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Ein Fantasy-Roman für junge Leser ALBRECHT GRALLE Der .. VOGEL glaserne Mit Illustrationen von ees Carstens

Der gläserne Vogel - 9783865066756

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Als Gina, Joker und Phil im Wald eine seltsame Kugel finden, eröffnet sich ihnen der Weg in eine unbekannte Parallelwelt, die von einem geheimnisvollen und gefährlichen Vogel beherrscht wird. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für junge Leser über Freundschaft, Hoffnung und Vertrauen.

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Ein Fantasy-Roman für junge Leser

Albrecht GrAlle

Der. .

VoGelglaserne

Mit Illustrationen von Thees Carstens

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86506-668-8© 2014 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, MoersTitelgrafik und Innenillustrationen: Thees Carstens

Satz: Brendow Web & Print, MoersDruck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Printed in Germany

www.brendow-verlag.de

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„Das ist die gemütlichste Küche der Welt“, sagte Gina, verzog sich auf die Eckbank, schlang die Arme um die Beine und steckte sich gleich danach ein frisches Stück Hefekuchen in den Mund, während sie genießerisch den Duft von heißer Schoko-lade einatmete, der aus einem breiten Keramikbecher dampfte.

Durch das große Fenster schien die Sonne und brachte Ginas knallrote kurze Haare zum Leuchten.

„Hör dir das an!“, kicherte Joker, Ginas Freund, dessen Mutter über diese fantastische Küche herrschte und der Ginas letzte Bemerkung überhört hatte.

„Hm?“ Gina, die gerade versuchte, das riesige Stück Hefeku-chen zu verdrücken, starrte ihn entgeistert an. „Waff iff denn?“

„Ich glaub‘s einfach nicht!“ Jokers Schultern zuckten, und er fing an, laut zu lachen. „Hier, in der Zeitung steht ...“, wieder wurde Joker, der eigentlich Waldemar hieß, von einem Lachan-fall geschüttelt.

Gina riss ihm entnervt die Zeitung aus der Hand, schluck-te den Kuchen hinunter und suchte nach einer lustigen Über-schrift, während Joker seine Brille abgenommen, den Kopf auf die Arme gelegt hatte und hilflos lachte.

Endlich hatte Gina die Nachricht auch gefunden:„Schaf erschoss Schäfer“, las sie laut und fuhr fort: „Der

ägyptische Schäfer Mochtar Adam Fadl schlief friedlich bei sei-ner Herde, als ihn ein tödlicher Schuss traf. Der zwanzig Jahre

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alte Beduine wurde in die Brust getroffen und war sofort tot, wie die Polizei in Sidi Barani im nordwestägyptischen Bezirk Marsa Matruch am Donnerstag mitteilte. Stunden später fan-den Polizeibeamte den Täter: Es war eines seiner Schafe. Das Tier hatte versehentlich gegen das Gewehr Fadls getreten, wor-auf sich ein Schuss löste.“

„Stell dir das nur mal vor!“ Joker kam mit rotem Gesicht aus seiner Armbeuge hervor, setzte sein Brille wieder auf, fuhr sich durch die blonden Locken und wiederholte schwer atmend: „Schaf erschoss Schäfer! Ich vermute, das Schaf hat vermutlich zuviel Wallace & Gromit-Filme gesehen und ... ich sehe es förm-lich vor mir, wie es lässig am Zaun lehnt und auf den Schäfer zielt.“

Gina seufzte und trank einen Schluck aus ihrem Becher. „Also, ich finde es überhaupt nicht witzig. Das kann doch mal passieren, dass sich ein Schuss löst. Und der Mann ist schließ-lich tot. Tot! Verstehst du?“ Sie unterstrich ihre Worte mit einer dramatischen Geste, so wie nur Gina das konnte.

„Ja, ja, ja, er ist tot. Klar. Wenn es nun ein Löwe gewesen wäre oder ein Wolf, der aus Versehen den Schuss ausgelöst hätte, dann wäre es irgendwie ernster gewesen, aber ausgerechnet ein Schaf! Ein harmloseres Tier gibt es doch kaum, und dann heißt der Typ auch noch Fadl. Schafl erschoss Fadl im Schlafl. Stell dir nur den erschrockenen, idiotischen Ausdruck im Gesicht des Schafes vor, als das Gewehr losging! Da fällt mir ein Reim ein: ´Fällst du beschaulich in den Schlaf, erschießt dich hinterrücks ein Schaf!`“

Gina stand auf und sagte etwas streng: „Tut mir leid, ich kann das einfach nicht so komisch finden wie du. Ich stell mir

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eher die Frau oder die Mutter von Fadl vor, und das löst bei mir keine Lachsalven aus. Außerdem kann das alles gar nicht sein. Überleg doch mal: Stunden später fand die Polizei den Täter ... Das ist doch völliger Schwachsinn. Hat das Schaf etwa ein Geständnis abgelegt?“

„Ach Mensch, Gina, du bist doch sonst nicht so ernst. Ich dachte immer, Italiener sind lustig und so ...“

„Komm mir bloß nicht damit. Alle Italiener sind dunkelhaa-rig und essen Tag und Nacht Spaghetti. Und was ist mit mir? Ich habe kurze rote Haare und esse am liebsten Hefekuchen.“

„Heh! Das Rot ist doch gefärbt. Aber klar, du hast schon recht: Fadl ist tot. Alles furchtbar traurig und so, aber trotzdem ...“ Jokers Schultern fingen an, wieder zu zucken. „Stunden später ... klingt schon seltsam. Ich stell mir vor, dass alle Schafe sich auf-stellen mussten und dass die Polizei gefragt hat: Hey, Schafe! Wer von euch Idioten war es? Und dann bekam das schuldige Schaf plötzlich einen roten Kopf und ...“

Es klingelte an der Haustür.„Ach, das könnte Phil sein. Er wollte mir was in Geometrie

erklären“, sagte Joker.„Ich muss sowieso los“, erklärte Gina. „Wollte ja nur kurz

von dem frischen Kuchen, den deine geniale Mutter macht, probieren.“

Sie ging zur Tür und machte auf.

Draußen stand tatsächlich Phil, der einen wirren Ausdruck im Gesicht hatte und dessen schwarze Haare mit Tannennadeln durchsetzt waren.

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„Phil!“, rief Gina überrascht. „Wie siehst du denn aus? Bist du durch das Unterholz gerobbt?“

Phil antwortete nicht, sondern trat auf den Flur und sagte schwer atmend: „Gut, dass du auch da bist, Gina. Dann kann ich ... kann ich euch beiden gleich die Sache erzählen.“

„Was denn für eine Sache?“, fragte Joker, der aus der Küche kam.

Aber Phil antwortete nicht gleich, sondern fragte: „Hast du was zu trinken?“

Joker wies auf den Kühlschrank. „Bedien dich. Du weißt ja, wo die Gläser stehen. Oder es gibt noch heiße Schoko...“

„Das ist meine Schokolade“, rief Gina und hielt beschützend ihre Hände über den Topf auf dem Herd.

Phil kümmerte sich nicht darum, nahm sich die Cola aus dem Fach, goss sich ein Glas davon ein und stürzte das meiste in einem Zug hinunter.

Dann setzte er sich zu den anderen beiden und sah sie merk-würdig schweigsam an.

„Und?“, fragte Joker. „Was ist denn nun passiert? Bist du ei-nem grünen Männchen begegnet?“

Phil räusperte sich. „Also, hört zu und sagt nicht gleich: Das glaub ich nicht ...“

„Hast du auch die Geschichte mit dem Schaf gelesen?“, woll-te Joker wissen.

„Was für ein Schaf?“„Nun lass ihn doch erst mal ausreden!“, rief Gina aufge-

bracht dazwischen.„Ist ja gut“, brummte Joker.Phil atmete tief ein und aus und fing endlich an zu erzählen:

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„Ihr wisst ja, dass ich gelegentlich durch den Wald strolche, be-sonders neben den Wegen.“

Die anderen nickten stumm.„Also, dieses Naturschutzgebiet am Hummelbach hat mich

ja schon immer gereizt: vermoderte Baumstämme, seltene Blu-men und so. Und Zäune waren für mich noch nie ein Hinder-nis. Ich steige also über den Zaun bei der Tannenschonung und streiche durchs Unterholz. Ich geh weiter in das Dickicht, um vielleicht ein kleines geheimes Versteck auszukundschaften, wo wir mal ein Picknick machen könnten. Da seh ich irgend-was Rundes, Helles am Boden liegen.

Ich geh näher ran, und da liegt eine große Kugel vor mir. So groß wie ein ... ein Sitzball. Und die Kugel scheint aus Glas oder aus irgendeinem durchsichtigen Material zu sein. Vorsich-tig geh ich also näher ran, um das Ding besser betrachten zu können. Und weil es eben aus so einem glasartigen Material ist, denke ich, da werden sich ja dann Bäume und mein Gesicht widerspiegeln, natürlich verzerrt und so. Und ...“, Phil stockte und trank den Rest Cola aus seinem Glas, während Gina sich das nächste Hefestück genehmigte.

