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Der Fall Dr. Hans Globke Der Fall Dr. Hans Globke Einer von vielen ReNaZis in der BRD "Meine Damen und Herren, wer als Jurist eine solche Tat oder Untat, wie es die Nürnberger Gesetze sind, scheinbar wissenschaftlich kommentiert, setzt sich dem Vorwurf aus, dass das, was er dort geschrieben hat, kaum mit einer anderen Bezeichnung versehen werden kann als der einen juristischen Prostitution." Adolf Arndt, Jurist und SPD-Abgeordneter, 1950 im Bonner Bundestag Vorgeschichte Ohne über die Verhältnisse der Adenauer-Ära zu sprechen, und es wäre ziemlich unfair dies nicht zu tun, stellte die Politikwissenschaftlerin Hannah Arendt nach ihrem Besuch des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) fest, ließe sich der Mehrheit des deutschen Volkes „mangelnde Begeisterung für Gerichtsverfahren gegen Naziverbrecher“ nicht vorwerfen. Doch es sei ein offenes Geheimnis, dass die deutschen Verwaltungsbehörden auf allen Ebenen mit Nazis durchsetzt seien. Diese Tatsache erkläre, „warum es eine ‚Mauer des Schweigens’ gab, warum die Angeklagten [im Frankfurter Auschwitz-Prozess wie in anderen NS-Prozessen] hartnäckig, wenn auch nicht in sich stimmig logen.“ „Der entscheidende Punkt ist der“, schrieb sie, „daß die Angeklagten (...) eine bemerkenswerte Tendenz zur Anpassung an ihre jeweilige Umgebung an den Tag legten, d. h. die Eigenschaft, sich sozusagen im Nu ‚gleichzuschalten’.Im Verhalten der Angeklagten in NS-Prozessen spiegelte sich die öffentliche Meinung außerhalb des Gerichtssaals. Stellvertretend hierfür zitierte Arendt den brutalen Block- und Rapportführer im Stammlager Auschwitz, Oswald Kaduk, der vor dem Frankfurter Schwurgericht gesagt hatte: „Die meisten gehen noch frei herum, wie der Globke. Das tut einem weh.“ Fritz Bauer fasste diese Beobachtung in die Worte: „Die Angeklagten haben in den Spiegel des deutschen Volkes geschaut und gelernt, daß ‚man’ nichts wußte, daß niemand etwas ahnte“. So offenbar auch der höchste Beamte im Staate, der Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze von 1935, Dr. Hans Maria Globke. Dr. Hans Josef Maria Globke (1898-1973) Der in Düsseldorf geborene Dr. Hans Globke war Verwaltungsjurist. Er war im preußischen und im Reichsinnenministerium tätig und während der Nazi-Herrschaft Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze. Am 1. Dezember 1933 wurde Dr. Globke zum Oberregierungsrat befördert, ab 1. November 1934 als Referent in das Reichs- und Preußische Ministerium des Innern übernommen und dort war er bis 1945 tätig, 1938 erfolgte seine Beförderung zum Ministerialrat. Zehn Jahre, von 1953 bis 1963, war er Chef des Bundeskanzleramts unter Bundeskanzler Konrad Adenauer. Beide, Adenauer und Globke, waren nicht nur in den Aufbau einer deutschen Armee eingebunden, sondern auch in die Operation "Gladio", den Aufbau einer Guerillatruppe zur Bekämpfung des Kommunismus in Europa. Diese "Stay-behind-Armeen", für deren Aufstellung Nazi-Kriegsverbrecher wie Klaus Barbie (der "Schlächter von Lyon") und Hitlers General Reinhard

Der Fall Dr. Hans Globke - matrixhacker.de · Nazi-Kriegsverbrecher wie Klaus Barbie (der "Schlächter von Lyon") und Hitlers General Reinhard Gehlen (seit April 1942 Chef der Fremden

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Der Fall Dr. Hans Globke

Der Fall Dr. Hans GlobkeEiner von vielen ReNaZis in der BRD

"Meine Damen und Herren, wer als Jurist eine solche Tat oder Untat, wie es die Nürnberger Gesetze sind, scheinbar wissenschaftlich kommentiert, setzt sich dem Vorwurf aus, dass das, was er dort geschrieben hat, kaum mit einer anderen Bezeichnung versehen werden kann als der einen juristischen Prostitution."Adolf Arndt, Jurist und SPD-Abgeordneter, 1950 im Bonner Bundestag

Vorgeschichte

Ohne über die Verhältnisse der Adenauer-Ära zu sprechen, und es wäre ziemlich unfair dies nicht zu tun, stellte die Politikwissenschaftlerin Hannah Arendt nach ihrem Besuch des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) fest, ließe sich der Mehrheit des deutschen Volkes „mangelnde Begeisterung für Gerichtsverfahren gegen Naziverbrecher“ nicht vorwerfen. Doch es sei ein offenes Geheimnis, dass die deutschen Verwaltungsbehörden auf allen Ebenen mit Nazis durchsetzt seien. Diese Tatsache erkläre, „warum es eine ‚Mauer des Schweigens’ gab, warum die Angeklagten [im Frankfurter Auschwitz-Prozess wie in anderen NS-Prozessen] hartnäckig, wenn auch nicht in sich stimmig logen.“ „Der entscheidende Punkt ist der“, schrieb sie, „daß die Angeklagten (...) eine bemerkenswerte Tendenz zur Anpassung an ihre jeweilige Umgebung an den Tag legten, d. h. die Eigenschaft, sich sozusagen im Nu ‚gleichzuschalten’.“

Im Verhalten der Angeklagten in NS-Prozessen spiegelte sich die öffentliche Meinung außerhalb des Gerichtssaals. Stellvertretend hierfür zitierte Arendt den brutalen Block- und Rapportführer im Stammlager Auschwitz, Oswald Kaduk, der vor dem Frankfurter Schwurgericht gesagt hatte: „Die meisten gehen noch frei herum, wie der Globke. Das tut einem weh.“ Fritz Bauer fasste diese Beobachtung in die Worte: „Die Angeklagten haben in den Spiegel des deutschen Volkes geschaut und gelernt, daß ‚man’ nichts wußte, daß niemand etwas ahnte“. So offenbar auch der höchste Beamte im Staate, der Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze von 1935, Dr. Hans Maria Globke.

Dr. Hans Josef Maria Globke (1898-1973)

Der in Düsseldorf geborene Dr. Hans Globke war Verwaltungsjurist. Er war im preußischen und im Reichsinnenministerium tätig und während der Nazi-Herrschaft Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze. Am 1. Dezember 1933 wurde Dr. Globke zum Oberregierungsrat befördert, ab 1. November 1934 als Referent in das Reichs- und Preußische Ministerium des Innern übernommen und dort war er bis 1945 tätig, 1938 erfolgte seine Beförderung zum Ministerialrat. Zehn Jahre, von 1953 bis 1963, war er Chef des Bundeskanzleramts unter Bundeskanzler Konrad Adenauer. Beide, Adenauer und Globke, waren nicht nur in den Aufbau einer deutschen Armee eingebunden, sondern auch in die Operation "Gladio", den Aufbau einer Guerillatruppe zur Bekämpfung des Kommunismus in Europa. Diese "Stay-behind-Armeen", für deren Aufstellung Nazi-Kriegsverbrecher wie Klaus Barbie (der "Schlächter von Lyon") und Hitlers General Reinhard

Der Fall Dr. Hans Globke

Gehlen (seit April 1942 Chef der Fremden Heere Ost, nach dem Krieg Chef des Bundesnachrichtendienstes BND) rekrutiert wurden, sollte im Falle des befürchteten Angriffs der Sowjetunion hinter den feindlichen Linien eingesetzt werden. (4)

Während der NS-Herrschaft wirkte Dr. Globke am so genannten Ermächtigungsgesetz vom 1. Juni 1933 mit. Er war von Dezember 1933 bis Kriegsende in der Abteilung I des Reichsinnenministeriums tätig, ab 1934 hauptsächlich für Namensänderungen und Personenstandsfragen verantwortlich, ab 1937 für „Internationale Fragen auf dem Gebiet des Staatsangehörigkeitswesens und Optionsverträge“; als Korreferent war er für „Allgemeine Rassefragen“, „Ein- und Auswanderungen“ und das antisemitische „Blutschutzgesetz“ zuständig. Er wirkte federführend an der Vorbereitung der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz (14.11.1935), dem Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes (18.10.1935) und dem Personenstandsgesetz (03. 11.1937) mit. Die Einführung des Stempels „J“ in Pässe von Juden wurde von Globke mitkonzipiert und das Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen (05.1.1938) sowie die Ausführungsverordnungen dazu wurden von ihm formuliert.

Bereits vor der Machtübernahme hatte der ehrgeizige Ministerialbeamte und konservative Katholik, der vom christlichen Antijudaismus beeinflusst war, Richtlinien für die Behandlung von Namensänderungen erarbeitet, damit Juden "blutmäßig" kenntlich blieben. Mit der willkürlichen Erfassung der „jüdischen Bevölkerung“ und den Ausführungsverordnungen für die antijüdische Gesetzgebung wirkte Dr. Globke mit an der Legitimierung für den Völkermord an den Juden. Seine Auslegung verschärfte das "Blutschutzgesetz" und ging konform mit dem nazistischen Rassenwahn. 1941 beantragte Globke die Mitgliedschaft in der NSDAP, was aufgrund seiner Kontakte zum katholischen Zentrum abgelehnt wurde.

Wie unterschiedlich die Rolle und Verantwortung von einem Mitwirkenden an der rassistischen nationalsozialistischen Politik noch immer bewertet wird, belegen die zuletzt erschienenen Studien von Jürgen Bevers (2009) und Erik Lommatzsch (2009) über Dr. Hans Maria Globke. Während Jürgen Bevers in seinem Buch die Perspektive der Überlebenden einnimmt, spiegelt Erik Lommatzsch die gespaltene Meinung über Dr. Globke in einer deutschen Geschichtswissenschaft und in der Politik, die noch immer nicht wagt, die Geschichte des Nationalsozialismus vom Standpunkt der Opfer her zu schreiben.

Die Legende vom "Selekteur als Lebensretter"

Über Dr. Globke hieß es und er behauptete dies auch selber, er habe Leben retten wollen mit seiner Auslegung der Nürnberger Rassegesetze. Dass diese die Aussonderung der so genannten Nicht-Arier, in erster Linie der Juden, legitimieren sollten, wurde bei dieser Art der Argumentation einfach umgedreht: der Selekteur ein Lebensretter.

Die Sichtweise machte Schule und wurde sogar dahingehend ausgebaut, dass aus dem "Selekteur" ein Widerstandskämpfer wurde. Der Witwe seines Vorgesetzten, des Staatssekretärs und SS-Obergruppenführers Dr. Wilhelm Stuckart (1902-1953), ebenfalls Kommentator der Rassegesetze und Teilnehmer der berüchtigten Wannsee Konferenz, bescheinigte Dr. Hans Globke 1953, ihr Gatte sei "zwar überzeugter Nationalsozialist" gewesen, habe "aber zu den wenigen führenden Nationalsozialisten gehört, die Recht und Ordnung hochhielten". Die Nürnberger Rassegesetze waren für Dr. Globke kein Unrecht, sondern ein verbrieftes Recht, an das sich jedermann zu halten hatte.

Der Fall Dr. Hans Globke

Im Wilhelmstrassen-Prozess (1947) hatte Dr. Stuckart, der unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Verfolgung von Juden, Katholiken und anderen Minderheiten) angeklagt wurde, behauptet, dass sein Plan, alle "Halbjuden" sterilisieren zu lassen, die "jüdischen Mischlinge" gerettet hätte. Das Gericht sah dies nicht als bewiesen an. Dr. Stuckarts Beteiligung an der Ausarbeitung der Nürnberger Rassegesetze wurde als Mitwirkung am Vernichtungsprogramm bewertet. Dr. Globke sagte in dem Prozess aus, dass er zwar von der systematischen Ausrottung der Juden wusste, aber nicht - was der Anfang seiner eigenen Legendenbildung nach dem Krieg war - "dass sie sich auf alle Juden bezog". Was er unter dem Begriff systematisch verstand, ließ er offen.

Im ersten Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965 benutzte der Verteidiger Dr. Hans Laternser die Argumentation wieder und deutete die Mitwirkung an der Selektion an der Rampe von Auschwitz als Widerstand, um Leben zu retten. Laterners Plädoyer war der Höhepunkt der Legende vom "Selekteur als Lebensretter", die zahlreiche verantwortliche Staatsbedienstete zur Rechtfertigung ihrer Mitwirkung an der nationalsozialistischen Ausrottungspolitik und ihrer Scheinlegitimierung (be-)nutzten.

Sie behaupteten an der Kodifizierung des Unrechts wie beispielsweise der antijüdischen Gesetzgebung mitgewirkt zu haben, um Schlimmeres zu verhindern. Das Argumentationsmuster war denkbar simpel. Mit dem Argument, man habe sich an die Gesetze halten müssen - "Gesetz ist Gesetz und Befehl ist Befehl!" - lehnten NS-Juristen und SS-Offiziere dann nach dem Krieg und Holocaust jegliche persönliche Mitschuld und Verantwortung an dem selbsterrichteten Unrechtsstaat ab.

Dr. Bauer gegen Dr. Globke

Der "Fall Dr. Globke" war parallel zu politischen Nachkriegskarriere des Staatsbeamteten immer wieder Thema öffentlicher Diskussion. Für Fritz Bauer ergab sich eine direkte Verbindung zum Jerusalemer Eichmann-Prozess. Als der israelische Geheimdienst Mossad, nachdem er von Bauer über den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns informiert worden war, im Januar 1958 den ersten Agenten nach Buenos Aires schickte und die ganze Aktion ins Rollen kam, hatte allerdings bereits ein weiterer Geheimdienst die Spuren Eichmanns gefunden: die US-amerikanische Central Intelligence Agency (CIA).

CIA-Akte Globke-Eichmann, Timothy Naftali (PDF)

Nach einem geheimen Dokument vom 19. März 1958 hatte sie Eichmann unter dem Namen Clemens in Argentinien lokalisiert. Angeblich sei diese Information auch dem befreundeten Bundesnachrichtendienst (BND) übermittelt worden; beide Dienste verschwiegen jedoch ihr Wissen gegenüber den bundesdeutschen Justizbehörden. Der angebliche Grund: Es gab Sorge darüber, dass der Deportationsspezialist des Reichssicherheitshauptamtes öffentlich Dr. Hans Globke, den höchsten Beamten des Staates und persönlichen Protegé von Bundeskanzler Adenauer, aber auch andere hochrangige SS-Führer in den Diensten Bonns oder der USA, belasten könnte. Denn nicht nur die CIA und das Counter Intelligence Corps (CIC) bedienten sich der ehemaligen Gegner als Agenten, auch der BND beschäftigte im In- und Ausland eine erkleckliche Zahl in den Holocaust und Vernichtungskrieg verstrickter Nationalsozialisten. CIA und BND schützten das "System Adenauer-Globke" und waren sich über Globkes Funktion in diesem System, wie seine CIA-Akte zeigt, vollständig im Klaren.

Der Fall Dr. Hans Globke

Als der "Fall Dr. Globke" mit dem Eichmann-Prozess 1960 politisch wieder akut wurde, war die Legende von der "Milderung" der Judenverfolgung durch Dr. Globke - und zwei weitere Referenten im Reichsinnenministerium, Bernhard Lösener (1890-1952) und seinem Vorgesetzten SS-Obergruppenführer Wilhelm Stuckart (1902-1953), mit dem Hans Globke den Kommentar verfasste - bereits ein Selbstläufer geworden. In ihrer Studie über Die "Nürnberger Gesetze" oder Die Verwaltung des Rasenwahns 1933-1945 schreibt Cornelia Essner, der "vage, aber humanitär klingende Ausdruck" sei zum Synonym für alle Versuche der NS-Bürokratie geworden, den "Halbjuden" das Schicksal der Juden zu ersparen. Essens Kritik des so genannten Lösener-Dokuments, eine 1950 verfasste und nicht zufällig 1961 veröffentlichte Aufzeichnung des "Rassereferenten im Reichsinnenministerium", ist eine minutiöse Rekonstruktion der Genese der Nürnberger Rassegesetze. Sie weist nach, dass die Rassegesetze langfristig vorbereitet wurden und dass das Lösener-Dokument im Jahr 1961 publiziert wurde, um zu belegen, dass Adenauers Staatssekretär "weder mit Entstehung noch Umsetzung der 'Nürnberger Gesetze' zu tun gehabt hätte". Hans Globke, so schrieb Lösener, der sich selbst in seiner Aufzeichnung als Widerstandskämpfer hinstellte, habe "mit der Bearbeitung der 'Judenfrage' im Innenminsterium" nichts zu tun gehabt.

Während Lösener 1950/61 sowohl Dr. Globke wie auch seinen ehemaligen Vorgesetzten Dr. Stuckart entlastete, hatte Hans Globke hingegen bereits 1948 vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg (wo Dr. Stuckart sich ausschwieg) gesagt, die "beteiligten Vertreter des Reichsinnenministeriums" hätten "Inhalt und Tendenz der Gesetze im wesentlichen" bejaht. Was er nicht sagte war, dass er an den Gesetzesprojekten mitwirkte, die den in den Nürnberger Rassegesetzen kodifizierten minderen Rechtsstatus der Juden durch Einführung der Vornamen "Sarah" und "Israel" weiter ausweiteten. Gleiches gilt für den Plan, die in Deutschland geborenen deutschen Juden und "Mischlinge" zu Staatenlosen zu machen. Auch wenn dieser Plan nicht umgesetzt wurde, kann von einer "mildernden" Einflussnahme nicht die Rede sein.

Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauers Vorermittlungen setzten ein, als ihm bekannt wurde, dass Dr. Globke die Rettung von Tausenden Juden in Saloniki verhindert haben sollte, deretwegen Adolf Eichmann das Reichsinnenministerium kontaktiert und Dr. Globke um Erlaubnis gebeten haben sollte.

"Bauers politische Fehlleistung"

Der Fall Dr. Hans Globke

Der Fall Dr. Hans Globke

"An den Wurzeln des Unheils"

Conrad Taler (alias Kurt Nelhiebel)

„Seine ersten großen Konflikt handelte Fritz Bauer sich 1960 als hessischer Generalsstaatsanwalt ein, als er ein strafrechtliches Vorermittlungsverfahren gegen den Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Vertrauten Adenauers, Dr. Hans Globke, einleitete. Dessen frühere Tätigkeit als Spezialist für Judenfragen im Nazi-Reichsinnenministerium war während des Prozesses der Israelis gegen den Beauftragten für die ‚Endlösung der Judenfrage’, Adolf Eichmann, wieder einmal ins Blickfeld gerückt.

Ohne auf Globkes eventuelle Mitschuld an der Judenverfolgung einzugehen – immerhin war er Mitverfasser des offiziellen juristischen Kommentars zur Umsetzung der Rassegesetze in die Praxis – warfen die Kritiker dem Generalstaatsanwalt Amtsmissbrauch und Politisierung der Justiz vor. Als ob das nicht reichte, verdächtigten sie ihn obendrein der Komplizenschaft mit den Kommunisten. Wie es denn zu erklären sei, fragten sie öffentlich, dass die Presse der Ostzone das Aktenzeichen des Globkeverfahrens eher gekannt habe als die Zeitungen der Bundesrepublik; offensichtlich gebe es da Querverbindungen.

