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Heft 1] O. KOI~HLER: Der Vogelgesang als Vorstufe der Musik 3 1951 ] Aus dem Zoologischen Institut der Universitiit Freiburg Br. Vortrag vor der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft in Wiesbaden am 1. Oktober 1950 Der Vogelgesang als Vorstu£e yon Musik und Sprache Von O. Koehler Die Vergleichende Verhaltensforschung -- wie wir sic im Sinne yon KONRAD LORENZ zu pflegen uns bemiihen --oder T i e r p s y c h o 1 o - g i e -- denn so nennen wir sie auch, selbst auf die Gefahr hin, andere damit erheblich zu erziirnen -- dankt der 0rnithologie entscheidende Antriebe. Schon der Name O. HEINROTH sagt genug, odor wenn wir ganz zum Anfang zuriickgehen wollen, der des Barons FERDINAND ADAM VON PERNAU. Denner war der Anonymus, der, nach STRESE- MANNS Entdeckung (1925/26), auf seiner Rosenau bei Coburg 1702 bis 1720 ~ene bewunderswerten Bircher schrieb, die methodisch genau das vorwegnehmen, was uns in solch votlendeter Synthese auch heuto noch fehlt und wovon hier die Redo sein soll. Kostproben seiner un- vergleichlichen Pionierleistungen gibt STRESEMANN (1947): wie PERNAU es anstellte, dall die Buchfinken in seinem Waldchen Baumpieper- dial~ekt sangen, wie er durch Kreuzung eines Weil~Iings mit der Wild- form den Tatbestand des monohybriden M e n d e 1 falles einschliel~lich der Reinzucht yon Albinos in F3 entdeckte usw. usw. Auch die Frage, ob der Vogelgesang ererbt odor erworben sei, hat er vermutlich ats erster klar behandelt. Die Kohlmeise, so sagt er (1716, S. 195), habe angeborenen Gesang und bedilrfe keines Vorbilde~. Ein Jungvogel, gleich welclmr Art, der den Artgesang weder von einem Altvogel noch yon ihm selbst Gleichaltrigen hSre, nahere sioh dem Art- gesang zwar nur stfimperhaft an. Abet zwei Junge kSnnen einander beim Komponieren helfen, so dab sie beide den vollen Artgesang er- reichen, wenn auch viel langsamer als bei Anwesenheit des Altvogels (1707, S. 172; 1716, S. 200). Das alles ist grfindlich vergessen worden, und der Streit geht welter bis auf den heutigen Tag. Es ist vSllig uu- mSglich, die gewaltige Literatur hier auch nur andeutungsweise zu behandeln; g.eschichtlich ~rgibt sich ein ~hnliches Bild wie beim 0 r i e n t i e r u n g s p r o b 1 e m : Abbau yon anfiinglichen Simplismen, zu weite Ausgangsbegriffe, uferlose Verallgemeinerungen werden Schritt fiir Schritt immer m'ehr zerspalten, differenziert, dort wie hier. Nach J. LOEB sollte alles ,,Tropismus" sein, nach JENNINGS alle~ ,,Versuch .und Irrtum". A. Kt~HN entschied, dalt beide zugleich recht haben, machte aus beiden Begriffen ~e eine Taxis und stell~e dazu noch

Der Vogelgesang als Vorstufe von Musik und Sprache

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Page 1: Der Vogelgesang als Vorstufe von Musik und Sprache

Heft 1] O. KOI~HLER: Der Voge lgesang als Vorstufe der Musik 3 1951 ]

Aus dem Zoologischen Institut der Universitiit Freiburg Br. Vortrag vor der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft

in Wiesbaden am 1. Oktober 1950

Der Vogelgesang als Vorstu£e yon Musik und Sprache Von O. Koehler

Die Vergleichende Verhal tensforschung - - wie wir sic im Sinne yon KONRAD LORENZ zu pflegen uns bemiihen - - o d e r T i e r p s y c h o 1 o - g i e - - denn so nennen wir sie auch, selbst auf die Gefahr hin, andere damit erheblich zu erziirnen - - dankt der 0rnithologie entscheidende Antriebe. Schon der Name O. HEINROTH sagt genug, odor wenn wir ganz zum Anfang zuriickgehen wollen, der des Barons FERDINAND

ADAM VON PERNAU. D e n n e r war der Anonymus, der, nach STRESE-

MANNS Entdeckung (1925/26), auf seiner Rosenau bei Coburg 1702 bis 1720 ~ene bewunderswerten Bircher schrieb, die methodisch genau das vorwegnehmen, was uns in solch votlendeter Synthese auch heuto noch fehlt und wovon hier die Redo sein soll. Kostproben seiner un- vergleichlichen Pionierleistungen gibt STRESEMANN (1947): wie PERNAU es anstellte, dall die Buchfinken in seinem Waldchen Baumpieper- dial~ekt sangen, wie er durch Kreuzung eines Weil~Iings mit der Wild- form den Tatbestand des monohybriden M e n d e 1 falles einschliel~lich der Reinzucht yon Albinos in F3 entdeckte usw. usw.

Auch die Frage, ob der Vogelgesang ererbt odor erworben sei, hat er vermutlich ats erster k la r behandelt. Die Kohlmeise, so sagt er (1716, S. 195), habe angeborenen Gesang und bedilrfe keines Vorbilde~. Ein Jungvogel, gleich welclmr Art, der den Artgesang weder von einem Altvogel noch yon ihm selbst Gleichaltrigen hSre, nahere sioh dem Art- gesang zwar nur stfimperhaft an. Abet zwei Junge kSnnen einander beim Komponieren helfen, so dab sie beide den vollen Artgesang er- reichen, wenn auch viel langsamer als bei Anwesenheit des Altvogels (1707, S. 172; 1716, S. 200). Das alles ist grfindlich vergessen worden, und der Streit geht welter bis auf den heutigen Tag. Es ist vSllig uu- mSglich, die gewaltige Li te ra tur hier auch nur andeutungsweise zu behandeln; g.eschichtlich ~rgibt sich ein ~hnliches Bild wie beim 0 r i e n t i e r u n g s p r o b 1 e m : Abbau yon anfiinglichen Simplismen, zu weite Ausgangsbegriffe, uferlose Veral lgemeinerungen werden Schritt fiir Schritt immer m'ehr zerspalten, differenziert, dort wie hier.

Nach J. LOEB sollte alles , ,Tropismus" sein, nach JENNINGS alle~ ,,Versuch .und I r r tum". A. Kt~HN entschied, dalt beide zugleich recht haben, machte aus beiden Begriffen ~e eine Taxis und stell~e dazu noch

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zwei weitere auf. Kaum ein Tier hat nur eine Taxis; vielmehr verffigen viele Species fiber alle Taxien, ja manch ein einziges Sinnesorgan kan~

je nach Begleitumst/inden alle vier Taxien wechselweise bedienen. Und

selbst diese schon wesentlich verengte und zugleich differenzierte Ter- minologie, samt LORENZ' weiterer Einsehr~nkung des Taxisbegriffs allein auf die orientierende Einzelwendung unter Ausklammerung der lokomotorisehen zentralnerv6sen Automatismen und Instinktbewegun- gen, mit welehen sie sich verschr/inken (O. KOEHLER 1949), erweist sich zu sauberer Beschreibung der Erseheinungsfiille immer noch als zu weit, sobald sich der erste Einblick in das zentrale Geschehen zwischen Receptor und Effektor a~(zubahnen beginnt (E. v. HOLSTs Fisehe). Wir werden n o c h engere Begriffsbestimmungen brauchen.

Ganz /ihnlich begann die Er0rterung fiber die Natur des Yogel- gesanges rein alternativ und ist es ffir manche noch heute. BARRINGTON (1773) hielt alle Artgesgnge ffir erlernt, KENNEDY (1797) hielt alle fiir ererbt. Erst O. I-IEINROTH (1927) sah ebenso klar wie v. PERNAU, dal~ man ~ede Art fiir sich betraehten mul~, ~a dal~ bei der- selben Art manches angeboren, anderes erlernt sein kann. HEINROTH nennt alle Stimmen der Nieht-SingvSge], dazu s/imtliche Rule der Sing- vSgel angeboren, aul~er dem Tsehautek des Braunkehlchens, dem Pink des Buehfinks und dem Stigelit des Stieglitzes, die erlernt werden mfil~ten. Angeboren seien auch die besonders einfachen Artges~nge des Zilpzalp, der Uferschwalbe, des Gartenbauml/iufers und Heuschreekenschwirls Rein erlernt seien demgegeniiber die Ges~inge des Buehfinken, des Trauerfliegensehn~ippers, der Naehtigall und Dorngrasmfieke. Sicher sei in vielen F/illen damit zu reehnen, daI~ manche Teile des Artgesanges

angeboren, andere ebendesselben erlernt seien. Inzwisehen hat uns (lie G e n e t i k in Zusammenarbeit mit der

Entwicklungsphysiologie geiehrt, daR bei reehter Methodik solche Fragen exakt 15sbar sind. Der Erbforseher ziichtet vorerst die Mutation wie aueh die Wildform hinsichtlieh der gerade untersuchten Erbfaktoren erbrein. ])ann bastardiert er beide und stellt den Erbgang lest. Aul~erdem unterwirft er beide Erbst~imme dem Modifikations-

versuch, d. h. er taster, dureh planm~il~iges Variieren der Aullenbedingun- gen bis zur Ertr~iglichkeitsgrenze, die ererbte Variationsbreite ab und finder nur allzuoft, dall die Modifikationsbreite einer Erbformel und die Erbwirkung einer zweiten bei konstanten Aul~enbedingungen einander iiberschneiden: eine Aul~enwirkung bei fehlendem Innenfaktor kann die Erbwirkung dieses Innenfaktors bei fehlender Aui~enwirkung p h a e n o - k o pier en. Es werden nie Merkmale vererbt, sondern immer nut Entwicklungst'endenzen, Variationsbreiten. Was sich innerhalb d[eser ererbten Grenzwerte tats/iehlich entwickelt, das bestimmen die AuJ~en-

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faktoren. Nie kann man dem Merkmal als solchem ansehen, was daran ererbt, was erworben sei. So fest die Vorstellung auch heute noch im BewulRsein fast aller verankert ist, allein schon die Betrachtung und genaue Beschreibung eines Merkmals, seiner Invarianz bei allen Art- genossen usw. usw. gentige zum Urteil, so ist sie nichts als eine Illusion. Das kann nicht deutlich genug gesagt werden. Ehe nicht Genetik und Entwicklungsphysiologie zusammengearbeitet haben, ist .~edes Urtefl triigerisch.

Gilt solehes schon flit die verh~ltnism~l~ig leicht zu umgrenzenden morphologischen Merkmale, so ist bei denen des VerhaRens doppelt~ Vorsicht am Platze, zumal die Genetik angeborener Verbaltensweisen ~a noch durdnaus unerforscht ist. Allein aus der Tatsaehe, dall alle ArtangehSrigen gleiche Verhaltensanteile besRzen, z.B. die Instinkt- bewegungen in K. L OI~ENZ' Sinne und die ihnen zugeordneten, sie aus- 15senden angeborenen Schematen, hat man auf Erblichkeit beider ge- schlossen; die dafiir verantwortlichen Erbfaktoren aber kennen wir noch nirgends. Solange wir noch keine erblichen Rassenunterschiede des Verhaltens sicher abgegrenzt, die verhaltensverselliedenen Erb- rassen reingezilchtet, gekreuzt und so die verantwortlichen Erbfaktoren gesichert haben, ist der M o d i f i k a t i o n s v e r s u e h vorerst das ein- zige verftigbare methodisehe Mittel und ist entsprechend ernst zu nehmen. Tats~ehlich aber hat man bisher, anstatt sauber zu experimen- tieren, in Saehen des Vogelgesanges fast niehts als nur Gelegenheits- beobachtungen mehr oder weniger vorwegnehmend gedeutet.

Ist das L e r n v e r m S g e n als solches, sind also die Grenzen, in welche etwas hineingelernt werden kann [LORENZ' a n g e b o r e n e S e h e m a t a , W. KOHLERs Gestaltungsdruck, die mensehlichen Be- gabung'en, die Mensch und ht~heren Tieren gemeinsamen vorsprach- lichen Vorformungen (0. KOEHLER), die Raum- und Zeitkoordinaten (K. LORENZ 1943) usw. uSW.] e r e r b t , so ist der Vorgang des L e r n e n s selbst ersichtlieh M o d i f i k a t i o n s g e s c h e h e n. Relativ gut untersucht sind bereits die Artgrenzen der Sinnesverm5gen, ihre so- genannte F i 1 t e r w i r k u ng . Ein Huhn sieht mehr Rot und weniger BIau als der Mensch, umgekehrt die Biene weniger Rot und mehr Ultra- violett als wir; jedes Auge spricht nur auf einen verschwindenden Bruchteil der Gesamtbreite elektromagnetischer WellenNingen mit Lieht- empfindungen an. Und nochmals fiItern aus der Ftille der Sinnesempfin- dungen die angeborenen Schematen immer nu t Bruchteile heraus und integrieren sie, soweit wir heute wissen, nach dem Reizsummengesetz; anders als beim Lernen, das zu KomplexqualitSten oder auch zu Ge- staltungen fiihrt.

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In der Verhaltensforsehung lehrt uns der K a s p a r - H a u s e r - V o r s u e h die ererbte Modifikationsbreite kennen. Das Tier mttl~ hin- siehtlieh der zu untersuehenden Verm~gen durehaus erfahrungsfrei sein. I-tandelt es sieh also um den vielleieht erbliehen Artgesang, so sel l -man wahrhaftig nieht als erstes fragen, wieviel einer ztt spotten lernt, sondern vielmehr, was er yon sieh aus ztt sagen hat. I)as erstere Verfahren heil~t wieder einmal, wie schon so oft in der Tierpsychologie, das Pferd beim Sehwanze aufzEumen. Artfremde GesEnge sind vielmehr alas alIerletzte, was man dem zu untersuehenden Vogel vorsetzen soil, und ganz gewi]~ nieht das erste.

A l s , a k u s t i s c h e n K a s p a r I - I a u s e r e r s t e r O r d n u n g " wollen wi t einen Vogel bezeiehnen, der zeitlebens niehts h5rte als imm'er nur sieh selbst. Scllon das Ei, noeh ehe es piept, kommt in die sehall- dichte Kammer. ])as Mikrophon iibertr~gt das, was er, v5tlig vorbildfrei, yon sich aus hSren 1~1~, in allen Phasen seiner Entwieklung aufs Band des Magnetophons, alas im ebenfalls sehallsieheren Vorraum der Einzel- kammern steht. Nur ~ETFESSEL (1940) hat beim Kanarienvogel nach dieser Methode gearbeitet. Ct~AIG (1943) hElt diesen Befunden zufolge den Gesang des Kanarienvogelm~nnchens fiir rein ererbt. Wi r mSGhten eigene Erfahrungen nach dleser Methodo abwarten, ehe wir zu MET- FESSELs Arbeit Stellung nehmen.

I)a die Aufzueht yon SingvSgeln aus dem Ei sehwierig ist HEINHOTH gelang sie nu t bei der Singdrossel -- , begannen seine klas- sisehen Aufzuehten fast durehweg mit N e s t 1 i n g e n versehiedenen Alters. Sic konnten also sowohl ihren Vater bzw. Artgenossen des- selben wie aueh andere drauBen singende V6gel geh6rt haben. Isolieren wir solehe Nestlinge sehalldieht, so w/iren sie akustisehe Kaspar I-Iausers z w e i t re r 0 r d n u n g , wobei ferner nach der I)auer ihres vorhergehenden Freilebens zu differenzieren w~re. J~ ~lter sie bei der Isolation waren, urn so mehr Gelegenheit batten si'e, etwas Art- gem~i~es oder sonstiges za hSren und zu behalten.

t talt man m e h r e r e solche Nestlinge gleieher Art gemeinsam bei- einander in e i n e r schalldichten Kammer, so w~tren sie als Kaspar I-Iausers d r i t t e r 0 r d n u n g zu bezeichnen bzw. als ,,G r u p p e n - t t a u s e r s" oder dergleichen. Abgesehen yon dem, was der eine oder andere yon ihnen draulten behalten haben mag, hSren sie sich gegen- seitig und kiinnen unausgesetzt voneinander Iernen. Was einem einfiel, das kiinnen die andern ihm nachspotten.

Diirfen wir endlich solche in der Vogelstube oder gar im akusti- sehen Dauer~ahrmarkt des riesigen Zoovogelhauses aufgewachsene Nestlinge noch als Kaspar Hausers v i e r t e r Ordnung bezeichnen, well kein erwachsener Artgenosse zugegen war? I~Aer mul~ die etwa geblie-

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bene Erinnerun~ an die Artkl~nge der Nistzeit mit dem pr~senten Durch- einander mehrerer bis Hunderter fremder Ges~nge konkurrieren. HEINROTH sagt, sie h~tten um so besser gespottet, ~e weniger zahl- reiche Fremdstimmen sie gleichzeitig hSrten. Im groBen Vogelhaus des Zoos sei kaum ~e ein guter Spottgesang entstanden, sehr wohl aber in der Vogelstube.

Nun werden dort sommeriiber manchmal die Fenster often g estanden haben, und lauter Vogelschlag dringt auch dureh geschlossene Fenster.

DaB der erfahrene Altvogel a r t e i g e n e Laute aus noch so viel- stimmigen Konzerten sicher h e r a u s h 5 r t , das bedarf keines weiteren Beweises. Was singt im Frtihlingswalde nicht aIles durcheinander, uad doch hSren sich zwei miteinander wettsingende Rotkehlchen oder Zaun- kSnige gewi]~, und ebenso ihre Weibchen. Als ich an einem friihen Januarnachmittage daheim die HEINROTHSchen drei Grammophon- platten mit Ruf und Artgesang zahlreicher heimischer Arten durch- spielte, machten nebenan meine zwei K~figvSgel, beides volleingewShnte Wildf~nge, gerade ihr Mittagsschl~fchen. Naehtigall, Sprosser, Rot- kehlchen usw. usw. stSrten sie nieht auf. Sowie aber im Lautspreeher der Stieglitzruf erklang, antwortete mein Stieglitz auf der Stelle, und als sein Artgesang auf der Platte begann, da fiel er roll schmetternd mit ein. Der Zeisig sehwieg immer noeh; abet als seine Platte darankam, da rief und sang auch er, w~£hrend der Stieglitz sehwieg.

Es ist keineswegs sicher, ~edoch immerhin durehaus mSglich, dab auch schon der Nestling eher auf seinen Artgesang hSrte als auf fremde Stimmen. Auf Grund seines gelungenen Versuehes, die angeborenen Verhaltensweisen im Brutschrank frischgeschlfipfter Grauganskiieken durch den Anblick des Menschen als ersten gesehenen Lebewesens an diesen als ihren Fiihrer zu binden, hat K. LOI~ENZ den Begriff der P r ~ g u n g geschaffen: Ein plStzliches, schlagartiges Einpassen geeig- neter Aui~enreize in eine Liicke des angeborenen Schemas w~hrend einer sensiblen Phase. W. THOI~PE (1949) hat nachdrficldich auf die ent- scheidende Bedeutung dieses bisher noch nie wirklich durchuntersuch- ten Problems hingewiesen. Wie starr oder wie plastisch die beiden Komponenten, erstens wann etwas, zweitens was pr~gbar ist, zusammen- h~ngen mSgen, davon wissen wir nichts, t i ler w~re demnach auch zu untersuchen, ob der Nestling, der Jahrling usw. erstens zu einer be- stimmten Zeit besonders pr~gbar sein mag, zweitens ob er bei Dar- bietung verschiedener Vorbilder etwa das artgem~l~este bevorzugt, drittens was er am l~ingsten beh~tlt, wie lange dies oder ~enes, usw. Im Freien wird der Vater des Nestlings nicht immer der einzige S~nger sein, und an fremden Stimmen in n~ichster N~the wird es oft nicht fehlen.

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Im iibrigen sind die gesamten Vogelstubenversuche dem sehwer- wiegenden Einwand ausgesetzt, die Insassen mSchten auf den G'esang freier Artgenossen vet den Fenstern aufmerksam geworden sein. Diese Fehlerquelle seheint keiner der ~lteren Autoren yell bedaeht za haben, und sic fiihrt uns zur kategorischen Forderung sehalldiehter Kamm'ern.

So schreibt HEINROTH (1927, S, 41): ,Gerade w~hrend ich diese Z,eilen dikt.iere, am 24.3. 1924, ist ,die Singdrossel au,s der W i n t e r h e r b e r g e he.imgekehrt, und sei t heu t m o r g e n ,schallt t ie r be,zeichnende schSne Ge,s.ang h ie r im Zoo- Iogischen Gar t en y o n v i e l e n BaumwipfeIn." Und zwei Se i ten sparer : ,,Auch ohne a r tg le ichen Vorsfin~ger kornmt (~be~ se inen Ka.spar-Hauser- 'SingdrossM~ v i e r t e r Or~dnung} ein ganz le,idliches artgem~Be,s Lied zusiar~de,, ,da,s etwa.s, spi tz klingt, a,ber y o n j e d e m o h n e weitere.s erl~annt wird. Hier i:st also doch e~n r~.cht zusan lmengese t z t e r Gesang a n g e b o r e n un,d b rauch t nicht y o n anl~en g e l e m t zu we.rde~." .Ka~n. d ie se r Gesang in ,der Stube w~hremd de,s e.rs.te~ W i n t e r s zu- s tande, so so l l ten wi r wissen, o,b das schon v o r dem 24. M~irz der Fall war ode r ers t u ~ i . t t e l b a r danach. Dann n~mlida k S n n t e P r~i g u n g durch den y o n aul~en h e r e i n g e h S r t e n A r t g e s a n g st.a.ttgefunden haben , also ein rasches Lernen, sozusfa,gen e ~ Erfarsse.n ,,aul den e r s ten Blick" (bzw. e r s ten Laut), y o n etw~s, das w~ hrend e ine r s ens ib l en Phase. in ,die, Liicl~e e ines a n g e b o r e n e n Schemas pagt. THORPE (1949) sagt dazu, ob Pr~gungs,vorg~inge r o l l irrevers~,bel seien, d'as b le ibe abz~war ten . DaB sie, wie je,des entwicklungsphys. iologische D e t e . r - m i n ~ t i o n s geschehen, v o r dem Ze i tpunk t d e r &ui~erlich s ichtbar (bzw. hSrhar) w e r d e n d e n D i f f e r e n z i e, r u n g ablie.fen, damit sei zu rechnen. Un,d dazu wfirde auch di,e we i t e re Vorstel lun.g passen, dab das v o m Nes t l ing geh6r te Lied des VateTs t iber die. ganze Per iode des durchaus ~anders lantemden Jugend- ge sanges (s iehe un ten) h inweg sozusagen auf Eis ge Iegen habe. D a n n ~viirde die Neubes,t~itigung du.rch Mn je tz t geh6 r t e s ar tg le iches Lied dieses sozusagen doppel t siche.m.

Soll te endl ich de r spi tze Artgesan, g de r HEtNROTHsd~en Stubens,ingdro.s,seln sckon v o r dem 24. M~rz deut l ich gewe,sen sein, so e rheb t ~ich die dr i t te Frage, d~e auch gtiltig blM'bt, falls ger~acde, diese T ie re an.s ,dem. Ei ge,zoger~ w o r d e n sMn sollten, ob somane,rfiber, w~ihrer~d sie in der Vo,ge.lstube s.aBen u n d d ichte ten (das tun s~e, nach I-I~N~OTH .draui~en schon i~n Nes t u n d ba ld nach dean Au,s- fliegen), wobe i s ie im Zirnmer ge.h6rte artfremde, Laute 1Mse, a~e r deut t ich d e m g~asmiickenart~ge~ Vorges,ange einfi igten, dranI~en k e i n e Singdross.eln g e s u n g e n ha,be,n. W i r w i s sen ja noch gar nichts yon der Lage e twa ige r s e n ~ s i b l e r P e r i o d e n .

~Sgel haben fiir artwichtige Dinge ein sehr langes Ged~iehtnis. Der Sandregenpfeifer (KOEHLER, LAVEN) erkennt sMn vor~ahriges Brut- revier naeh achtmonatiger Abwesenheit sicher wieder, mag es sich in- zwischen noeh so sehr ver-~ndert haben; beim Abzug im September wimmelt der 70m brei[e Pillkopp'er Seestrand yon Badeg~sten; bei Heimkehr Anfang April brander an gleieher Stelle die See gegen die sturmzerfetzte, versehneite Vordfine. IRt~PPELLs (1914) Altstare in Win- sen an der Luhe haben die Luftbildtopographie ihrer ileimat voll~ 12 Gefangenenmonate hindurch so gut behalten, dab sie, nach Hannover

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v e r f r a c h t e t , p r o m p t w i e d e r h e i m f a n d e n . W a r u m s o l l t e d a s a k u s t i s c h e

G e d f m h t n i s g e r a d e f t i r d e n A r t g e s ~ n g w e s e n t l i c h s e h l e c h t e r s e i n ?

Am 29. 6. e rh ie l t Ma,gdale~a HEINROTH (1910, S. 761) eine,n sechswSd~.igen Nacht iga l lenhahn , de r sogleich danada ins e rwachsene Kleid zu m a u s e r n begann . W/ ih renddessen hSrte e r 10 Tage lang in t ier Vogelst t~be den Mbnch. Im No- vein,bet b e g a n n de r J u n g h a h n undeut l ida zu singen. Plbtzlich, Mi t t e Januar , bracbte er den Mbnchsfiberschlag, d . h . . e r ha t d e n t~¢emdklang 6 tVLonate lang beha l t en , ohne dab er inzwischen bes th t ig t w o r d e n ware . A u g e r d e m ha t t e er at~s dera Gesang e ines Ne tmtSte r s in d e r S tube e inze lne Tei le des Feld~erchect- l iedes ur~d .den vol ls t f indigen Goldanl rnergesang aufge~angen, also d e m SpSt ter nachgespot te t . Nu r begarm die Nacht igal l s te ts mit dem beze ichnenden siss]s,si- ss~:ssi des Ar tgesanges : ,,es s ind ihr diese~ T b n e also e n t w e d e r angeboren , oder sie h a t t e s.ie in ,den e r s ten sechs Wochen ihres Le~beas v o m V a I e r e r l e rn t " . Als endlich im Fr t ih jah r ein gu t sch lagender a l te r Nada t iga l l enhahn ins Voge lz immer karn., l e r n t e t ier do r t ans~ss ige Ein j~hr ige y o n ibm den Artgesemg ~r~ w e ~ i g e n Tagen, o h n e darf iber die den a n d e r e n V6ge l~ n a c h g e a h m t e n W e i s e n zu ve r - nad~Rissigen. Er k o n n t e 20 S t rophen und Ie rn te am Ende des zwe i t ea J a h r e s noda den Lockton de r Hauben le rdae h.~nzu. - -

W i e STRESEMANN (1949) schre~bt, s ingen ira W i n t e r q u a r t i e r mandae Nachti- ga l len ~schon im Noveraber , we i t e r e ~m Dezeraber b i s Mfirz, meis t scblecht, also se ien es ve rmut l i ch j u n g e Mfinnchen, die. ,das in friihev J u g e n d geh6r te Lied des Va te r s aus der E r inne rung e ins tud ie ren" . Sola~ge die J u n g e n im Nes te hocken, si.agt de r V a t e r so gut wie nicht mehr~ a~ber kaura s ind sie ausgeflogen, so setzt seir~ G e s a n g wiede~ ein, w e n n auda nidat m~ehr so h~ufig. S o ~ i e die Kir~der selbst~ir~di~ siad, hSr t e r zu s ingen .auf. S TRESEMANN spridat ger~dezu vora ,Unte r r ida t t ier J t m g e n tier e r s t e a Brut".

Wie ersich~lida, rechnet man allgeraeiI1 mit e inem s e h r g u t e n a k u - s t i s c h e n G e ' d h c h t n i s , ~ n d u m so err~ster ist dec Eiawan,d des Ab- h b r e n s wi lde r A r t g e n o s s e n v o r den Fens te rn zu nehmen, wie auch die Forde- rung de r Aufzudat aus dera ~i. Ein gleidasinn~ger Beleg s ind clie tells ers ta tmlich l a n g e r ~ L a t e n z z e i t e n des akus t i schen Lernens y o n P a . p a g e i e m M e i n e m Jako sprada ida yore, e r s t en Tage se,Jne'r Ubersi ,edlung zu u ~ an t~iglich of~mals ,e ins, zwei, ,drei" vor, ,gab abe t nach w e n i g e ~ Wod~en auf, da ida ke ine Spur vor~ Ante,ilna'hcne en tdecken k o r m t e . . M e h ~ a ls zwei Ja.hre spgter sagt,e er, gewiB o.hne die Phrase zwi.schen,durda j e w iede r gehSr t zu haben, plStzlich genau in me ine r Sprechweise vol lkomm.en k la r eins, zwei, drei, ur~d wei te rh in rmch oft. Der vor ige Besitzer, entschuldigte, sich bei der U b e r g a b e des V o g e l s an reich, .dab ,dieser n.icht ,,He41 Hitle¢!" sag.e~ s ie h/itterL si'ch alle Miihe gegeben, ~ber e r wol l e ha l t nicht. Bei uns ha t e r es gew, il3 nicht geh6rl , abe r ira d r i t t en J a h r e mi t r e l i e r Deut l idakei t im Bag des Vorbes~tzecs gesagt, e i n m a l und r~idat wieder .

FRITZ BRAUNs (1915} aufgep~ppe l te H/inflir~ge, d ie im erst,en J ~ h r in d e r Voge l s tnbe ~aur ~spotteten, s a n g e n ~m zweiten, an dere im .dritten, j a v ie r ten Frt ihl i~g plStzlich erstrnals ein ridatiges I-tfinftingslied, ohn.e, dab ein a l t e r Wi ld- fang in .der S tube war. Daraus ha t raan schl iegen wollen, maw miisse Ve~suchs- t i e re raS,glichs~ v i e l e J a h r e ha l tea , ehe man i tmen den e r e r b t e n A r t g e s a n g ab- spricht. Auch se ine ge faagen erbr i i te ter t K a n a, r i e n b a s t a r d e h i i t ten anfangs n u r gespot te t , abe r je ~i,lter s ie wurden , urn so m e h r pr~igte sich e in yanz b e s t i m m t e s Eigenl.ied aus, o h n e daft s ie je St inger de r vf i ter l ichen ode r

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mfit~erlichen Art geh6rt h&tten. - - Ge,wiB ist die Forderung m6glidast vieI- j~ihriger Beo'bachtung vollbe.rechtigt; doch muB ferner s~cher ausgeschlo,s,sen we.rden, ,dab sie auch nur e~n einzig.esm,al gleich yon woher den Artgesang h6ren, E,s schMnt nicht unm6gl,ich, dab nahe, BRAUN's VogMstube einmal ein H~nfling, ein Gr/inling oder Girlitz drauBen gesun, gen h~itte; audx fehlt die An- galbe, dab ni~ge,nds rtmdherum in N,achbal~h~iuse.m Kan~rie.nvSgel s~nge~a, die woa-r~6glich fiber die Stral~e Mnweg h~tt ,era hSrbar werden kSnnen.

Auch Frau M. M. NICE ve.rdanken wi~r fiberaus vcichti~ge Aufschliis.se, nicht nur ~n ihrez M e 1 o s p i z a , auf die bM sp~iterer Gele,ge.nhMt genauer e~nzu- ge,hen sMn wird.

Es l iegt mi r fern, die W a h r s c h e i n l i c h k e i t der D e u t u n g e n so he rvo r - r a g e n d e r K e n n e r yon v o r n h e r e i n z u bes t re i tan . Doch wol l te i ch d a r a u [ a u f m e r k s a m machen, daft s ie s ich, te i l s in den W o r t e n e ines u n d das- se lben Au to r s , se lbs t w i d e r s p r e c h e n und w i d e r s p r e c h e n miissen, da re in a l t e rna t ive E n t s c h e i d t m g e n yon v o r n h e r e i n k a u m ~e zu e r w a r t e n sein werden. U n d w i r k l i c h e Beweise s ind b i s h e r n i r g e n d s e rbrach t . Dabe i is t die F r a g e , u m die es geht, yon fundaman tMer Bedautung . Denn m~n pf]egt ~ w i e d e r u m v o r w e g n e h m e n d - - a l s H o~ u p t u n t e r s c h i e d z w i s c h e n m e n s c h l i c h e r S p r a c h e und t i e r i s e h e m M i t - - t e i l u n g s v e r m S g e n den zu beze ichnen, dal~ die t i e r i s c h e n so- z ia len A u s l S s e r d u r c h w e g a n g e b o r e n seien, die M e n s c h e n - s p r a c h e dagegen sei r e i n e r 1 e r n t (vgl. un ten S. 1 8 ) . . I e d e r Nach- weis g a n z oder t e i lwe ise e r l a rn t en bzw. gepr~g ten G e s a n g e s w i r d dami t doppel t ve r an twor t l i ch . U n d man b e h a u p t a nicht , wie es immer t rod immer wiede r geschieht , so lche F r a g e n se ien g runds i i t z l i ch un l5 sba r . E s i s t n i c h t w a h r , dal~ es i r gende in M e r k m a l gabe, f i i r das zum vor- a u s zu sagen w~,re, dal~ die M e t h o d a n d e r P h a e n o g e n e t i k d a r a u f n i e h t a n w e n d b a r seien. HANS SPEMANNS T r a n s p l a n - t a t ion dessan, w a s F r o s c h b a u c h h a u t w e r d e n sollte, an den Ort, wo

M o l e h s m u n d en ts tehen sollte, 'ergab F r o s e h m u n d i m M o 1 c h e. D a s is t e ine g o l d k l a r e A n t w o r t : W a s d a r a u s wi rd , das en t sche iden modif iz ierende, e n t w i c k l u n g s p h y s i o l o g i s e h e A u f i e n f a k t o r e n , w i e es wi rd , artgemEl~ n~mlich, das bes t immen di'e E r b f a k t o r e n . G e n a u so k l a r

s i nd die A b g r e n z u n g e n yon ArLeen- u n d E r b f a k t o r w i r k u n g be i Mlen b i s h e r i g e n Ob~ektan p h a e n o g e n e t i s c h e r F o r s e h t m g , de r Mehlmotte, Dro- sophila, dem R u s s e n k a n i n e h a n . So w i r d es auch be im V o g e l s a n g gl t ieken, w e n n w i r 'erst e r k a n n t h a b e n warden , daf~ die Summa yon noch so v ie len Ge legenhe i t sbeobach tungen , u n d wenn ~ede yon ihnen ih re v ie r J a h r a dauer t , w e n i g e r wa r t i s t a l s e in e inz ige r vo t lwer t ige r , yon A n - f ang b i s z u E n d e s a u b e r du rchge f f i h r t e r I s o l a t i o n s v e r s u c h e r s t e r Ord- nung. D e r W e g is t deutl ieh, w i r b r a u e h e n n n s n u t d ie Mtihe nehmen, ihn zu gehen, so mt ihevol l es auch se in mag, nochmMs ganz yon vorne

ztt b 'eginnen.

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Und noch eines seheinen die Alteren weitgehend aus der Rechnung herausgelassen zu haben, obwohl sie es natilrlich kannten, den J u - g e n d g e s a n g. In unseren g~ngigen Excursionsbfiehern zum Stu- dium der Vogelstimmen steht kein Wort darilber. O, t t EINROTH (1927) erwahnt ihn als ,,Gezwitscher, wisperndes Geschwatz, Gewasch, gras- mfickenartiges Gezirpe, Dichten" - - und manche Angaben fiber ~ugend- liches Spotten mSgen wenigstens zum Tell ebenfalts in gleicher Rich- tung deuten w bei Nachtigall, Sprosser, Blaukehlchen, Wasserstar, Singdrossel, MisteldrosseI, Mfillerchen, Goldh~hnchen, weil~er Bash- stelze, Baumpiaper (heusehreckenschwirlartig), W/iesenpieper (girlitz- urtig), Haubenlerche, Hausspatz, Ortolan, Grauammer (im ersten Herbst leises Geschnirps, im Dezember fortlaufend~er hurter Gesang mit einzelnen betonten Stellen), Grilnling und Pirol. Bei vielen Arten, die er aufzog, sagt er niehts fiber Jugendgesang. tI~ttten wir ihrt recht- zeitig befragt, so wilrde er die Liste wahrseheinlich noch erhablich ver- l~ingert hubert. Nach DIESSELHORST (1949) geht dieser Jugendgesang der Goldammer, den er draul~en wie'daheim als modulationsreiahes Gezwitscher wahrnahm, aus dam manchmal nur mit Mfihe Anklange an den Artgesang herauszuhSren seien, ,,ira Frfih~ahr ziemlich schrtell in den adulten Gesang fiber", w~hrend die erwaehsenen Miinnchen b'eraits wieder singen, so dal~ Verdaeht auf (zweite?) Pr~gung be- s~eht. Mein Schiller ERNST BERNASKO hat im Rahmen einer Staats- examensarbeit bei als Nestlirtge geki~figten, nieht roll schallisolierten Goldammern und Singdrosseln mehrere aufeinanderfolgende Phasen des Jugendgesanges auf dam Magnetophonband festgahalten; ein Gold- ammer-c3 hatte ganz zuletzt die Vorschlagsreihe, ein zweites den SchlulL ton des Artgesanges. Beide batten einander seit Monaten nicht mehr gehSrt. Inzwischen (Korrekturzusatz April 1951) sirtgt einer den vollen Goldammerschlag, kann aber durchs Fenster den Sehlag eines frei- lebendert Artgenossen gehSrt hubert. F. SAUER verfolgt die Gesangs- entwieklung derzeit ebenso bei Dorrtgrasmiiclcen als Kaspar Hausers vorerst zweiter Ordnungl). In der Pragungsfrage wird wiederum der

~) Anm. b e i d e r K o r r e k t u r . Am 1. Mai 1951 hat SAUER in Radolfzell bei der Feler des 50j~hrigen Bestehens der Vogelwarte Rossitten (jetzt MSggingen) einen ersten Zwisehen- beridat seiner Aufzucht dreier Dorngrasmiicken gegeben, die er am 9. Lebenstage aus dem Nest ins Zimmer nahm und am 18. Tage in drei schalldichten Kammem isolierte. Zu- gleich filhrte er Tonbandproben der Entwicklung des Jugendgesanges aus den Bettellauten sowie den zeitlida aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen des Warn- und Zornrufes sowle des ~berganges yore Jugend- zum AduRgesang vor, und endlich den Begattungs- gesang eines Kaspar-Hauser-M~nndaens, das SAUERs Hand als Weibchenersatz benfitzt. Die Beurteilung vertagte er, um die diesjiihrigen Au~zuchten noch fr/iher isolierter Jungtiere sowie die E~gebnisse yon Freilandbeobadatungen abzuwarten, die die natfirliche Variabilitiit des Artgesanges aller Entwicklungs~tadien ebenfalls auf dem Tonband festhalten sollen.

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K a s p a r - H a u s e r - V e r s u k h die Methode der W a h l skin, wobei, so~ern der G e s a n g n ich t yon se lbs t a r t g e r e e h t wird , a l s V o r b i l d w i e d e r u m die M a g n e t o p h o n a u f n a h m e dienen sollte, Ski eS nun des vol len A r t g k s a n g k s z u r F e s t s t e l l u n g e t w a i g e r skns ib l e r P h a s e n op~imaler Pr~tgbarkkit , oder se ien es K l a n g a t t r a p p e n zum A u s t a s t e n e r e r b t e r V a r i a t i o n s b r e i t e z u r F e s t s t k l h m g a n g e b o r e n e r Sehemata des A r t g e s a n g e s .

Bei unseren Grasmiicke~, dera Pirel und anderen kOnrlte mma v i e 1 t e i c h t an ein A n h a l t e n d e s J n g e n . d g e s a . n g e s bz.w. yon Teilen de.sselben bi,s ins er'wad~sene Alter hinein de~nken. W~ihrend die Gartengrasm/icke~ ihre einf.allsre:iche Komposition durchweg gleichlaut erschatlen lagt, b e g i n n t ja der M 8 rl c h relativ 1 e. i s e nnd geht durch ein merkliche,s crescerl,do in den kurzen, mehr eder weniger ,stereotypen, wenn auch individuell verschie,dea.erl U b e r s c h l a g . D e r r l g r a s . m f i c k e und M f i l l e r c h e n d i c h t e n nach ihrer Anknnft hOch.st an.sgiebig u.nd oft ebenfalls hOchst e.infallsreich im pia- rfis.simo vor sich hinl ihre Uberscbl/ige, dort da~s zi.diri zidira zi~diratt, hier das Klappern, be.enden ma~d~ eine Strophe im forte, abe.r keines~egs jede. MAt der Zeit ab.er, je ernster die Revierk/impfe, je weiter die Brutzeit fortschreitet, wet,den die Ge'dichte i m ~ e r kfirzer und verschwinden bald ganz. Nun ist allein noch der la~ate, kurze, durchall~s s tereotype Uberschlag zu hOren. Ob und wie- weir alas erste sp~twinterliche Amselgedicht, ganz leise und bezaubernd, schOn bei geschtossenem Sdmabel vorge-tragen, dem Jugendgesang wenigstens teil- we.ise verwandt sei, wer eigentlich die Dichter Mnd, ob nur junge o~o ~, die den Artgesang nod1 nicht haben, oder auch are , die noch nicaht briinstig sind, das alles sind wo,hl noch offene Fragen.

i2ber die T a t s a e h e des S p o t t e n s s ind s ieh woh l al lk kinig, n ieh t jedoeh iib'er se in Ausmafk O. HEINROTH (1924) a n d naeh ihm viele ande re konn ten s ieh mit Reeht n ieh t genug d a r i i b e r v e r w u n d e r n , da~, w~ihrend doeh a l l e t i e r i s e h e n K O r p e r b e w e g u n g e n r e i n a r t - g e m ~ t g a n g e b o r e n zu sein sehe inen u n d echte N a e h a h m u n g yon so lehen n i rgends , se lbs t bei Mensehenaf fen n i e h t s i eher naeh- gewiesen ist, mi th in ein V o r r e c h t a l l e i n d e s M e n s e h e n zu sein seheint , die k 1 a n g e r zeugenden B e w e g u n g k n s i 0 o t t e n d e r VOgel die e i n z i g e s i e h e r e A u s n a h m e dars te l l en . Beim W e e h s e l - g e s a n g d e r t I e u s e h r k e k e n (FABER, JACOBS, "VVEItt) reg t z w a r e ines das anderk an, u n d i h r e bkiden s ieh ang le i ehenden R h y t h m e n kOnnen wie die F i n g e r gefa l te te r H~tnde i n e i n a n d e r g r e i f e n ; abe r das A r t b i l d b le ib t unver~ndkr t . Bei den SpottvOgeln j edoeh b e w u n d e r n w i t eine oft s eh leeh th in vol]endete P r ~ z i s i o n der phonet i skhkn ~¢Viedergabe d u r c h a u s a r t f r e m d e r V o r b i l d e r nakh dem GehOr, einsehliel~lich menskh- l i ehe r S p r a c h l a u t e u n d a l l e r mOglieher G e r a u s c h e aus dem Unbelebten , die his zu vOlliger V e r w e c h s e h m g s g l e i e h h e i t yon V o r b i l d und Naeh- a h m u n g g'ehen kann . Nieht viele ~{ensehen di i r f ten d a r i n so E r s t a u n - l iches le i s ten wie ~eder b e g a b t e ' G r a u p a p a g e i . I s t dem so 'und sol l te zu- dem eine beaondere Be re i t s cha f t z u r N a c h a h m u n g ge rade ar te igen 'er L a u t e r e l a t iv h~ufig sein, um so d r i n g l i e h e r w i r d das Gebot, den K a s p a r -

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Idauser -Versuch ers ter O r d n u n g abzuwar ten , ehe man die F r a g e er- erbten oder e rworbenen Ar tgesanges beantworte t .

U n d uuch die t ibl ichen Spot tbeobachtungen soll ten wi r unbe d i ng t du rch das Magne tophon ob~ektivieren, ans ta t t u n s al le in auf u n s e r Ohr u n d die SubSektivit~t u n s e r e r D e u t u n g zu ver lassen ; u n d wiederum sollte das Ma.gnetophonband das Vorb i ld sein, um volle Nachkon t ro l l i e rba r - keit zll gew~ihrleisten.

Mit Red~t warnt HOFFMANN {1924/25), K o n v e r g e n z e n yon Art- ge.shngen, die bei VSgel~ w ohl no ch h~ufige,r sired als Sdlon in Menschenspr~dmn, fiir Spottungen zu h,alten (z. B. d~s Kihh vom H,abicht, M~iuseburssard und Eichel- h~her, das Wiehem yon Zwergtaucher und Kleiber). Best~mmte Erwartungen kSnnen die kritische AbsehStzung aller Deutungsva6glichkeiten einengen. Nicht jeder kennt gle.ich alle mSglichen Artvorbilder. So kann es einem ergehen wie dem Kinde, d.as Schulzentrum auf der ersten und d'ritten Silbe betonte, de.nn es kannte den Schulzen und das Trumm Holz, ~ber ke'in Zentruml oder es fragt, was ein Quariat sei, de,nn Anti war ibm bekannt, a,ber das Fremd~vort fiir die Altbudlhandlu.ng nicht. Ein Unvo'rbereiteter faBt die Mens,chenwoxte, die e~n W e 1 t e n ~s .i t t i c h in sein Artgezwischer einstr~ut, erst auf, n~cI~dem man ihn e~gens auf sie hinweistl beim J a k o , der sie isoliert vortrfigt, kSnnte er sie hie fiberhSren, j~a, er kann ale recht wohl ftir Menschelrrede nehmen, wenn er den Urheber nicht sieht. Es k~ne wohl auf den Versnch an, ob mehre.re gleich gute VogeIsti~qmel~kenner, die je.doch yon der Vorgeschichte des Falles n~chts wissen, aus einer Magnetophona,ufnahme yon Spottungen zweiter und hSherer Grade (siehe oben} alle dasselbe her~aushSren, wenn man s~e jedem yon ihnen allein vorspielt. Besonders schwer dfirfte die Gefahr e inseatiger Subje,kt4vierungen angesichts pausenloser Strophen se4n, zumal such gerade bei Jugendgesangen.

A u e h i i b e r d i e M ~ n g e l s S m t l i c h e r N o t i e r t t n g s w e i s e n s ind sieh wohl alle mehr oder weniger klar . Aschi tzkebier , Br/~utigam

u n d c a in Notenschr i f t meinen dasselbe; aber selbst wer den Buch- a

f inkensehlag g e n a u im Ohr hat, mu~ wie Vokabe ln lernen, dat~ alle diese drei No t i e rungen se inen gleichen Abschlul~ bedeuten sollen. Ebenso wie

wir, ans ta t t u n s die kSrper l ichen Bewegungswe i sen yon T i e r a r t e n vor- zuahmen, das Laufb i td fordern, ist es an der Zeit, die v o 11 e K 1 a n g - e n t w i c k l u n g a l l e r V o g e l a r t e n , die volle Lis te ih re r Rule, s~mtliehe P h a s e n ih re r Jugendges~nge, ihres win te r l i chen Dichtens bzw. des sogenann ten Stt imperns, den vollen Ar tgesang der Reifezeit nebst a l len ih ren Uberg/~ngen aufs Magne tophonband za b r i n g e n u n d somit stets reproduz ie rbar , verg le ichbar u n d a n a l y s i e r b a r zu machen, sowohl im F r e i e n an b u n t b e r i n g t e n Popu la t i onen wie para l le l in der schal ldichten Kammer an K a s p a r Hause r s al ler Ordnungen . D a n n erst wi rd auch endlieh eine einigermal~en o b ~ e k t i v e Bes t immung der n a t t t r ! i c h e n V ~ r i a b i l i t / ~ t d e s A r t g e s a n g e s n a c h Ton- hShe, R h y t h m u s a n d K lang fa rbe sowie der Melodie mSglich sein.

] )as ist nSt ig; denn die Gefahr des S u b ~ e k t i v i e r e n s ist b i e r ~beral l g!eich groin. W a s die T o n h 5 h e angeht, so denke man n u r an

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die s t~nd igen 0 k t a v e n v e r w e c h s e l u n g e n be im Versuch , Voge l s t im- men nach der S t immgabe l u n d d u r c h Nachpfe i fen tonhSher i ch t ig zu not ie ren . D a b e i is t g e r a d e die F r a g e , ob auch t r a n s p o n i e r e n d e n V 5 g e 1 n , und deren gibt es genug, die Oktave ~ihnlichen E i n k l a n g be- deutet wie uns , ob auch sie die r e i n a Quinte u n d Qua r t e e r k e n n b a r b e v o r z u g e n usw. , gewig von g r o g e r T ragwe i t e .

] ) a s zwei te E lemen t der Musik , der R h y t h m u s , i s t woh l f i i r Vogelges~inge noch n ie ob~ektiv g e n u g u n t e r s u c h t worden . Denn auch h i e r g l i ede rn w i r sub~ektiv; m u s i k a l i s c h e Beobach te r hSren oft zuviel , u n m u s i k a l i s c h e zuwen ig . F i i r das so i i b e r a u s a r t k e n n z e i c h n e n d e Tempo des V o r t r a g s s ind A n g a b e n sel ten genug. J a a l le in schon die Li inge e ine r P h r a s e , die A n z a h l i h r e r E i n z e l n o t e n is t sub~ektiv um so s e h w e r e r bes t immbar , ~e schne l l e r s ie a u f e i n a n d e r folgen. 0 h n e zu s k a n d i e r e n s i nd w i t h i l f los , u n d ob~ektiv ztt s k a n d i e r e n is t n a h e z u un- mSgl ich .

So gibt HOFFMANN (1921--1923) dem G o 1 d a m i n e r in 22 NotenbeAspie- len 6 b.is 10 Vorschlagsnoten, ira Durchs.chnitt 8. Ich bin gespannt, wie~ei t sidx das bestfit~ge~a wird, wenn wit sie an verlangs~amt ablaufenderL M,agnetophon- bhndern wirklich auszShlen. Das zi zi d~i/z~ zi dh tier Kohlmei.se notiertea mehrere Autoren als ZweAvierteltakt, die beAden zi auf das erste Viertet, die kleAne Abwartsterz da als zweAtes, vermuttich weal das erste zi. durch seine HShe unit Kiirze yore vorangehenden l~ingeren d~i sich ~bhebend, zur' Betonung vexlockt Genau so gut kSnnten wi t an sich auch zi d~i~i zi/zi d~i~. zi/betonen, indem das lange d~i aufs zweite und dritte Achtel ginge. Aber Synkopen sind we.niger ohrenf~llig. Und ist der Gesang eigentlich p a u s e n 1 o s ? Ist das d~i wirklich ebenso lang w~e beide zi zusammen o.der kfirz.er und e,s fol.gt ihm e{ne, kleAne Pease? Wie schreA~bt man rhythmisch die Sequenz tier Kuckucksterzen? ~ATie lang .i.st die Pause rel, ativ zur lauten Terz? Jeder, den man fr'agt, gibt eAne an, dere Antwort. Die Selbstverst&ndlichkeit, m i [ d e r die An.h~nger der Noten- schrift ihre Taktstriche~ se[zen, i~st ersta~mllch.

Um die M e 1 o d i k zu i ibersehen, suchen w i t nach E i n z e l m o t i - v e n. D a s is t le ich t bei de r S i n g d r o s s e 1, d ie Gle iches w iede rho l t ( , ,Phi l ipp, Ph i l i pp , H i ldega rd , H i l d e g a r d " ) ; abe r g l aub t man s ich dessen s icher , so achte t m a n k a u m da rau f , ob w i r k l i c h a l le P h i l i p p s oder a l le H i l d e g a r d s e inande r gle ichen. P a u s e n f i ih ren u n s u n w e i g e r l i c h auf Motive; abe r ~e l~inger ~md schne t l e r die St rophe, u m so s c h w e r e r w i r d die Mot ivsuche. Beim G e 1 b s p 5 t t e r h S r e n w i r d ie , ,TSchter s ieben" , beim D r o s s e l r o h r s ~ n g e r das K a r e k i e t s i ehe r h e r a u s , a l l e s a n d e r e verf l iegt zu rasch . Vol l ends bei de r p a u s e n l o s e n G a r t e n - g r a s m i i c k e , dem S c h i l f r o h r s ~ n g e r is t gu t e r Ra t teuer , wo- mSgl ich noeh mehr bei den so s e h w e r a n a l y s i e r b a r e n J u g e n d - g e s ~i n g e n. Die T o n a u f n a h m e w i r d i ibe ra l l wei te rhe l fen , z u m a l be i

v e r l a n g s a m t e m Ablau f . D ie ers te A n a l y s e e i n e r V o g e l m e l o d i k v e r d a n k e n w i r

W . CRAIG (1943, ref. Z. f. T i e r p s y c h o l . 8, 1951, S. 148--153) . E r be-

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ze iehnet den r h y t h m i s c h e n D ~ m m e r u n g s g e s a n g a ls e e h t e K u n s t , de ren e ines M e r k m a l es sei, da~ s ie dem Ki ins t l e r r e i n e i n t e r - e s s e n f r e i e B e f r i e d i g u n g gew~hre : h i e r i s t der Vogel ganz se ine r K u n s t a u s i i b u n g h ingegeben , u n d h i e r r i i h r t er auch u n s am tief-

s ten an. D e r T a g e s g e s a n g dagegen , v e t a l lem das absehlieI~ende Motiv 2, da s d a r i n die H a u p t r o l l e spielt , i s t e m o t i o n e 11, i s t a n - g e w a n d t e Kuns t , Rev ie rve r t e id igung . I n sexue l l e r oder Kampf- e r r e g u n g i s t de r Voge l s tumm. Mit ~ rg re i f end s i che re r U b e r z e u g u n g s - k ra f t t r~gt der e in same Al tme i s t e r ve rg l e i chende r V e r h a l t e n s f o r s c h u n g se ine Sache vor : W i e der S p e c h t das T r o m m e l w e r k z e u g nach se inem

G e s c h m a c k ausw~hl t , au f op t imalen R h y t h m u s u n d grSl~tmSgliche L a u t - ~tarke, so w~ihle der S i n g v o g e 1 zwischen den MSgl ichkei ten , die ihm

seine S t i m m w e r k z e u g e bieten. D ie se r T a g e 1 h c h e 1 t e re ich mein dre i - m o n a t i g e r Grol~sohn e r s tma t s vol l an, u n d z w a r immer dann, wenn ich ihm se ine f r t ihes ten s t imml ichen G e s t a l t u n g s b e m t i h u n g e n (agu, e r rS) g l e i ch l au t end wiederhol te . W i r an twor t e t en e i n a n d e r v ie le Male, u n d

immer w iede r I~chelte ~r, so oft e r den E i n k l a n g be ide r S t immen w a h r - nahm. W a r u m t rommel t der Specht, w a r u m s ing t der Vogel, w a r u m sag t der S~ug l ing e r r S ? I s t es n ich t i ibe ra l l d ie g le iche F r e u d e a m

G e l i n g ~ n ? U n d i n s o f e r n S p r a c h e , a u c h s c h o n i n e r s t e r

V o r s t u f e , M e l o d i e u n d R h y t h m u s hat , dfirfen w i r wohl den V o g e l g e s a n g a l s V o r f o r m u n g m ' ~ n s c h l i c h e r M u - s i k u n d S p r a c h e ansehen .

CRAIGs Rekenntnis zur VogelmtLsik als zweckfre~er .~sthetik stimmt genau zu KONRAD LORENZ' S~t.zen (1943, S. 394): ,Ein Kapitel .aus dem Reich des SchSnen innerhalb des arterhaltend Zwec~iBi~en , das reich immer ~ ieder zu intensivstean philosoph£schem &~z~e~v anregt, ist da.s Vo,gellied. Wir wissen wohl, dab ~hm eine arterhaltende Leistung bei tier Revierabgrenztmg, der An- Iockung des Weibchens, der Einschfichterun~ yon Nebenbt~hlern zukommt. Wir wissen ~ber auoh, dal~ das Vogellied seine hSchste Vollendu~g, seine reichste Differenzierung deft erreicht, we e s cliese Fur~kfionen gevade nicht hat. I~in Bl~aukehlchen, eine Scha~a, eine Amsel singen ~hre kunstvoltsten und ffir ur~ser F.mpfinden sd~_b~nsten, c~bjektiv gesehen am kompliziertesten gebauten Lieder dann, wenn sie in ganz m~l~iger Erregung ,,dichtend" ve t sich hiasingen. Wenn das Lied funktione~l wird, wenn tier Vogel eine~ Ge,gner ans~ngt oder vor dem Weibchen b'alzt, gehen alle h6heren Feinheiten verloren, raan h6rt nut eint5nige Wiederholungen der lautesten Strophen, wobei bel sea]st spotten- den Arten wie .dem Blaukehlchen die sch6nsten Nachahmungen vSllig ver- schwinden und xier kennzeichne.~de, .abet unsch6n schnarrende angeborene Tell des Liedes ,stark vorherrscht. Es h~t rnich immer wieder geradezu erschfittert, dab de,r ~ingende Vo,gel haargenau in ders.elbe.n biologischen Situation urtd in eben der Stimmungslage seine kfinstlerische H6chstleistuag erreicht, wie der Men.sch, dann n~imlich, wenn er in e~ner gewissen seeli.schen Gleichgewichtslage, veto Ernst des Lebens gleichs,am ,abgerfickt, in rein spielerischer Welse pro- duziert.*

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I J" Orn. 16 O. KOEHLER [ 93

Es ist echte Andacht, in die uns solche leisen Amselgedichte im sel- tenen Sonnensehein eines Januar t ages versetzen, und wir brauchen uns ihrer nicht zu schiimen. Es war CARL ERNST VON BAER, der bei allem Feuer doch stets so bed~chtig Abwggende, der den tierischen Mutterinstinkt heilig nannte. - - In seinem Buch ,,Der Mensch" brand- mark t WERNER SOMBART Kul~erungen wie diese mit schneidendem Hohn als , ,Animalismus"; die Mutterliebe ist ibm eine ,,rein geistige An- gelegenheit". Solches nennt er Spiritualismus, und er steht mit seincr Verachtung des Tierischen in uns wahr l ich nicht altein. - - Gewil~ hat C. E. VON BAER! nicht sagen woIlen, tierisehe und menschliche Mutter- Iiebe seien identisch, wohl abet dal~, gar nicht zu reden v o n d e r stren- gen k5rperlichen Vergteichbarkeit der physiologisehen Funktionen, ihrer biologischen Ziele und deren Erfiillung, die auf vergleichbarer Ebene ebenso in Strenge vergleiehbure Affektivitiit z .B. der Mut~erliebe als eine ~ors tufe , eine Urwurze l zutiefst auch in unserer FrSmmigkei t mitschwingt, denn es ist doch wohl Liebe eine Wurze l des Glaubens.

Aueh CRaIC und LORENZ wissen wohl, dait VSgel keine B a c h - schen Fugen komponieren; so sprechen wir beim Tier gewil% nu t yon V o r s t u f e n mensehlieher Kunst and Sprache. W i t suehen and finden hSheren Tieren und dem Menschen gemeinsame VermSgen, vorspraehliehe Vorstufen, die wir yon Tieren ererbten. Und solches alles, was er mit Tieren innerlich abgebildet g e m e i n s a m hatte als U n b e n a n n - t e s , das b e n a n n t e a l l e i n e r . Indem er zu s p r e e h e n begann, wurde er M e n s ch. ])as diesem stammesgeschichtlichen Vorgang parallele ontogenetische Wunder aber erleben wir mit in der Menseh- werdung eines ~eden Siiug]ings.

Nieht ar tversehiedener ats zwischen Tierar ten haben wit mit Tieren g e m e i n s a m d i e S i n n e , R a u m u n d Z e i t , u n s e r O r i e n t i e r u n g s - v e r m S g e n in beiden, die a n g e b o r e n e n B e w e g u n g s - w e i s e n , die I n s t i n k t b e w e g u n g e n nebst den sie a u s l b s e n - d e n a, n g e b o r e n e n S e h e m a t e n , die , S t i m m u n g e n , die A f f e k t e , das L e r n v e r m S g e n und s ~ i m t l i c h e S p r a e h - w u r z e 1 n , wie A. ~EHLEN sie nannte. Trotzdem bleibt zwischen Tier und dem erwachsenen Mensehen die Grenze gleich scharf wie die zwischen Leben und Unbelebtem. Die meisten Merkmale des Lebens haben ihre Analoga im Unbelebten; nie aber treffen sie dort alle zu- sammen aul%er allein im lebendigen Organismus. Ebenso finden wir, auf viele Tierar ten verteilt, im Tierreich siimtliche Sprachwurzeln, alle beieinander aber allein beim Mensehen.

Zahllose tier ische Bewegungen und Laute ,,stecken an", i i b e r - t r a g e n S t i m m u n g e n , fordern zum Mittun auf; ihre s o z i a l e

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Heft I] 1951 ] Der Vogelgesang als Vorstufe der Musik 17

M i t t e i 1 u n g s f u n k t i o n k a n n dar i iber h i n a u s bis ins quant i ta t iv ,

~a qua l i t a t iv Deskr ip t ive gehen (z. B. beim Schwanze l t anz der t I o n i g -

b i e n e). T i e r i s ches a n s c h a u l i c h e s A b s t r a k t i o n s v e r m 5 g e n

ist un i i be r s ehba r oft belegt. Z . B . le rn ten VSgel, A n z a h l e n bis h i n a u f

zu r 7 ,,zu sehen", sie , ,abzuhandeln" , , g e s e h e n e A n z a h l e n abzuhande ln" ,

, ,abgehandel te A n z a h l e n zu sehen" (O. KOEHLER und Schil ler , tei ls

noch unverSffen t l ich t ) . V e r h i n d e r n wi r den Mensehen, in W o r t e n mitzu-

zahlen, so 15st auch er dieselben A u f g a b e n wie die VSgel n u r his z u r

g le iehen oberen Grenze wie sie. E r s t sein B e n e n n e n der Anzah len ,

die er u n b e n a n n t n ieht besser zu ni i tzen v e r m a g als diese Tiere , maeht

aus dem t ie r i schen VermSgen, u n b e n a n n t e A n z a h l e n zu seh'en, ab-

zuhande ln und beides mi t e inander zu verkni ipfen , echtes menschl iches

Z a h 1 e n , w o r a u s seine Mathemat ik e rwuehs .

Von der V e r a n k e r u n g des R h y t h m a s bis t ier ins Tier - a n d

Pf l anzenre ich h inab w a r schon andeu tungswe i se die R~de, ebenso yon

der K l a n g e r z e u g u n g , dem T o n u n t e r s c h e i d u n g s v e r -

m 5 g e n , der Meis te rsehaf t der Spottv6gel im k 1 a n g 1 i e h e n N a c h -

a h m e n yon bisweil 'en n a h e z u bel iebigem GehSrten. J a selbst das

H a u p t m e r k m a l der Sprache, die e i n d e u t i g e Z u o r d n u n g d e s

L a u t e s bzw. der G e b ~ r d e z u e i n e m b e s t i m m t e n A n l a l ~ ,

finder s ich in deut t ichen Ans~ tzen bei Tieren , s o w o h 1 e r e r b t (z. B.

ein W a r n r u f f i i r Luft- , e in zwei te r f i ir Bodenfe inde bei t I i ihnervSge ln)

w i e e r w o r b e n .

Der Vorbesitzer meines Graupap,ageis meldete sich auf Telefo~anruf mit ,,Ha~loh!" und verabschiedete seine GSste mit ,,Nu auf Wiedersehen! ~. Dies erfuhr ioh durd~ seine Be,fragung, nachdem w,ir daheim beobachtet hatten, d aI~ der Jako . H a l l o h " s agte, so oft man den H6rer abhob, und . N u a u f W ~ i e d e r s e h n " , wenn einer das Zimmer verlieI~. ,,Das hat er sich selbst gelernt", erklarte mir der Vorbesitzer. Wir selbst erlebten mit, w~e das Tier solch eine Zuordnung neu entwickelte. Hs gew6hnte sich mit tier Zelt an, wenn wir abends vergalten, das Bauer zuzudecken, so lange .K u d u c k s, ~ zu rufen, bis es ~einen Willen hatte. Dies unwlderstehliche Befeh~swort h:atte er m~t der Zeit aus den zwei vordem getrennt erlernten WSrtern K u c k u c k und K u h k s kontaminiert, vergleichbar den Mot,ivverschmelzungen des .Kom- positonsgerge,~ ~ voa e~nem wood pewee (CRAIG S. 14}. Da~eben blieben ibm je- doch die, beiden, Ausgongs,w6rter gel~iufig. So ware da, s Kuducks,, werm man s'o wi,ll, e~n Z w e i - W o r t - S a t z , d'em fre~lich der unseren S/itzen selbstevidente S i n n durchaus f e h l t e ~ daffir g a b e r i h m jedoch e i n e n n e u e n , ur~d das ,ist immerhin sd~on ein sehr wid~tiger Scb, ritt. v. LUCANUS' Graupapa,ge,i (1923, S. 122) hatte den Rufnamen e~nes. Wiedehopfs erlernt, der dann s,tarb. Zu den vielen andere.n V6geln ira Zimmer sagte er n~e HSpfchen. Als nach zwei Jahren ein neuer Wiedehopf einzog, rief tier Jako sogleich wieder .H6pfchen", In der langen Zwischenzeit hatte er das nie get,an. H~itte er diesem N,amen das Kuducks folgen lassen, wenn er wiinschte, man mbge H6pfdaen zudecken, so wtirde er damit alas Niveau des Menscheukindes eCreicht

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haben, c~s seinen ersten Zweiwortsatz sirmridltig erfindet. Aber so etw~as hat sidl, soviel ich weil~, noch bei keinean Vogel begebea. Hier scheint mir die Grenze zu liegen.

I m vollen Gegensatz dazu spricht das Kind, sowie es erst ein paa r W(irter ganz nach Papageienar t gelernt und, wie es bei Papageien n u t manchmal gesehieht, jedes yea ihnen mit einem hinreiehend verengten Sinn verknfipft hat, plStzlieh seinen ersten Zweiwortsatz aus und danach Immer weitere neue, und ~eder von ihnen kann sogleich sinnvoll, tat- sachengerecht, wahr sein. Demnach erwirbt das Kind einzig und allein die Vokabeln. Die angeborene F~higkeit, daraus (d. h. aus seinen Me- riven, seien sie angeboren oder erworbene Selbst- oder Fremdnach~hmun- gen) S e n t e n z e n z u k o m p o n i e r ' e n , kommt aueh den VSgeln zu. Aber s i n n r i c h t i g , t a t s a c h e n t r e u , w a h r sind sie n u r b e i m M e n s e h e n , u n d z w a r y o n A n b e g i n n . Dieses r e i n m e n s e h - l i e h e V e r m S g e n , s o g l e i c h v e r n i i n f t i g z u r e d e n , be- ginnend mit Befehl und Aussage - - die F ragen folgen erst viel spi~ter - - , ist r e i n u n d v o l l a n g e b o r e n , zugleich, sozusagen, mit den Elementen der Satzlehre.

Wie aber kann das zugehen, dal~ das Kind in noeh so versehiedenen Situationen sogleich wahre S~ttze zu bild'en versfeht? Wie kommt tiber- haupt die Sprache zu ihrer Taugliehkeit , alle erdenklichen Aul~en- und Innenbeziige mehr oder weniger b rauchbar zu symbolisieren? Deshalb, will ich meinen, well WSrter eben das benennen, was der Menseh un- benannt vorgeformt mit den hSehsten Tieren gemeinsum hat, niimlich ihre und zugleieh seine sensorisehen Vorstellungen, seine anschaulichen Begriffe und Urteile. Wie konnte er sie benennen, ohne sie vorher zu haben? Sie aber passen zur Aul~enwelt und seinem Innenleben so wie der Fliigel zur Luft, das Auge zum Licht, das Ohr zum Schall, so wie ein ~edes Organ zu seinem Gebrauch, und aus denselben Griinden.

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A u s d e m Z o o t o g i s c h e n Ins t i t u t Gief len

Die Isolierung eines gelben und eines roten Lipochroms aus Vogelfedern Von Otto VSlker

Mit 2 Abbitdungen

Unsere Kenntnisse iiber die stofftiche Natur der in den Federn der VSgel abgelagerten Lipochrome haben sich entwickelt an einer Reihe yon auff/itligen Eigenschaften, die diese Fettfarbstoffe besitzen. Ihre selektive Liehtabsorption (Absorptionsspektrum), die Verteilungsprobe zwischen organischen LSsungsmitteln und schliel~lich das Adsorptions- verhalten an hierzu geeigneten Adsorbentien sind h~ufig benutzte, strenge Kriterien, die in vielen F~llen qualitative Aussagen tiber die Na- tur des zu priifenden Lipochroms gestatten. Wenn immer nur ang~ngig, ist ~edoch die Isolierung des fraglichen Fettfarbstoffes anzustreben, worauf sieh dann in der Regel die Identifizierung mit einem bekannten earotinoiden Farbstoff anzusehliel~en pflegt.