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~Zeitschr. f, Untersuc-hnng 48 7. Jahresvel:sammlung der Freien Vereinigung. d.Nahn-u. Genulimlttel. zu hoch finden. Aber darfiber dfirfte Einstimmigkeit bestehen, da~ ein Wassergehalt yon mehr als 16 °/o bei gesalzener Margarine unter allen Umstiinden auf Grund des :Nahrungsmittelgesetzes zu beanstanden ist. Vor Einlei~ung einer strafrechtlichen Ver- folgung hat das Wohlfahrtspolizeiamt die Dresdener ttandelskammer yon dieser Auf- fassung der Rechtslage in Kenntnis gesetzt~ und in einer hierauf yon der I-landels- kammer einberufenen Versammhng haben sieh si~mtliche Vertreter der naeh Dresden ]iefernden Margarinenfabriken zustimmend ge~ul~ert. Aul~erdem hat die Vereinigung Deutscher Margarinefabrikanten zur ~Valn-ung der gemeinsamen Interessen (mit dem Sitze in C6in) nicht nur ihre eigenen Mitglieder, sondern atle deutschen Margarinefabrikanten benaehriehtlgt, daf~ sie gegen die Erzeugung wasserreieher Margarine strafrechtliches Einschreiten beantragen werde. Zur I-Ierbeiffihrung eines gleichm~t]igen Vorgehens von seiten der amtlichen Nahrungsmittelkontrolle schlage ich daher die Annahme des Leitsatzes vor: Der Wassergehalt gesalzener Margarine darf t6°/o, derjehige ungesalzener Margarine 18°/o nicht fibersteigen. Daran schliel~t sich der Vortrag: Der Wassergehalt der Margarine im Jahre 1907. Von P. Buttenberg. Mitteilung aus dem staatlichen Hygienischen Institut zu Hamburg. f~ber den Vertrieb yon stark wasserhaltiger Margarine habe ieh bereits frfiher 1) eine Mitteilung gemacht und dabei einige statistische Angaben fiber den Wassergehalt der im Gebiete der hamburgischen ~ahrungsmittelkontrolle entnommenen Proben ver- 5ffentlicht. Diese Erhebungen sind im Jahre 19O7 fortgesetzt. Von den eingegangenen 478 Margarineproben ist bei 222 der Wassergehalt gewichtsanalytiseh bestimmt worden. Der Wassergehalt der Margarine ist stets in der Centrifuge vorgeprfift. Die gewichts- anatytisehen Bestimmungen sind dagegen nur bei solehen l~roben ausgefiihrt, welche aus einer besonderen Veranlassung (Revision yon Fabriken und Fabrikniederlagen, Lieferungen ffir Behfrden und derg].) entnommen sind und aul~erdem fiberall dort, wo man nach dem Ausfall der Vorprfifung einen hfheren Wassergehalt erwarten mul~te. In der nachfolgenden Zusammenstellung sind die einzelnen Fabriken wieder mit den frfiher verwendeten Nummern bezeichnet worden. Zqeu hinzugekommen sind die Fabriken No. ]8--22. Um einen Vergleich mit den Befunden yon 1906 zu erleieh- tern, sind die Ergebnisse yon 1906 -- Gesamtzahl und Anzahl der Proben mit fiber 16°/o Wasser -- in Klammern beigeffigt. Aus der neuen Zusammenstel]ung ist auch der Sitz der in Frage kommenden Fabriken zu ersehen: 1) Diese Zeitschrift 1907, 13, 542--544.

Der Wassergehalt der Margarine im Jahre 1907

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Page 1: Der Wassergehalt der Margarine im Jahre 1907

~Zeitschr. f, Untersuc-hnng 48 7. Jahresvel:sammlung der Freien Vereinigung. d.Nahn- u. Genulimlttel.

zu hoch finden. Aber darfiber dfirfte Einstimmigkeit bestehen, da~ ein Wassergehalt yon mehr als 16 °/o bei gesalzener Margarine unter allen Umstiinden auf Grund des :Nahrungsmittelgesetzes zu beanstanden ist. Vor Einlei~ung einer strafrechtlichen Ver- folgung hat das Wohlfahrtspolizeiamt die Dresdener ttandelskammer yon dieser Auf- fassung der Rechtslage in Kenntnis gesetzt~ und in einer hierauf yon der I-landels- kammer einberufenen Versammhng haben sieh si~mtliche Vertreter der naeh Dresden ]iefernden Margarinenfabriken zustimmend ge~ul~ert. Aul~erdem hat die Vereinigung Deutscher Margarinefabrikanten zur ~Valn-ung der gemeinsamen Interessen (mit dem Sitze in C6in) nicht nur ihre eigenen Mitglieder , sondern atle deutschen Margarinefabrikanten benaehriehtlgt, daf~ sie gegen die Erzeugung wasserreieher Margarine strafrechtliches Einschreiten beantragen werde.

Zur I-Ierbeiffihrung eines gleichm~t]igen Vorgehens von seiten der amtlichen Nahrungsmittelkontrolle schlage ich daher die Annahme des Leitsatzes vor:

D e r W a s s e r g e h a l t g e s a l z e n e r M a r g a r i n e d a r f t6°/o, d e r j e h i g e u n g e s a l z e n e r M a r g a r i n e 18°/o n i c h t f i b e r s t e i g e n .

Daran schliel~t sich der Vortrag:

Der Wassergehalt der Margarine im Jahre 1907.

Von

P. Buttenberg.

M i t t e i l u n g aus dem s t a a t l i c h e n H y g i e n i s c h e n I n s t i t u t zu Hamburg.

f~ber den Vertrieb yon stark wasserhaltiger Margarine habe ieh bereits frfiher 1) eine Mitteilung gemacht und dabei einige statistische Angaben fiber den Wassergehalt der im Gebiete der hamburgischen ~ahrungsmittelkontrolle entnommenen Proben ver- 5ffentlicht. Diese Erhebungen sind im Jahre 19O7 fortgesetzt. Von den eingegangenen 478 Margarineproben ist bei 222 der Wassergehalt gewichtsanalytiseh bestimmt worden. Der Wassergehalt der Margarine ist stets in der Centrifuge vorgeprfift. Die gewichts- anatytisehen Bestimmungen sind dagegen nur bei solehen l~roben ausgefiihrt, welche aus einer besonderen Veranlassung (Revision yon Fabriken und Fabrikniederlagen, Lieferungen ffir Behfrden und derg].) entnommen sind und aul~erdem fiberall dort, wo man nach dem Ausfall der Vorprfifung einen hfheren Wassergehalt erwarten mul~te. In der nachfolgenden Zusammenstellung sind die einzelnen Fabriken wieder mit den frfiher verwendeten Nummern bezeichnet worden. Zqeu hinzugekommen sind die Fabriken No. ]8- -22. Um einen Vergleich mit den Befunden yon 1906 zu erleieh- tern, sind die Ergebnisse yon 1906 - - Gesamtzahl und Anzahl der Proben mit fiber 16°/o Wasser - - in Klammern beigeffigt. Aus der neuen Zusammenstel]ung ist auch der Sitz der in Frage kommenden Fabriken zu ersehen:

1) Diese Zeitschrift 1907, 13, 542--544.

Page 2: Der Wassergehalt der Margarine im Jahre 1907

is. nana. 1 49 15. Juli 1908.J P. B u t t e n b e r g, Wassergehalt der Margarine.

G e w i e h t s a n a l y t i s e h e W a s s e r b e s i d m m u n g e n in M a r g a r i n e 1907.

W~ssergebMt

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

Sitz der Fabrik

Rheinland und Westfalen

Schleswig-iiolstein .

Hamburg . . . . . . Schleswig-Holstein Hamburg . . . . . . gheinland und Westfalen

Hannover . . . . .

B, heinland und Westfalen Hamburg . . . . . . Rheinland und Westfalen

Hamburg . . . . . . Rheinland und Westfalen Lfibeck . . . . . . ttessen-N assau . . . . Hannover . . . . . Sehlesien . . . . . .

Schleswig-ttolstein Hamburg . . . . . . Unbekannt . . . . .

hn gaozen

Anzabl dei' gew:ehtsanalyi, iseh untersueht, en Proben

Gesamt-

22 [25] 42 [26] ii [9] -- [ 4 ]

32 [31] 3 [:~] li [4] 16 [10] - - [4] 15 [5]

2 [,~] -- [ 5 ]

4 [4] -- [,2]

1 [ 2 ]

5 [4] 4 [1]

11 12 5 1 1 1 1 3 2

17 [6]

222 [148]

mit miler 16°/o

Wasser

19 36

8

18 3 7

14

7 I

3

1 5 4

10 6 4 1 1 1 I 3 2

16

171

mi0 fiber I6O/o Wasse r

3 [8 ]

6 [12] 3 [5]

- [ - ] 14 [li] - [ - ] 4 [2] 2 [--]

- [ - ] 8 [3] 1 [ - ]

-- [ 1 ]

1 [--] - [ - ] - [ - ]

- [ - ]

- [ - ] 1 6 1

i [i]

~i [ 4 3 ]

Niedrlgst

8,40 °/o 10,25 . 11,90

12,90 ,, 9,70

12,95 .. 11,45 .

