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WIRSING, PORTULAK oder gelbe Randen – diese Gemüsesorten trifft man fürwahr nicht mehr auf jeder Menükarte an. Das Restaurant Roter Turm in Baden gibt diesen fast vergessenen Gewächsen wieder eine Plattform. Da werden der Wirsingsalat mit Birnenschnitzen und Gorgonzolaflocken (Fr. 12.–) oder gel- be Randen mit Marroni und Zimt-Kartoffelgnocchi (Fr. 26.–) serviert. Beides überrascht in der Kombination, schmeckt aber vorzüglich. Das Cordon bleu vom Kalb mit Frischkäse, Roh- schinken und handgeschnittenen Frites (wo gibts das noch?) für Fr. 38.– überzeugt ebenfalls. Nur das Lebkuchen-Mousse auf Zwetschgen-Marroniragout (Fr. 11.–) war für unseren Ge- schmack etwas zu süss. Auch sonst ist manches ein bisschen anders im «Roten Turm» unter der umsichtigen Leitung von Marlen Lüscher. Er ist nicht nur Ort für Speis und Trank, sondern auch Arbeitsplatz und Lernfeld für leistungsbeeinträchtigte Menschen. Das frei- lich spürt man als Gast nicht, da wird auf höchste Qualität ge- setzt mit weitgehend frisch zubereiteten, möglichst lokalen Produkten – ganz nach guter Slow-Food-Manier. SILVIA SCHAUB Eine Plattform für vergessene Gemüse Restaurant Roter Turm, Baden Marlen Lüscher, Geschäftsleiterin im Restaurant Roter Turm, Rathausgasse 5, 5400 Baden. Tel. 056 222 85 25, www.restaurant- roterturm.ch. Geöffnet: Mo–Sa 9–24 Uhr, So nach Vereinbarung. KÜCHE Fantasievolle saisonale Küche mit oft wenig bekannten Produkten SERVICE Angenehm, umsichtig AMBIENTE Modernes, zurückhaltendes Interieur PREISE Vorspeisen ab Fr. 8.–, Hauptgänge ab Fr. 25.– AUFGETISCHT IN DER SCHNELLLEBIGEN ZEIT, in der wir heute leben, und mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten der schnellen Kommunikation werden wir immer ungeduldiger. Wir haben den Anspruch, dass der gewünschte Kommunikationspartner jederzeit erreichbar ist. Denn rein technisch gesehen, ist das ja möglich. Lange sind die Zeiten vorbei, als man auf eine Offerte oder einen Vertrag eine Wo- che warten musste. Heute schreiben wir ein Mail und erwarten die Antwort spätes- tens am gleichen Tag. Höflich und sinnvoll ist es, in 48 Stunden zu antworten. Und ist es auch nur die Information, dass man ge- rade etwas in Zeitnot sei und sich nächste Woche ausführlich melden werde. Gewisse Firmen haben sogar die 24-Stunden-Re- gel für die Beantwortung der Mails eingeführt, dies als speziellen Kundenservice. Eine Abwesenheitsnotiz braucht es somit nach zwei Tagen. Vermerken Sie in dieser Meldung, wo man sich mel- den kann, wenn etwas dringend ist und ob dieses E-Mail weiter- geleitet oder von jemand anderem bearbeitet wird. Und zu guter Letzt nicht vergessen, die Meldung zu deaktivieren, wenn Sie wieder zurück sind. Corinne Staub ist Image-Beraterin in Zürich und Mitautorin der Bücher «Dressguide» und «Imagefaktor». Ab wann soll man im E-Mail eine Abwesenheits- meldung einrichten? Ab einem Tag, einer Woche? SO STIMMTS Stellen Sie Ihre Fragen unter [email protected] BILD: ALEX SPICHALE Ein Valencia zur Paella Auf Wein aus Valencia wäre ich vermutlich nie gekom- men, wenn ich mich nicht für einen Beitrag in Anne- marie Wildeisens «Ko- chen» damit hätte beschäf- tigen müssen. Das hiesige Angebot an spanischen Weinen ist zwar gross. Wein aus der Region Valen- cia zu finden, ist aber gar nicht so einfach. Das zweit- grösste Weinbaugebiet Spaniens, wo Weine mit der Denominación de Ori- gen (DO) Valencia, Utiel-Requena und Ali- cante sowie einige interessante Land- weine (Vino de la tierra) erzeugt werden, fristet hierzulande ein Mauerblümchen- dasein. Dabei wäre das Gebiet eine Ent- deckung wert. Allein die DO Valencia um- fasst mit 18 000 Hektaren eine Rebfläche, die 1,2-mal so gross ist wie diejenige der Schweiz. Angebaut werden traditioneller- weise einheimische Rebsorten wie Mos- catel, Malvasía, Macabeo (weiss) und Mo- nastrell, Tempranillo, Garnacha, Bobal (rot) sowie neu auch internationale, meist französische Sorten. Rund 90 modernst ausgestattete Bodegas erzeugen aus den Trauben Weine, die nichts mehr zu tun haben mit den billigen Verschnittweinen aus früheren Zeiten. Eine Vorreiterrolle kommt den Bodegas Murviedro zu, die 1927 als Bodegas Schenk vom gleich- namigen Schweizer Weinhandelshaus in Rolle gegründet wurden. Der Murviedro Crianza 2007 leuchtet in dunklem, leicht gereiftem Rot, duftet nach reifen Steinfrüchten mit Kräuterno- ten und hat einen vollen Körper mit safti- ger Säure und weichem, rundem Tannin. Er ist ein geschmeidiger Wein, der sehr gut zur spanischen Küche passt. Vor allem zum kulinarischen Exportschlager Valencias, der Paella valenciana, ist er der perfekte Begleiter. Wenn Sie jetzt Lust be- kommen auf das bekannte Reisgericht, das früher die Landarbeiter am Mittag über dem offenen Feuer auf ihren Feldern unter Mitverwendung von allerlei Gemüse und Schnecken als Fleischersatz zube- reiteten: «Kochen» hat das Rezept dazu (www.wildeisen.ch). ANDREAS KELLER ENTKORKT Produzent Bodegas Murviedro, Requena (E) Herkunft Valencia Appellation Valencia DO Rebsorten Tempranillo, Monastrell, Syrah Beste Trinkreife jetzt bis Ende 2013 Passende Gerichte Tapas, Tortilla, Paella Bewertung 16 Punkte Bezugsquelle Schenk SA, Place de la Gare 7, 1180 Rolle, Tel. 021 822 02 02, www.schenk-wine.ch, Fr. 10.80 MURVIEDRO CRIANZA 2007 Der Sonntag | Nr. 4 | 30. Januar 2011 Seite 44 GENIESSEN Eine kleine Prise genügt, um das Feuer- werk zu entzünden. Sobald die grüne Paste mit der Zunge in Kontakt kommt, steigt ihr Geruch vom Gaumen hoch in die Nase bis weiter zur Stirnhöhle, wo sich ihre aromatische Schärfe explo- sionsartig ausbreitet und selbst den Ab- gebrühtesten Tränen in die Augen treibt. WASABI ZU GENIESSEN, ist wie eine Mut- probe. Der grüne japanische Meerret- tich, dessen Name man übrigens gleich- betont auf allen Silben ausspricht, ist so teuflisch scharf wie Dynamit. Und die Schweizerinnen und Schweizer sind süchtig nach diesen kleinen Mutproben. Im Gefolge der Sushi- und Sashimi-Wo- ge, die vor einigen Jahren auch unser Land erfasst hat, boomen Produkte mit Wasabi. Allen voran Erdnüsschen mit Wasabi-Überzug. Sie sind ein absoluter Verkaufsschlager und sollen allein der Coop mehrere Millionen Franken Um- satz bringen. Inzwischen gibt es auch die Kombination von Wasabi und Schokola- de: Beschle Chocolatier in Basel verkauft Wasabi-Pralinés. «Ein Hit», sagt Dominic Beschle. «Gault Millau»-Köchin Tanja Gran- dits vom Restaurant Stucki in Basel be- kennt ihre Liebe zur scharfen Würze freimütig und meint: «Sie hat diese leichte, luftige Nasen-Schärfe, die ganz anders im Gaumen liegt als etwa Chili.» Grandits verwendet sie gerne als Amuse- Bouche zum Einstieg, aber auch mal zum Dessert oder Drink (siehe Rezept). Etwa mit Erbsen, die sonst eher mild und süsslich sind. «Aber auch mit Milch oder mit Minze kommt diese tolle, aber nicht stechende Schärfe zum Ausdruck.» Unlängst hat sie für Globus eine Ge- würz-Kollektion zusammengestellt. Da- runter ein Sesamsalz mit Wasabi und Nori sowie ein Wasabi-Dressing mit Pfef- ferminze. «Diese Frische gibt Gemüse und kalten Suppen richtig Pfiff», schwärmt sie. AUCH MEISTER-KOCH André Jaeger von der «Fischerzunft» in Schaffhausen ist ein Verfechter der japani- schen Wunderwurzel. Wasabi sei ausseror- dentlich stimulie- rend und verbesse- re die Aufnahme- fähigkeit von Aro- men. Deshalb solle man Gerichte mit Wasabi zu Beginn des Essens servieren, findet er. Aber auch Jaeger experimen- tiert gerne und so taucht in seinem neu- en Kochbuch «Fischerzunft» (AT-Verlag) ein Wasabi- Soufflé als Dessert auf, das er mit einem Vanille-, Grüntee- oder Wasabi-Eis empfiehlt. Die meisten der ausserhalb Japans angebotenen Wasabi-Produkte sind aller- dings – gelinde gesagt – Fälschungen. Sie bestehen im Wesentlichen aus einer Mi- schung aus Meerrettich, Senfpulver, Essig und Farbstoff. Genealogisch gesehen ge- hört Wasabi tatsächlich auch zur Familie der Senfpflanzen. Diese urjapanische Pflanze hat seine Heimat im feuchtküh- len Klima der Berge in Sachalin, Hokkai- do oder Kyushu. Dort wächst der Wurzel- stock nicht abwärts wie ein Meerrettich, sondern seitwärts. Ihm wird eine antioxi- dantische Wirkung nachgesagt. Der gesun- de Grüne killt unerwünschte Bakterien im Darm und fördert die Verdauung. Wasabi, die scharfe japanische Wurzel, bereichert die Schweizer Küche – nicht nur für Sushi und Sashimi Auch wenn die meisten Wasabi- Pasten und -Pulver in Europa Fälschungen sind, wird das Gewürz hierzulande immer mehr eingesetzt. Sogar für Schokolade und Desserts. Explosion in Nase und Rachen VON SILVIA SCHAUB Apfel-Wasabi-Shot Für 8–10 Gläser à 80 ml 6 säuerliche Äpfel 400 ml Apfelsaft 1 Limette, Saft 1 TL Wasabipaste 1 Handvoll Basilikumblätter 1 Prise Salz Die Äpfel waschen, vierteln und entkernen. Das Fruchtfleisch klein schneiden und zu- sammen mit dem Apfelsaft weich kochen. Mit den restlichen Zutaten mixen und durch ein feines Sieb streichen. Kalt stellen und in kleinen Gläsern servieren. Tipp: Schmeckt eiskalt am besten. Aus: Tanja Grandits, Alles klar, AT-Verlag An gerösteten Nüssen: Wasabi hat eine aromati- sche Schärfe, die nicht stechend ist wie bei Chili. BILD: AT-VERLAG

Der Sonntag | Nr. 4 | 30. Januar 2011 Seite 44 Explosion in ......2011/01/30  · Der Sonntag | Nr. 4 | 30. Januar 2011 GENIESSEN Seite 44 Eine kleine Prise genügt, um das Feuer-werk

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    Eine Plattform fürvergessene GemüseRestaurant Roter Turm, Baden

    Marlen Lüscher, Geschäftsleiterin im Restaurant Roter Turm,Rathausgasse 5, 5400 Baden. Tel. 056 222 85 25, www.restaurant-roterturm.ch. Geöffnet: Mo–Sa 9–24 Uhr, So nach Vereinbarung.

    KÜCHE Fantasievolle saisonale Küche mit oft wenig bekannten ProduktenSERVICE Angenehm, umsichtigAMBIENTE Modernes, zurückhaltendes InterieurPREISE Vorspeisen ab Fr. 8.–, Hauptgänge ab Fr. 25.–

    AUFGETISCHT

    IN DER SCHNELLLEBIGEN ZEIT, in der wir heute leben, und mit denunterschiedlichsten Möglichkeiten der schnellen Kommunikationwerden wir immer ungeduldiger. Wir haben den Anspruch, dassder gewünschte Kommunikationspartner jederzeit erreichbar ist.Denn rein technisch gesehen, ist das ja möglich. Lange sind dieZeiten vorbei, als man auf eine Offerte oder einen Vertrag eine Wo-che warten musste.Heute schreiben wir ein Mail und erwarten die Antwort spätes-tens am gleichen Tag. Höflich und sinnvoll ist es, in 48 Stundenzu antworten. Und ist es auch nur die Information, dass man ge-rade etwas in Zeitnot sei und sich nächste Woche ausführlichmelden werde. Gewisse Firmen haben sogar die 24-Stunden-Re-gel für die Beantwortung der Mails eingeführt, dies als speziellenKundenservice. Eine Abwesenheitsnotiz braucht es somit nachzwei Tagen. Vermerken Sie in dieser Meldung, wo man sich mel-den kann, wenn etwas dringend ist und ob dieses E-Mail weiter-geleitet oder von jemand anderem bearbeitet wird. Und zu guterLetzt nicht vergessen, die Meldung zu deaktivieren, wenn Siewieder zurück sind.

    Corinne Staub ist Image-Beraterinin Zürich und Mitautorin der Bücher«Dressguide» und «Imagefaktor».

    Ab wann soll man im E-Mail eine Abwesenheits-meldung einrichten? Ab einem Tag, einer Woche?

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    Stellen Sie Ihre Fragen unter [email protected]

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    Ein Valenciazur PaellaAuf Wein aus Valencia wäreich vermutlich nie gekom-men, wenn ich mich nichtfür einen Beitrag in Anne-marie Wildeisens «Ko-chen» damit hätte beschäf-tigen müssen. Das hiesigeAngebot an spanischenWeinen ist zwar gross.Wein aus der Region Valen-cia zu finden, ist aber garnicht so einfach. Das zweit-grösste WeinbaugebietSpaniens, wo Weine mitder Denominación de Ori-

    gen (DO) Valencia, Utiel-Requena und Ali-cante sowie einige interessante Land-weine (Vino de la tierra) erzeugt werden,fristet hierzulande ein Mauerblümchen-dasein. Dabei wäre das Gebiet eine Ent-deckung wert. Allein die DO Valencia um-fasst mit 18 000 Hektaren eine Rebfläche,die 1,2-mal so gross ist wie diejenige derSchweiz. Angebaut werden traditioneller-weise einheimische Rebsorten wie Mos-catel, Malvasía, Macabeo (weiss) und Mo-nastrell, Tempranillo, Garnacha, Bobal(rot) sowie neu auch internationale, meistfranzösische Sorten. Rund 90 modernstausgestattete Bodegas erzeugen aus denTrauben Weine, die nichts mehr zu tunhaben mit den billigen Verschnittweinenaus früheren Zeiten. Eine Vorreiterrollekommt den Bodegas Murviedro zu, die1927 als Bodegas Schenk vom gleich-namigen Schweizer Weinhandelshaus inRolle gegründet wurden.Der Murviedro Crianza 2007 leuchtet indunklem, leicht gereiftem Rot, duftetnach reifen Steinfrüchten mit Kräuterno-ten und hat einen vollen Körper mit safti-ger Säure und weichem, rundem Tannin.Er ist ein geschmeidiger Wein, der sehrgut zur spanischen Küche passt. Vorallem zum kulinarischen ExportschlagerValencias, der Paella valenciana, ist er derperfekte Begleiter. Wenn Sie jetzt Lust be-kommen auf das bekannte Reisgericht,das früher die Landarbeiter am Mittagüber dem offenen Feuer auf ihren Feldernunter Mitverwendung von allerlei Gemüseund Schnecken als Fleischersatz zube-reiteten: «Kochen» hat das Rezept dazu(www.wildeisen.ch). ANDREAS KELLER

    ENTKORKT

    Produzent Bodegas Murviedro,Requena (E)Herkunft ValenciaAppellation Valencia DORebsorten Tempranillo, Monastrell,SyrahBeste Trinkreife jetzt bis Ende 2013Passende Gerichte Tapas, Tortilla,PaellaBewertung 16 PunkteBezugsquelle Schenk SA, Place de laGare 7, 1180 Rolle, Tel. 021 822 02 02,www.schenk-wine.ch, Fr. 10.80

    MURVIEDROCRIANZA 2007

    Der Sonntag | Nr. 4 | 30. Januar 2011Seite 44GENIESSEN

    Eine kleine Prise genügt, um das Feuer-werk zu entzünden. Sobald die grünePaste mit der Zunge in Kontakt kommt,steigt ihr Geruch vom Gaumen hoch indie Nase bis weiter zur Stirnhöhle, wosich ihre aromatische Schärfe explo-sionsartig ausbreitet und selbst den Ab-gebrühtesten Tränen in die Augen treibt.

    WASABI ZU GENIESSEN, ist wie eine Mut-probe. Der grüne japanische Meerret-tich, dessen Name man übrigens gleich-betont auf allen Silben ausspricht, ist soteuflisch scharf wie Dynamit. Und dieSchweizerinnen und Schweizer sindsüchtig nach diesen kleinen Mutproben.Im Gefolge der Sushi- und Sashimi-Wo-ge, die vor einigen Jahren auch unserLand erfasst hat, boomen Produkte mitWasabi. Allen voran Erdnüsschen mitWasabi-Überzug. Sie sind ein absoluterVerkaufsschlager und sollen allein derCoop mehrere Millionen Franken Um-satz bringen. Inzwischen gibt es auch dieKombination von Wasabi und Schokola-de: Beschle Chocolatier in Basel verkauftWasabi-Pralinés. «Ein Hit», sagt DominicBeschle.

    «Gault Millau»-Köchin Tanja Gran-dits vom Restaurant Stucki in Basel be-kennt ihre Liebe zur scharfen Würzefreimütig und meint: «Sie hat dieseleichte, luftige Nasen-Schärfe, die ganzanders im Gaumen liegt als etwa Chili.»Grandits verwendet sie gerne als Amuse-Bouche zum Einstieg, aber auch malzum Dessert oder Drink (siehe Rezept).Etwa mit Erbsen, die sonst eher mildund süsslich sind. «Aber auch mit Milchoder mit Minze kommt diese tolle, abernicht stechende Schärfe zum Ausdruck.»Unlängst hat sie für Globus eine Ge-würz-Kollektion zusammengestellt. Da-runter ein Sesamsalz mit Wasabi undNori sowie ein Wasabi-Dressing mit Pfef-ferminze. «Diese Frische gibt Gemüseund kalten Suppen richtig Pfiff»,schwärmt sie.

    AUCH MEISTER-KOCH André Jaeger vonder «Fischerzunft» in Schaffhausen istein Verfechter der japani-schen Wunderwurzel.Wasabi sei ausseror-dentlich stimulie-rend und verbesse-re die Aufnahme-fähigkeit von Aro-

    men. Deshalb solle man Gerichte mitWasabi zu Beginn des Essens servieren,findet er. Aber auch Jaeger experimen-tiert gerne und so taucht in seinem neu-

    en Kochbuch «Fischerzunft»(AT-Verlag) ein Wasabi-

    Soufflé als Dessert

    auf, das er mit einem Vanille-, Grüntee-oder Wasabi-Eis empfiehlt.

    Die meisten der ausserhalb Japansangebotenen Wasabi-Produkte sind aller-dings – gelinde gesagt – Fälschungen. Siebestehen im Wesentlichen aus einer Mi-schung aus Meerrettich, Senfpulver, Essig

    und Farbstoff. Genealogisch gesehen ge-hört Wasabi tatsächlich auch zur Familieder Senfpflanzen. Diese urjapanischePflanze hat seine Heimat im feuchtküh-len Klima der Berge in Sachalin, Hokkai-do oder Kyushu. Dort wächst der Wurzel-stock nicht abwärts wie ein Meerrettich,sondern seitwärts. Ihm wird eine antioxi-dantische Wirkung nachgesagt. Der gesun-de Grüne killt unerwünschte Bakterienim Darm und fördert die Verdauung.

    Wasabi, die scharfe japanische Wurzel, bereichert die Schweizer Küche – nicht nur für Sushi und Sashimi

    Auch wenn die meisten Wasabi-Pasten und -Pulver in EuropaFälschungen sind, wird dasGewürz hierzulande immermehr eingesetzt. Sogar fürSchokolade und Desserts.

    Explosion in Nase und Rachen

    VON SILVIA SCHAUB

    Apfel-Wasabi-Shot

    Für 8–10 Gläser à 80 ml

    6 säuerliche Äpfel400 ml Apfelsaft1 Limette, Saft1 TL Wasabipaste1 Handvoll Basilikumblätter1 Prise Salz

    Die Äpfel waschen, vierteln und entkernen.Das Fruchtfleisch klein schneiden und zu-sammen mit dem Apfelsaft weich kochen.Mit den restlichen Zutaten mixen unddurch ein feines Sieb streichen. Kalt stellenund in kleinen Gläsern servieren.

    Tipp: Schmeckt eiskalt am besten.Aus: Tanja Grandits, Alles klar, AT-Verlag

    An gerösteten Nüssen: Wasabi hat eine aromati-sche Schärfe, die nicht stechend ist wie bei Chili.

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