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Der Gröschaz Ein Roman über Henry Jaeger, den Größten Schriftsteller a ller Z eiten

Der Gröschaz - Jakob Stein · 2019. 4. 1. · Jakob Stein hat mehrere Jahre zu Henry Jaeger recherchiert. Er durchsuchte Archive und Bibliotheken, sammelte Bücher, Hinweise und

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Page 1: Der Gröschaz - Jakob Stein · 2019. 4. 1. · Jakob Stein hat mehrere Jahre zu Henry Jaeger recherchiert. Er durchsuchte Archive und Bibliotheken, sammelte Bücher, Hinweise und

Der GröschazEin Roman über Henry Jaeger,

den Größten Schriftstelleraller Zeiten

Page 2: Der Gröschaz - Jakob Stein · 2019. 4. 1. · Jakob Stein hat mehrere Jahre zu Henry Jaeger recherchiert. Er durchsuchte Archive und Bibliotheken, sammelte Bücher, Hinweise und

Die Wandlung des Henry Jaeger„Dabei ist sein größter Roman, der über sein Leben, noch nicht geschrieben …“(Dietrich Wagner, „Ein Gangster schreibt sich frei“.)

Die emaillierte Fotografie auf dem grauen Findling am Grab

zeigt das Konterfei eines Herrn im gesetzten Alter, dem der

Betrachter sofort den Beruf des Schriftstellers abnimmt.

Das ist Henry Jaeger, Bestsellerautor und Verfasser von

Romanen, die es bis auf die Leinwand brachten.

Karl-Heinz Jäger, so sein bürgerlicher Name, war ein anderer.

Ihm war es nicht in die Wiege gelegt, einmal Autor von mehr

als zwanzig Büchern zu werden.

Karl-Heinz Jäger wurde 1927 in Frankfurt am Main geboren.

Er verlebte eine vom Streit der Eltern geprägte Kindheit in

Bornheim. Mitten im Krieg verlässt der Vater die Familie.

Mit sechzehn war seine Schulzeit zu Ende. Wie viele aus

seiner Generation musste er an die Front.

Zunächst ist Jäger Flakhelfer in der Heimat,

später, kurz vor Kriegsende, wird er als

Kanonenfutter gegen die anrückenden

Alliierten nach Westen geschickt. Karl-Heinz

Jäger hat Glück und überlebt. Traumatisiert

kehrt er in das zerstörte Frankfurt zurück.

Es gelingt ihm, eine Anstellung bei der US Army zu finden.

Als Dolmetscher und Laborassistent bringt er sich und seine Mutter

durch die Nachkriegszeit. Seine heimliche Betätigung als „Hilfsarzt“

beschert ihm ein Vermögen in Form von Zigaretten, der eigentlichen

Währung in der Schattenwirtschaft. Es geht verloren, wie auch

seine erste Verlobung zerbricht.

Das ihm im Krieg verliehene Notabitur ist nichts wert. Er drückt

nochmals die Schulbank. Ein angestrebtes Medizinstudium wird

ihm verweigert. Jäger fühlt sich erneut um seine Zukunft betrogen.

Mehr und mehr gerät er auf die schiefe Bahn. Noch sind es kleine

Vergehen. Es folgen erste Festnahmen und kurzfristige Inhaftierungen.

Karl-Heinz Jäger als Soldat, ca. 1944

Henry Jaeger, Bestsellerautor, ca. 1970

Karl-Heinz Jäger als Laborant bei der US Army, ca. 1947

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Karl-Heinz Jäger lernt schnell, die Lücken in der Nach-

kriegsordnung zu nutzen. Mit knapp fünfundzwanzig

Jahren ist er der Kopf einer Räuberbande, die „Der

Spiegel“ einmal „die klügste und raffinierteste der

jungen Bundesrepublik“ nennen wird. Karl-Heinz Jäger

ist ein Prinz der Unterwelt. Er ist gewieft, vorausschauend

und hartnäckig. Will er etwas haben, ob Beute oder

Frauen, kann ihn nichts davon abbringen. „Die Eiche“

wird er in seinen Kreisen genannt.

Einige Jahre geht es gut. Die Raubzüge der Bande werden von Mal zu Mal dreister. Sie spielen Katz und

Maus mit der Polizei. Mit gestohlenen, schnellen Autos fährt ihnen die „Jäger-Bande“ einfach davon.

Fingierte Alibis und gekaufte Zeugen lassen die Staatsanwaltschaft, trotz bereits bestehendem Verdacht,

immer wieder ins Leere laufen.

Mitte der 1950er-Jahre ist Schluss. Der Überfall auf die Rentenkasse am Oederweg in Frankfurt ist

Höhepunkt und Ende zugleich. Zwölf Jahre Zuchthaus, ein Vielfaches dessen, was ein Nazi-Täter aus

dem Dritten Reich damals zu erwarten hatte, werden Karl-Heinz Jäger aufgebrummt. Ein weiteres Mal

fühlt er sich von der Gesellschaft betrogen.

Zuchthaus hieß Rede- und Schreib-

verbot, Schweigehof, Einzelhaft

und nicht selten körperliche

Gewalt. Hinter dicken Mauern, in

einer kleinen, kargen Zelle, wird

aus Karl-Heinz Jäger Henry Jaeger. Um dem drohenden Irrsinn zu entgehen, beschafft er sich einen Blei-

stiftstummel. Auf das dünne, braune Toilettenpapier seiner Zelle schreibt er erste Entwürfe und Szenen eines

Romans. Die eng beschriebenen Blätter steckt er dem Anstaltspfarrer zu, der sie hinausschmuggelt.

So entsteht heimlich, ohne Wissen der Gefängnisleitung, das erste Buch Henry Jaegers: „Die Festung“.

Die Jäger-Bande: Karl-Heinz Jäger, Willi und Horst Korbmacher,ca. 1952

Der Kopf der Bande: Karl-Heinz Jäger, Erkennungsfoto derKriminalpolizei, 1954

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„Die Festung“ erscheint 1962 und wird ein Riesenerfolg.

Kurze Zeit später wird der Roman mit Martin Held

und Hildegard Knef in den Hauptrollen verfilmt.

Henry Jaeger darf nun offiziell schreiben. Im Gefängnis

beginnt er weitere Romane. 1964 wird Jäger begnadigt

und unter Auflagen aus der Haft entlassen.

Erich Maria Remarque, den Jaeger während der

Frankfurter Buchmesse kennenlernte, lockt ihn nach

Ascona. Dies sei der richtige Ort für einen angehenden

Künstler, besonders mit seiner Vergangenheit. Es sei das

ideale Umfeld für eine geschundene Seele. Henry Jaeger

lebt zunächst sporadisch, ab 1968 fest in Ascona.

Er zieht mit seiner Frau Elke – die beiden hatten ein Jahr

zuvor in Frankfurt geheiratet – in die Casa Elisabetta, in der

Sentiero Crocetta. Für Jaeger ist es die verspätete Emigration

aus einem Land, das ihn seiner Jugend und einem Großteil

seines bisherigen Lebens beraubte.

Die Wandlung zum Schriftsteller, zum Künstler, ist nun endgültig

vollzogen. Ein zwischenzeitlicher Absprung in den Journalismus

bei der „Frankfurter Rundschau“ und beim „Stern“ erwiesen

sich als Irrweg. Der Erfolg als Autor bleibt Henry Jaeger in den

ersten Jahren treu.

Seine Bücher, die sich mit den Randfiguren

der Wirtschaftswunderzeit beschäftigen,

werden von Kritik und Publikum gleicher-

maßen gefeiert. Seine Frau und nahe

Freunde verleihen ihm den Namen „Gröschaz“,

der größte Schriftsteller aller Zeiten.

Sein scheinbar luxuriöses Leben am Lago

Maggiore bringt erste Risse in diese Beliebt-

heit. Plötzlich ist er ein Playboy, ein Mitglied

der Hautevolee, der Schickeria.

Es erscheinen Reportagen, die den ehemaligen

Gangster als wohlhabenden Lebemann

zeigen.

Wie um das Gegenteil zu beweisen, schreibt

Jaeger ein Buch über die feine Gesellschaft

von Ascona. „Der Club“, so der Titel, ist Fiktion

und Parodie eines ausschweifenden Lebens

innerhalb der Künstlerkolonie.

Buchpräsentation „Die Festung“ auf der Frankfurter Buchmesse,1962

Henry Jaeger in Ascona, ca. 1968

Henry Jaeger mit seiner Frau Elke und Sohn Marcus, ca. 1970

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Die Kritik akzeptiert ein solches Thema von

ihm nicht. Sein Metier sind Außenseiter

und die schummrige Halbwelt. Erstmals

fällt ein Buch von ihm durch.

Enttäuscht beginnt er, Fortsetzungsromane

für Zeitschriften zu schreiben, seichter

Lesestoff für ein gelangweiltes Publikum.

Die Kritik bricht vollends mit ihm. Der einst

so hochgelobte Autor, das Naturtalent,

der so glaubhaft und authentisch erzählen

konnte, wird nun gänzlich ignoriert.

Was keiner weiß, was niemand wissen durfte: Jaeger erlitt

einen Schlaganfall, der ihm komplett die Sprache raubte.

Über Monate ist er nicht in der Lage, sich zu verständigen,

geschweige denn zu schreiben. Die Ärzte sagen, dass er nie

wieder ein Buch verfassen könne.

Doch sie kennen ihn nicht. Es ist noch genug vom ehemaligen

Karl-Heinz Jäger, der Eiche, in ihm. Mit unendlicher Mühe,

mit großer Qual, schonungslos gegen sich und seine Frau,

erlangt er sein Handwerkszeug zurück. Er diktiert erste klei-

nere Geschichten, dann Erzählungen, schließlich wieder einen

ganzen Roman. Die Kritik schweigt, übergeht ihn,

erkennt seine Leistung nicht an.

Henry Jaeger ist tief gekränkt. Er trinkt noch mehr als zuvor,

wird aggressiv und handgreiflich. Die Ehe zerbricht endgültig.

Seine Lebensumstände verschlechtern sich von Jahr zu Jahr.

In einer Art später Rückbesinnung schreibt er über die düsteren

Lebensperspektiven der Kohlearbeiter im Ruhrgebiet. Ein letztes

Mal schimmert ein Abglanz des einstigen Erfolges auf. Das Buch

wird verfilmt. Doch es ist zu spät. Die Einnahmen daraus waren

längst ausgegeben.

Über Jahre hatte Jaeger einen Schuldenberg angehäuft. Längst

musste er das Haus mit Blick auf den See und die Promenade

verlassen. Am Ende lebt er schwer krank und völlig mittellos

in einem Hospiz in Locarno. Er stirbt am 7. Februar 2000. Die

Gemeinde Ascona erweist ihm die letzte Ehre und stiftet ihm

ein Grab auf dem Friedhof und einen Eintrag auf der dortigen

Gedenktafel.

Henry Jaeger am Lago Maggiore, ca. 1980

Henry Jaeger ca. 1990

Grab von Henry Jaeger in Ascona

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Hans Hübner, ein Freund

aus Kindertagen, besucht

Henry Jaegers Grab in Ascona. Er möchte Abschied

nehmen. Rückblickend erzählt er von den vielen

gemeinsamen Jahren und Erlebnissen. Kindheit,

Jugend und Krieg verbrachten sie Seite an Seite.

In der jungen Bundesrepublik trennen sich zunächst

ihre Wege. Hübner fasst Fuß, studiert und wird

Rechtsanwalt. Jaeger gleitet über Schwarzmarkt-

geschäfte und kleine Gaunereien mehr und mehr

ins kriminelle Milieu ab. Hübner heiratet und gründet

eine Familie. Jaeger ist Lebemann, Frauenheld und

Kopf einer Einbrecherbande. Erste Ermittlungen

gegen Jaeger bringen die Freunde wieder zusam-

men. Hübner wird Jaegers Anwalt und engster

Freund.

Hübner ist Jaegers Verteidiger im großen Prozess

gegen die Bande. Später vertritt er ihn gegenüber

Verlagen, Gläubigern und Produzenten. Als Freund

ist Hübner eng mit dem Privatleben Jaegers vertraut.

Er ist oft zu Besuch in Ascona und lernt die anderen

Mitglieder der Künstlerkolonie kennen. Ihr gegen-

sätzlicher Charakter hält die beiden Freunde ein

Leben lang zusammen, führt aber auch zu Brüchen

und Streitigkeiten. Vor dem frühen Tod kann Hübner

Jaeger nicht bewahren.

Jakob Stein hat mehrere Jahre

zu Henry Jaeger recherchiert.

Er durchsuchte Archive und Bibliotheken, sammelte

Bücher, Hinweise und Dokumente, befragte Zeitzeugen.

Auf dem Gerüst dieser Fakten ist „Der Gröschaz“

entstanden.

Jakob Stein ist ein mitreißender und einfühlsamer

Roman über das Leben Henry Jaegers gelungen.

Aus unmittelbarer Nähe verfolgt der Leser diese

nahezu unglaubliche Biografie. Stein entreißt nicht

nur den Autor Henry Jaeger dem Vergessen.

Er lässt das verschwundene Bahnhofsviertel ebenso

auferstehen wie das einst abgeschiedene Künstler-

dorf Ascona. Sein Buch ist Kriminalroman, Literatur-

geschichte und Biografie in einem.

V E R L A G

B3 Verlags und Vertriebs GmbH, Markgrafenstraße 12, 60487 Frankfurt am MainTel: +49 69 707 76 49, E-Mail: [email protected], www.bedrei.de

Der Roman

Jakob Stein ist Autor, Herausgeber und

Verleger. „Der Gröschaz“ ist sein sechster

Roman. Zuvor erschienen: „Geschlossene

Gesellschaft“ und „Flucht in den Tod“.

Jakob Stein lebt in Frankfurt am Main.

Mehr Infos unter: www.Jakob-Stein.de

Jakob Stein, Der Gröschaz. Ein Roman

über Henry Jaeger, den Größten Schrift-

steller aller Zeiten.

Paperback, 21 x 13,5 cm, ca. 360 S., 19,90 E€,

erscheint 09 / 2019, 978-3-943758-64-1

Der Autor