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8 S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein und S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein über Nachhaltigkeit und die Grundsätze erfolgreichen Anlegens. Interview mit S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein sowie mit S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein S.D. Prinz Philipp: Vermögen bedeutet zunächst einmal: Man vermag etwas zu tun. Das ist primär eine Herausforderung, dann aber auch Aufforderung und Verpflichtung, die mit dem Vermögen verbundenen Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen. Wir sind eine grosse Familie. Einige Familienmitglieder sind unter- nehmerisch tätig, andere in der Politik, in der akademischen Welt oder in anderen Bereichen – da gibt es keine Vorgaben. Entscheidend ist, dass jedes Familienmitglied das Potenzial un- seres und seines Vermögens sinnvoll nutzt. S.D. Prinz Max: Es ist hilfreich, sich im Leben klare Ziele zu setzen und dann zu überlegen, wie man das Vermögen zur Zielerreichung verwenden kann. Unsere Familie hat sich über viele Jahrhunderte politisch, wirtschaftlich und sozial engagiert. Wir wollen auch den künftigen Generationen die Möglichkeit erhalten, in allen diesen Bereichen positiv wirken zu können. Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein Allerweltswort. Im Kern geht es aber darum, den nächsten Generationen die gleichen Mög- lichkeiten zu bieten, die man selber hatte. Das beziehe ich nicht nur auf die eigene Familie, sondern viel breiter auch auf die Gesellschaft und die Umwelt. Diese Überlegungen wenden Sie auch auf Ihr Finanz- vermögen an. Ihre Familie lässt einen grossen Teil ihres Vermögens von der LGT verwalten. Welche Grundsätze gelten dabei? S.D. Prinz Max: Wir investieren mit einer langfristigen Optik und gehen bei der Vermögensanlage äusserst diszipliniert vor. Sie sind beide Vertreter einer erfolgreichen und ver- mögenden Unternehmerfamilie. Ihre Familie führt die LGT Group, aber auch weitere Unternehmen, beispiels- weise den grössten Saatguthersteller Nordamerikas. Sie bewirtschaftet Ländereien und Immobilien und be- sitzt eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Welt. Was bedeutet ein solches Vermögen für Sie? Der nächsten Generation die gleichen Möglichkeiten bieten Sieht die Family Governance als wichtige Grundlage für den Erhalt des Familien- vermögens: S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein. «Familien sollten wichtige Vermögensfragen zur Nachfolge, Erbteilung oder Nutzniessung mit einer sogenannten Family Governance klar und eindeutig regeln.» S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein

Der nächsten Generation die gleichen Möglichkeiten bieten

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Interview mit S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein sowie mit S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein über Nachhaltigkeit und die Grundsätze erfolgreichen Anlegens.

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Page 1: Der nächsten Generation die gleichen Möglichkeiten bieten

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S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein und S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein über Nachhaltigkeit und die Grundsätze erfolgreichen Anlegens.

Interview mit S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein sowie mit S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein

S.D. Prinz Philipp: Vermögen bedeutet zunächst einmal: Man

vermag etwas zu tun. Das ist primär eine Herausforderung,

dann aber auch Aufforderung und Verpflichtung, die mit dem

Vermögen verbundenen Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen. Wir

sind eine grosse Familie. Einige Familienmitglieder sind unter-

nehmerisch tätig, andere in der Politik, in der akademischen

Welt oder in anderen Bereichen – da gibt es keine Vorgaben.

Entscheidend ist, dass jedes Familienmitglied das Potenzial un-

seres und seines Vermögens sinnvoll nutzt.

S.D. Prinz Max: Es ist hilfreich, sich im Leben klare Ziele

zu setzen und dann zu überlegen, wie man das Vermögen zur

Zielerreichung verwenden kann. Unsere Familie hat sich über

viele Jahrhunderte politisch, wirtschaftlich und sozial engagiert.

Wir wollen auch den künftigen Generationen die Möglichkeit

erhalten, in allen diesen Bereichen positiv wirken zu können.

Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein Allerweltswort. Im Kern geht

es aber darum, den nächsten Generationen die gleichen Mög-

lichkeiten zu bieten, die man selber hatte. Das beziehe ich nicht

nur auf die eigene Familie, sondern viel breiter auch auf die

Gesellschaft und die Umwelt.

Diese Überlegungen wenden Sie auch auf Ihr Finanz­vermögen an. Ihre Familie lässt einen grossen Teil ihres Vermögens von der LGT verwalten. Welche Grundsätze gelten dabei?S.D. Prinz Max: Wir investieren mit einer langfristigen Optik

und gehen bei der Vermögensanlage äusserst diszipliniert vor.

Sie sind beide Vertreter einer erfolgreichen und ver­mögenden Unternehmerfamilie. Ihre Familie führt die LGT Group, aber auch weitere Unternehmen, beispiels­weise den grössten Saatguthersteller Nordamerikas. Sie bewirtschaftet Ländereien und Immobilien und be ­sitzt eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Welt. Was bedeutet ein solches Vermögen für Sie?

Der nächsten Generation die gleichen Möglichkeiten bieten

Sieht die Family Governance als wichtige Grundlage für den Erhalt des Familien­vermögens: S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein.

«Familien sollten wichtige Ver mögensfragen zur Nachfolge,

Erbteilung oder Nutzniessung mit einer sogenannten Family

Gover nance klar und eindeutig regeln.»

S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein

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Wir sind fest davon überzeugt, dass man Risiken sinnvoll diver-

sifizieren sollte, das heisst, nicht alles auf eine Karte zu setzen.

Die Finanzmärkte reagieren emotional und sind nur bedingt ef-

fizient. Solche Ineffizienzen kann man als Anleger ausnutzen,

wenn man das entsprechende Know-how hat. Wir versuchen

deshalb, für jede Anlageklasse und jedes Anlageinstrument die

jeweils führenden Vermögensmanager zu identifizieren, ob die

jetzt in unserer Bank arbeiten oder als externe Manager von uns

ein Mandat erhalten. Natürlich gelingt auch uns nicht immer

alles. Wichtig ist, dass man daraus lernt und die notwendigen

Konsequenzen zieht. Wenn ich die langfristige Anlageperfor-

mance unseres eigenen Vermögens betrachte, muss ich sagen:

Wir haben es im Grossen und Ganzen ziemlich gut gemacht.

Anlageerfolg hängt auch davon ab, dass man die grossen Trends richtig antizipiert. Welche für Anleger wichtigen Trends sehen Sie in der mittel­ bis langfristigen Zukunft?S.D. Prinz Max: Ein wichtiger Trend mit immer noch sehr viel

Momentum ist die globale Verschiebung der wirtschaftlichen

Kräfteverhältnisse von West nach Ost und damit verbunden

der Aufschwung Asiens. Wir haben diesen Trend sehr frühzei-

tig erkannt. Heute arbeitet rund ein Drittel unserer Mitarbei-

tenden in Asien. Mit Hongkong und Singapur haben wir zwei

attraktive Plattformen in dieser Wachstumsregion, die auch für

Anleger wichtig bleiben wird. Einen zweiten Trend sehe ich in

der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft in unseren

westlichen Demokratien. Diese Entwicklung wird durch die

aktuelle Wirtschaftskrise noch akzentuiert. Das ist nicht nur

gesellschaftlich gefährlich, sondern könnte zu Verwerfungen an

den Finanzmärkten führen.

S.D. Prinz Philipp: Ein drängendes Thema dürfte auch die

Inflation werden. Es ist leider damit zu rechnen, dass die in

vielen Ländern aufgetürmte Staatsverschuldung entweder über

Inflation oder noch schlimmer, durch Einschränkungen der

Verfügungsgewalt über privates Vermögen abgebaut wird.

Stichworte hierzu sind Kapitalausfuhrbeschränkungen oder

Zwangsanleihen. Aus dieser Optik sollte man auch in Sachwerte

diversifizieren und prüfen, welche Teile seines Vermögens man

sinnvollerweise in Ländern mit einer hohen Rechtssicherheit

und soliden öffentlichen Finanzen – hierzu zähle ich beispiels-

weise die Schweiz und Liechtenstein – platzieren will.

Die LGT fungiert als Family Office für die Fürstliche Familie. Wie profitieren Ihre Kunden von dieser speziellen Konstellation?S.D. Prinz Philipp: Familien sollten wichtige Vermögensfra-

gen zur Nachfolge, Erbteilung oder Nutzniessung mit einer so-

genannten Family Governance klar und eindeutig regeln. Wir

bieten hierzu exklusive Plattformen an, auf denen sich Familien

und deren Berater über solche Fragen austauschen können. Ich

stelle immer wieder fest, dass dieser Austausch für sämtliche

Beteiligten, auch für uns, ungemein wertvoll ist.

S.D. Prinz Max: Wir sind mittlerweile ein grosses Multi-Fam-

ily-Office, mit einer klaren Ausrichtung auf das Vermögensma-

nagement. Unser Know-how in traditionellen und alternativen

Anlagen hat heute eine Breite und Tiefe, die in unserer Branche

fast einzigartig ist. Andere Familien und Anleger können von

diesen Erfahrungen profitieren, indem sie entweder in die glei-

che Strategie wie die Fürstliche Familie investieren oder diese

als Benchmark nutzen. Sie können aber auch gezielt in einzel-

nen Bereichen an unserer Expertise teilhaben.

S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein, Jahrgang 1946, ist seit

2001 Chairman der LGT Group.

S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Jahrgang 1969, ist seit

2006 CEO der LGT Group.

Plädiert für eine langfristige Perspektive beim Investieren: S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein.

«Unser Know-how in traditionellen und alternativen Anlagen hat heute eine Breite und Tiefe, die in unserer

Branche fast einzigartig ist.»

S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein