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„Der Einfluss des Wortakzents auf die Sprachproduktion bei Patienten mit Sprechapraxie“
MasterthesisStefanie Hettler, München
Vortrag in Salzburg am 13.10.2007
III Symptomatik der Sprechapraxie (vgl. Ziegler 1991)
segmentale Ebene:Störung der Lautbildung:
• phonematische Paraphasien• phonetische Entstellungen• Mischformen
suprasegmentale Ebene:
Störung der Prosodie:
• veränderter Wortakzent• silbische Pausen• Vokal-Konsonantenlängung oder - kürzung
Auffälligkeiten im Sprechverhalten:
• artikulatorische und stumme Suchbewegungen (Initiierungsstörungen)
• Sprechanstrengung
Sprachproduktion
Symptomatik
I Definition Sprechapraxie
• ...die sprechmotorische Programmierung beeinträchtigt ist. Betroffen ist die Transformation des Outputs von der(abstrakten) phonologischen Ebene zur (konkreten)motorischen Ebene.
• (vgl. McNeil 1997; Code 1998)
• Die Sprechapraxie wird somit an der Schnittstelle zwischen der phonologischen (linguistischen) und der sprechmotorischen Ebene angesiedelt.
Die Sprechapraxie ist eine artikulatorische Störung, bei der...
Modelltheoretische Einordnung
II Modelltheoretische Einordnung
• Sprechapraxie im Modell von Levelt et al. (1999) modifiziert von Aichert et al. (2004).
konzeptuell-semantisches System
konzeptuelle Repräsentation
semantisch-syntaktische Encodierung
phonetisch-phonologisches System
morphologische Encodierung
phonologische Encodierung..........................
..................
phonetische Encodierung
Artikulation
Aphasie
Aphasie
Sprechapraxie
Dysarthrophonie
mentales Silbenlexiko
n
mentales Lexikon
[ˈmoːt‿sart]
III Lokalisation
• Broca-Zentrum? (z.B. Hillis et al. 2004)
• linker frontaler und temporoparietaler cortex? (z.B. McNeil et al. 2000)
• vordere, linke Inselregion? (z.B. Dronkers et al. 1996; Dogil et al. 2003)
• Basalganglien? (z.B. Square et al. 2001)
III Lokalisation
• „... eine flüssige Artikulation ist wahrscheinlich die komplexeste motorische Leistung der Menschen..“ Levelt (1989)
• Die sprechmotorische Programmierung ist ein komplexer Prozess, der auf einem Netzwerk aus verschiedenen Hirnregionen basiert.
• Die Sprechapraxie ist daher wahrscheinlich nicht in einem spezifischen Hirnareal lokalisiert, sondern auf mehrere Hirnareale „verteilt“.
IV Die Studie
• Einflussfaktoren auf die Sprachproduktion (vgl z.B. Odell 1990, Deger et al 2002, Aichert et al. 2004, Liepold et al 2003):
Sprachproduktion
Silbenfrequenz Lexikalität
Silbenstruktur
Komplexität linguistischer Anforderungen
IV Die Studie
• Ziel der Untersuchung:
• Der Einfluss des Wortakzents auf die Sprechmotorische Leistung von Patienten mit Sprechapraxie
• Fragestellungen:
1. Gibt es einen Unterschied in der Fehler-häufigkeit bei der Produktion von Wörtern mit trochäischem vs. jambischen Mustern?
2.Unterstützt der trochäische Wortakzent die Sprechmotorik bei Patienten mit Sprechapraxie?
IV Die Studie
•Methode und Untersuchungsdesign
• Material I: Zweisilber, Nomen:
Liste 1CV.CV(C)Trochäus
Liste 2CV.CV(C)Jambus
Liste 3CVC.CV(C)Trochäus
Liste 4CVC.CV(C)Jambus
Liste 5CCV.C(C)V(C
)Trochäus
Liste 6CVC.C(C)V(C
)Jambus
Pater /ˈpaːtɐ/
Kanal /kaˈnaːl/
Wespe /ˈvɛspə/
Delfin /dɛlˈfiːn/
Flasche
/ˈflaʃə/Student /ʃtuˈdɛnt/
Vase /ˈvaːzə/
Fasan /faˈzaːn/
Liste /ˈlɪstə/
Mentol /mɛnˈtoːl/
Stufe /ˈʃtuːfə/
Krokant /kroˈkant/
... 10. ... 10. ... 10. ... 10. ... 10. ... 10.
IV Die Studie
•Material II:
•Dreisilber Nomen:
Liste 7Trochäus + Auftakt
Liste 8Daktylus
Tomate /toˈmaːtə/
Königin /ˈkø:nɪɡɪn/
Banane /baˈnaːnə/Paprika /ˈpaprɪka/
IV Die Studie
•Abgeprüft wurden die Modalitäten:
1. Nachsprechen: 3 Durchgänge
2. Lesen: 1 Durchgang
IV Die Studie
•Auswertung (Zweisilber):
1. Quantitativ: Anzahl Fehler Trochäus vs. Jambus
2. Qualitativ: Zuordnung zu den Fehlerkategorien :
• segmental: Elisionen, Substitutionen, Entstellungen, Additionen, Metathese
• suprasegmental: Intersilbische Pausen, Vokal-oder Konsonantenlängungen, Vokalkürzungen, veränderter Wortakzent
1. Sprechverhalten: artikulatorisches Suchverhalten, artikulatorische Suchbewegungen, keine verbale Reaktion möglich
IV Die Studie
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
Fehler TrochusNachsprechen
2 7 12
FehlerJambusNachsprechen
15 20 23
CV.CV(C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Fehler Trochus Lesen
2 4 4
Fehler Jambus Lesen
6 6 9
CV.CV( C) CVC.CV(C) CCV.(C)CV(C)
Ergebnisse quantitativ
Pat. Frau M.; graphische Darstellung der quantitativen Fehlerauswertung bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur, Modalität Nachsprechen; trochäisch betonte Wörter: n=90; jambisch betonte Wörter: n=90. Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 30 Items.
Pat. Frau M.; graphische Darstellung der quantitativen Fehlerauswertung bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur, Modalität Lesen; trochäisch betonte Wörter: n=30; jambisch betonte Wörter: n=30. Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 10 Items.
IV Die Studie
•
0
2
4
6
8
10
12
14
FehlerTrochusNachsprechen
0 4 9
Fehler JambusNachsprechen
5 12 12
CV.CV(C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
0
1
2
3
4
5
6
7
Segmentale Fehler Lesen Trochus
1 1 1
Segmentale Fehler Lesen Jambus
2 3 6
CV.CV( C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
Ergebnisse qualitativ; segmentale Ebene
Pat.: Frau M.; graphische Darstellung der qualitativen segmentalen Fehlerauswertung bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktr; Modalität Lesen; trochäisch betonte Wörter: n=30; jambisch betonte Wörter: n=30
Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 10 Items.
Pat. Frau M; graphische Darstellung der qualitative segmentalen Fehlerauswertung bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur, Modalität Nachsprechen; trochäisch betonte Wörter: n=90; jambisch betonte Wörter: n=90.
Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 30 Items.
•
Ergebnisse qualitativ; suprasegmentale Ebene
02468
10121416182022
Fehler Nach- sprechen Trochus
2 4 3
Fehler Nach- sprechen Jambus
13 16 20
CV.CV (C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
IV Die Studie
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Suprasegmentale Fehler Lesen Trochus
0 2 3
Suprasegmentale Fehler Lesen Jambus
6 6 14
CV.CV(C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
Pat. Frau M.; graphische Darstellung der qualitative suprasegmentalen Fehlerauswertung bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur Modalität Nachsprechen; trochäisch betonte Wörter: n=90; jambisch betonte Wörter: n=90.
Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 30 Items.
Pat. Frau M.; graphische Darstellung der qualitativen suprasegmentalen Fehlerauswertung bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur, Modalität Lesen; trochäisch betonte Wörter: n=30; jambisch betonte Wörter: n=30.
Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 10 Items.
IV Die Studie
•Ergebnisse qualitativ; Sprechverhalten
0
2
4
6
8
10
12
SprechverhaltenTrochus
2 2 3
SprechverhaltenJambus
6 9 11
CV.CV (C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
Pat.: Frau M.; graphische Darstellung der qualitativen Fehlerauswertung auf der Ebene des Sprechverhaltens bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur, Modalität Lesen; trochäisch betonte Wörter: n=30; jambisch betonte Wörter: n=30.
Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 10 Items.
Pat. Frau M.; graphische Darstellung der qualitative Fehlerauswertung auf der Ebene des Sprechverhaltens bzgl. unterschiedlicher Silbenstruktur, Modalität Nachsprechen; trrochäisch betonte Wörter: n=90; Jambisch betonte Wörter: n=90.
Pro Gruppe bzgl. der Silbenstruktur: je 30 Items.
0
1
2
3
4
5
Fehler SprechverhaltenLesen Trochus
2 3 2
Fehler SprechverhaltenLesen Jambus
2 4 1
CV.CV(C) CVC.CV(C) CCV.C(C)V(C)
IV Die Studie
•Schlussfolgerungen:
•Frage 1: Gibt es einen Unterschied in der Fehlerhäufigkeit bei der Produktion von Wörtern mit trochäischen Mustern vs. jambischen Mustern?
•Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei jambischen Wörtern quantitativ deutlich mehr Fehler produziert werden als bei trochäischen.
IV Die Studie
• Frage 2: Unterstützt der trochäische Wortakzent die Sprechmotorik bei Patienten mit Sprechapraxie?
• Sowohl bei einfachen wie auch komplexen Silbenstrukturen zeigen sich Jamben störanfälliger als Trochäen. Dies gilt für beide Modalitäten.
• Bei Problemen in der Realisierung auf segmentaler Ebene reagieren Patienten mit Veränderungen auf suprasegmentaler Ebene. Dies scheint die Produktion zu erleichtern.
• Fehlermuster „veränderter Wortakzent“ wird bei Jamben wesentlich häufiger produziert als bei Trochäen, dies betrifft vor allem komplexe Silbenstrukturen.
• Es können Veränderungen von jambischen in trochäische Muster beobachtet werden.
• Es wird niemals ein trochäisches Muster in ein jambisches verändert.
• Es finden sich bei Produktionsproblemen Überbetonungen des trochäischen Musters.
• Bei den Dreisilbern wird ebenfalls das trochäische Muster bei der Produktion bevorzugt.
IV Die Studie
• Einflussfaktoren auf die Sprachproduktion (vgl. Odell 1990, Deger et al 2002, Aichert et al. 2004, Liepold et al 2003):
Sprachproduktion
Silben-frequenz Lexikalitä
t
Silben-struktur
Komplexität linguistischer Anforderungen
Wortakzent
Konsequenzen für...
• Diagnostikmaterial
• Therapiematerial
Diskussion/Ausblick• Objektive Signalanalyse (Kategoriale Wahrnehmung)
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• Überprüfung auf Phrasenebene
• Überprüfung in einer jambischen Sprache
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !