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Der weiteren Zerstückelung Einheit gebieten

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„Amicale des Hauts-Fourneaux“ beobachtet stirnrunzelnd die begonnene Hochofen-Restaurierung in Belval. Vereinigung ist besorgt über Baudichte und dass weitere Teile der Anlage im Sog der Arbeiten zerschlagen werden.

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Page 1: Der weiteren Zerstückelung Einheit gebieten

Luxemburger WortSamstag, den 21. Mai 2011 SÜDEN 47

„Amicale des Hauts-Fourneaux“ beobachtet stirnrunzelnd die begonnene Hochofen-Restaurierung in Belval

Der weiteren Zerstückelung Einhalt gebietenVereinigung ist besorgt über Baudichte und dass weitere Teile der Anlage im Sog der Arbeiten zerschlagen werden

Eingewickelt in weiße Schutzfolie, wird der Hochofen B derzeit gesäubert und erhält anschließend einen neuenAnstrich. (FOTOS: SERGE WALDBILLIG)

Die „Amicale“, mit ihren beiden Ehrenmitgliedern Jean Spautz und MarcelGlesener (1. und 3.v.r.), verfolgt die Entwicklung auf der Hochofen-Terrassekritisch.

V O N N A T H A L I E R O V A T T I

Nach jahrelangem Hin und Her hatdie Restaurierung der denkmalge-schützten Hochofenanlage in BelvalAnfang April begonnen. Eine Tatsa-che, die von der „Amicale desHauts-Fourneaux“ mit Erleichterungzur Kenntnis genommen wurde –immerhin hatte es 14 Jahre gedau-ert, bis der Beschluss der Abgeord-netenkammer, die beiden letztenHochöfen des Landes für die Nach-welt zu erhalten, in die Tat umge-setzt wurde. Die Freude währteaber nur kurz, denn die Befürch-tungen der „Amicale“, dass im Sogder Sanierung noch weitere Teileder Hochöfen zerschlagen werdensollen, scheinen sich zu bewahr-heiten.

„Wie der Fonds Belval in seinemMagazin schreibt, sollen auf einmalnur drei der insgesamt sieben Büh-nen des Ofen A, der später be-kanntlich Besucherzwecken dienensoll, zugänglich gemacht werden.Das steht aber im Gegensatz zurEntscheidung des Kulturministe-riums, wo 2006 beschlossen wurde,alle sieben Bühnen zu öffnen“, er-läutert „Amicale“-Präsident RobyGales.

Dieser Tage hat die Vereinigung,in Begleitung ihrer beiden Ehren-mitglieder Marcel Glesener undJean Spautz, sich vor Ort ein Bildüber den Fortgang der Restaurie-rung gemacht. Die beiden ehemali-gen CSV-Abgeordneten hatten miteiner parlamentarischen Frage imJahr 1996 bekanntlich den Denkan-stoß für den Erhalt der Hochöfengegeben. Bei Gelegenheit der Visitezogen die „Amicale“-Vertreterauch Bilanz einer Unterredung, diesie mit Claude Wiseler in Belvalhatten und wo sie dem Minister fürInfrastruktur ihre Besorgnis mit-teilten. „Claude Wiseler ist uns ineinigen Punkten entgegengekom-men. Was wir aber nach wie vor für

falsch halten, ist dass die Restaurie-rung des Hochofen B dem des Avorgezogen wurde. Das ist unsin-nig, ist es doch der Ofen A, derspäter besichtigt werden kann“,meint Roby Gales.

Die Erklärung des mit den Arbei-ten betrauten „Fonds Belval“, dassdie baldige Eröffnung des Biotec-Gebäudes und der „Pepinière d'en-treprises“ diesen Zeitplan erforder-lich machen, lässt die „Amicale“nur bedingt gelten. Diese zwei Ge-bäude, die sehr nah am Ofen Berrichtet wurden, sind der „Ami-cale“ ohnehin ein Dorn im Auge.Derzeit sind große Teile von OfenB von weißen Schutzplanen um-mantelt. Der Ofenpanzer wird der-weil gesäubert, um später einenneuen Anstrich zu erhalten. „Dassdrei Jahre für die Sanierung veran-schlagt wurden, ist entschieden zulang“, meint auch Amicale-Vor-standsmitglied Dan Cao. Wennman bedenke, dass die rund fünf

Hektar große Hochofenterrasseauch noch als grüne Oase mit Was-serspielen und Wintergärten ange-legt werden soll, könne man davonausgehen, dass das ganze Hoch-ofen-Areal noch weitere vier bisfünf Jahre „Zone interdite“ seinwird.

Kein Verständnis hat die „Ami-cale“ auch für die Baudichte rundum die Hochöfen. „Was soll eineRenovierung bringen, wenn diebeiden Öfen später eingekeilt zwi-schen riesigen Gebäuden stehenund so gut wie nicht mehr vonaußen sichtbar sind“, meinte Mar-cel Glesener dazu. Als Skandal be-zeichnet es die „Amicale“, dass dasBiotec-Gebäude zwischen dieWinderhitzer des Ofen B und die„Pepinière“ gequetscht wurde,denn der einzigartige Highwaywurde mit dem Argument, dass diealte Transportstraße der ,Pépiniè-re‘ das Licht rauben würde, größ-tenteils abgerissen. Und das ob-

wohl sein Erhalt im Masterplanvorgesehen war. An seiner Stellewurde stattdessen das Biotech-Ge-bäude hochgezogen und diesessteht noch sehr viel näher an der„Pépinière“. Ob der Highway – wieversprochen – wieder aufgebautwird, darüber hülle man sich beistaatlicher Stelle in Schweigen,heißt es. Doch damit nicht genug.Die „Maison de l'innovation“ derUniversität soll später in U-Formdie Entstaubungsanlage des Hoch-ofens B umschlingen. „Nicht nurdie 'Maison de l'innovation', auchdie drei Gebäude im Guss- undSchlackenloch (zur Seite derCowper) gehören nicht auf dieHochofenterrasse, denn sie werdenspäter einen großen Teil der Sichtauf die teuer restaurierte Anlageversperren, was total unsinnig ist“,meint Daniel Cao. Die „Amicale“ist zudem der Meinung, dass dasstets in den Vordergrund gestellteMotto der Hochöfen als „Monu-

ment dans la Cité“ in erster Linieein Vorwand ist, um noch weitereGebäude rund um die Anlage zuerrichten.

Das „Centre national de la cul-ture industrielle“ (CNCI), das ausKostengründen vorerst zurückge-stellt wurde, wäre – so wie esderzeit geplant ist – ein weiteresGebäude auf der Hochofen-Terras-se. Gegen die Pläne, dass diesesdirekt in den Hochofen A hineingebaut werden soll, wehrte sich die„Amicale“ von Beginn an. „DasCNCI wäre für sehr viel wenigerGeld in der Schwarze-Masse- und/oder der Gebläsehalle besser unter-gebracht“, so die Meinung von DanCao. Den Vorstoß, den der Abge-ordnete Marc Spautz im März 2010in diese Richtung wagte, hat dievolle Unterstützung der „Amicale“.Die größten Sorgen bereiten derVereinigung aber derzeit, die alsweiße Bauvolumen auf den Pläneneingezeichneten, noch nicht weiterdefinierten Gebäudeblocks entlangdes Hochofen A in der Avenue duRock'n Roll (direkt gegenüber derRockhal). „Unser Hauptbestrebungmuss es sein, zu verhindern, dassdas Panorama der Hochöfen tat-sächlich so verbaut wird, wie diesePläne es andeuten“, erklärten JeanSpautz und Marcel Glesener.

Eine Forderung, die die „Amica-le“ nach dem Treffen mit MinisterClaude Wiseler als erfüllt sieht, isteine schriftliche Aufstellung allerElemente des Ofen A, die erhaltenbleiben. In dem entsprechendenSchreiben des „Fonds Belval“ ist zulesen, dass die 18 „Haptdüsestäck“rund um den Restpanzer des Ofens,das Wasserkühlsystem der Bühnen-1 bis +4, die „Stechlachstopma-schinn“, die „Stechlachbourma-schinn“ und die „Schlaakelach-Stoppmaschinnen“ sowie der Ver-teilerraum der Fuelinjektionsan-lage konserviert werden. „Dasschriftlich zu haben, beruhigt et-was“, so Roby Gales.

Ist Gebläsehalle dem Abriss geweiht?Aussagen des Direktors des Denkmalschutzamtes legen Vermutung nahe

„Lo ass d'Kaz aus dem Sak“, meinteRoby Gales zu den Aussagen des Direk-tors des staatlichen Denkmalschutzam-tes, Patrick Sanavia, die nahelegen, dassdie imposante Gebläsehalle direkt ge-genüber den Hochöfen möglicherweisedem Abriss geweiht sein könnte. In dergeschriebenen Presse hatte Sanavia inAussicht gestellt, dass der schlechteZustand der Bausubstanz der „Hall desSoufflantes“ diese nicht unbedingt erhal-tenswert mache. Es gebe weitaus wert-vollere und authentischere Industrie-denkmäler im Land. Laut Sanavia sei dieGebläsehalle in erster Linie Reserveter-rain für die Uni.

Bis vor wenigen Monaten wurde dieGebläsehalle noch regelmäßig als Veran-staltungsort für große Events genutzt. Ineinem Brief an die „Amicale“, die die Hallefür die 100-Jahr-Feier des Belval-Hütten-werks im kommenden September nutzenwollte, hieß es, dass dies ab 2011 nichtmehr möglich wäre, da Arbeiten geplantseien, um die riesige Halle zu einem Stau-

und Lagergelände für Kunstwerke desDenkmalschutzamtes umzufunktionieren.In ihrer Antwort auf eine erste parlamen-tarische Frage von Marc Spautz, ob dasstimme, erklärte Kulturministerin OctavieModert, dass ein Büro beauftragt wurde,den Zustand des Gemäuers zu prüfen underst danach werde entschieden, was mitder Halle passieren soll. Den Aussagen

Sanavias zufolge scheinen die Ergebnissedieser Studien nun vorzuliegen und allesandere als positiv zu sein.

Eine weitere parlamentarische Anfra-ge, ob die Ministerin die Meinung desDenkmalschutzdirektors teile und wasder Erhalt der Gebläsehalle kosten würde,hat Marc Spautz bereits an OctavieModert gerichtet. (RoNa)