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Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Das komplette Material finden Sie hier: Der Fall Gurlitt School-Scout.de

Der Fall Gurlitt - School-ScoutHildebrand Gurlitt vererbte seine Kunstsammlung seinem Sohn Cornelius Gurlitt (1932–2014). Dieser hielt die Sammlung in seiner Wohnung in München-Schwabing

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Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form

Auszug aus:

Das komplette Material finden Sie hier:

Der Fall Gurlitt

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RAAbits Kunst Februar 2015

Malerei/Farbe 17 Der Fall GurlittSII

Der Fall Gurlitt – eine Annäherung an unbekannte Werke der klassischen Moderne

Astrid Lüth, Hanau, und Maximilian Gallo, Hildesheim

Schülerarbeit: Ein „wiedergefundenes“ Bild von Ernst Ludwig Kirchner aus Gurlitts Kunstschatz

Im November 2013 erfährt die Öffentlichkeit von einem spektakulären Fund: In der Wohnung von Cornelius Gurlitt entdecken Fahnder rund 1280 bisher verschollene Kunstwerke. Unter den als „entartete Kunst“ von den National-sozialisten beschlagnahmten Werken sollen sich bisher unbekannte Werke der klassischen Moderne befinden. Nun wartet die Öffentlich-keit gespannt auf einen Blick auf die jahrzehn-telang verschollenen Werke. Und es bleibt die Frage nach den rechtmäßigen Besitzern.

In dieser Unterrichtsreihe setzen sich die Schüle-rinnen und Schüler aus einer neuen Perspektive mit der klassischen Moderne auseinander. Der Reiz des unbekannten Kunstschatzes verleitet zu fantasievollen Vorstellungen im Bereich der Kompositionen, der Bildmittel sowie bezüglich der Werttaxierung auf dem Kunstmarkt.

Klassenstufe: 10–13

Dauer: 8–10 Doppelstunden

Bereich: Malerei/Farbe

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RAAbits Kunst Februar 2015

Der Fall Gurlitt Malerei/Farbe 17 SII

Fachliche Hintergrundinformationen

Der Fall Gurlitt

Hildebrand Gurlitt (1895–1956) arbeitete zur Zeit des Nationalsozialismus als Kunsthändler. Er kaufte im Ausland Kunstwerke; ab 1938 verkaufte er auch Werke, die zu jener Zeit als „entartete Kunst“ bezeichnet wurden, ins Ausland. Darunter waren Werke, die aus Museen beschlagnahmt worden waren oder die aus Sammlungen jüdischer Bürger stammten, die der Staat enteignet hatte. Nach damaligem Recht waren diese Enteignungen legal. Erst Jahrzehnte nach dem Ende des Nazi-Regimes erklärte die Washingtoner Erklärung vom 3. Dezember 1998 dieses Vorge-hen als illegal und verband dies mit der Aufforderung, die tatsächlichen Besitzer der Kunstwerke zu identifizieren und zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Hildebrand Gurlitt vererbte seine Kunstsammlung seinem Sohn Cornelius Gurlitt (1932–2014). Dieser hielt die Sammlung in seiner Wohnung in München-Schwabing (daher „Schwabinger Kunstfund“) versteckt und lebte von dem Verkauf einiger der Bilder. Von der Existenz der Samm-lung erfuhr die Öffentlichkeit erst, nachdem Cornelius Gurlitt auf einer Zugfahrt von Zürich nach München auffällig geworden war und das Zollamt seine Münchner Wohnung durchsucht hatte.

Im Zuge der Ermittlungen bildete sich eine Arbeitsgruppe aus mehreren Kunsthistorikern, die die Kunstwerke auf ihre Provenienz (Herkunft) untersuchten. Die Lage blieb jedoch weiterhin schwer zu beurteilen, da Cornelius und Hildebrand Gurlitt nach damals geltendem Recht nichts Unrechtes getan hatten. Nach Bekanntwerden dieses Falles wurde allerdings ein Gesetzesvor-schlag verfasst, die „Lex Gurlitt“. Demnach soll eine Person, die beim Erwerb eines Kunstwer-kes „bösgläubig“ war, also wusste, dass die Werke ihrem Eigentümer unrechtmäßig abhanden gekommen waren, sich nicht auf Verjährung berufen können.

