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Hochschule öffentliche Verwaltung Bremen, Doventorscontrescarpe 172, 28195 Bremen Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen auf der „Body Farm“ in Tennessee.“ Begleitet von Herrn PD Dirk Fasse Herrn Ralf Gunther Pestrup Bremen, den 15.05.2010 Vorgelegt von Rabea Berstermann Polizeivollzugsdienst Einstellungsjahrgang 2007 04 21 /8 49 20 16 [email protected] 6. Fachsemester

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Hochschule öffentliche Verwaltung Bremen, Doventorscontrescarpe 172, 28195 Bremen

„Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der

forensischen Entomologen auf der „Body

Farm“ in Tennessee.“

Begleitet von

Herrn PD Dirk Fasse

Herrn Ralf Gunther Pestrup

Bremen, den 15.05.2010

Vorgelegt von

Rabea Berstermann

Polizeivollzugsdienst

Einstellungsjahrgang 2007

04 21 /8 49 20 16

[email protected]

6. Fachsemester

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Inhaltsverzeichnis Seite

1. Einleitung 1

2. Hauptteil 6

2.1 Die Arbeit mit dem Tod 6

2.1.1 Tatortarbeit 6

2.1.1.1 Vorgehensweisen 6

2.1.1.2 Spurenkunde 8

2.1.1.3 Maßnahmen bei Leichenfund 9

2.1.2 Konventionelle Vorgehensweise der

Leichenliegezeitbestimmung 11

2.1.2.1 Die Leichenschau 11

2.1.2.2 Unsichere Todeszeichen 13

2.1.2.3 Sichere Todeszeichen 15

2.1.2.4 Tabellarische Übersicht zur Todeszeitberechnung 20

2.1.3 Moderne Möglichkeit der

Leichenliegezeitbestimmung 23

2.1.3.1 Geschichtliche Einführung in die forensische

Entomologie 24

2.1.3.2 Die Body Farm 26

2.1.3.3 Die Arbeit eines forensischen Entomologen 32

2.1.3.4 Die Schmeißfliege (Calliphora vicina) 38

2.1.3.5 Die Käsefliege (Piophila casei) 43

2.1.3.6 Weitere Fliegenarten 44

2.1.3.7 Der gemeine Speckkäfer 45

2.1.3.8 Weitere Käferarten 47

2.1.3.9 Ein Bremer Fall 49

3 Interviews unter der Fragestellung der Relevanz

dieser Thematik als Lerninhalt dem Studiengang

des Polizeivollzugsdienstes Bremen 50

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3.1 Interview mit dem Sachgebietsleiter der Bremer

Mordkommission Helmut Mojen 51

3.2 Interview mit dem Kriminalbiologen Dr. Mark

Benecke 53

4. Fazit 55

Anhang

Anlage 1 Bildanhang

Anlage 2 Textanhang

Anlage 3 Quellenverzeichnis

Anlage 4 Abbildungsverzeichnis

Anlage 5 Abkürzungsverzeichnis

Anlage 6 Versicherung

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1. Einleitung

In der täglichen Arbeit eines Streifenpolizisten fällt der Begriff der forensi-

schen Entomologie*1 eher selten. Sobald dieser Ausdruck jedoch mit dem

Namen „Mark Benecke“ in einem Satz thematisiert wird, beginnt die Asso-

ziation zu der Kriminalbiologie und den so genannten Leicheninsekten.

Die forensische Entomologie umfasst die Untersuchungen von Gliedertie-

ren, die sich auf, in oder nahe verstorbener Person oder Tiere befinden.

Diese Gliedertiere werden Arthropoden genannt. Zu ihnen zählen Tau-

sendfüßler, Spinnentiere, Krebse und Insekten. Sie bringen den Zyklus in

Gang, der durch den Tod wieder Leben entstehen lässt. Auch wenn diese

kleinen Tiere bei den meisten Menschen Angst und Ekel hervorbringen,

sollten sie sich dennoch bewusst sein, dass es diese Tiere sind, die einen

toten Körper in immer kleinere Grundbausteine, die Moleküle, zersetzen,

damit andere Organismen diese kleinsten Segmente als neue Nahrungs-

und Brutstätte nutzen können – „Kreislauf des Lebens“2. Anhand der fo-

rensischen Entomologie ist es seit geraumer Zeit möglich, die Leichenlie-

gezeit (post mortem interval, PMI3) an toten Körpern durch die dort gefun-

denen Insekten zu bestimmen. Es gibt hunderte verschiedener Arten, die

auf die unterschiedlichsten Weisen ihr Leben bestreiten, ihre Nahrung

sammeln, sich vermehren sowie an den unterschiedlichsten Orten der

Welt zu finden sind, ob in Gräsern, Sträuchern, Wäldern oder Küstenge-

bieten. So differierend sie allerdings aus sein mögen, eine Gleichheit be-

sitzen sie alle, den Trieb sich zu vermehren. Mit diesem Trieb geht einher,

dass sie ihrem Nachwuchs einen Lebensraum bieten wollen, in dem die

Larven nach ihrem Schlüpfen gut leben können. Leichen sind eine hervor-

ragende Brutstätte, bei denen einige Insektenlarven die inneren Organe

zu bevorzugen, wohingegen andere die Haut oder Mundhöhle favorisie-

ren. Um jedoch das Ergebnis der Leichenliegezeit durch dieses Verfahren

1 Alle Begriffe oder Abkürzungen, die mit einem * markiert sind, werden im Begriffs- und Abkür-

zungsverzeichnis erläutert 2 Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2.

Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 22 3 Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anre-

gungen zum Nachdenken. Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S. 38

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2

bestimmen zu können, müssen verschiedene wissenschaftliche Instanzen,

der Forscher, Ärzte und Ermittler zusammenarbeiten. Dem Ermittler ob-

liegt dann die Pflicht, aufgrund dieses Wissens an einen Tatort solch ge-

fundenes Material sicherzustellen und einen Kriminalbiologen hinzuzuzie-

hen. Aber: Sieht auch die auch Praxis so aus? Wissen die Ermittler über

diese Methode und ihren Umgang Bescheid? Dieser essentiellen Frage-

stellung soll in den folgenden Kapiteln nachgegangen werden.

Der erste, anhand der forensischen Entomologie gelöste, niedergeschrie-

bene Fall stammte aus dem 13. Jahrhundert. Der chinesische Gelehrte

Sung Tz’u vollzog dies in seinem gerichtsmedizinischen Werk, welches in

deutscher Sprache in etwa den Titel „Vom Hinwegwaschen des Ungerech-

ten“ besaß.4 Es handelte sich um einen Mord in einem Reisfeld. Das Opfer

war männlich, verheiratet und besaß keine Feinde, er hatte nur einen

Schuldner, der allerdings ohne Verdacht blieb. Es ließen sich soweit keine

weiterführenden Spuren erheben, bis auf die Erkenntnis des damaligen

Ermittlers, der Mann sei mit einer Sichel erstochen worden. Aufgrund die-

ser Feststellung ließ er alle Arbeiter mit ihrem Werkzeug zusammentrei-

ben. Auf einer Sichel setzten sich dabei Schmeißfliegen ab, die die, für

den Menschen nicht mehr sichtbaren Blutreste riechen können. Daraufhin

gestand der Täter den Mord - es war der Schuldner des Toten. Diese An-

fänge wurden im Jahr 1974 von den Belgiern Leclercq und Lambert auf-

gegriffen, indem sie den Mord im Reisfeld noch einmal neu untersuchten

und die damaligen Feststellungen und Aufzeichnungen konzedierten.

Durch ihre Arbeit werden sie als die Gründer der modernen forensischen

Entomologie charakterisiert. Allerdings vollzog sich diese Auffrischung der

Thematik nicht nur in Belgien, sondern ebenso New York, wo der Insek-

tenkundler Murray G. Motter die Tiere auf 150 exhumierten Leichen unter-

suchte und dabei ihre verschiedenartigsten Entwicklungsstadien aufzeigte.

Er erstellte daraufhin ein Register der gefundenen Insekten im „Journal of

the New York Entomology Society“ … [mit dem minuziösen Titel] „A

4 Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm

erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 136

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3

Contribution of the Study of the Fauna of the Grave: A Study of One

Hundred and Fifty Disinterments, With Some Additional Experimental Ob-

servations“ („Ein Beitrag zur Untersuchung der Tierwelt in Gräbern: Unter-

suchung an 150 Exhumierungen nebst einiger zusätzlicher experimentel-

ler Beobachtungen“)5. Auch sechs Jahrzehnte später gab es die ersten

Dossiers in Knoxville, Tennessee, wo sich auch seit Anfang der 1970er

Jahre die Body Farm (Forschungsareal mit Körperspenden, folgt im Punkt

2.1.3.2) befindet. Dem Insektenkundler H. B. Reed ging es um dort aller-

dings vorerst nicht darum, Insekten zu erforschen. Er verfolgte einen öko-

logischen Ansatz, mit dem er herausstellen wollte, wie eine Leiche, das

kleine Ökosystem verändert, in dem sie verwest. Währenddessen machte

er an seinen für die Forschung ausgelegten Hundekadavern die Entde-

ckung, vieler unterschiedlicher Insektenarten. Da sich seine Ermittlungen

über einen längeren Zeitraum erstreckten, konnte er unter anderem bei

warmen oder kaltem Wetter, im Gelände oder im Wald festhalten, welche

Insektenarten wann und wo zu finden waren sowie die Geschwindigkeiten

in der ihre Arbeit, bei unterschiedlichen Bedingungen, verliefen.6

Einer der momentan populärsten Kriminalbiologen, der dieses Feld res-

pektabel beherrscht, ist der Dipl.-Biol. Dr. rer. medic. Mark Benecke. Über

ihn und seine Arbeit auf der Body Farm in Tennessee wird im Weiteren

noch berichtet.7 Zur jetzigen Zeit wird die Kriminalbiologie in dem Bereich

der forensischen Entomologie immer bekannter und es interessieren sich

stets mehr Menschen für diesen Arbeitszweig – allerdings wie Herr Bene-

cke in seinen Büchern und Interviews beteuert, hauptsächlich Frauen.

Niemand weiß, woran es liegt.8

5 Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm

erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 137 6 Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm

erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 136f. 7 Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anre-

gungen zum Nachdenken. Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S. 27-29 8 Vgl. Benecke, Mark (2002). Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen

der Welt. Gustav Lübbe Verlag, S. 41

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4

„[…] 1999 […] ahnte kein Mensch, wie populär die Kriminalbiologie inner-

halb weniger Jahre werden würde. Der Begriff war ausgestorben; das

Fach wurde an keiner deutschen Universität oder Polizeischule mehr ge-

lehrt. Heute sind unsere Kurse überlaufen […].“9

Ist es also nun an der Zeit, das Fach und vor allem die forensische Ento-

mologie in den Modulplan der Polizeihochschulen aufzunehmen? Wurde

diesem Themenbereich bislang zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl

es eine sichere und gute Methode ist, die Leichenliegezeit zu bestimmen

und somit als unbedingt wissenswert erscheint? Oder ist dieses Thema

lediglich momentan in vieler Munde, da es sich um eine Modeerschei-

nung, durch gegenwärtige beliebte Fernsehserien wie CSI* oder Medical

Detectives* handelt? Durch die Befragung des Kriminalbiologen Dr. Bene-

cke im Punkt 3.2 dieser Arbeit und dem Beamten der Mordkommission

Bremen Herrn Mojen in Punkt 3.1 wird im Folgenden dieser Fragestellung

nachgegangen.

Im weiteren Verlauf des Textes werden die Reaktionsschemata des ster-

benden Körpers thematisiert und mit der anschließenden Arbeit der Ermitt-

ler und Ärzte verknüpft. Diese besitzen die Pflicht zur Aufklärung, ob es

sich um einen natürlichen, einen unnatürlichen oder einen unlösbaren To-

desfall handelt. Ab dem Zeitpunkt, an dem eine Person als tot bezeichnet

wird, ist der Körper zwar regungslos, allerdings geschehen innerlich wei-

terhin einzelne Vorgänge, die als Stadien der Zersetzung bezeichnet wer-

den. Einige treten noch am selbigen Tag ein, ein paar Minuten oder Stun-

den nach dem Tod, andere dafür erst Tage, Wochen oder Monate später.

Dadurch, dass sich die Wissenschaft schon seit geraumer Zeit mit diesem

Thema beschäftigt, wurde schon sehr früh damit begonnen diese Stadien

zu untersuchen. Somit ist es uns heute möglich, eine gefundene Leiche

ihrem Zersetzungsphase und somit ihrem Todeszeitpunkt zuzuordnen. Es

gibt Methoden und Untersuchungen, die schon seit hunderten von Jahren

9 Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2.

Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 11

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5

angewandt werden. Dem gegenüber steht nun die moderne Möglichkeit

der Leichenliegezeitbestimmung anhand von Insekten und der Kriminal-

biologie. Welche Methode ist einfacher, genauer oder praktischer?

Es wird in dieser Arbeit anfangs die Tatortarbeit aufgezeigt, in der schon

früh Fehler gemacht werden können, die anschließende irreparable Aus-

wirkungen auf das gesamte Ermittlungsergebnis haben können. Infolge-

dessen wird die konventionelle Methode der Todeszeitbestimmung be-

schrieben, deren Möglichkeiten und Fehler und worauf es zu achten gilt. In

diesem Zusammenhang werden frühe und späte Leichenerscheinungen

präzisiert und daran die Aussichten erschlossen, wie eine Liegezeit be-

stimmt werden kann. Im Anschluss wird das moderne Verfahren anhand

der Insekten, mit deren beträchtlicher Artenvielfalt, dargestellt und deren

Vor- und Nachteile aufgezeigt.

Zudem wird letztendlich die Frage erläutert, ob es sich lohnt, einen sol-

chen Berufszweig in Deutschland netzwerkartig aufzubauen oder ob das

aufschäumende Interesse an dieser Arbeit nur von kurzweiliger Dauer und

in ein paar Jahren aus unseren Köpfen wieder verschwunden ist. Anhand

von Abbildungen und Beispielfällen lassen sich die Todeszeitberechnun-

gen gut darstellen.

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2. Hauptteil

2.1 Die Arbeit mit dem Tod

„Wer mit Leichen umgeht, hat dabei die gebotene Ehrfurcht vor dem toten

Menschen zu wahren.“ - § 2 Satz 1 Gesetz über das Leichenwesen. Vom

27. Oktober 1992.10

2.1.1 Tatortarbeit

2.1.1.1 Vorgehensweisen

Das Verhältnis zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei ist „unfertig und in

seinen Grenzen unbestimmt, weil es an einer organischen Verbindung

zwischen beiden fehlt.“11 Auch in seinem Buch „Mordmethoden. Ermittlun-

gen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt“ (2002) publiziert Mark

Benecke12, es müsse immer eine enge Zusammenarbeit zwischen den

verschiedenen Ermittlergruppen in einem Fall geben. Egal wie unter-

schiedlich ihr Arbeiten auch sei, eine ständige Kommunikation und der

fortlaufende Austausch über weiterführende Resultate seien essentiell.

Jede Abteilung und jeder Zweig besitzt seine zugeteilten Aufgabenfelder,

aber nur das Zusammentragen aller Erkenntnisse kann zu einem weiter-

führenden Ergebnis vorangehen. So wird nun im Folgenden ein Einblick in

die konventionelle Arbeitsmethode der Kriminalisten an einem Tat- oder

Fundort gegeben und anschließend die moderne Methode der Kriminal-

biologie verdeutlicht. In beiden Variationen ist zudem die Verknüpfung

zwischen der Arbeitsweise der Polizei und anderen Fachdienststellen re-

präsentiert.

10

Vgl. Internetseite: http://www.aekhb.de, (2002) 11

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 13f. 12

Interview im Anhang

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7

Um eine Tat rekonstruieren zu können, ist der Tatort der wichtigste Aus-

gangspunkt. Hier hat der Täter agiert und Spuren hinterlassen. Eine Tat-

ortbegehung sollte nie unüberlegt und ohne Konzept erfolgen. Dies könnte

zur Vernichtung wichtiger Beweise führen.13 Wenn die Tatortarbeit profes-

sionell erledigt werden soll, müssen einzelne Segmente vor Ort von An-

fang an im Bewusstsein eines jeden Kriminalisten sein. Wie bei jeglichem

anderen Arbeitsfeld gibt es auch hier Dinge, die wichtige Grundlagen für

die Abarbeitung darstellen. Dazu gehört beispielsweise der „Erste Angriff“,

der alle unaufschiebbaren Maßnahmen umfasst, die in der Bearbeitung

Erkenntnisse zur Tataufklärung liefern könnten. Der bedeutsamste Grund-

satz ist hier die Absperrung des Tat- oder Fundortes, damit alle ab dem

Zeitpunkt stattfindenden Veränderungen bemerkt und dokumentiert wer-

den können und alles weitere in polizeilicher Hand liegt.14 Nachdem die

Maßnahmen des „Ersten Angriffs“ getroffen wurden, folgt der „Siche-

rungsangriff“. Unter diesem Begriff fallen alle aufkommenden Erstmaß-

nahmen, wie die Erste Hilfe oder die Abwehr weiterer möglicher Gefahren,

beispielsweise einem Feuer oder Personen von denen eine Gefahr aus-

geht.15 Die wichtigste Regel lautet hier: „Augen auf, Mund zu, Hände in die

Taschen.“16 Alle Dinge, die ohne Handschuhe oder ohne zu Überlegen

berührt, verschoben oder in sonstiger Weise verändert werden, müssen

protokolliert werden, damit sie nicht zu unerkannten Trugspuren (siehe

Punkt 2.1.1.2) führen.

13

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 25 14

Vgl. Internetseite: www.kriminologie.net (2003) 15

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, 2006, S. 18 16

Innes, Brian (2000) Leichen sagen aus. Die hundert sensationellsten Fälle aus der Welt der Gerichtsmedizin. Pabel-Moewig Verlag, S. 11

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8

2.1.1.2 Spurenkunde

Es können prinzipiell zwei Arten von Spuren auftreten. Die einen kenn-

zeichnen sich durch ihre Individualität und ihre Einzigartigkeit (Werkzeug-

spuren oder Fingerabdrücke) und die anderen sind identifizierbare Spuren

(Textilfasern oder Lackpartikel – diese können ihrem Ursprung genau oder

zumindest im Groben zugeordnet werden).17 Den Begriff Spur zu definie-

ren erfolgt vorwiegend in der Form, dass es sich um sichtbare oder latente

materielle Veränderungen, die im Zusammenhang mit einer Tat entstan-

den sind und die einen Beitrag zur Aufklärung leisten können, handelt. Zu

unterscheiden gelten hierbei jedoch die Trug- (stehen nicht im Zusam-

menhang mit der Tat, sind vorher oder derweilen durch Neugierige oder

Rettungskräfte entstanden) und die fingierten Spuren (absichtlich vom Tä-

ter als Ablenkung verursacht). Über das Vorhandensein von jeglichen

Spurenarten sollte sich jeder Beamte vor Betreten des Fundortes bewusst

sein, damit keine unnötig verändert oder vernichtet werden. Alle Spuren

sind nun nach Möglichkeit für nachfolgende Untersuchungen zu sichern.18

Im Weiteren sind Personen festzustellen, von denen Hinweise zum Tatge-

schehen erwartet werden können, Zeugen, Tatverdächtige u.a.* und wei-

tere Dienststellen, deren Zuständigkeit hier obliegt, sind zu benachrichti-

gen.19 Als letzter Abschnitt erfolgt nach dem „Sicherungsangriff“ der „Aus-

wertungsangriff“, der eigentliche Beginn der Ermittlungsarbeit. Es wird der

Tatort untersucht. Die Maßnahmen konzentrieren sich im Groben auf fol-

gende Aspekte: Festlegung der Führung, Einrichten einer Befehlsstelle,

Tatortabsperrung überprüfen und gegebenenfalls verändern, Tatortbesich-

tigung in Ruhe und ohne Hast, mögliche Sachverständige hinzuziehen,

Suche und Sicherstellung von Beweismitteln, Ermittlung und Vernehmung

von Zeugen und Tatverdächtigen, mögliche Fahndungsergänzungen und

17

Vgl. Innes, Brian (2000). Leichen sagen aus. Die hundert sensationellsten Fälle aus der Welt der Gerichtsmedizin. Pabel-Moewig Verlag, S. 10-12 18

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 16f. 19

Vgl. Internetseite: www.kriminologie.net (2003)

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9

die Einleitung einer Medienbetreuung einleiten.20 Wichtig ist, dass es sich

bei keiner Aufzählung, Erklärung oder Definition um abschließend zu be-

trachtende Angelegenheiten handelt, da der Blick eines Beamten immer

weitreichend und auf neuen Fortschritt oder noch nicht in Betracht gezo-

gene Möglichkeiten gerichtet sein muss. Fehler gehören zum menschli-

chen Dasein, allerdings sollte versucht werden, an einem Tat- oder Fund-

ort diese durch größtmögliche Konzentration und Präzision zu vermeiden.