„Da waren auch Bäume und Sträucher zu sehen, natürlich leicht gebogen, aber auch noch anderes: Häuser, Straßen, und dann sah ich etwas Seltsames. Eine Gestalt, die vorbeilief und kleiner wurde.“

Joker verzog seinen Mund: „Was? Das kann doch nicht sein!“„Ich hab’s auch nicht geglaubt. Und dann wollte ich wissen,

wie sich die Oberfläche von der Kugel anfühlte und streckte meine Hand aus. Und was ... was soll ich euch sagen? Es war gar kein Glas, es sah nur so aus. Ich ... ich konnte meine Hand

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da reintauchen, und es fühlte sich nur leicht kühl an und wie Nebel. Schnell zog ich sie zurück und sah sie besorgt an. Aber an meiner Hand war nichts zu sehen.“

Joker wiegte den Kopf hin und her. „Hm“, sagte er. „Komisch. Und du willst uns echt nicht verkohlen?“

Gina schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass Phils leeres Glas bedenklich schwankte.

„Sieht so jemand aus, der einen verkohlen will? So was wür-de sich Phil nie ausdenken!“

„Du hast recht“, nickte Joker. „Darauf würde er selbst nie kommen.“

„Danke für das reizende Kompliment, Joker“, sagte Phil.„Gern geschehen.“„Okay“, begann Gina. „Und was sollen wir nun machen?“„Was wir machen sollen? Das fragst du noch?“ Joker starrte

Gina erstaunt an. „Natürlich gehen wir in den Wald, um dieses seltsame Ding unter die Lupe zu nehmen. Ist doch klar.“

„Meint ihr wirklich, wir sollen da hin?“, fragte Gina zwei-felnd. „Das ... das hört sich ganz schön unheimlich an.“

„Wir sind ja dann zu dritt.“ Joker stand auf. „Los, kommt!“Sie standen auf. Gina stellte ihren leeren Becher in die Spüle,

während Joker seine Sportschuhe anzog.„Ich sag bloß schnell deiner Mutter Bescheid“, rief Gina und

rannte ins Wohnzimmer. Als sie zurückkam, sagte Joker: „Man könnte meinen, du gehörst schon zur Familie.“

„Wieso? Deine Mutter muss doch wissen, dass du unterwegs bist.“

„Das wird sie schon selber merken.“„Typisch Jungs!“

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Es war ein sonniger Nachmittag im April, und überall sah man, wie es sprosste und blühte. Der dunkelbraune Blätterteppich im Wald wurde schon von einem grünen, weißen Flaum über-wachsen, und an den Buchen und Eichen öffneten sich die dicken, klebrigen Knospen.

Als die Kinder auf dem Waldweg entlanggingen, kamen ih-nen zwar einige Hundebesitzer entgegen, aber sonst war nicht viel los.

Schweigend folgten sie dem federnden Waldweg, bis er sich gabelte.

„Hier entlang“, sagte Phil und wies nach links. Es ging leicht bergab, und der Weg wurde schmaler und steiniger. Schließlich endete er vor einem Zaun.

„Das ist die Tannenschonung, die zum Naturschutzgebiet gehört“, erklärte er. „Da müssen wir rein.“

„Okay“, sagte Joker. „Scheint im Augenblick keiner da zu sein. Also rüber.“

Bald hatten sie die Stelle erreicht, von der Phil berichtet hatte, und tatsächlich lag da eine große, glatte Kugel und schien auf sie gewartet zu haben.

Zögernd berührten sie die Oberfläche, die gar keine richtige Oberfläche war.

Dann sahen sie sich an.„Wirklich seltsam“, flüsterte Gina und fuhr sich durch ihre

kurzen roten Haare. „So was habe ich noch nie gesehen. Was ist das bloß?“

„Wenn die Kugel unseren Händen nichts tut, wäre es doch interessant, mal mit dem Kopf reinzuschauen ...“, meinte Joker.

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„Bist du verrückt?“, rief Gina. „Nachher bleibt dein Kopf drin und ich muss deiner Mutter erklären, dass du in einer gro-ßen Kugel steckst.“

„Tja, dann wäre es wohl mit dem Hefekuchen erstmal vor-bei.“

„Hm“, sagte Phil. „Aber ich kann Joker gut verstehen. Mich plagt die Neugier auch gewaltig, das kann ich euch sagen.“

Und bevor ihn jemand hindern konnte, trat er zu der Kugel und steckte seinen Kopf hinein.

Und nun passierte etwas Schreckliches: Phil konnte sich an der weichen Oberfläche mit den Händen nicht festhalten, fiel mit einem singenden Geräusch in die Kugel und war ver-schwunden.

Die zwei Übriggebliebenen schrien auf und traten schau-dernd zurück.

„Dio mio!“, rief Gina enstetzt, „Phil ist verschwunden! Was machen wir jetzt? Wären wir bloß nicht hierhergekommen!“

„Mist!“, knurrte Joker und biss sich auf die Unterlippe.Nach ein paar Sekunden hörten sie wieder ein singendes Ge-

räusch, und Phil fiel aus der Kugel auf den weichen Waldboden.„Boa!“, sagte er, und das war für ihn schon ein großer Gefühls-

ausbruch. Gina stürzte als erste auf ihn zu.„Phil! Du bist wieder da!“Phil rappelte sich auf und sagte: „Klar bin ich wieder da.“„Und?“, fragte Joker. „Was hast du gesehen?“„Ich kann‘s nicht fassen ...“„Was ist denn nun in der Kugel drin?“, drängte Joker. „Wieso in der Kugel?“

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„Mensch, Phil, du warst eben völlig in der Kugel verschwun-den!“

„Nee.“ Phil schüttelte den Kopf. „Ich war nicht in der Kugel, ich war eigentlich außerhalb von ihr.“

„Hä? Jetzt drehst du völlig durch“, sagte Joker.„Keine Angst, Joker, ich dreh nicht durch. Also, es war so: Ich

bin da also reingerutscht, es drehte sich alles um mich, und als ich wieder zur Besinnung kam, lag ich auf einem Stück Wald-boden, aber ... aber es war irgendwo anders.“

„Hm“, meinte Gina, „das klingt ja fast so, als ob diese Ku-gel so eine Art Rutsche ist, und man landet in einem anderen Waldstück.“

„Gar nicht schlecht, der Vergleich“, sagte Phil.„Und was hast du dann gemacht?“, fragte Joker.Phil räusperte sich. Sein Mund war trocken geworden nach

diesem seltsamen Erlebnis.„Na ja, als ich gemerkt habe, ich bin in einem anderen Wald

gelandet, hab ich mich etwas umgesehen und bin dann mal ei-nen Weg entlanggegangen. Es gab große Bäume, Vögel sangen. Kein Mensch war unterwegs. Irgendwann bin ich dann zu der Kugel zurückgekehrt und habe gedacht: Wenn ich durch die Kugel hierhergekommen bin, komme ich vielleicht wieder zu-rück, wenn ich mich hier auch hineinfallen lasse. Das habe ich gemacht und bin dann wieder bei euch gelandet. Und ...“

„Halt, halt“, unterbrach ihn Joker. „Du warst also eine Zeit lang unterwegs? Wie lange?“

Phil zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, ich hab ja nicht auf die Uhr geschaut, aber so ... eine Viertelstunde könnte es schon gewesen sein.“

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„Nicht zu fassen!“, sagte Gina. „Für uns sah es so aus, als ob du nur ein paar Sekunden weg warst.“

„Echt?“„Ja“, nickte Joker. „Echt.“„Also, das bedeutet“, überlegte Phil laut, „dass die Kugel ir-

gendwie die Zeit verändert. Man kann sich an diesem anderen Ort längere Zeit aufhalten, aber hier ist kaum Zeit vergangen.“

„Klasse!“, rief Gina. „Dann könnte man dort hingehen, in aller Ruhe seine Hausaufgaben machen, zurückkommen und hätte dann noch genügend freie Zeit ...“

Einen Augenblick war es still. Jeder von den Dreien saß da und dachte nach. Die Erfahrung mit dieser seltsamen Kugel war einfach umwerfend. Mit so etwas rechnet man eben nicht. Das einzige Geräusch, das sie hörten, war das laute Singen der Wald-vögel und das gelegentliche Rascheln irgendeines Kleintiers. Das, wovon viele träumen – die Zeit besser auszunutzen –, hier wurde dieser Traum erfüllt.

Gina räusperte sich schließlich und sagte: „Stellt euch vor, wir ... lassen uns in diese Kugel fallen, landen in dem anderen, zeitlosen Wald und die ... die Kugel verschwindet dann plötz-lich. Dann gibt es keinen Weg zurück.“

„Wieso?“, fragte Phil. „Wenn die Kugel verschwindet, dann gehen wir einfach den Waldweg weiter, kommen aus dem Wald auf eine Straße, gehen zur nächsten Ortschaft und finden her-aus, wo wir sind. Und dann: mit dem Bus wieder nach Hause. Ganz einfach.“

„Tja, wenn man es so sieht“, murmelte Joker. „Stimmt. Alle Wege führen irgendwann wieder nach Hause.“

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„Ach, ich weiß nicht“, sagte Gina und kaute an ihrem Nagel. „Irgendwie ist das doch alles etwas unheimlich. Findet ihr nicht?“

„Klar ist das unheimlich“, nickte Phil, „aber – Mensch! Was für ein Abenteuer. Wir tricksen die Zeit aus!“

„Wenn jemand von uns nochmal in diese Kugel ... also da reinfällt“, fing Joker an, dem im Augenblick alle witzigen Be-merkungen vergangen waren, „dann wäre es besser, wenn wir uns alle drei auf dieses andere Waldstück beamen lassen. Dann sind wir wenigstens zusammen.“

Die andern beiden schwiegen, und Phil sagte nach einer Weile: „Klar, es ist irgendwie riskant, aber ich würde auf jeden Fall nochmal da reingehen. Was ist mit euch? Kommt ihr mit?“

„Habt ihr euch überlegt, wie es unseren Eltern geht, wenn wir aus irgendeinem Grund nicht mehr zurückkommen?“, frag-te Gina. „Stellt euch vor, wir landen in ... in Australien irgendwo im Busch, und die Kugel ist weg.“

„Ach komm, Gina“, sagte Joker. „Wenn man alles bedenkt, kann man ja nie was unternehmen. Mensch, stell dir vor, du betrittst einen zeitlosen Wald! Das ist doch irre!“

Während der letzten Worte war Phil aufgestanden und hin- und hergegangen. Dann blieb er stehen. „Ich werde auf jeden Fall ein-tauchen.“

„Ich auch“, sagte Joker. „He!“, sagte Gina. „Ihr könnt mich nicht so einfach zurück-

lassen! Also komm ich auch mit.“Phil stand schon vor der Kugel, schloss die Augen und beug-

te sich nach vorne. Das singende Geräusch ertönte, dann war

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er verschwunden, Joker stellte sich davor, holte tief Luft, hielt seine Brille fest und folgte ihm.

Gina stand als letzte davor und trat von einem Fuß auf den anderen. Und je länger sie die Kugel betrachtete, desto mehr kam es ihr vor, als ob das glasartige Gebilde irgendwie lebendig sei und atmete, aber das war sicher Unsinn.

„Und wenn wir nie mehr zurückkommen?“, murmelte sie. Schließlich gab sie sich einen Ruck, schlug zur Vorsicht noch schnell ein Kreuz und tauchte ebenfalls in die Kugel ein.

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Sie saßen alle drei leicht verdattert auf dem weichen Wald boden und sahen sich an.

Gina räusperte sich und meinte: „Also, da wären wir: Im zeitlosen Wald!“

„Nicht ganz“, sagte Joker. „Schaut mal nach oben in die Bäume.“

Alle folgten seinem ausgestreckten Arm und merkten jetzt, dass sie nicht mehr in einer Tannenschonung saßen, sondern auf einer kleinen Lichtung, die von Gestrüpp umgeben war. Über ihnen bewegten sich vollbelaubte Buchenäste leise im Wind, und für April war es viel zu heiß.

„In diesem Wald ist es nicht mehr Frühling, sondern Som-mer“, stellte Phil fest.

„Vielleicht ein ewiger Sommer“, sagte Joker. „Nie mehr Eis und Kummer – im ewigen Summer.“

Phil stand auf und klopfte sich den Dreck aus der Hose. „Oder es gab eine Zeitverschiebung. Wir sind ein paar Monate in die Zukunft gebeamt worden ...“

„Oder ein paar Monate zurück in die Vergangenheit ...“, sagte Gina.

„Egal, wie auch immer“, meinte Joker und stand ebenfalls auf. „Wir können es nur herausfinden, wenn wir auf Ent-deckungsreise gehen.“

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Er gab Gina die Hand und zog sie hoch. Neugierig blickten sie sich um. In einer Ecke der Lichtung, gut versteckt hinter ei-nem Haselnussstrauch, lag die Kugel und schimmerte hell.

„Wir brauchen irgendein Zeichen, an das wir uns halten können, wenn wir die Kugel wiederfinden wollen“, sagte Gina. „Ich hab‘s!“

Alle blickten zu ihr hinüber. Sie deutete auf einen Baum, der vermutlich durch einen Blitzeinschlag gespalten war und dessen helles Holz zerfasert nach oben stach.

„Und dort scheint auch ein Weg zu sein“, rief Gina.„Vor allem“, sagte Phil, „müssen wir auf jeden Fall zusam-

menbleiben.“„Und wenn wir getrennt werden?“ Joker kickte einen Stein

in ein Gebüsch.„Dann muss jeder auf eigene Faust zu der Kugel gelangen

und durchschlüpfen.“„Klar. Wenn uns die Eingeborenen nicht fesseln und lang-

sam über dem Feuer braten.“Phil hob den Finger. „Hört mal!“Die anderen zwei erstarrten und horchten.„Hört sich an wie Autos aus der Ferne.“„Stimmt“, nickte Joker. „Also, die Eingeborenen fahren mit

Autos herum, irgendwie beruhigend.“

Langsam gingen die Kinder weiter mit wachen Sinnen und offe-nen Augen, aber es passierte nichts. Im Gegenteil, dieser Teil des Waldes war sogar besonders schön, mit seinen hohen Bäumen und dem saftigen Grün der Blätter, die gegen das Sonnenlicht hunderte von verschiedenen Grüntönen erkennen ließen. Der

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Weg schien seit Ewigkeiten nicht mehr begangen worden zu sein, denn er war von Gras und Blumen überwuchert.

„Ich kann‘s immer noch nicht ganz glauben, dass wir in ei-nem anderen unbekannten Wald sind“, meinte Gina nach einer Weile. „Und die Zeit spielt keine Rolle mehr.“ Sie blieb stehen und schrie: „Hallo, wir sind in einem zeitlosen Waahald!“

„He! Bist du verrückt?“, rief Phil. „Wenn uns einer hört!“„Wer soll uns denn hören, Phil?“ Joker zuckte mit den Schul-

tern. „Hier sind doch nur Vögel und irgendwelche Waldtiere.“Über den Kindern zwitscherten tatsächlich ein paar Vögel,

und an einem Buchenstamm sah Joker ein Eichhörnchen.„Schaut mal, ein Eichhörnchen!“„Wo?“Alle blieben stehen. „Bei dieser großen Buche da hinten!“ Jetzt sahen es die anderen auch. Es sah lustig aus, wie das

Tier nach oben raste, sich bewegungslos an der Rinde festkrallte und dann den Kopf hin- und herbewegte.

„Niedlich“, lachte Gina.

Sie gingen weiter und merkten, dass die Hitze zunahm, als sie den Wald verlassen hatten. Vom Waldrand aus sahen sie die Straße und blieben stehen. Es war eine normale Asphaltstraße mit weißen Strichen in der Mitte.

„Wir müssen uns die Stelle merken, wo der Waldweg ab-biegt“, sagte Phil. „Hier unten bei diesem komischen Stein, ne-ben der Straße.“

„Au!“, rief Gina und fasste sich am Kopf. „Jemand hat irgend-was nach mir geworfen!“

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Erschrocken drehten sich die Kinder um und starrten in den stillen Wald. Aber es war niemand zu sehen.

„Vielleicht ist ein ... ein Tannenzapfen heruntergefallen“, schlug Joker vor.

„Toll! Hier stehen aber gerade Buchen und keine Tannen oder Fichten!

„Kommt, lasst uns auf die Straße gehen und ...“, sagte Phil, aber er wurde von etwas unterbochen, denn er schrie: „Au!“ und fasste sich am Kopf. „Was war das?“

„Verdammt! Irgendjemand wirft mit Nüssen nach uns!“, sag-te Gina, bückte sich und hob eine Haselnuss auf. „Eine Frech-heit! Wenn ich den Kerl erwische, dann ...“

„Aua!“ Jetzt war Phil an der Reihe, getroffen zu werden. „Lasst uns aus dem Wald verschwinden!“, rief er und zog die anderen mit sich fort. Eine Nuss flog knapp an seinem rechten Ohr vorbei. Und Joker wurde zum zweitenmal getroffen. Blitz-schnell drehte er sich um. Dann kratzte er sich am Kopf und fing plötzlich an zu lachen.

„Sag mal, spinnst du?“ Gina blieb stehen und blickte ihren Freund ärgerlich an.

„Das glaubt mir keiner“, lachte Joker. „Ich glaub‘s ja selber kaum.“

„Was denn?“Joker schüttelte nur den Kopf. „Das kann nicht sein!“Gina rüttelte ihn hin und her. „Bist du total verblödet? Was

ist denn los?“Joker atmete tief durch. „Ob ihr‘s glaubt oder nicht, aber

als ich mich vorhin blitzschnell umgedreht habe, kam es mir

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vor, als ob ein Eichhörnchen Nüsse nach uns geworfen hat, die-ses niedliche Eichhörnchen von vorhin. Ich weiß, es ist völliger Quatsch.“

Er holte tief Luft. „Ich seh schon den Artikel in der Zeitung: Spaziergänger wurden von Eichhörnchen angegriffen. Das Forstamt empfiehlt Waldspaziergängern, Luftgewehre mitzunehmen mit der Bitte: ‚Knallen Sie alle Eichhörnchen ab, die Ihnen vor die Flinte kommen.‘ “

„Sehr witzig“, sagte Phil. „Kommt, lasst uns endlich zur Stra-ße gehen und diesen seltsamen Wald hinter uns bringen.“

Eine Art Findling, so groß wie ein Koffer, lag neben dem Weg, der in die Autostraße mündete.

Während die Kinder noch dastanden, hörten sie Bremsen quietschen und sahen, dass ein Auto hielt. Es war ein alter Mercedes, der schon bessere Tage erlebt hatte. Dort, wo der Aus-puff saß, qualmte weißer Rauch nach oben. Hinter dem Steuer saß ein Mann, der nicht gerade Vertrauen erweckend aussah, denn er hatte einen wilden Vollbart, der bis auf die Brust reich-te, eine lange Narbe zog sich über die Stirn, und seine Augen sahen für die Kinder irgendwie stechend aus. Die Seitenfenster waren heruntergekurbelt.

„Na?“ Seine Stimme klang laut und unangenehm, und Phil sah, dass im offenen Handschuhfach ein Revolver lag.

„Wo wollt ihr denn hin?“„Wir machen gerade einen ... einen Spaziergang und wollen

zur nächsten Ortschaft“, antwortete Gina.„Aha“, brummte der Bärtige. „Und wo kommt ihr her?“„Na, aus dem Wald da hinten“, sagte Gina und ihre Stimme

zitterte ein wenig.

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Der Bärtige trommelte nervös auf dem Steuerrad herum und blickte schnell hin und her.

„Los, steigt ein!“, befahl er. „Ich fahre euch zur nächsten Stadt.“

Die drei zögerten. „Steigt ein, hab ich gesagt“, brüllte der Mann und griff

nach dem Revolver. „Wenn ihr nicht sofort einsteigt, knall ich euch alle nieder!“ Das kürzte die Entscheidungsfindung erheb-lich ab.

Alle drängten sich nach hinten. „Die Rothaarige soll nach vorne.“ Der Mann fuchtelte mit

seiner Waffe herum, und Gina ließ sich zitternd auf dem Bei-fahrersitz nieder.

Er drehte an einem Knopf und fuhr langsam weiter.„Manche Leute muss man zu ihrem Glück zwingen“,

brummte er in seinen Bart. „Möchte bloß wissen, wo ihr her-kommt, sonst wüsstet ihr, dass die Gänseblümchen wieder ge-fährlich werden, gerade jetzt um diese Zeit. Hier!“, er zeigte mit dem Revolver zu der Wiese hin, die neben der Straße lag. „Alles voll davon. Verdammte Killerblumen!“ Er schoss während der Fahrt in die Wiese und zog seine Hand wieder zurück.

„Das hätte schlimm enden können für euch, wenn ihr über die Wiesen gegangen wärt mit euren schmalen Schuhen. Seid froh, dass der alte Hieronymus euch gerettet hat. Natürlich hät-te ich euch nicht wirklich erschossen.“

„Wie... wieso sind denn Gänseblümchen gefährlich?“, fragte Gina vorsichtig.

Hieronymus antwortete nicht, sondern streckte den Arm aus und winkte. Hinter ihnen quietschten Bremsen, und ein Ford

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zog links an ihnen vorbei. Gerade noch rechtzeitig vor dem Ge-genverkehr.

„Hab ihn vorgelassen“, sagte Hieronymus. „Die Leute ha-ben keinen Respekt mehr vor Langsamfahrern. Werden immer waghalsiger. Kein Gefühl mehr für Gefahr.“ Dann blickte er die Kinder an.

„Und was soll die blöde Frage, warum Gänseblümchen ge-fährlich sein sollen?“

Er seufzte und beantwortete seine Frage selber: „Seid wahr-scheinlich aus einer netteren Gegend als hier, vielleicht hat die Veränderung noch nicht überall so tief eingegriffen.“ Er drück-te wieder auf einen Knopf. Der Wagen wurde etwas schneller.

Bäume säumten die Straße. Dann tauchte das Ortsschild auf. „Garbstetten“, lasen die drei verwundert. Hieß nicht eine

Ortschaft in ihrer Nähe auch so ähnlich?Wieder quietschten die Bremsen, und der Fahrer hielt. „Ich

lass euch hier mal raus, muss gleich abbiegen. Also, ihr Hinter-wäldler, passt auf euch auf.“ Er kramte in seiner Tasche und gab Gina eine Karte.

„Meine Adresse. Falls ihr mich mal braucht.“Gina räusperte sich und sagte: „Vielen Dank, ähm ... Hiero-

nymus, aber trotzdem möchte ich wissen, warum Gänseblüm-chen nun gefährlich sind.“

Die andern auf der Rückbank blickten sich vielsagend an.Hieronymus ließ die Hände sinken und blickte träumend

nach draußen.„Oh, ihr Glücklichen, wenn ihr‘s nicht wisst. Ich kann mich

noch erinnern, dass meine Tochter Gänseblümchen im Haar gehabt hat.“

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Gina zuckte zusammen, weil Hieronymus‘ Kopf auf das Lenkrad knallte. Dann hörte sie, wie er laut schluchzte. „Stellt euch das vor: Gänseblümchen im Haar!“

Er hob den Kopf, wischte sich über die Augen und sagte: „Gänseblümchen sind gemein. Sie töten hemmungslos, wo sie können. Natürlich sind nicht alle Gänseblümchen so. Das ist ja das Gemeine. Aber man weiß nie. Am besten nicht anfassen, sonst bist du erledigt. Mein Gott! Gänseblümchen im Haar!“

Er blickte wieder sinnend ins Weite, dann fuhr er fort und seine weinerliche Stimmung war verflogen. Stattdessen kam Wut hoch: „Aber daran ist nur dieser Vogel schuld. Wenn ich es könnte, ich würde seinen Kopf mit meinen bloßen Händen umdrehen, und es würde mir das größte Vergnügen bereiten ...“

Die drei saßen schweigend im Auto und begriffen immer weniger. Als Hieronymus nichts mehr von sich gab und nur verzweifelt nach draußen sah, sagte Gina vorsichtig: „Also ... wir steigen dann mal aus und vielen Dank fürs Mitnehmen.“

Sie öffnete leise die Tür und kletterte aus dem Auto. Die anderen taten es ihr nach. Hieronymus blickte auf, nickte den Kindern zu, tippte an seine Stirn, als trüge er eine Mütze, und fuhr weiter.

Als das Auto um die Ecke gebogen war, sagte Joker: „Mann! Das war das Schärfste, was ich je erlebt habe. Da fuchtelt dieser Hieronymus doch echt mit einem Revolver in der Luft herum und erschießt Gänseblümchen. Ich glaube, er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“

„Scheint mir auch so“, sagte Phil. „Diese stechenden Augen gefielen mir von Anfang an nicht.“

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„Ich möchte jetzt nur eins“, erklärte Gina mit selten ent-schlossener Stimme: „Ich will möglichst schnell die Straße zu-rückgehen bis zu unserem Stein, leise durch den Wald schlei-chen, mich in die Kugel stürzen und auf der netten, harmlosen, gemütlichen Schonung ankommen, dann nach Hause gehen, duschen, lange schlafen und nie mehr diesen Wald besuchen.“

„Ich schließe mich meiner Vorrednerin an“, sagte Joker. „Okay“, meinte Phil. „Ich komm auch mit, schließlich kann

man euch nicht so allein durch die Gegend gehen lassen.“

Sie gingen im Sturmschritt die Straße zurück. Nach kurzer Zeit lief ihnen der Schweiß nur so herab, aber das war ihnen gleich-gültig.

Sie erreichten den Stein, bogen zum Wald ab und schlichen mucksmäuschenstill den Weg entlang. Keine Nüsse flogen durch die Luft. Jokers Beobachtung musste eine Täuschung ge-wesen sein. Sie kamen zu dem abgebrochenen Baum, und da war auch schon ihre kleine Lichtung.

Mit großer Erleichterung sahen sie dort die Kugel liegen. Ei-ner nach dem anderen verschwand darin.

Als sie alle wohlbehalten wieder auf dem Boden ihrer Tan-nenschonung saßen, sagte Phil: „So, und jetzt müssen wir mal überlegen, was das Ganze bedeuten soll.“

Joker stand auf. „Das können wir auch unterwegs bereden.“ Aber so sehr sie auch alles durchsprachen, richtig verstehen

konnten sie die Ereignisse nicht. Gina meinte: „Wahrscheinlich war ein anderer Junge in dem

Wald und hat nach uns geworfen, und Joker hat zufällig ein Eichhörnchen gesehen. Und dass dieser Hieronymus nicht

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ganz dicht war, ist doch jedem klar gewesen, oder? Gänseblüm-chen als Killerblumen! So ein Quatsch!“

„Ich fand es beruhigend, dass die Ortschaft irgendwo in un-serer Nähe sein muss. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor“, sagte Phil.

Sie verabredeten sich für den nächsten Nachmittag bei Gina, und Joker meinte, es sei gut, eine Nacht darüber zu schlafen.

Und so gingen Ginas Wünsche tatsächlich in Erfüllung. Sie duschte, ging früh ins Bett und fi el in einen tiefen Schlaf.

Nur ihr letzter Wunsch, nie mehr den zeitlosen Wald zu be-suchen, ging nicht in Erfüllung.