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478 479 Logistik in der Prozess- und Verfahrensindustrie F4 Der Logistikdienstleister als Pharmalogistiker: Anforderungen, Risiken und Chancen Dr. Nicola Spiggelkötter, Knowledge & Support, Bad Harzburg 1. Einleitung Pharmalogistiker sind Grenzgänger. Sie leben in der logistischen Welt, werden DEHU ELV WLHI LQ GLH HLJHQHQ 3UR]HVVH EHHLQÀXVVW GXUFK $QIRUGHUXQJHQ GHU SKDUPD- zeutischen Versender. Die Tätigkeitsfelder der Pharmalogistik (Abbildung 1) sind sehr facettenreich. Wir haben versucht, dies anhand der zu versendenden Produk- te zu veranschaulichen und systematisieren. Fertigarzneimittel werden vom phar- mazeutischen Unternehmer (PU) zum Großhändler (GH), direkt in die Apotheke, in das Krankenhaus (KH) oder zum Patient verbracht. Es gibt noch bedeutende Warenströme zwischen den Großhändlern, also auf einer horizontalen Ebene. Der Transport der Vorprodukte, ob nun Wirkstoffe (Active Pharmaceutical Ingredients, API), Hilfsstoffe, ist geprägt von seiner internationalen Auslegung. Am 19. März 2015 erfolgte die Veröffentlichung der „Guidelines on principles of Good Distribution Practice of active substances for medicinal products for hu- man use (2015/C 95/01)” im Amtsblatt der EU. 1 Damit wird die Reihe der guten Vertriebspraktiken auf EU-Ebene weiter vervollständigt. Bislang diente die WHO Guideline TRS No 917, 2003, „Good Trade and Distribution Practice for Pharma- ceutical Starting Materials” als Referenzdokument. Anleihen aus der EU guten Ver- triebspraxis sind deutlich spürbar, so der Eingang der Risikobewertungsprinzipi- en. Die besonderen Herausforderungen der Wirkstoff GDP bzw. deren Umsetzung liegen in Sicherstellung der lückenlosen Informationskette vom Originalhersteller über diverse Händler bis hin zum Empfänger des Wirkstoffes. 1 Siehe Dr. Nicola Spiggelkötter, „Gute Vertriebspraxis für Wirkstoffe”, Pharm. Ind. 77, Nr. 5, 2015, S. 679-682. Der Logistikdienstleister als Pharmalogistiker: Anforderungen, Risiken und Chancen 1. Einleitung 2. Aktuelle Situation: Pharmamarkt & Trends 3. EU Good Distribution Guideline, November 2013 und die Folgen für Logistikdienstleister 4. Ausblick und Perspektiven Über den Autor Literaturhinweise

Der Logistikdienstleister als Pharmalogistiker: Der ... · 482 483 31. DEUTSCHER LOGISTIK-KONGRESS 22.-24. Oktober 2014 F4 Logistik in der Prozess- und Verfahrensindustrie „Das

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31. DEUTSCHER LOGISTIK-KONGRESS22.-24. Oktober 2014 Logistik in der Prozess- und VerfahrensindustrieF4

Der Logistikdienstleister als Pharmalogistiker: Anforderungen, Risiken und ChancenDr. Nicola Spiggelkötter, Knowledge & Support, Bad Harzburg

1. Einleitung

Pharmalogistiker sind Grenzgänger. Sie leben in der logistischen Welt, werden DEHU�ELV�WLHI�LQ�GLH�HLJHQHQ�3UR]HVVH�EHHLQÀXVVW�GXUFK�$QIRUGHUXQJHQ�GHU�SKDUPD-zeutischen Versender. Die Tätigkeitsfelder der Pharmalogistik (Abbildung 1) sind sehr facettenreich. Wir haben versucht, dies anhand der zu versendenden Produk-te zu veranschaulichen und systematisieren. Fertigarzneimittel werden vom phar-mazeutischen Unternehmer (PU) zum Großhändler (GH), direkt in die Apotheke, in das Krankenhaus (KH) oder zum Patient verbracht. Es gibt noch bedeutende Warenströme zwischen den Großhändlern, also auf einer horizontalen Ebene. Der Transport der Vorprodukte, ob nun Wirkstoffe (Active Pharmaceutical Ingredients, API), Hilfsstoffe, ist geprägt von seiner internationalen Auslegung.

Am 19. März 2015 erfolgte die Veröffentlichung der „Guidelines on principles of Good Distribution Practice of active substances for medicinal products for hu-man use (2015/C 95/01)” im Amtsblatt der EU.1 Damit wird die Reihe der guten Vertriebspraktiken auf EU-Ebene weiter vervollständigt. Bislang diente die WHO Guideline TRS No 917, 2003, „Good Trade and Distribution Practice for Pharma-ceutical Starting Materials” als Referenzdokument. Anleihen aus der EU guten Ver-triebspraxis sind deutlich spürbar, so der Eingang der Risikobewertungsprinzipi-en. Die besonderen Herausforderungen der Wirkstoff GDP bzw. deren Umsetzung liegen in Sicherstellung der lückenlosen Informationskette vom Originalhersteller über diverse Händler bis hin zum Empfänger des Wirkstoffes.

1 Siehe Dr. Nicola Spiggelkötter, „Gute Vertriebspraxis für Wirkstoffe”, Pharm. Ind. 77, Nr. 5, 2015, S. 679-682.

Der Logistikdienstleister als Pharmalogistiker: Anforderungen, Risiken und Chancen

1. Einleitung

2. Aktuelle Situation: Pharmamarkt & Trends

3. EU Good Distribution Guideline, November 2013 und die Folgen für Logistikdienstleister

4. Ausblick und Perspektiven

Über den Autor

Literaturhinweise

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ordnung (AM-HandelsV), ergänzt durch die damals gültige knappe EU Good Distri-bution Guideline beruhten.

Eine einheitliche, anerkannte Orientierung war nicht vorhanden, es sei denn glo-bale GDP Richtlinien wie das Guidance Dokument der WHO Technical Report Series No 961, 2011, Annex 9 „Model guidance for the storage and transport of time- and temperature-sensitive pharmaceutical products” wurden herangezogen.3

Diese nicht harmonisierte Grundkonstellation erschwerte insbesondere Dienstleis-tern, sich mit der Pharmalogistik als Marktchance zu beschäftigen. Mit der EU GDP Guideline November 2013 liegt nunmehr eine detaillierte Grundlage vor, an der sich auch Pharmalogistiker orientieren müssen.

Im Folgenden werden die Anforderungen an Logistikdienstleister, die sich aus der EU GDP Guideline ableiten lassen, erläutert und kritisch hinterfragt. In einem Ex-kurs gehen wir der spannenden Frage nach, welches zusätzliche Rüstzeug ein Food-Logistiker benötigt, um als Pharmalogistiker bestehen zu können.4 Wir eröff-nen ausleitend Perspektiven, die sich für dieses Marktsegment andeuten.

2. Aktuelle Situation: Pharmamarkt & Trends

Der Kostendruck im Gesundheitswesen und der zunehmende Wettbewerbs- und Leistungsdruck in der Pharmabranche haben nicht nur Auswirkungen auf die Phar-maindustrie selbst, sondern auch auf die nachgelagerte Logistik. Aus diesem Grun-de müssen an dieser Stelle einige Ausführungen zu der Marksituation erfolgen.

Laut einer Umfrage des KEP-Dienstleisters UPS mit dem Titel „Pain in the (Supply) Chain” aus 20135, sorgen sich Pharma- und Biotech-Unternehmen sowie Medizin-produktehersteller in den USA, Europa und Asien um ihre Lieferketten, um ihre Supply Chain (SC). Die Umfrageergebnisse sind in Abbildung 2 zusammengefasst.

