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Der Koran

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Der Koran

Aus dem Arabischen von Max Henning

Überarbeitet und herausgegeben von Murad Wilfried Hofmann

In jugendgerechter Sprache gedeutet und mit Erläuterungen für den Unterricht versehen von Luise Amina Becker

Diederichs

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Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifi zierte PapierEOS liefert Salzer Papier, St. Pölten, Austria

© 2010 Diederichs Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: Weiss |Werkstatt | Münchenunter Verwendung eines Motivs © Detlef Menzel/FotoliaSatz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, GermeringDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in GermanyISBN 978-3-424-35040-1

Weitere Informationen zu diesem Buch und unserem gesamten lieferbaren Programm fi nden Sie unter:www.diederichs-verlag.de

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Vorwort

Der Koran gilt den Muslimen als das Wort Gottes, herabgesandt zum Propheten Muhammad im 7. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung. In 23 Jahren entfaltete sich die Gottesrede – von den Ersthörern ver-innerlicht und im Gedächtnis verankert –, die alsdann verschrift-licht und in einem Buch festgehalten wurde. Die unmittelbare Wir-kung war auch deshalb so bedeutend, weil dieses Buch in umfassender Weise den Menschen Antworten sowohl auf ihre großen Fragen an die Sinnhaftigkeit menschlicher Existenz, wie auch auf ganz praktische Fragen, die das soziale Leben betreff en, liefert. Es greift diese Fragen in so gelungener Weise auf, dass es über weite Teile der damals bekann-ten Welt zu einer geistigen Erneuerung und einer auf ihr beruhenden Epoche der Gelehrsamkeit kam, denn die Schrift spricht von Anfang bis zum Ende von der Notwendigkeit, Verstand und Vernunft einzu-setzen, um der sich ständig verändernden Realität gerecht zu werden. So wurde das Buch zur Begründung des wissenschaftlichen Denkens und Forschens; es drang von den Städten seines Anfangs – Mekka und Medina – in alle Himmelsrichtungen vor und inspirierte die verschie-denen Gesellschaften im mittelalterlichen Europa zu neuem Denken.Der Koran wird von denen, die von seiner Einzigartigkeit und sprachlichen Schönheit überzeugt sind, mit Freude und Wertschät-zung immer wieder voller Wissbegierde gelesen und studiert und gilt ihnen als bedeutendste Quelle geistiger und seelischer Inspiration. Diese gipfelt im Bewusstsein, einen Text zu rezitieren, der von Gott gesandt wurde. Indem sie die empfangenen Worte lesend und spre-chend »erinnern«, entsteht eine Gemeinschaft: ein herab gesandtes Wort und eine hinauf gesandte Wiederholung wirken zusammen. So heißt es in einem dem Propheten zugesprochenen Text: »Wenn einer

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Vorwort6

von euch betend [rezitiert], so hält er vertrauliche Zwiesprache mit Gott« (überl. von Anas). Der Koran wird zum spirituellen Erlebnis und zur Quelle des Wissens auf der Suche nach einem guten Leben trotz der Wirrnisse des Alltags und während der begrenzten Zeit, die dem Menschen auf Erden gegeben ist. Mit der verinnerlichten Bot-schaft begegnet er dem Göttlichen, das in seinem Erdenleben ver-borgen war. Im Spirituellen wie im Physischen verwoben, macht der Koran daher deutlich, dass er nicht nur rezitiert, sondern auch im Rationalen erprobt werden will. Für den nichtmuslimischen »westlichen« Leser, der nach dem Wan-del der christlich-theologischen Tradition in Bezug auf das Off en-barungsverständnis daran gewöhnt ist, dass die dem Koran voraus-gegangenen heiligen Schriften nicht als wörtliche Gottesrede zu betrachten sind, ist die muslimische Denkweise, dass jedes Wort im Koran wortwörtliche göttliche Wahrheit ist, eher befremdlich. Das verstellt leicht den Blick darauf, dass die Muslime ihr als Gottes Rede verstandenes Wort dennoch von jeher ausgelegt haben. Denn Gotteswort triff t auf menschlichen Verstehenshorizont, und indem Gottes Wort sich auf die Ebene des Relativen einlässt, tritt es in die Geschichte ein und wird von den jeweiligen Zeitgenossen entspre-chend interpretiert. Die Wahrheit eines Gotteswortes kann auf zwei-erlei Weise gesehen werden: Zum einen, dass es wahr ist, dass das Wort von Gott stammt. Zum anderen soll refl ektiert werden, dass diese Wahrheit sich für uns nur insofern erschließt, als sie uns in einer Dimension begegnet, die wir einigermaßen verstehen. Die Wahrheit des wahren Gottesworts aber geht weit darüber hinaus. Auf dem deutschsprachigen Buchmarkt fi ndet sich eine ganze Reihe von Koranübersetzungen. Einige davon genügen nicht dem Stan-dard, den man an eine ernsthafte Übertragung der Bedeutung des arabischen Originals in eine andere Sprache stellen muss, während andere, besonders die jüngeren, Wert auf linguistische Exaktheit legen und versuchen, die elliptische Bedeutung in vielen Kommen-taren und Fußnoten zu erläutern. Leser und Leserinnen, die sich fundiert informieren wollen, haben durchaus die Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen.

