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E s gibt Klettererinnen, die können keinen einzigen Klimmzug, stei- gen aber mühelos durch eine überhängende »VIII+«. Dahinter steckt keine Zauberei, sondern der ge- schickte Einsatz des ganzen Körpers. Eine besonders effektive Methode im Überhang ist das so genannte »Ein- drehen«. Dabei übernimmt der Rumpf viel von der Arbeit, die anson- sten die Oberarme machen müssten. Das spart viel Kraft und sieht oben- drein auch noch ziemlich elegant aus – das große Bild oben zeigt es: Ty- pisch für die Technik des Eindrehens ist die Außenristposition des einen, hier des rechten Fußes. Außerdem er- schließen sich bei beim Eindrehen viele grundsätzlichen Prinzipien des Überhang-Kletterns. Ergo: Wer das Eindrehen beherrscht, muss sich vor steilem Gelände und vor Überhängen nicht mehr fürchten. Vorsicht! Eindrehen ist eine höchst effektive Technik, aber auch verletzungsträch- tig. Die beiden wichtigsten Dinge, die es zu beachten gilt, sind: Drehe dich grundsätzlich vollstän- dig ein und drücke dich erst dann nach oben! Manche Kletterer drehen ein und führen gleichzeitig die Bewegung in Richtung zum nächsten Griff aus. Dabei lastet auf dem Knie eine Scher- belastung, die schon so manches Kreuz- band gekostet hat. Dehne deine Oberschenkelmusku- latur und den langen Hüftbeuger (Iliopsoas), bevor du das Eindrehen übst. Eindrehen in der Halle ist beson- ders verletzungsträchtig. SERVICE körper & geist 40 CLIMB! CLIMB! 41 ZUM AUSPROBIEREN! Eingedreht vs. frontal Maximales Eindrehen Hüftdrehung Die richtige Steilheit Weitere Infos und Übungen zur Serie »Körper&Geist« unter www.climb-magazin.de MEHR ZUM THEMA Respekt vor überhängendem Gelände? Man muss nur wissen, wie es geht, dann ist es ganz einfach. »Eindrehen« ist die wichtigste Technik fürs Steile. Von

Der richtige Dreh - BERGSTEIGER Magazin · Der richtige Dreh 1 Die F §e werden an ausgestreckten Armen platziert (siehe dazu Climb! #3). Haltehand (HH) links, rechter Fu§

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  • Es gibt Klettererinnen, die könnenkeinen einzigen Klimmzug, stei-gen aber mühelos durch eineüberhängende »VIII+«. Dahintersteckt keine Zauberei, sondern der ge-schickte Einsatz des ganzen Körpers.Eine besonders effektive Methode imÜberhang ist das so genannte »Ein-drehen«. Dabei übernimmt derRumpf viel von der Arbeit, die anson-sten die Oberarme machen müssten.Das spart viel Kraft und sieht oben-drein auch noch ziemlich elegant aus– das große Bild oben zeigt es: Ty-pisch für die Technik des Eindrehensist die Außenristposition des einen,hier des rechten Fußes. Außerdem er-schließen sich bei beim Eindrehenviele grundsätzlichen Prinzipien desÜberhang-Kletterns. Ergo: Wer dasEindrehen beherrscht, muss sich vorsteilem Gelände und vor Überhängennicht mehr fürchten.

    Vorsicht!Eindrehen ist eine höchst effektiveTechnik, aber auch verletzungsträch-tig. Die beiden wichtigsten Dinge, diees zu beachten gilt, sind: l Drehe dich grundsätzlich vollstän-dig ein und drücke dich erst dann nachoben! Manche Kletterer drehen einund führen gleichzeitig die Bewegungin Richtung zum nächsten Griff aus.Dabei lastet auf dem Knie eine Scher-belastung, die schon so manches Kreuz-band gekostet hat.l Dehne deine Oberschenkelmusku-latur und den langen Hüftbeuger(Iliopsoas), bevor du das Eindrehenübst. Eindrehen in der Halle ist beson-ders verletzungsträchtig.

    SERVICE körper & geist

    40 CLIMB! 4|06 CLIMB! 4|06 41

    ZUM AUSPROBIEREN!

    Eingedreht vs. frontalIn unterschiedlichsten Geländeformen (geneigt, senk-recht, überhängend) sucht man sich Boulder, die sowohlfrontal, als auch eingedreht geklettet werden. Was istwann besser? Darauf achten, wie sich jeweils der Kör-perschwerpunkt (KSP) verlagert. Und kontrollieren, wodie Füße im Verhältnis zur Haltehand stehen (wie weitlinks, wie weit rechts davon?).

    Maximales EindrehenMöglichst viel Eindrehen schafft Reichweite zum Greifen.Aber wie viel Drehen ist noch effektiv? Ausprobieren!

    HüftdrehungMan bringt sich in die Position, wie auf Foto 2 (oder sei-tenverkehrt). Mit beiden Füßen lässt sich nun über do-sierten Druck herausfinden, welcher Fuß die Hüfte inwelche Richtung dreht.

    Die richtige SteilheitMan probiere das Eindrehen an unterschiedlich steilenWänden. Ab welcher Steilheit lohnt es sich? Wann ist dasEindrehen kontraproduktiv? Siehe www.climb-magazin.de

    Weitere Infos und Übungen zur Serie »Körper&Geist« unterwww.climb-magazin.de

    MEHR ZUM THEMA

    Der richtige DrehDer richtige Dreh

    1 Die Füße werden anausgestreckten Armenplatziert (siehe dazuClimb! #3). Haltehand(HH) links, rechter FußAußenrist leicht hinterHH, linker Fuß Innenristdeutlich vor HH.

    8 Weitergreifen erst invollständig eingedreh-ter Position. Dann lässtsich die maximaleGreif-Reichweite nüt-zen – nur durchRumpfrotation, ohneden Haltearm angewin-kelt zu haben.

    9 Wer in unvollständigeingedrehter Positionweitergreift, ver-

    schenkt Reichweite.

    J Die Greifhand unter-stützt so lange wiemöglich die Dreh-undAufwärtsbewegungund verlässt ihren Grifferst, wenn die Hüfte sonahe wie möglich ander Wand ist.

    6 Als ob sich dort einMagnet befände (roterPunkt), zieht es dierechte Hüfte zur Wand.Dabei bewegt sich dasrechte Knie automa-tisch nach unten.

    7 Mit der Hüftdrehungund der Bewegungnach oben geht dierechte Schulter inRichtung Haltehand zurWand. Je näher sie ander Hand ist, desto voll-ständiger ist die einge-drehte Position.

    2 Jetzt sitzen beideFüße, der linke Fußwird durchgedrückt.Dieser Impuls setzt sichbis in die Hüfte fort undbewirkt eine Linksdre-hung. Das linke Beinbleibt ab jetzt durchge-streckt.

    3 Das Gleiche von derSeite: Man erkennt hier,wie weit man den KSPvon der Wand wegbe-wegen muss, um agie-ren zu können.

    5 Die Bewegung vonder Seite. Die Hüfte istbereits näher an derWand als in Bild 3. Derrechte Fuß steht mitdem Außenrist aufdem Tritt.

    K Wenn sich der Ziel-griff sehr weit oben be-findet, müssen beideFüße am Ende der Be-wegung mit nach obendrücken (Schwerpunkthinteres Bein).

    M Man achte darauf,dass die Körperspan-nung bei Erreichen desZielgriffes nicht nach-lässt. Die Fußstellungsollte jetzt kontrolliertaufgelöst werden.

    N Je steiler die Wand,desto leichter passiertes, dass bei Über-

    streckung des Körpersdie Füße wegpendeln.Das Abfangen desSchwungs kostet vielunnötige Kraft.

    G Zum Winken gut geeignet, aberansonsten unbrauchbar: in derfalschen Richtung eingedreht…

    L Eventuell ist derlinke Arm etwas anzu-winkeln – aber nur soviel, damit die rechteHüfte nahe an derWand bleibt.

    Respekt vor überhängendem Gelände? Man muss nur wissen, wie es geht, dann ist es

    ganz einfach. »Eindrehen« ist die wichtigste Technik fürs Steile. Von Marietta Uhden

    4 Ohne die Rotation imBecken zu unterbre-chen, wird nun auf denrechten Fuß Druck aus-geübt. Dadurch kannman jetzt die rechteHüfte in Richtung Wandbewegen.

    G Eindrehen vs. frontal klettern. Man sollte im Eigenversuch her-ausfinden, wieviel Armkraft man bei gleichen Tritten und Griffensparen kann, wenn man die Technik des Eindrehens anwendet.

    F Diese nur halbher-zig eingedrehte Posi-tion ist wenig effektivund verletzungsträch-tig. Auf dem linkenKnie lastet eine Scher-kraft, weil es als Dreh-punkt zwischen fronta-

    lem Rumpf und einge-

    drehten Füßen fun-giert. Bei schwunghaf-ter Drehung des Kniesist eine Verletzung derInnenbänder undMenisken möglich.

    (Teil I)

    Fo

    to:

    Mic

    ha

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    isl

    Marietta Uhden in »La Rose et le Vampire« (8b)