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Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsbereich Wissenschaftsjournalismus Prof. Winfried Göpfert Tel.: (030) 838-70300 & (030) 30099167 www.kommwiss.fu-berlin.de/wissjour.html www.wissenschaftsjournalismus.de [email protected] Forschungsbericht: Der sterbende Schwan als Medienkatastrophe Die Berichterstattung über Vogelgrippe zwischen Information und Sensation Eine Untersuchung der publizistischen Qualität in Boulevard- und Abonnementzeitungen von Bettina Böse 2006/2007

Der sterbende Schwan als Medienkatastrophe · 2013. 5. 4. · zwischen Information und Sensation Eine Untersuchung der publizistischen Qualität in Boulevard- und Abonnementzeitungen

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Page 1: Der sterbende Schwan als Medienkatastrophe · 2013. 5. 4. · zwischen Information und Sensation Eine Untersuchung der publizistischen Qualität in Boulevard- und Abonnementzeitungen

Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsbereich Wissenschaftsjournalismus

Prof. Winfried Göpfert Tel.: (030) 838-70300 & (030) 30099167 www.kommwiss.fu-berlin.de/wissjour.html

www.wissenschaftsjournalismus.de [email protected]

Forschungsbericht:

Der sterbende Schwan als Medienkatastrophe

Die Berichterstattung über Vogelgrippe

zwischen Information und Sensation

Eine Untersuchung der publizistischen Qualität in Boulevard- und Abonnementzeitungen

von

Bettina Böse

2006/2007

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FREIE UNIVERSITÄT BERLIN Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften

Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

FORSCHUNGSBERICHT

2007

„Der sterbende Schwan als Medienkatastrophe“

Die Berichterstattung über Vogelgrippe zwischen Information und Sensation Eine Untersuchung der publizistischen Qualität in Boulevard- und Abonnementzeitungen

Verfasserin: Bettina Böse, M.A. Betreuer: Prof. Winfried Göpfert

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Inhaltsverzeichnis Einleitung………………………………………………………………………….3 Forschungstand zur Qualität im Medizinjournalismus……………………………3 Thema der Untersuchung……………………………………………………….....5 Methodik…………………………………………………………………………..7 Ergebnisse…………………………………………………………………………8 Zusammenfassung, Fazit und Ausblick………………………………………… 21 Literatur Medizinisches Quellenverzeichnis

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1. Einleitung

Niemand weiß nichts Genaues. Diese Formulierung beschreibt am treffendsten den Zustand,

der sich mit Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland offenbarte. Experten rätselten über

Ursachen und Gefahrenpotential, die Medien griffen dankbar jeden „Spekulationsfetzen“ auf.

Alle Medien? Oder doch wieder nur die, von denen man nichts anderes erwartet hatte, die

Boulevardblättchen und Klatschmagazine? Tatsache ist, dass alle Medien das Thema Vogel-

grippe mit dem Tag des Ausbruchs am 15. Februar prominent und kontinuierlich in die Be-

richterstattung einbrachten. Das ist kein Wunder, ist doch Medizin eines der beliebtesten

Themen innerhalb des wissenschaftlichen Themenspektrums. Gesundheit und Krankheit

betreffen jeden Menschen und somit ein denkbar breites Publikum. Zudem eignen sich solche

Themen dazu, Sensationsbedürfnisse zu befriedigen. Ganz besonders dann, wenn es sich um

eine Krankheit wie die Vogelgrippe handelt, die den „Reiz“ des schicksalhaften, plötzlich

zuschlagenden Damoklesschwerts hat.

Die durchgeführte Untersuchung beschränkt sich auf den Umgang von ausgewählten Tages-

zeitungen mit dem Thema Vogelgrippe. Die Fragen waren: Wie versuchen diese beim Leser

zu punkten – mit Information oder Sensation? Gibt es tatsächlich einen qualitativen Unter-

schied zwischen den „üblichen Verdächtigen“, also den Boulevardblättern, und den seriösen

Abonnementzeitungen? Worin besteht dieser? Welche Zeitung sollte das (Berliner) Publikum

nutzen, um die Risiken der Vogelgrippe richtig einschätzen zu können? Oder, zusammenfas-

send gesagt: Welche Zeitung schafft es wirklich, qualitativ hochwertig zu berichten?

Um diesen Fragen überhaupt nachgehen zu können, war zunächst einmal eine grundlegende

Stellungnahme zu einer in der Publizistikwissenschaft heiß diskutierten Frage nötig: Was ist

denn publizistische Qualität? Und wie lässt sie sich messen? Im Folgenden sollen die Grund-

lagen der Untersuchung erläutert werden.

2. Forschungstand zur Qualität im Medizinjournalismus

Die Frage „Was ist journalistische Qualität“ ist eine viel diskutierte und nie ganz geklärte

Frage der Publizistikwissenschaft. So gibt es denn auch, ungeachtet des berühmten „Pudding-

Zitats“ von Stephan Ruß-Mohl, zahlreiche Ansätze für die Entwicklung eines Kriterien-

Kataloges zur Ermittlung von Qualität. Die Fülle der Ansätze hat zu einer Qualitätsdiskussi-

on geführt, die eines deutlich macht: Es gibt nicht den einen Kriterienkatalog, nach der sich

journalistische Qualität einfach abhaken lässt. Wohl aber gibt es bestimmte Mindestanforde-

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rungen, die sich in Abhängigkeit vom Themenschwerpunkt einer bestimmten Berichterstat-

tung formulieren lassen. Matthias Karmasin bezeichnet diese Mindestanforderungen als

„Bottom Line“, also als kleinsten gemeinsamen Nenner an Qualität, den alle Medien unab-

hängig vom Genre erreichen müssen (Vgl. Karmasin 1996: 18). Gerade im Bezug auf wis-

senschafts- oder medizinjournalistische Berichterstattung sind diese Mindestanforderungen

schon relativ klar umrissen. Ein „guter“ Text aus diesem Genre muss in erster Linie medizi-

nisch korrekt sein. Er darf keine verfälschenden Tendenzen aufweisen, muss also neutral

sein. Er muss auch für Laien interessant aufgemacht und allgemeinverständlich sein. Und er

muss glaubwürdig sein, denn die Leser vertrauen in der Regel auf die Aussagen „ihres“ Me-

diums. Aus diesen Prämissen heraus hat beispielsweise Renate Bader einen Kriterien-Katalog

entwickelt, der sich tatsächlich als qualitatives Messinstrument verwenden lässt (Vgl. Bader

1993). Er umfasst genannte Forderungen und lässt die Entwicklung bestimmter Indikatoren

zu, die für oder gegen Qualität sprechen könnten. Für die Kategorie „Nützlichkeit“ schlägt

beispielsweise Winfried Göpfert vor, die Verwendung von veranschaulichenden Elementen

(Grafiken, Schaukästen, etc.) als ein Merkmal von Qualität zu sehen (Vgl. Göpfert 1993:

103). Ein weiteres Merkmal für einen nützlichen und somit hochwertigen Text ist laut Renate

Bader die Verständlichkeit. Kriterien für die Glaubwürdigkeit sind in Anlehnung an Ulf Boes

beispielsweise eine gute Quellentransparenz und die Befragung von Experten (Vgl. Boes

1991).

Insgesamt gibt es schon eine Reihe von Untersuchungen, die sich, ausgehend von eben ge-

nannten Prämissen, mit der Qualität wissenschafts- und medizinjournalistischer Berichter-

stattung befassen. Im Hinblick auf den Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung seien

besonders die Arbeiten von Andreas Diggelmann et al., Detlev Wende, Ulf Boes und Joa-

chim Pietzsch genannt, die sich mit der Qualität der Berichterstattung bestimmter Zeitungen

über die Themen Krebs und AIDS befassen. Ihre Schlussfolgerungen decken sich mit dem

bestehenden Forschungsstand zum Umgang von Zeitungen mit Medizinthemen. So ist Medi-

zin das beliebteste Thema innerhalb des Spektrums wissenschaftlicher Themen (Vgl. Hell-

mann 1976). Kein Wunder, denn Medizin geht immer (Vgl. z.B. Aumiller 1987), da sich

praktisch jeder damit identifizieren kann.

Gerade für die Boulevardmedien scheinen bestimmte Krankheiten dabei ein besonders ge-

eigneter Stoff zu sein. Pietzsch stellt fest: „Für die BILD hat Krebs eine ähnliche Qualität wie

Sex. Beide Themen sind gleichermaßen intim und öffentlich, schlüssellochbezogen, also

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schlagzeilenträchtig. Über beide Themen wollen die Menschen lieber von anderen hören als

selbst darüber zu sprechen“ (Pietzsch 1991: 137). Seine Schlussfolgerung: „Wenn es den

Krebs nicht gäbe, würde BILD ihn erfinden“ (ebd.). Dass gerade die Boulevardmedien im

Umgang mit solchen Themen eben nicht den qualitativen Anforderungen entsprechen, wird

in beinahe allen Untersuchungen deutlich. „Der Eindruck, dass die Sensation vor den negati-

ven Auswirkungen der betreffenden (stilistischen) Methode im Vordergrund des Artikels

steht, bestätigt sich“ (WENDE 1990 in Bezug auf die „BILD“: 208). Aber auch die seriösen

Abonnementzeitungen werden nicht nur gelobt. Sie berichten zwar „gut recherchiert, durch-

dacht aufgebaut und durchaus kritisch“ (Pietzsch 1991: 137; er bezieht sich auf die FAZ),

aber auch „so dröge, dass niemand zum Lesen verlockt werden könnte, der dies nicht ohne-

hin vorhatte.“ Der Nützlichkeitsforderung ist so jedenfalls auch nicht Genüge getan.

Insgesamt lässt sich also feststellen, dass den Boulevardmedien eine reißerische, sensationa-

listische und unglaubwürdige Berichterstattung unterstellt wird. Immerhin sprechen sie mit

ihrer einfachen, den Bedürfnissen der Leser entgegenkommenden Aufmachung aber auch

Publikumsschichten an, die sonst gar nicht mit medizinischen Themen in Kontakt kämen.

Die Abonnementzeitungen werden dagegen zwar als glaubwürdiger, korrekter und neutraler

eingestuft – aber eben auch als langweiliger und daher weniger nützlich. Alle eingangs erör-

terten Qualitätsanforderungen erfüllt somit kaum eine Zeitung, egal, welchen Genres.

3. Thema der Untersuchung

Die Untersuchung dreht sich um die Fragestellung, ob es die Medien, in diesem Fall einige

ausgewählte Tageszeitungen, schaffen, über einen so speziellen Vorfall wie den Ausbruch

der Vogelgrippe qualitativ hochwertig zu berichten. Besonders ein möglicher Unterschied der

Qualität zwischen Abonnement- und Boulevardzeitungen war hierbei von Interesse. Zu die-

sem Zweck wurden sechs deutsche Tageszeitungen, jeweils drei aus dem Segment der Abon-

nementzeitungen („Welt“, „Tagesspiegel“ und „Berliner Zeitung“) und drei aus dem Seg-

ment der Boulevardzeitungen („Bild“, „B.Z.“ und „Berliner Kurier“) auf die publizistische

Qualität ihrer Beiträge zum Thema Vogelgrippe hin verglichen.

Bei der Vogelgrippe handelt es sich der Definition nach um ein Thema aus dem Bereich des

Medizinjournalismus und, da sie eine akute Gefahr für einen Großteil der Bevölkerung dar-

stellt, bis zu einem gewissen Grad sogar um Risikokommunikation. An die journalistische

Berichterstattung über solche Themen werden, wie in Abschnitt 2 erläutert, besondere quali-

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tative Anforderungen gestellt. Neben die medialen Funktionen des Informationstransfers und

der Vermittlung zwischen Experten und Laien, wie Kohring sie sieht (Vgl. Kohring 1997:

78), tritt zusätzlich noch die Funktion der medizinischen Aufklärung. „Diese mediale Funkti-

on wird vom Rezipienten erwartet und vor allem auch akzeptiert“ (Boes 1991: 26). Bei der

Vogelgrippe handelt es sich um ein besonders prekäres Thema, denn es zeigte sich eine gro-

ße Verunsicherung. Selbst Experten tappten anfangs über die Ursachen der schnellen Aus-

breitung und das weitere Gefährdungspotential von H5N1 noch im Dunkeln, widersprachen

sich teilweise gegenseitig. Dennoch galt es, die Bevölkerung zu warnen und ihr Verhaltens-

maßregeln an die Hand zu geben. Für die Medienberichterstattung heißt dies: Weder Panik

schüren noch entwarnen auf der Basis nicht gesicherter Tatsachen, eben ganz so, wie es der

Pressekodex für die medizinjournalistische Berichterstattung vorsieht. Es kann nur dann

hochwertig informiert werden, wenn die Medien sich bemühen, den jeweiligen Staus Quo der

Lage exakt abzubilden und gleichzeitig auf die zeitliche Beschränkung der Aussagen hinzu-

weisen, da sich die Situation praktisch täglich änderte.

Um ihrer Aufklärungsfunktion nachzukommen müssen sie also medizinisch korrekt berich-

ten. Da es sich bei den ausgewählten Zeitungen um Tageszeitungen handelt, die in der Regel

medizinische Themen ressortübergreifend durch das ganze Blatt hinweg aufgreifen (beson-

ders die Boulevardzeitungen), kamen weitere qualitative Forderungen aus dem genannten

Kriterien-Katalog von Renate Bader hinzu. So müssen die Zeitungen ihre Leser mit nützli-

chen Hinweisen versorgen und diese anschaulich und allgemeinverständlich an den Mann

bringen. Die Vogelgrippe ist kein Thema, das für ein kleines, interessiertes Publikum auf den

Wissenschaftsseiten (sofern vorhanden) diskutiert werden kann. Es muss der breiten Öffent-

lichkeit zugänglich gemacht werden. Dass die Medien dieser Forderung in der Regel nach-

kommen, ist keine Frage. Nachrichten aus dem Bereich der Medizin erfüllen mehr als andere

das Nützlichkeitsargument, wie es beispielsweise GÖPFERT und PETERS anführen: Ratsch-

läge und Hinweise für die Gesundheit sind für den Leser direkt anwendbar und machen somit

die Lektüre besonders attraktiv (Vgl. Göpfert/Peters 1996: 21). Auf diese Weise lassen sich

Marktanteile gewinnen. Aber: Die Hinweise müssen eben medizinisch korrekt, glaubwürdig,

leicht verständlich und vor allem neutral, also ohne sensationalistische Tendenzen, vermittelt

werden. Mit Blick auf den dargestellten Forschungsstand ist besonders bei den Boulevardzei-

tungen anzuzweifeln, ob dies gelingt. Die der Untersuchung zugrunde liegende Vermutung

war daher auch, dass die Berichterstattung über Vogelgrippe in den ausgewählten Medien

den entscheidenden Kriterien publizistischer Qualität, gerade im Bezug auf Risikoberichter-

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stattung, nicht in allen Punkten genügt. Diese Vermutung wurde sowohl für Boulevard- als

auch für Abonnementzeitungen angenommen, wenn auch für die Boulevardzeitungen in ver-

stärktem Maße.

4. Methodik

Als Methode zur Untersuchung der Fragestellung wurde die Inhaltsanalyse gewählt. Das

hierfür verwendete Kategoriesystem basierte auf eben formulierten Anforderungen an einen

medizinjournalistischen Text, nämlich medizinische Genauigkeit, Glaubwürdigkeit, Neutra-

lität und Nützlichkeit. Diese Kategorien wiederum wurden mithilfe der wissenschaftlich

anerkannten Indikatoren für publizistische Qualität überprüft. Diese Indikatoren, die als

Textmerkmale erfasst wurden, lauteten:

Kategorie 1: Aufmerksamkeit (Zusatzkategorie für einen „Gesamtüberblick)

Merkmale: Länge des Artikels, Anzahl der Bilder, Ressort, Textgattung und Platzierung in-

nerhalb des Blattes.

Kategorie 2: Glaubwürdigkeit

Merkmale: Quellentransparenz, Anzahl der verwendeten Quellen, Vorhandensein einer Ex-

pertenmeinung, Vielfalt der thematisierten Meinungen und/oder Aspekte zum Thema Vogel-

grippe und Art der Referenz.

Kategorie 3: Medizinische Genauigkeit

Folgende Fragen waren von Bedeutung: Wird die Gefahr für Menschen angemessen darge-

stellt? Wird die Gefahr einer Pandemie richtig dargestellt? Werden Übertragungswege und

Maßnahmen gegen Vogelgrippe korrekt wiedergegeben? Sind die Hinweise zur Prävention

sinnvoll? Und wird der bisherige Verlauf der Seuche richtig dargestellt? Um die Merkmale

korrekt erfassen zu können, wurde zusätzlich zu den genutzten medizinischen Informations-

quellen (siehe Anhang) ein Influenza-Experte hinzugezogen.

Kategorie 4: Sensationalisierung

Merkmale: Tendenz des Artikels (neutral, ängstlich oder hoffnungsvoll) und der Emotions-

grad der verwendeten Bilder, Headlines und der Sprache.

Kategorie 5: Nützlichkeit

Es wurde geprüft, ob gegebene Verhaltenshinweise zu verschiedenen Aspekten (Umgang mit

toten Tieren, Ernährung, Prävention…) sinnvoll sind oder eher nicht. Auch hier war der ge-

nannte Influenza-Experte behilflich. Weitere Merkmale: Vorhandensein von veranschauli-

chenden Elementen und weiterführenden Hinweisen, Verständlichkeit der Sprache.

Untersucht wurden alle Artikel aus dem allgemeinen redaktionellen Teil (keine Sonderbeila-

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gen, etc.), die sich im Zeitraum vom 15. Februar bis zum 31. März 2006 schwerpunktmäßig

mit dem Thema Vogelgrippe befassten. Diese Definition traf auf 544 Artikel zu. Aufgrund

dieser Fülle erschien eine Einschränkung sinnvoll. Um die Forderung nach der Objektivität

der Untersuchung zu erfüllen, wurde auf eine gezielte Auswahl verzichtet, da bei einer sol-

chen die Gefahr besteht, dass Artikel aussortiert werden, auf die das Kategorieschema weni-

ger gut anwendbar ist. Dies wäre eine Verfälschung der Ergebnisse. Auch auf die Ziehung

einer zufälligen Stichprobe wurde verzichtet, da hierbei wiederum besonders aussagekräftige

Artikel wegfallen könnten. Stattdessen wurde die Auswahl der zu kodierenden Artikel von

der Länge abhängig gemacht. Für die Untersuchung wurden nur Artikel erfasst, die mindes-

tens eine Länge von 20 Zeilen (Boulevardzeitungen) beziehungsweise 40 Zeilen (Abonne-

mentzeitungen) aufweisen. Diese Verfahrensweise erschien gerechtfertigt, da kürzere Mel-

dungen zum Teil redundant waren – sie berichteten in regelmäßigen Abständen von neuen

Fällen der Vogelgrippe. Weil hier die Grundaussage des Textes immer ähnlich war, schienen

diese Artikel nicht unbedingt für den beabsichtigten Vergleich von Nutzen zu sein. Die un-

terschiedliche Festlegung für die Mindestlänge zwischen Boulevard- und Abonnementzei-

tungen erklärt sich aus den verschiedenen stilistischen Besonderheiten der beiden Zeitungs-

typen. Die Beiträge in Boulevardzeitungen sind entsprechend ihrem Charakter eher kurz, die

Beiträge in Abonnementzeitungen eher lang. Insgesamt blieben 411 Artikel zur Analyse.

Die Verlässlichkeit der Untersuchung wurde anhand der Intracoder-Reliabilität gemessen.

Zu deren Überprüfung wurden am Ende der Kodierungsphase ein Teil der Untersuchungs-

einheiten erneut verschlüsselt. Die Überprüfung an 15 Prozent der Artikel aus allen unter-

suchten Zeitungen ergab einen zufrieden stellenden Wert von 95 Prozent. Damit kann das

Ergebnis der Untersuchung als verlässlich angesehen werden. Zum Abschluss der Erhe-

bungsphase wurden alle Hypothesen mithilfe eines non-parametrischen Verfahrens auf ihre

Signifikanz hin getestet. Die in Excel 2000 erhobenen Daten wurden zu diesem Zweck in das

Programm SPSS überführt und dort, je nach Menge der Ausprägungen, einem Vierfelder-

Chi²-Test oder aber einem k·m-Chi²-Test unterzogen.

5. Ergebnisse

Allgemeine Aufmerksamkeit

Von allen untersuchten Tageszeitungen greift die „Berliner Zeitung“ das Thema Vogelgrippe

am häufigsten auf. 129 Artikel befassen sich im Untersuchungszeitraum schwerpunktmäßig

mit dem Thema. Es folgen die „Welt“ mit 123 Artikeln und dann der „Tagesspiegel“ mit

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106. Die Boulevardzeitungen greifen das Thema Vogelgrippe sehr viel seltener auf. Bei ih-

nen liegt an erster Stelle die „BILD“ mit 68 Artikeln, gefolgt von der „B.Z“ mit 63 Artikeln.

Am seltensten berichtet der „Berliner Kurier“ über die Vogelgrippe, nur 55 Beiträge beschäf-

tigen sich im Untersuchungszeitraum mit dem Thema. Insgesamt liegen die Abonnementzei-

tungen auch in der Kontinuität der Berichterstattung weit vorn. Während in der „Berliner

Zeitung“ durchschnittlich rund 3,3 Artikel pro Tag erschienen, sind es im „Berliner Kurier“

nur 1,4.

Auch vom Umfang her sind die Artikel in der „Berliner Zeitung“ am größten. 60 Prozent

aller untersuchten Beiträge sind 80 Zeilen und länger. Beim „Berliner Kurier“ sind es nur 16

Prozent. Unter den Boulevardzeitungen weist lediglich die „BILD“ mit einem Anteil von 45

Prozent langer Artikel einen Umfang auf, der dem der Abonnementzeitungen nahe kommt.

Die Anzahl der verwendeten Fotos unterscheidet sich erwartungsgemäß je nach Zeitungstyp.

Die meisten Bilder verwendet der „Berliner Kurier“, 37 Prozent aller Beiträge enthalten hier

drei oder mehr Bilder und nur 14 Prozent wurden ohne ein Bild veröffentlicht. Beim „Tages-

spiegel“ hingegen enthält nur ein Prozent der Artikel drei und mehr Bilder. Unter den Abon-

nementzeitungen erscheinen in der „Welt“ die meisten Fotos, rund 57 Prozent der Beiträge

sind hier bebildert. Beim „Tagesspiegel“ sind es insgesamt 52 Prozent, bei der „Berliner Zei-

tung“ 48 Prozent. Die Boulevardzeitungen hingegen arbeiten viel stärker mit Fotos, in der

„BILD“ erschienen rund 78 Prozent der Beiträge mit Foto, in der „B.Z.“ waren es 66 Prozent

und im „Berliner Kurier“ 86 Prozent.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Welt TS Berl. Bild B.Z. Kurier

Länge des Artikels

langmittelkurz

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Bei der Wahl des Ressorts sind sich die Zeitungen relativ ähnlich. Da von den Boulevardzei-

tungen nur der „Berliner Kurier“ eine eigene Wissenschaftsseite besitzt, erschienen nahezu

alle Beiträge innerhalb eines harten Ressorts wie Politik oder im Lokalen. Der „Berliner Ku-

rier nutzte mehrfach seine „Ratgeberseite“ (eine Schiebeseite mit wechselnden Schwerpunk-

ten wie z.B. Tier und Natur oder Medizin) für die Berichterstattung über Vogelgrippe. Die

„B.Z.“ veröffentlichte alle Beiträge zum Thema innerhalb eines harten Ressorts, die „BILD“

hatte einen einzigen Beitrag, der im Unterhaltungsressort erschien. Inhalt war eine mögliche

Vogelgrippe-Gefahr für die Darsteller der Serie „Hallo Robbie“, die gerade an der Ostsee

gedreht wurde. Ansonsten wurde auch von der „BILD“ nur das Nachrichten-, Politik- und

Lokalressort genutzt. Auch die Abonnementzeitungen zeigen bei der Ressortwahl keine hohe

Variabilität. Obwohl alle drei Blätter eine mehr oder weniger tägliche Wissenschaftsseite

haben, wird diese im Untersuchungszeitraum kaum genutzt, um das Thema Vogelgrippe auf-

zugreifen. Nur sechs Prozent der untersuchten Artikel in der „Berliner Zeitung“ und fünf

Prozent der Artikel in der „Welt“ erschienen im Wissenschaftsressort. Beim „Tagesspiegel“

war es sogar nur ein einziger Beitrag. Allerdings muss erwähnt werden, dass in allen Zeitun-

gen mehrfach kleinere Berichte zum Thema auf den Wissenschaftsseiten abgedruckt wurden,

die aufgrund ihrer Länge von unter 40 Zeilen nicht berücksichtigt wurden.

Zudem arbeiten sowohl der „Tagesspiegel“ als auch die „Welt“ ressortübergreifend. In der

„Welt“ beispielsweise stammen viele der Berichte von Politikredakteurin Claudia Ehrenstein.

Sie war bis 2003 Mitglied der Wissenschaftsredaktion der „Welt“ und kümmerte sich dort

vorwiegend um Medizinthemen. Die „Berliner Zeitung“ scheint überwiegend auf ressort-

übergreifendes Arbeiten zu verzichten, die Namen der Wissenschaftsredakteure tauchten

zumindest im Untersuchungszeitraum lediglich über Artikeln auf, die als „Tagesthema“ auf

„Seite 3“ abgehandelt wurden. Ansonsten findet offensichtlich eine strikte Trennung nach

Ressorts statt. Die Abonnementzeitungen nutzen das Thema auch mehrfach für ihre Mei-

nungs- oder Reportagenseite, die als weiches Ressort beurteilt wurde. Dies zeigt sich auch in

der Wahl der Textgattung. Auch hier zeigt die „Berliner Zeitung“ die größte Variabilität. 64

Prozent der Artikel sind informierende Berichte, 32 Prozent Hintergrundberichte und drei

Prozent meinungsbetonte Berichte in Form einer Glosse oder eine Kommentars. In der An-

zahl der informierenden Berichte ist in Abonnement- und Boulevardzeitungen sehr ähnlich.

Während aber die Boulevardzeitungen insgesamt etwas mehr Hintergrundberichte liefern als

die Abonnementzeitungen (nur die „Berliner Zeitung“ sticht hier wieder mit der insgesamt

größten Anzahl hervor), nutzen die Abonnementzeitungen häufiger das Genre des Kommen-

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tars. Von den Boulevardzeitungen wird dies überhaupt nur im „Berliner Kurier“ genutzt. Die

häufigste Nennung auf der Titelseite erfährt das Thema Vogelgrippe mit Abstand beim „Ta-

gesspiegel“, nur 16 Prozent aller Beiträge werden nicht bereits auf der Titelseite aufgegriffen.

In der „B.Z.“ liegt dieser Anteil bei 55 Prozent.

Glaubwürdigkeit

Die Quellentransparenz weist je nach Zeitungstyp erhebliche Unterschiede auf. Während

beim „Tagesspiegel“ und in der „Welt“ bei nahezu allen Beiträgen der Ursprung der Infor-

mationen lückenlos nachvollzogen werden kann, ist dies in der „B.Z.“ bei über der Hälfte

aller Artikel nicht der Fall. Insgesamt weisen die Boulevardzeitungen eine extrem schlechte

Quellentransparenz auf, auch in der „BILD“ und dem „Kurier“ liegt der Anteil der Meldun-

gen unklaren Ursprungs bei jeweils über 40 Prozent. Allerdings fällt die „Berliner Zeitung“

an dieser Stelle ebenfalls negativ auf. Zwar ist die Quellentransparenz deutlich besser als in

den Boulevardzeitungen, aber wenn bei 16 Prozent der Beiträge nicht ersichtlich wird, woher

bestimmte Informationen stammen, dann muss das bei einer Qualitätszeitung mit sicherlich

entsprechenden Ansprüchen als auffällig defizitär bewertet werden.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Welt TS Berl. Bild B.Z. Kurier

Transparenz: Quelle ersichtlich?

janein

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Die Anzahl der verwendeten Quellen ist im „Tagesspiegel“ am höchsten, in nahezu 60 Pro-

zent der Beiträge werden eindeutig drei oder mehr Quellen für die Recherche herangezogen.

In der „Welt“ ist dies bei 55 Prozent der Fall, in der „Berliner Zeitung“ nur bei 44 Prozent.

Am seltensten benutzt die „B.Z.“ drei oder mehr Quellen. Dieser Wert hängt sicherlich auch

damit zusammen, dass bei dieser Zeitung aufgrund der schlechten Quellentransparenz bei der

Anzahl der Quellen am häufigsten mit „nicht erkennbar“ verschlüsselt werden musste.

Die Meinung von Experten wird am häufigsten in der „BILD“ in Anspruch genommen. 27

Prozent der Beiträge enthalten mehr als eine Expertenmeinung, nur 54 Prozent gar keine. In

der „B.Z.“ dagegen kommen Experten am seltensten zu Wort, 68 Prozent der Beiträge er-

schienen hier ohne die Meinung eines Experten. Beim „Berliner Kurier“ sind es 67 Prozent.

In der „Berliner Zeitung“ und in der „Welt“ kommen Experten ebenfalls selten zu Wort, bei

beiden Zeitungen liegt der Anteil an Beiträgen ohne eine Expertenmeinung bei 63 Prozent.

Allerdings müssen diese Werte unterschiedlich betrachtet werden. Während die „Welt“ ein-

deutig den politischen Aspekt der Vogelgrippe in den Vordergrund stellt und aus diesem

Grund weniger medizinische Experten zu Wort kommen lässt, legt die „Berliner Zeitung“

ihren Schwerpunkt auf die medizinischen Aspekte. An dieser Stelle wird offensichtlich, wo-

her der große Anteil an Beiträgen mit schlechter Quellentransparenz in der „Berliner Zei-

tung“ kommt: Hier werden von allen untersuchten Zeitungen am häufigsten Hintergrundbe-

richte verwendet, die in Form eines Erklärstücks erschienen und oftmals Hinweise zum Um-

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

Welt TS Berl. Bild B.Z. Kurier

Anzahl genannter Quellen

3 + 210

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gang mit der Vogelgrippe enthalten, die nicht von einem Experten stammen und auch sonst

nicht mit einer medizinischen Quelle belegt werden. Da noch hinzukommt, dass die „Berliner

Zeitung“ nicht ressortübergreifend arbeitet, erscheinen besonders oft Beiträge, in denen Lo-

kalredakteur XY dem Leser medizinische Hinweise gibt, ohne darauf zu verweisen, woher

diese Informationen stammen. Dies wirkt wenig glaubwürdig.

Die Vielfalt der eingebrachten Standpunkte unterscheidet sich bei den untersuchten Zeitun-

gen kaum, auch ein unterschiedlicher Umgang hiermit bei Boulevard- oder Abonnementzei-

tungen ist nicht erkennbar. Tatsächlich stellt sogar der „Berliner Kurier“ noch am häufigsten

kontroverse oder unterschiedliche Standpunkte oder Aspekte innerhalb eines Artikels vor.

Am seltensten tun das „BILD“, „Berliner Zeitung“ und „B.Z.“. Bei fast allen Artikeln, die

mehr als nur einen Aspekt der Vogelgrippe beleuchten, werden lediglich unterschiedliche

Ansichten von Politikern zu den getroffenen Maßnahmen vorgestellt. Medizinische For-

schungskontroversen werden in keinem einzigen Artikel einander gegenübergestellt. Nur der

„Tagesspiegel“ macht gerade dies, die kontroversen Aussagen der Experten zum Thema Vo-

gelgrippe, einmal innerhalb eines Kommentars zum Thema. Die verschiedenen Seiten kom-

men dabei aber nicht zu Wort. Medizinische Aussagen ohne den Verweis auf eine Referenz

trifft jede Zeitung. Bei den Abonnementzeitungen tut dies, wie bereits beschrieben, am häu-

figsten die „Berliner Zeitung“, die ihren Lesern medizinische Ratschläge gibt, ohne auf eine

glaubwürdige Quelle zu verweisen. Nahezu die Hälfte aller Beiträge in der „Berliner Zei-

tung“ enthalten daher medizinische Fakten, die nicht von einer Referenz geäußert werden.

Bei den anderen beiden Abonnementzeitungen „Welt“ und „Tagesspiegel“ liegt der Anteil an

solchen Beiträgen jeweils bei über 30 Prozent. Die Boulevardzeitungen machen noch häufi-

ger medizinische Aussagen, die nicht von einer Referenz gestützt werden. Am häufigsten tut

dies die „BILD“ (59 Prozent), gefolgt vom „Berliner Kurier“ (58 Prozent) und der „B.Z.“ (48

Prozent). Diese Zahlen mögen im ersten Moment verwundern, da doch gleichzeitig in der

„BILD“ häufiger Experten zu Wort kommen als in der „B.Z.“. Allerdings sind insgesamt in

der „BILD“ viel mehr Aussagen medizinischen Inhalts zu finden als in der „B.Z.“ oder dem

Kurier. Der gesundheitliche Aspekt der Vogelgrippe steht in der „BILD“ eindeutig und her-

ausragend im Vordergrund, politische Aspekte werden kaum beachtet. Die „B.Z“ und der

„Berliner Kurier“ hingegen beschäftigen sich relativ häufig auch mit politischen Fragen wie

zum Beispiel den Folgen falscher Entscheidungen im Bezug auf Maßnahmen gegen die Vo-

gelgrippe, wie sie in Rügen der verantwortlichen Landrätin Kerstin Kassner (Linkspartei)

vorgeworfen wurden. Dies zeigt sich auch in der Art der verwendeten Referenzen. Die

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„BILD“ ist die einzige der untersuchten Zeitungen, in der insgesamt mehr medizinische Ex-

perten oder Einrichtungen als Quelle dienen (37 Prozent) als politische Experten oder rele-

vante Ministerien (32 Prozent). In der „Welt“ sind, entsprechend der eher politischen Aus-

richtung der Berichterstattung, 50 Prozent der verwendeten Referenzen aus einem politischen

Umfeld, nur 32 Prozent sind Experten. Beim „Tagesspiegel“ ist das Verhältnis ähnlich, der

Anteil beträgt 47 zu 35 Prozent, bei der „Berliner Zeitung“ 38 zu 32 Prozent. Auch im „Ber-

liner Kurier“ kommen mehr politische (34 Prozent) als medizinische (28 Prozent) Referenzen

zu Wort, ebenso in der „B.Z.“ (38 zu 27 Prozent).Der Anteil der Beiträge ohne irgendeine

Referenz liegt bei den Boulevardzeitungen insgesamt höher als bei den Abonnementzeitun-

gen, am höchsten beim „Kurier“ (30 Prozent). Auf Fachpublikationen wird so gut wie nie

verwiesen, in der „B.Z.“ und im „Berliner Kurier“ sogar nie.

Medizinische Genauigkeit

Die Darstellung der Gefahr für Menschen ist in keiner der untersuchten Tageszeitungen

durchgehend angemessen. Von den Abonnementzeitungen hat die „Welt“ den größten Anteil

an Berichten mit einer unangemessenen Darstellung (15 Prozent) gefolgt vom „Tagesspie-

gel“ (14 Prozent) und der „Berliner Zeitung (10 Prozent). Allerdings ist fast immer nicht eine

falsche Darstellung bestimmter Sachverhalte in Bezug auf die Gefahr für Menschen der

Grund für die Unangemessenheit, sondern eine mangelnde Begründung bestimmter Behaup-

tungen. In der „Berliner Zeitung“ wurde im ersten Artikel innerhalb des Untersuchungszeit-

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Welt TS Berl. Bild B.Z. Kurier

Darstellung: Gefahr für Menschen

angemessen

nicht angem.

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15

raumes beispielsweise eine dpa-Meldung übernommen, worin gleich viermal (innerhalb von

rund 80 Zeilen) die Formulierung „die auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe“ auf-

taucht. Erklärt wird dies kein einziges Mal. Das Verwenden solcher und ähnlicher Formulie-

rungen über Gefahr für den Menschen ohne eine Definition wurde daher in dieser Untersu-

chung als unangemessen bewertet, weil ein Risiko angesprochen, aber nicht eingeordnet

wird. Die Boulevardzeitungen berichten in diesem Punkt noch unangemessener. 55 Prozent

der Beiträge in der „B.Z.“ müssen im Bezug auf die Gefahr für Menschen als unangemessen

eingeordnet werden, beim „Berliner Kurier“ trifft dies auf 53 Prozent zu und bei der „BILD“

immerhin noch auf 43 Prozent. Bei den Boulevardzeitungen entsteht der Eindruck der Unan-

gemessenheit aber nicht nur durch mangelnde Erklärungen, sondern auch durch unange-

brachte Spekulationen und Panikmache. In allen Boulevardzeitungen werden gleichermaßen

Gefahren in den Vordergrund gerückt, die es in der behaupteten Form nicht gibt. Mehrfach

wird impliziert, dass die erste Infektion einer Katze die Gefahr einer Pandemie deutlich ver-

größert hat. Diese Behauptung ist nicht haltbar. Auch die Gefahren einer Ansteckung, beson-

ders über Nahrungsmittel, werden in allen Boulevardzeitungen deutlich übertrieben

Die Gefahr einer Pandemie wird in allen untersuchten Zeitungen eher selten thematisiert.

Wenn sie thematisiert wird, geschieht dies in den Abonnementzeitungen fast immer korrekt,

in den Boulevardzeitungen ist die Darstellung (außer im „Berliner Kurier“) dagegen häufiger

falsch als richtig. In allen untersuchten Zeitungen wird allerdings der Weg zu einer Pandemie

korrekt dargestellt. Es wird deutlich, dass das Virus hierzu erst mutieren müsste und die ein-

zelnen Schritte werden richtig erklärt. Allein die Frage nach Grippemitteln führt zu einer

unsachgemäßen Vermischung zweier verschiedener Sachverhalte. Hinzu kommt in den Bou-

levardzeitungen noch, dass in nahezu allen Artikeln, die sich mit der möglichen Gefahr einer

Pandemie befassen, der Eindruck entsteht, die Pandemie sei nicht mehr zu vermeiden. In der

„BILD“ beispielsweise werden die Schritte zu einer Pandemie zwar korrekt erklärt, dennoch

impliziert die dazugehörige Zeile „So wird aus der Vogelgrippe die gefürchtete Pandemie“

der Eindruck, dass dieser Schritt unvermeidbar ist. Die Übertragungswege und die ergriffe-

nen Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche werden relativ häufig aufgegriffen. Am häu-

figsten thematisieren die „BILD“ und der „Berliner Kurier“ diesen Aspekt (77 Prozent), ge-

folgt von der „Berliner Zeitung“. Am seltensten berichtet die „Welt“ über diesen Themenbe-

reich – wenn sie es tut, dann werden eher die Maßnahmen erklärt als die möglichen Übertra-

gungswege. Insgesamt erklären die Abonnementzeitungen Maßnahmen und Übertragungs-

wege medizinisch korrekter, allerdings fällt auch hier die „Berliner Zeitung“ wieder im Ver-

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gleich zu den anderen beiden Qualitätsblättern weit zurück. Am wenigsten korrekt berichtet

die „BILD“. Hinweise zur Prävention werden insgesamt bei allen Zeitungen relativ selten

gegeben. Die wenigsten Hinweise enthält die „BILD“, 71 Prozent aller Beiträge enthalten

keinerlei Hinweise zum Umgang mit der Vogelgrippe. Insgesamt geben die Abonnementzei-

tungen etwas mehr Hinweise als die Boulevardzeitungen, die meisten Hinweise enthält die

„Berliner Zeitung“. Der Anteil an sinnvollen Hinweisen liegt dabei in den Abonnementzei-

tungen etwas höher als in den Boulevardzeitungen, in der „Welt“ sind nur zwei Prozent der

Hinweise nicht oder nur teilweise richtig, im „Tagesspiegel“ vier Prozent und in der „Berli-

ner Zeitung“ nur ein Prozent. In der „BILD“ sind hingegen elf Prozent der Hinweise nicht

oder nur teilweise richtig, in der „B.Z.“ sieben Prozent und im „Berliner Kurier“ 12 Prozent.

Die „BILD“ gibt somit im Verhältnis zur Anzahl der gegebenen Hinweise am häufigsten

falsche Tipps, die „Berliner Zeitung“ am seltensten. Bei der Darstellung des bisherigen Ver-

laufs der Seuche hingegen berichten die Boulevardzeitungen insgesamt korrekter als die A-

bonnementzeitungen. Der Verlauf der Seuche wird bis auf ein Mal im „Berliner Kurier“ in

allen Boulevardzeitungen immer richtig dargestellt. Sowohl die Ausbreitungswege des Virus

als auch die bisherigen Opferzahlen und betroffene Tierarten werden richtig und überein-

stimmend mit der Chronologie der WHO dargestellt. Die Abonnementzeitungen veröffentli-

chen hingegen mehrfach falsche Aussagen zum bisherigen Verlauf der Vogelgrippe. Der

Grund: Alle untersuchten Boulevardzeitungen wiesen schon vor dem 1. März auf die Ge-

fahr für Katzen hin. Hierbei wurde sowohl auf die bisherigen Todesfälle bei Raubkatzen in

Asien verwiesen als auch auf die Laborversuche mit Hauskatzen am „Erasmus Medical Cen-

ter“ in Rotterdam. Auch die Studie, nach der bei Hunden in Asien schon Infektionen mit

H5N1 nachgewiesen wurden, wurden in der „BILD“ und in der „B.Z.“ erwähnt. Von den

Abonnementzeitungen verweist dagegen keine vor dem 1. März auf diese Erkenntnisse, ob-

wohl zum Zeitpunkt der Berichterstattung sowohl auf den Seiten der WHO als auch auf de-

nen des RKI die entsprechenden Informationen zu finden gewesen wären. Stattdessen wird in

allen Abonnementzeitungen mehrfach behauptet, Infektionen bei Katzen und Hunden habe es

noch nie gegeben. Der Verlauf der Seuche ist somit falsch wiedergegeben.

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Sensationalisierung

Die allgemeine Tendenz der Artikel ist in den Abonnementzeitungen mehrheitlich neutral bis

hoffnungsvoll, in den Boulevardzeitungen dagegen eher ängstlich. Wenn in den Abonne-

mentzeitungen eine Tendenz gezeigt wird, geschieht dies fast immer mit Bezug auf eine Re-

ferenz, die im Text eine bestimmte Einschätzung abgibt. Der „Tagesspiegel“ ist am häufigs-

ten neutral in seiner Einschätzung der Lage, nahezu die Hälfte aller Beiträge enthält keinerlei

Tendenz. Wenn eine Tendenz erkennbar ist, so ist diese allerdings häufiger ängstlich (28

Prozent) als hoffnungsvoll (22 Prozent).

Bei der „BILD“ weisen dagegen insgesamt 64 Prozent der Artikel eine eher ängstliche Ten-

denz auf, nur 27 Prozent sind neutral. Bei der „B.Z.“ sind immerhin 43 Prozent aller Artikel

als neutral einzustufen, ebenso viele wie bei der „Welt“. Beim „Berliner Kurier“ sind es nur

23 Prozent. Am hoffnungsvollsten berichtet die „Berliner Zeitung“. Die Emotionalität der

verwendeten Bilder ist bei allen untersuchten Zeitungen als relativ hoch einzustufen, auch bei

den Abonnementzeitungen. In der „BILD“ sind 41 Prozent der Bilder emotional. Sie zeigen

besonders häufig tote oder sterbende Tiere und gespenstische Szenen von vermummten Hel-

fern auf Rügen. Aber auch die Abonnementzeitungen verwenden häufig Bilder mit einem

emotionalen oder affektiven Charakter. Am häufigsten tut dies die „Welt“, 19 Prozent der

hier gezeigten Bilder waren aus dem gleichen Grund emotional wie bei der „BILD“. Die

„Berliner Zeitung“ (15 Prozent) und der „Tagesspiegel“ (14 Prozent) liegen bei der Verwen-

dung emotionaler Bilder beinahe gleich auf. Bei der Emotionalität der Überschrift ist der

Unterschied zwischen Abonnement- und Boulevardzeitungen hingegen deutlich. Im „Berli-

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

Welt TS Berl. Bild B.Z. Kurier

Tendenz des Artikels

Hoffnung

Angst

neutral

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ner Kurier“ wurden 63 Prozent der Überschriften als emotional eingestuft und in der „BILD“

57 Prozent. Die „B.Z.“ weist zwar auch einen sehr hohen Anteil an emotionalen Überschrif-

ten auf, allerdings liegt aber mit 30 Prozent erheblich unter dem der anderen Boulevardzei-

tungen.

Bei den Abonnementzeitungen ist der Anteil an emotionalen Überschriften dagegen sehr

niedrig, den höchsten Anteil hat noch die „Berliner Zeitung“ mit drei Prozent. Bei der Emo-

tionalität der Sprache liegt ebenfalls der „Berliner Kurier“ an erster Stelle, 77 Prozent der

Beiträge enthalten sprachliche Elemente, die Affekte beim Leser auslösen. Dies betrifft eben-

so die „BILD“, die einen Anteil von 68 Prozent an Beiträgen emotionalen Inhalts aufweist,

sowie auch die „B.Z.“, wenn auch hier wieder in geringerem Maße. Die „Welt“ weist den

geringsten Anteil an Artikeln mit einer emotionalen Sprache auf, nur fünf Prozent der Texte

enthalten emotionalisierende Elemente. Beim Tagesspiegel sind es neun Prozent der Beiträ-

ge, bei der „Berliner Zeitung“ immerhin 13 Prozent. An dieser Stelle muss aber angemerkt

werden, dass der emotionale Stil der Abonnementzeitungen in keiner Weise mit dem der

Boulevardzeitungen gleichzusetzen ist. Nur einmal bezeichnet auch die „Welt“ die Vogel-

grippe als „Killervirus“, ansonsten werden zumindest in der „Welt“ und im „Tagesspiegel“

solche assoziativen Bezeichnungen nicht verwendet. Als emotional wurde für die Abonne-

mentzeitungen ein Stil bewertet, der für ihre jeweilige Sprache auffallend blumig oder dras-

tisch ausfällt. Bei der „Welt“ und auch beim „Tagesspiegel“ handelt es sich in allen Fällen

um Artikel, die auf besonders drastische Weise die Arbeit der Helfer und das Einsammeln

toter Tiere beschreiben und in der Regel dann auch mit passenden Fotos untermalen. Eindeu-

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

Welt TS Berl. Bild B.Z. Kurier

Emotionalität der Überschrift

emotional

neutral

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tig tendenziös wie die emotionalen Elemente der Boulevardzeitungen sind solche Formulie-

rungen jedoch nicht. Eine Ausnahme bildet allerdings die „Berliner Zeitung“. Ihr Stil wurde

mehrfach aufgrund einer unpassend flapsigen Schreibweise als nicht neutral eingestuft, hier

werden mitunter kommentierende und informierende Elemente in einem Text vermischt. 1

Nützlichkeit

Insgesamt geben die Abonnementzeitungen mehr Hinweise zum Umgang mit der Vogelgrip-

pe als die Boulevardzeitungen. Die Art der gegebenen Hinweise unterscheidet sich dabei

jedoch. Hinweise zum Umgang mit toten Tieren geben alle untersuchten Zeitungen. Keiner

der Hinweise wurde als unsinnig eingestuft. Zum Umgang mit lebenden Tieren, also mit ei-

genem Geflügel oder auch Haustieren, geben nur die Boulevardzeitungen (außer dem „Ku-

rier“) durchweg sinnvolle Hinweise. Die Abonnementzeitungen geben mehrfach in Unkennt-

nis der Gefahr für Katzen falsche Hinweise. Hinweise zur Ernährung geben alle Zeitungen

außer der „B.Z.“. Durchgehend korrekt sind die Hinweise dabei nur in den Abonnementzei-

tungen. Sowohl die „BILD“ als auch der „Kurier“ übertreiben die Gefahr deutlich, sich durch

Lebensmittel mit der Vogelgrippe zu infizieren. Es wird mehrfach der Hinweis gegeben, kei-

nen Kuchen mehr zu essen. Ganz davon abgesehen, dass Eier und andere Produkte infizierter

Tiere nur schwer überhaupt in den Handel kämen, weil infizierte Tiere schnell auffallen und

innerhalb kürzester Zeit sterben, ist eine Ansteckung über den Verzehr eines Kuchens nahezu

unmöglich, weil dieser ja gebacken, dass Ei also nicht mehr roh ist. Ein solcher Hinweis ist

also absolut unsinnig. Hinweise zu Reisen in Vogelgrippe-Gebiete werden nur im „Tages-

spiegel“, in der „Berliner Zeitung“, in der „BILD“ und im „Kurier“ gegeben, sie sind in allen

genannten Zeitungen immer korrekt (Vgl. Abb. 148 im Anhang). Es wird darauf hingewie-

sen, dass man weiter in betroffene Gebiete fahren kann und Stornierungen mit Bezug auf die

Vogelgrippe weder möglich noch nötig sind. Mehrfach wird auch darauf hingewiesen, dass

eine Impfung gegen Influenza empfehlenswert ist, da die Gefahr einer Pandemie im südost-

asiatischen oder afrikanischen Raum gesehen wird.

Hinweise zur Prävention geben alle untersuchten Zeitungen. Auch hier sind nur die Hinweise

in den Abonnementzeitungen durchweg korrekt. In der „BILD“ sind dagegen 33 Prozent der

1 Beispielsweise war ein Artikel, der eigentlich seriös über die Gefahren für Katzen aufklären sollte, mit der ironischen Überschrift „was hat se, die Katze?“ überschrieben. In einem anderen Artikel, der eigentlich ein seriös informierender Bericht sein sollte, witzelte der Autor plötzlich mehrfach über eine „Todesschwadron der Singvögel“

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Hinweise zur Prävention falsch, in der „B.Z.“ 38 Prozent und im „Kurier“ sogar die Hälfte.

In den Boulevardzeitungen entsteht mehrfach der Eindruck, es sei sinnvoll, privat Grippemit-

tel wie „Tamiflu“ oder „Relenza“ zu horten. Dies ist gar nicht möglich, weil diese Medika-

mente verschreibungspflichtig sind und auch nur bei einer akut vorliegenden Influenza ver-

schrieben werden. Zudem ist zum Zeitpunkt der Berichterstattung weder eine Pandemie ak-

tuell noch in näherer Zukunft sicher vorherzusagen. Das Horten von Grippemitteln wäre

demnach völlig unnötig.

Veranschaulichende Elemente werden von allen Zeitungen sehr wenig genutzt. Die Boule-

vardzeitungen setzen, wenn überhaupt, am ehesten plakative Grafiken ein, die Vorgänge wie

eine mögliche Mutation des Virus anschaulich beschreiben. Insgesamt aber finden solche

veranschaulichenden Elemente kaum Verwendung. „B.Z.“ und „Berliner Kurier“ verwenden

in 16 beziehungsweise 13 Prozent ihrer Beiträge zur Vogelgrippe Grafiken. Ausgerechnet die

„BILD“, von der man entsprechend ihrem Namen vielleicht eine plakativere Darstellungs-

weise erwartet hätte, verwendet nur für sieben Prozent ihrer Beiträge Grafiken. Die Abonne-

mentzeitungen verwenden ähnlich selten wie die „BILD“ Grafiken, am seltensten tut dies die

„Welt“. Nur fünf Prozent ihrer Beiträge zum Thema enthalten eine Grafik. Insgesamt setzen

die Abonnementzeitungen eher auf Informationskästen, die neben oder im Text stehen und

kurze Fakten zur Vogelgrippe auflisten oder Zusatzinformationen enthalten. Am häufigsten

nutzt die „Berliner Zeitung“ diese Veranschaulichung, 21 Prozent der Beiträge zum Thema

enthalten ein solches Element. Insgesamt finden sich die wenigsten veranschaulichenden

Elemente in der „BILD“, 88 Prozent der Beiträge enthalten weder eine Grafik noch einen

Informationskasten oder eine Chronologie. Die meisten Elemente sind in der „Berliner Zei-

tung“ zu finden, 31 Prozent der Beiträge sind in einer der beschriebenen Arten anschaulich

dargestellt. Auch Hinweise auf Quellen für weitere Informationen zur Vogelgrippe wie Inter-

netseiten oder Service-Telefonnummern werden am häufigsten in der „Berliner Zeitung“

gegeben. 17 Prozent der Beiträge enthalten einen solchen Hinweis. Am seltensten sind Hin-

weise dieser Art in der „Welt“ zu finden, insgesamt enthalten 97 Prozent der Beiträge keinen

weiterführenden Hinweis.

Die Verständlichkeit der Beiträge in Form einer Reduktion der Komplexität ist erwartungs-

gemäß in den Boulevardzeitungen etwas höher, bei ihnen sind nahezu alle Beiträge auch für

Laien absolut verständlich. Bei den Abonnementzeitungen kann nur der „Tagesspiegel“ in

Bezug auf die Verständlichkeit mit den Boulevardzeitungen konkurrieren. 98 Prozent aller

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Beiträge vermitteln auch komplizierte medizinische Sachverhalte in einer für Laien verständ-

lichen Sprache. In der „Berliner Zeitung“ sind immerhin noch 91 Prozent aller Beiträge leicht

verständlich, mehrfach werden medizinische Fachtermini allerdings nicht erklärt. Am

schlechtesten ist die Verständlichkeit in der „Welt“. Mehrfach entsteht der Eindruck, dass

Aussagen von Experten unredigiert abgedruckt werden, ohne den Laiencharakter der Leser

zu bedenken. Dies betrifft insbesondere die Beiträge auf der Wissenschaftsseite. Offensicht-

lich werden diese eher für die interessierte „scientific community“ als für das breite Publi-

kum geschrieben.

6. Zusammenfassung, Fazit und Ausblick

Abschließend lässt sich feststellen, dass sich die Qualität der Berichterstattung sowohl hin-

sichtlich der Einordnung einer Zeitung entweder zum Abonnement- oder zum Boulevardsek-

tor als auch innerhalb der Genres unterscheidet. Zwar wurde die Qualität der Berichterstat-

tung insgesamt in den Boulevardzeitungen schlechter bewertet als in den Abonnementzeitun-

gen, allerdings zeigte sich auch, dass Abonnement nicht gleich Abonnement und Boulevard

nicht gleich Boulevard ist. Jede der untersuchten Tageszeitungen hat in gewissen Qualitäts-

kriterien ihre Stärken, in anderen ihre Schwächen. Diese zeigten sich als zum Teil vom Genre

unabhängig. Die Vermutung, dass für die Qualität letztendlich der Gesamteindruck zählt

(Vgl. Göpfert 1993: 106) bestätigt sich. Den besten Gesamteindruck im Hinblick auf die

Qualität der Berichterstattung über Vogelgrippe macht demnach, bei Zusammenfassung aller

Qualitätskriterien, der „Tagesspiegel“, den besten unter den Boulevardzeitungen die „BILD“.

Während einige der untersuchten Qualitätskriterien als zwischen Abonnement- und Boule-

vardzeitungen signifikant unterschiedlich herausgestellt werden konnten, insbesondere im

Hinblick auf die Glaubwürdigkeit und die Tendenz zur Sensationalisierung, unterscheiden

sich andere entweder insgesamt gar nicht oder aber eher von Zeitung zu Zeitung, relativ un-

abhängig vom Genre.

Die hier festgestellten Ergebnisse beziehen sich nur auf die untersuchten Zeitungen und das

Thema Vogelgrippe. Mit dieser Einschränkung können die Ergebnisse der Untersuchung

aufgrund der umfangreichen Stichprobe, der guten Reliabilitätswerte und der Signifikanz

entscheidender Hypothesen als aussagekräftig beurteilt werden. Die Ergebnisse lassen eben-

falls zumindest eine Vermutung über den generellen Umgang mit medizinischen Themen in

den untersuchten Zeitungen zu. Die Ergebnisse können jedoch nicht als stellvertretend für

andere Zeitungen gesehen werden. Die vorliegende Untersuchung geht davon aus, dass das

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Konstrukt publizistische Qualität zwar nicht erschöpfend objektiv messbar ist, dass man sich

ihm aber mithilfe bestimmter Indikatoren nähern kann. Gerade an die Berichterstattung über

medizinische Risikothemen wie der Vogelgrippe muss es einen Mindestanspruch im Hin-

blick auf die Qualität geben. Dieser wurde hier in Form eines umfassenden Kategoriesche-

mas formuliert und überprüft. Im Wissen um die Forschungsdebatte und die Schwierigkeiten

der objektiven Messung von Qualität kann somit dennoch davon ausgegangen werden, dass

in dieser Untersuchung die Mindestanforderungen an journalistische Qualität gemessen wor-

den sind. Allerdings handelt es sich in diesem Fall lediglich um eine inhaltsanalytische Un-

tersuchung ausgewählter Zeitungen zu einem ausgewählten Thema. Weitere Studien in die-

sem Feld wären daher denkbar und auch wünschenswert. Vorstellbar wäre beispielsweise

eine ähnliche Erhebung für andere deutsche Ballungsräume, um mögliche Ähnlichkeiten

oder Unterschiede im Wesen der Berichterstattung über Vogelgrippe (oder ein vergleichbares

Thema) festzustellen. Ein weiterer interessanter Ansatz könnte die Ausweitung der Untersu-

chung auf die Absichten der Kommunikatoren oder die Wirkung auf Rezipienten sein.

KOHRING beispielsweise kritisiert, dass gerade die Orientierung am Rezipienten im For-

schungsfeld des Wissenschaftsjournalismus zu kurz kommt (Vgl. Kohring 1997: 276). Bei-

spielsweise könnte eine Untersuchung über die Einschätzung des Risikos der Vogelgrippe

von Lesern einer Boulevardzeitung mit Lesern einer Abonnementzeitung verglichen werden,

um festzustellen, ob sich die Leser von der ängstlichen Einschätzung der Boulevardzeitungen

beeinflussen lassen. Gerade im Vergleich dieser beiden Zeitungssegmente lassen sich inte-

ressante Forschungsansätze entdecken. Die vorliegende Untersuchung konnte hoffentlich

eine hilfreiche Anregung hierfür sein.

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Anhang

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Anhang

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Anhang

Logan, Robert A.: Popularization versus Secularization. Media Coverage of Health, in: Wil-kins, Lee und Patterson, Philip (Hrsg.): Risky Business, Communicating Issues of Science, Risk and Public Policy, Greenwood Press, London 1991, S. 43-74 Lungmus, Monika: Generalisten statt Spezialisten. Studie zum Wissenschaftsjournalismus, in: Journalist, Heft 9/ 2003, S. 33 Meier, Klaus und Feldmeier, Frank: Wissenschaftsjournalismus und Wissenschafts-PR im Wandel. Eine Studie zu Berufsfeldern, Marktentwicklung uns Ausbildung, in: Publizistik, Heft 2/ 2005, S. 201-224 Merten, Klaus: Inhaltsanalyse. Einführung in Theorie, Methode und Praxis, Westdeutscher Verlag, Opladen 1995 Mittelberg, Ekkehart: Wortschatz und Syntax der BILD-Zeitung, N.G. Elwert Verlag, Mar-burg 1967 Nussberger, Ulrich : Das Pressewesen zwischen Geist und Kommerz, Universitäts-Verlag, Konstanz 1984 Oette, Mark: Die Qualität medizinischer Berichterstattung in den Printmedien am Beispiel der Prävention, ISL Verlag, Hagen 2000 Pietzsch, Joachim: Lesestoff Krebs. Die Darstellung der “Krankheit des Jahrhnderts” in aus-gewählten Printmedien, Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1991 Rager, Günther: Qualität in der Zeitung. Ergebnisse erster Untersuchungen. In: Initiative Ta-geszeitung (Hrsg.): Redaktion 1994, Almanach für Journalisten, Bonn 1993, S.165 - 172 Roloff, Eckart Klaus: Medizinjournalismus in der Kritik der Mediziner. Symptome gestörter Kommunikation, in: Publizistik, Heft 3/1976, S.320-327 Ruß-Mohl, Stephan: Am eigenen Schopfe. Qualitätssicherung im Journalismus. Grundfragen, Ansätze, Näherungsversuche, in: Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsfor-schung, Heft 1/1992, S. 83-95 Ruß-Mohl, Stephan: Netzwerke. Die freiheitliche Antwort auf die Herausforderung journalis-tischer Qualitätssicherung. Überlegungen zur Messbarkeit von journalistischer Qualität und zum Infrastruktur-Bedarf im Journalismus, in: Bammé, Arno; Kotzmann, Ernst und Re-schenberg, Hasso (Hrsg.): Publizistische Qualität. Probleme und Perspektiven ihrer Bewer-tung, Profil Verlag, München/Wien 1993, S. 185-203 Rust, Holger: Methoden und Probleme der Inhaltsanalyse, Gunter Narr Verlag, Tübingen 1981 Sandman, Peter und Peters, Hans Peter: Results of the Working Group „Media reporting of Risk Information, in: Jungermann, H., Kasperson, R.E. und Wiedemann, P.M.: Risk Com-munnication. Proceedings of the International Workshop of Risk Communication held at the KFA Jülich, S. 49-50 Schütz, Walter J.: Zahlen, Daten, Fakten, in: BDZV, Zeitungen 2005 S.388-409

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Anhang

Schulze, Rudolf: Qualität ist, was sich verkauft, in: Bammé, Arno; Kotzmann, Ernst und Re-schenberg, Hasso (Hrsg.): Publizistische Qualität. Probleme und Perspektiven ihrer Bewer-tung, Profil Verlag, München/ Wien 1993, S. 235-255 Stave, Joachim : Wie die Leute reden. Betrachtungen über 15 Jahre Deutsch in der Bundesre-publik, Heliand-Verlag, Lüneburg 1964 Wallisch, Gianluca: Journalistische Qualität. Definitionen, Modelle, Kritik. UVK Medien, Konstanz 1995 Wende, Detlev: Über die medizinische Berichterstattung von Krebs in Tageszeitungen und deren kritische Bewertung, Verlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1990

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Anhang

Medizinischer Quellennachweis Definition der Vogelgrippe: Robert-Koch-Institut (RKI) Falldefinition Influenzavirus A/H5 (Vogelgrippe/ aviäre Influenza): http://www.rki.de/cln_028/nn_965184/DE/Content/InfAZ/A/AviaereInfluenza/Falldefinition.html RKI-Ratgeber Influenza http://www.rki.de/cln_028/nn_965184/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber__Mbl__Influenza.html World Health Organisation (WHO) Avian influenza (" bird flu") – Fact sheet http://www.who.int/mediacentre/factsheets/avian_influenza/en/ Avian influenza frequently asked questions http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/avian_faqs/en/index.html Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): Avian Influenza: Background http://www.fao.org/ag/againfo/subjects/en/health/diseases-cards/avian_bg.html Chronologie der Ereignisse: World Health Organisation (WHO) H5N1: Timeline of avian Influenza http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/en/index.html (PDF) Confirmed Human Cases of Avian Influenza A(H5N1) http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/country/en/index.html Maps of affected areas http://gamapserver.who.int/mapLibrary/app/searchResults.aspx Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) Avian Influenza Outbreaks Timeline (animierte Flash-Karte) http://www.fao.org/ag/againfo/subjects/en/health/diseases-cards/avian_recomm.html Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Regelmäßig erscheinende Lageberichte des FLI: http://www.fli.bund.de/1191.html Übertragung/ Prävention/Hinweise: Robert-Koch-Institut (RKI) Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zur Vogelgrippe http://www.rki.de/cln_028/nn_965184/DE/Content/InfAZ/A/AviaereInfluenza/FAQ.html Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Fachinformationen für Veterinäre zum Thema Katzen http://www.fli.bund.de/1191.html

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World Health Organisation (WHO) Avian influenza: food safety issues http://www.who.int/foodsafety/micro/avian/en/index.html Avian influenza: is it safe to eat poultry and poultry products? http://www.who.int/features/qa/29/en/index.html WHO recommendations relating to travellers coming from and going to countries experiencing outbreaks of highly pathogenic H5N1 avian influenza http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/travel2005_11_3/en/index.html Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) Avian Influenza: Questions & Answers http://www.fao.org/ag/againfo/subjects/en/health/diseases-cards/avian_qa.html Avian Influenza: Disease Card http://www.fao.org/ag/againfo/subjects/en/health/diseases-cards/avian.html Pandemie: Robert-Koch-Institut (RKI) Einschätzung des Robert Koch-Instituts zur aktuellen Situation der Vogelgrippe www.rki.de/cln_028/nn_965184/DE/Content/InfAZ/A/AviaereInfluenza/Aktuelle__Informationen.html Informationen zum nationalen Pandemieplan http://www.rki.de/cln_028/nn_965184/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/Influenzapandemieplan.html Antworten des Robert Koch-Instituts zur Influenzapandemieplanung http://www.rki.de/cln_028/nn_965184/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/FAQ.html Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Regelmäßig erscheinende Risikobewertungen des FLI http://www.fli.bund.de/1191.html World Health Organisation (WHO) Ten things you need to know about pandemic influenza http://www.who.int/csr/disease/influenza/pandemic10things/en/ National pandemie preparedness http://www.who.int/csr/resources/publications/influenza/WHO_CDS_CSR_GIP_2005_5/en/ Influenza pandemic threat: current situation http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/pandemic/en/index.html Extras: WHO Handbook for Journalists: Pandemic Influenza http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/links/en/index.html

Zusätzlich zu den genannten Quellen stand bei der Erstellung des medizinischen Teils der Untersuchung Dr. Werner Lange als Experte hilfreich zur Seite. Er war bis 1996 Direktor des Influenzazentrums des Robert-Koch-Institus und ist seit seiner Pensionierung als Vizepräsident der DGVI (Deutsche Gesellschaft zur Verhütung und Bekämpfung der Influenza e.V.) tätig. Dr. Werner Lange hat den medizinischen Teil der Untersuchung gegengelesen, die Kriterien für die medizinische Genauigkeit eines Artikels wurden mit seiner Hilfe erarbeitet. An dieser Stelle sei ihm für seine freundliche Unterstützung gedankt.

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Zusätzliche Grafiken:

1. Allgemeine Aufmerksamkeit

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Länge des Artikels

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Anzahl der Bilder

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Ressort

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Nennung auf der Titelseite

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Hinweis

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2. Glaubwürdigkeit

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Transparenz: Quelle ersichtlich?

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Anzahl genannter Quellen

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Anzahl der befragten Experten

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Vielfalt der Standpunkte

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Med. Aussagen ohne Referenz vorhanden?

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Art der Referenz(Med.= Mediziner; FI = Forschungsinstitut; GO = Gesundheitsorganisation)

Med./FI/GO

Politische Ref.

Fachpub.

keine

Sonstiges

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3. Medizinische Genauigkeit

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Darstellung: Gefahr für Menschen

angemessen

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Darstellung der Gefahr einer Pandemie

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Darstellung der Übertragungswege/Maßnahmen

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Sinnvolle Hinweise zur Prävention

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Darstellung des Verlaufs der Seuche

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4. Sensationalisierung

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Tendenz des Artikels

Hoffnung

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Emotionalität der Bilder

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Emotionalität der Überschrift

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Emotionalität der Sprache

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5. Nützlichkeit

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Hinweise zum Umgang mit toten Tieren

sinnvoll

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Hinweise zum Umgang mit Haustieren

sinnvoll

unsinnig

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Hinweise zur Ernährung

sinnvoll

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Hinweise zu Reisen in Vogelgrippe-Gebiete

sinnvoll

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Hinweise zur Prävention (Impfung, etc.)

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Veranschaulichung

Grafiken

Info-Kästen

Chronologie

keine

Sonstiges

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Weiterführende Hinweise

Internet

Service-Tel.

TV/Radio

keine

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Verständlichkeit

eher leicht

eher schwierig