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Vorwort 7

Warum also eine weitere Version? Was ist an dieser Übersetzung anders? Mit dieser Arbeit ist nicht beabsichtigt, die wertvolle Koran-übersetzung von Henning/Hofmann, die ihr zugrunde liegt, zu »überbieten«. Anlass zur vorliegenden Überarbeitung und Erläute-rung des Koran war der Wunsch, insbesondere Schülern den sprach-lichen und inhaltlichen Zugang zum Text zu erleichtern und ihren Lehrern Anregung zur Erklärung des Bedeutungsinhalts an die Hand zu geben. Das Gros der bisherigen Übersetzungen zeichnet sich durch einen Sprachstil aus, der heute kaum verwendet wird. Dem jugendlichen Leser geht dadurch die Bedeutung des Gelesenen fast gänzlich verloren, mehr noch, es vermittelt ihm einen Eindruck von Fremdheit und Antiquiertheit. Dies kann nicht der Absicht der Off enbarung entsprechen und lässt sich auch nicht durch die durch-aus hohe gottesdienstliche Bedeutung der Rezitation des Originals alleine ausgleichen. Wenn eine Quelle nicht in die Alltagssprache der Leser übertragen wird, bleibt sie stumm und unerschlossen. Die Aufgabe einer Über-tragung der Bedeutung aus dem Original in eine andere Sprache soll die Hinführung zum Original sein, wobei natürlich nicht der Anspruch auf Vollständigkeit und Endgültigkeit erhoben werden kann. So versteht sich auch diese Arbeit als Beitrag zum Kreis der schon vorliegenden Übertragungen und will zur Diskussion anre-gen. Sie versucht, aus einem Blickwinkel des Empfängerhorizonts jugendlicher Schüler und in der Bildungsarbeit Tätiger den bereits transferierten Henning/Hofmann-Text neu zu erschließen. Der Koran ist unnachahmlich. Dennoch wurde die Frage, ob eine Übertragung in andere Sprachen überhaupt möglich und wün-schenswert ist, bereits in der Frühzeit von Kapazitäten auf dem Gebiet der Translation bejaht – zugunsten der Menschen, die des Arabischen nicht mächtig und mit der Mentalität und Lebens-art der Ersthörer nicht vertraut sind. Das Original geht nach einer Versicherung allerhöchster Autorität – dem Sender selbst – nicht verloren und Arbeiten wie die hier vorliegende können und wol-len auch nicht das Bemühen um eine arabische Sprachkomeptenz ablösen.

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Vorwort8

Dennoch bleibt eine Reihe von Herausforderungen. In der deut-schen Sprache wird der Bearbeiter auf die religiöse Sprache einer Zeit zurückgeworfen, während derer diese religiöse Sprache eine Glaub-würdigkeit besaß und von jedermann verstanden wurde. Diese Sprachrichtung hat sich aber nicht weiterentwickelt. Im Gegen-teil, sie wird in weiten Teilen des deutschen Sprachraums als obso-let betrachtet und wurde von einer säkularen Sprache abgelöst. Beim Bemühen, den Text für heutige junge Leser zugänglich zu machen, müssen also Inhaltsverluste und Begriff sverschiebungen in Kauf genommen werden:So wurde zum Beispiel aus dem religiösen Begriff »Sünde« der juri-stische Begriff »Schuld«. Da Sünde aber etwas über Schuld Hinaus-gehendes beinhaltet – moralisch sündig kann jemand sein, ohne vor einem weltlichen Gericht juristisch schuldig zu sein – wird hier die Bedeutung verkürzt. Zudem müssen religiöse Begriff sfelder aus dem Koran in eine Sprache übertragen werden, die sich einer anderen religiösen Tradition mit anderen religiösen Konzepten schuldet. Der Bedeutungsinhalt der Begriff e »Schuld« und »Sünde« in der christ-lichen Tradition ist nicht identisch mit dem koranischen. Darüber hinaus ist das Empfi nden für Sakralität im Deutschen bereits so stark an einen christlichen Sprachgebrauch gebunden, dass, wenn Über-tragungen von diesem entkleidet werden, das Gefühl entsteht, sol-che träfen das genuin Koranische weniger. Es musste also versucht werden, koranische Konzepte in ein modernes deutsches Sprachkon-zept zu übertragen, ohne sich christlicher Sprachgewohnheiten einer bestimmten Epoche zu bedienen. Die arabische Sprache verwendet Termini deren Inhalte nur unvoll-kommen in eine andere Sprache übertragbar sind, da Sprache von der Lebenswirklichkeit, der Mentalität, und dem Wertekanon derje-nigen, die diese Sprache im Alltag sprechen, geprägt wird. Was soll z.B. ein deutscher Leser des 21. Jahrhunderts verstehen, wenn er in einer Übersetzung der Sure 58 Vers 2 pp. liest, dass ein erzürn-ter Ehemann die altarabische Formel »Du bist mir verwehrt, wie der Rücken meiner Mutter« (die sogenannte Zihar-Scheidungsfor-mel) verwendete, um sich seiner Bindung an die Ehefrau zu entledi-

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Vorwort 9

gen ohne eine auch für sie wirksame Scheidung auszusprechen? Und ein Jugendlicher dürfte noch größere Schwierigkeiten haben, diesen Zusammenhang auch nur annähernd zu erfassen. In solchen Fällen wird durch Umschreibung versucht, dem Originalbegriff so nahe wie möglich zu kommen. Oftmals weiträumige Umschreibungen sind gerade in »westlichen Sprachen« unvermeidbar. Orientalische Spra-chen haben dagegen die grundlegenden komplexen Begriff e aus dem Arabischen beibehalten. Der ursprüngliche arabische Inhalt wurde in die jeweilige Sprache (wie z.B. Persisch, Türkisch, Urdu) inte-griert, dabei konnte auch der gesamte Bedeutungsinhalt der Worte mit übertragen werden. Versucht man dies jedoch in nicht orientalischen Sprachen, z.B. in der deutschen, ist die Übersetzung kaum mehr lesbar bzw. versteh-bar, da der Begriff als solcher in dieser Sprache keine Bedeutung hat, oder gar nicht vorkommt. Eine »annähernde begriffl iche Deutung« ist auch nicht immer befriedigend, da der deutsche Bedeutungsin-halt des Wortes in die Ursprungs-Sprache und Kultur hineingedacht wird. Endrucksvoll kann dies an dem Begriff »Islam«, der meist mit »Unterwerfung« übersetzt wird, demonstriert werden. Diese Über-setzung beinhaltet die Konnotationen von Willkürherrschaft oder Siegermentalität sowie der Überwältigung und Kapitulation des Unterlegenen. Dies ist aber koranisch nicht gedacht. Ein Übersetzer, der dieses Wort als Übertragung des Wortes Islam benutzt, überträgt demnach auch eine ganz eigene Vorstellung vom Verhältnis Schöp-fer − Geschöpf auf das im arabischen Begriff Gedachte. Ähnlich das Wort »Iman«, das mit »Glaube« übersetzt wird und damit die arabi-sche Bedeutung ebenfalls verfehlt. Es könnte eher mit »Überzeugt-sein«, »Gewissheit haben und dieser nachfolgen« übertragen werden. Beim Begriff der »Zakat« handelt es sich weder um ein Almosen noch um eine Steuer, sondern um eine verpfl ichtende Abgabe an das Gemeinwesen und zugleich um eine religiöse Handlung. Aus heuti-ger Perspektive würde man davon sprechen, dass hier Religiöses mit Säkularem in eins fällt.Ab und an haben Übersetzer auch versucht, der Problematik durch Belassen der konzeptionellen Begriff e in ihrer Originalsprache Rech-

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Vorwort10

nung zu tragen. Allerdings oftmals mit dem Ergebnis, dass diese Übertragung für den deutschen Leser noch unzugänglicher wirkt als eine antike, religiös akzentuierte Sprache. Wörter entstammen Wortfeldern und beinhalten Konzeptionen. Das Erfassen der linguistische Information allein reicht nicht aus, für ein umfassendes Verstehen des Gemeinten. Dieses erschließt sich hier vielmehr nur koranimmanent. So haben bekannte Mufassirun (Exegeten) immer über das linguistische Wissen hinaus, geschichtli-ches, biografi sches und kontextuelles Wissen konsultiert. Dennoch ist zu beobachten, dass sie in vielen Fällen nicht zu gleichen Ausle-gungen kamen und kommen. Das wird nicht als Nachteil gesehen, sondern trägt, ganz im Gegenteil, der Tatsache Rechnung, dass der eigene Erfahrungshorizont mit einfl ießt. Dies regt dann zu weiteren Refl exionen an. Wenn der Kommentator die ethischen Grundlagen im Blick behält, kann er jedoch sehr wohl zu verschiedenen Ansichten in Einzelfragen gelangen; das beschädigt den im Original vorliegenden Text nicht, solange nicht eine Auslegung als einzig richtig und demnach als sta-tisch und dogmatisch betrachtet wird. Eine solche reduktionistische Auff assung war den frühen Kommentatoren weitgehend unbekannt und ist eher ein Phänomen der Neuzeit. Was auch immer wir uns denken und interpretieren, es ist unseres. Wenn wir die Buchdeckel schließen bleibt die Rede Gottes stets unangetastet. Andere werden kommen und es anders deuten und dies ist gut so.

Im arabischen Raums wurde schon sehr früh exegetische Arbeit am Text geleistet. So schrieb bereits Ibn Abbas (gest. 686), ein Vetter des Propheten (Friede sei mit ihm), einen herausragenden Kommen-tar zum Koran. Weitere bekannte Exegeten der frühen Zeit waren at-Tabari, Zamackschari, ar-Razi, Badawi, um nur einige wenige zu erwähnen. Hermeneutische Arbeiten (at-Ta’wil), die nach den Wir-kungen des Textes in einem Zusammenhang von Welt und Meta-physik suchten, folgten. Die Geschichte lehrt uns, dass bereits zu Lebzeiten des Propheten Übersetzungen von Teilen der Off enbarung vorgenommen wurden, beispielsweise in der Botschaft des Prophe-

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ten Muhammad (Friede sei mit ihm) an den byzantinischen Kaiser Heraklios, (Sure 3:64) an der ein Übersetzer mitwirkte. Auch Teile aus der 19. Sure (Maryam/Maria) müssen dem Kaiser von Äthiopien während der mekkanischen Zeit der Off enbarung von der Gruppe der Muslime, die bei ihm Schutz suchten, in Übersetzung vorgetra-gen worden sein, um die Vereinbarkeit ihrer Religion mit der des christlichen Negus zu belegen. Dass in der Vergangenheit Neumus-limen ermöglicht wurde, die Liturgie in ihrer eigenen Muttersprache zu absolvieren, spricht dafür, dass ein für die Empfänger passender sprachlicher Ausdruck gefunden werden soll, um ihnen die Bedeu-tung der Botschaft zu vermitteln. Die hier angedachten Empfänger verfügen oftmals nur über rudi-mentäre arabische Sprachkenntnisse und ein lückenhaftes islami-sches Wissen. Das in der islamischen Community, als Minderheit in einer mehrheitlich nichtmuslimischen Gesellschaft vermittelte Wissen kann als Basis dienen, genügt aber bei Weitem nicht einer refl ektierte Lektüre des Off enbarungstextes. Oftmals treten musli-mische Schülerinnen und Schüler an den Text mit einer medial ver-mittelten islamkritischen Perspektive heran, die ihnen den Zugang zum Text zusätzlich erschwert. Viele Pädagoginnen und Pädagogen machen die Erfahrung, dass, wann immer sie den Schülerinnen und Schülern einen Text in deren Alltagssprache erläutern, diese begeis-tert ausrufen: »Jetzt verstehe ich endlich etwas« und große Erleichte-rung und Freude macht sich breit. Im Original wird der Koran von den Gläubigen zur Rezitation genutzt. Ein Werk in einer unnachahmlichen Sprache. Eine Über-setzung ist – wie schon erläutert – immer auch eine Deutung und ist zur Liturgie nur bedingt tauglich. Leser sollen sich bewusst sein, dass sie eine Interpretation der Bedeutung des Korans lesen und keines-wegs »den Koran«. Wenn der Koran sagt, in ihm sei alles klar darge-legt, stimmt dies und wenn wir sagen es muss für uns ausgelegt wer-den, stimmt das auch. Der Koran will ein Buch der Orientierung für alle und für alle Zeit sein, infolgedessen ist es lebensfremd anzuneh-men, dass es nicht verschiedene Auslegungen gibt, ja geben muss. Im Zeitlichen bestätigt sich das Dauerhafte.

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Vorwort12

So soll diese Arbeit einen Raum öff nen und Instrumente liefern, die-sen mutig zu betreten. Aber auch Interessierte außerhalb pädagogi-scher Verantwortung können hoff entlich das für sie Wissenswerte in dieser Übertragung der Bedeutung koranischer Worte auffi nden.

Es wurde sicher nicht immer das Optimale erreicht zwischen dem Anspruch, einerseits eine Sprache zu fi nden, die dem heutigen Leser weiterhilft und andererseits dem Worte Gottes mit dem angemesse-nen Respekt begegnet. Wo dies nicht gelang, sei Gott um Nachsicht gebeten und Entlastung gesucht im islamischen Prinzip: »Die Taten werden nach ihren Absichten beurteilt«.Und Allah weiß es am Besten.

Köln, im November 2010Luise Amina Becker

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Zum Umgang mit dieser Übertragung der Bedeutung des Korans

Der Koran sieht sich in der Sequenz der ihm vorausgegangenen hei-ligen Schriften, die er als aus der gleichen Quelle stammend bezeich-net und somit als Off enbarung Gottes bestätigt. Folglich fi nden sich eine Reihe gleicher und ähnlicher Th emen in Koran und den frühe-ren heiligen Schriften, die der Koran aufgreift. Er begleitet diese Th e-men eine Weile, geht dann aber oft theologisch einen anderen Weg und kommt zu neuen Schlussfolgerungen. Nichtsdestotrotz fi nden sich in Koran und Bibel sehr ähnliche wenn nicht identische ethi-sche Grundsätze. Der Koran versteht sich demnach als eine »erin-nernde Botschaft«, die vorher schon Off enbartes aufnimmt und in einen neuen Kontext stellt. Beispielsweise breitet er die Lebensge-schichte von fünfundzwanzig meist auch namentlich im Alten Testa-ment erwähnter Propheten aus; jedoch weit weniger narrativ als die Bibel, sondern eher in kleineren oder größeren Textpassagen an unterschiedlichen Stellen, wie einzelne Passstücke, die in einen schon bestehenden Rahmen eingefügt werden. Der Koran geht davon aus, dass seine Leser Vorkenntnisse über Th ora, Bibel und Evangelium haben und, dass sie sich Kenntnisse des gesamten Textkorpus des Korans und seiner Intentionen aneignen. Der Koran ist in 114 Abschnitte, Suren genannt, unterteilt, die läng-sten (außer der Eröff nenden) im vorderen Teil, dann in der Länge abnehmend bis zu den kürzesten zum Ende hin. Die Anordnung ist jedoch nicht chronologisch zu verstehen. Die Suren werden je nach dem Ort ihrer Eröff nung in mekkani-sche und medinensische Textabschnitte unterteilt. Ihr Sprachstil und Inhalt ist unterschiedlich, da die Off enbarung in den beiden Städ-ten auf jeweils sehr unterschiedliche Gegebenheiten traf. In Mekka

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Zum Umgang mit dieser Übertragung der Bedeutung des Korans14

stieß die junge islamische Gemeinschaft zunächst auf erbitterten Widerstand, in Medina konnte sie ein Gemeinwesen gründen. Inner-halb der beiden Ortschaften gibt es Einteilungen in mehrere Zeitab-schnitte, denen die Texte zugeordnet werden: – Mekka: 610−15 frühe Zeit, 615−620 mittlere Zeit, 620−622 Zeit

des Übergangs – Medina: 622−632Ein Teil der Suren enthält Verse sowohl aus mekkanischer wie auch aus medinensischer Zeit. Dies wird in dieser Arbeit nur selten aus-drücklich erwähnt. Bei einigen Suren ist eine exakte Zuordnung nicht möglich. Häufi g jedoch kann innerhalb eines Zeitabschnittes eine genauere Zeitangabe erfolgen z.B. zum Ende einer bestimm-ten Periode hin, oder schon zu Beginn, oder es ist sogar eine genaue Datierung nach Jahr und Monat möglich. Zu Beginn jeder Sure fi nden die Leser und Leserinnen in dieser Arbeit eine sogenannte Th ematische Einführung. Sie gibt einen Überblick über die in der Sure vorkommenden Th emen und beinhaltet gleich-zeitig erste didaktische Hinweise für den Unterricht. Viele Verse ver-fügen über einen nummerierten Anmerkungstext, der unterhalb der eigentlichen Übertragung des Korantextes angeordnet ist. Eine Viel-zahl von pädagogischen Hinweisen und didaktischen Erläuterungen im Anmerkungstext sind an erster Stelle für Lehrpersonen, Pädago-ginnen und Pädagogen, die im Bildungsbereich tätig sind gedacht und natürlich für die Eltern, die sich mit religiösen Erziehungsfra-gen beschäftigen. In diesen Anmerkungstexten sind themenbezogene Anregungen für die Unterrichtsgestaltung enthalten, hervorgeho-ben durch die Angabe von Sure und Vers sowie durch die Hervorhe-bung des Wortes UNTERRICHT.

Verweise: Innerhalb des Textes sind die Verweise auf andere Koranstel-len eher maßvoll gehalten, um den Anmerkungstext nicht zu über-frachten.

Umschrift: Um insbesondere jungen Lesern ein fl üssigeres Lesen zu ermöglichen, wurde auf eine Umschrift koranischer Begriff e gemäß

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der DMG (Deutsche Morgenländische Gesellschaft), die für wissen-schaftliche Arbeiten Verwendung fi ndet, im Fließtext weitgehend ver-zichtet. Einzig die Surennamen sind in der DMG Umschrift wieder-gegeben. Die Begriff e wurden sprachlich »eingedeutscht«. Ausnahmen fi nden sich dort, wo sie für die sichere Aussprache unerlässlich sind.

Auf namentliche Nennung der vielen Forscher und Exegeten und Kommentatoren der Vergangenheit wurde weitgehend verzichtet. Unverzichtbare Hinweise befi nden sich im Anmerkungstext. Wo exegetische Anmerkungen von anderen Kommentatoren genutzt wur-den, fi ndet sich hierüber eine Quellenangabe an der passenden Stelle (siehe »Empfohlene Koranübertragungen mit Kommentierungen«).

Syntax: Da der Satzbau im Arabischen ein anderer als im Deutschen ist, kann er in der Übertragung nicht immer dem Arabischen ent-sprechend aufgebaut bleiben. Hier wurde der deutschen Syntaxlehre entsprechend verfahren ohne den Inhalt dadurch zu beeinträchtigen. Im Arabischen beginnen Sätze oft mit »und«, was im Deutschen sti-listisch unschön ist und worauf weitgehend verzichtet wurde. Zahl-reiche Sätze beginnen mit einem Anruf: »O«, z.B. »O ihr Menschen«, dies entspräche dem arabischen »Ya« als Aufmerksamkeitsruf und wurde weggelassen, da diese Sprechweise im Deutschen befremdlich wirkt.

Das Arabische bevorzugt eine substantivistische Ausdrucksweise, das Deutsche eher eine verbale: Aus »Allah ist mit den Reue Empfi nden-den«, wurde in der vorliegenden Arbeit »Allah ist mit denen, die Reue empfi nden«, o.ä.

Gerundien: »Gehorsam geworden seiend« wurde mit »diejenigen, die gehorsam wurden« o.ä. wiedergegeben.

Verschiedene Pronomen: Gott spricht von Sich selbst in den Pronomen »Ich«, »Er« und »Wir«, häufi g auch in der Nennung Seines arabischen Namens »Allah«. (Gott verwendet für Sich nicht das Pronomen »sie«,

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da das arabische Pronomen »er« Männliches und Weibliches umfasst, während das Pronomen »sie« ausschließlich für die weibliche Form steht.).

Änderungen im Numerus erfahren wir auch bei Pronomina im glei-chen Satz: z.B. »Wer dies tut, diese werden…«. Dies ist Absicht und wurde, wo es nötig erschien näher erläutert.

Verschiedene Zeitformen: Sätze können absichtlich auch in verschie-den Zeitformen auftreten, sie beginnen z.B. in der Vergangenheit und enden in der Zukunft. Dies deutet darauf hin, dass die Aussage zeitübergreifend verstanden werden soll.

»Textlücken«: Der Koran setzt viel an Eigeninitiative voraus, um in sprachlichen Aussagen, den sie tragenden Bedeutungsinhalt zu erken-nen. So fordert er den Leser heraus, auch dort, wo Sprache gewollt eine Lücke lässt, eigene Gedanken zu entwickeln und den Satz gedanklich zu vollenden. »Könnte denn einer, dessen Inneres von Gott vorbereitet wurde, um sich Ihm hinzugeben, so dass er durch ein Licht erleuchtet ist […] also wehe denjenigen, deren Herzen gegen das Geden-ken an Gott verhärtet sind« (39:22–24). Sie sollen den Leser dazu anregen, mitzuarbeiten, was psychologisch betrachtet interessant ist, da es einerseits ein Gefühl von Nähe erzeugt − von Gott selbst angeboten − und andererseits die Achtung erspüren lässt, die Er dem Leser zollt.

Szenenwechsel innerhalb eines Textabschnittes: Oft wechseln die Szenen und Th emen einer Sure unvermittelt, aber nicht zufällig. Beispiel: In Sure 20:83 wird zunächst die Geschichte von Pharao erzählt, die Flucht der Banu Israil durch das Meer und die nachfolgende Wüsten-wanderung, dann folgt abrupt die Szene, in der Moses dem Ruf Got-tes auf den Sinai folgt, ohne dies jedoch explizit zu erwähnen. Dies ergibt sich vielmehr aus dem beim Leser vorausgesetzten Wissen. In einem solchen Fall wurde die genauere Fixierung in Klammern hin-zugesetzt.

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Ersetzen von Personalpronom durch Personenenbezeichnungen: Wo ein Personalpronom − oft in Dialogen − benutzt wird und für den (jugendlichen) Leser nicht unbedingt erkennbar ist von wem die Rede ist, oder wenn es mehrere Optionen gibt, wurden diese Personal-pronomen, dort wo es eindeutig ist, durch die Personenbezeichnung ersetzt. z.B. »Er« − der Schöpfer, der Prophet, »sie« − die Menschen, die Gläubigen, die Leugner etc.

Superlative: Im Deutschen wird für die Eigenschaften Gottes meistens wie folgt übersetzt: »Der Allwissende«, »der Allmächtige«; das Original-koranische wurde hier mit »der Wissende, der Mächtige« wiedergegeben.

Impliziert, aber nicht im Wort erwähnt: Um den metaphorischen Sinn und die elliptische Bedeutung einzelner Aussage herauszuarbeiten, wurden Einschübe gemacht. Metaphorisch bedeutet jedoch nicht, dass die wörtliche Aussage nicht gelte. Diese Einschübe sind kurze Passagen im Fließtext, die in Klammern stehen. Sie dienen der Ver-deutlichung, wie sie besonders jüngere Leser zum fl üssigeren Lesen brauchen und haben eine erklärende Funktion zum besseren Verste-hen. Es sind nicht wörtlich wiedergegebene koranische Entsprechun-gen, jedoch in ihrer Bedeutung im Korantext impliziert. Beispiel: Sure 16 Vers 84: »Sie haben keine Erlaubnis zur Entschuldigung«, kann wie folgt übertragen werden: »Sie haben ohnehin keine Argumente« oder: »Nichtwissen taugt nicht zum Verhandeln über Schuld«. Der »Th ron Gottes« bedeutet natürlich Seine umfassende Macht, wäh-rend »Seine ausgestreckte Hand« Seine liebende Fürsorge deutlich machen will. Den gleichen Begriff in unterschiedlichen Kontexten diff erent zu über-tragen, stellt keine Einebnung dar, sondern die Bemühung, Inhaltli-ches auf einen heute verstehbaren Kontext zu übertragen. Klammern schränken andererseits das Spektrum der Deutungsmöglichkeiten ein und legen den Text fest, darum wurden sie sorgsam und so gering wie möglich verwandt. Sie stören nicht den Lesefl uss und können überlesen werden, aber der Leser sollte sich bewusst bleiben, dass sie im Korantext zwar impliziert, aber nicht wörtlich auffi ndbar sind.

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Sprachliche Entfremdung a. Begriff e die dem heutigen Sprachgebrauch fremd geworden sind, oder deren Bedeutungsinhalt sich geändert hat müssen durch gäng-ige Begriff e gemäß dem koranischen Original bezeichnet werden: Beispiel »Gehorsam«, »gehorchen«, ist heute in vielen Konnotatio-nen ein negativ besetzter Begriff der besonders durch eine Jahrhun-derte vorherrschende Black-Pädagogik in Verruf gekommen ist. Der arabische Begriff »ta’a« beinhaltet jedoch die Bedeutung »nachfol-gen gemäß dem Erkannten«, und demzufolge eben keinen blinden Gehorsam. Demnach ist es angebracht, diesen Begriff durch »Loya-lität« oder »Gefolgschaft«, als eine verantwortliche und verbindliche Haltung zu charakterisieren: Siehe 24:54, »Gehorcht Allah und sei-nem Gesandten«. (Z.B. übersetzt Asad: Gebt acht auf Gott und gebt acht auf seinen Gesandten, u.a. auf S. 683.)b. Der in Übersetzungen eher sakral verwendete Begriff »wahr-lich« ist eine Übertragung aus dem arabischen Verstärkungspartikel »inna«. Die Verstärkung dient dazu, die besondere Aufmerksamkeit auf das Nachfolgende zu lenken, wie auch viele Verben durch Ver-doppelung eines Konsonanten die Eindringlichkeit einer Aussage signalisieren, die im Deutschen z.B. nur durch zusätzliche Satzteile, wie »ganz bestimmt ist es so« oder: »Davon könnt ihr mit Sicherheit ausgehen«, etc. wiedergegeben werden können. c. Die Auff orderung »sprich«, arab. »qul«, wurde kontextgemäß manchmal mit »sage, antworte, erinnere, erkläre« etc. übertragen.d. Für »Siehe« (meist am Satzbeginn) wurde »Schau mal«, »vergiss nicht«, »überlege dir« gewählt. e. Um eine angemessene Wiedergabe des arabischen Inhaltes eines Begriff s zu erreichen wurde die Vielfalt der Übertragungsmöglich-keiten aus der im Begriff eingeschlossenen Bedeutungsvielfalt kon-textuell genutzt. Z.B. kann das arabische Verb: »daraba« sowohl »schlagen«, als auch »prägen«, »trennen«, »entfernen«, »distanzieren«, »abwenden« und »versiegeln« beinhalten. g. Eine Vielzahl von Präpositionen und Partikel weist ebenfalls Mehr-fachbedeutungen auf: »bi« kann sowohl »mit« aber auch »im« bedeu-ten und »ma« ist eine Verneinungsformel, kann aber auch »was«

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bedeuten. Unter Beachtung des jeweiligen Kontextes muss der Absicht der Aussage gemäß übertragen werden.

Abkürzungen: Es werden die Abkürzungen Lp für »Lehrperson« und Sch für »Schüler und Schülerinnen« verwendet sowie At für »Altes Testament«.

Wo der Name des Gesandten Muhammad im Text erwähnt ist, bitten wir die muslimischen Leserinnen und Leser die Segenssprüche für den Propheten in Gedanken hinzuzusetzen: Der Friede sei mit ihm.

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Empfohlene Koranübertragungen mit Kommentierungen

1. Die Botschaft des Korans: Übersetzung und Kommentar. Asad, M; Denff er, A. von; Kuhn, Y. Mannheim 2009.

2. Der Koran, arabisch-deutsch. Hofmann, Murad W. (Hrsg.). Mün-chen 2001.

3. Der Koran, Arabisch-Deutsch. (12 Bd.) Khoury, A.T. Gütersloh 1990.

4. Der Koran: Aus dem Arabischen neu übertragen. Bobzin, H., München 2010.

5. Der Koran. Die Heilige Schrift des Islam in deutscher Übertra-gung: Mit Erläuterungen nach den Kommentaren von Dschala-lain, Tabari und anderen hervorragenden klassischen Koranausle-gern. Denff er, A. von. München 1996.

6. Der Koran: Übersetzung Kommentar und Konkordanz. Paret, R. Qum (Iran) 1979.

7. Kur’an-i-Kerim, Kelime Anlamli, Meal-i Icmali, (türkisch) Prof. Dr. Nusrettin Boleli, Doc. Dr. Niyazi Beki, Tenvir Nesiyat, Istan-bul 2002.

8. Sinngemäße deutsche Übersetzung des Heiligen Koran, Arabisch-Deutsch. Maher, M. Kairo 2007.

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bi-smi-llahi-r-rahmani-r-rahim

Mit dem Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!

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Sure 122

1. Sure

Die Eröff nendeal-Fāti0a1

Mekkanische Zeit

Th ematische Einführung Die Sure steht mit ihren nur sieben Versen am Anfang. Sie nimmt insofern eine Sonderstellung ein, da sie die kurze Eröff nung des Korans ist und gleichzeitig in sehr komprimierter Form seinen gesamten Inhalt in wenigen Leitlinien und Grundprinzipien zusam-menfasst. Sie wird in jedem rituellen Gebet mehrfach gesprochen. Ein Gebet ohne die Fatiha gilt nicht als gültiger ritueller Gottes-dienst. In allen Gebetseinheiten (raka’at) der fünf Gebete des Tages, also mindestens 17 Mal, wird sie rezitiert. Die Sure trägt neben dem Begriff »die Eröff nende des Korans«‚ al-fathihatu l-qur’an, noch andere Namen, z.B. die Mutter der Schrift, Umm al-Kitab (wegen ihrer grundsätzlichen Bedeutung, wie sie der Prophet selbst bezeichnet hat), oder noch prägnanter, die Grundlage des Koran, Asas al-Qur’an aber auch schlicht der Lobpreis, al-Hamd. Das Bekenntnis beginnt denn auch mit dem Lobpreis an den Schöp-fer, Erhalter, Versorger und Lehrer aller Welten. Der Erinnerung an Seine alles überströmende Gnade und Barmherzigkeit folgt die Kon-sequenz, dass nur Er allein würdig ist, angebetet und verehrt zu wer-den unter Ausschluß von allem und allen. Wo kann anders wirksame Hilfe erwartet werden als bei dem, der allein umfassend recht zu lei-ten vermag? Von Ihm kommt die Rechtleitung aus der Objektivität essentieller Wirklichkeit, dem so genannten geraden oder geradlini-gen Weg, as-sirat al-Mustaqim. Darum beinhaltet die Sure die Bitte um die Segnungen dieser Rechtleitung, und dem Fernhalten von anderen Wegen, die in die falsche Richtung führen, die jedoch Gott jene in Freiheit gehen lässt, die seine Rechtleitung ablehnen. Entlang dieser Linie entfalten sich in 113 folgenden Abschnitten, Suren

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Die Eröff nende 23

genannt, die ethischen Prinzipien einer Gott gefallenden Lebensfüh-rung, die den Menschen zu seinem Glück führt, welche in die Rück-kehr zu Gott mündet. Die Sure gehört zu den ersten Off enbarungen in Mekka; wahr-scheinlich wurde sie kurz nach der allerersten Off enbarung zusam-menhängend herab gesandt, die nach Meinung der meisten Kom-mentatoren, gestützt durch Aussagen des Propheten (ahadith), in den ersten fünf Versen der Sure 96 al-‘Alaq besteht. Für den Unterricht kann das Haupthema in der Lehre des Mono-theismus bestehen und im Wissenserwerb der Dialoge des Korans mit den Gemeinschaften zur Zeit der Herabsendung in Medina, wenngleich es eine Vielzahl von Einzelthemen, z.B. zu Fragen des Dialogs gibt, die einer didaktischen Umsetzung zugänglich sind.

1 Al-Fāti0a, heißt: die Eröff nende. Nach vielen Äußerungen, die dem Prophe-ten zugerechnet werden, ist sie u.a. die bedeutendste des Korans. Die sieben Verse werden als die »Sieben zu Wiederholenden«, as-Sab’ al-Mathani, be-zeichnet. Im rituellen Gebet wird die Sure daher in jeder Gebetseinheit gele-sen. Die Sure legt in ihrem Inhalt das Verhältnis Gottes zu den Menschen und des Menschen zu Gott dar. Im Koran selbst wird noch einmal auf die sieben bedeutenden Verse Bezug genommen: Und Wir gaben dir in Wahrheit die sieben zu wiederholenden Verse und den großartigen Koran (15:87).

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Luise Becker

Der KoranMit Erläuterungen für den Unterricht

Paperback, Broschur, 1200 Seiten, 13,9x20,5ISBN: 978-3-424-35040-1

Diederichs

Erscheinungstermin: Februar 2011

Der Koran - für Schüler, Lehrer und Familien Der Islamunterricht an deutschen Schulen zählt zu den wichtigsten kulturpolitischen Aufgaben.Um jugendlichen Lesern das Verständnis des Buches zu erleichtern, wurde die Koranausgabebei Diederichs aufwändig überarbeitet. Ergebnis ist der Koran mit umfangreichen Materialien für den Unterricht, basierend aufder Übersetzung von Max Henning in der Erstbearbeitung von Murad Wilfried Hofmann.Die Islamwissenschaftlerin und Pädagogin Luise Amina Becker hat einen umfangreichenAppendix erarbeitet und darüber hinaus die deutsche Übersetzung schülergerecht aufbereitet.Thematische Einführungen zu jeder Sure und ein Glossar ergänzen das Werk. Ziel ist es,muslimischen Familien, Pädagogen und Jugendlichen wie allen am Thema Interessierten imdeutschsprachigen Raum eine Koran-Edition an die Hand geben zu können, die philologischenKriterien genügt und dennoch ein Buch zum Lesen, Lernen und Leben ist.