samstags ein anderer als montags.

Die Zielgruppen-genaue Belieferungmit musikalischen Kaufanreizen istAufgabe von Spezialisten wie MarkusCoradi. Der Geschäftsführer der FirmaMoodmountain, die «multisensorischeLösungen am Verkaufspunkt» für rund2500 Kunden in der Schweiz liefert,hält die Schaffung von «Erlebniswel-ten» im Detailhandel, die neben Musikauch bewegte Bilder und angenehmeDüfte bieten, für einen Wettbewerbs-vorteil, der sich auszahlt. «Kunden, diesich beim Einkaufen wohl fühlen, hal-ten sich gerne im Laden auf, bleibenlänger dort und kaufen letztlich mehr»,weiss Coradi. Und sie kommen gernewieder.

Töne für Kinder auf KnopfdruckBei Franz Carl Weber an der ZürcherBahnhofstrasse sind es Kinder und ihreEltern, die auf insgesamt neun ver-schiedenen Kanälen beschallt werden.Das bekannte Spielwarenhaus an derZürcher Bahnhofstrasse, seit 2006 derSchweizer Flagship-Store des europäi-schen Marktführers Ludendo, hat einausgeklügeltes System von «Kids-En-tertainment» installiert.

Musik und Geräusche stellt Gadget,eine Partnerfirma von Moodmountain,nach den Vorgaben der Marketingab-teilung von Franz Carl Weber zusam-men. Das Sound-Design wird dabei je

Die Krise als Chance

Schnäppchenjäger im Vormarsch

Gemessen am Umsatz des gesamtenDetailhandels ist die Bedeutung des In-ternet-Shoppings immer noch marginalund liegt in einigen Branchenzweigen nurim einstelligen Prozentbereich. Doch dieTendenz zeigt seit Jahren nach oben.

Für ihren kürzlich veröffentlichten«E-Commerce-Report 2009» befragtedas Institut für Wirtschaftsinformatikder Fachhochschule Nordwestschweiz19 grosse Internet-Shops der Schweizaus verschiedenen Branchen bezüglichder Aussichten und Trends bei der Ent-wicklung des Schweizer E-Commerce.

16 der 19 Firmen steigerten den Umsatzin den letzten Jahren deutlich. Bis in fünfJahren dürften sich die Umsätze mindes-tens verdoppeln oder gar vervielfachen.

Der Report befasst sich auch mit denmöglichen Auswirkungen der Wirt-schaftskrise auf den Online-Handel. Diemeisten Firmen glauben, dass sie wenigbetroffen sein werden, allenfalls wenigerstark wachsen werde. Gründe dafür sinddie erhöhte Preis-Sensitivität und diehöhere Transparenz im Internet. Zudemkönnte das Schnäppchenjagen in härte-ren Zeiten an Bedeutung gewinnen. (set.)

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