13,87 14,90

t3,00 .

10,10 12,00 9,15 . 9,30 . 7,45 .

11,60 12,06 . 9,GO .

11,23 . 7,18 .

11,40 14,99 . 13,40 .

7,18 °/o

HGehs~

17,10 % 21,00 , 19,60 ,,

20,26 , 13,00 , 19,80 ,, 19,50 ,

17,60 I6,80 ,

16,60 .

10 ,10. 15,80 10,57 , 16,40 . 19,90 . 18,t;0 . 12,06 . 9,00 .

11,23 . 7,18 .

14,00 . 15,11. 16,50 .

21,00 %

Mit~el

14,30 % 14,96 , 15,46 ,

16,08, 11,03 15,67 , 13,38 ,,

15,74 ,, 15,85 ,

14,65

10,10, 13,59 , 9,88 .

13,75 ,, 15,90 ,, 14,26 12,06 9,00 ,

11,23, 7,18 ,

t%76 15,05 ,, 14,80 .

14,75 %

Beim Vergleich der Befunde VOll 1906 und 1907 ist zu erkennen, daft eine wesenb

fiche Besserung der Verhii l tnisse nicht eingetreten ist, und daft es dr ingend notwendig

erseheint, den Wassergehal t der Margarine auf dem Wege der Verordnung festzulegen. Die hiesige Polizelbeh6rde, welche regehniil3ig die ffir ihre Ansta l ten zu kaufende

Margarine in unserm Inst i tute untersuehen 151~t, ha t auf unser Anra ten hin in den

Submissionsbedingungen flit Margar inel ieferung die Fo rde rung aafgeste]l t : ,,Die HShe

des F e t t - u n d des Wassergeha]tes mug den ffir Butter erlassenen gesetzliehen Be-

s t immungen entsprechen", h u e h andere hiesige staatliehe Betriebe sind (lurch das Medizhlalkol legium darauf aufmerksam gemaeht, in iihnlieher Weise bei der Auswahl

der anzuschaffenden W a r e zu verfahren. I n bezug auf gesetzliche Rege lung der in Betracht kommenden Frage ist zu

bemerken, dab nach B a l l e i n e 1) 1905 in E n g l a n d eine parlamentarisehe Kommiss ion

1) Compte-Rendu du lII. Congr~s International de Laiterie La Haye-Scheveningen 1907, 8° 45.

N. os. 4

Page 3: Der Wassergehalt der Margarine im Jahre 1907

[Zei~schr. L Uni;ersuehung 50 7. Jahresversammlung der Freien Vereinigung. [d. Nahr.- u. Oenul~mittel.

beantragt hat, Margarine mit fiber 16°/o Wasser zu verbieten, und daG nach dem am 1. Januar 1908 in Kraft getretenen englischen Butter- and Margarine-Gesetze eine dahingehende Bestimmung erlassen worden ist.

D i s k u s s i o n :

Prof. Rupp macht darauf aufmerksam, daf in Siiddeu~schland raft ausschlieflich un- gesalzene Margarine vorkommt.

Dr. Re in ' s ch bemerkt gegenfiber der _~uferung B e y t h l e n ' s , dai~ entgegen seinen und den Beobaehtungen yon Dr. B u t t e n b e r g Margarine mi~ einem Wassergehalt yon fiber 16% nicht haufig vorkomme, daft im Ietz~en Jahre in kltona 20% der untersuehten Margarine- proben mehr als 16% Wasser enthielten. Auch er halte es far richtig, daft eine gesetzliche Regelung tier Frage des Wassergehaltes der Margarine angestrebt werde, da er sieh mit Rfiek- sieht auf die bet der Butter in frfiheren Jahren gemaehten Erfahrungen yon einem gerichtliehen ¥orgehen keinen allzugrofen Erfolg verspreche.

Dr. S e n d t n e r h~lt den yon B e y t h i e n vorgeschlagenen Leitsatz air nicht emp fehlens- wert, da hierbei nar Streichmargarine, d.h. das Ersatzmittel far Butter berficksichtig~ set. Es gebe aber bekanntlieh auch Margarine, die als Ersatznlittel far Buttersehmalz diene, die nur Spuren Wasser enthMt. Sollten nun 16--18 % Wasser bei Margarine nachgelassen werden, so kenne der Fabrikant solcher als Ersatzmitte] ffir Butterschmalz dienenden Margarine dieser ohne Beanstandung grofe Wassermengen zusetzen. Es ware das genau der gleiehe Fall, wie wenn dem Sehweinefett 16-18% Wasser beigemengt warden; alas set aber eine Verf~lsehung. Er sehl~gt desha!b vor zu sagen: ,Der Wassergehatt, der Ms Ersatzmi~tel fi~.r die Butter bestimmten Margarine (Streichmargarine) darf bet gesalzener . . . . . u. s. w."

Dr. Ambf ih l fahr~ aas, dal~ in der Schweiz die Frsge des zulassigen Wassergehaltes der Margarine durch gesetzliche Vorsehriffen geregelt set. Das neue sehweizerisehe Lebens- mittelgesetz verlange far Butter mindestens 82, far Margarine, sogen. Sfifirahm- oder Stretch- margarine, dagegen 85°i0 Fettgehalt. Der Wassergehalt der in der Schweiz im Verkehr befind- lichen Margarine halte sich zwisehen 10 and 12°/o.

Dr. J a e k e n a e k stimmt Dr. B e y t h i e n zu; es set ledig]ieh za priifen, wie die Normal- ware besehaffen ist. Es liege darfiber eine reiehsgerich~liche Entscheidung vor.

Dr. B e y t h i e n halt die gegen seinen Leitsatz vorgebraehten Bedenken far nieht be- reehtigt. Das Raf'en nach Sondergesetzen set bedenklieh and man solle mi~ dem Nahrangsmittel- gesetz auszukommen sachem Sehmelzmargarine set eine ganz andere Ware, die normaierweise nahezu wasserfrei set.

Prof. R u p p be~ont ebenfalls, daft zwisehen Stretch- and Sehmelzmargarine zu nnter- seheiden set.

Dr. F a r n s t e i n e r bitter yon einer kbstimmung fiber den Leitsatz yon B e y t h i e n , dem er in saehlicher Hinsieht zustimme, abzusehen oder die Abstimmang auf naehs~es Jahr zu ver- sehieben. Er stehe wie R e i n s e h and B u t ~ e n b e r g auf dem Standpunkte, daft die Frage zweckma~dger dutch Verordnung als durch Einschreiten auf Grand des Nahrungsmittelgesetzes zu 15sen set. Da er sich durch Zustimmung zu dem Leitsatze B e y ~ h i e n ' s nicht auf die vorgeschlagene Art des ¥orgehens fesflegen wolle, werde er sich ge~ebenenfalles der Abstim- mung enthatten.

Dr. B u t t e n b e r g frag~ an, ob Dr. B e y t h i e n schon eine Margarine mit zu hohem Wassergehalte auf Grund des Nahrungsmittel~esetzesl~ beanstandet nnd gerichtliehe Verar~eitung erzielt~ babe.

Dr. B f m e r weist darauf bin, daft aueh ungesalzene Sgreiehmargarine im Handel vor- komme, da solehe in einigen Gegenden yon den Backern verlangt werde.

Dr. B e y ~ h i e n wfinseht, daf Grundlagen air ein gemeinsames ¥orgehen gewonnen werdon.

Dr. H e c k m a n n bitter fiber den Leitsatz B e y t h i e n's heu~e sehon abstimmen zu wollen, well es far die praktische Margarinekontrolle yon Wich~igkei~ set, sich auf einen Beschlufi der 7. ttauptversammlung der ,Freien Vereinigung' stfitzen zu kfnnen.

Dr. B e y t h i e n zieht seinen Leitsatz zur~iek und gibt ihm daffir fo]gende Fassung: ,Der Wasser- und Fettgehalt der a!s Ersatzmittel for Butter bestimmten Margarine (Stretch- margarine) muf den air Butter erlassenen gesetztichen ¥orsehriften entspreehen. ~

Der Vors i?~zende bitter hieraber abzustimmen. (Angenommen.)

Es folgg der Vortrag von E. B a i e r: