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Die InterAx Biotech AG ist ein vielversprechendes Start-up in der Medikamentenfor- schung. Biochemiker Dr. Martin Ostermaier und Betriebswirt Luca Zenone schätzen die räumliche und wissenschaftliche Einbettung ins Paul Scherrer Institut (PSI) und die Vernetzung durch den Park innovaare. Erklären Sie einem Laien Ihre Art von Medikamentenforschung. Martin Ostermaier: Medikamente wirken, indem sie an Zielmolekülen in unserem Körper andocken, den Rezeptoren. Besonders interessant sind die G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Weniger als ein Fünftel von ihnen kann heute pharmakolo- gisch genutzt werden. Viele getestete Wirkstoffe würden Nebeneffekte her- vorrufen, die Ausfallrate ist deshalb gross. Hier können wir mit unseren Biosensoren helfen: Das sind Subs- tanzen, mit denen effizient getestet werden kann, was ein Wirkstoff an einem bestimmten Rezeptor auslöst. InterAx steht übrigens für interac- ting arrestin, ein mit dem Rezeptor interagierendes Protein, das wir zu einem Biosensor umfunktioniert haben. Unser erster Biosensor ist für eine bisher unheilbare degenerative Augenkrankheit – und das Potenzial für weitere ist riesig. Wie gross ist Ihre Konkurrenz? Martin Ostermaier: Die Konkurrenz ist international, aber wir haben ein Alleinstellungsmerkmal: Unsere Biosensoren können bessere Vor- hersagen treffen. Wir stellen quasi einen Filter zur Verfügung, der die unbrauchbaren Wirkstoffe besser aus- sortiert. Langfristig wollen wir selber in der Wirkstoffentdeckung tätig «Der Park innovaare verschafft uns Kontakte» Luca Zenone, Aurélien Rizk und Martin Ostermaier sind die Köpfe von InterAx Biotech (Fotos: Peter Siegrist) Das Start-up arbeitet zusammen mit dem PSI an einem KTI-Projekt

«Der Park innovaare verschafft uns Kontakte» · 2020-07-12 · sind froh um die Unterstützung – eine Win-win-Situation. Wer unterstützt Sie als Jungunterneh - ... Standortförderung

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Page 1: «Der Park innovaare verschafft uns Kontakte» · 2020-07-12 · sind froh um die Unterstützung – eine Win-win-Situation. Wer unterstützt Sie als Jungunterneh - ... Standortförderung

Die InterAx Biotech AG ist ein vielversprechendes Start-up in der Medikamentenfor-schung. Biochemiker Dr. Martin Ostermaier und Betriebswirt Luca Zenone schätzen die räumliche und wissenschaftliche Einbettung ins Paul Scherrer Institut (PSI) und die Vernetzung durch den Park innovaare.

Erklären Sie einem Laien Ihre Art von

Medikamentenforschung.

Martin Ostermaier: Medikamente wirken, indem sie an Zielmolekülen in unserem Körper andocken, den Rezeptoren. Besonders interessant sind die G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Weniger als ein Fünftel von ihnen kann heute pharmakolo-gisch genutzt werden. Viele getestete Wirkstoffe würden Nebeneffekte her-vorrufen, die Ausfallrate ist deshalb gross. Hier können wir mit unseren Biosensoren helfen: Das sind Subs-tanzen, mit denen effizient getestet werden kann, was ein Wirkstoff an einem bestimmten Rezeptor auslöst. InterAx steht übrigens für interac-

ting arrestin, ein mit dem Rezeptor interagierendes Protein, das wir zu einem Biosensor umfunktioniert haben. Unser erster Biosensor ist für eine bisher unheilbare degene rative Augenkrankheit – und das Potenzial für weitere ist riesig.

Wie gross ist Ihre Konkurrenz?

Martin Ostermaier: Die Konkurrenz ist international, aber wir haben ein Alleinstellungsmerkmal: Unsere Biosensoren können bessere Vor-hersagen treffen. Wir stellen quasi einen Filter zur Verfügung, der die unbrauchbaren Wirkstoffe besser aus-sortiert. Langfristig wollen wir selber in der Wirkstoffentdeckung tätig

«Der Park innovaare verschafft uns Kontakte»

Luca Zenone, Aurélien Rizk und Martin Ostermaier sind die Köpfe von InterAx Biotech (Fotos: Peter Siegrist)

Das Start-up arbeitet zusammen mit dem PSI an einem KTI-Projekt

Page 2: «Der Park innovaare verschafft uns Kontakte» · 2020-07-12 · sind froh um die Unterstützung – eine Win-win-Situation. Wer unterstützt Sie als Jungunterneh - ... Standortförderung

werden. Wir werden eine proprietäre Drug-Discovery-Plattform aufbau-en und bis 2018 ein Joint Venture eingehen.

Sie arbeiten in Räumen des PSI und zie-

hen später in den Neubau des benach-

barten Park innovaare. Wie hilft Ihnen

diese junge Förderinstitution?

Luca Zenone: Nützlich sind der Arbeitsraum nach Bedarf und die repräsentativen Sitzungsräume. Der Park innovaare schafft Netzwerke, indem er Workshops organisiert und uns so in Kontakt mit potenziellen Kunden bringt. Schliesslich profitieren wir von dessen Marketing. Der Park lebt von erfolgreichen Firmen, und wir sind froh um die Unterstützung – eine Win-win-Situation.

Wer unterstützt Sie als Jungunterneh-

mer sonst noch?

Martin Ostermaier: Unser Unterneh-men ist ein Spin-off des PSI und der ETH Zürich. Das PSI meldete aus

meiner Doktorarbeit ein Patent an und lizenziert dieses an InterAx. Die ETH nahm uns in ihr Förderprogramm für Jungunternehmer auf. Weite-res Startkapital erhielten wir durch Start-up-Wettbewerbe wie Venture Kick. Schliesslich wurden wir von der Kommission für Technologie und Innovation gefördert, unter anderem mit einem tollen Coaching.

Wie klappte das Zusammenspiel der

verschiedenen Akteure, zu denen auch

Institutionen aus dem Kanton Aargau

zählen?

Luca Zenone: Das Hightech Zentrum Aargau unterstützte uns mit einer Machbarkeitsstudie und Geldern aus dem Forschungsfonds. Ein Professor am PSI machte uns auf diese Mög-lichkeit aufmerksam. Die kantonale Standortförderung Aargau Services hat uns ebenfalls geholfen und einige Türen aufgestossen. Im Rahmen der Firmengründung beriet sie uns in administrativen Fragen.

Sie brauchen 3,5 Mio. Franken. Wie

gelangen Sie ans grosse Geld?

Martin Ostermaier: Durch Invest-ments. Biotech verschlingt viel Geld, hat aber auch ein riesiges Ertragspo-tenzial. Einem potenziellen Investor müssen wir klarmachen können, dass wir uns hier in einem erstklassigen Umfeld befinden, wo Forschung, Tech-nologietransfer und Management top sind. Das richtige Ökosystem und eine neue, marktfähige Technologie – dafür gibts Investorengelder.

Was halten Sie vom Business-Angels-

Netzwerk von Aargau Services, wo

private Investoren vermittelt werden?

Martin Ostermaier: Das ist eine gute Initiative. Die Schweiz nimmt hier in Europa eine Pionierrolle ein und befin-det sich diesbezüglich auf Augenhöhe mit den USA.

www.interaxbiotech.com

Interview: Thomas Röthlin

Biochemiker Dr. Martin Ostermaier entwickelt Biosensoren für die Medikamentenforschung Bei Bedarf nutzen die Unternehmer Arbeitsräume am Park innovaare

© Aargau Services, Oktober 2016