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DER LANDESHAUPTMANN VON KÄRNTEN ALS BISCHÖFLICHER HAUBENTAUCHER AUF DER BIERKISTE Sehr geehrter Herr Dörfler! Verehrter Oberster Bieranstecher von Kärnten! Unmittelbar nach unserer Ankunft in Indien, Mitte August des vergangenen Jahres, in Pune, im indischen Bundesstaat Maharashtra, wo ich am Germanistikinstitut der Universität und im Goethe-Institut Vorträge hatte, gab es über mehrere Wochen lang Demonstrationen gegen Korruption, gegen größenwahnsinnige, kostspielige politische Projekte, gegen Geldverschwendung, Geldvernichtung und gegen Schmiergeldzahlungen, die der Lokalpolitiker und Bürgerrechtler Anna Hazare in Delhi mit einem Hungerstreik angezettelt hatte, der auf diese Art und Weise ein neues Gesetz gegen Korruption erzwingen wollte und auch tatsächlich das Parlament der größten Demokratie der Welt in die Knie gezwungen hat, denn Abermillionen Menschen sind in Indien für diese Idee auf die Straße gegangen. Den StudentInnen an der Universität in Pune wurde unterrichtsfrei gegeben, damit sie an den Demonstrationen teilnehmen konnten. Mit der indischen Fahne in der Hand, einem weißen Nehru-Käppchen auf dem Kopf, auf dem „I am Anna“ stand, an den Wangen patriotisch aufgemalte indische Fahnen, demonstrierten junge und alte Menschen gegen die das Land und die Menschen mehr und mehr lähmende und vernichtende Korruption. Selbst die Hörner der heiligen, durch die Straßen wandelnden Kühe waren mit den Farben der indischen Fahne bemalt. Als ich dann zwei Tage wegen einer kleinen Tropenkrankheit im Hotelbett verbringen musste, mich aber luxuriöser weise von Honig aus Kaschmir, freigepresstem Saft von den indischen Ananas und von frischer Kokosmilch – meine kleine Tochter brachte mir die aufgeschlagenen grünen, großen Kokosnüsse von der Straße – ernähren und bis ins Hotelzimmer die Demonstrationen hören konnte, habe ich auch an das Land gedacht, in dem ich aufgewachsen bin und habe an Sie diesen offenen Brief entworfen. Vom Hotelzimmer aus hörte ich kurioserweise auch öfter das Warnsignal rückwärts fahrender Autos mit der verzerrten Melodie von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Also war die Heimat nah. Wenige Tage vor unserer Abreise nach Indien fuhren wir nach Maria Rain und kamen an Jörg Haiders Unfallstelle vorbei. Vor uns fuhr ein Auto mit Wiener Kennzeichen, das auf der Höhe der Unfallstelle unvorhersehbar und abrupt die Geschwindigkeit reduzierte, damit die fünf Autoinsassen in aller Ruhe aus dem Fenster auf den Jörg-Haider-Friedhof am schmalen Straßenrand schauen konnten. Obwohl wir in einem maßvollen Abstand fuhren, musste meine Frau – auch die Kinder waren im Auto – ordentlich auf die Bremse steigen, damit wir nicht mit dem vor uns fahrenden Auto zusammenkrachten. Jeden Morgen gegen sechs Uhr werden an dieser Stelle von einem Lastwagenfahrer ungefähr fünfzig niedergebrannte Kerzen weggeräumt und ebenso viele neu aufgestellt und angezündet. Gibt es Tag für Tag einen edlen Kerzenspender? Wer zahlt diese tägliche Friedhofspflege, diesen Todespomp? Sind Steuergelder im Spiel? Ist diese Gedenkstätte am engen Straßenrand, die inzwischen zu einem Friedhof für eine Person ausgewachsen ist, auch behördlich genehmigt? Wer ist verantwortlich, wenn auf diese Art und Weise, wie es uns kurz vor unserer Abreise nach Indien hätte passieren können, an dieser inzwischen gefährlich gewordenen Stelle tatsächlich ein Unfall mit schweren Folgen passiert? Auch als Landeshauptmann sind Sie nach wie vor Verkehrsreferent des Landes Kärnten. Gibt es für Sie neben einer politischen Verantwortung, die eine jahrzehntealte, immer nur stumm schillernde orange- blaue Seifenblase ist, auch eine menschliche Verantwortung? Mit Steuergeldern haben Sie das Autowrack des verstorbenen Jörg Haider um 40.000 Euro gekauft und halten es immer noch an einem geheimen Ort versteckt. Jeder Bürger dieses Landes muss für die Entsorgung eines kaputten Autos bezahlen, aber Sie greifen persönlich und legal – wie immer – in die Steuergeldkasse und schmeißen für einen Schrotthaufen 560.000 Schilling hin. Koste es dem Steuerzahler, was es Ihnen wolle! Sie haben mit Steuergeldern das Grundstück an der Todesstelle gekauft, damit man dort ein christliches und auch 1

DER LANDESHAUPTMANN VON KÄRNTEN ALS BISCHÖFLICHER HAUBENTAUCHER AUF DER BIERKISTE

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DER LANDESHAUPTMANN VON KÄRNTEN ALS BISCHÖFLICHER HAUBENTAUCHER AUF DER BIERKISTE

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DER LANDESHAUPTMANN VON KÄRNTEN ALS BISCHÖFLICHER HAUBENTAUCHER AUF DER BIERKISTE

Sehr geehrter Herr Dörfler! Verehrter Oberster Bieranstecher von Kärnten!

Unmittelbar nach unserer Ankunft in Indien, Mitte August des vergangenen Jahres, in Pune, im indischen Bundesstaat Maharashtra, wo ich am Germanistikinstitut der Universität und im Goethe-Institut Vorträge hatte, gab es über mehrere Wochen lang Demonstrationen gegen Korruption, gegen größenwahnsinnige, kostspielige politische Projekte, gegen Geldverschwendung, Geldvernichtung und gegen Schmiergeldzahlungen, die der Lokalpolitiker und Bürgerrechtler Anna Hazare in Delhi mit einem Hungerstreik angezettelt hatte, der auf diese Art und Weise ein neues Gesetz gegen Korruption erzwingen wollte und auch tatsächlich das Parlament der größten Demokratie der Welt in die Knie gezwungen hat, denn Abermillionen Menschen sind in Indien für diese Idee auf die Straße gegangen. Den StudentInnen an der Universität in Pune wurde unterrichtsfrei gegeben, damit sie an den Demonstrationen teilnehmen konnten. Mit der indischen Fahne in der Hand, einem weißen Nehru-Käppchen auf dem Kopf, auf dem „I am Anna“ stand, an den Wangen patriotisch aufgemalte indische Fahnen, demonstrierten junge und alte Menschen gegen die das Land und die Menschen mehr und mehr lähmende und vernichtende Korruption. Selbst die Hörner der heiligen, durch die Straßen wandelnden Kühe waren mit den Farben der indischen Fahne bemalt. Als ich dann zwei Tage wegen einer kleinen Tropenkrankheit im Hotelbett verbringen musste, mich aber luxuriöser weise von Honig aus Kaschmir, freigepresstem Saft von den indischen Ananas und von frischer Kokosmilch – meine kleine Tochter brachte mir die aufgeschlagenen grünen, großen Kokosnüsse von der Straße – ernähren und bis ins Hotelzimmer die Demonstrationen hören konnte, habe ich auch an das Land gedacht, in dem ich aufgewachsen bin und habe an Sie diesen offenen Brief entworfen. Vom Hotelzimmer aus hörte ich kurioserweise auch öfter das Warnsignal rückwärts fahrender Autos mit der verzerrten Melodie von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Also war die Heimat nah.

Wenige Tage vor unserer Abreise nach Indien fuhren wir nach Maria Rain und kamen an Jörg Haiders Unfallstelle vorbei. Vor uns fuhr ein Auto mit Wiener Kennzeichen, das auf der Höhe der Unfallstelle unvorhersehbar und abrupt die Geschwindigkeit reduzierte, damit die fünf Autoinsassen in aller Ruhe aus dem Fenster auf den Jörg-Haider-Friedhof am schmalen Straßenrand schauen konnten. Obwohl wir in einem maßvollen Abstand fuhren, musste meine Frau – auch die Kinder waren im Auto – ordentlich auf die Bremse steigen, damit wir nicht mit dem vor uns fahrenden Auto zusammenkrachten. Jeden Morgen gegen sechs Uhr werden an dieser Stelle von einem Lastwagenfahrer ungefähr fünfzig niedergebrannte Kerzen weggeräumt und ebenso viele neu aufgestellt und angezündet. Gibt es Tag für Tag einen edlen Kerzenspender? Wer zahlt diese tägliche Friedhofspflege, diesen Todespomp? Sind Steuergelder im Spiel? Ist diese Gedenkstätte am engen Straßenrand, die inzwischen zu einem Friedhof für eine Person ausgewachsen ist, auch behördlich genehmigt? Wer ist verantwortlich, wenn auf diese Art und Weise, wie es uns kurz vor unserer Abreise nach Indien hätte passieren können, an dieser inzwischen gefährlich gewordenen Stelle tatsächlich ein Unfall mit schweren Folgen passiert? Auch als Landeshauptmann sind Sie nach wie vor Verkehrsreferent des Landes Kärnten. Gibt es für Sie neben einer politischen Verantwortung, die eine jahrzehntealte, immer nur stumm schillernde orange-blaue Seifenblase ist, auch eine menschliche Verantwortung?

Mit Steuergeldern haben Sie das Autowrack des verstorbenen Jörg Haider um 40.000 Euro gekauft und halten es immer noch an einem geheimen Ort versteckt. Jeder Bürger dieses Landes muss für die Entsorgung eines kaputten Autos bezahlen, aber Sie greifen persönlich und legal – wie immer – in die Steuergeldkasse und schmeißen für einen Schrotthaufen 560.000 Schilling hin. Koste es dem Steuerzahler, was es Ihnen wolle! Sie haben mit Steuergeldern das Grundstück an der Todesstelle gekauft, damit man dort ein christliches und auch

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noch röm.-kath. Marterl aufstellen konnte, das aber inzwischen zu einer gefährlichen Passage am engen Straßenrand geworden ist. „Man könnte viele Beispiele für unsinnige Ausgaben nennen“, sagt Mark Twain, „aber keines ist treffender als die Errichtung einer Friedhofsmauer. Die, die drinnen sind, können sowieso nicht hinaus, und die, die draußen sind, wollen nicht hinein.“ Inzwischen haben Sie neuerdings und ganz persönlich auf Steuergeldkosten, aus dem sogenannten „Kultur-im-Straßenbau“-Budget in der Höhe von 7000 Euro ein Haider-Denkmal, das aus acht Paar sich schüttelnder Händen zwischen zwei hochgestellten Steinen besteht, in der Nähe des Gurker Doms einbetonieren lassen, auf dem eigentlich stehen müßte: „Die eine Hand beschmutzt die andere!“, eine Kitsch-Skulptur, die nichts anderes als ein Symbol für das „handshake“ der Schmiergeldschmutzfinke ist.

Im Botanischen Garten in Klagenfurt, im Bergbaumuseum, einem ehemaligen Nazistollen, wurde von den Totenkultpolitikern Ihrer Partei ein Haider-Museum errichtet, das ebenfalls aus Steuergeldern finanziert wurde. 80.000 oder 40.000 Euro soll es gekostet haben, keiner weiß es genau, warum soll man sich auch in den Sack blicken lassen, der sowieso lügt. In diesem Museum konnte man auf einem ausgestellten Foto das Autowrack von Jörg Haider mit seiner höchst persönlichen Blutlache sehen unter den trauerfolkloristisch berieselnden Klängen Kärntner Heimatlieder: „Valosn, valosn, wie a Stan auf da Stroßn, so valosn bin i!“ So eine gedanken- und pietätlose Unverschämtheit einem tödlich Verunglückten gegenüber habe ich noch nie erlebt. Das haben seine sterblichen Überreste nicht verdient, liebe, böse Totenkultpolitiker von Kärnten. Ich reibe Ihnen diese bodenlose Schamlosigkeit noch einmal unter die Nase und beginne von vorne. Jörg Haiders Blutlache singt: „Valosn, valosn, wie a Stan auf da Stroßn, so valosn bin i!“ Zwischen unzähligen brennenden Kerzen lag am Unfallort ein großes Blumenbukett mit zu Hunderten aufgestecktem Edelweiß und Enzian. Auf der einen weißen Schleife des Blumenbukett stand: „In Liebe“ und auf der anderen Schleife stand knallhart: „Mutter“.

Frage nicht, was passiert wäre, wenn in dem Augenblick, als sich kurz nach Mitternacht der betrunkene und mit mindestens doppelt überhöhter Geschwindigkeit auf einer Landstraße rasende Landeshauptmann Jörg Haider, der aus seinem sich überschlagenden Auto ein tonnenschweres Geschoß gemacht hat, ein anderes Auto, eine Familie mit Kindern, entgegengekommen wäre, dann wären die 5000 Kerzen, die unmittelbar nach seinem Tod vor dem Amt der Kärntner Landesregierung in Klagenfurt gebrannt haben, kein einziges Sirius-Zündholz wert gewesen. Eigentlich gehört die Urne des verstorbenen Landeshauptmannes in eine bewachte Gefängniszelle, es kann ja sein, dass er wie ein Phönix aus seiner Asche steigt, denn schon zu Lebzeiten hat er, der immer wieder damit kokettiert hat, sich politisch zurückzuziehen, öfter gesagt: „Ich bin weg! Ich bin wieder da! Ich bin wieder weg! Und gleich wieder da!“ Einbalsamieren! Ausbalsamieren! Einbalsamieren! Ausbalsamieren!

Wenn sich Jörg Haider am Vorabend seines Todes in eine andere Gesellschaft begeben hätte, würde er heute noch leben. Er hat nicht ahnen können, dass sein Sargnagel als steirischer Spazierstock, mit einem solargebräunten, abgegriffenen, reinrassigen Bull-Terrier-Hundekopf am Knauf, neben ihm allzu lange als Speichellecker und Todesmensch daher stolziert ist, ihn schließlich in einer Schwulenbar auf die Palme, zum Saufen und Rasen gebracht hat, bis das ganze Blut abgespritzt ist vom Körper im Blechhaufen des VW Phaeton.

„Die Sonne ist vom Himmel gefallen!“ sagten Sie, als Sie von Jörg Haiders tragischen Tod erfuhren. Oder sagen wir lieber, daß ein schwarzer Regenbogen das Land eingeschnürt und verpackt hat. Dann aber ward der Sonnenkönig auf der Bierkiste geboren. Sein Name: Gerhard Dörfler. / Größe: ca. 1,74. / Gewicht: ca. 87 kg, wenn nicht mehr. / Religiöses Bekenntnis: ca. röm.-kath. / Lieblingsmahlzeit: hausgemachte Brennesselsuppe von Ehegattinnen-Hand. / Bevorzugte Mahlzeit-Zeit: 22.00 Uhr. / Lieblingsarbeit: Holzfällen im Hochwald. / Lieblingsklingelton auf dem Handy: Motorsägengeräusch. / Ehemaliger Beruf vor Eintritt in die Politik: Direktor einer Bierbrauerei. / Lieblingsunterhaltung in- und außerhalb der Dienstzeit: Bieranstechen. „Politiker

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im hellen Sonnenlicht – das erinnert immer an das, was unter einem Stein kriecht, den man plötzlich hochhebt…“, sagt Kurt Tucholsky.

Der vierte Todestag von Jörg Haider ist gerade vorbei, aber der nächste kommt ganz bestimmt, der fünfte, ein Jubiläum, eine runde Zahl! Halleluja! Wie viel wird der nächste Totenkult – Sie müssen schließlich Ihre Parteikulis bei Laune halten – dem Steuerzahler wieder kosten? Marie von Ebner-Eschenbach sagt: „Geistlose kann man nicht begeistern, aber fanatisieren kann man sie.“ Herr Dörfler! Greifen Sie endlich in die eigene Tasche und lassen Sie für politische Leichenfledderei gefälligst das Steuergeld in Frieden in der Landeskassa ruhen, denn es sind inzwischen um die 2 Millionen Schilling, die Sie und Ihre Partei für diesen Totenkult ausgegeben haben. Tun Sie sich mit der ehrwürdigen Witwe zusammen, sie kann ja, sofern sie es überhaupt möchte und braucht, diesen Totenkult aus dem Fruchtgenuss des Bärentales finanzieren. Oder schicken Sie die Geschwister Scheuch – den einen mit Halstuch, den anderen ohne Halstuch – mit einer Bettlerschale durchs Mölltal und durch andere Kärntner Täler, um private Gelder für Totenkult, für eine ganz bestimmte hervorragende und außerordentliche Handvoll Asche zu sammeln, das kann nicht einmal den Rechnungshof stören, niemanden regt das auf, es kann jeder mit seinem privaten Geld machen, was er will und auch, was er nicht will. Was bilden Sie sich denn eigentlich ein? Sie haben nach meinem Dafürhalten nicht das moralische Recht für Totenkult 2 Millionen Schilling auszugeben. Dieses Steuergeld gehört den Lebenden und nicht den (einen) Toten, dieses Geld gehört den Kindern und Jugendlichen dieses Landes für Ihre Weiter- und Ausbildung. Das Begräbnis von Jörg Haider war vornehm und eines Staatsmannes würdig. Die Mitarbeiterinnen des Amtes der Kärntner Landesregierung durften sogar in schwarzen Kleidern und mit einer roten Rose in der Hand am Straßenrand stehen und Abschied nehmen von ihrem Chef. James Joyce sagt: „Ein Leichnam ist schlecht gewordenes Fleisch. Na schön, und was ist Käse? Leiche der Milch. Ich habe doch in den ‚Reisen durch China‘ gelesen, dass die Chinesen sagen, ein Weißer, der riecht nach Leiche. Verbrennung ist besser. Aber da sind die Priester auf den Tod dagegen. Zubringer für die andere Firma.“ Haben Sie als Landeshauptmann von Kärnten keine Gewissensbisse, wenn Sie für Totenkult soviel Steuergeld ausgeben? Ihr gesunder Hausverstand verlangt wahrscheinlich keine Gewissensbisse, denn „der Gewissensbiss ist“, sagt Friedrich Nietzsche, „wie der Biss eines Hundes gegen einen Stein, eine Dummheit!“ Aber die Gesundheit Ihres Hausverstandes ist uns inzwischen bekannt.

Das Kärntner Staatsbegräbnis für Jörg Haider hat mit allem Drum und Dran um die 150.000 Euro gekostet. Der luxuriöse Leichenschmaus im Klagenfurter Konzerthaus hatte das Niveau eines Staatsbanketts. Allein für Partezettel und Blumenkränze hat man 18.774,79 Euro ausgegeben. Als Jörg Haider in Kärnten noch Landesrat war, sah ich in meinem Heimatdorf Kamering, im Kärntner Drautal, ein Wahlkampfplakat, auf dem stand: „Der Jörg, der traut sich was!“ Ja, der Jörg, der sich selber einmal als Robin Hood stilisiert hat, um den Mächtigen und Korrupten das Fürchten zu lehren, hat sich wirklich was getraut. Nicht nur, dass man die infantilen Bilder, auf denen er sich als Robin Hood stilisiert hat, in der Regenbogenpresse bestaunen konnte, er hat auch angekündigt, dass er sich wirklich was traut. Heute wissen wir, dass Jörg Haider der größte politische Bankräuber der Zweiten Republik war. Ihre Ehrfurcht und Unterwerferung, Ihr Kadavergehorsam vor diesem uns allen verbliebenen Aschehäufchen ist immer noch so groß, so dass Sie erst kürzlich der Öffentlichkeit mitgeteilt haben, dass Sie heute Jörg Haider, um Ihre Wort zu gebrauchen, „schon ein paar Fragen stellen“ würden. Würden Sie uns verraten, welche Fragen Sie ihm stellen würden? Vielleicht diese: „Bua! Wieviel Schnops hostn gestern getrunken, ha, und warum bistn so spät hamkummen, ha, oder bist überhaupt neama hamkummen, ha?“ Nein, er ist nicht mehr nach Hause gekommen, jedenfalls lebend nicht.

Vor ungefähr einem Jahr haben Sie, Herr Dörfler, der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass Sie immer wieder Verkaufsangebote für den Unfallwagen von Jörg Haider bekommen, den Sie als Grals-Hüter eines berühmten

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Autowracks nach wie vor an einem geheimen Ort in Kärnten unter Verschluss halten und dass jemand für diesen Schrotthaufen 100.000 Euro bezahlen würde. Sie haben damals die Konservierung dieses Wagens mit dem Hinweis begründet, dass er noch für Untersuchungen zum damaligen Unfallhergang gebraucht werden könnte. Inzwischen sagten Sie auch: „Ich glaube nicht, dass weitere Überprüfungen nötig sein werden. Vielleicht verkaufen wir den VW Phaeton einmal für einen sozialen Zweck. Das wäre im Sinne Jörg Haiders sicher nicht falsch!“ Woher wissen Sie, dass Jörg Haider daran interessiert gewesen wäre, ein Dienstauto, in dem er selber auf eigenes Verschulden tödlich verunglückt ist, einen Totenwagen, einen Leichenwagen also, zu verkaufen, also ein Geschäft mit seinem Unglückswagen zu machen und den Erlös daraus einem „sozialen Zweck“ zuzuführen? So ein primitiver Mensch war Jörg Haider nicht! Wenn Sie und Ihre FPK-Partei imstande wären eine menschliche und menschenwürdige Sozialpolitik zu gestalten, bräuchten Sie nicht damit zu spekulieren das Wrack eines Totenwagens zu verscherbeln. Herr Dörfler, ich gebe Ihnen den Rat, hören Sie endlich auf mit diesem Totenkult auf, mit diesem unwürdigen, makabren Kasperltheater, das auch einen geschmacklosen Symbolcharakter hat. Lassen Sie dieses Autowrack nun nach vier Trauerjahren endgültig auf einem Schrottplatz verschwinden und haben Sie den Anstand und greifen Sie in ihre eigene Tasche, die auch eine persönliche ist und zu sein hat, und zahlen Sie die 40.000 Euro an die Landeskasse zurück.

Aber worum geht es denn bei dieser Art von Totenkult? Wie wir wissen, ist für totalitäre Staaten das Begräbniszeremoniell überlebenswichtig nach dem Tod ihrer Herrscher, denn es gibt keine bessere Gelegenheit, die Masse unter Kontrolle zu halten. Jörg Haider ist im Herbst 2008 gestorben, im darauffolgenden Frühjahr 2009 waren Landtagswahlen. Bald nach seinem Tod sah man die Wahlplakate Ihrer Partei ausgerechnet mit religiösen Sprüchen auf der Straße und in den Augen der abgebildeten Politikerköpfe waren die Tränen vom schweren Verlust noch nicht ganz ausgetrocknet, geschweige denn als trockengelegte Sümpfe erkennbar. Auf diese Art und Weise hat man die Einäscherung Ihres verehrten Herrn und politischen Meisters bis zum Wahltag am Köcheln gehalten, und auch tatsächlich ordentlich an Stimmen dazu gewonnen. Diktatur haben wir keine, aber es wird Ihnen auch nicht gelingen mit ihrem zweispännigen Mölltaler Corps – der eine mit Halstuch, der andere ohne Halstuch – aus Kärnten ein autokratisches Land, also „Unterösterreich“ zu machen.

Im Mai 2009 haben sich die vier Kärntner Landtagsparteien in einer Nacht- und Nebelaktion, als die Journalisten und der Rechnungshofpräsident bereits außer Haus waren, für diese Legislaturperiode bis 2014 Parteienförderung in der Höhe von 60 Millionen Euro genehmigt, gleichzeitig haben die beiden Kärntner Regierungsparteien, Ihre wendehalstapfer vom Orange ins Blau übergewechselte FPK und die christliche und auch noch soziale Kärntner ÖVP beschlossen, den Heizkostenzuschuss zu kürzen. Auf der einen Seite holen sie sich die Millionen-Kohle aus dem Steuertopf und auf der anderen Seite werden den Ärmsten der Armen die Kohle-Briketts weggenommen. Kaum war Jörg Haider unter der Erde, haben Sie es als Landeshauptmann von Kärnten zugelassen, dass die Heizkostenzuschüsse für die Armen gekürzt werden. Da fällt mir ein Wort von Shakespeare aus dem König Lear ein: „Warum bist du so tief gesunken?“ – „Weil ich nicht tiefer konnte!“ Immerhin hat Ihr verstorbener Herr und politischer Meister in seiner Großzügigkeit gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden der christlichen Kärntner ÖVP, Josef Martinz, dem Villacher Steuerberater Dietrich Birnbacher für ein Sechs-Seiten-Papier zum Verkauf der Kärntner Hypo an die Bayern ein Honorar von 6 Millionen Euro aus Landesvermögen zugeschanzt, das sind 88 Millionen Schilling. Dieser selbstverständlich über jeden nicht rechtskräftigen Korruptionsverdacht erhabene Deal – wie viel Glauben muss man denn eigentlich haben, um selig zu werden? - für eine „persönliche Information an Jörg Haider“, wie Josef Martinz gestanden hat, ist auch insofern pikant, als Dietrich Birnbacher ein jahrzehntelanger Freund der Familie Martinz ist. Und der so begünstigte Steuerberater wusste auch noch den Steuerzahler zu verhöhnen mit den Worten: „Es waren zwei arbeitsintensive Monate!“ (Aber inzwischen, wie wir wissen, sind die beiden Herrn vor Gericht gelandet, und die Gefängnistore sind offen. Wer weiß, vielleicht wird die Schwelle des Gefängnistores vom

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einen oder anderen auch tatsächlich überschritten werden müssen.) Mein elterliches Bauernhaus trägt den Vulgonamen „Enz“, in Kamering bei Paternion, im schönen Kärntner Drautal. „Enz! Beim Arsch brennts!“, haben uns damals die anderen Bauernkinder im Dorf nachgespottet. Josef Martinz! Beim Arsch brennts! Dietrich Birnbacher! Beim Arsch brennts! Wolfgang Kulterer! Beim Arsch brennts. Tilo Berlin! Beim Arsch brennts! Jörg Haider! Da sag ich lieber nichts mehr und schweige in Gottes Namen und im Namen der Lourdes-Mitzi!

Als Jörg Haider nach einem Nazi-Sager im Jahre 1991 das erste mal als Landeshauptmann von Kärnten zurücktreten musste, sagte er mit Tränen in den Augen: „Passt mir auf mein Kärnten auf!“ Mit dieser Ausdrucksweise hat er sich ordentlich verraten. Einige Jahre später, als er wieder gewählt wurde, hat er das Land tatsächlich in seine blaue Hosentasche hineingesteckt. Jetzt rutscht das Land, nicht nur wegen der ungeheuerlichen Budgetlöcher, seinen Nachfolgern aus den Hosenröhren. Die nackten Zahlen sind nun tatsächlich nackt und nicht mehr versteckbar in orangen und in blauen Kleidern, die übrigens hübsche Namensabkürzungen tragen, nämlich: FPÖ/BZÖ/FPK, in blauen Kleidern mit orangen Streifen also, die von Politikern gemacht, also zurechtgeschneidert wurden. Der Hopfen ist schon verloren, das Malz noch nicht, aber Sie, Herr Dörfler, als ehemaliger Brauereidirektor sehen das natürlich umgekehrt. Später, als der Verkauf der Kärntner Hypo an die Bayern über die Runden gegangen war, rief Jörg Haider das südlichste Bundesland als Schatzkammer aus: „Kärnten ist reich!“ Kurze Zeit später mussten Sie in Ihrer inzwischen sattsam bekannten unappetitlichen rustikalen Ausdrucksweise diese schillernde Seifenblase mit den Worten korrigieren: „Kärnten ist nicht nega!“ Die Kluft zwischen diesen beiden Sätze ist eine leergeräumte Großbank, die beinahe einmal in den frühen Morgenstunden den europäischen Euro ins Schwanken gebracht und die dem Steuerzahler bis jetzt – das dicke Ende kommt möglicherweise erst – über 1 Milliarde Euro, mehr als 14 Milliarden Schilling gekostet hat. „Alle verschwiegenen Wahrheiten werden giftig!“ heißt es bei Friedrich Nietzsche.

Der ehemalige Bürgermeister von Klagenfurt, der selbstherrliche Harald Scheucher, hat der Öffentlichkeit vor einiger Zeit mitgeteilt, dass er stolz ist, wenn er durch die Landeshauptstadt geht. Der Realitätsverlust von Leuten, die jahrzehntelang die Macht gehebelt haben, scheint enorm zu sein. 12 Jahre lang ist ihm als Bürgermeister nicht aufgefallen, dass Klagenfurt seit dem Zweiten Weltkrieg keine eigene, vom Magistrat geführte Stadtbibliothek hat. Graz hat sieben Stadtbibliotheken. Auf das leere Fußballstadion mit den 30.000 Sitzplätzen in der nicht einmal 100.000 Einwohner-Stadt Klagenfurt, ist er offenbar besonders stolz. Das wäre genauso, als wenn man in der 2-Millionen-Stadt Wien ein Stadion mit 700.000 Sitzplätzen gebaut hätte oder zehn Fußballstadien mit jeweils 70.000 Sitzplätzen. Ich habe geglaubt, dieser Mensch fährt vor lauter Freude aus der Haut, als bekannt wurde, dass die Stadt Klagenfurt den Zuschlag für die Fußballeuropameisterschaft 2008 bekommt. Wenn er nur aus seine Haut gefahren wäre, hätten wir uns das Stadion in dieser Größendimension vielleicht erspart, das inzwischen auch Udo Jürgens als „Klotz am Bein der Stadt Klagenfurt“ bezeichnet hat. Ich kenne viele Leute, die wollen, dass diese Fußballarena „Harald-Scheucher-Stadion“ getauft wird, damit seiner Eitelkeit und seinem Größenwahn ein Denkmal gesetzt wird.

Obwohl wegen der Kärntner Ortstafellösung politisch längst alles geregelt und sozusagen auf Schiene war, haben Sie, Herr Dörfler, nachträglich eine völlig sinnlose Volksbefragung durchführen lassen, die natürlich wieder eine Stange Steuergeld gekostet hat. Selbstverständlich haben Sie wieder vor den zähneknirschenden Geschwistern Scheuch gekuscht. Der Sonnenkönig auf der Bierkiste, der sich von zwei Herrnbauern aus dem Mölltal – der eine mit Halstuch, der andere ohne Halstuch – politisch knechten lässt! Warum haben Sie damals als Landeshauptmannstellvertreter nicht angeregt und versucht politisch durchzusetzen, dass für den Bau dieses Fußballstadions eine Volksbefragung durchgeführt wird? Wenn Sie nicht vor Ihrem inzwischen verstorbenen Herrn und politischen Meister – zugegeben, er war übermächtig – gekuscht hätten, wären Sie heute noch

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Bierkistenverscherbler. Sie hätten damals die Bevölkerung des Landes Kärnten fragen müssen, ob sie für die 3 Fußballspiele der Europameisterschaft 2008 – für 4 ½ Stunden Fußball – ein Stadion um 70 Millionen Euro haben will mit allen Nachfolgekosten. Das leerstehende Stadion kostet dem Steuerzahler heute täglich 13.000 Euro, in einem Jahr sind es also fast 5 Millionen Euro und in den inzwischen vergangenen mehr als vier Jahren sind es 20 Millionen Euro, also 280 Millionen Schilling. Dazurechnen darf und muss natürlich man auch die Baukosten des Stadions in der Höhe 70 Millionen Euro, dann wären wir bei ungefähr 1,3 Milliarden Schilling angelangt. Für Nichts und wieder Nichts oder sagen wir, für 4 1/2 Stunden Fußball. Allein schon beim Aufzählen dieser Geldschandtat wird einem schwindelig. Ist das nicht skrupelloser Größenwahn, Geldverschwendung und Geldvernichtung auf Kosten der nächsten Generationen?

Erinnern wir uns, obwohl das Gras ständig weiterwächst! Um die Mittagszeit des 15. Oktober 2007, wenige Tage bevor ich mit meiner Familie nach Mexiko reiste zum Diá de los muertos, wo die Kinder zu Allerheiligen und Allerseelen Zuckertotenköpfe und Schokoladetotenköpfe schmausten, wurde in Klagenfurt an einer Kreuzung, die seit einem Dreivierteljahr eine Baustelle und nur ein paar hundert Quadratmeter groß war, ein bei Grün über den Zebrastreifen gehender neunjähriger Bub, der gerade von der Schule kam, von einem Lastwagen überfahren und getötet. Um das neue Fußballstadion schneller fertigstellen zu können, in dem im Juni 2008 in Klagenfurt drei Europameisterschaftsspiele stattfinden, also viereinhalb Stunden internationaler Fußball gespielt werden sollte, wurde von dieser Kreuzung, an der sich der tödliche Unfall ereignete, immer wieder Personal zu Arbeiten ins Fußballstadion abgezogen. Oft sah man gar keine Arbeiter auf dieser Baustelle, unzählige Anrainer und besonders die Geschäftsleute haben sich weit über ein halbes Jahr darüber beklagt. Die Baustelle wurde von der Firma „Zwick“ eingezäunt. Der Herr Zwick war damals Vizebürgermeister von Klagenfurt und Finanzreferent der Stadt Klagenfurt. (Das hat der Firma Zwick sicherlich nicht geschadet, weil der vermaledeite Zaun so lange hat Wache stehen dürfen bei der Baustelle.) Weinend hat der Vater vor seinem auf der Straße liegenden toten Kind gekniet, hat seine schneeweiße Hand gestreichelt und geschrien: „Sie haben meinen einzigen Sohn überfahren!“ Vom Omnibus aus, der im Verkehr ins Stocken geraten war, sahen Schulkinder den sterbenden, noch zappelnden Jungen auf dem Asphalt liegen. Ein Arzt, der schnell zur Stelle war, konnte nur mehr den Tod des Buben feststellen, dessen Kopf sich vergrößert haben und dessen Haut schneeweiß geworden sein soll. Der Leichenwagen blieb im Stau stecken.

In dem für die Bevölkerung von Klagenfurt völlig überraschenden Aufgrabungs-, Bau- und Asphaltierungswahn für die Fußballeuropameisterschaft gab es auf den Straßen unzählige Hindernisse und Verkehrstafeln, die einem auf Schritt und Tritt begegneten, und so haben die verantwortlichen Straßenbauer, die Sensenmänner von Klagenfurt, schließlich den Tod buchstäblich aus dem Asphalt gestampft, er musste kommen, und ein Kind musste dran glauben. Über eine Stunde lang soll der tote Bub auf dem Asphalt gelegen haben, bis er in einen provisorischen grauen Zinnsarg gebettet wurde. „Nach diesem Unglück“, sagte meine Frau zu mir, die neben meiner vierjährigen Tochter im Flugzeug von Atlanta nach Mexiko City saß, „warst du eine Woche lang unansprechbar!“. Erst zu Allerheiligen in Oaxaca, beim Diá de los muertos, habe ich wohl wieder zu sprechen begonnen, um es metaphorisch zu sagen, als ich an den Mundwinkeln der eigenen Kinder die Schokoladenreste des Schokoladentotenkopfes sah. Das Unglück ist schon ein paar Jahre her, aber noch heute wache ich manchmal schweißgebadet und mit heftig schlagendem Herzen in der Nacht auf und sehe dieses mich zu tiefst erschütternde Zappeln des Buben vor mir, seine letzten Todeszuckungen auf dem Asphalt.

Alle maßgeblichen Politiker hatten nur die rechtzeitige Fertigstellung des Stadions im Kopf, das jetzt leer steht. Sie, Herr Dörfler, waren damals Landeshauptmannstellvertreter und Verkehrsreferent. Sie hätten politisch dafür sorgen können, dass diese verhältnismäßig kleine Baustelle so schnell wie möglich abgeschlossen wird. Ich mache Sie nicht für den Tod dieses Kindes mitverantwortlich. Ich bin nur nach wie vor der Auffassung, dass

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den Lenker dieses Lastwagens der Schilderwald irritiert haben könnte, denn wo, außer auf dem Zebrastreifen und bei Grün, sollen denn unsere Kinder sicher über die Straßen gehen? Aber Sie sorgen schon für die Sicherheit unserer Kinder, da haben wir keine Zweifel, denn neuerdings sehe ich Sie auf einem Plakat abgebildet mit dem Sprüchlein: „Sichtbar sicher. Sicherheit hat Vorrang.“ Wie sagte der große ungarische Dichter Peter Ésterházy: „Weißt du, mein lieber Freund, Sätze sagen, das kann ich auch.“ Zum jetzigen Schulbeginn 2012 haben Sie als Verkehrsreferent für ein Foto, das ich in der Zeitung gesehen habe, ganz tapfer ein Kind, Hand in Hand, über die Straße begleitet. Da ich selber zwei Kinder habe, muss ich Ihnen sagen, dass mich dieses Schutzengelbild tief berührt hat, und ich sofort in den Jargon meiner Kindheit zurückgefallen bin: Heiliger Landeshauptmann dein, lass dich dir empfohlen sein, steh in jeder Not dir bei, halte dich von Sünden frei, führe dich an deiner Hand ins himmlische Haiderland. (Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man uns außerhalb des Wahlkampfes die Politikergesichter unter denen es auch genug Politikergfrieser gibt, auf vom Steuerzahler finanzierten Plakaten ersparen sollte.)

Als Sie damals auf den Tod dieses Kindes angesprochen wurden, sagte Sie in Ihrer weithin bekannten, landläufigen und bescheidenen Ausdrucksweise ganz lapidar: „Das kann überall passieren!“ Der Magistrat der Landeshauptstadt Klagenfurt war nicht imstande der Familie des überfahrenen Kindes einen zinsenlosen Kredit für die Begräbniskosten zu gewähren. Nun wissen wir aber, dass das Staatsbegräbnis für Jörg Haider ungefähr 150.000 Euro gekostet hat und man für Totenkult ebenso viel ausgegeben hat, also im Ganzen um die vier Millionen Schilling aus Steuergeldern. Und heute denken Sie hoffentlich als lernfähiger Mensch nicht mehr daran, Jörg Haiders Totenwagen um 100.000 Euro zu verkaufen? Was sollte das denn heißen, wenn Sie es doch täten? Wäre es vielleicht eine menschlich-moralisch-pietätvolle Wiedergutmachung beim Steuerzahler mit dem Vorwand sozialer Zwecklosigkeit?

Ich weiß nicht, ob dieser Lastwagen, unter dem der Neunjährige – ich weiß es: „lebensfrohe“ – Bub gestorben ist, noch existiert oder ob er schon auf einem Autofriedhof gelandet ist, und ich weiß nicht, wie viel denn nun im Vergleich zum prominenten Totenwagen dieser ebenfalls tödliche Lastwagen wert ist. Auch 100.000 Euro? Oder mehr? Oder weniger? Oder gar nichts? Also Schrottwert! Immerhin haben Sie es zustande gebracht, nachdem der Schriftsteller Egyd Gstättner und ich ein paar Zeichen gegeben haben, an der Unglücksstelle einen kleinen Gedenkstein aufzustellen, der aber das Kind auch nicht mehr von den Toten erwecken konnte. Über ein totes Kind wächst kein Gras drüber. Und wie sagte Billie Holiday: „Es braucht Jahre, bis Gras über eine Sache gewachsen ist, und da kommt dann ein blöder Esel und frisst das Gras wieder ab!“

Spöttisch lachend haben Sie im Jahre 2006 als Landeshauptmannstellvertreter und Verkehrsreferent gemeinsam mit Jörg Haider Ortstafeln in Bleiburg und Eberndorf verrückt, anstatt zweisprachige Schilder aufzustellen. Damit wollten Sie die Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes umgehen. Die daraufhin folgenden Vorerhebungen gegen Sie wegen Amtsmissbrauches wurden eingestellt. Der Richter befand, dass Gerhard Dörfler „über keine juristische Ausbildung verfügt und daher die Tragweite seines Handelns nicht richtig einschätzen konnte“. Wenn Sie einen Anstand und eine Würde gehabt hätten, dann hätten Sie damals dem lieben und herzensguten Richter mitteilen müssen, dass für Sie als Landeshauptmannstellvertreter, der auch eine gewisse Vorbildwirkung haben sollte, dieselben Gesetze zu gelten haben und auch zur Anwendung gebracht werden sollen, wie bei jedem anderen Bürger dieses Landes. Oder reißt vielleicht ein Schokoladefladerer vor Gericht seine Hände in die Höhe und versucht den Richter mit den Worten zu beeindrucken: „Aber ich habe keine juristische Ausbildung!?“ Geschweige denn die Kapitalverbrecher und die schwerkriminellen Lobbyisten, die immer noch frei herumlaufen.

Sie waren zutiefst empört und haben über ein unakzeptables, politisch motiviertes Urteil gewettert, als Ihr Landeshauptmannstellvertreter, Uwe Scheuch, damals in der ersten Instanz zu sechs Monaten Gefängnis

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verurteilt wurde. Ihr Landeshauptmannstellvertreter hat nun einmal in einer prekären Angelegenheit sein Maul zerrissen, jetzt hängen ihm halt die Lefzen herunter. „Kamele sind schön“, sagt Mark Twain, „und ihre lange Unterlippe verleiht ihnen einen überaus doofen Ausdruck. Sie haben riesengroße, platte, gegabelte, kissenartige Füße, die im Staub eine Spur hinterlassen wie eine Torte, aus der ein Stück herausgeschnitten ist. Sie sind nicht wählerisch in ihrer Kost. Sie würden einen Grabstein fressen, wenn sie ihn zerbeißen könnten.“ Nach diesem ersten Urteil hat der windelweich-sensible Uwe Scheuch an alle Kärntner Haushalte einen wehleidigen und weinerlichen, aus Steuergeldern finanzierten Brief geschrieben, mit dem staatstragenden Emblem der Kärntner Fahne und hat der auf diese Art und Weise zum Briefmarkenhandkuss gekommenen Öffentlichkeit mitgeteilt, dass er das Mölltaler Unschuldslamm vom Lande ist. (Der neueste Stand ist Folgender: Inzwischen ist Uwe Scheuch als Landeshauptmannstellvertreter zurückgetreten, denn er und seine Familie wollte und konnte den Druck, den vor allem auch die Tagespresse ausgeübt hat, nicht mehr standhalten. Sein Bruder Kurti Scheuch ist jetzt Landeshauptmannstellvertreter in Kärnten. Wegen der „Part oft the Game-Affäre“ stand Uwe Scheuch inzwischen bereits zum zweiten Mal vor dem Richter. Das erste Urteil wurde aufgehoben, das zweite Urteil – sieben Monate bedingt und 150.000 Euro Strafe – ist nicht rechtskräftig. Gegen Uwe Scheuch wird aber auch wegen einer „Broschüren-Affäre“, einem vom Steuerzahler finanzierten Jubelblatt für die eigene Partei, ermittelt. Scheuch beteuert in beiden Fällen seine Unschuld.)

Der damalige Schulrefernt Uwe Scheuch ließ vor ein paar Jahren an alle Volksschüler Kärntens einen Stundenplan verteilen, auf dem sein lachendes Gesicht aufgedruckt ist, damit sich die Schüler, die jeden Tag den Stundenplan in die Hand nehmen und die eines Tages zu Wählern werden, auch tatsächlich das Gesicht einprägen und dann wissen, wen sie zu wählen haben. Das sind Methoden wie sie in Diktaturen üblich sind! Und selbst als der damalige Landeshauptmannstellvertreter und Schulreferent Uwe Scheuch einmal gemeint hat, dass besonders aufmüpfigen Schülern eine „gesunde Watschen“ gut tun würde, haben Sie, Herr Dörfler, als Landeshauptmann von Kärnten der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass auch Ihnen damals die gesunde Watschen gutgetan hat. (Was draus geworden ist, wissen wir heute.) Auf der Liegewiese am Klagenfurter Strandbad ist an einem schönen Hochsommertag einmal ein großer Discowagen vorgefahren und hat ordentliche Flurschäden angerichtet. Mit Disco-Hammer und Uwe-Uwe-Lächeln hat Uwe Scheuch eine Stunde lang an Kinder und Jugendliche Eis verteilt, dann ist der Discowagen wieder losgezogen, um beim Umdrehen und Weiterfahren noch einmal auf der Liegewiese die Erde aufzumöbeln und in einem Aufwaschen zum nächsten Strandbad gefahren. Auf dem Rückflug von Mumbai nach Wien, las ich in einer österreichischen Zeitung, dass Sie außerdem gerne die Schüler in Uniformen stecken möchten, womöglich in haselnussbraune Anzüge mit den grünen Aufschlägen und der geblümten Samtweste, denn die Farbe „Braun“ soll doch die Heimatverbundenheit und auch noch die Erdverbundenheit symbolisieren.

Ebenso den Glauben an den Rechtsstaat hat beim Ersturteil naturgemäß Uwes Bruder, der grobschlächtige Halstuchträger Kurti Scheuch verloren und den Richter als eine „Kröte“ bezeichnet. Kurti Scheuch, der als „Reiß-Wolf“ von „Knittel-Feld“ bekannt geworden ist und auch so bezeichnet wird, ein reißender Wolf also auf einem Feld, auf dem es damals politisch geknittelt hat und wo es auch einem Jörg Haider bei dieser Parteiabspaltung von FPÖ ins BZÖ gelungen ist, von den damals prognostizierten 28% Wähleranteil bei der darauffolgenden Wahl auf 13% der Wählerstimmen herunterzurasseln. Manchmal frage ich mich, warum der Kurti Scheuch ständig ein Halstuch trägt? Verbirgt er eine Pigmentstörung am Hals oder leidet er an der inzwischen klinisch bekannten Mölltaler Bergangina, die ihn im Kärntner Provinzparlament immer wieder zu cholerischen Wortanfällen reizt?

Sie wollten mit der Kärntner Ortstafellösung, die vor allem dem diplomatischen und politischen Geschick von Staatssekretär Josef Ostermeier zu verdanken ist, ein Staatsmann werden. Herr Dörfler, Sie sind ein kleiner

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Blechtrommler geblieben! Sie haben es nicht über ihr kleines und rostiges Herz gebracht, dass noch weitere 11 zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden, dann wären alle zufrieden gewesen, aber Sie haben wieder vor den zähneknirschenden Geschwistern Scheuch gekuscht, Halstuch hin und Halstuch her, Augenwinkel rechts und Augenwinkel links. Als dann Valentin Inzko unter anderem auch noch diese 11 Tafeln eingefordert und der Öffentlichkeit mitgeteilt hat, dass er mit der Kärntner Ortsttafellösung nicht ganz zufrieden ist, haben Sie der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass „‘Inzko‘ das Unwort des Jahres“ ist. Es geht dabei nicht nur um einen x-beliebigen Namen aus einem Telefonbuch, denn vor und hinter und über und in diesen Namen steckt eine bestimmte Person, nämlich ein Mensch, nämlich der Diplomat und EU-Sonderbeauftragte für Bosnien, Valentin Inzko, deshalb kann man Ihren neuerlichen Maul-Wurf leicht so interpretieren, dass Valentin Inzko auch der „Unmensch“ des Jahres ist. Nach Ihren aus der Vergangenheit sattsam bekannten frauenfeindlichen und rassistischen Äußerungen spielen Sie dann und wann den Diplomaten, Sie reißen sich zusammen, wie man so sagt, Sie hüten sich auch eine Zeitlang vor besonders auffälligen rustikalen und bierigen Formulierungen, aber dann kommt wieder aus Ihnen heraus, was nun einmal in einem Dörfler steckt: „‘Inzko‘ ist das Unwort des Jahres!“ Herr Dörfler, haben Sie keinen Ghostwriter oder einen Moralapostel als politischen Berater? „Rhetorik ist deshalb ein Problem“, sagt Mark Twain, „weil es schwierig ist, gleichzeitig zu reden und zu denken. Politiker entscheiden sich meistens für eines von beiden.“ Und Ihre politische Naivität und Ihr politisches Wissen außerhalb von Kärntens Grenzen ist himmelsschreiend und höllenverschwiegen: Als in diesem Jahr einmal der Dalai Lama in Kärnten weilte, haben Sie bei der Begrüßungsrede den Kärntner Ortstafelkonflikt mit dem politischen Konflikt von China und Tibet verglichen.

Sie haben außerdem der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass Sie als Landeshauptmann von Kärnten mit einem Monatsgehalt von 14.000 Euro nicht mehr verdienen als ein Fliesenleger. Das ist zwar eine unverschämte Demütigung für die Facharbeiter, die um die 2.000 Euro monatlich verdienen, die auch noch eine Familie zu ernähren, vielleicht auch ein Haus abzuzahlen haben, aber ich habe Sie schon verstanden. Wenn Sie natürlich bei jeder 5. Bieranstecherei in Kärnten dabei sein müssen, dann machen Sie doch Ihre Überstunden bis zum Gehtnichtmehr, dann laufen sie doch Tag und Nacht kreuz und quer durchs Land mit einem Hamsterkäfig unter dem Arm, in dem vom einem kastrierten Meerschweinchen ein Drehrad bis zum Gehtwohlnoch im Kreis gedreht wird. Oder wollen Sie vielleicht fürs Bieranstechen noch eine Landeshauptmann-Geldzulage, damit Sie dann unverschämterweise auch tatsächlich mehr verdienen als ein Fliesenleger?

Da ich nun einmal in Indien bin, fällt mir wieder ein, dass der ebenfalls aus der FPÖ stammende Maul-Held, Burschenschaftler und Schmißbruder Martin Graf – mit sehr schön verheilter Narbe im Gesicht! -, der auch Dritter Nationalratspräsident ist und der bei einer vom österreichischen Steuerzahler finanzierten Reise von Parlamentariern nach Indien bei einem noblen Abendessen gesagt hat, dass Indien nicht sein Land ist, weil es dort so dreckig sei und dass es in Indien anders ausschauen würde, wenn dort eine Milliarde Menschen Besen und Schaufel in die Hand nehmen würden. Vor ein paar Jahren schon habe ich in einem offenen Brief an unseren geliebten Onkel Erwin Pröll, der im „Standard“ veröffentlicht wurde, über diesen FPÖ-Herrn, der immer noch Dritter Nationalratspräsident ist, meinen literarisch-, satirischen Kommentar anhand eines Zitats des großen französischen Dichters René Char abgegeben: „Es gibt eine Art Menschen, die stets den eigenen Exkrementen voraus sind“.

Von einem anderen Beispiel von Großspurigkeit kann ich Ihnen auch berichten. Als ich vor einem Jahr über München nach Dresden reiste, stieg der aus Kärnten stammende EU-Mandatar Andy Mölzer, ebenfalls ein FPÖ-Burschi und Schmißbrüderchen – mit ausnehmend schöner Narbe im Gesicht, schöner und persönlicher geht’s gar nicht! –, stieg also Andy Mölzer in Klagenfurt ins Flugzeug. Auf der freien Landebahn in München stiegen wir aus dem kleinen Flugzeug in den bereitstehenden Omnibus, gleichzeitig rollte ein schwarzer

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Porsche heran. Der österreichische Volksvertreter im EU-Parlament, Andy Mölzer, stieg in den glitzernden eleganten Sportwagen, der schließlich mit breiten, geschmeidigen Reifen langsam hinter dem Omnibus her rollte. Wir im einfachen Flughafen-Omnibus, wir hatten alle die Pest, und der eine und andere Fluggast hatte vielleicht gerade erst die Pest mit der Cholera ausgetrieben..

Kollegen von mir verbreiten, dass ich ein feiger Hund bin, weil ich erst seit dem Tod von Jörg Haider Artikel dieser Art schreibe. Vielleicht, Herr Dörfler, hätte mich Ihr Herr und politischer Meister vernichtet, aber ich glaube eher, dass er mich zu einem Abendessen eingeladen und wir in aller Ruhe und Unruhe diverse Dinge besprochen hätten. Als ich mich im indischen Pune, am Ufer des Flusses, der den Namen „Mutha“ trägt, mit meinen Kindern in der Dämmerung in einem Park aufhielt und wir die vielen großen über uns schwebenden Flughunde mit ihren schönen Gesichtern sahen, fragte ich mich, wie es wohl seiner Seele geht, was sie denn wohl schon alles durchgemacht hat? Und als dann ein ganz bestimmter großer fliegender Hund immer wieder über meinem Kopf auftauchte, wusste ich, dass sich Ihr Herr und politischer Meister von Ihnen und von Ihrer inzwischen wieder blau eingefärbelten politischen Kärntner Trauerkultbande abgewendet hat und seine Seele, verkörpert in einem fliegenden Hund, als hinduistische Inkarnation, mir nach Indien nachgefolgt ist, nachdem man seine sterblichen Überreste so schäbig behandelt hat, in dem man nämlich im Bergbaumuseum seine rote Blutlache gezeigt hat und man beim Betrachten dieses Fotos gleichzeitig das Kärntner Heimatlied hören konnte: „Valosn, valosn, wia a Stan auf da Stroßn so valosn bin i!“ Der Feige Hund hat dem Fliegenden Hund die Stirn geboten und der Fliegende Hund hat dem Feigen Hund die Stirn geboten. Es war ein ergreifender und schöner Augenblick am Ufer der Mutha, in Indien!

Das mich das Wiederansehen des Films „E´ntract“ des großes französischen Filmemachers René Clair, in dem man einen holprig und lustig durch die Straßen fahrenden ehrwürdigen alten Leichenwagen sieht, der mit Zucker- und Schokoladebrezeln behängt ist, zu grotesken und surrealen Fantasien reizt, mag in diesem Zusammenhang nicht verwunderlich sein. Als oberster Bieranstecher und Totenkultpolitiker von Kärnten könnten Sie doch gemeinsam mit Ihren engsten politischen Vertrauten mit einem historischen Leichenwagen, der mit Schokoladebrezln und Lebkuchenherzen behängt ist und auf denen mit färbigem Zuckerguss steht: „Passt mir auf mein Kärnten auf!“ vorbeigondeln und an der Stelle das Bierfass aufstellen, das Sie so gerne anschlagen, wo das sich mit dreifach überhöhter Geschwindigkeit überschlagende Auto zum Stillstand gekommen ist. (Übrigens habe ich erst vor ein paar Tagen geträumt, dass die Witwe mit einem Trauerschleier auf ihrem Haupt an der Unfallstelle mehrere Kübel voll heißen, flüssigen Asphalts über der andachtsvollen Kerzenpracht ausgießt.) Oder wie wärs mit einem Landeshauptmann-Preisauschreiben? Wer an Jörg Haiders Unfallstelle am glücklichsten „verunfallt“, wie die Schweizer zu sagen pflegen, bekommt einen Sarg aus dem besten Buchenholzbestand des Bärentales, also aus dem Besitztum Ihres verblichenen Herrn und Meisters. Oder Sie könnten als Straßenbaurefernt an der Unglücksstelle eine Stolperschwelle einbauen lassen, damit so mancher Vorbeifahrende wenigstens in aller Ruhe und vor allem gefahrlos, ein Kreuzzeichen machen kann, ohne den Verkehr zu behindern. Oder Sie lassen das Autowrack, das Ihnen aus der Steuergeldkasse 40.000 Euro wert war, vom Verpackungskünstler Christo einsackeln und endgültig zu einem Kunstwerk hochstilisieren. Unter dieser kostbaren Zeltplane könnten Sie dann Ihr Büro aufschlagen, eine Bierkiste - Marke: „Schleppe Brauerei“ - kann man Ihnen immer noch fußfrei hineinschieben.

„Der Schmerz der Armen“, sagt Kurt Tucholsky „ist ein Pfeffer für die Reichen. Ein Weinen klingt unter der Erde, aber sie tanzen.“ Ihre Familie wird sich mit Ihrem monatlichen Gehalt von 14.000 Euro im kommenden Winter in der Kachelofenwärme des Buchenholzes sonnen können, aber die Ärmsten der Armen werden Wintermäntel tragen müssen, wenn Sie zu vor dem Christbaum stehen und „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ singen. Haben Sie Ihre von Entbehrungen gezeichnete Kindheit und Jugend schon ganz und gar vergessen, die

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auch kein Kärntner Honiglecken war? Wenn es Ihnen politisch nicht gelingen sollte, die Kürzung des Heizkostenzuschusses für die Mittellosen rückgängig machen zu können, dann treten Sie einfach als Landeshauptmann von Kärnten zurück. Ihre Optionen sind gut! Ihre Lieblingsbeschäftigung ist doch das Holzfällen im Kärntner Hochwald, und wegen der vielen Bieranstecherei hat man Ihnen doch sicherlich einen Brauereidirektorposten warmgehalten. Zum „Silbernen Ehrenzeichen am Bande für die Verdienste um die Republik Österreich“ gratuliere ich Ihnen übrigens von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzer Lunge, von ganzer Milz, von den ganzen Nieren und hoffentlich auch noch von ganzer Leber. Sie haben es wahrlich verdient und trotzdem genommen. Genießen Sie das Silberne Ehrenzeichen und lassen Sie auch Ihre Parteifreunde, den einen Mölltaler Bauer (mit linksangina Halstuch) und den anderen Mölltaler Bauer (ohne rechtskräftiges Halstuch) herunterbeißen vom ehrwürdigen Keks. Viel Freude und Erfolg wünsche ich Ihnen weiterhin beim Bieranstechen. Bevor sie groß in die Politik eingestiegen sind, waren Sie Direktor bei der Kärntner „Schleppe Brauerei“. Auf der unappetitlichen, nach muffeligem Jagdeifer riechenden braunen Hirschlederschürze, die Sie beim Bieranstechen um Ihren wohlleibigen Bauch schnallen, sah man immer wieder die Aufschrift „Schleppe Bier“. Schleichwerbung! nennt man so etwas, Herr Dörfler. Als Landeshauptmann und Sportreferent sind Sie ein wunderbares Vorbild für die Jugend. So einer sind Sie also! Sie machen auf dieses Art und Weise Schleichwerbung für eine Brauerei, in der Sie einst gearbeitet und Ihr Geld verdient haben. Das ist nicht korrupt, das hat nichts mit Korruption zu tun, wirklich nicht. Der Gerhard Dörfler ist ein anständiger Mensch.

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