3 Siehe WHO Technical Report Series No 961, 2011, Annex 9 „Model guidance for the storage and transport of time- and temperature-sensitive pharmaceutical products”.

4 Siehe Dr. Nicola Spiggelkötter, „Food meets Pharma: What are the 6 must haves to become a carri-er specialized on pharma logistic?”, White Paper, Cold Chain IQ, 11.2013.

5 Siehe Studie von UPS, „Pain in the (Supply) Chain” 2013.

Abbildung 1: Tätigkeitsfelder PharmalogistikQuelle: Eigene Darstellung

Legende:

PU Pharmazeutischer Unternehmer GH Großhandel

CRO Clinical Research Organisation KH Krankenhaus

Die Arzneimitteldistribution, ob per LKW, Flugzeug oder Luftfracht, ob als Einzel-packstück oder im Full-Truck Bereich, ob innerhalb von Deutschland, innerhalb von Europa oder in entferntere Regionen, all diese Verkehrsströme haben in den letz-ten drei Jahren eine grundlegende Veränderung in der Wahrnehmung erfahren. Vor 2013 wurden die logistischen Schritte nur von direkt Beteiligten analysiert und GxP2-konform ausgestaltet, es galten mehrheitlich Inhouse-Standards der großen pharmazeutischen Versender, die auf den Ausführungen der Arzneimittelherstel-lungs- und Wirkstoffverordnung (AMWHV) und/oder der Arzneimittelhandelsver-

2 GxP bezeichnet zusammenfassend alle Richtlinien für „gute Arbeitspraxis”, welche insbesondere in der Medizin, der Pharmazie und der pharmazeutischen Chemie Bedeutung haben. Das „G” steht für „Gut(e)” und das „P” für „Praxis”, das „x” in der Mitte wird durch die jeweilige Abkürzung für den VSH]L¿VFKHQ�$QZHQGXQJVEHUHLFK�HUVHW]W�

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„Das Vertriebsnetz für Arzneimittel wird immer komplexer und umfasst viele Wirtschaftsakteure. Die Leitlinien enthalten geeignete Instrumente, die die Großhändler bei ihrer Tätigkeit unterstützen und verhindern sollen, dass gefälschte Arzneimittel in die legale Lieferkette gelangen. Durch die Einhaltung dieser Leitlinien wird eine Kontrolle der Vertriebskette sicher-gestellt und somit die Qualität und Unversehrtheit von Arzneimitteln auf-rechterhalten.” EU GDP Guideline, November 2013, Einleitung7

Wenn man das Thema Supply Chain Security zoomt, kommen die in Abbildung 3 skizzierten Aspekte zum Vorschein. Die Geschlossenheit der Lieferketten und de-ren Transparenz sind Aspekte, die die Diskussionen dominieren.

Abbildung 3: Hot Spot Supply Chain Security Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der UPS Studie 2013

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)8 geht davon aus, dass bei Arzneimit-teln, die über nicht autorisierte Online-Versandhändler bezogen werden, der Fälschungsanteil bei über 50% liegt. Im Juni 2013 wurden bei der INTERPOL-gestützten Operation PANGEA VI weltweit 9,8 Millionen illegale und gefälschte Arz-QHLPLWWHO�NRQ¿V]LHUW��$OOHLQ�LQ�'HXWVFKODQG�ZXUGHQ�GDEHL��������7DEOHWWHQ��.DS-seln und Ampullen aus dem Verkehr gezogen.9 Man muss leider davon ausgehen, dass die Dunkelziffer ein mehrfaches beträgt, obwohl der Mitteilung nicht genau

7 Siehe Leitlinien vom 5. November 2013 für die gute Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln (2013/C 343/01).

�� 6LHKH�:+2�0HGLFLQHV��)DFW�VKHHW�1������0D\������Ä6SXULRXV�IDOVHO\�ODEHOOHG��IDOVL¿HG�FRXQWHUIHLW�(SFFC) medicines”.

9 Siehe Interpol, Pressemitteilung vom 27.06.2013 „International operation targets online sale of illicit medicines”, www.interpol.int/News-and-media/News/2013/PR077.

Abbildung 2: Welche Themen beschäftigen die Pharmaindustrie? Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der UPS Studie 2013

Die regulatorischen Anforderungen und deren Einhaltung (reg. Konformität) sind bei den heutigen globalen Lieferströmen eine stete Herausforderung. Dies mein-ten 63% der Befragten. Zum einen unterliegen diese Anforderungen, ob nun im GMP-Leitfaden und seinen Anhängen oder in den nationalen Bestimmungen wie dem AMG (Arzneimittelgesetz) oder der AMWHV (Arzneimittelherstellungs- und Wirkstoffverordnung), einem ständigen Änderungsprozess und zum anderen be-stehen in Umsetzung sowie Auslegung der Bestimmung und Best Practices natio-nale Unterschiede. Dies zeigt sich beispielsweise ganz aktuell in der Auslegungs-interpretation, die die novellierte EU GDP Guideline ausgelöst hat: In Österreich orientiert man sich an einem Codex, der allerdings nur für Transporte innerhalb von Österreich gilt, in England beruft man sich auf FAQ und in Deutschland ist man im Grunde noch auf der Suche.6

Die Sicherheit der Supply Chain wird geprägt durch die grundlegende Sorge um das Eindringen von gefälschten und/oder mutmaßlich gefälschten Arzneimitteln, das zeigte die Studie. Die Abwehr von gefälschten Arzneimitteln in den legalen Lieferketten ist ein wesentlicher Grund, weshalb die Überarbeitung der EU GDP Guideline erfolgte und ist in ihr als ein klares Ziel formuliert:

6 Siehe Dr. Nicola Spiggelkötter, „GDP goes international”, Teil 1-3, Pharm. Ind. (Teil 1: 2014, 76, 2, S. 133-138, Teil 2: 2014, 76, 2, S. 276-281 und Teil 3: 2015, 77, 1, S. 110-113).

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den, was leider manchmal von den pharmazeutischen Verladern nicht geschieht. Ein weiteres Thema sind Transportschäden, Umstände, die die Produktintegrität nachhaltig verändern: Bruch der Temperaturketten, Warenbruch.

Obgleich dieses Marktumfeld für Logistikdienstleister schwierig ist, da herausfor-dernd und anspruchsvoll, streben viele Logistikdienstleister in dieses. Deswegen soll nachfolgend skizziert werden, welche Anforderungen es im Detail zu erfüllen gilt und worin die wesentlichen Hemmschwellen bestehen.

Exkurs: Food-Logistiker

Vorangestellt müssen einige Anmerkungen zur Lebensmittellogistik erfol-gen, da viele Transportdienstleister einen wesentlichen Teil ihres Geschäftes hierdurch erbringen. Oder kurz auf einen Nenner gebracht: Was braucht ein Food-Logistiker, um Pharmalogistiker zu werden, zu sein und als ein solcher DXFK�]X�EHVWHKHQ��(LQH�=HUWL¿]LHUXQJ�QDFK�,)6�)RRG�/RJLVWLFV�LVW�HEHQVR�HLQ�JXWHU� $XVJDQJVSXQNW�ZLH� HLQH� YRUOLHJHQGH�',1�,62�=HUWL¿]LHUXQJ�� %HL� EHL-den Qualitätssystemen werden Ansprüche an das Management, seine Verant-wortung, an das Personal, an Schulungen, aber auch an die Räumlichkeiten JHVWHOOW��'DV�4XDOLWlWVV\VWHP�ZLUG�GXUFK�HLQH�EHQDQQWH�3HUVRQ�JHSÀHJW�XQG�überwacht. Sowohl ISO als auch IFS sind prozessorientierte Systeme. Pro-zessvalidität und Prozessgüte stehen im Vordergrund. Es sind auch reaktive 6\VWHPH��$EZHLFKXQJHQ�YRQ�GHQ�GH¿QLHUWHQ�3UR]HVVHQ�ZHUGHQ�UHWURVSHNWL-visch analysiert.

Abbildung 4: Food meets pharma Quelle: Eigene Darstellung

entnommen werden kann, auf was für eine Verpackungseinheit sich die Angabe bezieht, wirklich auf jede einzelne Pille, Kapsel oder auf Verpackungseinheiten oder gar Transporteinheiten? So oder so, die Zahlen sind beeindruckend, aber auch erschreckend.

Die Umfrageteilnehmer sorgten sich insbesondere um die Supply Chain Transpa-renz, engl. „supply chain visibility”. Diese ist weit mehr als die reine Ermittlung des aktuellen physischen Standortes des Produktes. Es geht vielmehr darum, die Sicherheit innerhalb der Supply Chain zu gewährleisten und die Produkte jederzeit zurückverfolgen zu können.10

Erschreckende Auswirkungen einer nicht transparenten Lieferkette zeigten sich im Frühjahr 2014 als Fälle bekannt wurden, wonach Medikamente in italienischen Krankenhäusern oder bei Großhändlern gestohlen und manipuliert wurden. Diese Arzneimittel gelangten in die legale Lieferkette und tauchten ebenfalls in Deutsch-land auf. Einige Zwischenhändler erkannten dies und schlugen daraufhin Alarm. Die Spuren führten zu einer rumänischen Quelle. Anhand dieses unrühmlichen Beispiels sieht man die Undurchsichtigkeit der Warenströme, oft waren Reimpor-teure daran beteiligt. Deswegen kam dieses gesamte Geschäftsmodell in Misskre-dit, worunter die „guten” Reimporteure massiv zu leiden hatten.11

Eine verwandte Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Track & Trace, Verbes-serung der Forecasting-Genauigkeit und Supply Chain Visibility stehen im Fokus der Unternehmen.12

Der Druck auf die Pharmaunternehmen, ihre Supply Chain zu optimieren, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, da der Umsatz von vielen Umsatzbringern und Blockbustern durch auslaufende Patente wegbricht. Der Marktanteil von Ge-nerika, den Nachahmerprodukten, wird demzufolge weiter ansteigen, 2011 lag er bereits bei knapp 16%. Der viel beschriebene demographische Wandel, die Bevölkerungsentwicklung in Asien, aber auch verändertes Konsumenten-/Patien-WHQYHUKDOWHQ�ZLUG�GLH�6XSSO\�&KDLQ�QDFKKDOWLJ�EHHLQÀXVVHQ��

Mit den gestiegenen Anforderungen, geht ein Kostenanstieg einher, der für die Lo-gistik veranschlagt werden muss. Ein mehr an Qualität und der gestiegene Hand-lings- und Dokumentationsaufwand müssen� HQWVSUHFKHQG�%HU�FNVLFKWLJXQJ�¿Q-

10 A. Sponheimer, „Supply Chain-Trends und Regularien in der Pharmalogistik”, Pharm. Ind. 75, Nr. 9, 2013, S. 1424.

11 Zur Arzneimittelheit bei Reimporten siehe auch Dr. Nicola Spiggelkötter, „Arzneimittelsicherheit bei Parallelimporten”, Pharm. Ind. 75, Nr. 5, 2013, S. 722-725.

12 Siehe Miebach Consulting, „Supply Chain erhält Managementrelevanz”, Studie Pharmalogistik 2012.

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Abbildung 5: Zentrale Kapitel der EU Good Distribution Guideline für Logistikdienstleister

Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel 9 – „Transportation”

Im Kapitel 9 erfolgen umfangreiche Ausführungen zum Transport von Arzneimit-teln. Der liefernde Großhändler ist dafür verantwortlich und muss sicherstellen, dass die Temperaturbedingungen während des Transportes innerhalb eines ak-zeptablen Bereichs verbleiben: „It is the responsibility of the supplying wholesale distributor to protect medicinal products against breakage, adulteration and theft, and to ensure that temperature conditions are maintained within acceptable limits during transport.”14

Es liegt dann wohl in der Verantwortung des pharmazeutischen Unternehmers die Toleranzgrenzen und den anzuwendenden Temperaturkorridor vorzugeben und zu kommunizieren. Seiner Verantwortung kommt der pharmazeutische Versender QDFK��ZHQQ�HU�I�U�VHLQH�7UDQVSRUWH�7UDQVSRUWGLHQVWOHLVWHU�HLQVHW]W��GHUHQ�4XDOL¿-zierung gezeigt hat, dass Transporte GDP-konform durchgeführt werden können. 'LHVH�/LHIHUDQWHQTXDOL¿]LHUXQJ�LVW�HLQ�DXIZHQGLJHU�3UR]HVV�XQG�ZLUG� LP�=XVDP-menhang mit Kapitel 7 „Arbeiten im Auftrag” näher beleuchtet.

14 Alle englischen Zitate sind den Guidelines of 5 November 2013 on Good Distribution Practice of medicinal products for human use (2013/C 343/01)” entnommen.

Im Pharmabereich hingegen liegt der Fokus auf der Produktqualität. Alle ne-gativen Auswirkung auf das Produkt und somit seine Qualität und Wirksamkeit sind zu vermeiden. Dabei setzt man auf ein breites Repertoire an vorbeugen-den Maßnahmen. Die grundlegenden Anforderungen an Personal, an Fahrzeu-ge, an Läger und Umschläge werden weiter unten aufgeführt. Das Personal muss grundlegend in dem Umgang mit Arzneimittel geschult sein. Arzneimittel sind ein sensibles Gut, da von ihm Leben abhängen kann. Und erschwerend kommt hinzu, dem Produkt kann in den meisten Fällen nicht anhand visueller Kontrolle angesehen werden, ob die Wirksamkeit noch zu 100% gegeben ist.

Pharmalogistiker können aber auch von Food-Logistikern lernen: Beispielswei-se den Umgang mit sehr engen Temperaturkorridoren, denken wir an Hack-ÀHLVFK�� GDVV� JHPl�� $UWLNHO� ��� GHU� 9HURUGQXQJ� �EHU� $QIRUGHUXQJHQ� DQ� GLH�Hygiene beim Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von bestimmten Lebensmitteln tierischen Ursprungs (Tierische Lebensmittel-Hygieneverord-nung – Tier-LMHV)

QXU�EHL�HLQHU�7HPSHUDWXU�YRQ�QLFKW�PHKU�DOV������&�JHODJHUW�XQG�EHI|UGHUW�werden darf. Und eigentlich auch die sehr klaren Vorgaben, die den Interpre-tationsspielraum auf ein Minimum reduzieren.

3. EU Good Distribution Guideline, November 2013 und die Folgen für Logistikdienstleister13

Die EU Good Distribution Guideline gliedert sich in zehn Kapitel, nicht alle davon sind für Logistikdienstleister von vorrangigem Interesse. Die EU GDP Guideline richtet sich nicht direkt an Logistikdienstleister, sondern an pharmazeutische Groß-händler und pharmazeutische Unternehmer, die ihre eigenen Produkte vertreiben.

Die Kernkapitel für Logistikdienstleister sind in Abbildung 5 jeweils rot hinterlegt. Beginnen wir mit Ausführungen zu Kapitel 9 „Transport”, gefolgt von Kapitel 7 „Ar-beiten im Auftrag” und abschließend Kapitel 3 „Ausrüstungen und Betriebsmittel”. Bei Zitaten beziehen wir uns auf die englische Fassung, um den zahlreichen Über-setzungsunstimmigkeiten keinen weiteren Raum zu geben.

Selbstverständlich muss der ein oder andere Gedanke aus den anderen Kapiteln kurz skizziert werden, beispielsweise der risikobasierte Gedanke, der sich wie ein roter Faden durch die Guideline zieht.

13 Siehe Dr. Nicola Spiggelkötter, „Die neue GDP Guideline”, Pharm. Ind. 74, Nr. 4, 2013, S. 667-671.

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te Zeiträume. Diese Studien werden während der gesamten Entwicklungs- und Marktphase durchgeführt (Product Life Cycle).15

Bei Abweichungen (Temperatur, Bruch) ist der Empfänger und Händler zu unter-richten. Ein Abweichungsmanagement hinsichtlich der Temperatur ist zu imple-mentieren. „A procedure should also be in place for investigating and handling temperature excursions.”

Und dann erfolgt eine Rücknahme der Eingangs aufgestellten Anforderungen und zwar: „Risk assessment of delivery routes should be used to determine where temperature controls are required.”

Bringen wir nun die vorgenannten Zitate auf einen Nenner:

– Transporttemperatur nach Vorgaben des Herstellers oder wie auf der Verpackung ausgewiesen.

– Ein Abweichungsmanagement greift im Fall von Temperaturabweichungen.

– Durch eine Risikoanalyse werden die Transportrouten bestimmt, bei denen eine Temperaturkontrolle erforderlich ist.

Insbesondere Großhändler mit ihrer breiten Produktpalette stellt das vor einige Probleme: Wie werden die Artikel transportiert, wenn die Temperaturranges von �����&�ELV�������&�JHKHQ�XQG�]ZDU�PLW�HLQHU�$XVOLHIHUXQJ��'D]X�NDQQ�HLQ�)UD-ge- & Antwortpapier der Expertenfachgruppe 09 der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (ZLG) konsultiert wer-den, das diesen Punkt in Frage 18 aufgreift: „Kann ein Transport von nicht kühl-SÀLFKWLJHQ�$U]QHLPLWWHOQ�JUXQGVlW]OLFK�]ZLVFKHQ������&�XQG�� 30 °C erfolgen?”16 Grundsätzlich kann nicht so verfahren werden, denn Arzneimittel darunter sind PLW�HLQHU�PD[LPDOHQ�2EHUJUHQ]H�YRQ������°C versehen.

:�UGH� PDQ� VR� YHUIDKUHQ�� DOVR� $U]QHLPLWWHO� PLW� HLQHU� DXVJHZLHVHQHQ� 6SH]L¿-NDWLRQ�YRQ�PD[LPDO�������&�PLW�HLQHU�7ROHUDQ]JUHQ]H�YRQ�� 30 °C ausliefern, akzeptiert man im Vorfeld Abweichungen. Diese Attitüde ist sicherlich nicht nur im Pharmaumfeld nicht tolerabel.

Wenn allerdings der pharmazeutische Unternehmer in Form einer Transportan-weisung, andere Obergrenzen, abweichende Transportbedigungen vorgibt, liegt

15 Siehe ICH Q1A (R2), „Stability Testing of New Drug Substances and Products”, 2003.16 Frage- & Antwortpapier EFG 09 zum Betreiben eines Großhandels mit Arzneimitteln, 19.03.2015,

S. 9.

Ferner ist ein Nachweis zu erbringen, dass beim Transport die Arzneimittel keinen Bedingungen ausgesetzt wurden, die sich negativ auf ihre Qualität auswirken kön-nen: „Regardless of the mode of transport, it should be possible to demonstrate that the medicines have not been exposed to conditions that may compromise their quality and integrity.”

Interessant ist dann die Formulierung: „If requested, customers should be pro-vided with information to demonstrate that products have complied with the tem-perature storage conditions.” Auf Nachfrage sind dem Kunden Daten und Informa-tionen zu übergeben, die belegen, dass die Temperaturkette eingehalten wurde. Auch hier ein unterschwelliger Verweis auf ein Temperaturmonitoring.

8QG�KLHU�ZLUG�HV�GLI¿]LOHU��:HOFKH�$UW�YRQ�1DFKZHLV�NDQQ�YDOLGH�GLH�JHZ�QVFKWHQ�Informationen liefern? Und was für Parameter wären das überhaupt?

Kann eine Transportvalidierung diesen Nachweis erbringen und/oder eine detail-lierte Risikoanalyse der Auslieferungstouren? Und wie ist es dann um einen Einzel-nachweis, sendungsbezogen und/oder auf Packstückebene, bestellt? Diese Nach-weise sollten im Schadensfall erbracht werden.

Ein Nachweis kann eigentlich nur dann erbracht werden, wenn zuvor verlässliche Daten erhoben wurden, beispielsweise ein Temperaturmonitoring stattgefunden hat.

Die Form des Nachweises bleibt offen.

In 9.2 „Transportation” erfolgen dann Ausführungen zu den Transportbedingungen und hier der zentrale Passus: „The required storage conditions…should be main-WDLQHG�GXULQJ�WUDQVSRUWDWLRQ�ZLWKLQ�WKH�GH¿QHG�OLPLWV�DV�GHVFULEHG�E\�WKH�PDQX-facturer or on the outer packaging.”

Und die deutsche Formulierung zum Vergleich:

„Die erforderlichen Lagerbedingungen für Arzneimittel sollten während des ge-samten Transportweges innerhalb der vom Hersteller auf der äußeren Umhüllung angegebenen Grenzen gehalten werden.”

Der Hersteller gibt Weisungen über die Transportbedingungen oder diese sind auf den äußeren Umfüllungen vermerkt.

Der Wohlfühlkorridor von Arzneimitteln ist eine Grundvoraussetzung für die 100%ige Wirksamkeit der Präparate im Anwendungsfall. Diese Lagerungshinweise und das Verfallsdatum sind das Ergebnis von Stabilitätsuntersuchungen, also der ([SRVLWLRQ�GHU�3URGXNWH�PLW�GH¿QLHUWHQ�7HPSHUDWXU��)HXFKWHZHUWHQ��EHU�GH¿QLHU-

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QlKHU� GH¿QLHUW��ZLHGHU� HLQ� JUXQGOHJHQGHU�8QWHUVFKLHG� ]X� GHP�/HEHQVPLWWHOEH-reich, in dem ein höherer Detailierungsgrad vorherrscht. Der Prozess selbst muss ausführlich beschrieben und seine Durchführung dokumentiert sein. Meist erfolgt dies bei Transportlogistikern im Qualitätshandbuch und/oder im Fahrerhandbuch mit entsprechenden Durchführungsprotokollen.

Ausdrücklich ausgeschlossen sind alternative Zustelladressen für die Warensen-dungen.20 Bei Paketdienstleistern wird dies leider manchmal nicht so streng ge-sehen, da erfolgt schon mal die Abgabe beim Nachbarn, wenn beispielsweise die Apotheke geschlossen ist. Diesen Punkt sollte der Verlader explizit in seinem Ver-trag mit aufnehmen. Der Transportlogistiker steht hier in der Verantwortung, sei-nen Auslieferungsfahrern das Verbot von alternativen Zustelladressen im Rahmen seiner Pharmaschulungen zu vermitteln und die Einhaltung zu überwachen.

Kapitel 9.4 konzentriert sich auf den Transport von Arzneimitteln mit „special con-GLWLRQV´�XQG�GDUXQWHU�IDOOHQ�GLH�WHPSHUDWXUHPS¿QGOLFKHQ�$U]QHLPLWWHO��

Ä)RU�WHPSHUDWXUH�VHQVLWLYH�SURGXFWV��TXDOL¿HG�HTXLSPHQW��H�J��WKHUPDO�SDFNDJ-ing, temperature-controlled containers or temperature controlled vehicles) should be used to ensure correct transport conditions are maintained between the manu-facturer, wholesale distributor and customer.”

8QG�KLHU�LVW�GLH�*XLGHOLQH�]LHPOLFK�GHXWOLFK��(LQH�4XDOL¿]LHUXQJ�GHU�)DKU]HXJH�RGHU�der Thermoversandgebinde ist unumgänglich. Eine Temperaturverteilungsstudie LVW�7HLO�HLQHU�*HVDPWTXDOL¿]LHUXQJ��GDPLW�GHU�GRNXPHQWDULVFKH�1DFKZHLV�HUEUDFKW�werden kann, dass beispielsweise die Fahrzeuge die erforderliche Laderaumtem-peratur auch bei extremen Testbedingungen erbringen können.

Interessant ist dann die Formulierung: „If requested, customers should be pro-vided with information to demonstrate that products have complied with the tem-perature storage conditions.” Auf Nachfrage sind dem Kunden Daten und Informa-tionen zu übergeben, die belegen, dass die Temperaturkette eingehalten wurde. Auch hier ein erneuter, unterschwelliger Verweis auf ein Temperaturmonitoring.

20 „Deliveries should be made to the address stated on the delivery note and into the care or the premises of the consignee. Medicinal products should not be left on alternative premises.” EU GDP Guideline, Chapter 9.

dies in seiner pharmazeutischen Verantwortlichkeit und sollte auf validen Daten beruhen.

Wie kann nun ein Nachweis erbracht werden, dass die Transporttemperaturen in einem akzeptablen Bereich lagen? Das ist eine der Kernfragen. Eine konsequen-te Anwendung des risikobasierten Ansatzes bildet die Grundlage einer möglichen Vorgehensweise: Die Transportrouten werden daraufhin systematisch analysiert und ausgewertet. Die Risikoanalyse selbst sollte auf wissenschaftlichen Erkennt-nissen sowie Erfahrungen mit den Prozessen beruhen.17 In dem Guidance Doku-ment „Quality Risk Management” des International Code of Harmonisation (ICH) wird ein möglicher Ansatz skizziert, auf den auch in der EU GDP Guideline verwie-sen wird.18

Dazu ist es erforderlich, auf eine breite Datenbasis von Realdaten zurückgreifen zu können. In der Praxis erweist sich die Analyse der Auslieferungstouren als eine wahre Herkulesaufgabe. Ohne eine enge Zusammenarbeit mit den pharmazeuti-schen Versendern kann dies schwer erfolgen, aber nicht alle Versender sind bereit, diese Vorversuche zu einer Transportvalidierung mit realer Ware durchführen zu lassen, zumal wenn das Ergebnis noch offen ist und dabei immer nicht auszu-schließen ist, das die Ware Schaden nimmt.

Eine weitere Kernforderung der EU GDP Guideline greift das Thema Dediziertheit auf: Wo möglich, sollte auf dedizierte Fahrzeuge zurückgegriffen werden.19 Wenn dies nicht möglich ist, ist sicherzustellen, dass Verfahren eingesetzt werden, die gewährleisten, dass die Qualität der Arzneimittel nicht beeinträchtigt wird, bei-VSLHOVZHLVH�GXUFK�HQWVSUHFKHQGH�5HLQLJXQJVSOlQH�XQG��YHUIDKUHQ�I�U�GLH�/DGHÀl-chen.

Was heißt Dediziertheit in diesem Zusammenhang? In enger Auslegung sind Fahr-zeuge ausschließlich für den Transport von Arzneimitteln einzusetzen. Beiladungen von offenen Lebensmitteln sind sowieso tabu. Aber auch alle anderen Frachten, GLH�K\JLHQLVFK�SUREOHPDWLVFK�VLQG��%OXPHQ��$XWRUHLIHQ��gOH��/DFNH��'LH�/DGHÀl-chen sind so zu reinigen, dass von den Vorfrachten keinerlei potentielle Konta-minationen mehr ausgehen können. Das Reinigungsprozedere selbst wird nicht

17 Siehe Kapitel 1.5 „Quality risk management”: „Quality risk management should ensure that the HYDOXDWLRQ�RI�ULVN�WR�TXDOLW\�LV�EDVHG�RQ�VFLHQWL¿F�NQRZOHGJH�DQG�H[SHULHQFH�ZLWK�WKH�SURFHVV�́ �

18 Siehe ICH Q9, „Quality Risk Management”, www.ich.org.19 „Dedicated vehicles and equipment should be used, where possible, when handling medicinal

products. Where non-dedicated vehicles and equipment are used, procedures should be in place to ensure that the quality of the medicinal product will not be compromised.” EU GDP Guideline, Chapter 9.

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Spots. An diesen Stellen sind die Temperaturmonitoringfühler zu verbauen. Beladungsgrenzen werden festgelegt (Nähe zu den Aggregaten, in der Verti-kalen etc., damit der Luftaustausch ungehindert erfolgen kann).

'LH� DEVFKOLH�HQGH� /HLVWXQJVTXDOL¿]LHUXQJ� �3HUIRUPDQFH� 4XDOL¿FDWLRQ�� 34��schließlich stellt sicher, dass bei Transportfahrzeugen im Einsatz mit realer Ladung, auf realen Touren die erforderliche Leistung abgerufen werden kann.

8P�GHQ�4XDOL¿]LHUXQJVDXIZDQG�]X�UHGX]LHUHQ��ELHWHQ�HLQLJH�)DKU]HXJ��$XV-EDXWHQKHUVWHOOHU� )DKU]HXJH� DQ�� GLH� EHUHLWV� HLQH�%DXDUWTXDOL¿]LHUXQJ�GXUFK-ODXIHQ�KDEHQ��%HL�GLHVHU�9RUJHKHQVZHLVH��HUIROJW�GLH�)DKU]HXJTXDOL¿]LHUXQJ�anhand eines baugleichen Musters. Teile der Abnahmeüberprüfung (IQ) und LQVEHVRQGHUH�GLH�/HLVWXQJVTXDOL¿]LHUXQJ�VLQG�GDULQ�QLFKW�HQWKDOWHQ�XQG�VROOWHQ�entsprechend jeweils im Einzelfall erbracht werden.

(LQH�4XDOL¿]LHUXQJ�NDQQ�JUXQGVlW]OLFK�YRQ�MHGHP�GXUFKJHI�KUW�ZHUGHQ��GHU�über das entsprechende Wissen verfügt, es gibt keine „geprüften, zugelasse-QHQ´�6WHOOHQ�KLHUI�U��$XI�GHP�4XDOL¿]LHUXQJVPDUNW�JHKHQ�GLH�([SHUWHQ�ELV-lang jeweils nach ihren eigenen Hausstandards vor, diese weisen in Bezug DXI�4XDOLWlW��DXFK�4XDOLWlW�LQ�GHU�'RNXPHQWDWLRQ��4XDOL¿]LHUXQJVPDVWHUSODQ��4XDOL¿]LHUXQJVSODQ�XQG�4XDOL¿]LHUXQJVEHULFKW���8QWHUVFKLHGH�DXI��8P�GLH�9HU-JOHLFKEDUNHLW�GHU�4XDOL¿]LHUXQJ�]X�YHUEHVVHUQ��HLQHQ�KRKHQ�6WDQGDUG�]X�HWDE-lieren, wird derzeit auf Initiative des Germanischen Lloyds, des TÜV Süds und Knowledge & Support eine DIN SPEC unter Beteiligung von pharmazeutischen Herstellern, Großhändlern, Verbänden, Fahrzeugherstellern und Ausrüstern erarbeitet. Der Abschluss und die Veröffentlichung der DIN SPEC 91.323 N46. „Klimatisierte Nutzfahrzeuge für die Distribution von Arzneimitteln (human XQG�YHWHULQlU���/HLWOLQLHQ�I�U�GLH�4XDOL¿]LHUXQJ´�ZLUG�(QGH�������$QIDQJ������erwartet.

Kapitel 3 – Einrichtungen und Gegenstände

Läger, Umschläge und Depots unterliegen ebenfalls den in der Guideline formu-lierten Anforderungen: Sie sollen angemessen ausgestattet, dimensioniert und temperiert sein. Einbruchsalarm, Zutrittskontrolle, getrennte Wareneingangs- und Warenausgangszonen und eine vorbeugende Pest Control dürften heute bereits weitgehend etabliert sein.

([NXUV��4XDOL¿]LHUXQJ�YRQ�)DKU]HXJHQ

(UVW�TXDOL¿]LHUHQ��GDQQ�WUDQVSRUWLHUHQ�±�GDV�LVW�GLH�JHERWHQH�$EIROJH��8QWHU�HL-QHU�4XDOL¿]LHUXQJ�ZLUG�GHU�Ä1DFKZHLV��GDVV�$XVU�VWXQJVJHJHQVWlQGH�NRUUHNW�funktionieren und mit ihnen tatsächlich die erwarteten Ergebnisse erreicht werden können” verstanden, so ausgeführt in dem anhängenden Glossar zur (8�*'3�*XLGHOLQH��4XDOL¿]LHUXQJHQ� VLQG� LP�3KDUPDXPIHOG� LQVEHVRQGHUH� LQ�der Pharmaproduktion gängige Praxis. Die Vorgehensweise gliedert sich in vier Phasen (siehe Abbildung 6).

$EELOGXQJ����3UR]HVVVFKULWWH�EHL�GHU�4XDOL¿]LHUXQJ Quelle: Eigene Darstellung

%HL�GHU�'HVLJQTXDOL¿]LHUXQJ��'4��HUVWHOOHQ�GLH�4XDOL¿]LHUHU�HLQHQ�.DWDORJ�PLW�Anforderungen, die das Fahrzeug für den Pharmaeinsatz erfüllen muss, wie etwa drei-Punkt-kalibrierte Temperatursensoren, glatte und bündig schließen-GH�2EHUÀlFKHQ��,Q�GHU�,QVWDOODWLRQVTXDOL¿]LHUXQJ��,4��ZLUG�GLH�9HUEDXXQJ�GHU�LP�3ÀLFKWHQKHIW�DXVJHZLHVHQHQ�.RPSRQHQWHQ��EHUSU�IW�

:lKUHQG�GHU�)XQNWLRQVTXDOL¿]LHUXQJ��2SHUDWLRQDO�4XDOL¿FDWLRQ��24��HUVWHOOHQ�die Experten ein Temperaturmapping im Laderaum: In einer Klimakammer oder entsprechenden Einrichtungen wird bei wechselnden Prüfraumtempera-turen getestet, ob im Trailer die benötigten Temperaturen erreicht und gehal-WHQ�ZHUGHQ��0HKUHUH�LQ�GHU�/DGHÀlFKH�YHUWHLOWH�6HQVRUHQ�VWHOOHQ�VLFKHU��GDVV�GLH� MHZHLOLJH�7HPSHUDWXU�DXIJH]HLFKQHW�ZLUG�� ,Q�GLHVHU�4XDOL¿]LHUXQJVSKDVH�ZHUGHQ�GLH�7HPSHUDWXUH[WUHPH�LQ�GHU�/DGHÀlFKH�HUPLWWHOW��GLH�&ROG�XQG�+RW�

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erwartet der pharmazeutische Kunde fundierte Antworten. Das zeigt sich immer ZLHGHU�LQ�/LHIHUDQWHQDXGLWV�LP�5DKPHQ�HLQHU�/LHIHUDQWHQTXDOL¿]LHUXQJ��DXI�GLH�ZLU�in unseren Anmerkungen zu Kapitel 7 „Arbeiten im Auftrag” wieder zurückkom-men.

Die Kalibrierung der Messsysteme hat nach festgelegten Intervallen zu erfolgen und zwar auf Grundlage einer Risiko- und Zuverlässigkeitsbewertung: „Equipment used to control or to monitor the environment where the medicinal products are stored VKRXOG�EH�FDOLEUDWHG�DW�GH¿QHG�LQWHUYDOV�EDVHG�RQ�D�ULVN�DQG�UHOLDELOLW\�DV-sessment.” Ein 1-Jahrestournus hat sich etabliert.

In Pharmalägern herrscht ein klares Zonenkonzept, um eine Untermischung von bestimmten Produktgruppen und -stadien auszuschließen. Quarantänebereiche, auch in den Kühlzellen sind ebenso eine Selbstverständlichkeit wie getrennte Wa-reingangs- und -ausgangsbereiche mit den vorgelagerten Bereitstellungszonen.

Sofern die physische Trennung von bestimmten Lagerungskategorien elektronisch erfolgt, ist das dafür eingesetzte EDV System zu validieren. Hier hilft der risikoba-sierte Ansatz, denn lediglich die kritischen Prozessschritte gilt es in der Validierung zu beleuchtet. Erfreulicherweise gibt es zum Thema Softwarevalidierung einen etablierten Industriestandard: GAMP 5.21

Kapitel 7 – Arbeiten im Auftrag

Mit Kapitel 7 betreten wir den interessanten Grenzbereich zwischen Tätigkeits-bereichen von Großhändlern und all denjenigen, die mit Dienstleistungen an der Pharmadistribution beteiligt sind, wie beispielsweise Transportdienstleister, aber auch Reinigungsunternehmen.

Der pharmazeutische Auftraggeber ist verantwortlich für die ausgelagerten Tätig-keiten. Ebenso liegt es in seiner Verantwortung sicher zu stellen, dass der Auf-tragnehmer zur Durchführung der ihm übertragenen Leistungen fähig und in der Lage ist und dabei die Grundsätze der guten Vertriebspraxis eingehalten werden. Die Ermittlung der Befähigung des Auftragnehmers erfolgt durch Auditierung vor Vertragsbeginn. „7.2. Contract Giver: The Contract Giver is responsible for the activities contracted out. The Contract Giver is responsible for assessing the com-petence of the Contract Acceptor…”

21 ISPE, GAMP 5: A Risk-Based Approach to Compliant GxP Computerized Systems, 2008. Siehe auch http://www.ispe.org.

In 3.2.1. erfolgen zentrale Ausführungen zu Temperatur- sowie Umgebungskon-trolle. Hier setzt sich klar die Anforderung durch, Läger und Kühlzellen beispiels-ZHLVH� YRU� ,QEHWULHEQDKPH� ]X� TXDOL¿]LHUHQ�� RGHU� ]XPLQGHVW� HLQH� UHWURVSHNWLYH�4XDOL¿]LHUXQJ� GXUFK]XI�KUHQ�� 8QG� ]ZDU� XQWHU� NODUHU� %HDFKWXQJ� YRQ� VDLVRQDOHQ�Unterschieden, also Temperaturerhebung im Sommer und Winter. Das Tempera-WXUPDSSLQJ�LVW�MHZHLOV�7HLO�GHU�4XDOL¿]LHUXQJ��

Die angemessene Temperierung der Depotsund Hubs stellt Logistikdienstleister allerdings vor Herausforderungen. Oft verfügen diese Gebäude zwar über eine Heizung, aber keine aktive Temperatursteuerung. Deswegen ist es umso wichtiger, LQ�HLQHU�4XDOL¿]LHUXQJ�GLH�7HPSHUDWXUGLYHUJHQ]HQ�XQG��H[WUHPH�]X�HUPLWWHOQ��'LH-ser Prozess verläuft einmal unter Sommer-, einmal unter Winterbedingungen. Um ZLUNOLFK�EHODVWEDUH�(UJHEQLVVH�]X�EHNRPPHQ��VROOWHQ� LP�4XDOL¿]LHUXQJVSODQ�GLH�$N]HSWDQ]NULWHULHQ�GH¿QLHUW�ZHUGHQ��$E�ZHOFKHU�7HPSHUDWXU�LVW�6RPPHU�:LQWHU"�8P�ZHOFKH�8KU]HLW�HUIROJW�GLH�5HIHUHQ]PHVVXQJ�±���8KU"�$X�HQWHPSHUDWXU��EHU���20 °C, �����°C? Über die Dauer der Messstrecke gibt es keine einheitlichen Zeitan-gaben, üblicherweise schließt die Temperaturaufnahme ein Wochenende mit ein, ]X]�JOLFK�9RUODXI��DOVR�]HKQ�7DJH��(LQH�JXWH�+LQI�KUXQJ�]XP�7KHPD�/DJHUTXDOL¿-zierung bieten Guidance Dokumente der WHO, beispielsweise WHO Technical Re-port Series No. 961, 2011, Annex 9: „Model guidance for the storage and transport of time- and temperature-sensitive pharmaceutical products”, insbesondere das Technical Supplement „Temperature Mapping of Storage Areas”, Januar 2014. Um sicher zu gehen, dass man in diesem Zeitraum auch Sommer-/Wintertage erfasst, werden die Logger meist ausgelegt und gestartet und erst nach drei bis vier Wo-FKHQ�ZLHGHU�HLQJHVDPPHOW�XQG�DXVJHZHUWHW��/lJHUTXDOL¿]LHUXQJHQ�HUIROJHQ�VRPLW�ZHLWJHKHQG�LQ�$QDORJLH�]X�GHQ�]XYRU�EHVSURFKHQHQ�)DKU]HXJTXDOL¿]LHUXQJHQ�

Ein Temperaturmonitoring sowie eine Alarmierung bei Abweichungen sind fes-te Bestandteile der erforderlichen Ausstattung. Üblicherweise erfolgt das Temperaturmonitoring automatisch durch ein installiertes Monitoringsystem. Es kann aber auch manuell erfolgen, wobei hier Zeitaufwand und Fehleranfälligkeit beachtet werden sollten. Das gesamte Monitoringkonzept ist detailliert im Qua-litätshandbuch, einem Site Master File und/oder Standard Operation Procedures (SOPs) beschrieben. Besondere Sorgfalt sollte auf das Alarmkonzept gelegt wer-den. Wer wird wie informiert bei Temperaturüber-/unterschreitungen? Wie sind die Alarmgrenzen gesetzt? Ist die Alarmierung an 24 Stunden, 7 Tage sicher gestellt? Wie sieht der Notfallplan aus? Gibt es Eskalationsstufen? Und wie werden Abwei-chungen protokolliert, ausgewertet, um Gegenmaßnahmen einzuleiten, die das Wiederauftreten zumindest unwahrscheinlicher machen. Und so weiter, hier drauf

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Kritische Mängel wären beispielsweise kein Notfallplan im Fall von Temperaturü-ber-/unterschreitung, keine Quarantänebereiche, keine Pest Control. Diese Män-gel müssen sofort bzw. kurzfristig abgestellt werden. Eine Kategorie darunter und somit weniger gravierend sind die schwerwiegenden Mängel. Für das Abstellen wird eine längere Frist gewährt, meist zwischen drei bis sechs Monaten. Nach-EHVVHUXQJ�LQ�GHU�'RNXPHQWDWLRQ�RGHU�1DFKKROHQ�HLQHU�/DJHUTXDOL¿]LHUXQJ��,Q�GLH�letzte Kategorie fallen Empfehlungen, also wünschenswerte, aber nicht obligato-rische Maßnahmen. Auch hier wird ein Zeitraum angesetzt. Um letztendlich den Status „freigegebener” Lieferant zu erhalten, sollte diese Liste möglichst kurz sein.

Im Unterschied zu dem Lebensmittelbereich gibt es für die EU GDP Guideline leider NHLQHQ�RI¿]LHOO�DXWRULVLHUWHQ�)UDJHQNDWDORJ��GHU�GDQQ�DXFK�QRFK�EHLVSLHOKDIW�.2�Kriterien aufführt.22 Die Erstellung eines solchen Kataloges wäre sicherlich für die auditierten Unternehmen für die interne Auditvorbereitung nützlich.

Eine Weitergabe der in dem Vertrag beschriebenen Tätigkeiten ist dem Auftrag-nehmer nur dann gestattet, wenn er zuvor das Einverständnis seines Auftragge-bers eingeholt hat und dieser Subunternehmer des Auftragnehmers von ihm oder seinem Vertragsgeber auditiert wurde: „The Contract Acceptor should not pass to a third party any of the work entrusted to him under the contract without the Contract Giver’s prior evaluation and approval of the arrangements and an audit of the third party by the Contract Giver or the Contract Acceptor.”

Transportdienstleistungen und Subunternehmer sind kaum noch voneinander zu trennen. Die vertikale Anzahl der Subunternehmer sollte jedoch beschränkt werden, damit nicht ein „Sub-Sub-Subunternehmer” die tatsächliche Transport-dienstleistung vor Ort erbringt. Sowohl bei LKW-Landverkehr als auch bei der Verteillogistik ist diese Tendenz nicht so ausgeprägt wie bei den Kurierdiensten. Hier übernehmen oft kleine Anbieter vor Ort Auftragsfahrten für verschiedene Auf-traggeber. Das Qualitätsmanagementsystem des Auftragnehmers muss die einge-setzten Subunternehmer mit einschließen. Hier muss der Logistikdienstleister die Rolle des Auditors annehmen und seinerseits seine eingesetzten Unternehmer und )DKUHU�TXDOL¿]LHUHQ��JDQ]�LQ�$QDORJLH�]X�GHP�YRUJHQDQQWHQ�9HUIDKUHQ�

$OO�GLHVH�(UIRUGHUQLVVH�KDEHQ�]XP�=LHO��GHQ�,QIRUPDWLRQVÀXVV�]ZLVFKHQ�$XIWUDJ-geber und Auftragnehmer transparent zu gestalten, im Falle von Abweichungen ist es zwingend erforderlich, das die Informationskette nahtlos ist, frei nach dem bekannten Slogan der Londoner U-Bahn: Mind the Gap!

22 Siehe IFS Food Version 6, Guideline: Typische Auditorenfragen, Beispiele für KO/Major und Quer-verweise für IFS-Anforderungen, Version 1, Januar 2012.

In den zu schließenden Verträgen mit seinen Logistikdienstleistern, bekannt als Qualitätssicherungsvereinbarungen (QSV), Verantwortungsabgrenzungsverträgen (VAV) oder ähnlichem werden die einzelnen Verantwortlichkeiten der Vertrags-partner sehr detailliert aufgelistet, meist in Tabellenform in den Vertragsanhän-gen. Wenn der pharmazeutische Versender einen Nachweis über die Transport-bedingungen fordern, sind zuvor Modalitäten wie die in Tabelle 1 exemplarisch aufgeführten zu klären:

Auftraggeber Auftragnehmer

Aufzeichnung Temperaturdaten x

Auslese Temperaturdaten x

Bereitstellung der Daten an Sendungsempfänger

x

Archivierung Rohdaten x

7DEHOOH����([HPSODULVFKH�$XÀLVWXQJ�GHU�9HUDQWZRUWOLFKNHLWHQ Quelle: Eigene Darstellung

'LH�hEHUSU�IXQJ�HUIROJW�LP�5DKPHQ�YRQ�/LHIHUDQWHQTXDOL¿]LHUXQJHQ��'D]X�JHK|UW�neben einem dokumentarischen Audit, ebenfalls die in Augenscheinnahme vor Ort, das physische Audit. Die Mehrzahl der Auditoren orientiert sich an Frageka-WDORJHQ�XQG�&KHFNOLVWHQ��'LH�$XVZHUWXQJ�HUIROJW�KlX¿J��EHU�HLQ�3XQNWHV\VWHP��um die einzelnen Auditergebnisse vergleichbar zu machen. Inhaltlich richten sich die Checklisten nach den Kernvorgaben, die sich aus der Guideline für die Logis-tikdienstleister ableiten lassen. Jedes Audit schließt mit einem Auditbericht ab, in GHP�GLH�$XGLW¿QGLQJV�]XVDPPHQJHIDVVW�XQG�NODVVL¿]LHUW�ZHUGHQ��

$EELOGXQJ����.ODVVL¿]LHUXQJ�$XGLW¿QGLQJV Quelle: Eigene Darstellung

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Über den Autor

Dr. Nicola Spiggelkötter ist selbstständige Unternehmensberaterin und Inhaberin von Knowledge & Support. Knowledge & Support bietet Beratungsdienstleistungen UXQG�XP�GLH�3KDUPDORJLVWLN�DQ��(YDOXLHUXQJ��4XDOL¿]LHUXQJ��9DOLGLHUXQJ��7UDLQLQJ�sowie Pre-Auditing Services und Strategieberatung). Lehraufträge, zahlreiche Pu-EOLNDWLRQHQ�VRZLH�%HLUDWVWlWLJNHLWHQ�UXQGHQ�LKU�3UR¿O�DE�

Knowledge & Support'U��1LFROD�6SLJJHON|[email protected]

Literaturhinweise

Achim Sponheimer, „Supply Chain-Trends und Regularien in der Pharmalogistik”, Pharm. Ind. 75, Nr. 9, 2013, S. 1422-1428

Dr. Nicola Spiggelkötter, „Food meets Pharma: What are the 6 must haves to become a carrier specialized on pharma logistic?”, White Paper, Cold Chain IQ, 11.2013

Dr. Nicola Spiggelkötter, „GDP goes international”, Teil 1-3, Pharm. Ind. (Teil 1: 2014, 76, 2, S. 133-138, Teil 2: 2014, 76, 2, S. 276-281 und Teil 3: 2015, 77, Nr. 1, S. 110-113)

Dr. Nicola Spiggelkötter, „Gute Vertriebspraxis für Wirkstoffe”, Pharm. Ind. 77, Nr. 5, 2015, S. 679-682

Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz – AMG)

GMP Guideline Part II Basic Requirements for Active Substances used as Starting Materials

Studie von UPS, „Pain in the (Supply) Chain”, 2013

Guidelines of 19 March 2015 on principles of Good Distribution Practice of active substances for medicinal products for human use (2015/C 95/01)

ICH Q1A (R2), „Stability Testing of New Drug Substances and Products”, 2003

ICH Q9, „Quality Risk Management”, www.ich.org

4. Ausblick und Perspektiven

Viele Transportdienstleister erweitern ihr Leistungsspektrum, da sie gerade in den Sonder- und Komplementärfunktionen solide Wertschöpfungspotentiale sehen. Ein breites Leistungsspektrum und -angebot umfasst dann neben den bereits erwähn-ten Funktionen beispielsweise auch Finanzierungsleistungen, zusätzliche Leis-tungstools der Telematik (z. B. Sicherheitsfeatures wie „Door Lock” oder „Engine Stop”) oder GPS-Monitoring von Temperaturen, Geschwindigkeiten etc. Diese zu-sätzlichen Features spielen insbesondere bei hochpreisigen Arzneimitteltranspor-ten eine wettbewerbsentscheidende Rolle bei der Selektion von Transportdienst-leistern. Viele Transportdienstleister sehen somit ihre Chance in der Entwicklung und Bereitstellung von innovativen Speziallösungen mit einer deutlichen Domi-nanz der Sonderleistungen über den logistischen Leistungen.

Eine wettbewerbsentscheidende Rolle nimmt insbesondere die Qualität des ge-samten Qualitätsmanagementsystems ein. Dessen Konformität mit der EU GDP Guideline ist hierbei eine wesentliche Grundvoraussetzung, um überhaupt als po-tentieller Logistikdienstleister gelistet zu werden. Da Logistikdienstleister in der Regel keinen Großhandel im Sinne des Arzneimittelgesetzes (AMG) mit Arzneimit-teln betreiben23, können sie keine Großhandelserlaubnis nach AMG 52 bei den zu-ständigen Überwachungsbehörden beantragen. Ein behördlich ausgestelltes GDP =HUWL¿NDW�LVW�VRPLW�I�U�VLH�DXVJHVFKORVVHQ��

Um ihre Konformität mit der EU Guideline durch eine neutrale und unabhängige Instanz bescheinigen zu lassen, wenden sich viele Logistikdienstleister an freie =HUWL¿]LHUXQJVXQWHUQHKPHQ��'D�ZLU�XQV�KLHU�LQ�GHP�QLFKW�DNNUHGLWLHUWHQ�%HUHLFK�EHZHJHQ��JLEW�HV�DQ�GLH�=HUWL¿]LHUXQJVXQWHUQHKPHQ�NHLQH�6WDQGDUGDQIRUGHUXQ-gen, keine Registrierung etc. Aus diesem Grunde sollte die Auswahl besonders VRUJIlOWLJ�JHWURIIHQ�ZHUGHQ��)DFKH[SHUWHQ�LQ�.RPELQDWLRQ�PLW�=HUWL¿]LHUXQJVXQ-ternehmen, die sich im akkreditierten Bereich einen Namen gemacht haben und über ein nationales/internationales, lieferfähiges Netzwerk an gut ausgebildeten Auditoren verfügen – ist eine optimale Kombination, diese Kooperation sind Know-OHGJH��6XSSRUW�XQG�GLH�'46�*PE+�±�'HXWVFKH�*HVHOOVFKDIW�]XU�=HUWL¿]LHUXQJ�YRQ�Managementsystemen, und das Institute for Supply Chain Security (ISCS) einge-JDQJHQ��'HQQ�PLW�GHU�*�WH�XQG�OHW]WHQGOLFK�5HSXWDWLRQ�GHU�=HUWL¿]LHUHU�VWHKW�XQG�fällt die Akzeptanz dieser freiwilligen Konformitätsbescheinigung.

23 Siehe AMG Artikel 4: „(22) Großhandel mit Arzneimitteln ist jede berufs- oder gewerbsmäßige zum Zwecke des Handeltreibens ausgeübte Tätigkeit, die in der Beschaffung, der Lagerung, der Abgabe oder Ausfuhr von Arzneimitteln besteht, mit Ausnahme der Abgabe von Arzneimitteln an andere Verbraucher als Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte oder Krankenhäuser.”

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IFS Food Version 6, Guideline: Typische Auditorenfragen, Beispiele für KO/Major und Querverweise für IFS-Anforderungen, Version 1, Januar 2012

IFS Logistics, Version 2, Juli 2012

Interpol, Pressemitteilung vom 27.06.2013 „International operation targets online sale of illicit medicines”, www.interpol.int/News-and-media/News/2013/PR077

Leitlinien vom 19. März 2015 zu den Grundsätzen der guten Vertriebspraxis für Wirkstoffe von Humanarzneimitteln (2015/C 95/01)

Leitlinien vom 5. November 2013 für die gute Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln (2013/C 343/01)

Miebach Consulting, „Supply Chain erhält Managementrelevanz”, Studie Pharmalogistik 2012

Verordnung über Anforderungen an die Hygiene beim Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von bestimmten Lebensmitteln tierischen Ursprungs (Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung – Tier-LMHV)

WHO Guideline TRS No 917, 2003, „Good Trade and Distribution Practice for Pharmaceutical Starting Materials”

:+2�0HGLFLQHV��)DFW�VKHHW�1������0D\������Ä6SXULRXV�IDOVHO\�ODEHOOHG��IDOVL¿HG�counterfeit (SFFC) medicines”

WHO Technical Report Series No 961, 2011, Annex 9 „Model guidance for the storage and transport of time- and temperature-sensitive pharmaceutical products”

WHO Technical Report Series No. 961, 2011, Annex 9: „Model guidance for the storage and transport of time- and temperature-sensitive pharmaceutical products”, insbesondere Technical Supplement „Temperature Mapping of Storage Areas”, Januar 2014