Der Fall Dr. Hans Globke

In die Nähe der Kommunisten gerückt zu werden, war schon für einen Normalsterblichen existenzbedrohend, geschweige denn für einen Mann in exponierter Position. Ein amtierender Generalstaatsanwalt im Bunde mit dem politischen Erzfeind hinter dem Eisernen Vorhang – für die meisten ein unerträglicher Gedanke. Doch nichts an dem schäbigen Verdacht stimmte. In Wirklichkeit war das Aktenzeichen des Verfahrens nicht von der DDR-Presse erstmals veröffentlicht worden, sondern vier Monate davor vom SPD-nahen ‚Hamburger Echo’. Aber die Schmutzwerfer hatten ihr Ziel erreicht. Fritz Bauer war stigmatisiert.

Hans Globke, der einstige Spezialist für Judenfragen im NS-Staats, behielt, ungeachtet des weltweiten Entsetzens über den Massenmord an den Juden, seinen Bonner Posten bis zum Erreichen des Pensionsalters. Er verließ das Kanzleramt 1963 zusammen mit seinem Mentor Konrad Adenauer.“

Conrad Taler, Asche auf vereisten Wegen – Berichte vom Auschwitz-Prozess. Köln: PapyRossa, 2015: „An den Wurzeln des Unheils. Über Fritz Bauers Wirken als politischer Mensch“, S. 135f.

Dr. Adenauer gegen Dr. Bauer

In dem Ermittlungsverfahren, dass Dr. Bauer 1960 gegen Dr. Globke einleitete, ging es um die Rettung von 20.000 Juden aus Thessaloniki, die laut einer Zeugenaussage des Juristen Dr. Max Mertens angeblich von Dr. Globke verhindert worden war. Bundeskanzler Adenauer sprang seinem Staatssekretär Dr. Globke persönlich zur Seite und schrieb im Januar 1961 einen Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (SPD). Empört stellte der Bundeskanzler fest, erstmals sei es dem Ulbricht-Regime gelungen, einem hohen Staatsorgan in der Bundesrepublik, Herrn Generalsstaatsanwalt Bauer, an dessen Objektivität er „persönlich natürlich in keiner Weise zweifle“, Materialien über Herrn Globke zu übergeben. Er sei in „großer Sorge“ und halte es „für zweckmäßig“, das Verfahren nach Bonn abzugeben. (15) Tatsächlich gab die Frankfurter Staatsanwaltschaft kurz darauf zuständigkeitshalber das Verfahren an den Oberstaatsanwalt beim Landgericht Bonn ab, wo es schon bald eingestellt wurde.

Die Frankfurter Rundschau berichtete darüber am 18. Februar 1961:

"Wie Bauer weiter mitteilte, wurde der ehemalige SS-Obersturmbannführer Eichmann auf Antrag des Bonner Oberstaatsanwalts in Israel richterlich auch zu der Frage gehört, ob er (Eichmann) anlässlich einer Vorsprache Dr. Mertens im Reichssicherheitshauptamt im Jahre 1943 vergeblich die Mithilfe Globkes zur Rettung jüdischer Frauen und Kinder erbeten habe. Eichmann habe dazu die Aussage verweigert. Nach dieser Weigerung, sagte Dr. Bauer, bestehe kein Zusammenhang des Globke-Verfahrens mehr mit anderen in Frankfurt a. M. anhängigen Verfahren, so daß der Bonner Oberstaatsanwalt zuständig geworden sei."

Der Zeuge Dr. Mertens hatte allerdings nicht nur die gescheiterte Rettungsaktion in Saloniki wiederholt gegen Dr. Globke vorgebracht, sondern auch den Vorwurf wiederholt, dass dieser die deutschen Rassegesetze nicht nur in Griechenland, sondern auch in anderen Ländern unter deutscher Verwaltung einführen wollte. Ebensowenig von der Tagesordnung war nach der Abgabe des Verfahrens nach Bonn Dr. Globkes Beteiligung an der Ordnung der Staatsangehörigkeitsverhältnisse im "Großdeutschen Reich", die am 12. Mai und 22. Juni 1961 im Eichmann-Prozess zur Sprache kam. Eichmann beschrieb auf diesen Sitzungen die Beteiligung Dr. Globkes an der 11. Durchführungsverordnung zum Reichsbürgergesetz, mit anderen Worten der für

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die Deportation und Ermordung der Juden entscheidenen Verordnung. Darüber wurde sofort nach Bonn berichtet, lag doch laut Eichmanns Aussage "der Ursprung für diese Judenmaßnahmen zum größten Teil bei der Abteilung röm. Eins des Reichsinnenministeriums und zwar bei Ministerialdirigent Hering und Ministerialrat Globke".

Die "Akte Globke" im Eichmann-Prozess

Dem ehemaligen SS-Obersturmbannführer Eichmann kamen die zwischenstaatlichen Absprachen, die dazu beitrugen, dass der "Fall Globke" im Eichmann-Prozess nicht zur Sprache kam, nicht zugute. Den ehemaligen Deportationsspezialisten erboste dies nicht wenig, berief er sich doch wie alle Verantwortlichen stets auf seine Zuständigkeit und spielte die eigene Rolle als Funktionär im Reichssicherheitshauptamt dabei herunter - nicht anders als Dr. Globke seine Rolle und Funktion im Reichsinnenministerium und eben auch nicht anders als der eingangs erwähnte Sanitätsdienstgrad Oswald Kaduk im Auschwitz-Prozess. Alle wollten sie Befehle ausgeführt und sich immer bloß an das Gesetz gehalten haben, Eichmann an die vom Reichsinnenministerium herausgegeben Rassegesetze, Globke an die seiner Vorgesetzten im Reichsinnenministerium und Kaduk, der Zehntausende mit Phenolinjektionen im KZ Auschwitz ermordete, an die der Kommandantur und seines Arztvorstehers im KZ. Fehlte nur noch, dass der Deportationsspezialist Eichmann erklärt hätte, indem er sich an die Nürnberger Rassegesetze hielt, habe er Leben gerettet.

Tatsächlich war Eichmann in seiner Verteidigung nicht weit davon entfernt. Während er nach dem Todesurteil durch das Jerusalemer Bezirksgericht am 15. Dezember 1961 auf seine Berufungsverhandlung wartete, kommentierte er in seiner Zelle auf 40 Seiten das Buch von Reinhard-M. Strecker, Dr. Hans Globke. Aktenauszüge. Dokumente, Hamburg: Rütten & Loening 1961, das sein Anwalt Dr. Servatius ihm mitgebracht hatte. Gestützt auf Reinhard Streckers Dokumentation - die eine eigene Geschichte darstellt und auf Betreiben von Hans Globke großteils eingestampft wurde - berief Eichmann sich auf die Geschäftsverteilungspläne des Reichsinnenministeriums und stellte fest: "Die Deportationsdienststelle (das war er selbst, Anm. d. Red.), die für den von oben befohlenen Deportationsort zuständig war, brauchte in den 'Kommentaren' ja nur Einblick zu nehmen, um zu wissen, ob die Person zu dem vom MdI (Ministerium des Innern) festgestellten Personenkreis gehört oder nicht."

An diesen Vorgaben für die Exekutive hatte Dr. Hans Maria Globke mitgewirkt. Dennoch war der Ministerialrat, wie Eichmann empört feststellte, nicht verurteilt worden: "Das Buch Globke zeigt mir, dass ich recht habe, wenn ich nicht verstehen kann: 'Hier Staatssekretär einer Regierung; da, zum Tode verurteilt!'" Eichmann forderte, dass Dr. Globke endlich als Zeuge geladen werde, was sein Verteidiger Dr. Servatius in der Berufungsverhandlung dann auch tat - in der Gewissheit, dass Globke aus prozessrechtlichen Gründen nicht mehr geladen werden konnte.

Der Fall Dr. Hans Globke

Nur Zeugen, die schon in der Hauptverhandlung hätten benannt werden können, waren zugelassen. Damit hatte die Vereinbarung zwischen Deutschland, Israel und den USA, Globke zu schützen, ihren Zweck erfüllt. Israel konnte aufgrund der Rücksichtnahme auf die Interessen der Adenauer-Regierung mit größeren Waffenlieferungen rechnen, die schon bald eintrafen. Da aber war der Staatssekretär im Bundeskanzleramt schon nicht mehr im Amt und die Ära Adenauer-Globke zu Ende.

Dr. Hans Maria Globke trat am 15. Oktober 1963 zusammen mit Bundeskanzler Adenauer zurück. Die DDR hatte in den Monaten zuvor einen Schauprozess gegen den Kommentator der Nürnberger Rassegesetze durchgeführt und ihn in Abwesenheit am 23. Juli 1963 zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Auf die Entscheidung zum Rücktritt Dr. Globkes hat dieser Prozess keinen Einfluss mehr gehabt. Sie war vorher in Folge der ermüdenden Abwehrkämpfe gefallen, doch hatte Adenauer das Rücktrittsgesuch nicht angenommen.

Quelle:https://www.fritz-bauer-archiv.de/index.php/genocidium/der-fall-globke

Der Fall Dr. Hans Globke

Eichmann, Globke, AdenauerCIA-Aktenfunde Warum die rechte Hand des

Bundeskanzlers geschont werden musste

Im Januar 2004 wurde der "Gesprächskreis Nachrichtendienste in Deutschland" (GKND) ins Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingetragen. Sein offizielles "Anliegen": zu einer "konstruktiven und öffentlichen Diskussion über die geheimen Nachrichtendienste sachlich beizutragen". Dazu kamen einige inoffizielle Motive: etwa den ungezwungenen Gedankenaustausch der Kameraden von BND, Verfassungsschutz und MAD über neugierige Journalisten - oder die rechtzeitige Abwehr von Indiskretionen, falls dank des "Freedom-of-Information"-Act CIA-Dokumente veröffentlicht werden sollten.

In diesem Sinne wandte sich Ende 2004 GKND-Mitbegründer Hans Georg Wieck als ehemaliger BND-Präsident mit einer Beschwerde an die renommierte US-Zeitschrift Foreign Affairs. Er beanstandete eine Rezension, die der Historiker Timothy Naftali über die Erinnerungen von James Critchfield geschrieben hatte. Dieser Critchfield war ab 1948 in Pullach CIA-Aufpasser der Organisation Gehlen gewesen, bis diese 1956 zum Bundesnachrichtendienst umfirmiert wurde. Timothy Naftali, Professor an der Virginia Universität, beschäftigte sich mit der Aufarbeitung von CIA-Akten aus der frühen Nachkriegszeit, die in den USA - anders als die BND-Akten in Deutschland - zur Forschung freigegeben wurden.

Ihm waren dabei die zahlreichen Kriegsverbrecher aus SS und SD aufgefallen, die Reinhard Gehlen in seine Dienste genommen hatte. Hans Georg Wieck vermerkte dazu in besagtem Brief: "Sie scheinen auf den Namenslisten der auslaufenden �Organisation Gehlen� und des noch jungen Bundesnachrichtendienstes aufgetaucht und wieder verschwunden zu sein, ohne einen erkennbaren Schaden angerichtet zu haben."

Als nun 2005 Critchfields Erinnerungen an seine Zeit in Pullach in einem BND-nahen Verlag auf deutsch erschienen, verschwand in der Übersetzung pikanterweise ein Hinweis auf den "Schlächter von Lyon", Klaus Barbie, während Geheimdienstler Wieck das Critchfield-Werk mit einer Einleitung absicherte: "Der polemische Ansatz seiner Kritiker in den USA, unter ihnen Timothy Naftali, bildet keinen guten Nährboden für eine nüchterne Analyse der Gesamtumstände der unmittelbaren Nachkriegszeit."

Er kümmerte sich um jeden einzelnen Fall

Ein solcher Gesamtumstand hieß Hans Globke. Seit Gründung der Bundesrepublik war der Kommentator der Nürnberger Rassengesetze aus dem Innenministerium des NS-Staates zunächst als Ministerialdirigent, dann als Staatssekretär die rechte Hand des Kanzlers. Ohne Globkes umfassende und weitreichende Personalkenntnisse hätte sich Adenauer nicht so lange halten können. Globke nahm die erste offizielle Verbindung zu dem mit seinen Agenten in Pullach für die CIA arbeitenden ehemaligen Hitler-General Reinhard Gehlen auf. Der behielt ihn in bester Erinnerung: "Ich fand sofort einen guten Kontakt und gewann den Eindruck, dass er die Bedeutung meiner Organisation richtig einschätzte."

Der Fall Dr. Hans Globke

Solche Gesamtumstände verdienen Beachtung, wenn in der vergangenen Woche Professor Naftali ohne Genehmigung des BND in Washington nach dem Studium von CIA-Akten erneut an die Öffentlichkeit ging und erklärte, dass die Regierung Adenauer schon 1958 - zwei Jahre vor den Israelis - wusste, unter welchem Namen sich Adolf Eichmann, der Organisator des Judenmordes, in Argentinien versteckte, und dass auch die vom BND informierte CIA nichts unternahm, um ihn festzunehmen. Beide Dienst hatten schließlich die Gesamtumstände zu würdigen, also entfernte CIA-Chef Allan Dulles aus den Aufzeichnungen Eichmanns einen Hinweis auf Hans Globke.

Wäre dies nicht geschehen, als das US-Magazin Life 1960 die Eichmann-Aufzeichnungen veröffentlichte, wäre es für den unentbehrlichen Globke und vielleicht auch für seinen Dienstherrn schwierig geworden. Ex-BND-Chef Wieck hat Recht, wenn er in seiner Einleitung zu Critchfields Pullach-Memoiren die von Anfang an entwickelte "dauerhafte transatlantische Zusammenarbeit" würdigt. Adenauer wollte und konnte verhindern, dass es zu einer direkten Belastung Globkes durch Eichmann kam. Erst durch einen Hinweis des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer war der Mossad 1960 auf Eichmanns Spur in Argentinien gekommen. Dieser Fritz Bauer, der auch den Auschwitz-Prozess in Gang gesetzt hatte, wurde 1968 tot in seiner Badewanne aufgefunden. Selbstmord hieß es seinerzeit.

Gesetze, die nach Auschwitz führten

"Wer die Geschichte der Ära Adenauer würdigt, kann an Hans Globke nicht vorbeigehen", schrieb Heinrich Krone, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag, und Karl Gumbel, Globkes Nachfolger im Kanzleramt, bestätigte: "Adenauer hatte Globke in Personalsachen praktisch freie Hand gelassen." So war die Renazifizierung der Bundesrepublik mit bewährten NSDAP-Mitgliedern weit mehr Globkes als Adenauers Verdienst. Gumbel: "Globke kümmerte sich um jeden einzelnen Fall, selbst wenn es um die Besetzung von Stellen mit einfacheren Tätigkeiten ging, und entschied persönlich."

Dabei vergaß Globke nie die alten Kollegen aus dem Reichsinnenministerium. Wie es nach 1933 in diesem Hause zuging, und was sein Chef, Innenminister Wilhelm Frick (er fand sein Ende am Strick von Nürnberg) alles anordnete, war Globke nicht entgangen. "Es ist mir bekannt gewesen, dass Frick verantwortlich für die Tötung der Geisteskranken war", sagte er 1946 als Zeuge im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess aus. Frick wiederum hatte Globke 1938 jenes vorzügliche Zeugnis ausgestellt, das ihn lebenslänglich begleitete: "Oberregierungsrat Globke" - heißt es da - "gehört unzweifelhaft zu den befähigtsten und tüchtigsten Beamten meines Ministeriums." Es folgte ein Lob, das der Belobigte nach 1945 bescheiden bis bestürzt zurückwies: "In ganz hervorragendem Maße ist er an dem Zustandekommen der nachstehend genannten Gesetze beteiligt gewesen: a) des Gesetzes zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. September 1935, b) des Gesetzes zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Erbgesundheitsgesetz) vom 18. 10. 1935, c) des Personenstandgesetzes vom 3.11.1937, d) des Gesetzes zur Änderung der Familiennamen und Vornamen."

Gesetze, die nach Auschwitz führten. Globke hatte nach 1945 nur zugegeben, die nun einmal im C.H.Beck-Verlag gedruckt vorliegenden Kommentare zu diesen Gesetzen geschrieben zu haben. Er verschwieg, dass er schon vor der Machtübernahme Hitlers im Preußischen Innenministerium anordnete: "Bestrebungen jüdischer Personen, ihre jüdische Abkunft durch Ablegung oder Änderung ihrer jüdischer Namen zu verschleiern, können daher nicht unterstützt werden."

Natürlich gibt es skeptische Stimmen zu den neuerlichen CIA-Funden. Sven Felix Kellerhoff etwa, Chef-Historiker der Welt, hat an der Leipziger Universität einen jungen Historiker namens Erik

Der Fall Dr. Hans Globke

Lommatzsch ausgemacht, der mit Hilfe der CSU nahen Hanns-Seidel-Stiftung eine korrekte politische Biografie Globkes als Dissertation erarbeitet. Lommatzsch wisse aus seinen Recherchen: "Hans Globke und Adolf Eichmann haben sich nicht gekannt und nicht kooperiert; also konnte Eichmann auch nichts Belastendes über Globke aussagen."

Nicht kooperiert? Ein Beispiel aus dem Westberliner Telegraf, in dem am25. März 1956 zu lesen war: Eine Frau W., in einer Dienststelle des Oberkommandos des Heeres beschäftigt, suchte seit November 1939 auf Empfehlung eines NSDAP-Reichstagsabgeordneten wiederholt den "zuständigen" Herrn in Innenministerium, Hans Globke, auf, weil ihre Verwandten im besetzten Posen Schwierigkeiten wegen ihrer "Volkstumszugehörigkeit" hatten. Globke war erbost, dass sich Frau W. für "Polacken und Katholiken" einsetzte. Als sie schließlich im März 1940 ihre Mutter nach Berlin holte, wurde sie zur "Evakuierungsstelle für Polen und Juden" des SD in die Kurfürstenstraße 116 bestellt. Dort saß Adolf Eichmann und teilte ihr mit, gegen sie habe eine "hohe Instanz" Beschwerde erhoben. Vor ihm lag ein von Globke unterzeichnetes Schreiben. Eichmann untersagte Frau W., sich weiter um die "Polacken" zu kümmern. Als die trotzdem Globke nochmals bedrängte, wurde sie wieder von Eichmann vorgeladen und unter Androhung von Strafen scharf gerügt.

Gegen diese, ihm bekannt gewordene Darstellung im Telegraf hat Globke nichts unternommen. Empört hatte er zuvor allerdings einen anderen Bericht, der seinen Aufstieg im Bonner Staat zu erklären versuchte, im gleichen Blatt berichtigen lassen: "Er habe sich Dr. Kempners [des US-Anklagevertreters in Nürnberg] Entlastung nicht dadurch verdient, dass er Kriegsverbrecher außerordentlich stark belastet und auch Material gegen sie herbeigeschafft habe. Auch habe er keine Mitteilungen über verborgene, zum Teil eingemauerte Aktenlager [an die Nürnberger Gerichtsbehörden] weitergegeben." Er habe also keinen Kameradenverrat an den im Hauptkriegsverbrecherprozess Angeklagten begangen - darauf allein legte er Wert.

40 Seiten Eichmann über Globke

Eichmanns Anwalt beim Prozess in Jerusalem wurde Dr. Robert Servatius, in Nürnberg Verteidiger des zum Tode verurteilten "Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz", Fritz Sauckel. Eichmanns Brüdern, die sich Sorgen um die Bezahlung machten, gab Servatius zu verstehen, sein Honorar sei nicht ihr Problem. Er erhalte sachdienliche Unterstützung von der "Zentralen Rechtsschutzstelle des Auswärtigen Amtes". Im Kanzleramt lag die Verbindung zum Auswärtigen Amt seit 1955 bei Staatssekretär Hans Globke.

Unter den Dokumenten, die von der CIA nach Streichung einiger Namen inzwischen freigegeben wurden, befindet sich eine Geheimdepesche aus München an den CIA-Direktor vom 28. Februar 1962 (s. Abbildung). Während seines letzten Gefängnisbesuches bei Eichmann habe Verteidiger Servatius das Buch Akten Globke übergeben. Eichmann seinerseits habe ausführlich mit Servatius über Globkes Rolle im II. Weltkrieg gesprochen und ihm einen Teil seiner Erläuterungen in Form von 40 handschriftlichen Seiten übergeben.

Am 7. März 1962 neues CIA-Telegramm diesmal aus Frankfurt an den CIA-Direktor. Anlass: das Buch Akten Globke, das Servatius Eichmann mitgebracht hatte. Neue Nachricht: XY (Name wurde unkenntlich gemacht) gab "uns 40 Seiten Eichmann-Kommentare zu Globke".

Das Buch Akten Globke befindet sich heute im Bücherschrank der wenigen, die 1961 schnell zugriffen, als im Rütten Loening-Verlag der Bertelsmann-Gruppe doch noch das Taschenbuch Dr. Hans Globke - Aktenauszüge, Dokumente erscheinen konnte. Zuvor hatte Adenauers Staatssekretär

Der Fall Dr. Hans Globke

die Veröffentlichung seiner Nazi-Dokumente vergebens mit einem Antrag auf Einstweilige Verfügung zu stoppen versucht. Gehlens BND soll 50.000 Mark aufgewendet haben, um das Buch zügig vom Markt zu schaffen. Als ein Gericht dann zwei unwesentliche Fehler entdeckte (einen hatte der Verlag durch Kürzung verursacht) und eine Einstweilige Verfügung verhängte, gab Bertelsmann klein bei. Der Konzern unterschrieb, auf eine Neuauflage des Buches zu verzichten. Bonn soll gedroht haben, andernfalls werde keine amtliche Stelle mehr ein Buch dieses Verlages erwerben.

Nun wäre es wichtig, dass der Ex-BND-Präsident wieder einen Brief in die USA schreibt, um die Veröffentlichung der 40 Seiten Eichmann über Globke zu verhindern - falls sie wieder auftauchen.

Quelle:https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/eichmann-globke-adenauer

Der Fall Dr. Hans Globke

Was in allen Analysen des Dritten Reichs auffällt und Grundlage für richtige Analyse aufbauend auf falschen Fakten ist, ist eben Normapathie zu erkennen und zu beschreiben aber lediglich in eine Richtung zu denken, die wiederum auf „Wissen“ aus den Alliierten Geschichtsbüchern aufbaut. Das kann nur Verwirrung stiften.

Ist es nicht ganz einfach?

Man muss unterscheiden in NaZis, NSDAP, Großkonzerne und dem deutschen Volk.

Die schlimmsten waren die NaZis, die durch die STAPO und die Justiz gestützt wurden. Die Partei war lediglich Mittel zum Zweck. Machtergreifung und Festigung. Vergleichbar mit den heutigen Altparteien. Die SA und SS waren im Ursprung nichtmilitärische aber notwendig militante Schutzmaßnahmen für die Partei, ebenso wie nach der Machtergreifung die politische Polizei.

Das deutsche Volk indes war dankbar für eine Änderung der Verhältnisse und fand lediglich in der NSDAP eine Antwort, da die SPD versagte. Einige erkannten vor anderen die Diktatur und sahen, was auf alle zukam, jedoch erkannten sie nicht, was die Globalisten planten und was sich bereits in Umsetzung befand, mit einer Ausnahme vielleicht. Diese wurden zu den Widerständlern. Was wäre gewesen, wenn Hitler, wie, am 17.05.1933 in der durch alle Parteien anerkannten Regierungserklärung, bekanntgegeben, die bereits in der Auflösung befindlichen politischen Polizei, die SA und die SS aufgelöst hätte? Was wenn ohne den frühen Widerstand eine STAPO nicht entstanden wäre und man die Friedensbemühungen seitens Hitlers bis 1940 nicht ignoriert hätte? Wäre die Diktatur sukzessive zurückgefahren worden? Man wird das nie erfahren, jedoch ist Hitler ein „Erzeugnis“ des Versailler Vertrages, was er selbst so sah und das in der Zeit, auch im Ausland, unstrittig war.

Wie sollte eine Analyse also aussehen?

Waren alle durchführbaren Verbrechen, die man den NaZis zu Recht unterstellt, existent und auch die „Schuldfrage“ klar, dann sollte man annehmen dürfen, dass gerade diese zur Verantwortung gezogen wurden?

Wurden alle NaZis zur Verantwortung gezogen?

Nein. In den Nürnberger Todesurteilen finden sich genau jene wieder, denen man unterstellt, die Verbrechen mündlich beschlossen zu haben. Also neben Tätern auch Zeugen.

Die Masse jedoch wurde eben nicht zur Verantwortung gezogen. Sie fanden „Verwendung“ in Politik, Verwaltung, Militär, Medizin und Justiz. Dem Rest half man bei der Flucht.

Der Fall Dr. Hans Globke

Wurden alle hochrangigen NSDAP Mitglieder zur Verantwortung gezogen?

Nein. Die wenigen, die man in Nürnberg verurteilte wurde schnell rehabilitiert, wie Speer, und spätere Prozesse wurden boykottiert, wie im Fall des Drehergesetzes (EGOWiG) zum Schutz der eigenen NaZis in Justiz und Politik.

Andere wurde gar nicht erst angeklagt und erreichten nicht selten in den Siegerländern Ruhm und Ehre, wie Wernher von Braun (5.738.692) mit seinem Apolloprogramm.

„Schöne“ Beispiele für die Karrieren alter NaZis und Parteibonzen sind Adenauers Blankenhorn und eben Globke aber da gibt es viel, viel mehr.

Wurden die Großkonzerne zur Verantwortung gezogen?

Nein. Weder personell noch wirtschaftlich. Im Falle IG Farben war man seitens der Alliierten sogar bemüht die Bomben gerade nicht auf Anlagen und das Hauptgebäude fallen zu lassen, da man dort ja später selbst einziehen wollte und zudem das eigene Kapital schützen musste. Andere wie Flick oder Quandt kamen ebenfalls schnell wieder auf freien Fuß. Ihr Vermögen existiert bis heute.

Wirtschaftlich profitierten Konzerne, wie Krupp, Thyssen, Siemens, AEG, Farben etc. nicht nur im und durch den Krieg, sie wurden schnell ein angenehmer Pfeiler der Weltwirtschaft nach 1945.

Wurde das deutsche Volk zur Verantwortung gezogen?

Ja und das bis heute. Aktuell sind die Hitlerjungen dran. Auch das Militär zählt zum Volk. Hier wurde jedoch eine Ausnahme gemacht. Generäle erhielten erneut militärische Macht in der „Neuen Wehrmacht“, wie sie einst, nicht unrichtig, der erste Generalinspekteur nannte, und die Wehrmacht selbst erhielt vor Aufstellung der Bundeswehr die Ehre zurück, was in einem Gewissen Widerspruch stehen dürfte.

Einzig die einfachen Bürger, die alten, wie die neuen, werden bis heute mit Schuld und Verantwortung überzogen, von korrupten Politikern, die selbst keine Verantwortung, besonders für das eigene Handeln, übernehmen wollen.

Kurzum:Die Mitläufer, die Befehlsempfänger und schlichte Bürger, samt ihrer Nachkommen wurden und werden zur Verantwortung gezogen und die Verantwortlichen stellten und stellen sicher, dass dies bis heute auch so ist. Selbst Verantwortung haben sie nie übernehmen müssen und nie übernommen.

Damit ist das BRD-Regime ein Kind der NaZis und es beutelt zunehmend das Volk der Deutschen.

Sie können nicht mit einem Putativmangel an Personal begründen, weshalb sie ihre Reihen ab 1949 und in der Folge bis in die 90ger mit NaZis oder NSDAP Mitgliedern füllten.

Der Fall Dr. Hans Globke

Es sei denn, und da kommen wir zu der fehlenden Richtung, es verhielt sich seinerzeit nicht so, wie es in den Geschichtsbüchern steht, womit zwar die Verwendung „belasteter“ Größen aus dem Dritten Reich legitim erscheinen könnte, dann jedoch nicht die Maßnahmen gegen das eigene Volk. Ungeachtet der Tatsache, dass diese Maßnahmen für sich genommen bereits gegen den Gleichheitsgrundsatz und schlicht gegen Gerechtigkeit, Moral, Gewissen und so weiter sprechen.

Zwei Optionen, beides geht nicht. Es ist an der Zeit, dass sich das Regime zur Wahrheit bekennt. Sonst wird es für sie unweigerlich in einem Nürnberg 2.0 enden und dieses Mal dann ausschließlich für die Verantwortlichen!

Das Regime wird das nicht einsehen und weiter lügen bis sich die Balken biegen, um zu erhalten, was sie ergaunert haben. Das ist nicht schlimm, denn es führt nahezu täglich zu weiteren „unerklärlichen“ Dingen und lässt zunehmend Rückschlüsse zu. Von der Gegenwart zur Vergangenheit und von der Vergangenheit zur Gegenwart. Nur die Zukunft ist erstmals offen.

Extra: Blankenhorn und Adenauers Frieden ohne Friedensvertrag

Warum wurde der Reichstag nach 1961 nicht abgerissen oder als Museum genutzt?

Warum behielt er seinen Namen Reichstag?

Warum verhinderten die AltnaZis nach 1949 in der BRD einen Friedensvertrag, wo doch das Grundgesetz eben ausschließlich die Wiedervereinigung und somit diesen Vertrag anzustreben gebot?

Wieso verhindern die GloZis seit 1990 in der BRD / DDR 2.0 mit einem Berliner Grundgesetz von 1990 (GG 2.0) ebenso einen Friedensvertrag?

Haben sie etwas zu verlieren?

Wer erfand den Frieden ohne Friedensvertrag?

Auszüge dazu aus dem Offenen Brief vom 30.06.2017

Der Fall Dr. Hans Globke

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Quellen und weitere Infos

Bundespressekonferenz: Wieso hängt noch immer Porträt von Nazi-Verbrecher Globke im Kanzleramt?https://deutsch.rt.com/inland/82000-bundespressekonferenz-noch-immer-ns-verbrecher-kanzleramt/

„Echte Nazis im Reichstag“ – Was hat Bundesaußenminister Gabriel damit gemeint?https://deutsch.rt.com/programme/der-fehlende-part/57722-echte-nazis-im-reichstag-sigmar-gabriel/https://www.youtube.com/watch?v=SQrfc1ptZukhttps://www.youtube.com/watch?v=sBtNQaaahX4https://www.youtube.com/watch?v=1AITcqubaIw

Das Dreher-Gesetz | Eduard Dreher und seine Art der "EntnaZifizierung" | EGOWiG 1968https://www.bitchute.com/video/A30Q5REry4aG/

Die große Friedensrede vom 17.05.1933 | Nicht die erste und nicht die letzte Rede zum Weltfriedenhttps://www.bitchute.com/video/MPH0b9nCQAL3/

Die Haager Landkriegsordnung, Deutsches Reich, Deutschland und die BriDhttps://matrixhacker.de/hlko/https://matrixhacker.de/pdf/1907_HLKO_voll_inc_Faksimile_und_Gesetzentwurf_Beitritt-1949_2plus4.pdf

Impact of WWII bombing raids felt at edge of space | Dresden, Hamburg, Frankfurt, Berlinhttps://www.bitchute.com/video/YiDxTRkJbj6b/

"Schattenwelt BND - Wie viel Geheimdienst braucht Deutschland?" | arte / SWR 2016 https://www.bitchute.com/video/Zu7buzNFbwhv/

Anhang:

https://www.cia.gov/library/readingroom/docs/DOC_0000271221.pdfhttp://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/43159747

Der Fall Dr. Hans Globke

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