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4 genosphären 06/08 Ausgerechnet ein katholischer Mönch gilt als Vater der Genetik: Gregor Mendel. Förderung von Kindesbeinen an, stetige Unterstützung durch Mentoren und geistige Freiheit gehörten zu den Ingredienzien seiner Erkenntnisse über die Regeln der Vererbung. Wie viele andere Genies war auch Mendel seiner Zeit weit voraus. TEXT: TIM SCHRÖDER FOTOS: CHRISTINE WURNIG Der Erbsenzähler: Gregor Mendel und die Gene Kalt und feucht war es im Altbrünner Stift. Selbst an sonnigen Sommertagen kroch den Brüdern des Augusti- nerordens die Kälte in die Knochen. Das schlossähnliche Gebäude, errichtet im 14. Jahrhundert von Zisterziense- rinnen, war einst ein Bollwerk gegen Feinde und Winter- kälte gewesen, mit dicken Mauern, die allerdings auch die warme Luft aussperrten. Johann Gregor Mendel war froh, wenn die Märzsonne endlich wieder so stark strahlte, dass er hinausgehen konnte in sein Treibhaus, draußen im Klos- tergarten, wo das Licht seine klammen Finger wärmte. Dieses Bild – der friedlich forschende Mönch Gregor Mendel (1822-1884) im Garten – ist ein Stereotyp, das heute alle Schülerinnen und Schüler im Biologieunterricht lernen, zusammen mit den fundamentalen Vererbungsre- geln, den Mendel’schen Regeln. Das sind jene statistischen Gesetzmäßigkeiten, die Mendel durch akribische Erbsen- zucht herausschälte. Allerdings währte Mendels kreative Schaffensphase, die Zeit der Erbsenzählerei, die ihn weltberühmt machte, kaum zehn Jahre. Mendel war in erster Linie Geistlicher und Lehrer – und nicht Berufsforscher. 1868 wurde er im Alter von 46 Jahren in der Stadt Brünn, dem heutigen tschechischen Brno, zum Abt gewählt. Damit stürzten so viele administrative Alltagsaufgaben und Ehrenämter auf FORSCHEN Foto: Science Photo/picturedesk.com

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Ausgerechnet ein katholischer Mönch gilt als Vater der Genetik: Gregor Mendel. Förderung von Kindesbeinen an, stetige Unterstützung durch Mentoren und geistige Freiheit gehörten zu den Ingredienzien seiner Erkenntnisse über die Regeln der Vererbung. Wie viele andere Genies war auch Mendel seiner Zeit weit voraus.

TEXT: TIM SCHRÖDERFOTOS: CHRISTINE WURNIG

Der Erbsenzähler:Gregor Mendel und die Gene

Kalt und feucht war es im Altbrünner Stift. Selbst an sonnigen Sommertagen kroch den Brüdern des Augusti-nerordens die Kälte in die Knochen. Das schlossähnliche Gebäude, errichtet im 14. Jahrhundert von Zisterziense-rinnen, war einst ein Bollwerk gegen Feinde und Winter-kälte gewesen, mit dicken Mauern, die allerdings auch die warme Luft aussperrten. Johann Gregor Mendel war froh, wenn die Märzsonne endlich wieder so stark strahlte, dass er hinausgehen konnte in sein Treibhaus, draußen im Klos-tergarten, wo das Licht seine klammen Finger wärmte.

Dieses Bild – der friedlich forschende Mönch Gregor Mendel (1822-1884) im Garten – ist ein Stereotyp, das

heute alle Schülerinnen und Schüler im Biologieunterricht lernen, zusammen mit den fundamentalen Vererbungsre-geln, den Mendel’schen Regeln. Das sind jene statistischen Gesetzmäßigkeiten, die Mendel durch akribische Erbsen-zucht herausschälte.

Allerdings währte Mendels kreative Schaffensphase, die Zeit der Erbsenzählerei, die ihn weltberühmt machte, kaum zehn Jahre. Mendel war in erster Linie Geistlicher und Lehrer – und nicht Berufsforscher. 1868 wurde er im Alter von 46 Jahren in der Stadt Brünn, dem heutigen tschechischen Brno, zum Abt gewählt. Damit stürzten so viele administrative Alltagsaufgaben und Ehrenämter auf

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ihn ein, dass er sich bis zu seinem Tod 16 Jahre später nie wieder intensiv der Pflanzenzucht widmen konnte.

„Mendel war kein Mönch wie man ihn sich heute vorstellt. Er war Lehrer, Forscher und Verwaltungsleiter zugleich und stand im öffentlichen Leben“, erklärt Ulrich Wobus, bis 2007 Direktor des Leibniz-Instituts für Pflan-zengenetik und Kulturpflanzenforschung im deutschen Gatersleben. Und so hat Mendel nur eine einzige nennens-werte wissenschaftliche Publikation verfasst, jene, die die Ergebnisse seiner langjährigen Erbsenzucht enthält. Doch diese eine alles entscheidende Veröffentlichung machte ihn unsterblich.

Generationen von MerkmalenGregor Mendel war ein Kind seiner Zeit. Am Anfang

des 19. Jahrhunderts brannten viele Forscher darauf, das Rätsel der Vererbung zu lösen. Die meisten Botaniker und Naturforscher glaubten, dass sich durch Kreuzung die Eigenschaften von Vater und Mutter in der nächsten Gene-ration vermischten. Gemäß dieser „Vermischungshypothe-se“ betrachtete man bei der Vererbung einzelne Merkmale, beispielsweise die Oberflächengestalt von Erbsensamen oder die Blütenfarbe, nicht getrennt voneinander. Den Or-ganismus nahm man eher in seiner Gesamtheit wahr.

Der Franzose Michel Sageret war in den 1820er Jahren einer der Ersten, die es anders machten. Bei der Kreuzung von Melonensorten erkannte er, dass sich die Nachkom-men deutlich in bestimmten Merkmalen unterschieden und klar entweder dem einen oder anderen Elternteil glichen – keine Spur von Vermischung. Sageret verwendete dafür bereits den Begriff „Dominanz“. Diesen hatte Anfang des

19. Jahrhunderts der italienische Naturforscher Georges Gallesio bei der Kreuzung von Nelken und Zitrusfrüchten geprägt.

Ob Mendels Blick fürs Detail, für die charakteristischen Eigenschaften seiner Erbsen durch die frühen Arbeiten von Forschern wie Sageret oder Gallesio geschärft wurde, weiß niemand. Sicher ist allerdings, dass seinen Vorgängern das entscheidende Gespür für Zahlen gefehlt hatte. Oder anders: Vor Mendel kam niemand auf die Idee, die Verer-bung mit Hilfe der Statistik zu erklären. Zahlen gehörten in das Reich der Mathematik und Physik. Was aber sollten sie mit der belebten Natur zu tun haben? Um dies zu erkennen, bedurfte es eines gewitzten Mannes wie Gregor Mendel mit Sinn für Statistik.

Förderung von Anfang anDer erst nach seinem Tod als „Genius der Genetik“

gefeierte Mann wird 1822 im deutschsprachigen mährischen Heinzendorf (Hynčice) als Johann Mendel geboren. Seinen Namen Gregor wird er erst mit der Aufnahme bei den Augustinern erhalten. Seine Eltern sind Bauern und leben in bescheidenen Verhältnissen. Zur Familie gehören außerdem zwei Schwestern.

Der kleine Johann hilft seinem Vater und auch dem Pfarrer bei der Arbeit: Er lernt Obstbäume zu kultivieren, zu pfropfen und zu veredeln. Den Eltern dämmert bald, dass der Kleine ein ausgesprochen schlauer Kerl ist. Auch sein Lehrer setzt sich dafür ein, dass Johann nach der Volks-schule die weiterführende Schule im nahen Lipník (Leipnik) besuchen kann. Mendel beendet die Abschlussklasse mit einem „Hervorragend“ und darf anschließend aufs Gymnasi-um wechseln. Auch hier schließt er als einer der besten ab.

Das Lernen macht ihm Spaß und der wissbegierige Maturant will studieren, doch dafür muss er zunächst einen zweijährigen philosophischen Kurs absolvieren. Um das Geld für den Kursus aufzubringen, arbeitet er als Hausleh-rer. Eine seiner Schwestern schenkt ihm einen Teil ihrer Aussteuer. Doch das Geld reicht trotzdem kaum.

Nach den mageren zwei Jahren in Olomouc (Olmütz) weiß Johann zunächst nicht, wie er sein anschließendes

Ortrun Mittelsten ScheidWissenschaftliche Direktorin des Gregor-Mendel- Instituts für Molekulare Pflanzenbiologie, Österreichische Akademie der Wissenschaften

„Die Vererbung mit Mathematik erklären“

Gregor Mendel hat für unser Institut natürlich eine ganz besondere Bedeutung. Immerhin ist er unser Namens-patron und unser Logo symbolisiert das Ergebnis einer Kreuzung mit zwei unabhängig vererbten Merkmalen. Wie Mendel arbeiten wir an Pflanzen. Zwar stellt die moderne Genetik mit der Genomforschung gänzlich andere Fragen als die Wissenschaft zu Mendels Zeiten. Aber Pflanzen sind heute als Modellorganismen noch immer von unschätzba-rem Wert. Das gilt für ihre besondere Biologie mit unglaub-lichen Anpassungsleistungen, aber auch für die Übertrag-

barkeit allgemeiner Erkenntnisse auf Tiere und Menschen. Springende Gene zum Beispiel wurden ursprünglich an Pflanzen entdeckt und erst später bei Tieren nachgewie-sen. An Mendels Arbeit hat mich schon immer der mathemati-sche Ansatz, die Berechenbarkeit fasziniert, mit der man Vorstellungen über die Vererbung glasklar und signifikant überprüfen kann. Selbst unerwartete Ergebnisse können aufschlussreich sein: Signifikante Abweichungen geben uns immer einen Hinweis auf noch unbekannte Ursachen oder zusätzliche Faktoren. Da wird die Forschung schnell sehr spannend.

Ein kleines Erbsenbeet vor dem Altbrünner Stift erinnert an seinen berühmtesten Bewohner.

„Mendel war kein Mönch wie man ihn sich heute vorstellt. Er war Lehrer, Forscher und Verwal-tungsleiter zugleich und stand im öffentlichen Leben.“

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Karel RihaGruppenleiter am Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie, Österreichische Akademie der Wissen-schaften

„Mendel ganz nah sein“

Während meines Studiums habe ich mich Gregor Mendel häufig sehr nahe gefühlt – im wahrsten Sinne des Wortes: Ich habe in Brno Pflanzengenetik studiert, einen Kilometer Luftlinie vom alten Augustinerstift entfernt, in dem Mendel gelebt hat. Auch die erste Pflanze, mit der ich mich näher befasst habe, Silene latifolia, die Weiße Lichtnelke, hat mich sehr an Mendels Arbeit erinnert. Wie die Menschen besitzen auch die weiblichen Pflanzen der Weißen Licht-nelke zwei X-Chromosomen, die männlichen Pflanzen hingegen je ein X- und ein Y-Chromosom. Mendel hat die Auftrennung, die Segregation, in männliche und weibliche Silene-Pflanzen studiert. Er wollte herausfinden, ob die Bestimmung des Geschlechts den genetischen Regeln ent-spricht, die er in der Erbse beobachtet hatte. Im Rahmen meiner Doktorarbeit habe ich mich mit den zugrundelie-genden molekularen Mechanismen beschäftigt. Wenn man am Gregor-Mendel-Institut in Wien arbeitet,

wird man unweigerlich täglich mit dem Namensgeber konfrontiert. Zum Beispiel sind die Mendel’schen Gesetze für die Produktion von verschiedenen Mutanten hilfreich. Mit unserer aktuellen Arbeit konzentrieren wir uns auf den Aspekt der Genomstabilität. In den vergangenen zwei Jahren haben wir Ackerschmalwandzellen gezüchtet, denen Telomere fehlen. Das sind wichtige chromosomale Strukturen, die bei der Zellteilung und der Auftrennung der Chromosomen in die Tochterzellen eine bedeutende Rolle spielen. Normalerweise ist ein Organismus ohne Telomere nicht lebensfähig. Uns ist es gelungen, die Ackerschmal-wand mehr als zwei Jahre lang weiterwachsen zu lassen und wir haben inzwischen festgestellt, dass die Chromo-somen dieser Mutante ungewöhnlich dicke Fäden bilden. Jetzt versuchen wir herauszufinden, wie die Pflanze trotz fehlender Telomere überleben kann.

Studium finanzieren soll. Er fragt seine alten Mentoren und Lehrer um Rat. Dem Präfekten des Gymnasiums in Opava (Troppau) kommt die zündende Idee: Wenn Johann sich zu einem Theologiestudium und für ein Leben als Augustiner-mönch entschließt, übernimmt der Konvent die Studienge-bühren.

Ob Mendel damals bereits den Entschluss gefasst hatte, Priester zu werden, oder ob ihm die Aussicht auf ein Studium die Entscheidung erleichterte, weiß man nicht. Je-denfalls wird er 1843 mit dem Namen Gregor als Novize im Altbrünner Stift aufgenommen – und trifft damit auf einen ausgesprochen aufgeklärten Mentor: Abt Franz Cyrill Napp.

Abt Napp hat die Gabe, in seinen Novizen und Brüdern künstlerisches und wissenschaftliches Talent zu erkennen und fördert ihre Ausbildung. Unter anderem treibt er im Auftrag der Kaiserlich-Königlichen Mährisch-Schlesischen Ackerbaugesellschaft auf dem Klostergelände die theo-retische und praktische Pflanzen- und Tierzucht voran. In Mendel wird Napp endgültig den Naturforscher erwecken.

Mendel studiert zunächst Theologie. Im dritten Studi-enjahr wird er zum Priester geweiht, jetzt geht er täglich als Seelsorger ins Krankenhaus. Doch Mendel ist offenbar zu sensibel, das Sterben und Siechen setzt ihm zu. Man beschließt, dass er fortan lieber als Lehrer für Arithmetik und Griechisch arbeiten soll.

Allerdings scheitert der Schlaukopf Mendel kläglich bei der Prüfung zum Gymnasiallehrer, die an der Univer-sität Wien stattfindet. Mendel fehlt es an fundamentalem Wissen. Schlimm fällt etwa das Urteil zum Geologie-Aufsatz aus: Mendels Gedankengänge seien „trocken, unklar und verschwimmend“, sein Ausdruck „unpassend“ und „über-trieben“. Ein wahres Fiasko ist das Zoologie-Referat. Mendel ist am Boden zerstört, als die Prüfer ihr Urteil verkünden: durchgefallen.

Prägende Begegnungen in WienTrotzdem oder gerade deswegen geht Abt Napp in die

Offensive. Er schickt seinen Schützling nach Wien zum Stu-dium der Naturwissenschaften. Mendel soll seine Wissens-defizite ausbügeln. An der Wiener Universität lernt er zwei Menschen kennen, die für ihn besonders prägend sein wer-den: den Physiker Christian Doppler und dessen Nachfolger Andreas von Ettingshausen. Letzterer hat einige Jahre zuvor die Kombinationslehre entwickelt – eine frühe Methode, um schwer erkennbare Beziehungen zwischen Objekten einer Gruppe erfassen zu können.

Mit der Kombinationslehre lassen sich alle möglichen Gruppierungen von Elementen mathematisch beschreiben – Menschen, Zahlen oder eben auch Erbsen. Heute vermutet man, dass Ettingshausens Lehre Auslöser für Mendels spätere Eingebung gewesen sein könnte, die Erbsen aus sei-nen Kreuzungsversuchen zahlenmäßig zu erfassen. Ebenso einflussreich war Mendels Botanikprofessor Franz Unger, der Mendel mit den seinerzeit wichtigsten Bastardierungs-methoden und -forschungen vertraut machte.

Zurück in die SchuleMit diesem mathematisch-botanischen Rüstzeug kehrt

Mendel 1854 Wien den Rücken und reist wieder nach Brünn. Fortan arbeitet er als Lehrer. Mendel, ein leicht korpulenter Typ, liebt seinen Beruf und die Schüler lieben ihn. Er ist direkt, aber fair. Störenfriede bewirft er schon mal mit einer Handvoll Erbsen. Und wenn die Schüler bei der Schilderung des Kreuzungs- und Begattungsvorgangs kichern und tu-scheln, kontert er souverän: „Machen S´ keine Geschichten! Das sind natürliche Dinge.“

Und noch etwas macht den Lehrerberuf höchst wertvoll: Die Arbeit lässt Mendel erstmals genug Zeit für seine wahre Leidenschaft, die Zucht von reinerbigen Erbsen im Kloster-

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Linke Seite: Das Kloster war seine Forschungsstätte. Hier fand Gregor Mendel einige Jahre lang genug Ruhe für seine aufwändigen Experimente. Im Gregor-Mendel-Museum erfährt man mehr über die Arbeit des Genetik-Genies.

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Die bunten Bienenstöcke hinter dem Altbrünner Stift sind ein Vermächtnis von Gregor Mendel. Er unternahm Kreuzungsversuche mit den Schwarminsekten, scheiterte allerdings, weil noch zu wenig über deren Reproduktions-biologie bekannt war.

g e n o s p h ä r e n : Über Mendel, die Wiederentde-ckung seiner Regeln und die Entwicklung der Genetik wurde bereits viel geschrieben. Gibt es überhaupt noch Neues zu entdecken?

H o ß f e l d : Davon gehen wir aus. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben wir seit einigen Jahren sehr viel besseren Zugang zu Archiven in der Tschechischen Republik oder anderen ehemaligen Ostblockstaaten. Wir kooperieren unter anderem eng mit Kollegen in Prag. Dort und an anderen Orten forschen wir intensiv nach neuen Quellen. Unlängst ist ein Exemplar von Darwins Buch „Ursprung der Arten“ in Brno entdeckt worden – handre-digiert durch Mendel. Wir sind sicher, dass noch einiges zu finden ist.

g e n o s p h ä r e n : Gut 120 Jahre nach seinem Tod?H o ß f e l d : Durchaus. Mendel wurde im Laufe des

vorigen Jahrhunderts mehrfach politisch instrumentali-siert – erst von den Nazis, dann im Kommunismus. Seine Erkenntnisse wurden entsprechend ausgelegt. Wir gehen davon aus, dass viele historische Quellen unter Verschluss gehalten oder bewusst missachtet wurden. Solche Quellen könnten uns wichtige neue Informationen liefern.

g e n o s p h ä r e n : Im aktuellen Projekt beschränken Sie sich auf die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhun-derts. Sie enden mit dem Dritten Reich – warum untersu-chen Sie gerade diese Phase?

garten. Die Arbeiten im Gewächshaus und die Gärtnerei sind für ihn Meditation und Erholung, er steigt im großen Stil in die Kreuzungsversuche ein. Jeden Morgen geht er zum Gewächshaus, um zu prüfen, wie weit sich die Erbsenblü-ten entwickelt haben. Auf keinen Fall darf er den richtigen Zeitpunkt für die Bestäubung verpassen. Mit einem winzigen Messer und einem feinen Pinsel öffnet er die jungen Blüten. Führt er Besucher durch sein Gewächshaus, scherzt er: „Meine Aufgabe ist eben, zu kopulieren.“

Das Zufällige eliminierenMendel ist klar, dass er viele Erbsen benötigt, um aussa-

gekräftige quantitative Ergebnisse zu erhalten. Scharfsinnig schließt er: „Die wahren Verhältniszahlen können nur durch das Mittel gegeben werden, welches aus der Summe mög-lichst vieler Einzelwerte gezogen wird; je größer die Anzahl, desto genauer wird das bloß Zufällige eliminiert.“ Man schätzt, dass Mendel für seine Experimente etwa 13.000 Erbsenpflanzen züchtete und rund 350.000 Samen genauer untersuchte – eine beachtliche Leistung, immerhin arbeitete er hauptberuflich als Lehrer und Priester. Dennoch, Abt Napp unterstützte ihn und beschloss, für Mendel ein größe-res Treibhaus bauen zu lassen.

Was Mendels Arbeit für die damalige Zeit so ungewöhn-lich macht, ist die Tatsache, dass seine Versuchsanordnung bereits den Grundsätzen der heutigen Forschung entsprach: Mendel wählte zielsicher einzelne Merkmale und verein-fachte damit die Fragestellung. Er wertete die Merkmale aller gezüchteten Samen vollständig aus, nutzte statistische Verfahren und gab sich nicht mit der bis dahin üblichen qualitativen Beschreibung zufrieden. Alles zusammen war die Grundlage dafür, dass Mendel eindeutig die Unabhän-gigkeit und Aufspaltung der Erbanlagen erkennen konnte: Ergebnisse mit regelhafter Gültigkeit für die Vererbung bei Erbsen und weit darüber hinaus.

Lange nach Mendels Tod wurde diskutiert, ob Mendel seine Ergebnisse geschönt oder weniger aussagekräftige Werte einfach weggelassen habe. Die Zahlen erschienen zu glatt. „Doch all das ist Spekulation und ändert nichts daran, dass Mendel etwas gefunden hat, was vor ihm niemand ent-deckt hatte. Seine Erkenntnisse haben bis heute Bestand“, sagt Ulrich Wobus. Für Diethard Tautz vom Max-Planck- Institut für Evolutionsbiologie im norddeutschen Plön gehö-ren Mendels Erkenntnisse zu den wichtigsten Grundlagen der Genetik, gleichwohl sie im modernen Forschungsalltag keine große Rolle spielen. „Mendels Gesetze haben wir na-türlich bei jeder neuen Kreuzung, die wir ansetzen, im Sinn. Für heutige Fragestellungen aber sind sie nicht wirklich von Belang.“ Denn die Mendel’schen Gesetze gelten nur für so genannte monogene Erbgänge, bei denen ein Merkmal durch ein einziges Gen bestimmt wird. Nur in solchen Fällen spalten sich die Nachkommen regelhaft auf.

Das Glück des TüchtigenOb es reiner Zufall war, dass Mendel bei seinen Erbsen

mit schlafwandlerischer Treffsicherheit ausschließlich monogene Merkmale auswählte, weiß man nicht. Vielleicht war es einfach Pfiffigkeit oder die viel zitierte „Serendipity“ (glücklicher Zufall in der Wissenschaft).

Mendels Zucht mit 22 verschiedenen Erbsensorten währte zehn Jahre. 1863 machte er sich schließlich an die Auswertung und schrieb die Ergebnisse zusammen. Ange-sichts seines heutigen Ruhmes mutet die erste öffentliche Präsentation seiner Resultate fast rührend an: In den Räu-

Über Gregor Mendel ist schon längst alles bekannt? Keinesfalls, findet der Biologiedidaktiker Uwe Hoßfeld (Universität Jena) und entdeckt immer wieder neue historische Quellen.

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Ein tschechischer Darwin?

In seinem aktuellen Projekt „Mendelismus und Genetik in Böhmen und Mähren von 1900 – 1930“ arbeitet der Jenaer Biolo-giedidaktiker und -historiker Uwe Hoßfeld gemeinsam mit Olaf Breidbach (Ernst-Haeckel-Haus in Jena) die frühe Mendelfor-schung auf. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG unterstützte Projekt könnte Informationen zu Tage fördern, die unser Bild von Johann Gregor Mendel nachhaltig verändern.

INTERVIEW: TIM SCHRÖDER

H o ß f e l d : In dieser Zeit herrschte in den Lebens-wissenschaften eine regelrechte Aufbruchstimmung. 1901 entdeckte Karl Landsteiner die Blutgruppen, 1909 führte Wilhelm Johannsen den Begriff „Gen“ ein. Später wurde den Forschern klar, dass sich die Erkenntnisse der Biolo-gen aus Kreuzungsexperimenten und der Vererbungslehre auch auf den Menschen übertragen lassen. Lehrstühle für Rassenkunde schossen wie Pilze aus dem Boden. Die Lebensreformbewegung, die Eugenik, die Idee, Erbkrank-heiten gezielt zu bekämpfen, bekamen enormen Schwung.g e n o s p h ä r e n : Wie Sie in Ihrem aktuellen Buch über die Kooperation der Universität Jena und der Universität Prag im Dritten Reich schildern, gipfelte diese Bewegung im Rassenwahn und in der „Rassenhygiene“ der Natio-nalsozialisten – insbesondere auch im Raum Böhmen und Mähren. Die Forscher der „SS-Universität“ Jena brach-ten es damals zu höchst zweifelhaftem Ruhm. Mit Ihrem neuen Projekt gehen Sie trotzdem den Schritt zurück zum Anfang des Jahrhunderts.

H o ß f e l d : Das ist auch dringend nötig, denn gerade in Bezug auf Mendel ist noch manches unklar. Nicht einmal der Begriff „Mendelismus“ ist klar definiert. Manche verstehen darunter Vererbungslehre allgemein, andere die Mendel’schen Gesetze. Unser Ziel ist es, hier eine klare Trennung zu schaffen.

g e n o s p h ä r e n : Und wie soll das gehen?H o ß f e l d : Wir tragen derzeit riesige Mengen an

Publikationen mit Texten von und über Mendel zusammen, die wir in einer umfassenden Bibliografie veröffentlichen werden. Wir versprechen uns davon viele neue Erkennt-nisse. Wir haben unter anderem Kontakt zu einem nahen Verwandten des Mendel-Wiederentdeckers Erich von

Tschermak-Seysenegg aufgenommen, der uns eventuell Originalmaterial zur Verfügung stellt. Darwin und Lamarck sind heute weltbekannt und werden in der Schule ausführ-lich behandelt. Über Mendel steht in den Schulbüchern, abgesehen von seinen Erbsenversuchen, kaum etwas. Wer weiß – vielleicht trägt unsere Arbeit dazu bei, Mendel zu einem tschechischen Charles Darwin zu machen.

g e n o s p h ä r e n : Ihre Arbeit soll also bis in den Biologie-Unterricht ausstrahlen?

H o ß f e l d : Das hoffen wir sehr. Das Erbgutmolekül DNA ist seit gut 50 Jahren bekannt. Heute spricht alle Welt übers Klonen. Aber was die moderne Entwicklungsbiologie angeht oder die Entschlüsselung des Erbguts, wird in der Schule viel zu wenig vermittelt. Das ist das Ergebnis einer intensiven Schulbuchanalyse, die wir ebenfalls in unserem Projekt durchführen. Mendel hat den Grundstein dieser modernen Forschung gelegt. In ihm lässt sich die Historie mit der heutigen Forschung interessant vereinen. Dieser Rolle wurde man bislang bei weitem nicht gerecht.

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Uwe Hoßfeld, Michal Šimůnek (2008): „Die Kooperation der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Deutschen Karls-Universität Prag im Be-reich der ‚Rassenlehre‘ 1933 – 1945“, Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, Erfurt

ISBN: 978-3-937967-34-9

BUCHTIPP

Die Anhänger von Eugenik und Rassenhygiene versuchten ihre Ideologie mit Hilfe der Genetik zu untermauern.

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FORSCHEN

men des Naturforschenden Vereins in der Oberrealschule in Brno fanden sich am 8. März 1865 einige Zuhörer ein. Die wenigsten waren Wissenschafter und konnten Mendels statistischen Ausführungen vermutlich kaum folgen. Um sein Publikum nicht zu überfordern, setzte er den Vortrag an einem anderen Abend fort.

Dennoch bat der Vereinsausschuss Mendel wenig später, seine Ergebnisse in den Vereinsschriften zu veröffentlichen. 1866 schließlich erschien die Essenz unter dem Titel „Versu-che über Pflanzenhybriden“. Mendel war sich sicher, dass er grundlegende, wenn nicht gar aufsehenerregende Ergebnis-se lieferte und schickte hoffnungsvoll 40 Sonderdrucke an führende Forscher in mehreren Ländern.

Revolution ohne WiderhallDie Reaktion war maßlos enttäuschend. Mendel erhielt

keine einzige Antwort. Die Experten hatten seinen Aufsatz gar nicht gelesen oder dessen Bedeutung nicht erkannt. Doch Mendel bohrte nach. Mehrfach schrieb er Briefe an den von ihm geschätzten Botaniker Carl W. Nägeli. Erst re-agierte Nägeli gar nicht. Als Mendel ihm aber anbot, dessen Zuchtversuche an Habichtskraut-Arten (Hieracien) weiter-zuführen, biss der Forscher an. Nägeli lotste Mendel damit unwissentlich in eine Sackgasse, denn Hieracien waren für Mendels Experimente völlig ungeeignet. Sie vermehren sich nämlich ungeschlechtlich, apomiktisch, und hebeln damit die Vererbungsregeln gänzlich aus.

Weder Mendel noch Nägeli hatten das geahnt. Zwar führte Mendel seine Züchtungsversuche auch mit Bienen und anderen Pflanzen wie etwa Löwenmäulchen fort. In sei-nem Zimmer drängten sich außerdem Stapel von Mäusekä-figen. Doch die meiste Zeit verschwendete er fortan mit der anstrengenden Kreuzung der filigranen Hieracienblüten. An die alten Erfolge konnte er nie wieder anknüpfen.

Nach dem Tod von Abt Napp wählten die Augustiner im Altbrünner Stift ihren Mitbruder Gregor einstimmig zum Nachfolger. Für den eher zurückhaltenden Mendel war das eine unerwartete Anerkennung. Die Augustiner schätzten ihn als bescheidenen, ruhigen und freundlichen Mitbewoh-

ner, dem der klösterliche Zusammenhalt am Herzen lag. Mit der Wahl zum Abt übernahm Mendel eine Fülle von

Ämtern. Die freie Zeit im Klostergarten schrumpfte enorm. Bis zu seinem Tod hatte Mendel nie wieder Gelegenheit, sich seinen wissenschaftlichen Kreuzungsversuchen mit ganzem Eifer zu widmen.

Parallelen zur modernen ForschungMendels Leben gleicht in vielen Aspekten dem eines

modernen Wissenschafters. Durch starke Mentoren entwi-ckelte er sich zu einer Forscherpersönlichkeit; Familie und Lehrer schürten sein Interesse und unterstützten seinen Bildungsweg, auch wenn es manchmal holprig wurde.

In jungen Jahren arbeitete er frei von administrativem Ballast mit voller Kraft an seinem Herzensthema. Außerdem schreckte er nicht davor zurück, unorthodoxe Methoden erst-mals anzuwenden, interdisziplinär zu denken und tauschte sich mit anderen Mitgliedern der „Scientific Community“ aus. Später musste er erkennen, dass ihm die wachsenden Aufgaben immer mehr seiner kreativen Zeit raubten.

Ein wesentlicher Unterschied zum modernen For-schungsalltag bestand vermutlich darin, dass sich Mendel nie um die sichere Finanzierung seiner Arbeit sorgen muss-te und sich mit dem Publizieren seiner Studienergebnisse überaus viel Zeit lassen konnte. Konkurrenz befürchtete er offenbar nicht. Die Kehrseite der Medaille: Seine bahn-brechenden Erkenntnisse über die Regeln der Vererbung konnte er mit niemandem ernsthaft diskutieren, denn er war seiner Zeit weit voraus – ein einsames Genie.

Anerkennung erst postumMendel hatte gehofft, zu Lebzeiten berühmt zu werden.

Als Jugendlicher verehrte er Johannes Gutenberg, der der Nachwelt den Buchdruck mit beweglichen Lettern hinter-lassen und sich somit seinen Logenplatz in der Geschichte gesichert hatte.

Wenige Tage vor seinem Tod trat Mendel zum letzten Mal öffentlich auf. Mit ein bisschen Wehmut zog er Resümee über die wissenschaftliche Anerkennung, die ihm zeitlebens

Marie-Theres HauserGruppenleiterin am Institut für Angewandte Genetik und Zellbiologie, Universität für Bodenkultur Wien

„Mendel ist die Basis“

Mendels Erkenntnisse sind zweifellos die Basis für meine tägliche Arbeit. In unserer Arbeitsgruppe untersuchen wir, wie bestimmte Merkmale vererbt werden – beispielsweise die Fähigkeit von Pflanzen, Schadstoffe aus verseuchten Böden wie Industriebrachen und Schutthalden aufzuneh-men oder auf Stress durch UV-B-Strahlung zu reagieren. Heute weiß man, dass Eigenschaften nicht nur durch die Basenpaar-Zusammensetzung der Gene, sondern auch durch Modifikationen der DNA vererbt werden. Zu diesen epigenetischen Merkmalen zählen zum Beispiel so genannte Methylierungen bestimmter Basen, die von Individuum zu Individuum variieren können. Auch epigene-tische Merkmale werden mitunter über mehrere Genera-tionen vererbt. Ein Züchtungsversuch nach Mendel ist für uns immer der erste Schritt, um ein neues Merkmal zu

ergründen. Folgt dieser nicht den Regeln, beginnt für uns die eigentliche Arbeit mit der Suche nach epigenetischen Mechanismen. Für mich besteht Mendels Leistung vor allem darin, dass er genetische Zusammenhänge beschrieben und allein durch logisches Kombinieren hergeleitet hat, ohne dass er über die Existenz von Chromosomen und Genen Bescheid wusste. Die Mendel’schen Regeln sind für mich außerdem noch immer die beste Methode, um Schülern beizubringen, dass die Natur klaren Gesetzmäßigkeiten folgt.

Ortrun Mittelsten Scheid, Karel Riha und Marie-Theres Hauser kooperieren im GEN-AU Verbundprojekt „Langzeiteffekte von abiotischem Stress auf pflanzliche Genome“ (2006-2009).

Mendels Leben gleicht in vielen Aspekten dem eines modernen Wissenschaf-ters. Durch starke Mentoren entwickelte er sich zu einer Forscherpersönlichkeit; Familie und Lehrer schürten sein Interesse und unter-stützten seinen Bildungs-weg, auch wenn es manch-mal holprig wurde.

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Links: Institut für angewandte Genetik und Zellbiologie, BOKU www.boku.ac.at/zag

Gregor-Mendel-Institut für molekulare Pflanzenbiologie, Österreichische Akademie der Wissenschaftenwww.gmi.oeaw.ac.at

Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschungwww.ipk-gatersleben.de

Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologiewww.mpil-ploen.mpg.de

Ernst-Haeckel Hauswww.uni-jena.de/biologie/ehh

Universität Jenawww.uni-jena.de

Augustinerkloster St. Thomas in Altbrünnwww.opatbrno.cz

Augustinus-Institut Würzburgwww.augustiner.de/html/texte/tx_auginstitut.htm

Counting peas: Gregor Mendel and the genes

The Augustinian monk Gregor Mendel crossed pea plants in the garden of his monastery. In 1863, he discovered what is the core of genetic science today: the Mendelian rules of inheritance. Mendel‘s background and lifestyle were very different from those of a modern scientist. However, he benefited from many factors (e.g. support of mentors, intellectual freedom, financial independence) which are important to researchers to this day.

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FORSCHEN

verwehrt geblieben war: „Wenn ich auch manch’ bittere Stunden in meinem Leben miterleben musste, so muss ich doch dankbar anerkennen, dass die schönen, guten Stunden weitaus in der Überzahl waren. Mir haben meine wissen-schaftlichen Arbeiten viel Befriedigung gebracht, und ich bin überzeugt, dass es nicht lange dauern wird, da die ganze Welt die Ergebnisse dieser Arbeiten anerkennen wird.“

Er sollte Recht behalten: Im Jahr 1900 entdecken unab-hängig voneinander der niederländische Forscher Hugo de Vries, der deutsche Wissenschafter Carl Erich Correns und der österreichische Botaniker Erich von Tschermak- Seysenegg Mendels Arbeit wieder. Alle drei Experten be-

fassten sich intensiv mit Züchtungsversuchen – und haben ähnliche Ergebnisse wie Mendel erzielt.

Für kurze Zeit entbrannte ein Streit darüber, wem die Ehre als Wiederentdecker der Mendel’schen Regeln gebüh-ren sollte. Mendel aber hat sich letztlich doch seinen Platz in der Ahnengalerie der Naturforschung erobert. Die Welt hat seine Ergebnisse anerkannt. „Im Grunde betrachten wir Gregor Mendel noch heute mit ein wenig Stolz als ein Vorbild und einen herausragenden Mitbruder, der der naturwissen-schaftlichen Forschung einen großen Anstoß gegeben hat“, zollt auch Pater Willigis, Direktor des Augustinus-Instituts in Würzburg, dem Ordensbruder Gregor Tribut.

Vom Glashaus im Klostergarten sind heute nur noch die Fundamente übrig. Hier führte Gregor Mendel seine Kreuzungsversuche durch.

Im Kreis der „Familie“: Gregor Mendel (2. Reihe, 4. v. l.) war sehr beliebt bei seinen Mitbrüdern. Hier ließ er sich mit einer seiner Lieblingspflanzen ablichten, einer Fuchsie.Fo

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