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Der dritte Mannsteht unter Druck
Im Festzelt gehen munter die SchweinehalsBrötchen über den Tresen, dasAichwalder Volksfest ist zum 55. Malein vollem Gange. Motocross ist nicht mehrwegzudenken aus dieser traumhaft ländlichen Ecke auf dem Schurwald. Einmal imJahr ist richtig was los im Flecken, also ist ein Besuch In den Horben Pflicht. Denneinmal im Jahr gibt es zum Grillduft densatten Sound der Maschinen. Gewonnen hat am Sonntag Tim Gajser (Slowenien).
Nur einen Steinwurf vom Festzelt entfernt sitzen vier Motocrossfahrer an einemTisch. Sie heißen Henry Jacobi, Dennis Ullrich, Angus Heidecke und Brian Hsu, undsie sind Teil der so genannten deutschenNationalmannschaft. Obwohl es beim ADAC MX Masters in Aichwald um Punktefür die Serie geht, ist der Blick längst nachvorn gerichtet. Einer der vierwird nämlich der dritte Mannam 26. und 27. September im französischen Ernée sein. Dasist eine in der Motocrossszeneanerkannte, knifflige Strecke.Und da geht es dann um dieWurst.
Bei der TeamWM fahrendrei Piloten in unterschiedlichen Klassen. Die Einzelergebnisse werden zu einem Mannschaftsresultat addiert. Die ersten beiden Plätze im deutschen Team sind gesetzt: Die Nummer eins ist der in den USA fahrende Superstar Ken Roczen, die Nummer zwei Maximilian Nagl – hinzu kommt einer der vierMänner am Tisch in Aichwald.
Für den geht es darum, die erwartet starken Leistungen der beiden Alphatiere nicht
zu zerstören – 2012 gewann Deutschlandschließlich schon einmal die WM und istdeshalb ambitioniert. „Der dritte Mannsteht bei uns immer unter Zugzwang“, hatder Teamchef Hubert Nagl festgestellt, derauch der Vater von Maximilian ist. Denn neben zwei so dominanten Fahrern sei esfür die Jüngeren schwierig, ruhig zu bleiben. Das Problem: sie wollen dann auch zeigen, was sie draufhaben. Und wer im Motocross zu viel gibt, der steigt oft von der Kisteab – das ist die unschöne Regel. „Es kann immer was passieren“, sagt Hubert Nagl.
Wer von den Vieren den Zuschlag bekommt, hängt davon ab, was sie im Verlaufder Saison noch zeigen. Vielleicht darf auchein Zweiter oder Dritter ran, denn HubertNagl weiß ja noch nicht, ob Roczen odersein Sohn im September überhaupt ein
satzfähig sind – mit Verletzungen ist immer zu rechnen.„Ich muss jeden Platz doppeltbesetzen“, sagt der Teamchef.
Im vergangenen Jahr warbei der Mannschaftsweltmeisterschaft Henry Jakobider Dritte im Bunde. Sollte erwieder den Zuschlag bekommen, will er an die Sache anders herangehen als damals.
„Ich bin 2014 nicht so locker gewesen“, erinnert er sich. Aber auch Dennis Ullrich besitzt gute Karten für einen WMStart, allerdings muss sich der zweimalige MXMastersSieger noch steigern, so wie beim dritten Platz in Aichwald. Der plötzliche Todseines Trainers Thomas Kneip am Jahresanfang hatte Ullrich zuvor zurückgeworfen. Er war geschockt – und musste danach
viele Dinge selbst in die Hand nehmen. „Ichwurde ins kalte Wasser geworfen, aberSchritt für Schritt wird es besser“, sagt Ullrich, dem der an einem Herzinfarkt verstorbene Trainer vor allem im organisatorischen Bereich sehr viel abnahm.