Die Provenienzforschung stellte sich in diesem Fall als ausgesprochen schwierig heraus, da nur sehr wenige Besitzer der entdeckten Bilder bekannt waren. Nach dem Tod von Cornelius Gurlitt ging ein Großteil der Sammlung an das Kunstmuseum Bern – das Museum ist der von Gurlitt vorgesehene Erbe der Sammlung. Das Museum übernahm jedoch bislang nur Werke ohne einen etwaigen Enteignungshintergrund; diese bleiben weiterhin Objekte der Nachforschungen.

Der „Fall Gurlitt“ hat ein außerordentliches Medieninteresse hervorgerufen und Rechts- und Eigen-tumsfragen neu aufgeworfen. Phänomene wie Kunstraub im Nationalsozialismus oder Proveni-enzforschung sowie Kategorisierungen wie „Kunst der Moderne“ oder „entartete Kunst“ geraten in den Fokus nationaler und internationaler Experten und Fachgremien. Die jetzt entdeckten Arbeiten entzogen sich bisher der allgemeinen Rezeption, da sie im Privatbesitz Hildebrand Gurlitts waren und nun – nach Bekanntwerden von Details auf den sogenannten „Property Cards“ und ausgewählten Abbildungen in der Presse – zugänglich zu sein scheinen.

Hinweise zur Didaktik und Methodik

Anhand des Münchner Kunstfundes ergeben sich Möglichkeiten der Überprüfung, der Syste-matisierung und eventuellen Neubewertung der betroffenen Künstler, ihrer Werke und ihrer Bedeutung am Markt. Zudem können die perfiden propagandistischen Instrumente der Macht im Nationalsozialismus untersucht werden. Muss die Kunstgeschichte nun neu geschrieben werden? Lassen sich die im Münchner Fund entdeckten Werke nahtlos in das bislang bekannte Œuvre der Künstler der sogenannten klassischen Moderne einfügen? Der Reiz des unbekannten Kunstschatzes verleitet zu fantasievollen Vorstellungen im Bereich der Kompositionen und der Bildmittel.

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RAAbits Kunst Februar 2015

Malerei/Farbe 17 Der Fall GurlittSII

Schwerpunkt und Intention der Unterrichtseinheit

Schwerpunkt dieser Einheit ist die praktische Annäherung an ein mögliches im Münchner Fund wiederentdecktes Werk im Sinne einer expressionistischen Bildgestaltung. Voraussetzung dafür ist der erkennende Umgang mit dem Malstil ausgewählter Künstler des Expressionismus. Die Bildidee entwickelt sich aus der Recherche der Lernenden im Œuvre der Künstler. Bildzitate und Umgestaltungen sind dabei Hilfen der Legitimation. Die Erfindung eines „wiedergefunde-nen“ Bildes erfordert eine tiefe theoretische wie praktische Auseinandersetzung mit den Werken des jeweiligen Künstlers und erlaubt eine weitreichende Eigenleistung. Künstler und Werke der Moderne im Spannungsfeld ihrer Entstehungszeit zu betrachten, ist zum Verständnis der Erschei-nungsformen unabdingbar. Der Zeitgeist ist über ausgesuchte Textmaterialien im Wesentlichen kenntlich gemacht. Die heutige Bedeutung der Werke der klassischen Moderne erschließt sich in der Konfrontation mit ihrer Rezeptionsgeschichte.

Die Stigmatisierung der klassischen Moderne im Nationalsozialismus und die Folgen bei der Auseinandersetzung mit dem „Fall Gurlitt“ heute zeigen, dass die Rezeption der klassischen Moderne nicht abgeschlossen ist.

Ablauf der Unterrichtseinheit

Die Hinführung der Schülerinnen und Schüler an das Thema erfolgt in einer theoretischen Ausei-nandersetzung mit dem „Fall Gurlitt“ anhand eines ausgewählten Zeitungsartikels sowie einer Property Card (Besitzurkunde) zu dem im Zeitungsartikel aufgeführten wiedergefundenen Selbst-porträt von Otto Dix (M 1 bis M 3).

Nun beginnt die Untersuchung von vier exemplarischen Werken der klassischen Moderne in Form einer Zuordnung zu Künstlern und Künstlergruppen nach Merkmalen von Form und Farbe (M 4 bis M 6). Die Lernenden tragen dabei ihre Informationen im Rahmen eines Gruppenpuzzles zusammen.

Die praktische Aufgabenstellung M 7 stellt sich anhand einer leeren Property Card. Die Schüle-rinnen und Schüler sollen nun ein mögliches wiedergefundenes Werk der klassischen Moderne selbst entwerfen. Sie können sich hier zwischen den Bildmotiven „Landschaft“, „Interieur“, „Bild-nis“ oder „Stadtszene“ entscheiden. Dazu recherchieren die Lernenden zunächst eigenständig zum Werk des jeweils ausgewählten Künstlers. Die Hintergrundinformationen zur klassischen Moderne sowie zur „entarteten Kunst“ können ebenfalls in die Recherche eingebunden oder gemeinsam im Unterricht behandelt werden (M 9 und M 10).

Die Ausarbeitung (DIN A4 oder größer, als Grafik oder farbig) soll sich in Stil, Malweise und Motiv in das bestehende Werk des ausgewählten Künstlers einfügen lassen. Die Lerngruppe erarbeitet so ein mögliches Bildarchiv zu den verlorenen Werken.

Eine Lernerfolgskontrolle (M 11 und M 12) schließt die Einheit ab.

Der Kunstschatz der Lernenden kann zum Abschluss in Form einer Präsentation oder Ausstellung gewürdigt werden. Auch die Umstände und Hintergründe zum Münchner Fund können dabei aufgezeigt werden.

Kompetenzen

• Expressionistische Werke der Malerei in ihrer Form- und Farbgebung analysieren.

• Eine eigene Bildgestaltung unter Verwendung expressionistischer Farben und Formen in enger Anlehnung an Hauptvertreter der klassischen Moderne anfertigen.

• Präsentation eigener Projektergebnisse üben.

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RAAbits Kunst Februar 2015

Der Fall Gurlitt Malerei/Farbe 17 SII

• Kunstgeschichtliches Wissen zur klassischen Moderne, deren Strömungen und Gruppierun-gen in Bezug zum Verbot und Beschlagnahmung im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg vertiefen.

• Den Umgang mit „Raubkunst“ in der öffentlichen Auseinandersetzung am Beispiel „Gurlitt“ kritisch reflektieren.

Verlaufsübersicht

Arbeitsschritte Checkliste: Materialien, Vorbereitung

Impuls

Lesen des gekürzten Zeitungsinterviews

Aufgabe zu Interview und Property Card

M 1 (auf Folie kopiert), M 2 (pro Schülerpaar kopiert), M 3

Hinführung

Gruppenpuzzle: Zuordnung einzelner Werke anhand von Text- und Bildmaterial

M 4 (viermal farbig kopiert; alternativ: Folie M 4 und OHP); M 5, M 6 (jeweils ca. viermal kopiert)

Praktische Arbeit

Bildfindung nach Recherche

Anfertigung von Skizzen, malerische Ausge-staltung

M 7

Recherche: Internet, Bildbände, Kunstdrucke

Bildideen entwickeln: DIN-A4-Papier, Bleistift

Ausarbeitung: DIN-A4- oder DIN-A3-Papier, deckende Wasserfarben, Gouache- oder Acrylfarben, eher breite Pinsel

Einordnung

Zeitstrahl, an dem die Lernenden Eintragun-gen vornehmen können

M 8 (im Klassensatz kopiert)

Vertiefung

Informationstexte zur klassischen Moderne und zur „entarteten Kunst“ mit Fragen

M 9, M 10

Klausurvorschlag M 11 (im Klassensatz kopiert), M 12, OHP

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RAAbits Kunst Februar 2015

Malerei/Farbe 17 Der Fall GurlittSII

Materialübersicht

M 1 (Gd) Ein „Ausweis“ für Kunstwerke?

M 2 (Tx) Der James Bond unter den Provenienzforschern deckt auf: Waren die Münch-ner Werke wirklich unbekannt?

M 3 (Af) 1400 „neue“ Werke – muss die Kunstgeschichte neu geschrieben werden?

M 4 (F) Künstler gesucht – wer hat die vier expressionistischen Werke gemalt?

M 5 (Af) Welcher Künstler ist gesucht?

M 6 (Tx) Gemälde gesucht – vier Künstler stellen sich vor

M 7 (Af/Gd) Unbekannte Werke im Münchner Kunstschatz entdeckt!

M 8 (Gd) Klassische Moderne – Strömungen und Künstler (Auswahl)

M 9 (Tx) Gar nicht klassisch – die klassische Moderne!

M 10 (Tx) „Entartete Kunst“ – Nationalsozialisten verfolgen Künstler und verbieten ihre Werke

M 11 (Af) Theoretische Klausur zur klassischen Moderne

M 12 (F) Klassische Moderne – Abbildungen zur Klausur

Af: Aufgabenstellung – F: Folie – Gd: grafische Darstellung – Tx: Text

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