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Der Eigene : 1898-01

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• r l e t i r Bcscnbroch \ti .E j b o r f ejud • y r ¥

Einzelhef t M. 1,20.

Vierteljahr 3 M.

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Monatsschrift für Kunst und Leben.

Herausgeber und Verleger:

Adolf Brand

B erlin -N eui-ahnsd orf.* ' . - > . v « . ' • * • ;

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Inhal t d ieser Nummer:

SciU': 3 Prolog.

„ 5 Du und ich .

„ > Der Eigene.

„ 7 Spielmannsl os.

„ 8 Echte Lieb e,

„ n Gut und Blut.

„ 13 Nobo dy.

21 Das Gesc hehe n als Entwickel ung.

22 Diavolessina.

„ 23 Frauenemanzipation.

„ 31 Meine Base , die Non ne.

n 32 „Iggdrasil

„ 37 Politika.

„ 3S Kunst und Leben.

Adolf Brand

Adolf Kranit.

Theo Schäfer

Adolf Brand

Norbert Langner.

Ferd Max Knrth.

G Balzer.

Hermann Kredit.

Alhert König.

Emil F Ruedelmsch.

F.manuel von Bodmann.

Maximilian Ferdinand.

Peter JJille. R S

Theo Schäfer Dr E G

Louis Franche Sodalis.

Bilclschmuck:

Sei te : 3

4 7, 22, 3 , 37, 3S

3

Richard Scholz

Richard Grimm.

Hans Knrth.

Fidus.

Kunstbe i lagen:

Die Wissenschaft

Der frühe Tag

vom Bildhauer Franz Metzner.

Komposition von Theo Schäfer.

a c h d r u c k

mir mit Genehmigung des Herausgebers gestaltet.

Alle Korrespondenzen Manuskripte Geld- und sonstige Wertsendungen

sind an die persönliche Adresse des Herausgebers zu richten.

Vo n u n s e r n F r e u n d e n ü b e r w i e s e n e S u b v e n t i o n e n

werden am Ende jedes Quartals quittiert .

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Prolog

olf Brand

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i r suchen unser e igen La nd das Lan d unse rer Neig ung die

Ge stad e der neuen M enschen die Gefilde de r Seele die W elt

u n s e r e s S c h m e rz e s u nd u n s e r e r F r e ud e n .

Wir stossen unsere .Schiffe ab von den Ufern \cr Wirklich keit und

fahren mit singenden Harfen in endlos-blaue Weiten heimlicher Ahnungenhin zu den stil len Tnseln die an den Grenzen der Ges chlec hter in par adi e

sischer Schö nheit blühen dorthin wo uns die glänzende n Firnen s eliger

Freundschaf t winken.

W ir s ind Verfehmte Vogelf reie Gem iedene auf der brei ten Heerst ras se

des Alltäglichen — unnütze s loses Vo lk in den Au ge n de r Imm ersatten —

Fluchb eladene vor den hei l igen Opferal tären rechnend er Freihei tspriester —

Frevle r und Ausg estossene aus al len Tem peln der Gewöhnl ichkei t — Ew ig-

Unzer t rennl iche — Ew ig-Unversta ndene — Ewig-Unbefriedigte die ihr Glücknur in sinkenden Nebeln schauen.

W ir suchen und irren — Piraten auf dem Meere sinnb eraus chen der

Schönh eit — Sch icksals geno ssen auf dem qualvollen Beutezüge eines

schranke nlosen niegest il l ten Begehre ns denen der To d ein s t il ler L otse

in Siriusfernen trostloser Hoffnung ist.

Wir suchen und irren und treiben im meergrünen .Schweigen auf

wol lustschwel lenden Fluten durch purpurne Nacht .

Un nen nba res s üsses Leid ist unser höchster Gew inn ein imm er neu

aufflammender allzuschöner Tr au m unser kos tba rste r Reichtum .

3 —

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W ir suchen und irren über g rund lose r Tiefe zwe cklos dahin und er-

reichen es nie das Ziel unserer einsamen Fahrten, die st i l len Inseln unserer

unersät t lichen Sehnsucht , wo keine Galgen des Elends ragen und kein Gesetz

der Liebe die Myster ien unserer Freundschaf t mi t Verachtung schändet .

Aber sie leuchten uns immer, die dämmernden Ufer, wo unter blühendem

Schut te die Gräber unseres Leibes den Flötentönen schmeichelnder Lieder

lauschen, w o uns aus Lilienkelchen trunk ene Blicke und schw ellend e Lip pen

glüh en, E r innerungsge sichte blendend er Jugen d und duf tender Schön e zu

seligem Bleiben winken.

W ir sehe n sie wie der, die Gefährten unve rgesslich er Stund en, m it denen

wir wie in st i l lem Wachen durch violenschwüle Haine heil iger Ruhe gleiten,

Ros en und Epheu im goldglänzenden Maare, an dunklen Cypressen l i spelnder

Sehnsucht vorbei, über die stürzenden Wasser der Zeit dem Sternenfrieden

der Erfüllung zu.

W ir gehe n le ise Sei te an Sei te durch schw eigend e Feld er und t r inken

die kühlen Wo nnen der Verga ngenh ei t . Denn der Augenbl ick ist kurz ,

aber die Erinnerung fl iesst ewig. —

Wir werfen wieder die Anker zu ruhloser Rast und setzen die Boote

aus zur Ret tung und Mitfahrt . W ir irren unstät am So nne nstra nde des

Glü cke s und suchen nach schiffbrüchigen verw andte n Seelen , nach sturm-

erpro bten Kämpfern auf s t il len W og enh öh en stolzer Einsamkei t , d ie an den

letzten Trümmern ihrer Lebenswünsche in Verzweif lung r ingen.

Zu den Q uellen de r Erlö sun gen geht u nsere Fah rt , zu den seligenTempeln des unbekannten Got tes , dem wir a l le d ienen.

W ir m ü s s e n es f inden, das La nd unserer Leide n und fahren mit euch,

ihr todes lustigen S än ge r heil iger Th orh eit und Lie be , ihr vSelbstp einiger und

Märtyrer eures unerbi t t l ichen Lachens, mi t t räumenden Segeln in gast f re ie

Buchten ewiger Schönhei t e in .

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Q)u und \c\[

V esu vio s Du — und ich das weite Meer,

In Abendträumen, glänz- und purpurschwer.

hLin schöner Dämon in des Schicksals Haft .Des Lebens Kämpfen und der Erde Kraft.

D e r Ruhe Sehnsucht, ew gem Aufruhr gleich;

Der Liebe Schweigen, müd und dämmerweich.

Adolf Brand

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D E R E I G E N E .

I I cut s ch web t ein Lächeln vor mir her

Hin Lächeln, das die F reu d e g i eb t ;

Ic h bin so reich, so froh an mir

D er ich d a s Leb en nie ge l ieb t

Ein Ahnen g länzt in meiner Brust,

Ein Träumen ruft zu unterst tief

Ein t reuer Traum, der nie mich Hess,

ü e r mi ch aus Neb e l d u n k e l rief.

Er wird zur F l a m m e , die schläg t ho ch

Und g lüh t in mir mit heisser Mach t ,

Erfül lungsfroh träum ich hinaus

In meine sehnsuchtst iefe Nacht .

Ich lächle in die Sterne st i l l ,

Die n immer mir das Leben t rüb t ,

Ich bin so reich, so froh an mir

D er ich das L e b e n nie gel iebt

I licfl Schaftr.

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>picIn)aT)»)sIos.Still sind d ie wilden nieder,Und to t sein roter mund —mein Jreudenbube, mein lieber,W ie i s t das Berz m ir wund

Rebaugen hatte er zweie,

So treu, unwissend und wärmtUiir teilten mein und Lag er,Und teilten tust und Barm.

Er ging mir über d a s mutt ing,Über Bruder und Schwesterlein,Über alle Dirnen im DorfeUnd warmen Sonnenschein

Da hat er mien gelassenSo mutterseelenallein,Uerbublt in medusenfingern -0 w ie mich iammert Dein

Bin bettelarm und verödet

Jfl$ wie ein miistenthal,Die Jidel mein einzige Babc,Der Seele letzte mahl.

Der Gram mein stummer Begleiter,Der Hummer mein Uleggenoss,Und Trost und nacht und Regenmein leidiger mandertross.

Tch irr in die weite lücirc.Zernagt von Sehnsuchtspein,Streif mitten durchs lächelnde Ceben,Ein Greis— und spiele u nd greini \dolf Ultimi w

— 7

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ECHTE. LIEBES k i z z e a u s d e m L e b e n .

t v o b e r t Wer ne r fuhr mit dem Früh zug von Leipzig nach Berlin .Ge woh nhe i tsgem äss ha t te e r sicl i vor se iner Abfahr t e in ige Zei tungengekau ft. Unte r den vielen me hr ode r minde r gleichg iltigen Nachrichtenüber politische, künstlerische und soziale Vorkommnisse blieb sein Geist aneiner Mitteilung aus Görlitz haften. Sie laut ete :

„Hier ha t s ich am gestr igen Vormit tage der auch durch wissen-schaf t liche Arbei te n bekannte Rechtsanw alt Sau er, wie man annimmt,in einem Anfal l von Geis tess törun g in se iner Wo hn un g erschossen .Da s Schicksa l des noch jungen , a l lgemein geac hte ten Mannes erreg t

in wei ten Kreisen unserer Stadt rege Tei lnahme."„Sau er " durchfuhr es W ern er, „doch n icht e tw a Ge org Sau er, mit dem

ich in Strassb urg gedie nt hab e , und mit dem mich se i ther gemeinsam e,wissenschaftliche und künstle rische Interesse n aufs innigste verk nüp fen? —— Doch nein , das wäre ja unmöglich , d ieser k lare und f leissige Geleh r te ,de r e inen so wohlthu end harmonischen Lind ruck machte , so l l te Ha nd ansich ge legt h aben? — — un mög lich Zwar — es mögen wohl schon e in e in-halb Jah re her se in , sei t wir uns zu le tzt gesehe n. Ab er vor wenigen Woche nhat te ich doch noc h einen läng eren Hrief von ihm, in dem er sich noch ein-gehend über Nie tzsc i ies Zara thustra verbre i te te , den er auf meine Anregunghin mit tiefem Interesse gelesen hatte.

Und er so l l te nun to t se in Durch Selbs tmord ge end et haben? "

W ern er ha t te grosse Lust in Dre sden umzuste igen und mit dem nächstenZug e nach Görlitz zu fahren. Line quäl end e Un ruhe hatte sich seinerbemäc htig t , doch daheim warte ten se iner dr ing ende Pf lich ten . Auf derganzen Reise ver l iess ihn n icht das k indl iche t reue Auge se ines Freundes .Vergebens bemühte er s ich , das Leben desse lben mit e inem so jähenEnde in Einklang zu br ingen. — — —

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Zu Ha use angelangt, fand er folgendes Schre iben vo r:

M e i n l i e b e r F r e u n d

Un ter den v ie len Me nsch en d ie ic l i kan nte , b i s t Du de r e inz ige ,

d e m i c h n o c h e i n e n l e t z t e n h e r z l i c h e n G r u s s s e n d e n m o c h t e u n d d e m i c h d a s

G e h e i m n i s m e i n e s t r o s t l o s e n L e b e n s , d a s j a in w e n i g e n S t u n d e n z u e n d e s e in

w i r d , a n v e r t r a u e .

G e w ä h r t e s m i r d o c h i n d i e s e r b i t t e r e n S t u n d e e i n e k l e i n e F r e u d e ,

e inen Me nsch en zu wissen , dem ich mich mi t te i len , dem ge ge nü be r ich f re i

u n d o f f en v o n m e i n e m L e i d e s p r e c h e n k a n n , e i n e m L e i d e , s o w e h u n d s o g r o s s

w i e e s n u r d u r c h e i n e s o l e i d e n s c h af t l i c h e u n d r e i n e L i e b e e n t s t e h e n k o n n t e ,

wie ich s ie empfand .

B i s zu m e i n e m d r e i s s i g s t e n J a h r e e t w a g l a u b t e i c h , k a u m e i n e rL i e b e s e m p f i n d u n g f ä h ig z u s e i n , ic h b r a c h t e m e i n L e b e n d a h i n , a b e r i c hl e b t e e s n i c h t . Vo r ü b e rg e h e n d e N e i g u n g e n t r a t e n w o h l a uf , d o c h e s w a r n u re i n G e f a l l e n , o h n e Ti e f e u n d o h n e I n h a l t ; s c h ö n e G e s t a l t e n f e s s e l te n m i c h ,a b e r s ie b e h e r r s c h t e n n i c h t m e i n I n n e r e s . —

D a s a h i c h d a n n d i e s e s W e s e n , — in d e m A n m u t u n d K r a f t s ic hv e r e i n t e n — s o j u n g u n d fr is c h u n d s c h ö n , w i e e i n s o n n i g e r F r ü h l i n g s t a g . U n t e r

t a u s e n d e n z o g s e i n e P e r s o n m i c h a n . I n e i n e m K o n z e r t e l e r n t e i c h i h n k e n n e n .D e r w u n d e r b a r e Wo h l l a u t s e i n e r S t i m m e , s e i n e l i e b e n s w ü r d i g e u n d s i c h e r e H a l t u n g ,se in lebhaf te r Geis t , se in Aug e nah me n mich tie f gef ang en . Ba ld er fü l lt e e r meing a n z e s S e i n , d a s D e n k e n d e r Ta g e , d i e Tr ä u m e d e r N ä c h t e . I n d e r e r n s t e s t e n

A r b e i t v e r w e i l t e i c h b e i i h m . D i e E r w ä h n u n g s e i n e s N a m e n s d u r c h s c h a u e r t em i c h . D e r O r t , a n d e m e r g e w e i l t , d e r G e g e n s t a n d , d e n e r b e r ü h r t h a t t e ,w a r m i r h e i l i g . I c h k ü s s t e d i e S t e l l e , w o s e i n K ö r p e r g e r u h t , s o g s e i n e n

wo nnig en Duf t in m ich e in , l i e f ins Fre ie , s t r eck te d ie Ar m e aus und r ie fs e i n e n N a m e n w o h l u n z ä h l i g e M a l e , b a l d v o n e i n e r n i e g e k a n n t e n , ü b e r m ä c h t i g e nS e l i g k e i t , b a l d w i e v o n d e r E m p f i n d u n g e i n e r s c h m e r z h a f t e n S c h n i t t w u n d eü b e r m a n n t .

E i n e s T a g e s g e s t a n d i ch ih m m e i n e L i e b e , i ch l e g t e m e i n H a u p t in

se ine n Sc ho ss , e r s t re i che l t e es mi t se iner weiche n , wa rm en I l and , i ch b l ic k te

i h m s t u m m i n d i e b r a u n e n s o u n e n d l i c h g t i t r i t , t r ä u m e r i s c h e n A u g e n , k ü s s t e

i n b r ü n s t i g s e i n e H ä n d e , s e i n e S t i r n , d i e b l e i c h e n W a n g e n u n d d e n r o t e n

s c h w e l l e n d e n M u n d u n d e r w e h r t e e s n i c h t .

E r w i d e r t e e r m e i n e L i e b e ? D a s w a r u n m ö g l i c h . S o w e n i gs i c h j e m a n d v o n d e r e l e m e n t a r e n G e w a l t d i e s e s R i e s e n g e f ü h l s e i n e Vo r-s t e l l u n g m a c h e n k o n n t e , s o w e n i g k o n n t e e r e s m i t e m p f i n d e n . I c h l i e b t e i h n,e r h a t t e m i c h l i e b ; i c h b e t e t e i h n a n , e r w a r m i r v o n H e r z e n z u g e t h a n .D o c h g a b e r f ü r L e i d e n s c h a f t G ü t e u n d i c h m u s s t e d e s s e n z u f r i e d e n s e i n .

B a l d s t a n d e n w i r im r e g s t e n g e i s t i g e n V e r k e h r e ; w i r t ra f e n u n s t ä g l i c h ; s e i n eS e e l e w a r m i r e in u n e r s c h ö p f l i c h e s P r o b l e m ; w i e h a r r t e ic h d e r S t u n d e e n t -g e g e n , w o w i r u n s s a h e n ; w i e s c h l i c h d i e Z e i t d e s W a r t e n s u n d L a n s c h e n ss e i n e r S c h r i t t e ; w i e f l og d i e Z e i t d e s B e i s a m m e n s e i n s ; w i e b e g l ü c k t e m i c hj e d e s W o r t d e r Z u n e i g u n g v o n s e i n e n L i p p e n ; w i e b e k ü m m e r t e m i c h j e d e ru n s c h ö n e A u s d r u c k , d e m e r s e l b s t k a u m e i n en W e r t b e i l e g t e ; w i e q u ä l t ee r m i c h , w e n n e r v o n i n n i g e n B e z i e h u n g e n z u a n d e r n s p r a c h , d i e l ä n g s t

z u r ü c k l a g e n

9 —

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Es klingt Dir das gewiss banal , Robert , wie es mir geklungenhaben würde, ehe es mich in den tiefsten Tielen traf. Zwei Jahr e wäh rteund wuchs diese Liebe, Ta g um Tag,, eine echte, reine , überirdische Lieb e,d ie im langen K uss ihre höchste Offenbarung fand. Als wir uns einmal achtTage t rennten , verging ich vor ungeheurer Sehnsucht , ich presste seine

Briefe an mein wildpochendes lerz, lernte sie auswendig und bedeckte jedesWo r t mit glühenden Küssen. Auf einsame n Pfaden rief ich Gedichte an ihnin die Berge und übertönte mit Liebeslauten den brause nden Wasserfall. KeinMensch ahnte unser Verhältnis. Man hielt die L iebe für Freundschaft, wieman so oft Freundschaft für Lie be ansieht.

Das l inde ist einfach.

Paul liebt seit kurzem ein Mädchen, mit dem er sich verlobenwird. Ich kann den zweiten Platz in seinem Herzen nicht ertrag en. MeineMutter drän gt mich zur Heirat . Ich kann ihr nicht gestehen, dass ich dasschön ste beste W eib bew unde rn, v erehre n, schön finden, abe r nicht liebenkann . Mir ist ja jeder sexuelle Akt, selbst der Kuss, nur der sponta ne Ausfiusshöchster Liebesglut . Ein ande rer wäre unkeusch, entwürdigend , so dass ichmich selber verachten müsste.

Einst wird man s ich vergeb ens an dem Rätsel abmühen, wie esmöglich war, dass durch Jahrtau sende selbst bei Kulturnationen das Dogmabestand, das Weib könne zum Weibe , der Mann nicht zum Manne in echterLiebe entbrennen.

Dass die Natur in ihrer ewigen Kraft bald ü ber der Menschenbeschränkte Satzung en Sieg erringen möge, ist der Wunsch , mit dem ichdas Leben von mir werfe

Lebe woh lDein Georg.

Zwei Ta ge spä ter befand sicli Rober t We rn er auf dem Görlitzer

Friedhofe in der kleinen Trau ergemei nde, welche Saue r die letzte Ehr e

erwi es. Fass ungs los über das ihr UnfassHche begr ub die alte Mutter ihr

gramve rzerr tes Angesi cht in den Händen. Der Pfarrer spra ch vieles von

geistiger Uebe rans tre ngung und Gottes unerforschlichem Ratschluss.

Et was abseits stand ein junger Mann mit durchgeist igten herz-

gewinnenden Zügen und schluchzte krampfhaft. Verg eben s mühte er sich,

der strömend en Thrä nen Herr zu werden.

Es war Paul , sein Paul.

Als Robert ihn s o heftig weinen sah, wur de auch sein Au ge feucht.

Man sen kte den Sa rg zur Tiefe. Rober t aber rief ihm stumm die Wort e

nach: „Dir wird vergeben werden, denn Du hast wahr geliebt.

ATerberl Langner

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Von Gut und Blut

I clV steig-e die T re p p e zur B örse hinan,

Von innen wälzt sich ein Dröhnen heran.W ie fernes Stürmen auf g rauem Meer,W ie D onnerg ro l len z ieh t es daher . . .Im Flur d rängen Menschen in wi lder Hast ,Ein Schieben und Stossen — beäng st igend fas t.Ich zwänge mich durch und betrete den Saal .Die Räume s ind wei t , doch d ie Wände kahl .Eiska l te r Marmorsäu lenglanzDurchriese l t d ie hohlen Gewölbe ganz .Ein Bild voll Unrast liegt vor mir:Gleich Bienenschwärmen wimmelt es hier.Man brüll t und fei lscht und schrei t und tobt

— Wäh ren d d ieser jenes Krav at te lob t . —Die Augen der Meisten sind trübe und matt ,Wei l Dämon Gold Absolu therrschaft ha t*Die Haltung- schlaff und die Züge verlebt ,Is t j ed er dem Ab go t t zu dienen best reb t .Zwö lf Bog enfens ter sende n hineinEin besseres Gold : den Sonnenschein .Wohl g le i te t manch sehnender Bl ick hinauf

Doch re i ss t der rasende s tü rmende LaufDen träum end en Sinn in die Brandung- zurück —Zurück in das wechse lnde Un me nsch englü ck .

— i i —

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Ei n sch warze r Tag . — Di e M ärk t e u md rän g tVo n Menschenm assen . Das Schicksa l senktDie schwarze Hand des Unhei l s herabUnd sendet Finsternis hinab.Gewagteste Sachen vollziehen sich dann.Gar mancher verlässt als geschlagener MannDen Kampfplatz bl inder ungleicher Schlacht ,Die ihm grausam den Ruin gebrach t .

Sie kreischen und pfeifen vor Aufregung tol l —Das Mass läuft über, war lange schon voll .Mich sch aud ert . Ich flüchte angstvo ll hinaus.

Krebsrote und Bleiche entfl iehen dem Haus.Sie t rauern um Gold und schnöden Gewinn ,Betnichten ihr Glück als verloren, dahin;Bejammern n ich t ige Al l tagshabeUnd tragen, was sie nie besassen, zu Grabe.

Ja Sp ran g ih r Gold , spr ang auch ih r Blu t,Doc h stock te mit jene m ihr L ebensm ut.

l tntinand Max Kmth.

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obody. }

n n n a c h P a r i s zu g e h e n . W a r

S a h d o r t d e n S t a d t p l a n v o n

n e m v ie l e n G r ü n . D a s G r ü n

m i c h a n . A u f n a c h L o n d o n

Ta g e n w u r d e n 1 3 Wo c h e n ,

z i e r g ä n g e r e i .

D a m u s s t e e s a u f h ö r e n ; m u s s t e . I n D o v e r b l i e b i c h n o c h e i n e n T a g , d e r

R ü c k s c h a u a u f L o n d o n g e w i d m e t .

I c h g i n g am S t r a n d e s p a z i e r e n , a m H o c h s t r a n d e , w e l c h e r a u f e i n e m B ö s c h u n g s -

w a l l s i c h m e h r e r e M e t e r ü b e r de m N i e d e r s t r a n d e r h o b . D i e S t e i n m a u e r , w e l c h e d e n

Wa l l s t ü t z t e , fi el s e n k r e c h t — o d e r f as t s e n k r e c h t a b . —

D a w a r e i n K n a b e , e i n e n g l i s h b o y , d e r m a c h t e s e i n K u n s t s t ü c k a m S t r a n d -

Te r r a i n . E r w a r f s e i n e M ü t z e i n d i e L u f t , s p r a n g d a n n v o n d e m o b e r e n S t r a n d h e r a b ,

f iberschlug s ich , f ing da be i se ine Mütze mi t dem Ko pf auf dem un ter en S t ra nd e .

D e r J u n g e w a r f e in e r M e n s c h e n K i n d . W i e e r a u s s e i n e n A u g e n s a h w i e e r

l ä c h e l t e M i r w a r e r e i n L o r d Ry r o n . I c h s a h a u f d e r H ö h e s e i n e m Tr e i b e n z u .

U n t e n w a r e n P l e b s k i n d e r s e i n e Z u s c h a u e r . L i n e s d i e s e r f r a g t e i hn n a c h s e i n e n N a m e n ;

„ n o b o d y " e n t g e g n e t e e r . D a n n k a m e s , d a s s e r u n t e n am S t r a n d e m i t d e n P l e b s k i n d e r n

z u s a m m e n w a r. A l l e z o g e n d i e S c h u h e a u s u n d d i e S t r ü m p f e , w e l c h e s i e i n d i e S c h u h e

s t o p f t e n u n d d i e s e d a n n a n d i e M a u e r s t e l l t e n . D a n n s c h ö p f t e n d i e P l e b s k i n d e r m i t

e i n e m k l e i n e n L i m e r, w e l c h e n s ie h a t t e n , Wa s s e r ; g ö s s e n e s a u s ; h ä u f e l t e n S a n d e t c .

L i n e s d e r K i n d e r g o s s d a n n d e m N o b o d y d a s W a s s e r ü b e r d i e K ü s s e ; e i n a n d e r e s

be w arf ihn mi t San d und nun kam die ganz e Ro t te und a l le fielen üb er ihn her. Man

t h a t i h m e i g e n t l i c h n i c h t s z u L e i d e ; a b e r m a n b r a c h d u r c h d a s p l u m p e p h y s i s c h e

D r a n g s a l i e r e n d i e g e i s t i g e M a c h t , m i t w e l c h e r e r b i s d a h i n d a s Vo l k b e h e r r s c h t h a t t e .

M a n d r ä n g t e i hn g e g e n d i e M a u e r, w o e r z u s a m m e n k a u e r t e u n d w e i n t e , b i t t e r l i c h w e i n t e .

H ä t t e ic h e n g l i s c h s p r e c h e n k ö n n e n — D a s a b e r k o n n t e i c h n i c h t .

Vi e l l e i c ht h ä t t e e s d e u t s c h a u c h g e t h a n . — Vi e l l e i c h t a b e r w a r d a m i t , d a s s i ch

m i c h s t il l d a v o n s c h l i c h , d a s b e s t e Z e i c h e n m e i n e r Te i l n a h m e g e g e b e n . L s w a r e i n

J u n g e n s - K u m m e r ; e i n S e e l e n l e id a b e r z u g l e ic h . L i n e S t i c h p r o b e d e s L e i d s — l e b e n s l a n g .

I c h s c h l i c h d a v o n , w e h m ü t i g u n d g e h o b e n z u g l e i c h .

Wi e v e r s t a n d i c h s o l c h e s L e i d* **

*) Aus der Korrespondenz an den Herausgeber.

T c h h a t t e im S i

i n O s t e n d e .

L o n d o n m i t s e i

r e i z t e m i c h , z o g

A u f 8 Ta g e .

A u s d e n 8

1 Wo c h e n S n a

— 3 —

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Meine General - Erinn erung kön nte mir einen Streich gespielt und ich könn te in

Folge dessen nicht ganz bei der thatsächlichen Wahrheit geblieben sein.

Ich schrieb über Nobody , dass er sich beim lerabsprin gen vom Damm über

schlug und dabei seine Mütze fing. — Nun war ich geste rn Abend im Sc ala -T he ate r

und sah die Wilton und Stack. Die überschlugen sich in der Luft und das hat Nobodysicher nicht zu Stande gebracht. — Wie er es anstellte, so genau weiss ich das nicht

meh r; es war abe r mehr als blosses He rabs prin gen ; es war irgend wie eine Spo rt-

Leistung, eine natürliche Kunst-Produktion.

Das kleine Ereig nis fiel End e August 86 ; an den Einzelheiten liegt nichts. Ich

möc hte nur d ie Un tersc heid ung schärfen , dass es Solch e von Metall gieb t, Metall von

verschieden er Art: Eisen, Messing, Silber, Gold, und Solche von anderem Stoff Fayence,

Porzellan, Glas: nob od y Die ersteren können fallen und Beulen und Brüche beko mm en;

sie werde n dann wieder zurecht gehäm mert und gelötet. Die and eren, wenn sie fallen

und Schaden nehmen, bleiben Scherben; da giebts kein Nieten und Löten.

Mein lieber Herr Brand

Von dem Dov erer N obody habe ich kein Bild; abe r einiger ander er Nobo dy's

Bilder hab e ich. Die werd e ich Ihnen send en. — Ob sie Ihnen so gefallen w erden ,

wie sie mir gefielen und gefallen?

Vielleicht könnten Sie bei Ihren weiten Beziehungen es herau sbring en, was aus

den beiden Knaben, deren Bilder ich Ihnen senden werde, geworden ist.

Bezüglich des Einen, Sohn des Grossfürsten Konstantin, mutmasse ich, dass ihm

sein Teil Leid zu Teil gew orden ist. Bezüglich des And eren, Prinz Für sten ber g, weiss

ich nich ts; ab er w enn ich mir ihn zu einem satten Herrn und Va ter von sieben heirats

geneigten Töchtern geworden, vorzustellen hätte, so würde das einem grossen Verlust

an mir selber gleichkommen.

Mit beiden Bildern ist es mir eigenartig ergangen.

Da s Bild des Sohn es des Grossfürsten Konstantin hatte ich in einem Schaufenster

liegen sehen, und hatte es gekauft. Tr af dann in der Nähe einen Kn aben , welcher

m ir der Nob ody wa r — den aus der Schule abzuholen die Absicht meines Gehens

gewesen war. — Wir g ingen nun den W eg zurück. Am Kunsthändler-Laden an

gekom men, sa gt der Jun ge zu mir: „Da m uss ich Dir ein Bild zeigen." Das Bild ab er

wa r nicht m ehr da, ich hatte es in meiner Brieftasche. Das spielte sich in Kö nigsbe rg ab .

Das Bild des Prinzen Fürs tenb erg sah und kaufte ich in W ien. W ar auf dem

W eg e, einen Besuch zu machen, m achte diesen Besuch, zeigte meine Erw erbu ng —

und der Herr, dem ich das Bildchen zeigte, zog eine Schieblade seines Schreibtisches

auf und zeigte mir dasselbe Bildchen als sein eigen.

Und dann, Herr Bran d, sende ich Ihnen noch einen Nobo dy. Und dieser steckt

in einem No tenb latt, v ielmehr im Te xt zu den Noten , und nenn t sich „de r kleine

Gratu lant ."

Er geh ört zu den fünf od er se chs Nummern meines kleinen Rep ertoi rs, welche ich

einzig vorzubringen habe, meine Erlebnis-Juwelen.

— 1 4 —

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A n d en k l e in en G ra tu l an t en w u rd e i ch S a m s tag A b en d e r in n e r t , a ls e in e D am e ,

m e in e H au s w i r t i n , w e lc h e r i ch d as N o ten b la t t v o r l än g e re r Z e i t g e sch en k t h a t t e , m i r

d as L ied ch e n v o r sa n g . D a s k am so g an z zu fä l li g , d as s s i e e s m i r v o r s an g ; u n d so

k o n n te i ch u m so r i ch t ig e r au f d i e W i rk u n g auf m ich p as sen . I ch ach t e t e au f m ich ,

a l s o b i ch n ich t i ch se lb e r, so n d e rn e in g an z an d e re r w ä ie . I ch fand m ich g an z ru h ig

u n d g l a u b t e sch o n , d i e sm a l ru h ig ü b e r d as l i n d e d es L ie d c h en s zu k o m m e n , d a p lö t z li ch

— — u n d au ch j e t z t im A u g e n b l i c k e d es S c h re ib en s — in d e r b lo s sen V o rs t e l l u n g

d es G eh ö r t en — g eh t e s m i r so , a l s e s an h u b : „u n d d a h ä t t ' i ch b a ld v e rg ess en " —

st ieg es in mir auf , k ramp fte d ie Bru st zusamm en und d ie Au ge n wurd en feuch t .

I ch h ö r t e d as L ied ch en v o r v i e l en v i e l en Jah ren in Wie n s in g en ; i ch fo lg te d e r

e in fach en , s ch l i ch t en , w ieg en d en M elo d ie u n d d a , a l s d i e W o r t e k a m e n : „u n d d a h ä t t '

i ch b a ld v e rg ess en , g ra tu l i e r en so l l t ' i ch au c h " — s tü rz t en T h r än en au s m e in en

A u g e n . S t ü r z t e n

Ich sch r i e b ü b e r d i e S o n d e rb a r k e i t , u n d e rzäh l te d av o n , u n d im m er b e im S c h re ib en

u n d E rzäh len d i e se lb e F o lg e . A l lm äh li ch ab g esc h w äch te r, ab e r n ie f eh len d , u n d in d e r

S tä rk e w ied e r w ach s en d , w en n i ch d as L ied ch e n l än g e r e Z e i t n i ch t h a t t e s in g en g eh ö r t .

S o je t z t , w o i ch e s J ah re l an g zu h ö r en e n tb e h r t h a t t e .

A n d i e h u n d er t M a l h ab e ich e s d o c h n u n sch o n e r l eb t , im m er d ass e lb e

G e p a c k t w e r d e n .

Wa r u m ?

E s is t d e r N o b o d y , d e r e s m i r an th n t .

I s t d e r k l e in e G ra tu l an t n i ch t e in N o b o d y ?

W en n es d em D o v e re r N o b o d y so i n d en O h re n k l in g t , w ie i ch l eb h a f t an i h n

d e n k e , d a n n h a t e r k e i n e n g u t e n Ta g .

E s b r a u c h t j a a b e r F e r n w i r k u n g , w e l c h e e s g e b e n s o ll , u n d v o n w e l c h e r

M ark Tw ain g an z en t sch i ed en b e h au p te t , d a s s e s d e re n g i eb t , n i ch t s t ö re n d u n d

u n an g en e h m zu w i rk e n , s i ch n i ch t g e rad e in w i rk l i ch em O h ren k l in g en zu äu s se rn ; u n d

s o n ä h m e i c h g e r n a n , d a s s m e in D e n k e n a n N o b o d y - D o v e r d e n s e l b e n a n N o b o d y -

B o y -1 8 8 6 e r in n e r t e u n d w en n ih m d ab e i d i e A u g en f eu ch t w u rd en — g u t fü r i h n .

G e n u g . I ch m u s s w ied e r zu m i r s e lb e r an n o j e t z t k o m m e n . M u ss w ied e r an m e in e

Tr e t m ü h l e n a r b e i t g e h e n , w e l c h e r m e i n e b e u l e n O s t e r f e i c r t a g e , j e d e r m i t 16 S t u n d e n ,

verfal len s ind .

W a s g eh e n m ich d i e N o b o d y s an ? W a s to t i s t, h a t g u t r ed e n : w as g eh e n m ichH u n g er u n d D u rs t an ? — W a s ab e r n o ch l eb t , d as d a r f s i ch so n ich t ü b e rh eb e n .

Und ma n leb t n ich t vom Br o te a l le in . Man hu ng er t n ich t al le in nac h Bro t . Man

h u n g e r t a u c h n a c h d e n N o b o d y s .

U n d h u n g er t so — u n d d a r in l i eg t d as Verh ä n g n i s — w e lch es n u n w ied e r d as

„H ö c h s t e" i n h ö h e rem S in n is t — d a r in , d a s s m an a l s „N o b o d y " so h u n g er t , n ach

b e i d e n , n a c h d e m B r o t e u n d n a c h d e m N o b o d y.

Und so muss es woh l bei dem l u n g e r b l e ib en , u n d d e r I l u n g e r i s t d em N o b o d y

d ie S e l ig k e i t , u n d d i e S a t th e i t d e r F lu c h . D e r sa t t e N o b o d y is t k e in N o b o d y

m eh r, so n d e rn e in so m eb o d y , m i t d em e r d o ch n i ch t i n e in em A th e m zu g e g en an n t

w erd en w i l l .

— ' 5 —

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Er muss also hungern — an Brot und an Seinesgleichen. Und darin ist Gott

der Nobodys Ober-Nobody: Gott hunger t und hat nicht Seinesgle ichen.

Nicht, dass der Nobody nie einmal satt sein, sich wenigstens ab und zu einmal

sättigen sollte. — Dies braucht er, wie der Sch reiber das Papie r braucht, um seinen

Rrief zu schreiben, wie Gott den Teufel, um sich selber drauf zu schreiben, der doch

nicht da s Pap ier an sich selber ist. Her No body brauc ht das zeitweilige Sattsein als

Hintergrund, als dunkeln Untergrund liir sein leuchten des Hun gern . Dies ab er ist

seine Eigen-S ignatur, während die some bodys wohl auch ab und zu mit dem Hungern

kokettiere n und flunkern könne n, um ihrer Sattheit — ihrer Gene ralsignatur — (gleich-

giltig, ob in Wu nsc h o der Wirklic hkeit) — einige Blitzer aufzusetzen — abe r im

Grund e vom Hungern nicht erb aut sind. Die Nobodys hungern — auch wenn sie

satt sind.

Die somebodys sind satt, auch wenn sie hungern.

Da ging ich heute in das Cafehaus, um Graphic und London N ews anzuschauen.

Die Blätter waren im Stand und ich griff nach, was gerade da stand, es war:

Album de s deutschen Rennsport s. Auf dem ersten Blatt ein Portrait, unter

schrieben :

Maximilian Eg on zu Für ste nbe rg. Dazu eine kurze Familien angabe.

Karl Egon zu Für sten berg , der Letz te der Hauptlinie — in Schw aben f.

Er succedierte aus dem fürstlichen Aste Purglitz Maximilian Egon geb. zu Lana

in Böhmen am 13. Oktob er 6 3 ; verheiratet am 10. Juni 87 zu Wien mit der am

19 . Mai 67 geb. Gräfin Irma Schönborn.

Kinde r: Erbpri nz Carl Ego n.

Prinzessin Leontine.

Prinzessin Anna.

Mein Bildchen stamm t von 187 1. Das könnte stimm en.

Und stimmen kön nte auch der Vergle ich meines Bildchens mit dem Bilde im

Rennsport-Album.

Eins aber stimmt nicht.

Ebe n habe ich die beiden Bildchen, Prinz Fürs ten berg und Sohn Grossfürst

Konstantin hervorgeho lt, und da — sagen sie mir nun beide nicht mehr, wenigstens

nicht so voll und ganz, was sie mir bis dahin immer voll und ganz sagten.

Wie kommt das?

Ich sah sie bisher immer ungeprüft an; nur mit m ei ne n Augen. — Nun sah

ich sie heute prüfend an, mit vermeintlich Ihr e n Augen — und so etwas vertrage nNobod ys nicht. Möglich auch, dass die Photograp hien feinste Züge schon eingebüsst

haben; Sohn Konstatins stammt aus 1865/0.

Oder wäre ich veränder t?

Man kann in ein Buch wa s hinein lesen, was nicht drin steh t und man kann in

ein Gesic ht wa s hineinsehen, w as vielleicht auch nicht drin ist. Od er wä re es so, dass

ich die Bilder bis heute angeschaut und heute erst angesehen habe?

— 16 -

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W en n ich zurückde nke, wie ich in meiner letzten Krankheit alle Trep penstufe n

mit all ihren Kanten sah, aber die T re pp e nicht; und wie ich alle Häuser sah, aber

die Stras se nicht; und alle Pflastersteine, abe r das Pflaster nicht — dann hab ich

so was wie Erklärung, dass die Bildchen mir heute ein wenig versagen.* *

*

Ich fOrchte, das Nobody- Kärrchen , w elches es mich gelüstet hat, zu schieben —

fährt sich fest . Meine Bildchen — w a r e n nicht, sie b e d e u t e t e n mir nur und für

einen Andern ist es schwer, hinter solche Bedeutung zu kommen, welche mir sogar

schon geschwächt erscheinen will .

„E s war einmal" gilt für mich. — Ich dichtete m ic h zu dem no bod y-so und

nobo dy-s o; und war M ir in all meinen Dichtungsg estalten sehr geneig t. — Der Egoism us

war K ette ; die Eitelkeit Einsch lag; meine Wide rspenstigkeiten mit meinen Fügsam keitenmachten das Muster zum Zeuge.

* ••

Ich musste — m usste innerlich aus Lau ne, Tr otz oder w as sonst — nach

Düsseldorf fahren. Es war dort eine Ausstellung von Stickereien. Es gelüstete mich

sie zu sehen. Notwend ig wa r das Sehen nicht; notwendiger war da s Tretm ühlen.

Abe r ge ra de : ich ging. Hätte mittags zurück sein könn en; deshalb a ber blieb ich

bis Abend: es gab so manches zu sehen und Augen-satt werde ich eigentlich nie.

Bei der Hinfahrt war eine Dam e mit einem Knab en im Coupe. Ein l ieber Bub,

den Mama arg drillte, ganz ohne das s es nötig war, welches Drillen er sich in einer

Ar t Ueb erlege nheit und Sche lmer ei gefallen Hess. Seine Mama hatt e ihn lieb, das

wus ste er; und sie war nun einmal so — unteroffizierlich; das Hess er ihr hingehe n.

Der Junge erinnerte mich an Prinz Fürstenberg; er hatte solche Augen, solches

Haar , solche W ang en, solch ein Naschen — ähnelte nach Mama, welche schön zu

nennen war — das alles beob achte te ich — weiter aber nichts. Wa rum verna rrte

ich mich nicht in diesen Jungen, wie damals in Für stenb erg? Ist der Narr in mir im

Absterben, oder gar schon tot?

Oder war doch ein Unterschied in den Personen Liess es die Schalkhaftigkeit

des heutigen B uben nicht zu, dass ich Leid in ihn hineinphantasieren und dann aus

diesem ihm zudiktierten Leid meine Sympathie für ihn schöpfen konnte?* *

Und nun Nobody-S chluss, sonst komme ich nicht in die Tretm ühle, der ich heute

noch ein paar Stunden lang angehören muss.

G. Balzer

7

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Das Geschehen als Entwickelung.

In unserer Welt der kausalen Wechselwirkung ist die Negation einesgeg ebe nen Zustandes die Vo rbed ing ung einer neuen Position. Da s ist einGem einplatz, aus dem abe r die wichtigsten Folge rung en abzuleiten sind.Jed es Gescheh en ist darnach aufzufassen als die Au sgleic hung von mindestenszwei gegensätzlichen kausalen Wirkungsweisen, deren Gegensatz sich indiesem Gesc hehe n wechselseitig bindet und dad urch , wie z. B. im elektrischenLich tbog en die entzweite elektrische Kraft, zur beziehungsw eisen Ru hela gekom mt. Da dieses Geschehe n bei der kausalen Allverknüpfun g im Ko smo ssofort neue Gege nsätze weckt, ist die Ruh elag e nur eine beziehu ngsweise,besch ränkt auf die in Gegensatz tre tenden und sich ausgleichend en kausalenW irkungsweisen (Kräf te) . In dem F lu s s de r Zei t is t nur solche re la t i v eAusgle ichung logisch denkbar ; t r ä te v o l l e n d e t e Ausgleichung e in, sostünde die Zeit still , und das Gesche hen absolu ten N ichtgesche hens löstedas bewegte Werden ab .

Da s ist uralte W eisheit; Hera klit , der sie präg te in wen ige S ätzemeisterha fter Kürze u nd d esha lb d un kle r Tiefe , ist nicht ihr erste r Entdeck er. Es ist das Vernunftgesetz jed es kausalen Gesch ehens, un d als dieVernunft im Mensch en zu sich selbst k am , trat auch dieses Gese tz in dasBewusstsein der Vernunftträger. Den Schöpfun gsmyth en aller Vö lke r liegtes vers teck t zu Gr un de, vielfach bis zur Unke nntlichkeit verhü llt unte rnichtigem Beiwerk, nirgends klarer durchschimmernd als in den vedischenGes äng en, aus deren mystischem Dunk el es in erh abe ner Reinheit hervorleuchte t wie der über Wolken hochglänzende sonnenbestrahl te Schneeberg.

Diese W eishe it gew an n unter uns fasslichere Fo rm , zunäc hst freilichzum Nachteil der Fülle an Gehalt. Die scheinba r so vielfach versch lunge neBahn der Gestirne zeigte, von dem höhe ren kosmischen Stand pu nkt e betrachtet, von ihrem Entstehen an bis zum endlichen Vergehen, die herakli-lische Harm onie des geeinten Gegen satzes von Anziehungs- und Fliehkraftin beso nde rs eindringlicher Klarheit und in grossart iger Einfachheit. Dieseeinfache Klarheit abe r verführte zur Seichtheit. Du rch das Äusscrlichste,de r roheste n Sinnlichkeit am leichtesten Zugäng liche, wäh nte man d as ge-

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heimnisvolle Dunke l, unter dem das W eltwese n verbo rge n ist , vo lls tändigerklä rt zu habe n. Massenteile sah man geg ene inan der in Be we gung , undda Bewegung in der That d ie a l lgemeine Form s ich ausgleichender Gegensätze is t , so schloss man voreilig, dass Massenbewegung die lang gesuchteLös ung des W elträtse ls sei. Alles W irksa me konnte nach dieser Ansichtnur Massensch werkraft sein, da sie die M assen bew egun g d er Ges tirne sovolls tändig erklär te. Die Materie wa r darnach, wie schon frühere De nke res ausg espr och en hatten, der Urgru nd der We lt, und das, was man Eigenschaftendieser M aterie nannte, und alles Gesc hehen bestand in Be we gun g materiellerTeilchen, die sich freilich, vorläufig wenigstens, der Fasslichkeit entzogen.

Diese auf falscher Vera llgem einer ung ber uhe nde Auffassung ist inheftigsten Kam pf getreten zu de r ger ad e entg egen gesetzte n, in ähnlicherWeise auf falscher Verallgemeinerung beruhenden Auffassung, wonach dasWel tges chehen das un m i t t e lb a re P roduk t e ines r ein s ub jek tiven G e i st igensei. In diesem Kam pfe musste die einseitig s toffliche Ans cha uun g dasGeistige und die geistige das Stoffliche a nerke nnen, ohn e es von ihremStan dpun kte aus erklären zu können. So haben diese gegensätzl ichen Anschauungen durch ihren Kampf mit einander s ich selbst und ihren Gegensatz überw und en, und sch on zeigt s ich die Aus gleichu ng dieses G egensatzesin de r höheren , beiderlei Einseitigkeiten vermeid enden An sch auu ng, w onachein zunächst nur durc h negative Prä dika te e rken nba res Abso lutes s ich gege nsätzlich bestimm t in. Stoff Wille) und Geist Vo rstellu ng) und durc h diesenlebendigen Geg ensatz das Weltgesche hen hervorbr ingt .

Da s Bild des W eltsch öpfe rs is t ausserordentlich treffend für diesenW eltp roz ess. W ie sich im künstlerisch en Schaffen die zwiespältige Naturd es M en sc he n d ur ch ä u s s e r e ) V e r k ö r p e r u n g e in er i n n e r l i c h e n )I d e e thät ig zur Harm onie durchzur ingen s t rebt und im Genüsse des so gestalteten Schönen von den höchsten erreichb aren Wonn eem pfindun gen erfülltwird, so kann der W eltp roz ess in seiner Gesam theit als das künstlerischeSchaffen und als Wo nneem pfindun g, beide s in seiner Volle ndun g Absolutheit) vorgestellt we rde n. Es hiesse indes den eigentlichen Vergleich ungs-punkt dieses seit den Urzeiten gebrauchten Hildes gänzlich missverstellen,wenn man auch im makrokosmischen .Schaffen e inen p e r s ö n l i c h e n Tr äg erdieses Vo rga ngs anne hmen w ollte, der persönlich wie der menschlicheKünstler die Idee den kt, das W er k vollführt und die W on ne em pfindet. D iedem Weltprozesse zu Grunde l iegende absolute Wesenh ei t muss natür l ichvon allen Sch rank en de r Persönlichkeit frei gedac ht we rde n; die Persönlichkeit is t ja ers t im Laufe des W eltpro zess es erschienen als die nach d erideellen Seite relativ weit fortgeschrittene Au sgleich ung von Wille und Vors te llung, wäh rend die sogena nnte to te Mater ie e ine solche Ausg leichungdarste llt, die we iter nach d er stofflichen Se ite hin liegt. S o fassen wir unterVerm eidung je de r Einseitigkeit alle Ersch einung en des Weltlaufs , seien sieme hr stofflicher, seien sie me hr geistige r A rt, auf als zeitlich und räu mlichverän derliche Ausg leichung szuständ e eines sich stofflich-geistig gege nsätzlichdarstellend en, nu r in seiner Abso lutheit diese Gege nsätze einigenden W ese ns.

Dieses a l lgemeine Grundgesetz polar ischer Entzweiung, wie es woh lam sachgemässes ten bezeichnet wird , macht d ie W elt des W erde ns über-

9 —

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hau pt ers t möglich . Seiner fo r m e l l e n Beschaffenhei t nach is t es daskosmische B ew e gu ng sg es e tz , da s ganz a l lgeme in dadu rch zu r Ersche inungkomm t, dass ma terielle Te ile sich nicht zu einem Ganzen verein igen kön nen ,ohn e e twas vo n ihrer gegen sätz l ichen Bewe gun g zu ver l ie ren , und s ich n icht

von e inander t rennen können, ohne dass ihnen mehr gegensätz l iche Bewegungmitgeteilt wo rden wä re. W ie dieses Gesetz so formell in do pp elt er W eisein den Integ ration s- und Differentatjonsv orgängen auf allen Geb ieten des Naturgeschehens von de r m e c h a n i s c h e n Wissenscha ft nachgewiesen wi rd , sof inden wi r e s auch doppe l t be s tä t igt , wenn wi r den d y n a m i s c h e n Gegensatz zwischen Stoff und Geist, ins Au ge fassen. De r mit dem Schw indenä u s s e r e r B e w eg u ng se n er gi e z un eh me nd en s t o f f l i c h e n I n t e g r a t i o n Z usammenfassung der Teile zu einem Ganzen) entspricht die Verflüchtigungdes Sonder-) Wil len s; und d iesem Vo rga nge mit g le icher Ene rgie en tgegengesetzt seilen wir mit der fortschreitenden stofllichen Integration vom Mo lekülaufwärts, durch die pflanzlichen und tierischen Organ ism en hindu rch bis zuden künst l ichen äusseren Gemeinschaften der Menschen mit tels Di ff e re n

t i a t i o n d e r V o r s t e l l u n g e n d a s B e wu ss ts ei n z un eh m en a n G e h al t un dTiefe . Mit der äusseren Bew egu ng sen erg ie dem Wollen) steht im umgek ehrt en Verhäl tn is d ie innere Bew egung senergie d ie Vors te l lung) . Demrein subjektiven Bewu sstsein, bei dem alle objektiven Vo rstellu nge n zu rEinheit integri ert sind, muss darnac h da s Maximum d er S toffzerstreuu ngen tsp rechen de r chao t i sche Zus tand de r Ne bu la rhyp o the se ) ; und d ievolle ndete stoffliche Integra tion, das Auf höre n aller äussere n Bew egun g, dievolle nde te Passivität des Willen s, muss mit dem Maximum des Vo rstellu ngsreichtums verknüpft sein. Da s Ab solu te abe r, das dieser gegen sätzlichenBew egun g zu Grun de gelegt we rden m uss , und das in d iesem W eltpro zessesich bestän dig in verä nde rlich er W eis e zur Darstell ung bringt, ist aufzufassenals die Ve rein igu ng d es rein sub jektiven Bewu sstseins mit voller Willenspass iv itä t , oder, wie beim Aufhö ren a l le r Gegensätze eben sogut ges agtwerd en k ann, a ls d ie Vere in igun g der Maxim a der Stoffzers treuung und desVors te l lun gsre ichtum s. Dass d iese Au ssag e vom Abso lu ten für uns endl iche ,aus dem gegensätz l ichen Weltgeschehen auf tauchende Menschen widerspruchsvol l is t, darf n ich t W un de r nehmen. Auf unsern Weltprozess bezo gen, ha td iese Au ssag e auch keine an dere Bedeu tung a ls d ie , dass schliessl ich d iehöchsten Gegensätze , a ls welche uns Wil le und Vors te l lung erscheinen , infolge ihre r polarisch en auf eine Einheit bez oge nen Natur sich geg ens eitig ine inander um setzen, oder, mit andern W orte n , dass der We ltproze ss wie derKreis in sich zurückläuft und als solcher ohne Anfang und Ende ist.

W ir hab en es indes nicht mit dem Ab solu ten und a uch nicht mit dem

W eltpro zesse a ls so lchem zu thun, sondern mit den e inzelnen Geschehnissenin d iesem Prozesse . Diese Einzelgeschehnisse sind u n s e r e We lt , und indiese r W elt , die bekann tlich nach der von einem Fau st zuletzt erlan gtenWe ishe it d em Tü chti gen nicht stumm ist, wollen wir uns um sehe n. W irbew unde rn d ie ers taunliche Abstrakt ionskraf t der indischen Phi loso phen , d ievom Sta ndp unk te des Ab solu te n fo lger ich t ig d iesen Welt lauf samsara) a lsein Ble ndw erk may a) auffassten und dieses Ab solu te selbst nach de r neg ativen Seite, von de r es ja für uns nur bestimm bar ist, als das A uslösc hen

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aller Eigenschaften (Nirvana) bezeichn eten. Die Ab strak tion kann ab er füruns nur de r Hin terg run d sein, von d er sich das flutende Le ben dieser W eltwirk sam abh ebt, der für ein t ieferes Ve rständ nis de r w echs elnden E rscheinungen notwendige Hintergrund, von dessen Hwigkei ts l icht d ie gebrochenen Farben dieser Erscheinungen bedingt s ind.

So dürftig diese einleitenden Bemerkungen auch sind, und der Ausführungim Einzelnen h arren , sie w erd en nicht ung eeign et sein, d as Vers tändnis zw eierPro blem e zu fördern , deren fortschreitende L ös un g hauptsächlich den Inhaltder Mens chhei tsgeschichte bi ldet , und deren t ieferer Erö r ter ung diese Rlät tergew idm et sein sollen : H un ge r und Lie be, das wirtschaftl ich-genossenschaftl iche und das geschle chtlich-eheliche Pro ble m. In den folgenden Ausführungen sol l das erstere Problem untersucht werden.

Hermann h rccke.

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D i a v o l c s s i n a .

E s w a s e in R ü n e g in n e ,G e s e s s e n ü b e r s e —

a ( l e s t d i u v a l a n d i n n e :S o t a t e s t du m ir ü b e l e w

I n ir s w a r z o ü g e l in n e ,S c b i e r e s w a r z a i s a m d a s p e c b —

D o g l ü e t e i n f i u r d a r i n n e :H u m u o s s tu u $ d e s fiu r e s n ä c b

l ü ä f e n i n i c b b a t s v e rb r o n ite n ,

D i r f r o u w e b i n icb g u o t3 a w a r i c b D i r e n t r o n n e n :$ o b a n icb v a l a n d e s w e b e r z in u o t .

Albert Kotnig

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Frauenemanzipation.

Von Em il F. Ri ld eb li sc h. Aus „The O ld and the New Ideal — a Solution of Ihat |>art olthe Social Question, which pertatns to Loire, Marriage and Sexual intercoursc.

Uebersetzung und Einleitung von A lb er t K o e n l g , Graulhet (Tarn) SUdfrankreich.

l ILs widerst rebt mir im innersten Wesen, e ine Besprechung diesesBuch es auf 5 Linien od er 5 Seiten zu versu chen . Da s w äre ein l i terarischerBus chkrieg ge ge n seine künftigen Leser od er Nichtleser. Das Buch hat347 Seiten, ich müsste diese alle zitieren und mit meiner individuellen Meinung,die den Les ern do ch recht gleichgültig sein wü rde , gä be es mindestens einehalbtausendsei t ige Ab hand lung . Ich rate a lso den Mühsel igen und Uebe r-ladenen nur, ihr erfr ischendes Bad gefall igst an sich selbe r v orneh men zuwo l len; für d ie Nichtengl ischlesenden is t e ine deutsche Au sga be vorha nden ,die allerdings nur etw as übe r ein Drit tel dieser neuen en glischen enthält .Ich kann nur an deuten , dass d as Buch meh r hält , als es versp richt — „eineLösung desjenigen Tei ls der sozialen Fragen, d ie mi t der Liebe, der Heiratund dem Gesch lechtsverk ehr zu thun haben . Wie der Adm iral Dew eymit der Ph ilippi nen arm ade in einem Ratsch aufräumte, so d urchs chn eidetRüd ebusch d em hunder t fach verk rüpp el ten M onstrum unserer Vorur te i le ,uns erer Begr i ffsverwir rungen od er „Freiel iebe- , be sser gesagt Freie-he i r a t s - W ah nw i tz e d i e Pu l sadern . Und d ie Haup t sache , au f de r S te ll eder wurm morsch en, s t inkenden Baracke bau t er e ine star r ragen de Akro po l is— nein, das nicht, aber — na, er zeigt dem Herrgott , wie man die Welt„orden tlich einrichtet . Kein W or t also üb er den Inhalt . Mit einem, derdas Buch nicht od er nur einmal gelesen hat, ist schlecht disputieren . Selbs tdie freiesten Geister hän gen noch an 1001 Fesseln. Ich erinn ere an dieSex ual deb atte , die vo r 2 Jah ren in den „Sozialist ischen Monatsheften stattfand, und die eigentlich ein dün nes Er ge bn is hatte. A m besten gefiel mirdamals noch He rrn Stark enb urg s Stand punk t . Man er innere s ich auch anden Fall der Berliner Pianistin, Frl . G erd es , d er unsern führendenGeistern zu so klägl ichen Voziferat ionen Anlass gab . W enn das grün eHolz so unfruchtbar ist , was soll man da erst von der misera con tribuenspleb s der Presst ige r erwar ten. Uns ere ganze Li teratur z. B. über dieProsti tution bem üht sich nur, ihre schrecklich anö den de Steril ität immer aufsneue zu prosti tu ieren. Man lese einmal des Po lyg rap he n Otto Hen ne amRhyn „Die Feh ler der Si t tenpol izei , ode r er innere s ich an die Vo rschläg e

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der „Deutschen W art e" vom vorigen Som me r und man wird vers tehen ,dass es in de r Schulw eisheit de r H err en noch so viele Sac hen giebt , vondenen sich Himm el und Er de nichts t räumen lassen, am wen igsten dererstere. — Ich übersetze diesmal ein in der deutschen Ausgabe noch nicht

en tha l tenes Kapi te l des Rüde buschsch en We rk es; ha be abe r dabei ke iner le iDiskuss ion im Sinne , da ich fürchte, dasse lbe m öchte für manch en einwen ig „aus dem Zus am me nha ng gerissen " sein. Mein Zwe ck ist ein sehr„egois t i scher" — dem We rk e neue Lese r und Herrn Rüdebusch und mirselb er viel leicht neu e „in teressan te" Ko rres pon den ten (gen eris utriusque)zuzuführen. Sel ig sind, die das Buch lesen we rde n, denn es we rde n ihnendie Au ge n aufgehen , auch werden s ie endlich kap ieren , was „persönl icheFre ihe i t " und „Eigenhei t " bedeute t .

„Vor der Sklavin, wenn sie die Kelten bricht,„Vor dem freien Weib erzittert nicht.

XXIV. Se i t e 2 3 9 —2 5 3 .

Ich bin ganz entschieden für die Frau enem anzip ation; ich gla ub e, dassdas weiblich e Ges chlech t ebe nso w ichtig und nützlich für die mensch licheGesellschaft ist wie das männ liche, da ss es kein einziges Rech t od er Vo r-rech t . des Einze lwesens g ieb t , auf das das W eib n icht ebenso Ansp ruchhätte wie der Mann; doch würde ich es ebenfal ls für unsinnige Zeit-ver geu dun g ha l ten , d ies zu begrü nden , zu b ewe isen , dass d as W eib n ich t e ingering wer t igeres W ese n i s t , dass s ie n ich t in höhere m Gr ade e in sc hwa chesGeschöpf ist , das des Leitsei ls bedarf als der Mann . Hu nde rte geistvollerFrau en und Männer hab en d iese Verhäl tn i sse d urch Gründ e erhär te t , d ieebe nso „kla r" und „unw iderleg lich" sind, als die witzigen Ribelkri t iken, mitdenen d er g rosse Colonel X . unsern Evangel iumsdienern so v ie l Beunruhigungund Herzweh versetzt .

Ich beha upte , dass d iese Fra ge , Frau enerlö sung cont ra Frau enunter-ord nun g, im mo dern en Schrift tum so gründ lich erö rter t word en ist, dassJed er und Jede , we nn mi t gu ter Hi rnkraft beg abt , meinen Gesich tspunkteinnehm en muss, d en ich im V orh erg eh en de n aufzeigte, falls sie wirklich„W ahrhe i t " wol len . A be r ach ga r v ie le wol len d ie „W ahrh ei t " nicht , dasie sich vor ihr fürchten. Da ss freies Den ken ebe nso wie die Frau en-erlös ung noch immer auf so al lgemeinen W iders tand stösst, ist nicht so sehre inem Mangel an ge is t igem Fa ssungsve rmög en der Massen zuzuschre iben ,a l s v ie lmehr der Thatsa che , dass ke ine d ieser be iden neuen T heo rienwirklich imstande wa r, zu bew eisen, das s sie die Mensche n zu bess erenund glücklic heren We sen machte. Ich ha be berei ts in einem früheren Ka pitelgezeigt , warum die Freidenker diesen Beweis nicht l iefern können, und ichwil l jetzt vers uch en, auseina nderzusetze n, wieso die F rauenem anzipations-sache un ter dem g le ichen Uebe ls tand le ide t. Die „Erlöse r" hab en mi t Ekelund Verac h tung jene n Tei l des chri st li chen Dogm as verabsch iedet , de r d iesk lav ische Unterwerfung des W eibes un ter den Mann pred ig t , aber s iehaben den wichtigsten Teil d er Abe rglau ben ssätz e in Bezug auf das Liebe s-und Geschlech ts leben be ibehal ten , d ie uns d ie Rel ig ion vere rb t ha t ; s iestreb en nach Gleichb erec htigun g mit dem Mann auf den Gebieten der Polit ik ,

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Kunst, W issenschaft , Industr ie und des Ha ndel s, ab er sie kümm ern sich nichtum die wichtigste Beziehung, um die geschlechtliche Freiheit ; viele vonihnen geh en so weit , die christ l iche Eh e zu vers chm ähen , wenn ab er einedieser Frauen sich in einen Mann verliebt, ist es ihr augenblicklich wiederum diese lbe alte Besitzerei zu thun, die mit so gro sse r Siche rheit denstärkeren Te i l zum herrschende n und den schw ächeren Eign er zum S klavenmacht . Diese halben Massregeln mi t Folgerungsfeighei ten haben dasemanzipier te W eib in e ine solch ' unnatür liche und unge sunde L ag e gebra cht ,dass der konserv ative B eob acht er fühlen muss, das s sie für ihre F reiheiteneinen allzu hohen P reis ang eleg t hat. W as die wirtschaftl iche und polit ischeEma nzipation betr iff t, so kön nen w ir mit gere chte m Stolz beh aup ten , dassdas thatkräf t ige W er k unserer s tarkgeist ig en, kurag ier ten A mer ikaner innenes zu Stande b rachte , dass auf der ganzen Erd kug el kein anderes Land ist ,das in diesen Beziehungen fortgesch rit tener wä re, als die Vereinig ten Staatenvon Nord ame r ika. W ür de man aber die Fra ge th un: Hat s ie das glückl ichergem acht ode r hat es das Glück A nd ere r gesteiger t? so hiesse die An tw or t :Nein Un d würd en wir wei terhin bef ragt : Hat te das nicht bezw eckt , s ieunweiblich zu ma chen ? — da wür de ich für mich ohn e Zaud ern antw orte n:Y es das i st das unentr inn bare Erge bnis d er unnatür l ichen Lag e. Fü r e inW eib, das die Rech te , d ie Hei lerei ode r irgendw elche Wissenschaf t s tudieren,oder das eine öffentl iche polit ische oder soziale Agitatorin werden will , istein freier und uneingeschränkter gesellschaftl icher Verkehr mit Männerneine unum gängl iche Notw endigkei t . Dem gewöh nl ichen „schwachen11 We i b

br ingt solch f re ier und schrankenloser Umgang grosse Gefahr für ihre„T ug en d" und . .Mora li tät"; unser affranchiertes W eib will tugendhaft bleibe nund auch moralisch und so muss sie sich derm assen aufs äusser ste anstren gen , ihren N aturt r ieb zu unte rdrü cke n, dass sie schliesslich fähig ist , imintimsten V er ke hr mit dem andern Ges chlec ht vo llständig kühl und gleichgültig zu bleibe n. Un d wenn sie sich trotz alledem und alledem in einenMann verliebt, in dem sie ihr „ getre ues Eb enb ild" zu f inden gla ub t und derihr seine „e xklu sive " Lieb e zu bieten gewill t ' ist, so fühlt sie tr iebmäss ig,dass sie auch jetzt noch sich vorsic htig dav or behü ten muss, allzu leidenschaftlich zu we rde n, da dies ihre „U nab hän gig kei t" in der nachfolgendenVerbindung ernst l ich gefährden könnte . eberall zwingt sie sich, ihreGeschlec htsnatur zu knebeln , um das erwünsc hte Ziel zu er reichen; wieder

und wie der komm t es ihr vor , a ls ob der G eschlechtst r ieb (der dem Mannenur Fr eu de berei te t , währe nd er dem W eib ernste Pf lichten und har teArbe it bringt) der grö sst e Feind d er Weib serl ösu ng Sei; sie verflucht densinnlichen Mann, d er sie in Ve rsuc hun g führt, und verlang t vom W ei b,dass sie sich selbst durch „Reinh eit" festige und die sinnliche Männerschaftin jen e erhab en e Reg ion zu sich „heraufziehe", v\'o diese bei kör perl iche rNä he des entg ege nge setz ten G eschle chts ebenfalls kühl und indifferentbleiben kön nen . Und wa s bed eut et all diese fürchterliche l ' lackere i? Esbe de ute t , sich zu bem ühe n, die Männer unmännlich und die W eibe runweibl ich zu mac hen Da ein ges und er Geschlechtst r ieb für wah reMännlichkeit notw end ig ist, so ist er gleiche rwe ise innig ür wahre Weib-haftigkeit.

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Fü r die freien Fra uen de r Ver einigten Staaten hat die Frau enfr ageeigentl ich aufgehört zu sein. W as die L ag e der verh eirateten W eib erange ht , so reg t sie da s w enig auf, da sie ja nicht beab sichtigen , sich zuverehelichen, und die unverheiratete Frau der Vereinigten Staaten hatebensoviel wirtschaft l iche Unabhängigkeit wie der Durchschnit tsmann, ja , invielen Beziehung en sind ihre wirtschaft l ichen Aussichten so ga r besser. Zw arhat die Am erikan erin nicht so gro sse Aussicht , ein poli t isches Am t zuerhalten und in vielen Zweigen sind ih re Lö hn e für gleiche Arb eit nochniedrig er als die der Män ner, al lein das ist meh r denn ausg eglichen durchdie Thatsachen , dass d ie Gewohnhei t fü r e in Weib das „Leben" bedeutendbilliger mach t als für einen Mann , und dass in einer einzigen gro ssen undwichtigen Arbeitsleistung, für die die Frauen ganz besonders befähigt sind,d. h. dem Hau shalten und „hom e-m akin g" (Berei tun g eines anmutendenHeim s ), verg leichsw eise der gerin gste Mitbewerb herrscht . Es ist freil ichlachhaft widersinnig, zu verlangen, dass das letztere den einzigen Beruf desW eibe s bi lden sol le, abe r die Ansichten v ieler „Fra uen rech tlerinn en" sindgen au so sinnlos. Die letzteren scheinen nämlich unter dem querk öpfig enVorurte i l zu laborieren , dass d iese Art Arbei t e twas ganz besondersErn iedri gen des und Kn echtig end es auf sich hab e. Es ist nicht die Ar beitselber, wa s hinabzieht , — die Er nie drig un g besteht einfach in dem Sklavenverhältnis, in dem sie al lgemein verric htet wird. W en n einmal unsereWeib le in dah in tergekommen se in werden , dass d ie Verr ich tung so lcherArbeit gar nicht notwendig die „selbstverständliche Pfl icht ist , die derBeh auptu ng „Ich liebe Dich" en tspr ing t, dass s ie ebenso wie jed er and ereBeruf behand el t und angeseh en werden so l lte , dann w erden s ie aucherkennen , dass d ies (das „Haushal ten" und „Hom e-making ", insbesondereletzteres) für das W eib ein e Fäh igk eit d arstel l t, die ihm einen entschieden enwirtschaft lichen Vortei l übe r den Mann verleiht . Ich w ürd e gew iss jed emfreien W eib , das, wenn auch noch so wenig, Ne igun g für solche Ar beit vers pür t ,ra ten , der E ntwickelung ih rer daraufzie lenden Eigenschaften Aufm erksamkei tzu schen ken. Die Erfah rung hat gezeigt , dass das nicht mit ihren andersgerich teten Zielen materiel l zu koll idieren bra ucht , und es kan n für künft ige Zeitensich als eine wertv olle wirtschaftl iche Schu tzwe hr erwe isen. Man weist oftdarauf h in, e in schw erwieg ender Einwurf geg en d ie sog . Hausarb e i t l i egein der Thats ache , dass s ie im Al lgemeinen zu v iele Tage ss tund en beanspru cht .J e d e r Beruf der zu 12- bis 4 stündig er Ar beit im T ag zwingt , ist al lerdingsversk lavend und „versch lech ternd ", aber ich vermö chte mir ke iner le i Ausstand zu den ken , in dessen E rfol g ich so viel Ve rtra uen setzte, als in eine„A chts tu nde nbew egun g" gu ter Haushäl te r innen , d ie o rdent l ich o rganis ie r ts ind und zusammenhal ten . Die „scabs" (St re ikbrechen den , Nich tauss tändler)wü rden hier nicht halb so viel Aussichten hab en, als bei ander en A rbeitsn ieder legun gen . Fü r d ie Frau enerlö sung war es von grös s ter Bedeutun g ,dass ihr alle Geb iete der Kunst , Wissenschaft und des Ge we rbe s eröffnetwurden , nachdem aber d ie Haushäl te re i aufgehört ha t , ih re von Got t „veror dn ete " Pfl icht zu sein, kann sie einen ihrer stärksten Rü ckhalte a bg eb en.

Jaw oh l, unse re „freie" Frau wird fühlen, dass sie noch gar m anch er„ F r a n k i e r u n g " bedarf dass immer noch e ine schwere Sklavenbürde und

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unge rechte Fro hn de auf ihr laste t, von der s ie ent ledigt werd en sol l te , ab ersie wird auch m erke n, dass auf alle Fälle ihr Brud er, der Mann, gen auderselben Emanzipat ion bedarf Der Gedanke an einen Kampf zwischenW eib ern und Männern wird sie absto ssen , abe r sie wird mit Mut undBeg eiste rung in den Ka mp f freier Mä nner und freier Frauen g ege n dieTyr ann en beiden Geschlechts o der jeden G laubens eint reten — und ichhege die Besorgnis , s ie werde die schl immsten und meisten Tyranneninnerhalb ihres e igenen Geschlechts f inden O b sie geschlecht l ich schwachod er stark ist, die „Sinnlichke it" irg end we lche s Mannes w ird sie nichtschr ecke n. Ist er ihr unsymp athisch , so wird es für sie eine äusserst leichteAu fgab e sein, sich ihn vom Le ib zu halten. Find et sie ihn „ko ng en ial"(ebenbür t ig , wahlv erwan dt , g le ichst rebend) , so wird sie übe r sein W erb endie hellste Fr eu de e mpfinden und sein kör per lich es Nahesein m ag ihrintensive Lustge fühle verschaffen, selbst w enn sie kein Seh nen nachgeschlecht l icher Um arm ung verspür t . Wü nscht s ie le tz teres nicht , so i st abe rauch gar kein Grund vorhanden, weshalb sie es zulassen sol l te , während,wenn sie es beg ehr t , es eb enso we nig einzusehen ist , warum sie den körper-l ichen Gen uss mit den Fr eud en de s Ge istes nicht verknü pfen so ll te. Ist sieso einmal f re i vom Aber glau ben , so wird ihr n ie vor der Lieb e bang en,gleichgültig, in welcher Form sie ihr entgegentri t t ; selbst wo sie Gefühlenicht zu erwid ern verma g, wird sie gute n Gebrau ch davon zu machenwissen — jedoch sehr oft wird sie zu voller Gegenseit igkeit fähig sein undidealen Liebes genuss er reichen, dessen äusserstes End e eben so schön seinkan n, wie de r Anfan g. Ihr Lieb esleb en wird frei sein von Mietl ings-über le gung en und sie wird ihre Freihei t behal ten, indem sie Liebe sc henktoder empfangt , ohne Vorbehal t , ohne Bedingungen.

W üns cht sie ein Mann zur Haus hälterin und sie hat Ne igung zu solch erArb eit , so kan n sie ein güns tiges An erbie ten annehm en, selbst wenn sieetwas wie Lie be für ihn nicht übrig hat. Imm erhin wird sie es vorziehen,einem kon genialen Mann für e ine bed eutend ger in gere Ent lohnu ng das Heimzu bere i t en ; a ll ein mit oder ohne L iebe — immer wi rd es e in G e s c h ä f t s -übe reink om me n bleiben (a busines s agre em ent ) . Und falls sie; Mutter zuwerden wünscht , so wird sie merken, da ss es ebensoviele Männer giebt , d iegerne Väter wären, als Frauen, die sich nach der Mutterschaft sehnen, unddass nicht ein einziger de r ers teren je erwa rten wird, dieses V orre cht zu

gew innen , ohne d ass er einen guten Gle ichw ert bietet für diese gro ssa rtigs teund edelste Arb ei t der Frau, das Tr ag en und Ern ähre n des Kindes. Mansagt of t, de r Um stand, da ss die „Früc hte der L iebe" (e in 'se hr schöner Nam efür Kinder, den le ider ge gen wä r t ig nur sehr wenige verdienen) für d ie Fraueine Las t seien, m üsse letztere für imm er dem Mann bo tmä ssig mac hen.Unte r dem jetzige n allgem einen M ora lko de x triff t d as freil ich zu und die„hüb sche" Geschichte der Best rafung der sündigen Ev a gi lt immer noch.A be r unser f re ies W eib ist kühn gen ug zu erklären, dass auch das Kinder-geb ären unter keinen Umstände n ihre „selbstv erständlich e Pflicht" sei , no c hd i e n o t w e n d i g e I ^ o l g e i h r e r L i e b e , u nd k o m m t s o z ur S c hl us s-folgerung, dass, so oft sie diese Au fgabe ü bernimm t, es ihr echte F reu deund Zufriedenhei t und al lgem eine W er tschätz ung e inbr ingen wird , sow ie

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auch, dass es ihr einen andern kleinen wirtschaft l ichen Vorsprang vor demMann verschafft , einzig daru m, weil es die H erv or bri ng un g eines höchstbew ertete n Dings, das al lgemein für unentb ehrl ich gi l t , ausschliesslich de rWahl der Frau anheimste l l t

W ie der Mann, so wü rde auch die freie Fra u die Hülfe und Un terstützung eines Freun des od er Kam erad en in Kran kheits- od er Unglücksfällenmit V erg nü ge n annehm en, ab er sie wird nicht erw arten, von einem Mann„ausg ehal ten", „verha l ten", „p ro te g ier t " zu wer den . W ie man von demJüng l ing erwa rte t , dass e r s ich e inen Keruf wähl t zur Gew innung des Leben sunterh alts, so wird die freie Maid zum selben Zw eck das jenige Th ätigke its-geb iet sich heraussuc hen, das ihr am passe ndsten scheint , und ob sie nunHaushäl te r in o der Seekap i tän in , Kin dergarten leh rer in ode r Aerz t in , Buchhalterin o de r Bartschab erin, Musikantin o de r Malerin wir d, nicht die mind esteGefahr wird dies ihrer W eiblichkeit bringen k önn en, weil kein Gr un d daist , war um sie ihre Geseh lechtl ichkeit niederkäm pfen so ll te . W enn nun derMann wahrnimm t, dass kein er dieser Berufe sie ihrer W er te als W eib be

raubt , dass im Gegentei l ihre höhere Geisteskraft , ihre t iefere Weltkenntniss ie zu e inem nütz l icheren Freu nd und Kam eraden machen , zu e inem ed lerenGefährten für ge is t ige Vergn ügun gen od er gesch lech t l iche Genüsse , so wirder ihre Mitarbeiterschaft in i rge nd einem Zw eig d er Kun st , Wissenschaftode r Indust r ie mit Fre ude n wi l lkommen heissen . Ih r Mi tbewerb ma g aufd ie Wertung se iner Leis tungen e twas drücken , aber fü r d iesen Verlus tempfängt e r einen meh r a l s ge nüg ende n Ersa tz , näml ich d ie Mögl ichkei t ,a l le Fre ude n de r Liebe zu gen iessen , ohn e dad urch in d ie Zw angslage zuk o m m e n , ein We i b zu „ m a in t en i er e n ", n o c h a u c h e i n K i n d z u v e r h a l t e n ,fal ls e r n icht eb en d en au sd rü ck l i ch en Wu n sch u n d d i e v o l l k o m m e n eF ä h i g k e i t d a zu b es it zt .

Geling t es einem freien W eib , eine gew isse wirtschaftl iche „Una bhä ngig

keit" zu errin gen , so m ag sie sich entschliessen, ein Kind als ihr ganz esEigen tum zu beko mm en und sie wird in einer freien Gesellschaft sicherl ichdarum n ich t i rgend wie weniger geachte t werde n; aber es i s t meine fes teUe berz eug ung , dass d iese Fä l le e ine se l tene Au snah me b i lden wer den; auchdie w ohlh aben de fre ie F rau wird es im a l lgemeinen vorz iehen , fü r das Kindsich einen Va ter auszusuchen, indem sie ihm einen halb en Antei l dar an(„half-interest") zuweist , da sie herausbekommen wird, dass in der Vaterschaft, abges ehen von der Geldunters tü tzung , noch man che Vo rte i le e inbesch lossen s ind .

Sofern s ie n ich t durch Bet rug erw orb en wurde , dar t man annehm en,dass die Li eb e eines freien We ibe s zu einem Mann als lebenslän glich betrachtet we rde n kann, da sie keine r and eren Neig ung zuliebe zu erlöschen

brauc ht . Diese Frau wird e in t reuerer Freund , e in ver läss l icherer Asso cieund Kamrad se in , da s ie ke iner le i Leidenschaft „Unt reu" macht .

Viel leicht wird sie in den m eisten Fälle n fern von wirtschaft l icherSelbständ igkei t se in , abe r s ie wi rd gew ahr werden , dass ih r Kam rad , derMann, nicht wen iger abh än gig ist . Zusam men mit ihm wird sie dann bestrebt sein, die Gesellschaft so einzurichten, d ass ein Men schenkind d urchjenen verrück ten Kampf um das „medium of exchange (Tauschmi t te l? )

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nicht gekn echte t w ird . Ue brig ens wird s ie erkenne n, dass sie sog ar be i denbestehenden Verhäl tn issen d iese lben Aussichten , d iese lben „Rechte" undVo rre cht e wie de r Mann besitzt und sie wird sich selb er nicht für b enachteiligt halten, weil sie ein Weib ist.

Hier höre ich e inen energ ischen Zwischenruf : „W ie können Sie b ehaup ten , dass da s W eib mit dem Mann g le ichberecht ig t se i , so lange s ien icht s t immen oder auf der Geschworenenbank s i tzen darf?"

Ha, das Frauenst immrecht — bei Gott, fast hätt ich diesen wichtigenGegenstand ganz verg essen . Da es mir aber m eine Gem ütsruhe raubenkönn te, we nn ich auf einer Inkon seque nz ertap pt wü rde , muss ich die Grenzendieser Ab han dlu ng e tw as überschre i ten und erk lären , dass ich i rgend e inemMann o der e iner Mill ion Männer od er Menschen das „Rech t" absp rech e ,mir zw inge nde Ges etze aufz uerleg en; dass es also blos folgerichtig ist,wenn ich dieses „R ech t" auch de r Fra u ab erk en ne . Ich will diesen Punktje tz t n ich t e rör tern , so ndern nur d ie Frauenst im merei von e inem prak t ischenGesichtspunkt aus unte rsuc hen , wie sie vom nächstbes ten h irnkräft igenFre iw eib unserer Zei t be trach te t werden kö nnte . Wie so so l l te s ie dasSt immrecht b egeh ren? V erheh l t s ie sich denn ganz und gar, dass jen e Fre iheit, nach der sie langt, durch nichts so ernstlich gefährdet werden könntea ls durch das Weibers t imm vieh? Wi rd s ie n ich t bemerken, dass in derAufrechterha l tung des a l ten Si t t l ichkei tsko dexes , den s ie verwirf t , d ie W eib erviel tyrannischer veranlagt sind, als die Männer?

W ir habe n a l le Ver anlas sung uns darüb er zu f reuen , dass d ie „manu-

mittierten" Frauen der Vereinigten Staaten so erfolgreich waren, als sie dieFra uen we lt aus ihre r lethargische n Unterwü rfigkeit aufrüttelten und sie mitdem Bewusstsein ih rer „R ec ht e" als Individuen erfüllten (die denen derMä nner e ben bür tig sind), da dies für je de echte Reform in der menschlichenGesel lschaf t durchaus notwendig is t . Ihr Mut, ihre Thatkraf t und Ausdauers ind unserer höchsten Be wun deru ng würd ig , und oft woll te es mir scheinen ,dass ein Dutzend Fra ue n meh r für die Schaffung be sser er Verh ältnissein der m enschlichen Gesellschaft thun kö nnten als ein ganz es Sc ho ck Mä nner— fa l l s s ie eb en von dem wahrhaf ten Geis t der Fre ihe i t besee l t wären .Ab er le ider insofern d ie e inz ige und a l le inz ige Best rebun g der „entzähm ten"Weiber zu sein scheint, die Macht zum herrschen und zum regieren zu erringen, scheint sie unfähig irgen d einen andere n W e g zu ersp ähe n, der zur

„V er eb nu ng " mit den Ma nnsbildern führte. (Mir fällt hier de r Na me derDr. Annita Au gs pu rg und andere r e in . A . d . Ue.) Au s d iesem Grund hateine Be we gu ng , die an un d für sich wirk lich fortschrittlich ist, einen entschiedenen Rückschri t t in a l lgemeinen Angelegenhei ten verschuldet und d ieunmit te lbaren Erfo lge b ie ten uns manch t raur iges und unhei lkündendes Ge-mä lde 'un ges un der Re akt ion . Dem Einf luss der W eib er haben wirs zu verdank en, dass die V er. Staa ten Gefa hr laufen, das unfreieste aller Lä nd erzu w er de n; ohn e ihren Einfluss wä ren viele un serer Gesetze, die unentsch uld bare Eingriffe in die unve räusserlic hen Re chte des Individuu ms dars te llen , heutzutage unmög lich zu Stand gek om me n, z . B. d ie Sonntagsge se tze ,d ie Te mp eren zge se tz e und d ie Com stockgesetze (d ie Com stockgesel lschaf tha t dem Onk el Sam die Au sübu ng de r „Si t t lichkei tspol ize i" abg epa chte t —

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i ch ges ta t te h ier e ine Lachpause —; s ie ha t auch r ich t ig Rüdebuschs Werkals „lew d, lascivious and ob sce ne " einge zogen und sich vom Verfasserschliessl ich mit 5000 Ma rk losbestec hen lassen, w ovon ihr die Hälfte zu-fliesst . Die mit frechster Cow boy scha mlo sigke it geführte Prozessfarce erzählt

R. se lber in No . 694 des „Arm en T eufe ls" , (Det ro i t , Mich igan . A. d . U e. )Ich hoffe und vertraue darauf das s das freie W ei b stolz ge nu g seinwird, um zu fühlen, dass je de s Gesetz, zum offiziellen Zweck d es „Fra uenschutzes" fabriziert, ein Fa ustsc hlag ins Gesicht der Frauen schaft ist . Ichhoffe auch , dass sie froh sein wird, dass die W ei be r noch nicht durc h die 1ern iedrige nden und depra v ieren den Prak t iken d er Po l i tik beschmutz t wo rdensind (fast scheint es" als ob heute schon die Reinheit verloren werden soll ,vg l . d ie Kriegss t imme n jen se i t s des grossen H äringstüm pels . A. d . Ue. ) ,dass sie zu den Männern sage n kan n: Wi r Fraue n hab en mit der Schaffungeure r Ge setzt ' nichts zu tlmn geha bt , also ist auch nicht de r Schatten einesGru nde s da, we shalb wir uns dara n ke hre n sol l ten. W ir wollen von euchnicht beh errs cht und nicht gelci tham melt werden , noch wollen wir euch

ode r jem and unseres e igenen Geschlech ts reg ieren od er le it se i len . Undwenn dann ih re Schw ester ih r e rzäh lt , wie das Frauenst imm recht ga r ausgezeichnete Gese tze für den spez ie llen Schutz der Fraue n zur Fo lge habenmüsste, so wird sie ihr hoffentlich das erw idern, wa s mir je de r A rbe ite rd ieses unseres Landes den g la t ten Versprechungen des Pol i t ikers an twortenmüsste : Besei t ig t d ie ungerec h ten Son derv orrec h te , d ie anderen g ew ährtsind, ge bt mir freie und ganze Mög lichkeit , meine Kräfte zu nützen, undich pfeife auf eure regulären und speziel len Gesetze zu meinem Schutz.

Das „Neue Weib" i s t noch a l lzusehr vom „Caesarengeis t" durchdrunge n , um dem echten Fort schri t t v ie l , wenn üb erh aup t nü tzen zu könne n .Da sie folgemä ssiger und nicht so feig wie der Mann ist, ist sie jetzt de rg e f ä h r l i c h s t e F e i n d d e r F r ei h ei t. B efr eit sie v o m A b e rg l a u b e n in de n

beh ande lten Beziehunge n und sie wird im Ka mp f um die Fre ihei t unbesiegbar se in

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Meine Base , d ie Nonne .

LJn te r dem k rummen Apfe lbaumSassen wir, wir sprachen kaum.Sie ha t te d ie Katze auf dem Schoss ,Das Klosterdach t rug grünes Moos.Auf einmal fragte ich sie:Sag Base, liebtest du nie?Sie hob ihr verwit te r tes GesichtUnd sag te du rch das Dämmer l ich t :

Ich war damals wohl s iebzehn Jahr,Trug weisse Rosen gern im Haar,Ich träumte viel, viel von der LiebeUnd bat , dass ba ld mein Dunkel zers t iebe .Nun, einstens geh ich an unsern TeichUnd setz mich nieder, mir war so weich,Die Glocken k langen,Die Fischle in sprangen;Ich b l ick te in den Wassergrund,Ich b lick e . . sta rre . . mit offnem Mun d,Ich glaub erst, es ist ein schlechtes Märchen,

Nein , Pärchen um Pärchen, Pärchen um PärchenVersch lungene r Frösche schwammen da ;O Gott , mir war das Weinen nahNun war es mit der Liebe dochWie El ly sagte , sch l immer noch.Ich schlich nach H aus in so sch we ren Sch uhn ,Ich dachte , was Frösche und Kröten thun,Dazu bist du denn doch zu gutUnd fasste einen hohen MutUnd im Ge dan ken an den W eih erNahm ich den Schleier.

l inmniit l von Itoilumn

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Dieses, bei allen Kulturvölkern immer mehr zur Geltun g kom mende nationalistische Ich-Prinzip hat in Russland den Panslavismus ge bo ren , in Fran kreich denChauvinismus, in Amerika die Monroe-Doctrin.

Deutschland ab er, das „Volk der Dichter und Denk er", hat sich, seiner mehrinnerlichen Volksart entsp rech end , den Deutsc hgeda nken bisher nur in Schule undKunst ins Rewusstsein zurückgerufen . Das „Rem bran dt-Bu ch", das Buch des „Obe rdeutsch en" üb er „U nsere nationale Frziehung*) — „Der Glau be unsere r Viiter" vonDr. H er m an n Ho ffm eis te r ** ) und vo r Allem „Reines Deu tsch tum" von Dr. F r i e d r ic hLa ng e* ** ) haben, im Zusammenw irken mit nationalen Verein en, wie „Deutsch-Bu nd",„Deu tscher Volksb und" (M. v. Egidy und Professor Leh man n), „A lldeutscher Ve rein" ,„Deutscher Schulverein" , „Verein zur Erhal tung des Deutschtums in den Ostmark en" u .s .w .

versucht, den Ich-Ged anken im deutschen Volke zu wecken . Jenen deutschen Ich-Ged anken , dem die. alte We lt ihren Untergan g, das Mittelalter seine Reformation, dieNeuzeit die Kontinental-Politik zuschreiben müssen.

Es soll hier nicht un sere Aufgabe sein,- den stolzen Ich-Gedanken unse resVolkes geg enü ber humanitütsduseligen Allerweltsverbrüd erungen und kampffeigen„Versöhnungs-" und „F rie de ns be we gu ng en zu beleuchten und zu erklaren; dazuma g die Einsicht der gena nnten Schriften F ührun gen bieten. Hier soll nur unter suchtwerden, wo die Wurzel dieses Ich-Gefühls, im Besonderen unseres Volkes liegt.

De r mod erne „Nationalismus" hat in den einzelnen Völkern K urop as einenIch-Stolz gew eckt, der rücksch auend auf die Verg angen heit bereits in den Wurzelndes Volkes die Bedingungen jetziger Macht und Eigen art zu finden glaubte. Es seierinnert an die Unabh ängigkeitskäm pfe der Griech en, welche vor einem halben Jahrhund ert in autochthonem Ich-Gefühle wieder Herre n des Bodens werden wollten, densie vor zweitausend Jahren behe rrscht . Es sei an die Einig ung sbestre bun gen Italienserinnert, welches im Aboriginer-Gefühl die klassische Blüte wieder erneue rn wollte.So regt s ich jetzt in den germanischen Lände rn der Geda nke, dass d ie indogermanische Kultur nicht in Ostindien ihren Ausgangspunkt genommen, sondern in West-G e rma n ie n . We r d ie We r k e d e s S c hw e de n P e u k a , d es E n g lä n d er s F l e n d e r « P e t r i e ,des Franzosen Bour nouf des Deu tschen Dr. E rn s t K ra u se und deren Echo inden wissenschaftlichen Kreisen der Anthropologen und Ethnologen verfolgt hat, weiss,dass der allgem eine Sieg dieser „N ativisten " nicht mehr fern ist, und mit einer kläglichen Nie derla ge der Philologen enden dürfte', welche nach wie vor alle Fi gcn art de rMitteleuropäer aus dem fernen Asien herleiten möchten.

Besonders Dr. K r a u s e , besser bekann t un te r s einem Anagramm -Pseudonym„Carus Ster ne" hat in überzeu gender Weise in d ickleib igen We rken nachgewiesen,dass unsere Eigena rt Erdgeruch hab e, dass besonders wir Deutsche autochthoneAboriginer sind, die seit 5000 Jahren ihren Namen „Germanen" zu Recht tragen, denja S im r o c k richtig erk lärte als „Abkömmlinge des Irmun" (ags . georman) des Urmensch en". Dr. K o si n n a hat das Märchen von der as iat ischen ICinwanderung unsererVorfahren gründl ich zers tört und Professor Vi r c h o w hat d ie Schädel der Pfahlblau-Bewohner unbedenklich für germanisch erklärt

*) H. Reuther, Berlin, igpi.) Adolf Reinecke, Berlin, 1889-

•*•) LOstenSder, Berlin.

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Unsere Eigen art , unser Ich-Stolz lässt sich also nur aus germanisch-heidnischenW urzeln erk lären und nicht aus den oberflächlich aufgepfropften R eisern christlicherDogmat ik. „Germanisch ist für uns mehr als chr ist lich", sagt Dr. F r i e d r i c h L a n g ein seinem „Reinen Deuts chtum ". Germanisch heisst urmenschlich

Sehen wir also einmal zu, ob wir den jungen Tr ieb des Eigenseins, der„Ich- Tra cht", aus den in der Vorzeit verlaufenden Wurzeln u nseres e ingebo renen Volkstums erklären können.

Etw aigen Einwe ndunge n bezopfter „Germ anisten" (so nennen sich hicus a nonlucendo die philhellenischen Schrifigelehrten dieses Forsch ungs gebietes) könne n wirmit ruhiger Gelassenheit entgege nsehen , weil wir die Erfahrun g gemach t, dass dieselben in letzter Zeit un gehe uer viel Pech mit ihren Verm utungen und Meinungengeh abt und allzuoft den kür zere n gezo gen vo r den thatsächlichen , nicht von scholastischemund sophistischem Spintisieren und W ortklügeln abhängig en realen Funden d er Anth ropologen und Ethnologen. (Vgl- die Arbei ten von Dr. Ko sin na- He rl in und Dr.M . M u c h - Wi e n . ) .

Leid er sind durch römischen Bekehrungseifer, Böswilligkeit und Unverstanddie Quellen der Deutschforschung bis auf spärliche Reste verschüttet worden, und dieSchürfe auf altgerm anisc hes Geistesg old m uss sich mit den vielfach verworfenen S chut thalden der Ueberlieferung beg nüg en. Auch d ie nordischen Quellen der Ed da undSa ga r sind bereits zum grös sten Teil (wenn auch nicht ganz, wie die Hero stratenß u g g e und M ey e r behaupten) von mönchischer Klostergelahrthei t beeint rächt igt.Al tmeister B as t i a n folgend, ha t Professor G o l t h e r versucht, aus den Ueberl ieferungender sogenann ten „Niedern Mytho logie" d as alte Ged anke nerb gut wieder zu bilden,wenngleich auch er in seinen Schlüssen allzusehr von Bu g g e hypn otisiert ist .

Als Leitfaden bieten sich uns in diesem Irrg arte n die Geheim tiberlieferungender Druiden-Orden, über welche K a ro lu s P au lo in der Berl iner „Krit ik" interessante

Enthüllungen brachte. In den englisch-wallisischen und deutschen Druiden-Hainenwird die Ichtracht des Deutschtums, der autoch thone Aboriginer-Stolz imm er nochgepflegt und die nach deren Vorbild im XVI. Jahrh unde rt entstandenen internationalenFreim aurer -Lo gen könnten sich an der nationalen Segen sarbeit der in der Oeffent-l iehkeit leider kaum b ekan nten Druiden ein Muster nehmen. Es würde an dieserStelle zu weit führen, den Geheim übtrli eferu ngen der Druiden zu folgen; weitläufigesMaterial dar übe r bring t das im vergan genen Jah re erschienene il lustrierte W erk vonM axi m i l i a n Fe r d in an d : „Ar ische Se.xual -Re ligion".*)

Dass nicht allein die Kelten, sondern auch die Germ anen Druiden geh abt,

bewies schon Professor Ba rt h in den zwanziger Jahre n. Freil ich bildeten dieselben,

dem partikularistischen Eigen trieb der Deutschen entsprech end, keine stren ge Kaste.

( V g l . C a e s a r. )

Die esoterische Anschauung der germanischen Druiden, als Band zwischen derkeltischen und ti irakischen, w elche den alten Klassikern als die hö chste erreic hba reGeistesku ltur erschie n, hat nachweislich die hellenische Klassik befruchtet. Orp heusund Pythag oras , die grös sten W eisen des Altertums waren in druidischen Schulen des

• Wilhelm Friedrich, Uelpt lg.

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Norde ns gebildet worde n, und der Dichterg ott Apollo war ein blonder hyperb oräische rSa ke Den Druiden war bereits das Grundg esetz unsere r heutigen Naturansch amingbekannt : d ie Po la ri tä t . D ro y v a n , d ie obe re Ursache , und D ro y v a e h , d ie un te reUrsa che, erz eug en alles Sein. Als Sinnbild dien ten zwei Sch lange n, die aus ihremSpeichel das Schlang enei: die W elt bilden. Die Alten haben dieses Symbol im Stab edes Merku r-Herme s, des Seden führes, übernom men, um den sich die zwei Schlangenwinden, das Ei an seiner Spitze erzeugend.

Ein normann isches Sinnbild des Ich waren die Seetrom ben (W asser hosen ).Wasse rwolke und Wa ssermee r erzeugten in der Berührung die Wassersäule . Nochtiefsinniger wird die positiv-neutral-negative Dreieinigkeit des Makrokosmos der Weltund des Mikrokosmos des Menschen dargestellt in dem Weltbau m „Iggdra sil".

Die Germanisten übersetzen dieses W ort mit „Odins Galgen" (da Odin auch Iggrheisst, und drasil der Träger) und vermuten eine Verballliornung aus dem christlichenKreuz als „Galgen Go ttes". S i m r o c k abe r, der viel Gesch mähte, hat auch hier richtigergeseh en. Iggr heisst auch der Scha uer, der Allesüberseh ende. Iggdrasil ist also der„T räg er der W eltansc hauu ng", das Hewusstsein, modern gefasst: die „Ichtracht". Unddie heutige Psychologie unterstützt die Behauptung S i m r o c k s d urch ihre, den Druidenbereits bek annte n E ntdeck ungen der seelischen . Eigentümlichkeiten. Nicht alleinPhilosophen wie E du a rd vo n H a r t m a n n , sondern auch Psychologen wie Dr. MaxD e s s o i r , P r o f e s s o r J a u e t u n d D r. Ca r l i P re l haben gefunden, dass unser „Ich"nicht einheitlich ist. Da s selb stbew usste w ache Ich ist vielmehr eine Res ultante zweierpolaren Kräfte: des vegetativen Aussenbewusstseins (Instinkt) und des immanentenInnenbewu sstseins (Intuition). Zwischen den W erde geb oten der materiellen Natur und

den Mussgesetzen der immateriellen Kausalität glänzt das selbstbewusste Ich dermensch lichen Persö nlichke it, wie die elektrische n Blitzfunken zwischen de r positivenAtm osphäre und der negativen Erdobe rfläche. Und daher hatte wohl schon MeisterE c k a r t Recht, wenn er die Seele des Menschen ein „Fiinklein" nannte. Nach demObe n und Unten des Unbewussten leiten Intuition und Instinkt als „Telep honan schlüssezum Absoluten" wie E d u a rd vo n Ha r t m a n n sag t, und de r Mensch ha t d ie ve rantwortungforde rnde Freiheit, zu entscheiden, welcher der „zwei Seelen in seiner Brust"er Folge leisten will, dem guten Dämon oder dem böse n. Die Interiorisa tionen undHypos tasen des Hypnotismus und Somnam bulismus bestätigen diese Dreieinigkeit desMenschen, die auch anatomisch schon von P a r a c e ls u s lokalisier t wurde : das p e r ip h e r ePlexualsystem (Sonn engellecht) ist Sitz des aussenbew ussten Instinkts der Weltna tur,das zentrale Gangliensystem (Herzgeflecht) der Sitz der innenbewussten Intuition desWeltgesetzes, und das Cerebro-spin al-System (Rückenmark und Gehirn) der Sitz desselbstbewussten Ichgefühls und Seuxoriums.

Die alten g erma nischen Druiden verlegten dah er ganz richtig d as instinktiveNaturfühlen in die Erdwurzeln der Iggdrasil, wo der böse Drache Neidhagr haust, dieinstinktive Gesetze sahnung in den Himmelswipfel Sa ga r, wo der we ltüberschau endeGötter-Aar thront, und bevölkerte den Stamm der Weltesche mit fünf Iirschen (Totentiere),welche die sterblichen fünf Sinne des Selbstbew usstseins andeuten. Die bösen Begierdenvon unten trägt das Eichhorn Rata tuister herauf die guten von oben spehdet dieMethziege Heid run — So ist der Mensch ein Zwittergeschöpf zwischen Natur undGe setz, zwischen böse und gut. Und mit Rech t nannten die „Te utsch en" sich nachihrem, von T a c i t u s über liefer ten Zwe isee len-Ahnen Te ut ode r „ T u is t" , den Si m ro c k

mit „Zwist" überse tz te . — Tuist war der Urvater a l ler Teu t- oder Zeu s-Sö hne .

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Kunst und LebenTheater.

Das letzte Opfer der Dram atischen

Gesrllschajt.

Etwas in drei Akten von Juliane Dery.Ge nau er lässt es sich nicht bestim men . Aufden Titel komm t es ja auch nicht an, erkomm t nicht weite r in Betr acht . DieExekution fand statt im Residen ztheaterv on 12 — 2 mittags, Sonn tag den 5. Juni.

Eine zahlreiche Volksmenge war er

schienen und freute sich des grausamenSpieles. Nun ganz so schlimm ist esnicht mit diesen Bärenum armung en. Siesind nur ein brumm ender Scherz . Derjedesmalige Gesellschafts Dramatiker isteben ganz und gar in den I landen derGesellschaft; sie umscliliesst ihn nur einmal, aber sehr energisch in Entrüstungoder Bewunderung.

Und diesmal war 's Entrü stung . Ab erwarum ? Ein Dra ma war's freilich nicht,

um das es sich hier hand elte, schwe rlichauch wird die Dery uns mit einem Drama,mit 1 iner ruhig geförderten Hand lung, beschenken könn en. Höchstens als sternaltes brav es Grossm ütterchen . Es istWien erei in drei Akten. Ode r eigentlichdie Juliane Dery, die tolle lebensprühendeUngarin selbst, zu lebendig zum Leben,

zu temperamentvoll zu irgend welcherHandlung und Entwicklung. Und dasTemperament trägt diese Personen dahin,wohin die Handlung sie tragen sollte: sietoben sich weiter, sie regen sich auf —

.und von dannen.

Es sind Stücke von Stücken; essieht auch m al, im 2. Akte, nach einerArt toller Ehekomödie aus, grade weilder Her r Schwie gersohn so ein sau bere s

Früc htch en ist, soll er in die Stra lkom -pngnie de s Amor eingereiht werd en, soller das Mädchen heiraten.

Doch diese kochenden Gerinsel lösensich immer wieder auf, wie die dampfendenSchwefelgebröcke auf der kalkblauenwarmen Quelle des Anio bei Tivoli.

Und doch, man b rau cht sich nicht sozu entrüsten . Muss es denn gra de einDram a sein? Kann man sich nicht malvon einem so vorzüglichen Temperament

zwangslos unterhalten lass en, diesengymnotus electricus mit seinen unausgesetzt sich folgenden Entladungen aufsich wirken lassen? Warum diese zischendeAblehnung? Jemand per orie rte: „d as istdoch unerh ört — Und das Frauenzim merkann w as, ich h abe Novellen von ihrge le sen . . . . Abe r d ie ses : d ie r e ine

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Posse — Anzengruber, Treptow, meinLeo po ld " Nein, Ver ehrtes ter Das istPhilistertum. Dies künstlerische Nichtsist ein vitales Etwas und steht hoch überman chen Posse n, die eine Saison über leben .

Sudermanns „Johannes, der Täufer",den ich in der letzten Aufführung dieserSaison kennen lernte, ist der Deckel zudem Opus der Dery: da ist Drama, nurDrama, kunstgerechter Handlungsgang.Aber keine Tragödie, da fehlt Fall undGrösse. Doch ein Schauspiel, nur zumschauen, voll Geprange, voll Spannung,voll Handlung, doch ohne Leben.

Sag, Sudermann, was bliebst du auchnicht im Hinterh ause? Da war st du docham besten aufgehoben.

Was trieb dich von da aus der Heimatin den Win kel, was trieb dich auch indie W üste? Bleib du doch in Berlin W.ldas ist der Kreis, der deiner wert.

Von Wu cht des Prophetentums keineSpur. Johann es ist Hans Schr eier, derMime. Nur der böse Backfisch vom StammJud a fin de siecle, Salom e, hat g ute Momente. Wie schon überh aupt in derheutigen Modedramatik nun einmal dasW eib Tru mp f ist. Vo r Allem auch beiHaup tmann ; „V or Sonnenaufgang" ,„College Crampton": nur das junge weibliche Wesen bringt die Dichtung hinein,und „ die versunkene Gl oc ke " sollteRautende lein heissen. Hö chsten s derWaldschrati kann sich noch bei ihr sehenlassen.

Also Fräulein Dery, nicht entmutigenlassen, wieder etwas Eigenes

Peter Hill .

Nene freie Volksbühne: Das neue System

von Björnson.

Sonntag, am 12. Juni.

Fs ist die freie Volksbühne eine grosse,verständnisvolle Kunstfamilie, eine Gemeinde des bildungsfrohen Menschentums,der in der Regel die besten Sachen ge

boten werden. Gehört doch der Vorstandzu jenen Übergangsförderern, zu jenen auserlesenen Menschen, die einer Kirche nurangehören, um des Bedürfnisses dererwillen, denen sie etwas sein können.

Kindervorstellungen ausgenommen,giebt es keine Aufführungen, die ein solebhaftes Einvernehmen zwischen Darstellung und Zuschauerschaft beseelt, wiegrade d iese

Aller Unterschied des Geldbeutels istaufgehoben, Lose bestimmen die Plätze ;wer heute Trib üne hat, über einen Monatwird er Loge z iehen. D a s ne ue S y st emvon Bj ö r ns on war ein gu te r Griff

Bei uns liegt imm er so ein W or t undGedankenschleier über den Äusserungendes Dra ma s. Pralle naturfrische Unmittelbarkeit aber überrascht uns in BjörnsonsDra ma. Norw egen ist nicht so ein gro ssesschwammiges Phrasenvaterland, da istnicht so viel zu überwinden, es ist nochHeimat darin zu finden, Naturmfihe undSinnesfrische. Und es ist eine Freu de,wie unmittelbar die Sittenempfindung dieseMenschen noch — und schon — beeinflussen kann

Solch e Aufführungen wie die letzteDarbietung der neuen freien Bühne wärenso was nach dem Herzen Schillers: dieB ü h n e a ls E r z i e h u n g s a n s t a l t . A b erphr asen los, in Han dlun gen , nicht inWorten .

Björnson führt seine Dichtung — die jaeigentlich in letzter Linie strenge Tendenz

dichtung ist, eine Tendenzdichtung inihren Ausläufern, in dem Fortrennen,dem unnötiggrausamen Von-Hause-wollen,in dem durch Sinn esänderung des Vaterswieder wohnlich gewordenen Hauskreise;(dasMädchen muss natürlich den Notankeraller Emanzipierten ergreifen und Lehrerinwerd en, als sei dies der einzige Stan d,wo m an immun wird geg en häusliche Infektion) — lebensunmittelbar ganz durch.

Und dieser Auffassung entsprach dasSpiel; ganz besonders hervorzuheben,

— 9

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Aber auch viel Art, viel schmuckerFarbenfrieden schon jetzt bei halbemHinsehn.

Im Allgemeinen giebt ja der ersteUeberbl ick mehr eine t raurige St immung:er zeigt uns die so ungefähr bleibendeStatistik, das unveränderte Mittelgut, den

Durchschni t t , die b rei te Fläche des

Philisteriums auch in der Kunst.

Und dann diese Versc hieden heit —

„fehlt leider das geis t ige Band " So

vielerlei Götzen Von d ieser grossen,alles zusammenfassenden geistigen Kirche,deiner Tem pelku nst, mein lieber Fidus,noch immer keine Spur

Aut Caesar, aut nihil

So thust du Rech t , dass du fortb leibs t von den vielen Leuten, worunternu r so wenig Menschen sind

Un d das Wu nde rbare , davon IbsensNora immer so tiefsinnig phantasiert, das

Unerhö r te , wo bleibt denn das? Es

müsste doch zu erblicken sein, es miisste

Finem doch sofort an den Hals fliegen,wie ein tolles Töchterlein, wenn Vatervon der Reise kehrt

Nichts, nichts zu e rb l i ckenJa dochFine grosse Sache und so viel Leute

d a v o rA b e r das ist ja — An ton von We r n e rFin etwas t rübes bureaukra t isches

A b e n d r o t des deutschen Reiches —

Wilhelm I. auf dem S te rbe lager

Ja, wenn nur so e twas in die Augenspringt, dann wollen wir l ieber zuwartenund naher an die Sache herangehn.Nunmehr aber t reten auch d iese bravenGefühlswerte für gute Patrio ten etwaszurück, sie wirken n icht m ehr so auf

dringlich, störend.

Sonst sehr wenig Gru ppe n, sehrwen ig Bemerkungen bewundernder oder

aber entsetzter Art, wie ich einmal von

einer äl teren Dame hörte , die bei Kellerund Reiner s ich Teppiche ansah und

dabei die Munch - Ausstellung passierenmusste. „Ja , dabei erho b sie das Lo rgnon— „ja, wird denn derlei gemalt? Wer

kann denn wohl sowas kaufen? Ich

möchte das nicht in meinem Zimmerhaben, und wenn 's mir auch geschenktwürde."

Unbeeinflusst durch genauere Ansicht,so recht frisch und voll guten W illens,mit hochgesammelter Erwartung, vol lerBegierde, mein Urteil recht oft und rechtstark widerrufen zu können, so kann ich

nun wieder hingehn.

Ich habe noch keine Besprechung ge

lesen, also auf Wiedersehen im Augus tPeter Ilille

Salon Schulte

D a ist F. Hoffmann von Fallerslebenmit seinen liedschlichten westfälischsinnigen Landschaften. So ein von

dichtem, bis hoch h inan angeschmieg-tem, g leichsam märchenlauschendem,Fpheu umfangenes Schloss , b lühendeKirschbäume. . . . Vor allem ab er die

Zeichnungen zu Liede rn seines Vate rs.„Im W alde möcht ich l e b e n " so rechtbreitstämmig gemütlich. „Alle Vöge lsind schön d a , wie fein und lebendigdie flink punk tierten Zw erge . „Willkommen l ieber Frühl ing ." Das Gedichtstammt doppelsinnig aus 48. Hoffmannvon Fal lers leben ist der Solin seines

Vate rs ; aus einer Seelen Wanderung derKunst heraus singt er dessen Lieder mit

dem Zeichenstift. "Einmal habe ich Hoff-

mann von Fal lers leben gesehen. Es ist

mir das eine der l iebsten ehrfürchtigstenKindhei tserinnerungen. Ich war damalsein Knabe von etwa zwölf Jahren, und

besah mit meinem Vater all die vielenA b t e an den W ä n d e n , die in meinerLiebl ingsfarbe, dem b rennenden Rot sichbrüsteten . Wo aber ein arger Sündergewesen , da war e ine Lück e . So ein

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weil aus seiner dürftigen Rolle alles Lebenherausholend, war der Darste l ler desBureauchefs.

Diese verblüffende K orrek theitNoch Eins W arum steht die „Fre ie

Bühne" und „Dramatische Gesellschaft"nicht g le ic h sicher da in ihren Auswahlen?

, Wen n man moderne Richtung im A n-schiuss an VerInge und Autoren zirkel,wie die um Fischer, später vielleicht um

Das diesjährige grosse Kunstmanöverim Ausstellimgspark

Es ging- wie e in grosser Schreckenvor ihm her.

Es hiess: es würde diesmal ganz besond ers stren ge zugehn. Und es sollvorgeko mm en sein, das s die schmuck stenund strammsten Rekruten zurückgewiesenwurde n, wenn sie einen malpro pern Eindruck machten und die Binde etwasschief sass.

Ich wappnete mich mi t Todesverachtung und machte mich mit dem Gedank envertrau t, für einige Stunden zur Sammellinse zu werde n und m einen armen Kopfdem d oppelten Kreuzfeuer der ausTr upp en a l ler Farb en hierher zusammengezogenen Streitkräfte auszusetzen.

Doch noch in einem andern Sinnesollte das Ausstellungsterrain für michein Schlachtfeld werden.

Galt es doch mir eine Freik arte zuverschaffen, um für den „F ige nen " alsKriegsberichterstatter überall mich umsehen zu können.

Aber das ging nicht so schnell„D a müssen sie sich schriftlich an den

Vorstand wenden, dann wird Ihr Schreibender nächsten Genera lversammlung vorgelegt werden; vierzehn Ta ge bis dre iWochen werden immer darüber hingehn,ehe Sie Bescheid haben." —

Schu ster und Löffler, und hätten's dieUmstände andersgefü gt , um die vonStorm's Gnaden pflegt, ausschliesslichderen Produktionen auf die Bühne bring t —wo/u dann erst die gro sse B egebenheit ,

das Witzeln und Spötteln, die heiligeEntrü stung , das Fiebern von W erk aufWerk? — zu Klicpien hätt 's bei denAlten auch noch gelan gt. Und die warennicht einmal so arg.

Peter Ilille

Malerei u. Plastik.Nun ab er, einmal d a auf dem

Te rra in, wollte ich auch nicht wieder

unverr ichte ter Sache abziehen.

Und so kostete ich denn den Reiz,den der Gang über ein totbeleb tesSchlachtfeld bietet , zur Ge nüg e; jed erSaal stell te mich einer frischen T ru pp emit einem neuen Oberbefeh lshaber, blauin weisser Mütze, gegenüber.

Indes , es fand keine Razzia statt,unangefochten konnte ich meine Streifevollenden.

Und das Resultat?

Ja, und das Resultat?Erst mal Atem schöpfen

Da vergeh t Einem ja Hören undSehn Ein Farben orkan von mehr

stündiger Dauer, halte ihn aus, wer dakann und mag

Indes — etwas gelinder war's dochals wie in den letztvergangenen Jahren;die Zuversicht auf eine Erleichterung,mit der man diesmal ans W erk heranging, ganz zu Schand en ward sie nicht.

Wen n nu r nicht eben das B esserean dem so viel dichtermaschigen Drahtnetz hängen geblieben ist

Viel Buntheit auch diesmal an denW änd en, ab er nicht so schreiend, nichtso zerrissen wie dam als, als die n euenRichtungen uns nur so aulbrac hen.

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Eh reng eric ht in effigie. Da öffnet sichdie Th or, und ein alter He rr trat he raus :„Das ist Hoffmann von Kailersleben",sagte mein Vater. W ie ich da guckenmochte, wie ich vor der weissen Taubedes deutschen Volksliedes, die hier inCorve y ihr spä tes Nest gefunden hatte,die Mütze ziehn durfte. W ie märch enhaft ehrwürdig erscheint mir noch dieschlanke, gebeugte Gestalt mit langem,weissem Haar

Diese r Stolz, als er mich — ja m ich— freundlieh wieder grüsste

W ar es mir nicht schon da, als würdeer mein geistig er Pate ? So eine freudiggeheimnisvolle Intimität leitete sich ein,ein Mitwissen

Dichter sind innerlich schon sehrfrüh fertig un d so bestim mt in diese rihrer Ahnung; es giebt Dichter von fünfJahren. — Auch sonst war Schönes da.Eine Landschaft von Verboeckhöven:eine Schafherd e mit ihrem treuhe rzigeinsamen, einsam gutmütigen Augengoldund blauem , klarem Rau ch und einsamsuchenden Höhenzügen. Von Stuck einpaar Fau ne, die in ihrer wannderb-ziegigen Hose und rotbra uner Kraftfreudeaufeinand er losfuhren und lachend sichmit ihren Kokusnussschädeln bearbeiteten,einander aber nichts anhaben konnten.Von Adolf Schr eyer ein recht schreiend erBeduinenkampfj die grüne Fahne desProph eten, lange Flinten mit Kolben wieTro mp etenr ünde r. Und dann ein Italiener:Hüh ner, K atzen, alles drä ngt sich in derselben prächtigen Animalität zu den fettenMaccaron iresten, die lachend saite Kinderihnen neckisch wetteiferfroh zukommenlassen. /W er m l t

Salon Ernst Zäslein

Leipziger Strasse 128. — Eintrilt frei.

Hier war ein Unikum zu sehn: einech ter Meis terschüler, will sagen einselbstm eisterhafter Schüler. Denn Rüdi-

sühli aus Rasel kann sich neben MeisterBöcklin sehn lassen. E r stilisiert undvariiert die Erfindungsschatze des ZüricherGenius.

Da ist ein Lan ggem älde: „Der v erlassene Pa rk ". Das ist ein Marsfeld, aufdem alle Fnrb entrup pen aufmarschiertsind. Man sieht förmlich den wohlgefälligenUlick des Malers, wie er die kunstgerechteAnordnu ng der Leuch twerke auf der gewaltigen Fläch e noc h einmal ü berprüf t,diese To nlei ter de r zierlich dichtenMauerfransen, wie ihre kleinen herzrundenPlatter vom hellsten Hlutrot niedersinkenbis zum tiefsten br aun en Bass, und wieaus dieser Verloschenheit dann wiederaufspringen die wasserkühlen zureifenBreiten gr osse r Blattpflanzen und hinüberwinken zu den fernen sonnereichen Wipfelnals ihrem glühenden Gegenton.

Und dann diese schweren Moosbärtean den Wurzeln abgestorbener Bäume

Ein ande res Bild: Hier verlieren sichauf einer unermesslichen Wiese mit zartstrotzenden, leicht verletzlichen Herbstzeitlosen, in Gefahr und liebreizenderSchutzlosigkeit dem verderblichen Weibe

vergleichbar, rötl iche Kühe. Eine wend etuns voll ihr grosses, ernstes Haupt zu,gle ichsam die verkörpe r te Frage derArbeit . Ein gewaltiger Baum mit herbst-rehrostrotem La ub. Fluss und Landschaft bew egen sich im Unlauter n, dasschmale Band des Wasserlaufes ist grünund die Baumgruppen des jenseitigenUfers heben bläuliche Düfte.

Dann war ein in der Haupts ache v erunglückter Spätling von Uhdeck. Christustritt in die Hütte eines Armen. Die neu

gierig haltlose Unterlippe des Kindes istganz g ut, ab er Jes us sieht auch innerlichgar zu gewöhnlich aus.

Fein wirkt ein Hubertushirsch vonFra nz Stu ck. Dies er sch.irffeine, gleichsam eifernde und furchtbare Gewalt in

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Wilhelm Schäfer:. Zwanzig Dehmehche Gedichte.

Mit einem Geleilbrief des Hernn«gcl>ers undelem Bilde des Dichter s. Ve rlag: Schuster

& LöfTIer, Berlin.

Selten wurd e ein Künstler durch soviele litterai isclie Rüpeleien u nse rer gesitteten und wohlerzogenen Kunstweltgeeh rt wie Richard Dehmel. Nicht minderselten wurden dieselben allerdings sokühl aufgenommen wie hier.

Ich für mein besc heide n Te il m ussmeinen sittlichen Defekt offen eingestehenund bekennen, dnss ich von moralischenPosen, wie sie Dehmel geg enü ber uf-

geführt werden, kein grosser Freund bin ;

doch rä um e ich gern ein, dass er mancheine Geschmacklosigkeit — namentlichvon früher her — auf dem Kerbholz hat.Ab er mein Go tt so 'n pa ar lumpigerNuditäten h alber k ann man doch einenKetl wie Dehmel nicht aus unseremdeutschen — rationell geforsteten —Dichterwalde expropri ieren . Das gehtdenn doch nicht; sintemalen wir an übergrossen, kräftig-knorrigen Baumriesennicht grade kranken.

Otto Julius Bierbaum Stilpe.

Verlag von Sch uster & Löffler, Berlin.

Ein document humain et litteraire istBierbaum's „St i lpe" , e in Roman „aus derFroschp erspekt iv e", der al lgemein menschliche und rein litterarische Ausblicke eröffnet, letztere im dritten Buche vielleichtzu reichhaltig und augen scheinlich in derProfilzeichnung nach lebenden Modellen

zu sehr von persönlichem Interessediktiert. Zudem erscheinen diese litterarischen Kapricen, trotz aller Bemühungendes Verfassers, in zu losem Zusammenhang mit der Hauptsach e, der Lebens-geschich te des Originals Stilpe. In derCharakterzeichnung seines Helden hat

Richard Dehmel will eben in ganzb e s o n d e r e m M a a s s e a l s P e r s ö n l i c h k e i t ,in all en ihren Beziehungen zu W elt undMenschen, und n icht nach e in z e ln e nseiner Dichtungen beurteilt sein.

Nur so, von diesem höheren Gesichtspunk te, werden wir ihn recht verstehenkönn en, w erden wir ihm manch es verzeihen, vor allen Ding en ihn abe r achtenund lieben lernen. W er sich davonüberzeugen will, welch eine gewaltige,trotzige Kraft in Dehmel gähr t und ringt,der versuche es mit diesen zwanzig Gedichten, sie bieten ein treffliches Mild seinerreichen Beg abun g. Der Geleitbrief vonWilhelm Schäfer ist trotz der ihm eige nen

Kürze und Knap pheit des Stils ein etwaslangathmiges Plaidoyer. Wo zu sich denngar so sehr abra cker n Nirgendso wiein Kunstd ingen g i lt Goethes W or t : „Wen nIhr s nicht fühlt, Ihr w erde ts nicht erjagen " und schliesslich haben auch alleBemühungen, ^die Kunst zu popularisieren ", nur einen sehr relativen W er t.

K S

Romane u . Novel len .Bierbaum sein Bestes geg ebe n. De rKerl hat Le ben . Leb en bis zur tollstenHöhe, — und weltsatte, weltverachtende,lus tmüde Sterbensnacht Die „nack teLust am Schönen" lockt mit weissenArmen und zieht Uns in einen Kreis vonseltsam krausen und doch so greiflichenIdeen. Und ist auch der Unterg angdunkel und traurig, — genial ist er dochund eigen bis zum letzten Auge nblic k. . .

Dies in kurzen kondensierten Zügen dasresume des Romans „Stilpe", eines der anregendsten und eigenart igs ten Bücher,die je geschrieb en wu rden, ein Höh epun ktin de r schriftstellerischen Entw icklu ngBierbaums, der schwer zu überbieten ist.

Theo Sehüfer

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Ernst TJtoma: Eine Lebcmgeschichte

Verlag von Kar] Henckcll, Zürich.

W ie Bierbaum s „Stilpe" so ist auchdies ein Buch der Juge nd. Einer reichen,jugendlichen Entwicklun g gilt der g rösst eTe il desselben. Ab er es giebt in seinempoetischen Gehalt ungemein viel mehrals „Stilpe". Man schauert und schluchztvor W onn e, man lächelt und weint beimLe se n: man fühlt und geh t mit. Nichtzum geringsten Teile mag dazu beigegetragen hab en, dass Bekenntnisse ausdem eigenen Lebe n des Verfassers hierzu Gru nde gelegt sind. Tro tzde m ist esin seiner Ansc hauun g nicht einseitig. Einfreier Blick auf die verschiedensten L ebe nsphas en zeichn et dies Buch vo r allem aus.Auch hier ist das Kapitel der „Jugendsünden" eingehend und von dem gleichenfrei-pädagogischen Standpunkt behandel t :„W ir Menschen sind zu schnurrig e Leu te.W ir wenden Fleisch und Geist auf, um

uns in dieser Weltwildnis zurecht zufinden, dass uns ja nichts Verborgenesüber rasch e, . . . überall leuchten wirhinein, . . . a ber gera de da, w o einbischen Licht unnennbar wohlthät ig wärefür unser eigenes Sein mit Allem was inihm sich sehnt und zum Wachstum strebt,— — da heiss t es Vorhan g 'runter —da können wir uns nicht genug thun mitVerschw eigen und Verheim lichen". Dassind Worte eines ehrlichen Wahrheitkämpfers. W o indessen der Dichter zu

W ort e komm t, da ist seine Spr ache inleuchtende Schönheit getaucht, alles Rohegemildert, wie überhaupt in seiner ganzenSch reiba rt sich Realistik und Phantastikpaa rt und die letztere im Geg ensatz nochzu erhöhter Geltung kommt. Das Beispieleiner Schilderung mag dies zeigen: „Feierliche Ste rne entzün den sich am festlichenHimmel, und der Kronleuchter des Mondesbrennt in ihrer Mitte mit silbernenFlamm en. Fein und bräutlich und vonzarten Nebeln überhüllt schreitet die Nacht

zur Erd e. Zum Meere beu gt sie sich imVorbeiwandeln nieder, und sieht ihrSpiegelbild in der T iefe gl än ze n. mitTraumgold und Taujuwelen , und dasLand fernhin, Düne, Wald und Feld,dämm ertauf im Wiederschein der Königin "Ech te, lautere Poesie flutet auch du rchdie wonnige Liebesscene (S. 242 — 262);in dieser Beziehung der Höhepunkt desganzen W erk es. Die Schönheit triumphiertdarin, aber nicht mit lautem Wortebraus en, sondern in stillen, zauberre ichenStimmungen, in goldenen, weichen Tön en,in de r Spliärenflut san fter Harfen saitenoder in neckischen, lichttrunkenen Elfenspielen. Der Held dieser Lebensg eschich te,den man von Anfang an liebgewinnenmuss, weil sich so manche ihm verwandteSaite auch in unsrem eigenen Innern regt,wird durch sie zu Klarheit und Selbsterkenntnisge bracht . Nach s t reng rel ig iösenKinderjahren, nach heissen Kämpfenzwischen seiner anerzogen asketischen,nazarenischen und der erst unbew usst sichgeltend machen den sinnlichen, hellenischenNatur, umhergetrieben in verdüsterndenStürmen zwischen Vorstellungs- und

landlun gswe lt, greift er nun endlichselbstthätig, eigenbewusst in sein Lebenein, sich loslösend von allen zwingenden,jesuitischen Traditionen, und zum Schlussfinden wir ihn als Freid enke r und Wah rhei tskämpfer dem neuen Leben entgegenschreiten. „W ie so and ers nun leuchtetmir Lebe n und W elt Wie so heimisch

nun ward mir mein irdisch GezeltStunden oft rast ' ich und rege michkaum . . . Land der Schönh eit Lan dder Sehn sucht Zu deinen Ufern streck eich m eine A rm e aus . . . durch Qualund Dunst fiel dein Glanz in meine Oede,und im Lärm frecher Tage hat mich dein

reiner Klang getroffen Nimm

mich auf, brau send e Welle , wirf um michdein leuchtendes Kleid, lass wie Tauder Gnad e weisse Schaumesperlen übermich regne n u nd ein Königskind unte r

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blauen Baldachinen, trage mich zu jenem

Gestade In scheuen Träum ensinke icli nieder und küsse deinen Boden,Land der Sehnsucht, . . . Lan d der

Schö nheit". . . Und nun finden wir amScliluss die kleine, bedeutsa me An merk ung :End e des ersten Buches. Also folgt eineFortsetzung dieses gehal tvol len Werkes ,auf die man wohl gespannt sein darf

Jedenfalls führt der_ zweite Ba nd d er

Die Tagebücher

des Grafen August von Platen

Herausgegeben von G. v. Laiibmann undL. v. SclicfTler. Verlag der J . G. Cotta'schen

Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart.

In de r No . 20 der „Blätter für litterarische Unte rhalt ung " vom 13. Mai 1897hat Karl Busse den ersten Band derleider nun nicht vollständig veröffentlichtenTag ebü che r des Grafen Platen besprochen,dabei aber einen Hauptzug des WesensPlaten s nicht gan z richtig aufgefasst, essei uns daher hier gestattet, noch einigeW ort e jen er Bespre chung hinzuzufügen.

Bis zur Veröffentlichung des T ag ebuches war es immerhin erklärlich, dassViele die Neigung Platens zu seinenFreu nden lediglich auf ein etwas übertriebene s Freundschaftsgefühl zurückführten, denn die Liebesgedichte Platens,als Pro duk te seiner dichterischen Ph antasieaufgefasst, zwang en nicht notw endigerweise dazu, in ihnen den Ausdruckpersönlicher Gefühle zu erblicken.

Sei tdem wir aber durch d ie Tag ebücher Platens einen völligen Hinblick

in die innersten Regungen seines Herzenserhalten hab en, ist ein Zweifel nicht mehrmöglich, d ass es sich bei Platen nichtum blosse Freundschaft, sondern umLiebe handel te .

W as jede r unbefangene Psychologelängst aus seinen Gedichten und aus dem,

„Le bens jesch tchte" den Helden in heisseLebenskämpfe, zu denen der vorl iegendeerste Band nur ein Vorspiel war . DieHandlung wird dann vor dem poetischen

Auslebenlassen in den Vord ergrun d tret en;und doch ist die in Aussicht gestell teFortsetzung ohne d ie Jugendentwicklung,die das erste Buch in so reichen Farb enenthüllt , nicht den kba r. Sehen wir also

z u — heo Schäjer

Sexu al - Psycholog ie.

was w ir von seinem Leb en wissen,erraten hatte, ist nunmehr durch die

eigenhändigen Aufzeichnungen diesesSprachgewaltigen vollauf bestätigt worden ; es kann als festgestellt gelten, dassPlaten sich nicht zu Persone n des ander n,sondern solchen des eigenen Geschlechtsin Lie be hing ezog en fühlte, d ass er mitandern Worten ein sog. Urning war.

In den Tagebüchern t r i t t uns dastypische Bild eines echten Urnings entgegen, eines charakteristischen Vertretersdieser bis noch vor kurzem so weniggekannten und verkannten Menschen

klasse der Konträrsex ualen, welche dieneuere Porschungso eingehend studiert hat.

Man meint oft geradezu eine der Auto-biographieen der Psychopathia sexualisvon Krafft-Ebing zu lesen. Fb en so wiedort die Konträrse xualen ihre anomaleLeidenschaft in pathetischen und überschwenglichen T ön en schildern, so beschr eibt Platen seine Gefühle zu seinenFreunden, aber nur noch glühender undleidenschaftlicher als jen e. W är e zurZei t der Abfassung des Tagebuches d ie

Psychopathia sexualis schon erschienengew esen, so würden wohl die Geg nervon Krafft-Ebing beha upten , Platen seierst durch dieselbe beeinflusst worden.

Kein Normaler hat wohl seine Geliebteinbrünst iger a ngeb etet und gepriesen ,keiner den Schmerz unerwiderter Liebe^

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d i e Qu a l u n v er s t an d ener Gefüh l e e rs chü t t e rnd e r zu m Aus d ru ck geb rach tals er.

S e i n e Herze ns e rgüs s e n ehm en m i ndes tens e in Dri t t e l des d icken ers tenB and es des Ta g e bu ch es e i n, i m m er undimmer w iede r m uss te er der Mac ht se inerGefühl e geh o rch end d as , was e r N i em andenanzu v er t r au en wag t e , zu P ap i e re b r i ngen .

Al l eTh orhe i t en u nd E i gen t üm l i chke i t endes jugen dl ichen Ver l ieb ten f inden wi rbei ihm wiede r. D as von dem ang ebe te tenF r e u n d e z u rü c k g e l a s s e n e Ta s c h e n t u c hpress t er inbrüns t ig an se ine Lippen;d ie S tun den , da er den Gel ieb ten nurerb l ick t ha t , verm erk t er in se inenB üc hern ; in s chm ach t enden Ged i ch t enbes in gt er den üb er a l l es t euren unve r-gess l ichen Mann.

P l a t ens Ne i gu ng zu gew i s s en jungenLeu t en s e i ne r Um g eb u n g wa r eben d iere ins te , g lühends te , , l e idenschaf t s tärks teL i eb e , ke i ne ruh i g bes o n n ene Al l t ag s -

F reu nds ch a f t . Da s w i rd e i n em bes o nder sdo rt sofort kl ar, wo er wirkl ich einmalin das Verhäl tnis der letzteren t ri t t .

Über d ie gewöhn l i chen F re u n de s ch re i b ter ga nz ande rs a l s üb er d ie an de rn ; se ineEm pf i nd ungen i hnen geg en übe r si ndkühle rer, g le ichgi l t igere r Natu r a l s d ied en Ge l i eb t en gege n ü b er.

Eine un ent r innb are Mach t , e ine süsseDäm o n i e s ch w eb t übe r de r F rcund es l i ebcdes Dich ters . Nicht ers t durch länge ren

Verk eh r, we gen i h re r m ora l i s chen undintel lektuel len Eig ensc hafte n, hat er s ieschätze n lern en , n ich t ers t in Fo lge e inerb e i de r s e i t i gen Übere i n s t i m m u ng i n Wel tans cha u ung u n d Leb en s au ffas s ung wasdoch d as W es en der F reun dscha f t b i ldet)i st er ihnen nä her get re te n . Nein , beimers ten A nbl ick , ohne je e in W or t mi ti hnen ges p roch en zu ha b e n , ohne zuwissen , o b s ie se iner F reu ndsch af t w er ts e i n würd en , en t b rann t e e r i n g l ühenderLeidensc haf t zu d iesen Freu nd en .

Er , de r ju ng e Off iz ier, de r P la tendamals war, g icb t s ich natür l i ch keineR echens cha f t übe r d ie Na t u r de r Anz i ehungs k ra f t, d i e m an che j ung e Leu t eseines Al ters auf ihn ausüb en, er bes chre ib td ie schö ne sch lanke Ges ta l t Die ses , da shüb sche Ges ich t Je ne s ; um s ich se lbs tse ine Gefühle zu erk lä ren , schm ück t erden Geg ens t and s e i ne r Anb e t ung m i ta l l en erdenkl ichen Vorzügen und i s t überzeugt , dass l ed ig l ich d iese Eigenschaf ten ,welch e er bei den Gel ieb ten verm utet ,

ihm ihre Bekan ntschaf t so beso nd ers begeh rens wer t e r s che i nen l a s s en .

Di e kon t r ä re S exua l em pf i ndung P l a t ensbietet uns erst den Schlüssel zum vollenVers t ändn i s s e i nes W es en s und s e i ne rKuns t . Sein anomal gear t e tes Gefühlsleben i s t es , das das Disharmonische,Zerr i ssene, Unbes t immte, Zaghaf te inP l a t ens C ha rak t e r e rk l ä r t . Ke i n B i og raphdes Dichters wi rd fürderh in se ine Anomal ieausser Bet racht l assen dürfen .

In den J ah ren 1813 —1 817 , übe r d i edas Tagebuch s ich ausdehnt , i s t P la tensGefühl zweifel los völ l ig rein ge bl ie be n;es is t se lbs t der Sc hat ten e iner V ermu tung ausge schlos sen , da ss P la ten d ieGrenzen de r p l a t on i s chen L i ebe übe rschr i t t en hä t te . Er war s ich ja se lbe rüb er d ie Na tur se iner Gefühle n ich t k lar,er g lau bte nur Freun dscha f t zu em pfinden ;led ig lich an zwei S te l len des Ta ge bu ch esdämmert ihm die r i ch t ige Erkenntn i s ,aber er hat immer nur mi t Abscheu

von der Männer l iebe reden hören a l se ines sch impfl ichen Ver brec hen s , dass er,de r ideal ange lugte Jüngl ing , n ich t begrei fen kann, wie in ihm derar t igeGefühle entstehen sol l ten.

Au ch liier die .Ähnlichkeit mit de mG e d a n k e n g a n g m a n c h e r U rn i n g e d e rPsychopath ia sexual i s , welche anfängl ichihre Emp findunge n n ich t vers ta nde n under s t s pä t e r m i t S ch recke n e i n s ehenmuss ten , dass s ie Pe rson en ihres e igen enGeschlechts l e idenschaf t l i ch l i eb ten .

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Ob Platens Lieb e auch späte r denplatonischen Cha rakter bew ahrt hat, obdies namentlich w ährend seines uf-

enthalte s in Italien der Fall wa r, wollenwir nicht untersuchen, es ist dies abe rauch ganz gleichgültig für das Wesender Leidenschaft Platens. Denn wennPlaten seiner Natur nach für jung e Le uteund nicht, wie de r norm ale Jüngling , fürMädchen in Liebe erglühte, wenn dieserZug ihm ang ebor en war, so wird jetztdie Handlung, welche ihm Meine vorgeworfen hat, eine ganz andere als dielandläufige Beurteilung finden. Dannwird au ch d ie aus Unken ntnis mit de rNatur der konträren Sexualempfindungund ausVorurteil entsprungene Bezeichnunghierfür als La ste r und Verirrurig unangebracht sein.

Platen beweist uns die Richtigkeitder Behauptung moderner Gelehrter, dassdie konträre Sexualbildung nicht Laster,sondern angeborener Naturtrieb ist .

Er ist ein treffendes Beispiel dafür,dass hochintell igente, ideal ange legteMänner mit dieser Anomalie behaftet seinkönnen. Gerade Pla tens Selbstbekenntnisse zeigen uns die ganze Ungerechtigkeit des bisherigen Verdammungsurteils,welche sog ar Gebildete über die Urningefällen; die Hä rte eines Voru rteils, dassolche Leute zu Verb reche rn stempelt .

We nn Platens 'Pageb uch auch nur denVorteil hätte, einen weiteren Beitrag fürdie Unhaltbarkeit eines die Urninge bestrafenden Gese tzes (§. 175 St. G. B.)zu liefern, so müsste man dem Dich terdankbar dafür sein, dass er uns seineinnersten Gefühle in seinen Bekennt

nissen offen anvertraut hat. Dr E G

Dr. med. Hirschfeld:

§ 175 des Reichs Strafgesetz Buches.Die homosexuelle Frage im Urteile

der Zeilgenossen.

Verlag von Mnx Spolir, Leipzig.

Dem Königl. Hannoverschen Amts-Assesso r C arl Heinr. Ulrichs gebührt derRuhm, der erst e gew esen zu sein, derin zahlreichen Schriften die Fr ag e derHomosexualität mit anerkennenswerterKühn heit und E ner gie , mit »Scharfsinn undtüchtiger Sachken ntnis behandelt hat.Er bewies in einwandfreier, wissenschaftl icher Form, dass der inverseGeschlechtstrieb durchaus kein spitzfindiges Raffinement lüsterner Menschen,sondern eine berechtigte und wahrlich nicht geringwertige Form derLiebe sei. Ihm vor allen andern werdendahe r unsere Homosexuellen dan kba rsein, denn er besass den Mut, den nurwenige besitzen, allen Anfeindungen undVerhöhn ungen zutrotz, den ersten Samenauf ein verödetes Feld zu streuen . NachUlrichs beschäftigten sich eine ga nzeReihe anderer Autoren mit der homogenenLie be ; auf medizinischem Geb iete keineGe ringe ren als Krafft-Eb ing, Moll undvon Schrenk-Notzing, die ihre Studienund Beobachtungen der Gelehrtenweltvermittelten; dann war es Ludwig Frey,der die Freunde sliebe vom ethischen undästethischen Standp unkt in geradez uglänzend er We ise rechtfertigte, fernerOtto de Joux, der die Eigentümlichkeitder Seelen-A ndrogynen in ihren Beziehungen zur Gesellschaft schilderte, undnach ihnen viele andere, so dass wir heuteauf diesem Gebiete eine ganze Litteraturbesitzen*). W as geschieht nun abe r

mit unsern Homosexuellen? Abge sehendav on, da ss die „öffentliche Meinung siemit Schmach und Schande überhäuft ,wird die Bethätigung ihnen heiliger Ge-

i I c h ve rw e i s e nu r uu l d i e v i e l e n Im Ve r l a g von M a i Spo l i r i n Le lp r ig e r s c h i e ne ne n B O c he r.

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fühle vom Gesetze als widernatürlicheUnzucht ge deu tet und laut § 175 desR. Str.-G.-R. mit Gefängnis und Verlustder bürgerlichen Ehrenrechte bestraft .

Vom Gelühle dieses Unrechts durchdrungen, hat sich ein Wissenschattl ieh-Humnnitäres K omitee die Aufgabe gestellt ,für die Beseitigung des $ 75 zu sorgen.Im \o r igen Jahre verbreitete dasselbeeine von Dr. Hirschfehl -Cha rlottenb urgverfasste Petition und sandte dieselbe mitzahlreichen Unterschriften hervorragender Künstler und Gelehrter versehen anden Reichstag.

Das li t terarische Ergebnis der Petit ionist die vorliegende Broschüre, in der das

gesamte Für und Wider in wissenschaftlicher und hochinteressanter Weise zueinem grossen Hilde vereinigt worden ist.Das Urteil der bede utendsten Zeitgenossen,das Hirschfeld hier mit lebhafter Eindringlichkeit der Meinung des Plebs und dergeb i lde ten Maibaren gegenübers t e l l t ,bedeutet ein leuchtendes Dokument inder Kulturgeschichte deutschen Geisteslebens. Es beweisst, „dass homosexuelleTr ieb e von der Natur selbst eingepflanzt,

Julius Lünstedt:Wie muss das deutsche Volk die ge

sammelten 600 000 Mark Alters-Invaliditäts- und [////all- Versiche rungs-GenossenscI/qftsJonds zum Besten desVaterlandes anlegen? Ein Vorschlag

/riedlicher Sozialre/orui.

Vertag von Cäsar Schmidt, Zürich.

Höchst eigenartig und mannigfaltig,ein getreues Abbild des zu individuellenSonderungen gestimmten Volkscharakters,hat sich in Deutschland die genossenschaftliche Idee entwic kelt. Keine Sp urbisher von der verschlossenen, immermächtiger anschwellenden, jetzt schon

das s sie anerschaffrn sin d, da ss derKonträrsexuelle sich ebe n so stark zumgleichen Geschlechte hingezogen fühlt,wie der Gesetzgeber zum anderen; dass

die Liebe zum Weibe seinem Naturellgradezu widernatürlich erscheint — dassHomosexualität kein Abg ehen von d erNatu r, sondern Natu rgese tz ist . DieReibehaltung des § 175 in der bestehendenForm wäre, demnach gradezu ein Skandal,ein Schlag ins Gesicht der Wissenschaftund Humanität, ein warnendes Zeichendafür, dass das Dunkelmännertum imParlament noch seine Rolle spielt, dassSchall und Iskraut Tr um pf sind und auchdie Hannerträger der katholischen Kirche

die öffentliche Meinung höher als dieWahrheit schätzen.

Hirschfelds Ruch wird hoffentlich indieses unheilvolle Dunkel etwas Lichtbringen und der Freund esliebe überalldie Ac htun g und Gere chtigk eit verschaffen,die ihr als ebenbürtige Schwester nebender normalen Liebe geb ührt. Der bill igePreis der Hroscliüre' ist lür die weitesteVerbreitung trefflich geeignet.

Louis Francht.

Staat u. Genossenschaft.in breitem Rett hinllutenden Strömungdes praktisch sein Ziel erfassenden englischen Vo lkes : eigenwillige, dem einhe itl ichen Grundgedanken selbst widersprech ende Zersplit terung beher rscht hierheu te noch d ie p ra k t i s c h e n Bes trebun gen . In der Th eo rie freilich zeigtsich bei uns eine wunderbar t iefgehendeDurchdringung dieser neuen Idee, die als

eine Aus strahlu ng des göttlichen AI1-Einen übe r die chaotischen Massen dermod ernen Gesellschaft s chw ebt, um einneues Zei tal ter organischer Entwicklungd es M e n s c h h e i t s k ö r p e r s m it s ei ne rgesta ltende n Kraft zu erfüllen. Etw a zurselben Zeit , als die Pioniere von Rochdale

~ 9

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d e n G r u n d l e g t e n z u d e r s o e r f o l g r e i c h e n

e n g l i s ch e n G e n o s s e n s c h a f t s b e w e g u n g , e n t

s t a n d a u s t i e f s te r r e l i g i ö s e r S t i m m u n g

h e r a u s i n d e m G e m i i t e d e s D e u t s c h e n

V i k t o r A i m e H u b e r d er u m fa ss en d eP l a n d e s g e n o s s e n s c h a f t l i c h e n s o z i a l e n

R e f o r m w e r k s , a l l e z e r s p l i t t e r t e n K r ä f t e in

e i n e e i n h e i t l ic h e O rg a n i s a t i o n z u s a m m e n

zufassen , n ich t um im e inze lnen d ieses

o d e r j e n e s G u t e zu t h u n , s o n d e r n u m d a s

a l l g e m e i n e G u t e zu v e rw i rk l ic h en .

N u r d u r c h E r w e e k u n g d e s G e m e i n s a m k e i t s

g e f ü h l s u n d S t e i g e r u n g d e r s i tt l i c he n

P f l ic h t en i n a l l e n K r e i s e n d e s Vo l k e s

i s t d ieser P lan zur Rei fe zu br ingen .

D a s w u s s t e k e i n e r b e s s e r a l s e r , u n d

d e s h a l b e r t r u g e r o h n e Ve r b i t t e r u n g d i eTr a g i k e i n e s s c h ö p f e r i s c h e n G e i s t e s ,

n i c h t v e r s t a n d e n z u w e r d e n u n d a u f d i e

Wi r k l i c h k e i t d e r D i n g e z u n ä c h s t o h n e

E i n f l us s z u b l e i b e n . W a s s e i t d e m a n

p r a k t i s c h e r g e n o ss e n s c h a f t l ic h e r A r b e i t

a u c h b e i u n s g e l e i s t e t w o r d e n i s t, e n t b e h r t

z u n ä c h s t d u r c h a u s j e n e s a uf K r n e u e r u n g

u n d U m g e s t a l t u n g g e r i c h t e t e n S c h w u n g e s ,

s t e h t a u f d e m B o d e n d e r h e u t i g e n I n

t e r e s s e n g e g e n s ä t z e d e r e in z e ln e n Vo l k s -

kre i se und wil l g run dsä tz l ich , s ta t t d iese n

v e r m e i n t l i c h e w i g e n I n t e r e s s e n g e g e n s a t za u f z u h e b e n , d e n I n t e r e s s e n d i e s e s o d e r

j e n e s Vo l k s k r e i s e s d i e n e n . O b w o h l zu

m e is t a uf F ö r d e r u n g d e r s c h w a c h e n

K r ä ft e g e r i c h t e t, is t d o c h H e r r s c h a f t

d e r G r u n d s a t z a u c h d i e s e r B e s t r e b u n g e n ,

d e r e n F ö r d e r e r n d e r g e g e n s ä t z l i c h e

C h ar ak te r w a h r e r G e n o s s e n s c h a f t

u n v e r s t ä n d l i c h g e b l i e b e n i s t , o b w o h l

G i e r k e in se i n e r R e c h t s g e s c h i c h t e d e r

d e u t s c h e n G e n o s s e n s c h a f t i hn s o k l a r

a u f g e z e i g t h a t . I m m e r h i n is t i h r Ve r d i e n s t

g e w e s e n , di e Te c h n i k g e n o s s e n s c h a f tl ic h e n Z u s a m m e n a r b e i t e n s w e i t e r e n K r e i s e n

g e l e h r t z u h a b e n .

E r s t i n n e u e r e r Z e i t e n t z ü n d e t s i c h

a n d e r t i e f e r e i n d r i n g e n d e n K r i t i k d e r

b e s t e h e n d e n G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g e i n

k l a r e r e s Ve r s t ä n d n i s f ür d a s g e n o s s e n

s c h a f tl i c h e P r i n z i p . D ü h r i n g , H e r t z k a ,

O p p e n h e i m e r ( l e t z t e r e r n a m e n t l i c h in

s e i n e m s o e b e n e r s c h i e n e n e n b e d e u t s a m e n

W e r k e : G r o s s g r u n d e i g e n t u m u n d s o z ia l e

F r a g e ) h a b e n g e z e i g t , d a s s a n S t e l l e d e rh e u t i g e n d u r c h f ei n d li c h e I n t e r e s s e n

g e g e n s ä t z e d e s o rg a n i s i e r t e n u n d z e r*

fa l lenden Gese l l scha f t e ine an de re mög l ich

is t , d ie auf f re ie r geno ssens chaf t l i che r

G l i e d e r u n g a u f g e b a u t , l e b e n d ig e s Wa c h s

t u m i n u n g e a h n t e r F ü l l e v e r s p r i c h t . U n d

m i t d i e s e r E r k e n n t n i s r e g e n s i c h a u c h

s o f o r t d i e [ i r a k t i s c h e n B e s t r e b u n g e n , d i e

T h e o r i e e x p e r i m e n t e l l z u b e w ä h r e n .

D i e s e n e u e T h e o r i e f üh r t u n w i d e r

l e g l i c h e G r ü n d e i n s F e l d . U n d d i e s e

G r ü n d e , d i e d e r f e i n s t e n A u s g e s t a l t u n gin wi r t schaf t l i chen Einze l l ragen fäh ig s ind ,

lassen s ich sch l iess l ich zurück führen auf

Wa h r h e i t e n v o n g r o s s e r E i n f a ch h e i t u n d

e i n l e u c h t e n d e r A l l g e m e i n h e i t . V o r d e m

L i c h t , d a s s i e v e r b r e i t e n , v e r s c h w i n d e t

j e n e r d i e M e n s c h h e i t s e it d e m U n t e r

g a n g e d e s H e l l e n e n t u m s q u ä l e n d e G e g e n

sa tz zwis chen s i t t l i ch- re l ig iöser Pf l ich t

u n d s i n n l i c h - w i r t s c h a f t l i c h e m B e d ü r f n i s .

E s z e i g t s i c h , d a s s d i e F o r d e r u n g h ö c h s t e r

m y s t i s c h e r Ve r s e n k u n g i n d i e E i n h e i t d e s

A b s o l u t e n i h r e n t w i c k e l u n g s g e s c h i c h t l i c h e s

Vor bi ld f indet in de r s i t t l i chen Fo rd er un g

a l l g e m e i n e r M e n s c h e n l i e b e u n d i n d e r

w i r t s c h a ft l i c h en F o r d e r u n g g e n o s s e n s c h a f t

l i ch e r Z u s a m m e n s c h l i e s s u n g . D i e s e r v o n

H u b e r b e r e i t s k l a r e r k a n n t e Z u s a m m e n

ha ng des wi r t schaf t l i chen u nd s i t t l i ch

r e l i gi ö s e n G e s e t z e s d e r E i n s w e r d u n g o d e r

I n t e g r a t i o n , w i r d d e r G e n o s s e n s c h a f t s -

b e w e g u n g , d i e v o n d i e se m i d e a le n S c h w u n g

g e t r a g e n i st , e i n e K r a f t v e r l e i h e n , d e r

a u c h d i e e i n g e r o s t e t s t e n V o r u r t e i l e n i c h t

z u w i d e r s t e h e n v e r m ö g e n , u n d g e g e n d i e

v o l l e n d s d ie a b g e n u t z t e n H e m m u n g s m i t t e l

c h e n n e u e s t e r „ S t a a t s k u n s t z u n i c h t e

w e r d e n , w i e d e r e r w a c h e n d e R i e s e d i e

S p i n n e w e b s f e s s e l n a b w i s c h t .

D an eb en wird f re i li ch auch d ie

p r a k t i s c h - t e c h n i s c h e S e i t e d e r g e n o s s e n -

5

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s c h a ft l ic h e n E n t w i c k l u n g n i c h t a u s s e rA ch t g e l a s sen w e rd e n d ü r f en a l l e d i e

E r f a h r u n g e n d i e b e i u n s im p r a k t i s c h e n

G e n o s s e n s c h a f t s w e s e n n a m e n t l i c h a b e r

i n E n g l a n d g e m a c h t w o r d e n s i n d d ü r fe n

n i c h t v e rg e b l i c h g e m a c h t w o r d e n s e i n .

A n si e h a t d i e w i s sen sch a f t l ich e E x p er i

m en t i e rk u n s t u m d i e e s s i ch h eu te au ch

a u f s o z ia l e m G e b i e t h a n d e l t v e r s t ä n d i g

a n z u k n ü p f e n ; a n ih n e n h a t s ie z u l e r n e n

w ie K le in es u n d K le in s t e s zu m E r fo lg e

m i tw i rk e n m u ss . D e r e r s t e g rö sse re

e x p e r i m e n t e l l e Ve r s u c h d e r n e u e n T h e o r i e

d i e f r e i l än d i sch e B e h an d lu n g d es K en ia

g e b i e t e s g r o s s a r t i g in s e i n e r I d e e i n

se in e r A u s fü h ru n g g an z u n zu län g l i ch w i rd

e i n e b e s t ä n d i g e W a r n u n g se i n m ü s s e n . —

S o l c h e E r w ä g u n g e n k a m e n m i r b e i m

L e sen d e r an g eze ig t en S ch r i f t. D e r

Ve r f a s s e r s t e h t a u f d e m g e k e n n z e i c h n e t e n

G r u n d e d e r m o d e r n e n g e n o s s e n s c h a f t l ic h e n

B e w e g u n g ; s e i n p r a k t i s c h e r Vo r s c h l a g

d i e in f ol g e d e r A r b e i t e r v e r s i c h e r u n g uf-

g esa m m el t en M i t t el z i ir g en o ssen sch a f t

l i ch en K o lo n i sa t i o n g ro ssen S t i ls zu v e r

w e n d e n u n d z um Z w e c k d e r d a z u n ö t i g e n

G e s e t z e s ä n d e r u n g e i n e u m f a s s e n d e A g i -

Wissenschaftliche Zeitschrift für» Okkultismus€

H erau sg eb e r : D r. H e rd . M aac k -Tiam h u rg .

Verleger : A d o lf I i ran i l-Neu-Ual insdorf .

E r sc h e in t in M o n a t sh e f t en v o m O kto b e r 1 8 9 8 m i t zah l r e i ch e n F ig u re n u n d

Z e i c h n u n g e n .

D e m s o e b e n e r s c h i e n e n e n g u t a u s g e

s t a t t e t e n P r o s p e k t e n t n e h m e n w ir f o l g e n d e

D e ta i l s :

„ W i e in d e r E n t w i c k e l u n g d e s e i n

ze ln en M e n sch e n so än d e r t en u n d w e i t e t en

s ic h a u c h i n d e r S t a m m e s g e s c h i c h t e d e r

g a n z e n M e n s c h h e i t m it w a c h s e n d e r E r

f a h ru n g d ie S c h r a n k e n d e s E r k e n n e n s

u n d d e r G e s e t z e . W a s d e m G e s t e r n

tat ion zu en tfa l ten dürf te wie d ie v ie lenM ä c h t e h e u t e s o l c h e n B e s t r e b u n g e n g e g e n

ü b e r s t e h e n o h n e u n m i t t e l b a r e n E r f o l g

b l e i b e n . D i e g e w a n d t e n A u s fü h r u n g e n d e s

Ver fa s se r s a b e r m i t d em H in w e i s au f d i e

b ra ch l i eg en d en M i l li o n en d e re n so z i a l e

Ve r w e n d u n g z u g e n o s s e n s c h a f t l i c h e n

S i e d e l u n g e n m i t e i n e m S c h l a g e d i e B e

s e i t ig u n g d e s h e u t i g e n E l e n d s Ve r s p r i c h t

w e rd e n h o ff en t li ch m an ch em d ie A u g e n

ö ffn en fü r d i e g en o sse n sch a f t l i ch e T h e o r i e .e r W e g d e r p r a k t i s c h e n A u s f ü h r u n g

g e h t in a n d e r e r R i c h t u n g s e i n e e r s t e

S t r e c k e i st v o n d e n e n g l is c h e n G e n o s s e n

sch a f t e rn g ew iesen w o rd en u n d b es t eh t

i n d e r g e n o s s e n sc h a f t l ic h e n Z u s a m m e n

f a s s u n g d e r Ve r b r a u c h e r m a s s e n . W i e

d a n n d i e s e Ve r b r a u c h e r a uf d e r w e i t e r e n

W e g s t r e c k e z u r g e n o s s e n s c h a f t li c h e n

G ü t e r e r z e u g u n g k o m m e n d a s i st e i n e r

d e r i n t e re s s a n t e s t e n Vo rg ä n g e d e r M e n s c h

h e i t sg e sch ich t e d e r si ch v o r u n se re n

A u g e n h e u t e n i c h t b l o s in E n g l a n d

s o n d e r n a u c h d a s a lt e Vo r b i l d s c h o n

ü b e r h o l e n d in d e r S c h w e i z e n t fa l t et .

W e r A u g e n h a t z u s e h e n d e r s e h e

Soilalis

Zeitschriften.n o c h v e r b o rg e n w a r d a s w e i s s d a s

H e u te u n d w as h eu te e r s t v o n E in ze ln en

g e ah n t u n d b eg r i ff en w i rd d a s i st m o rg e n

G e m e i n g u t a l le r. S o la n g e a b e r d e r

g r os se I lau fe ä la su i te läu ft — und da sw i rd s t e l s d e r F a l l s e in — so l an g e v e r

d äc h t ig t u n d b esch im p f t e r au c h d i e

s e l b s t e i g e n e Av a n t g a r d e . D a s n i c h t a l l

g e m e i n A n e r k a n n t e d a s U n g e w o h n t -

E x c ep t io n e l l e d a s o ff iz ie ll N ich t -G ea ich t e

d i e a n o r m a l e n A u s n a h m e - E r s c h e i n u n g e n

d i e a u s s e r h a l b d e r j e w e i li g b e k a n n t e n

N a t u rg e s e t z e l i e g e n d e n F a k t a d i e d u r c h

d ie b i sh e r ex ca th e d ra au fg es t e l l t en G e

se t ze n i ch t e rk l ä rb a re n m i t i h n en n i ch t

z u v e r e i n b a r e n d e n P h a e n o m e n e u n d Vo r -

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g ä n g e — a l l ' d i e s A u s s e rg e w ö h n l i c l i e

w u r d e u n d w i r d v o n d e m G r o s s t e t s

g e l e u g n e t u n d b e s t r i t t e n . A b e r n o c h

i m m e r w a r e s e i n e M i n o r i t ä t , w e l c h ? d a s

G a n z e a u f e i n e h ö h e r e E n t w i e k e l u n g s -

u n d E r k e n n t n i s - S t u f e v o r w ä r t s b r a c h t e .

W o a b e r b i e t e t s i ch d e m s e l b s t ä n d i g

D e n k e n d e n u n d s e l b s t b e w u s s t We i t e r

s c h a u e n d e n d i e M ö g l i c h k e i t d e s Fo r t

s c h r i t te s , d i e E n t d e c k u n g n e u e r P r o b l e m e

u n d G e d a n k e n , d a s " E r s p ä h e n n e u e r

Fo r m e n u n d W e r t e b e s s e r d a r , a l s a n

d e r G r e n z e z w e i e r We l t e n , a l s a n d e r

S c h e i d e v o m b e k a n n t e n z u m U n b e

k a n n t e n ?

D i e Sp i t z e n , d i e G r e n z e n d e r Ph y s i k ,

d e r C h e m i e , d e r B i o l o g i e , d e r Ps y c h o l o g i e ,

b i l d en d a s F o r s c h u n g s g e b i e t d e s O k k u l

t i s m u s . D a s u n e n d l i c h G r o s s e u n d K l e i n e ,

f e r n e r d a s u n e n d l i c h Sc h n e l l e u n d L a n g

s a m e , s o w i e d i e u n f a s s b a r e N ä h e d e s

I n d i f f e re n t e n — m i t a n d e r e n Wo r t e n d i e

G r e n z e n v o n R a u m , Z e i t u n d Po l a r i t ä t —

w i e ü b e r h a u p t d ie G r e n z e n u n s e r e r A n

s c h a u u n g s f o r m e n u n d D e n k k n t e g o r i e n

( w o z u a u c h d i e K a u s a l i t ä t g e h ö r t ) —

s o w i e f e r n e r d i e G r e n z e n u n s e r e r S i n n e s

o r g a n e , u n s e r e r u n t e r e n u n d o b e r e n

E m p f i n d u n g s - u n d B e w e g u n g s - ( Wi l le n s -)

S c h w e l l e — d a s s in d w e it e r e F u n d g r u b e n

n e u e r E r f a h r u n g e n u n d d e m g e m ä s s fü r

u n s n e u e r N a t u rg e s e t z e . A u f d e r

G r e n z e l i e g t i m m e r d a s Se l t s a m s t e ,

d a s A u s s e r g e w ö h n l i c h e , d a s O k k u l t e .

H i e r , a n d e r G r e n z e , s p r u d e l n d i e Q u e l l e n

n e u e r , u n s b i s h e r u n b e k a n n t e r K r ä f t e

u n d h e t e r o l o g e r R e i z e n e rg i e n . D i e l o g i s c h

m a t h e m a t i s c h e A b s t r a k t i o n s o l c h e r n e u e n

G r e n z - G e s e t z e i st d i e w i s s en s c h a f t li c h e

A u f g a b e d e s O k k u l t i s m u s .

Mi th in i s t de r Ok ku l t i sm us in a l l e r

e r s t e r L i n i e e i n e Wi s s e n s c h a f t d e s Fo r t

s c h r i t t s , e in r ü c k s i c h t s l o s e r G e g n e r j e dw e d e r R e a k t i o n , d e r F a c k e l t r ä g e r n e u e r

P e r s p e k t i v e n . —

W i r w o l l en a n d e r H a n d s o l c h e r

b i s h e r n o c h u n e r k a n n t e n u n d u n e r k l ä r

l i c h e n , d e r a ll g e m e i n e n , m i t t l e re n B e o b

a c h t u n g n o c h e n t z o g e n e n G r e n z - D a t e n

e i n z u d r i n g e n v e r s u c h e n i n d a s M y s t e r i u m

M a g n u m d e s u n i v e rs e ll e n Z u s a m m e n h a n g s

a l l e r D in ge ; ve r su che n mi t i h re r Hi l f e,

d a s g e h e i m n i sv o l l e A b h ä n g i g k e i t s g e w e b e

a l l e r E x i s t e n z e n z u e n t w i r r e n ; z u a n a l y

s i e r e n d a s m a t h e m a t i s c h - d j ' n a m i s c h e

Sy s t e m k o s m i s c h e r T h ' i t i g k e i t u n d e n d l i c h

w i e d e r s y n t h e t i s c h a u f z u b a u e n — a l s

hö chs te s Zie l — e ine e ig ene , f r e i e , un

a b h ä n g i g e , d o g m e n l o s e , ü b e r s i n n l ic h e

We l t a n s c h a u u n g " —

Sterns literarisches Bulletin

der Schweiz

H e ra u sg e b er R e i n h o l d M a u r i c e v. S t e r n ,

R e d a k t e u r K r u s t K r o n i e r , Z ü r i c h .

No. 12., sechster Jahrgang.

E i n e d e r i n t e r e s s a n te s t e n R e v u e n

d e u t s c h e r L i t e r a t u r A u s d e r g e n a n n t e n

L i e f e r u n g h e b e n w i r h e r v o r : J o h a n n e schlaf „ G e r t r b d " . Vo n B . M a r q u a r d t .

— „ D e r Ph i li s t e r u n d d i e L a n d s c h a f t " .

Vo n M . R . v o n S t e r n . — O t t o J u l i u s

B i e r b a u m : „ S t i l p e " . V o n A l f re d G u t h .

— K o n r a d Te l m a n n : „ D a s E n d e v o m

L i e d " . Vo n I I . E . K r o m e r.

Verantwort lich für Redakt ion und Verlag: A d ol f Br a n d , B erl in-Neurahnsdorf .Druck von A r t h u r S ch o le n i , Be rl in C, Rosss t r. 3 .

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. • • - \ . • . : ; . • ,

P* - -

mein Ge-mach die W elt.

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f=£ ff s I i J>

Weib, du wir st mit ö - den Hän-den nim-m er

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£ ^* —rSchlie-sse Ta^dein kal- tespen-den,was der Traura mir lie g-e-sellt.

sä t - © - ^o :xrwr -o- o3CE ^ z*:

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feÖ i i i •5 PP ^ ^*Au-g-ejSchleich ein Weil-chen noch zu- rück ;la ss mich blind und ieg-los süu-menund er-

J-| p j j ~ ^ I ^WS OL lA Jj

KT i E - O -

limin. ma espressivo

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k) z.p O iq en e , J u

Wralihverll ich ß ir Redaktion und l erlag: Adolf Bland, /terlin-A eiira/insdi t /,

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8/9/2019 Der Eigene : 1898-01

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S c h u s t e r L o e f f le r, V e r l a g ,H K K U N .

Det l ev v. UM en cro n ,A d j u t a n t e n r i t t e .

Mit deml 'o r t ra t i lesDtc lucr« , rad ier tvon l 'nif Kruu»kn|it.

Pre is Mk. a —, «.b. Mk. 3,—.l.ilii'iicron ist ein 1'tn-t und ein

frisr.lii-i, ^«•sundi-r, »-in crltti-r 1'tn-t,<l»:r uns dirit Simi t-nizm-ki, 1I.1«Her* fnWifiiit und dt« Si-.:Ic anl-wühlt mit der Kr all si-im-i I,«id «ti-schaft. //V///. AlulLr.

Det l ev v. L ü i en c ro n ,Ged i ch t e .

Pnt is Mk. *,—, geb . Mk. «,—.Kin lliitlt, d.ts mit No twend igkeit bt'titeikt \hi-rdcn inhs>le

i hvoUor Fontane.Det l ev v. L ü i e n c r o n ,

Net te Gedich te .Preis Mk. 3 , - , gut». Mk. 4.—.

Je de s Li inier uiiselie t'.«ditlitspiegelt t-in aussei lieh oder innerlich erlehtes <ies*'heltnis wieder.Daru m sind sein»; Ge»lichte unve r-gängliclit: Perlen der deuts« heuLitera tu r.

*IItititbttrgcr Frettukublatt*.

Det l ev v. L ü i en c ro n ,Der Ha i d eg ü n g er.

Pre is Mk. 1,50, geh. Mk. 2,50.Der l'uLsclihii> modernen Le

bens, den wir sn hinge in unserergefüHUdttäehgen und mintietäudetn-ileu Lyrik so sehr veiiuisst Indien.

Ai/icU Hits*.Det l ev v. L ü i e n c r o n ,

Au sg ewäh l t e Ged i ch t e2, Tausend . Nur gebunden in elegantem Geschenkt) .md Mk. 5,—-.

So vi« strömende Liederffdh:kann auf die Dauer nicht vei Imrgenbleiben, Di« nein- Sammlung istzu reielthaltig und der Sehnt* ihrerSrtiönhcit, Weisheit und L iebe zugross , als d a s s ich mieli nicht eine«.k r i t i schen Gange s" durch sie überhöhen lüMeu konnte. Das Coethe-sche Wort hat sich hier wiedereinmal bewa hrt. GiriH nur hineinins volle Menschenleben Man mussfrei ieh ein gionser Diehi.-r d.nuse in . nl't**Mi-/u- y.t*f

Det l ev v. L ü i e n c r o n ,l*oßgfred.

Knnterbttntes lipo» in j Ca u t u s se n .Preis Mk 3,—, geh. Mk. 4.—.DusSpiegelbild einer t eichen, ge-

aunden, leicht beweglichen Dichter-sccle. m\'0ssiichc Ztg.*

Ri ch ard Deh mel ,E r l ö s u n g e n .

Preii Mk 3,—, geb. Mk. 4,—.Lines jener Uiiclier, di e zu allen

Zeiten selten gewesen sind wie Goldim Harz.

Heinrick Hart,R i c h a r d D e h m e l ,

We i b und Wel t .Preis Mk. 3,—, gel». Mk. 4,—.

Wenn Lüiencron Mir di e neueLyr ik der Ansto««gebende gewesenist, so wird Dehmel der Erfüllendesein, Uni) noch mehr als jener wirder den We r d e g a n g der modernenLyrik beeinflussen.

9Dis Zeit*t Wien.

. Tjscher, Uerlafl,B K K I . I N .

Gerh ar t Hau p t man n :Di e We b er . S ch au sp ie l aus

d e n 4 0 e r lnhrt.11 l'rcis MI.. 2, —.

Han n e l es Hi m mel f ah r t . Kn ieTraii}iidiclit* 'iig.

l 'rcis Mk. 2. —.

D i e v e r s u n k e n e G l o c k e . Eindeutsches Mii rchcndrama.

l rcis Mk. j — .

Otto Er ich Har t leben :M ei n e Ver se . Ged i ch te .

l 'rcis Mk. 3,5 0.

Han n a Jag e r t . Ko mö d i e .l'rcis MI;. 2, —.

Di e Gesch i ch t e vo m a b g er i s sen en Kn o p fe .

l'rcis Mk. 2, —.

John Henry Mackay :Wi e d e rg e b u r t . he r „Di ch

tungen" i l r i t te Fo lge.l'rcis Mk. 2, —.

Hermann Bahr:R e n a i s s a n c e . Als vierte Reihe

zur „Kritik der Moderne".l'rcis Mk. 3, 50 .

Fel ix Hol laender :S t u r m w i n d i m We s t e n .

Berliner Koiu.in.l 'rcis Mk. 4, —.

Dr. Bruno Wille.Di e P h i l o so p h i e d e r Bef r e i u n g ,

l'rcis Mk. 5, —.

Mitarbeiter/u r gemeinsamen Ausübung

der wissen schaft l ichen l lauil-schr il icu-1 H'i il inig suche ichp h i l o s o p h i s c h b e f ä h i g t e n , un -ab h än g i g en M i t a rb e i t e r ( au chDame) .

Jl. 0. Schubert,Grap h o l o g e ,

Colditz i. Sa.

Ccheitbaiiers «^ Stenographie

Keine vers tärk ten Zeichen ;deutl ichste, kürzeste Schrift ;keine S iegel , für jede Sprachean wen d b ar ; in e iner S tunde zuerfassen ; verdräng t jedesandereS y s t e m ; L e h r b u c h 60 Pf.

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OTTO WE ER

I . E I I ' Z I G .

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8/9/2019 Der Eigene : 1898-01

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« ücctiM$niu$.Von

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Die Alc hymie .Die As trologie und «las Divi-

na t ionswesen.Das I lexenwesen in se iner Ge

schichte und seinen Ers c he inunge n .

Die weisse Magie .Die Theurgie .D ie Ne kroma n t i e .Vergle ichung der Phänomene

des Spiritismus mit denendes Occultisinus.Mit 12 Illustrationen.

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III. The i l .

Der Occulfismus « •« « des Jllterliiiiis.

Erster Hall>l>and: D er Occul-tismus der Akkader, Baby-lonier, Chaldäer, Assyrer,Meder, Perser, Inder, Aegyp-ter, HebrKer.

Zweiter I la lbba ml: Der Occultisinus der Griechen, Kölner,Nenpyt lmgoräcr, Neupla toni-ker, Gnostiker, Manichäer,Germanen und Kelten, Barbaren.

T' Compl. In elnam Bandebrooh. Mk. 18,—, jeb. Mk. 20,—.

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die Verlagshnndlung aufVerlangen.

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Der Occiiin$imi$d e r

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D r. L. K u h l e n b e c k .Preis Ml;. | ,_-.

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des Uaisvnyaiu..Die indische Ars amaloriad.i. das Lehrbuch der Liebe.

nebst demTollstii i i t l ig 'en Commentnre

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Der Fall Wilde11 u ]

Das Problem de r Homosexualität.Ein Protess und ein Interview