Hoffnungen auf einen WMEinsatz machen sich auch die zwei anderen Fahrer imTeam, Angus Heidecke – und Brian Hsu. Der hat für die Pressekonferenz in Aich
wald im Schnelldurchlauf Deutsch gelernt. Der Sohn ungarischtaiwanesischer Eltern wurde in Freiburg geboren und machte 2014 mit dem Titel bei der JuniorenWM auf sich aufmerksam. „Ich wäre froh, wennich für Deutschland fahren kann. Ich gebemein Bestes, das mache ich immer – und sosoll es auch bleiben“, sprach der 17Jährigeund erntete für sein Statement Applaus. InAichwald verstand ihn jeder.
Motocross Am Rande des Rennens in Aichwald wird auch noch ein Fahrer für die TeamWM in Frankreich gesucht. Von Dominik Ignée
Sternstunden auf dem Norisring
M ercedes bleibt in der DTM dieMacht vom Norisring. Beim Saisonhöhepunkt in Nürnberg haben die Schwaben beide Rennen gewonnen. Nach dem am Samstag der erste Vierfacherfolg seit mehr als fünf Jahren gelungen war, legten Robert Wickens und Christian Vietoris am Sonntag mit den Plätzen eins und zwei nach. „Hier sind wir immerstark gewesen“, sagte Wickens. Mercedesbleibt damit seit 2003 auf dem einzigenStadtkurs im Deutschen TourenwagenMasters ungeschlagen.
Der einzige Podestplatz für einen Fahrer ohne MercedesAntrieb ging an BrunoSpengler. Eine Runde vor dem Rennendesicherte der Kanadier BMW das erste Top
dreiResultat der Saison mit einem knallharten Überholmanöver gegen MattiasEkström. „Das war gegen einen der besten und stärksten Konkurrenten im Feld, deswegen bin ich super zufrieden. Mattias hatkeinen einzigen Fehler gemacht“, sagte Spengler. Der Schwede Ekström belegte alsbester AudiFahrer den vierten Platz.
Sein Markenkollege Jamie Green bliebnach Rang sieben vom Samstag ohne Punkte, behält mit 81 Punkten vor dem Rennwochenende in Zandvoort aber Platz eins derGesamtwertung. Ekström ist mit 70 Zählern Zweiter vor Pascal Wehrlein. EinenTag nach seinem Sieg bekam der jüngsteFahrer im Feld zehn Punkte für Rang fünfund hat nun 67 Zähler auf dem Konto.
Spengler verteidigte am Start die ersteBMWPolePosition der Saison. Ein Unfall im hinteren Teil des Feldes, in dessen Folgeder frühere Formel1Fahrer Timo Glockseine Motorhaube verlor und seinenDienstwagen früh in der Boxabstellen musste, provozierteeinen Einsatz des Safety Cars.Danach kam es knüppeldickfür Spengler: In Runde 14 überholten ihn Wickens, Vietoris, Lucas Auer und Ekström – der Kanadier warplötzlich nur noch Fünfterund der ersehnte Platz aufdem Treppchen für die in dieser Saison strauchelndenBMW in Gefahr.
Wickens und Vietoris verschafften sichunterdessen einen ungefährdeten Vorsprung auf die Verfolger und blieben auchnach dem Pflichtreifenwechsel das Füh
rungsduo. Dahinter lieferte Ekström mitseinem deutlich schwereren Audi eine starke Vorstellung. Weil die bestplatzierten Fahrer nach jedem Rennwochenende Zusatzgewichte laden müssen, war der zwei
fache DTMChampion 32,5Kilogramm schwerer als etwader BMW von Spengler.
Beide Hersteller hattenaber schon am Samstag keineChance gegen die stärkstenMercedes. Im Ziel wurdeWehrlein schließlich für seinen Mut gefeiert, auf der nochnassen Strecke statt auf Regenreifen auf Slicks zu starten. Dabei war der 20Jährigevon diesem Plan lange nicht
überzeugt. „Das war eine Entscheidungmeines Ingenieurs“, sagte Wehrlein. Wenige Minuten vor dem Start hatte sich ein Gewitter über dem Stadtkurs entladen. dpa
Motorsport Mercedes feiert bei den DTMRennen in Nürnberg nicht nur die beiden Siege von Pascal Wehrlein und Robert Wickens.
Robert Wickens stemmtseine Siegertrophäe indie Höhe. Foto: dpa
Dennis Ullrich: Dritter in Aichwald – und der dritte Starter im WMTeam? Foto: Baumann
MotorradWM
Bradl bangt um das HeimrennenFür Stefan Bradl kommt es in dieser MotorradWMSaison knüppeldick. Erst bremsten den einzigen deutschen MotoGPPiloten technische Probleme an seiner nurdrittklassigen ForwardYamaha aus, dannverpasste er auch durch eigene Fehlermehrfach die Punkteränge – und nun drohtihm bei seinem Heimrennen am 12. Juli aufdem Sachsenring auch noch die Zuschauerrolle. Ein Sturz in der achten Runde im niederländischen Assen endete für den Zahlinger im Streckenhospital. „Das Kahnbeinder rechten Hand ist gebrochen. Er wirdgleich am Montag operiert. Wir hoffen alle,dass er bis zum Sachsenring wieder fit ist“,sagte sein Vater Helmut Bradl.
Die Aussichten, daheim die Wende zumBesseren zu starten und sein Ziel, besterFahrer der „OpenKlasse“ für Piloten ohneWerksunterstützung zu werden, stehenaber bei nur 50 Prozent. „Der Sachsenringmit seinen vielen Bergauf und BergabPassagen ist für ein gebrochenes Kahnbein gerade an der Gashand nicht so toll“, sagte derFernsehexperte Alex Hofmann. All das kommt zur Unzeit, denn jetzt laufen dieVertragsgespräche für die neue Saison an.Und Bradl wollte zu gern wieder auf eine konkurrenzfähigere Maschine steigen.
Nun wird sogar darüber spekuliert, ob erzurück in die Moto2Klasse wechselt, inder er vor vier Jahren Weltmeister geworden war. Ein Interessent soll das Team vonSandro Cortese sein. dpa
Radsport
Buchmann düpiertdie FavoritenDie Favoriten André Greipel und John Degenkolb sahen im Finale der deutschenStraßenmeisterschaften alt aus. Der 22jährige Emanuel Buchmann aus Ravensburg stahl den verdutzten Arrivierten amSonntag in Bensheim an der hessischenBergstraße nach harten 204,8 Kilometern die Show. Der TourdeFranceDebütantaus dem deutschen Zweitligateam BoraArgon 18 erwies sich als Schnellster einer20 Fahrer starken Spitzengruppe. Der deutsche Bergmeister von 2014 verwies Nikias Arndt auf Rang zwei, Dritter wurdeMarcus Burghardt, der von seinem BMCTeam keine Berufung für die am Samstag inUtrecht beginnende FrankreichRundfahrt erhalten hatte.
Der zweimalige deutsche Meister undTitelverteidiger Greipel und Degenkolb,der im Frühjahr MailandSanremo und ParisRoubaix gewonnen hatte, wurden denhohen Erwartungen nicht gerecht. DerParcours über die hessische Bergstraße,der pro Runde eine sieben Kilometer langeSteigung auf die Kuralpe aufwies, lag Degenkolb eigentlich. „Aber gegen Bora kamen wir heute nicht ran, Emanuel hat verdient gewonnen“, sagte sein TeamkollegeArndt. Marcel Kittel, der von seinem Teamnicht für die Tour nominiert wurde, hatteDegenkolb, der am Ende 16. wurde, langeunterstützt, bis er das Rennen zur Hälftenach gut 100 Kilometern aufgab. dpa
„Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, aber Schritt für Schritt wird es besser.“Dennis Ullrich zum Tod seines Trainers
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