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Bewaffnung : der mittelalterliche Reiterschild des Abendlandes Autor(en): H.S. Objekttyp: Article Zeitschrift: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins = Revue de l'Association Suisse pour Châteaux et Ruines = Rivista dell'Associazione Svizzera per Castelli e Ruine Band (Jahr): 33 (1960) Heft 5 Persistenter Link: http://dx.doi.org/10.5169/seals-160053 PDF erstellt am: 19.05.2015 Nutzungsbedingungen Mit dem Zugriff auf den vorliegenden Inhalt gelten die Nutzungsbedingungen als akzeptiert. Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die angebotenen Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungshinweisen und unter deren Einhaltung weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://retro.seals.ch

Der Mittelalterliche Reiterschild

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Normannenschild

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  • Bewaffnung : der mittelalterliche Reiterschilddes Abendlandes

    Autor(en): H.S.

    Objekttyp: Article

    Zeitschrift: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins = Revue del'Association Suisse pour Chteaux et Ruines = Rivistadell'Associazione Svizzera per Castelli e Ruine

    Band (Jahr): 33 (1960)

    Heft 5

    Persistenter Link: http://dx.doi.org/10.5169/seals-160053

    PDF erstellt am: 19.05.2015

    NutzungsbedingungenMit dem Zugriff auf den vorliegenden Inhalt gelten die Nutzungsbedingungen als akzeptiert.Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte anden Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern.Die angebotenen Dokumente stehen fr nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie frdie private Nutzung frei zur Verfgung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot knnenzusammen mit diesen Nutzungshinweisen und unter deren Einhaltung weitergegeben werden.Das Verffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigungder Rechteinhaber erlaubt. Die Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderenServern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverstndnisses der Rechteinhaber.

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    http://retro.seals.ch

  • Bewaffnung

    Der mittelalterliche Reiterschilddes Abendlandes1

    Wenn wir uns gestatten, einen kleinen Hinweis aufein Buch zu geben, welches nicht direkt mit Burgen imZusammenhang steht, so tun wir es deshalb, weil dasin dieser wissenschaftlichen Arbeit behandelte Material,der mittelalterliche Reiterschild des Abendlandes, einen wesentlichen Bestandteil der Bewaffnung des adeligen Kriegers, der seinen Wohnsitz normalerweise aufeiner Burg hatte, darstellte.

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    Der Reiterschild von Seedorf, 12. Jahrhundert, 2. Hlfte. Vorderseite im heutigenZustand. Im Schweiz. Landesmuseum

    Der Ritterbrtige jeglichen Grades war im Mittelalter zur Heerfolge verpflichtet. Das Kriegshandwerkbildete neben Verwaltungsaufgaben eine seiner wichtigsten Pflichten. Es versteht sich deshalb von selbst, daer der Bewaffnung sein besonderes Augenmerk widmete.Da im Hochmittelalter der Plattenharnisch noch nichtentwickelt war, der Krieger, ob beritten oder zu Fu,sich mit einem Kettenhemd schtzte und lediglich derHelm aus Eisenplatten gefgt war, suchte man unentwegt nach Verbesserung der Schutzbewaffnung. Seit

    je bildete der mit dem Unken Arm gefhrte Schild einenwesentlichen Teil des Schutzes eines Berittenen.

    Erst im 10. Jahrhundert entwickelten sich im Abendland, wohl unter dem Einflu der Ungarn und Mauren,die Reiterheere. Damals wurde auch der mandelfrmigeNormannenschild herangebildet, eine Form, welchesich vollkommen vom alten runden Schild unterschied.Der neue keilfrmige Schild war seiner Entstehungnach eine Reiterwaffe und war ganz auf den Gebrauchder eingelegten Lanze zu Pferd konstruiert. Die Lanzewar ja ber den Pferdenacken gelegt und bedrohte beimAnsturm die linke Flanke des Gegners. Diese gefhrdete Krperseite suchte man mit dem lnglichenNormannenschild vom Kinn bis zum Knie zu decken.

    Die Umwandlung zum Dreieckschild geschah erstnach 1200. Der Topfhelm, welcher dasGesicht und den ganzen Kopf vollkommen schtzte, gewhrte wegen derschmalen Sehschlitze nur ein uerstenges Blickfeld. Auerdem machte erden oberen Bogen des Normannenschildes, der vor allem zur Deckungdes Gesichts vorgesehenwar, berflssig.Dieser Schild war aber mehr als nurreine Zweckform, war er doch von allemAnbeginn an mit dem Standesbewutsein seiner Schpfer so eng verbunden,da er als Symbol des Ritters und desAdels schlechthin bis auf unsere Tagegilt. Whrend sich diese Schildform im13. Jahrhundert nur unwesentlich nderte, nahm er im Wechselspiel mit derVergtung der Krperpanzerung immermehr an Gre ab und verschwandgegen 1400 als Waffe vollkommen,bildete aber weiterhin ein dekorativesund wichtiges Element der Heraldik.Der Spangen- und der Plattenharnischhatten ihn unntig gemacht.

    Von diesen beiden Schildarten bringenwir zwei Exemplare im Bild. Es handeltsich dabei um die hervorragendstenStcke auf schweizerischem Territorium. Der ltere Schild, mit dem aufdem Feld dargestellten Lwen, stammtaus Seedorf UR und gehrte einsteinem Mitglied des Geschlechts derervon Brienz. Er befindet sich heuteim Schweizerischen Landesmuseum. Esscheint, da er ursprnglich eine andereForm besessen hat, und spter der neuenMode angeglichen worden ist. Wenndie Vermutung, er htte einst die Formeines Normannenschildes besessen,stimmt2, so ist der Seedorfer nichtnur der lteste Originalschild (13. Jahrhundert, Anfang), sondern der einzige

    erhaltene Normannenschild berhaupt.Das zweite Stck befindet sich in Sitten VS und war

    die Schutzwaffe eines Herrn von Raron aus der Zeit um1300.

    -Wenn man bedenkt, da im ganzen Abendland

    heute nur noch etwa 20 originale mittelalterliche Reiterschilde erhalten sind, drfen wir Schweizer stolzauf die zwei prchtigen, unserem Lande noch bewahrten Originale sein.

    Am Ende des Sptmittelalters tritt ein vllig neuerSchildtyp auf, die Tartsche. Es scheint, da sie aus

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    Reiterschild'mit dem Wappen von Raron, um 1300, Sitten, Valeria-Museum

    Italien stammt und da die dort in Gebrauch stehendeantikisierende Ovalform durch das Hinzufgen derSpeerruhe zum Reiterschild umgewandelt wurde. ImVerlauf des 15. Jahrhunderts war die Tartsche als Schildfr den Streit sehr in Mode gekommen, diente aber inder Folge nur noch als Schutzbewaffnung bei Turnieren. Sie verkmmerte schlielich zur kleinen Stechtart-sche, Gittertartsche und Dorsetta.

    Die Rondache war die letzte im Abendland gebruchliche Schildform. Entwickelt in der italienischen Renaissance, verbreitete sie sich ber ganz Europa, hnlich wie es einst in der karolingisehen Zeit mit dem damaligen Rundschild der Fall gewesen war. Diese beidenRundschilde wurzeln in der Antike, vielleicht sogar imOrient. Der Normannen-, der Dreieckschild und dieTartsche hingegen sind eindeutig europischen Ursprungs. H. Sr.

    1 H. Nickel, Der mittelalterliche Reiterschild des Abendlandes. Berlin 1958, Diss.

    2 H. Schneider, Neues zum Reiterschild von Seedorf, Zeitschriftfr schweizerische Archologie und Kunstgeschichte, 1951,S. 116.

    Literaturecke

    Burg und Stdtchen Eschenbach luIn den Jahren 1944/45 lie die Historische Vereini

    gung Seetal und Umgebung durch umfangreiche Ausgrabungen die Fundamente der Burg und der Stadtmauern des zur Zeit der Blutrache 1309 zerstrtenWohnturmes und Stdtchens der Freiherren vonEschenbach erforschen. Die sehr interessanten Grabungsresultate hat der Leiter der zweiten Grabungsetappe, Dr. Walter Drack, mit Plnen und zahlreichenPhotos im Innerschweizerischen Jahrbuch fr Heimatkunde 1959/60 publiziert. Die Einleitung, die sichmit der Geschichte der Freiherren von Eschenbachbefat, schrieb Prof. Dr. Hektor Ammann. Der Separatdruck dieser wertvollen Publikation kann vonMitgliedern des Schweiz. Burgenvereins zum reduzierten Preise von Fr. 4- (statt Fr. 5.-) bei der Hist.Vereinigung Seetal in Seengen (Prs. Dr. R. Bosch)bezogen werden.

    40ART INSTITUT ORLL FSSLI AG, ZRICH

    Bewaffnung : der mittelalterliche Reiterschild des Abendlandes