Begangene Mängel sollten nach Möglichkeit korrigiert werden, indem sie

im Bericht festgehalten oder schnellstmöglich durch neue Maßnahmen

behoben werden – beispielsweise eine unzureichende Absperrung zu ver-

größern oder zu vermeiden gewesenen Veränderungen am Tatort den

dort arbeitenden Beamten mitteilen und im Bericht vermerken. Vor allem

bei Leichensachen* muss bewusst sein, dass manche Fehler irreparabel

sind, wenn an der Leiche Veränderungen vollzogen oder Tatmittel bei-

spielsweise verschoben wurden. All dies erschwert die Rekonstruktion des

Falles und somit seine Aufklärung enorm.21 Um auch andere Vorgänge

außerhalb des Wissensstandes der Kriminalistik verstehen und besser

beurteilen zu können, sollte der in Punkt 2.1.1 genannte Kreislauf der in-

terdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener Arbeitsfelder (Polizei,

Rechtsmedizin, Forensiker, Statiker, Biologen, Mediziner u.a.) stets den

Möglichkeiten entsprechend stattfinden.

2.1.1.3 Maßnahmen bei Leichenfund

Wenn bei einer aufgefundenen Person keine Lebenszeichen mehr fest-

stellbar sind, beginnen die Ermittlungen, die den Tathergang rekonstruie-

ren lassen sollen, um einen natürlichen (Krankheit, Alter, ohne Fremdver-

schulden), einen unnatürlichen (Unfall, Selbsttötung oder sonstige Einwir-

20

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus: a.a.O. S. 22 21

Vgl. Internetseite: www.kriminologie.net (2003)

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10

kung von außen, gem. § 159 StPO22 muss ermittelt werden) oder einen

ungeklärten (Todesart kann mit den zur Verfügung stehenden Behelfen

nicht ermittelt werden) Todesfall zu bestätigen.23 Ein wichtiger Bestandteil

ist nun die Informationssammlung in jegliche Richtung sowie der Versuch,

die Todesart und den Todeszeitpunkt zu klassifizieren. Es sind der Krimi-

naldauerdienst* und ein Amtsarzt zu informieren. Die Ermittler und die

Spurensucher müssen durch ihre Arbeit feststellen, ob der Ort, an dem die

Leiche gefunden wurde, auch der Tatort ist oder ob die Person erst nach

ihrem Tod dort abgelegt wurde. (Unterscheidung Fund- und Tatort!).

Ebenso wird versucht die Identität des Opfers festzustellen. Bei erst kurz-

zeitig Verstorbenen, könnte durch die Beschreibung der Leiche (männlich/

weiblich, Größe, Gewicht, etwaiges Aussehen, Kleidung, besondere

Merkmale wie Tätowierungen24, Narben, Schmuck, festzustellende Krank-

heiten u.a.), eine Verbindung zu vermissten Personen der letzten Ta-

ge/Wochen/Monate gezogen werden. Weitere Identifizierungsmöglichkei-

ten sind die daktyloskopischen* Untersuchungen, Röntgenbilder oder der

Zahnstatus. Bringen diese Methoden keinen Erfolg, kann allerdings die

anschließende Bestimmung des Todeszeitpunktes und somit der Leichen-

liegezeit Rückschlüsse auf die Identität geben. So wird errechnet, wie lan-

ge die Leiche schon tot ist. Es eröffnet sich somit die Möglichkeit, für den

Zeitraum Verbindungen zu Vermissten zu ziehen. Die Reihenfolge der Un-

tersuchung, zunächst durch die Spurensicherung (äußerliche Spurensu-

che an Kleidung, mitgeführten Gegenständen, Verletzungen) und erst im

Anschluss durch den Rechtsmediziner (weiterführende Spurensuche, Ge-

webeproben, Obduktion) ist von großer Bedeutung. Die Spurensuche am

Opfer durch Ermittler oder dem ÄBD* erfolgt nun über eine äußerliche Lei-

22

„Sind Anhaltspunkte dafür vorhanden, daß jemand eines nicht natürlichen Todes gestorben ist, oder wird der Leichnam eines Unbekannten gefunden, so sind die Polizei- und Gemeindebehörden zur sofortigen Anzeige an die Staatsanwaltschaft oder an das Amtsgericht verpflichtet.“ Strafpro-zessordnung (2009): Strafprozessordnung. Deutscher Taschenbuchverlag, München, 46. Auflage, Stand 01.09.2009, § 159 Abs. 1 StPO 23

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim & Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 87 24

Siehe Bildanhang Abbildung 2.0

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11

chenschau25, „Die Leichenschau wird von der Staatsanwaltschaft, auf An-

trag der Staatsanwaltschaft auch vom Richter, unter Zuziehung eines Arz-

tes vorgenommen. Ein Arzt wird nicht zugezogen, wenn dies zur Aufklä-

rung des Sachverhalts offensichtlich entbehrlich ist.“26 Die Leichenschau

ist dann durchzuführen, wenn eine Straftat nicht ausgeschlossen werden

kann.27 Zu Beginn der äußeren Leichenschau, muss sich vorerst ein Ge-

samtüberblick über die Situation verschafft werden. Sind Medikamente

vorhanden? Liegen Alkoholflaschen oder Spritzbesteck herum? Sind ir-

gendwo Blutspuren oder andere Spuren eines Kampfes? Sind sonstige

Auffälligkeiten oder Tatwerkzeuge ersichtlich? Wie und wo Gegenstände

oder Körperflüssigkeiten gefunden werden, sollte in Protokollen, Skizzen

und nach Möglichkeit auf Fotografien für die spätere Beweisführung und

die Rekonstruktion festgehalten werden.28 Um nun die Leichenliegezeit

bestimmen zu können, gibt es unterschiedliche Verfahrensmöglichkeiten,

die im Folgenden aufgeführt werden.

2.1.2 Konventionelle Vorgehensweise der Leichenliegezeitbestim- mung

2.1.2.1 Die Leichenschau

„Kriminalistik nennt die Methoden der Verbrechensverhütung und Strafver-

folgung mit Beweisfindung, Beweissicherung und Beweisführung. Sie be-

dient sich der Natur- und Geisteswissenschaften. Um sie im Detail zu ver-

stehen, ist eine weitere Unterteilung in Teildisziplinen notwendig.“29 Diese

25

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus (2006) Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 25 26

Strafprozessordnung (2009): Strafprozessordnung. Deutscher Taschenbuchverlag, München, 46. Auflage, Stand 01.09.2009, § 87 Abs. 1 StPO 27

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus: a.a.O. , S. 63 28

Vgl. Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 22ff. 29

Weihmann, Robert (2000). Kriminalistik. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 5. Auflage, S. 25

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Teildisziplinen spalten sich in Kriminalstrategie (Gesamtes Konzept der

Prävention30), die Kriminaltaktik (Einzelfallorientiertes Vorgehen), die Kri-

minaltechnik (die Spurenkunde), die Kriminalmedizin (fachliche Untersu-

chung des menschlichen Körpers, außen und innen), die Kriminalpsycho-

logie (profiling31) und die Kriminaldienstkunde (erklärt Ablauf- und Aufbau-

organisation bei der Verbrechensbekämpfung). Im Weiteren wird sich mit

der Kriminalmedizin befasst, die die Untersuchung von Leichen, innerlich

und äußerlich beinhaltet, um einem möglichen Täter die Schuld nachwei-

sen zu können oder Zeugenaussagen auf ihren Wahrheitsgehalt überprü-

fen zu können.32

Die Leichenschau entwickelte sich aus der Angst unserer Vorfahren, le-

bendig begraben zu werden. Es gab keine reglementierten Verfahren,

nach denen genau festgestellt werden konnte, ob eine Person verstorben

oder lediglich scheintot war. Auch der Zustand der Bewusstlosigkeit war

noch nicht bekannt, mit dem unter anderem eine kaum noch feststellbare

Atmung einhergeht. So wie die Weiterentwicklung der Rechtssysteme

stattfand, entwickelten sich ebenso die ärztlichen Möglichkeiten der To-

desfeststellung weiter. Es wurde seit jeher niemandem mehr vor seiner

Beerdigung ein Messer in das Herz gestochen, um wirklich sicher zu ge-

hen, dass er tot sei. Die Ärzte und Wissenschaftler forschten und entwi-

ckelten Grundsatztheorien zur Bestimmung des Todes. So wurden Ärzte

nun immer häufiger zu Tatorten gerufen, um den Tod selbst und wenn

möglich auch die Todesursache festzustellen.33 Hieraus entwickelte sich

später die Pflicht der Leichenschau, die heute in jedem Bundesland in ei-

genen Ländergesetzen geregelt ist. Der Oberbegriff ist hier das „Fried-

hofs- und Bestattungsgesetz“. Die Beamten, die als erster einen Fundort

30

„Prävention bezeichnet Handlungen, die einer Gefahr vorbeugen“ Internetseite: www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de (unbekannt) 31

„Die Sammlung und Auswertung von Daten einer Person.“ Vgl. Internetseite: www.onpulson.de/lexikon 32

Vgl. Weihmann, Robert (2000). Kriminalistik. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Verlag Deut-sche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 5. Auflage, S. 26 33

Vgl. Weihmann, Robert (2000). Kriminalistik. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Verlag Deut-sche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 5. Auflage, S. 257f.

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betreten und eine leblose Person vorfinden, müssen Erstmaßnahmen vor-

nehmen, um zu entscheiden, ob noch Aussichten auf Rettung bestehen

oder ob es sich bereits um einen Todesfall handelt,34 denn die Abgren-

zung der möglichen Reanimierbarkeit mit der Feststellung des Todes ist

die wichtigste Funktion der Leichenschau.35 Ebenso gilt dies, wenn bei-

spielsweise ein Hausarzt als erster zu einem Toten gerufen wird. Vor Ort

muss konstatiert* werden, ob einerseits die Person wirklich verstorben ist

und andererseits, ob die Möglichkeit besteht, dass dies nicht unter natürli-

chen Umständen geschehen sein könnte. Sobald die kleinste Eventualität

eines unnatürlichen Todes besteht, muss die Polizei informiert werden. In

der Situation wird der Amtsarzt hinzugezogen, der eine Legalinspektion,

eine gerichtliche Leichenschau, durchführt. Hier steht eine mögliche

rechtswidrige Tat im Fokus, die es aufzuklären gilt. Sollten weiterhin Zwei-

fel bestehen unter welchen Umständen die Person zu Tode gekommen

ist, folgt die rechtsmedizinische Untersuchung, die eine innere Leichen-

schau, die Obduktion, beinhaltet.36

2.1.2.2 Unsichere Todeszeichen

Generell kann zwischen sicheren und unsichere Todeszeichen unter-

schieden werden. Zu den unsicheren gehört zum einen der Stillstand der

Atmung. Derartig kann bei kranken oder alten Menschen das Vorkommnis

eintreten, dass bei der ersten Überprüfung keine Atmung feststellbar ist,

obwohl sie dennoch sehr gering besteht. Damit geht einher, dass auch der

Puls oder der Herzschlag kaum noch ohne medizinische Hilfsmittel diag-

nostiziert werden können. Die Haut nimmt unter Umständen eine gräuliche

Blässe an, wie sie sich auch bei verstorbenen Menschen hervorhebt und

34

Vgl. Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 22 35

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim & Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 82 36

Vgl. Internetseite www.irmsg.ch (2006)

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es kann sich eine komplette Lähmung aller Muskeln entwickeln.37 Ein wei-

teres unsicheres Zeichen ist das Abkühlen der Person. Eine solche Tem-

peraturveränderung kann ebenso krankheits- wie altersbedingt sein. Sollte

die Person jedoch verstorben sein, kann das Abkühlen des Körpers teil-

weise Rückschlüsse auf den Todeszeitpunkt geben. Einerseits hängt der

Fall der Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur und der Klei-

dung der Person ab, andererseits auch von dem Alter und dem körperli-

chen Verfassung. Kinder und unterernährte Personen kühlen schneller ab,

normalgewichtige Menschen etwa 1°C pro Stunde, wenn die Umgebungs-

temperatur 18°C bis 20°C beträgt. Dieser Abfall findet etwa fünf bis acht

Stunden post mortem* statt. Prämisse ist, dass die Person vor ihrem Tod

eine normale Körpertemperatur besaß. Die Vorgehensweise ist, dass die-

se Temperatur stets rektal gemessen sowie die Umgebungstemperatur

jede viertel Stunde neu abgemessen und protokolliert wird.38 Ein weiteres

unsicheres Todeszeichen stellt die Bewusstlosigkeit dar. Auch wenn es

noch so unwahrscheinlich scheint, dass die Person nach einem Sturz,

nach einer Verletzung oder nach dem Bergen aus dem Wasser noch lebt,

muss überprüft werden, ob sie möglicherweise dennoch nur bewusstlos

ist. Sind bei einer Auffindesituation an dem Körper lediglich die nicht si-

cheren Todeszeichen vorhanden, müssen von den Beamten Maßnahmen

der ersten Hilfe eingeleitet werden, bis ein Arzt vor Ort ist.39 Weitere unsi-

chere Merkmale sind fehlende Reflexe und eine fehlende Pupillenreaktion

sowie Vertrocknungen an Schleimhäuten, Wunden oder weite Pupillen.40

37

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim & Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 85 38

Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 38 39

Vgl. Weihmann, Robert (2000). Kriminalistik. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Verlag Deut-sche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 5. Auflage, S. 259 40

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim & Parzeller, Dr. med. Markus (2006). Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 85

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2.1.2.3 Sichere Todeszeichen

Als „Agone“ wird der fließende Übergang vom Leben zum Tod bezeichnet.

Es ist der Zeitraum kurz vor dem Versagen des Kreislaufs und der At-

mung. Die schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaft

veranlasste, dass „Richtlinien für die Definition und die Diagnose des To-

des“41 erstellt werden. Demnach wurden Bedingungen entwickelt, bei de-

nen eine oder beide zutreffen müssen, um die Person als tot zu betrach-

ten. Während eine der beiden den Herz-Kreislauftod darstellt, mit dem ein

„irreversibler Herzstillstand mit der dadurch unterbrochenen Blutzirkulation

im Organismus und damit auch im Gehirn“42 einhergeht, kann als weitere

Bedingung der zerebrale Tod angeführt werden. Dies ist der „vollständi-

ge[…], irreversible[…] zerebrale[…] Funktionsausfall oder Tod des Ge-

hirns“43.

Abb. 1.1: Zeitlicher Ablauf des Sterbevorganges.44

41

Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 32 42

Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 32 43

Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 32 44

Begriffe im Begriffs- und Abkürzungsverzeichnis erläutert

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Eine genauere Feststellung über den möglichen Todeseintritt lassen die

sicheren Todeszeichen zu. Hier ergibt sich eine weitere Unterteilung in

frühe und späte Leichenerscheinungen. Das früheste Merkmal sind die

Totenflecken, auch als Livores bezeichnet. Nach dem Eintritt des Todes

sinkt das Blut der Schwerkraft folgend ab. Die Körperteile, die dabei der

Erdoberfläche zugewandt sind, werden nun gefüllt.

Abb. 1.2 „Totenflecken. Links violette, normale Färbung, rechts hellrote Farbe

nach Kohlenmonoxidvergiftung“

Die Flecken nehmen meist eine blau-graue bis violette Färbung ein.45

Wenn sie sich anders färben, kann dies ein Indiz für eine Vergiftung sein.

Hellrote Flecken entstehen bei Kälte, einer Kohlenmonoxid- oder Blausäu-

revergiftung. Eine blassrosa- Farbe oder das fast vollständige Fehlen be-

zeichnet einen hohen Blutverlust, bräunliche eine mögliche Schlafmittel-

vergiftung. Auch der Leichengeruch kann Anhaltspunkte für eine Vergif-

tung liefern. Aus diesem Grund sollten an einem Tatort alle Sinne der Ärz-

te und Ermittler sensibilisiert sein.46 Die Totenflecken treten etwa 20 bis 30

Minuten nach Todeseintritt in kleiner Form auf und fließen nach weiteren

45

Vgl. Patscheider, Hubert; Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 34 46

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus (2006)Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, S. 89

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30 Minuten zu einer großen Fläche zusammen. Die Flecken bilden sich

nicht dort, wo die Leiche direkt auf dem Boden liegt (Gesäß, Schulterblät-

ter), da die Gefäße dort abgedrückt werden. Innerhalb der ersten sechs

Stunden nach Todeseintritt, können sich die Livores bei Umlagerung des

Körpers vollständig zurück- und in der veränderten Position neu bilden, da

das Blut in dieser Zeitspanne noch verlagerbar ist. Nach etwa sechs bis

zwölf Stunden ist das Blut insoweit verdickt, dass die Totenflecken nur

noch teilweise umlagerbar sind und sie sowohl an der alten Lagerungspo-

sition, als auch an der neuen erkennbar sind. Bei vergangenen zwölf bis

14 Stunden nach Eintritt des Todes, ist die Umlagerbarkeit der Flecken

abhanden gekommen, da das Blut zu stark verdickt ist und festgesetzt hat.

Abb. 1.3: Umlagerbarkeit = Wandern der Totenflecke.

Bei Wegdrückbarkeit der Flecken (Anlage 1 Bildanhang, Abb. 2.1), kann

darauf geschlossen werden, dass die Person nicht länger als 20 bis 30

Stunden verstorben ist. Krankheiten können ebenso ein Auslöser für eine

solche Art von Flecken auf der Haut sein. Aus diesem Grund darf nach der

Feststellung des Vorhandenseins nicht direkt vom Tod der Person ausge-

gangen werden. Aufgrund der Erkenntnisse über die Zeitangaben des Er-

scheinens der Totenflecken und der Umlagerungsfähigkeit, ist dies eine

erste angemessene Methode, um die Leichenliegezeit berechnen zu kön-

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nen und zudem ein Hinweis für die Ermittler auf die Körperhaltung oder

die Verlagerung des Toten sowie der Untergrund des Aufliegens, falls die-

ser sich als Muster am Körper widerspiegelt. Ein weiteres sicheres To-

desmerkmal ist die Totenstarre (Rigor mortis), die in etwa zwei bis drei

Stunden post mortem eintritt. Der Vorgang beginnt am Herzmuskel, ist

äußerlich jedoch erst nach etwa zwei bis drei Stunden am Kiefergelenk

erkennbar und breitet sich den Gliedmaßen entlang zu den Füßen hin aus.

Sie erfolgt dadurch, dass die Muskulatur primär erschlafft. Eine komplette

Ausbreitung erfolgt nach etwa sechs bis zwölf Stunden. Bei dem Versuch,

das Kiefergelenk, die Arme oder die Beine zu bewegen kann demnach

festgestellt werden, in wie weit die Starre vorangeschritten ist. 24 Stunden

bleibt die Starre in etwa gleicher Intensität vorhanden, danach bildet sie

sich in umgekehrter Reihenfolge zurück. Diese Rückbildung ist nach etwa

drei Tagen vollständig abgeschlossen.

Abb. 1.4 „Ausbildung der Totenstarre“

Bei der Leichenstarre ist vor allem die Außentemperatur und die Kleidung

der Person von enormer Wichtigkeit. So beschleunigt Wärme den Pro-

zess, wohingegen Kälte ihn verlangsamt. Aufgrund dieser großen Abhän-

gigkeit von der Temperatur, ist die Totenstarre kein exaktes Mittel zur Lie-

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19

gezeitbestimmung. Allerdings ist der Faktor zu berücksichtigen, dass sich

die Starre nach gewaltsamen Brechen nur wieder neu bildet, wenn dies in

den ersten acht Stunden nach dem Tod vorgenommen wird.47 Entspre-

chend der Totenflecken, sind auch die Zeitangaben jeweils Normwerte,

die bei normaler Zimmertemperatur, normaler Kleidung und keinen extre-

men Wetterverhältnissen angenommen werden. Aus diesem Grund sind

die Feststellungen der Temperatur, des Wetters, der Kleidung der Leiche

u.a.* wichtige zu notierende Aspekte für den Rechtsmediziner. Nur an-

hand der genauen Zustände kann er auf den Todeszeitpunkt zurückrech-

nen.

Nachdem der Vorgang der frühen Todeszeichen abgeschlossen ist, be-

ginnt der Körper sich mehr und mehr zu zersetzen und es treten die spä-

ten Leichenerscheinungen ein. Die erste ist die Autolyse, die Selbstauflö-

sung. Sie beinhaltet den Zellverfall des Körpers selbst. Hierbei sind noch

keine Bakterien oder Tiere beteiligt, sondern nur körpereigene Enzyme.

Die Lösung der Totenstarre ist ebenfalls involviert. Der anschließende

Prozess ist die Verwesung, die von den Bakterien im Darm erwächst. Sie

beginnt in der ersten Todeswoche am Bauch und bringt eine grünliche bis

grün-schwarze Verfärbung der Haut wie auch der von außen sichtbaren

Venen mit sich. Aufgrund von Gasbildung bläht sich der Bauch der Leiche

in der zweiten Woche nach dem Tod auf, bis hin zum Austritt von Flüssig-

keiten aus Mund und Nase und der Entleerung der Harnblase und des

Enddarms. Es entstehen Fäulnisblasen und Haare, Finger- sowie Zehen-

nägel beginnen sich zu lösen.48 Für die Leichenliegezeitberechnung ist die

1-2-8-Regel nach Casper zu beachten. Ein toter Körper verwest an der

Luft am schnellsten, benötigt doppelt so lange unter der Erde und acht Mal

so lange unter Wasser.49 Für die Fäulniserscheinungen sind die oben ge-

nannten Zeitwerte wieder lediglich Normwerte. Bei sehr hoher Temperatur,

47

Vgl. Patscheider, Hubert; Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 34-39 48

Vgl. Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 39-40 49

Vgl. Internetseite www.notfall-training.de (unbekannt)

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wie im Hochsommer, kann der Prozess wesentlich früher, mitunter auch

schon nach einem Tag, beginnen. Die weiteren Stadien sind die Vertrock-

nung und die Fettwachsbildung. Die Vertrocknung kann bei geöffneten

Augenlidern dort schon wenige Minuten nach dem Tod eintreten, bei un-

geöffneten dauert es bis zu einem Tag. Das Gewebe verengt sich und

wird hart. Wenn sich dieses Stadium über den Großteil des Körpers er-

streckt und er scheint, als besäße er eine ledrige braun-schwarze Haut,

wird dieser Zustand als Mumifizierung klassifiziert (Anlage 1 Bildanhang,

Abb. 2.2). Diese Form entspringt, wenn sich die Leiche an einem trocke-

nen Ort mit hoher Temperatur und viel Luftdurchzug befindet. Diese Vo-

raussetzungen benötigt der Prozess der Vertrocknung. Liegt die Leiche

hingegen an humiden* und wenig aeroben* Orten, begünstigt dies die

Zersetzung zu einer schmierigen grau-gelblichen Masse. Nach etwa drei

Monaten beginnt während dieses Prozesses die Fettwachsbildung, die

den Körper in ihrer Statur erhält und konserviert.50 Nachdem die zuvor

genannten Vorgänge erfolgt sind, wurde dadurch das Gewebe vom Körper

abgesondert und das Stadium der Skelettierung ist erreicht. Bis das Ske-

lett vollständig freigelegt ist, können Jahre vergehen.51 Der Prozess der

Verwesung wird durch Tierfraß und Insektenbefall beschleunigt. Wie sich

die Leichenliegezeit anhand dieser Geschöpfe feststellen lässt, wird im

Weiteren erläutert.

2.1.2.4 Tabellarische Übersicht zur Todeszeitberechnung

Folglich gibt es eine Zusammenfassung der wesentlichen Möglichkeiten

der Leichenliegezeitberechnung anhand der Zersetzungsstadien:

Merkmal an der Leiche

Charakteristika Leichenliegezeit

Totenflecken Umlagerbar = Zu-rück- und Neubil-

Ca. 6 Stunden

50

Vgl. Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981). Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 40-41 51

Vgl. Internetseite www.sowa.de (2003)

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dung

Teilweise Zurück- und Neubildung

Obwohl umgela-gert, keine Neubil-dung

Flecken sind weg-drückbar

Ca. 6-12 Stunden

Ca. 12 Stunden

Nicht länger als 20-30 Stunden

Totenstarre Am Kiefergelenk erkennbar

Völlig ausgeprägt

Intensität bleibt gleich

Vollständige Rück-bildung

Bildet sich nach gewaltsamen Bre-chen neu

Prozess verlang-samt sich bei Kälte und beschleunigt sich bei Wärme

Ca. 2-3 Stunden Ca. 6-12 Stunden

Ca. 24 Stunden

Ca. 2-3 Tage

Innerhalb der ers-

ten 8 Stunden p.m.52

Stunden dazu re-chen oder abzie-hen

Autolyse Selbstauflösung durch körpereigene Enzyme

Schließt mit der Rückbildung der Totenstarre ab: Ca. 2-3 Tage

Verwesung Im Bauchraum, grün-schwarze Färbung

Gasbildung, Bauch bläht sich auf

In der ersten Wo-che p.m.

In der zweiten Wo-che p.m.

Fäulnis Blasen bilden sich, Flüssigkeiten treten aus Körperöffnun-gen

Geht mit der Ver-wesung einher, im Hochsommer auch schon nach einem Tag leicht erkenn-bar

Vertrocknung Zuerst an den Au-gen erkennbar

Vollständig = Mu-mifizierung

Geöffnet: 1Tag Geschlossen: 2

Tage Starke Abhängig-

keit von der Umge-

52

Post mortem

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bungstemperatur und der Luftfeuch-tigkeit ab

Mumifizierung Lederartige Haut-bildung, schrump-fen des Körpers

Starke Abhängig-keit von der Luft-feuchtigkeit

Fettwachsbildung Lagerung ohne Sauerstoffzufuhr, schmierige, grau-gelbe Masse

Ca. 3 Monate

Skelettierung Gewebe vom Kör-per entfernt durch Verwesung oder Tierfraß

Über Jahre

Quelle: eigene

Zudem gibt es weitere Verfahren zur konventionellen Liegezeitbestim-

mung. Zu diesen zählt das Abkühlen der Leiche, wie schon in auf Kapitel

2.1.2.2 unter dem Aspekt der unsicheren Todeszeichen erläutert. Ein wei-

teres Verfahren ist das Erfassen des Verdauungszustandes, der bei der

Obduktion untersucht wird. Allerdings ist der Vorgang der Verdauung bei

jedem Menschen unterschiedlich, sodass es eher problematisch ist, in ei-

ne Norm zu klassifizieren. Hier hängt zu viel von der Größe, dem Gewicht,

den Lebensumständen, Krankheiten und dem genauen Zeitpunkt der letz-

ten Nahrungsaufnahme der zu untersuchenden Person ab. Nur wenn alle

benötigten Informationen detailliert vorliegen, kann die Leichenliegezeit

berechnet werden. Dies ist schwer zu handhaben und aus diesem Grund

kein praktikables Mittel. Ein letztes bekanntes Verfahren ist die elektrische

Reizung der Muskulatur. Liegt die Umgebungstemperatur zwischen 10°C

und 25°C, kann anhand der elektrischen Leitfähigkeit der Muskeln auf den

erst kurzzeitig zurückliegenden Todeszeitpunkt zurückgerechnet werden.

Diese Maßnahme ist allerdings nicht weit verbreitet und kann auch nur

vonseiten eines Rechtsmediziners mit entsprechender Apparatur realisiert

werden.53

53

Weihmann, Robert (2000). Kriminalistik. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 5. Auflage, 2000, S. 260

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2.1.3 Moderne Möglichkeit der Leichenliegezeitbestimmung

Um der gesamten Kriminalistik, die ein Fall fordert gerecht zu werden, dür-

fen sich die Ermittlungen und rechtsmedizinischen Möglichkeiten für die

Todeszeitbestimmung nicht nur auf stereotype Methoden beschränken.

Eine Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen, beispielsweise der

Chemie oder Biologie, muss erfolgen, um eine ausgeprägte Sichtweise

auf die sich bietende Optionen der Fallbearbeitung sowie der Falllösung

zu erhalten. Eine in den letzten Jahren stets bekannter gewordene An-

wendung ist die forensische Entomologie, bei der die Möglichkeit besteht,

anhand von Insektenfunden auf, neben oder in der Leiche den relativ

exakten Todeszeitpunkt eines Menschen zu bestimmen. Das entspre-

chende Lebensstadium eines Insekts sagt mittels der Art oder Größe et-

was über den Todeszeitpunkt und teilweise auch über die Todesursache

aus.

Wird in diesem Zusammenhang ein Gutachter oder Sachverständiger her-

angezogen werden soll, sind einige formale und notwendige Elemente zu

beachten. Zunächst obliegt das Privileg der Einholung eines Gutachtens

nur dem zuständigen Sachbearbeiter des Fachkommissariats, wobei

ebenso eine Zustimmung der Staatsanwaltschaft erfolgen muss. Alle er-

teilten Aufträge werden in Tabellen registriert, um den Überblick zu behal-

ten. Die Frage nach der „sachlichen Notwendigkeit“54 ist infolge der ge-

samten Ermittlungen abermals zu stellen und bei neuen Ermittlungser-

gebnissen beizubehalten, zu verändern oder aufzuheben. Unter die Sach-

verständigen fallen auch die Kriminalbiologen, die anhand von Insekten

die Leichenliegezeit bestimmen können. In den folgenden Punkten werden

ihre Arbeitsmethoden erläutert.55 Eine wissenswerte Bemerkung in diesem

Zusammenhang erlaubt die erklärende Unterscheidung zwischen

54

Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus: Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, 2006, S. 58 55

Vgl. Anders, Dieter; Bratzke, Prof. Dr. med. Hansjürgen; Gotthardt, Hans Joachim; Parzeller, Dr. med. Markus: Die Bearbeitung von Tötungsdelikten. Ein praxisorientiertes Handbuch für das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren. Richard Boorberg Verlag, 2006, S. 58

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24

Rechtsmedizinern, Pathologen und den amerikanischen forensic patholo-

gists (forensische Pathologen). Um sich einen Rechtsmediziner zu nen-

nen, bedarf es einer langjährigen und spezialisierten Ausbildung zum

Facharzt, wie es auch in dem Berufszweig des Pathologen der Fall ist. Der

Rechtsmediziner befasst sich dann „mit unnatürlichen Todesursachen und

Gewalteinwirkung wie Erhängen, Ertrinken, Erwürgen oder einer Überdo-

sis Drogen“56, der Pathologe hingegen nimmt die Unterscheidung eines

gutartigen von einem bösartigen Tumors vor, also der „krankhaften Ver-

änderungen von Zellen“57. Die amerikanischen forensic pathologists de-

mentgegen genießen vorerst eine Ausbildung in der Erkennung eines bös-

und eines gutartigen Tumors und angrenzend eine Weiterbildung in der

Beurteilungsfähigkeit, ob ein natürlicher oder unnatürlicher Tod vorliegt.

Durch die deutsche Übersetzung in forensische Pathologen kommt es in

diesem Punkt häufig zu Irritationen und Verwechslungen.58

2.1.3.1 Geschichtliche Einführung in die forensische Entomologie

Seit über 100 Jahren wird die forensische Entomologie bereits angewandt,

die sich vor allem mit der Verbreitung von Insekten auf Leichen beschäf-

tigt. Da auch hier der Fortschritt keine Unterbrechung aufzeigt, ist diese

Wissenschaft heute so weit ausgeprägt, dass sich mittels der Untersu-

chungen die Liegezeit von Leichen zuverlässig präzisieren lässt.59 Da In-

sekten die größte Gruppe von Lebewesen auf der Erde sind, lässt die

Vermutung zu, dass Forscher schon vor einigen Jahrhunderten die „Freß-

lust“(sic!)60 der kleinen Zersetzungshelfer erkannten. Es sind bereits Nie-

56

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 15 57

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 15 58

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 15 59

Vgl. Walder, Prof. em. Dr. iur. Hans (Hrsg.); Hansjakob, Dr. iur. Thomas (Bearbeiter), Kriminalis-tisches Denken. Kriminalistik Verlag Heidelberg, 7. Auflage, 2006, S. 63 60

Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anregungen zum Nachdenken. Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S. 22

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25

derschriften aus dem 18. Jahrhundert bekannt, in denen aufgeführt ist, wie

Insekten Tierleichen befallen. Zudem wurden Grabplatten aus dem 16.

Jahrhundert gefunden, auf denen von Maden befallene Leichen abgebildet

sind.

Abb. 1.5 „Insekten bilden die größte Gruppe von Lebewesen auf der Erde.“

Bis allerdings die ersten Wissenschaftler und Forscher auf die Idee ka-

men, die Insekten als Helfer im Hinblick auf die Todeszeitpunkteingren-

zung zu nutzen, dauerte es noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier trat

das Manifest in Erscheinung, eine anhand von Insekten untersuchte Baby-

leiche aus Frankreich, sei länger verstorben als anfangs angenommen, da

die gefundenen Maden in einem Stadium waren, zudem sie mehrere Wo-

chen benötigen. Der erste Wissenschaftler, der die Bedeutung diese klei-

nen Helfer in Bezug auf die Bearbeitung von Tötungsdelikten erkannte,

war Dr. Reinhard, ein Dresdener Arzt, in Zusammenarbeit mit dem Insek-

tenkundler Brauer. Nebenher begann der Franzose Mégnin die Besied-

lungswellen für Leichen zu einzuteilen. In dieser Auflistung zeigte er die

verschiedenen Gruppen von u.a.* Fliegen und Käfern auf, die unterschied-

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liche Zersetzungsstadien (Verwesung, Vertrocknung, u.a.) einer Leiche

bevorzugen. Diesen Anfängen in Deutschland und Frankreich folgten eine

Reihe weiterer Fallberichte, die anhand dieser Methode gelöst wurden.

Grundbausteine für die moderne Weise der forensischen Entomologie leg-

ten dann aber die in der Einleitung bereits erwähnten Belgier Leclercq und

Lambert, die den Fall des Mordes im Reisfeld aus dem 13. Jahrhundert

neu untersuchten und konzedierten. Durch ihr Werk rückte die Arbeit der

forensischen Entomologen in den Fokus der Öffentlichkeit und mit dem

Aufblühen der Arbeit auf der Body Farm (Punkt 2.1.3.2) gab es mehr und

mehr Interessenten, die sich diesem Thema annahmen.61

2.1.3.2 Die „Body Farm“

250 South Stadium Hall, University of Tennessee, Knoxville: hier liegt die

„Anthropological Research Facility“ (ARF), deren Umgangsname die „Bo-

dy Farm“62 ist. Die Anthropologische Forschungseinrichtung einige Kilo-

meter südlich von Knoxville, im Bundesstaat Tennessee, wurde im Jahr

1971 von dem amerikanischen Anthropologen William M. Bass (*1928 in

Staunten, Virginia63) gegründet. Das heutige Gebiet umfasst eine Größe

von ca. „12.000 qm“64.65 Die Arbeit eines Anthropologen beschäftigt sich

mit der „Lehre vom Menschen in natur- und geisteswissenschaftlicher

Sicht in Geschichte und Gegenwart“66. Anthropologische Untersuchungen

beziehen sich in weiter Form auf die unterschiedlichsten Nutzungsgebiete

des menschlichen Lebens, die für die Rechtspflege von Bedeutung sind,

unter denen die Völkerkunde, die Humanbiologie sowie ein Teil der Philo-

sophie fallen. Ein Teilgebiet der Anthropologie, die wiederum eine eigene

61

Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anre-gungen zum Nachdenken. Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S. 22-29 62

Dieser Name war dem Verantwortlichen Prof. Dr. Jantz und seiner Frau für die freiwilligen Körperspender nicht angemessen und sollte durch die Bezeichnung als Anthropologische For-schungseinrichtung diesen gegenüber mehr Respekt repräsentieren 63

Vgl. Internetseite www.google.de/imgres?imgurl=http://www.nndb.com/people (unbekannt) 64

Vgl. Internetseite: www.abenteuerwissen.zdf.de (2006) 65

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 33-35 66

Internetseite www.sign-lang.uni-hamburg.de (unbekannt)

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Wissenschaft darstellt ist die Osteologie (Knochenkunde), mittels derer

eine Leiche durch bestimmte Merkmale im Knochenbau identifiziert wer-

den kann.67 Auch die forensische Entomologie, die sich mit der Insekten-

kunde und der Leichenliegezeitbestimmung anhand dieser Tiere beschäf-

tigt ist eine Teildisziplin der Anthropologie.

William Bass bekam von der ansässigen Universität (University of Ten-

nessee - UT) den Auftrag, ein Forschungsareal für universitäre Knochen-

kunde aufzubauen. Er sollte folglich eine Einrichtung konstruieren, mittels

derer die Knochenfunde einer dortig aufgespürten Indianersiedlung unter-

sucht werden konnten. Die Universität interessierte die Entwicklung des

menschlichen Skelettes von beispielsweise den damaligen Einwanderern

aus Europa mit den heutigen Amerikanern. Es gab natürlich auch schon

vor Bass‘ Untersuchungen jahrzehntelange universelle Vermessungen

von Schädeln, doch er baute das Gebiet weiter aus und erneuerte teilwei-

se veraltete Zahlen, da sich unter anderem die starken Veränderungen

des Menschen im Gegensatz zum 18. oder 19. Jahrhundert herausstell-

ten. Wir sind größer und korpulenter geworden, infolgedessen Aufzeich-

nungen und Tabellen aus früherer Zeit somit eher unbrauchbar für heutige

Ermittlungen an Leichen sind.68 Ende der 1970er Jahre wuchs das Inte-

resse von Bass hin zu den Verwesungsprozessen des Menschen in freier

Natur. Sein Fokus fiel dabei auf die Möglichkeit der Leichenliegezeitbe-

stimmung, die durch die unterschiedlichen Verwesungsstadien erkannt

werden kann.69 Mittels der dann stattgefundenen Untersuchungen konnte

er zudem beispielsweise die Einwirkung von Krankheiten, dem Alter und

dem Geschlecht bei Personen nach dem Tod erforschen, um Merkmale

herauszuarbeiten, die bei einer Leiche Aufschluss auf beispielsweise einer

Diabetes zu Lebzeiten geben können. Die Methode bestand darin, die

Fäulnisstadien und die Skelettierung der Körper, bei unterschiedlicher Wit-

terung und in ihren Geschwindigkeiten zu untersuchen und Normalitäten

67

Vgl. Internetseite www.aerzteblatt.lnsdata.de (2006) 68

Vgl. Internetseite www.benecke.com (2002) 69

Vgl. Internetseite wiki.benecke.com (2008)

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sowie Besonderheiten herauszuarbeiten. (In der Anlage 1 Bildanhang,

geben die Abbildungen 3.1 bis 3.5 einen anschaulichen Eindruck der Body

Farm)

Bass war als Professor an der UT* stets darauf bedacht, seine StudentIn-

nen mit in seine Forschungen einzubeziehen. Als Arbeitsgebiet stand ih-

nen vorerst ein abgelegener Bauernhof zur Verfügung, auf dem ihre Expe-

rimente ungestört reifen/verwesen und beobachtet werden konnten. Ein

Hindernis bestand allerdings darin, dass der Hof und die UT* eine Weg-

stecke von drei Stunden trennte, dass im Hinblick auf Unterfangen die

mehrmals täglich überprüft werden mussten, ein großes Problem darbot.

Bass stellte somit die Anforderung an seinen Dekan, dass er ein Gebiet

nahe der Universität benötigte, um sein Vorhaben der Wissenschaft ge-

recht durchführen zu können. Dank des Verbotes Anfang der 1980er Jah-

re, in den USA im Freien Müll zu verbrennen, wurde das Gelände, auf

dem zuvor der Universitätsmüll vernichtet wurde frei und Bass zur Verfü-

gung gestellt. Hier konnte er seine Studien nun effizienter entwickeln und

verwirklichen und dies war der Beginn der Body Farm.70 Die unterirdi-

schen Kellerräume des an die University of Tennessee angrenzenden

Footballstadiums dienten zu der Zeit sowie auch heute weiterhin als Ar-

beitsraum, in dem sowohl Dokumente lagern, als auch Untersuchungen

durchgeführt werden, für die diese Räumlichkeiten von Nutzen sind. In-

nerhalb der Footballsaison befinden sich an jedem Wochenende rund

100.000 Menschen in dem Stadion, unter dem zugleich Experimente mit

Leichen zelebriert werden.71

Auch wenn sich die Gründung der ARF* sehr reibungslos anzuhören ver-

mag, gab es indes natürlich auch Probleme. Anwohner beschwerten sich

unter anderem, dass sie von Fliegenschwärmen angegriffen wurden und

es ist bewundernswert, wie sich Menschen von Unbekanntem, wie dem

Tod, anziehen lassen. Um eine Zerstörung der Arbeit auf dem Areal durch

70

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 36f. 71

Vgl. Internetseite www.benecke.com/pdf-files/bodyfarm (2002)

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unbefugte Schaulustige oder wutentbrannte religiöse Eiferer zu verhin-

dern, ließ der damalige Dekan einen Zaun um die Farm ziehen. Somit war

ein unbefugtes Eindringen erschwert und durch weitere hinzugekommene

Vorkehrungsmaßnahmen so gut wie unmöglich.72 (Anlage 1 Bildanhang,

Abbildung 3.4)

Bass wurde mittlerweile von seinem Amt als Leiter der Body Farm von

seinem Nachfolger Dr. Murray Marks abgelöst.73 Aus heutiger Sicht, sind

die Erforschungen der Verwesungsprozesse und -stadien sowie Insekten-

besiedlungen für die Leichenliegezeit abgeschlossen, sodass annähernd

alle Verbrechensszenarien auf der Body Farm bereits nachgestellt und

untersucht wurden – ob eine Leiche in einem halben Meter oder in zwei

Metern vergraben wurde, ob sie in einem Kofferraum verweste, auf dem

Grund eines Sees lag oder unter einer Betonplatte im Wald zerdrückt und

von Tieren zerfressen. In den letzten Jahren lag das Hauptaugenmerk

somit verstärkt auf einer neuen Möglichkeit, die Liegezeit noch weiter zu

präzisieren. Hier stehen die „biochemischen Zerfallsprozesse der Orga-

ne“74 im Vordergrund, anhand derer die inneren unterschiedlichen Kon-

zentrationen der Fäulnisgase eine noch genauere Feststellung in Stun-

denangaben liefern sollen. Zudem besteht der Wunschgedanke Messge-

räte zu erfinden oder erfinden zu lassen, die diese Vorstellung umsetzen

werden.75

Woher stammen die Leichen auf der Body Farm? Anfangs, als William

Bass sein Forschungsareal aufbaute, musste er sich eigens darum küm-

mern Leichen zu organisieren. Er schrieb knapp 100 amtliche medizini-

sche Sachverständige und Bestattungshäuser an. So kam er zu seiner

ersten gespendeten Leiche aus dem Burris Funeral Home in Crossville,

72

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 36f. 73

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 33-39 74

Internetseite www.zeit.de (1999) 75

Vgl. Internetseite www.zeit.de (1999)

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Tennessee, die die Nummer 1-81 erhielt.76 Heute sind die dortigen Körper

allesamt freiwillig von den Verstorbenen gespendet, entweder direkt an die

Body Farm oder aber zum Zwecke der Wissenschaft zur Verfügung ge-

stellt. Letztere lassen sich beispielsweise auch in der Ausstellung Körper-

welten (siehe hierzu www.koerperwelten.de) wiederfinden. Zudem können

Verstorbene ohne Angehörige, die aus der Pathologie nicht abgeholt wer-

den auf die Farm gelangen.77 Es besteht die Möglichkeit für einen Spen-

der sich vor seinem Entschluss das Territorial eigens anzuschauen und

sich einen Platz oder eine Art der Liegemöglichkeit (unter der Erde, ent-

gegen der Sonne) auszuwählen.78 Einmal jährlich wird eine so genannte

Clean up party vollzogen, bei der die Körper, die ihren Untersuchungs-

zweck erfüllt haben von der Farm geholt werden, um Platz für neue zu

schaffen.79 Doch auch das Gedenken an die Toten ist ein Bestandteil der

Arbeit dort. Sie werden zwar als Untersuchungsobjekte in Experimenten

eingesetzt, aber jeder der dort arbeitet und forscht, ob ausgebildeter Wis-

senschaftler oder noch Student, ist sich bewusst, dass hinter dem toten

Körper einmal eine lebendige Persönlichkeit gehörte.80

Was geschieht, nachdem eine Leiche platziert wurde? Das Gebiet der Bo-

dy Farm besitzt verschiedenartige Territorien. Ein Teil liegt an einem

Fluss, eines an einem Berg, eines in einer eher ariden Gegend und ein

letztes besteht aus einem Waldstück.81 Fast alle Leichen liegen hier auf

dem Bauch gedreht, da ein „Anthropologen-Aberglaube“82 besagt, dass

sie so schneller verwesen und sich die Anthropologen eher für das Skelett

oder einzelne Knochen interessieren, als für die Gliedertierkunde an ver-

wesendem Gewebe.83 Ebenso erhält jede Leiche für den genauen Über-

76

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 131 77

Vgl. Internetseite www.zeit.de (1999) 78

Vgl. Internetseite www.portal.gmx.net (2009) 79

Vgl. Internetseite www.benecke.com (2002) 80

Vgl. Benecke, Mark (2002): Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, S. 43 81

Vgl. Internetseite www.portal.gmx.net (2009) 82

Internetseite www.benecke.com (2002) 83

Vgl. Internetseite www.benecke.com (2002)

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blick wie oben bereits erwähnt eine Nummer und wird mit dieser in allen

Unterlagen registriert.84 Da die Sommermonate in Tennessee mit sehr

hohen Temperaturen bestückt sind, muss darauf geachtet werden, dass

die Leichen nicht direkt der Sonne ausgesetzt werden, außer es dient ei-

ner Untersuchung, da sie sonst zu schnell vertrocknen und mumifizieren.

Aus diesem Grund liegen viele der Körper unter der Erde, im Wald oder

unter Betonplatten.85 Jedem, der befugten Zutritt zum Areal der ARF* be-

sitzt, ist auch der Zugang zu jeder sich dort befindlichen Leiche erlaubt. Er

kann sich tagelang zuseiten setzen, um verschiedenartige Lebewesen zu

beobachten, die in einer eingespielten Reihenfolge der Natur zu diesem

Schauplatz gelangen oder freigelegte Knochen sowie Zersetzungsstadien

bei jeglicher Witterung untersuchen.86

„Wie lange liegt die Leiche schon dort?“ War stets die erste Frage, die

Bass gestellt bekam, wenn er an einem Leichenfundort auf einen Polizei-

beamten traf.87 Da Tennessee (ca. 6,1 Mio. Einwohner auf ca. 109.160km²

Fläche) dichter besiedelt ist, als beispielsweise Kansas (ca. 2,8 Mio. Ein-

wohner auf ca. 213.096 km² Fläche), wird eine verstorbene Person hier in

den meisten Fällen binnen kürzester Zeit gefunden. Bass‘ Untersuchun-

gen in Beziehung auf die Verwesungsstadien, waren dann eine gut zu

nutzende Quelle für die Ermittler, um die Leichenliegezeit im frühen Stadi-

um bestimmen zu können.88 In dieser Phase spielte der Student William

Rodriguez in den Anfängen der 1980er Jahre auf der ARF* eine wichtige

Rolle. Er begann die, sich auf den Leichen befindenden, Insekten zu er-

forschen. Rodriguez entwickelte Versuche, in denen er beispielsweise

Leichen in Käfige und anschließend auf wenig erhöhte Pflöcke legte, um

84

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 131f. 85

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 39 86

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 176 87

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 44 88

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 124

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sie vor größeren Tieren zu schützen. Durch diese Maßnahme konnte er

nicht nur die Insekten auf den Leichen, sondern auch solche, die sich da-

runter befanden aufspüren, untersuchen, analysieren und dokumentieren.

Diese Methode wird heute allerdings abgelehnt, da festgestellt wurde,

dass Maden nicht aufwärts klettern können und sie somit unnatürlicher

Weise auf der Leiche fehlten.89 Rodriguez war der Vorreiter, der die „Pa-

rade der Insekten entschlüsselte[…], die in festgelegter Choreographie

zum Schauplatz eines Toten ziehen.“90

2.1.3.3 Die Arbeit eines forensischen Entomologen

Die forensische Entomologie ist ein Instrument der Kriminalbiologie, die

sich eben in die Arbeit der „Biologen (aus den Fachrichtungen Entomolo-

gie, Genetik und Morphologie), Chemiker[…] (Toxikologie) und Physi-

ker[…]“91 teilt.92 Was benötigt man, um Kriminalbiologe zu werden? Laut

dem Experten auf diesem Fachgebiet Mark Benecke (Punkt 3.2) sind

„Gleichmut gegen Widerstände und Verbissenheit in der Sache […] und

[…] viel Spaß an der Freud“93 die Grundsätze. Ferner sollte sich ein Wis-

senschaftler immer bewusst sein, dass seine Untersuchungsvorgänge

noch so plausibel erscheinen können, aber eventuell auf einer falschen

Ausgangsannahme beruhen könnten. Um diesem Umstand zu entgehen,

hat Mark Benecke in seinem Buch „Dem Täter auf der Spur. So arbeitet

die moderne Kriminalbiologie“ aus dem Jahr 2006 vier Leitsätze aufge-

stellt, anhand derer ein solcher Fehlentschluss größtenteils vermieden

werden kann: „1. Vertraue niemandem, vor allem nicht deinen eigenen

Annahmen. 2. Versteht ein zehnjähriges Kind deine Annahme nicht, dann

ist sie vielleicht nicht richtig. 3. Führe Experimente durch, die deine An-

89

Vgl. Benecke, Mark: Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, 2002, S. 38f. 90

Internetseite www.zeit.de (1999) 91

Internetseite www.wiki.benecke.com/index.php?title=2009_Facharbeit (2009) 92

Vgl. Internetseite www.wiki.benecke.com/index.php?title=2009_Facharbeit (2009) 93

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 11

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nahmen sinnvoll prüfen. 4. Nach Ausschluss aller sachlich falschen Mög-

lichkeiten, muss diejenige Begründung stimmen, die übrig bleibt – egal,

wie unwahrscheinlich sie klingt.“94 Die forensische Entomologie als Wis-

senschaft birgt die Insektenkunde.

Abb. 1.6 „Herausstechendes Merkmal der Insekten sind ihre sechs Beine“

Es gibt zur jetzigen Zeit knapp eine Million beschriebene Insektenarten,

mit der allerdings eine Bilanz einhergeht, die eine Zahl zwischen einer und

80 Millionen bisher unbeschriebenen Arten misst. Von den erst genannten

einer Million Tiere, leben etwa 40.000 Arten im mitteleuropäischen Raum.

Da Insekten in ihrer Quantität bereits eine beträchtliche Zahl aufweisen, ist

es nicht überraschend, dass auch ihre äußere Erscheinung von einer sol-

chen Vielfalt geprägt ist – u.a. flügellos, mit Flügeln bestückt, auffällige

Farbenpracht, unauffälliges Farbschema oder weite Größenunterschiede.

Ein Insekt ist im Groben wie folgt aufgebaut:

- Kopf (Caput): Er ist eine Kapsel und trägt die Mundwerkzeuge, die

Antennen und die Augen mit sich. Innerlich lassen sich dann das

94

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 12f.

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Gehirn, das Unterschlundganglion*, der Schlund sowie essentielle

Drüsen und Muskeln wiederfinden.

- Brust (Thorax): Zusammensetzung aus drei Teilstücken, der Vor-

derbrust (Prothorax), der Mittelbrust (Mesothorax) und der Hinter-

brust (Metathorax) genannt.

- Beine (Abbildung 3.7, im Bildanhang Seite 6): Die Bestandteile der

Beine sind die Hüfte (Coxa), der Schenkelring (Trochanter), der

Schenkel (Femur), die Schiene (Tibia) und der Fuß (Tarsus).

- Hinterleib (Abdomen): Dieser besitzt einerseits an der Stelle die

Geschlechtsorgane und andererseits die Eigenschaft, hauptsäch-

lich beinlos zu sein, in der Region eine Legeröhre zu besitzen oder

aber einen Stachel zugegen entdecken zu lassen.

- Verdauungskanal: Er vollstreckt sich in einem Vorder-, Mittel- und

Hinterdarm.

- Nervensystem(Abbildung 3.8, im Bildanhang Seite 6): Deren Ele-

mente ziehen sich durch alle drei Körperabschnitte (Kopf, Rumpf

und Beine) und dienen der Koordinierung der Funktionen. Dieses

Schema organisiert sich in dem Gehirn, dem Bauchmark, dem peri-

pheren* und dem vegetativen* Nervensystem.

- Blutkreislauf: Das Blut der Insekten fließt nicht wie bei größeren Le-

bewesen bekannt durch Adern, sondern allein durch Gewebslücken

und Höhlen im Körper.

- Atmungsorgane: Sie bilden sich aus so genannten Tracheen, die

vielsträngige Verzweigungen und Verästelungen aufzeigen. Sie fin-

den sich sowohl im Rumpfbereich, als auch in den Fühlern oder

Flügeln. Der Sauerstoff gelangt durch vorhandene Atemlöcher von

außen in das Tracheennetzwerk.95

Jedes Lebewesen hat seinen bevorzugten Lebensraum, seine bevorzugte

Lebensweise, ein optimales Klima zum Leben oder Fortpflanzen oder aber

natürliche Feinde, aufgrund dessen sie nicht an jedem Ort anzutreffen

sind. Die Insekten begannen vor etwa 400 Millionen Jahren unseren Pla- 95

Vgl. Internetseite www.insektenbox.de (2007-2010)

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neten zu besiedeln und beherrschen es hervorragend, sich Umweltbedin-

gungen und –veränderungen anzupassen. Aufgrund dessen überlebten

sie außergewöhnliche Zeiten, während derer andere Gruppen wie die Di-

nosaurier, ausstarben.96

Die Entomologen auf der ARF* sind dem Wissen der Artenvielfalt, Anpas-

sungsfähigkeit und aber auch der Witterungsabhängigkeit nach, auf Er-

kenntnisse gestoßen, in welcher Form, wann, wo und wie eine bestimmte

Art von Insekt auf einer Leiche zu finden ist. Ein verstorbener Körper be-

ginnt direkt nach Todeseintritt mit der eigenen Zersetzung. Vorerst durch

eigene Enzyme, anschließend durch Bakterien und Tiere, wie zum Bei-

spiel Einzeller, mehrzellige Pilze und Insekten, die sich von dem verblie-

benen Zellmaterial ernähren. Die Elterngeneration eines Insektes ist ver-

antwortlich dafür, dass ihre Nachkommen direkt nach dem Schlüpfen eine

Nahrungsquelle zur Verfügung haben. Als Quelle dient hier der verstorbe-

ne Mensch, nicht in seiner Gesamtheit, aber in seinen Einzelteilen. Einige

Tiere bevorzugen die Augen, andere eher die Haut oder Organe. Dazu ist

es unbedeutend, ob die Leiche im Wasser, im Wald oder in einer Woh-

nung liegt. Es gibt immer Insektenarten, die sich diesem Umstand ange-

passt haben und hier zu finden sind. Da sie allerdings nicht in der Lage

sind, ihre Körpertemperatur eigens zu regulieren, ist ihr Auftreten und ihr

Überleben hauptsächlich von für sie optimalen Umweltbedingungen ab-

hängig. Somit können einige der kleinen Helfer nicht bei zu hoher oder zu

niedriger Temperatur überleben, welcher Aspekt bei einer Todeszeitbe-

rechnung einzubinden ist, falls eine bestimmte Fliegen- oder Käferart auf

dem Toten nicht anzutreffen ist, die jedoch vermutet wird. Dazu wurden

Versuche praktiziert, in denen ein Schweinekadaver vorab im Sommer

unter einem Draht abgelegt wurde (Vorrichtungen wie Drähte oder Käfige

dienen dazu, dass die Mensch- oder Tierleichen nicht von größerem Ge-

tier, wie Füchsen gefressen werden, sondern lediglich die Arbeitsabläufe

der Insekten zu beobachten sind). Der Schweinekadaver wurde innerhalb

der ersten Stunde mit Eipaketen von Schmeißfliegen bestückt und nach

96

Vgl. Internetseite www.dschungelparadies.de (unbekannt)

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zwei Wochen war das Skelett komplett abgefressen. Bei einem Versuch

hingegen, der im Winter stattfand, dauerte die Freilegung bis zu einem

Jahr.97 Es gibt eine Grenze, die bei etwa 10°C liegt, unterhalb derer viele

„mitteleuropäische Insekten“98 sich nicht mehr fortpflanzen und nicht mehr

fliegen. Die Kälte hält die Fliegen am Boden. Befindet sich ein Tier dabei

noch in einem Entwicklungsstadium und tritt eine Kälte unter der oben ge-

nannten Gradzahl ein, überwintert sie diese in dem jeweiligen Zustand.

Die Fliegenarten, die bereits erwachsen sind können vielerseits auch bei

diesen Temperaturen weiterleben. Unter diesen Umständen, kann der Fall

eintreten, dass eine Leiche bereits komplett vertrocknet und nicht ein ein-

ziger Insektenfraß nachweisbar ist.99 Dadurch, dass solche Vorgänge aber

bekannt sind, wird dies in die Berechnung der Leichenliegezeitbestim-

mung einbezogen und es kann trotzdem eine sehr genaue Benennung

erfolgen.100 Als die Bestimmung der Todeszeit anhand von Insekten noch

nicht erforscht und bekannt war, galt je stärker die Leiche zersetzt war,

umso schwieriger war ihre Todeszeitbestimmung, da alle Stadien, anhand

derer Stunden- oder Tagesangaben gemacht werden konnten (Totenfle-

cken, Fäulnisblasen) bereits vollendet waren. Heute lässt sich teilweise

auch nur anhand der Insekten die Feststellung treffen, ob es sich bei ge-

funden Überresten um menschliche oder tierische handelt.101

Die Insekten dienen nicht allein der Liegezeitbestimmung, denn in einer

Ermittlung soll der eine Beweis einen anderen wiederum untermalen. Hier

wird dann beispielsweise ein Täteralibi mit der untersuchten Liegezeitbe-

stimmung und weiteren erfolgten Ermittlungen verglichen und daraufhin

bestätigt oder widerlegt. Ebenso können sie in manchen Fällen Aufschluss

97

Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Verlagsgruppe Lübbe GmbH Bergisch Gladbach, S. 31 98

Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Verlagsgruppe Lübbe GmbH Bergisch Gladbach, S. 12-17 99

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 138 100

Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Verlagsgruppe Lübbe GmbH Bergisch Gladbach, S. 1-26 101

Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Verlagsgruppe Lübbe GmbH Bergisch Gladbach, S. 31

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über die Ursache des Todes geben, da einige von ihnen, nachdem sie an

einer vergifteten Leiche gefressen haben, diese Stoffe in ihrem Körper

speichern oder aber ein wichtiges Indiz für die essentielle Unterscheidung

des Tat- und des Fundortes sein (siehe Punkt 2.1.1.3). Denn falls an ei-

nem toten Körper Insekten gefunden werden, die in der Region eigentlich

gar nicht vorkommen, kann dies ein Indiz dafür sein, dass die Leiche nach

ihrem Tod verlagert wurde und an einer anderen Stelle zu Tode gekom-

men ist.

Hierzu gibt die Fallbeschreibung der Leiche in der Ostsee aus dem Buch

„Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anregungen

zum Nachdenken.“ von Mark Benecke einen guten Einblick. Die Leiche

wurde Anfang Juni dort bereits teilskelettiert und die Weichteile in Fett-

wachsbildung übergegangen, aufgefunden. Im skelettierten Brustbereich

ließ sich die Seetangfliege Coelopa frigida (Anlage 1 Bildanhang, Abbil-

dung 3.12) wiederfinden, die eine Länge von 10 bis 11 Millimetern auf-

wies. Ihr Stadium zu der Zeit wurde auf etwa zwei Wochen berechnet. Da

die Fettwachsbildung bei einer Leiche allerdings wesentlich länger als

zwei Wochen benötigt, muss sich die Leiche woanders als in Küstennähe

zum vorherigen Zeitraum befunden haben. Die Seetangfliege bevorzugt

den Lebensraum in Strandnähe, fliegen allerdings nicht auf das offene

Meer hinaus. Wenn eine Person nun verstirbt, befinden sich eigentlich als

erstes jeweils die Schmeißfliegen auf dem Körper und bilden ihre Primär-

generation. Die Schmeißfliegen sind zudem durchsetzungsstark genug,

dass sie beispielsweise die Coelopa frigida vertreiben würden. Da nun auf

der Leiche in der Ostsee keine Schmeißfliegen gefunden wurden, muss

ein Umstand geherrscht haben, der dies verhinderte. Der Faktor bildete

sich aus den Lebensumständen der Schmeißfliegen, die nur vom Frühjahr

bis Anfang Winter leben (Richtwerte, wenn es einen kalten Winter und ei-

nen milden Frühling gibt). Somit muss der Tod der Person im vorigen Win-

ter oder im diesjährigen Frühjahr eingetreten sein. Die Zeitspanne passt

ebenfalls in die grobe Errechnung des Todeszeitpunktes anhand der Fett-

wachsbildung. Weitere Ermittlungen ergaben dann, dass am 14. Januar

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ein Schiff gesunken sei und darauf folgende Ermittlungen ergaben, dass

der Tote ein Seemann dieses Schiffes war.102

Es gibt die Unterscheidung der primären und der sekundären Leichenbe-

siedler. Unter die primären fallen hauptsächlich Fliegen, die einen Körper

bereits wenige Minuten nach Todeseintritt aufspüren können und ihn als

Brut- und Nahrungsquelle nutzen. Die sekundären Besiedler sind die da-

rauffolgend eintreffenden Käfer und Spinnentiere, die sich von der Primär-

generation ernähren.103 Diese unterschiedlichen Ansiedlungszeiträume

werden Besiedlungswellen (siehe Punkt 2.1.3.1) genannt. Nachfolgend

werden die am häufigsten anzutreffenden Insekten aufgeführt, ihre Eigen-

heiten und Vorzüge begutachtet und in vielen Punkten an Beispielfällen

und –rechnungen verdeutlicht, wie anhand ihres Daseins die Leichenlie-

gezeit berechnet wird. Da es eine beträchtliche Anzahl von Insektenfami-

lien mit Unterarten und dazu jeweils unterschiedliche Lebensweisen gibt,

wird in Punkt 2.1.4.3 eine ausführliche Darstellung über das Leben der

Schmeißfliegen dargeboten, um anhand dieses Musters einen möglichst

tiefgehenden Einblick in die Biologie zu erhalten. Die weiter aufgeführten

Insektenbeschreibungen beschränken sich daraufhin auf die thematisch

essentiellen Aspekte zur Liegezeitbestimmung, da die Eingrenzungen der

Seitenanzahlen keine weiteren Ausführungen zulassen.

2.1.3.4 Die Schmeißfliege (Calliphora vicina)

Diese Art der Fliege gehört zu der Familie der Zweiflügler (Diptera) und

ihre Gattung nennt sich Brachyptera (Fliege). Ihr Artenreichtum bildet sich

aus etwa 1000 bekannten und davon 45 in Deutschland lebenden Flie-

gengattungen.104 Unter den Begriff der Schmeißfliege fallen jedoch zudem

die Familien der Fleischfliegen (Sarcophagidae) und die Hausfliegen

102

Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Verlagsgruppe Lübbe GmbH Bergisch Gladbach, S. 34f. 103

Vgl. Internetseite www.wiki.benecke.com/index.php?title=2009_Facharbeit (2009) 104

Vgl. Internetseite www.uni-protokolle.de (unbekannt)

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(Muscidae). Schmeißfliege ein umgangssprachlicher Begriff für die Arten,

die sich von verwesender Gewebsmaterie ernähren.105 Das erwachsene

Tier umfasst eine Körperlänge von 9 bis 13 mm, wobei der mittige Körper-

abschnitt dunkel erscheint, aber meistens mit einem blaugrünen und

manchmal auch dunkel-blauen Schimmer einher geht. Nicht nur der Kör-

per allein, sondern auch die Flügel sind mit Haaren umfasst. Die Weib-

chen der Calliphora vicina erzeugen im Laufe ihres Lebens eine etwaige

Anzahl von 700 Eiern, wobei sie beim Ablegen derer keine einzelnen Lar-

veneier niederlegen, sondern dies stets in Paketen, die mit bis zu 150

Fragmenten gefüllt sind. Das schwangere Fliegenweibchen besitzt den

Instinkt, ihre Nachkommen an eine Örtlichkeit abzulegen, an der sie sofort

eine Nahrungsquelle vorfinden. Zu diesem Postament zählen die organi-

schen Stoffe, unter die auch menschliche Überreste fallen. Die aus den

Eiern lebendig geborenen Fliegenmaden können in ihrem derzeitigen Sta-

dium eine Länge von bis zu 18 mm erlangen. Ihre Hülle umgibt sich mit

einer elfenbeinartigen Farbe. 106 Das schwarze Ende der Larve (Anlage 1

Bildanhang, Abbildung 1.8) zeigt die Mundwerkzeuge, mit denen die klei-

nen Tierchen ihre Nahrung aufnehmen und den Speichel absondern, der

bei lebendigen Menschen mit entzündeten Wunden desinfizierend wirkt.107

Das andere und dickere Ende ist das Hinterteil, an dem ihre Atemorgane

sitzen (Anlage 1 Bildanhang, Abb. 3.10). Durch diese Erscheinung besit-

zen sie die Fähigkeit ununterbrochen mit ihren Mundwerkzeugen zu fres-

sen und nebenbei durch ihre Tracheen im hinteren Teil Luft zu schöpfen.

Eine Larve häutet sich während ihrer Verweildauer zwei Mal, bis sie sich

zu einer erwachsenen Fliege verwandelt (Metamorphose). Ihr Vorverpup-

pungsstadium lässt sich daran erkennen, dass die Tiere in dieser Zeit rela-

tiv groß sind und ihr Darm vollkommen entleert ist (Anlage 1 Bildanhang,

105

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 314f. 106

Vgl. Internetseite www.lexikon-der-schaedlinge.de (unbekannt) 107

Vgl. Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anre-gungen zum Nachdenken. Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S. 34

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Abbildung 3.15).108 Aus der Larve entwickeln sich Tönnchen oder Puppen,

wobei sich die Larve mit einem Kokon, einer Hülle, umgibt. Sobald die Me-

tamorphose, also die vollständige Verwandlung abgeschlossen ist, ver-

lässt das Tier seine Verkleidung und wird zur ausgewachsenen Fliege.

Der Lebenszyklus derer ist aus menschlicher Sicht betrachtet nicht sehr

lang, er beträgt nur Wochen oder Tage, wobei die Tiere die meiste Zeit als

Maden verbringen.109 Die Schmeißfliege lebt lediglich von Frühjahr bis

Winter, übersteht die Monate dazwischen allerdings im gerade erlangten

Entwicklungsstadium. Wie in Punkt 2.1.3.3 bereits erwähnt, fliegen diese

Tiere unterhalb von 10°C nicht mehr und überwintern die kalten Monate in

ihrem derzeitigen Stadium. Wenn eine Person somit in den Wintermona-

ten verstirbt und sie in den darauffolgenden Sommermonaten gefunden

wird, lassen sich auf der Leiche kaum Puppenhüllen finden, da sie in dem

Anfangszeitraum eben nicht aktiv sind und im Frühjahr der Zerfallsprozess

der Leiche so weit vorangeschritten, sodass sie für die Schmeißfliegen

nicht mehr attraktiv als Nahrung dient110 (Anlage 1 Bildanhang, Abbildun-

gen 3.13 und 3.14 zeigen hinzufügend, einerseits die Vorkommnisse von

erwachsenen Insekten auf Leichen und andererseits die der Larven).

Durch Versuche wurde herausgestellt, dass die Fliegen eine verletzte Lei-

che einer unversehrten vorziehen, da sie eher von Blut als von bloßem

Fleisch angezogen werden.111 Das Anziehen erfolgt über Geruchssub-

stanzen, die ein verwesender Körper durch den Eiweißabbau freisetzt. Da

der Körper direkt nach Todeseintritt mit diesem Abbau beginnt, lassen sich

schon nach kürzester Zeit Eipakete auf ihm finden, da die Fliegen ihn

durch ihre „Geruchssinnesorgane an den Antennen“112 aufspüren konnten.

Der ausgestoßene Geruch ist allerdings nicht bei jedem Menschen

108

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 33 109

Vgl. Internetseite www.insektoid.info (unbekannt) 110

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 140 111

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 33 112

Internetseite www.uni-protokolle.de (unbekannt)

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(Krankheiten, Vergiftungen) identisch und auch die unterschiedlichen Zer-

setzungsstadien haben ihr individuelles Odeur. Wie auch der Mensch

nicht stets den selbigen Geruch als annehmlich deklariert, haben auch die

verschiedenen Fliegenarten ihre bevorzugten Gerüche und jene, auf die

sie gar nicht reagieren.113 Dies ist eine entscheidende Erkenntnis zur Lei-

chenliegezeitbestimmung anhand dieser Tiere. Mittels dieser Grundan-

nahme hat der damalige Student William Rodriguez auf der Body Farm

begonnen, die verschiedensten Insektenarten zu erforschen, die sich auf

Leichen befinden und zu dokumentieren, welches Tier welches Stadium

bevorzugt. Ebenso gehörten zu seinen Aufzeichnungen die Erkenntnisse

über die Dauer bis zur Verpuppung bei unterschiedlichen Temperaturen

oder welche Art von einer anderen verdrängt wird, weil sie diese bei-

spielsweise auffrisst.

Die Merkmale der Schmeißfliege zur Bestimmung der Todeszeit sind so-

mit wie folgt:

Ein schwangeres Weibchen, kann bereits nach wenigen Stunden den ver-

storbenen Körper riechen und fliegt ihn unverzüglich an, um ihre Eipakete

abzulegen. Die Leiche ist somit frisch und es lassen sich im Sommer in-

nerhalb des ersten Tages die primär geschlüpften Maden finden. Eine er-

wachsene Fliege (Dauer bis dahin im Sommer etwa 12 - 21 Tage114) ist

demnach auf einer Leiche zu finden, deren Zersetzungsprozess bereits

bis in das Fäulnisstadium und der Gasblähung übergegangen ist.115 Las-

sen sich hingegen bereits Puppenhüllen und Maden wiederfinden, ist dies

ein Indiz, dass hier bereits die zweite Generation des Tieres lebt und die

Leiche sodann seit mehreren Wochen verstorben ist. Maden weichen vor

allem Licht, Wind, Kälte und Trockenheit aus, da sie als Larven schnell

vertrocknen und sich unterhalb der 10°C nicht mehr fortpflanzen kön-

113

Vgl. Internetseite www.uni-protokolle.de (unbekannt) 114

Vgl. www.wiki.benecke.com (2001) 115

Vgl. Karl, Vanessa (Autor) & Dekan des Fachbereichs 3 (Hrsg.) (2008). Welchen kriminalisti-schen Wert haben Insekten für die Bestimmung der Todeszeit? Hausarbeit im Fach Rechtsmedi-zin. Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin, Fachbereich 3 Polizeivollzugsdienst, S. 24

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nen.116 Die Schmeißfliegen als Vorreiter der Insekten, in der ersten bis

zweiten Todeswoche, bevorzugen wie bereits erwähnt das Gesicht als

Nahrungs- und Brutstätte. Wird eine frische Leiche gefunden, bei der an

anderen Körperabschnitten ein ähnlich vielfältiger Fraß erkennbar ist, soll-

ten diese Gegend auf mögliche Stich- oder Schussverletzungen unter-

sucht werden, da davon ausgegangen werden kann, dass hier Blut entwi-

chen ist. Dieses ziehen die Tiere anderem Gewebe vor.117 Bei heißen

Temperaturen und vielen Regenfällen, sodann warm und feucht, finden

die Fliegen die Optimalbedingungen vor, um eine Leiche oder einen Ka-

daver innerhalb von zwei Wochen komplett frei zu skelettieren. Wenn die

Made nun den Zustand erreicht hat, in dem sie sich verpuppt, bewegt sie

sich von der Leiche weg, um sich vor Widersachern zu verbergen. In die-

ser Phase lassen sich neben der Leiche Kriechspuren finden, an denen

flüssige Leichensubstanz, die sie mit sich ziehen, vorfinden ist. Aus der

Puppe schlüpft wenig später eine erwachsene Fliege, die nach wiederum

wenigen Tagen fortpflanzungsfähig ist und auf Partnersuche geht. Hin-

sichtlich dieses Vorganges beginnt nun die sekundäre Eiablage auf der

Leiche.118

Eine Bemerkung sei zum Schluss noch erlaubt. Wenn Ermittler an einen

Tatort gelangen, an denen eine frische Leiche liegt, an der sich noch viele

Maden finden lassen, ist in der Stille ein rascheln zu vernehmen. Das liegt

daran, dass die Maden aus den Eipaketen, auf einem Haufen existieren,

denn sie können sowohl auf- als auch untereinander leben. Bei der stän-

digen Bewegung der Tiere reiben sich ihre äußerlichen recht harten Hüllen

aneinander und der Madenteppich bildet ein Geräusch. Wenn man sich

116

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 26 117

Vgl. Bass, Bill & Jefferson, Jon (2006). Der Knochenleser. Der Gründer der legendären Body Farm erzählt. 2. Auflage, Wilhelm Goldmann Verlag, München, S. 146f. 118

Karl, Vanessa (Autor) & Dekan des Fachbereichs 3 (Hrsg.) (2008). Welchen kriminalistischen Wert haben Insekten für die Bestimmung der Todeszeit? Hausarbeit im Fach Rechtsmedizin. Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin, Fachbereich 3 Polizeivollzugsdienst, S. 25f.

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ganz nach an diesen Teppich heranwagt, ist ebenso die Wärme zu spü-

ren, die durch den Reibungseffekt erzeugt wird.119

2.1.3.5 Die Käsefliege (Piophila casei)

Diese Fliegenart gehört zu der Familie der Piophilidae. Sie erwächst zu

einer Größe von etwa 5 mm heran und besitzt eine schwarz glänzende

Farbe. Sie erinnern an die Fruchtfliege, kommt jedoch eher spärlich im

Haushalt vor, da sie Molkereien und Käsereien bevorzugen. Ein Weibchen

legt Pakete mit bis zu 500 Eiern ab, deren anschließende Entwicklung

nach etwa drei Wochen vollendet ist. Das Leben einer erwachsenen Pio-

phila casei überdauert rund zwei Wochen.120 Die Besiedlung einer Leiche

erfolgt, wenn diese beginnt flüssig zu werden und sich somit in eine breii-

ge Substanz verwandelt. Dieser Zustand lässt sich bei Normalbedingun-

gen nach etwa drei Monaten vorfinden. In dieser Phase beginnt eine

menschliche Leiche stark zu riechen und der übliche käsige Geruch ist zu

vernehmen. Eben dieses käsige Aroma ist der Anziehungsgrund für die

Piophila casei. In der kalten Jahreszeit, im November, benötigen Käseflie-

genmaden etwa 11 bis 19 Tage, um erwachsen zu werden.

Ein Beispielfall verdeutlicht die Leichenliegezeitbestimmung mittels der

Käsefliege und anhand der vorgefundenen Verhältnisse am Fundort. Auf

einer Bahngleise wurde im November ein skelettierter Körper mit abge-

trenntem Kopf aufgefunden. Unter dem Haarschopf, der noch bedingt un-

beschädigt war, wurden Käfer und Fliegenpuppen gefunden. Die restliche

Gestalt war mit tausenden von springenden Käsefliegenmaden und einem

kompakten Teppich aus den Eiern sowie leeren Hüllen der Piophila casei

bestückt. Die Berechnung sah nun wie folgt aus:

1. Erste Besiedlung durch Käsefliegenmaden: etwa 90 Tage

119

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 32 120

Vgl. Internetseite www.schaedlingshotline.de (unbekannt)

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2. Sekundärgeneration lebt auf der Leiche, da Fliegenmaden sowie

bereits leere Hüllen vorgefunden wurden. Bei Temperaturen im No-

vember beträgt Entwicklungszeit 11-19 Tage. Bei zwei Generatio-

nen somit 22-38 Tage.

3. Ergebnis: Etwa 112 bis 128 Tage Leigezeit.

Die spätere Aufklärung des Falles bestätigte dies, da der Körper einer

jungen Frau gehörte, die seit vier Monaten als vermisst galt.121 Es soll je-

doch durch diese simpel erscheinende Rechnung, nicht der Eindruck ent-

stehen, es sei eine einfache Aufgabe, die Liegezeit zu berechnen. Es

herrschen keine reglementierten Leitsätze vor, wenn der forensische En-

tomologe nicht eigens am Fundort gewesen ist oder keine detailgetreue

Darbietung durch Fotos und exakte Aufzeichnungen der Ermittler, erhält.

Denn nur mit genauer Beschreibung des Leichenfundortes, können Be-

rechnungen aufgestellt werden. Hier spielen zudem alle trainierten Sinne

des Biologen eine Rolle, genauso wie vielfältige subjektive Erfahrungen.122

2.1.3.6 Weitere Fliegenarten

Ein weitere Gattung aus der der Familie der Schmeißfliegen ist die 5 bis

11 mm große Lucilia sericata, die Goldfliege (Abb. 3.11 Seite 8 im Bildan-

hang), die ihren Namen aus ihrem äußeren Schimmer in metallischen

grün- und gelbtönen erhält. Die Eier werden auch auf verwesendes Ge-

webe gelegt, welches nach dem Schlüpfen als Nahrungsquelle dient. Die

Made, die sich aus dem Ei entwickelt wird im Fachjargon als Pinky Made

bezeichnet, aufgrund ihrer häufigen derartigen Färbung. Sie besitzen ei-

nen Rüssel, mit dem sie flüssige und breiige Substanzen aufsaugen kön-

nen.123 Ihre Entwicklung verläuft ähnlich der oben genannten Schmeißflie-

ge. Aus den Eiern können bei guten Bedingungen schon innerhalb der

121

Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anregun-gen zum Nachdenken. Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S. 29-31 122

Vgl. Benecke, Mark (2002): Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Gustav Lübbe Verlag, S. 39f. 123

Vgl. Internetseite www.insektoid.info (unbekannt)

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ersten 24 Stunden die ersten Maden schlüpfen und nach weiteren fünf

Tagen suchen sie sich Verpuppungsplätze, an denen sie vor Feinen ge-

schützt sind. Bei wiederum guten Bedingungen sind die erwachsenen Tie-

re nach weiteren vier bis sieben Tagen geschlüpft. Ihre Lebensdauer nach

dem Schlüpfen liegt bei rund drei Wochen, innerhalb der Monate von Mai

bis Oktober.124

Die Fleischfliegen, Sarcophaga haemorrhoidalis (Abbildung, 3.18 im Bild-

anhang Seite 11) gehören außerdem zu der Familie der Schmeißfliegen,

hier der Sarcophagiden und somit den Zweiflüglern an. Sie besitzen die

Eigenheit keine Eier abzulegen, sondern in sporadischer Form ihre Lar-

ven. Äußerlich sind sie an ihrem karierten Abdomen* zu erkennen, wobei

es zudem Unterscheidungen zwischen den seltenen blauen und den in

Deutschland am meisten vorkommenden grauen Fliegen gibt.125 Die Ent-

wicklung vom Ei zur ausgewachsenen Fliege verläuft ebenfalls über die

Stadien der Larven und der Puppen. Weltweit sind etwa 2500 Arten be-

kannt. Ihre Mundwerkzeuge sind so ausgerichtet, dass sie damit Nahrung

auflecken und ansaugen können. Somit sind diese Arten auf einer Leiche

zu finden, die bereits in eine breiige Masse übergeht.

2.1.3.7 Der gemeine Speckkäfer (Dermestes lardarius)

Bei den Käfern gibt es Unterscheidungen zwischen denen, die sich einer

Leiche nähern, um an ihrem Körper eine Brutstätte für ihre Nachkommen

zu finden (nekrophag) und derer, die dorthin gelangen, um sich von den

Fliegenmaden zu ernähren. Ihre Entwicklungsstadien bestreiten Käfer

ähnlich wie die Fliegen. Ein schwangeres Weibchen legt ihre Eier ab, aus

denen anschließend die Larven schlüpfen. Im Larvenstadium häutet sich

ein Käfer mehrmals, bevor er daraufhin das Verpuppungsstadium erreicht.

Die Larven sind nicht nur Aasfresser, sondern ernähren sich ebenso von

menschlichen Nahrungsmitteln oder auch Textilien. Da sich ihr Lebens- 124

Vgl. Internetseite www.lexikon-der-schaedlinge.de (unbekannt) 125

Vgl. Internetseite www.insektoid.info (unbekannt)

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raum hauptsächlich in morschem Holz oder im Erdreich befindet, ist dies

eine gute Möglichkeit, ungefährliche Plätze für ihr Puppenstadium zu ent-

decken. In dieser Phase ruhen die Käfer und es findet keinerlei Bewegung

statt. Ihr Lebenszyklus im ausgewachsenen Stadium beträgt meistens

wenige Wochen.126 Anhand von Käfern lassen sich allerdings keine so

genauen Liegezeitbestimmungen ablesen, wie anhand der Fliegenmaden,

denn ihre Merkmale geben eher Aufschluss über die Höchst- und Mindest-

liegezeit. Ihr Vorkommnis auf einer Leiche zeigen die Tabellen 3.13 und

3.14 in der Anlage 1 Bildanhang. Hier ist ersichtlich, dass sie eher die spä-

ten Zerfallsstadien bevorzugen und somit nicht allzu früh auf einem toten

Körper zu finden sind. Maden kann man in diesem Zusammenhang als

„Sekundenzeiger der postmortalen Uhr“127 und die Käfer als „Stundenzei-

ger“128 deklarieren.

Am häufigsten anzutreffen ist von der Gattung der Speckkäfer, der Schäd-

ling Dermestes lardarius, der Gemeine Speckkäfer. Er befällt vorzugswei-

se Materialen aus unseren Häusern. Weitere Familien sind der Dorn-

speckkäfer (Dermestes maculatus), der Dornlose Speckkäfer (Dermestes

frischi) und der Peruvianische Speckkäfer (Dermestes peruvianus). Das

Weibchen des Dermestes lardarius verbringt ihre Eier auf geeignete Nah-

rungsquellen, an denen sie direkt nach dem Schlüpfen fressen können.

Ein Eipaket kann hier mit bis zu 500 Fragmenten gefüllt sein. Ihre Entwick-

lung zum erwachsenen Tier dauert bei optimalen Bedingungen (20-23°C)

etwa zwei Monate, in der sie mehrmals die Phase des Häutens durchle-

ben.129 Der ausgewachsene Käfer wird etwa 10 mm groß. An einer Leiche

lassen sich diese Dermestiden auf eingetrockneter Haut und den Haaren

lokalisieren.130

126

Vgl. Internetseite www.insektenwelt-bitterfeld.de (2006) 127

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 23 128

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 23 129

Vgl. Internetseite www.schaedlingshotline.de (unbekannt) 130

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 21f.

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2.1.3.8 Weitere Käferarten

Kurz zu erwähnen sind weitere häufig anzutreffende Käferarten auf Lei-

chen. Darunter fallen der Teppichkäfer (bevorzugen ähnlich dem Speckkä-

fer eingetrocknete Haut und Haare131), der Totengräberkäfer (graben

Kam-mern in eine Leiche, können hörbar fauchen und zirpen, erkennbar

an orangefarbenen Streifen auf ihren Flügeln132) oder der Mistkäfer (auch

Pillendreher genannt, drehen abgesonderten Kot und Leichengewebe zu

runden Objekten oder „Pillen“133).

Ein Beispielfall aus dem Rheinland beschreibt eine ungewöhnliche Auffin-

desituation einer Leiche, die in einer alten Wohnung ohne anfänglich er-

sichtlichen Grund mumifizierte. Der Mann bewohnte zwar diese Räume,

allerdings in keinem reinlichen Zustand. Nachbarn erklärten, dass schon

immer seltsame Gerüche von dort in den Hausflur strömten. Somit nah-

men sie den Leichengeruch nicht als diesen wahr. Auch der Vermieter zog

es nicht vor, die Miete durch einen abgestatteten Besuch einzufordern und

der Stromanbieter stellte ihm nach uneingegangenen Zahlungen diesen

ab. Er lebte allein und wurde sodann nicht vermisst. Die Frage, die sich

nun allerdings aufdrängt, ist die, warum sich kein Nachbar über sich um-

her kriechenden Maden beschwerte hat? Oder gab es keine Maden? Bei

jeder normal verstorbenen Leiche, sind die Schmeißfliegen die ersten, die

dies riechen und sich auf dem toten Gewebe ansiedeln. Wie oben be-

schrieben hält sich die Anzahl der abgelegten Eier dabei nicht bei einzel-

nen, sondern bei hunderten. Wohnungsleichen werden im Regelfall nicht

aufgrund ihres Gestankes gefunden, sondern eben aufgrund der Maden

die unter Haustüren und manchmal auch durch Zimmerdecken hindurch

kriechen. Bei dieser Leiche fiel zudem auf, dass in den Bereichen, in de-

131

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 20 132

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 72-74 133

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 73

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nen feuchtes und weiches Gewebe zu finden ist, eben in den Mund- und

Augenpartien, Fressspuren von Käfern vorlagen. In den Augen- und der

Mundhöhle wurde deren Kot aufgefunden. Dieser Umstand ist äußerst

selten und eigentlich nur zu finden, wenn Maden keinen Zugang zu der

Leiche haben, entweder durch einen undurchdringlichen und luftdichten

Raum oder aber wenn die Temperatur unter 10°C fällt. Beides war im

Rheinland nicht zutreffend. Also blieb nur der Schluss übrig, dass die Lei-

che so rasant vertrocknet sein musste, dass die Maden keine Möglichkeit

zum Überleben hatten, denn ihnen war das Gewebe der mumifizierten

Person zu hart. Durch polizeiliche Fotos, die in diesem Zusammenhang

gefertigt wurden, war neben dem Kopf der Leiche ein Heizstrahler aufge-

fallen. Bei näherer Betrachtung war erkennbar, dass dieser eingeschaltet

war. Selbstredend nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Strom für die

Wohnung abgestellt wurde. Der Heizstrahler hat den Körper rasant ver-

trocknen lassen, dass er in diesem Zustand lediglich für Käferarten als

attraktive Nahrungsquelle und Brutstelle für ihre Nachkommen diente.

Dieser Fall soll aufzeigen, dass von allen Blickwinkeln her ein Fall begut-

achtet werden muss, um alle erdenklichen Möglichkeiten und Variationen

zu überprüfen. Die polizeilichen Fotos, sind dem Kriminalbiologen Mark

Benecke, der an diesem Fall arbeitete, nur durch eine gute Ermittlerin zu-

geführt worden. Während einiger Ermittlungszeit, arbeiteten die Biologen

mit ihren eigenen Aufzeichnungen und Detailfotografien von den Maden

und Fressstellen und die Polizei mit ihrem Bildmaterial des „Ersten An-

griffs“(Punkt 2.1.1.1), die unter anderem Übersichtsaufnahmen der Woh-

nung enthielten. Die erwähnte Ermittlerin gab dem Herrn Benecke die po-

lizeilichen Bilder, da beiden Instanzen keine weiteren Ermittlungsansätze

anwandelten. Erst auf der Übersichtsaufnahme, ist dem Kriminalbiologen

der Heizstrahler und die Lösung des Problems in den Sinn gekommen.

Dies ist nur ein kleines Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit, die

zu einer Lösung des Falles beitrug. Wie sich allerdings vorstellbar ist, füh-

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ren solche Kommunikationsvorgänge eher zu einer Lösung eines Todes-

falles, als zu dessen Kreuz auf dem Totenschein, an der Stelle: ungelöst.

2.1.3.9 Ein Bremer Fall

Um aus polizeilicher Sicht aufzuzeigen, wie ein solcher Fall in der Praxis

behandelt wird, ist in der Anlage 2 Textanhang ein Bremer Sachverhalt

aufgeführt, der anhand der forensischen Entomologie gelöst wurde. Es

werden die Berechnungen deutlich, die ermittelt wurden, um diese in die

Ermittlungen einfließen lassen zu können. Wie läuft so etwas ab? Wird ein

Kriminalbiologe oder ein anderer Sachverständige an einen Fund- oder

Tatort gerufen, hat er eigens vor Ort die Variabilität, geeignetes Beweis-

und Untersuchungsmaterial in Form von Tieren, Puppenhüllen, Kot, Bo-

den- oder Gewebeproben einzusammeln und zu sichern. Kann aus ir-

gendwelchen Umständen kein Sachverständige an der Örtlichkeit erschei-

nen, wird dies von den Ermittlern vorgenommen, vorausgesetzt sie besit-

zen die Kenntnis über dieses Verfahren. Nachdem die Tiere nun gesichert

wurden, ist wie auch in dem Bremer Fall erfolgt, alle relevanten Begleit-

umstände genauestens zu notieren. Jede viertel Stunde muss die Tempe-

ratur gemessen und Informationen eingeholt werden wie u.a.*: Lag die

Person in freier Natur oder in einem Gebäude, hat es geregnet, schien die

Sonne, lag sie auf feuchter Erde oder einem trockenen Bett? Vor Ort kann

ein Anfangsverdacht eines Sachverständigen angedeutet werden, welcher

zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht gerichtsfest ist. Diese Form er-

hält eine Aussage erst, wenn sie auf fundierten Beweisen beruht. Dazu

müssen, die am Fundort aufgesuchten Tiere, weiter gezüchtet werden.

Besagtes muss unter den Umständen, wie sie am Ort der Leiche ge-

herrscht haben, vollzogen werden. Die Auffindesituation wird anhand des-

sen durch technisches Material in einem Labor nachgestellt. Je länger ei-

ne Leiche bereits liegt, umso umfassender muss auch die Weiterzüchtung

erfolgen. Das Ergebnis zeigt schließlich auf, wie sich die Generation des

gefundenen Tieres, bei den örtlichen Bedingungen entwickelte und wie

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lange es dauerte, bis sie das Stadium erreichten, indem sie aufgefunden

wurde. Es werden zweifellos keine jahrelangen Züchtungen durchgeführt,

da ein verwester Körper gefunden wurde, der schätzungsweise bereits

über 12 Monate verstorben ist. Subjektive Erfahrungen, repräsentative

Erfahrungsberichte anderer Kollegen sowie wissenschaftliche Richtwerte

(eine Made der Gattung Calliphora vicina benötigt in der Regel im Som-

mer eine Entwicklungszeit zur erwachsenen Fliege von 12 bis 21 Tagen)

setzen ein Gutachten schlussendlich zusammen. Eine derartige Berech-

nung eines Sachverständigen der Kriminalbiologie, benötigt somit einige

Wochen. Somit sind kurzfristige Ergebnisse hier nicht erlangbar.

Ist es somit unproblematischer für den alltäglichen Dienst eines Kriminal-

beamten die Leichenliegezeit anhand der sicheren und unsicheren Todes-

zeichen (Punkt 2.1.2.2 und 2 2.1.2.3) zu ermitteln oder sind die Insekten-

berechnungen ein unabdingbares Hilfsmittel? Die folgenden Interviews

geben Aufschluss über die Meinung eines Kriminalbiologen und die An-

sicht eines Kriminalbeamten in dieser Hinsicht.

3. Interviews unter der Fragestellung der Relevanz dieser Thematik

als Lerninhalt dem Studiengang des Polizeivollzugsdienstes

Bremen

„Eine polizeiliche Organisationsform, wie die Mordkommission orientiert

sich an der jeweils geforderten Aufgabenstellung, die ihr zuteil wird. Das

Personal bilden die Sacharbeiter, das Team selber, die Ermittlungs- und

Arbeitsgruppen, die Sonderkommission und die Besondere Aufbauorgani-

sation.“ In Bremen bezeichnet man diesen Arbeitsstrang als K3, der im

Allgemeinen für Gewaltdelikte zuständig ist und zudem aber eine Untertei-

lung in K31 „Zentrale Dienste K3, Kriminaldauerdienst (KDD), Raub, Er-

pressung, Auswertung/ Analyse K3“ und K32 „Sexualdelikte/ Pornogra-

phie“ und in K33 „Kapitaldelikte“ führt.134 Die weitere Aufteilung des Zwei-

134

Vgl. Informationsblatt POLIZEI BREMEN, FP 12 Personal/ Organisation – Stand 01.08.09

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51

ges der Kapitaldelikte, eben der Mordkommission, besteht aus vier Blö-

cken. Der erste unterhält in der Regel sieben Sachbearbeiter und einen

Teamleiter mit seinem Vertreter. Ihre Aufgaben liegen in der Leichensach-

bearbeitung sowie den Bereichen der Schweren Körperverletzung*. Der

zweite Block teilt sich in lediglich zwei Sachbearbeitern und einem Team-

leiter. Ihre Pflicht setzt sich aus der Leichensachbearbeitung, der Einrich-

tung einer Vermisstenstelle und die Bewältigung „Großer Schadensereig-

nisse“* zusammen. Der nächste Abschnitt bildet sich aus zwei Sachbear-

beitern und einem Teamleiter in den Aufträgen der Leichensachbearbei-

tung, der Bearbeitung von Geisellagen, Produkterpressungen und der

qualifizierten Entführung*. Der letzte Block setzt sich aus sechs Sachbe-

arbeitern und einem Teamleiter zusammen, die in der Leichensachbear-

beitung, den Branddelikten, tödlichen Betriebsunfällen und Sprengstoffde-

likten eingreifen. Die verschiedenen Instanzen besitzen jeweils ihre eige-

nen Aufgaben, allerdings ist es durchaus möglich, bei Ausfällen in einem

anderen Zweig auszuhelfen. Ihre Aufgabenbereiche erstrecken sich über

die Ermittlungen (es werden Aufträge verteilt und erarbeitet, in welche

Richtung weiterermittelt wird), nicht die Spurensuche. Dafür gibt es eine

eigene Abteilung, die Kriminaltechnische Untersuchung (KTU).

Für einige Fragen im Bezug auf die Arbeit der Mordkommission mit dem

Blick auf mögliche Überschneidungen mit der forensischen Entomologie,

und dessen Relevanz in seiner täglichen Arbeit, hat sich der Leiter der

Mordkommission Bremen Helmut Mojen zu einem Interview bereit erklärt.

3.1 Interview mit dem Sachgebietsleiter der Bremer Mordkommissi-

on Helmut Mojen

(Das vollständige Interview befindet sich in Anlage 2 Textanhang)

Helmut Mojen ist der Sachgebietsleiter der Bremer Mordkommission,

nachdem er zuvor einige Jahre in dem Bereich der Branddelikte tätig war.

Er wirkte bereits an unzähligen Fällen mit und erlangte aufgrund dessen

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einen tiefgreifenden Einblick in die Arbeit und Zusammenarbeit verschie-

dener Instanzen. In dem Interview erläutert Herr Mojen, dass es für ein

Gutachten der Biologie externe Gutachter für das Land Bremen gäbe, de-

rer sich bedient werden kann. Es gäbe keinen Sachverständigen, der ex-

plizit nur für Bremen zuständig sei, sondern fortdauernd in der gesamten

Bundesrepublik beauftragt werden könne. Die Ermittler geben nach Ein-

treffen des Sachverständigen am Fundort die Anordnung, welche Sub-

stanzen oder Gegenstände begutachtet und untersucht werden sollen,

wodurch das Fachkommissariat den Auftraggeber darstelle. Ein Sachver-

ständigen-Gutachten für daktyloskopische* Erhebungen gäbe es zu Hauf,

jedoch für die forensische Entomologie bestehe dies nur etwa alle drei

Jahre. Es werde in der alltäglichen Arbeit bei Leichensachen auf her-

kömmliche Feststellungsverfahren der Liegezeitbestimmung zurückgegrif-

fen (u.a. die Totenstarre oder die Gasbildung bei Leichen). Das Verfahren

anhand der Insekten, sei eine ideale Methode, allerdings für eine schnelle

Aufklärung eher schwer nutzbar, da die Züchtungen im Labor viel Zeit in

Anspruch nehmen.

Aus diesen Erhebungen zog Herr Mojen während unseres Gespräches

ebenso den Schluss, dass es anhand der wenigen Fallzahlen keinen Sinn

ergeben würde, direkt für das Bundesland oder auch das Land Bremen

einen eigenen forensischen Entomologen zu beschäftigen. Es sei obligat,

dass diese Fachrichtung und die Möglichkeit bestehen, innerhalb Deutsch-

lands auf diese zurückgreifen zu können, doch für eine zu große Anzahl

von Kriminalbiologen reichen die Fallzahlen eindeutig nicht aus. Ebenso

bestätigte er die Anfrage, ob in dem Zweig des K3 die Wissenschaft der

forensischen Entomologie weitestgehend bekannt sei, sodass bei einem

Fall, der dies fordert davon ausgegangen werden kann, dass die Kriminal-

biologen auch beauftragt werden. Anders wären die kriminalistischen und

kriminaltechnischen Möglichkeiten begrenzt und der Fall würde als unge-

löst deklariert werden. Sodann ist es essentiell, dass verschiedene Verfah-

rensweisen und -möglichkeiten bekannt sind und von den Ermittlern ange-

fordert und genutzt werden.

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3.2 Interview mit dem Kriminalbiologen Mark Benecke

Dr. Mark Benecke (Anlage 1 Bildanhang, Abbildung 3.20) ist ein Mann,

der aufgrund seines hierzulande außergewöhnlichen Berufszweiges als

forensischer Entomologe vielerlei Länder durchquert. Er ist beispielsweise

als Gastdozent und -professor an Lehranstalten in „England, auf den Phi-

lippinen, in China, Vietnam, den USA und Kolumbien sowie Ausbilder an

Polizeiakademien und Gast u.a. an der FBI-Akademie und der Body

Farm.“135 Sein kriminalbiologisches Know-how lässt sich weiterhin in Fern-

sehserien wie Medical Detectives* wiederfinden, in denen er als wissen-

schaftlicher Berater fungiert oder in deutschen Zeitschriften wie Die Zeit

oder die Süddeutsche Zeitung.136 Bevor er diese umfangreiche Aufgabe

jedoch annahm, durchlief Mark Benecke das Biologiestudium, mit den

Teilbereichen der Zoologie und der Psychologie, an der Universität Köln

und bildete sich anschließend in den Bereichen der Rechtsmedizin in den

USA weiter.137 In dem Interview (Anlage 2 Textanhang) wurde vorerst der

Fragestellung nachgegangen, wie er mit dieser Arbeit umgeht, mit den

Tieren, den Leichen, all den Dingen, die nicht zum alltäglichen Dasein ei-

nes normalen Menschen gehören und sich somit auf den ersten Blick in

Kuriositäten und Merkwürdigkeiten erstrecken. Abschließend verfolgten

meine Erkundungen das Ziel, zu erforschen, wie seine Einschätzung, im

Hinblick auf die Relevanz der Thematik, der forensischen Entomologie, in

den Kriminalpolizeien der Länder und den Studiengängen für angehende

Polizeibeamte ist. Seine Äußerungen enthielten einerseits die Argumenta-

tion, es könne nie genug forensische Entomologen oder Kriminalbiologen

geben, denn je mehr es aus diesem Fach gäbe, umso größer sei auch das

Wissen und mögliche Ansätze die zur Falllösung beitragen könnten. Wei-

terhin relativierte er die Nachfrage, ob ein Studiengang, der den Beruf des

135

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 2 136

Vgl. Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch Verlag, S. 2 137

Vgl. Internetseite www.wikipedia.org (letzte Bearbeitung 2010)

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forensischen Entomologen zum Ziel hat, in Deutschland eingeführt werden

sollte. Seiner Ansicht nach, könne sich jegliche Person derartig nennen,

wenn sie Begeisterung an der Materie besitzt.

„ … denn man kann es ja auch ohne Studiengang einfach machen. Wer

sich für was begeistert (egal ob Oboe spielen oder forensische Entomolo-

gie) kriegt das schon hin. Man verdient halt nichts und alle finden einen

komisch, das ist aber beides nicht unbedingt das Schlechteste, was einem

passieren kann.“138

Um die bereits mehrfach genannte interdisziplinäre Zusammenarbeit wie-

derum aufzugreifen, ist auch Dr. Beneckes Ansichtspunkt der, dass die

differierenden Instanzen die Arbeit ihrer Kollegen besser verstehen soll-

ten. Bei der Bearbeitung eines Todesfalles, solle es kein Konkurrenzden-

ken geben, welches zur Folge, die fehlende Kommunikation und somit das

mangelnde Verständnis der Arbeitsmöglichkeiten anderer Wissenschaft-

ler, habe. Es solle vielmehr ein reger Austausch von Ideen und Eventuali-

täten stattfinden. Ein Beamter der Kriminalpolizei solle Beneckes Auffas-

sung nach versuchen, einen besseren Einblick in das Handwerk anderer

zu erlangen,

„wie die anderen arbeiten und denken, also die SpurenkundlerInnen, die

JuristInnen, die PsychologInnen, die NaturwissenschaftlerInnen usw. --

Mehr Reden ist immer gut und hilft immer.“139

1. Fazit

In den vorausgegangenen Kapiteln wurde eindringlich das Thema der Lei-

chenliegezeitbestimmung anhand konventioneller und moderner Metho-

138

Email- Interview mit dem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke vom 15.03.2010 bis 09.05.2010, Anlage 2 Textanhang 139

Email- Interview mit dem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke vom 15.03.2010 bis 09.05.2010, Anlage 2 Textanhang

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55

den insoweit vertieft, in dem Umfang, wie es eine begrenzte Seitenanzahl

hergibt. Allein die Tatsache, dass Herr Dr. Benecke, um sich forensischer

Entomologe nennen zu können, mehrere Studiengänge, Ausbildungen

und Weiterbildungen absolviert hat, lässt den Schluss zu, dass es sich

hier um eine Wissenschaft handelt, die nicht lediglich auf einer stets an-

wendbaren Formel beruht, sondern sich aus weitreichenden Komponen-

ten erschließt. Diese können alleinig erfasst werden, wenn diesem Thema

jahrelange Begeisterung geschenkt wird. Aus dem Interview mit Herrn Mo-

jen ging indes hervor, dass die Arbeit der forensischen Entomologen bei

den Ermittlern der Kriminalpolizei durchaus bekannt sei. Eine Fallbearbei-

tung sei keine Einzelleistung, sondern eine Teamarbeit der Kriminalbeam-

ten. Aus diesem Grund werden zahlreiche Besprechungen im K33 abge-

halten, in denen Ideen und Erkenntnisse zusammengetragen werden. Hier

entstehe dementsprechend die Konzeption, in welcher Weise an einen

Fall herangegangen wird. Wurde an einer Leiche die Feststellung getrof-

fen, die Liegezeit beträgt einen solch erheblich langen Zeitraum, der an-

hand konventioneller Todeszeitbestimmungsmaßnahmen nicht mehr ge-

troffen werden kann, liege es an den Ermittlern, die Idee hervorzubringen,

einen Insektenkundler heranzuziehen. Das weitere Interview mit Herrn

Mojen zeigt gleichwohl, dass die Kriminalbeamten die Möglichkeit besit-

zen, mittels zu besuchender Seminare, einen Einblick in diese Forschung

zu erlangen. Er verdeutlicht allerdings ebenso, dass ein tief greifendes

Eintauchen nicht von Nöten sei, da die Ermittler lediglich die Auftraggeber

für weitere Untersuchung seien und dies nicht eigens hervorbringen müss-

ten. Desweiteren werde die konventionelle Methode der Liegezeitbestim-

mung beibehalten, soweit ein toter Körper dies erlaubt, da das moderne

Verfahren mittels der Insekten zwar ein vortreffliches sei, die Zeitspanne,

die es jedoch in Anspruch nehme, eine zu immense darstelle. Eine An-

schauung dessen, sollten zudem die Polizeihochschüler erhalten, damit

sie zumindest bei ihrem abgeschlossenen Studiengang, über den Begriff

der Leicheninsekten in ihren Hinterköpfen verfügen. Es wurde unter die-

sem Gesichtspunkt ferner die Seltenheit der Anforderung eines forensi-

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schen Entomologen in Bremen dargestellt. Dies lässt den Schluss zu,

dass keine Notwendigkeit besteht, dieses Fach als Unterrichtseinheit mit

in den Modulplan einzubauen. Lediglich in einer zwei- bis dreistündigen

Seminarform, wäre es in meinen Augen ein zu überdenkender und inte-

ressanter Faktor.

Ob es sich bei dem Themenaspekt der forensischen Entomologie in ihrer

Aktualität derzeit um eine Modeerscheinung handelt, bleibt abzuwarten.

Allerdings konnte ich während meiner Recherchen einen Verlauf entde-

cken, der den Inhalt einer Modeerscheinung möglicherweise widerlegt. Die

Geschichte der forensischen Entomologie findet ihren Anfang bereits in

den letzten Jahrhunderten, allerdings ohne die Option der Leichenliege-

zeitbestimmung. Diese keimte erst Mitte des 19. Jahrhunderts in unter-

schiedlichen Bereichen Europas sowie Nordamerikas auf. Anhand erster

Untersuchungen wurden die Möglichkeiten eröffnet, mittels an Leichen

gefundener Insekten, eine annähernde Todeszeit bestimmen zu können.

Die Gelegenheit, diese Erkenntnisse in eine Forschung umzuwandeln und

an menschlichen Leichen zu untersuchen, bot sich daraufhin erst mithilfe

der Body Farm und William Bass. Er richtete ein Territorial ein, auf dem

sich nicht nur wissenschaftliche Forschungen vollzogen, sondern ebenso

Lehr- oder Studiengänge abgehalten werden konnten. Diese Phase entwi-

ckelte sich Ende der 1980er Jahre. Da William Bass der erste forensische

Anthropologe des Bundesstaates Tennessee war, ist es nachvollziehbar,

dass einige Zeit verstrich, bis sich eine große Anzahl von Studenten hier

einfanden und die Wissenschaft dadurch an Popularität gewann. Durch

die Veröffentlichungen der Aufzeichnungen des William Rodriguez, erhiel-

ten dieser Forschungszweig und einige zurückliegende cold cases* neue

Aufklärungsmöglichkeiten. Dieser Umstand wurde in der 1996 anlaufen-

den amerikanischen Serie Forensic Files* aufgegriffen und brachte die

Leicheninsekten zu dem Zeitpunkt dort und später durch Medical Detecti-

ves* in unsere Fernsehgeräte. Wieder gewann dieser Forschungszweig

neue Interessenten. Durch die Serien und deren Wiederholungen, die

auch heute noch auf unseren Bildschirmen anzuschauen sind, kann täg-

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lich die Aufmerksamkeit neuer Personen geweckt werden, die sich diesen

Berufszweig daraufhin annehmen wollen. Da auf der Body Farm aus heu-

tiger Sicht die Insektenkunde als abgeschlossen gilt, keimt hier der Ver-

dacht, damit vermindere sich die Beachtung wiederum. Retrospektiv liegt

dennoch eine immense Aufgabe vor denjenigen, die versuchen werden,

die Millionen unbekannter Insektenarten aufzuspüren und zu beschreiben.

Dadurch können jederzeit neue Erkenntnisse über eine Art entstehen, die

einen weiteren entscheidenden Faktor in der Leichenliegezeitbestimmung

innehaben. Ebenso bestehen auf der Body Farm momentan Untersu-

chungen, im Hinblick auf die Hilfe biochemischer Stoffe, bei der Todes-

zeitbestimmung. Auf diese Weise verweilt die Farm weiterhin im Fokus der

Öffentlichkeit und es könnte auf ihr in den nächsten Jahrzehnten mögli-

cherweise weitere revolutionäre Dinge geschehen werden. Anhand dieser

Zusammenschlüsse denke ich nicht, dass die Body Farm sowie die Lei-

cheninsekten in nächstgelegener Zeit aus dem Augenmerk der Bevölke-

rung verschwinden werden, da eine zahlreiche mediale Aufrechterhaltung

dessen momentan besteht (Internet, Fernsehen, Zeitschriften, Bücher).

Ob es sich bewahrheitet muss abgewartet werden.

Die Entwicklung meiner Thematik fand über die Tatortarbeit bei einem

Leichenfund, hin zu den sicheren und unsicheren Todeszeichen und an-

schließend zu der konventionellen Methode der Leichenliegezeitbestim-

mung, statt. Hier ließen sich vergleichsweise genaue Angaben herausar-

beiten, bei welchen Faktoren von einer bestimmten Leichenliegezeit aus-

gegangen werden kann und dies in einer eigens erstellten Tabelle, unter

dem Punkt 2.1.2.4, niederlegen. Die konventionelle Methode ist schon seit

vielen Jahren bekannt und in unzähligen Fachbüchern und -zeitschriften

aufgeführt. Es existieren keine Formeln oder Normwerte, mittels derer

stets ein einwandfreies Ergebnis berechnet werden kann, da jeder neue

Tat- oder Fundort neue Begebenheit umfasst und somit kein Fall einem

anderen gleicht. Wie bei der konventionellen Methode, ist dieser Umstand

auch in der modernen Variation nicht vorzufinden. Eine Überlegung muss

ebenso beinhalten, ob sich die vorgefundenen Insekten in ihrer richtigen

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„Choreographie“140 befinden und dadurch das Zusammenspiel mit den

anderen vorgefundenen Gattungen passt (Beispielfall unter Punkt 2.1.3.7

Eigentlich Maden zu erwarten, stattdessen lassen sich Käfergattungen

vorfinden).

Ich habe mit meiner Arbeit den Entschluss verfolgt, möglichst viele Facet-

ten der Thematik der Leichenliegezeitbestimmung aufzeigen zu können –

u.a. die herkömmliche mit der modernen Vorgehensweise verglichen, die

Arbeit in Europa und die in Nordamerika angerissen und den Blickwinkel

eines Kriminalbeamten, dem eines Kriminalbiologen entgegengestellt. An-

hand dieser Ausgangerläuterungen, wären weitere Seiten mit den Thema-

tiken der Osteologie (Knochenkunde), der Daktyloskopie (Fingerabdruck-

verfahren) und der Blutspritzeranalyse (Zur Rekonstruktion eines Tather-

ganges) zu füllen, die weitere Aufgabenfelder der Kriminalbiologie darstel-

len.

Ein positiver Ausblick, auf die forensische Entomologie in den folgenden

Jahrzehnten, hängt von hoffentlich zahlreich folgenden Studenten und

Interessenten ab, die diesen Berufszweig hoffentlich einschlagen werden.

Zweifellos ist ebenso aussichtsreich, auf die zukünftigen Bemühungen im

Bereich der biochemischen Stoffe zu spähen, die in einem Körper gemes-

sen werden und anhand derer eine weitaus präzisere Todeszeiteingren-

zung erfolgen soll, als mittels der Insekten möglich ist. Wie sich dieses

Verfahren entwickeln wird, bleibt eine zukünftig zu verfolgende und span-

nende Angelegenheit.

140

Internetseite www.zeit.de (1999)

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Anlage 1

Bildanhang

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Abb. 2.0 „Identifizierungsmöglichkeit anhand einer gefundenen und

behandelten Tätowierung auf der Haut einer verkohlten Leiche“

Abb. 2.1 „Wegdrückbarkeit der Totenflecken.“

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Abb. 2.2 „Bild einer Mumifizierten Leiche.“

The Body Farm

Abb. 3.1 „Abgedeckte Körperspenden auf dem Gelände der Body Farm in

Tennessee.“

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Abb. 3.2 „Das FBI bei einer Ausgrabung“ Ein Kurs der von der FBI-

Academy in Quantico auf das Areal der Body Farm gelegt wurde und hier

mithilfe der Anthropologen durchgeführt wird.1

Abb. 3.3 „Leichenzersetzungen am Waldesrand auf der Body Farm in

Tennessee.“

1 Vgl. Benecke, Mark (2002): Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen

der Welt. Gustav Lübbe Verlag, S. 41

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Abb. 3.4 „Umzäunung der Body Farm in Tennessee“

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Abb. 3.5 „Markierungen die kennzeichnen, wo eine Leiche vergraben liegt“

Abb. 3.6 „Der Gründer der Body Farm William Bass“

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Abb. 3.7 „Das Bein eines Insekts“

Abb. 3.8 „Nervensystem eines Insektes“

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Abb. 3.9 „Atmungsorgane eines Insekts“

Abb. 3.10 „Atemöffnungen am Hinterleib der Fliegenlarve“

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Abb. 3.11 „Die Goldfliege (Lucilia sericata)“

Abb. 3.12 „Die Seetangfliege Coelopa frigida“

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Abb. 3.13 „Das Vorkommen der Tiere in einer ganz bestimmten und immer

wiederkehrenden Reihenfolge, die Faunenfolge, im Bezug auf

erwachsene Tiere“

Abb. 3.14 „Faunenfolge der Insekten im Larvenstadium am Beispiel

Tennessee/USA im Frühjahr/ Sommer“

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Abb. 3.15 „Das Wachstum einer Schmeißfliege“

Abb. 3.16 „Entwicklungsstadien einer Fliege“ Quelle: eigene

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Abb. 3.17 „Die Käsefliege, Piophila casei“

Abb. 3.18 „Die Fleischfliege, Sarcophagide“

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Abb. 3.19 „Der Speckkäfer, Dermestes lardarius“

Abb. 3.20 „Der Kriminalbiologe Dr. Mark

Benecke“

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Anlage 2

Textanhang

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Das Gutachten des Bremer Falles mit einigem Bildmaterial

Quelle: Polizei Bremen, Direktion Kriminalpolizei / LKA, K33, zur

Verfügung gestellt durch Helmut Mojen

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„Die aufgefundene Leiche“

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„Sichergestellte Maden“

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„Die Arbeit der Spurensicherung“

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„Auch kleinste gefundene Blutpartikel werden markiert und fotografiert“

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Interview mit dem Sachgebietsleiter der Bremer Mord-

kommission Helmut Mojen vom 27.04.2010, Bremen

1. Was sollte jemand mitbringen, der sich für die Arbeit bei der

Kriminalpolizei interessiert? Oder auch speziell für den Zweig

K3?

Am wichtigsten ist, dass der Beamte die Fähigkeit eines Teamplayers

mitbringt. Die Ermittlungen funktionieren durch Besprechungen und das

Zusammentragen von Ideen und das ständige Kommunizieren

untereinander. Wenn da jemand nur für sich arbeitet, funktioniert das

nicht. Und natürlich darf die Begeisterung an der Sache nicht fehlen.

2. Wie viele Beamte werden in etwa im Jahr bei der

Kriminalpolizei eingestellt?

Das gestaltet sich sehr unterschiedlich, es gibt keine feste Anzahl. Es

hängt zum einen von den abgehenden Beamten im Jahr ab und zum

anderen von der Verteilung oder dem Bedarf der Direktionen generell. Es

wird dann balanciert zwischen den Neueinstellungen und den Fehlstellen

bei z.B. der Schutzpolizei, Wasserschutzpolizei oder eben auch der

Kriminalpolizei. Die Zahlen variieren hier. In diesem Jahr waren es bei K*

15 bis 20 und im letzten Jahr in etwa 10. Es gab auch Jahre in denen

keiner eingestellt wurde.

3. Wer trifft die Entscheidung, dass ein Sachverständiger in

einem Fall hinzugezogen wird?

Grundsätzlich wird es in dem Kommissariat entschieden, in dem die

Ermittlungen geführt werden, gegebenenfalls auch noch in Absprache mit

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dem zuständigen Staatsanwalt. Im Bereich des K33* bedienen wir uns

vieler externer Gutachter, die auf die ganze Bundesrepublik verteilt sind,

z.B. mit dem Institut für Rechtsmedizin in Hamburg, natürlich auch mit

dem Bremer, mit der Charité in Berlin u.a.

Es kommt immer auf das Delikt an und auf das, was ich untersucht haben

möchte. Dann wird bei den Landeskriminalämtern angefragt, wer eine

Kapazität auf dem Gebiet hat. Dann bekommen die Gutachter eine

Fragestellung, die man dann beantwortet haben möchte und das ist dann

deren Aufgabe.

4. Wer ist in Bremen der Ansprechpartner, wenn ein Spezialist für

Kriminalbiologie benötigt wird?

Zwei studierte Biologen, verfügen über entsprechende Kompetenz in dem

Bereich. Wichtig ist hier darauf zu achten, ob sie in Bremen auch als

Sachverständige ausgebildet sind, sodass ihre Aussagen vor Gericht

zugelassen werden. Beim BKA: interne Ausbildung zur Daktyloskopie, die

sie dann als Sachverständige ausüben dürfen. Die Biologen sind z.B.

Sachverständige im Bereich der DNA-Gutachten bei

Vergleichsuntersuchungen (diese Spur an dem Tatwerkzeug stimmt mit

der DNA des TV überein).

5. Wann kam es in Bremen vor, dass ein Kriminalbiologe

hinzugezogen wurde, der eine Leiche anhand der Insekten

untersuchen sollte. Eben die Tätigkeit eines forensischen

Entomologen ausführen sollte?

2004: ein 27-jähriger Mann wurde im Studentenwohnheim in seinem

Bettkasten aufgefunden. Der Bewohner unter dem Zimmer rief die Polizei,

da die Fäulnisflüssigkeit durch die Decke sickerte, ebenso Madenballen.

Fäulnis- und Verwesungszustand ziemlich weit fortgeschritten.

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Zur Feststellung der Todeszeit wurde entomologisch verfahren. Wurde als

Abgleich für Ermittlungsergebnisse, die die Kripo bis dahin hatte genutzt

und stimmte überein.

Bericht und Fotos in diesem Anhang ab Seite 1

6. Wie häufig kommt eine Anfrage für einen Kriminalbiologen, der

Sachverständige auf dem Gebiet der Insektenkunde ist, in

Bremen vor?

In etwa alle drei Jahre. Es wird vorerst versucht, die Todeszeit auf

anderer, herkömmlicher Weise zu bestimmen und erst wenn das nicht

mehr möglich ist, wird die Insektenkunde herangezogen. Das liegt

hauptsächlich an der Aufwendigkeit des Verfahrens, da vor Ort nicht viele

Aussagen getroffen werden können, da erst entsprechendes Material

mitgenommen wird, um es im Labor anzusetzen. Aus dieser erneuten

Züchtung werden dann erst die Schlüsse gezogen.

7. Fänden sie es unter diesen Umständen sinnvoll, wenn direkt

für Bremen ein Kriminalbiologe beschäftig werden würde?

Nein, das geben die Fallzahlen in diesem Bereich nicht her. So wie es

momentan ist, dass Sachverständige über das gesamte Bundesgebiet

tätig sind und reisen, das genügt. Das macht Sinn.

8. Ist der Bereich der forensischen Entomologie bei den

Neueingängen im K33* bekannt?

Ja das glaube ich schon, dass der Bereich soweit bekannt ist. Allerdings

geht es bei unserer Arbeit wie oben bereits genannt über Teamarbeit. Das

bedeutet, wenn wir einen Fall bearbeiten, setzen wir uns in unseren

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Besprechungsraum und diskutieren Möglichkeiten und Ideen, unter

anderem wird dann die Frage der Todeszeitbestimmung fallen. Der

Beamte, der sich nun etwas in diesem Bereich auskennt, wird diese

Möglichkeit in den Raum werfen und für den Beamten, dem diese

Methode unbekannt ist erläutern.

9. Wie sind Seminarbesuche bei ihnen geregelt? Gibt es

Pflichtveranstaltungen?

Nein, das fällt unter „eigene Fortbildung“. Es wird über die

Landeskriminalämter eingeladen und aufgerufen. Man kann sich dann ein

Thema für sich heraussuchen und sich fortbilden.

10. Wie viele Seminare kann man pro Jahr besuchen?

Der Rahmen ist bei unser breiter als bei der Schutzpolizei. Es muss

allerdings fachlich begründet sein und eine gewisse Notwendigkeit muss

bestehen. Man muss kein Spezialist auf einem Gebiet sein, beispielsweise

auf dem der Entomologie, es genügt, dass sich einige Beamte damit im

Groben auskennen und für Weiteres werden dann Sachverständige

herangezogen. Wenn ein Kollege an einem Seminar teilgenommen hat,

trifft man sich in der Regel hier und er referiert kur über Neuerungen. So

werden Grundinformationen weitergegeben.

11. Werden Seminarangebote gut angenommen? Und wie ist das

Angebot von Bremer Seite?

Ja, das Angebot wird von unseren Beamten gut aufgenommen.

Es läuft viel über das BKA* oder das LKA* Hannover und Hamburg. Das

Programm, welches die Hochschule hier anbietet, ist für uns leider zu

allgemein.

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12. Wenn Beamte von der Schutzpolizei den Übernahmelehrgang

zu Kriminalpolizei absolvieren, durchlaufen sie ein Jahr lang

zwei Praktika und einen 4-wöchigen Lehrgang an der

Hochschule für öffentliche Verwaltung und können dann

anfangen. Sind sie ihrer Meinung nach dann schon genügend

geschult, um den Alltag dort zu bewältigen?

Für mich ist das in Ordnung. Der Grundstock wird gut gelegt. Einige fügen

sich besser ein und andere haben eben ihre Schwierigkeiten, das kann an

mangelnder Fachkompetenz, aber eben auch an der Person selbst liegen.

Sie sollten innerhalb eines Deliktes in der Sachbearbeitung mit dem

Staatsanwalt und mit Rechtsanwälten umgehen können, es müssen

Absprachen getroffen werden und eine gewisse Gerichtserfahrung vor

dem Landgericht sollte vorhanden sein.

13. Könnte sich ein Beamter von der Arbeit freistellen lassen, um

z.B. Schulungen in der Richtung nachzugehen, z.B. mit dem

Inhalt auf der „Body Farm“ in Tennessee zu arbeiten?

Nein, weil das würde ein Arbeiten in einem anderen Teilbereich bedeuten.

Denn jemand, der in einem Kommissariat arbeitet ist Ermittler und kein

Sachverständiger. Uns reicht es, wenn wir beispielsweise die Personen

wie den Herrn Benecke kennen. Wenn wir Sachverständige benötigen,

rufen wir diese an und machen die Arbeit nicht eigens. Ich muss das alles

nicht selbst wissen. Wenn man sich allerdings qualifizieren will, dann

müsste man auch im Bereich der KTU* arbeiten. Hier macht man dann die

entsprechende Ausbildung und kann anschließend auch von anderen

LKAs angefordert werden. Aber eben nicht, wenn man im Zweig des K33

tätig sein will. Denn wir sind eben die Taktik in einem Fall und die KTU ist

die Technik. So setzt sich so etwas zusammen.

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14. Herr Benecke beteuerte in seinem Interview, dass mehr Reden

eine gute Methode ist, um zu verstehen, wie die Juristen, die

Naturwissenschaftler etc. arbeiten. Wie ist ihre Meinung? Wird

genug besprochen und erklärt oder gibt es da Bedarf?

So wie ein Fall bei uns abgehandelt wird, ist meine Meinung, dass es im

Großen nur über Kommunikation stattfindet. Wir besprechen uns im Team

und wenn ein Sachverständiger herangezogen wird, geht man mit ihm

zusammen zum Tatort, um ihm das Geschehen größtmöglich zu erklären

und ihm seinen Auftrag zu erteilen. Wenn der Sachverständige diesen nun

abgearbeitet hat, wird uns seine Herangehensweise und Arbeitsweise in

der Regel erklärt. So bekommt man einen guten Einblick und weiß in etwa

was möglich ist und was nicht. Das genügt mir. Ich finde es allerdings sehr

positiv, dass Sachverständige unterschiedlicher Themenbereiche ihre

Arbeitsweise und Fälle in Artikeln in Fachzeitschriften darlegen oder eben

Bücher darüber schreiben. Da kopiert man sich dann mal etwas heraus

und hat dies für ähnliche Fälle im Hinterkopf. Das hilft schon viel. Diese

Leute müssen auch publizieren, denn das, was sie wissenschaftlich neu in

die Kriminalistik einbringen wollen, dass kommt dann so erst unter die

Menschen.

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Email- Interview mit dem Kriminalbiologen Dr. Mark

Benecke vom 15.03.2010 bis 09.05.2010

Da Herr Benecke bereits viele Interviews geführt hat, die über sein Leben

und seine Arbeit berichten, hat er in diesem Email- Interview die Chance

genutzt, einige Verweise einzugliedern, die hin zu einer ausführliche

Antwort auf die gestellten Fragen leiten. Die Verweise sind blau unterlegt.

1. Wie lautet deine vollständige Berufsbezeichnung?

Mark Benecke, M.Sc., Ph.D., Certified & Sworn In Forensic

Biologist, Dipl.-Biol. Dr. rer. medic. Mark Benecke, Öffentl. bestellter

u. vereid. Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung,

Untersuchung u. Auswertung von biolog. Spuren (IHK Köln)

2. Wie lange braucht man, um sich forensischer Entomologe

nennen zu können und was sollte man an Voraussetzungen für

diesen Zweig mitbringen?

Jeder kann sich praktisch so nennen, der Interesse an der Materie

hat. Die Voraussetzungen dafür kann ich nicht nennen, den jeder

Mensch hat andere Gründe, warum er einen Berufszweig wählt und

andere Charakterzüge, die ihn zu einem guten oder schlechte

Mitarbeiter machen. Ich bin es beispielsweise so geworden:

http://wiki.benecke.com/index.php?title=1999-01-

15_Sience_Nextwave:_How_to_become_a_Forensic_Entomologist

Es gibt aber auch andere Leute, die aus den Forstwissenschaften

kommen oder der Taxonomie oder so. Man sollte sehr kleine Dinge,

Biologie, systematische Variationen (Experimente) und kritische

Einzelfallbetrachtungen sehr gerne machen.

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3. Was genau gehört zu deinen Arbeitsfeldern?

Die kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung

von biologischen Spuren. Beispiele dazu liefern:

http://wiki.benecke.com/index.php?title=DNA

http://wiki.benecke.com/index.php?title=Forensic_Entomology

http://wiki.benecke.com/index.php?title=Blood

4. Als du dich entschieden hast mit dem Biologiestudium

anzufangen, was war dein Ziel? Hat dich die Biologie im

Ganzen gelockt oder wolltest du schon immer Todesfälle

anhand von Insekten lösen?

Nein, ich wollte erst einmal verstehen, was LEBEN ist -- Ergebnis hier:

http://wiki.benecke.com/index.php?title=Der_Traum_vom_Ewigen_Leb

en

Danach hab ich mit Tintenfischen gearbeitet, siehe hier:

http://www.peta.de/markbenecke

Und dann bin ich in dieses Gebiet hineingerutscht. Meine Großeltern

erzählten allerdings neulich, dass ich schon als Kind aus dem Plastik-

Plantschbecken zum Aufblasen im Garten die kleinen Fliegen

rausgesucht und sortiert habe anstatt zu plantschen…

5. Bist du der einzige deutsche forensische Entomologe?

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Nein, beispielsweise Saskia Reibe (Uni Bonn, hat ihre Doktorarbeit

gerade abgegeben) und Kristina Baumjohann (Uni Köln, arbeitet an

der Doktorarbeit) und eine Arbeitsgruppe in Frankfurt und einige

rechtsmedizinische KollegInnen wie Heike Klotzbach, Christian

Reiter, Martin Grassberger usw. sind auch dabei, außerdem alle

Kooperateure.

6. Da die Arbeit eines forensischen Entomologen in Deutschland

sehr unbekannt ist, wie bist du dazu gekommen, hier als ein

solcher angesehen und eingesetzt zu werden?

Wenn ich das wüsste. Am Anfang verfasste ich einen Artikel für

eine Illustrierte und anschließend war ich in den USA in der

Rechtsmedizin in Manhattan angestellt und bekam den deutschen

(!) Fall anhand dessen ich eine Frauenleiche auf ihre

Leichenliegezeit hin untersuchen sollte. Ausführlich unter:

http://wiki.benecke.com/index.php?title=Forensische_Entomologie_

am_Beispiel_eines_Tötungsdeliktes

Dieser Fall bekam daraufhin unheimlich viel Aufmerksamkeit und es

entstand eine Art „Hype“ durch die Fernsehserien wie u.a. ‚medical

detectives„ und ,Autopsie„. Im Fach selber lief das immer gleich

ruhig ab, Kongresse, Veröffentlichungen, Fälle, alles ganz

entspannt und normal und ohne „Hype“...

7. Was war die spektakulärste Entdeckung/ Aufklärung, die dir

mithilfe der Insekten gelungen ist?

Keine, ich mag die kleinen Racker aber von Tag zu Tag lieber, die

sind sowas von cool programmiert...Wenn ich doch auch nur so gut

programmieren könnte wie die Evolution...das wär was...

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8. Glaubst du, dass es das perfekte Verbrechen gibt?

Klar, jedes, das nicht entdeckt wird, oder?

9. Ekelst du dich vor manchen Leichen oder vor dem, was von

ihnen übrig geblieben ist?

Antworten hier:

http://wiki.benecke.com/index.php?title=2005-04-

16_Wilhelmshavener_Zeitung:_Leichen_sind_gar_nicht_ekelig

http://wiki.benecke.com/index.php?title=Kriminalbiologie_(Book)

http://wiki.benecke.com/index.php?title=2004-12-

03_Berliner_Zeitung:_Auf_den_Tod_folgt_Leben_-

_das_krabbelt_auf_der_Leiche

http://wiki.benecke.com/index.php?title=2004_QVEST:_In_manche

n_Morden_steckt_der_Wurm

10. Hast du Angst vor einer Art von Tier?

Manchmal vor Hermine, dem Farbzwerg (Kaninchen), wenn sie

nicht unterm Sofa raus kommen will...

Mit schlecht gelaunten Leoparden, Schwarzbären, Schlangen usw.

würde ich auch nur ungern in Berührung kommen.

11. Hattest du schon einmal das Gefühl mit dem Beruf aufhören zu

wollen, um etwas anderes zu machen?

Ja, gestern. Da hat mir eine Kollegin einen Fall aus Kolumbien

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gezeigt, wo Drogendealer einen Kollegen von Geiern auffressen

ließen. Mir ist immer noch schlecht -- ernst gemeint. Und bei einer

Schulung in New York, wo wir gelernt haben, Opfer von

Sexualdelikten zu überzeugen, dass wir Abstriche nehmen müssen,

um die objektiven Beweise zu erhalten.

12. Interessierst du dich für den Ausgang deiner bearbeiteten Fälle

vor Gericht?

Nein, das ist unprofessionell. Wir sind für Spuren zuständig, nicht

für Schicksale oder Gerechtigkeit, gibt es beides sowieso nicht!

13. Wer darf auf der Body Farm arbeiten, bzw. wer bekommt

Zugang dorthin?

Meistens Bachelor-Studentinnen oder Masters-Studentinnen.

Männer finden es in der Regel zu ekelig.

14. Wann warst du das erste Mal dort und was waren deine

Eindrücke? Sollte es solch eine Forschungseinrichtung

ebenfalls in der Größe in Deutschland geben?

Antworten hier:

http://wiki.benecke.com/index.php?title=2002_SeroNews:_Ein_Bes

uch_auf_der_%22Body_Farm%22

http://wiki.benecke.com/index.php?title=2003-03-

17_FBI_Training:_Human_Remains_Recovery_School

http://wiki.benecke.com/index.php?title=2008-

07_Peter_Moosleitners_Magazin:_Wer_hier_liegt,_hilft_dem_FBI

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15. Würdest du sagen, dass es deine Arbeit erleichtern würde,

bzw. die Aufklärung von Mordfällen, wenn es in Deutschland

vermehrt forensische Entomologen gäbe?

Es kann nicht genug geben! Es würde mich sehr freuen.

16. Würdest du es bejahen, dass jedes Bundesland/ jede

Mordkommission einen forensischen Entomologen

beschäftigen sollte?

Es würde schon reichen, wenn die KollegInnen einmal

grundsätzlich auf der FH zwei, drei Veranstaltungen zu dem Thema

hören dürften. Das würde schon reichen. Den Rest können auch

die Spurensucher der Polizei machen, die das dann ggf. an einen

externen Experten weiter geben. Hat so bisher immer gut geklappt.

Leider lernen die jungen PolizistInnen vor allem Gesetze und wie

man sich benimmt. Das ist super, aber bisschen Kriminalistik wäre

auch nicht schlecht...

17. Gibt es deiner Meinung nach grundlegende/essentielle Dinge,

die ein Kripobeamter bei der Mordkommission wissen sollte?

Wie die anderen arbeiten und denken, also die

SpurenkundlerInnen, die JuristInnen, die PsychologInnen, die

NaturwissenschaftlerInnen usw. -- Mehr Reden ist immer gut und

hilft immer.

Früher war es alles viel lockerer und vertrauter und auch in der

Sache viel besser ("zielführender" im Beamtendeutsch). Jetzt

kommen die ganzen bescheuerten Juristen, die keine Ahnung von

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der Spurenarbeit haben, und verbieten eine Sache nach der

anderen, da sie unerwünscht seien.

18. Würdest du es bejahen, dass ein Studiengang in Deutschland

eingeführt würde, der den Beruf des forensischen

Entomologen und somit die Aufklärung von Todesfällen zum

Ziel hat?

Das ist mir egal, denn man kann es ja auch ohne Studiengang

einfach machen. Wer sich für was begeistert (egal ob Oboe spielen

oder forensische Entomologie) kriegt das schon hin. Man verdient

halt nichts und alle finden einen komisch, das ist aber beides nicht

unbedingt das Schlechteste, was einem passieren kann.

19. Woran arbeitest du gerade?

Sehr viele Fälle, sehr viele talks, siehe http://benecke.com/

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Anlage 3

Quellen- verzeichnis

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http://l0hmr.wordpress.com/2008/11/06/vogelspinnen-faszinierend-

und-exotisch/ [Stand: 15.05.2010]

Verhoff, Marcel; Kreutz, Kerstin; Ramsthaler, Frank & Schiwy-Bochat,

Karl-Heinz (2006). Forensische Anthropologie und Osteologie –

Übersicht und Definitionen. In: Medizin, Deutsches Ärzteblatt, Heft

12 vom 26. März 2006. Online im Internet: URL:

http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/103/12/a782.pdf [Stand:

15.05.2010]

Walder, Prof. em. Dr. iur. Hans (Hrsg.) & Hansjakob, Dr. iur. Thomas

(Bearbeiter) (2006): Kriminalistisches Denken. Kriminalistik Verlag

Heidelberg, 7. Auflage

Weihmann, Robert (2000): Kriminalistik. Ein Grundriss für Studium und

Praxis. Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 5.

Auflage

Page 108: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

Anlage 4

Abbildungs-verzeichnis

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Abbildungen im Text:

Abb. 1.: „Deckblatt“

Unbekannt (2005). Centrum Censeo. URL:

http://www.krambox.de/media/1/20040830-kaefer2.jpg [Stand:

15.05.2010]

Abb. 1.2: „Zeitlicher Ablauf des Sterbevorganges“

Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981): Leitfaden der

Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 31

Abb. 1.3: „Umlagerbarkeit = Wandern der Totenflecke“

Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981): Leitfaden der

Gerichtsmedizin. Verlag Hans Huber Bern, S. 36

Abb. 1.4: „Ausbildung der Totenstarre“

Ritz-Timme, Prof. Dr. med. Stefanie; Barz, Prof. Dr. med. Jürgen;

Daldrup, Prof. Dr. rer.nat. Thomas; Graß, Priv.-Doz. Dr. med.

Hildegard & Huckenbeck, Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang (2006).

Skriptum Rechtsmedizin für Studierende der Medizin. Online im

Internet: URL: http://www.uniklinik-

duesseldorf.de/img/ejbfile/Skript_komplett.pdf?id=9390 [Stand:

15.05.2010]

Abb. 1.5: „Insekten bilden die größte Gruppe der Lebewesen auf der Erde“

Benecke, Mark (1999). Kriminalbiologie. Ausführungen zum

besseren Verständnis. Anregungen zum Nachdenken.

Verlagsgruppe Lübbe, Imprint BLT, Mensch & Wissen Band 25, S.

22

Abb. 1.6: „Herausstechendes Merkmal der Insekten sind ihre sechs Beine“

Unbekannt (unbekannt). Planet der Insekten. Online im Internet:

Page 110: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

URL: http://www.schmetterlingspark.de/fotos/Insekten.jpg [Stand:

15.05.2010]

Abb. 1.7 „Calliphora vicina“

Unbekannt (2008). Ich, die Fliegenmörderin. In:

Doppelpunktklammerzu. Online im Internet: URL:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e0/Callipho

ra_vicina.jpg/800px-Calliphora_vicina.jpg [Stand: 15.05.2010]

Abb. 1.8: „Eine Fliegenlarve“

Unbekannt (Letzte Bearbeitung: 2009) Category:Musca domestica.

In: Wikimedia commons. Online im Internet: URL:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ea/Fliegenl

arve.jpg/120px-Fliegenlarve.jpg [Stand: 15.05.2010]

Abbildungen aus dem Bildanhang:

Abb. 3.1: „Gelände der Body Farm in Tennessee“.

Hilary, Hylton (2007). Abgedeckte Körperspenden auf dem. CSI

Too Close to Home. In: Time. Online im Internet: URL:

http://img.timeinc.net/time/daily/2007/0705/body_farm_0522.jpg

[Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.2: „Das FBI bei einer Ausgrabung”.

Information courtesy of the Department of Justice (2004). Forensic

Anthropology in The Real World. In: Forensic Anthropology. Online

im Internet: URL: http://www.all-about-forensic-

science.com/images/the-body-farm-tennessee.jpg [Stand:

15.05.2010]

Abb. 3.3: „Leichenzersetzungen am Waldesrand auf der Body Farm in

Tennessee“.

Page 111: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

Schneider, Stefan (2001). Im Garten des Todes - Die Leichen des

Dr. Bass. In: Transhuman. Online im Internet: URL:

http://www.transhuman.de/bodyfarm1.jpg [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.4: “Umzäunung der Body Farm in Tennessee.”

Cook, Alan (2009). The Body Farm. In: Famous Last Words. Online

im Internet: URL:

http://alancook.files.wordpress.com/2009/09/340x.jpg [Stand:

15.05.2010]

Abb. 3.5: „Markierungen, die zeigen, wo eine Leiche vergraben liegt“.

Unbekannt (2009). Bodies of Evidence. In: Headline Archives.

Online im Internet: URL: http://www.fbi.gov/headlines/body-farm-

2/DSC_0164.JPG [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.6: „Der Gründer der Body Farm William Bass“.

Unbekannt (unbekannt). Bill Bass. In: NNDB tracking the entire

world. Online im Internet: URL:

http://www.nndb.com/people/714/000031621/bill-bass.jpg [Stand:

15.05.2010]

Abb. 3.7: „Das Bein eines Insekts“

Unbekannt (2007-2010). Brust. In: Insektenfibel. Online im Internet:

URL: http://www.insektenbox.de/fibel/bau/brust.htm [Stand:

15.05.2010]

Abb. 3.8: „Nervensystem eines Insekts“

Unbekannt (2007-2010). Schnittzeichnung. In: Insektenfibel. Online

im Internet: URL: http://www.insektenbox.de/fibel/bau/schnitt.htm

[Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.9: „Atmungsorgan eines Insekts“

Unbekannt (2007-2010). Atmungsorgane. In: Insektenfibel. Online

im Internet: URL: http://www.insektenbox.de/fibel/bau/schnitt.htm

[Stand: 15.05.2010]

Page 112: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

Abb. 3.10: „Atemöffnungen am Hinterleib der Fliegenlarve“

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die

moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch

Verlag, S. 33

Abb. 3.11: „Die Goldfliege (Lucilia sericata)“

Felke, Martin (unbekannt). Goldfliege. In: Institut für

Schädlingskunde. Online im Internet: URL:

http://www.schaedlingskunde.de/Steckbriefe/htm_Seiten/Goldfliege-

Lucilia-sericata.htm [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.12: „Die Seetangfliege Coelopa frigida“

Username Nils (2007). Coelopa frigida. In: Zoologie.de. Online im

Internet: URL: http://www.zoologie.de/grzimek/bild-coelopa-frigida-

38.html [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.13: „Das Vorkommen der Tiere in einer ganz bestimmten und

immer wiederkehrenden Reihenfolge, die Faunenfolge, im Bezug

auf erwachsene Tiere“

Benecke, Mark (1979-2001). Enzyklopädie der Naturwissenschaft

und Technik. In: International Forensic Research & Consulting.

Online im Internet: URL: http://www.benecke.com/pdf-

files/enzyklop.pdf [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.14 „Faunenfolge der Insekten im Larvenstadium am Beispiel

Tennessee/USA im Frühjahr/ Sommer“

Benecke, Mark (1979-2001). Enzyklopädie der Naturwissenschaft

und Technik. In: International Forensic Research & Consulting.

Online im Internet: URL: http://www.benecke.com/pdf-

files/enzyklop.pdf [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.15 „Das Wachstum einer Schmeißfliege“

Benecke, Mark (1979-2001). Enzyklopädie der Naturwissenschaft

und Technik. In: International Forensic Research & Consulting.

Page 113: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

Online im Internet: URL: http://www.benecke.com/pdf-

files/enzyklop.pdf [Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.17 „Die Käsefliege“

Unbekannt (unbekannt). Käsefliege. In: Wilfrieds Schädlings Forum.

Online im Internet: URL:

http://www.schaedlingshotline.de/site/pests/img/kaesefliege.jpg

[Stand: 15.05.2010]

Abb. 3.18 „Die Fleischfliege, Sarcophagide“

Benecke, Mark (2006). Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die

moderne Kriminalbiologie. 2. Auflage, Bastei Lübbe Taschenbuch

Verlag, S. 25

Abb. 3.19 „Der Speckkäfer, Dermestes lardarius“

Unbekannt (unbekannt). Gemeiner Speckkäfer. In: Wilfrieds

Schädlings Forum. Online im Internet: URL:

http://www.schaedlingshotline.de/site/pests/img/speckkaefer_gemei

ner.jpg [15.05.2010]

Abb. 3.20 „Der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke“

Unbekannt (unbekannt). Mark Benecke – Lachende Wissenschaft.

In: ARCHIV: Kultur im Lÿz. Online im Internet: URL:

http://www.siwikultur.de/lyz/prog07/bilder/benecke_mark.jpg [Stand:

15.05.2010]

___

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Anlage 5

Abkürzungs-verzeichnis

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Begriff/ Abkürzung Erläuterung

Abdomen Hinterleib eines Insekts

Aerob Sauerstoffreich ≠ anaerob

ARF Anthropological Research Facility –“Body Farm”

ÄBD Ärztlicher Beweissicherungsdienst; es besteht

eine vertragliche Bindung, dass er zu einem

Todesfall, der auch den Polizeieinsatz fordert,

erscheint oder wenn Blutproben durchgeführt

werden sollen, da bei einer Person beispiels-

weise der Verdacht auf Alkohol am Steuer be-

steht.

BKA Bundeskriminalamt

Cold case Ein ungelöster Fall

CSI Eine Fernsehserie, über die „amerikanische“

Art, Ermittlungen zu leiten sowie Beweise und

Spuren zu sichern und auszuwerten. Siehe

Online im Internet: www.RTL.de

Daktyloskopie Verfahren zum Abnehmen von

Fingerabdrücken für kriminologische oder

gerichtsmedizinische Untersuchungen2

Forensic Files siehe Medical Detectives

Forensische Entomologie Rechtsmedizinisch-kriminalistisch angewandte

Insekten- und Gliedertierkunde3

2 Internetseite: www.de.thefreedictionary.com (2010)

3 Internetseite: www.benecke.com (1999)

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Große

Schadensereignisse Eine polizeiliche Lage, in der die Möglichkeit

eines großen Schadenseintrittes für Umwelt

oder Mensch besteht - Amok- Lagen, Flug-

zeugabstürze

Humid feuchtes Klima

Individualtod Hirntod, irreversibles Ende der Hirnfunktion4

Intermediäres Leben Phase, die sich dem Individualtod anschließt5

Leichensachen Fälle mit mindestens einer toten Person

LKA Landeskriminalamt

K Kriminalpolizei

KDD Kriminaldauerdienst:

Konstatieren Eine Feststellung treffen

KTU Kriminaltechnische Untersuchungen (DNA-

Analysen u.a.)

K33 Mordkommission bei der Kriminalpolizei

Medical Detectives Deutsche Version der amerikanischen

Dokumentationsserie Forensic Files. Hier

werden Fälle präsentiert, deren Aufklärung

mithilfe wissenschaftlicher Methoden oder zu

dem Zeitpunkt neuester Technik gelang.

Peripheres

4 Vgl. Internetseite: www.de.wikipedia.org (unbekannt)

5 Vgl. Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981): Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag

Hans Huber Bern, S. 31

Page 117: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

Nervensystem Verbindung zwischen Gehirn und Bauchmark

zur Bewegungssteuerung anhand von

Sensoren und Muskeln6

Postmortal nach dem Tod eingetreten

Qualifizierte Entführung Entführung (Aufenthaltsort des Opfers ist unbe-

kannt) ≠ Geiselnahme (Aufenthaltsort des Op-

fers ist bekannt); Qualifiziert: Dauer länger als

10 Tage

Schwere Körperverletzung § 226 StGB: „(1) Hat die

Körperverletzung zur Folge, dass die verletzte

Person 1. das Sehvermögen auf einem Auge

oder beiden Augen, das Gehör, das

Sprechvermögen oder die

Fortpflanzungsfähigkeit verliert, 2. ein wichtiges

Glied des Körpers verliert oder dauernd nicht

mehr gebrauchen kann oder 3. in erheblicher

Weise dauernd entstellt wird oder in Siechtum,

Lähmung oder geistige Krankheit oder

Behinderung verfällt, so ist die Strafe

Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn

Jahren. (2) Verursacht der Täter eine der in

Absatz 1 bezeichneten Folgen absichtlich oder

wissentlich, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht

unter drei Jahren. (3) In minder schweren

Fällen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von

sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in minder

schweren Fällen des Absatzes 2 auf

6 Vgl. Internetseite www.insektenbox.de (2007-2010)

Page 118: Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit derbenecke.com/pdf/Berstermann_Facharbeit_Forensische_Entomologie_Benecke... · „Der Körper nach dem Tod. Die Arbeit der forensischen Entomologen

Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn

Jahren zu erkennen.“7

Supravitale Reaktionen sind auch noch in der Phase des Intermediären

Lebens auszulösen – aufgrund überlebenden

Gewebes

u.a. unter anderem

Unterschlundganglion Knotenförmige Ansammlung von Nervenzellen8

UT University of Tennessee

Vegetatives

Nervensystem Die Verbindung zwischen Gehirn und Bauch-

mark mit den inneren Organen, um deren Tätig-

keit zu steuern9

Vitale Reaktionen Reaktion des lebenden Gewebes, bei voller

Kreislauf- und Atmungstätigkeit10

7 Strafgesetzbuch (2007). Strafrecht. Nomos Gesetze, Nomos Verlagsgesellschaft Baden-Baden,

16. Auflage, Stand 10.08.2007, §226 StGB 8 Vgl. Internetseite www.l0hmr.wordpress.com (2008)

9 Vgl. Internetseite www.insektenbox.de (2007-2010)

10 Vgl. Patscheider, Hubert & Hartmann, Hanspeter (1981): Leitfaden der Gerichtsmedizin. Verlag

Hans Huber Bern, S. 31

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Anlage 6

Versicherung

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Versicherung

"Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und

ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt

habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und

nicht veröffentlichten Schriften entnommen sind, sind als solche kenntlich

gemacht. Die Arbeit habe ich in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner

anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Mir ist bekannt, dass ein Verstoß

gegen die vorstehende Erklärung als Täuschungsversuch nach der

Ausbildungs- und Prüfungsordnung gewertet und dass als Folge die

Prüfungsleistung mit der Note „nicht ausreichend“ bewertet oder sogar die

Prüfung für nicht bestanden erklärt werden kann.“

Bremen, den 15.05.2010

_____________________________________________

Unterschrift