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28.11.2018 / Christoph Schröder Der Einfluss regionaler Preisunterschiede auf die Betroffenheit von relativer Einkommensarmut

Der Einfluss regionaler Preisunterschiede auf die Betroffenheit … · 2018. 12. 13. · 3 Neue regionale Muster bei der Kaufkraftarmut: ... D West Ost 15,4 15,3 15,1 14,4 14,9 15,6

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Der Einfluss regionaler Preisunterschiede auf die Betroffenheit von relativer Einkommensarmut

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Diese Agenda ist auf Grundlage des Folienlayouts Titel und Inhalt erstellt. Diese Beispieltabelle ist auf 6 Agendapunkte ausgelegt. Durch das Tabellenformat kann diese Agenda ohne Aufwand angepasst werden. Vermeiden Sie zu viele Agendapunkte auf einer Folie. Fügen Sie bei Bedarf lieber eine weitere Folie ein. Vorschlag: Wiederholung Sie die Agendafolie im Rahmen der Präsentation als optionale Abschnittseinteilung und heben Sie den aktuellen Agendapunkt farbig hervor.

2

1 Armutsgefährdung: Nach nationalem oder regionalem Maßstab?

2 Preisbereinigung: Von der Einkommensarmut zur Kaufkraftarmut

3 Neue regionale Muster bei der Kaufkraftarmut: Stadt-Land-Gefälle statt Ost-West-Gegensatz

4 Gründe für die hohe Armutsgefährdung in Städten

Agenda

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Armutsgefährdung nach dem Regional- oder nach dem Nationalkonzept

• Exklusion findet im Nahbereich statt. Im Vordergrund steht die örtliche Gemeinschaft, die Nachbarschaft und das gemeinsame Beisammensein.

• Die Kaufkraft des Euro ist regional unterschiedlich. Besonders gilt dies für Mieten und Wohnungspreise.

Für den Vergleich innerhalb von Regionen spricht:

• Nach Art. 72 (2) GG sollen in Deutschland „gleichwertige“ Lebensverhältnisse hergestellt werden.

• Auch die Armutsdefinition der EU beruft sich auf die Lebensverhältnisse der Mitgliedsstaaten als Ganzes.

Für den Vergleich auf nationaler Basis spricht:

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• Horizontale Ungleichheit: Zwischen den Regionen.

• Vertikale Ungleichheit: Ungleichheit innerhalb der Region.

Unterscheidung horizontale und vertikale Ungleichheit

• Armut(sgefährdung) mit nationalem Schwellenwert: Mischung aus horizontaler und vertikaler Ungleichheit.

• Frage für Analyse und Handlungsempfehlungen: Hat eine Region hohe Armuts-gefährdung (bei nationalem Schwellenwert) aufgrund großer Einkommens-unterschiede, oder weil die Region ein niedriges Einkommensniveau hat?

Armutsgefährdung

• Es erscheint sinnvoll, Armutsgefährdung sowohl nach Regional- als auch nach Nationalkonzept zu betrachten.

Schlussfolgerung

Horizontale und vertikale Ungleichheit

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• Preisniveau ist zwischen den Regionen stark unterschiedlich.

• Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): Teuerster Standort (München) hat 31 Prozent höhere Lebens-haltungskosten als der kostengünstigste Kreis (Tirschenreuth).

Preisniveau

• Ein einheitliches Budget hat damit regional eine stark unterschiedliche Kaufkraft.

• Daher muss der Armutsschwellenwert an das Preisniveau angepasst werden.

• Dies führt von der relativen Einkommensarmut zur relativen Kaufkraftarmut.

Kaufkraft

Armutsgefährdung und Preisbereinigung

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Datengrundlage für regionale Preise

• Erhebung des BBSR auf Kreisebene für das Jahr 2009 mit über 7 Millionen Einzelinformationen.

• 72 Prozent des Warenkorbs des Statistischen Bundesamts werden somit abgedeckt.

Umrechnung

• Fortschreibung der Preise mit Preisindices nach Bundesländern bis 2014 und Aggregation auf Anpassungsschichten.

• Bereinigung der Individualeinkommen um Kaufkraft-disparitäten.

Kritik

• Preisunterschiede für Einkommensarme wären geringer.

• Nicht alle Ausgaben werden vor Ort getätigt.

• Bessere Infrastruktur in Städten (z.B. Auto verzichtbar).

Berechnung der Kaufkraftarmut

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Quellen: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2014; BBSR; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen

Relative Kaufkraftarmut Relative Einkommensarmut

in Prozent der Bevölkerung im Jahr 2014

Armutsgefährdungsquoten und Preisbereinigung

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Quellen: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2014; BBSR; eigene Berechnungen

Einkommensarmutsquote Kaufkraftarmutsquote

in Prozent der Bevölkerung im Jahr 2014

Die Top-10 Regionen der Armutsgefährdung

22,8

23,0

23,5

23,6

23,8

24,0

24,1

26,2

28,4

28,5

Bielefeld, Nürnberg

Dortmund

Düsseldorf

Frankfurt am Main

Berlin Mitte/West

Bremen

Duisburg

Köln

Gelsenkirchen

Bremerhaven

22,7

23,4

23,6

23,7

24,1

24,2

24,3

24,8

30,7

32,7

Bremen

Harz, Mansfeld-Südharz

Dortmund

Mecklenburgische Seenplatte

Leipzig

Altmarkkreis Salzwedel, Stendal

Vorpommern-Rügen, -Greifswald

Duisburg

Gelsenkirchen

Bremerhaven

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Quellen: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2014; BBSR; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen

Intraregionale Einkommensarmutsquote in Prozent der Bevölkerung

Regionales Kaufkraftniveau in Euro

Armutsgefährdung inter- und intraregional

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Quellen: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2014; BBSR; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen

100 100 100 101,1

102,9 101,8

95,7

88,6

92,7

60

65

70

75

80

85

90

95

100

105

110

Preisniveau Einkommen(Median)

Kaufkraft (Median)D West Ost

15,4 15,3 15,1 14,4

14,9 15,6

19,1

16,8

12,8

0

4

8

12

16

20

Einkommensarmut Kaufkraftarmut IntraregionaleEinkommensarmut

D West Ost

Index, D = 100 in Prozent der Bevölkerung

Armutsindikatoren im Ost-West-Vergleich

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Quellen: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2014; BBSR; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen

100 100 100

105,4

98,2

93,1

98,5 100,5

101,9

60

65

70

75

80

85

90

95

100

105

110

Preisniveau Einkommen KaufkraftD Stadt Land

15,4 15,3 15,1

18,7

21,4

16,9

14,5 13,7

14,3

0

5

10

15

20

25

Einkommensarmut Kaufkraftarmut IntraregionaleEinkommensarmut

D Stadt Land

Index, D = 100

in Prozent der Bevölkerung

Armutsindikatoren im Stadt-Land-Vergleich

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•Durch die Berücksichtigung der regionalen Preisunterschiede reduziert sich das Ost-West-Gefälle der Armutsgefährdungsquote von 5,7 auf 1,9 Prozentpunkte.

•Thüringen, Brandenburg und Sachsen fallen unter den Bundesdurchschnitt.

Ost-West-Gefälle

•Das Stadt-Land-Gefälle erhöht sich von 4,2 auf 7,7 Prozentpunkte.

•Auch wirtschaftsstarke Großstädte wie Düsseldorf und Frankfurt weisen preisbereinigt sehr hohe Armutsgefährdungsquoten von über 23 Prozent auf.

•Höchste Armutsquoten finden sich in den strukturschwachen Städten Bremerhaven und Gelsenkirchen.

Stadt-Land-Gefälle

•Regionalförderung sollte auch unter dem Gesichtspunkt der Armutsbekämpfung nicht mehr einseitig auf Ostdeutschland ausgerichtet sein.

Schlussfolgerung

Einfluss der Preisbereinigung auf regionale Muster der Armutsgefährdung

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Gründe für die hohen Armutgefährdungs-quoten in Städten

• Medianeinkommen 2 Prozent niedriger.

• Preisniveau 7 Prozent höher.

• Hohe Wirtschaftsleistung der Städte auch durch viele Einpendler.

Kaufkraft in Städten um 9 Prozent niedriger als auf dem Land

• Neben Gutverdienern viele Personengruppen mit hoher Armutsgefährdung (Migranten, Alleinerziehende, Arbeitslose).

• Personengruppen mit hoher Armutsgefährdung sind in Städten besonders häufig kaufkraftarm.

Städte sehr heterogen

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Quellen: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2014; BBSR; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen

Kaufkraftarmut in Prozent der Bevölkerung

Bevölkerungsanteil in Prozent

Bevölkerungsstruktur und Kaufkraftarmut im Stadt-Land-Vergleich

21,4

5,7

15,1

33,0

27,8

38,2

58,4

13,7

5,5

11,5

21,4

23,3

29,5

45,2

-5 5 15 25 35 45 55 65

Insgesamt

Bevölkerung ohne Risiko-Gruppen

ohne Migrationshintergrund

mit Migrationshintergrund

Alleinstehende

Alleinerziehende

Arbeitslose im Haushalt

Land Stadt

36,4

34,1

30,4

9,0

7,0

53,3

22,1

20,5

7,8

5,4

Bevölkerung ohne Risiko-Gruppen

mit Migrationshintergrund

Alleinstehende

Alleinerziehende

Arbeitslose im Haushalt

Land Stadt

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Schlussfolgerungen für die Politik

• Rund die Hälfte des Stadt-Land-Gefälles der Kaufkraftarmut erklärt sich durch die unterschiedliche Bevölkerungsstruktur.

• Für Personen in Haushalten ohne Arbeitslose und ohne Migrationshintergrund beträgt das Stadt-Land-Gefälle nur ca. 3 Prozentpunkte (insgesamt 7,7 Prozentpunkte).

Städte: Bevölkerungsstruktur mit-entscheidend

• Zielgruppenorientierte Maßnahmen zur Armutsbekämpfung können Stadt-Land-Gefälle und allgemein regionale Unterschiede verringern.

• Eventuell mit Regionalpolitik Schwerpunkte setzen (Verzahnung Wirtschaftsförderung und Armutsbekämpfung)

Zielgruppenorientierte Maßnahmen

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• Frühkindliche Bildung qualitativ und quantitativ ausbauen und Betreuungsangebote für Alleinerziehende stärken.

• Ganztagsschulen stärken sowie Förderinfrastruktur an Schulen ausbauen (Sozialpädagogen, Schulpsychologen, Mentoren).

Bildung

• Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse fördern.

• Sprachförderung für Migranten ausbauen.

• Mehr Mittel für Langzeitarbeitslose (Rechtskreis SGB II) durch höhere Betreuungsdichte besonders bei Jugendlichen.

• Befristete Lohnsubventionen.

Integration

Zielgruppenorientierte Maßnahmen

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+49 (0)221 4981-773

Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen

Christoph Schröder