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Statutarisches Dokument 26. November - 1. Dezember 2017 | Durban | Südafrika Der BHI-Strategieplan 2018-2021 BHI Bau- und Holzarbeiter Internationale www.bwint.org

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Statutarisches Dokument

26. November - 1. Dezember 2017 | Durban | Südafrika

Der BHI-Strategieplan 2018-2021

BHIBau- und Holzarbeiter Internationalewww.bwint.org

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

I. Einführung 4

II. Unsere Vision, Aufgabe und Ziele 8

III. Unser Kontext und Herausforderungen 91. Eine neue Welt«ordnung» 92. BHI-Branchen und Tendenzen 113. Ausbeutung KG 134. Gewerkschaftsarbeit angesichts der Herausforderungen 15

IV. Strategische Aktionen der BHI 171. Organising - gewerkschaftliche Aufbauarbeit 172. Verhandeln 193. Lobbyarbeit 21

V. Felder der Gewerkschaftsarbeit 231. Arbeitsstätte/Betrieb 242. Branche 243. Gesellschaft 244. Region 255. Weltweit 26

VI. BHI-Konvergenzen 261. Rechte für alle 282. Sichere Arbeit 293. Junge Beschäftigte in der Gewerkschaft 294. Geschlechtergerechtigkeit 305. Nachhaltige Industriezweige 316. Faire Spiele 327. Gewerkschaftliche Aufbauarbeit über die gesamte Lieferkette hinweg 32

Inhalt

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

I. EinführungDer vierte Kongresszeitraum der BHI beginnt. Unser globaler Gewerkschaftsverband (GUF, Global Union Federation) wird in einem Umfeld komplexer politischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Dynamik agieren, angefacht vom Auftreten einer starken, rechtsgerichteten, populistischen Strömung in mehreren wichtigen Ländern und von nicht erfüllten Versprechen der Globalisierung gegenüber einem großen Teil der Weltbevölkerung. Dies hat Auswirkungen auf das Leben der Arbeitnehmer, wie nicht oft genug betont werden kann, und es hat sich bereits in Wahlen, geänderten Wertvorstellungen, Abschottung, Protektionismus, den kulturellen Beziehungen und dem Umgang der Volksgruppen miteinander gezeigt, ebenso bei der Unterstützung einer bestimmten Politik und sogar in schwindender Solidarität und Achtung der Menschenrechte.

Die weltweite Arbeitnehmerbewegung ist ebenfalls direkt davon betroffen. Gewerkschafter unterliegen der Politik der Angst und beginnen, selektive Solidarität zu zeigen. Einige haben ihre Werte wie Demokratie, Toleranz und Respekt aufgeben, andere sind sogar aus ihren Gewerkschaften ausgetreten. Manche haben transnationale Politik akzeptiert, um Arbeitsplätze und ihre Organisationen zu schützen. Diese Art der Politik jedoch, die von vielen Arbeitnehmern unterstützt wird, hat in der Zwischenzeit damit begonnen, genau die Institutionen zu reformieren oder gar zu demontieren, für die sie gekämpft haben ― die Gewerkschaftsbewegung, das System von Menschen- und Arbeitnehmerrechten, den Wohlfahrtsstaat, soziale Sicherheit, Arbeitsplatzsicherheit und sogar die Mechanismen der Sozialpartnerschaft selbst.

Weltweit gesehen drohen politisch und wirtschaftlich gesehen viel Unsicherheit und vorhersehbare Angriffe auf die Menschen- und Arbeitnehmerrechte. Doch die Vergangenheit hat ihr eigenes Unbehagen. Die Globalisierung hat in der Tat Gewinner hervorgebracht und hat Millionen Menschen aus der Armut geholt. Doch diejenigen, die zurückbleiben, leiden noch viel stärker als vorher unter der enormen Gier der Unternehmen, die Auswirkungen auf die Leitung von Unternehmen, das Steuersystem, Sozialleistungen und sogar die Arbeitnehmerrechte hat.

Der „Wettlauf nach unten“ bleibt ausgeprägt; die Arbeitnehmer leiden weiterhin unter den heftigen Angriffen der neo-liberalen Logik, die sich auf dem Arbeitsmarkt, im System der sozialen Sicherheit, in Entscheidungen der Unternehmensspitzen und dem Arbeitsrecht manifestieren. Das soziale Europa und die Weltmacht USA waren Zeugen schwerer Angriffe auf die Errungenschaften und Rechte der Gewerkschaften. Teilweise ähneln die einzelnen Fälle von Ausbeutung und Ausnutzung der Situation in den ärmsten und undemokratischsten Ländern der Welt. Die Globalisierung mit ihrem großartigen Versprechen des Gleichgewichts bringt Millionen Menschen in die gleiche Situation: Erwerbstätigkeit ohne Arbeitsplatzsicherheit, niedrige Löhne, keine Gewerkschaftsrechte und unsichere Rente.

In vielen Ländern und Geschäftstätigkeiten herrscht weiterhin moderne Sklaverei. Millionen Menschen haben keine gute, menschenwürdige Arbeit und werden in den Teufelskreis des Prekariats getrieben. Hunderte mussten ihr Leben lassen, wurden verletzt oder sind in Haft, weil sie für ihre Rechte gekämpft haben. Der von der Globalisierung angefachte Wettlauf nach unten ging weiter, auch wenn die unternehmerische soziale Verantwortung und die Verpflichtung der Staaten zur Linderung der Armut und Steigerung des Sozialschutzes zu einem gefragten Mantra für die Entwicklung wurden. Deren Versprechen einer besseren Welt für alle ist ein falsches Versprechen; der Wunsch nach Alternativen wurde vom Populismus für seine Zwecke benutzt.

Die Gewerkschaften spielen eine zentrale Rolle darin, die Menschlichkeit in der Arbeitswelt zurückzufordern. Die Arbeitnehmer stehen Regierungen und Arbeitgebern gegenüber, die Verletzungen der Menschen- und Arbeitnehmerrechte ermöglichen, dabei helfen und sogar selbst ausüben. Die Verpflichtungen der Staaten existieren nur auf dem Papier, während das Unternehmertum immer neue Möglichkeiten findet, wie Profite auf Kosten des Humankapitals maximiert werden können. Um gewerkschaftlichen Einfluss aufzubauen, die Rechte und Errungenschaften der Arbeitnehmer zu verteidigen und die politische Agenda für Reformen voranzubringen, müssen wir in den verschiedenen Bereichen und im Kontext unserer Arbeit eine geschlossene Front bilden. Dafür ist es notwendig, dass jeder Arbeitnehmer das Prinzip der Vernetzung anerkennt und danach handelt.

Die BHI steht nicht nur für globale Solidarität. Sie ist Ausdruck der Macht der Arbeitnehmer auf globaler Ebene, während die neue politisch-wirtschaftliche und soziale Realität einen Schub und Sog zwischen

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

Internationalismus und Lokalismus schaffen. Leider entsteht eine Spaltung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sogar sozialem Status und Lebensstandard. Das Wichtigste ist, gegen das „wir gegen die“-Gefühl anzugehen (das manchmal lautet „Was ist für uns drin?“), das die internationale Ausrichtung der Beschäftigung verzerrt.

Die Abnahme von Multilateralismus und anmaßende Argumente für Protektionismus und Nationalismus verändern außerdem wirtschaftliche Tätigkeiten und stellen eine Herausforderung für die Anwendung des Völkerrechts und der Arbeitsnormen dar. In dieser Zeit des heftigen Streits muss die BHI die Führung übernehmen und das Verbindungsglied sein, das die Gewerkschaften zusammenschweißt und ihre Mitglieder mit Gewerkschaftern auf der ganzen Welt verbindet. Die BHI teilt letztendlich den Gedanken des südafrikanischen Sprichworts „Eine Verletzung des Einzelnen ist eine Verletzung aller“.

Der neue Strategieplan nimmt diese Probleme auf und gibt die Richtung für die nächsten vier Jahre vor, die in zahlreichen Gesprächen, Verfahren, Projekten und Debatten erarbeitet wurde.

Der Strategieplan 2014-2017 stand unter dem Motto „Arbeit für alle, Gerechtigkeit für alle ― Gewerkschaften machen es möglich“ und kreiste um die Umsetzung und Realisierung der 10 Prioritäten der BHI:

10 Prioritäten der BHI

1) Gewerkschaftliche Aktivierung („Organising“) & Verhandlungen mit multinationalen Unternehmen (MNU);

2) Gewerkschaftliche Aktivierung bei umfangreichen Infrastrukturprojekten und öffentlichen Baumaßnahmen;

3) Förderung der Zertifizierung in der Forstwirtschaft, des nachhaltigen Forstmanagements und der nachhaltigen Beschäftigung im Holzsektor;

4) Gewerkschaftliche Aktivierung bei Bauprojekten für große Sportveranstaltungen, im Rahmen der BHI-Sportkampagne „Fair Play ― Faire Spiele“;

5) Gewerkschaftliche Aktivierung mit Blick auf das Recht auf Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen am Arbeitsplatz und Drängen auf bessere internationale Normen im Bereich Gesundheit und Sicherheit;

6) Kampagne zur Beendigung von prekärer Beschäftigung und Sozialdumping;

7) Kampf gegen illegale Abholzung und Förderung einer besseren Rahmensetzung in der Forstwirtschaft, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen;

8) Kampagne zur Verteidigung und Förderung von Gewerkschaftsrechten;

9) Weltweite Kampagne für die Rechte von Arbeitsmigranten und

10) Kampagne für Arbeitsplätze für junge Beschäftigte und die Gleichstellung der Geschlechter.

Hier sind einige Schlaglichter, welche die Errungenschaften und Ergebnisse des letzten Strategieplans zeigen:

� Die BHI hat 5 neue IRA unterzeichnet, darunter mit 3 MNU aus Spanien (Sacyr, Acciona und Dragados) sowie mit Salini, einem italienischen Konzern, der auf den Bau von großen, komplexen Projekten spezialisiert ist, und mit Veidekke ASA, der größten norwegischen Baufirma.

� Die Anwendung von Internationalen Rahmenabkommen (IRA) hat das beabsichtigte Ergebnis gebracht: Gewerkschaften entlang der Lieferketten von multinationalen Unternehmen zu gründen. Auf globaler Ebene hat die BHI die willkürlichen Entscheidungen der Unternehmensführung von AW Faber Castell Peruana hinsichtlich der Kündigungen und Weigerung zu verhandeln scharf kritisiert. Dank der BHI ist die Gewerkschaft nun anerkannt, es konnte das erste Tarifabkommen in der Einheit in Lima (Peru) unterzeichnet werden und im Einklang mit dem Internationalen

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

Rahmenabkommen wurde der soziale Dialog angestoßen. Die Gewerkschaft hat die BHI-Mitgliedschaft beantragt und wurde im November 2016 aufgenommen.

� Das globale Netzwerk der Zementgewerkschaften wurde mit der internationalen Zementkonferenz in Panama im September 2016 formalisiert. Die Konferenz fand statt nachdem die BHI ihre branchenweite Umfrage beendet hatte, in der bei den Unternehmen ein Mangel an Rechten und an Übernahme ihrer sozialen Verantwortung offengelegt wurde. Die Umfrage fand in 113 integrierten Zementwerken in 40 Ländern statt. Mit der Umfrage wurden die Ergebnisse von den Gewerkschaften direkt an die jeweilige Unternehmensführung kommuniziert. Mehr als 30 Gewerkschaften weltweit haben den Bericht darüber den Arbeitgebern vorgelegt und verlangt, dass sich etwas ändert. Nach Jahren des Drucks auf LafargeHolcim hat das Unternehmen endlich zugestimmt, ein IRA auszuarbeiten.

� Es fanden weltweit Koordinierungsmaßnahmen zu den wichtigsten Themen statt. Die BHI hat ihre erste internationale Konferenz zu chinesischen MNU abgehalten, an der Vertreter anderer GUF, der Partner, der ILO und der Mitgliedsverbände aus verschiedenen Regionen teilnahmen. Das Verhalten chinesischer MNU im Hinblick auf Arbeitnehmerrechte und schlechte Arbeitsbedingungen hat zu gewerkschaftlichen Aktionen geführt; in Afrika konnten wir einen signifikanten Anstieg der Mitgliederzahlen bei chinesischen MNU verzeichnen: Im Jahr 2016 gab es 30.200 neue Mitglieder in 137 chinesischen MNU, 74 Tarifabkommen und 66 Streiks.

� In diesem Kongresszeitraum fanden vier (4) Sportkampagnen statt. Die Kampagne zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien hatte den gleichen Effekt wie die Kampagne in Südafrika ― sie hat Schwung in die gesamte Region gebracht und hatte breite Auswirkungen. Die Kampagne zu den Olympischen Spielen von Rio 2016 hat diesen Schwung aufrecht erhalten und 2014 und 2015 zu genauso starken Arbeitskampfmaßnahmen geführt.

� Die Interessensvertretung und Lobbyarbeit bei internationalen Sportgremien hat dazu geführt, dass die BHI Abkommen über Arbeitsinspektionen mit der FIFA für die WM 2018 in Russland und mit dem katarischen Supreme Committee für die WM 2022 geschlossen hat; dies sind wegweisende Zusagen, um den Schutz der Arbeitnehmer bei der Vorbereitung auf große Sportereignisse zu gewährleisten. Bis zum 15. August 2017 hatte die BHI 20 Inspektionen in Russland und 4 in Katar durchgeführt.

� Die innovative Gewerkschaftsarbeit der BHI hat zudem Anerkennung erhalten, als sie den George Meany-Lane Kirkland Human Rights Award 2014 erhielt, den die BHI am 10. Oktober 2014 für unseren „Einsatz für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Baubranche und den Schutz der Menschenrechte der Arbeitsmigranten“ im Rahmen unserer Sportkampagne entgegennahm. Beim Schwedischen Entwicklungsforum FUF 2016 wurde unsere Führungsspitze von GS, Byggnads und der NBTF gewürdigt für die „außergewöhnlichen Leistungen bei der internationalen Hilfe und Entwicklungsarbeit“ sowie „die harte Arbeit beim Kampf für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Baubranche im Zusammenhang mit großen Sportveranstaltungen von internationalem Rang.“

� Auch unsere Führungsverantwortung in internationalen Zertifizierungssystemen der Forstwirtschaft war eine wichtige Entwicklung für die BHI. Während dieses Zeitraums standen zwei führende Vertreter der BHI an der Spitze der beiden wichtigsten Zertifizierungssysteme: Bill Street aus den USA als Präsident des PEFC und nach wie vor Rulitha aus Indonesien im internationalen Vorsitz des FSC. Dadurch entstand ein starkes Drängen der Gewerkschaften auf Arbeitnehmerrechte in beiden Systemen, was sogar Druck auf zertifizierte Unternehmen brachte, die sich nicht korrekt verhielten, wie unsere Kampagne bei Sabah Forest Industries (SFI) zeigt.

� Mit 15 branchen- oder unternehmensweiten Netzwerken, die eingerichtet wurden, erreichte unsere Arbeit neue Rekordwerte, sowohl hinsichtlich der Hilfe bei der gewerkschaftlichen Aktivierung und Koordinierung von Problemlösungen als auch bei der Werbung neuer Mitgliedsverbände. Acht (8) neue FSC-Mitglieder verstärken die Stimme der BHI in diesem internationalen Zertifizierungssystem für die Forstwirtschaft. Die Strategie von Netzwerken bei MNU und in Branchen funktionierte für viele Länder sehr gut und es gab eine signifikante Zunahme an Mitgliedsverbänden aus der Baumaterialienbranche. Dieser Ansatz half sogar dabei, Zementverbände wie in Chile zu gründen, wodurch Einheit und Stärkung der Gewerkschaften erreicht wurden.

� Über den Aufbau von Kapazitäten im Bereich Kommunikation und Kampagnen haben 4 Regionen ihre Kampagnennetzwerke eingerichtet, die in den letzten zwei Jahren ausschlaggebend für die Aktionen im Rahmen von BHI-Kampagnen waren.

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

� In allen vier Regionen der BHI entstanden Strukturen für junge Beschäftigte. Diese haben gemeinsame Anliegen ausgesprochen ― ein Schwerpunkt liegt auf integrativeren Gewerkschaften und mehr Raum für junge Beschäftigte und Arbeitnehmerinnen sowohl in ihren Gewerkschaften als auch am Arbeitsplatz.

� Auch das Thema „Valuing Women’s Work“ (etwa: Frauenarbeit ist mehr wert) fand in diesem Kongresszeitraum in einer Kampagne seinen Ausdruck. Hier schlossen sich die führenden Arbeitnehmerinnenvertreterinnen und Aktivistinnen der BHI-Familie zu einer gemeinsamen Aktion zusammen. Im Juni 2016 kamen im Rahmen der Konferenz „Aufbau der nachfolgenden Generation“ 40 junge Gewerkschafterinnen aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika zusammen und befassten sich mit der Gleichstellung am Arbeitsplatz sowie der Frage, wie stark die Arbeitnehmerinnen politisch wahrgenommen werden. Das Ziel war, die nächste Generation an weiblichen BHI-Führungspersönlichkeiten zu schulen und ihre Kompetenzen zu schärfen, denn jede von ihnen wird bei der Erarbeitung des internationalen Frauenprogramms der BHI eine wichtige Rolle spielen.

Dieser Kontext aus Errungenschaften und Herausforderungen war die Basis für die Erarbeitung des neuen Strategieplans. Die BHI steht bereit, sich gegen die noch immer andauernde Ausbeutung der Vergangenheit zu wehren und bekundet den Willen, die Herausforderungen der Zukunft innovativ anzugehen.

Die Erarbeitung des vorliegenden Strategieplans fand unter Beteiligung von zwei Strängen statt, wo in parallelen Verfahren Vorschläge für den Plan und die nachfolgenden Aktionen der gesamten BHI-Familie gesammelt wurden. Die vom Weltvorstand ernannte Arbeitsgruppe Strategieplan (AGSP) war das statutarische Gremium, das für die Formulierung des Dokuments verantwortlich war, während gleichzeitig das Projekt Innovative Gewerkschaftsarbeit (das zu vier Regionalkonferenzen und Dokumenten geführt hat) die regionalen Beiträge und Diskussionen ermöglicht hat.

Der BHI-Strategieplan ist sowohl eine Zusammenfassung der Aktionen und Pläne der Mitgliedsverbände als auch ein regionaler und globaler Ausdruck der gemeinsamen Ziele und Aktionen der Gewerkschaftsbewegung in den Branchen Bau, Baumaterialien und Holz. Er ist die kollektive Antwort auf die unterschiedlichen und sich verändernden Realitäten in den Betrieben bzw. am Arbeitsplatz, in den Branchen, in der Gesellschaft und in der weltweiten Gemeinschaft für den Kongresszeitraum 2018-2021 und ist verankert im organisatorischen Rahmen Vision-Aufgabe-Ziele (VMG) der BHI.

Im Strategieplan wird die dringende Notwendigkeit der globalen Solidarität wiederholt, da Werte wie Demokratie, Menschenrechte, Toleranz, Nicht-Diskriminierung, menschenwürdige Arbeit, soziale Gerechtigkeit und Inklusion auf breiter Ebene durch staatliche Akteure, Arbeitgeber und andere Vertreter des Kapitals sowie durch Einzelpersonen und Gruppierungen in unserem Umfeld herausgefordert werden. Er fasst die gemeinsamen Erkenntnisse und den Kampfgeist unserer Bewegung zusammen, um „Mehr Einfluss für die Menschen“ zu erreichen, wonach die BHI strebt, damit die Gewerkschaftsbewegung wirklich „weltweiten Einfluss“ hat, bereit zu Aufbau, Widerstand und Vorankommen in den verschiedenen Feldern der Gewerkschaftsarbeit.

Dieser Strategieplan unterstreicht die Ziele unserer globalen Organisation ― die wir uns gesteckt haben, um die Menschen- und Gewerkschaftsrechte zu verteidigen, die Gewerkschaften zu stärken, auf stabile Beschäftigung in den BHI-Branchen zu drängen und in der Politik Lobbyarbeit für menschenwürdige Beschäftigung zu betreiben ― um die Ressourcen, das Fachwissen und die Aktionen zu nutzen sowie die Aktionen sowie die Errungenschaften jedes BHI-Mitgliedsverbands zu nutzen.

Er führt die Rolle der BHI als ein Akteur in den internationalen Arbeitgeber- Arbeitnehmer-Beziehungen aus, bei ihren Verhandlungen mit Arbeitgebern sowie mit anderen Institutionen und Mechanismen, die für Arbeitsnormen zuständig sind. Er schreibt zudem verschiedene Schritte für den Aufbau echter globaler Solidarität vor, indem die Mitglieder für diesen Plan Verantwortung übernehmen, mehr Informationen über die Lage der Arbeitnehmer und ihre Siege austauschen, neue Plattformen der Zusammenarbeit und konzertierte Aktionen erarbeiten, mit Blick auf Themen, Berufsgruppen, Beschäftigung und gemeinsame Arbeitgeber. Das durchdringende Konzept des vorliegenden Strategieplans, das die Formulierung und die zukünftige Umsetzung bestimmt, ist die „innovative Gewerkschaftsarbeit“. Dieser Begriff erinnert uns daran, dass es nötig ist, dass die Gewerkschaften sich neu beleben, neue Kraft gewinnen, sich wandeln und sogar neu erfinden. Die Veränderung wird begrüßt, über die Strukturen hinaus, indem unser System, unsere Methoden, Ansätze und Aktionen von Innovation belebt werden.

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

Der Plan bekräftigt die drei Strategischen Aktionen der BHI: Gewerkschaftliche Aktivierung - Organising und Aufbauarbeit, Verhandlungen - bessere Beschäftigungsbedingungen und Lobbyarbeit in der Politik, aber in Beziehung gesetzt zu den Feldern der Gewerkschaftsarbeit, die genauer definieren, welche unterschiedlichen Ebenen des gewerkschaftlichen Engagements es gibt und die damit zusammenhängenden organisatorischen Formen und die zentralen Themen unserer Arbeit beschreiben.

Der Plan erläutert dann den Schwerpunkt für den nächsten Zeitraum, indem die BHI-Konvergenzen benannt werden, im Rahmen derer die BHI-Gewerkschaftsfamilie und ihre Strukturen gemeinsam arbeiten werden. Die Konvergenzen lauten: 1) Rechte für alle, 2) Sichere Arbeit, 3) Junge Beschäftigte in der Gewerkschaft, 4) Gleichstellung der Geschlechter, 5) Nachhaltige Industriezweige, 6) Faire Spiele und 7) Gewerkschaftliche Aufbauarbeit über die gesamte Lieferkette hinweg.

Der Strategieplan 2018-2021 umfasst drei individuelle Dokumente. Im ersten Dokument werden die BHI-Branchen im Detail beschrieben und analysiert; sie werden vor dem Hintergrund der Zukunft der Arbeit betrachtet. Im zweiten Dokument werden Wertschöpfungs- bzw. Lieferkette in den BHI-Branchen analysiert, welche die Vernetzung der Arbeitnehmer innerhalb der Unternehmen und Branchen definieren werden. Das letzte Dokument ist der vorliegende Strategieplan, der die Felder der Gewerkschaftsarbeit darlegt, die strategischen Aktionen der BHI und die 7 Konvergenzen für das Handeln der BHI als ein globaler Gewerkschaftsverband sowie für ihre Mitglieder als Akteure in ihren jeweiligen Ländern und Regionen.

Wenn dieses Dokument angenommen ist, wird es dem globalen BHI-Sekretariat und den Regionen als Richtung dienen für die Entwicklung ihrer eigenen Aktionspläne mit konkreten Zielen, Indikatoren, Aufgabenstellungen und bei Bedarf sogar Ressourcen und Restrukturierung. Dadurch wird es für die BHI-Mitglieder leichter, eigene Verantwortung für den Plan zu übernehmen und gleichzeitig werden die Ziele und Aktionen der Mitgliedsverbände gegenseitig stärker aneinander ausgerichtet. Wie immer wird der Strategieplan ebenfalls die Solidaritätsprogramme und -projekte mit Leben füllen und so dazu beitragen, dass die gewählten Prioritäten und Ergebnisse erreicht werden.

Diese operativen Dokumente des Strategieplans werden in ihrer Gesamtheit BHI Impact 2018-2021 heißen. Sie dienen als Grundlage für die systematische Kontrolle, Evaluierung und Berichterstattung, die in der BHI seit Jahren angewandt werden.

II. Unsere Vision, Aufgabe und Ziele

Vision. Eine Welt mit starken, unabhängigen und demokratischen Gewerkschaften in der Bau- und Holzbranche, in denen alle Arbeitnehmer gleichermaßen Zugang zu sicheren Arbeitsplätzen, gerechten Löhnen sowie Lebens- und Arbeitsbedingungen haben, die ihre Gesundheit und Sicherheit gewährleisten. Wir möchten ein gewerkschaftsförderliches Umfeld schaffen, in dem internationale Arbeitsnormen gefördert, umgesetzt und durchgesetzt werden, und in dem soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und Achtung der Menschen- und Gewerkschaftsrechte normal sind.

Aufgabe. Unsere grundlegende Aufgabe ist die Verteidigung und Ausweitung der Arbeitnehmerrechte sowie die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in unseren Branchen. Die BHI verfolgt hier vor

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allem einen rechtebasierten Ansatz. Wir sind der Überzeugung, dass Gewerkschaftsrechte Menschenrechte sind und auf Gleichheit, Solidarität und Demokratie beruhen, und dass Gewerkschaften für eine gute unternehmerische Führung unerlässlich sind. Die internationalen Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie die ILO-Erklärung über grundlegende Rechte und Pflichten bei der Arbeit und ihre Agenda für menschenwürdige Arbeit sind in unseren Branchen wesentlich für die Gewerkschaftsarbeit. Wir beweisen den positiven Beitrag, den organisierte Arbeitnehmer leisten, den „Gewerkschaftseffekt“, indem wir die Rechte der Arbeitnehmer zur Priorität machen und diese Entwicklungsziele erreichen. Unsere Gewerkschaftsnetzwerke sind bereit, ausbeuterische Unternehmen und Geschäftspraktiken zu bekämpfen und sich für die Rechte aller Arbeitnehmer in der Bau- und Holzbranche einzusetzen.

Ziele. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Bau- und Holzindustrie zu verbessern und nachhaltige Branchenentwicklung zu fördern. Unser globaler Gewerkschaftsverband mit 12 Millionen Mitgliedern aus 351 Gewerkschaften in 128 Ländern verpflichtet sich zu folgenden Punkten:

� Menschenrechte und Gewerkschaftsrechte fördern und verteidigen. Den positiven „Gewerkschaftseffekt“ beweisen, indem nachhaltige Entwicklung und menschenwürdige Arbeit über Kampagnen, Netzwerkarbeit, Kommunikation und Entwicklungsprojekte erreicht werden.

� Stärkere Gewerkschaften. Die Gewerkschaften beim konstanten Anstieg ihrer Mitgliederzahlen in formeller und informeller Beschäftigung unterstützen und bessere gewerkschaftliche Kapazitäten schaffen, die Arbeitnehmer bei der Branchenpolitik, in Tarifverhandlungen und bei gewerkschaftlicher Aktivierung im Betrieb zu vertreten.

� Ein stabiles, hohes Beschäftigungsniveau in unseren Branchen fördern. Mehr direkte Beschäftigung und ein breiterer Geltungsbereich von Tarifabkommen sind unerlässlich, um Gewerkschafts- und Arbeitnehmerrechte, Existenzlöhne für Männer und Frauen, vernünftige Arbeitszeiten, gute Normen im Bereich Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen sowie Kompetenzentwicklung zur Minimierung des Gesundheitsrisikos der Arbeitnehmer und Maximierung ihrer Beschäftigungsfähigkeit und der Qualität ihrer Arbeitsleistung zu gewährleisten. Die BHI wird gegen Sozialdumping vorgehen, das durch den verschärften Wettbewerb zwischen den Unternehmen über Löhne und Arbeitsbedingungen entsteht.

� Lobbyarbeit in der Politik und stärkere Kapazitäten in Institutionen und dreigliedrigen Strukturen in unseren Branchen. Einsatz für bessere Beschäftigungs- und Arbeitspraxis und Förderung, Umsetzung und Durchsetzung von Arbeitsnormen über dreigliedrige Gremien, den sozialen Dialog und die Ausarbeitung einer nachhaltigen Branchenpolitik. Unterstützung für eine stärkere Beteiligung der Gewerkschaften an den Entscheidungsprozessen.

III. Unser Kontext und Herausforderungen

1. Eine neue Welt«ordnung»

Ein neues Spektrum erschreckt die Welt. Rechtsgerichteter Populismus überflutet die weltweite Politik, da Präsident Trump seine Wahlversprechen in die Tat umsetzt und dadurch die Werte der Demokratie, Gleichheit und sozialen Gerechtigkeit bedroht. Der rechte politische Virus ist eine Gefahr für das soziale Gefüge vieler Gesellschaften, besonders in Europa, wo Parteien und Bewegungen der extremen Rechten in immer mehr Parlamenten Fuß fassen. Einige von ihnen könnten sogar auf Landesebene an die Macht kommen, was die Politik der Angst und Dämonisierung noch verstärkt. Sie werden inspiriert von Politikern wie Trump (USA), Duterte (Philippinen), Erdogan (Türkei) oder Orban (Ungarn), über die Amnesty International sagt „sie nennen sich Anti-Establishment-Politiker... Ihre Agenda ist vergiftet und verfolgt ganze Gruppen der Bevölkerung, die sie zum Sündenbock erklären und entmenschlichen.“

Die traditionell arbeitnehmerfreundlichen unter den alteingesessenen Partien haben das Ihrige dazu beigetragen, Unzufriedenheit zu säen. Die Herrschaft über den Kapitalismus hat dazu geführt, dass die Prinzipien und Ziele vieler linker Parteien untergraben wurden. Sie sind den nicht eingelösten Versprechen der Globalisierung und der neo-liberalen Politik zum Opfer gefallen; eine große Anzahl an Arbeitnehmern stimmt für Kandidaten, die eine Gefahr für ihre Freiheiten und Rechte darstellen. Das Phänomen der „Abstimmung gegen die eigenen Interessen“ greift um sich und hat externe Effekte auf die Gewerkschaftsbewegung.

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Verschiedene Umfragen haben gezeigt, dass die Arbeitnehmer ― insbesondere die Gewerkschaftsmitglieder ― für diese illiberalen Gruppierungen gestimmt haben, die inzwischen etwa 45 % der Gewerkschafter hinter sich haben. Ein Indikator ist die Tatsache, dass Trump 43 % der Stimmen der Haushalte mit einem Gewerkschaftsmitglied erhielt, während in Schweden die Demokraten 11 % der Stimmen des Arbeiterverbands LO bekamen. Andererseits beschreiben sich die nationalistisch orientierten Wahren Finnen selber als die größte Arbeitnehmerpartei Finnlands, nachdem sie 2015 zur zweitstärksten Partei gewählt wurden. Die Gewerkschaftsführer in Großbritannien riefen die sechs Millionen Gewerkschaftsmitglieder auf, für den Verbleib in der EU zu stimmen, doch dies war nicht genug, um den Brexit abzuwenden. Dutertes Sieg mit 39 % der Stimmen auf den Philippinen wurde von enttäuschten Arbeitnehmern und einigen großen Gewerkschaften getragen, während schließlich die Präsidentschaftskandidatin der extremen Rechten in Frankreich, Marine Le Pen, laut einer Umfrage schon einmal 44 % der Arbeitnehmerschaft hinter sich hatte, was zeigt, dass die Stimmen der Beschäftigten nach rechts rutschen.

Offensichtlich hat das vielfältige Versagen der Globalisierung in vielen Ländern dazu geführt, dass die Armut weiter andauert und die Ungleichheit bestehen bleibt; auf Kosten der Arbeitnehmer und sogar der Umwelt wurde dadurch ein massiver Wohlstand der Wirtschaft geschaffen. Die Zahlen zur weltweiten Ungleichheit zeigen, dass zwar Millionen Menschen aus der Armut geholt wurden und in vielen Ländern die Mittelschicht breiter wurde, aber der Reichtum sich immer noch bei einigen wenigen Ländern bzw. Personen konzentriert, deren Firmen in Ausbeutung involviert waren. Umfassende Daten liegen zwar nur bis 2013 vor, aber die Weltbank stellte fest, dass 767 Mio. Menschen unter der Armutsgrenze von $1,90 am Tag leben, und legte offen, dass von 1990 bis 2012 ca. 1,1 Mrd. weniger Menschen als „in Armut lebend“ erfasst wurden, aber dennoch leben in Subsahara-Afrika und Südasien immer noch 84 % der ärmsten Menschen der Welt.

Die niedrige Schwelle von $1,90 pro Tag zeigt aber auch, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die unter schlimmen Bedingungen leben. Zahlen aus dem Jahr 2012 legen dar, dass es immer noch 168 Mio. Kinderarbeiter gibt, die gezwungen sind, zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Auf der anderen Seite hat OXFAM Anfang 2017 berechnet, dass die acht reichsten Männer der Welt ungefähr so viel Geld wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzen. Die drastische Unvereinbarkeit von Wohlstand und Ungleichheit steigt und zeigt sich deutlich auf den Arbeitsmärkten, wie wir im Folgenden noch ausführen werden.

Für Konflikte wie Bürgerkriege und Angriffe mussten auch weiterhin Tausende Unschuldige ihr Leben lassen. Dadurch wurde auch eine der größten Wanderbewegungen seit dem zweiten Weltkrieg ausgelöst. Die Flüchtlingskrise in Europa, die Bootsflüchtlinge in Australien und Menschenhandel in großem Umfang nach Nordamerika zeigen das enorme humanitäre Problem, das entsteht, wenn wirtschaftliches Versagen und gewaltsame Konflikte zusammenkommen. Zerfallende Staaten (failed states), die politisch und wirtschaftlich gescheitert sind, zeigen ebenfalls das Scheitern der Weltgemeinschaft, die bei der Schaffung von Frieden und Wohlstand nicht helfen konnte. Sogar der Arabische Frühling mit seinem Versprechen der Demokratie und des Wohlstands ging kaum über das gegenseitige Blutvergießen innerhalb der Gemeinschaften hinaus.

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So wie das „Projekt faire Gesellschaften“ enttäuscht hat, wollen die Menschen nun externen Akteuren die Schuld geben, die Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anfachen. Andererseits wurden Terrorismus und Radikalismus zu Magneten für erwerbslose Jugendliche. Eine neue Generation Dschihadisten zieht in der Welt herum, um zu kämpfen. Beides hat dazu geführt, dass die Faktoren sich gegenseitig verstärken und Gemeinschaften bzw. Gesellschaften zerstören.

Auf der anderen Seite liegt die globale Struktur- und Ordnungspolitik (global governance) in Scherben, da doppelte Standards und die Arroganz der Macht einiger Länder so manchen Friedensprozess verwässern, nationale Souveränität nicht anerkennen und sogar den Schutz der Menschenrechte verraten. Der Multilateralismus wird zunehmend zum Lippenbekenntnis, das den Weltfrieden aushöhlt. Die Vereinigten Staaten und Russland schieben inzwischen nationale Interessen vor, um internationale Institutionen und Werte zu missachten.

Die weltweite wirtschaftliche Prognose ist unausgeglichen und wenn die Preise für Rohstoffe wie Öl und andere mineralische Rohstoffe fallen, wird wirtschaftliche Macht revidiert. Das Wachstum des globalen Bruttoninlandsprodukts (BIP) lag 2016 mit 3,1 % auf dem niedrigsten Stand seit 2010. Dies hatte Auswirkungen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, das Potenzial für bessere Arbeitsbedingungen und die allgemeine wirtschaftliche Gerechtigkeit. Wirtschaftliches Missmanagement und Korruption, verstärkt durch deutlich feindselige Haltung auf politischer Ebene, haben nicht nur die unternehmerischen Chancen gemindert, sondern auch Millionen Menschen zurück in die Arbeitslosigkeit und Armut gedrängt.

Die Ungleichheit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ist weltweit nach wie vor ein schwerwiegendes Problem. Der ILO-Bericht ILO Women and Work Trends 2016 zeigt, dass zwar einige Verbesserungen erreicht werden konnten, Frauen aber immer noch vor deutlichen Hürden beim Zugang zum Arbeitsmarkt stehen und unter signifikantem Lohngefälle leiden, das aus der beruflichen Segregation und Diskriminierung sowie aus den Unterschieden bei bezahlter und unbezahlter Arbeit entsteht. Dadurch haben sie nicht die gleichen Chancen, insbesondere nicht die Möglichkeiten, die dem deutlichen Fortschritt bei der Bildung und Ausbildung von Frauen der letzten Jahrzehnte entsprechen.

Es wird immer stärker gefordert, den Menschen wieder mehr Einfluss zu geben. Es entstehen Widerstand und alternative Angebote, die sich immer weiter verbreiten. Neue soziale Bewegungen gewinnen an Boden und die enorme Mobilisierung von Menschen zu verschiedenen Themen zeigt die Macht des Kollektivs.

Dieses Phänomen kann jedoch auch gefährliche Aspekte haben. Die Werte, Ziele und Programme, die Menschen dazu bringen, politisch aktiver zu werden oder Alternativen zu finden, können den demokratischen Idealen und der sozialen Inklusion entgegenstehen. In vielen Ländern erlebten Parteien und Institutionen eine Katastrophe, wodurch die populistische Bewegung erstarken konnte, die immer mehr politischen Raum einnimmt, und in manchen Fällen gar Sitze im Parlament.

Die Gewerkschaften selbst werden ebenfalls bedroht. Wenn die Solidarität durch eine „Wir gegen die“-Mentalität ersetzt wird und wenn kollektive Interessen und entsprechendes Handeln von fanatischem Individualismus verdrängt werden, dann können die Eckpfeiler der Arbeitnehmerbewegung abgetragen werden. Die sogenannte „Uberfizierung“ der Beschäftigung und die Schaffung eines weltweiten „Prekariats“ verringern die logische Grundlage und Funktionalität der Gewerkschaften.

2. BHI-Branchen und Tendenzen

Die Situation der Arbeitnehmerschaft weltweit ist voller Widersprüche. Es gibt diejenigen, die gute Arbeitsbedingungen haben, gerechte Löhne und Arbeitsplatzsicherheit genießen, und die anderen, die in Armut und Ausbeutung gefangen sind.

Der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge gibt es auf der ganzen Welt 201 Millionen Arbeitslose, aber noch

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viel mehr, nämlich 1,4 Milliarden Menschen, sind in prekärer Beschäftigung, was erschreckende 42 % der Erwerbstätigen ausmacht. Dauerhaftes Prekariat wird für Millionen zur Norm. Das Zunehmen des „Prekariats“ ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Lage der Arbeitnehmer extrem gefährlich ist; sie kämpfen mit niedrigen Löhnen, mangelnder Arbeitsplatzsicherheit, mangelnder Sozialunterstützung und arbeiten täglich an gefährlichen Arbeitsstätten.

Ein Überblick über die Einkommen weltweit zeigt ebenfalls Ungleichheit und Diskriminierung. Wie üblich gibt es in den entwickelten Ländern stärkere Lohnanstiege, während die Reallöhne in den anderen (weniger entwickelten) Regionen 2015 um zwischen 1,3 % (Lateinamerika und Karibik) und 5,2 % (Osteuropa) sanken. Nur Asien mit seinen wirtschaftlich treibenden Ländern zeigt ein starkes Wachstum von 4 %. Der Anteil der Arbeitnehmer am BIP sinkt auch weiterhin, wie der ILO-Bericht Global Wage Report 2016/2017 zeigt, der dies aufschlussreich zuordnet: „...vermutlich aufgrund einer Kombination aus Faktoren, darunter Globalisierung, die durch den technologischen Wandel bedingte zunehmende Nachfrage nach Fachkräften, die Schwächung der Arbeitsmarktinstitutionen und der zunehmende Druck von Seiten der Finanzmärkte, die aus großen Geschäften erwirtschafteten Überschüsse an die Investoren zu verlagern.“ In den von diesem Bericht erfassten Ländern wird das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen sogar zwischen 0 % und fast 45 % eingestuft.

Die oben erwähnten Daten zur Armut verwenden $1,30 als Schwellenwert und belegen die Probleme in Subsahara-Afrika und Südasien. Wenn man den Schwellenwert der Erwerbstätigenarmut von $3,10 am Tag zugrunde legt, dann leben fast 50 % der Arbeitnehmer in Südasien und fast zwei Drittel der Arbeitnehmer in Subsahara-Afrika in extremer oder mittlerer Erwerbsarmut. Der Bericht schätzt sogar, dass „die Zahl derjenigen Arbeitnehmer, die weniger als USD 3,10 am Tag verdienen, in den nächsten zwei Jahren in den Entwicklungsländern vermutlich um ca. 3 Mio. pro Jahr ansteigen wird.“

Die BHI-Branchen Bau, Baumaterialien, Holz und Forstwirtschaft stellen einen deutlichen Anteil an der weltweiten Arbeitnehmerschaft. In der Baubranche sind geschätzt ca. 7% der Arbeitnehmer weltweit zu finden, die bis 2020 geschätzte 13 % des BIP erreichen werden.

Die gesamte Holzwirtschaft bietet geschätzt ca. 54,2 Millionen Arbeitsplätze, davon 13,2 Mio. in formeller Beschäftigung und 41 Mio. in informeller Beschäftigung. Sie trägt 1 % des globalen BIP bei, was auf $600 Mrd. geschätzt wird, obwohl dies vermutlich aufgrund der enormen informellen Beschäftigung zu niedrig ist. Schätzungen zufolge wird sich die Nachfrage nach Holz weltweit bis 2050 vervierfachen, was auf großes wirtschaftliches Potenzial und Beschäftigung in dieser Branche hindeutet.

Die Ausnutzung von Arbeitnehmern wird sogar von großen Konzernen und ihren Zulieferern beherrscht. Die Zeitschrift Economist berichtete, dass multinationale Unternehmen (MNU) „nur jeden 50. Arbeitnehmer weltweit beschäftigen... die Lieferketten koordinieren, die über 50 % des globalen Handels ausmachen... für ein Drittel des Geldes hinter den weltweiten Aktienmärkten stehen und den Großteil des geistigen Eigentums auf sich vereinen - von Wäschedesign über Virtual-Reality-Software bis hin zu Medikamenten gegen Diabetes.“ Diejenigen MNU, die sich internationalen Arbeitsnormen verpflichten oder sogar internationale Abkommen oder Zertifzierungssysteme anerkennen, machen sich bei unternehmerischem Fehlverhalten sogar der Straflosigkeit schuldig.

Von Kinderarbeit unter dem Dachmantel eines anderen Firmennamens bis hin zu Arbeitsbedingungen, die der Sklaverei ähneln, sogar bei hochrangigen Projekten, haben MNU in vielen Ländern auf der ganzen Welt ungestraft gegen Rechte verstoßen. Die Notwendigkeit, sie zur Rechenschaft zu ziehen, wird immer dringlicher, da immer mehr Fehlverhalten an die Öffentlichkeit dringt und gleichzeitig nur 3 % der Fälle aus der Baubranche an den Beschwerdemechanismus der OECD gehen.

In den BHI-Sektoren sind sehr viele Arbeitsmigranten beschäftigt, die zum Aushängeschild der Branchen geworden sind und gleichzeitig immer noch gezwungen werden, unter schrecklichen Bedingungen zu

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arbeiten. Sie leben in Schuldknechtschaft, werden zur Zahlung von exorbitanten Vermittlungsgebühren gezwungen, sind Opfer von Vertragsänderungen und erhalten niedrigere Löhne als die einheimischen Arbeitnehmer. Die Anzahl der Arbeitsmigranten weltweit ist 2015 auf 150 Mio. gestiegen; in der Bauwirtschaft arbeiten, zusammen mit dem produzierenden Gewerbe, 26,7 Mio. (17,8 %) von ihnen, während es in der Landwirtschaft - darunter fallen die Holzarbeiter - ca. 16,7 Mio. (11,1 %) sind. Damit machen die wichtigsten BHI-Branchen (als Teil einer Gruppe), in denen viele Migranten arbeiten, zusammen insgesamt 28,9 % der weltweiten Arbeitsmigranten aus.

Neue Technologien und neue Arten der Arbeitsorganisation vertreiben Arbeitnehmer und erfordern gleichzeitig neue Kompetenzen. Die Vorfertigung schafft „Fabriken“ statt beschäftigungsintensiver Baustellen, und Monteure übernehmen beim Bau eine stärkere Rolle. Der 3-D-Druck könnte bald den Schreinern und Maurern die Arbeit wegnehmen, wenn ein Haus vor Ort gedruckt wird. Während die Bauwirtschaft eine der Branchen ist, in der die Digitalisierung am wenigsten Auswirkungen hat (nach der Landwirtschaft), so kommen doch mit den technologischen Innovationen neue Kompetenzen auf den Arbeitsmarkt, da das „digitale Bauen“ immer wichtiger wird. Die Nanotechnologie verspricht sichereres, günstigeres und stärkeres Bauen, während sie in der Holzwirtschaft als förderlich für nachhaltiges Bauen angepriesen wird.

Auf der anderen Seite wird Holz eines der gefragtesten Baumaterialien. Gebäude aus Holz werden in den entwickelten Ländern sogar in noch größeren Zahlen errichtet. Umweltfreundlicher „grüner“ Zement ist bekannt für seine thermischen Eigenschaften und Feuerfestigkeit; es wird geschätzt, dass der CO2-Fußabdruck dadurch um 40-50 % gesenkt werden kann, während im Internet wasseraufnehmende Fahrbahnen und Bürgersteige aus Spezialzement hochgelobt werden. Neue Produkte, neue Wertschöpfungsketten und neue Kompetenzen - wir sollten uns genauer mit ihnen beschäftigen, um sicherzustellen, dass die Gewerkschaften bereit sind, ihre Rolle auf dem Arbeitsmarkt anzupassen, anzugleichen oder zu verteidigen.

Die Urbanisierung und die Entwicklung der Infrastruktur werden weitergehen und somit neue Arbeitsplätze und Investitionen für die BHI-Branchen bedeuten. Zwischen 2015 und 2020 werden sich Schätzungen zufolge die weltweiten Ausgaben für Infrastruktur auf $29 Billionen belaufen. Dafür werden arbeitsintensive Projekte und Beschäftigung für unsere Mitglieder entstehen. Aber hier werden Arbeitnehmer ausgebeutet, denn sowohl bei bekannten Konzernen als auch in informellen Beschäftigungsverhältnissen gibt es Fehlverhalten gegenüber den Beschäftigten.

Die aufgrund des Klimawandels nötige Veränderung (Übergang) positioniert die BHI-Branchen an vorderster Stelle bei Beschäftigung und technologischem Wandel. Renovierungen, Nachrüsten, intelligente Gebäude, nachhaltige Forstwirtschaft und Zertifizierungen sind nur einige der Konzepte und Verfahren, die aufgrund des Klimawandels den Einsatz von Arbeitnehmern verändern und Auswirkungen auf Beschäftigung und Kompetenzen haben. Die ILO schätzte im Jahr 2012, dass durch den Übergang zu einer „grünen“ Wirtschaft in den nächsten 20 Jahren 15-60 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, was 1,5 Mrd. Menschen betreffen würde. Die Forstwirtschaft, die Baubranche und das Transportwesen (Infrastruktur) sind drei BHI-Branchen, die bei den acht am meisten betroffenen Sektoren eine zentrale Rolle spielen.

In den BHI-Sektoren gibt es verschiedene Arten der Wertschöpfungs- und Lieferkette. Hiervon sind die Arbeitsbedingungen betroffen, da die BHI-Mitglieder entlang dieser Ketten ihre Arbeitswelt haben - dies können MNU und Betriebe mit ihrer eigenen Produktionskette sein, Firmen, die Erzeugnisse aus der ganzen Welt beziehen, geförderte Rohstoffe, mit denen die Bauarbeiter dann arbeiten, und sogar große Sportveranstaltungen, die nicht nur in der Bauindustrie wertschöpfend sind, sondern auch in anderen Bereichen. Da entlang dieser Ketten Ausbeutung und Ausnutzung vorkommen, müssen die Gewerkschaften aktiv werden.

3. Ausbeutung KG

Auf der ganzen Welt werden Arbeitnehmer ausgebeutet, sogar in Ländern und Unternehmen, in denen wir es am wenigsten erwarten. Bekannten Marken und Firmen wird Kinderarbeit nachgewiesen. In Ländern der Europäischen Union und der Golfregion werden Fälle von Sklaverei-ähnlichen Arbeitsbedingungen für Migranten aufgedeckt. Migranten werden schon ausgebeutet, bevor sie überhaupt ihr Land verlassen. Sie müssen exorbitante Vermittlungsgebühren bezahlen, die sie über Jahre hinweg verschulden, am

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Flughafen wird ihr Vertrag dann gegen einen wesentlich schlechteren ausgetauscht und dann wird bei Ankunft in den Arbeitslagern ihr Pass einbehalten - so sieht die Kette des Fehlverhaltens oft aus.

Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit in den BHI-Branchen stellen ein schwerwiegendes Problem dar; einige Länder leiden seit Jahren darunter. Die Krise auf dem Arbeitsmarkt ist in vielen Sub-Branchen überwältigend und dies zieht Kreise bis hin zur Nachhaltigkeit und zum Überleben der BHI-Mitgliedsverbände. Probleme hinsichtlich der Existenzlöhne herrschen in den Sektoren der BHI vor, da etwa die indischen Arbeiter in den Ziegelbrennereien und Steinbrüchen oder die Bauarbeiter in Simbabwe zwar Arbeit haben, aber kein menschenwürdiges Einkommen.

Arbeit, die wie Sklaverei ist, gibt es immer noch auf der ganzen Welt und solche Beschäftigungsbedingungen wurden sogar auf den Baustellen für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele aufgedeckt. Kriminelle Gruppierungen handeln mit Menschen und zwingen so zahlreiche Arbeitsmigranten in die Ausbeutung - eine Situation, aus der es kaum einen Ausweg gibt.

Die Arbeitnehmerinnen in den BHI-Branchen haben oft Arbeit, die keine besonderen Fähigkeiten verlangt, haben informelle Beschäftigung oder verrichten körperliche Arbeit; sie haben keinen sozialen Schutz oder Arbeitsplatzsicherheit, es gibt nur begrenzte oder gar keine Weiterbildungsmöglichkeiten und daher wird ihnen gleicher Lohn verwehrt, wenn sie überhaupt den Mindestlohn erhalten. Die Arbeitgeber ignorieren Themen wie Gesundheit und Sicherheit, besonders hinsichtlich der reproduktiven Gesundheit und der persönlichen Hygiene, und befassen sich ebensowenig mit entsprechenden Einrichtungen. Wie in den meisten Branchen so herrscht auch in den BHI-Sektoren eine männerdominierte Kultur, die oft mit Sexismus und Machoverhalten einhergeht, was dazu führt, dass Arbeitnehmerinnen von verschiedenen Formen der geschlechtsspezifischen Gewalt am Arbeitsplatz bedroht sind.

Outsourcing und Fremdvergabe werden zur Norm. Arbeitsplatzsicherheit und vollständige Abdeckung der gesetzlich vorgeschriebenen Sozialleistungen und sozialen Sicherheit werden zu Ausnahmen in den Beschäftigungsverhältnissen, da das Prinzip der Effizienz (nicht der sozialen Investition) die menschenwürdige Arbeit trumpft. Ein solch flexibler Einsatz der Arbeitnehmerschaft hat dazu geführt, dass Millionen Menschen immer noch keinen sozialen Schutz haben. Arbeitnehmer verbringen ihr gesamtes Erwerbsleben mit niedrigen Löhnen und haben am Ende auch noch keine Rente. Im Bericht des Weltwirtschaftsforums zur Zukunft der Arbeit von 2016 wurden die 100 größten Arbeitgeber befragt (die 13 Mio. Arbeitnehmer beschäftigen) und 44 % von ihnen sagten, dass Veränderung hauptsächlich angetrieben würde von „einem sich verändernden Arbeitsumfeld und flexiblen Beschäftigungsabsprachen“ - was heißt, dass die Gruppe der Vollzeitbeschäftigten kleiner wird. Das ist ein weiterer Beweis für das Bestreben der Arbeitgeber, aus dem Prekariat Profit zu schlagen.

Für viele Arbeitnehmer ist es schon eine Herausforderung, abends noch am Leben zu sein. Einige beschreiben ihr Leben als einen täglichen Kampf auf dem Schlachtfeld. In jüngster Zeit hat der ILO-Generaldirektor Guy Ryder die Probleme im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz am anschaulichsten beschrieben, der 2014 erklärte, dass “mehr Menschen weltweit aufgrund der Arbeit ihr Leben verlieren als Kriege Opfer fordern: Schätzungen zufolge sterben jedes Jahr 2,3 Millionen Arbeitnehmer an berufsbedingten Krankheiten und Unfällen.” Die BHI-Branchen sind gefährlich, da bei der Arbeit auf Baustellen viele tödliche Unfälle passieren (geschätzt ca. 108.000 pro Jahr).

Auch der schleichende Mörder Asbest fordert über Generationen hinweg Menschenleben. Es wird geschätzt, dass 125 Mio. Menschen an ihrem Arbeitsplatz Asbest ausgesetzt sind; die Hälfte aller berufsbedingten Krebserkrankungen werden hierdurch verursacht und Tausende Todesfälle können jedes Jahr darauf zurückverfolgt werden. Das weltweite Verbot bleibt schwer fassbar, weil die unternehmerische Lobby weiterhin gegen ein Ende der Produktion und Verwendung kämpft.

Immer häufiger sind in den letzten Jahren Gebäude eingestürzt, besonders in Südasien und Afrika. Infrastruktur-Unfälle tragen zu der hohen Anzahl an Todesfällen bei, da Dämme, U-Bahn-Tunnel und Überführungen immer wieder zusammenbrechen. Es fehlt an verlässlichen Zahlen zu Gebäudeeinstürzen, aber die verfügbaren Informationen zeigen, dass in Südasien jedes Jahr etwa 4.500 Arbeitnehmer aufgrund von derartigen Unfällen ums Leben kommen (alleine 2.600 davon in Indien).

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Bei großen Sportveranstaltungen wird leider die Euphorie der Fans auf dem Rücken von Menschenleben gefeiert. Bei den letzten zwei FIFA-Weltmeisterschaften kamen zwei Arbeiter in Südafrika und 14 in Brasilien ums Leben, während es bei der EURO 2012 zu 20 Todesfällen kam. Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio hätten 12 Todesfälle vermieden werden können. Die BHI schätzt, dass der Preis für die Olympischen Winterspiele in Sochi (Russland) fast 70 Leben von Arbeitnehmern betrug, während in Russland die Bauarbeiten für die WM 2018 langsam zum Ende kommen und dabei 19 Bauarbeiter ihr Leben verloren haben. In wenigen Monaten findet die Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang statt - zum Preis von vier Menschenleben unter den Arbeitern - und während die weltweite Aufmerksamkeit weiterhin auf Katar gerichtet ist, sind zwei Beschäftigte bei Unfällen auf den Stadionbaustellen für die FIFA-WM 2022 ums Leben gekommen.

So hat die weltweite Ungleichheit die Unruhen, sozialen Konflikte, den Populismus, Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit noch angefacht und den Teufelskreis der Armut weiter verschärft. Wenn in Davos schon die Alarmglocken geläutet werden, kann man annehmen, dass das Problem der sozialen Ungerechtigkeit tatsächlich schwerwiegend und besorgniserregend ist.

4. Gewerkschaftsarbeit angesichts der Herausforderungen

Auf internationaler und nationaler Ebene werden Gewerkschaften angegriffen. Die ILO - die wichtigste dreigliedrige Organisation für Normen und deren Umsetzung - wird zunehmend geschwächt. Die größte Überraschung der letzten Jahre ist der Angriff auf das Streikrecht.

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Der Global Rights Index des IGB von 2016 (Index über die weltweite Lage zu den Gewerkschaftsrechten) zeigte, dass die Gewerkschaftsarbeit ein gefährliches Unterfangen ist, da die Ausübung der Arbeitnehmerrechte immer noch zu Mord, Ermordung, Haft und Entlassungen führt. Die Zahlen sind für viele Länder unter aller Kritik; der Bericht deckte auf, dass 58 % aller Länder Arbeitnehmer von der Arbeitsgesetzgebung ausschließen, 68 % der Länder gewähren Beschäftigten kein Streikrecht, 57 % der Länder verwehren Tarifverhandlungen, in 44 Ländern gibt es willkürliche Inhaftierungen bzw. Festnahmen und Gewerkschafter erlitten in 52 Ländern körperliche Gewalt - das ist ein Anstieg von 36 im Jahr 2015. In 11 Ländern gab es zudem Ermordungen, was die weit verbreitete Gefahr zeigt, die seit Jahrzehnten besteht.

Die Mitgliedsverbände und Mitglieder der BHI sind hiervon direkt betroffen. Es wurden zahlreiche Fälle erfasst, in denen es Massenentlassungen oder gezielte Aktionen zur Schwächung der Gewerkschaften gab. Reformen des Arbeitsrechts führten zur Schwächung der eigentlichen Funktionen der Gewerkschaften. In immer mehr Ländern wird den Gewerkschaften durch Gesetze oder juristisches Handeln die Anerkennung abgesprochen. Die Kriminalisierung von Gewerkschaften ist eine noch stärkere Form des Angriffs; in Südkorea, Hong Kong und sogar in Australien werden Gewerkschaftsmitglieder krimineller Aktivitäten beschuldigt. In vielen Ländern sind der soziale Dialog und die Verpflichtung der Staaten gegenüber den internationalen Arbeitsnormen immer schwächer. Gewerkschaften werden in die Bedeutungslosigkeit gedrängt.

Die Right-to-Work-Gesetze in den USA stellen einen deutlichen Angriff seitens der Institutionen bzw. der Legislative auf die Gewerkschaften dar. Diese Gesetze erlauben es den Arbeitnehmern, von der Zahlung der Beiträge an die Gewerkschaften abzusehen, die sie bei den Tarifverhandlungen vertreten. Sie gelten inzwischen in 28 Bundesstaaten, und die Republikaner, die in beiden Kammern des US-Kongresses die Mehrheit haben, verfolgen inzwischen den Plan, dass es ein nationales Right-to-Work-Gesetz geben solle. Der hierdurch signalisierte Angriff auf die repräsentative Rolle und die Nachhaltigkeit der Gewerkschaften ist noch stärker und umfassender.

In einer ILO-Studie zu Europa 2016 wurde offenkundig, dass es Länder gibt, die den sozialen Dialog während der Krise 2008-2012 und der Nachkrisenphase 2013-2015 ausgesetzt haben. Es gab Anzeichen dafür, dass es immer mehr unilaterale behördliche Bestimmungen gibt, insbesondere mit einer Verschlechterung der Situation in Belgien und Slowenien 2014-2015. Zudem wurde festgestellt, dass Tarifabkommen immer weniger Arbeitnehmer abdecken; in einigen Ländern wird sogar die automatische Ausweitung der Abkommen begrenzt. Diese Tendenz wird begleitet von einem „sichtbaren Anstieg der Einkommensungleichheit“. All dies geschieht in einem Umfeld von Sparmaßnahmen, Reformen von Arbeitsmarkt und Rente und hoher Arbeitslosigkeit. Diese Mischung verursacht natürlich Druck auf die Macht der Gewerkschaften und die Basis; hierdurch können mehr Arbeitnehmer ausgenutzt und ausgebeutet werden - mitten im Herzen des sogenannten Sozialen Europas.

Unsere Bewegung steht zudem vor internen Herausforderungen da unser globaler Gewerkschaftsverband (als eine internationale Struktur und als nationale Gewerkschaften) verschiedene Entwicklungsstufen umfasst. Wir haben Gewerkschaften mit vollumfassenden Tarifrechten und stabilen Systemen der sozialen Sicherheit, aber es gibt auch Arbeitnehmer, die im Kontext moderner Sklaverei arbeiten. Es wird festgestellt, dass das sogenannte Soziale Europa immer mehr wie der globale Süden wird, da Sparmaßnahmen und

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Behauptungen der Arbeitgeber die Institutionen zerlegen oder schwächen, die diese starke Rolle auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht haben.

Eine der Herausforderungen, vor denen die BHI steht, ist die sinkende Anzahl an Mitgliedern. Der Verlust von Arbeit, permanent informelle Beschäftigungsverhältnisse, wirtschaftlicher Abschwung, gewerkschaftsfeindliche Arbeitsgesetze und ebensolches Verhalten wirken zusammen und schwächen die Gewerkschaftsarbeit dauerhaft. Vielfalt und Wettbewerb existieren leider oft im nationalen Kontext. Dies schwächt die Macht der Gewerkschaften und bringt Arbeitnehmer gegeneinander auf.

In den letzten Jahren hat die BHI auf globaler, regionaler und nationaler Ebene eine Reihe von Interventionen durchgeführt, um eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Viele Gewerkschaften erkennen allerdings immer noch nicht an, wie wichtig es ist, auch Arbeitnehmerinnen zu aktivieren, und dass die Unterstützung der Arbeitnehmerinnenrechte eine Voraussetzung für stärkere Gewerkschaften ist, damit sie besser in der Lage sind, die Rechte und Interessen der Arbeitnehmer zu verteidigen. Zahlen und Informationen, die in den verschiedenen Gender-Audits und Umfragen zusammengetragen wurden, zeigen, dass Arbeitnehmerinnen- und Genderthemen nicht auf der Prioritätenliste der Gewerkschaften stehen.

Ungleichheit bei den Löhnen und Rechten ist die traurige Realität in der Arbeitswelt. Man kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig und wertvoll die globale Solidarität ist. Das herkömmliche Modell der globalen Solidarität nimmt heute neue Formen an - von eher Basis-geführten Kampagnen der Gewerkschaftsbewegung und direkten Arbeitskampf-orientierten Organisationen hin zur Entwicklung von Kooperationsprojekten für gemeinsame Aktionen bei MNU. Der Kampf ist international geworden und die Aktionen der Gegenwehr sind inzwischen grenzüberschreitend.

IV. Strategische Aktionen der BHI

Der vorliegende Strategieplan stützt sich auf den Gedanken der innovativen Gewerkschaftsarbeit, da es immer dringlicher wird, dass Arbeitnehmerorganisationen ihre Strukturen und Aktionen neu aufbauen, reformieren und anpassen. Die Herausforderungen der neuen Weltordnung und die kämpferischen Bemühungen in den Betrieben verlangen von den Gewerkschaften, dass sie sich neu erfinden und verändern. Die Arbeit der BHI in den nächsten vier Jahren wird bestimmt durch die Frage, wo diese Kämpfe, Aktionen und dieses Engagement stattfinden werden, innerhalb des jeweiligen Kontextes, der zusammen mit den Gesprächspartnern der Arbeitnehmer in Branche, Gesellschaft und Politik beschrieben wird.

Die Arbeitnehmer müssen ihre soziale Macht aufrechterhalten oder - in vielen Fällen - übernehmen, damit eine sozialverantwortliche Gegenwart und eine gerechte Zukunft entstehen, gestaltet durch die Gewerkschaften, die auf verschiedenen Ebenen tätig sind, in den Beziehungen zwischen den Sozialpartnern, bei Auseinandersetzungen, bei der Lobbyarbeit und der Erarbeitung von Richtlinien. Wir werden hierbei von den zwei Teilen unseres Kongressmottos geleitet: „Amandla!“ ist der südafrikanische Slogan für Macht und „Mehr Einfluss für die Menschen“ ist das Ziel, welches wir in diesen schwierigen Zeiten der Veränderung verfolgen müssen. Das bedeutet, dass durch die Schaffung globaler Solidarität für globalen Einfluss die Ziele der BHI erreicht werden können.

Der vorherige Strategieplan hat das Konzept des „Gewerkschaftseffekts“ eingeführt, um darzulegen, welchen Einfluss Gewerkschaften auf das Leben der Arbeitnehmer haben, und um Schwachpunkte hinsichtlich der menschenwürdigen Beschäftigung aufzuzeigen, auf denen die Themen und Probleme gründen, gegen welche diese Global Union angeht. Hiermit hängen die drei strategischen Aktionen zusammen, die beschlossen wurden, weil sie jeden Bereich unserer Arbeit in der BHI betreffen.

1. Organising - gewerkschaftliche Aufbauarbeit

Gewerkschaften sind stark wenn hinter ihnen viele Mitglieder stehen. Einfluss kann nur entstehen, wenn er auf einer breiten und starken Mitgliederbasis beruht. Die Mitgliederwerbung bzw. gewerkschaftliche Aktivierung ist eine der grundlegenden Aufgaben einer jeden Gewerkschaft. Dies beginnt in den Betrieben und erstreckt sich bis zur BHI als einem globalen Gewerkschaftsverband; die gemeinsame Priorität für die Arbeit in diesem Kongresszeitraum ist die Mitgliederbindung. Die Gewerkschaftsarbeit ist voller

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Risiken und das aggressive Verhalten von so mancher Unternehmensspitze gegen Arbeitnehmerorganisationen wird durch die schwankende wirtschaftliche Entwicklung noch verstärkt. Die Schwächung der Mitgliederzahlen muss gestoppt werden, da in einem ständigen Abwärtstrend bei vielen Mitgliedsverbänden zu wenig neue Mitglieder angeworben werden, um die Abwanderung auszugleichen.

Diese Strategie wirft zudem einen Blick auf neue Formen der Beschäftigung und das Umfeld atypischer Arbeit, die es verhindern, dass die traditionelle gewerkschaftliche Mitgliederwerbung und Arbeitnehmervertretung nicht mehr greifen. Fremdvergabe, Gelegenheitsarbeit, Selbstständigkeit, Outsourcing, Akkordlöhne, Arbeitsmigranten, entsandte Arbeitnehmer, Projektverträge und andere Formen flexibler bzw. prekärer Beschäftigung nehmen in unseren Branchen zu. Kriminelle Gruppierungen sind inzwischen sogar zu Akteuren bei der Beschäftigung von Arbeitnehmern geworden, da Menschenhandel und Erpressung zunehmen. Daher braucht es neue Ansätze und Schutzmechanismen. Die BHI wird dabei helfen, eine globale, gewerkschaftsübergreifende Methode zur Mitgliederwerbung und Aktivierung zu erarbeiten, um diese Beschäftigten zu erreichen und zu vertreten. Die BHI setzt dabei verstärkt auf vereinte Aktionen, um eine noch stärkere und breitere Vertretung der Arbeitnehmer zu gewährleisten.

Der Wunsch nach stärkerer gewerkschaftlicher Dichte und dem Schutz so vieler Arbeitnehmer wie möglich ist der Grund für die geplante Global Organising Academy der BHI (etwa: Akademie für weltweite Mitgliederwerbung und Aktivierung), die zum Ziel hat, neue Ansätze für den gewerkschaftlichen Aufbau zu finden, Methoden und Taktiken für die Mitgliederwerbung zu erarbeiten und einen Austausch darüber zu ermöglichen, eine Reihe von engagierten Organisern in den notwendigen Fähigkeiten zu schulen und als Koordinierungsplattform zu dienen. Eine Anpassung besteht darin, die Mitgliedsverbände dazu zu ermutigen, sich die modernen und formelleren Bereiche unserer Branchen vorzunehmen, um die Gewerkschaften widerstandsfähiger und die Arbeitnehmervertretung institutionalisierter zu machen, damit diese starken Gewerkschaften dann sicherstellen können, dass die informelleren, prekäreren und weniger geschützten Arbeitnehmer von der Bewegung verteidigt werden können. Wir stellen die Gewerkschaften also auch so auf, dass sie zur Verteidigung der Arbeitnehmerrechte weltweit eine starke Front bilden und dass sie wieder Demokratie vermitteln, und zwar auf der Grundlage einer Kultur des Friedens, der Gerechtigkeit, Toleranz und mobilisierenden Aktionen.

Um Ziele zu erreichen, Pläne umzusetzen und viel zu bewegen ist es unerlässlich, dass man über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, in den Berufsfeldern und Unternehmen und sogar bei der gemeinsamen Lobbyarbeit Netzwerke bildet und koordiniert. Das globale Zementnetzwerk der BHI, das globale BHI-Netzwerk für Migration sowie das weltweite Netzwerk für die Holz- und Forstwirtschaft sind die wichtigsten Beispiele einer starken Zusammenarbeit der Gewerkschaften, bei der eine kritische Masse an Mitgliedern in einer bestimmten Branche oder Firma zusammenkommt. Sogar in MNU ohne IRA findet Netzwerkarbeit statt, um Solidarität und gewerkschaftlichen Einfluss innerhalb der betrieblichen Wertschöpfungskette zu festigen.

Während des nächsten Kongresszeitraums sollen die Einrichtung von thematischen und mitgliederwerbenden Plattformen sowie die Unterstützung gewerkschaftlicher Einheit oder sogar Zusammenschlüsse von Mitgliedsverbänden weiter verfolgt werden. Die BHI ist der Ansicht, dass dies hilft, eine weitere Aufsplitterung der Gewerkschaften in bestimmten Ländern und Subregionen zu verhindern, und gleichzeitig zu wirksameren und effizienteren Ansätzen zur Erreichung der Ziele und Pläne der Gewerkschaftsarbeit beiträgt.

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Gleichzeitig wird unser globaler Gewerkschaftsverband eine Problemskizze (Exposé) und eine starke weltweite Kampagne gegen alternative, nicht-gewerkschaftliche Vertretungsgremien auf den Weg bringen, die es in verschiedenen Ländern bereits gibt und die schon seit Jahren die Gewerkschaften untergraben. Das Aufkommen und die Ausweitung dieser „asocianiones solidaritas“ von Costa Rica bis in sechs weitere Länder Lateinamerikas ist ein laufendes Projekt, um Gewerkschaften in den Betrieben zu vermeiden, da diese Gremien auf der Prämisse arbeiten, „dem Unternehmen zu garantieren, dass ein Arbeitsumfeld herrscht, das eine harmonische Beziehung zu den Arbeitnehmern fördert und so zu einer besseren Leistung führt.“ Die Arbeitgeber sind empfänglich für diese Art der Arbeitnehmervertretung, und in anderen Regionen hat man sogar Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Räte eingerichtet (Labour-Management Councils, LMC), die letztendlich dazu genutzt wurden, die Gewerkschaftsbewegung zu schwächen.

Innerhalb der BHI werden strategische Berufsfeldgruppen zusammengeschlossen, um die Zusammenarbeit, Koordinierung und einheitliche Aktionen zu verstärken. Darunter fallen zum Beispiel Kranführer, Elektriker, Büroangestellte, Schwermaschinenarbeiter oder Beschäftigte bei großen Infrastrukturprojekten, insbesondere bei Staudämmen.

Die Welt erkennt zunehmend an, dass die Makroökonomie davon profitiert, wenn die Erwerbsbeteiligung der Frauen zunimmt, daher sollte die BHI dies auch im Blick haben und bei der Erarbeitung ihrer neuen globalen, gewerkschaftsübergreifenden Methoden und Ansätze zur Mitgliederwerbung und Aktivierung ein gleichgestelltes Konzept der Werbung und Aktivierung von Arbeitnehmerinnen einrichten.

Gewerkschaftliche Aufbauarbeit heißt auch, dass die Infrastruktur des weltweiten Verbands gestärkt wird, da sie die Wirksamkeit und Effizienz der konzertierten Aktionen der BHI gewährleistet. Es müssen auch neue Wege der Mobilisierung und Schulung von Mitgliedern entwickelt werden. Es muss deutlich unterschieden werden zwischen breit angelegter Information, Weiterbildung und Sensibilisierung und der systematischen, engmaschig überwachten Schulung von Fähigkeiten und Fertigkeiten für diejenigen Gewerkschaftsmitglieder, die Positionen innerhalb der Organisation übernehmen sollen. Die politische Bildung soll ausgeweitet werden, damit innerhalb der Gewerkschaften ein Bewusstsein für das Thema Einfluss entsteht, und zwar mit Blick auf Betrieb, Gesellschaft und globale Gemeinschaft gleichermaßen.

Einer der Eckpfeiler bei der Schaffung einer tiefgreifenderen Kultur der Solidarität und Mobilisierung in der BHI soll das Einfließen von Talenten und Kompetenzen aus den Mitgliedsverbänden in die global angelegten Aktionen sein. Es soll eine Feinabstimmung der regionalen Strukturen und der verschiedenen Sekretariatseinheiten stattfinden, um eine Anpassung an die neuen Erfordernisse des Strategieplans vorzunehmen und ebenso um die Möglichkeiten, Risiken und Veränderungen während des nächsten Kongresszeitraums im Blick zu haben.

In den nächsten vier Jahren wird das Motto AUFBAUEN! lauten (BUILD!) - der Aufbau von weltweitem Einfluss der Arbeitnehmer, basierend auf starken, aktiven nationalen Gewerkschaften, die Mitglieder werben und aktivieren und gewerkschaftliche Aufbauarbeit leisten.

2. Verhandeln

Gewerkschaften sind vertretende Organisationen, die traditionellerweise über Tarifverhandlungen gemeinsam mit den Arbeitgebern die Beschäftigungsbedingungen festlegen. Das daraus entstehende Abkommen hat vielfältige Inhalte, je nachdem, wie die Arbeitsgesetzgebung und der wirtschaftlich-politische Kontext aussehen, innerhalb dessen die Gewerkschaften verhandeln. Einige Abkommen wiederholen nur, was Arbeitsrecht und Arbeitsnormen festlegen (und verhöhnen so den gewerkschaftlichen Einfluss), während andere breitere Themenfelder abdecken. Die Löhne bleiben der zentrale Punkt auf der Agenda der Gewerkschaften, und in manchen Fällen hilft auch die Zahlung von Beiträgen durch Einbehaltung, die Nachhaltigkeit der Gewerkschaft als Verhandlungsführer zu gewährleisten.

Es gibt zwar noch andere Möglichkeiten der Einigung mit dem Arbeitgeber, wie etwa Absichtserklärungen (MOU), doch Tarifabkommen sind der stärkste Mechanismus, um die Arbeitgeber im Sozialpartner-System zur Einhaltung ihrer Pflichten gegenüber den Beschäftigten zu bringen. Solche Abkommen können für jede Baustelle unterzeichnet werden, oder auf Betriebsebene, auf Branchenebene oder sogar auf nationaler

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Ebene für mehrere Branchen. Die BHI wird mehr Austausch fördern und mehr Ressourcen schaffen, um stärker darauf einzuwirken, dass Tarifverhandlungen institutionalisiert werden, da sowohl Staaten als auch Arbeitgeber in vielen Ländern versuchen, Tarifverhandlungen zu entkräften oder gar abzuschaffen. Dazu bedürfte es in den nächsten vier Jahren einer tiefgreifenderen und breiteren Koordinierung von Tarifverhandlungen, mit einem Austausch über gute Ansätze (Best Practices) und Modelle sowie Förderung derselben.

Die Aushandlung von Internationalen Rahmenabkommen (IRA) ist eine Funktion der BHI, um den Beschäftigten eines multinationalen Unternehmens einen Schutzmechanismus zu bieten. Die BHI konnte bereits 21 IRA unterzeichnen, die von einer gemeinsamen Referenzgruppe kontrolliert werden, die Inspektionen und Sozialaudits durchführt und Gespräche organisiert, falls Probleme auftreten. Das letztendliche Ziel von IRA ist es, Gewerkschaften zu gründen und Schutzmechanismen für die Beschäftigten entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens einzurichten, darunter auch für die Baufirmen, Subunternehmer, Tochterunternehmen und Zulieferer. Der vorliegende Strategieplan zielt darauf ab, das Engagement bei Unternehmen noch zu verstärken, indem noch mehr Bereiche des Unternehmensnetzes kontrolliert werden und gleichzeitig mehr strategische gewerkschaftliche Aktivierung durchgeführt wird, um so entlang der Wertschöpfungskette die bestmögliche Gewerkschaftspräsenz zu haben.

Die BHI wird zudem Verhandlungen und Kampagnen für den Schutz von Arbeitnehmern bei Fusionen von Unternehmen oder Privatisierungen führen. Fusionen und Übernahmen finden statt, weil der Profit im Mittelpunkt steht, und deswegen haben Tausende Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Die BHI hat dies bei den Titanen der Zementbranche gesehen, Lafarge und Holcim, und die Erfahrung hat gezeigt, dass globale Solidarität tatsächlich etwas bewegen kann, um die Arbeitnehmerrechte zu schützen; die vielfältigen Aktionen im Rahmen der Kampagne „Keine Fusion ohne Arbeitnehmerrechte“ hat dazu geführt, dass ein vollumfassendes IRA mit dem neuen Unternehmen verhandelt wird.

Die BHI-Sportkampagne hat dazu geführt, dass unser globaler Gewerkschaftsverband Abkommen über Arbeitsinspektionen mit der FIFA für die Weltmeisterschaft in Russland 2018 und mit dem Obersten Ausschuss in Katar für die Weltmeisterschaft 2022 unterzeichnen konnte. Arbeitsinspektionen sind wichtige Instrumente zur Überwachung und Durchsetzung von Arbeitsnormen; diese Werkzeuge werden von der BHI als eine ihrer Kernkompetenzen kontinuierlich weiterentwickelt.

Die Heranziehung der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen für eine Beschwerde gegen die FIFA aufgrund von Verletzungen der Menschen- und Arbeitnehmerrechte rund um die WM 2022 in Katar hat zudem neue Verhandlungswege erschlossen. Während das offizielle Schlichtungsverfahren noch läuft, bietet dieser Kontakt der BHI eine Gelegenheit, gegenüber der FIFA auf Veränderung bei deren Grundsätzen und Praktiken zu drängen.

Für diesen Kongresszeitraum gilt das Motto VERTEIDIGEN! (DEFEND!) für das Aushandeln besserer Arbeitsbedingungen auf den verschiedenen Ebenen gemäß der internationalen Arbeitsnormen und Prinzipien von Demokratie, Gleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

Liste der IRA der BHI

1. Faber-Castell 12. Pfleiderer

2. Hochtief 13. FCC Construcción

3. Skanska 14. Ferrovial

4. IKEA 15. Obrascon Huarte Lain

5. Ballast Nedam 16. Lafarge

6. Stabilo 17. Dragados

7. Royal BAM 18. Salini Impregilo

8. Staedler 19. Acciona

9. Italcementi 20. Sacyr

10. Wilkhahn 21. Veidekke

11. ENGIE

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

3. Lobbyarbeit

Nicht alle beschäftigungsrelevanten Themen können durch bilaterale Verhandlungen und Gespräche mit den Arbeitgebern gelöst werden. Inzwischen sind auch Akteure, die nicht direkt aus dem Betrieb oder der Branche kommen, Teil der erweiterten Sozialpartnerschaft und regeln, fördern, überwachen oder schlichten beschäftigungsbezogene Fragen, manchmal sogar in führender Rolle.

Staaten - als Regulierungsbehörden und Akteure der Sozialpartnerschaft gleichermaßen - sollten dazu angehalten werden, das Arbeitsrecht zu reformieren, Arbeitsnormen neu zu fassen und geltend zu machen sowie die Arbeitnehmerrechte zu achten. In bestimmten Momenten können dann auch Verhandlungen stattfinden, wodurch die Arbeitnehmer durch noch mehr Rechte und Leistungen einen Sieg davontragen. Die Regierungen formieren sich zudem zu regionalen Wirtschaftsblöcken, die Normenentwicklungssysteme für beschäftigungsrelevante Themen eingerichtet haben, wenngleich diese unterschiedlich weit institutionalisiert sind. Einige Beispiele dafür sind EU, SAARC, ASEAN, MERCOSUR, APEC und SADC - deren Politik betrifft unsere Mitglieder, daher sollten wir hier Lobbyarbeit leisten.

Multilaterale Institutionen und Verfahren für die Erarbeitung von Normen über die ILO und andere UN-Sonderorganisationen bieten eine Plattform, damit Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit Regierungen ins Gespräch kommen können. Ein wesentlicher Bereich der Arbeit der BHI und ihrer Mitgliedsverbände ist die Annahme und Ratifizierung von ILO-Übereinkommen auf nationaler Ebene.

Internationale Finanzinstitutionen (IFI) haben Richtlinien für die Beschaffung erarbeitet, die auf Menschen- und Arbeitnehmerrechte Bezug nehmen. Die BHI hat sich bei der Weltbank und regionalen Entwicklungsbanken stark dafür eingesetzt, dass umfassende Leitlinien für menschenwürdige Arbeit verfasst werden. Unsere regelmäßigen Gespräche mit den Beratungsgremien der Weltbank und unsere Teilnahme daran haben zu einer engeren institutionellen Zusammenarbeit geführt. Da die Weltbank Darlehen an Unternehmen gewährt, besteht für uns hier eine Möglichkeit, Druck auf sie auszuüben, damit sie ihre Kreditnehmer verpflichtet, internationale Arbeitsnormen zu achten.

Arbeitnehmerbezogene Klauseln und Leitlinien sind stabile und wirksame Instrumente, die Schutz für die Beschäftigten bieten, das Arbeitsverhältnis in eine feste Form bringen, die Kompetenzerweiterung fördern und den Arbeitsschutz erhöhen. Es gibt sie gleichermaßen auf kommunaler Ebene und in den internationalen Institutionen wie der ILO; ihre Durchsetzung bringt umfassende Ergebnisse. Die Leitlinien für öffentlich unterstützte Exportkredite der OECD von 2016 stärken das Prinzip des verantwortungsvollen unternehmerischen Verhaltens und die Notwendigkeit, es bei der Bewertung von öffentlicher Beschaffung und Ausschreibungen anzuwenden.

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Damit die BHI die Interessen der Arbeitnehmer wo immer möglich verteidigen kann, müssen neue Wege bei der Erarbeitung von Regeln und der Anwendung von Arbeitsnormen durch staatliche und nicht-staatliche Akteure oder Mechanismen maximal ausgeschöpft werden.

Zertifizierungssysteme stärken die Normungsprozesse zusätzlich, sowohl hinsichtlich des Marktzugangs als auch der Sensibilisierung der Verbraucher und der Verpflichtung der Stakeholder gegenüber den Arbeitnehmerrechten. Der Weltforstrat (FSC) und das Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen (PEFC) sind die beiden größten Systeme; hier bringt sich die BHI aktiv ein und hat auch deren Beschwerdemechanismen bereits mehrfach genutzt.

Die Klimapolitik hat direkte Auswirkungen auf die BHI-Branchen. Die Forderung nach einem „gerechten Übergang“ wird auch von der BHI gestellt, da unsere Mitglieder hier ganz vorne dabei sind - bei Renovierungen, Nachrüstung, Neukonfiguration für intelligente Gebäude, nachhaltiger Waldbewirtschaftung und „grüner“ Bauwirtschaft. Manchen Schätzungen zufolge kommen 40 % der Treibhausgase aus den BHI-Sektoren. Dies zeigt, wie wichtig die Auswirkungen und Folgen für die BHI Mitglieder sind.

Um auf diesem Feld erfolgreich zu sein muss die BHI ihre Ressourcen für die Lobbyarbeit und Interessensvertretung (Personal, Kompetenzen, finanzielle Mittel, gemeinsame Verantwortung und Wissensbasis) pflegen und stärken; die Mitgliedsverbände müssen bereit sein, mit Mobilisierungen, repräsentativen Aufgaben, dringenden oder direkten Aktionen und dem Austausch von Kompetenzen und Ressourcen zu helfen. Die Politikgestaltung auf globaler Ebene steht hierbei im Mittelpunkt.

Alle drei strategischen Aktionsfelder müssen durch Kommunikation und Kampagnen gestützt werden, daher wird die BHI ihre Botschaften innovativer übermitteln und den Adressatenkreis erweitern, indem sie mit Hunderten von Medienkontakten unserer Mitgliedsverbände zusammenarbeiten und diese nutzen wird, unter anderem auch die verschiedenen sozialen Medien als Plattform und Werkzeuge, und sich so als verlässliche Meinungs- und Informationsquelle der großen Medien positioniert. Wir werden das unrechtmäßige Handeln der wichtigsten Akteure unserer Branchen im Rahmen des innovativen „Spotlight-Projekts“ genauer ins Visier nehmen, um sie durch Druck zu verantwortungsvollem unternehmerischen Verhalten zu bringen. All dies wird in einem neuen Dokument zur Ausrichtung und Strategie im Bereich Kommunikation und Kampagnen ausgearbeitet werden.

Zwischen 2018 und 2021 lautet das Motto für unsere Lobbyarbeit und Interessensvertretung auf nationaler und internationaler Ebene und unser Engagement bei Institutionen in multilateralen Verfahren „VORANBRINGEN!“ (ADVANCE!), um die Arbeitnehmerrechte im Rahmen dieses strategischen Aktionsbereichs der BHI in den Mittelpunkt von Maßnahmen und Programmen zu stellen.

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Unter dem Motto „mit innovativer Gewerkschaftsarbeit zur Wehr setzen“ werden die strategischen Aktionsbereiche der BHI also wie folgt angepasst:

Die drei strategischen Aktionsbereiche, an denen wir unsere Bewegung ausrichten, werden je nach Kontext gefüllt - dies sind bei der BHI die Felder der Gewerkschaftsarbeit, wo die Gewerkschaften aktivierend tätig sind, Verhandlungen und Kampagnen führen, mobilisieren und sich für Veränderung einsetzen.

V. Felder der Gewerkschaftsarbeit

Die verschiedenen Felder werden in Kreisform dargestellt, da sie miteinander in Bezug stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Es ist keine lineare Hierarchie, sondern ein dynamisches Umfeld mit Überschneidungen, in dem Handlungen, Regelungen und Machtverhältnisse eine Rolle spielen, die bestimmte Formen der Organisation, Methoden und Maßnahmen verlangen.

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1. Arbeitsstätte/Betrieb

Dies ist die grundlegende Einheit für gewerkschaftliches Handeln. Die Arbeitsstätte kann z. B. eine Baustelle sein, ein Zementwerk, die Vorfertigung, ein Werk für Sperrholz, eine Sägemühle, ein Holzeinschlag oder ein Staudamm.

Auf dieser Ebene haben die Arbeitnehmer mit dem direkten Arbeitgeber und dem Hauptauftraggeber zu tun (je nach Untergliederung der Beschäftigung). Die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen werden zunächst auf dieser Ebene aufgebaut; Arbeitskontrollen und -bedingungen werden entweder unilateral festgelegt, wenn es keine Gewerkschaften gibt, oder bilateral wenn die Beschäftigten organisiert sind und die Arbeitnehmervertretung anerkannt ist. Die Arbeitnehmer wenden sich direkt an den Arbeitgeber und führen im Idealfall Tarifgespräche, um die Beschäftigungsbedingungen mitbestimmen zu können.

Wie bereits festgestellt, finden sich in den Betrieben inzwischen viele verschiedene Beschäftigungssysteme, was die Gewerkschaften bei ihrer aktivierenden Arbeit und in den Verhandlungen beachten müssen. Man sollte hier neue Wege gehen, um alle Arbeitnehmer zu erreichen, egal welcher Art die Beschäftigung ist, und es muss ein neuer Ansatz der Arbeitnehmervertretung gewählt werden.

Auf diesem Feld findet die ursprüngliche Arbeit der Gewerkschaften statt, nämlich die Mitgliederwerbung und Aktivierung sowie die Tarifverhandlungen. Dies ist die Grundlage der Arbeitnehmerbewegung, daher werden hier die Mitglieder erstmalig mit der Gewerkschaftsarbeit vertraut gemacht. Die Ortsverbände bzw. Strukturen im Betrieb sind die Eckpfeiler der nationalen und internationalen Gewerkschaften. Der wichtigste Akteur ist an dieser Stelle der BHI-Mitgliedsverband, der für die gewerkschaftliche Aktivierung verantwortlich ist, zusammen mit den entsprechenden Einheiten wie der Abteilung für Mitgliederwerbung und Organising oder den Verantwortlichen für die Region oder Branche.

2. Branche

Dies ist das zweite Feld der Gewerkschaftsarbeit. Die Arbeitnehmer streben danach, die Branchenpolitik dahingehend zu beeinflussen, dass die Beschäftigung und wirtschaftliche Ausrichtung bzw. Möglichkeiten unter Einbeziehung ihrer Ziele und Vorschläge definiert oder entschieden werden. In vielen Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Systemen werden Tarifabkommen auf dieser Ebene geschlossen und erweitern so den Geltungsbereich der gemeinsamen Regelungen für die Arbeitsbedingungen.

Abgesehen von Tarifgesprächen müssen auch sozialer Dialog, Lobbyarbeit, Interessensvertretung, Zusammenarbeit und Partnerschaften sowie eigene Recherchen und Untersuchungen benutzt werden, um die strategische Ausrichtung zu beeinflussen.

Auf dieser Ebene stehen Arbeitgeberverbände und Handelsgruppen sowie Regierungsgremien im Fokus unseres Engagements. Der Hauptakteur an dieser Stelle ist der BHI-Mitgliedsverband, der in seiner Funktion als nationale Gewerkschaft oder Gewerkschaftsbund die Arbeitnehmer der verschiedenen Ortsverbände und BHI-Branchen vertritt. Die Gewerkschaftsdichte und ihr Einfluss sind wichtige Elemente für den Erfolg unserer Arbeit auf diesem Feld. Daher ist der gewerkschaftliche Aufbau nach wie vor eine der wichtigsten Aktionen, die durch breit angelegte gewerkschaftliche Aktivierung, Koordinierung und sogar Zusammenschlüsse unterstützt werden kann.

3. Gesellschaft

Arbeitnehmer, als Teil der Gesellschaft und einer Gemeinschaft, haben ein Interesse daran, was die Politik entscheidet, da die Entscheidung über die folgenden Punkte vom Staat bzw. den entsprechenden Instrumenten getroffen wird: Arbeitsgesetze, institutionalisierte Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen, soziale Ausrichtung und Durchsetzung von Arbeitsnormen, Anerkennung von Rechten, Wirtschaftsprogramme und Verwaltung von Sozialschutz-Institutionen.

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Die demokratischen und sozialen Werte der Gewerkschaftsbewegung müssen auch in der Politik verfolgt werden, da diese einen Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder und der Arbeitnehmerschaft insgesamt hat. Die BHI bezeichnet Gewerkschaften als „Demokratievermittler“, daher nehmen sie eine wesentliche soziale Rolle bei der Gestaltung einer demokratischen, gerechten Gesellschaft ein.

Auf dieser Ebene müssen die Arbeitnehmer an den Staat und seine entsprechenden Instrumente herantreten. Von Regierungen initiierte Gremien der Sozialpartnerschaft, beratende Gremien, Institutionen für Arbeitsgerechtigkeit, Sozialschutz-Organisationen, Einrichtungen für Arbeitsinspektionen und Verwaltung sowie Ministerien für wirtschaftliche Entwicklung und Branchenpolitik sind hier allesamt die Gesprächspartner der Gewerkschaften.

Die wichtigsten Aktionen der BHI-Gewerkschaften auf dieser Ebene sind Verhandlungen, Lobbyarbeit und andere Formen der Interessensvertretung. Arbeitnehmerklauseln sind an dieser Stelle ein wesentliches Thema, da ihre Erstellung und Anwendung weite Teile der Baubranche betrifft.

Der Akteur auf Gewerkschaftsseite ist hier immer noch der BHI-Mitgliedsverband (nationale Gewerkschaft oder Gewerkschaftsbund), in Zusammenarbeit mit den nationalen Gewerkschaften oder Verbänden. Unter manchen Umständen schließen sich BHI-Mitgliedsverbände zu einem Rat oder einer Plattform zusammen, um die Lobbyarbeit, Interessensvertretung und sogar Verhandlungen gemeinsam zu betreiben.

4. Region

Das Phänomen der Globalisierung hat zu einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit geführt und den Wert von gemeinsamen wirtschaftlichen, politischen und sogar sozialen Interessen deutlich gemacht. Arbeitsmarktbezogene Themen sind ein zentraler Punkt bei regionalen und sogar subregionalen wirtschaftlichen Strukturen/Blöcken und Handelsabkommen. Arbeitsnormen und die diesbezügliche Ausrichtung werden über Landesgrenzen hinweg erarbeitet und entwickelt. Daher müssen die Arbeitnehmer sicherstellen, dass ihre Interessen und Absichten zum Ausdruck gebracht und in das System der Entscheidungsfindung eingebracht werden.

Auf dieser Ebene sind die Arbeitnehmer mit regionalen Blöcken wie etwa der Europäischen Union, ASEAN, SAARC, MERCOSUR oder SADC im Gespräch, ebenso wie mit Wirtschaftsverbänden wie dem NAFTA. Regionale Entwicklungsbanken wie etwa die Asiatische Entwicklungsbank (AsDB), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die neuen Institutionen wie die Neue Entwicklungsbank (NDB) und die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) sind nur einige der Institutionen, die auch ins Visier genommen werden müssen, da sie über ihre Projekte, Darlehen oder Fördermittel den Sozial- und Arbeitnehmerschutz definieren (oder dies versäumen). Arbeitnehmerklauseln sind ein zentraler Punkt, da sie den Arbeitnehmern Schutz und gleiche Rechte einräumen.

Dieses Feld der Gewerkschaftsarbeit bedeutet für die BHI-Mitgliedsverbände, dass sie supra-nationalen oder zwischenstaatlichen Gremien gegenüberstehen. Hier findet die Gewerkschaftsarbeit über Lobbyarbeit und institutionalisierten Austausch, etwa im sozio-politischen Dialog, statt.

Bei diesem Austausch übernehmen die regionalen Strukturen der BHI die Führung und es muss sowohl aus dem internationalen Sekretariat als auch aus den regionalen Sekretariaten deutliche Unterstützung geben, etwa hinsichtlich Recherchearbeit, der Formulierung der Grundsätze und der Lobbyarbeit. An dieser Stelle sind zudem Bündnisse mit anderen globalen Gewerkschaftsverbänden und Gruppierungen der Zivilgesellschaft nötig, um eine starke Front zu bilden und so Einfluss auf die internationalen Institutionen zu bekommen.

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5. Weltweit

Die Infrastruktur der globalen Struktur- und Ordnungspolitik basiert auf der Notwendigkeit von Zusammenarbeit, Koordinierung und Partnerschaften für die Staatengemeinschaft, da in dieser Zeit der Kriege, des Protektionismus und des schwindenden Multilateralismus die Gefahren für Frieden, wirtschaftliche Entwicklung, die universellen Werte der Demokratie und Menschenrechte und die humanitäre Hilfe stärker werden. Arbeitnehmerthemen sollten auf dieser internationalen Ebene geschützt und nachverfolgt werden, da sie die Beschäftigten vor Ort betreffen.

Die ILO als die wichtigste Organisation für Arbeitsnormen, insbesondere weil sie eine dreigliedrige Struktur hat, wird zum Schauplatz eines intensiven Kampfes um die Schwächung der Arbeitnehmerrechte.

Zudem sind multinationale Unternehmen sogenannte Global Player, die enorme Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte weltweit haben. Sie müssen zu verantwortungsvollem unternehmerischen Handeln gedrängt werden und ihre Ausbeutung darf nicht länger straffrei bleiben. Wenn wir bei diesen Wirtschaftsriesen etwas bewegen wollen, brauchen wir Einfluss und Repräsentanz in der Wertschöpfungskette. Das ist einer der Gründe für die Existenz der Global Unions.

Auf dieser Ebene engagieren sich die Gewerkschaften in UN-Organisationen, bei internationalen Finanzinstitutionen, internationalen Arbeitgeberverbänden, MNU, in Zertifizierungssystemen, bei themenbezogenen Verfahren zur Verstädterung, Forstwirtschaft oder Migration und in internationalen Sportgremien.

Es sollten verschiedene Handlungsansätze verfolgt werden. Lobbyarbeit, Interessensvertretung, Problemskizzen, jährliche Zusammenkünfte, Partnerschaften, das Einreichen von Empfehlungen für Maßnahmen über formale Mechanismen, Mitgliedschaft bei Institutionen oder Teilnahme, sogar direkte Verhandlungen über Abkommen - mit diesen Mitteln kann auf dieser globalen Ebene aktiv Einfluss auf die arbeitnehmerbezogenen Entscheidungen und Programme genommen werden.

Die BHI als ein globaler Gewerkschaftsbund, der Hunderte Gewerkschaften vertritt, hat auf dieser Ebene die Führungsrolle. Sie ist mit der ILO in Kontakt wenn es um branchenspezifische Themen geht, ist im Gespräch mit internationalen multilateralen Organisationen und Verfahren und betreibt dort Lobbyarbeit, unterzeichnet IRA, schließt MOU ab (wie etwa mit der FIFA und Katar) und arbeitet sogar mit IFI bei Schulungsprogrammen zusammen.

VI. BHI-Konvergenzen

Im vorliegenden Strategieplan sind 7 BHI-Konvergenzen aufgeführt, anhand derer die Prioritäten und Aktionsfelder für den Kongresszeitraum 2018-2021 benannt sind. Wie bereits erwähnt, haben wir diese Prioritäten „Konvergenzen“ genannt, um deutlich zu machen, dass in diesen Handlungsfeldern unsere Strukturen und Organisationen aufeinander abgestimmt gemeinsam handeln - dort laufen unsere jeweiligen gewerkschaftlichen Aktionen zusammen, wir haben uns alle der Sache verschrieben und wir bewegen uns gemeinsam auf unsere Ziele zu. Im Fußball nennen wir diese synchronen Aktionen „Tifo“. Die drei strategischen Handlungsfelder der BHI werden in überarbeiteter Form herangezogen, damit sie mit dem Tenor des Strategieplans übereinstimmen, um jede dieser Konvergenzen mit den Begriffen Aufbauen (Organising), Verteidigen (Verhandeln) und Voranbringen (Lobbyarbeit) einzufassen.

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Da im Strategieplan die Prioritäten bzw. Schwerpunkte unserer Arbeit im nächsten Kongresszeitraum dargelegt sind, ist es wichtig die Konstanten der Gewerkschaftsarbeit zu benennen, also diejenigen Aktivitäten, die grundlegend für jegliches gewerkschaftliches Handeln sind. Es handelt sich um die Aktivitäten, die essenzieller Bestandteil der drei strategischen Handlungsfelder der BHI sind und gleichzeitig auf die sieben Konvergenzen zutreffen. Es sind:

� Gewerkschaftlich aktivieren und neue Mitglieder gewinnen

� Pilotprojekte der gewerkschaft-lichen Aktivierung weiterführen in treibenden Ländern und Sub-Branchen der BHI

� Strategien zur Bindung von Mitgliedern mit den BHI-Gewerk-schaften ausarbeiten

� Netzwerke in Unternehmen und Berufsgruppen organisieren

� Unterstützung bei der Stärkung der juristischen und hilfsju-ristischen Kompetenzen der Mitgliedsverbände

� Andere Instrumente für eine stärk-ere gewerkschaftliche Aktivierung verwenden: IRA, Programme gegen Kinderarbeit, Bestimmun-gen zu sozialer Sicherheit und Sozialausschüssen sowie Inter-essensvertretung von Migranten

� Studien über die BHI-Branchen und zu Fokusgruppen wie Frauen und Jugend aktualisieren

� Schaffung einer Wissensba-sis über die BHI-Branchen und Wertschöpfungsketten

� Verantwortung und Rolle der Mitgliedsverbände aus den Ur-sprungsländern von MNU stärken

� Arbeitgeber in grundlegende Mechanismen verbindlicher Abkommen drängen - entweder über Tarifabkommen oder andere Wege, über die Gewerkschaften die Vertreter der Arbeitnehmer bleiben

� Durchführung von Sozialaudits und Problemlösung über IRA

� Beschwerdemechanismen bei ILO, OECD oder Zertifzierungssystemen für Forstwirtschaft und andere rohstoffbasierte Branchen stärker nutzen

� Sozialen Dialog mit den Gesprächspartnern in Branche und Regierungen sowie anderen Stakeholdern aufrechterhalten

� Weiterhin Verhandlungen/Lobbyarbeit bei internationalen Sportgremien zu Arbeitnehmerthemen

� Breiter gefasste Aktionen und stärkere Bedeutung, auch institutionalisiert, für wichtige Arbeitnehmertage wie den 1. Mai, den 8. März und den 28. April

� Beweismaterial zusammentragen und Druck aufbauen über Untersuchungen und Problemskizzen

� Rechtebasierte Kampagnen und Vertretungsarbeit durchführen

� Dringlichkeitsaktionen über öffentlichen Druck und Vertretung intensivieren wenn Gewerkschaftsrechte verletzt werden

� Reformagenda formulieren und Bündnisse aufbauen für Reformen des Arbeitsrechts

� Auf strikte Durchsetzung von Arbeitnehmerklauseln auf allen Ebenen drängen

� Lobbyarbeit und Drängen auf Arbeitsnormen und Arbeitnehmerrechte bei Regierungen, zwischenstaatlichen und internationalen Gremien, auch mit Blick auf Handelsblöcke und -abkommen

� Neue und kreative Kampagnenaktionen auf nationaler und internationaler Ebene

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1. Rechte für alle

Die BHI wird sich auch weiterhin für das breite Feld der Menschen- und Arbeitnehmerrechte einsetzen. Diese Herausforderung hat viele Dimensionen, die sowohl den einzelnen Arbeitnehmer betreffen als auch die kollektive Arbeitnehmerschaft in Form von Gewerkschaften sowie das soziale Gefüge, da Ausnutzung und Ausbeutung in der Arbeitswelt weitergehen. Die vollständige Ausübung der Gewerkschaftsrechte gewährleistet den Beschäftigten gute, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ihren Familien ein besseres Leben. Es wird dadurch eine gerechte Gesellschaft geschaffen. Gleichzeitig wird der Einfluss der Gewerkschaften gestärkt, ihre Mitglieder und den Rest der Arbeitnehmerschaft zu vertreten. Die BHI ist der Auffassung, dass Rechte nur über eine starke nationale und internationale Gewerkschaftsbewegung garantiert werden können, die unabhängig, wirklich repräsentativ und selbstsicher ist.

� Institutionalisierung der Global Organising Academy der BHI auf globaler und regionaler Ebene

� Schaffung von Mechanismen zur Integration von Arbeitsmigranten und entsandten Arbeitnehmern in das Gewerkschaftsleben

� Erarbeitung eines BHI-Index zu Migrantenrechten („ExploitNation“) und einer Datenbank für die Migranten unter den Mitgliedern

� Einsatz für andere strategische Ziele bei der gewerkschaftlichen Aktivierung durch neue Netzwerk- und Organising-Initiativen in neuen Branchen und Sub-Branchen, auch im öffentlichen Sektor und gegenüber Selbstständigen sowie mobilen und geographisch konsolidierten Arbeitnehmern

� Branchenweite Tarifverhandlungen fördern, um gemeinsame Regelungen der Arbeitsbedingungen auszuweiten

� Einrichtung von Netzwerken zur Verteidigung der Arbeitnehmer, um Arbeitsmigranten vor Ausnutzung, Ausbeutung und Sozialdumping zu schützen

� Unterzeichnung von 4 MOU zwischen Gewerkschaften aus Herkunfts- und Zielländern

� Mobilisierung der BHI-Mitglieder für eine weltweite Kampagne zu Existenzlöhnen und Lohndiebstahl

� Druck auf Regierungen, damit gerechte Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in ihre Abkommen zu Arbeitsmigration mit den Zielländern aufgenommen werden

� Kampagne für das Recht auf Sozialschutz und Rente für die Arbeitnehmer in den BHI-Branchen

� Drängen auf allgemeine Haftung der Haupt-Bauunternehmer und Reduzierung der Fremdvergabe-Ebenen

� Schutz der Rechte der Arbeitnehmer in prekärer Beschäftigung und Kampf für die Abschaffung von Kinderarbeit

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2. Sichere Arbeit

Die BHI-Branchen sind bekannt dafür, dass sie „gefährlich, tödlich und schwierig“ sind. Vom Prüfen der Ausrüstung bis hin zu Lobbyarbeit - die BHI und ihre Mitglieder werden eine zentrale Rolle übernehmen und dafür kämpfen, dass kein Arbeitnehmer am Arbeitsplatz getötet, verletzt oder krank wird. Jedes Jahr gibt es Millionen Todesfälle, daher kann man gar nicht genug betonen, wie wichtig Arbeitsschutz in der Gewerkschaftsarbeit ist. Unfälle und Verletzungen können geschehen, ob ein Haus oder ein Stadion gebaut wird, ob Bäume gefällt oder ein Stuhl hergestellt wird. Aber sie sind vermeidbar und die BHI betrachtet dieses Thema als Teil eines System- und Kulturwandels, den sie in den nächsten 4 Jahren anstreben wird.

� Entwicklung eines BHI-Systems mit Normen für Arbeitsinspektionen

� Start des BHI-Arbeitsschutzprogramms OHS 2.0 und Aufbau eines weltweiten Netzes von Arbeitsinspektoren

� Auf Schaffung von Arbeitsschutzausschüssen an den Arbeitsstätten drängen

� Schulung von mehr Arbeitsschutz-Verfechtern und -Praktikern auf Gewerkschaftsebene über ein systematisches und effizientes Programm

� Aushandeln von starken Bestimmungen zu Gesundheit und Sicherheit in jeder Form von Abkommen mit Arbeitgebern

� Unterzeichnung von Protokollen und Abkommen zur Zusammenarbeit in diesem Bereich

� Drängen auf verbesserte internationale Arbeitsschutz-Normen, insbesondere beim Bau von Dämmen

� Einrichtung eines Systems zur Nachverfolgung von Unfällen („Building Collapse Watch“, dt. Einsturz von Gebäuden) für mehr Druck auf Regierungen zur Durchsetzung von Arbeitsnormen

� Kampagne für 25-kg-Begrenzung für Zementsäcke

� Kampagne für Asbestverbot aufrechterhalten

� Führende Rolle bei Schaffung eines weltweiten Mechanismus für Arbeitsinspektionen für Großprojekte und Mega-Sportveranstaltungen

3. Junge Beschäftigte in der Gewerkschaft

Die nachfolgende Generation muss an die Gewerkschaftsteilnahme herangeführt werden und sogar Führungsrollen übernehmen. Schulungen zur Vorbereitung auf Führungsarbeit und die Schaffung von Strukturen für ihre Beteiligung in Gewerkschaften werden die Grundlage für die Zukunft dieser Bewegung sein. Die Gewerkschaftsarbeit ist ein generationenübergreifender Kampf, der frische Befürworter integrieren und gleichzeitig für die sichere Verrentung von Arbeitnehmern kämpfen sollte.

� Formalisierung einer weltweiten BHI-Struktur für junge Beschäftigte

� Institutionalisierung eines BHI-Programms für die Schulung von jungen Beschäftigten zur Vorbereitung auf Führungsaufgaben

� Aufbau einer Datenbank über die nachfolgende Generation zur Unterstützung ihrer Weiterentwicklung innerhalb der Gewerkschaften

� Mobilisierung der jungen Beschäftigten für vernetzende Arbeit im Bereich Kampagnen und Kommunikation

� Jugendstrukturen auf globaler und regionaler Ebene einsatzfähig machen

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� Arbeitsplatzsicherheit für neu eingestellte Arbeitnehmer verhandeln

� Gleiche Rechte und Leistungen für junge Beschäftigte sicherstellen

� Drängen auf Maßnahmen und Programme zur Beschäftigung von jungen Arbeitnehmern

� Einsatz für Ausbildungsprogramme

4. Geschlechtergerechtigkeit

Die Geschlechtergerechtigkeit ist eines der Ziele der BHI, aber sie wird verankert sein im Konzept der allgemeinen Gerechtigkeit am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Nichtdiskriminierende Maßnahmen und Praxis, darunter Zugangsmöglichkeiten für Frauen zu Beschäftigung in den BHI-Branchen werden angestrebt. Die Integration von Arbeitnehmerinnen in die gewerkschaftlichen Strukturen, die Schaffung von organisatorischen Ansätzen und Zielen für Geschlechtergerechtigkeit und die Förderung der Beschäftigung von Frauen in den BHI-Branchen müssen operationalisiert werden.

� Institutionalisierung von Schulungsprogrammen für Frauen in Führungsrollen

� Durchführung von Schulungen für führende Gewerkschafter und Verhandlungsführer zur Sensibilisierung für Gleichstellungsthemen

� Förderung von positiven Gender-Maßnahmen in Gewerkschaftsspitzen und -strukturen

� Durchführung eines Gender-Audits in den Strukturen und Mitgliedsverbänden der BHI

� Aufbau einer Datenbank über Arbeitnehmerinnen in Führungsrollen zur Unterstützung ihrer Weiterentwicklung innerhalb der Gewerkschaften

� Aushandeln von gleichem Lohn für gleichwertige und ähnliche Arbeit

� Drängen auf nichtdiskriminierende Praxis und entsprechende Bestimmungen, um alle Arten von geschlechtsspezifischer Gewalt am Arbeitsplatz zu beenden

� Förderung der Teilnahme von Arbeitnehmerinnen in Verhandlungsgremien oder -ausschüssen

� Einsatz für mehr Elternzeit

� Themen wie reproduktive Gesundheit, Frauenhygiene und Sanitäranlagen für Arbeitnehmerinnen angehen

� Verbreitung und Bekanntmachung von gelungenen Ansätzen (Best Practices) zu Frauen- und Genderthemen bei den Mitgliedsverbänden

� Intensivierung der Kampagne „Valuing Women’s Work“

� Start einer weltweiten Kampagne gegen die Machokultur („Stop Macho Culture“)

� Start der Kampagne „Women in Trades“ (etwa: berufstätige Frauen), um auf neue Möglichkeiten hinzuweisen und die Fähigkeiten und Fertigkeiten von Arbeitnehmerinnen herauszustellen

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5. Nachhaltige Industriezweige

Der Ankerpunkt von nachhaltigen Industriezweigen sind menschenwürdige und sichere Arbeitsplätze. Die BHI muss die Sozialpartner dazu bringen, dass in den BHI-Branchen der „Wettlauf nach unten“ nicht die Norm ist. Arbeitsnormen sind keine Hindernisse für den Erfolg eines Unternehmens; wenn unternehmerische Verantwortung nicht gelebt wird, kann dies rufschädigend sein und sogar juristische Folgen haben. Die BHI muss sich bei internationalen Gremien, die Normen erarbeiten, und in entsprechenden Mechanismen stark engagieren und gleichzeitig die Unternehmer - besonders die größten Akteure der Branchen - dazu drängen, dass sie sozialverantwortlich und nachhaltig handeln.

� Mehr BHI-Mitglieder in der „grünen“ Wirtschaft gewinnen, besonders im Bereich der Erneuerbaren

� Ausarbeitung der branchenpolitischen Kompetenz der BHI am Hauptsitz und in den Regionen

� Bündnisse eingehen mit Gruppierungen der Zivilgesellschaft und anderen Stakeholdern, um auf nationaler und internationaler Ebene für verantwortliches Bauen und nachhaltige Waldbewirtschaftung zu werben

� In Zertifizierungssystemen der Forstwirtschaft die Compliance mit den Kernarbeitsnormen in der Produktkette und für kontrolliertes Holz aushandeln

� Schutz der Arbeitnehmer, ihrer Gewerkschaften und Beibehaltung von Arbeitsnormen bei Privatisierungen

� Verstärkter Einsatz bei den Sozialpartnern über die Zukunft der Arbeit

� Drängen auf bessere Regelungen in den BHI-Branchen auf nationaler Ebene

� Argumente gegen prekäre Beschäftigung und für einen stärkeren formellen Rahmen bei der Beschäftigung voranbringen

� Förderung von grünen aber menschenwürdigen Arbeitsplätzen

� Bessere Beschäftigungsfähigkeit und höheren potenziellen Verdienst über berufliche Weiterbildung, die Ausbildung von jungen Beschäftigten und lebenslanges Lernen gewährleisten

� Mehr Mitglieder und stärkere Beteiligung in Zertifizierungssystemen wie FSC und PEFC

� Beteiligung in multilateralen Verfahren wie UN Habitat, COP oder dem UN Forest Dialogue

� Lobbyarbeit und Überwachung der globalen und regionalen multilateralen Entwicklungsbanken (MDB) für strengere und institutionalisierte Verpflichtung gegenüber Arbeitsnormen

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Der BHI-Strategieplan 2018-2021

6. Faire Spiele

Die BHI-Sportkampagne hat einen innovativen Rahmen für gewerkschaftliches Handeln geschaffen. Dies wird weitergeführt, da die Errungenschaften der letzten Jahre noch mehr Möglichkeiten geschaffen haben, die Verhandlungen institutionalisiert zu führen. Grundlage hierfür wird die gewerkschaftliche Aktivierung als eine der Kernaufgaben von Gewerkschaften sein, die Verpflichtung von Ausrichterländern und internationalen Sportgremien sowie die Professionalisierung eines Systems für Arbeitsinspektionen für Sportstätten und damit zusammenhängende Infrastruktur

� Mitgliederwerbung und Aktivierung auf den Baustellen bei großen Sportveranstaltungen

� Platzierung von Informationen zur Sportkampagne über die Medienkontakte der Mitgliedsverbände

� Nutzung verschiedener Plattformen der sozialen Medien zur Sensibilisierung, Meinungsbildung und Mobilisierung

� Drängen auf Tarifabkommen bei Baustellen für Sportereignisse

� Anwendung internationaler Rahmenabkommen auf Projekte, die mit Sport zu tun haben

� Unterzeichnung von Abkommen für detaillierte Arbeitsinspektionen und Durchführung derselben

� Besetzung von Gremien (wie Aufsichtsräte und Kontrollausschüsse), in denen unsere Verhandlungen und Lobbyarbeit institutionalisiert werden könnte

� Einbindung der Zertifizierung in der Forstwirtschaft in die Sportkampagnen

� Druck auf und Einbindung der Sponsoren von großen Sportveranstaltungen, um auf Arbeitnehmerrechte zu drängen

� Verfechten von Due Diligence als zentraler Punkt bei der Entscheidung für Ausrichter und Ort

� Nutzung des BHI-Index zu Migrantenrechten für ständigen Druck auf internationale Sportgremien

� Teilnahme an Stakeholder-übergreifenden Plattformen, Bündnissen und Mechanismen mit Bezug zur Verantwortung der Sportgremien

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7. Gewerkschaftliche Aufbauarbeit über die gesamte Lieferkette hinweg

Multinationale Unternehmen haben enormen Einfluss auf den globalen Arbeitsmarkt. Einige der großen, mobilen Akteure haben mit der BHI ein IRA geschlossen. Doch in anderen Ländern ist das unternehmerische Verhalten dieser MNU beklagenswert. Um größeren Druck aufzubauen müssen entlang der Lieferkette bzw. Wertschöpfungskette stärkere Koordination und gewerkschaftliche Aktivierung erfolgen.

� Mitgliederwerbung und Aktivierung im Betrieb in MNU über alle Ebenen hinweg mit zusätzlichem Schwerpunkt auf nicht-europäische Firmen

� Einrichtung von 6 neuen Unternehmensnetzwerken

� Koordinierung von 6 nationalen und internationalen MNU-bezogenen Aktivierungsprojekten

� Eingehen von Bündnissen mit anderen weltweiten Gewerkschaftsverbänden in sektorübergreifenden Wertschöpfungsketten

� Aushandeln von 6 neuen IRA und Stärkung der IRA-Referenzgruppen

� Globale und nationale Unternehmensspitzen zur Verantwortung ziehen für gewerkschaftsfeindliche Aktionen und Verletzungen der Arbeitnehmerrechte

� Start von unternehmensbezogenen Kampagnen gegen gewerkschaftsfeindliche Firmen

� Intensivierung der Kampagne für menschenwürdige Arbeit bei öffentlichen Infrastrukturprojekten „Stop Exploitation for Development“ (etwa: Keine Ausbeutung für die Entwicklung“)

� Sozialen Dialog mit chinesischen MNU voranbringen und institutionalisieren

� Bewerben von IRA als stärkeres Instrument für Arbeitsnormen und soziale Verantwortung

� Druck auf MNU über Stakeholder Arbeitnehmerkapital wie Rentenfonds

� Beschluss eines UN-Vertrags zu transnationalen Unternehmen und Menschenrechten unterstützen

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