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Deutscher Bundestag Drucksache 16/2870 16. Wahlperiode 02. 10. 2006 Zugeleitet mit Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom 29. September 2006 gemäß Beschluss des Deutschen Bundestages vom 9. Mai 1996, 26. Juni 1997 und 19. Mai 2000 (Bundestagsdruck- sachen 13/3643, 13/7835 und 14/2608). Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2006 Inhaltsverzeichnis Seite Teil A Entwicklungen und Herausforderungen für die neuen Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1. Der differenzierte Entwicklungsprozess in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.1 Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.2 Arbeitsmarkt und Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.3 Wachsende sektorale Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.4 Regionale Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.5 Demografischer Wandel: Herausforderungen annehmen . . . . . . . . . 18 2. Weiterentwicklung des Entwicklungs- und Förderansatzes: Stärken stärken – Profile schärfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.1 Wirtschaftskraft und Beschäftigung stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.1.1 Cluster und Kompetenzfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.1.2 Investorenanwerbung intensivieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.2 Initiativen für neue Technologien und Innovationen ergreifen . . . . 26 2.3 Regionalen und sozialen Zusammenhalt befördern . . . . . . . . . . . . . 27 2.3.1 Wachstumsbündnisse und Verantwortungsgemeinschaften . . . . . . 27 2.3.2 Aktive Bürgerregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.4 Internationale und europäische Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . 28 2.4.1 Ostdeutschlands Chancen in Europa nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.4.2 Europäische Kohäsion und Lissabon-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

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Deutscher Bundestag Drucksache 16/287016. Wahlperiode 02. 10. 2006

Unterrichtungdurch die Bundesregierung

Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2006

I n h a l t s v e r z e i c h n i s

Seite

Teil A Entwicklungen und Herausforderungen für die neuen Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1. Der differenzierte Entwicklungsprozess in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.1 Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.2 Arbeitsmarkt und Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1.3 Wachsende sektorale Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1.4 Regionale Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.5 Demografischer Wandel: Herausforderungen annehmen. . . . . . . . . 18

2. Weiterentwicklung des Entwicklungs- und Förderansatzes: Stärken stärken – Profile schärfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2.1 Wirtschaftskraft und Beschäftigung stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.1.1 Cluster und Kompetenzfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.1.2 Investorenanwerbung intensivieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2.2 Initiativen für neue Technologien und Innovationen ergreifen . . . . 26

2.3 Regionalen und sozialen Zusammenhalt befördern . . . . . . . . . . . . . 272.3.1 Wachstumsbündnisse und Verantwortungsgemeinschaften . . . . . . 272.3.2 Aktive Bürgerregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

2.4 Internationale und europäische Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . 282.4.1 Ostdeutschlands Chancen in Europa nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292.4.2 Europäische Kohäsion und Lissabon-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Zugeleitet mit Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom 29. September 2006gemäß Beschluss des Deutschen Bundestages vom 9. Mai 1996, 26. Juni 1997 und 19. Mai 2000 (Bundestagsdruck-sachen 13/3643, 13/7835 und 14/2608).

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Drucksache 16/2870 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Seite

3. Die innere Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1 Aufarbeitung der SED-Diktatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.2 Die Bundeszentrale für politische Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.3 Bürgerpreis zur deutschen Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Teil B Programme und Politikfelder des Aufbau Ost . . . . . . . . . . . . . . 32

I. Wirtschaftskraft und Beschäftigung stärken . . . . . . . . . . . . . . . 32

1. Förderung der Wirtschaftskraft – Impulse für mehr Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

1.1 Weiterentwicklung der Investitionsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . 321.1.1 Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen

Wirtschaftsstruktur“ (GA) 321.1.2 Investitionszulage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341.1.3 Die Europäische Strukturförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

1.2 Mittelstand stärken für mehr Beschäftigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

1.3 Förderung von Existenzgründungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

1.4 Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verbessern . . . . . . . . . . . . 36

2. Beschäftigung stärken – Arbeitsmarktpolitische Instrumente erhalten und Fortentwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

2.1 Reformen am Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

2.2 Grundsicherung für Arbeitsuchende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

2.3 Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

2.4 Stärkung des Humankapitals, Wiedereingliederung . . . . . . . . . . . . 40

3. Mobilität sichern – Infrastruktur als Standortfaktor . . . . . . . . 40

3.1 Logistik – Entwicklungen in Ostdeutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.2 Entscheidung für den Flughafen Berlin-Brandenburg-International (BBI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.3 Verkehrsprojekte deutsche Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.4 EFRE-Bundesprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.5 Projekte der EU-Osterweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

II. Initiativen für neue Technologien und Innovationen ergreifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

4. Innovationskraft erhöhen – Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

4.1 Forschung in Unternehmen fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

4.2 Netzwerke stärken: Kompetenzen von Unternehmen und Wissenschaft bündeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

4.3 Regionale Kompetenzprofile stärken – Unternehmen Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/2870

Seite

5. Stärkung des Hochschul- und ForschungsstandortsOstdeutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

5.1 Hochschulen und Forschungseinrichtungen fördern . . . . . . . . . . . . 465.1.1 Hochschulbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465.1.2 Programm zur Förderung innovativer Forschungsstrukturen

in den neuen Ländern und Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465.1.3 Programm „Angewandte Forschung an Fachhochschulen im

Verbund mit der Wirtschaft (FH³)“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465.2 Ausbau ostdeutscher Forschungszentren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475.3 Entwicklung des Forschungspersonals in den öffentlich

geförderten Forschungseinrichtungen und in den Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

6. Bildung und Ausbildung fördern – Perspektiven für Jugendliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

6.1 Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs . . . . . . 506.2 Bund-Länder-Ausbildungsplatzprogramm Ost . . . . . . . . . . . . . . . . 506.3 Berufsbildungspolitische Aktivitäten der Bundesregierung . . . . . . 516.4 Förderung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten . . . . . . . . . . . . . 52

III. Regionalen und sozialen Zusammenhalt befördern . . . . . . . . . . 52

7. Perspektiven für ländliche Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 527.1 Entwicklung der Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 527.2 Förderung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume . . . . . . . 537.2.1 Programme der Europäischen Union . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537.2.2 Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur

und des Küstenschutzes“ (GAK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537.2.3 Förderung integrierter Entwicklungen im ländlichen Raum . . . . . . 537.3 Nachwachsende Rohstoffe – Potenziale für die wirtschaftliche

Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547.4 Altschuldenregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557.5 Flächenerwerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

8. Stadtentwicklung – Sozialen Zusammenhalt und lokale Ökonomie stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

8.1 Städtebauförderung, Stadtumbau Ost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558.1.1 Programm Stadtumbau Ost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568.1.2 Städtebaulicher Denkmalschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 578.2 Modernisierung des Wohnungsbestandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 578.3 Altschuldenregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588.4 Soziale Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588.5 Lokale Ökonomie stärken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

9. Soziale Verantwortung wahrnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599.1 Nachhaltige und ganzheitliche Familienpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . 599.2 Förderung der Berufstätigkeit von Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

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Drucksache 16/2870 – 4 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Seite

9.3 Politik für Jugendliche: Bleibeperspektiven schaffen, Mitgestaltung fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

9.4 Politik für ältere Menschen – Altersvorsorge, Potenziale nutzen, Schutz und Hilfe gewähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

9.5 Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

10. Energie und Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6510.1 Energiepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6510.1.1 Erneuerbare Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6510.1.2 Emissionshandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6510.2 Altlastensanierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6610.3 Naturschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

11. Kunst und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7011.1 Leuchtturm-Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7011.2 Programm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen

in Ostdeutschland“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7011.3 Deutsche Bücherei Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111.4 Kulturstiftung des Bundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111.5 Hauptstadtkulturförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111.6 Stiftung Preußischer Kulturbesitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111.7 Förderung des kulturellen Erbes im östlichen Europa . . . . . . . . . . . 7211.8 Förderung der sorbischen Minderheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

12. Unterstützung des Sports . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7212.1 Die Fußball-WM 2006: Eine gigantische Standortwerbung

für Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7212.2 Sportstättenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7212.3 Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT)/Institut für

Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) . . . . . . . . . . . 7312.4 Olympiastützpunkte und Bundesleistungszentren . . . . . . . . . . . . . . 7312.5 Spitzensportförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7312.6 DDR-Dopingopferhilfe der Bundesregierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

IV. Internationale und Europäische Zusammenarbeit fördern . . . . 73

13. Internationale Zusammenarbeit fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7313.1 Gezielte Absatz- und Exportförderung für ostdeutsche Produkte

und Dienstleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7313.2 Internationale Standortqualitäten in den neuen Ländern . . . . . . . . . 7413.3 Investorenwerbung verstärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

14. Aufbau Ost – Europäisch vernetzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414.1 Ostdeutschland im geografischen Zentrum des erweiterten

Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414.2 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7514.3 Transnationale Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5 – Drucksache 16/2870

Seite

Teil C Wirtschaftsdaten neue Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

1. Regionaldaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

1.1 Ausgewählte Wirtschaftsdaten zur Lage in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

1.2 Wirtschafts- und Strukturdaten der neuen Länder im Vergleich zu den alten Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

2. Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung . . . . . . 78

2.1 Wichtige gesamtwirtschaftliche Daten im Ost-West-Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

2.2 Bruttoinlandsprodukt (BIP) – alte und neue Bundesländer – . . . . . 792.2.1 Reale Wachstumsraten des BIP gegenüber Vorjahr in Prozent . . . . 792.2.2 Anstieg des realen BIP je Erwerbstätigen (Produktivität) . . . . . . . . 79

2.3 Anteil der Bruttowertschöpfung verschiedener Wirtschafts-bereiche an der Bruttowertschöpfung im Jahr 2005 in Prozent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

2.4 Wachstumsraten der Bruttowertschöpfung einzelner Wirtschafts-bereiche in den neuen Ländern gegenüber dem Vorjahres-zeitraum in Prozent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

2.5 Anteil der Bruttowertschöpfung (BWS) im Verarbeitenden Gewerbe sowie der BWS im Baugewerbe der neuen Länder an der BWS der neuen Länder insgesamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

2.6 Erwerbstätige im Verarbeitenden Gewerbe und Baugewerbe in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

2.7 Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner in Euro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

2.8 Lohnkosten, Produktivität und Lohnstückkosten im Ost-West-Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

3. Konjunkturindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

3.1 Entwicklung der Produktion in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . 84

3.2 Entwicklung der Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

3.3 Baugenehmigungen und Baufertigstellungen im Wohnungsbau in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

3.4 Exportquote im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Prozent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

3.5 Ausfuhr nach Bundesländern (Spezialhandel – in Mrd. Euro) . . . . 87

4. Arbeitsmarktdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

4.1 Eckwerte des Arbeitsmarktes für die neuen Länder – Juli 2006 – . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

4.2 Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

4.3 Zahlen zur Erwerbsbeteiligung in den alten und den neuen Ländern (Inlandskonzept) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

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Drucksache 16/2870 – 6 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

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5. Hauptförderinstrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915.1 Inanspruchnahme ausgewählter Förderinstrumente

für die neuen Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915.2 Regionale Aufteilung der durch GA-Mittel und ERP-Mittel

geförderten Investitionen in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . 92

6. Unternehmensgründungen und -liquidationen in den neuen Ländern seit 1991 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

7. FuE-Personal im Wirtschaftssektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

8. Investitionstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 958.1 Anlageinvestitionen in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 958.2 Anlageinvestitionen und Kapitalstock je Einwohner

in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 958.3 Sektorale Entwicklung der Investitionen in den neuen

Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 968.4 Investitionen aller Wirtschaftsbereiche je Einwohner

(Ost-West-Vergleich in Euro) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 7 – Drucksache 16/2870

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Arbeitslosigkeit in West- und Ostdeutschland . . . . . . . . . . . 13

Abbildung 2: Exportquote im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Prozent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Abbildung 3: Wachstumsbeitrag der Kreisregionen 1994 bis 2003 . . . . . 18

Abbildung 4: Altersstruktur der Bevölkerung in den neuen Ländern . . . . 19

Abbildung 5: Weiterentwicklung der Förderstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Abbildung 6: Der Technologiepark Adlershof in Berlin . . . . . . . . . . . . . . 27

Abbildung 7: Mittelverteilung in der GAK in den neuen Bundesländern nach Förderbereichen 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Abbildung 8: Finanzhilfen des Bundes für die Städtebauförderung von 1990 bis 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Abbildung 9 Altlasten Großprojekte in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . 67

Abbildung 10 Sanierung Tagebau Ronneburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Wachstumsraten der Bruttowertschöpfung einzelner Wirtschaftsbereiche in den neuen Ländern gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Prozent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Tabelle 2: Durchgeführte und geplante Branchenkonferenzen Ost . . . . . . 24

Tabelle 3 Ausgewählte ausländische Investitionen nach Bundesländern in Millionen Euro seit 1990 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Tabelle 4: Bewilligungen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA) in den neuen Ländern 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Tabelle 5: Höchstfördersätze in den neuen Bundesländern und Berlin 2007 bis 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Tabelle 6: Wichtige arbeitsmarktpolitische Instrumente in den neuenLändern im Jahresdurchschnitt 2005 in 1 000 . . . . . . . . . . . . . 38

Tabelle 7: Beispiele für InnoRegio-Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Tabelle 8: Beispiele für Innovative regionale Wachstumskerne . . . . . . . . 44

Tabelle 9: Clusterförderung durch Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Tabelle 10: Unternehmung Wendelstein 7-X . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Tabelle 11: Ausgewählte Institute der Leibniz-Gemeinschaft in den neuen Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Tabelle 12: Übersicht über Flächenprivatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Tabelle 13: Inanspruchnahme von Ganztagsplätzen in Kindertages-einrichtungen nach Altersjahren und -gruppen in Ost- und Westdeutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9 – Drucksache 16/2870

Teil A Entwicklungen und Herausforderungen für die neuen Länder

Einleitung

Die Stärkung der Wirtschaftskraft in den neuen Bundes-ländern und die nachhaltige Senkung der Arbeitslosigkeitsind zentrale Aufgaben mit höchster Priorität fürDeutschland insgesamt. Die Entwicklung der neuen Bun-desländer ist dabei von der Wirtschaftskraft Deutschlandsebenso abhängig, wie umgekehrt auch die ProsperitätDeutschlands von der Lage in den neuen Bundesländernmaßgeblich beeinflusst wird. Aus diesem Wechselver-hältnis ergibt sich die gesamtgesellschaftliche Herausfor-derung, mit unverminderter Intensität für eine sich selbsttragende Wirtschaft in Ostdeutschland und damit für eineschrittweise Unabhängigkeit von Sondertransfers zu sor-gen. Stellt man diese große Aufgabe in den Kontext desWettbewerbs mit den europäischen Nachbarländern, wirddeutlich, welche zusätzlichen Anstrengungen unternom-men werden müssen, um erfolgreich zu sein. Nur im Wis-sen um die Dimension dieses Prozesses, nur wenn er imKonsens und unabhängig von der Himmelsrichtung ange-nommen wird, kann der Aufbau Ostdeutschlands als Ent-wicklungsschub für Gesamtdeutschland gelingen.

Obwohl auch dieser Jahresbericht vor allem die Pro-gramme und Maßnahmen der Bundesregierung im AufbauOst ausführlich darstellt, muss ausdrücklich unterstrichenwerden, dass die Entwicklung der neuen Bundesländer zu-allererst von den vielfältigen Anstrengungen der Men-schen in Ost und West abhängt. Ihnen für ihr Engagementdie notwendigen politischen, finanziellen aber auch wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen zu bieten, bleibt auch inZukunft die Aufgabe der Politik.

Mit dem Aufbau Ost unterstützt die Bundesregierung seit1990 für ein knappes Viertel ihres Landes den notwendi-gen Neuaufbau, um die Folgen von Teilung und staats-wirtschaftlicher Misswirtschaft abzuarbeiten. Es wurdenmehr als 250 Mrd. Euro direkter Aufbauhilfe mobilisiert,weitere 156 Mrd. Euro hat die Bundesregierung mit demSolidarpakt II für den Zeitraum von 2005 bis 2019 zuge-sagt.

Im Jahre 2006 stehen in Ostdeutschland positive Ent-wicklungen und noch nicht gelöste Probleme, Erfolg ver-sprechende Ansätze und unbewältigte Herausforderungennebeneinander: In diesen beiden Seiten einer Medaillespiegelt sich ein differenziertes Gesamtbild.

Wer dieses Gesamtbild nüchternen Blickes betrachtet,wird sich kaum länger an einer emotionalisierten Debattedarüber beteiligen können, ob das Glas nun halb voll oderhalb leer ist. Trotz aller unbestrittenen Fortschritte bei derModernisierung der verkehrlichen und städtischen Infra-struktur, der Hochschullandschaft und des Aufbaus vonwettbewerbsfähigen Unternehmen ist ein selbst tragenderAufschwung noch nicht erreicht. Die Betrachtung des

ostdeutschen Arbeitsmarktes unterstreicht diesen Befundeiner insgesamt noch ungenügenden Wirtschaftsentwick-lung. Die ostdeutsche Arbeitslosigkeit ist seit einem Jahr-zehnt etwa doppelt so hoch wie in den alten Ländern.

Gerade die Ostdeutschen schätzen den realistischen Blickauf Positives und Negatives. Die wirtschaftlichen Struk-turdaten, die Sicht auf den Arbeitsmarkt und die Einschät-zung der Bevölkerung stimmen in bemerkenswerter Weisedarin überein, dass der Weg der letzten Jahre zwar erfolg-reich war, dass es aber noch für längere Zeit erheblicherAnstrengungen bedarf. Einigkeit besteht auch darüber,dass der Schlüssel für einen selbst tragenden Aufschwungin der konsequenten Stärkung und Fortentwicklung derspezifischen wirtschaftlichen Potenziale jeder Regionliegt. Es gilt, die Stärken zu stärken und die Wachstums-zentren sowie die sie umgebenden Regionen gezielt zu för-dern.

Seit Ende 2005 hat sich die wirtschaftliche Stimmungs-lage in Deutschland deutlich aufgehellt. Die Wirtschaftwächst wieder spürbarer, der Konjunkturimpuls ist mit-tlerweile auf die Binnenwirtschaft übergesprungen undauf den Arbeitsmärkten sind erste Besserungstendenzenerkennbar. Auch die neuen Länder profitieren von dieserEntwicklung. Allerdings wird das Wachstum insgesamtvorerst nicht ausreichend sein, um den erheblichen Man-gel an Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten aufbreiter Basis abzubauen. Dies gilt insbesondere für dasProblem der hohen Langzeitarbeitslosigkeit.

Deshalb konzentrieren sich die Anstrengungen der Bun-desregierung für Ostdeutschland vor allem darauf, fürWirtschaftswachstum und Beschäftigungszuwachs zusorgen, die Innovationsfähigkeit zu verbessern, den regio-nalen und sozialen Zusammenhalt zu stärken und somitdie Wettbewerbsfähigkeit auf nationaler, europäischerund internationaler Ebene zu verbessern.

Es gilt dabei, das Erreichte zu sichern, die bisherigen An-strengungen konsequent fortzusetzen und neue Wege zubeschreiten. Es müssen alle Möglichkeiten genutzt wer-den, um die Bedingungen für wirtschaftliches Wachstumweiter zu stärken und die insgesamt in Ostdeutschlandnoch immer bestehenden Strukturschwächen abzubauen.Bei der Auseinandersetzung mit dem Problem der hohenLangzeitarbeitslosigkeit bedarf es daneben zur Überwin-dung der Hilfebedürftigkeit wirksamer Angebote zur Ein-gliederung von Langzeitarbeitslosen in das Erwerbsleben.Mit den Eingliederungsleistungen des SGB II stehen be-reits eine Reihe von wirksamen Instrumenten zur Verfü-gung. Weitere Maßnahmen ergreift die Bundesregierungmit der „Initiative 50 plus“. Im Mittelpunkt steht die För-derung über Lohnkostenzuschüsse, Qualifizierungsange-bote sowie weiterer Instrumente der öffentlich geförder-

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Drucksache 16/2870 – 10 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

ten Beschäftigung. Vorrangiges Ziel ist dabei dieEingliederung in Arbeit.

Die vorhandenen Wachstumspotenziale müssen konse-quent ausgeschöpft werden. In den vergangenen Jahrenwurden der Ausbau und die Modernisierung der Produk-tionsanlagen weiter unterstützt. Branchenschwerpunkteund Wirtschaftscluster sind entstanden, die auch im welt-weiten Wettbewerb bestehen können. Beispiele sind dieMikroelektronik-Produktion, die Automobilfertigung, dieChemieindustrie, die Optoelektronik oder der Schiffbau,aber auch Dienstleistungsbereiche mit hohem Zukunftspo-tenzial wie die Gesundheitswirtschaft und der Tourismus.

Auch regional ist eine wachsende Differenzierung derEntwicklungen in den neuen Ländern feststellbar. Posi-tive Regionalentwicklungen mit hohem Wachstumspo-tenzial sind an verschiedenen Stellen zu finden. Dies er-kennen auch die Bürgerinnen und Bürger dieserRegionen, wie eine große Umfrage1 Anfang dieses Jahreszeigt. Danach wurde eine Reihe ostdeutscher Regionen indie Kategorie „Erfolgsregionen von morgen“ auf Spitzen-plätze in einem deutschlandweiten Ranking eingestuft.Eine Reihe von Wissenschaftsregionen gewinnen zuneh-mend an Profil für die wirtschaftliche Entwicklung ihrerRegionen. Aber auch Regionen, die von ihren Bürgernbei der Einschätzung der aktuellen Lage heute noch aufhinteren Plätzen landen, werden bei den Zukunftserwar-tungen gut bewertet.

Dem gegenüber steht eine Reihe problematischer Regio-nen – geprägt von sinkender Beschäftigung, Abwande-rung und daraus wiederum resultierenden Verschlechte-rungen für die lokalen Wirtschaftskreisläufe. DurchAbwanderung vorwiegend junger Menschen werden dieAuswirkungen der demografischen Entwicklung weiterverschärft. So sind die Erwartungen breiter Bevölke-rungsschichten in diesen Regionen häufig pessimistisch,Überzeugungen hinsichtlich der Grundfesten der Demo-kratie und der Sozialen Marktwirtschaft zunehmend am-bivalent.

Kritische und positive Entwicklungen von Regionen lie-gen damit häufig eng nebeneinander. Eine realistischeZustandsbeschreibung der Lage in den neuen Ländern,und mehr noch, eine realistische Strategie für die Zukunftdes Aufbau Ost muss diese Unterschiede und Differenzie-rungen reflektieren. Sie sind Kennzeichen eines tief grei-fenden Strukturwandels und dynamischen Entwicklungs-prozesses. Die Aufgabe für die Politik und insbesonderefür den Aufbau Ost ist es, auch künftig für Ausgleich undChancengerechtigkeit zu sorgen. Die wachsende Diffe-renzierung durch die Herausbildung von regionalen undsektoralen Entwicklungsschwerpunkten bietet aber zu-gleich auch die Grundlage vielfältiger Wachstumschan-cen. Diese Chancen gilt es entschlossen zu nutzen.

Auf der Grundlage einer systematischen und weit rei-chenden Förderung der neuen Länder wird die Bundesre-gierung über die fortgesetzte Verbesserung der Infrastruk-tur und der weiteren Beseitigung der Altlasten im

Treuhandnachfolgebereich hinaus in dieser Legislaturpe-riode folgende sieben Handlungsfelder in den Mittelpunktstellen:

Erstens: Es gilt, die Investorenanwerbung zu verbessern

Ostdeutschland ist bereits ein attraktiver Investitions-standort. Viele Entscheidungen kleiner und großer natio-naler und internationaler Unternehmen beweisen das.Heute und in Zukunft geht es besonders um ausländischesKapital. Aber im Ausland muss noch viel stärker als bis-her für die spezifischen Qualitäten von Ostdeutschlandgeworben werden. Hierzu bedarf es einer schlagkräftigenInvestorenwerbung. Dieses professionelle Standortmar-keting für Ostdeutschland ist bei der Werbung im Aus-land ebenso erforderlich wie bei der Präsentation im In-land. Zur Attraktivität des Investitionsstandortes neueLänder tragen nicht zuletzt auch die Investitionsförderungmit ihren Instrumenten der Gemeinschaftsaufgabe „Ver-besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ und der In-vestitionszulage sowie die Kreditprogramme der Kredit-anstalt für Wiederaufbau (KfW) bei.

Die Bundesregierung wird die bestehenden Strukturender beiden Organisationen Industrial Investment Council(IIC) und Invest in Germany bündeln und erfolgsorien-tierter umstrukturieren, damit hier künftig mit einerStimme gesprochen wird. Im Sinne Ostdeutschlands istim In- und Ausland ein geschlossenes deutsches Auftre-ten mit einem deutlichen Schwerpunkt für die neuen Län-der unabdingbar.

Zweitens: Es gilt, den Mittelstand zu unterstützen

Neben der Investorenwerbung und der Ansiedlung neuerUnternehmen geht es gleichzeitig um die Verbesserungder Wettbewerbsfähigkeit und die Modernisierung beste-hender Unternehmen. Besonders für kleine und mittlereUnternehmen sind die Rahmenbedingungen weiter zuverbessern. Die beschlossene Mittelstandsinitiative derBundesregierung wird künftig dafür sorgen, dass unteranderem die Finanzierungsbedingungen für den ostdeut-schen Mittelstand verbessert werden. Dazu gehören ins-besondere die Förderung von Existenzgründungen undWachstumsfinanzierungen sowie die Unterstützung beider Mobilisierung von Wagniskapital. Weitere Maßnah-men dienen der Verbesserung der Innovationsfähigkeit,der Modernisierung der beruflichen Bildung und der Un-terstützung der außenwirtschaftlichen Aktivitäten, insbe-sondere auch bei der Erschließung osteuropäischer Nach-barmärkte. Insgesamt zielt die Initiative darauf ab, dieWachstumskräfte im Mittelstand zu verstärken.

Drittens: Es gilt, verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren

Die Förderung der Forschung ist von entscheidenderBedeutung. Ostdeutschland wird zusätzlich vom Pro-gramm „Neue Impulse für Innovation und Wachstum“,dem 6-Milliarden-Euro-Programm für Forschung undEntwicklung der Bundesregierung für besonders zu-kunftsträchtige Forschungs- und Entwicklungsvorhaben,1 Perspektive Deutschland 2005/6

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 11 – Drucksache 16/2870

profitieren. Um Ostdeutschland nach vorn zu bringen, be-darf es eines starken Bündnisses von Wirtschaft und Wis-senschaft. Dabei ist immer zu berücksichtigen, dass diekleinen und mittleren Unternehmen das Rückgrat derWirtschaft bilden. Die verschiedenen Förderprogrammedes Bundes auf diesem Gebiet wie bspw. die Programm-familie „Unternehmen Region“ oder das Programm „In-novative Wachstumsträger“ (INNO-WATT) werdendurch einen neuen Innovationswettbewerb „Wirtschafttrifft Wissenschaft“ künftig weiter verstärkt. Dieser Wett-bewerb soll die regionalen Akteure in den Forschungsein-richtungen und in den kleinen und mittleren Unternehmendazu motivieren, Synergien zu nutzen und damit insbe-sondere den Transfer wissenschaftlicher Forschungser-gebnisse in wirtschaftliche Anwendungen zu verbessern.

Viertens: Es gilt, die Anstrengungen auf dem Arbeitsmarkt fortzusetzen und zu intensivieren

Wichtiges Ziel der Bundesregierung bleibt es, die sehrhohe Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland nachhaltig zusenken. Dort droht in absehbarer Zeit trotz Massenar-beitslosigkeit ein Fachkräftemangel, dem vor allem da-durch begegnet werden kann, dass unternehmerischeNachfrage und regionales Qualifikationspotenzial besserals bisher zusammengeführt werden.

Die Bundesregierung wird ihre Bemühungen zur Be-kämpfung der Jugendarbeitslosigkeit weiter intensivie-ren. Es gilt, die Jugendlichen mit Ausbildungsplätzen undQualifizierungen für die Arbeitsplätze von heute undmorgen fit zu machen. Menschen, die keinen Zugang zurArbeitswelt und damit erst gar keine Chance bekommen,ihren Tagesablauf an den Rhythmus einer Beschäftigunganzupassen, werden jetzt und in Zukunft schlechte Chan-cen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Ebenso wichtig ist es, den Langzeitarbeitslosen einenMotivationsschub zu geben und sie in den Arbeitsmarktzu integrieren. Der ganz überwiegende Teil der Langzeit-arbeitslosen würde Arbeit annehmen, wenn sie ihm dennangeboten würde. Mit den Eingliederungsleistungen desZweiten Buches Sozialgesetzbuch (SGB II) stehen bereitseine Reihe von Instrumenten zur Verfügung. WeitereMaßnahmen ergreift die Bundesregierung mit der „Initia-tive 50 plus“. Ziel ist die Überwindung der Hilfebedürf-tigkeit durch Integration in Beschäftigung.

Um die Langzeitarbeitslosigkeit erfolgreich zu bekämp-fen, sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich. DieRegierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vom No-vember 2005 die Thematik aufgenommen, dass „Perso-nen, deren Erwerbsfähigkeit eingeschränkt ist, und diekeine Arbeit auf dem regulären Arbeitsmarkt finden kön-nen, eine Perspektive bekommen“ müssen. Umsetzungs-möglichkeiten werden von der Bundesregierung geprüft.

Fünftens: Es gilt, regionale Wachstumsbündnisse zu unterstützen und die Wachstumszentren und die sie umgebenden Regionen gezielt zu stärken

Wirtschaftliche Dynamik und Wachstum entstehen durchdie gezielte Nutzung der regionalen Potenziale in Ost-

deutschland. In Wachstumszentren finden sich günstigeBedingungen für Forschung, für technologische und in-dustrielle Entwicklungen und die damit einhergehendenDienstleistungen. Hier entsteht der „Produktionsfaktor“Kreativität, der an Gewicht für Wachstum und Beschäfti-gung gewinnt. Eine kreative Wirtschaftsregion zeichnetsich durch attraktive Bedingungen für Talente, hohe An-teile an fortschrittlichen Technologien und ein hohes Maßan Offenheit aus. Sie wirken zudem bei der Zuwanderungauf ihr Umland wie Magneten.

Wachstumsstarke Regionen stellen attraktive Anknüp-fungspunkte für internationale Investoren dar. In diesemZusammenhang sind die ostdeutschen Branchenkonferen-zen hervorzuheben, auf der sich große und kleine Unter-nehmen bzw. ihre Verbände mit Wissenschaft, Ländernund Bund treffen. Sie dokumentieren die erfolgreicheClusterbildung nach außen und fördern die Weiterent-wicklung regionaler und sektoraler Netzwerke.

Damit auch das Umland von dieser Dynamik profitierenkann, wollen wir stärkere und schwächere Räume dabeiunterstützen, in regionalen Wachstumsbündnissen mitei-nander in für beide Seiten produktive Beziehungen zu tre-ten, um für neuen Schub im Aufbau Ost zu sorgen undneue Energien zu Gunsten von Wachstum und Beschäfti-gung frei zu setzen. Und das sollte – wo nötig und sinn-voll – selbstverständlich über die Grenzen der ostdeut-schen Bundesländer hinweg stattfinden.

Sechstens: Es gilt, die Lebensqualität im ländlichen Raum zu sichern und dessen Entwicklungspotenziale auszuschöpfen

Auch in den ländlich geprägten Regionen der neuen Län-der hat in den vergangenen 16 Jahren ein bemerkenswer-ter Strukturwandel stattgefunden. Die Landwirtschaft hatsich unter den verändernden Rahmenbedingungen gutentwickelt und bildet heute eine wettbewerbsfähige Säuleländlich geprägten Wirtschaftens. Eine intakte Natur- undKulturlandschaft bietet daneben attraktive Erholungs-,Freizeit- und Ausgleichsräume und ein hohes wirtschaft-liches Potenzial. Diese Potenziale etwa für die Vermark-tung nachwachsender Rohstoffe, die Fremdenverkehrs-und die Energiewirtschaft müssen gezielt ausgebaut undgestärkt werden.

Zugleich werfen aber gerade in den ländlich strukturier-ten Gebieten Ostdeutschlands die Folgen des demogra-phischen Wandels ihre Schatten voraus. DemographischeVeränderungen und Binnenwanderungen werden regionalsehr unterschiedlich verlaufen und gerade in einigen Re-gionen Ostdeutschlands mit erheblichen Herausforderun-gen für die öffentliche Infrastruktur und Einrichtungender Daseinsvorsorge verbunden sein.

Die Bundesregierung wird die Lebensperspektiven derMenschen in dünn besiedelten Räumen im Blick behaltenund sich gemeinsam mit den Ländern dafür einsetzen, so-zial verträgliche Standards der öffentlichen Daseinsvor-sorge auch unter den veränderten Rahmenbedingungen zugewährleisten. Als Standortsystem der öffentlichen Da-seinsvorsorge bildet das Zentrale-Orte-Konzept auch in

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Drucksache 16/2870 – 12 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Zukunft das Rückgrat einer effizienten räumlichen Bün-delung von Einrichtungen und Dienstleistungen. Es mussjedoch den spezifischen Bedürfnissen angepasst und ins-besondere in dünn besiedelten Räumen durch flexible undmobile Formen der Daseinsvorsorge ergänzt werden. Diejeweiligen Lösungsansätze können nur vor Ort und in denRegionen gefunden werden.

Siebtens: Es gilt, eine aktive Bürgergesellschaft zu fördern

Besonders die Stärkung der inneren Einheit unseres Lan-des verlangt auch zivilgesellschaftliches Engagement.Für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt istder Einsatz aller Bürgerinnen und Bürger erforderlich.Ein Schlüssel hierzu sind die zahlreichen Bürgerinitiati-ven für vielfältige gesellschaftliche Belange und insbe-sondere auch diejenigen, die sich gegen Ausländerfeind-lichkeit und Rechtsradikalismus in den vergangenenJahren gebildet haben.

Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, die Bereitschaftzur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durchden Einzelnen zu stärken, damit die wachsenden Heraus-forderungen insbesondere des demographischen Wandelserfolgreich bewältigt werden können.

Hier hat sich erstaunliches getan. Es sind bereits Pro-blemlösungen erarbeitet worden, die Vorbildcharakterauch für die alten Länder haben, zum Beispiel im BereichStadtumbau. In diesem Prozess können neue Partner-schaften entstehen. Die Bundesregierung befürwortetdeshalb neue Ost-West-Partnerschaften zugunsten struk-turschwacher Gebiete auch in den alten Bundesländern.Was sich im Osten abzeichnet, findet in Teilen bereitsheute seine Abbildung in Westdeutschland, in Nord-deutschland und in Süddeutschland. Es bedarf partner-schaftlicher Kooperationen und Instrumentarien, um ein-ander gegenseitig anzuregen und so die strukturellenProbleme zu bewältigen.

Es gilt deshalb, die Vergleichbarkeit, aber auch die Unter-schiede von strukturschwachen Gebieten in Deutschlandund in Europa stärker als bisher sichtbar und „bestpractice-Lösungen“ nutzbar zu machen und damit einenkonkreten Beitrag dazu zu leisten, dass die Regionen inneuer Partnerschaft von einander lernen können. Hierkönnte es zum Beispiel darum gehen, welche praktischenErfahrungen aus der Lausitzer Region für die Lösung vonProblemen der Region um Gelsenkirchen oder z. B. derOberpfalz fruchtbar gemacht werden können. Dies wäreäußerst wichtig für ein gesamtdeutsches Verständnis unddamit auch für eine vielfach bessere Lösung dieser Pro-bleme. Denn allzu oft wird eine nur einseitige Debatte um„den“ Osten geführt, die weitgehend ausblendet, wieschwierig die Situation auch in einigen Regionen in denwestlichen Bundesländern ist. Gefragt ist stattdessen eineKultur des Lernens und mithin die Bereitschaft voneinan-der zu lernen!

Für die Menschen in Ost und in West bleibt der so oft be-schworene „Aufbau Ost“ ein entscheidendes innenpoliti-sches Thema, auch wenn das Bewusstsein für die unter-

schiedliche Geschichte und die damit verbundenenBiografien weiter in den Hintergrund rückt. Bei allenWidrigkeiten: Die Chancen für eine neue und erneuerteSolidarität zwischen Ost und West und damit zur Vollen-dung der deutschen Einheit stehen gut.

1. Der differenzierte Entwicklungsprozess in den neuen Ländern

1.1 Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung

Gesamtwirtschaftlich sind die neuen Bundesländer in denvergangenen fünf Jahren durchschnittlich mit 1,0 Prozentleicht stärker gewachsen als die alten Länder (+ 0,8 Pro-zent)2. Insgesamt blieben die wirtschaftlichen Antriebs-kräfte jedoch zu schwach, um den Arbeitsmarkt zu entlas-ten. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilenErwerbspersonen liegt seit 1997 bei über 17 Prozent.

Hinter diesem wirtschaftlichen Gesamtbild steht aller-dings ein heftiger Strukturwandel. Wirtschaftszweige wiedas Verarbeitende Gewerbe und die produktionsnahenDienstleistungen konnten zum Teil erhebliche Zuwächseverzeichnen. Das Verarbeitende Gewerbe erhöhte seineWertschöpfung in den vergangenen fünf Jahren um durch-schnittlich 5,6 Prozent und festigte damit seine Positionals Wachstumslokomotive der ostdeutschen Wirtschaft.Demgegenüber hielt der konjunkturell belastende, abernotwendige Anpassungsprozess im Baugewerbe und imöffentlichen Sektor weiter an.

Insgesamt kam der Strukturwandel weiter voran, aller-dings sind die wirtschaftsstrukturellen Ausgangsbedin-gungen noch immer deutlich schlechter als in den altenBundesländern. Ein selbst tragender Entwicklungspro-zess konnte daher noch nicht erreicht werden. SpezifischeNachteile der ostdeutschen Wirtschaft zeigen sich u. a. in:

– einem Mangel an größeren Unternehmenseinheitenund Hauptsitzen. Dem entsprechend liegt der Produk-tionsanteil in der industriellen Wertschöpfung ver-gleichsweise hoch, der Dienstleistungsanteil dagegenspürbar niedriger,

– einem relativ niedrigen Anteil an der betrieblichenForschung in Deutschland (so sind lediglich rd. 6 Pro-zent aller betrieblichen Forscher in Deutschland in ost-deutschen Unternehmen tätig),

– größeren Schwierigkeiten bei der Fremdfinanzierungfür Unternehmen;

– schwächer ausgeprägten Netzwerk- und Clusterbil-dungen, hier auch verstanden als Wertschöpfungsket-ten vor- und nachgelagerter Bereiche.

2 Nachdem ab 2002 die Wirtschaft der neuen Länder drei Jahre hinter-einander stärker gewachsen war als die der alten Länder, fiel ihre Dy-namik im vergangenen Jahr 2005 um rund einen Wachstumspunktgeringer aus. Das Wachstum nach neuen Ländern/alten Ländern2001: 1,1 Prozent/1,4 Prozent; 2002: 1,1 Prozent/0 Prozent; 2003:1,0 Prozent/– 0,3 Prozent; 2004: 1,9 Prozent/1,7 Prozent; 2005:– 0,1 Prozent/1,1 Prozent. (Angaben neue Länder, ohne Berlin)Quelle: Arbeitskreis VGR

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 13 – Drucksache 16/2870

Produktivität und preisliche Wettbewerbsfähigkeit

Die gesamtwirtschaftliche Produktivität (Bruttoinlands-produkt je Erwerbstätigen in den neuen Ländern ein-schließlich Berlin) erhöhte sich auf knapp 79 Prozent deswestdeutschen Durchschnitts im Jahr 2005. Im Produzie-renden Gewerbe (ohne Baugewerbe) ist sie weiterhindeutlich aufwärts gerichtet von ca. 78 Prozent (2000) deswestdeutschen Wertes auf 85,5 Prozent im Jahr 2005. DasVerarbeitende Gewerbe allein betrachtet erreichte einProduktivitätsniveau von knapp 80 Prozent West; derProduktivitätsabstand verringert sich hier pro Jahr um je-weils knapp 1,5 Prozentpunkte.3

Mit zunehmender Produktivität entwickeln sich auch dieLohnstückkosten positiv. Gesamtwirtschaftlich liegen sienur noch knapp über dem westdeutschen Vergleichswert(+ 3,5 Prozent). Im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau-wirtschaft) ist es bereits gelungen, einen erheblichenLohnstückkostenvorteil von 12,8 Prozent gegenüber denalten Ländern zu erreichen. Damit hat sich die preislicheWettbewerbsfähigkeit der im überregionalen Wettbewerbstehenden ostdeutschen Wirtschaft weiter deutlich ver-bessert (vgl. Grafik 2.8 „Lohnkosten, Produktivität undLohnstückkosten“ in Teil C).

Mit dazu beigetragen hat in den vergangenen Jahren dieLohnentwicklung. Die Arbeitnehmerentgelte sind im Ver-

gleich zum westdeutschen Niveau nicht mehr gestiegen.Durchschnittlich erreichen ostdeutsche Beschäftigte rund81 Prozent des westdeutschen Lohnniveaus (einschließ-lich Berlin), womit oftmals längere Arbeitszeiten verbun-den sind. Ende 2004 lag das durchschnittliche Ost-West-Verhältnis der tarifvertraglichen Grundentgelte bei94 Prozent. Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der Ta-rifbindung: Während 2004 in Westdeutschland insgesamt68 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerbei tarifgebundenen Arbeitgebern beschäftigt waren, wardies in Ostdeutschland nur bei 53 Prozent aller Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer der Fall. Allerdings istdie tatsächliche Orientierung an Tarifverträgen höher, sodass für die Arbeitsverhältnisse von etwa drei Vierteln derBeschäftigten Tarifverträge vollständig oder überwiegendmaßgebend sind.

1.2 Arbeitsmarkt und Ausbildung

Arbeitsmarktsituation

Im Jahresdurchschnitt 2005 waren in Ostdeutschland1 614 000 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 16 000Personen mehr als im Vorjahr. Dabei ist die Zahl der ar-beitslosen Frauen praktisch konstant geblieben – hier gabes lediglich einen Zuwachs um 200 Frauen. Dagegenwuchs die Zahl der arbeitslosen Männer um rund 15 000oder 1,8 Prozent an. Die Arbeitslosenquote in den neuenLändern betrug im Jahr 2005 bezogen auf alle zivilen Er-werbspersonen 18,7 Prozent nach 18,4 Prozent in 2004.Damit lag sie immer noch fast neun Prozentpunkte über

3 Angaben zu Produktivität und Lohnstückkosten neue Länder mitBerlin

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Arbeitslosigkeit in West- und Ostdeutschland

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Drucksache 16/2870 – 14 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

der Arbeitslosenquote der alten Länder von 9,9 Prozent.Im Vorjahresvergleich stieg die Quote im Westen um1,4 Prozentpunkte, im Osten dagegen nur um 0,3 Prozent-punkte. Männer waren in Ostdeutschland etwas stärkervon Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen. Die Arbeitslo-senquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen be-trug 19,0 Prozent im Gegensatz zu 18,6 Prozent bei denFrauen.

Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren betrug im Jah-resdurchschnitt 2005 in Ostdeutschland 207 000. Diessind 25 000 (13,8 Prozent) mehr als 2004. Die entspre-chende Arbeitslosenquote der Jüngeren (hier bezogen aufdie abhängigen zivilen Erwerbspersonen) lag 2005 bei19,3 Prozent. Im Jahr 2004 hatte sie noch bei 16,2 Pro-zent gelegen.

Das Niveau der Arbeitslosigkeit hat sich in Ostdeutsch-land in den letzten sieben Jahren nur wenig verändert. Diejahresdurchschnittliche Zahl der Arbeitlosen lag zwi-schen 1,50 (1999) und 1,62 Millionen (2003) Personen.Diese Betrachtung verdeckt jedoch die erhebliche Dyna-mik, die sich hinter diesen Zahlen verbirgt.

Im Jahr 2004 (für 2005 liegen für die Arbeitslosen in denoptierenden Kommunen keine Bewegungsdaten vor) gabes in Ostdeutschland 2,66 Millionen Zugänge in Arbeits-losigkeit, davon 1,36 Millionen aus Erwerbstätigkeit.Gleichzeitig beendeten 2,62 Millionen Personen ihre Ar-beitslosigkeit, davon 1,06 Millionen durch Aufnahme ei-ner Erwerbstätigkeit.

Bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Jahr 2005 istder sog. Hartz IV-Effekt zu berücksichtigen. Mit demInkrafttreten des vierten Gesetzes für moderne Dienst-leistungen am Arbeitsmarkt ist im Bereich der Langz-eitarbeitslosen ein Stück mehr Transparenz geschaffenworden, indem ein Teil der bisherigen Stillen Reservenun als Arbeitslosigkeit registriert wird. Bis Ende 2004waren nicht alle arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger alsarbeitslos bei einer Arbeitsagentur gemeldet. Als Emp-fänger von Leistungen der neuen Grundsicherung fürArbeitsuchende steht ihnen nun zwar eine Förderungdurch das breite aktivierende Instrumentarium der Bun-desagentur für Arbeit offen. Sie sind aber auch – soferndem keine objektiven Gründe, wie z. B. die Betreuungvon Kindern unter drei Jahren, entgegen stehen – ver-pflichtet, sich aktiv an der Suche nach einem Arbeits-platz zu beteiligen und werden damit auch zwingend alsArbeitslose registriert.

Darüber hinaus sind seit Januar 2005 auch arbeitsfähige,aber erwerbslose Angehörige von ehemaligen Arbeitslo-senhilfeempfängern verpflichtet, sich – wiederum, wenndem keine zwingenden Gründe entgegen stehen – um ei-nen Arbeitsplatz und damit um die Verringerung der Hilfe-bedürftigkeit zu bemühen. Auch diese Personengruppewird somit seit Anfang 2005 grundsätzlich als arbeitslosgezählt. Durch beide Effekte ist die Zahl der registriertenArbeitslosen in Ostdeutschland zu Beginn des Jahres2005 um etwa 50 000 gestiegen. Diese Menschen warenaber faktisch auch zuvor schon arbeitslos. Gleichzeitiggab es 2005 im Vorjahresvergleich deutlich weniger Ar-

beitslosmeldungen von zuvor Erwerbstätigen und auchvon Arbeitslosengeld I-Empfängern.

Im Jahr 2005 ging die Zahl der sozialversicherungspflich-tig Beschäftigten in den neuen Ländern weiter zurück.Mit nur noch knapp fünf Millionen lag sie im Juni 2005um 140 000 oder 2,7 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigtenMänner lag im Vorjahresvergleich im Juni 2005 mit2,42 Millionen um 3,4 Prozent und die Zahl der Frauenmit 2,45 Millionen um 2,0 Prozent niedriger als ein Jahrzuvor. Auch die Zahl der geringfügig Beschäftigten warin den neuen Ländern – nach einem starken Anstieg um18,4 Prozent im Vorjahr – rückläufig. Im Juni 2005 wur-den 834 000 geringfügig Beschäftigte gezählt, das warenrund 41 000 oder 4,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Erwerbsquote (Erwerbstätige plus Erwerbslose imAlter von 15 bis 64 Jahren geteilt durch die Bevölkerungim selben Alter) ist in Ostdeutschland einschließlich Ber-lin (75,7 Prozent in 2005) höher als in Westdeutschland(73,2 Prozent in 2005). Noch deutlicher liegt die Er-werbsquote bei den Frauen mit 72,1 Prozent über derjeni-gen in Westdeutschland (65,5 Prozent). Der Unterschiedergibt sich insbesondere durch Frauen mit Kindern, die ineinem größeren Umfang als in Westdeutschland einer Be-schäftigung nachgehen oder eine solche suchen.

Ausbildung

Von Oktober 2004 bis September 2005 wurden den Agen-turen für Arbeit in Ostdeutschland 100 355 Ausbildungs-stellen gemeldet, 12 200 (– 10,8 Prozent) weniger als imgleichen Vorjahreszeitraum. In dieser Zeit haben insge-samt 202 000 Bewerber die Arbeitsagenturen bei der Su-che nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 10 400(– 4,9 Prozent) weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgangberuht auf gegenläufigen Entwicklungen in West und Ost:einem noch anhaltenden Anstieg der Zahl der Schulab-gänger im Westen und einem deutlichen Rückgang in denneuen Ländern. Die Zahl der Bewerber aus früherenSchulentlassjahren ist kaum noch gestiegen. Bei den nichtvermittelten Bewerbern zeigt sich sogar ein deutlicherRückgang der „Altbewerber“.

Unterschiedlich entwickelte sich die Ausbildungssitua-tion in den Regionen. Der Rückgang der Bewerberzahlenführt in den neuen Ländern zu einer Verbesserung der Bi-lanz, auch wenn die Relation von nicht vermittelten Be-werbern zu unbesetzten Stellen hier nach wie vor deutlichungünstiger ist als in den alten Ländern. Hier kommenrechnerisch immer noch 13 nicht vermittelte Bewerberauf eine unbesetzte Stelle. Im Westen beträgt dieses Ver-hältnis 2,5 : 1. Bei der Übernahme in die berufliche Erst-ausbildung spielt dabei das Geschlecht keine Rolle. Inden Betrieben fanden rund 60 Prozent aller Mädchenbzw. Jungen einen Ausbildungsplatz.

Insgesamt betrug bis zum offiziellen Ende des Ausbil-dungsjahres (30. September 2005) der Bestand an unver-mittelten Bewerbern 11 150. Die Lücke konnte bis zumJahresende durch die Anstrengungen im Rahmen des Na-

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tionalen Ausbildungspaktes deutlich um weitere 6 400gesenkt werden.

Die Zahl der ausbildenden Betriebe ist im Berichtszeit-raum weitgehend stabil bei rund einem Viertel aller Be-triebe geblieben. Unter Berücksichtigung der Ausbil-dungsberechtigung liegt das Ausbildungspotenzial beiweiteren 26 Prozent der Betriebe, die in Zukunft ausbil-den könnten. Besonders hervorgetan hat sich bei der Aus-bildung das Verarbeitende Gewerbe, wo der Anteil mit45 Prozent überdurchschnittlich ist. Die schwierige Bau-konjunktur ist demgegenüber auch an den Zahlen der Be-teiligung an der Ausbildung im Baugewerbe ablesbar,denn hier liegt die Quote nur bei 27 Prozent.

Die Übernahmequoten sind ebenfalls stabil geblieben. Be-zogen auf Übernahmen aus betrieblichen Ausbildungsver-hältnissen werden rund 46 Prozent aller Auszubildendenvon ihren Betrieben übernommen, in Westdeutschland sinddies 55 Prozent. Bei den Gründen für die Nichtübernahmeder Jugendlichen nach der Ausbildung spielt die nach wievor schwierige wirtschaftliche Lage eine wichtige Rolle.Noch bedeutender ist die Tatsache, dass gut ein Drittel allerBetriebe über den eigenen Bedarf hinaus ausbildet.

Für den Berichtszeitraum kann nur in wenigen Bereichenvon einem Fachkräftemangel gesprochen werden. Im Be-reich der qualifizierten Tätigkeiten konnten einer IAB-Umfrage (IAB: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-schung) zur Folge 80 Prozent aller zu besetzenden Stellenzur Zufriedenheit der Betriebe besetzt werden. Mit größe-ren Problemen ist bislang nur im unternehmensnahenDienstleistungsbereich sowie im Kredit- und Versiche-rungsgewerbe zu rechnen. Darüber hinaus vergrößert sich

der Aufwand für Kleinstbetriebe, geeignetes qualifizier-tes Personal zu finden.

1.3 Wachsende sektorale Differenzierung

Die ostdeutsche Industrie konnte ihren Anteil an der Brut-towertschöpfung nach den vorläufigen Berechnungen für2005 weiter steigern und liegt nun bei 18,3 Prozent.Grundlage hierfür war die auch in diesem Jahr weit über-durchschnittliche Wachstumsrate des VerarbeitendenGewerbes von 6,0 Prozent. Damit hat sich der Re-Indus-trialisierungsprozess weiter fortgesetzt, der in den vergan-genen Jahren zahlreiche Branchenschwerpunkte entste-hen ließ.

Wachstumsführer bei der Produktion (hier neue Ländereinschließlich Berlin) waren ab 2000 vor allem die tech-nologisch fortgeschrittenen Branchen wie der Fahrzeug-bau (+ 49,4 Prozent) und die Hersteller von Büromaschi-nen und Mikroelektronik (+ 47,0 Prozent). Auch dieChemische Industrie (+ 26,3Prozent) sowie das Papier-,Verlags- und Druckgewerbe (+ 22,4 Prozent) sind hiervertreten. Ebenfalls wachstumsstark erwiesen sich Bran-chen mit eher konventioneller Technologie wie das Er-nährungsgewerbe (+ 29,1 Prozent) und das Holzgewerbe(+ 20,6 Prozent). Diese Entwicklungen zeigen, dass dieostdeutsche Industrie mittlerweile mehrere Standbeinehat und sich zunehmend ausdifferenziert.

Auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit gemessenan der Exportquote im verarbeitenden Gewerbe und demBergbau hat sich weiter erhöht. Im ersten Halbjahr 2006wurden knapp 30 Prozent des Gesamtumsatzes auf denAuslandsmärkten erzielt. Da jedoch zur gleichen Zeit die

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Wachstumsraten der Bruttowertschöpfung einzelner Wirtschaftsbereiche in den neuen Ländern gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Prozent

– preisbereinigt, verkettet –

1 nach ESVG 1995. Berechnungsstand: August 2005/März 2006). Neue Länder ohne Berlin.Quelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder“

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Bruttowertschöpfung aller Wirt-schaftsbereiche 3,2 2,0 0,8 2,7 1,9 1,3 1,3 1,1 2,3 0,1

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei – 1,2 9,2 – 3,3 13,1 – 7,9 7,4 – 9,0 – 1,5 20,6 – 5,2

Produzierendes Gewerbe ohne Bau-gewerbe 8,9 5,5 2,0 5,5 10,1 2,8 1,9 5,8 7,9 4,5

* dar.: Verarbeitendes Gewerbe 5,7 11,2 4,9 7,4 12,8 4,0 2,6 6,1 9,2 6,0

Baugewerbe – 4,4 – 4,7 – 11,2 – 7,6 – 12,4 – 13,3 – 5,7 – 3,4 – 2,5 – 9,4

Handel, Gastgewerbe und Verkehr 2,2 0,1 3,1 5,4 2,4 2,6 2,7 – 0,8 1,5 1,0

Finanzierung, Vermietung u. Unter-nehmensdienstleister 9,2 6,2 7,9 3,5 4,2 6,9 4,5 2,2 2,1 0,9

öffentliche und private Dienstleister 1,7 1,3 – 0,1 2,3 1,1 – 0,6 0,4 – 0,5 – 0,8 – 1,9

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Exportquote1 im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Prozent

1 Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz der Betriebe ab 20 BeschäftigtenOstdeutschland: Neue Länder und Berlin-Ost; Westdeutschland: früheres Bundesgebiet; ab 2005: Neue Bundesländer mit Berlin, Alte BL ohneBerlin; Vergleichbarkeit zu Zahlen vor 1995 eingeschränkt, da 1995 Umstellung auf die neue Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 93)

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

westdeutschen Unternehmen ihre Exportquoten aufknapp 44 Prozent steigern konnten, ist der Abstand nurgeringfügig gesunken. Hierbei wird deutlich, dass trotzgroßer Fortschritte bei der Steigerung ihrer Exporte dieostdeutsche Wirtschaft noch immer stark binnenwirt-schaftlich orientiert ist. Es bestehen also weiterhinWachstumspotenziale für die ostdeutsche Wirtschaft, diekonsequent genutzt werden müssen.

Neben dem verarbeitenden Gewerbe sind die Unterneh-mensdienstleistungen der zweitstärkste Wachstumsbe-reich der ostdeutschen Wirtschaft. Ihr Anteil beträgt der-zeit rund 25 Prozent an der Bruttowertschöpfung und istnoch spürbar niedriger als in Westdeutschland mit einemAnteil von rund 29,5 Prozent. Das Wachstum der Brutto-wertschöpfung (BWS) von 25 Prozent zwischen 1995und 2005 führte im Zusammenspiel mit einem verhalte-nen Beschäftigungsaufbau (Ostdeutschland um 7 Prozent,Westdeutschland um 17 Prozent) zu einer deutlichen Er-höhung der Produktivität auf rd. 80 Prozent des westdeut-schen Niveaus. Dadurch konnte der Produktivitätsrück-stand zu Westdeutschland auf rund 20 Prozent verringertwerden. Für die neuen Länder (ohne Berlin) lässt sich imVergleich zu Westdeutschland ein ca. 10 Prozent geringe-rer Besatz mit Erwerbstätigen im tertiären Sektor feststel-len. Unter Einbeziehung Berlins liegt der Abstand aller-dings nur noch bei 3 Prozent, da Berlin in etlichenBranchen deutlich höhere Besatzziffern als in den neuenLändern aufweist (z. B. Hochschulen, Gesundheitswesenusw.).

Im speziell für die neuen Länder wichtigen Dienstleis-tungssegment der Tourismuswirtschaft konnte die Posi-tion auf dem nationalen Markt weiter gefestigt werden.Im Jahr 2005 stieg die Zahl der Übernachtungen in Be-herbergungseinrichtungen über acht Betten und auf Cam-pingplätzen in den neuen Ländern und Berlin zum Vor-jahr um rund 3 Prozent auf 78,8 Millionen. Wie bereits imJahr davor konnte Berlin auch 2005 mit über 10 Prozenteine weit überdurchschnittliche Wachstumsrate verzeich-nen. Darüber hinaus wurden in den neuen Bundesländernund Berlin im letzten Jahr rund 613 Millionen Tagesrei-sen durchgeführt, die erhebliche Umsatz- und Beschäfti-gungseffekte erzeugten. Insbesondere in strukturschwa-chen Regionen stellt der Tourismus einen wichtigenAnker für Beschäftigung dar. So ist z. B. der Tourismusals Wirtschaftsfaktor für das Land Mecklenburg-Vorpom-mern mit einem Beitrag zum Volkseinkommen von7,4 Prozent und Bruttoumsätzen von über 3,5 Mrd. Eurovon außerordentlicher Bedeutung und so wichtig wie inkeinem anderen Bundesland.

Im Jahr 2005 setzte sich der Anpassungsprozess in derBauwirtschaft fort. Das reale Bauvolumen in den neuenLändern (inkl. Berlin) verminderte sich um 4,1 Prozent.Nach Auslaufen der Maßnahmen zur Flutschädenbesei-tigung in den Jahren zuvor kommt dieser spürbarereRückgang des Bauvolumens nicht überraschend. Im Bau-hauptgewerbe war der Rückgang mit 6,1 Prozent über-durchschnittlich, im Ausbaugewerbe verlief die Entwick-lung mit 4,0 Prozent leicht und in den sonstigenProduzentengruppen (Fertigteilbau und Montagen, Bau-

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planung etc.) mit – 0,8 Prozent deutlich günstiger. Unterden Baubereichen war der Wohnungsbau mit einer Ver-minderung der Bruttowertschöpfung um 5,4 Prozent derschwächste Bereich. In allen Produzentengruppen undBaubereichen konnte sich die Entwicklung in 2005 nacheinem schlechten ersten Quartal jedoch stabilisieren.

Die Konjunkturindikatoren in den neuen Ländern undBerlin wiesen für das Gesamtjahr 2005 im Bauhauptge-werbe zwar noch durchgängig negative Veränderungsra-ten gegenüber den vergleichbaren Vorjahreswerten auf:Beschäftigung – 8,5 Prozent, geleistete Arbeitsstunden– 9,3 Prozent, Auftragseingänge – 7,0 Prozent. Aber beiden Auftragseingängen stellte sich im Jahresverlauf 2005eine Stabilisierung ein. Die wichtigste Ursache des an-dauernden Rückgangs des Bauvolumens in den neuenBundesländern liegt in den erheblichen Überkapazitätenund Leerständen sowohl im Wirtschaftsbau als auch imWohnungsbau. Entscheidend für die Zukunft der Bau-wirtschaft ist, dass die Anpassung der Baukapazitäten anein langfristig tragfähiges Nachfrageniveau weiter voran-kommt.

Die Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor

Die Bundeswehr ist ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor inden neuen Bundesländern und leistet einen bedeutendenBeitrag für die Stabilisierung des Arbeitsmarktes. In105 Standorten der Bundeswehr sind derzeit insgesamtca. 44 000 Soldaten/Soldatinnen, darunter ca. 7 900 Be-rufssoldaten und Berufssoldatinnen sowie ca. 23 100 Sol-daten und Soldatinnen auf Zeit und ca. 16 800 zivile Mit-arbeiter/Mitarbeiterinnen in den neuen Bundesländernbeschäftigt. Damit gehört die Bundeswehr auch weiterhinzu den größten Arbeitgebern.

Der Anteil an Bewerbungen für den freiwilligen Dienst inden Streitkräften aus den neuen Bundesländern lag imJahr 2005 knapp unter 30 Prozent des Gesamtumfangs.Von allen Bewerberinnen kam insgesamt ein Drittel ausden neuen Bundesländern.

Von 1991 bis 2005 hat die Bundeswehr in den neuen Bun-desländern Aufträge im Wert von mehr als 4,7 Mrd. Euromit Schwerpunkt in den Bereichen Dienstleistungen, Mi-neralölerzeugnisse, Wasserfahrzeuge, Bewachungsdienst-leistungen, Luft- und Raumfahrt sowie Erzeugnisse desErnährungsgewerbes erteilt.

1.4 Regionale Entwicklungen

Die regionale Differenzierung hat in den vergangenenJahren aufgrund wachsender Konzentrationen von Wirt-schaftspotenzialen und durch demografische Entwicklun-gen deutlich zugenommen (vgl. hierzu auch den nächstenAbschnitt). Bevölkerungsrückgänge vorwiegend in länd-lich-peripheren Regionen stehen relativ stabile Entwick-lungen in Agglomerationen gegenüber. Seit 1998/1999konnte in größeren Städten mit zuvor erheblichen Bevöl-kerungsverlusten das Schrumpfungstempo gedrosseltwerden (z. B. Cottbus, Gera, Chemnitz). Einige erreichenseit Jahren sogar erstmals wieder stabile Bevölkerungs-

und Wanderungsergebnisse (z. B. Leipzig, Rostock, Er-furt, Potsdam).

Daran zeigt sich, dass die Entwicklungspotenziale vonRegionen sehr unterschiedlich sind und längerfristig er-heblichen Veränderungen unterliegen können. Das regio-nale Entwicklungspotenzial wird u. a. maßgeblich ge-prägt durch eine Reihe von Faktoren wie der Situation aufdem Arbeitsmarkt, der Wirtschaftsstruktur, dem Umfangund der Güte der Infrastruktur, der Verfügbarkeit qualifi-zierten Humankapitals, aber auch durch weiche Standort-faktoren, wie z. B. der landschaftlichen Attraktivität.

Regionalanalysen kommen insgesamt zu folgenden Er-gebnissen:4

– Vor allem die wirtschaftlichen Potenziale sind sowohlhinsichtlich ihrer Qualität als auch ihrer Quantität un-gleich über die Regionen der neuen Länder verteilt.Dies drückt sich in unterschiedlich hohen gesamtwirt-schaftlichen Wachstumsbeiträgen bzw. Wachstumsra-ten des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus.

– Davon abgesehen weisen ostdeutsche Regionen nochimmer flächendeckend sehr spezifische Problemlagenauf. Diese zeigen sich insbesondere in solchen Berei-chen, die für die Entwicklung einer sich selbst tragen-den Wirtschaftsentwicklung äußerst wichtig sind.

– Mit den kontinuierlichen Wanderungsverlusten gingeine Standortschwächung Ostdeutschlands einher,u. a. durch Verringerung des regionalen Kaufkraftpo-tenzials, der Forcierung des Alterungsprozesses derBevölkerung sowie mit dem Verlust überdurchschnitt-lich hoch qualifizierter und einkommensstarker Perso-nen.

Betrachtet man den regionalen Wachstumsbeitrag, d. h.mit wie viel Prozent die Steigerung des BIP in einerKreisregion zwischen den Jahren 1994 und 2003 zur Stei-gerung des BIP in ganz Deutschland in diesem Zeitraumbeigetragen hat, zeigt sich, dass in diesem Zeitraum ku-muliert 15 Prozent der Kreisregionen in Deutschland50 Prozent des gesamtwirtschaftlichen Wachstums er-zeugt haben. In den neuen Ländern gehören dazu dieKreisregionen Dresden-Stadt, Teltow-Fläming und Ober-havel.

Die Kreisregionen Bad Doberan, Havelland, Leipzig-Stadt, Dahme-Spree, Merseburg-Querfurt, Eisenach/Wartburgkreis sowie Frankfurt/O.-Oder-Spree und derOhre-Kreis können als potenzielle Wachstumsmotorenbezeichnet werden. Sie weisen seit 1994 eine steigendejährliche Wachstumsrate des regionalen BIP auf, so dassbei Fortsetzung des Trends in Zukunft auch ein steigenderWachstumsbeitrag vermutet werden kann.

Diese wachsende räumliche Differenzierung kann eben-falls an unterschiedlichen regionalen Beschäftigungsent-wicklungen abgelesen werden. Insgesamt hat die Zahl der

4 Regionalbarometer: Fünfter zusammenfassender Bericht; Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung, Bonn 2004 und Raumordnungsbe-richt 2005; Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn 2005

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Drucksache 16/2870 – 18 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

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Wachstumsbeitrag der Kreisregionen 1994 bis 2003

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in allenRaumtypen der neuen Länder abgenommen, am stärkstenim Zwischenraum mit Verdichtungsansätzen und im Peri-pherraum. Dagegen konzentriert sich das Arbeitsplatzan-gebot auf die Agglomerationsräume. Das regionale Ange-bot an Arbeitsplätzen und Arbeitskräften fällt in Ost undWest zum Teil regionsspezifisch weit auseinander. DieseLücke wird teilweise über das Arbeitspendeln geschlos-sen. Den größten Pendlereinzugsbereich in Ostdeutsch-land (Fernpendler über 50 km) hat die MetropolregionBerlin. Kaum weniger weitreichend sind die Verflechtun-gen von großstädtischen Ballungsräumen, die eine domi-nierende Arbeitsmarktrolle für ihr eher zentrenarmes Um-land spielen. In den neuen Ländern sind dies vor allemMagdeburg, Halle-Leipzig, Dresden, Erfurt, Chemnitzund Cottbus sowie mit Einschränkungen die OberzentrenSchwerin, Rostock und Neubrandenburg. Da die Ver-flechtungsräume im Osten i. d. R. größer und monozen-trischer als im Westen sind, führt dies hier zu hohen Fern-pendleranteilen in peripheren Räumen, deren Ursachehauptsächlich in den Arbeitsplatzverlusten der ländlich-peripheren Räume zu suchen ist.

Mit steigendem Verdichtungsgrad nimmt auch derDienstleistungsbesatz zu. In den Agglomerationsräumen

liegt dementsprechend der Anteil der Dienstleistungsbe-rufe an der Beschäftigung am höchsten, wobei in denneuen Länder vor allem Dresden, Berlin und Leipzig he-rausragen. Außerordentlich günstige Potenziale hinsicht-lich der Ausstattung mit Humankapital weisen auch dieRegionen Havelland-Fläming, Oberes Elbtal/Osterzge-birge und Mittleres Mecklenburg/Rostock auf. Auch beider Selbstständigenquote ist in den neuen Ländern geradein den Agglomerationsräumen die höchste Selbstständi-genquote zu beobachten. Sehr potenzialschwach sind vorallem die Regionen Altmark und Südwestsachsen. DieseRegionen erreichen bei den Indikatoren „wissensinten-sive unternehmensbezogene Dienstleistungen“ und „Aus-bildungsniveau (höhere Qualifikationen)“ nicht einmal50 Prozent des bundesdeutschen Durchschnittwertes.

1.5 Demografischer Wandel: Heraus-forderungen annehmen

Die Differenzierung der regionalen Entwicklungen wirdkünftig in Ostdeutschland besonders durch demografi-sche Veränderungen geprägt sein. Schon seit geraumerZeit zeichnet sich in Deutschland ein demografischerWandel ab. Die Geburtenrate liegt in Westdeutschlandseit ca. 30 Jahren um ein Drittel unter dem Bestandserhal-

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 19 – Drucksache 16/2870

tungsniveau. Die neuen Länder haben sich diesem Trendmit dem Geburteneinbruch Anfang der 90er Jahre ange-glichen. Zwischen 2001 und 2004 haben die neuen Län-der (inklusive Berlin) jährlich im Durchschnitt knapp100 000 Einwohner verloren.

Die Abwanderung gegenüber den alten Ländern machtdavon etwa ein Drittel aus. Der Negativsaldo hat sichzwar aktuell vermindert (von 85 000 Personen im Jahr2002 auf 53 000 Personen im Jahr 2004), problematischist aber nach wie vor die Altersstruktur der Fortziehen-den: Der Anteil der jungen Erwachsenen (18 bis 30 Jahre)stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und erreichte54 Prozent im Jahr 2004. Bezogen auf die Gesamtbevöl-kerung der jeweiligen Altersgruppe ist die Abwande-rungsintensität bei den 20 bis 26jährigen mit 4 Prozentam höchsten; bei den Altersjahrgängen ab 49 beträgt sieweniger als 0,5 Prozent. Zudem profitieren die neuenLänder nur unterproportional von Zuwanderungen ausdem Ausland, ländliche Räume werden davon so gut wieüberhaupt nicht erreicht.

Die neuen Länder könnten auch zukünftig wesentlich stär-ker vom demografischen Wandel betroffen sein als die al-ten Länder. Nach einer Prognose bis 2020 des Bundesam-tes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) nimmt dieEinwohnerzahl Deutschlands insgesamt nur um etwa einhalbes Prozent ab (von 82,5 auf 82,1 Millionen Einwoh-ner). Für die neuen Länder wird dagegen ein weiterer Be-völkerungsrückgang um 7,7 Prozent bis 2020 geschätzt.Damit würde die Bevölkerungszahl von rund 17 Millio-

nen Menschen im Jahr 2002 auf rund 15,7 Millionen imJahr 2020 sinken.

Ausschlaggebende Ursache ist das hohe Geburtendefizitin den neuen Ländern. Der Sterbeüberschuss wird sichvon 59 000 Personen im Jahr 2002 kontinuierlich auf110 000 im Jahr 2020 erhöhen. Die natürlichen Bevölke-rungsverluste von kumulativ 1,4 Millionen bis 2020 wer-den durch Wanderungsgewinne kaum gemindert, dennZuwanderungsgewinnen von 600 000 Einwohnern ausdem Ausland stehen innerdeutsche Wanderungsverlustevon 500 000 Einwohnern gegenüber. Vor allem in denländlich geprägten, peripher gelegenen Regionen ist miteinem überdurchschnittlichen Bevölkerungsrückgang zurechnen. Die Uckermark, die Mecklenburgische Seen-platte, die Altmark, die Prignitz, der Fläming, die Lausitzoder die thüringischen und sächsischen Mittelgebirgsregi-onen sind nur einige der Gebiete, die bis 2020 einen Be-völkerungsverlust von mehr als 10 Prozent zu befürchtenhaben.

Schon jetzt sind die neuen Länder daher von einem star-ken Alterungsprozess ihrer Bevölkerung betroffen. Seit1990 ging die Zahl der Kinder im Vorschulalter fast aufdie Hälfte zurück, die Zahl der Schulpflichtigen sank umein Sechstel und die der jungen Erwachsenen (20 bis26 Jahre) um knapp ein Viertel.

Dieser Trend wird in der Zukunft zwar auch Regionen deralten Länder zunehmend erfassen, jedoch in geringererIntensität und Geschwindigkeit als in vielen Regionen derneuen Länder. Die Gruppe der Bevölkerung über 75 Jahre

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Altersstruktur der Bevölkerung in den neuen Ländern

0,0

2.000,0

4.000,0

6.000,0

8.000,0

10.000,0

12.000,0

14.000,0

16.000,0

18.000,0

20.000,0

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020

Tsd. Einwohner

60 Jahre und älter

40 bis unter 60 Jahre

26 bis unter 40 Jahre

16 bis unter 26 Jahre

0 bis unter 16 Jahre

Quelle:

1990-2000 amtl.

Statistik

2005-2020

Raumordnungsprog-

nose 2020 des BBR

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Drucksache 16/2870 – 20 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

beispielsweise wird bis zum Jahr 2020 in den neuen Län-dern um 66 Prozent zunehmen, in den alten Ländern umknapp 40 Prozent. Die Abnahme der Zahl der Jugendli-chen von 16 bis unter 26 Jahre wird sich den Prognosennach in den neuen Ländern auf 40 Prozent belaufen, ge-genüber einer konstanten Entwicklung in den alten Län-dern. Im Ergebnis wird in den neuen Ländern der Anteilder unter 40jährigen, der von 1990 bis 2000 von55 Prozent auf 48 Prozent zurückgegangen ist, bis 2020weiter auf 38 Prozent abnehmen.

Der unterschiedliche Alterungsprozess in Ost und Westführt zusammen mit den Wanderungsbewegungen dazu,dass bis 2020 die Zahl der Erwerbspersonen in den neuenLändern um 16 Prozent abnehmen und in den alten Län-dern um knapp 5 Prozent zunehmen wird, so dass sich fürDeutschland insgesamt weitgehende Konstanz ergibt. DieKerne wirtschaftlicher Aktivität in den neuen Ländernsind von der Erwerbstätigenabnahme am wenigsten be-troffen. Aufgrund des demographischen Wandels steigtinsgesamt der Anteil älterer Erwerbspersonen, da die jün-geren Erwerbspersonen weniger werden.

Die absoluten Zuwächse an über 45-jährigen Erwerbsper-sonen werden bis 2020 in den neuen Ländern stagnieren.Hier besteht zwar zur Zeit auch bei jüngeren Arbeitssu-chenden noch ein Arbeitskräfteüberangebot. In der Mehr-zahl der ostdeutschen Regionen steht aber aufgrund derstarken Geburtenrückgänge zu Beginn der 90er Jahre undaufgrund der Abwanderung zu befürchten, dass die Er-werbstätigen unter 45 Jahre bis 2020 um 25 Prozent undmehr abnehmen werden.

Da die Unternehmen in Deutschland bei der Steigerungihrer Innovationsfähigkeit und Arbeitsproduktivität zurZeit stark auf die Rekrutierung junger Fachkräfte setzen,nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung beschäftigen ca. 40 Prozent der Unternehmenin Deutschland keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterüber 50 Jahre, gewinnen Maßnahmen zur Erhaltung derLeistungsfähigkeit und zur Steigerung der Innovationsfä-higkeit der bestehenden und alternden Mitarbeiterschafthier deshalb früher und stärker an Bedeutung. Auch diedeutlich altersabhängige Bereitschaft zur Unternehmens-gründung dürfte durch den demografischen Wandel be-einflusst werden.

2. Weiterentwicklung des Entwicklungs- und Förderansatzes: Stärken stärken – Profile schärfen

Im vorangegangenen Kapitel wurde deutlich, dass sichder Entwicklungsprozess in den neuen Ländern deutlichausdifferenziert. Insbesondere in regionaler Hinsicht kön-nen Entwicklungsunterschiede festgestellt werden. NebenBallungszentren mit hoher Dichte an Industrien, Dienst-leistungen, Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen so-wie Forschungsinstituten und meist ländlich geprägtenRegionen stehen periphere Regionen mit erheblichen Ab-wanderungsproblemen.

Zugleich kommen auf die neuen Länder weitere Heraus-forderungen zu. Dazu zählen die Globalisierung der Wirt-

schaftsprozesse, die zunehmende Standortkonkurrenz inEuropa, der Übergang von der Industrie in die Wissens-und Informationsgesellschaft und nicht zuletzt die demo-grafischen Entwicklungen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die neuen Länder nachwie vor durch spezifische strukturelle Standortnachteile(vgl. vorangehendes Kapitel) in ihren Wachstumsper-spektiven behindert werden. Um diese Veränderungenund Herausforderungen bewältigen zu können, bedarf eseiner zielgenauen Unterstützung im Rahmen eines umfas-senden Aufbau Ost-Konzeptes.

Insgesamt stehen vier Kernherausforderungen für denAufbau Ost an:

– Stärkung von Wachstum und Beschäftigung

Die neuen Länder bedürfen dazu dringend neuer Im-pulse. Ein Beitrag kann hierzu geleistet werden, indemdie begrenzten Fördermittel so effektiv wie möglichdort eingesetzt werden, wo sie die größte Wirkung er-zielen. Dies kann durch gezielte Nutzung regionalerWachstumspotenziale, Förderung von gewerblichenInvestitionen, Förderung von Clusterbildungen, Ab-bau von Bürokratie und Beschleunigung von Pla-nungsprozessen geschehen.

– Verbesserung der Innovationsfähigkeit

Dauerhafter Wohlstand, Entwicklungschancen und so-ziale Sicherheit müssen ständig neu gefestigt werden.Dies kann nur gelingen, wenn alle Innovationskräftemobilisiert werden. Dies gilt besonders für die betrieb-lichen Forschungs- und Innovationsleistungen. Hiersteht Ostdeutschland in einem weltweiten Wettbe-werb.

– Förderung des regionalen und sozialen Zusammen-halts

Nur unter Beachtung der regionalen und sozialen Ver-antwortlichkeiten können Entwicklungsfortschritte inder Breite erzielt werden. Dabei wird es insbesondereauch auf einen intensiven Austausch zwischen Wachs-tumsregionen und Problemregionen ankommen. Mehrals bisher ist zu beachten, dass gerade in städtischenGebieten Ostdeutschlands Wohnqualität, Freizeit, Ar-beiten, Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie Kom-munikation auf engstem Raum vereint sind. Sie ent-scheiden über die Standortqualitäten für weitereerfolgreiche Unternehmensansiedlungen und über dieFrage, ob der Übergang in eine produktive Wissens-und Technologiegesellschaft in den kommenden Jah-ren gelingen wird.

– Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler und eu-ropäischer Ebene

Bereits heute schon wird knapp ein Drittel der indus-triellen Waren ostdeutscher Betriebe auf internationa-len Märkten abgesetzt. Die Märkte der EuropäischenUnion gefolgt vom nordamerikanischen Markt sindderzeit die wichtigsten Auslandsmärkte für ostdeut-sche Waren. Der Exportanteil am ostdeutschen Absatzwird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Auch

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 21 – Drucksache 16/2870

die Investitionsverflechtungen insbesondere mit Ost-europa und Asien werden wachsen. Ziel aller AufbauOst-Maßnahmen muss daher die Stärkung der interna-tionalen Wettbewerbsfähigkeit der Produkte undDienstleistungen und des Investitionsstandortes neueLänder sein.

Flexible und zielgenaue Förderung

Diese vielfältigen Herausforderungen und differenziertenEntwicklungen sprechen dafür, die Förderstrategie fürden Aufbau Ost zu überarbeiten. Zum einen wird auch inZukunft eine flexible und breit angelegte Förderung not-wendig sein, um den in Ostdeutschland noch bestehendenStrukturschwächen zu begegnen. Gleichzeitig wird esaber verstärkt darum gehen, die Förderprogramme desAufbau Ost zunehmend für eine gezielte Profilierung be-stimmter Stärken und regionaler Wachstumsmotorennutzbar zu machen. Die Bundesregierung setzt sich dafürein, das Aufbau Ost-Konzept in diesem Sinne mit denLändern gemeinsam weiterzuentwickeln.

Nach wie vor sind flexible und breitflächige Förderinstru-mente erforderlich, die insbesondere den Bedürfnissender kleinen und mittelständischen Unternehmen gerechtwerden. Programme wie die Gemeinschaftsaufgabe „Ver-besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA) und„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-zes“ (GAK), die Mittelstandsförderung sowie die EU-Förderung im Rahmen der Strukturfonds und der ländli-chen Entwicklung stehen in allen Regionen zur Verfü-gung und garantieren so, dass auch in strukturschwäche-ren Gebieten Entwicklungspotenziale mobilisiert werden.In diesen Zusammenhang gehört auch die Investitionszu-lage, die allen Betrieben des Verarbeitenden Gewerbesund der produktionsnahen Dienstleistungen bei Erst- undErweiterungsinvestitionen hilft.

Zugleich können die zahlreiche Förderinstrumente ausden Bereichen der Investitionsförderung, Innovationsför-derung und dem Infrastrukturausbau auch dahin gehendgenutzt werden, dass sie die sich herausbildenden Stärkenund Potenziale gezielt unterstützen. Beispielsweise kön-nen die Investitionszuschüsse im Rahmen der Gemein-schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts-struktur“ durch die Länder in den aus ihrer Sichtbesonders entwicklungsfähigen regionalen und sektoralenWachstumsschwerpunkten und Potenzialen verstärkt ein-gesetzt werden. Damit können die Förderinstrumente inihrem Wirkungsgrad für Wachstum und Beschäftigungdeutlich erhöht werden. Hierzu zählen die Förderung vonClustern und industriellen Wertschöpfungsketten ebensowie alle Maßnahmen zur Verbesserung der regionalenWachstumspotenziale. Es geht dabei um einen integrati-ven Einsatz der verschiedenen Politiken (Wirtschaftsför-derung, Bildungspolitik, Forschungspolitik, Arbeits-marktpolitik etc.).

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Erweite-rung des Förderangebots der verschiedenen Instrumentemit Blick auf die Förderung regionaler und sektoralerSchwerpunkte. So wurde das Förderangebot der Gemein-schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts-

struktur“ seit Anfang 2005 um die Förderung von Koope-rationsnetzwerken und Clustermanagement-Vorhabenerweitert. Ziel ist es hier, vorhandene regionale und sek-torale Potenziale zu stärken und die Zusammenarbeit zwi-schen Unternehmen sowie wirtschaftsnahen Partnern undInstitutionen zu stärken.

Bei der verstärkten Orientierung der Förderpolitik aufwachstumsintensive Schwerpunkte ist unbedingt auch dieWirtschaft in einen intensiven Dialog einzubeziehen.Ausgangspunkt des Dialoges bilden die verschiedenenBranchenkonferenzen, die 2005 begonnen wurden und indiesem und dem nächsten Jahr fortgesetzt werden.

Impulse für mehr Wachstum und Beschäftigung könnenauch aus einer stärkeren Beachtung der regionalenWachstumspotenziale gewonnen werden. An verschiede-nen Orten haben sich beispielsweise wissenschaftlicheKompetenzen und Branchenschwerpunkte angesiedelt.Hier bündeln sich hochwertige Verkehrsanbindungen undnicht zuletzt weiche Standortfaktoren wie kulturelle Ein-richtungen. Der Bedeutungsgewinn dieser Regionen gehteinher mit einer Erweiterung ihrer großräumigen Ver-flechtungen und mit dem Entstehen neuer Arbeitsteilun-gen zwischen Kernstädten, dem städtischen Umland undden ländlichen Räumen, die ebenfalls in die Strategie„Stärken stärken – Profile schärfen“ eingebunden werdenkönnen. Die Rolle der Regionen gewinnt dabei deutlichan Gewicht. Je nach Handlungsfeld sind inhaltliche, re-gionale und auf den Einzelfall bezogene Schwerpunktset-zungen und Konzentrationen möglich und erforderlich.Auf die Regionen wird generell eine stärker eigenständiggeprägte Rolle als „Gestaltungsakteure der Zukunft“ zu-kommen.

Wachstumsregionen sind unter anderem besonders daraufangewiesen, dass ihre verkehrlichen Ver- und Anbin-dungsqualitäten erhalten und gezielt ausgebaut werden.Damit verbunden ist gleichzeitig ein Ausstrahlungseffektauf ihr Umland und die ländlichen Räume. Dabei steheninsbesondere auch die Identifizierung von Schwachstel-len sowie die qualitative Verbesserung der Verkehrsver-bindungen mit den neuen EU-Mitgliedstaaten im Vorder-grund.

Den Stadtregionen mit ihren vielfältigen wirtschaftlichen,sozialen und kulturellen Angeboten kommt dabei eine be-sondere Rolle zu. Hier bündeln sich bedeutsame Innova-tions- und Wettbewerbsfunktionen. Ein enges Netz vonUniversitäten und Fachhochschulen als Zentren der Wis-sensproduktion und als wichtige Ankerpunkte für eine in-novationsorientierte Wirtschaftsentwicklung haben sichan zahlreichen Orten in den neuen Ländern herausgebil-det.

Der finanzielle Rahmen – finanzpolitische Herausforderungen

Finanzielle Grundlage für die Förderpolitik zugunsten derneuen Länder ist der Solidarpakt II. Er knüpft unmittelbaran den Ende 2004 ausgelaufenen Solidarpakt I an. Bis2019 erhalten die neuen Bundesländer zeitlich degressivgestaffelte Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen

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Drucksache 16/2870 – 22 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

A b b i l d u n g 5

Weiterentwicklung der Förderstrategie

Förderung von Investitionen, Mit-

telstand, Innovationen, Qualifika-

tionen über alle Sektoren und Re-

gionen hinweg

„Stärken stärken“ bezogen auf

sektorale und regionale Schwer-

punkte (Cluster, Wachstumspole)

Förderstrategie auf die differenzierte Entwicklung umstellen:

breit angelegte Förderung und Schwerpunkförderung

Vier Herausforderungen für den Aufbau Ost

Wachstum und

Beschäftigung

stärken

Verbesserung

der Innovations-

fähigkeit

regionalen und

sozialen Zusam-

menhalt fördern

Internationale

Wettbewerbsfä-

higkeit

Impulse für Wachstum und Beschäftigung

in Höhe von insgesamt 105 Mrd. Euro (= Korb I). Damithaben die neuen Länder eine hohe Verantwortung für denAufbau Ost übernommen. Sie sind in der Pflicht, dieseMittel bestimmungsgemäß für Investitionen zum Abbaudes teilungsbedingten starken infrastrukturellen Nachhol-bedarfs und zum Ausgleich unterproportionaler kommu-naler Finanzkraft zu verwenden und darüber in jährlichenFortschrittsberichten Rechenschaft abzulegen. Außer-dem hat der Bund für den gleichen Zeitraum überpropor-tionale Leistungen mit einer Zielgröße von rund 51 Mrd.Euro (= Korb II) zugesagt. Diese Mittel kommen Ost-deutschland in Form von Programmen und Maßnahmenzugute, die Wachstum und Beschäftigung fördern, gezieltnoch bestehende Altlasten abbauen und teilungsbedingteStrukturdefizite ausgleichen helfen.

Im Juni haben sich Bund und neue Länder wie im Koali-tionsvertrag vorgesehen über Definitionen des Korbs I und

die Berichterstattung in den jährlichen Fortschrittsberich-ten verständigt. Es konnte Einvernehmen darüber herge-stellt werden, die Kriterien für die sachgerechte Mittelver-wendung unverändert zu lassen. Alle neuen Länder habenbekräftigt, die von ihnen bereits auf den Weg gebrachten,ambitionierten Konsolidierungsprogramme konsequentfortzuführen, um wieder mehr Spielraum für die notwen-digen Investitionen zu bekommen.

Die ostdeutschen Länder und Gemeinden stehen in dennächsten Jahren vor zentralen finanzpolitischen Heraus-forderungen, denen nur durch eine weitreichende Haus-haltskonsolidierung begegnet werden kann:

– Die aktuell sehr günstige Finanzausstattung wird sichin den nächsten Jahren verschlechtern, da der Korb Iab 2006 abgeschmolzen wird und im Jahr 2019 mit ei-ner letzten Rate von rd. 2,1 Mrd. Euro ausläuft.

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23 – Drucksache 16/2870

– Hinzu kommen die absehbaren demografischen Ver-änderungen. Die daher erforderliche Begrenzung derAusgaben muss – auch wegen der zunehmenden Alte-rung der Bevölkerung – Hand in Hand gehen mit An-passungen in den Ausgabenstrukturen, um das Ange-bot an öffentlichen Leistungen auf die verändertenBedürfnisse auszurichten.

– Die Verschuldung der neuen Länder einschließlich ih-rer Gemeinden ist in den letzten Jahren erheblich (von47 Mrd. Euro in 1995 auf 89 Mrd. Euro in 2005) ge-stiegen. Wenn steigende Zinslasten nicht noch beste-hende Gestaltungsspielräume vollständig aufzehrensollen, muss parallel die Nettokreditaufnahme konse-quent abgebaut werden.

Konsolidierungsspielräume bestehen weiter bei den lau-fenden Ausgaben. Insbesondere die von den neuen Län-dern bereits auf den Weg gebrachten Maßnahmen zurRückführung der Personalausgaben sowie Verwaltungsre-formen sind konsequent weiterzuführen.

Wie ebenfalls im Koalitionsvertrag vorgesehen führt dieBundesregierung zudem mit den neuen Ländern Gesprä-che, um die für den Korb II relevanten Politikfelder abzu-stimmen und dabei dem Interesse der Länder an Pla-nungssicherheit zu entsprechen. Die Bundesregierungwird jährlich – erstmalig in 2006 für das Jahr 2005 – überden Einsatz der Korb II-Mittel berichten.

2.1 Wirtschaftskraft und Beschäftigung stärken

Die Förderpolitik soll vor allem dazu beitragen, denstrukturellen Wandel in Richtung einer wettbewerbsfähi-gen und von Transfers unabhängigen Wirtschaft voran zubringen und höheres Wachstum und mehr Beschäfti-gungschancen auf breiter Basis zu erschließen. Unter-stützt werden kann dieser Prozess durch einen gezieltenEinsatz der Fördermittel dort, wo sie den höchsten Nut-zen erzielen. Diese stärkere Fokussierung der Mittel aufwachstumsträchtige und beschäftigungsfördernde Maß-nahmen wird sich zudem in den kommenden Jahren auf-grund der knapper werdenden Fördermittel weiter ver-stärken.

Ein entscheidender Wachstumsmotor der letzten Jahrewaren Investitionen vor allem ausländischer Unterneh-men in Ostdeutschland.

Die Verstärkung und weitere Professionalisierung desStandortmarketing und der Anwerbung ausländischer In-vestoren durch die Zusammenführung von Invest in Ger-many mit dem Industrial Investment Council (IIC) zu ei-ner schlagkräftigen Gesellschaft stehen deshalb oben aufder Agenda.

2.1.1 Cluster und KompetenzfelderIn den vergangenen Jahren sind etliche Branchenschwer-punkte und innovative Kompetenzfelder entstanden. Ne-ben den bekannten Schwerpunkten wie der Chemieindus-trie in Merseburg, Halle und Bitterfeld, der Optotronikmit dem Schwerpunkt Jena, der Mikroelektronik in Dres-den, der Automobilproduktion in Eisenach, Zwickau,

Leipzig/Halle und anderen Standorten, der Luft- undRaumfahrtindustrie Berlin/Brandenburg, der Medizin-und Biotechnologie in Berlin oder Greifswald und denWerften an der Küste können auch in vielen ‚konventio-nellen’ Branchen wie der Papier-, der Holz- oder derGrundstoffindustrie sowie in ländlich geprägten Regio-nen Clusterentwicklungen und Kompetenzfelder wieetwa die Solarindustrie identifiziert werden.

Diese Beispiele für Schwerpunkte und Kompetenzen zei-gen, dass es vielfältige Anknüpfungspunkte für einenzielgenauen Einsatz der Förderung gibt. Die Initiativenfür die Orientierung auf solche Schwerpunkte geschehenüber den Markt, wobei die Interessen der Unternehmenund die Prioritäten der Länder eine entscheidende Rollespielen.

Der Dienstleistungssektor spielt dabei eine zunehmendwichtige Rolle, auch wenn wissensintensive, intermediäre(Dienstleistung als Vorleistung) und überregionaleDienstleistungen in Ostdeutschland noch unterrepräsen-tiert sind. Auch im Verarbeitenden Gewerbe ist der Ter-tiärisierungsgrad noch wesentlich weniger voran geschrit-ten. Ursächlich dafür ist, dass viele Unternehmen inOstdeutschland den Charakter von „verlängerten Werk-bänken“ tragen. Defizite ergeben sich insbesondere beihöherwertigen Diensten (Forschung/Entwicklung, Ma-nagement, interne Beratung) weniger bei einfachen tech-nischen Diensten. Hier können durch eine Stärkung vonIndustrie-Dienstleistungs-Clustern Entwicklungsperspek-tiven für wissensintensive Dienstleistungen in Ost-deutschland gewonnen werden.

Ein Beispiel für die Neuausrichtung seiner Förderpolitikzeigt das Land Brandenburg. Mit der Definition von16 Branchen-Kompetenzfeldern und einer Unterteilungder Förderung in eine branchen- und standortunabhängigeBasisförderung und eine branchen- und ortsabhängigePotenzialförderung hat die Landesregierung einen Schritthin zu zielgenauer zukunftsgerichteter Förderung getan,ohne dabei die ländlichen Räume zu vernachlässigen.

Branchenkonferenzen Ost – Wirtschaft und Politik im Dialog

Anfang 2005 wurde eine Initiative zur Durchführung vonBranchen- und Themenkonferenzen Ost von der Bundes-regierung, gemeinsam mit der Wirtschaft und den neuenLändern, gestartet. Mit dieser Initiative soll ein speziellerBeitrag zur Stabilisierung und zum Ausbau der in denneuen Ländern bereits entstandenen sektoralen und regio-nalen Schwerpunkte geleistet werden. In den bisherigenKonferenzen wurden z. B. die erreichten Leistungen unddie Perspektiven in den jeweiligen Sektoren erörtert undder breiten Öffentlichkeit vermittelt. Herausgearbeitetwurden auch die noch zu bewältigenden Herausforderun-gen. Auf den Konferenzen, die ergebnisorientiert ausge-richtet sind, wurde eine Reihe von Maßnahmen angeregtund zum Teil beschlossen. Für die Verstetigung des bran-chenbezogenen Dialogs wurden bereits Folgekonferenzendurchgeführt, so z. B. in der Luft- und Raumfahrtindustrieund in der Gesundheitswirtschaft. Auch konnten Cluster-und Netzwerkstrukturen intensiviert und länderübergrei-fend ausgebaut werden. So trug die Automobilkonferenz

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Drucksache 16/2870 – 24 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Ost wesentlich zur Etablierung des überregionalen Netz-werkes „Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD)“bei.

Unterstützt werden diese Aktivitäten durch neue Förder-möglichkeiten im Rahmen der GA mit dem neuen Instru-ment des Cluster-Managements seit Anfang 2005 (sieheauch Teil B 1.1.1). Die Branchenkonferenzen werden in2006 fortgesetzt und durch Themenkonferenzen ergänzt.

Die „Konferenz Infrastruktur Ost“ am 12. September 2006in Berlin, die vom Bundesministerium für Verkehr, Bauund Stadtentwicklung (BMVBS) gemeinsam mit demLand Berlin veranstaltet wurde, hatte u. a. den Zusammen-hang hervorgehoben, dass durch eine gezielte Infrastruk-turpolitik in Verbindung mit weiteren Standortfaktorenerhebliche wirtschaftliche Wachstumsimpulse ausgelöstwerden können. Darüber hinaus sollte die vorhandene In-frastruktur als „asset“ gezielt für Unternehmensansiedlun-gen, Ausbau oder Ergänzung wirtschaftlicher Aktivitätengenutzt werden. Dazu sollte die Infrastruktur insbesonderedort entwickelt werden, wo sie den größten Beitrag zurFörderung der wirtschaftlichen Entwicklung leisten kann.

2.1.2 Investorenanwerbung intensivieren

Um die positiven Standortfaktoren der neuen Ländernoch stärker als in der Vergangenheit international zu ver-mitteln, hat die Bundesregierung beschlossen, ihre An-strengungen im Bereich der Investorenanwerbung deut-

lich zu verstärken. Hierzu wird mit Wirkung zum1. Januar 2007 eine Verschmelzung des Industrial Invest-ment Council (IIC) mit Invest in Germany angestrebt, umdie sich daraus ergebenden Synergieeffekte zu nutzen.Damit wird die Investorenanwerbung in Ostdeutschlandnach dem Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt2007 über insgesamt deutlich mehr Mittel verfügen.

Der Standort Deutschland ist weiterhin für internationaleInvestoren interessant. Dies belegt unter anderem eine ak-tuelle Unternehmensbefragung von Ernst & Young (2005)bei ausländischen Unternehmen. So sehen die befragtenUnternehmen bei 12 von 16 abgefragten StandortfaktorenDeutschland europaweit auf dem 1. bzw. 2. Platz. DieseStandortqualitäten gelten nicht zuletzt für Ostdeutschland,wie der Überblick in Tabelle 3 über die ausländischen In-vestitionen in den neuen Ländern der vergangenen Jahrezeigt.

Neben diesen Großinvestitionen gelang es jedoch auch,eine Vielzahl von kleineren Investitionen in die neuenBundesländer zu holen. Ingesamt führen die ausländischensowie die inländischen Investitionen insbesondere im ver-arbeitenden Gewerbe dazu, dass inzwischen in einzelnenBranchen in Ostdeutschland eine Produktivität über derje-nigen der alten Bundesländer erzielt wird. Hinzu kommt,dass insbesondere ausländischen Investoren überdurch-schnittlich viele Arbeitsplätze in Ostdeutschland zur Ver-fügung stellen und somit den Arbeitsmarkt entlasten.

Ta b e l l e 2

Durchgeführte und geplante Branchenkonferenzen Ost

Konferenz Termin Ort

Bisherige Konferenzen

Innovationskonferenz 31. März 2005 Berlin

Tourismuskonferenz 9. Mai 2005 Weimar

Automobilindustrie und Kfz-Zulieferindustrie

11./12. Juli 2005 Dresden

Luft- und Raumfahrtindustrie 6. September 2005 Cottbus

Gesundheitswirtschaft 7./8. Dezember 2005 Rostock-Warnemünde

Infrastrukturkonferenz 12. September 2006 Berlin

Folgekonferenzen

Tag der Luft- und Raumfahrt 15. Mai 2006 Wildau

Gesundheitswirtschaft 6./7. Juli 2006 Rostock-Warnemünde

In Vorbereitung

Zukunftskonferenz Ernährungswirtschaft

11./12. Oktober 2006 Magdeburg

Unternehmensfinanzierungs-konferenz Ost

Frühjahr 2007 Berlin

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 25 – Drucksache 16/2870

Ta b e l l e 3

Ausgewählte ausländische Investitionen nach Bundesländern in Millionen Euro seit 1990

Quelle: IIC Economic Overviews 2006

Mecklenburg-Vorpommern Eurowasser Suez Intercont. 461Recycling Corp. 410Kvarner Warnow Yard 256

BerlinSony Deutschland 770TotalFinaElf 551Gillette Deutschland GmbH 268

BrandenburgDaimlerChrysler 370Campina 273E-Bay 273

Sachsen-AnhaltDow Chemical Co. 4.400TotalFinalElf 2.610Mercer International 1.000

ThüringenGeneral Motors 512Mercer International Inc. 266Allied Signal 100

SachsenAMD 4.600Infineon Technologies 1.023Motorola 767

Als gute Gründe für den Standort Ostdeutschland sindgleich mehrere zu nennen: Insgesamt profitieren dieneuen Länder von einem guten Qualifikationsniveau derErwerbstätigen. An vielen Standorten konnten sehr fle-xible Arbeitszeitregelungen vereinbart werden.

Eng damit verknüpft ist die Innovationskraft einer Re-gion. Die Forschungs- und Entwicklungslandschaft stelltheute angesichts einer zunehmend wissensbasierten Ge-sellschaft einen bedeutenden Standortfaktor dar. Geradeim High-Tech-Bereich ist eine produktionsnahe For-schungslandschaft von großem Vorteil. Hier ist es in denvergangenen Jahren gelungen, in allen neuen Bundeslän-dern leistungsstarke Hochschulen und außeruniversitäreForschung zu etablieren. Sie leisten durch Kooperationenund Netzwerke einen wichtigen Beitrag für die Entwick-lung innovativer Unternehmen, weil sie die noch zuschwach ausgeprägte Industrieforschung der ostdeutschenWirtschaft ergänzen. Als Beispiele sind hier neben demGroßraum Berlin die Regionen um Dresden, Leipzig,Chemnitz und Halle zu nennen, die über eine überdurch-schnittliche Zahl an Einrichtungen verfügen. Die darausresultierenden Ausstrahlungseffekte helfen, sich im inter-nationalen Wettbewerb um Investoren zu positionierenund wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zuerhalten (siehe auch Teil B 4).

Eine gut ausgebaute Infrastruktur ist ein weiterer zentralerStandortfaktor bei der Anwerbung von Investoren. In denJahren seit der Vereinigung sind hierbei in den neuen Län-dern erhebliche Verbesserungen zu verzeichnen. In die-sem Bereich verfügen sie über deutliche Vorteile gegen-über möglichen Investitionsstandorten in den Mittel- undOsteuropäischen-Staaten (MOEs) der EuropäischenUnion. Dies gilt sowohl für die Verkehrsinfrastruktur, alsauch für die Telekommunikationstechnik. Insbesonderedas Autobahnnetz der neuen Länder bietet in Vergleich zuOsteuropa große Vorteile in der Erreichbarkeit von Pro-duktionsstandorten. So verfügt alleine das Land Branden-burg über 790 Autobahnkilometer gegenüber Polen mit483 km und Tschechien mit 518 km (siehe auch Teil B 3).

Zudem sind die neuen Länder in Bezug auf die Telefonan-schlussdichte sowie die Nutzung schneller Internetverbin-dungen (DSL) gegenüber den östlichen Nachbarstaatenim Vorteil. Auch sind die Telekommunikationskosten inDeutschland im europäischen Vergleich sehr günstig. Da-rauf aufbauend ist es Beispielsweise in Mecklenburg-Vor-pommern gelungen, eine Reihe von Unternehmen anzu-siedeln, von der modernen Dienstleistung im Callcenterbis hin zur Entwicklung und Vermarktung anspruchsvol-ler Softwarelösungen.

Neben der inzwischen gut ausgebauten Infrastrukturkommen den Investoren die günstigen Preise für Baulandentgegen. Während im Westen zuletzt durchschnittlich138 Euro je Quadratmeter Bauland gezahlt wurden, wa-ren es im Osten nur 53 Euro. Am günstigsten schnitt hierSachsen-Anhalt ab, in dem im Durchschnitt rund 39 Eurofür einen Quadratmeter baureifes Land bezahlt werdenmusste.5

Die Arbeitskosten in der ostdeutschen Industrie könnenzwar auf dem ersten Blick nicht mit denen in den neuenEU-Staaten konkurrieren, im westeuropäischen Vergleichliegen sie jedoch im unteren Drittel. Gegenüber den altenBundesländern mit 27,87 Euro je Arbeiterstunde liegensie derzeit mit 17,37 Euro in Ostdeutschland um rund38 Prozent niedriger. Dies belegen die jüngsten internati-onalen Berechnungen der Arbeitskosten des Instituts derdeutschen Wirtschaft.6 In den MOE-Staaten hingegen lie-gen die nominalen Durchschnittslöhne bei einem Drittelbis zu einem Viertel des ostdeutschen Niveaus. DieserAbstand relativiert sich jedoch, wenn beachtet wird, dassdie Lohnniveaus in den MOE-Staaten in ausländischenUnternehmen in der Regel deutlich über denen der heimi-schen Unternehmen liegen und sich im Zuge von Lohn-steigerungen weiter dem ostdeutschen Niveau annähern.Darüber hinaus beziehen die Analysen des Instituts der

5 iwd: Jg. 32, 4.Mai 20066 Vergleiche IW-Trends, 33. Jg., Heft 3/2006

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Drucksache 16/2870 – 26 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

deutschen Wirtschaft nur die Arbeitskosten für Arbeiterin der Industrie ein. Die Arbeitskosten für Angestelltewerden nicht berücksichtigt. Aufgrund signifikanter in-ternationaler Unterschiede in den Qualifikations- undEntgeltstrukturen verzerrt dieser eingeschränkte Blick dieErgebnisse. So sind in Deutschland Arbeiter in der Regelhöher qualifiziert als in vielen anderen Ländern, so dassArbeiterlöhne in Deutschland – zu Recht – tendenziellhöher liegen. Im Gegensatz hierzu ist das Niveau derAngestelltengehälter in Deutschland vergleichsweiseniedriger. Bei Betrachtung der gesamten Arbeitskosten(für Arbeiter und Angestellte) verringern sich daher dieNiveauunterschiede erheblich. Zusammen mit der deut-lich höheren Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland, diebei einem solchen Vergleich stets mit in den Blick zu neh-men ist, müssen die ostdeutschen Unternehmer daher denWettbewerb mit den osteuropäischen Nachbarn nichtscheuen.

Auch die Steuern stellen einen wichtigen Faktor bei In-vestitionsentscheidungen dar. Hierbei hat Deutschlanddie Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren deut-lich verbessert. Durch die Absenkung der Körperschafts-steuer auf 25 Prozent ist die Bundesregierung in den ver-gangenen Jahren den Unternehmen entgegen gekommen.Mit der geplanten Unternehmensteuerreform, die 2008wirksam werden soll, wollen wir die steuerlichen Bedin-gungen von Unternehmen nochmals verbessern. Die Re-gelung für die sog. Ist-Versteuerung (Berechnung derUmsatzsteuer nach vereinnahmten Entgelten), die für ost-deutsche Unternehmen bis zu einer doppelt so hohen Um-satzgrenze gilt, ist bis 31. Dezember 2009 verlängert wor-den.

2.2 Initiativen für neue Technologien und Innovationen ergreifen

Innovationen in allen gesellschaftlichen Bereichen wer-den in einer Zeit des wachsenden globalen Exzellenzwett-bewerbs immer mehr zu einer bestimmenden Größe fürWachstum und Wohlstand unseres Landes. Diese Heraus-forderung ist insbesondere für zwei spezifische Bereichein den neuen Ländern wichtig: der betrieblichen For-schung und Innovation sowie der Entwicklung der regio-nalen wissenschaftlichen Potenziale.

In Ostdeutschland hat sich eine klein- und mittelständischgeprägte Industrie etabliert, die inzwischen beträchtlicheInnovationspotenziale besitzt und diese in Produkte undDienstleistungen umsetzt. In den letzten Jahren lagen dieWachstumsraten in diesem Bereich kontinuierlich überdem bundesdeutschen Durchschnitt. Auch in der weiterenZukunft werden die innovativen kleinen und mittlerenUnternehmen das Rückgrat der ostdeutschen Wirtschaftbilden. Gegenwärtig geht es darum, die Anzahl und dieLeistungsfähigkeit der technologieorientierten Unterneh-men in Ostdeutschland weiter deutlich zu erhöhen, dasonst der noch existierende Rückstand der ostdeutschenLänder hinsichtlich ihrer Wirtschaftskraft nicht aufzuho-len sein wird.

Die bisherigen Erfolge in diesem Bereich sind auch aufdie Innovationsförderung des Bundes in den neuen Län-

dern zurückzuführen. Die Ziele dieser Innovationsförde-rung liegen im Wesentlichen in folgenden Bereichen:

– Stärkung der industriellen Forschungsleistung,

– Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft,

– Förderung innovativer Unternehmen, von Existenz-gründungen und des Zugangs zum Kapitalmarkt.

Zur Realisierung dieser Ziele gibt es eine Reihe von För-derprogrammen. Dazu zählen u. a. die Programmfamilie„Unternehmen Region“ (zur Cluster orientierten Förder-strategie zur Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft,vgl. auch Teil B 4.3) sowie das Programm „InnovativeWachstumsträger“ (INNO-WATT, vgl. auch Teil B 4.1)zur Stärkung der industriellen Forschungsleistung in klei-nen und mittleren Unternehmen (KMU). Im Rahmen des6-Mrd.-Euro-Programms der Bundesregierung für For-schung und Entwicklung ist dabei insbesondere das Pro-gramm INNO-WATT aufgestockt und hinsichtlich derFördermöglichkeiten erweitert worden. So können jetztauch Forschungs- und Entwicklungs-Projekte von Grün-dern und schnell wachsenden Unternehmen gefördert wer-den. Mit dem neuen Programm „Industrielle Vorlauffor-schung“ ist nunmehr auch die Möglichkeit gegeben,grundlagenorientierte Vorhaben von gemeinnützigen ex-ternen Industrieforschungseinrichtungen zu fördern, diedamit in die Lage versetzt werden, ihre Forschungskom-petenz zu erhöhen. Darüber hinaus wurde die Innovations-initiative „Unternehmen Region“ um einen weiteren Bau-stein erweitert, dem Förderprogramm „InnoProfile“. Zieldes mit einem Förderbudgets von insgesamt 150 Mio.Euro ausgestatteten InnoProfile-Programms ist die Förde-rung von Nachwuchsfördergruppen an Hochschule undForschungseinrichtungen, die sich an den konkreten inno-vationsrelevanten Fragestellungen der KMU der Regionorientieren.

Mit diesen und weiteren Instrumenten zielt die Innova-tionspolitik der Bundesregierung in den letzten Jahren vorallem auf die Stärkung der regionalen Entwicklungsdyna-mik. In der weiteren Verbesserung einer regionalisiertenInnovationsförderung liegen noch beträchtliche Reservenfür den Aufbau Ost insgesamt. Um möglichst effizienteund effektive Wirkungen zu erzielen, empfiehlt die Inno-vationsforschung der letzten Jahre, die Regionalförde-rung in einen zwischen Bund und Ländern abgestimmtenMaßnahmenmix einzubetten.

Darüber hinaus sind Innovationsvorhaben über den ge-samten Innovationsprozess hinweg zu unterstützen, umdie Qualität und die Effektivität des Transfers wissen-schaftlicher Forschungsergebnisse in wirtschaftliche An-wendungen zu gewährleisten. Weiterentwickelt wird die-ser Ansatz im neuen Programm „Wirtschaft trifftWissenschaft“, mit dem ab 2006 die Entwicklung dauer-hafter Strukturen der Zusammenarbeit wissenschaftlichenEinrichtungen und der Unternehmen gefördert werden.

Erfolge regionaler Entwicklungsdynamik finden ihrenAusdruck nicht zuletzt in Orten, an denen eine Verdich-tung von Forschungseinrichtungen und innovativen Un-ternehmen auch sichtbar und spürbar wird. Ein Beispiel

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 27 – Drucksache 16/2870

A b b i l d u n g 6

Der Technologiepark Adlershof in Berlin

Berlin Adlershof hat Tradition und ist heute eines der erfolgreichsten Hochtechnologieprojekte

Deutschlands. Auf 4,2 Quadratkilometern entsteht seit 1991 die integrierte Stadt für Wissenschaft,

Wirtschaft und Medien ein Arbeitsort für über 12 000 Menschen.

Bis heute haben sich hier 401 technologieorientierte Unternehmen mit 3 970 Mitarbeitern und zwölf

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit rund 1 450 Mitarbeitern (darunter 795 Wissenschaft-

ler) angesiedelt. Sie entwickeln, forschen und produzieren auf vier Feldern: Informations- und Me-

dientechnologie, Photonik und Optische Technologien, Material- und Mikrosystemtechnologie sowie

Umwelt-, Bio- und Energietechnologie.

Moderne Fachzentren mit spektakulärer Architektur sind entstanden. Sie bieten Plattformen für

Kontakte und zahlreiche Serviceleistungen.

Zum Wissenschafts- und Technologiepark zählen auch die naturwissenschaftlichen Institute der Hum-

boldt-Universität zu Berlin. An den Instituten für Informatik, Mathematik, Chemie, Physik, Geographie

und Psychologie sind rund 6 300 Studierende immatrikuliert. 130 Professoren und 850 Mitarbeiter sind

dort tätig. In unmittelbarer Nachbarschaft des Technologieparks hat sich mit 124 Firmen Berlins

bedeutendster Medienstandort etabliert.

Quelle Bild und Text: WISTA-Management GmbH

für einen solchen Ort ist der Technologiepark Adlershofim Süden Berlins.

2.3 Regionalen und sozialen Zusammenhalt befördern

2.3.1 Wachstumsbündnisse und Verant-wortungsgemeinschaften

Eine Förderpolitik, die auf die Stärkung der Potenziale inden beiden großen Wachstumsregionen mit internationalerAusstrahlung ebenso wie in den Wachstumsregionen vonnationaler und regionaler Bedeutung sowie der Branchen-schwerpunkte und Cluster setzt, muss sich gleichzeitigauch um einen regionalen und sozialen Zusammenhaltkümmern. Dabei wird es sowohl um eine intensive Zusam-menarbeit zwischen Wachstumsregionen und den sie um-gebenden Regionen wie auch um die Förderung eigenstän-diger Entwicklungspotenziale in diesen Regionen gehen.

Hierbei kommt es auf die Verstetigung und Verbreiterungvorhandener Partnerschafts- und Kooperationsbeziehun-gen und die gemeinsame Erarbeitung von neuen Koopera-tionsformen zwischen den Wachstumsregionen und densie umgebenden Räumen an mit dem Ziel, regionale undüberregionale Verantwortungsgemeinschaften zu entwi-ckeln. Ziel ist die Etablierung von Netzwerken, überre-gionalen Wachstumsbündnissen und solidarischen Partner-schaften in großen Wirtschaftsräumen, die immer stärkermiteinander verflochten und aufeinander angewiesen sind.

Dies erfordert das Herausarbeiten gemeinsamer Interes-sen, die Identifikation lohnender gemeinsamer Projekte,aber auch die gemeinsame Verantwortung für die Siche-rung und Zugänglichkeit der Daseinsvorsorge in den peri-pheren Regionen. Hinzu muss eine erweiterte und intensi-vierte Kooperationskultur unter Einschluss staatlicherund kommunaler Stellen, der Privatwirtschaft, der Wis-senschaft und der Zivilgesellschaft kommen.

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Drucksache 16/2870 – 28 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Die Bundesregierung wird ihren Beitrag dazu leisten. ImRahmen der Stadtentwicklung wird sie den StadtumbauOst konsequent fortsetzen, um so unter anderem die Le-bensqualität in den Wachstumszentren weiter zu verbes-sern und damit deren Ausstrahlungskraft auf ihr Umlandweiter zu erhöhen. Beim Ausbau der Fernstraßen und derSchienenwege in Ostdeutschland geht es auch künftig vorallem darum, dem Umland den Zugang zu den Wachs-tumszentren zu erschließen, diese miteinander zu vernet-zen und sie an die westdeutschen Zentren anzubinden.Der größte Teil der Verkehrsprojekte deutsche Einheit istbereits verwirklicht. Im Bereich Straßenbau sind es83 Prozent. Die Bundesregierung wird sich in Zukunftnoch deutlich stärker als bisher darauf konzentrieren, be-stehende Lücken in diesem Netz konsequent zu schlie-ßen.

2.3.2 Aktive BürgerregionInsbesondere Regionen mit starkem Bevölkerungsrück-gang stehen vor wachsenden Auslastungsproblemen ihrerEinrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge und da-mit vor der Frage, wie diese in Zukunft gesichert und or-ganisiert werden kann. Hier können durch neue Formender Gestaltung des öffentlichen Lebens, durch eine neueRollenverteilung in der Solidargemeinschaft und vor al-lem durch mehr bürgerschaftliches Engagement Antwor-ten gefunden werden. Die Bundesregierung unterstütztdeshalb diese Möglichkeiten u. a. durch Modellprojekte(„Anpassungsstrategien für ländlich-periphere Regio-nen“, „Regionen Aktiv“, vgl. auch Teil B 7.2). KünftigeSchwerpunkte können die Bereiche Gesundheitsversor-gung, Öffentlicher Personennahverkehr, Schul- und Be-rufsbildung, aber auch stationäre und mobile Angebotezur täglichen Versorgung sein.

Dazu müssen politische Entscheidungsprozesse, Verwal-tungsstrukturen und bürgerschaftliche Mitwirkung stärkerauf die regionale und lokale Ebene bezogen und Lösun-gen in neuen Formen kommunaler und regionaler Zusam-menarbeit gesucht werden. Das BMVBS hat dazu u. a.2005 den Wettbewerb „Interkommunale Kooperation“(kommKOOP) initiiert.

Entscheidend für den Erfolg dieser Konzepte wird essein, auf kommunaler, regionaler und auch großräumigerEbene das Bewusstsein für die Notwendigkeit und denNutzen neuer Verantwortungsgemeinschaften zu schaf-fen. Wenn zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit unddes Wachstums neben dem regionalen Ausgleich dasKonzept „Stärken stärken“ tritt, dann erfordert dies aucheine Solidarität der Gestärkten mit den Schwächeren, undzwar in einem erlebbaren regionalen Zusammenhang.Dazu braucht es mehr regionale Kooperation, aber gleich-zeitig auch mehr bürgerschaftliches Engagement.

In den neuen Ländern ist das gesellschaftliche Engage-ment – besonders von Jugendlichen – in den vergangenenJahren spürbar gestiegen wie eine Umfrage zeigt. Danachengagierten sich 2004 rd. 31 Prozent der Bürger in ver-schiedenen freiwilligen Aktivitäten (1999: 28 Prozent).Zu diesem Wachstum hat auch die Entwicklung einervielfältigen Infrastruktur von Vereinen und Organisatio-

nen in den neuen Ländern beigetragen. Dennoch sind diefreiwilligen Vereinigungen – und das bürgerschaftlicheEngagement allgemein – stärker als in den alten Bundes-ländern auf Unterstützung angewiesen. UnterstützendeEinrichtungen sind zum Beispiel lokale Freiwilligenagen-turen, Seniorenbüros, Selbsthilfekontaktstellen und Bür-gerstiftungen. Sie fördern das bürgerschaftliche Engage-ment im kommunalen Umfeld und bilden Knotenpunktelokaler Netzwerke. Die Bundesregierung unterstützt Dach-organisationen wie die Bundesarbeitsgemeinschaft derFreiwilligenagenturen und die Nationale Kontaktstelle fürSelbsthilfegruppen, die beispielsweise Beratungs- undFortbildungsangebote für lokale Einrichtungen bereitstel-len. Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engage-ment, in dem Bund, Länder und Kommunen, gemeinnüt-zige Organisationen, Kirchen, Unternehmen undGewerkschaften gemeinsame Projekte entwickeln, isteine wichtige Plattform, um Engagement regionenüber-greifend zu vernetzen und Impulse zu geben.

Auch die Nachfrage nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr(FSJ) und dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) istin den letzten zehn Jahren stetig gestiegen. Sie werden alsBildungsangebote für junge Menschen mit der Möglich-keit der Berufsfeldorientierung gerade in den neuen Bun-desländern zunehmend genutzt. In der Orientierungs-phase zwischen Schule und Berufsentscheidung tunJugendliche etwas Sinnvolles, sammeln dabei neue Er-fahrungen und entwickeln sich auch persönlich weiter.Auf diese Weise wird bürgerschaftliches Engagement er-lernt und weitergegeben. Die Bundesregierung fördert ausMitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes dazudie pädagogische Begleitung.

2.4 Internationale und europäische Zusammenarbeit

Die ostdeutsche Wirtschaft ist intensiv in den internatio-nalen Wettbewerbszusammenhang eingebunden. Die Ver-besserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmenzählt daher zu den wichtigsten wirtschaftlichen Heraus-forderungen des Aufbau Ost. Hohe Exportzuwächse zei-gen, dass diese Herausforderung in den vergangenen Jah-ren immer besser bewältigt werden konnten. So konntendie ostdeutschen Exporte im vergangenen Jahr abermalsum rund 10 Prozent gesteigert werden, nachdem sie imJahr zuvor (2004) bereits um 11 Prozent gestiegen sind.Der Anteil des Exports am Gesamtumsatz des Verarbei-tenden Gewerbes stieg im ersten Quartal 2006 auf nun-mehr 29,4 Prozent. Der Abstand zum Exportniveau derUnternehmen in den alten Ländern ist damit allerdingsnoch beträchtlich (43,9 Prozent). Die Bundesregierungunterstützt deshalb die Auslandsaktivitäten der ostdeut-schen Unternehmen im Rahmen der Außenwirtschaftför-derung, insbesondere mit Hilfe des speziellen Vermark-tungshilfeprogramms für ostdeutsche Unternehmen.

Knapp die Hälfte der ostdeutschen Ausfuhren gingen2005 erneut in die alten Mitgliedstaaten der EU-15. Miteinem Zuwachs von 8,5 Prozent entwickelten sich dieAusfuhren in diese Absatzregion allerdings unterdurch-schnittlich. Bemerkenswert ist dagegen der Zuwachs der

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 29 – Drucksache 16/2870

Ausfuhren von über 19 Prozent in die neuen Mitglied-staaten der EU. Wie schon im Jahr davor erwies sich Po-len als treibende Kraft mit einem Zuwachs von nahezu35 Prozent. Der Anteil der Märkte der neuen EU-Mitglie-der liegt mit 14,3 Prozent für ostdeutsche Unternehmendeutlich höher als für westdeutsche (8,2 Prozent). Damitentwickelt sich die wirtschaftliche Verflechtung gerademit Osteuropa erfreulich positiv für die ostdeutschen Un-ternehmen.

2.4.1 Ostdeutschlands Chancenin Europa nutzen

Ostdeutschland konnte sich in den vergangenen Jahrenimmer stärker zu einer wettbewerbsfähigen europäischenWirtschaftsregion entwickeln. Es ist für die Zukunft derneuen Länder von größter Bedeutung, die sich bietendenChancen der zusammenwachsenden europäischen Märktekonsequent zu nutzen. Daraus ergeben sich vielfältigeChancen gerade auch in den grenznahen Regionen zu Po-len und Tschechien. Über die Zusammenarbeit der Unter-nehmen hinaus erfordert dies auch eine immer stärkereZusammenarbeit aller an der regionalen Entwicklung be-teiligten Akteure – besonders der Regionen, Städte undGemeinden. Standortgunst und Entwicklungschancen ei-ner Region hängen heute nicht mehr nur von ihrer geogra-fischen Lage, ihrer Infrastrukturausstattung oder derWirtschaftsstruktur ab, sondern ebenso von ihrer Fähig-keit, als Partner in gemeinsamen europäischen Projektenund an politischen Vorhaben mitzuwirken. Ganz beson-ders gilt das für Ostdeutschland und die neuen Mitglied-staaten Europas, da sie über Jahrzehnte vom wirtschaftli-chen Integrationsprozess in Europa abgeschnitten waren.

Die INTERREG-Programme zur transnationalen Zusam-menarbeit (INTERREG III B) sieht die Bundesregierungals ein wichtiges Instrument zum Fördern einer solchentransnationalen Kooperation. In der aktuellen Struktur-fondsperiode (2000 bis 2006) sind die ostdeutschenBundesländer in den transnationalen Kooperationspro-grammen im Ostseeraum und im mittel- und südosteuro-päischen Raum (CADSES – Central, Adriatic, Danubianand South-Eastern European Space) aktiv eingebunden.

Die Beteiligung ostdeutscher Städte, Gemeinden und In-stitutionen an transeuropäischen Entwicklungsprojektenwirkt in vielfacher Hinsicht positiv auf ihre wirtschaftli-che und gesellschaftliche Entwicklung. Hervorzuhebensind unmittelbare wirtschaftliche und Standortwirkungen,Erfahrungsgewinn, sowie Nutzen durch Netzwerke. Dasinhaltliche Themenspektrum ist dabei breit gefächert undumfasst die Bereiche Verkehr, Stadtentwicklung, -umbauund Wohnungsmodernisierung ebenso, wie Wirtschaftsko-operation, Tourismusförderung, Nutzung des Kulturerbes,Hochwasservorsorge, Rüstungskonversion, Bioenergie-gewinnung oder Ressourcenmanagement.

Die besonders intensive Zusammenarbeit mit den Nach-barstaaten geht dabei weit über die unmittelbaren Grenz-räume hinaus. Sie hat dazu geführt, dass vor allem ost-deutsche und polnische bzw. tschechische Partner eineArt „Motorenfunktion“ in einer ganzen Reihe transnatio-naler Projekte übernommen haben.

2.4.2 Europäische Kohäsion undLissabon-Prozess

Seit 1991 unterstützt die EU im Rahmen ihrer Struktur-fondsförderung den wirtschaftlichen Aufbau in den neuenLändern. Ziel der EU-Regionalpolitik ist, die Kluft zwi-schen dem Wohlstand der ärmeren und reichsten Regio-nen zu verringern und die regionalen Disparitäten abzu-bauen. Die Wirtschaftskraft der neuen Länder ist imeuropäischen Vergleich nach wie vor unterdurchschnitt-lich. Ostdeutschland erhält daher auch in der kommendenFörderperiode (2007 bis 2013) eine EU-Förderung ausdem Ziel Konvergenz (siehe dazu auch Teil B 1.1.3). Da-bei soll die europäische Kohäsionspolitik künftig stärkerdazu beitragen, den Lissabon-Prozess umzusetzen.

Die Europäische Gemeinschaft will den Herausforderun-gen aus technologischem Fortschritt, der daraus folgen-den zunehmenden Globalisierung und der Alterung derGesellschaft mit einer neuen Strategie begegnen, die wirt-schaftliche Dynamik und Wettbewerbsfähigkeit beigleichzeitiger Förderung der sozialen Integration steigert.Dazu unternehmen die Mitgliedsstaaten auf der Grund-lage vereinbarter Leitlinien auch Reformen auf einzel-staatlicher Ebene, die in den Nationalen Reformprogram-men niedergelegt sind.

Neben den globalen Herausforderungen, mit denen alleMitgliedsstaaten konfrontiert sind, muss Deutschlandauch die Folgen der deutschen Teilung überwinden unddie wirtschaftliche und gesellschaftliche Einheit Deutsch-lands vollenden. Den Maßnahmen des Aufbau Ost wer-den daher im Nationalen Reformprogramm Deutschlandsein hoher Stellenwert beigemessen. In dem Fortschritts-bericht 2006 zum nationalen Reformprogramm, der imHerbst der EU-Kommission zugeleitet wird, sind Strate-gie und Maßnahmen für den Aufbau Ost niedergelegt.Dazu gehören die Förderstrategie in der Kombination vonBreiten- und Schwerpunktförderung und die wichtigstenMaßnahmen der Bundesregierung zur Verbreitung der in-dustriellen Basis (z. B. Investitionszulagengesetz 2007),zur Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft, zumAbbau der Arbeitslosigkeit sowie zur Erreichung der in-ternationalen Wettbewerbsfähigkeit Ostdeutschlands. In-sofern ist der Aufbau Ost auch Teil des deutschen Bei-trags zur Erreichung der europäischen „Lissabon-Ziele“für Wachstum und Beschäftigung.

3. Die innere EinheitDie innere Einheit unseres Landes zu stärken, zählt nachwie vor zu den wichtigsten politischen Zielen und be-stimmt die Leitlinien der Politik der Bundesregierung.Der Auftrag des Grundgesetzes an die staatlichen Akteurefordert die Sorge um die Gleichwertigkeit der Lebensver-hältnisse in allen Teilen unseres Landes. Trotz zahlreichernoch bestehender Unterschiede zwischen Ost und Westkonnten hier erhebliche Fortschritte erzielt werden. Dieverfügbaren Einkommen zwischen Ost und West habensich bis auf ca. 82 Prozent angenähert. Die Konsummus-ter und Lebensentwürfe der jüngeren Generation insbe-sondere der nach 1990 Geborenen haben sich weitgehendangepasst. Allerdings sind die Chancen auf einen Arbeits-

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Drucksache 16/2870 – 30 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

und Ausbildungsplatz in den neuen Ländern noch immererheblich schlechter als in Westdeutschland (siehe auchoben Abschnitt 1.2).

Der Vergleich der durchschnittlichen Entwicklungen inOst und West darf allerdings nicht den Blick dafür ver-stellen, dass die Differenzierungen der Lebensverhält-nisse in allen Regionen unseres Landes eher zu als abneh-men. Dies trifft auch auf die neuen Länder zu, wie dievorangegangenen Beschreibungen der sektoralen und re-gionalen Entwicklungen gezeigt haben. Angesichts dieserwachsenden Differenzierung der regionalen Verhältnissein den neuen Ländern ist zu fragen, wie das Ziel der Her-stellung gleichwertiger Lebensverhältnisse und der Chan-cengerechtigkeit in allen Teilen Ostdeutschlands prak-tisch umgesetzt werden kann. Dabei wird die Tatsache zuberücksichtigen sein, dass aus Unterschieden auch Chan-cen und mehr Entfaltungsmöglichkeiten entstehen. Wenninsbesondere in den Städten und Ballungszentren in Ost-deutschland zahlreiche Zukunftspotenziale liegen, mussdies in einer Politik der Förderung von Chancen und Be-schäftigungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. At-traktive Ballungsräume in Ostdeutschland können sich zuAnkerpunkten für die Abwanderung aus den umliegendenländlich-peripheren Räumen entwickeln.

Dies wird auch im Rahmen der Aufbau Ost-Förderungeine Rolle spielen. Sie wird künftig auf eine ausgewogeneBalance aus einerseits Wahrnehmung von Chancen durchFokussierung der Ressourcen und andererseits dem ange-messenen Ausgleich der Lebensverhältnisse zwischenstarken und schwachen Regionen zu achten haben. Prak-tisch kann dies umgesetzt werden durch die Stärkung derregionalen Stärken und Potenziale, durch Kooperationenzwischen Städten mit ihrem Umland und durch die Stabi-lisierung der ländlich-peripheren Regionen und die För-derung ihrer Potenziale.

Zur Stabilisierung der ländlich-peripheren Regionen wirdangesichts der erheblichen Bevölkerungsrückgänge auchdie Frage zu stellen sein, wie das Niveau der öffentlichenDaseinsvorsorge gesichert werden kann. Dabei werdenmehr Kooperationen zwischen Staat und Privaten, zwi-schen öffentlichen Einrichtungen und bürgerschaftli-chem Engagement erforderlich. Neue Formen der sozia-len Sicherung müssen ausprobiert werden. Dieskandinavischen Länder können als Vorbild dafür dienen,wie Wirtschaftskraft und Lebensqualität in dünn besiedel-ten Regionen gestärkt werden können. Aus Nachteilenkönnen so Chancen erwachsen. Neue Modelle der Ge-sundheitsvorsorge (Beispiel Gesundheitszentren), öffent-licher Nahverkehr (Rufbusse) oder ein System aus wohn-ortnahen Grundschulen und gut erreichbaren Oberschulenin zentralen Orten sind Beispiele. Dabei sollte nicht ver-gessen werden, dass mittel- bis längerfristig auch die pe-ripheren Regionen in den westdeutschen Bundesländervor ähnlichen Problemen stehen werden. Innovationen inden neuen Ländern können Lösungsmöglichkeiten für un-sere gesamte Gesellschaft sein. Es wird in Zukunft des-halb u. a. um flexible, regional angepasste Formen derDaseinsvorsorge gehen, in deren Konzeption und prakti-

sche Verwirklichung die regionale Öffentlichkeit und en-gagierte Bürger einbezogen werden.

Die innere Einheit unseres Landes ist aber nicht nur einematerielle Herausforderung. Zu ihr gehören auch das Zu-sammenwachsen in gesellschaftlichen und persönlichenBereichen und ein gemeinsames Zusammengehörigkeits-gefühl. Dies muss ausdrücklich auch die Bürger einschlie-ßen, die sich aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres religiösenBekenntnisses äußerlich unterscheiden. Rechtsextremis-mus und Fremdenfeindlichkeit dürfen nicht hingenommenwerden.

Rechtsextremismus ist ein gesamtdeutsches Thema. Al-lerdings dürfen wir die Augen nicht davor verschließen,dass rechtsradikal motivierte und ausländerfeindlicheÜbergriffe in den neuen Ländern deutlich häufiger sind –und dies im Lichte der Tatsache, die Bischof Huber wiefolgt formulierte: „In den neuen Bundesländern gibt esein Phänomen von Fremdenfeindlichkeit ohne Fremde.“7

Um dieses Phänomen wirksam bekämpfen zu können,müssen wir alle es zunächst offen ansprechen.

Damit wir diese Auseinandersetzung erfolgreich beste-hen, bedarf es zunächst der klaren und schnellen Reaktionvon Polizei und Justiz auf rechtsradikal und fremden-feindlich motivierte Straftaten; Politik und Gemeinschaftmüssen sich mit den sozialen und gesellschaftlichen Ur-sachen auseinander setzen und bei ihrer Bewältigung zu-sammen wirken. Für die Politik bedeutet dies, einerseitsan der Stabilisierung der sozialen Rahmenbedingungen– z. B. durch das Programm „Soziale Stadt“ – zu arbeiten,zum anderen Zivilcourage und gesellschaftliches Engage-ment zu unterstützen. Gerade in den neuen Ländern sindin den vergangenen Jahren zahlreiche Netzwerke undBürgerinitiativen entstanden, die sich menschenverach-tenden politischen Haltungen und Handlungen entgegengestellt haben. Die Bundesregierung wird sie auch in Zu-kunft politisch begleiten und unterstützen, unter anderemim Rahmen des Bündnisses für Demokratie und Toleranz –gegen Extremismus und Gewalt (siehe auch Teil B 8.4und 9.3). Es gilt überdies den Blick dafür zu bewahren,dass die friedliche Revolution in der Deutschen Demo-kratischen Republik (DDR) vom Herbst 1989 und dieWiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlandsohne den Mut und die Zivilcourage der Menschen in derdamaligen DDR nicht möglich gewesen wäre.

3.1 Aufarbeitung der SED-DiktaturVon großer Bedeutung für die innere Einheit sind nichtnur der Austausch zwischen Ost und West, sondern auchder Umgang mit der SED-Diktatur (SED: SozialistischeEinheitspartei Deutschlands) und die kritische Aufarbei-tung der DDR-Vergangenheit. Bis Ende 2005 haben Bundund Länder im Rahmen der Rehabilitierung und Entschä-digung von Opfern der SED-Diktatur fast 676 Mio. Eurofür Kapitalentschädigungen und Unterstützungsleistun-gen nach dem Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzaufgebracht. Nach dem Beruflichen Rehabilitierungsge-

7 Bischof Huber in der Berliner Zeitung am 26. Mai 2006

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 31 – Drucksache 16/2870

setz wurden bis einschließlich 2005 fast 21 Mio. Euroaufgewendet.

Durch die „Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“unterstützt der Bund die Aufarbeitung der DDR-Vergan-genheit sowie der Geschichte der deutschen Teilung undihrer Folgen. Mit zunehmendem zeitlichem Abstand ge-hört insbesondere für viele junge Menschen die DDRnicht mehr zur selbst erfahrenen Geschichte. Diese Aus-einandersetzung mit der SED-Diktatur ist jedoch nicht al-lein Sache der Ostdeutschen. Alle wichtige Institutionenwie die Bundes- und Landeszentralen für politische Bil-dung, die Bundes- und Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und das Zeitgeschichtliche Forum Leipzigstehen vor der Aufgabe, mit differenzierten und attrakti-ven Angeboten und Veranstaltungen möglichst viele, ins-besondere junge Menschen dazu anzuregen, sich mit derneuesten deutschen Geschichte und ihren Folgen für dieBundesrepublik zu beschäftigen.

Die Stiftung Aufarbeitung hat in den vergangenen siebenJahren bundesweit mehr als 1 300 Projekte gefördert undunterstützt, die sich mit Fragen der deutschen Teilung, derGeschichte der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungs-zone (SBZ) und der DDR und ihren Folgen beschäftigen.Insgesamt wurden hierfür 19,5 Mio. Euro zur Verfügunggestellt, rd. ein Fünftel der Projekte wurde in den altenLändern durchgeführt.

Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssi-cherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokrati-schen Republik (BStU) erschließt, bewahrt und verwen-det auf der Grundlage des Stasi-Unterlagen-Gesetzes(StUG) die Akten des ehemaligen Ministeriums fürStaatssicherheit (MfS) und arbeitet dessen Tätigkeit um-fassend auf. In Veröffentlichungen, Vorträgen und Veran-staltungen informiert sie über Strukturen, Methoden undWirkungsweisen der Stasi. Die Informationen aus denStasi-Akten sind ein Teil der Erinnerung an die DDR underweisen sich immer wieder als probates Mittel gegen dieVerklärung der Vergangenheit. Die BStU leistet mit Hilfedieser Unterlagen einen wichtigen Beitrag zur Aufarbei-tung der zweiten deutschen Diktatur. Sie wird von derBundesregierung mit einem Betrag von rund 102 Mio.Euro finanziert.

Seit Bestehen der BStU wurden rund 2,3 Millionen An-träge auf Auskunft, Einsicht und Herausgabe von Stasi-Unterlagen gestellt, im Jahr 2005 gingen immer nochüber 80 000 Anträge ein. In vielen Fällen benötigen OpferAuskünfte aus den Akten für Wiedergutmachungs- undRehabilitierungsverfahren. Auch die Möglichkeit derÜberprüfung von Beschäftigten des öffentlichen Dienstesauf eine Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst wurde ininsgesamt 1,7 Millionen Fällen genutzt. Diese Zahlenbelegen deutlich das ungebrochene Interesse der Öffent-lichkeit an der Arbeit der BStU und zeigen, dass die Be-schäftigung mit der Vergangenheit noch lange nicht abge-schlossen ist.

Dabei bleibt das Wirken des Staatssicherheitsdienstes eingesamtdeutsches Thema, denn zum einen war das Minis-terium für Staatssicherheit auch im Westen tätig, zum an-deren leben viele Betroffene heute in den alten Bundes-ländern.

3.2 Die Bundeszentrale für politische Bildung

Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) stellt in-teressierten Bürgerinnen und Bürgern seit Jahrzehntenkontinuierlich Bildungsangebote zum Themenkomplexdeutsche Teilung/deutsche Einheit/deutsche Geschichtezur Verfügung und leistet damit einen wichtigen Beitraginsbesondere zur kritischen Auseinandersetzung mit derDDR-Vergangenheit. Ein breites Angebot an Publikatio-nen, Veranstaltungen, Ausstellungen (z. B.: Rock! Jugendund Musik in Deutschland), Filmhefte (z. B.: Das Lebender anderen; Der rote Kakadu) und Online-Angeboten(zum 17. Juni, Chronik der Mauer, Jugendopposition inder DDR) beschäftigt sich u. a. mit der Geschichte derSBZ/DDR, der deutschen Teilung und Vereinigung sowieder Auseinandersetzung mit dem Herrschaftssystem derSED.

Durch die Verknüpfung alltagsgeschichtlicher Aspektemit den Dimensionen der Herrschaftsausübung durchSED und MfS sollen in zeitgemäßen Vermittlungsformenunter Einbeziehung von Musik, Film und Ausstellungeninsbesondere junge Menschen, die die Zeit der deutschenTeilung nicht mehr erlebt haben, erreicht und interessiertwerden. Weitere Schwerpunkte sind die Frage nach einergemeinsamen deutschen Nachkriegsgeschichte sowienach demokratischen Traditionen, die weit ins 18. und19. Jahrhundert zurückreichen und im Kontext der euro-päischen Geschichte stehen. Durch die Vielfältigkeit ihresProgrammangebotes ist die BpB in der Lage, zum einenhochwertige Materialien zur Verfügung zu stellen, diedazu beitragen, die Geschichte der deutschen Zweistaat-lichkeit zu dokumentieren, und zum anderen die wissen-schaftliche Diskussion aufzunehmen und anzuregen.

3.3 Bürgerpreis zur deutschen Einheit

Viele Anstöße zur Stärkung der inneren Einheit gingen inden vergangenen Jahren von Bürgerinnen und Bürgern inden westlichen wie in den östlichen Bundesländern aus.Dieses wertvolle Engagement möchte die Bundeszentralefür politische Bildung unterstützen und gibt deshalb jähr-lich den mit 40 000 Euro dotierten Bürgerpreis zur deut-schen Einheit (Einheitspreis) aus. Im Jahre 2006 werdenerneut Menschen und ihre Projekte ausgezeichnet, die inbesonders kreativer und vielfältiger Weise ihre Beiträgezur Gestaltung der Einheit geleistet haben. Mit diesemWettbewerb soll die Öffentlichkeit darüber informiertwerden, wie vielseitig sich Bürgerinnen und Bürger fürdas Miteinander von Ost und West einsetzen. Außerdemsoll der Einheitspreis Mut machen, mit eigenen Ideen dasinnere Zusammenwachsen von Ost- und West voranzu-bringen und damit die Zukunft mitzugestalten.

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Drucksache 16/2870 – 32 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Teil B Programme und Politikfelder des Aufbau Ost

I. Wirtschaftskraft und Beschäftigung stärken

1. Förderung der Wirtschaftskraft – Impulse für mehr Wachstum

1.1 Weiterentwicklung der Investitionsförderung

In Ostdeutschland hat in den mehr als eineinhalb Jahrzehn-ten seit der deutschen Vereinigung ein umfassender Mo-dernisierungsprozess stattgefunden. Trotz aller Anstren-gungen, die ganz Deutschland unternommen hat, reichtdiese Basis für eine selbst tragende wirtschaftliche Ent-wicklung und ein ausreichendes Arbeitsplatzangebot abernoch nicht aus. Aus diesem Grund spielt auch zukünftigdie Investitionsförderung eine wichtige Rolle. Die Inves-titionsförderung beruht im Wesentlichen auf der Gemein-schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts-struktur“ (GA), Zulagen und zinsgünstigen Krediten sowieden Mitteln aus den Europäischen Strukturfonds.

1.1.1 Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA)

Die GA unterstützt zielgerichtet gewerbliche Investitio-nen und wirtschaftsnahe Infrastrukturmaßnahmen. Vor-rangiges Ziel des GA-Fördersystems ist es, dauerhaftwettbewerbsfähige Arbeitsplätze in den neuen Ländernzu schaffen bzw. zu sichern. Dazu werden Investitionszu-schüsse gewährt, die je zur Hälfte aus dem Bundeshaus-halt und den Länderhaushalten finanziert werden.

Die Bundesregierung setzt die GA-Förderung auf hohemNiveau fort. Im Bundeshaushalt 2006 sind für die ostdeut-schen Länder und Berlin Barmittel in Höhe vonrd. 587 Mio. Euro vorgesehen, die zur Finanzierung vonbereits bewilligten Projekten eingesetzt werden. Außer-dem kann der Bundesanteil aus Rückflüssen von geförder-

ten Projekten erneut den Ländern für neue GA-Vorhabenzugewiesen werden. In 2005 konnten dadurch den neuenLändern rd. 30 Mio. Euro Bundesmittel zusätzlich zurVerfügung gestellt werden. Darüber hinaus stellt der BundVerpflichtungsermächtigungen in Höhe von rd. 503 Mio.Euro für neue Investitionsvorhaben zur Verfügung, die ingleicher Höhe von den Ländern kofinanziert werden. Da-neben können die Länder Mittel aus dem EuropäischenFonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verstärkungder Investitionsförderung einsetzen.

Im Jahr 2005 wurden in den neuen Ländern und Berlin diein Tabelle 4 ersichtlichen Bewilligungen ausgesprochen.Im Dreijahreszeitraum 2003 bis 2005 konnten die neuenLänder und Berlin Bewilligungen im Umfang von rd.6,2 Mrd. Euro erteilen. Mit den Fördermitteln (Bund undLänder) wurde ein Investitionsvolumen von rd. 24,6 Mrd.Euro angestoßen. Im Bereich der gewerblichen Wirtschaftwurden dadurch rd. 66 600 zusätzliche Dauerarbeitsplätzegeschaffen (davon rd. 20 900 Frauenarbeitsplätze) und rd.187 600 Dauerarbeitsplätze gesichert (davon rd. 53 700Frauenarbeitsplätze).

Zukünftige Ausgestaltung des GA-Fördergebiets für den Zeitraum 2007 bis 2013

Die deutsche Regionalfördergebietskulisse ist Grundlagefür die Vergabe jeglicher Regionalbeihilfen. Ihre Bedeu-tung geht insofern über die GA hinaus. Bei der Neuab-grenzung werden auf Basis des europäischen Beihilfe-rechts die Fördergebiete mit Beihilfestatus festgelegt, indenen Unternehmen substantielle Investitionsförderunggewährt werden kann, sowie die Förderhöchstsätze.

Die Neuabgrenzung des Fördergebiets für den Zeitraum2007 bis 2013 erfolgt auf der Grundlage neuer regional-beihilferechtlicher Vorgaben durch die Europäische Kom-mission. Die Europäische Kommission hat Ende 2005 die

Ta b e l l e 4

Bewilligungen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA) in den neuen Ländern 2005

* einschl. EFRE-Kofinanzierung

Gewerbliche Wirtschaft Wirtschaftsnahe Infrastruktur

Anzahl der Vorhaben

Investitions-volumen

Mio. Euro

Bewilligte GA-Mittel*

Mio. Euro

Geförderte Dauerarbeitsplätze Anzahl der

Vorhaben

Gesamt-ausgaben Mio. Euro

BewilligteGA-Mittel* Mio. Eurogesichert zusätzlich

1.910 5.481,30 1.090,85 53.337 24.387 340 706,47 513,10

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 33 – Drucksache 16/2870

neuen „Leitlinien für staatliche Beihilfen mit regionalerZielsetzung 2007 bis 2013“ angenommen, die ab 1. Janu-ar 2007 in Kraft treten. Der Bund-Länder-Planungsaus-schuss der GA hat am 20. Februar 2006 einen Beschlussüber die Neuabgrenzung und Ausgestaltung des künftigenGA-Fördergebiets gefasst. Der Beschluss steht unter demVorbehalt der Genehmigung durch die EU-Kommission.

Höchstfördersätze

Für die neuen Bundesländer ist vorgesehen, dass die vonder EU-Kommission vorgegebenen Höchstsätze nach Ar-tikel 87.3a EG-Vertrag flächendeckend und ohne Diffe-renzierung ausgeschöpft werden können. Es ist Aufgabeder Länder, im Rahmen der Höchstfördersätze sachlicheund regionale Schwerpunkte zu setzen. Für die RegionenHalle, Leipzig und Brandenburg-Südwest, die das Krite-rium für den Höchstförderstatus in der EU-15 erfüllt hät-ten, aber in der EU-25 nicht mehr erfüllen – sog. „vomstatistischen Effekt betroffene Gebiete“ –, sehen die Re-gionalleitlinien in 2010 eine obligatorische Überprüfungdes Höchstförderstatus vor. In diesen Regionen kann esab 2011 zu einer Verminderung der Höchstfördersätzekommen. Diese liegen dann aber immer noch über demfür strukturschwache Regionen in den alten Ländern ge-mäß Artikel 87.3c geltenden Fördersatz. Die erstmals ge-samtdeutsch vorgenommene Neuabgrenzung des deut-schen Regionalfördergebiets unterstreicht, dass die neuenBundesländer den Höchstförderstatus zu recht behalten.

Fördergebiet in Berlin

Für Berlin kommt nach den neuen Regionalleitliniengrundsätzlich ein Regionalbeihilfestatus nach Arti-kel 87.3c EG-Vertrag in Betracht. Berlin wird auch inGänze GA-Fördergebiet. Entsprechend dem sozioökonomi-

schen Entwicklungsstand und Entwicklungspotenzial erhältBerlin weitgehend den beihilferechtlich relevanten 87.3c-Status (entspricht C-Status im Rahmen der GA) und zu ei-nem kleineren Teil den abgeschwächtem D-Förderstatus.

Regionalmanagement

32 Projekte in den strukturschwachen Gebieten der neuenBundesländer und Berlin nutzen die Fördermöglichkeitder GA, um ihr regionales Entwicklungspotenzial ver-stärkt zu mobilisieren und regionale Entwicklungsaktivi-täten zielgerichtet im Hinblick auf die Steigerung vonWachstum und Beschäftigung zu organisieren.

Projektträger können in einer Anlaufphase von max. dreiJahren Zuschüsse von bis zu 200 000 Euro pro Jahr ausder Gemeinschaftsaufgabe erhalten. Bindende Vorausset-zung ist eine Eigenbeteiligung der zuständigen Kreisebzw. kreisfreien Städte von mindestens 20 Prozent.

Kooperationsnetzwerke und Clustermanagement

Bund und Länder haben zum 1. Januar 2005 das GA-För-derangebot erweitert, um Kooperationsnetzwerke undClustermanagement-Vorhaben unterstützen zu können.

Ziel des neuen Förderansatzes ist es, die regionale undüberregionale Zusammenarbeit zwischen Unternehmenund wirtschaftsnahen Einrichtungen zu intensivieren.Eine zielgerichtete Kooperation zwischen den verschie-denen Akteuren soll die vorhandenen Potenziale stärkenund die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen erhöhen. Siesoll insbesondere einen Beitrag leisten, um

– gemeinsame Initiativen zur Verbesserung der Zusam-menarbeit zwischen Unternehmen, Einrichtungen undregionalen Akteuren anzustoßen,

Ta b e l l e 5

Höchstfördersätze in den neuen Bundesländern und Berlin 2007 bis 2013

1 mögliche Absenkung ab 2011 auf 20 Prozent (bzw. 30 Prozent und 40 Prozent) im Rahmen der von der EU-KOM obligatorisch vorgesehenenÜberprüfung der sog. „statistischen-Effekt-Regionen“

2007 bis 2013

Große Unternehmen

Mittlere Unternehmen

Kleine Unternehmen Förderstatus

87.3a Gebiete

„normale“ 87.3a-Gebiete

30 % 40 % 50 % A

Sog. „statistische-Effekt“-Gebiete in nL

Halle, Leipzig, Bran-denburg-Südwest

30 % 40 % 50 % A1

Berlin

87.3c-Gebiet 15 % 25 % 35 % C

D-Gebiet –/– 7,5 % 15 % D

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Drucksache 16/2870 – 34 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

– Informationsnetzwerke zwischen Unternehmen aufzu-bauen,

– den Technologietransfer zwischen Unternehmen undwirtschaftsnahen Einrichtungen zu intensivieren,

– externes Wissen in den Innovationsprozess der Unter-nehmen einzubinden,

– den Zugang zum Know-how anderer Unternehmen zuerleichtern.

Die GA-Förderung für Kooperationsnetzwerke und Clus-termanagement beträgt in einer Anlaufphase von max.drei Jahren insgesamt bis zu 300 000 Euro je Vorhaben.Größere Projekte können mit bis zu 500 000 Euro geför-dert werden. Eine angemessene finanzielle Beteiligungder Partner ist erforderlich, um die Nachhaltigkeit derProjekte sicherzustellen (mindestens 30 Prozent Eigenfi-nanzierung). Insgesamt 21 Anträge sind zu diesem neuenFördertatbestand in den neuen Bundesländern und Berlinbisher genehmigt worden.

1.1.2 Investitionszulage

Die Investitionszulagenförderung ist neben der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regio-nalen Wirtschaftsstruktur“ (GA) ein zentrales Instrumentder Investitionsförderung in Ostdeutschland. Deshalb ha-ben die Regierungsparteien in ihrer Koalitionsvereinba-rung vom 11. November 2005 vereinbart, im Bereich be-trieblicher Investitionen eine Nachfolgeregelung für daszum Ende des Jahres 2006 auslaufende Investitionszula-gengesetz 2005 zu schaffen.

Durch das Investitionszulagengesetz 2007 vom 15. Juli2006 wird die Förderung betrieblicher Investitionen inden neuen Ländern und Teilen des Landes Berlin in denJahren 2007 bis 2009 auf dem bisherigen Niveau fortge-setzt. Allerdings musste eine Anpassung der Förderbedin-gungen an geänderte EU-rechtliche Regelungen erfolgen.Die Investitionszulage konzentriert sich als regionale Bei-hilfe auf das Verarbeitende Gewerbe, die produktionsna-hen Dienstleistungen und bezieht erstmalig auch das Be-herbergungsgewerbe ein. Das jährliche Fördervolumenwird rund 580 Mio. Euro betragen.

Das Investitionszulagengesetz 2007 leistet einen wichti-gen Beitrag zum weiteren wirtschaftlichen Aufbau Ost-deutschlands und bietet weiterhin einen Anreiz für be-triebliche Investitionen im Fördergebiet. Damit sollen dieChancen der geförderten Regionen im Wettbewerb umUnternehmensansiedlungen weiter gestärkt und beste-hende Standortnachteile vermindert werden.

1.1.3 Die Europäische Strukturförderung

Seit 1991 unterstützt die EU im Rahmen ihrer Strukturför-derung den wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Ländernund Berlin-Ost. Die Mittel der EU-Strukturfonds ergän-zen und verstärken damit die Programme des Bundes undder Länder. In der aktuellen Förderperiode 2000 bis 2006stehen für Deutschland insgesamt rund 33 Mrd. Euro (alleEuro-Beträge auf Preisbasis 2004) aus den europäischen

Strukturfonds zur Verfügung. Der Schwerpunkt der EU-Strukturförderung liegt wegen des weiterhin bestehendenhohen Nachholbedarfs in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.Die neuen Länder fallen in der laufenden Förderperiodeals sog. Ziel 1-Gebiete in die höchste Förderstufe, da siezum Zeitpunkt der Einstufung der Förderfähigkeit einBruttoinlandsprodukt pro Kopf in Kaufkraftparitäten un-terhalb von 75 Prozent des EU-Durchschnitts aufwiesen.Der Ostteil Berlins erfüllt dieses Kriterium nicht mehr, er-hält aber eine Übergangsunterstützung. Insgesamt werdendie neuen Länder von 2000 bis 2006 mit rund 22 Mrd.Euro gefördert. Hinzu kommen Mittel für Gemeinschafts-initiativen in einer Größenordnung von rund 1,8 Mrd.Euro für die neuen und die alten Bundesländer.

Die EU-Mittel werden zur Förderung der Wettbewerbsfä-higkeit der gewerblichen Wirtschaft, insbesondere derkleinen und mittleren Unternehmen, für Infrastruktur-maßnahmen, zum Schutz und zur Verbesserung der Um-welt, zur Förderung von arbeitsmarktpolitischen Maßnah-men sowie der Chancengleichheit von Frauen undMännern und für die ländliche Entwicklung und Fischereieingesetzt.

Perspektiven der europäischen Strukturförderung

Seit geraumer Zeit bereiten sich die europäischen und na-tionalen Akteure der EU-Strukturförderung auf die kom-mende Förderperiode 2007 bis 2013 vor. Die Bundesre-gierung hat sich für eine verstärkte Konzentration dereuropäischen Strukturförderung auf die bedürftigsten Re-gionen der erweiterten Union eingesetzt. Dazu zählenauch die neuen Länder.

Nach intensiven Verhandlungen zwischen Mitgliedstaa-ten und Kommission wurde im Dezember 2005 eine Eini-gung über die Finanzausstattung der EU-Strukturfondserzielt. Deutschland wird in der kommenden Förderpe-riode rund 23,4 Mrd. Euro (Preisbasis 2004) erhalten. Da-von gehen rund 13,4 Mrd. Euro an die neuen Länder. Dergrößte Teil der Regionen in den neuen Ländern wird auchweiterhin als sog.s Konvergenz Ziel-Gebiet (bisherigeBezeichnung: Ziel 1) gefördert. Brandenburg-Südwest,Leipzig und Halle liegen knapp oberhalb der 75-Prozent-Schwelle und erhalten als Ziel Konvergenz-Übergangsge-biete eine degressiv ausgestaltete Förderung. Durch in-tensive Bemühungen von Bund und Ländern ist es gelun-gen, dass auch die Übergangsgebiete beihilferechtlich bisEnde 2011 als Höchstfördergebiete (Gebiete nach Artikel87 Abs. 3a EG-Vertrag) im Sinne des EU-Beihilferechtsanerkannt werden.

In der Förderperiode 2007 bis 2013 umfassen die EU-Strukturfonds den Europäischen Fonds für RegionaleEntwicklung (EFRE) und den Europäischen Sozialfonds(ESF). Außerdem gibt es noch das neue Ziel „Europäi-sche territoriale Zusammenarbeit“, aus dem grenzüber-schreitende, interregionale und transnationale Koopera-tionen mit EFRE-Mitteln gefördert werden. Die ländlicheEntwicklung und der Fischereifonds werden zukünftig imEU-Haushalt dem Agrarbereich zugerechnet. Die EU-Strukturfonds sollen verstärkt den Zielen von Lissabon

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dienen und unter wachstumsorientierten Gesichtspunkteneingesetzt werden. 60 Prozent der Strukturfondsmittel imneuen Ziel Konvergenz (= neue Länder) sollen für Maß-nahmen zur Umsetzung der Lissabonstrategie verwendetwerden.

In den kommenden Monaten werden sich die Anstren-gungen der Mitgliedstaaten darauf konzentrieren, dieOperationellen Programme zu planen sowie die Nationa-len Strategischen Rahmenpläne zu entwerfen, die für dieFörderung die Dachstrategie darstellen. Eine Genehmi-gung der Operationellen Programme durch die Kommis-sion wird im Laufe des Jahres 2007 erwartet.

1.2 Mittelstand stärken für mehr Beschäftigung

Die Bundesregierung setzt besondere Prioritäten in dieFörderung der Wirtschaftskraft in den neuen Ländern. Sielegt daher in der ERP-Wirtschaftsförderung auch in 2006einen Schwerpunkt auf den Aufbau und die Modernisie-rung bestehender Unternehmen im Osten. Hier ist runddie Hälfte der Mittel, also rd. 2 Mrd. Euro, für die Förde-rung von Investitionen in den neuen Bundesländern vor-gesehen.

In den neuen Ländern lag im Jahr 2005 das Zusagevolu-men bei den Förderkrediten mit 1,2 Mrd. Euro um53,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Die relative För-derintensität (gemessen an den Bevölkerungsverhältnis-sen im Osten) ist im Vergleich zum Westen in den vergan-genen Jahren kontinuierlich gestiegen. In 2005 entfielen39 Prozent des gesamten Fördervolumens auf die neuenLänder. Im Jahr 2001 lag der Anteil noch bei 27 Prozent.

Die überproportionale Förderung des Mittelstands in Ost-deutschland verdeutlicht, dass dort weiterhin besondereAkzente für Gründer und Mittelständler gesetzt werden.In den neuen Ländern sind die ERP-Programme zudemmit einer Zinspräferenz und anderen Sonderkomponenten(wie z. B. höhere Finanzierungsanteile, geringere Eigen-kapitalanforderungen für Gründer oder längere tilgungs-freie Zeiten) ausgestattet.

Insbesondere ist die nationale Umsetzung der neuen, in-ternational vereinbarten Eigenkapitalregeln für die Kre-ditwirtschaft (Basel II) besonders für den Mittelstand inden neuen Ländern von großer Bedeutung. Die Bundesre-gierung hat die in den Verhandlungen in Basel erreichtenErleichterungen für den Mittelstand vollständig umgesetztund alle nationalen Wahlrechte zu Gunsten der Mittel-standsfinanzierung ausgenutzt. So müssen die Kreditinsti-tute nach Proberechnungen der Deutschen Bundesbankz. B. für Mittelstandskredite bis 1 Mio. Euro künftig deut-lich weniger Mindesteigenkapital für Kredite in der Bi-lanz vorhalten als bisher. Im Ergebnis verbessert sich dieKreditfinanzierung für den deutschen Mittelstand. Dieneuen Regelungen sollen zum 1. Januar 2007 in Kraft tre-ten.

Im Zuge von Kreditentscheidungen und der dabei vorzu-nehmenden Kalkulation der Risikokosten der Kreditinsti-tute nimmt die Eigenkapitalquote mittelständischer Un-ternehmen zunehmend einen immer höheren Stellenwert

ein. Daher wird das Angebot an Beteiligungskapital undeigenkapitalnahem Kapital, dem sog.n mezzaninen Kapi-tal (z. B. ERP-Unternehmerkapital), für den breiten Mit-telstand weiter ausgebaut. Als erster Schritt wurde z. B.das neue ERP-Innovationsprogramm mit einer Nachrang-kapitalkomponente versehen. Angeboten wird nun eineMischung aus Krediten und Risikokapital, die mitgünstigen Konditionen zur Finanzierung von betriebli-chen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, denen einhohes Risiko innewohnt, besonders geeignet ist. Das imDezember 2005 gestartete Programm ist äußerst erfolg-reich. Für das ursprünglich mit einem jährlichen Förder-volumen von 650 Mio. Euro geplanten Programm sind in-zwischen (Stand 30. April 2006) Anträge im Volumenvon rund 1 Mrd. Euro eingegangen. Das Programmwurde für dieses Jahr aufgestockt, so dass bis Stand Juni2006 Zusagen in Höhe von rd. 740 Mio. Euro erteilt wur-den.

1.3 Förderung von Existenzgründungen

Eine wichtige Voraussetzung insbesondere für innovativeExistenzgründungen ist, dass Gründerinnen und Gründerund kleine Unternehmen mit einem verhältnismäßig ge-ringen Kapitalbedarf einen noch besseren Zugang zu denentsprechenden Förderkrediten erhalten. Zu diesemZweck werden die entsprechenden KfW-Darlehen „Mi-krodarlehen“ und „Startgeld“ weiter optimiert. Mit derNeukonzeption dieser standardisierten Kleindarlehen sol-len die Kreditinstitute ab 2007 vollständig von der Risi-koübernahme befreit werden. Die Risikoprüfung sollkünftig allein bei der KfW liegen, was zu einer deutlichenVerfahrensvereinfachung und für die Unternehmen zu ei-ner schnelleren Kreditentscheidung führen wird.

Existenzgründungen aus der Wissenschaft (EXIST)

Mit dem Programm „Existenzgründungen aus der Wis-senschaft“ (EXIST) wurden zwischen 1998 und 2005 ins-gesamt fünf regionale Gründungsnetzwerke an Hoch-schulen in den neuen Ländern mit großem Erfolggefördert: „dresden exists“ (TU Dresden und Partner),„GET UP“ (Thüringen landesweit – jetzt „ThüringerGründungsnetzwerk“), „SAXEED“ (TU Chemnitz undPartner), „GründerFlair“ (Mecklenburg-Vorpommern lan-desweit) und „begin“ (Universität Potsdam und Partner).

Mit der im Jahr 2006 neu gestalteten Förderung für Exis-tenzgründungen aus der Wissenschaft gibt die Bundesre-gierung auch künftig spürbare Impulse für eine nachhal-tige Verbesserung des Gründungsklimas an Hochschulenund Forschungseinrichtungen. Die Strukturen und Ver-fahren an Hochschulen sollen verstärkt auf die Motiva-tion und Qualifizierung zur unternehmerischen Selbstän-digkeit, die Unterstützung angehender Gründerinnen undGründer sowie die systematische wirtschaftliche Verwer-tung neuer Erkenntnisse durch Ausgründungen ausge-richtet werden.

Im Programmteil EXIST SEED, welches seit dem Jahr2000 zukünftige Gründer und Gründerinnen aus Hoch-schulen für ein Jahr bei der Umsetzung ihrer Gründungsi-

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Drucksache 16/2870 – 36 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

dee in einen Businessplan unterstützt, wurden bis Mai2006 insgesamt 363 Gründungsvorhaben in einem Um-fang von 18 Mio. Euro gefördert. Rund jedes dritte Grün-dungsvorhaben entfiel auf die neuen Länder. Die dann ge-gründeten Unternehmen haben im Durchschnitt bisherzwei bis vier Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Programm-teil wird noch im Jahr 2006 konzeptionell weiterentwi-ckelt.

Finanzierung junger Technologieunternehmen

Technisch riskante und wirtschaftlich unsichere neue In-vestitionsprojekte sehen sich oftmals mit besonderen Pro-blemen bei der Finanzierung über Banken konfrontiert.Hier kommt der Finanzierung über Venture Capital (VC)eine besondere Bedeutung zu. Der Markt für Frühphasen-beteiligungskapital hat die Konsolidierungsphase aller-dings noch nicht beendet. Etwa ein Sechstel der gesamt-deutschen Frühphasenfinanzierungen des Jahres 2005entfielen auf die neuen Bundesländer, davon wiederumrund die Hälfte allein auf Berlin. Eine entscheidendeRolle spielten dabei die öffentlichen Beteiligungsgesell-schaften.

Die Bundesregierung hat deshalb im vergangenen Jahr dieFörderung für Beteiligungskapital weiter ausgebaut. Ne-ben dem ERP/EIF-Dachfonds und dem ERP-Startfonds istim August 2005 auch der High-Tech-Gründerfonds an denStart gegangen. Mit dieser neuen Förderarchitektur mobi-lisiert die Bundesregierung Beteiligungskapital inDeutschland bedarfsgerecht in den verschiedenen Phasendes Entstehens und des Wachstums neuer Technologieun-ternehmen.

Der gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfondsund mit Mitteln des ERP-Sondervermögens aufgelegteBeteiligungskapitaldachfonds richtet sein Blickfeld aufFrühphasenfonds mit einem Schwerpunkt auf Technolo-gietransfer sowie Fonds, die Anschlussfinanzierungen ab-decken. Seit November 2004 ist darüber hinaus der ERP-Startfonds am Markt. Pro Unternehmen stellt er übermehrere Finanzierungsrunden hinweg bis zu 3 Mio. Euroan Mitteln bereit. Im Jahr 2005 hat sich der ERP-Start-fonds an 43 Unternehmen beteiligt, davon fünf in Ost-deutschland.

Der High-Tech-Gründerfonds richtet sich an technologie-orientierte Unternehmensgründungen. Sein Schwerpunktliegt insbesondere in der Finanzierung ausgegründeterUnternehmen aus Hochschulen und Forschungseinrich-tungen. Der High-Tech-Gründerfonds wurde von derBundesregierung, gemeinsam mit der Industrie und derKfW aufgelegt. Er stellt im Schnitt 500 000 Euro pro Un-ternehmen – im Einzelfall auch bis 1 Mio. Euro – an Be-teiligungskapital zur Verfügung. Für Gründer in denneuen Ländern sind dabei Erleichterungen bei den Eigen-kapitalerfordernissen vorgesehen. Der High-Tech-Grün-derfonds wurde im Osten Deutschlands besonders ange-nommen. In den ersten Monaten bis Ende 2005 entfieleninsgesamt 22,3 Prozent der Anfragen auf die neuen Län-der. Die Bundesregierung wird den High-Tech-Gründer-fonds zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft und derKfW Bankengruppe weiter ausbauen im Rahmen der in

der Finanzplanung vorgesehenen Mittel und die beidenanderen Fonds bei Bedarf ausweiten.

Existenzgründung von Frauen

Um den Anteil von Unternehmensgründungen durchFrauen zu erhöhen und deren Start in das Unternehmer-tum zu erleichtern, fördert die Bundesregierung seit 2004die Arbeit der bundesweiten „gründerinnenagentur“(www.gruenderinnenagentur.de). Sie bietet als einzigesOrgan deutschlandweit Informationen und Dienstleistun-gen zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauenin allen Branchen und allen Phasen der Unternehmens-gründung, Unternehmensfestigung und Unternehmens-nachfolge. Insbesondere in Regionen mit hoher Arbeits-losenquote ist die Unternehmensgründung gerade fürFrauen oftmals die einzige Möglichkeit, sich eine eigen-ständige Erwerbsbiografie aufzubauen. Darüber hinaustragen Unternehmensgründungen dazu bei, qualifizierteArbeitskräfte zu binden und Abwanderungen zu vermei-den. Unter dem Dach der „gründerinnenagentur“ sindaktuell – mit steigender Tendenz – über 1 200 auf Grün-derinnen und Unternehmerinnen spezialisierte Beratungs-einrichtungen, Expertinnen, Experten und Netzwerke ge-bündelt.

Neuregelung der Existenzgründungsförderung

Die Förderung arbeitsloser Existenzgründer wurde ver-einfacht. Die „Ich-AG“ und das Überbrückungsgeld wur-den zu einem Gründungszuschuss zusammengefasst. Da-bei wurden die positiven Elemente aus beiden Leistungenzusammengeführt. Die Förderkonditionen stellen sicher,dass auch das Gründungspotenzial von Frauen weiterhinerfasst wird. Gründerinnen hatten sich in der Vergangen-heit wegen der langen Förderdauer und der sozialen Absi-cherung häufig für die „Ich-AG“ entschieden.

Der Gründungszuschuss wird in zwei Phasen gezahlt.Gründerinnen und Gründer erhalten für neun Monate zurSicherung ihres Lebensunterhalts einen Zuschuss in Höhedes zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes und 300 Eurozur sozialen Absicherung. Im Anschluss daran kann fürweitere sechs Monate der Zuschuss zur sozialen Absiche-rung geleistet werden, wenn der Gründer oder die Grün-derin eine intensive Geschäftstätigkeit nachweist.

1.4 Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verbessern

Bürokratieabbau

Für die neuen Länder, d. h. für eine Region, die sich imwirtschaftlichen Aufbau befindet, sind schlanke Regel-werke von besonderer Bedeutung. Das Programm Büro-kratieabbau und bessere Rechtsetzung mit seinen Ele-menten:

– Einführung des Standard-Kosten-Modells (SKM),

– Errichtung eines Normenkontrollrates (NKR) als un-abhängiges Kontroll- und Beratungsgremium beimBundeskanzleramt,

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37 – Drucksache 16/2870

– Verabschiedung des unter Federführung des Bundes-ministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi)erarbeiteten Ersten Gesetzes zum Abbau BürokratischerHemmnisse insbesondere in der mittelständischen Wirt-schaft und eines Maßnahmenpakets zur weiteren mittel-und langfristigen Entlastung des Mittelstandes

ist daher aus ostdeutscher Sicht besonders wichtig.

Im Kern sollen vor allem kleine und mittlere Unterneh-men sowie Gewerbetreibende von Einzelregelungen ausden Bereichen Buchführung und Statistik entlastet wer-den. Über die hierdurch kurzfristig umsetzbaren Sofort-maßnahmen hinaus hat die Bundesregierung zudem37 Maßnahmen für längerfristige Reformvorhaben zurBürokratieentlastung des Mittelstands beschlossen, mitdenen insbesondere der Mittelstand durch eine Reihe län-gerfristiger Vorhaben entlastet und mittelstandsfreundli-che Regelungen in größere fachpolitikbezogene Reform-vorhaben integriert werden sollen.

Daneben läuft derzeit noch die zweite Runde des Projek-tes „Bürokratieabbauvorschläge aus den Regionen“. Das(erste) Gesetz zur Umsetzung von Vorschlägen zu Büro-kratieabbau und Deregulierung aus den Regionen vom21. Juni 2005 ist am 1. Juli 2005 in Kraft getreten. Insge-samt 19 Vorschläge zum Bürokratieabbau und zur Dere-gulierung wurden damit in der Pilot-Phase umgesetzt. DieBundesregierung hat im Frühjahr 2004 eine zweite Aus-schreibungsrunde in den IHK-Bezirken mit der Aufforde-rung gestartet, begründete und in der Region abgestimmteBürokratieabbauvorschläge einzureichen. 28 Regionensind dieser Aufforderung mit insgesamt 198 Bürokratie-abbau- und Deregulierungsvorschlägen gefolgt. Ziel istes, bis Ende 2006 möglichst viele der bislang noch nichtumgesetzten Vorschläge zum Bürokratieabbau und zurDeregulierung aus den Regionen umzusetzen.

Rechtssicherheit bei Vermögensfragen

Bei der Wiedergutmachung von rechtsstaatswidrigen Ver-mögensschädigungen sind mehr als 97 Prozent der Rück-übertragungsanträge bereits entschieden. Die offenenVermögensfragen stellen inzwischen kein Investitionshin-dernis mehr dar. Dieser Sachstand erlaubt es den Vermö-gensämtern, nunmehr verstärkt die Bearbeitung der An-träge auf Gewährung einer Entschädigung in den Fällenanzugehen, in denen die Rückgabe des Eigentums ausge-schlossen ist.

Die große Kammer des Europäischen Gerichtshofs fürMenscherechte (EGMR) hat am 30. März 2005 ihre Ent-scheidung zu den Bodenreform- und Industrieenteignun-gen aus der Zeit der sowjetischen Besatzung getroffen.Sie hat die bestehende Rechtslage, wonach die Enteig-nungen auf besatzungsrechtlicher oder besatzungshoheit-licher Grundlage im Regelfall nicht rückgängig gemachtwerden, ebenso wenig beanstandet wie die Bestimmun-gen über die Höhe der Entschädigungsleistungen für dieBesatzungsenteignungen und die Enteignungen nachGründung der DDR. Damit ist in diesem Bereich endgül-tig Rechtsklarheit hergestellt. Für Rechtsfrieden auf demGebiet des Grundstücksrechts der neuen Länder sorgtdarüber hinaus die Entscheidung des EGMR vom 30. Juni

2005, mit der verschiedene Individualbeschwerden gegendie Vorschriften über die Abwicklung der Bodenreform(Artikel 233 §§ 11 bis 16 EGBGB) zurückgewiesen wur-den. Die Länder hatten demnach in den betroffenen Fäl-len zu Recht die Herausgabe der ehemaligen Bodenre-formgrundstücke von den Erben der Neubauern verlangt.

2. Beschäftigung stärken – Arbeitsmarkt-politische Instrumente erhalten und Fortentwickeln

2.1 Reformen am Arbeitsmarkt

Die Bundesregierung hat den Arbeitsmarkt in den vergan-genen Jahren in mehreren Reformschritten modernisiert.Insbesondere mit den Gesetzen für moderne Dienstleis-tungen am Arbeitsmarkt sind umfangreiche Reformen derArbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik erfolgt. Dieneue Ordnung am Arbeitsmarkt folgt dem Grundsatz des„Fördern und Fordern“. Die Bundesregierung stelltgleichzeitig fest, dass die aktive Arbeitsmarktpolitik nachwie vor den weiteren Aufbau Ost begleiten und derschwierigen wirtschaftlichen Situation Rechnung tragenmuss.

Die Reformen der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspoli-tik, insbesondere die neuen, wichtigen arbeitsmarktpoliti-schen Instrumente, werden evaluiert. Der „Bericht 2005der Bundesregierung zur Wirksamkeit moderner Dienst-leistungen am Arbeitsmarkt“ zeigt auf, dass die mit denersten drei Gesetzen für moderne Dienstleistungen umge-setzten Reformen am Arbeitsmarkt grundsätzlich in dierichtige Richtung zeigen und zu greifen beginnen. Bezüg-lich einzelner Instrumente wurde kurzfristiger Handlungs-bedarf signalisiert. Inzwischen wurde daher beispiels-weise die Verpflichtung aufgehoben, in jedem Bezirkeiner Agentur für Arbeit eine Personal-Service-Agentur(PSA) einzurichten. Allerdings können aufgrund des kur-zen Beobachtungszeitraums die Wirkungen der Struktur-reformen am Arbeitsmarkt im Zwischenbericht 2005 nurbegrenzt eingefangen werden. Erst der Endbericht 2006erlaubt robustere Aussagen, auf deren Grundlage die ak-tive Arbeitsförderung – entsprechend der Maßgabe desKoalitionsvertrages – im Jahr 2007 weiterentwickelt wer-den soll.

2.2 Grundsicherung für Arbeitsuchende

Für Personen, die erwerbsfähig und hilfebedürftig sind,und den mit ihnen in einer sog. Bedarfsgemeinschaft le-benden Personen wurde zum 1. Januar 2005 die „Grund-sicherung für Arbeitssuchende“ (SGB II) eingeführt. Vondiesem Fürsorgesystem werden beispielsweise hilfebe-dürftige Arbeitslose erfasst, die keinen Anspruch aufLeistungen durch die Arbeitslosenversicherung haben,aber auch Personen, deren Einkommen aus einer niedrigentlohnten Tätigkeit nicht ausreicht, um den Lebensunter-halt für sich und ihre Familie vollständig bestreiten zukönnen. Seit diesem Zeitpunkt übernehmen die Bundes-agentur für Arbeit sowie die Landkreise und kreisfreienStädte in Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) die Verant-wortung für die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosig-

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Drucksache 16/2870 – 38 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

keit. Darüber hinaus organisieren im Rahmen einer zu-nächst auf sechs Jahre befristeten Experimentierklausel63 Landkreise und sechs kreisfreie Städte, davon18 Landkreise und die Stadt Jena in den neuen Ländern,eigenverantwortlich die Umsetzung des Zweiten BuchesSozialgesetzbuch (SGB II). Sie übernehmen für diesenZeitraum neben ihren eigenen Aufgaben auch die Aufga-ben der Bundesagentur und sind damit für die Auszah-lung des Arbeitslosengeldes II und die Integration in denArbeitsmarkt verantwortlich.

Von im August 20068 bundesweit insgesamt rund3,80 Mio. Bedarfsgemeinschaften im SGB II entfallen1,37 Mio. bzw. 36 Prozent auf die neuen Bundesländer. Indiesen ostdeutschen Bedarfsgemeinschaften leben insge-samt rund 2,4 Millionen Personen, davon sind rund513 000 oder 21 Prozent Kinder unter 15 Jahren. Diedurchschnittliche Personenzahl pro Bedarfsgemeinschaftbeträgt 1,7. Pro Bedarfsgemeinschaft wurden in Ost-deutschland im August 2006 durchschnittliche monatli-che Leistungen in Höhe von 802 Euro (Westdeutschland:870 Euro) gezahlt, davon 349 Euro als Leistungen zumLebensunterhalt (Westdeutschland: 368 Euro) und 256Euro als Leistungen für Unterkunft und Heizung (West-deutschland: 305 Euro). Die Zahl der erwerbsfähigenHilfebedürftigen beträgt rund 1,85 Millionen. Hiervonsind rund 55 Prozent arbeitslos.

Eine Maßnahme, die in besonderer Weise die Bedürfnisseder neuen Länder berücksichtigt, ist die zum 1. Juli 2006 inKraft getretene Anhebung der Regelleistung des SGB II inden neuen Bundesländern auf das Niveau der Regelleis-tung in den alten Bundesländern. Die monatliche Regel-leistung wurde durch das Gesetz zur Änderung desSGB II und anderer Gesetze ab 1. Juli 2006 für Alleinste-hende, Alleinerziehende und Personen mit minderjähri-gen Partnern bundeseinheitlich auf 345 Euro festgesetzt.

2.3 Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik

Im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik wurden in Ost-deutschland 2005 laut den Haushaltabschlüssen der Bun-desagentur für Arbeit (BA) und des Bundesministeriumsfür Arbeit und Soziales (BMAS) etwa 5,9 Mrd. Euro aus-gegeben. Dies ist deutlich weniger als im Jahr 2004, alsdie Ausgaben für diesen Bereich noch bei 7,6 Mrd. Eurolagen. Der wichtigste Grund hierfür liegt darin, dass diefür den SGB II-Bereich vorgesehenen Mittel für Arbeits-marktpolitik – wegen des notwendigen Aufbaus neuerVerwaltungsstrukturen und des Vorrangs der pünktlichenAuszahlung von Arbeitslosengeld II – nur zum Teil ge-nutzt werden konnten. Außerdem konzentrierte die BAihre Mittel noch stärker auf Erfolg versprechende Maß-nahmen. Und schließlich wurden 558 Mio. Euro, die derBund der BA für bereits 2004 bewilligte Maßnahmen vonArbeitslosengeld II-Empfängern gezahlt hatte, allein in

Westdeutschland gebucht, so dass die tatsächlichen Aus-gaben für aktive Arbeitsmarktpolitik in Ostdeutschlandbei 6,1 bis 6,2 Mrd. Euro gelegen haben dürften. Aber im-mer noch liegen die Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpo-litik in Ostdeutschland pro Arbeitslosen über denjenigenin Westdeutschland. Nimmt man alle aktiven Maßnahmen– einschließlich lohnersatzleistungsähnlicher Maßnahmen –so liegen die Ausgaben pro Arbeitslosen ohne Heraus-rechnung der buchungstechnischen Unschärfe im Ostenrund 6 Prozent höher als im Westen. Rechnet man die lohn-ersatzleistungsähnliche Altersteilzeit sowie Kurzarbeiter-geld und Winterbauförderung heraus, so kommt man so-gar auf einen Wert von rund 20 Prozent.

Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe undSozialhilfe für Ewerbsfähige veränderte sich der Maßnah-memix. Während der „zweite“ Arbeitsmarkt bis zum Jahr2004 auch in Ostdeutschland zurückgefahren wurde, erlebter 2005 mit dem Angebot von Arbeitsgelegenheiten im Be-reich des SGB II wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Wei-tere Schwerpunkte der aktiven Arbeitsmarktpolitik bilde-ten die Förderung der Selbständigkeit und verschiedeneMaßnahmen für Auszubildende. Die klassische beruflicheWeiterbildung hat dagegen stark an Bedeutung verloren.Da die Arbeitsgelegenheiten durch die Weitergewährungvon Arbeitslosengeld II und Wohnkosten faktisch kofinan-ziert werden, konnte trotz der deutlich rückläufigen Aus-gaben für aktive Arbeitsmarktpolitik wiederum ein hohesNiveau an Maßnahmeteilnehmern erreicht werden.

Ta b e l l e 6

Wichtige arbeitsmarktpolitische Instrumente in den neuen Ländern im Jahresdurchschnitt 2005 in 1 000

Alle Angaben ohne Teilnehmer bei optierenden Kommunen

Aktuell hat die Bedeutung der Arbeitsgelegenheiten in Ost-deutschland noch weiter zugenommen. Im März 2006 hat-ten 129 000 zuvor arbeitslose Personen eine Arbeitsgele-genheit, davon waren 11 000 sozialversicherungspflichtig.Dagegen ging die Zahl der Teilnehmer an Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen auf 29 000 und diejenige an traditionel-len Strukturanpassungsmaßnahmen auf 7 100 zurück. Beiden übrigen Maßnahmearten gab es keine großen Verän-derungen gegenüber dem Jahr 2005.

8 Es handelt sich um vorläufige Zahlen, die revidierten endgültigenZahlen liegen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten vor. ImApril 2004 gab es demnach etwa 4,13 Mio. Bedarfsgemeinschaften,davon etwa 1,48 Mio. in Ostdeutschland.

berufliche Weiterbildung 38

Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen 21

Rehabilitationsmaßnahmen 42

Lohnkostenzuschüsse (inkl. PSA) 45

Existenzgründungsförderung 106

Arbeitsgelegenheiten 102

sonstiger „zweiter“ Arbeitsmarkt 49

Maßnahmen für Auszubildende 174

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Differenziert man die Maßnahmearten nach SGB II undSGB III, so fällt auf, dass im SGB II-Bereich der „zweite“Arbeitsmarkt dominiert, während die Arbeitsmarktpolitikim SGB III-Bereich konsequent auf den regulären Arbeits-markt hin ausgerichtet ist. So gab es im Bereich desSGB III in Ostdeutschland im März 2006 lediglich2 700 Teilnehmer an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und7 100 an traditionellen Strukturanpassungsmaßnahmen.Dagegen beschäftigte der „zweite“ Arbeitsmarkt imSGB II-Bereich im März 155 000 Arbeitnehmer.

Umgekehrt betrug die Zahl der geförderten Existenzgrün-der in Ostdeutschland im März 2006 im SGB II-Bereichlediglich 6 000, während im SGB III-Bereich 99 000Existenzgründer gefördert wurden (15 000 mit Überbrü-ckungsgeld und 84 000 als Ich-AG). Diese starke Diskre-panz ist um so auffallender, da zu diesem Zeitpunkt62,5 Prozent der ostdeutschen Arbeitslosen dem Rechts-kreis des SGB II angehörten.

Arbeit und Ausbildung für Jugendliche

Besonders die Ausbildungs- und Beschäftigungschancenvon Jugendlichen unter 25 Jahren sollen deutlich verbes-sert und damit die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig ge-senkt werden. Kein Jugendlicher soll in Zukunft längerals drei Monate arbeitslos sein. Für die Integration jungerMenschen wurden 2005 über 5,1 Mrd. Euro ausgegeben.So konnten jahresdurchschnittlich rd. 626 000 Jugendli-che unterstützt werden; davon rd. 260 000 in Ostdeutsch-land.

Mit der zum 1. Januar 2005 eingeführten Grundsicherungfür Arbeitsuchende nach dem SGB II ist ein wichtigerSchritt für die Verbesserung der Chancen junger Men-schen auf dem Arbeitsmarkt getan worden. Das SGB IIsieht vor, dass jeder erwerbsfähige Hilfebedürftige unter25 Jahren, der einen Antrag auf Leistungen zur Grundsi-cherung stellt, innerhalb von drei Monaten in eine Arbeit,eine Ausbildung oder eine Arbeitsgelegenheit zu vermit-teln ist. Jugendliche ohne Berufsabschluss sollen vorran-gig an eine Ausbildung herangeführt werden. Mit denMitteln für Personal- und Verwaltungsausgaben könnenzusätzliche Fallmanager (maximal 75 Jugendliche proFallmanager) eingesetzt und der Vermittlung Vorrang ein-geräumt werden.

In den neuen Ländern waren 2005 durchschnittlich rund92 300 der arbeitslosen SGB II-Empfänger unter 25 Jahre,hiervon hatten 53,9 Prozent keinen Berufsabschluss und19,7 Prozent keinen Schulabschluss. Insbesondere durchden Einsatz entsprechender Maßnahmen der aktiven Ar-beitsförderung konnte im Jahre 2005 die Arbeitslosigkeitder unter 25-jährigen Jugendlichen ohne Berufsabschlussbereits um 12,1 Prozent und bei den Jugendlichen ohneSchulabschluss um 6,3 Prozent gesenkt werden.

Im Jahr 2005 ist der Deutsche Förderpreis „Jugend inArbeit“ initiiert worden. Der bundesweite Wettbewerbprämiert Projekte, Konzepte und Ansätze, die jungenEmpfängern von Arbeitslosengeld II den Einstieg ins Be-rufsleben erleichtern. Die Bundessieger des Wettbewer-bes wurden am 2. Mai 2006 in Berlin bekannt gegeben.

Als bester SGB II-Umsetzer ging die ARGE Agentur fürArbeit Vogtlandkreis mit ihrem Konzept „VOR JU ALL“aus dem Wettbewerb hervor.

Langzeitarbeitslose und Ältere integrieren

Die Regierungsparteien haben sich im Koalitionsvertragdarauf verständigt, dass die Beschäftigungssituation älte-rer Menschen in Deutschland verbessert werden muss.Dazu bedarf es eines Bündels abgestimmter Maßnahmenin den Bereichen Arbeit, Bildung und Gesundheit. Fehl-anreize zur Frühverrentung müssen beseitigt, die Be-schäftigungsfähigkeit älterer Menschen erhalten und dieWiedereingliederung älterer Arbeitsloser verbessert wer-den.

Zur Bewältigung der absehbaren Auswirkungen des de-mografischen Wandels auf Wirtschaft und Arbeitsmarktist eine Gesamtstrategie erforderlich, um die Innovations-und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zuerhalten und damit den Wohlstand auch für kommendeGenerationen zu sichern. Vor diesem Hintergrund hat dieBundesregierung die „Initiative 50 plus“ gestartet indem Bestreben, die Fähigkeiten und Erfahrungen derüber 50-Jährigen voll zu nutzen und das faktische Ren-teneintrittsalter deutlich zu erhöhen. Es geht um einenEinstellungswandel insbesondere bei den Arbeitgeberin-nen und Arbeitgebern, um den Abbau von Vorurteilenhinsichtlich Qualifikation, Leistungsbereitschaft und -fä-higkeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Vor-schläge zur Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit und-chancen Älterer vorgelegt. Es handelt sich dabei um einBündel von neuen und bewährten, kurz- und langfristigangelegten Maßnahmen. Beispielsweise soll ein Kombi-lohn für Ältere eingeführt werden. Ältere Arbeitslose, dieeine Beschäftigung mit einem niedrigeren Nettoentgeltals vor ihrer Arbeitslosigkeit aufnehmen, sollen einenteilweisen Ausgleich für die Lohneinbußen bekommen.Auch passgenauere Eingliederungszuschüsse für Arbeit-geber und eine bessere sowie frühere Förderung der Wei-terbildung sind Bestandteil der Initiative.

Die Bundesregierung wird die Möglichkeit, befristete Ar-beitsverhältnisse mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mern ab dem 52. Lebensjahr zu schließen europarechts-konform ausgestalten, um diese zu erhalten.

Darüber hinaus werden mit dem Bundesprogramm „Per-spektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in denRegionen“ 62 Regionalprojekte (Beschäftigungspakte)von Arbeitsgemeinschaften und zugelassenen kommuna-len Trägern zur beruflichen Wiedereingliederung ältererLangzeitarbeitsloser über 50 Jahre mit einem Gesamtmit-telvolumen von 250 Millionen Euro gefördert. In denneuen Bundesländern werden mit 23 Beschäftigungspak-ten knapp 40 Prozent der Regionalprojekte umgesetzt(vier Beschäftigungspakte von zugelassenen kommuna-len Trägern, 19 Beschäftigungspakte von Arbeitsgemein-schaften). Das Mittelvolumen der Beschäftigungspakte inden neuen Bundesländern gemessen am Gesamtmittelvo-lumen liegt ebenfalls bei knapp 40 Prozent.

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Zudem fördert die Bundesregierung seit Juli 2005 im Rah-men des Bundesprogramms „30 000 Zusatzjobs für Ältereab 58 Jahren“ bis zu 30 000 Arbeitsgelegenheiten mitMehraufwandsentschädigung (Zusatzjobs) mit einer biszu dreijährigen Förderdauer für ältere Langzeitarbeitsloseohne berufliche Perspektive. Davon entfallen rund 24 Pro-zent, d. h. 7 300 Zusatzjobs, auf die neuen Länder (ein-schließlich Berlin). Ende 2005 war die bisherige Inan-spruchnahme in den neuen Ländern einschließlich Berlinmit rund 5 300 Teilnehmern oder rund 74 Prozent wesent-lich höher als in den alten Ländern. Die Fördermöglich-keit besteht noch bis zum 31. Dezember 2006. Sollten dieFördermittel bis Jahresende nicht ausgeschöpft sein, wirdeine Möglichkeit zur Verlängerung geprüft. Ein sich ab-zeichnender Mehrbedarf in den neuen Ländern kann gege-benenfalls durch eine Umverteilung der Finanzmittelrealisiert werden.

Die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) legt ak-tuell einen Schwerpunkt auf die Bewältigung der Heraus-forderungen des demografischen Wandels. Qualifizierungund Gesundheit sind wesentliche Voraussetzungen für dieFähigkeit und Bereitschaft älterer Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer, berufstätig zu bleiben. Hier bietet INQAHilfen für die unternehmerische Praxis. Gerade in Ost-deutschland gibt es gute Beispiele für Unternehmen, dieältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäfti-gen.

Mit der „Initiative 50plus“ steht die Bundesregierung vorzwei Aufgaben: Sie muss einem drohenden Fachkräfte-mangel in der Zukunft begegnen, indem Qualifizierung,Gesundheitsvorsorge und neue Formen der alternsgerech-ten Arbeitszeitgestaltung vorangetrieben werden. Nur sokann auch für kommende Generationen Wettbewerbs-und Innovationsfähigkeit gesichert werden. Dies gilt inbesonderer Weise für Ostdeutschland. Und ein besonde-res Augenmerk muss denen gelten, die jetzt auf Unter-stützung angewiesen sind. Ältere Langzeitarbeitslose, äl-tere Arbeitnehmer, die keine berufliche Perspektivehaben oder denen die Entlassung droht, brauchen einwirksames Angebot zur Eingliederung in das Erwerbsle-ben.

2.4 Stärkung des Humankapitals, Wiedereingliederung

Der Zugang und die Qualitätsstandards in der beruflichenWeiterbildung wurden neu geregelt. Die Arbeitsagenturenhaben in den neuen Ländern 2005 mehr kürzere, stärkeran den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichteteAnpassungsfortbildungen gefördert. Eine Förderung er-folgt grundsätzlich nur noch dann, wenn nur durch eineberufliche Weiterbildung eine schnellere Integration inden Arbeitsmarkt erreicht werden kann. Die Eintritts- undTeilnehmerbestandszahlen haben sich 2005 auf über110 000 stabilisiert. In den neuen Ländern wurden imJahr 2005 jahresdurchschnittlich über 37 000 Teilnehmerin beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen gefördert. Diegeringeren Teilnehmerzahlen in beruflicher Weiterbil-dung dürfen allerdings nicht den Blick dafür verstellen,dass die Bundesagentur für Arbeit auch weiterhin im Be-

reich der Qualifizierung in erheblichem Umfang Förder-leistungen erbringt. So sind bundesweit allein 2005 über1 Mio. Teilnehmer in eine von der Bundesagentur für Ar-beit geförderte Qualifizierung (Ausbildung einschließlichBerufsvorbereitung, Trainingsmaßnahme, Weiterbildungeinschließlich der Förderung behinderter Menschen) ein-getreten.

3. Mobilität sichern – Infrastruktur als Standortfaktor

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist wesentli-cher Bestandteil für einen starken und dynamischen Wirt-schaftsstandort in den neuen Ländern sowie zentrale Vo-raussetzung für Wachstum und Beschäftigung. DurchInvestitionen in die Verkehrsinfrastruktur wird die Wett-bewerbsfähigkeit der Regionen gesichert und für die Stär-kung strukturschwacher Regionen gesorgt. Mit Investitio-nen wird die Grundlage für eine dauerhafte Mobilität vonMenschen und Unternehmen geschaffen und letztendlichauch zur Erhöhung der Lebensqualität beigetragen.

Im Zeitraum von 1991 bis 2005 wurden in die Verkehrs-infrastruktur der neuen Länder insgesamt über 64 Mrd.Euro investiert (Schienenwege des Bundes, Bundesfern-und -wasserstraßen, Vorhaben im Sinne des Gemeinde-verkehrsfinanzierungsgesetzes). Das entspricht einemAnteil von rd. 39 Prozent an den Verkehrsinvestitionen inDeutschland insgesamt.

Mit der Fokussierung der Bundesverkehrsinvestitionen aufVorhaben von hoher verkehrlicher und wirtschaftlicherDichte wird künftig vermehrt dazu beigetragen werden,die Verkehrsinfrastruktur noch stärker auf ihre Funktionzur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Ostdeutschlandauszurichten. Wirtschaftliche Dynamik und Wachstumentstehen vor allem durch die Potenziale von Wachstums-zentren. In diesen Zentren finden sich die günstigsten Be-dingungen für technologische und industrielle Entwick-lungen und die damit verbundenen Anknüpfungspunktefür Investoren. Damit auch das Umland von dieser Dyna-mik profitiert, bedarf es regionaler Wachstumsbündnissedie unter anderem eine gute verkehrliche Verzahnung ge-währleisten.

Bei der Erarbeitung des Bundesverkehrswegeplans 2003(BVWP) und der darauf aufbauenden Bedarfspläne wur-den in die Projektbewertung neben dem Nutzen-Kosten-Verhältnis auch solche Kriterien wie Beschäftigungsef-fekte und Ergebnisse der Raumwirksamkeitsanalyse ein-bezogen. Nun kommt es darauf an, diese Maßnahmen zü-gig umzusetzen.

3.1 Logistik – Entwicklungen in Ostdeutschland

Die Bundesregierung hat beschlossen, ein Handlungskon-zept für eine optimale Gestaltung des Gütertransportsys-tems und eine bessere Nutzung aller Verkehrswege zu er-arbeiten, um der zunehmenden Bedeutung von Transportund Logistik im Zusammenhang mit Wettbewerbsfähig-keit, Wachstum und Beschäftigung gerecht zu werden.

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Der Masterplan Güterverkehr und Logistik soll ein ge-meinsames Handlungskonzept von Staat, Industrie undTransportanbietern sein, das den Standort Ostdeutschlandals Produktions- und Logistikstandort einbindet und wei-teres Potenzial erschließt, indem er dazu beiträgt, Güter-verkehr noch effizienter als bisher zu organisieren. Beider Erarbeitung des Masterplans werden aktuelle Ent-wicklungen und Trends, sowie Qualitätsanforderungen inVerkehr, Wirtschaft und Logistik erfasst, Schwachstellenanalysiert und der erforderliche Handlungsbedarf identifi-ziert werden. Effizienzsteigerung bedeutet auch, dass dieProduktions- mit den Konsumtionszentren des Landes ge-zielter miteinander verbunden werden und eine bessereVernetzung der Wirtschaftsregionen erfolgt. In dieseMaßnahmen ist Ostdeutschland integriert.

3.2 Entscheidung für den Flughafen Berlin-Brandenburg-International (BBI)

Mit der Aufhebung des Baustopps und der unanfechtba-ren Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom16. März 2006 wurde die Baureife für den Ausbau desFlughafens Berlin-Schönefeld zum Single-Airport BBIgeschaffen.

Am 5. September 2006 erfolgte der 1. Spatenstich für denBBI. Die Inbetriebnahme des Flughafens ist für das Jahr2011 geplant. Durch den Ausbau und die Konzentrationdes Luftverkehrs am BBI wird die Voraussetzung für dieBewältigung des steigenden Passagieraufkommens durcheinen leistungsfähigen Flughafen mit internationalen Ver-bindungen geschaffen. Damit wird ein wesentlicher Bei-trag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Berlin/Bran-denburg und dessen Arbeitsmarkt geleistet.

Mit der Konzentration des gesamten Luftverkehrs amBBI sollen die Flughäfen Tempelhof (in 2007) und Tegel(in 2011) sukzessive geschlossen werden.

3.3 Verkehrsprojekte deutsche Einheit

Kernstück für das Zusammenwachsen der alten und derneuen Länder sind die 17 Verkehrsprojekte deutsche Ein-heit (VDE) mit einem Gesamtinvestitionsvolumen vonknapp 38 Mrd. Euro, von dem bis zum Jahresende 2005rd. 26 Mrd. Euro realisiert wurden.

Von den 17 Projekten entfallen neun auf die Schiene, sie-ben auf die Bundesfern- und eines auf die Bundeswasser-straßen.

Bundesschienenwege

Bei den VDE der Schiene wurden bislang sechs Projektein Betrieb genommen:

VDE Nr. 2, Hamburg–Berlin,

VDE Nr. 3, Uelzen–Stendal,

VDE Nr. 4, Hannover–Berlin ,

VDE Nr. 5, Helmstedt–Magdeburg–Berlin,

VDE Nr. 6, Eichenberg–Halle sowie

VDE Nr. 7, Bebra–Erfurt.

Darüber hinaus wurde eine Reihe von einzelnen Stre-ckenabschnitten des VDE Nr. 1 (u. a. die AbschnitteHagenow Land–Schwerin Hbf–Carlshöhe und Ribnitz-Damgarten West–Stralsund) nach Ausbau und Elektrifi-zierung dem Verkehr übergeben. Beim VDE Nr. 9, Leip-zig–Dresden, konnte durch die Fertigstellung des Ab-schnittes Leipzig–Riesa die Fahrzeit zwischen diesenbeiden Städten von zuvor über 1,5 Stunden auf rund eineStunde verkürzt werden. Auch beim VDE Nr. 8.3, demAusbau des Abschnitts Halle/Leipzig–Berlin, sind bereits95 Prozent der Strecke fertig gestellt und seit Fahrplan-wechsel im Mai 2006 mit 200 km/h befahrbar.

Im Zeitraum von 1991 bis 2005 wurden in die VDE derSchiene rd. 12,1 Mrd. Euro investiert.

Bundesfernstraßen

Von den sieben VDE der Bundesfernstraßen mit einer Ge-samtlänge von rd. 2 000 km sind die beiden Neubaupro-jekte VDE Nr. 14, BAB A 14, Halle–Magdeburg, undVDE Nr. 10, BAB A 20, Lübeck–Stettin, vollständig demVerkehr übergeben worden. Darüber hinaus wurden wei-tere Projektabschnitte fertig gestellt. Als Bestandteil desVDE Nr. 11 wurden die BAB A 2 vom Kreuz Hannoverbis Berlin sowie als Teil des VDE Nr. 16 die BAB A 71von Schweinfurt bis Erfurt vollständig in Betrieb genom-men. Insgesamt wurden bis zum Jahresende 20051 670 km dem Verkehr übergeben, weitere 160 m befin-den sich im Bau.

In die VDE Straße wurden bis zum Jahresende 2005rd. 12,7 Mrd. Euro investiert.

Bundeswasserstraßen

Schwerpunkte der Wasserstraßenverbindung Hanno-ver–Magdeburg–Berlin, dem VDE Nr. 17, sind der Mit-tellandkanal, der Elbe-Havel-Kanal und das Wasserstra-ßenkreuz Magdeburg. Die Kanalbrücke über die Elbesowie die Schleuse Hohenwarthe sind fertig gestellt. Da-mit können ab 2003 Binnenschiffe mit einer Abladungvon 2,50 m ganzjährig bis Berlin verkehren. Die neueSchleuse Charlottenburg ist im Herbst 2003 in Betrieb ge-gangen.

Ingesamt sind für dieses Projekt rd. 2,3 Mrd. Euro veran-schlagt, von denen bis zum Jahresende 2005 über dieHälfte realisiert wurden.

3.4 EFRE-Bundesprogramm

Das von der Europäischen Kommission im März 2001genehmigte Operationelle Programm Verkehrsinfrastruk-tur des Bundes für den Zeitraum 2000 bis 2006 istBestandteil der Ziel-1-Förderung der EU für die neuenBundesländer im Rahmen der EU-Strukturfonds. DieMittelausstattung umfasst rd. 3,2 Mrd. Euro, davon wer-den 1,66 Mrd. Euro aus dem EFRE finanziert.

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Drucksache 16/2870 – 42 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Diese Investitionen kommen ausschließlich in den neuenBundesländern zum Einsatz. Damit werden u. a. folgendeProjekte gefördert:

– Ausbau der Eisenbahnstrecke Berlin–Frankfurt/O.(Brandenburg),

– Neubau des City-Tunnels Leipzig (Sachsen),

– Ausbau von Abschnitten der EisenbahnstreckeHalle–Weißenfels im Bereich der Südanbindung Halle(Sachsen-Anhalt),

– Ausbau von Abschnitten der Eisenbahnstrecke Pader-born–Chemnitz (Mitte-Deutschland-Verbindung) in denBereichen Erfurt–Glauchau-Schönbörnchen und Kno-ten Gera (Thüringen),

– Erneuerung von Gleisanlagen im Seehafen Rostock(Mecklenburg-Vorpommern),

– Beseitigung von Hochwasserschäden aus dem Jahr2002 an Schienenstreckenabschnitten (Sachsen),

– Ausbau der Schienenstrecke Halberstadt–Vienenburg(Sachsen-Anhalt)

– Bau der A 17 zwischen Dresden und der Grenze zurtschechischen Republik (Sachsen),

– Neubau von Abschnitten der Bundesstraße B 6 neu(Sachsen-Anhalt),

– Neubau von Abschnitten der A 71 (Thüringen),

– Neu- und Ausbau von Abschnitten der A 113, B 96und B 96a zur Anbindung des BBI (Brandenburg),

– Neubau der Bundesstraße B 96n (Rügenzubringer)zwischen der Anschlussstelle Stralsund an der A 20bis nach Bergen (ohne 2. Strelasundquerung) (Meck-lenburg-Vorpommern),

– Neubau von Abschnitten der A 20 (Mecklenburg-Vor-pommern),

– Neubau der Ortsumgehung Wiesenhagen, Kliestowund Trebbin (B 101n) im Zuge des Autobahnzubrin-gers Luckenwalde Nord–A 10 Berliner Ring (Bran-denburg),

– Neubau der Ortsumgehung Guben (B 97n/B 112n),(Brandenburg),

– Ausbau eines Abschnittes des Elbe-Havel-Kanals(Sachsen-Anhalt),

– Erarbeitung von Ausführungsunterlagen und Realisie-rung eines Teilabschnitts des Pilotprojekts Verkehrs-systemmanagement im Raum Halle/Leipzig (Sachsenund Sachsen-Anhalt)

– Installation dynamischer Wechselwegweisungsanla-gen mit integrierter Stauinformation zur alternativenFahrtroutensteuerung in Abhängigkeit von Störungssi-tuationen auf dem BAB-Ring Berlin (AD Havellandund AK Schönefelder Kreuz) (Brandenburg) und

– Implementierung ausgewählter Binnenschifffahrtsin-formationsdienste (RIS) auf den Bundeswasserstraßender neuen Bundesländer.

3.5 Projekte der EU-OsterweiterungDie wichtigsten Projekte der EU-Osterweiterung (sieheAbschnitt 3.4) befinden sich im Bau bzw. sind in Teilenbereits unter Verkehr.

Alle grenzüberschreitenden Bundesautobahnverbindun-gen sind im Bau bzw. fertig gestellt. Ende des Jahres 2006wird die A 17, Dresden–Bundesgrenze D/CZ (– Prag),unter Verkehr gehen.

Die deutschen Abschnitte der leistungsbestimmendenSchienenverbindungen Berlin–Warschau und Ber-lin–Prag sind gleichfalls im Bau oder abschnittsweise un-ter Verkehr. Der Ausbau der übrigen Schienenverbindun-gen befindet sich im Planungsstadium.

Alle bisher realisierten bzw. sich im Bau befindlichenProjekte wurden bzw. werden von der EU gefördert (überTEN-Zuschüsse oder EFRE).

II. Initiativen für neue Technologien und Innovationen ergreifen

4. Innovationskraft erhöhen – Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft

4.1 Forschung in Unternehmen fördernDie Stärkung des Innovationspotenzials ist ein entschei-dender Schlüssel für die wirtschaftliche Entwicklung Ost-deutschlands. Angesichts des dort noch bestehendendeutlichen Nachholbedarfs beim Potenzial von Forschungund Entwicklung (FuE) der Unternehmen unterstützt dieBundesregierung vor allem mit dem Programm „Förde-rung von Forschung und Entwicklung bei Wachstumsträ-gern in benachteiligten Regionen/INNO-WATT“ intensivdie Stärkung und den Ausbau der industriellen For-schungsleistung.

Das technologieoffene Programm ist auf aussichtsreicheWachstumsträger konzentriert und setzt daher genau dortan, wo es insbesondere in Ostdeutschland noch Schwä-chen gibt – bei der erfolgreichen Umsetzung von FuE-Er-gebnissen am Markt.

Seit Inkrafttreten (1. Januar 2004) bis Mitte 2006 wurdenrund 1 165 FuE-Projekte bewilligt und damit ein FuE-Vo-lumen von insgesamt 400 Mio. Euro angestoßen.

Kennzeichnend für das Programm sind eine hohe Breiten-wirksamkeit und Akzeptanz. Gut 50 Prozent der im Jahr2005 geförderten Klientel waren Erstantragsteller, darun-ter viele besonders schnell wachsende Unternehmen.INNO-WATT erreichte 2005 über 40 Prozent aller FuE-Beschäftigen in KMU der neuen Bundesländer; das sindrd. 7 660 hoch qualifizierte Forscher. Damit prägt es we-sentlich die wirtschaftliche Entwicklung der Unterneh-mensgrößenklasse, die in Ostdeutschland vorherrscht.

Die aktuelle Erfolgskontrolle belegt, dass die geförderteninnovativen Unternehmen mit überdurchschnittlichem

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Umsatz-, Export- und Beschäftigungswachstum zur Ent-wicklung des ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbes bei-tragen.

Zur Fortsetzung dieser erfolgreichen Entwicklung sind imErgebnis der kürzlich abgeschlossenen Evaluation desProgramms seit 1. Juli 2006 die Fördermöglichkeiten er-weitert worden. Nunmehr werden auch FuE-Projekte vontechnologieorientierten Gründern und von schnell wach-senden Unternehmen in die Förderung einbezogen. Zu-dem wird angestrebt, exzellente grundlagenorientierteFuE-Vorhaben externer Industrieforschungseinrichtungennoch in diesem Jahr mit einer neuen Fördermaßnahme„Vorlaufforschung“ zu unterstützen und damit deren For-schungskompetenz zu erhöhen.

4.2 Netzwerke stärken: Kompetenzen von Unternehmen und Wissenschaft bündeln

PROgramm zur Förderung der Erhöhung der INNOvationskompetenz mittelständischer Unternehmen (PRO INNO II)

Mit dem bundesweiten „PROgramm zur Förderung derErhöhung der INNOvationskompetenz mittelständischerUnternehmen (PRO INNO II)“, das zum 1. August 2004neu gestartet wurde, wird die FuE-Kooperation von Un-ternehmen und Forschungseinrichtungen und damit dieschnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen in klei-nen und mittleren Unternehmen (KMU) gefördert. In die-sem technologieoffenen Programm haben die KMU dieEntscheidungsfreiheit über Technologiefeld, Kooperati-onsform und Kooperationspartner im In- und Ausland.Zielgruppe des gesamten Programms sind 50 000 innova-tive mittelständische Unternehmen in Deutschland. In dasProgramm sind die Empfehlungen der Evaluierung desVorgängerprogramms eingeflossen. So weist PRO INNOII wichtige Modifikationen zur Erweiterung der Möglich-keiten der Inanspruchnahme und zum Anreiz für transna-tionale FuE-Kooperationen auf.

Die große Bedeutung und Resonanz des Programms fürden Umstrukturierungs- und Aufholprozess in den neuenLändern wird unterstrichen durch den hohen Anteil vonüber 45 Prozent an den deutschlandweit bewilligten Pro-jekten und Fördermitteln. Bisher wurden im Rahmen die-ses Programms für Ostdeutschland rd. 130 Mio. Euro für1 300 Förderanträge bewilligt. Damit wurde ein FuE-Vo-lumen von über 400 Mio. Euro angestoßen; beteiligt wa-ren 1 070 Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

Mit der seit dem 4. Mai 2006 eingeführten zusätzlichenFördermöglichkeit der „Einstiegsförderung“ wurde dieZielsetzung der Koalitionsvereinbarung, zur Heranfüh-rung bisher nicht innovierender KMU an eigene For-schung und Entwicklung, umgesetzt.

Netzwerkmanagement-Ost (NEMO)

Bei dem seit 2002 erfolgreich durchgeführten Förderwett-bewerb „Netzwerkmanagement-Ost (NEMO)“ handelt essich um eine bedarfsgerechte Ergänzung des Förderansat-zes für Forschungs- und Entwicklungskooperationen für

KMU. NEMO stößt die Bildung und Entwicklung von in-novationsorientierten wirtschaftsnahen Netzwerken inden neuen Ländern durch die Förderung sachkompetentertechnologischer und betriebswirtschaftlicher externerManagementleistungen an. Die überwiegend kleinen undjungen Unternehmen in den neuen Bundesländern werdendadurch in die Lage versetzt, mit größerer Technologie-kompetenz und breiterer Technologiebasis gemeinsamam Markt aufzutreten.

In den sechs bisher durchgeführten Wettbewerbsrundengingen aus 385 Anträgen von 230 Einrichtungen 125 Pro-jekte als Sieger hervor. Für diese Netzwerke wurdenrd. 24 Mio. Euro Fördermitteln bewilligt. Insgesamt sindrd. 1 000 KMU in die Netzwerke integriert. Sie repräsen-tieren ein Umsatzvolumen von annähernd 3 Mrd. Euro.Darüber hinaus wirkt eine Reihe von Forschungseinrich-tungen an den Netzwerken mit, hier insbesondere die pra-xisorientierten ostdeutschen Universitäten und Hochschu-len. Die in einigen Fällen auch überregional angelegtenNetzwerke beziehen alle neuen Bundesländer mit ein. Inden geförderten Netzwerken sind alle wichtigen Bran-chen und Technikfelder – von Zukunftstechnologien wieInformations- und Kommunikationstechnologie, über er-neuerbare Energien bis zu Vorsorgeaufgaben wie Um-weltschutz und gesunde Ernährung – vertreten.

4.3 Regionale Kompetenzprofile stärken – Unternehmen Region

Mit der Initiative „Unternehmen Region“ verfolgt dieBundesregierung systematisch eine neue, an Clustern ori-entierte Förderstrategie für die neuen Länder. Unter demDach von „Unternehmen Region“ finden sich heute fünfunterschiedliche Programme mit dem einheitlichen Ziel,regionale Innovationspotenziale zu identifizieren und zunutzen, um dadurch das regionale Kompetenzprofil zustärken. Dabei sind die Kooperation zwischen Wirtschaftund Wissenschaft und die Vernetzung der Akteure in un-ternehmerischen Bündnissen wesentliche Punkte der För-derstrategie.

Bisher wurden in über 140 regionalen Innovationsbünd-nissen aus mittelständischen Unternehmen sowie For-schungs- und Bildungseinrichtungen 1 700 Vorhaben ge-fördert. Der neuartige Ansatz der an Regionen orientiertenInnovationsinitiative ist erfolgreich, da die gefördertenBündnisse mit ihren fundierten marktorientierten Innova-tionsstrategien weit über die Interessen von Einzelunter-nehmen hinaus gehen und damit wesentliche Impulse fürdie Bildung und Stärkung regionaler Cluster geben. Diesbelegen auch die zahlreichen im Rahmen von „Unterneh-men Region“ erfolgten Gründungen mit zukunftsfähigenund hochwertigen Arbeitsplätzen, eine Vielzahl von Pa-tentanmeldungen und die Einrichtung neuer Studien- undAusbildungsplätze, die sich besonders an der Nachfrageder regionalen Wirtschaft orientieren.

Unter dem Dach der Innovationsinitiative „UnternehmenRegion“ werden nunmehr fünf aufeinander abgestimmteProgramme angeboten, die an unterschiedlichen Stellendes Innovationsprozesses ansetzen:

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Drucksache 16/2870 – 44 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

InnoRegio (1999 bis 2006)

Durch Kooperationen von Bildungs- und Forschungsein-richtungen sowie Wirtschaft und Verwaltung mit einemgemeinsamen Innovationskonzept wird mit Hilfe diesesProgramms die regionale wirtschaftliche Entwicklung ge-stärkt. Insgesamt wurde in 23 InnoRegios die Förderungvon 1 100 Einzelvorhaben bewilligt, mit der Eigenmittelin Höhe von rund 113 Mio. Euro angestoßen werdenkonnten. Mit der finanziellen Unterstützung entstehen inden Regionen attraktive Wirtschafts- und Wissen-schaftsprofile, die wesentliche Voraussetzung für wirt-schaftliches Wachstums und für die Herausbildung clus-terorientierter Entwicklungen sind:

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Beispiele für InnoRegio-Netzwerke

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschungunter Federführung des Deutschen Instituts für Wirt-schaftsforschung (DIW) bestätigen den Förderansatz von„Unternehmen Region“. Demnach sind durch die Inno-Regio-Netzwerke Forschungs- und Bildungsprojekte re-alisiert worden, die zum überwiegenden Teil ohne dieFörderung durch das InnoRegio-Programm nicht möglichgewesen wären.

In den InnoRegio-Netzwerken arbeiten Unternehmen miteiner überdurchschnittlich hohen Innovationskompetenzzusammen. Bei knapp einem Drittel der Unternehmenliegt der Anteil des FuE-Personals bei über 50 Prozent.

Über 40 Prozent der Unternehmen haben in den letztenzwei Jahren Patente angemeldet; rund 40 Prozent von ih-nen entwickelten völlig neue Produkte. Die InnoRegio-Unternehmen konzentrieren sich dabei auf wachsendeMärkte: Drei Viertel sind im Export tätig. Seit 2000 wur-den die Ausfuhren um über 70 Prozent gesteigert.

Die Vernetzung zeigt erste Erfolge im Innovationspro-zess, denn die Förderung wirkte sich allgemein positivauf das Innovationspotenzial der Unternehmen aus. ImZuge dieser Entwicklung zeigten sich bei den Beteiligtenpositive Beschäftigungsentwicklungen: Von 2000 bis2004 stieg die Beschäftigung in den InnoRegio-Unterneh-men um über 10 Prozent und damit stärker als bei ver-gleichbaren ostdeutschen Unternehmen. Darüber hinauswurden insgesamt 144 Unternehmensgründungen sowieUnternehmensansiedelungen durch die InnoRegio-Förde-rung angestoßen.

Innovative regionale Wachstumskerne (seit 2001)

Der Förderansatz von InnoRegio wurde mit dem Pro-gramm „Innovative regionale Wachstumskerne“ weiter-entwickelt. Bei diesem Programm liegt der Schwerpunktnoch stärker auf Projektverbünden mit einem – auchkurzfristig – hohen wirtschaftlichen Umsetzungspoten-zial. Wesentliche Voraussetzung für die Förderung derWachstumskerninitiativen ist die Erarbeitung und Umset-zung einer regionalen Innovationsstrategie, die den Cha-rakter eines Business-Plans hat. Bislang wurden und wer-den insgesamt 22 Wachstumskerne mit einemdurchschnittlichen Jahresbedarf in Höhe von jeweils ca.1,2 Mio. Euro unterstützt.

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Beispiele für Innovative regionale Wachstumskerne

Disco

Im Rahmen der InnoRegio-Förderung der InitiativeDisco hat sich die Gesundheitsregion Vorpommern einklares Kompetenzprofil für telemedizinische Anwen-dungen gegeben. Durch die erfolgreiche Strategieumset-zung wird derzeit ein regionales Health Care Center auf-gebaut, das in Verbindung mit einer TelematikplattformGesundheitsdienstleistungen wie telematikbasierte Blut-zuckereinstellung oder neue Diagnostikverfahren fürdas Auge integriert anbieten kann. Insgesamt ist inner-halb des Disco-Verbundes die Anzahl der Mitarbeiter inden 23 Mitgliedsunternehmen von 2000 bis 2005 um33 Prozent angestiegen.

INPROSYS

Unter dem Dach der InnoRegio INPROSYS – InnovativeProduktionssysteme – wurden die regionalen Kompeten-zen in der Werkzeugregion Schmalkalden insbesondereim Bereich hochgenauer Hand- und Maschinenwerk-zeuge gebündelt. Die Initiative hat zu einer außerordent-lich hohen Gründungsdynamik in der Region mit insge-samt 25 neuen Unternehmen im SchwerpunktProduktions- und Fertigungstechnik beigetragen. DieMitgliedsunternehmen der InnoRegio sind mit ihremKnow-how mittlerweile weltweit gefragt. Im Zeitraumvon 2000 bis 2005 wurden im diesem Innovationsver-bund insgesamt 96 Patente entwickelt.

IKON

In dem seit 2003 geförderten Wachstumskern „IKON“haben sich in der Region Dresden Nahrungsmittelunter-nehmen und Forschungseinrichtungen zusammenge-schlossen, um eine Alternative zur Keimreduzierung fürden Lebensmittel- und Pharmabereich zu entwickeln.Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren setzt dieDruckwechseltechnologie auf eine „kalte“ Konservie-rung – natürliche Produkteigenschaften, z. B. in Frucht-säften oder Medikamenten, können so besser erhaltenwerden. Die in dem Innovationsbündnis bearbeitetePlattformtechnologie verfügt über das Potenzial, auchauf weitere Branchen in der Region wie Anlagenbauund Zulieferindustrie auszustrahlen.

ALCERU-HightechDer im Jahr 2004 um das Thüringische Institut für Tex-til- und Kunststoff-Forschung entstandene Wachstums-kern „ALCERU-Hightech“ erschließt ein bisher vor al-lem für die Erzeugung textiler Faserstoffe genutztesVerfahren für eine breite Palette von Anwendungen. Alleine

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45 – Drucksache 16/2870

Zentren für Innovationskompetenz (2002 bis 2009)

Mit dem Programm „Zentren für Innovationskompetenz.Exzellenz schaffen – Talente sichern“ unterstützt dieBundesregierung den Aufbau von international wettbe-werbsfähigen Zentren für Spitzenforschung an ostdeut-schen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

In einer zunächst einjährigen Strategie- und Konzeptent-wicklungsphase wurden zwölf Initiativen finanziell sowiemit einem professionellen Coaching unterstützt. Seit März2004 unterstützt die Bundesregierung sechs dieser Initia-tiven, die von einer unabhängigen Expertenjury ausge-wählt wurden, bei der Umsetzung ihrer Konzeptionen.Den sechs Initiativen ist es gelungen, sich mit ihrer Strate-gie für ein Spitzenforschungszentrum in ihrem jeweiligenForschungsfeld zu positionieren – sowohl im Hinblick aufdie Konkurrenz in der nationalen und internationalen Wis-senschaft, als auch auf den Wettbewerb am Markt.

Im Mittelpunkt der Unterstützung der sechs Zentrendurch die Bundesregierung steht die Finanzierung von je-weils zwei Forschungsgruppen mit international renom-mierten Nachwuchswissenschaftlern. Mit diesem innova-tiven Ansatz konnten unter anderem deutsche undausländische Wissenschaftler für die Leitung der Nach-wuchsgruppen gewonnen werden, die zuvor an führendenForschungseinrichtungen in den USA, Großbritannienoder China arbeiteten.

Eines dieser Zentren ist „ultra optics“. Hier werden neu-artige Konzepte zur Kontrolle von Licht entwickelt, diedann im Rahmen von Kooperationen mit weiteren Part-nern aus Wissenschaft und Industrie in anwendungsfä-hige Technologien umgesetzt werden. Ziel ist es, optischeSysteme zu entwickeln, die maßgeschneidertes Licht be-stimmter Intensität oder Wellenlänge bereitstellen. Umdiese Aufgabe erfüllen zu können, werden im For-schungszentrum zwei Teildisziplinen der modernen Optikund der Quantenelektronik – die Nanooptik und die Ultra-photonik – zur Ultraoptik zusammengeführt.

Die Zentren für Innovationskompetenz der ersten Förder-runde werden von der Bundesregierung mit 61 Mio. Eurogefördert. Inbegriffen sind dabei, neben der Finanzierungvon Nachwuchsgruppen bis zum Jahr 2009, auch strategi-sche Investitionen. Im Jahr 2007 werden in einer zweitenProgrammwelle zusätzlich weitere Initiativen bei der Ent-wicklung ihrer Konzeptionen zum Aufbau von Exzellenz-zentren gefördert.

Innovationsforen

Ziel dieses Programms ist es, die Bildung von Innovati-onsnetzwerken aus Unternehmen, wissenschaftlichen

Einrichtungen und anderen Akteuren zu fördern. Im Mit-telpunkt der Förderung – die sich an Innovationsinitiati-ven richtet, die sich in einer frühen oder speziellen Phaseihrer Entwicklung befinden – stehen Innovationsforen.Diese ähneln Fachkongressen, dienen dem Wissenstrans-fer, der Entwicklung von Innovationsstrategien, der Posi-tionierung im Wettbewerb und dem Knüpfen von Kontak-ten.Das im Jahre 2001 geförderte Innovationsforum „Oberflä-chentechnik“ bildete den Ausgangspunkt für den Ausbauder in der Lausitz vorhandenen Kompetenzen für Oberflä-chenveredelungsverfahren und den dazugehörigen Anla-genbau. Die klare regionale Profilierung ermöglichteschließlich eine Förderung des Netzwerkes im Rahmendes Programms „Innovative regionale Wachtumskerne“im Zeitraum von 2001 bis 2003. Auf Grundlage der miteiner klaren Marktorientierung verbundenen Fokussie-rung auf Alleinstellungsmerkmale sind innerhalb des In-novationsverbundes bereits 89 neue Arbeitsplätze in derstrukturschwachen Region Zittau geschaffen worden.

Seit dem Jahr 2001 wurden knapp 80 Innovationsforengefördert. Für die Durchführung der Foren werden jähr-lich ca. 1 Mio. Euro bereitgestellt.

InnoProfile (2005 bis 2012)

Das Programm „InnoProfile“ beinhaltet die Förderungvon Nachwuchsforschungsgruppen an Hochschulen undaußeruniversitären Forschungseinrichtungen in den neuenLändern, die sich mit ihrer Forschung an konkreten inno-vationsrelevanten Fragestellungen und Profil bildendenBasistechnologien von Klein- und Mittelständischen Un-ternehmen ihrer Region orientieren.

Durch diese konditionierte Förderung wirtschaftsorien-tierter Nachwuchsforschungsgruppen gibt es Anreize,frühzeitig Forschungspotenzial zur Unterstützung dessich herausbildenden Wirtschafts- und Technologieprofilsvon Regionen auf- und auszubauen. Zugleich wird mitInnoProfile modellhaft ein neuer innovationspolitischerFörderansatz realisiert, bei dem die aktive Rolle der öf-fentlichen Forschungsinfrastruktur durch die Orientie-rung an der Technologienachfrage im regionalen Innova-tionsgeschehen gestärkt wird.

Das Programm „InnoProfile“ sieht eine Förderung vonNachwuchsgruppen über jeweils fünf Jahre vor. Die För-derung umfasst auch die Finanzierung von Auslandsauf-enthalten und dem Personalaustausch mit Unternehmen.Im ersten Projektjahr ist eine Förderung von Investitionenmöglich. Zur Realisierung des Programms „InnoProfile“sind für den Zeitraum 2005 bis 2012 finanzielle Mittel inHöhe von rund 150 Mio. Euro vorgesehen. In den erstenbeiden Auswahlrunden wurden bislang 32 Forschungs-projekte ausgewählt.

5. Stärkung des Hochschul- und Forschungsstandorts Ostdeutschland

Hochschulen und Zentren außeruniversitärer Forschungsichern in einer zunehmend wissensbasierten Gesellschaftdie Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft und

oder im Verbund mit anderen Materialien ergeben sichso viel versprechende Einsatzmöglichkeiten, unter an-derem in der Bekleidungsindustrie sowie in der Medi-zin- und Umwelttechnik. Ziel der Partner aus Wirtschaftund Wissenschaft ist es, in Rudolstadt ein internationalanerkanntes Produktions-, Forschungs- und Vermark-tungszentrum für Funktionswerkstoffe auf Celluloseba-sis zu etablieren.

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Drucksache 16/2870 – 46 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

tragen ganz wesentlich zur Attraktivität von Regionenund Städten bei. Investitionen in Bildung und Forschungsind ein zentraler Bausstein für unsere Zukunftssiche-rung.

Für Bildung und Forschung sind aus dem Haushalt desBundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)im Jahr 2005 rund 1,95 Mrd. Euro für die neuen Länder(einschließlich Berlin) bereitgestellt worden; ohne Berlinwaren es im Jahr 2005 über 1,33 Mrd. Euro.

5.1 Hochschulen und Forschungs-einrichtungen fördern

Das Länderranking 2005 des Centrums für Hochschulent-wicklung (CHE) zeigt, dass in Ostdeutschland mittler-weile ein attraktives und differenziertes Angebot anUniversitäten und Fachhochschulen entstanden ist. Insbe-sondere bei der Studiendauer und der Betreuungsrelation(Studierenden je Professor) belegten die Hochschulenvon Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern erstePlätze. In besonderem Maße gilt dies an den Universitä-ten Greifswald, Halle, Magdeburg und Jena für die Medi-zin.

Als Nachweis der hohen Qualität der Forschung an Hoch-schulen in den neuen Ländern ist auch die Tatsache zuwerten, dass die Universität Dresden den Zuschlag fürdas sechste DFG-Forschungszentrum erhalten hat. DasForschungszentrum „Regenerative Therapien – von Zel-len zu Gewebe zu Therapien“ wird von der DFG seit dem1. Januar 2006 mit jährlich 5 Mio. Euro für zunächst vierJahre, maximal zwölf Jahre, gefördert.

5.1.1 Hochschulbau

Im Jahr 2005 wurden den neuen Ländern (ohne Berlin)im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbaurund 180 Mio. Euro Bundesmittel zugewiesen. Unter Be-rücksichtigung der komplementären Aufwendungen derneuen Länder entspricht dies einer Gesamtinvestition vonrund 435 Mio. Euro zugunsten des Baus und der Ausstat-tung der Hochschulen in den neuen Ländern. Damit ent-fiel von den bundesweit aufgewandten Mitteln ein Anteilvon rd. 20 Prozent auf die ostdeutschen Hochschulen(ohne Berlin) bei einem Studierendenanteil vonrd. 14 Prozent (Stand WS 2005/2006).

Erhebliche Bedeutung haben die Möglichkeiten erlangt,die sich im Zusammenhang mit dem Europäischen Regio-nal-Fonds EFRE ergeben. In den neuen Ländern wurdenbisher daraus insgesamt 47 Investitionsvorhaben mit ei-ner Drittmittelgesamtsumme von 253 Mio. Euro geför-dert.

Im April 2006 verabschiedete der gemeinsame Planungs-ausschuss von Bund und Ländern den 35. und voraus-sichtlich letzten Rahmenplan für den Hochschulbau. ImZuge der Föderalismusreform soll die Finanzierung desHochschulbaus am 1. Januar 2007 in die Kompetenz derLänder übergehen. Danach können die Bundesländerkünftig jeweils selbstständig über die Verwendung ihrerInvestitionsmittel im Hochschulbau entscheiden. Der

Bund wird im Rahmen seiner finanziellen Verantwortungab 2007 den Ländern als Kompensationsbeitrag einenAnteil von jährlich rund 695 Mio. Euro für den Hoch-schulbau direkt zuweisen – wovon 24,3 Prozent bzw.rund 169 Mio. Euro auf die neuen Länder ohne Berlinentfallen werden. Zudem werden für alle Bundesländernoch einmal rund 298 Mio. Euro pro Jahr für Forschungs-bauten einschließlich Großgeräte zur Verfügung stehen.

5.1.2 Programm zur Förderung innovativer Forschungsstrukturen in den neuen Ländern und Berlin

Das Programm zur Förderung innovativer Forschungs-strukturen in den neuen Ländern und Berlin ist als Artikel 3Bestandteil der Bund-Länder-Vereinbarung zur Förde-rung der Weiterentwicklung von Hochschule und Wissen-schaft sowie zur Realisierung der Chancengleichheit fürFrauen in Forschung und Lehre – Hochschul- und Wis-senschaftsprogramm (HWP). Mit dem HWP führen Bundund Länder im Anschluss an das mit Ablauf des Jahres2000 beendete Hochschulsonderprogramm (HSP) III ins-gesamt sechs Fachprogramme durch, die der Stärkung derLeistungsfähigkeit und internationalen Attraktivität desostdeutschen Hochschulsystems dienen.

Artikel 3 des HWP unterstützt gezielt den Auf- undAusbau international konkurrenzfähiger Hochschul- undForschungsstrukturen in den neuen Ländern. Seit 2001werden Forschungsverbünde von Hochschulen unterei-nander, zwischen Hochschulen und außeruniversitärenForschungseinrichtungen sowie Forschungseinrichtungender Wirtschaft gestärkt. Weitere Schwerpunkte des Fach-programms liegen auf der Förderung von Projektvorlauf-phasen zur Steigerung der Drittmittelfähigkeit und der be-fristeten Einrichtung von Nachwuchsgruppen. Bis zumJahr 2004 wurden hierfür rund 97 Mio. Euro von Bundund Ländern – je zur Hälfte – zur Verfügung gestellt. DasProgramm endet, wie vorgesehen, in diesem Jahr.

5.1.3 Programm „Angewandte Forschung an Fachhochschulen im Verbund mit der Wirtschaft (FH³)“

Im FH3-Programm wurden Forschungsverbünde zwi-schen Fachhochschulen, Unternehmen und weiteren Part-nern, wie Universitäten und Forschungseinrichtungen(z. B. Institute der Fraunhofer Gesellschaft), gefördert.Projektthemen kommen aus den ingenieur-, natur undwirtschaftswissenschaftlichen Bereichen und zeichnensich durch eine große Anwendungsnähe aus, was insbe-sondere für kleine und mittlere Unternehmen hohe Rele-vanz besitzt. Auf Dauer soll erreicht werden, dass sich derWissens- und Technologietransfer zwischen Fachhoch-schulen und Unternehmen nachhaltig intensiviert.

Jährlich kommen etwa 33 Prozent der gestellten Anträgeaus den 29 antragsberechtigten Fachhochschulen der neuenLänder (inklusive Berlin). Bezogen auf die 108 westdeut-schen antragsberechtigten Fachhochschulen können dieostdeutschen Anträge in etwa dem gleichem Verhältnis fi-nanziert werden. Im Jahr 2005 stellte die Bundesregie-

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47 – Drucksache 16/2870

rung für das Programm rund 8,1 Mio. Euro zur Verfü-gung. Damit konnten 40 FuE-Anträge der Förderrunde2005 bewilligt werde. Weitere ca. 60 Anträge sollen imLaufe des 1. Halbjahres 2006 bewilligt werden.

5.2 Ausbau ostdeutscher Forschungszentren

Die im Jahr 2005 für die institutionelle Förderung derForschung in den neuen Ländern (einschließlich Berlin)bereitgestellten Mittel in Höhe von rund 822 Mio. Eurowurden für den weiteren Aufbau und die Modernisierungder ostdeutschen Forschungszentren eingesetzt: Für dieHelmholtz-Zentren 250 Mio. Euro, für die Fraunhofer-Gesellschaft rund 95 Mio. Euro, für die Max-Planck-Ge-sellschaft rund 116 Mio. Euro und für die Einrichtungender Leibniz-Gemeinschaft (WGL) rund 214 Mio. Euro.

Max-Planck-Gesellschaft

Mit finanzieller Unterstützung durch die Bundesregie-rung und die Länder konnte der Aufbau der Einrichtun-gen der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in den neuenLändern abgeschlossen werden. In den zurückliegendenJahren hat die MPG hier 18 Institute, eine Forschungs-stelle und ein Teilinstitut gegründet. Damit ist die MPG inder Gesamtheit der neuen Länder annähernd proportionalmit dem gleichen Potenzial an Forschungseinrichtungenvertreten wie in den alten Ländern. Inzwischen fließen

ein Viertel der jährlichen Betriebsmittel der MPG in Höhevon rund 200 Mio. Euro in die neuen Länder.

Die Institute in den neuen Ländern sind fest integriert indie Programme und Vorhaben der MPG. So sind bei-spielsweise am Programm „International Max Planck Re-search Schools“ von derzeit 43 laufenden ResearchSchools 14 Max-Planck-Forschungseinrichtungen in denneuen Ländern beteiligt.

Fraunhofer-Gesellschaft

Mit der Eröffnung des Fraunhofer-Zentrums für Nano-elektronische Technologien (CNT) im Mai 2005 in Dres-den und der Gründung des Fraunhofer-Instituts für Zell-therapie und Immunologie (IZI) in Leipzig existierennunmehr insgesamt 25 Fraunhofer-Institute und Fraunho-fer-Einrichtungen in den ostdeutschen Bundesländern.Ende 2005 arbeiteten rund 3 050 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter in den Fraunhofer-Einrichtungen der neuenLänder.

Innovative technologische Ansätze für Produkte, Verfah-ren und Dienstleistungen, die gerade in den neuen Bun-desländern dringend notwendig sind, entstehen heute zu-nehmend an den Grenzen einander ergänzenderwissenschaftlicher Disziplinen im Austausch der Exper-ten unterschiedlicher Provenienz. Darauf aufbauend hatdie Fraunhofer-Gesellschaft begonnen mit Mitteln des

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Clusterförderung durch Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft

Fraunhofer-Zentrum für Nanoelektronische Technologien (CNT)

Das Fraunhofer-Zentrum für Nanoelektronische Technologien (CNT) wurde als gemeinsame Forschungseinrichtungder Fraunhofer-Gesellschaft sowie der Industriepartner Advanced Micro Devices (AMD) und Infineon TechnologiesAG im Mai 2005 eröffnet. Es trägt als Forschungsplattform den speziellen Erfordernissen der in Dresden angesiedel-ten Firmen mit 300 mm Fertigungstechnologie Rechnung. Damit ist Dresden einer der wichtigsten Standorte der eu-ropäischen Spitzenforschung auf dem Gebiet der Nanoelektronik.

Für die Erstausstattung sind 80 Mio. Euro vorgesehen, die vom Freistaat Sachsen und dem Bund getragen werden.Die Industriepartner planen in Abstimmung mit der Fraunhofer-Gesellschaft in den kommenden fünf Jahren For-schungsprojekte mit einem Volumen von rund 170 Mio. Euro.

Innovationscluster Jena Optical Innovation (JOIN)

Fraunhofer-Institut für angewandte Optik und Feinmechanik IOF, Jena

Jena steht seit Zeiss, Schott und Abbe für Kompetenz in den Optischen Technologien. Auf diese Tradition konntenach der Wiedervereinigung praktisch nahtlos zurückgegriffen werden. Die hohe Konzentration von gewachsenemWissen gekoppelt mit einer spürbaren Technologiefreundlichkeit in der Region waren für die Auswahl des Standortsfür einen Innovationscluster sehr wichtig. In einem Netzwerk bestehend aus der regionalen Industrie, den Hochschu-len FSU Jena, TH Jena und TU Ilmenau, dem IPHT als Forschungseinrichtung sowie weiterer Partner werden mo-derne Fragestellungen der Optik projektbezogen gemeinsam mit dem IOF bearbeitet.

Inhaltlich werden hochpräzise Optiken in der Massenfertigung, die Kombination diffraktiver und refraktiver Optikund die symbiotische Integration optischer und elektrischer Elemente für Anwendungen in der Sensorik bzw. Auto-mobiltechnik vorangetrieben. Weitere Schwerpunkte bestehen in der Miniaturisierung von Bauelementen, die Nut-zung von Nanostrukturen zur Strahlformung und das darauf abgestimmte optische Design.

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Drucksache 16/2870 – 48 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

n o c h Tabelle 9

Clusterförderung durch Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft

Innovationscluster Mechatronischer Maschinenbau

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, Chemnitz

Die Gründung des Innovationsclusters Mechatronischer Maschinenbau in Chemnitz stärkt das regional bestehendNetzwerk aus Automobilherstellern und deren Zulieferfirmen sowie Universitäten und einer Vielzahl außeruniversi-tärer Forschungseinrichtungen.

Die Mechatronik stellt die Schnittmenge der Disziplinen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik dar. Inner-halb dieses interdisziplinären Forschungsfelds konzentriert das Cluster die technischen und organisatorischen Kom-petenzen und stellt diese allen Beteiligten zu Verfügung. Über die Entwicklung mechatronischer Fertigungsverfahrensollen anspruchsvollste Produkte und Prozesse realisiert werden.

Paktes für Forschung und Innovation neuartige Innovati-onscluster mit regionalen Kernen als Plattform für denAustausch und die Zusammenarbeit von Forschern, Ent-wicklern und Kaufleuten aus Hochschulen, Forschungs-einrichtungen und Unternehmen zu gründen. Zwei derdrei bisher existierenden Innovationscluster befinden sichin den neuen Ländern.

Seit 1992 wurden in den Fraunhofer-Instituten und -Ein-richtungen in den neuen Ländern insgesamt 1 095 Mio.Euro in Projekten eingeworben, darunter 582 Mio. Eurodurch Aufträge aus der Wirtschaft und 402 Mio. Euro anöffentlichen Projekterträgen. Der Gesamthaushalt derFraunhofer-Einrichtungen in Ostdeutschland betrug imJahr 2005 184 Mio. Euro, davon wurden 79 Mio. Eurodurch Aufträge aus der Wirtschaft erbracht.

Helmholtz-Gemeinschaft

Zahlreiche Helmholtz-Zentren sind in den neuen Ländernentstanden. Beispielhaft ist das GeoForschungsZentrumPotsdam (GFZ) mit seinen fast 600 Beschäftigten, das in-zwischen zu den weltweit führenden Institutionen der ge-owissenschaftlichen Forschung gehört.

Seit der Gründung des Max-Delbrück-Centrums für Mo-lekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch 1992 hat sichder Campus Berlin-Buch zu einem herausragenden Ortfür klinische Forschung in Deutschland weiterentwickelt.Das MDC hat mit den benachbarten Kliniken eine einzig-artige Form der klinischen Kooperation aufgebaut. Es istals wichtiger Standort in der medizinischen Genomfor-schung zentral am Nationalen Genomforschungsnetz be-teiligt.

Gegründet mit der besondere Verantwortung für die Um-weltprobleme im Osten Deutschlands sowie in Mittel-und Osteuropa hat sich das UmweltforschungszentrumLeipzig-Halle GmbH (UFZ) inzwischen als deutschesKompetenzzentrum für die Erforschung der Wechselwir-kungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten undgestörten Landschaften etabliert. International führendeArbeitsgruppen haben sich beispielsweise in den Berei-chen Biodiversitätsforschung und ökonomische Umwelt-forschung etabliert.

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Unternehmung Wendelstein 7-X

Leibniz-Gemeinschaft

Mit der gemeinsamen Förderung der „Blaue Liste Ein-richtungen (BLE)“, die sich 1995 in der Leibniz-Gemein-schaft (WGL) zusammengeschlossen haben, verfügenBund und Länder über ein wissenschaftspolitisches För-derinstrument, mit dem flexibel und schnell auf neue wis-senschaftliche und wissenschaftspolitische Anforderun-gen reagiert werden kann.

Derzeit befinden sich in den neuen Ländern (einschließ-lich Berlin) 39 Forschungseinrichtungen in der gemeinsa-men Bund-Länder-Förderung. Für ihre Finanzierung ha-ben Bund und Länder für 2006 insgesamt 435 Mio. Eurobereitgestellt. Die Institute haben sich in fachlich ausge-richteten Sektionen zusammengeschlossen, in denen sieihr gemeinsames Potenzial nutzen. Auch durch Verbündewird die problemorientierte und interdisziplinäre Zusam-menarbeit zwischen Leibniz-Instituten, anderen For-schungseinrichtungen und Universitäten, gestärkt.

Sowohl im gesamtstaatlichen und gesamtgesellschaftli-chen Interesse als auch für die weiterhin dringend not-wendige Intensivierung des Ausbaus der industriebezoge-

Ziel des der Helmholtz-Gemeinschaft assoziierten Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald,einem Teilinstitut des gleichnamigen Instituts in Gar-ching, ist es, die physikalischen Grundlagen für einFusionskraftwerk nach dem Stellaratorprinzip zu entwi-ckeln, das – ähnlich wie die Sonne – aus der Verschmel-zung von Wasserstoffisotopen zu Helium Energie ge-winnt. Die Unternehmung WENDELSTEIN 7-X“ mitden Teilbereichen Projektkoordination, Magnete undKryostat, Basismaschine, Systemtechnik, Montage undPhysik hatte Ende Dezember 2005 über 300 Mitarbeiter.Die technische Inbetriebnahme ist für 2011 geplant, dererste „Plasmabetrieb“ wird für das Jahr 2012 erwartet.

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Ausgewählte Institute der Leibniz-Gemeinschaft in den neuen Ländern

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT), Leipzig

Am 25. April 2006 wurde am Leibniz-Institut für Tro-posphärenforschung (IfT) in Leipzig ein weltweit ein-zigartiges Wolkenlabor eröffnet. Hier erzeugen und er-forschen Wissenschaftler Wolken im Labor unterkontrollierten und realitätsnahen Bedingungen. Sie er-warten neue Erkenntnisse über den menschlichen Ein-fluss auf Wolken und Klima. Die Gesamtinvestition vonrund 3 Mio. Euro für den Neubau und die Versuchsan-ordnung trugen Bund und Freistaat Sachsen zu gleichenTeilen. Das IfT wurde 1992 zur Erforschung physikali-scher und chemischer Prozesse in bodennahen Luft-schichten, der Troposphäre, gegründet.

Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN)Mit dem Aufbau und der Entwicklung von Europas ers-tem 7 Tesla-Magnetresonanztomographen am Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN) wurde am StandortMagdeburg ein Bildgebungszentrum der Neurowissen-schaften entwickelt, das zu einem der fünf staatlich ge-förderten Zentren in Deutschland zählt. Die Verwen-dung ultrastarker Magnetfelder von der 140 000-fachenStärke des Erdmagnetfeldes, die mit dem 7-Tesla-Geräterzeugt werden, erlaubt es, auch sehr schwache Signaledes Gehirns und der damit verbundenen subtilen Verar-beitungsschritte innerhalb der Hirnstrukturen zu erfas-sen und zu untersuchen. Damit kann es möglich werden,bisher nicht erfassbare Störungen normaler Hirnaktivitätzu diagnostizieren.

Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)

Mit der Indienststellung des ersten neuen Forschungs-schiffs in Deutschland seit 15 Jahren, der MARIA S.MERIAN, ist am Leibniz-Institut für Ostseeforschungein wichtiger Schritt zur Erneuerung der deutschen For-schungsflotte und damit zur Stärkung der Meeresfor-schung vollzogen worden. Mit ihrer Eisverstärkungwird sie insbesondere für Forschungsfahrten am Eisrandim Nordatlantik und in der Ostsee prädestiniert sein undallen deutschen Meeresforschern sowie ausländischenPartnern zur Verfügung stehen. Dabei ist die Bandbreiteder Disziplinen groß, die vom neuen Schiff profitieren –sie reicht von der Ozeanographie über die marine Geo-logie, die Meeres- und Luftchemie, die marine Geophy-sik bis hin zur Meteorologie.

nen FuE-Potenziale in den neuen Bundesländern kommtden Leibniz-Instituten für den weiteren Aufbau Ost einetragende Bedeutung zu. Thematisch vielfach auf demSektor zwischen rein erkenntnisorientierter Grundlagen-forschung und produktorientierter Forschung angesiedelt,sind sie als ausgewiesene Kompetenzzentren mit vielfach

internationaler Bedeutung ein strukturell dynamischerStandortfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung unddie vermehrte Ansiedlung forschungs- und wissensinten-siver Wirtschaftszweige in den neuen Ländern. Viele die-ser Institute bilden damit heute zusammen mit den be-nachbarten Hochschulen Kristallisationspunkte für dieEntstehung von wissenschaftlichen Kompetenzzentrenund innovativen Kernen.

Forschungs- und Technologievorhaben der Bundeswehr

Die Bundeswehr leistet mit ihren Vorhaben und Aufträ-gen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der ostdeut-schen Forschungsstandorte. Das SozialwissenschaftlicheInstitut der Bundeswehr in Strausberg und das Militärge-schichtliche Forschungsamt in Potsdam haben sich an denWissenschaftsstandorten Berlin und Potsdam fest etab-liert. Insbesondere konnte im Berichtsjahr die Koopera-tionsvereinbarung mit der Universität Potsdam weiterausgebaut werden. Beide Institute unterstützen die Uni-versität Potsdam bei der Etablierung neuer und innovati-ver Studiengänge.

5.3 Entwicklung des Forschungspersonals in den öffentlich geförderten Forschungs-einrichtungen und in den Hochschulen

Das Forschungspersonal in den öffentlich gefördertenwissenschaftlichen Einrichtungen außerhalb der Hoch-schulen in den ostdeutschen Ländern stieg kontinuierlichvon 18 058 Beschäftigten im Jahr 1993 auf 21 943 Be-schäftigte im Jahr 2003 (Berlin: 8 592 im Jahr 1993,8 518 im Jahr 2003). Demgegenüber ist in den westdeut-schen Ländern – ohne Berlin – im gleichen Zeitraum einRückgang von 52 941 Beschäftigten im Jahr 1993 auf51 596 Beschäftigte im Jahr 2003 zu verzeichnen. Damitübersteigt in diesem Bereich die sog. FuE-Dichte (FuE-Personal/1 000 Einwohner) in den ostdeutschen Ländern(einschließlich Berlins) im Jahr 2003 mit 1,3 den Wertvon 0,8 für die westdeutschen Länder.

Beim Forschungspersonal der Hochschulen lässt sich hin-gegen eine andere Entwicklung als bei den außeruniversi-tären Forschungseinrichtungen feststellen. Hier verzeich-nen die ostdeutschen Länder (einschließlich Berlin) einenRückgang von 24 601 Beschäftigten im Jahr 1995 auf22 505 Beschäftigte im Jahr 2003 (Berlin: 9 400 im Jahr1995, 7 541 im Jahr 2003) wohingegen sich das For-schungspersonal an den Hochschulen in den westdeut-schen Ländern – ohne Berlin – zwischen 1995 (76 073)und 2003 (78 089) erhöhte. Die sog. FuE-Dichte ist 2003jedoch in den ostdeutschen Ländern – einschließlich Ber-lins – mit 1,3 nach wie vor höher als in den westdeut-schen Ländern mit einem Wert von 1,2.

Förderung des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses

Eine Vielzahl von Maßnahmen trägt dazu bei, dass jungeWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für For-schungsstandorten der neuen Länder gewonnen werden

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konnten. Bei den ostdeutschen Fraunhofer-Instituten bei-spielsweise sind über 700 Diplomanden und studentischeHilfskräfte in den dortigen Projekten integriert. Die An-zahl der Doktoranden an den ostdeutschen Leibniz-Insti-tuten beläuft sich auf 663 von 1 704 in Gesamtdeutsch-land.

Ein gutes Beispiel für die Entwicklung neuer Formen dertechnischen Ausbildung stellt die Chip Akademie inDresden dar, die 1999 von Infineon, Siemens Professio-nal Education und dem Silicon Saxony initiiert wurde.Hier finden unter anderem Mikrotechnologen, Industriee-lektroniker oder Mechatroniker ihre Ausbildung mit einerguten Chance, später in einem der zahlreichen Unterneh-men der Region eine attraktive Anstellung zu finden.

6. Bildung und Ausbildung fördern – Perspektiven für Jugendliche

Die berufliche Bildung und insbesondere die duale Be-rufsausbildung eröffnen nach wie vor für den überwie-genden Teil der jungen Generation den Zugang in einequalifizierte Fachkräftetätigkeit. Sie schaffen damit zu-gleich einen wesentlichen Teil der Grundlagen für das le-bensbegleitende Lernen. Primäres Ziel der Berufsbil-dungspolitik der Bundesregierung ist es daher, möglichstallen Jugendlichen die Chance zu eröffnen, mit einer ar-beitsmarktverwertbaren Ausbildung den Start in das Be-rufsleben zu beginnen.

6.1 Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs

Die Bilanz des Jahres 2005 zeigt, dass der „Nationale Paktfür Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutsch-land“ wirkt. Im Zeitraum vom 1. Oktober 2004 bis zum30. September 2005 wurden bundesweit insgesamt550 180 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen und da-mit 22 800 Verträge oder 4 Prozent weniger als im Vorjahr.Gleichzeitig ist die Zahl der Jugendlichen, die am 30. Sep-tember 2005 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) nochals unvermittelte Bewerber und Bewerberinnen gemeldetwaren, im Vergleich zum Vorjahr etwas zurück gegangen,um genau 3 161 auf 40 900 Jugendliche (– 7,2 Prozent).

Dazu haben insbesondere die vielfältigen Aktivitäten derPakt-Partner sowie weiterer Wirtschafts- und Branchen-verbände zur Mobilisierung von neuen Ausbildungsplät-zen beigetragen, die im zweiten Jahr der Umsetzung desAusbildungspaktes mit unverminderter Intensität fortge-führt wurden. Insgesamt konnten die Kammern 2005rund 63 400 neue Ausbildungsplätze einwerben. In derersten Jahreshälfte 2006 wurden bereits rd. 25 700 neueAusbildungsplätze eingeworben. Damit ist das Paktzielvon 30 000 bereits zur Jahresmitte fast erreicht.

Sonderprogramm „Einstiegsqualifizierung Jugendlicher“ (EQJ)

Im laufenden Berichtsjahr haben die Unternehmen bun-desweit rund 42 000 Plätze für das Sonderprogramm„Einstiegsqualifizierung Jugendlicher“ (EQJ) bereit ge-stellt. Die Einstiegsqualifizierungen sollen insbesondere

solchen Jugendlichen, die aus individuellen Gründen ein-geschränkte Vermittlungsaussichten haben, durch den Er-werb erster berufspraktischer Erfahrungen, Zugang zu be-trieblichen Ausbildungsangeboten eröffnen, aber auchnoch nicht ausbildende Unternehmen an die Ausbildungheranführen. Ende Juni 2006 hatten bereits rund30 300 Jugendliche eine Einstiegsqualifizierung in den Un-ternehmen aufgenommen, rund ein Fünftel davon in denneuen Bundesländern. Sie wird nach dem Sonderprogrammder Bundesregierung mit bis zu 192 Euro pro Monat zuzüg-lich des pauschalierten Gesamtsozialversicherungsbeitra-ges für die Vergütung der Jugendlichen gefördert.

Jugendliche, die eine Einstiegsqualifizierung absolvierthaben, haben anschließend bessere Chancen auf eine be-triebliche Berufsausbildung als Jugendliche, die eine be-rufsvorbereitende Bildungsmaßnahme durchlaufen ha-ben oder nicht gefördert wurden. Dies ist eines derwichtigsten Ergebnisse der Begleitforschung zum EQJ-Programm. Letzteres bewährt sich als Türöffner für eineBerufsausbildung für Jugendliche, welche Schwierigkei-ten haben, einen Ausbildungsplatz zu finden. Von denAbsolventen einer Einstiegsqualifizierung machen imAnschluss 56,5 Prozent eine betriebliche Berufsausbil-dung; bei den Jugendlichen der Vergleichsgruppe sind esnur 18 Prozent.

Zum vollständigen Bild gehört der Hinweis, dass im Jahr2005 neben den unvermittelten Bewerberinnen und Be-werbern weitere rund 47 200 Jugendliche, darunter 5 400in den neuen Ländern, die bei der BA gemeldet warenund in Alternativen vermittelt wurden, aber weiterhin dieVermittlung eines Ausbildungsplatzes wünschten.

Diese Bilanz verdeutlicht, dass der Ausbildungsstellen-markt im Jahr 2006 an Dynamik gewinnen muss, damitsich die Chancen der Jugendlichen auf eine qualifizierteBerufsausbildung wieder verbessern. In den neuen Län-dern und Berlin dürfte die Zahl der Ausbildungsplatz-nachfrager um rund 5 500 auf knapp 122 000 Jugendliche(2005: 127 200) abnehmen.

6.2 Bund-Länder-Ausbildungs-platzprogramm Ost

Bund und neue Länder engagieren sich seit 1996 in spezi-fischen Ausbildungsplatzprogrammen für die neuen Län-der. Diese Programme werden je zur Hälfte finanziert.Die Durchführung der Programme erfolgt seitens derLänder auf der Grundlage ihrer landesspezifischen Gege-benheiten auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

Für die Ausbildungsplatzprogramme einschließlich derGemeinschaftsinitiativen hat der Bund von 1999 bis 2005rd. 685 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Für das am1. September 2006 startende Bund-Länder-Sonderpro-gramm wird der Bund für die Gesamtlaufzeit bis zum31. Dezember 2009 rd. 88 Mio. Euro zur Verfügung stel-len. Die Bundesregierung unterstützt u. a. mit diesen Son-derprogrammen flankierend die Wirtschaft bei ihren An-strengungen, die im Nationalen Pakt für Ausbildung undFachkräftenachwuchs für die nächsten drei Jahre zuge-

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sagte Bereitstellung von jährlich 30 000 neuen Ausbil-dungsplätzen zu erfüllen.

Für 2005 wurde als ein Element des Ausbildungspakteserneut ein Bund-Länder Sonderprogramm zur Bereitstel-lung von 14 000 zusätzlichen Plätzen in den neuen Län-dern vereinbart. Die Bundesregierung hat dafür rund95 Mio. Euro bereitgestellt. Auch für das Jahr 2006 er-füllt die Bundesregierung ihre Verpflichtungen aus demAusbildungspakt indem sie zum 19. Mai 2006 wiederummit den neuen Ländern und Berlin ein Bund-Länder -Son-derprogramm zur Bereitstellung von 13 000 zusätzlichenPlätzen in den neuen Ländern vereinbart hat.

6.3 Berufsbildungspolitische Aktivitäten der Bundesregierung

Die Bundesregierung wird eine Reihe von Maßnahmenzur Verbesserung des Ausbildungsplatzangebots fortfüh-ren. Dabei geht es z. B. darum, Unternehmen und Be-triebe in innovativen Branchen mit Beschäftigungswachs-tum zur Ausbildung zu motivieren und damit zusätzlicheAusbildungsplätze zu gewinnen. Flankierend zu den vonder Wirtschaft im Ausbildungspakt gegebenen Zusagenhat das Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) das neue Programm „Jobstarter“ zur Gewinnungzusätzlicher Ausbildungsplätze und zur Verbesserungregionaler Förderstrukturen aufgelegt. Das Bundesminis-terium für Wirtschaft und Technologie wird die Anstren-gungen der Wirtschaft zur Schaffung neuer Ausbildungs-plätze auch in diesem Jahr vor allem durch das Angebotneuer und modernisierter Ausbildungsberufe unterstüt-zen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wirddas Sonderprogramm zur Einstiegsqualifizierung Jugend-licher (EQJ-Programm) fortführen und eine Ausweitungder bislang zugesagten 25 000 Plätze für Einstiegsqualifi-zierungen in Betracht ziehen.

„Jobstarter“ ist eine logische Fortentwicklung der bisheri-gen, überwiegend Ende 2005 beendeten fünf einzelnenProgramme und Initiativen zur Förderung der Ausbildungdes Bundesministeriums für Bildung und Forschung (u. a.des in den neuen Ländern erprobten Programms Regio-Kom-Ost). Diese wurden um zusätzliche Instrumente undneue Themenschwerpunkte erweitert und in einem inte-gralen Programm zusammengeführt. Das Programm hateine Laufzeit bis 2010 mit einem Finanzvolumen von ins-gesamt rd. 125 Mio. Euro einschließlich der Kofinanzie-rung aus dem Europäischen Strukturfonds (ESF). Zieledes neuen Programms sind die Verbesserung von regiona-len Ausbildungsstrukturen und damit des betrieblichenAusbildungsplatzangebotes („Strukturförderung statt Pro-Kopf-Förderung“). Das neue Ausbildungsstrukturpro-gramm ist wirtschafts- und betriebsnah konzipiert. Dabeigeht es vor allem um die gezielte strukturelle Stärkungdes betrieblichen Angebotes in den Regionen.

Das Programm konzentriert sich auf Ausbildungs-Pro-blemregionen in Deutschland und ermöglicht erstmalsbundesweit eine maßgeschneiderte, bedarfsorientierteund „ganzheitliche“ Ausbildungsförderung des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung aus einer Handim Rahmen größerer und innovativer Regionalprojekte

unter Einbeziehung der maßgeblichen Berufsbildungsak-teure.

Ausbildung in der Bundeswehr

Die Bundeswehr leistet einen erheblichen Beitrag zurBerufsausbildung junger Menschen in den neuen Bundes-ländern, indem sie dort in 15 verschiedenen staatlichanerkannten Ausbildungsberufen jährlich rund 670 Aus-bildungsplätze in unterschiedlichen Bereichen der Streit-kräfte und der Bundeswehrverwaltung zur Verfügungstellt. Daneben leisten zurzeit 155 Nachwuchsbeamte/Nachwuchsbeamtinnen ihren Vorbereitungsdienst, der siezu Tätigkeiten in unterschiedlichen Beamtenlaufbahnenbefähigen soll.

Eine bedeutsame Initiative der Bundeswehr zur zivilberuf-lichen Qualifizierung junger Schulabsolventen/Schulab-solventinnen vor dem Wehrdienst ist das „SchaumburgerModell“. 1997 eingeführt und 1998 für den GroßraumBerlin als „Berliner Modell“ (Sonderbezuschussung durchdas Land Berlin) modifiziert, ist diese Initiative ein Bei-spiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen Wirtschaftund Bundeswehr. Die Bundeswehr fördert den regionalvorhandenen Ausbildungsmarkt von Industrie, Handwerkund Verwaltung, indem die zusätzliche Ausbildungsbereit-schaft der Betriebe durch die Zahlung eines festen Ausbil-dungszuschusses je Auszubildenden von derzeit 250 Euromonatlich unterstützt wird. Zielgruppe sind Jugendlichemit einem qualifizierten Schulabschluss ohne Zivilberuf.Neben der Unterstützung der Wirtschaft bei der Schaffungzusätzlicher Ausbildungsplätze ist die Gewinnung vonqualifiziertem Nachwuchs für ein Dienstverhältnis als Sol-dat/Soldatin auf Zeit Ziel dieser Kooperation.

Zu den bisher erfolgreichen Aktivitäten und Vorhaben zurSteigerung der beruflichen Qualifizierung der Soldaten/Soldatinnen gehört ganz wesentlich die „ZivilberuflicheAus- und Weiterbildung der Soldaten/Soldatinnen aufZeit im Rahmen der militärfachlichen Ausbildung“. ZurDeckung des Bildungsbedarfs wurden im Frühjahr 2006in den Standorten Delitzsch, Leipzig und Weißenfels fünfdieser Maßnahmen mit einer Dauer von bis zu 36 Mona-ten neu eingerichtet. In diesen und weiteren fünf Standor-ten begannen im 1. Halbjahr 2006 insgesamt neun Aus-bildungslehrgänge mit 77 Teilnehmern, die zu einemzivilberuflich anerkannten Berufsabschluss führen.

In den neuen Bundesländern werden rd. 33 000 Soldaten/Soldatinnen durch den Berufsförderungsdienst betreut.Dafür stehen die Dienststellen des Berufsförderungs-dienstes, u. a. in Neubrandenburg, Halle, Potsdam undChemnitz mit 19 Standortteams zur Verfügung. Der Be-rufsförderungsdienst berät und betreut Soldaten/Soldatin-nen auf Zeit sowie Grundwehrdienstleistende in allenFragen der beruflichen Eingliederung nach dem Wehr-dienst.

Modernisierung der beruflichen Ausbildung

Die Modernisierung der beruflichen Ausbildung wirdfortgesetzt. Dazu gehört die Umsetzung der Reform desBerufsbildungsgesetzes, die am 1. April 2005 in Kraft

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Drucksache 16/2870 – 52 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

getreten ist. Die Länder sollten z. B. die darin geschaffeneMöglichkeit nutzen, ihre vollzeitschulischen Ausbil-dungsgänge so auszugestalten, dass ihre Absolventen zurKammerprüfung zugelassen werden können. Damit wer-den zukünftig unnötige Warteschleifen vermieden und dieDurchlässigkeit zwischen den einzelnen Ausbildungsab-schnitten und -wegen erhöht. Weiterhin wird die Moder-nisierung der Ausbildungsberufe fortgesetzt. Seit 1998wurden über 205 Neuordnungsverfahren durchgeführt,darunter allein 50 neue Berufe (bei insgesamt 343 Beru-fen) geschaffen.

6.4 Förderung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten

Die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten leisten einenwesentlichen Beitrag zur Sicherung der Ausbildungsfä-higkeit insbesondere von kleinen und mittleren Unterneh-men, vor allem im Handwerk, aber auch in der Bau- undLandwirtschaft. Mittlerweile konnte durch das Engage-ment von Bund, neuen Ländern und Wirtschaft eine mitden alten Ländern vergleichbare ausgewogene Angebots-struktur erstellt werden.

Von Bundesseite wurden in den inzwischen rund 100nach modernsten Gesichtspunkten errichteten überbe-trieblichen Ausbildungsstätten über 10 500 Ausbildungs-plätze für den langfristigen Bedarf gefördert. Zusätzlichwurden rund 6 000 Theorieplätze und rund 1 700 Inter-natsplätze mit Bundesförderung eingerichtet. Der Bundhat seit 1991 für die Errichtung von überbetrieblichen Be-rufsbildungsstätten in den neuen Ländern bereits rund925 Mio. Euro bereitgestellt.

Mit der Förderung der überbetrieblichen Berufsbildungs-einrichtungen der gewerblichen Wirtschaft wurden wich-tige Voraussetzungen für eine moderne und qualifizierteAus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie der Füh-rungs- und Fachkräfte geschaffen. Vor allem das Hand-werk ist im Bereich der beruflichen Aus- und Fortbildungaktiv. Der beschleunigte technische Fortschritt und diesich vollziehenden ökonomischen Veränderungen ma-chen neben einer fundierten und zeitgemäßen Ausbildungim dualen System auch eine entsprechende Fort- undWeiterbildung der Fach- und Führungskräfte notwendig.

Die rasante technische und ökonomische Entwicklung inallen Bereichen der Wirtschaft erfordert vor allem neueund schnellere Wege im Bereich des Wissens- und Tech-nologietransfers. Die Bundesregierung fördert daher alsAnschubfinanzierung zeitlich befristet die Einrichtungund Unterhaltung von Technologie-Transferstellen beiden Bildungszentren des Handwerks und Handels. ImJahr 2005 waren in den neuen Ländern acht Technologie-stellen9 mit 23 TT-Beauftragten in der Förderung. Dafürwurden Zuschüsse für Personal- und Sachkosten von462 000 Euro gezahlt. Für sechs Beauftragte für Innova-

tion und Technologietransfer wurden rd. 38 000 Euro ge-zahlt.

Die ab 2005 absehbare demographische Entwicklung miterheblich zurückgehenden Schulabgängerzahlen und ent-sprechend deutlich weniger Bewerbern und Bewerberin-nen um eine Ausbildung im dualen System stellen auchdie überbetrieblichen Berufsbildungsstätten in den neuenLändern vor neue Herausforderungen. Verstärkt wird diesdurch den schnellen technischen Wandel, der neue Lehr-und Lerninhalte in einem breitem Spektrum von Berufennach sich zieht. Die Bundesregierung berücksichtigt dieseAnforderungen in einem neuen Förderkonzept, dass seitdem 1. Juli 2001 für die Förderung von überbetrieblichenBerufsbildungsstätten und deren Weiterentwicklung zuKompetenzzentren gilt.

III. Regionalen und sozialen Zusammenhalt befördern

7. Perspektiven für ländliche Räume

Die ländlichen Räume in den neuen Ländern verfügenüber beachtliche Entwicklungspotenziale für Wachstumund Beschäftigung. Künftig wird die Förderung der länd-lichen Entwicklung stärker auf die regionalen Erforder-nisse konzentriert und dabei die Eigenverantwortung derRegion für die Gestaltung der Maßnahmen gestärkt.

Infolge der demografischen Entwicklungen stehen dieländlichen Räume in den neuen Ländern vor erheblichenHerausforderungen. Der Raumordnungsbericht 200510

weist aus, dass der Großteil der Regionen mit überdurch-schnittlichen demographisch bedingten Problemen fürEinrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge in denneuen Ländern liegt. Vor diesem Hintergrund stehen dieThemen der sozialen Ressourcen (wie z. B. Bildung, Ge-sundheit, Versorgung), Infrastruktur sowie Wirtschaft undArbeitsmarkt für die ländlichen Räume in den neuen Län-dern besonders im Mittelpunkt. Das Bundesministeriumfür Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz(BMELV) wird dazu den Bundeskongress „LändlicheRäume“ am 5. Oktober 2006 in Berlin ausrichten.

7.1 Entwicklung der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft in den neuen Ländern wird auch inZukunft das wirtschaftliche Rückgrat in den ländlichenRegionen Ostdeutschlands bilden. Sie trägt erheblich zurWertschöpfung bei, sie ist nach wie vor ein bedeutsamerWirtschaftsfaktor, der sich stabilisierend auf den Arbeits-markt auswirkt. Mehr als 160 000 Arbeitskräfte sind inder Landwirtschaft der neuen Länder beschäftigt. Im Jahr2005 gab es rd. 27 200 landwirtschaftliche Betriebe miteiner durchschnittlichen Betriebsgröße von rd. 202 ha.Der Sektor entwickelte sich im Wirtschaftsjahr 2004/05weiterhin dynamisch. So hat sich z. B. das Einkommender landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe der neuenLänder in diesem Wirtschaftsjahr – Gewinn plus Perso-

9 Schwerin, Frankfurt/Oder, Cottbus, Erfurt, Dresden, Chemnitz, Ge-samtverband Handwerk Sachsen-Anhalt, KreishandwerkerschaftOstprignitz-Ruppin

10 Raumordnungsbericht 2005, Bundesamt für Bauwesen und Raum-ordnung (BBR)

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 53 – Drucksache 16/2870

nalaufwand je Arbeitskraft (AK) – gegenüber 2003/2004um 21,7 Prozent auf 27 552 Euro/AK erhöht. Das Ein-kommen der juristischen Personen – Jahresüberschussvor Steuern plus Personalaufwand – stieg im Wirtschafts-jahr 2004/2005 um 17,9 Prozent gegenüber 2003/04 auf27 334 Euro/AK. Die Strukturen haben sich gefestigt undein bedeutender Anteil der Betriebe ist im Vergleich zueuropäischen Wettbewerbern gut aufgestellt.

Pflanzenproduktion und Tierhaltung in den neuen Län-dern entwickeln sich erfolgreich. Bedeutende Fortschrittegibt es bei der Erzeugung pflanzlicher Produkte. DerDurchschnittsertrag bei Weizen lag z. B. vor der Wendebei 52 dt/ha; im Jahr 2005 wurden trotz ungünstiger Wit-terung 72 dt/ha geerntet. Auch in der Tierhaltung gibt esbedeutsame Fortschritte. So wurde z. B. in der Milcher-zeugung die Milchleistung je Kuh von 1990 bis 2005 mit7 598 kg/Kuh fast verdoppelt.

Wachsende Bedeutung gewinnt die Landwirtschaft in denneuen Ländern bei der energetischen Nutzung von Bio-masse. Entsprechend fördert die Bundesregierung For-schung und Entwicklung nachwachsender Rohstoffe. Dasschafft für die Landwirtschaft neue wirtschaftliche Per-spektiven.

7.2 Förderung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume

7.2.1 Programme der Europäischen Union

Deutschland hat sich bei der nationalen Umsetzung derAgrarreform der Europäischen Union dafür entschieden,das neue System entkoppelter Direktzahlungen (1. Säuleder EU-Agrarförderung) ab dem Jahr 2005 anzuwenden.Die Gewährung von Direktzahlungen ist dabei an die Ein-haltung von Vorschriften in den Bereichen Umwelt, Fut-ter- und Lebensmittelsicherheit sowie Tiergesundheit undTierschutz geknüpft.

Mit der Förderung im Rahmen der 2. Säule der Gemein-samen Agrarpolitik der EU in der Förderperiode 2007 bis2013 werden vielfältige Lösungsansätze für die Problemein den ländlichen Räumen Ostdeutschlands und wichtigeBeiträge zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit undder nachhaltigen Entwicklung geleistet.

Im Förderjahr 2005 standen den neuen Ländern rd.485 Mio. Euro an Strukturfondsmitteln aus dem Europäi-schen Ausrichtungs- und Garantiefonds (EAGFL), Abtei-lung Ausrichtung (Ziel 1-Mittel), zur Verfügung.Maßnahmen zur Stärkung der Funktionsfähigkeit desländlichen Raums und der Dörfer sowie zur Produktivi-tätsförderung waren die Schwerpunkte. Damit konntezum einen die Wettbewerbsfähigkeit einer nachhaltigenund umweltgerechten Agrarwirtschaft verbessert undzum anderen die Entwicklung des ländlichen Raums vor-angetrieben werden.

Neben den Ziel 1-Mitteln standen in den neuen Ländernim Jahr 2005 rd. 170 Mio. Euro an EAGFL-Mitteln ausder Abteilung Garantie für die Förderung der ländlichenEntwicklung zur Verfügung. Diese Gelder wurden haupt-sächlich zur Finanzierung von Agrarumweltmaßnahmen

und zur Gewährung der Ausgleichszulage in den von derNatur benachteiligten Gebieten eingesetzt.

7.2.2 Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK)

Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar-struktur und des Küstenschutzes“ (GAK) stellt in denneuen Ländern – wie auch in den anderen RegionenDeutschlands – ein wesentliches Finanzierungs- und Ko-ordinierungsinstrument zur Entwicklung ländlicherRäume dar. Die Maßnahmen unterstützen in den ländlichgeprägten Regionen die Sicherung und Schaffung vonArbeitsplätzen.

Der Schwerpunkt der Förderung im Rahmen der GAK lagin 2005 in den neuen Ländern mit fast der Hälfte der Aus-gaben bei der Verbesserung der ländlichen Strukturen (In-tegrierte ländliche Entwicklung und wasserwirtschaftlicheMaßnahmen), gefolgt von einem Viertel der Ausgaben fürdie Verbesserung der Produktions- und Vermarktungs-strukturen (Einzelbetriebliche Entwicklung und Markt-strukturverbesserung; siehe Abbildung 7 S. 54).

2006 belaufen sich die Bundesmittel für die GAK auf615 Mio. Euro, davon stehen den neuen Ländern knapp200 Mio. Euro zur Verfügung.

Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalenWirtschaftsstruktur“ (GRW) ist auf die Schaffung und Si-cherung von wettbewerbsfähigen gewerblichen Arbeits-plätzen in strukturschwachen Regionen ausgerichtet undergänzt insoweit die Förderung der ländlichen Regionendurch die GAK (vgl. Teil B 1).

7.2.3 Förderung integrierter Entwicklungen im ländlichen Raum

Die EU stellte darüber hinaus für die neuen Länder in2005 Mittel in Höhe von rd. 22 Mio. Euro aus der Ge-meinschaftsinitiative Leader für Fördermaßnahmen imländlichen Raum zur Verfügung. Damit wurden lokaleEntwicklungen angestoßen und die Lebensqualität in denländlichen Räumen der neuen Länder gesteigert. Die Er-fahrungen haben gezeigt, dass über die integrierten loka-len Ansätze erhebliche Synergieeffekte erzielt werden,wodurch die Effizienz der Förderung weiterhin verbessertwurde. Dem entsprechend werden neuartige, modellhafte,gebietsbezogene und integrierte Strategien zum Ausbauder regionalen Stärken sowie zur Überwindung von Ent-wicklungshemmnissen gefördert. In den Regionen be-steht ein großes Interesse an den Fördermaßnahmen. Sokonnten im Jahre 2005 rd. 300 innovative und modell-hafte Projekte umgesetzt werden.

Vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaftund Verbraucherschutz (BMELV) wird das Modell- undDemonstrationsvorhaben REGIONEN AKTIV weiter un-terstützt. 2006 ist die zweijährige Anschlussphase vonREGIONEN AKTIV angelaufen. Die neuen Länder wer-den sich voraussichtlich auch weiterhin mit den siebenRegionen im Modellvorhaben REGIONEN AKTIV be-teiligen. Das Regionalmanagement soll weiter entwickelt

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Drucksache 16/2870 – 54 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

A b b i l d u n g 7

Mittelverteilung in der GAK in den neuen Bundesländern nach Förderbereichen 2005

46%

24%

17%

6%

7%

Verbesserung der ländlichen Strukturen Verbesserung der Produktions- und Vermarktungsstrukturen

Nachhaltige Landbewirtschaftung Forstwirtschaftliche Maßnahmen

Sonstige Maßnahmen+Küstenschutz

und auf besonders gute Perspektiven für Beschäftigungund regionale Wertschöpfung konzentriert werden.

7.3 Nachwachsende Rohstoffe – Potenziale für die wirtschaftliche Entwicklung

In der noch umfassenderen Nutzung von Biomasse zuenergetischen und stofflichen Zwecken liegen für die Ent-wicklung der ländlichen Räume in der neuen Ländern be-achtliche Potenziale. Der Koalitionsvertrag sieht deshalbvor, dass diesbezügliche Fragestellungen künftig in einemdeutschen Biomasseforschungszentrum, das in Ost-deutschland einzurichten ist, behandelt werden.

In den neuen Ländern haben Anbau und Einsatz nach-wachsender Rohstoffe eine besondere Bedeutung. Vonden ca. 1,6 Mio. ha, auf denen nachwachsende Rohstoffeangebaut werden, befinden sich hier mehr als die Hälfteder Flächen. Die Verarbeitungskapazitäten und die Zahlder Arbeitsplätze wuchsen in den neuen Ländern überpro-portional. In jüngster Zeit entstanden moderne Produkti-onsstätten für Vorprodukte aus nachwachsenden Rohstof-fen, wie z. B. Anlagen zur Herstellung von Sulfat-Zellulose im thüringischen Blankenstein mit einer Kapa-zität von 300 000 t/Jahr und in Stendal (Sachsen-Anhalt)mit einer Kapazität von 550 000 t/Jahr. In diesen Betrie-ben sind rd. 2 300 Menschen beschäftigt.

Die bundesweit tätige Fachagentur Nachwachsende Roh-stoffe e.V. (FNR) in Gülzow, Mecklenburg-Vorpommern,unterstützt Forschung, Entwicklung und Markteinführungim Bereich nachwachsender Rohstoffe. Zudem sind in

den neuen Ländern zahlreiche Forschungseinrichtungenund Firmen ansässig, die sich mit der Entwicklung vonneuen Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen befas-sen.

Von den gegenwärtige laufenden 281 Forschungs- undEntwicklungsprojekten des BMELV im Bereich nach-wachsender Rohstoffe sind 77 in den neuen Ländern an-gesiedelt. Die Fördersumme dieser 77 Projekte beträgt22 Mio. Euro (31 Prozent des Gesamtfördervolumens).Im Jahre 2005 kamen in den neuen Ländern 31 Vorhabenzum Abschluss, mit Themen wie „Aufbau einer Modell-region Energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe“im Erzgebirge und „Evaluierung der Möglichkeiten zurEinspeisung von Biogas in das Erdgasnetz“ beim Institutfür Energetik und Umwelttechnik Leipzig. An der Ver-besserung der Effizienz von Biogasanlagen arbeitet dasLeibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V.(ATB).

Die derzeit größte Dynamik der Verwendung von nach-wachsenden Rohstoffen steckt in der Entwicklung vonVerfahren zur energetischen Nutzung. Die ThüringischeLandesanstalt für Landwirtschaft, die TU Freiberg unddie TU Dresden befassen sich mit biogenen Festbrenn-stoffen. 2005 wurden rd. 1,8 Mio. t Biodiesel erzeugt, da-von rd. die Hälfte in Anlagen in den neuen Ländern. Erstim Mai 2006 wurde in Sternberg, Mecklenburg-Vorpom-mern, eine Biodieselanlage eröffnet, die jährlich annä-hernd 100 000 t Rapsmethylester erzeugen wird. Im Auf-bau befindet sich die Erzeugung und Vermarktung vonBioethanol zur Substitution von Ottokraftstoff aus Mine-ralöl. Derzeit sind drei Anlagen zur Bioethanolgewin-

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55 – Drucksache 16/2870

nung mit einer Produktionskapazität von ca. 500 000 t/Jahr in Betrieb, die sich alle in den neuen Ländern befin-den. In Deutschland kamen 2005 insgesamt rd. 230 000 tBioethanol als Ersatz für fossilen Treibstoff zum Einsatz.In der Entwicklung befindet sich die Erzeugung vonBTL-Kraftstoffen (Biomass-To-Liquid), die es gestattensoll, synthetische Kraftstoffe, vergleichbar Diesel oderOttokraftstoff aus Biomasse herzustellen. Die Fa.CHOREN in Freiberg baut eine Demonstrationsanlagemit einem Jahresausstoß von 15 000 t synthetischemKraftstoff auf. Weitere Einrichtungen und Unternehmenin Sachsen sind mit der Entwicklung von Verfahren zurBTL-Erzeugung befasst (vgl. B 10.1).

7.4 AltschuldenregelungDie Regelungen über Altschulden landwirtschaftlicherUnternehmen (LwAltschG), haben das Ziel, eine be-schleunigte Ablösung der Altschulden landwirtschaftli-cher Unternehmen entsprechend ihrer wirtschaftlichenLeistungsfähigkeit zu ermöglichen. Von den 1 351 Unter-nehmen mit Altschulden stellten 1 222 Unternehmeneinen Antrag auf Ablösung landwirtschaftlicher Altschul-den. Dies zeigt die hohe Akzeptanz der Altschuldenrege-lung. Die restlichen Unternehmen haben zum Teil nurnoch geringe Altschulden, die auch ohne Ablöseregelungkurzfristig zurückgeführt werden können.

Die Altkredit führenden Banken prüfen derzeit aufGrundlage des bisherigen betriebsindividuellen Ertragsni-veaus und der vorgelegten Unternehmensprognosen ge-meinsam mit der von der Bundesregierung beauftragtenBodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG)die Anträge. Für die Betriebe soll ein akzeptables, aberauch finanzpolitisch vertretbares Ergebnis erzielt werden.Insgesamt leistet die Altschuldenregelung einen wichti-gen Beitrag zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit dieserUnternehmen.

7.5 Flächenerwerb Die Privatisierung ehemals volkseigener land- und forst-wirtschaftlicher Flächen durch die BVVG hat nach wie

vor eine große Bedeutung für die neuen Länder. Im Jahr2006 wurden bis einschließlich zum 31. Mai 200617 700 ha Acker- und Grünland zur landwirtschaftlichenNutzung und 6 250 ha forstwirtschaftliche Flächen ver-kauft, der größte Teil davon nach dem Entschädigungs-und Ausgleichsleistungsgesetz (EALG). Vom 1. Juli 1992bis zum 31. Mai 2006 wurden insgesamt 394 900 ha land-wirtschaftliche Flächen und 494 400 ha forstwirtschaftli-che Flächen veräußert. Mit Stand vom 31. Mai 2006 wa-ren rd. 611 100 ha verpachtet, davon 559 800 halangfristig. Die Bundesregierung unterstützt mit ihrer Pri-vatisierungspolitik das Bestreben der landwirtschaftli-chen Unternehmen zur dauerhaften Sicherung der Exis-tenzgrundlage ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit.

Seit Beginn der Naturschutzflächenübertragung übertrugdie BVVG bis zum 31. Mai 2006 insgesamt rd. 33 000 haschützenswerte Areale an die Länder, an Verbände undStiftungen. Außerdem wurden 21 000 ha an private Na-turschutzträger verkauft.

8. Stadtentwicklung – Sozialen Zusammenhalt und lokale Ökonomie stärken

8.1 Städtebauförderung, Stadtumbau Ost

Den Städten und Stadtregionen, in denen heute die Mehr-heit der Bevölkerung in den neuen Ländern lebt, kommenals Knotenpunkte wirtschaftlichen, sozialen und kulturel-len Lebens eine immer bedeutsamere Rolle zu. Hier bün-deln sich Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen,kreative Milieus und hochwertige Dienstleistungen zu at-traktiven Angeboten. Daraus entstehen Wachstumsim-pulse, die auch für das weitere Umland von Bedeutungsind. Zugleich konzentriert sich in den Stadtregionen eineReihe von wirtschaftlichen und sozialen Problemlagen,die von hohen Wohnungsleerständen, hoher Jugendar-beitslosigkeit in bestimmten Stadtquartieren bis hin zuweiterem Wegzug und Entleerung reichen.

Ta b e l l e 12

Übersicht über Flächenprivatisierung (ohne Reprivatisierung und Restitution)

Flächein ha

Bestandam 1. Juli 1992

Bis 31. Mai 2006 insg. veräußerte

Flächen

davon nach EALG

Vom 1. Januar 2005 bis 31. Mai

2006 veräußerte

Flächen

davon nach EALG

verpachtet bis 31. März

2006

Bestand am 31. Dezem-

ber 2005 (Bilanz-fläche)

Landwirt-schaftlich 1.000.000 394.900 234.000 67.000 31.100 611.100 630.300

Forstwirt-schaftlich 575.000 494.400 398.800 40.000 31.400 – 91.200

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Drucksache 16/2870 – 56 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

A b b i l d u n g 8

Finanzhilfen des Bundes für die Städtebauförderung von 1990 bis 2006

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

600.000

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

in T

alte Länder

neue Länder

BM VBS / schmidt3 / fhab1990-05 xls

Bei der Städtebauförderung setzt der Bund deshalb neueAkzente. Es geht dabei um ein integriertes Leitbild derStadtentwicklung in den neuen Ländern. Insgesamt ste-hen im Jahre 2006 für die Städtebauförderung in denneuen Ländern Bundesfinanzhilfen (Verpflichtungsrah-men) in Höhe von rd. 315 Mio. Euro zur Verfügung (bun-desweit sind es rd. 546 Mio. Euro). Gegenüber derursprünglichen Finanzplanung wurden die Städtebauför-derungsmittel für 2006 um insgesamt 76 Mio. Euro auf-gestockt.

Die Gesamtmittel (Verpflichtungsrahmen) verteilen sichauf folgende Programme:

– 110,4 Mio. Euro für die Soziale Stadt (+ 40 Mio.Euro),

– 109,8 Mio. Euro für den Stadtumbau Ost (+ 20 Mio.Euro),

– 56,0 Mio. Euro für den Stadtumbau West (+ 16 Mio.Euro) und

– 270,1 Mio. Euro für die übrigen Programme (unverän-dert),

d. h. ein Verpflichtungsrahmen von insgesamt 546,3 Mio.Euro.

Die Aufstockung kommt sowohl den neuen als auch denalten Ländern zugute. Nach dem Verteilungsschlüssel fürdie Soziale Stadt entfallen von den zusätzlichen 40 Mio.

Euro rund 32 Mio. Euro auf die alten und 8 Mio. Euro aufdie neuen Länder. Insgesamt erhalten die neuen Ländersomit 28 Mio. Euro zusätzlich (= 37 Prozent) und die al-ten Länder 48 Mio. Euro (= 63 Prozent).

8.1.1 Programm Stadtumbau Ost

Auslöser für das Programm Stadtumbau Ost der Bundes-regierung war die alarmierende Erkenntnis, dass im Jahr1998 rund 1 Million Wohnungen in den neuen Ländernleer standen. Im Jahr 2002 lag der Leerstand bei 1,077Millionen Wohnungen11, damit hat sich der rasante An-stieg der Leerstände in den 90er Jahren nach 2000 ver-langsamt. Die Leerstände der ostdeutschen Wohnungsun-ternehmen sind im Jahr 2003 aufgrund der durch Bund,Länder und Gemeinden finanzierten Rückbaumaßnahmenerstmals zurückgegangen. Dies geht aus Zahlen des GdWBundesverbandes Deutscher Wohnungs- und Immobili-enunternehmen hervor.

Ziel des 2002 gestarteten Programms Stadtumbau Ost istdie Reduzierung des Angebotsüberhangs an Wohnraumund eine hohe Attraktivität der Städte. Kommunen undWohnungswirtschaft werden bei der Aufwertung vonStadtquartieren und dem Rückbau leerstehender, langfris-

11 1 Prozent Stichprobe des Statistischen Bundesamtes, MikrozensusZusatzerhebung aus dem Jahr 2002

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 57 – Drucksache 16/2870

tig nicht mehr benötigter Wohngebäude unterstützt. Dafürstellt die Bundesregierung in acht Jahren Fördermittel inHöhe von insgesamt mehr als 1 Mrd. Euro (Verpflich-tungsrahmen) zur Verfügung. Die Fördermittel des Bun-des werden von Ländern und Gemeinden kofinanziert, sodass für Stadtumbaumaßnahmen von 2002 bis 2009 ins-gesamt bis zu 2,5 Mrd. Euro für die neuen Länder bereitstehen.

In den Jahren 2002 bis 2005 wurden insgesamt 342 Ge-meinden mit dem Programm Stadtumbau Ost unterstützt.In diesen Gemeinden wurden im Programmjahr 2005467 laufende Maßnahmen gefördert. Dabei handelt essich um 338 Rückbau- und 243 Aufwertungsmaßnahmen.Gegenstand der Aufwertungsmaßnahmen sind beispiels-weise die Erhaltung wertvoller das Stadtbild prägenderGebäude, die Modernisierung von Wohnungen, die Ver-besserung des Wohnumfeldes und die Anpassung der In-frastruktur. Von den Bundesmitteln wurden im Jahr 200567 Prozent für den Rückbau und 33 Prozent für die Auf-wertung eingesetzt.12 Bei den Aufwertungsmitteln kommtder kommunale Eigenanteil hinzu. Berücksichtigt mandies und die Komplementärmittel der Länder, so sind bis-lang insgesamt 670 Mio. Euro für die Aufwertung und714 Millionen Euro für den Rückbau vorgesehen. Dasentspricht einem Verhältnis von 48,5 Prozent zu 51,5 Pro-zent.

Nach Angaben der Länder wurden bis Ende April 2006mit Mitteln des Programms Stadtumbau Ost rund 130 000Wohneinheiten und mit Mitteln von ergänzenden Landes-programmen weitere 24 000 Wohneinheiten rückgebaut.In der Gesamtsumme sind somit in den neuen Ländern154 000 Wohneinheiten rückgebaut worden. Für insge-samt 200 000 Wohnungen wurde von 2002 bis 2004 dieRückbauförderung bewilligt. Damit liegt die Umsetzungdes Programms voll im Zeitplan, um das Ziel, den Rück-bau von rund 350 000 Wohnungen in acht Programmjah-ren, zu erreichen.

Mit der Verwaltungsvereinbarung Städtebauförderung 2005gelten einige neue Regeln, die es erleichtern, für dasStadtbild wichtige Gebäude zu erhalten. Einfache Siche-rungsmaßnahmen sind danach auch ohne kommunalenEigenanteil möglich. Rückbau und Sicherung können da-mit zu gleichen Bedingungen gefördert werden. Die Län-der können künftig nur noch dann mehr als 50 Prozentder Stadtumbaumittel für den Rückbau einsetzen, wenndas erforderlich ist, um ein Drittel der Wohnungen abzu-reißen. Damit soll der Stadtumbau Ost – wie von Anfangan vorgesehen – noch sichtbarer über den Rückbau hi-nausgehen und die Aufwertung der städtebaulich wertvol-len Stadtkerne vorankommen. Die Maßnahmen des Stadt-umbau Ost werden darüber hinaus durch Entlastungennach der Altschuldenhilfeverordnung für wohnungswirt-schaftliche Unternehmen ergänzt (siehe auch Teil B 8.3).

8.1.2 Städtebaulicher Denkmalschutz

Die jahrzehntelange Vernachlässigung der historischenStädte und der Denkmalpflege in der DDR erfordert inden neuen Ländern und im Ostteil von Berlin nach wievor besondere Hilfen für den Erhalt des baulichen kultu-rellen Erbes. Die Bundesregierung stellt hierfür 2006Mittel in Höhe von insgesamt knapp100 Mio. Euro bereit:

– Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ für dieErhaltung und Erneuerung historischer Stadtkerne.Gefördert wird die Sicherung, Erhaltung und Moder-nisierung von Gebäuden, Ensembles und sonstigenbaulichen Anlagen sowie die Erhaltung und Umgestal-tung von Straßen und Plätzen von geschichtlicher,künstlerischer und städtebaulicher Bedeutung. Im Jahr2006 stehen dafür aus Mitteln des BMVBS rund90,6 Mio. Euro für 162 Programmstädte zur Verfügung.

– Programm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ desBeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Me-dien (BKM) für die Substanzerhaltung und Restaurie-rung von gesamtstaatlich bedeutenden Baudenkmä-lern, archäologischen Stätten und historischen Parksund Gärten (2006: 6,8 Mio. Euro aus Mitteln desBKM für 48 Kulturdenkmäler).

Aus diesen und anderen Förderprogrammen wurden seitder Wiedervereinigung Deutschlands in den neuen Län-dern und im Ostteil von Berlin für die Erhaltung des bau-lichen kulturellen Erbes insgesamt knapp 2,2 Mrd. Eurobereitgestellt. Die Förderung von Denkmalpflege undDenkmalschutz wird auch in den kommenden Jahren fort-gesetzt. Die zur fachlichen Unterstützung der Städte undzur Verstetigung der Begleitforschung eingerichtete Bun-destransferstelle Städtebaulicher Denkmalschutz betreibtdas Internetportal www.staedtebaulicher-denkmalschutz.de.

Ausstellung „Denk!mal: Alte Stadt – Neues Leben“

Die im Herbst 2005 anlässlich des 15. Jahrestages derWiedervereinigung vom Bundesministerium für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung in Zusammenarbeit mit denBauministerien der neuen Länder, dem Deutschen Natio-nalkomitee für Denkmalschutz, der Deutschen StiftungDenkmalschutz, dem Deutschen Städte- und Gemeinde-bund und dem Deutschen Städtetag organisierte Ausstel-lung „Denk!mal: Alte Stadt – Neues Leben“ zu Leistun-gen der Stadterneuerung in den historischen Städten derneuen Länder seit 1990 stieß auf eine sehr breite positiveResonanz. Durch den Erfolg wurden zahlreiche Kommu-nen sowohl in den neuen, als auch in den alten Ländernangeregt, die Ausstellung zu übernehmen. Gerade auchdas Interesse in den alten Ländern signalisiert den Beitragder Ausstellung zur inneren Einheit Deutschlands.

8.2 Modernisierung des Wohnungsbestandes

Für die Modernisierung des Wohnungsbestandes stehtauch nach dem 1. Januar 2005 weiterhin ein vielfältigesund neu strukturiertes Angebot an zinsgünstigen Kreditender KfW Förderbank zur Verfügung.

12 Maßnahmen im Programmbereich Aufwertung werden von Bund,Ländern und Kommunen mit je 33 1/3 v. H. und im ProgrammbereichRückbau von Bund und Länder mit 50 v. H. gefördert.

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Drucksache 16/2870 – 58 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Das im Januar 2001 für komplexe Maßnahmen der ener-getischen Gebäudesanierung bundesweit aufgelegte undbis Ende 2005 mit Bundeshaushaltsmitteln in Höhe voninsgesamt rd. 1 Mrd. Euro geförderte KfW-CO2-Gebäu-desanierungsprogramm wird in den Jahren 2006 bis 2009erheblich aufgestockt und gehört damit neben der in 2006zu novellierenden Energiesparverordnung (Einführungeines Gebäudeenergieausweises bei Verkauf und Vermie-tung) zu den zentralen Elementen der Klimaschutzpolitikder Bundesregierung im Gebäudebereich. Von 2006 bis2009 sollen allein für die Programme der KfW-Förder-bank rd. 4 Mrd. Euro für die energetische Gebäudesanie-rung zur Verfügung stehen. Die zum 1. Februar 2006 mitverbesserten Konditionen ausgestatteten Programme wur-den von den Investoren sehr gut angenommen. Damit istdas Ziel, zur Unterstützung von Konjunktur und Arbeits-markt für Energiesparmaßnahmen an Gebäuden jährlichDarlehen von 5 Mrd. Euro bereitzustellen, für 2006 be-reits Anfang August erreicht worden.

Insgesamt werden von den Programmen der KfW-Förder-bank zur energetischen Gebäudesanierung, den rückwir-kend ab dem 1. Januar 2006 geltenden Steuerermäßigun-gen für Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmenin privaten Haushalten (auch für energetische Maßnah-men) und vom Energieausweis nachhaltige Impulse fürdie Beschäftigung im Baugewerbe und Bauhandwerkausgehen. In jedem der vier Jahre Laufzeit wird mit ei-nem Investitionsvolumen von 7 Mrd. Euro gerechnet. Da-bei sichert oder schafft jede in die Gebäudesanierung in-vestierte Milliarde Euro rd. 25 000 Arbeitsplätze

8.3 Altschuldenregelung

Unterstützung bei Altschulden

Die Novelle des Altschuldenhilfegesetzes vom 28. Au-gust 2000 (BGBl. I S. 1304) enthält eine Verordnungser-mächtigung als Härtefallregelung (§ 6a AHG) zugunstender von zunehmendem Wohnungsleerstand betroffenenostdeutschen Wohnungsunternehmen. Ziel der am 1. Ja-nuar 2001 in Kraft getretenen Altschuldenhilfeverord-nung ist es, einen Beitrag zur Stabilisierung von Woh-nungswirtschaft und Wohnungsmarkt in den neuenLändern zu leisten. Hierzu kann den Wohnungsunterneh-men, die durch eine Leerstandsquote von mindestens15 Prozent in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdetsind, eine zusätzliche Entlastung auf abgerissenen Wohn-raum von höchstens 77 Euro/m² gewährt werden, wennein entsprechender Antrag bis 31. Dezember 2003 bei derKfW eingegangen war. Die Wohnungsabrisse müssen Be-standteil eines tragfähigen Unternehmenssanierungskon-zepts sein, das auch städtebauliche Aspekte berücksich-tigt. Der Bund stellt hierfür von 2001 bis 2010 insgesamtrd. 1,146 Mrd. Euro bereit.

Insgesamt erhalten 325 Wohnungsunternehmen mit min-destens 15 Prozent Leerstand ein aufeinander abgestimm-tes Förderpaket: Der bauliche Abriss der leerstehendenWohngebäude wird über die Abrisspauschale des Pro-gramms Stadtumbau Ost und die Schuldenentlastung derleer geräumten Grundstücke über die Härtefallregelung

gefördert. Seit dem Jahr 2001 sind rund 500 Mio. Euro(Stand 30. Juni 2006) Altschuldenhilfe nach Altschulden-hilfe-Verordnung an die Unternehmen für ca. 120 000 ab-gerissene Wohnungen ausgezahlt worden.

Grunderwerbsteuerbefreiung bei Fusionen von Wohnungsunternehmen in den neuen Bundesländern

Fusionen von Wohnungsunternehmen und Wohnungsge-nossenschaften in den neuen Ländern sind befristet vom1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2006 von der Grunder-werbsteuer befreit. Davon wird ein maßgeblicher Beitragzum Stadtumbau Ost und zur Vermeidung von Unterneh-mensinsolvenzen angesichts des hohen Wohnungsleer-standes ausgehen. Die EU hat die aufgrund des Beihil-fecharakters erforderliche Genehmigung erteilt, allerdingsnicht für die Arbeitsmarktregion Berlin (Berlin und an-grenzende Teile Brandenburgs).

8.4 Soziale Stadt

Ziel des bundesweiten Programms „Die soziale Stadt“ istdie nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation derMenschen in benachteiligten Stadtquartieren durch eineaktiv und integrativ wirkende Stadtentwicklungspolitik,die nicht nur den baulichen Zustand eines Stadtteils, son-dern auch die sozialen Bedingungen seiner Bewohnerverbessern will. In diesem Jahr gewährt der Bund Finanz-hilfen für die neuen Länder (ohne Berlin) in Höhe vonrund 13,6 Mio. Euro. Die Wirkung der Finanzhilfen wirddurch Bündelung mit anderen Förderprogrammen ver-stärkt. Besonders erfolgreiche Beispiele dafür sind dieProgramme „Entwicklung und Chancen junger Menschenin sozialen Brennpunkten (E&C)“ und „Lokales Kapitalfür soziale Zwecke“ (LOS) des Bundesministeriums fürFamilie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Mitdiesen Programmen werden auch 2006 kinder- und ju-gendhilfespezifische Maßnahmen in den Gebieten der„Sozialen Stadt“ gefördert.

Um weitere Konzepte zur Ressourcenbündelung anzusto-ßen und umsetzen zu helfen, wurden im Bundeshaus-haltsplans 2006 die Finanzhilfen für das Programm So-ziale Stadt um 40 auf 110,4 Mio. Euro aufgestockt. Ausden zusätzlichen 40 Mio. Euro können auch Modellvorha-ben gefördert werden, mit denen die Koordinierung vonMaßnahmen u. a. im Bereich der lokalen Ökonomie undder Beschäftigungspolitik, aber auch der Jugend- und Bil-dungspolitik verstärkt werden soll. In mehr als 390 Pro-grammgebieten in 267 Städten und Gemeinden konnteseit Programmbeginn 1999 das Entstehen einer neuen„Philosophie“ gebietsbezogenen und ganzheitlichen Ver-waltungshandelns auf Basis eines breiten Dialogs zwi-schen Bewohnerschaft, Politik und Verwaltung angesto-ßen werden. Das bestätigen auch die Ergebnisse derZwischenevaluierung des Programms. Der verbessertenProgrammumsetzung dient auch das von der Bundes-transferstelle „Soziale Stadt“ getragene bundesweiteNetzwerk zur Sozialen Stadt einschließlich seiner Inter-netplattform www.sozialestadt.de.

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 59 – Drucksache 16/2870

8.5 Lokale Ökonomie stärken

Städte sind wichtige gesamtwirtschaftliche Wachstums-und Arbeitsplatzzentren. Gut 47 Prozent aller abhängigBeschäftigen haben ihren Arbeitsplatz in einer Mittel-oder Kleinstadt, etwas mehr als 38 Prozent in einer Groß-stadt. Darüber hinaus sind in den Städten in erheblichemUmfang Immobilien- und Sachwerte akkumuliert. Dieökonomischen Aktivitäten in Form von Einzelhandel bishin zu Kleinstgewerbe oder kleine und mittelständischeUnternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe und derDienstleistungen bilden die Grundlage zur ökonomischenStabilisierung von Städten und ihren ökonomischenKreisläufen. Ziel ist dabei, die Handlungsfähigkeit der indiesen Gebieten tätigen Gewerbetreibenden, Einzelhänd-ler, Dienstleistern und Immobilieneigentümern zu stär-ken. Von traditionellen Ansätzen zur Wirtschaftsförde-rung unterscheidet sich dieser Ansatz dadurch, dass esnicht um Förderung eines einzelnen Betriebes, sondernum die koordinierte Entwicklung eines gesamten Stand-ortbereiches geht.

Die Bundesregierung wird daher die Tragfähigkeit einerdritten Säule moderner Stadtentwicklungspolitik testen:Ein Konzept zur Stärkung der lokalen Wirtschaft, das Ei-geninitiative mobilisieren möchte und neue Instrumentezur Förderung von lokalen (Kleinst-) Unternehmen imBlick hat. Quartiersimpulse sollen zum einen vom En-gagement privater Unternehmen ausgehen. Zum anderenwerden Kleinunternehmen durch neue Finanzinstrumenteund Wirtschaftsstrategien für das Quartier als integrativerFaktor der Quartiersentwicklung aufgewertet.

Neben Fragen der praktischen Umsetzung dieses Ansat-zes wird dieses Thema auch eine herausragende Rolle beider Umsetzung der Lissabon Agenda und der deutschenEU-Ratspräsidentschaft spielen. Die Bundesregierung hatdie für Stadtentwicklung zuständigen Minister der25 Mitgliedstaaten für 2007 nach Leipzig eingeladen. Un-ter deutscher Ratspräsidentschaft soll eine Leipzig-Chartazur nachhaltigen europäischen Stadt als Beitrag zur Lissa-bon-Strategie verabschiedet werden. Wichtige Themendabei sind die Rolle der Europäischen Investitionsbank inder Stadtentwicklung sowie eine stärkere Einbeziehungdes Stadtumbaus in die Verwendung der künftigen Struk-turfonds.

9. Soziale Verantwortung wahrnehmen

9.1 Nachhaltige und ganzheitliche Familienpolitik

Die Bedeutung der Familienpolitik ist in den vergangenenJahren ernorm gewachsen. Dies gilt insbesondere auchfür die neuen Länder. Drei wichtige Aufgaben stehen imVordergrund:

– die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit;

– die Unterstützung für junge Familien mit Kindern;

– die Familienpolitik als einen wichtigen Faktor für dieEntwicklung der Region.

Für eine nachhaltige Familienpolitik ist deshalb ein wirk-sames Ineinandergreifen abgestimmter Maßnahmen inden Bereichen Infrastruktur, Zeit und Geld notwendig,angefangen beim Ausbau der Kindertagesbetreuung, dergezielten finanziellen Unterstützung bis hin zu einer ver-besserten Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeitin den Unternehmen, die Familien mehr Zeit verschafft.

Betreuungsangebote

Nach wie vor bestehen bei der Infrastruktur für Kinderbe-treuung noch deutliche Unterschiede zwischen den neuenund den alten Ländern. In den neuen Ländern ist bereitsjetzt schon eine bedarfsgerechte Betreuungssituation ge-geben, die in den alten Ländern erst noch geschaffen wer-den muss. So haben z. B. in den neuen Ländern sechs vonzehn Kindern unter sechs Jahren einen Ganztagsplatz inBetreuungseinrichtungen, in den alten Ländern nur zweivon zehn (vgl. Tabelle 13).

Mit der Informationskampagne „KINDER KRIEGENmehr …!“ informiert die Bundesregierung seit April 2005bundesweit über die Möglichkeiten von Kinderbetreuung,qualifizierter Förderung und der Vereinbarkeit von Fami-lie und Beruf, u. a. auch im Internet unter www.deutsch-land-wird-kinderfreundlich.de.

Der erste Bericht zum Ausbau der Kinderbetreuung fürdie unter Dreijährigen zeigt, dass auf kommunaler Ebenebereits erhebliche Erfolge beim Ausbau erzielt wurden.Ziel der Bundesregierung ist es, für die unter DreijährigenKinder ein gutes Betreuungsangebot in den neuen Län-dern zu erhalten. Dabei setzt die Bundesregierung auf eindifferenziertes Angebot – in guter Qualität, zeitlich flexi-bel, bezahlbar und vielfältig, in Kindertagesstätten oderdurch Tagesmütter.

Junge Familien mit Kindern unterstützen

Familienpolitik muss jedoch schon früher ansetzen –dann, wenn Paare darüber entscheiden, ob sie ihren Kin-derwunsch verwirklichen. Eine besondere familienpoliti-sche Herausforderung besteht darin, Familien in derFrühphase gezielt so zu unterstützen, dass ihre finanziel-len Einschränkungen in dieser Zeit abgefedert werden.

Mit dem Elterngeld richtet die Bundesregierung ihre fa-milienpolitischen Leistungen neu aus. Das Elterngeld un-terstützt Eltern in der Frühphase der Elternschaft. Es er-öffnet in der zwölfmonatigen Kernzeit und mit denzusätzlichen zwei Partnermonaten einen Schonraum, da-mit Familien ohne größere finanzielle Nöte in das Famili-enleben hineinfinden können. Erwerbstätige, die ihre Be-rufstätigkeit bei der Geburt eines Kindes unterbrechenoder auf höchstens 30 Stunden wöchentlich reduzieren,erhalten einen Einkommensersatz in Höhe von 67 Pro-zent, maximal 1 800 Euro. Das Mindestelterngeld inHöhe von 300 Euro wird im Kernzeitraum von zwölf Mo-naten immer gezahlt, wenn ein Elternteil das Kind be-treut, aber kein Einkommen wegfällt.

Das Elterngeld fördert die Vereinbarkeit von Familie undBeruf und beugt so Familienarmut vor. Es hilft Eltern, die

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Drucksache 16/2870 – 60 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Ta b e l l e 13

Inanspruchnahme von Ganztagsplätzen in Kindertageseinrichtungen nach Altersjahren und -gruppen in Ost- und Westdeutschland

Quelle: DJI-Kinderbetreuungsstudie 2005

Deutschland Westdeutschland(einschl. Berlin) Ostdeutschland

n = Ganztags-quote (%) n = Ganztags-

quote (%) n = Ganztags-quote (%)

0 bis 2 Jahre 259 38,6 166 24,7 93 63,4

3 bis 6 Jahre 2.760 25,0 2.448 20,2 312 62,5

davon 3 Jahre 664 23,6 587 18,6 77 62,3

davon 4 Jahre 889 26,0 781 20,4 108 66,7

davon 5 Jahre 855 25,5 763 21,4 92 59,8

davon 6 Jahre 352 23,9 317 20,2 35 57,1

sich vorrangig der Betreuung ihres neu geborenen Kindeswidmen, bei der Sicherung ihrer Lebensgrundlage undsoll sie nachhaltig darin unterstützen, ihre wirtschaftlicheExistenz auf Dauer möglichst unabhängig von staatlichenFürsorgeleistungen zu sichern. Insbesondere erwerbstä-tige Alleinerziehende und Geringverdiener profitierenvom Elterngeld, weil sie nicht auf Bedürftigkeitsleistun-gen angewiesen sind und bei geringem Einkommen dieErsatzrate auf bis zu 100 Prozent angehoben wird.

Der Geschwisterbonus kommt Mehrkindfamilien zugute:Ist die Zeit zwischen zwei Geburten zu kurz, um zwi-schendurch die Erwerbsarbeit wieder aufzunehmen,schafft er zusätzlichen finanziellen Freiraum. Der Ge-schwisterbonus knüpft an das vorherige Einkommen derMutter und das ursprünglich gezahlte Elterngeld an.

Die stärkere steuerliche Berücksichtigung von Kinderbe-treuungskosten trägt darüber hinaus der geminderten steu-erlichen Leistungsfähigkeit von erwerbstätigen ElternRechnung. Rückwirkend ab 1. Januar 2006 können er-werbstätige Eltern zwei Drittel der erwerbsbedingten Auf-wendungen für die Betreuung von Kindern bis 14 Jahren,höchstens 4 000 Euro jährlich je Kind steuerlich als Wer-bungskosten geltend machen. Nicht erwerbsbedingte Kin-derbetreuungskosten können bei Vorliegen weiterer imGesetz genannter Voraussetzungen bei Kindern von dreibis sechs Jahren zu zwei Dritteln bis zu maximal 4 000Euro pro Jahr und Kind als Sonderausgaben von derSteuer abgesetzt werden. Zusätzlich wurde die steuerlicheGeltendmachung haushaltsnaher Dienstleistungen verbes-sert, zu denen z. B. neben Handwerkerleistungen u. a.auch die Betreuung des Kindes im eigenen Haushalt derFamilie durch eine Tagesmutter zählt. Wenn deutlichmehr Dienstleistungen rund um die Familie steuerlich gel-tend gemacht werden können, steigt der Anreiz, legalDienstleistungen in Anspruch zu nehmen, und es könnenArbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen werden.

Mit Hilfe gezielter finanzieller Förderung will die Bun-desregierung die materielle Kinderarmut reduzieren. Eingeeignetes Instrument ist der Kinderzuschlag für Gering-verdiener, der seit dem 1. Januar 2005 als familienpoliti-sche Leistung eingeführt worden ist. Das BMFSFJ bietetseit Mai 2005 einen Kinderzuschlagrechner im Internetan, mit dessen Hilfe Familien eine erste Einschätzungtreffen können, ob der Kinderzuschlag für sie in Fragekommt. Der Kinderzuschlag erweist sich als geeignet, dieAbhängigkeit von Fürsorgeleistungen – die allein wegender Kinder gegeben ist –, zu vermeiden.

Familienpolitik als Wirtschaftsfaktor

Angesichts einer steigenden Erwerbsbeteiligung derFrauen und einer steigenden Familienorientierung derMänner gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Berufweiter an Bedeutung. Dies gilt überall, bietet jedoch auchauf regionaler Ebene Chancen: Wo beispielsweise Ab-wanderung droht, können familienfreundliche Maßnah-men dazu beitragen, qualifizierte Mitarbeiterinnen undMitarbeiter im Betrieb zu halten und den regionalen Wirt-schaftsstandort attraktiver zu machen.

Das im Januar 2006 im Rahmen der Allianz für die Fa-milie mit Partnern aus Wirtschaft, Verbänden und Poli-tik gestartete Unternehmensprogramm „ErfolgsfaktorFamilie. Unternehmen gewinnen“ will Unternehmer,Manager und Personalverantwortliche überzeugen, fa-milienfreundliche Personalpolitik als strategischesManagementinstrument zu nutzen. Dazu werden ziel-gruppenspezifische Leitfäden beispielsweise zum be-trieblichen Wiedereinstieg oder zu betrieblich unter-stützter Kinderbetreuung erarbeitet. Um die praktischeUmsetzung in die Fläche zu tragen, gibt es in allen Bun-desländern sog. Länderbotschafter, die die Situation derUnternehmen im jeweiligen Land gut kennen. Ziel ist,

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61 – Drucksache 16/2870

dass sich bis Ende 2006 1 000 Unternehmen dem Netz-werk angeschlossen haben.

Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend initiierten Lokalen Bündnisse für Fa-milie zeigen, dass auch von einem hohen Angebotsniveauaus qualitative Verbesserungen möglich sind, etwa bei derFlexibilität der Öffnungszeiten oder im Zusammenwirkenmit betrieblich unterstützten Betreuungsangeboten. InLokalen Bündnissen für Familie schließen sich Kommu-nen, Kammern, Verbände, Kirchen, Unternehmen, Ge-werkschaften und soziale Organisationen zusammen, umdurch konkrete Projekte für Familien vor Ort die Verein-barkeit von Familie und Beruf durch Ausbau und der Ver-besserung von Kinderbetreuungsangeboten zu stärken. InJena macht beispielsweise eine zentrale Anlaufstelle rundum alle Fragen zur Kinderbetreuung die Angebote trans-parenter und besser verfügbar. Zugleich werden JenaerUnternehmen bei einer familienfreundlichen Unterneh-menskultur unterstützt. Im Gegenzug bringen die Unter-nehmen ihr Know-how bei Organisation und Finanzendes Projekts ein – ein Beispiel dafür, wie die Zusammen-arbeit für Familie hilft, die Basis der lokalen Zivilgesell-schaft zu verbreitern. Die Bündnisinitiative soll fortge-setzt und ausgebaut werden. Ziel ist es vor allem, denWissens- und Erfahrungsaustausch der Bündnisse undihre Vernetzung weiter zu fördern. Vorbildlich sind in die-ser Hinsicht die zehn Lokalen Bündnisse für Familie inMecklenburg-Vorpommern, die miteinander in engemKontakt stehen und auf diese Weise eine besondere regio-nale Infrastruktur für Familien bilden.

Der Förderung einer lokalen Infrastruktur für alle Genera-tionen dient das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäu-ser. Unter dem Motto „Alle(s) unter einem Dach“ sollensich bürgerschaftliches Engagement und professionelleUnterstützung zu einem umfassenden Angebot für Men-schen jeden Alters verbinden. Mehrgenerationenhäuserbieten praktische Hilfe bei der Kinderbetreuung, unter-stützen Eltern in der Erziehungskompetenz, machen An-gebote für Familien in besonderen Lebenssituationen, för-dern die gegenseitige Hilfe und die Weitergabe vonErfahrungen und Kompetenzen an die nachwachsendeGeneration. Als Dienstleistungsdrehscheibe für familien-nahe Dienstleistungen in der Region tragen sie auch zu ei-ner besseren Balance von Arbeit und Leben bei. In jedemLandkreis und in jeder kreisfreien Stadt in Deutschlandsoll bis 2010 ein Mehrgenerationenhaus entstehen – min-destens 103 in den neuen Bundesländern.

9.2 Förderung der Berufstätigkeit von Frauen

Die Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern schulpflichtigerKinder ist in den neuen Bundesländern weiterhin deutlichhäufiger anzutreffen als in den alten Bundesländern. DieZahlen nähern sich allerdings kontinuierlich an, nicht zu-letzt weil der Anteil der teilzeitbeschäftigten Mütter inden neuen Bundesländern steigt. Beim Berufswahlverhal-ten von Mädchen und Jungen bestehen inzwischen nurnoch wenig Unterschiede: Bürokauffrau und Arzthelferinsind im Osten wie im Westen die beliebtesten Ausbil-dungsberufe weiblicher Auszubildender.

Zugleich ist der Anteil von Frauen in Unternehmen derprivaten Wirtschaft in Führungspositionen gestiegen (von21 Prozent im Jahr 2000 auf 23 Prozent im Jahr 2004).Dabei wird besonders deutlich, dass es gerade zwischenberufstätigen Müttern und kinderlosen Frauen Unter-schiede in den Erwerbsbiografien und dem beruflichenErfolg gibt. Gemeinsam arbeiten Wirtschaft und Politikan Lösungen, damit Führungspositionen vermehrt auchvon Müttern wahrgenommen werden können.

Sachgerechte und schnell zu findende Informationen zurberuflichen Karriere und zu Existenzgründungen von Frauenbietet das Internetportal www.frauenmachenkarriere.de.Das Portal informiert über Möglichkeiten zur besserenVereinbarkeit von Familie und Beruf, über Rechtsfragenund nennt kompetente Ansprechpartner/innen.

Das „audit berufundfamilie®“ ist das strategische Ma-nagementinstrument zur besseren Vereinbarkeit von Be-ruf und Familie, welches konsequent auf die passgenaue,individuelle Umsetzung von praktischen Maßnahmen imUnternehmen abzielt. Zurzeit führen 300 Unternehmen,Institutionen und Hochschulen Grundzertifikate bzw.Zertifikate für die Umsetzung familienfreundlicher Perso-nalpolitik. In Sachsen-Anhalt werden seit Juni 2003 Un-ternehmen und Institutionen dabei gefördert.

Seit Januar 2006 ist darüber hinaus die Rubrik „Vielfalt“online. Frauen mit Migrationshintergrund finden hier einezentrale Plattform, die sie bei der Suche nach Informatio-nen zur Frauenerwerbstätigkeit unterstützt.

Ein besonderes Problem stellt die Integration von Zuwan-derinnen und Zuwanderer in das Alltags- und Erwerbsle-ben dar. Aufgrund der EU-Osterweiterung und der damitverbundenen Arbeitsmarktliberalisierung erhält die Ein-wanderungs- und Integrationsfrage in den östlichen Bun-desländern jedoch insbesondere durch Arbeitskräfte ausTschechien oder Polen wachsende Bedeutung.

Vor diesem Hintergrund zielen die Maßnahmen darauf ab,

– junge Frauen mit Migrationshintergrund, auch und be-sonders muslimische Frauen, zur Wahrnehmung ge-sellschaftlicher, beruflicher und politischer Teilhabe-möglichkeiten zu befähigen,

– den Aufbau und die Stärkung einer eigenständigen In-teressensvertretung zu ermöglichen und

– die entwickelten Ansätze und Partizipationsmodellezu verbreiten und nachhaltig zu sichern, damit Frauenmit Migrationshintergrund frei von Benachteiligungenund Gewalt leben können.

9.3 Politik für Jugendliche: Bleibe-perspektiven schaffen, Mit-gestaltung fördern

Die Abwanderung junger Menschen stellt für die Zukunftder neuen Länder weiterhin eine besondere Herausforde-rung dar, weil gerade die gut ausgebildeten Jugendlichenund darunter vor allem junge Frauen die neuen Länderverlassen. Dieser Prozess löst negative Folgen für Innova-tionsfähigkeit, Eigeninitiative und Selbstorganisation aus.

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Drucksache 16/2870 – 62 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Um ihn zu stoppen, braucht es Infrastruktur: Chancen fürdie, die bleiben, besonders für die Jugendlichen. Chancenauf dem Arbeitsmarkt, Chancen zur Selbst- und Mit-Ge-staltung des Lebensumfelds. Dazu zählt auch das Eintre-ten für Vielfalt, Toleranz und Demokratie gegen Rechts-extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.

Mit dem Problemfeld der Abwanderung befasst sich seitdem 1. März 2005 länderübergreifend die Koordinierungs-stelle Perspektiven für junge Menschen, die die StiftungDemokratische Jugend mit Unterstützung des Bundesmi-nisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein-gerichtet hat. Aufgabe der Koordinierungsstelle ist es, ge-meinsam mit Partnern Perspektiven für junge Menschen inden neuen Ländern aufzuzeigen, die ihnen eine Zukunft inihrer Heimatregion ermöglichen und Chancen zum Blei-ben oder Wiederkommen eröffnen. Ziel ist es auch, dieProjektergebnisse und Handlungsansätze der bereits abge-schlossenen Bundesinitiative „wir … hier und jetzt“ wei-terzugeben und weiterzuentwickeln.

Das Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosig-keit wird flankiert durch die Programmplattform „Ent-wicklung und Chancen junger Menschen in sozialenBrennpunkten“ (E&C). E&C (www.eundc.de) ist einKomplementärprogramm zum Bund/Länder-Programm„Die Soziale Stadt – Stadtteile mit besonderem Entwick-lungsbedarf“. Von 234 städtischen Standorten, in denenE&C umgesetzt wird, befinden sich 77 in den neuen Län-dern.

Ein Schwerpunkt der Programmplattform E&C sind diesog. Kompetenzagenturen, ein Modellprogramm, mit dembesonders benachteiligte Jugendliche, die durch das beste-hende Hilfesystem nicht erreicht wurden und auch keinenZugang dazu gefunden haben, eine Chance zur sozialenund beruflichen Integration erhalten. In den Kompetenz-agenturen erhalten Jugendliche im Spektrum vorhandenerAngebote eine optimale Förderung, die ihren individuel-len Voraussetzungen, ihrer sozialen Lage und ihrer biogra-phischen Situation entspricht. Bundesweit sind an16 Standorten in zwölf Bundesländern Kompetenzagentu-ren eingerichtet worden. Fünf Standorte liegen in denneuen Ländern. Bisher konnten bereits ca. 3 000 Jugendli-che mit diesem Programm erreicht werden. Das Modell-programm läuft von 2002 bis 2006 und ist mit einem För-dervolumen von 10,5 Mio. Euro ausgestattet. Nachdemsich das Modellprogramm „Kompetenzagenturen“ be-währt hat, ist geplant, die Zahl der Standorte auf 200 zu er-weitern.

Seit Mitte 2003 werden mit dem über ESF-Mittel finan-zierten Bundesmodellprogramm „Lokales Kapital für so-ziale Zwecke“ (LOS) (www.los-online.de) Mikroprojekteund kleine, lokale Initiativen gefördert, die sich für dieberufliche und soziale Integration von besonders am Ar-beitsmarkt benachteiligten Menschen einsetzen. ZentraleZielgruppe sind dabei benachteiligte Jugendliche, dierund die Hälfte der durch LOS erreichten Personen stel-len. LOS will durch Vermittlung von Zukunftskompeten-zen die Beschäftigungsfähigkeit erhöhen, den sozialenZusammenhalt vor Ort stärken und Toleranz und Demo-kratie fördern. Von bundesweit 286 Fördergebieten liegen

60 in den neuen Ländern (inkl. Berlin-Ost). Im Jahr 2005sind in diesen Gebieten 903 Projekte begonnen und dabeiüber 30 000 Personen erreicht worden. Von rund 23 Mio.Euro, die den Fördergebieten in den neuen Ländern bisMitte 2007 zur Verfügung stehen, sind bislang rund16,5 Mio. Euro bewilligt worden. Das Programm läuftnoch bis Mitte 2007 und soll dann aufgrund der guten Er-fahrungen mit neuer Konzeption neu aufgelegt werden.

Demokratisches Verhalten und ziviles Engagement beiJugendlichen stehen im Mittelpunkt des Aktionspro-gramms „Jugend für Toleranz und Demokratie – gegenRechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemi-tismus“, das 2001 startete und in dieser Form Ende desJahres 2006 auslaufen wird. Das Programm gliedert sichin drei Teile (XENOS – Leben und Arbeiten in Vielfalt,ENTIMON – Gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextre-mismus, CIVITAS – initiativ gegen Rechtsextremismusin den neuen Ländern) und umfasst:

– Projekte gemeinsamen Lernens und Arbeitens vondeutschen und ausländischen Jugendlichen und Er-wachsenen.

– Maßnahmen gegen Gewalt und Rechtsextremismusfort.

– sowie Projekte, um die lokale Zivilgesellschaft in denneuen Ländern zu stärken, zu vernetzen und weiter zuentwickeln.

Bis Ende 2006 werden seitens des Bundes insgesamt rund192 Mio. Euro an Fördergeldern zur Verfügung gestellt.Diese werden ergänzt durch die vorgeschriebene Kofi-nanzierung der Länder.

Ein neues, auf Dauer angelegtes Programm „Jugend fürVielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextre-mismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ sollin Anknüpfung an die bisherigen Erfahrungen und er-gänzt um neue Schwerpunkte Maßnahmen zur Entwick-lung des zivilgesellschaftlichen Engagements unterstüt-zen. Das Programm startet Anfang 2007 und sollzunächst bis 2010/11 laufen. Das Konzept baut auf dreiSäulen:

– Entwicklung integrierter lokaler Strategien in kommu-naler Verantwortung

– modellhafte Maßnahmen zu den Schwerpunkten Ju-gend, Bildung und Arbeit

– Schaffung von Orten zentraler gesellschaftlicherKommunikation über Vielfalt und Toleranz auf Bun-desebene (Wettbewerbe, Regionalkonferenzen)

9.4 Politik für ältere Menschen – Alters-vorsorge, Potenziale nutzen, Schutz und Hilfe gewähren

Gerade in Regionen, die vom demografischen Wandel be-sonders betroffen sind – und dies gilt für viele Regionenin den neuen Bundesländern –, kommt älteren Menscheneine besondere Bedeutung zu. Sie sind häufig diejenigen,die bleiben, während die Jüngeren auf der Suche nach Ar-beitsplätzen wegziehen. Dies prägt die Anforderungen an

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 63 – Drucksache 16/2870

die soziale Infrastruktur ebenso wie das Miteinander. Diesich aus dem demografischen Wandel ergebenden He-rausforderungen können nur bewältigt werden, wennauch die Potenziale der Älteren eingebracht werden. Wirbrauchen ein realistisches Altersbild und damit einherge-hend eine neue Verantwortungsrolle für das Alter, die dieunterschiedlichen Fähigkeiten, Interessen und Bedürf-nisse älterer Menschen berücksichtigt und deren Beitragfür das Gemeinwesen zutreffend darstellt und würdigt.

Neben der Erwerbsperspektive älterer Menschen gerätdabei das freiwillige Engagement stärker in den Blick. Esträgt zum Generationenzusammenhalt bei, gestaltet undprägt lokale Infrastruktur und lokale Zivilgesellschaft.Ältere Menschen haben nach der Berufs- und Familien-phase Erfahrung und Zeit. Dieses Potenzial gilt es, für dieGesellschaft nutzbar zu machen.

Um ältere Menschen für verantwortliche Rollen in zivil-gesellschaftlichen Organisationen zu qualifizieren, wurdedas Modellprogramm „Erfahrungswissen für Initiativen“(EFI) – Laufzeit: 2005 bis 2006) entwickelt. Ältere Men-schen (vorzugsweise erfahrene Ehrenamtliche) erhaltenSchulungen, z. B. in Projektentwicklung, Gesprächsfüh-rung, Konfliktmanagement und Öffentlichkeitsarbeit, undsetzen diese Kenntnisse anschließend als seniorTrainerinoder seniorTrainer für Freiwilligeninitiativen und Pro-jekte in der Kommune ein. Nach sehr positiven Ergebnis-sen an 32 Standorten, unter anderem in Brandenburg,Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, soll das Mo-dell auch auf andere Regionen ausgeweitet werden.

Überdies stellt ein Projektbündel „Selbstorganisation äl-terer Menschen“ gute Beispiele des Miteinanders vonKommunen und Senioreninitiativen bei der Ausführungfreiwilliger Aufgaben in Deutschland und Europa vor.Zwölf Kommunen, insbesondere aus den neuen Bundes-ländern, sollen in einer bundesweiten Ausschreibung aus-gewählt werden; sie bekommen dann besondere Beratungund Begleitung bei der Übertragung freiwilliger Aufga-ben auf zivilgesellschaftliche Initiativen.

Auch im Rahmen der Stadtentwicklung und des Woh-nungs(um- und -rück)baus gilt es, auf die Bedürfnisse derwachsenden Zahl älterer Menschen besonders zu achten.In den neuen Bundesländern finden sich dafür mancher-orts besondere Voraussetzungen. So wird im Rahmen dermodellhaften Bauförderung im Osten Deutschlands bei-spielsweise die Errichtung von Wohngemeinschaftendurch Sanierung von Plattenbauten gefördert. Innovative,durch Teilhabe und Mitwirkung geprägte Projekte an derNahtstelle von Altenhilfe und Städtebau, zeigen Wegeauf, wie den demografischen Herausforderungen begeg-net werden kann. Nähere Informationen: www.baumo-delle-bmfsfj.de.

Die gesetzliche Rentenversicherung hat sich als ersteSäule der Alterssicherung auch in den neuen Ländern be-währt. Durch die Schaffung eines für ganz Deutschlandeinheitlichen Rentenrechts konnten zum 1. Januar 1992mehr als 4 Mio. Bestandsrenten in den neuen Ländern indie lohndynamische Rentenzahlung einbezogen und dieRenten auf ein Niveau angehoben werden, das – unter

Berücksichtigung der unterschiedlichen Einkommensver-hältnisse – dem der westdeutschen Renten entspricht.

Seit dem 1. Juli 2003 beträgt der aktuelle Rentenwert inden alten Ländern 26,13 Euro und in den neuen Ländern22,97 Euro. Der Verhältniswert der Eckrente in den neuenzu der in den alten Ländern liegt damit weiterhin bei88,1 Prozent. Der West-Ost-Finanztransfer innerhalb dergesetzlichen Rentenversicherung betrug im Jahr 2004knapp 13,8 Mrd. Euro. Die durchschnittlich verfügbarenVersichertenrenten, d. h. die tatsächlich ausbezahltenRenten, liegen in den neuen Ländern sowohl bei denMännern mit rund 1006 Euro als auch bei den Frauen mitrund 659 Euro bereits über den in den alten Ländern mitrund 962 Euro für Männer und rund 477 Euro für Frauen(Stand: 1. Juli 2005).

Diese deutlich günstigere Ost-West-Relation der verfüg-baren laufenden Versichertenrenten im Vergleich zu denverfügbaren Eckrenten resultiert einerseits aus den Be-sitzschutzbeträgen, die im Zuge der Rentenüberleitunggewährt wurden, und andererseits aus den geschlossenenVersicherungsbiografien der heutigen Rentnerinnen undRentner in den neuen Ländern. Letzteres gilt insbeson-dere im Vergleich der Rentnerinnen in Ostdeutschlandmit denen in Westdeutschland.

Bei der Bewertung dieser Relation ist allerdings zu be-rücksichtigen, dass die Renten in den neuen Ländern zu-meist das einzige Einkommen darstellen. Ansprüche ausLebensversicherungen und anderen privaten Vorsorge-maßnahmen (z. B. Immobilienerwerb) oder Ansprücheauf betriebliche Altersversorgung, wie sie in den altenLändern verbreitet sind, bestehen bei der heutigen Rent-nergeneration in den neuen Ländern nur in einem ver-gleichsweise geringen Umfang.

Durch das im April 2006 vom Bundestag verabschiedeteGesetz zur Weitergeltung der aktuellen Rentenwerte ab1. Juli 2006 verändert sich der Abstand zwischen dem ak-tuellen Rentenwert (Ost) und dem aktuellen Rentenwert(West) auch in diesem Jahr nicht. Anfang Februar 2006hatte das Bundeskabinett beschlossen, mit diesem Gesetzeine mögliche Rentenkürzung infolge sinkender Löhne zuverhindern, die nach der geltenden Anpassungsformelgrundsätzlich möglich ist.

Verlässliche Aussagen über die Entwicklung der aktuel-len Rentenwerte in den kommenden Jahren sind nichtmöglich. Von Bedeutung ist jedoch, dass der Gesetzgeberbereits im Jahr 2004 mit einer Schutzklausel auf die sichstärker annähernde Lohnentwicklung in den alten undneuen Ländern reagiert hat. Die Renten in den neuen Län-dern sind danach mindestens so hoch anzupassen wie dieRenten in den alten Ländern. So kann sich der Anglei-chungsprozess auch bei einer nicht auszuschließendenschlechteren Lohnentwicklung in den neuen Ländernnicht umkehren.

9.5 Gesundheit In den vergangenen Jahren hat sich die medizinische Ver-sorgungsqualität in den neuen Ländern deutlich verbessertund an das westdeutsche Niveau angeglichen. Sichtbar

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Drucksache 16/2870 – 64 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

wird dies unter anderem an der steigenden Gesamtzufrie-denheit der ostdeutschen Bevölkerung mit der medizini-schen Versorgung und insgesamt auch an der gestiegenenLebenserwartung der Menschen in Ostdeutschland. Von1990 bis 2004 stieg die Lebenserwartung schneller als inWestdeutschland: Die der Frauen um 4,59 Jahre, die derMänner um 5,27 Jahre. Frauen leben in Ost- und West-deutschland mittlerweile nahezu gleich lang (81,3 gegen-über 81,6 Jahre), die Lebenserwartung von Männern liegttrotz Steigerung noch nicht auf gleichem Niveau.

Seit dem 1. Januar 2001 gelten für Versicherte, Leistungs-erbringer und Krankenkassen im gesamten Bundesgebietgrundsätzlich gleiche Rahmenbedingungen. Die sozialeEinheit im Bereich der GKV-Solidargemeinschaft ist seit-her vollendet. Jedoch übernahmen die neuen Bundeslän-der nicht einfach nur das westdeutsche Gesundheitssys-tem, vielmehr kamen aus Ostdeutschland fruchtbareImpulse für die Weiterentwicklung des gesamtdeutschenGesundheitswesens. Ein Beispiel hierfür sind die medizi-nische Versorgungszentren.

Situation der medizinischen Versorgungszentren

Mit der Schaffung der Medizinischen Versorgungszentrenhat sich der Gesetzgeber bewusst für eine in den altenBundesländern neue und in den neuen Bundesländern be-währte Organisationsform der medizinischen Versorgungentschieden.

Durch das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichenKrankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz –GMG) vom 14. November 2003 wurden mit Wirkungvom 1. Januar 2004 medizinische Versorgungszentren alsfachübergreifende ärztlich geleitete Einrichtungen zurTeilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung zugelas-sen. Medizinische Versorgungszentren sind in vielfältigenOrganisationsformen zugelassen und können von Leis-tungserbringern, die auf Grund von Zulassung, Ermächti-gung oder Vertrag an der medizinischen Versorgung teil-nehmen, gegründet werden.

Zum 31. März 2006, also zweieinhalb Jahre nach der ver-tragsärztlichen Zulassung, waren im Bundesgebiet420 medizinische Versorgungszentren zugelassen.

Vergütungssituation der Ärzte in den neuen Ländern

In den zurückliegenden Jahren gab es eine Reihe von ge-setzlichen Regelungen, auf deren Basis eine schrittweiseAnhebung des Vergütungsniveaus der Ärzte in den neuenLändern erfolgte:

Mit dem Gesetz zur Einführung des Wohnortprinzips beiden Honorarvereinbarungen für Ärzte und Zahnärzte vom11. Dezember 2001 (BGBl. I, S. 3526) wurden die beste-henden Vergütungsunterschiede zwischen den Kranken-kassenarten in den neuen Ländern reduziert. Die mit ei-nem Krankenkassenwechsel von Mitgliedern verbundeneProblematik des Honorarverlustes wurde deutlich ent-schärft.

Die in den neuen Ländern insgesamt von Krankenkassenan die Kassenärztlichen Vereinigungen gezahlten Hono-

rarsummen für die ambulante ärztliche Behandlung ihrerVersicherten (Gesamtvergütungen) stiegen allein von2001 auf 2002 um über 400 Mio. Euro; zwischen 1999und 2004 kam es zu einem Anstieg von rund 600 Mio.Euro bzw. 20,2 Prozent. Auch vom Jahr 2003 auf 2004stiegen die Gesamtvergütungen um rund 60 Mio. Eurooder 1,67 Prozent. Damit erfolgte in den neuen Ländernein stärkerer Anstieg der absoluten Ausgaben als in denalten Ländern.

Für das Jahr 2005 ist zu berücksichtigen, dass derHartz IV-Gesetzgebung temporäre Effekte zu Lasten dervertragsärztlichen Gesamtvergütungen folgten, da GKV-Mitgliedschaften durch „Hartz IV“ zu Familienversiche-rungen umgewandelt wurden. Dies betraf die neuen Län-der wesentlich stärker als die alten Länder.

Insgesamt erhöhte sich die Vergütung der Ärzte in denneuen Ländern in den vergangenen Jahren und es fandeine stetige Angleichung an die alten Länder statt – nach-weislich der Ausgaben der Krankenkassen je Mitgliedbzw. je Versicherten sowie der Umsätze bzw. Einkommenje Arzt. Dieser Prozess wurde durch Regelungen desGMG weiter gefördert (Anhebung der Gesamtvergütun-gen in den neuen Ländern in den Jahren 2004 bis 2006zusätzlich um insgesamt 3,8 Prozent und Absenkung inden alten Ländern (mit Ausnahme von Berlin) um0,6 Prozent. Zudem können in den neuen Ländern über„Sicherstellungsprämien“ pro Jahr bis zu 15 Mio. Eurozusätzlich zum bisherigen Honorarvolumen an die so ge-förderten Ärzte gezahlt werden.

Die Eckpunkte zur Gesundheitsreform 2006 sehen vor,das ärztliche Vergütungssystem zu vereinfachen und zuentbürokratisieren. Die von Budgets und floatendenPunktwerten geprägte Honorarsystematik soll durch eineEuro-Gebührenordnung mit Mengensteuerung abgelöstwerden. Das Vergütungssystem gewinnt an Transparenz,und die Ärzte erhalten weitgehende Kalkulationssicher-heit. Durch Pauschalisierung wird dem heute systemim-manenten Anreiz zur Erbringung und Abrechnung medi-zinisch nicht notwendiger Leistungen entgegengewirkt.

Situation der hausärztlichen Versorgung in den neuen Bundesländern

Trotz einer bundesweit ausreichenden vertragsärztlichenVersorgung sind in einigen, insbesondere ländlichen ost-deutschen Regionen kurz- und mittelfristig Versorgungs-engpässe in der hausärztlichen Versorgung nicht auszu-schließen. Zur Behebung bzw. Abmilderung sindFlexibilisierungen und organisationsrechtliche Instru-mente notwendig, die die Bundesregierung auf derGrundlage des Koalitionsvertrages mit dem Gesetz zurÄnderung des Vertragsarztrechts und anderer Gesetze(VÄndG) auf den Weg bringt.

Aktuelle Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung

Ende 1998 war die GKV-Ost mit ca. 0,8 Mrd. Euro ver-schuldet. Von 1999 bis 2001 konnten die ostdeutschenKrankenkassen erstmals ihre hohe Verschuldung deutlich

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65 – Drucksache 16/2870

abbauen. Nach erneutem Ansteigen der Verschuldung inden Jahren 2002 und 2003 verfügten die Krankenkassenin den neuen Bundesländern durch die die ausgabenbe-grenzenden und einnahmeverbessernden Regelungen desGesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Kranken-versicherung (GMG) Ende 2004 insgesamt über ein posi-tives Vermögen von fast 700 Mio. Euro. Nach den Rech-nungsergebnissen für das Jahr 2005 hat sich diesesrechnerisch auf rund 1,3 Mrd. Euro erhöht. Die Entwick-lung wurde maßgeblich durch den West-Ost-Transfer imRahmen des gesamtdeutschen Risikostrukturausgleichs(RSA) befördert.

Fördermaßnahmen im stationären Bereich

Der investive Nachholbedarf im Akutkrankenhaussektorkonnte durch das Krankenhausinvestitionsprogramm wei-testgehend abgebaut werden. Mit diesem Programm hatder Bund den neuen Ländern und Berlin (für den Ostteilder Stadt) von 1995 bis 2001 eine jährliche Finanzhilfe inHöhe von rund 358 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. DieLänder haben sich in mindestens gleicher Höhe und dieKrankenkassen über einen Investitionszuschlag auf diePflegesätze der Krankenhäuser in den neuen Ländern mitjährlich rund 179 Mio. Euro beteiligt. Der Einsatz dieserMittel hat sich u. a. auch positiv auf die Arbeitsmarkt-situation in den neuen Ländern ausgewirkt: Pro inves-tierte Million Euro ist von drei bis vier neuen Arbeitsplät-zen auszugehen.

Mit dem gemeinsam finanzierten Krankenhausinvestiti-onsprogramm und einem damit verbundenen Investitions-volumen von rund 6,3 Mrd. Euro konnten der Bauzustandund die Infrastruktur der Krankenhäuser in den neuenBundesländern auf ein dem Standard der alten Bundes-länder entsprechendes bzw. diesen sogar teilweise über-treffendes Niveau gebracht werden.

Finanzhilfe für die Pflegeversicherung

Der Bund gewährte den neuen Ländern nach dem Pflege-Versicherungsgesetzes von 1995 bis 2002 zur zügigenVerbesserung der Qualität der ambulanten, teil- und voll-stationären Versorgung Finanzhilfen von rund 409 Mio.Euro pro Jahr. Das Gesamtvolumen betrug rund 3,3 Mrd.Euro. Von 1995 bis Ende 2005 konnten dadurch1 025 neue Einrichtungen in Betrieb genommen werden.

Zusätzlich wurden im Rahmen des „Modellprogrammszur Verbesserung der Versorgung Pflegebedürftiger“ seit1991 für 97 Projekte Bundesmittel in Höhe von rund80,2 Mio. Euro für ambulante Dienste, Tages- und Kurz-zeitpflege sowie stationäre Pflegeeinrichtungen und Hos-pize in den neuen Ländern bewilligt.

10. Energie und Umwelt10.1 Energiepolitik10.1.1 Erneuerbare Energien Grundlage für den Ausbau der Erneuerbaren Energien inDeutschland ist, gemeinsam mit dem Markteinführungs-programm der Bundesregierung sowie dem Agrarinvesti-

tionsförderprogramm (AFP) im Rahmen der Gemein-schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und desKüstenschutzes“, insbesondere das Erneuerbare-Ener-gien-Gesetz (EEG). Es gibt einen verlässlichen Rechts-rahmen für Investitionen in Bioenergie, Geothermie, So-lar- und Windenergie sowie Wasserkraft. Dieser stabileRechtsrahmen hat im Jahr 2005 zu einem Gesamtumsatzvon rund 16 Mrd. Euro in ganz Deutschland geführt.

Die Erneuerbaren Energien konnten auch in Ostdeutsch-land weiter ausgebaut werden. So wurden in den neuenLändern im Jahr 2005 insgesamt 518 Windenergieanla-gen mit einer Leistung von 906 MW errichtet. Dies ent-spricht jeweils rund 50 Prozent des Zubaus an Anlagenbzw. Leistung in ganz Deutschland. Insgesamt wurdendamit bisher Windenergieanlagen mit einer Leistung von7 121 MW im Osten Deutschlands installiert (rund40 Prozent der Gesamtdeutschen Windleistung). Der mitAbstand größte Kapazitätszubau fand in den LändernNiedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt statt.

Auch die Biogaserzeugung und -nutzung wurde in denneuen Bundesländern deutlich ausgebaut. So wurden inden vergangenen Jahren in den östlichen Bundesländernknapp 300 Biogasanlagen mit einer installierten elektri-schen Leistung von rund 112 MW installiert (rund17 Prozent der gesamtdeutschen elektrischen Biogasleis-tung). Mit knapp 30 Prozent der 125 größten deutschenSolarunternehmen können insbesondere die neuen Bun-desländer vom Boom der Solarenergie profitieren.

Damit leisten die Erneuerbaren Energien auch einen Bei-trag zur Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarktin Ostdeutschland. Deutschlandweit gab es im Jahr 2004brutto direkt und indirekt rund 157 000 Arbeitsplätze imBereich der Erneuerbaren Energien. Nach Abschätzungenist diese Zahl im Jahr 2005 auf 170 000 gestiegen. Davonentfällt ein erheblicher Anteil auf die neuen Länder.

Die Fördermaßnahmen zum Ausbau der ErneuerbarenEnergien sind damit wirkungsvolle Klimaschutz-Instru-mente, Motor für Innovationen und erhöhen die Ex-portchancen für deutsche Technik.

10.1.2 Emissionshandel Seit 1. Januar 2005 ist in der Europäischen Union mitdem Emissionshandel ein neuartiges Instrument für denKlimaschutz erfolgreich eingeführt worden. Das Emissi-onshandelssystem ist ein marktwirtschaftliches Instru-ment, um den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid(CO2) möglichst kosteneffizient zu reduzieren. In der ers-ten Zuteilungsperiode 2005 bis 2007 des Emissionshan-dels wurde eine Gesamtmenge von 495 Mio. Emissions-zertifikate pro Jahr kostenlos zugeteilt. Davon erhieltenAnlagen in den neuen Bundesländern rd. 23 Prozent.

Die Zuteilungsregeln für die erste Handelsperiode 2005bis 2007 in Deutschland berücksichtigen besondere Tat-bestände bei der Zuteilungsentscheidung. Dazu gehörtinsbesondere die Anerkennung frühzeitiger Emissions-minderungen (sog. „early action“). Anlagen, die durchModernisierung eine erhebliche Minderung ihrer CO2-Emissionen bereits vor Beginn des Emissionshandels er-

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Drucksache 16/2870 – 66 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

reicht haben, werden für die Dauer von zwölf Jahren nachAbschluss der Modernisierungsmaßnahme von weiterenMinderungsleistungen freigestellt. Zuteilungen nach die-ser Regel kommen zu mehr als 75 Prozent in den neuenBundesländern zum Tragen, wo in den 90er-Jahren um-fangreiche CO2-Minderungen erreicht wurden. Auch inder zweiten Zuteilungsperiode 2008 bis 2012 wird eineZuteilungsmenge von durchschnittlich über 50 Mio. Zer-tifikaten pro Jahr von dieser Sonderregel profitieren.

Nach dem Entwurf der Bundesregierung werden Kleinan-lagen mit CO2-Emissionen bis zu 25 000 t pro Jahr eineZuteilung mit einem Erfüllungsfaktor von 1 bekommen,d. h. sie müssen keine Minderung ihrer Emissionen ge-genüber der Basisperiode erbringen. Zudem sind fürKleinanlagen eine Vielzahl von Vereinfachungen bei derAntragstellung und Berichterstattung vorgesehen. Für dieneuen Bundesländer besonders wichtig ist die Regelungfür Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK): DieEmissionen, die der Strommenge aus gekoppelter Pro-duktion zuzurechnen sind, werden mit dem nur geringenErfüllungsfaktor von – 1,25 Prozent belegt. Damit sinddie effizienteren KWK-Anlagen deutlich besser gestelltals Anlagen der konventionellen Energieerzeugung miteinem Erfüllungsfaktor von – 15 Prozent. Neue KWK-Anlagen erhalten auch in Zukunft eine Zuteilung nach ei-nem Doppelbenchmark für Wärme und Strom.

10.2 AltlastensanierungGroßprojekte der Altlastensanierung

Über die Sanierung der ökologischen Altlasten hattensich der Bund und die neuen Länder im Dezember 1992in einem Verwaltungsabkommen verständigt. Danachwerden die Kosten, die bei ehemaligen Unternehmen ausdem Treuhandbereich nach einer Freistellung für erfor-derliche Sanierungen anfallen, grundsätzlich im Verhält-nis 60 Prozent (Bund) zu 40 Prozent (Länder) geteilt. Fürbesonders bedeutsame Großprojekte trägt der Bund eineweitergehende Finanzierungsverpflichtung (Finanzie-rungsschlüssel von 75 Prozent Bund zu 25 Prozent Län-der).

Mit Thüringen wurde 1999, mit Sachsen-Anhalt 2001und zum 1. Januar 2003 mit Mecklenburg-Vorpommernein Generalvertrag über die abschließende Finanzierungder ökologischen Altlasten geschlossen. Damit liegt diealleinige Sanierungsverantwortung bei dem jeweiligenBundesland.

Die Sanierungsarbeiten in den Ländern Brandenburg undBerlin sowie im Freistaat Sachsen werden planmäßig imRahmen von Einzelmaßnahmen fortgesetzt.

Zweck der Kostenübernahme durch die öffentliche Handwar der Erhalt wichtiger Industriestandorte, die Vermei-dung von Industriebrachen durch Nutzungskontinuitätund die Eingliederung nicht betriebsnotwendiger Flächenin eine geordnete Flächennachnutzung.

Braunkohlesanierung

Der großflächige Braunkohleabbau und die Braunkohle-veredelung in der ehemaligen DDR haben gravierende

ökologische Schäden hinterlassen. Die Sanierung dieserBraunkohlealtlasten begann direkt nach der Wende imRahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und erfolgtseit 1993 auf Grundlage der zwischen Bund und ostdeut-schen Braunkohleländern beschlossenen Verwaltungsab-kommen über die Regelung zur Finanzierung der ökolo-gischen Altlasten.

Insgesamt rund 7,8 Mrd. Euro sind seit 1990 von Bundund Ländern in die Sicherung der stillgelegten Tagebaueund weiterer notwendiger Arbeiten zur Wiedernutzbar-machung geflossen. Rund 90 Prozent aller Arbeiten, ins-besondere die Böschungssicherung und Kippenverdich-tung, die Abraummassentransporte und -anschüttungensowie der Abriss von nicht mehr benötigten Brikettfabri-ken und Kraftwerken sind bereits erledigt.

Für den Zeitraum 2003 bis 2007 ist ein Finanzrahmenvon insgesamt 1,4 Mrd. Euro vorgesehen, den sich u. a.Bund und Braunkohleländer in Höhe von rd. 1,26 Mrd.Euro im Verhältnis von 75 Prozent zu 25 Prozent teilen.Darüber hinaus teilen sich Bund und Länder – je zurHälfte – einen Betrag von 200 Mio. Euro für Maßnahmenzur Abwehr von Gefährdungen, die im Zusammenhangmit dem Wiederanstieg des tagebaubedingt abgesenktenGrundwassers stehen. Die Braunkohleländer stellen zu-sätzlich 175 Mio. Euro im Zeitraum bis 2007 u. a. zur Er-höhung des Folgenutzungsstandards zur Verfügung. Fürden Zeitraum 2008 bis 2012 haben Bund und Braunkohle-länder die Gespräche zur Finanzierung der notwendigenweiteren Braunkohlesanierungsarbeiten Anfang 2006aufgenommen

Projektträger für die umfangreichen Sanierungsaufgabenist die bundeseigene Lausitzer und Mitteldeutsche Berg-bau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV), die sich mit ihrenz. Zt. noch rd. 700 aktiven Mitarbeitern als Ingenieurge-sellschaft bewährt hat. Im Ausbildungsjahr 2005 konntedie LMBV zudem für insgesamt 212 Jugendliche einenAusbildungsplatz bereitstellen. Die LMBV ist damit einerder größten Ausbildungsbetriebe in den Braunkohlerevie-ren Lausitz und Mitteldeutschland.

Zunehmend verlagert sich der Schwerpunkt der Sanie-rungsarbeiten auf die letzte Phase, die Sanierung desWasserhaushaltes. Die Flutung der Tagebaurestlöcher,d. h. die Herstellung neuer Gewässer mit ökologisch ver-tretbarer Wasserqualität sowie die Beseitigung desGrundwasserdefizits stehen immer mehr im Mittelpunkt.

Auch in den nächsten Jahren wird die Bergbausanierungdazu beitragen, die regionalen Arbeitsmärkte zu entlas-ten. Die aus der Braunkohlesanierung resultierende Ge-samtbeschäftigungswirkung liegt gegenwärtig (Stand:Anfang 2006) in den Bergbauregionen in Mitteldeutsch-land und der Lausitz bei noch rd. 5.500 Arbeitnehmern.

Durch das kontinuierliche Wirken der Sanierungsberg-leute haben die Lausitz und Mitteldeutschland an Attrak-tivität gewonnen. Die Ergebnisse der aufwendigen Berg-bausanierung werden für die Menschen in den Regionenimmer greifbarer und nutzbarer. Die Braunkohlesanie-rung erweist sich damit als eine deutsche Erfolgstory de-ren internationale Bedeutung u. a. im September 2005

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 67 – Drucksache 16/2870

A b b i l d u n g 9

Altlasten Großprojekte in den neuen Ländern

Altlastenverpflichtungen pauschaliert

Berlin

Brandenburg

Sachsen-

Anhalt

Mecklenburg-

Vorpommern

Freistaat

Thüringen

Freistaat

Sachsen

GP Sanierungsgesellschaft

Magdeburg-Rothensee

GP Erdöl-Erdgas Gommern GmbH

GP Bitterfeld/Wolfen

GP BUNA GmbH

GP Leuna-Werke GmbH

GP Hydrierwerk Zeitz /

Paraffinwerk Webau

GP Mansfeld AG

GP VVG Rositz

GP Kali Thüringen

GP SAXONIA Freiberg

GP SOW BöhlenGP Lautawerk GmbH

GP Dresden-Coschütz / Gittersee

GP Küstenindustrie, Standort Wismar

GP Region Oranienburg

GP PCK AG Schwedt

GP Stadt Brandenburg

GP BASF Schwarzheide

Altlasten-Großprojekte

GP B li

GP Küstenindustrie, Standort Rostock

GP Küstenindustrie, Standort Stralsund

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Drucksache 16/2870 – 68 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

durch einen unter der Schirmherrschaft des Bundeskanz-lers stehenden Internationalen Sanierungskongress unter-strichen wurde.

Sanierung radioaktiver Altlasten

Das Bundesunternehmen Wismut GmbH führt im Auf-trag der Bundesregierung seit 1991 die Stilllegung, Sanie-rung und Revitalisierung der großflächig radioaktiv undchemisch-toxisch kontaminierten Hinterlassenschaftendes ehemaligen Uranerzbergbaus in Sachsen und Thürin-gen durch. Ziel dieses ausschließlich aus Bundesmittelnfinanzierten Umweltsanierungsprojektes (insgesamt biszu 6,2 Mrd. Euro) ist es, möglichst wieder intakte Um-welt- und Lebensverhältnisse für die Bevölkerung in die-sen dicht besiedelten Gebieten zu schaffen.

Über zwei Drittel der Sanierungsarbeiten hat die WismutGmbH bereits erledigt; ca. 4,6 Mrd. Euro hat der Bundbisher dafür verausgabt. Die Umweltbelastungen mit ra-dioaktiven und konventionellen Schadstoffen in den be-troffenen Regionen wurden weiter signifikant gesenkt.Wesentliche Voraussetzungen für eine lebenswerte Um-welt und die wirtschaftliche Wiederbelebung der ehema-ligen Bergbauregionen konnten geschaffen werden. Sa-nierte Wismut-Flächen werden für eine Nachnutzungbereitgestellt. Auf von der Wismut bisher sanierten undverkauften Flächen sind etwa 400 Arbeitsplätze in denRegionen entstanden. Im Jahr 2007 wird die Bundesgar-tenschau in Gera und Ronneburg in erheblichem Maßebereits sanierte Betriebsflächen der Wismut GmbH ein-binden (Neue Landschaft Ronneburg).

Die Wismut GmbH ist mit heute ca. 2 000 Beschäftigtenein wichtiger Wirtschaftsfaktor, bildet etwa 300 Jugendli-che aus und erteilt jährlich Aufträge an ortsansässige Un-ternehmen in erheblichem Umfang.

Das Sanierungs-Know-how wird durch die Tochtergesell-schaft Wismut Umwelttechnik GmbH (WISUTEC) wirt-schaftlich genutzt und vermarktet. Damit sollen Arbeits-plätze in der Region und für Wismut-Beschäftigtelangfristig gesichert und neue Arbeitsplätze geschaffenwerden.

Nach derzeitigen Planungen werden die noch anstehen-den Sanierungsarbeiten voraussichtlich bis zum Jahr 2015abgeschlossen sein. Im Anschluss daran müssen nochüber einen längeren Zeitraum Langzeitaufgaben wahrge-nommen werden. Dazu zählen u. a. die Wasserbehand-lung und Umweltüberwachung.

Das zwischen Bund und Freistaat Sachsen im Jahre 2003unterzeichnete Verwaltungsabkommen zur Sanierung dersog. Wismut-Altstandorte wird zügig umgesetzt. Mit demBudget von insgesamt 78 Mio. Euro bis 2012, das je zurHälfte von Bund und Freistaat Sachsen getragen wird,können noch bestehende Umweltschäden aus dem ehe-maligen Uranerzbergbau saniert werden. Bisher wurdenbis Ende 2005 10 Mio. Euro ausgegeben und erste drin-gende Sanierungsvorhaben bereits erfolgreich abge-schlossen.

Ehemalige Kernkraftwerke Greifswald und Rheinsberg

Der mit Bundesmitteln finanzierte Rückbau und die Ent-sorgung der stillgelegten Kernkraftwerke sowjetischerBauart in Greifswald/Lubmin und Rheinsberg verliefenauch im Jahre 2005 weiterhin planmäßig. Das dabei ge-wonnene Know how wird von dem bundeseigenen Unter-nehmen Energiewerke Nord GmbH (EWN) nicht nur alsGeneralunternehmer bei dem von den G8-Staaten verab-redeten Entsorgungsprojekt russischer Atom-U-Booteseit Herbst 2003, sondern auch bei zahlreichen anderenRückbauprojekten im In- und Ausland nutzbringend ein-gesetzt.

A b b i l d u n g 10

Sanierung Tagebau Ronneburg

Ronneburg 1995 – Ronneburg 2005 - BUGA-Gelände

Tagebaurestloch Lichtenberg

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 69 – Drucksache 16/2870

Die Konversion des ehemaligen KernkraftwerkstandortesGreifswald schreitet sichtbar voran; neben der Fertigstel-lung des Industriehafens als wichtigem Infrastrukturele-ment für eine erfolgreiche Industrialisierung konnte bisMitte 2006 auch die Vertiefung der Fahrrinne auf siebenMeter abgeschlossen werden. Dem Zweckverband als Ei-gentümer liegen alle Genehmigungen zur Nutzung desHafens vor. Eine Solarstromanlage mit einer Leistungvon 1,8 MW am ehemaligen Einlaufkanal konnte bereits2004 in Betrieb genommen werden. Nachdem bekanntist, dass die deutsch-russische Gasleitung durch die Ost-see in Lubmin anlandet, ist eine starke Nachfrage an Flä-chen zu verzeichnen. Im Bau befindet sich eine Anlagezur Herstellung von Biodiesel. Es besteht eine großeNachfrage an Flächen, vor allem von Herstellern vonBiokraftstoffen, die insbesondere wegen der seeseitigenAnbindung am Standort investieren wollen. Auch Her-steller von Stahlbauteilen zeigen großes Interesse an derNutzung von Gebäudeteilen. Es wird auch erwartet, dassfür die geplante Ostsee-Erdgasleitung am Standort eineGasverdichterstation errichtet werden wird.

Altlasten auf Liegenschaften der Bundeswehr

Die Territoriale Wehrverwaltung lässt auf Liegenschaftender Bundeswehr flächendeckend nach bundeseinheitli-chen Kriterien altlastverdächtige Flächen erfassen, unter-suchen und bewerten und, soweit erforderlich, auch sa-nieren.

Das Ungleichgewicht, das Anfang der 90er Jahre in Formeiner Vielzahl von altlastverdächtigen Flächen in denneuen Bundesländern bestand, ist zwischenzeitlich besei-tigt. Sowohl bei den Untersuchungen als auch bei den Sa-nierungen wirken Geologen der Bundeswehr sowie be-auftragte Unternehmen aus den neuen Bundesländernmit.

10.3 NaturschutzSicherung des Nationalen Naturerbes

Einen besonderen Stellenwert im Regierungsprogrammder 16. Legislaturperiode erhält die Sicherung des sog.Nationalen Naturerbes. Die Bundesregierung hat sichverpflichtet, gesamtstaatlich repräsentative Naturschutz-flächen des Bundes (incl. der Flächen des Grünen Ban-des) in einer Größenordnung von 125 000 Hektar unent-geltlich in eine Bundesstiftung einzubringen oder an dieLänder zu übertragen. Als zukünftige Naturschutzträgerkommen auch Verbände und weitere Stiftungen in Frage.Damit werden diese Flächen von der Privatisierung aus-genommen und dauerhaft für den Naturschutz gesichert.100 000 Hektar werden sofort übertragen. Weitere 25 000Hektar wertvoller Naturgebiete können übertragen wer-den, wenn die bisherige Nutzung aufgegeben wird.

Grünes Band

Im Rahmen dieses Vorhabens kommt dem Grünen Bandals national bedeutendem Biotopverbund eine besondereBedeutung zu. Als ehemaliger Grenzstreifen durchDeutschland war dies über Jahrzehnte ein für Menschenunzugängliches Gebiet. Gerade dadurch zeichnet sich das

Grüne Band durch einen besonderen Reichtum an gefähr-deten Arten und Lebensräumen aus und wirkt in intensivgenutzten Agrarlandschaften als Biotopverbund.

Naturschutzprojekte gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung

Im Rahmen des Förderprogramms konnten in 2005 imBereich der neuen Bundesländer die Projekte „LenzenerElbtalaue“ in Brandenburg, „Lausitzer Seenland“ imFreistaat Sachsen und „Thüringer Rhönhutungen“ imFreistaat Thüringen in eine zweite mehrjährige Projekt-phase überführt werden, in der Maßnahmen realisiertwerden sollen, die in einer vorher gegangenen Planungs-phase erarbeitet und mit den beteiligten Akteuren in denjeweiligen Regionen abgestimmt wurden. Die Förderungdes Projektes „Untere Havelniederung“ in Brandenburgwurde neu begonnen.

In der Lenzener Elbtalaue soll durch die Rückverlegungder Elbdeiche auf 420 ha eine Auenlandschaft wiederher-gestellt werden, die von einer ungestörten Überflutungs-dynamik geprägt ist. Ziel des Projektes in Thüringen istes, ein großflächiges System artenreicher magerer Wei-den zu erhalten, das durch eine jahrhundertelange exten-sive Schafbeweidung geprägt ist; währenddem es sich beider Lausitzer Seenlandschaft um einen repräsentativenAusschnitt einer Bergbaufolgelandschaft mit großflächi-gen Pionierstandorten handelt.

Die Untere Havel ist neben der Lenzener Elbtalaue einweiteres Naturschutzprojekt, das einen Verbund zwischenNaturschutz und Hochwasservorsorge bildet. Bis zumJahr 2008 sollen die planerischen Voraussetzungen für dieUmsetzung dieses Vorhabens geschaffen werden.

Integriertes Küstenzonenmanagement

Vor dem Hintergrund einer dynamischen Entwicklungvieler Küstenzonen kommt dem integrierten Küstenzo-nenmanagement (IKZM) aus ökologischer, wirtschaftli-cher, sozialer und kultureller Sicht erhebliche Bedeutungzu. Da die Odermündungsregion, eine ländliche Grenzre-gion zwischen Deutschland und Polen, sich durch ein ho-hes naturräumliches Potenzial mit vielfältiger Landschaftund großen Küstengewässern auszeichnet, andererseitsaber die gesamte Region unter massiven wirtschaftlichenProblemen und starken Gradienten zwischen Ost undWest sowie Küste und Hinterland leidet, wird vom Bundmit 2 Mio. Euro ein Forschungsprojekt zu IKZM überdrei Jahre in dieser Region gefördert. Ziel ist es dauer-hafte Strukturen für ein IKZM zu schaffen, regionale Pro-jekte einzubinden und die praktische regionale Imple-mentierung des IKZM langfristig zu fördern, um damitVoraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung derRegion zu schaffen.

Naturschutz durch die Bundeswehr

Mit der im Jahre 2002 in Kraft gesetzten „Richtlinie zurnachhaltigen Nutzung von Übungsplätzen in Deutsch-land“ wird den Naturschutzaufgaben in der Bundeswehrein hoher Stellenwert eingeräumt. Dabei wird sowohl

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Drucksache 16/2870 – 70 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

dem Stand der neuesten naturwissenschaftlichen Erkennt-nisse als auch dem gewachsenen gesellschaftspolitischenStellenwert des Natur- und Landschaftsschutzes Rech-nung getragen.

Gerade in den neuen Bundesländern hat die Bundeswehrdazu beigetragen, dass die vormals durch die WestGruppe der Truppen (WGT) und die Nationale Volks-armee (NVA) intensiv genutzten Übungsflächen in einenumwelt- und naturverträglichen Zustand versetzt werdenkonnten, der dem in den alten Bundesländern gleich-kommt.

Die ökologisch hochwertige Naturausstattung auf denÜbungsplätzen in den neuen Bundesländern hat erwar-tungsgemäß dazu geführt, dass die Bundesländer im Zugeder Gebietsmeldungen für Natura 2000 (Flora-Fauna-Ha-bitat und Vogelschutzgebiete) vorzugsweise diese Flä-chen gemeldet haben. In enger Zusammenarbeit mit denLändern wirkt die Bundeswehr darauf hin, dass die Na-turschutzziele auf diesen Flächen im Rahmen der Nut-zung und Pflege eine förderliche Weiterentwicklung er-fahren.

11. Kunst und Kultur Auch die neugewählte Bundesregierung hält an dem zen-tralen kulturpolitischen Ziel fest, mit verschiedenen ziel-gerichteten Programmen die Kultureinrichtungen in denneuen Ländern dabei zu unterstützen, ihren national undinternational herausragenden Ruf zu wahren. Der Investi-tionsbedarf insbesondere bei den großen Leuchtturm-Einrichtungen wie beispielsweise der Stiftung PreußischeSchlösser und Gärten, der Weimarer Klassikstiftung oderder Kulturstiftung Dessau Wörlitz ist nach wie vor hoch.

11.1 Leuchtturm-ProgrammDer Bund unterstützt die neuen Länder beim Erhalt einerVielzahl überregional bedeutsamer Kultureinrichtungendurch eine institutionelle Förderung bzw. durch die Fi-nanzierung von Investitionsmaßnahmen. Zu den in Ost-deutschland in diesem Jahr mit rund 33 Mio. Euro geför-derten Kultureinrichtungen gehören u. a.:

– die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

– die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen

– die Stiftung Bauhaus Dessau

– die Stiftung Bacharchiv Leipzig

– die Stiftung Luther-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt

– die Stiftung Deutsches Meeresmuseum in Stralsund

– die Franckeschen Stiftungen zu Halle

– die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz

– die Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau

– die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und SchlossBranitz

– die Wartburg-Stiftung Eisenach.

In diesem Jahr erhielten zudem Institutionen wie das Ro-bert-Schumann-Haus in Zwickau und die Ernst-Barlach-Stiftung in Güstrow einmalige Projektförderungen desBundes.

Mit jährlich rund 14 Mio. Euro ist der Bund größter Zu-wendungsgeber der Stiftung Preußische Schlösser undGärten Berlin-Brandenburg (SPSG), zu der mehr als300 historische Gebäude und rund 760 Hektar historischeGartenfläche in Berlin und Brandenburg gehören. Nach-dem die vom Bundesverwaltungsamt empfohlenen Maß-nahmen zur Modernisierung der administrativen Struktu-ren weitgehend umgesetzt worden sind und der damitverbundene Personalumbau eingeleitet ist, besteht dienächste entscheidende Aufgabe darin, dringende Brand-und Katastrophenschutzmaßnahmen zu finanzieren.Wünschenswert wäre es z. B., das Neue Palais so baldwie möglich zu sanieren sowie ein Depot- und Restaurie-rungsgebäude herzurichten. Beide Investitionsprojektesind jedoch noch nicht ausfinanziert.

Auch die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlun-gen verfügt mit ihren 26 Museen und Erinnerungsstätten,Schlössern und Parkanlagen sowie mit der HerzoginAnna Amalia Bibliothek und dem Goethe- und Schiller-Archiv über ein kulturelles Ensemble von internationalemRang. Der entsetzliche Brand der Anna-Amalia-Biblio-thek im September 2004 kam einer nationalen Kulturka-tastrophe gleich. Der Wiederaufbau soll bis 2007 abge-schlossen sein. Dafür werden ab 2005 weitereBundesmittel in Höhe von insgesamt 3,5 Mio. Euro zurVerfügung gestellt. Darüber hinaus sind im Jahr 2006 fürandere Sanierungsmaßnahmen in den Häusern der Stif-tung zusätzliche Bundesmittel in Höhe von 2,6 Mio. Euroveranschlagt worden – u. a. zur Verbesserung des Brand-schutzes. Die institutionelle Förderung beträgt in diesemJahr rund 6,7 Mio. Euro.

11.2 Programm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Ostdeutschland“

Eine beachtliche Zahl der den Kulturstaat Deutschlandprägenden Kultureinrichtungen befindet sich in denneuen Ländern. Gerade weil die kulturelle Substanz ne-ben den Naturlandschaften ein wichtiges Potenzial für dieEntwicklung der Kommunen in den neuen Ländern insich birgt, werden diese sog. Kulturellen Leuchttürmekontinuierlich wieder aufgebaut. Mit dem Programm In-vestitionen für nationale Kultureinrichtungen in Ost-deutschland unterstützt der Bund die Länder und Kom-munen in ihrem Bestreben, die gravierenden baulichenDefizite bei Kultureinrichtungen von nationaler Bedeu-tung (Kulturelle Leuchttürme) zielgerichtet abzubauen.Dafür stehen 2006 rund 6 Mio. Euro Bundesmittel zurVerfügung. Die Vorschläge für die jeweiligen Investi-tionsmaßnahmen reichen die Länder ein, die auch eineentsprechende Kofinanzierung in Höhe von mindestens50 Prozent absichern. In diesem Jahr profitieren von die-ser Förderung u. a. das Staatliche Museum Schwerin, dieStiftung Moritzburg in Halle sowie die Kunstsammlun-gen Chemnitz.

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 71 – Drucksache 16/2870

11.3 Deutsche Bücherei Leipzig

Die 1912 gegründete Deutsche Bücherei in Leipzig bildetgemeinsam mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt amMain und dem Deutschen Musikarchiv in Berlin dieDeutsche Nationalbibliothek (www.ddb.de). Derzeit er-hält sie in Leipzig für zusätzliche Magazinflächen und fürdie Unterbringung des zur Deutschen Bücherei gehören-den Deutschen Buch- und Schriftmuseums ihren viertenErweiterungsbau. In diesen Erweiterungsbau wird auchdas gegenwärtig in Berlin-Steglitz unzureichend unterge-brachte Deutsche Musikarchiv integriert. Der in einemArchitektenwettbewerb ausgewählte Entwurf der Stutt-garter Architektin Gabriele Glöckler sieht neben dem his-torischen Hauptbau von 1916 und dem Bücherturm der70er Jahre ein modernes, eigenständiges Gebäude vor.Die Fertigstellung des mit Gesamtkosten von rund50 Mio. Euro geplanten Gebäudes ist einschließlich derIntegration des Deutschen Musikarchivs für das Jahr2010 vorgesehen. Damit erhält die Bücherstadt Leipzignicht nur ein repräsentatives neues Gebäude, sonderndurch den Standortwechsel des Deutschen Musikarchivsvon Berlin nach Leipzig auch eine attraktive neue Kultur-einrichtung.

11.4 Kulturstiftung des Bundes

Im Januar 2002 wurde eines der wichtigsten kulturpoliti-schen Ziele der Bundesregierung verwirklicht: die Grün-dung der Kulturstiftung des Bundes. Es war der Bundes-regierung ein besonderes Anliegen, sie in Halle an derSaale anzusiedeln, um damit einmal mehr die besonderenationale Verantwortung gegenüber den neuen Bundes-ländern zu bestätigen und ein Zeichen im Sinne eines ko-operativen Kulturföderalismus zusetzen. Die Kulturstif-tung des Bundes ermöglicht es der BundesrepublikDeutschland, durch eine neue Art der Förderung derKünste und der Kultur den kulturellen Herausforderungennational und international besser zu begegnen. Ein beson-deres Anliegen der Stiftung ist die Vertiefung des interna-tionalen Kulturaustausches. Die Stiftung erhält einenjährlichen Zuschuss des Bundes. In der Aufbauphasestanden im Jahr 2002 rund 13 Mio. Euro zur Verfügung.2006 beträgt die Zuwendung des Bundes rund 38 Mio.Euro.

11.5 Hauptstadtkulturförderung

Der Bund hat ein vitales Interesse an einer vielseitigenund attraktiven Kulturlandschaft in seiner Bundeshaupt-stadt. Fragen der symbolischen Repräsentation und deskulturellen Selbstverständnisses haben seit der wiederer-langten staatlichen Einheit an Gewicht gewonnen. DerKulturstaat Deutschland muss gerade angesichts eines fö-deralen Staatsaufbaus in seiner Hauptstadt erkennbarsein. Deshalb hat die Bundesregierung ihr finanziellesEngagement für die Hauptstadtkultur auf unverändert ho-hem Niveau fortgesetzt.

Die Leistungen des Bundes für kulturelle Einrichtungenund Projekte in Berlin summieren sich im Jahre 2006 aufüber 430 Mio. Euro. Darin eingeschlossen sind u. a. Zu-

wendungen für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dasDeutsche Historische Museum, das Jüdische MuseumBerlin, die Berliner Festspiele, die Internationalen Film-festspiele Berlin, das Haus der Kulturen der Welt, dieRundfunkorchester und -Chöre GmbH, die Akademie derKünste, die Deutsche Kinemathek sowie für Gedenkstättenzur Erinnerung an den Holocaust, an die nationalsozialisti-sche Diktatur sowie an SED-Unrecht und Mauerbau.

Mit der dauerhaften Entlastung des Berliner Kulturhaus-halts durch den Hauptstadtkulturvertrag vom 9. Dezem-ber 2003, an dem auch die neue Bundesregierung festhält,versetzte der Bund den Berliner Senat in die Lage, dasKonzept der Stiftung „Oper in Berlin“ umzusetzen.

Der von der Bundesregierung finanzierte Hauptstadtkul-turfonds ist für die innovative Kulturszene der Stadt undihre Ausstrahlung weit über Deutschland hinaus von ho-her Bedeutung. Er hat insbesondere durch zahlreiche Ko-operationsprojekte mit Veranstaltern im Ausland und inden Bundesländern zu einer Vertiefung der kulturellenZusammenarbeit und des Kulturaustausches geführt.

11.6 Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Herausragendes Beispiel der Kulturförderung in Berlin istdie vom Bund und allen Ländern getragene Stiftung Preu-ßischer Kulturbesitz. Alle Gebäude der Stiftung im ehe-maligen Ostteil Berlins, ausnahmslos bedeutende Bau-denkmäler, müssen von Grund auf in ihrer Substanzsaniert, von Kriegs- und Nachkriegsschäden befreit undden zeitgemäßen Anforderungen angepasst werden. Zen-trale Aufgaben sind die bautechnisch und finanziell auf-wändige Sanierung und Restaurierung sowie der Wieder-aufbau der Gebäude auf der Museumsinsel und deshistorischen Stammhauses der Staatsbibliothek „Unterden Linden“. 1999 stellte die UNESCO die Museumsin-sel als Weltkulturerbe unter ihren Schutz. Ende 2001wurde die Alte Nationalgalerie als erstes saniertes Ge-bäude wiedereröffnet. Im Oktober 2006 wird das Bode-museum nach einer umfassenden Grundinstandsetzungfür die Öffentlichkeit wieder zugänglich sein. Für 2009ist die Fertigstellung und Eröffnung des Neuen Museumsauf der Museumsinsel geplant. Der derzeit absehbare Ge-samtfinanzierungsbedarf für die Baumaßnahmen auf derMuseumsinsel beträgt rund 1,2 Mrd. Euro.

Bei der Generalinstandsetzung und bei dem Neubau desLesesaals der Staatsbibliothek „Unter den Linden“ han-delt es sich derzeit um die größte Baumaßnahme inner-halb Berlins. Nach erfolgter Grundsteinlegung für denNeubau im April 2006 ist die Fertigstellung des Lesesaalsfür 2008 geplant, der Abschluss der Generalinstandset-zung des gesamten historischen Gebäudekomplexes inBerlin-Mitte ist für 2011 vorgesehen. Nach jetzigemStand werden sich die Baukosten auf rund 454 Mio. Eurobelaufen.

Seit dem Jahr 2002 erfolgt die Finanzierung der notwen-digen Sanierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen bei derStiftung Preußischer Kulturbesitz allein durch den Bund.

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Drucksache 16/2870 – 72 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

11.7 Förderung des kulturellen Erbes im östlichen Europa

Mit der Herstellung der Einheit Deutschlands wurde esmöglich, auch in den neuen Ländern Einrichtungen zuschaffen, die das kulturelle Erbe im östlichen Europa fürkommende Generationen im In- und Ausland sichern undbewahren. Hierzu zählen das Pommersche Landesmu-seum in Greifswald und das Schlesische Museum zu Gör-litz.

Der mit maßgeblicher finanzieller Beteiligung des Beauf-tragten der Bundesregierung für Kultur und Medien(BKM) vorgenommene Aufbau des Pommerschen Lan-desmuseums, das durch den Bund dauerhaft gefördertwird, konnte im Jahr 2005 abgeschlossen werden.

Am 13. Mai 2006 wurde im historischen Zentrum derStadt Görlitz das Schlesische Museum feierlich eröffnet.Am Aufbau dieses Museums war der BKM finanziellebenfalls maßgeblich beteiligt. Der Bund wird darüber hi-naus auch in Zukunft den Betrieb des Schlesischen Muse-ums, das in seiner Dauerausstellung hochwertige Expo-nate schlesischer Provenienz präsentiert, institutionellfördern.

Die Erforschung von Kultur und Geschichte der Deut-schen im östlichen Europa wird in den neuen Länderndurch die Einrichtung von Stiftungs- und Gastprofessuren(Erfurt, Potsdam) sowie die Finanzierung von vielfachgrenzübergreifenden Wissenschaftsprojekten gefördert.

11.8 Förderung der sorbischen Minderheit

Im Rahmen der finanziellen Unterstützung der vier natio-nalen Minderheiten in Deutschland fördert der BKM auchdie ausschließlich in den Ländern Brandenburg und Sach-sen ansässigen Sorben. Die Fördermittel des Bundes wer-den der „Stiftung für das sorbische Volk“ in Bautzen undden ihr angeschlossenen kulturellen Einrichtungen zurPflege und Förderung sorbischer Sprache und Kultur zurVerfügung gestellt. Im Jahr 2006 beträgt die Bundesför-derung 7 600 000 Euro.

12. Unterstützung des Sports

12.1 Die Fußball-WM 2006: Eine gigantische Standortwerbung für Deutschland

Italien hat sportlich die Weltmeisterschaft (WM) für sichentschieden – der große Gewinner der Sportgroßveran-staltung war das Gastgeberland Deutschland. Vier Wo-chen lang haben Menschen aus aller Welt ein ausgelasse-nes, friedliches und fröhliches Fußball-Fest gefeiert.Deutschland hat im Ausland viele Sympathiepunkte ge-sammelt und gilt nicht mehr nur als pünktlich, zuverlässigund diszipliniert, sondern auch als gastfreundlich, fröh-lich und serviceorientiert. Die WM – eine gigantischeStandortwerbung für Deutschland.

Von dem Ausbau der Infrastruktur (Stadien und Verkehr)zur WM werden Bevölkerung und der gesamte Sportnoch über Jahrzehnte hinaus profitieren. Der Bund leis-tete mit insgesamt rd. 247 Mio. Euro eine einmalige Fi-

nanzierungsbeteiligung für die Modernisierung des Berli-ner Olympiastadions und den Umbau des LeipzigerZentralstadions. Die finanzielle Förderung der beidenStadien berücksichtigte die besondere Situation der bei-den WM-Standorte und stellt insofern eine Ausnahmedar, weil Stadionfinanzierungen grundsätzlich in den Zu-ständigkeitsbereich der Länder fallen. In Leipzig fandenvier WM-Gruppenspiele und ein Achtelfinale statt.844 000 Besucher aus aller Welt waren zu Gast beiFreunden in Leipzig. Die Stadt war zudem Spielort desConfederations Cups im Juni 2005. Die Auslosung derEndrunde – ein weltweit über die Medien von 500 Mio.Zuschauern verfolgtes Ereignis – wurde im Dezember2005 ebenfalls in Leipzig (Messehallen) durchgeführt.Auch vom Kunst- und Kulturprogramm der Bundesregie-rung zur WM 2006 profitierte Leipzig in Form von ver-schiedenen Ausstellungen und Veranstaltungen sowiedem Fußball-Globus, der bei seiner Tour durch alle WM-Städte im Sommer 2004 in Leipzig Station machte.

12.2 Sportstättenbau

Den Sportstättenbau fördert die Bundesregierung in zweiBereichen:

Der Sportstättenbau für den Spitzensport ist ein Schwer-punkt des Sportförderprogramms der Bundesregierung,das vom Bundesministerium des Innern in Zusammenar-beit mit den Organisationen des Sports, den Ländern undden Kommunen in die Praxis umgesetzt wird. Für Investi-tionsmaßnahmen wurden hierfür in den neuen Ländernvon 1991 bis 2005 Bundesmittel in Höhe von ca.241 Mio. Euro bereitgestellt. Das entspricht etwa54 Prozent der in diesem Zeitraum für das gesamte Bun-desgebiet zur Verfügung stehenden Sportstättenbaumitteldes Bundes in Höhe von ca. 441 Mio. Euro. Im Jahr 2005flossen ca. 13 Mio. Euro in die östlichen Bundesländer.Mit diesem vom Volumen und der Vielfalt der Maßnah-men her beachtlichen Investitionsprogramm hat die Bun-desregierung dazu beigetragen, dass die Sportstätten fürden Spitzensport in den neuen Ländern saniert und soweiterforderlich, neu errichtet wurden.

Die Bundesregierung hat im Jahr 1999 das Sportstätten-förderprogramm „Goldener Plan Ost“ eingerichtet. Eshilft, den Mangel an Sportstätten für den Breitensport inden neuen Ländern zu überwinden und eine Angleichungder Sportstätteninfrastruktur an die der alten Bundeslän-der zu fördern. Von 1999 bis 2005 hat der Bund dafürrund 63 Mio. Euro zur Verfügung gestellt, obwohl dieFörderung des Breitensports vorrangige Aufgabe derLänder und Kommunen ist. Insgesamt konnten mit demSonderförderprogramm mehr als 440 Maßnahmen mit ei-nem Gesamtvolumen von über 310 Millionen Euro zurFörderung des Breitensports in den östlichen Ländern undim Osten Berlins realisiert werden. Die Erhöhung der fi-nanziellen Mittel in den Jahren 2001 und 2002 sowie dieFortsetzung des Programms im Jahr 2005 zeigen, dass dieBundesregierung trotz der Zuständigkeit der Bundeslän-der der Modernisierung und Instandsetzung von Sportan-lagen für den Breitensport in den ostdeutschen Länderneinen sehr großen Stellenwert zumisst. Im Koalitionsver-

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 73 – Drucksache 16/2870

trag zwischen CDU/CSU und SPD ist vereinbart, dasSonderförderprogramm fortzuführen.

12.3 Institut für Angewandte Trainingswissen-schaft (IAT)/Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES)

Das IAT und das FES in Leipzig und Berlin als zentraleInstitute des deutschen Sports orientieren sich an den wis-senschaftsorientierten Bedürfnissen des Spitzen- undNachwuchssports. Sie stellen dabei eine athletennahe,sportartspezifische, interdisziplinäre und komplexe Trai-nings- und Wettkampfforschung sowie Technologieent-wicklung in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Im Bundes-haushalt 2006 sind für IAT und FES 8,451 Mio. Euroveranschlagt. Damit ist der Mittelansatz gegenüber 2005um 790 Tsd. Euro erhöht worden.

12.4 Olympiastützpunkte und Bundesleistungszentren

Der Bund fördert die sieben Olympiastützpunkte in denneuen Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern, Pots-dam, Cottbus/Frankfurt (Oder), Chemnitz/Dresden, Leip-zig, Magdeburg/Halle und Thüringen) sowie den Olympi-astützpunkt Berlin, dessen wesentliche Sportstätten imehemaligen Osten Berlins liegen. Im Jahr 2006 erhaltendiese Olympiastützpunkte für die Betreuung von Spitzen-sportlern, die Beschäftigung von Trainern im Rahmen derTrainermischfinanzierung und den Betrieb von Sportstät-ten eine Bundesförderung von rund 13 Mio. Euro. Hinzukommt die Bundesförderung im Schnittstellenbereichzwischen Nachwuchs- und Spitzensportförderung unteranderem im Rahmen der Förderung der „Häuser der Ath-leten“ an diesen Olympiastützpunkten.

Eins der derzeit bestehenden vier Bundesleistungszentren(BLZ) liegt in den neuen Bundesländern (Kienbaum).Das BLZ Kienbaum wird im laufenden Jahr mit rd.970 000 Euro gefördert.

12.5 Spitzensportförderung

Bundespolizei

Die Bundespolizei fördert junge hochtalentierte Sportle-rinnen und Sportler in der Ausübung ihres Hochleistungs-sports und ermöglicht ihnen gleichzeitig eine beruflicheAusbildung zur Polizeivollzugsbeamtin/zum Polizeivoll-zugsbeamten. Damit wird ihnen auch nach Beendigungder sportlichen Karriere eine berufliche Perspektive gebo-ten.

Beim Olympiastützpunkt Cottbus/Frankfurt (Oder) wer-den mehr als 50 Spitzensportlerinnen und Spitzensportlerin den Sportarten Leichtathletik, Radsport und Judo ge-fördert. Die Sportlerinnen und Sportler konnten bishereine Vielzahl sportlicher Ehrungen erringen, so u. a. einenvierten Platz bei den Olympischen Sommerspielen 2004,vier Goldmedaillen, eine Silbermedaille, vier Bronzeme-daillen bei Weltmeisterschaften sowie zahlreiche Medail-len und sehr gute Platzierungen bei Juniorenwelt- und-Europameisterschaften.

Bundeswehr

Die Bundeswehr ist ein wesentlicher Träger des Förder-systems für den Hochleistungssport in der Bundesrepu-blik Deutschland. Sechs der derzeit bestehenden 22 Sport-fördergruppen der Bundeswehr sind in den neuenBundesländern angesiedelt. Die Zuordnung von Athleten/Athletinnen zu einer Sportfördergruppe richtet sich dabeinicht nach deren Herkunft, vielmehr werden in enger Ab-stimmung mit dem Deutschen Olympischen Sportbunddie besten Trainingsbedingungen identifiziert. So berei-tete sich der aus den alten Bundesländern stammendeTobias Angerer in Oberhof/Thüringen auf die Olympi-schen Winterspiele vor, während die aus den neuen Bun-desländern gebürtige Kati Wilhelm in Bayern trainierte.

Die herausragenden Leistungen der Bundeswehrsportler/Bundeswehrsportlerinnen in Turin sind in diesem Sinneuneingeschränkt als gesamtdeutsche Erfolge zu bewerten.

12.6 DDR-Dopingopferhilfe der Bundesregierung

Ausgehend von der politischen Grundsatzentscheidung,Dopingopfern der ehemaligen DDR aus humanitären undsozialen Gründen eine finanzielle Hilfeleistung zu ge-währen, hat der Bundestag im August 2002 das Doping-opfer-Hilfegesetz (DOHG) verabschiedet und zugunstender Anspruchsberechtigten beim Bundesverwaltungsamt(BVA) einen Hilfsfonds in Höhe von 2 Mio. Euro einge-richtet.

Insgesamt wurden 308 Anträge auf Hilfeleistung von Do-pingopfern aus der ehemaligen DDR eingereicht. 194 An-tragssteller (63 Prozent) wurden als anspruchsberechtigtanerkannt, 108 Antragsteller (35 Prozent) mussten abge-lehnt werden, und sechs Antragsteller (2 Prozent) habenihren Antrag zurückgezogen. Als Ablehnungsgründe er-gaben sich Verfristungen (17 Fälle), fehlende Mitwirkung(42 Fälle), keine Dopingverabreichung während derSchwangerschaft (21 Fälle) und sonstige fehlende Vo-raussetzungen wie z. B. nicht ausreichendes fachärztli-ches Gutachten oder nicht nachgewiesene Zugehörigkeitzum Leistungssport (28 Fälle).

Den 194 Anspruchsberechtigten wurden bis Ende August2005 von den zur Verfügung stehenden 2 025 000,– Euro,in mehreren Abschlägen und abhängig vom Verfahrens-stand – Widerspruchs- und Klageverfahren – insgesamtjeweils 10 438,71 Euro ausgezahlt.

IV. Internationale und Europäische Zusammenarbeit fördern

13. Internationale Zusammenarbeit fördern

13.1 Gezielte Absatz- und Exportförderung für ostdeutsche Produkte und Dienstleistungen

Der ostdeutschen Wirtschaft ist es auch im vergangenenJahr gelungen, ihr Exportvolumen auszudehnen. Der An-teil des Exportes am Gesamtumsatz des VerarbeitendenGewerbes stieg im ersten Quartal 2006 auf nunmehr

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Drucksache 16/2870 – 74 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

29,4 Prozent. Trotz des bereits seit über zehn Jahren jähr-lich erzielten Exportzuwachses ist der Abstand zum Ex-portniveau der Unternehmen in den alten Ländern nochbeträchtlich. Die Bundesregierung unterstützt deshalbauch 2006 die Auslandsaktivitäten der ostdeutschen klei-nen und mittleren Unternehmen (KMUs) ergänzend zuden bewährten Instrumenten ihrer Außenwirtschaftspoli-tik durch ein spezielles Vermarktungshilfeprogramm.Diese ostdeutsche Exporthilfe wird jährlich von rd. 500KMUs aus den neuen Ländern genutzt.

Aus einem zusammen mit der Weltbank-Tochter Interna-tional Finance Corporation (IFC) gegründeten „Deutsch-land/IFC-Trust-Fund für ostdeutsche Consultants“ kön-nen zudem ostdeutsche Beratungsunternehmen/Consultants im Rahmen von Technische-Hilfe-Program-men Aufträge für die Erstellung von Feasibility-Studienin Entwicklungs- und Schwellenländern erhalten .

13.2 Internationale Standortqualitäten in den neuen Ländern

Der Investitionsstandort neue Länder hat sich in den ver-gangenen Jahren gut entwickelt. Eine Reihe von günsti-gen Wettbewerbsfaktoren tragen hierzu bei wie eine guteForschungs- und Bildungsinfrastruktur, eine moderneverkehrliche und logistische Infrastruktur, flexible undgut ausgebildete Arbeitskräfte sowie ein im westeuropäi-schen Vergleich günstiges Kostenniveau. Hinzu kommteine breite Förderpalette, die von der Förderung der In-vestitionskosten, zinsverbilligten Darlehen und Bürg-schaften bis hin zu Zuschüsse zu Arbeitskosten und Trai-ningsmaßnahmen reicht. Die Ansiedlung internationalerUnternehmen wird darüber hinaus durch schnelle Geneh-migungsverfahren und eine vergleichsweise geringereBürokratie maßgeblich gefördert.

Die Attraktivität der neuen Bundesländer für ausländi-sche Investoren hat sich in den vergangenen Jahren insbe-sondere auch durch die Herausbildung zahlreicher „Clus-ter“ und Kooperationsnetze in Industriezweigen erhöhtwie Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, Maritime In-dustrie, Chemie und Pharma, sowie in Entwicklungsbe-reichen der neuen Technologien wie beispielsweiseMikroelektronik, Telematik, Biotechnologie, Umwelt-technologie und neue Materialien. Die Konzentration ei-ner großen Zahl von verbundenen Industriezweigen in derRegion, die wiederum Forschung und technologischeEntwicklung fördern und damit die Wettbewerbsfähigkeitlangfristig sichern, ist einer der wichtigsten Anreize fürInvestoren. Seit der Wiedervereinigung sind viele mo-derne Forschungszentren in den neuen Bundesländernentstanden, die sich vor allem auf die Erforschung neuerTechnologien wie z. B. Biotechnologie, Medizintechnik,Nanotechnologie, Elektronik, Photovoltaik und Sicher-heitssysteme konzentrieren. Insbesondere die kleinen undmittelständischen Unternehmen profitieren von Ost-deutschlands Kooperationsnetzen, die es ihnen erlauben,sich an ansonsten sehr kostenintensiven Innovationspro-jekten zu beteiligen.

13.3 Investorenwerbung verstärkenDie Gewinnung internationaler Investoren hat auch in dennächsten Jahren für die neuen Länder hohe Aktualität.Der IIC, der zuletzt etwa je zur Hälfte von Bund undneuen Ländern finanziert wird, unterstützt ausländischeUnternehmen sowohl bei der Standortanalyse als auch beider Umsetzung ihrer Investitionsentscheidungen. Spezia-listen für ausgewählte, zukunftsträchtige Industrieberei-che stehen internationalen Investoren zur Beratung zurVerfügung. Sie analysieren für den internationalen Inves-tor Märkte, Zulieferstrukturen und Kosten, entwickeln Fi-nanzierungskonzepte, suchen geeignete Standorte und beiBedarf auch geeignete Partner für Kooperationen oderBeteiligungen in Ostdeutschland. Auf dieser Grundlagehat der IIC an der Gewinnung von über 100 Investorenfür die neuen Länder maßgeblich mitgewirkt, die insge-samt bislang rd. 4,4 Mrd. Euro investiert und dabei mehrals 19 000 direkte Arbeitsplätze geschaffen haben.

Die Bundesregierung beabsichtigt, IIC und Invest in Ger-many GmbH zum 1. Januar 2007 zu einer einheitlichen,international konkurrenzfähigen Bundesgesellschaft zu-sammenführen. Dabei soll das weithin anerkannte Know-how des IIC im Interesse des Bundes und der Länder wei-ter genutzt werden. Die neue Gesellschaft soll eine eigen-ständige, starke Abteilung erhalten, die sich der im Koali-tionsvertrag vom 11. November 2005 festgeschriebenenFortführung und Intensivierung der besonderen Werbungum ausländische Investoren für Ostdeutschland widmet.Dies soll die Interessen der alten Bundesländer nicht ne-gativ beeinflussen.

14. Aufbau Ost – Europäisch vernetzt14.1 Ostdeutschland im geografischen

Zentrum des erweiterten EuropasDurch die zentrale Lage im Herzen der EuropäischenUnion kommt der länderübergreifenden Zusammenarbeiteine besondere Bedeutung für Ostdeutschland zu. Diesgilt sowohl für die grenzüberschreitende Zusammenarbeitmit Polen und Tschechien wie auch für die transnationaleund interregionale Kooperation in der EU. Durch die Pro-jekte der europäischen territorialen Zusammenarbeit kön-nen Synergieeffekte erzielt werden, die zu einer besserenwirtschaftlichen Entwicklung beitragen.

Im Rahmen der auslaufenden Strukturfondsperiode 2000bis 2006 haben sich Städte, Gemeinden und Institutionender neuen Länder aktiv in Kooperationsprojekten ingrenzüberschreitenden Programmen und den transnatio-nalen Kooperationsprogrammen im Ostseeraum und imMittel- und Südosteuropäischen Raum (CADSES) einge-bracht (vgl. auch Teil A 2.4). Diese Zusammenarbeit bie-tet eine gute Ausgangslage für die Intensivierung im Rah-men des neuen Ziel 3 „Europäische territorialeZusammenarbeit“ in der kommenden Strukturfondspe-riode 2007 bis 2013.

Nach den Strategischen Kohäsionsleitlinien sollen künf-tig in den von der EU Ko-finanzierten Programmen dieMittel gezielt für die Stärkung der Anziehungskraft Euro-pas und seiner Regionen für Investoren und Arbeitskräfte,

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 75 – Drucksache 16/2870

für die Förderung von Wissen und Innovation, für Wachs-tum und für mehr und bessere Arbeitsplätze eingesetztwerden. Dies soll Synergien der überarbeiteten Lissabon-Strategie für Wachstum und Beschäftigung stärken unddie Umsetzung voranbringen.

Mittelosteuropa-Zentrum

Im Zusammenhang mit der Osterweiterung der Europäi-schen Union unterstützt die Bundesregierung die Ent-wicklung der neuen Länder zu einer europäischen Verbin-dungsregion durch den Aufbau eines Mittelosteuropa-Zentrums (MOEZ) für Wirtschaft und Kultur. Der Bundhat der Fraunhofer-Gesellschaft die Trägerschaft für dasMOEZ übertragen. Das MOEZ soll sich zum Zentrum ei-nes technologiebezogenen Informationsnetzwerks für dieBereiche Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie ent-wickeln und dabei auf Informationen aufbauen, die insbe-sondere in den neuen Ländern bei verschiedenen Institu-tionen vorhandenen sind. Das MOEZ wird im Juli 2006seine Arbeit aufnehmen, die Anbindung an die örtlicheHochschule wird voraussichtlich im Laufe des Jahres2006 realisiert werden.

14.2 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Ziel der grenzübergreifenden Zusammenarbeit ist die In-tegration von Regionen mit gemeinsamen Binnengrenzenund zu den Regionen an den Außengrenzen der Gemein-schaft, die mit gemeinsamen Problemen konfrontiert sindund für die gemeinsame Lösungen gefunden werden müs-sen. Alle Grenzregionen können mit solchen Problemenkonfrontiert werden, die darin bestehen, dass Märkte, Ar-beitskräfteangebot, Investitionstätigkeit, Infrastruktur, In-stitutionen und Dienste der Daseinsvorsorge an nationaleGrenzen stoßen. Ostdeutschland ist mit seinen langenGrenzen zu Polen und Tschechien davon im besonderenMaße betroffen. Daher ist es wichtig, die Förderung derunmittelbaren grenzüberschreitenden Zusammenarbeitmit einem breiten Maßnahmenspektrum im Rahmen derEU-Strukturfonds (Ziel 3) 2007 bis 2013 fortzuführen.Die grenzübergreifende Zusammenarbeit verfolgt das

Ziel, durch gemeinsame Programme und Projekte die un-mittelbare grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit denNachbarstaaten zu intensivieren sowie die Entwicklungder vielfach strukturschwachen Grenzregionen nachhaltigzu verbessern. Sie ist besonders dann für die wirtschaftli-che und soziale Integration entscheidend, wenn die Ge-biete beiderseits der Grenze durch beträchtliche wirt-schaftliche Disparitäten gekennzeichnet sind.

14.3 Transnationale KooperationDeutschland ist in der bisherigen transnationalen Zusam-menarbeit in fünf großen europäischen Kooperationsräu-men vertreten und arbeitet mit den Staaten der Europäi-schen Union sowie Nachbarstaaten wie Russland ingemeinsamen Projekten zur räumlichen Entwicklung zu-sammen. Ostdeutschen Städten und Regionen – auch sol-chen, die nicht in Grenznähe liegen – kommt dabei einebesondere Rolle zu. Sie können die Chancen der Zusam-menarbeit in einem Europa ohne Grenzen im Interesse ih-rer nachhaltigen Entwicklung stärker nutzen.

Die transnationale Zusammenarbeit will nationale, regio-nale und lokale Belange mit den europäischen Interessenzur Entwicklung von größeren Regionen, wie dem Ost-see- oder Mitteleuropäischen Kooperations- (CAD-SES)Raum in Übereinstimmung bringen. Die territorialeZusammenarbeit soll sich vor allem auf folgende Schwer-punkten orientieren:

– Entwicklung von Wissenschafts- und Technologie-netzwerken und Verbesserung der regionalen Innovati-onskapazitäten, die die ausgewogene wirtschaftlicheEntwicklung der transnationalen Räume betreffen;

– Umwelt-Aktivitäten, z. B. zur Wasserbewirtschaftung,Energieeffizienz und Risikoprävention mit transnatio-naler Dimension;

– Verbesserung von Zugang und Qualität von Verkehrs-und Telekommunikationsdiensten mit transnationalerDimension;

– Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung, z. B. durchStärkung der polyzentrischen Entwicklung.

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Drucksache 16/2870 – 76 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Teil C Wirtschaftsdaten neue Länder1. Regionaldaten1.1 Ausgewählte Wirtschaftsdaten zur Lage in den neuen Ländern

BerlinBranden-

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Sachsen-

AnhaltSachsen Thüringen Gesamt

Fläche (km2) 0)

892 29.478 23.179 20.446 18.415 16.172 107.689

Einwohner (in 1.000)1)

3.395 2.559 1.707 2.470 4.274 2.335 13.345

Anteil der Länder in % 19,2 12,8 18,5 32,0 17,5 100,0

Bevölkerungsdichte (Personen/km2)1)

3.807 87 74 121 232 144 124

Bruttoinlandsprodukt (BIP) 20052)

preisbereinigt, verkettet (Veränd. ggü. 2004 in %) -0,2 -1,5 -0,1 0,9 0,1 0,1 -0,1

BIP 20052)

(in jeweiligen Preisen) in Mrd. Euro 79,6 48,1 31,3 48,1 85,8 44,7 257,9

je Einwohner (in jeweiligen Preisen) in Euro2) 23.470 18.755 18.264 19.376 20.033 19.047 19.267

je Erwerbstätigen (in jeweiligen Preisen) in Euro2)

51.736 47.772 44.520 48.701 45.521 44.649 46.207

BWS im Verarbeitenden Gewerbe 20052)

Veränderung ggü. 2004 in %

- in jeweiligen Preisen 0,4 3,8 9,1 11,2 7,7 5,3 7,3

- preisbereinigt, verkettet -1,1 0,9 7,7 8,1 7,8 4,4 6,0

Bruttowertschöpfung 2005 unbereinigt3)

(in jeweiligen Preisen) in Mrd. Euro 71,9 43,4 28,3 43,4 77,5 40,3 232,9

- Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,1 0,8 0,8 0,7 0,8 0,6 3,8

- Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 11,1 8,5 3,8 10,0 17,9 10,6 50,8

* darunter Verarbeitendes Gewerbe 8,8 6,5 3,1 8,4 15,3 9,4 42,7

- Baugewerbe 2,2 2,3 1,6 2,4 4,6 2,3 13,2

- Handel, Gastgewerbe und Verkehr 11,7 8,4 5,8 9,0 12,6 6,5 42,3

- Finanzierg., Vermietg., Unternehmensdienstleister 24,5 11,2 7,0 9,0 21,0 9,3 57,4

- öffentliche und private Dienstleister 22,3 12,2 9,2 12,3 20,6 11,0 65,3

Erwerbsquote 20054)

72,7 76,5 77,2 75,6 77,3 75,2 75,7

Erwerbstätige 2005 am Arbeitsort in Tsd.5)

1.539 1.006 703 988 1.885 1.000 5.582

Arbeitslose6)7)

294.271 217.296 160.012 225.403 349.502 179.342 1.425.826

Arbeitslosenquote6)7)

- Berichtsmonat 17,5 16,3 18,2 17,9 16,0 14,9 16,7

- Vorjahresmonat 19,5 17,9 19,7 20,1 17,8 16,9 18,6

Kurzarbeiter6)7)

1.828 1.771 734 1.610 3.441 2.033 11.417

Stellenangebote6)7)

31.415 21.212 15.661 21.785 34.766 16.762 141.601

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte6)7)

1.018.30

0 702.900 499.000 722.400 1.332.900 708.100 4.984.000

gemeld. Bewerber f. Berufsausbildungsstellen6)7)

24.961 29.669 22.672 26.742 47.247 26.819 178.110

gemeldete Berufsausbildungsstellen6)7)

11.031 13.406 11.602 8.909 15.509 10.546 71.003

Gewerbeanmeldungen8)

517.291 475.327 305.880 437.469 830.408 453.763 3.020.138

Gewerbeanmeldungen Januar - Dezember 2004 47.158 30.163 20.407 25.071 49.171 25.276 197.246

Gewerbeanmeldungen Januar - Dezember 2005 44.015 26.310 17.200 21.615 45.386 22.224 176.750

dar.: Neugründungen Januar - Dezember 2005 39.070 21.914 15.194 19.232 39.738 18.918 154.066

Gewerbeabmeldungen8)

384.033 309.825 205.996 304.684 551.726 315.324 2.071.588

Gewerbeabmeldungen Januar - Dezember 2004 30.404 18.245 14.169 17.688 32.630 18.346 131.482

Gewerbeabmeldungen Januar - Dezember 2005 32.833 20.755 14.185 18.913 35.776 18.550 141.012

Förderprogramme

ERP- / EKH - Kredite9)

- Zusagebetrag (in Mio. Euro) 1.853 8.077 7.269 8.125 13.113 9.075 47.512

Regionalförderung10)

(gewerbliche Wirtschaft)

- Zusagebetrag (in Mio. Euro) 1.498 6.171 3.330 7.281 9.169 5.474 32.922

0) Gesamt: ohne Berlin

1) Statistisches Bundesamt (Stand: 31.12.2005, Berlin: Gesamtstadt); Gesamt: ohne Berlin

2)Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; Arbeitskreis "VGR der Länder"; Berechnungsstand: März 2006. Berlin:=Gesamtstadt; Gesamt:=neue Bundesländer ohne Berlin

3)Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; Arbeitskreis "VGR der Länder"; Berechnungsstand: März 2006. Berlin:=Gesamtstadt; Gesamt:=neue Bundesländer ohne Berlin

4) Statistisches Bundesamt, Mikrozensuserhebung 2005, Anteil der Erwerbspersonen an der Wohnbevölkerung im Alter von 15 - 65 Jahren. Gesamt: Neue Länder einschl. Berlin

5) Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder (Stand: März 2006), Berlin:=Gesamtstadt; Gesamt:=neue Bundesländer ohne Berlin

6) Bundesagentur für Arbeit, Stand Juli 2006 (Kurzarbeiter: Juni 2006, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Hochrechnung Mai 2006)

7) Arbeitsmarktdaten in Berlin: Gesamtstadt. Gesamt: alle 6 genannten Länder. Arbeitslosenquote bezogen auf alle Erwerbspersonen.

8) Statistisches Bundesamt, Stand März 2006, ab 1991, bis 1995 nur Berlin-Ost, ab 1996 Angaben für Gesamt-Berlin.

9) BMWi, Stand 30.06.2006, ERP- und EKH-Zusagen seit 1990 (Zusagebeträge netto nach Abzug von Verzichten, Kürzungen, Storni), ab 2004 Angaben für Gesamt-Berlin

Zur Information: ERP-Kredite Neue Länder, einschl. EKH ab 1997: rd. 322.000 Zusagen, Kreditvolumen rd. 40 Mrd. €

10) Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Zeitraum Januar 1991 bis Juni 2006 einschl. EFRE-Kofinanzierung (Berlin: Gesamtstadt)

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77 – Drucksache 16/2870

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Page 78: Deutscher Bundestag Drucksache 16/2870dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/028/1602870.pdf · Deutscher Bundestag Drucksache 16/2870 16. Wahlperiode 02. 10. 2006 Zugeleitet mit Schreiben

Drucksache 16/2870 – 78 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 79 – Drucksache 16/2870

2.2 Bruttoinlandsprodukt (BIP) – alte und neue Bundesländer – 2.2.1 Reale Wachstumsraten des BIP gegenüber Vorjahr in %1)

2.2.2 Anstieg des realen BIP je Erwerbstätigen (Produktivität) gegenüber dem Vorjahr in %1)

1) Basis: ESVG 1995, preisbereinigt, verkettet. Neue und alte Bundesländer: jeweils ohne Berlin

Berechnungsstand: August 2005 / März 2006

Quelle: Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder"

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

alte Länder 1,0 1,7 0,8 0,4 1,1 0,5 0,3 0,6 1,2 1,1

neue Länder 3,7 3,2 0,5 2,6 2,4 2,8 2,7 2,1 1,9 1,2

1) Basis: ESVG 1995, preisbereinigt, verkettet. Neue und alte Bundesländer: jeweils ohne Berlin

Berechnungsstand: August 2005 / März 2006

Quelle: Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder"

Page 80: Deutscher Bundestag Drucksache 16/2870dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/028/1602870.pdf · Deutscher Bundestag Drucksache 16/2870 16. Wahlperiode 02. 10. 2006 Zugeleitet mit Schreiben

Drucksache 16/2870 – 80 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

2.3 Anteil der Bruttowertschöpfung verschiedener Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung im Jahr 2005 in %1) – in jeweiligen Preisen –

2.4 Wachstumsraten der Bruttowertschöpfung einzelner Wirtschaftsbereiche in den neuen Ländern1) gegenüber dem Vorjahreszeitraum in % – preisbereinigt, verkettet –

1) nach ESVG 1995. Berechnungsstand: März 2006. Neue und alte Länder jeweils ohne Berlin.

Quelle: Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder"

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche 3,2 2,0 0,8 2,7 1,9 1,3 1,3 1,1 2,3 0,1

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei -1,2 9,2 -3,3 13,1 -7,9 7,4 -9,0 -1,5 20,6 -5,2

Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 8,9 5,5 2,0 5,5 10,1 2,8 1,9 5,8 7,9 4,5

* dar.: Verarbeitendes Gewerbe 5,7 11,2 4,9 7,4 12,8 4,0 2,6 6,1 9,2 6,0

Baugewerbe -4,4 -4,7 -11,2 -7,6 -12,4 -13,3 -5,7 -3,4 -2,5 -9,4

Handel, Gastgewerbe und Verkehr 2,2 0,1 3,1 5,4 2,4 2,6 2,7 -0,8 1,5 1,0

Finanzierung, Vermietung u. Unternehmensdienstleister 9,2 6,2 7,9 3,5 4,2 6,9 4,5 2,2 2,1 0,9

öffentliche und private Dienstleister 1,7 1,3 -0,1 2,3 1,1 -0,6 0,4 -0,5 -0,8 -1,91)

nach ESVG 1995. Berechnungsstand: August 2005 / März 2006). Neue Länder ohne Berlin.

Quelle: Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder"

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81 – Drucksache 16/2870

2.5 Anteil der Bruttowertschöpfung (BWS) im Verarbeitenden Gewerbe sowie der BWS im Baugewerbe der neuen Länder an der BWS der neuen Länder insgesamt1) (in jeweiligen Preisen) in %

2.6 Erwerbstätige im Verarbeitenden Gewerbe und Baugewerbe in den neuen Ländern1)

1) Nach ESVG 1995. Berechnungsstand August 2005 / März 2006. Neue Länder ohne Berlin.

Quelle: Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder"

1) Nach ESVG 1995. Berechnungsstand August 2005 / März 2006. Neue Länder ohne Berlin.

Linke Skala: Arbeitnehmer in Tausend. Rechte Skala: Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt in %

Quelle: Arbeitskreise "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder" und " Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder"

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Drucksache 16/2870 – 82 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

2.7 Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte1) je Einwohner in Euro

Verfügbares Einkommen je Einwohner (Deutschland = 100)

Verfügbares Einkommen je Einwohner (Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)

1) Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte einschl. privater Organisationen ohne Erwerbszweck, Ausgabenkonzept

Quelle: Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder", Berechnungsstand: August 2005

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83 – Drucksache 16/2870

2.8 Lohnkosten, Produktivität1) und Lohnstückkosten2) im Ost-West-Vergleich

Nach ESVG 1995. Neue Länder mit Berlin, alte Länder ohne Berlin.1)

hier: Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in jeweiligen Preisen2)

= Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in Relation zur Bruttowertschöpfung je

Erwerbstätigen in jeweiligen Preisen

Quelle: Arbeitskreis VGR

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Drucksache 16/2870 – 84 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

3. Konjunkturindikatoren3.1 Entwicklung der Produktion in den neuen Ländern

(Produktionsindex 2000 = 100 – Originalwert –)

Neue Bundesländer und Berlin - Ost NBL mit Berlin

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2004 2005

Produzierendes Gewerbe 87,8 89,3 91,4 93,6 97,5 100 100,5 100,5 104,3 110,0 102,1 108,1

Produzierendes Gewerbe (ohne Bauhauptgewerbe) 75,6 78,6 83,0 88,3 93,4 100 103,8 105,8 111,7 120,1 110,1 119,1

Produzierendes Gewerbe (o.Energie u. Bauhauptgew.) 71,6 75,6 82,2 87,4 92,7 100 104,8 107,5 113,6 123,5 111,0 121,3

Bergbau,Gew.v.Steinen u.Erden u.Verarb.Gewerbe 73,2 76,3 81,4 87,2 92,8 100 104,4 106,6 112,8 121,8 110,7 120,7

Vorleistungsgüterproduzenten 66,7 70,5 78,9 85,2 90,6 100 103,7 109,5 120,2 135,4 114,6 122,4

Investitionsgüterproduzenten 78,5 77,9 81,8 88,2 93,3 100 107,2 108,3 111,1 118,7 117,6 122,7

Gebrauchsgüterproduzenten 63,9 69,1 76,0 84,2 91,8 100 106,4 100,3 97,3 106,4 93,5 97,6

Verbrauchsgüterproduzenten 72,9 81,4 87,9 90,3 95,0 100 103,8 104,9 109,1 114,2 102,0 121,7

Konsumgüterproduzenten 71,8 79,9 86,4 89,5 94,6 100 104,1 104,3 107,7 113,2 101,0 118,8

Energie 93,6 92,6 86,8 92,2 96,7 100 99,1 98,3 102,8 104,3 106,1 108,8

Energie (ohne Abschnitt E) 89,9 84,2 73,5 85,5 94,3 100 99,8 97,7 104,0 103,8 107,8 114,1

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 136,9 127,2 116,4 102,2 101,1 100 100,8 104,4 107,8 104,1 99,6 97,5

Kohlenbergbau, Torfgew., Gew. v. Erdöl u.-gas usw. 130,2 120,3 108,1 93,9 92,5 100 106,6 107,9 107,5 105,9 108,8 105,9

Erzbergbau, Gew. v.Steinen u.Erden, sonst. Bergbau 150,4 141,1 133,1 119,0 118,5 100 88,8 97,3 108,4 100,3 80,9 80,5

Verarbeitendes Gewerbe 71,2 74,7 80,3 86,7 92,5 100 104,5 106,7 112,9 122,4 111,1 121,4

Ernährungsgewerbe und Tabakverarbeitung 71,4 81,4 88,4 90,1 96,2 100 103,3 101,9 103,3 109,4 102,0 129,1

Textil- und Bekleidungsgewerbe 80,7 83,5 88,5 94,3 94,7 100 99,4 90,7 89,5 84,2 78,3 75,0

Ledergewerbe 103,9 96,1 98,2 108,0 91,7 100 101,0 101,6 100,7 102,7 92,6 90,7

Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) 51,8 58,5 63,3 78,7 89,8 100 101,4 115,9 126,5 143,5 114,0 120,6

Papier-, Verlags- und Druckgewerbe 82,1 85,3 95,6 102,5 102,2 100 103,7 113,7 128,3 135,4 113,2 122,4

Kokerei, Mineralölverarbeitung, H.v. Brutstoffen 77,4 73,0 62,8 82,9 94,9 100 97,7 94,6 102,9 103,2 107,5 116,6

Herstellung von chemischen Erzeugnissen 58,1 66,1 71,4 73,7 79,8 100 100,2 113,1 117,6 139,0 111,8 126,3

Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 62,0 67,4 75,6 81,0 90,1 100 102,6 104,2 117,2 126,9 111,6 115,5

Glasgew., H.v. Keramik, Verarb. v.Steinen u.Erden 92,0 95,4 98,8 96,8 101,9 100 94,2 92,3 93,4 94,8 91,7 90,8

Metallerzeugung u.-bearb., H.v. Metallerzeugnissen 68,4 71,7 78,2 86,5 91,8 100 105,5 105,5 110,0 116,8 109,5 109,6

Maschinenbau 77,7 79,5 86,5 90,7 93,2 100 106,0 103,8 104,9 113,7 107,4 112,2

H.v. Büromasch.,DV-Geräte u.-Einr.,Elektrotechnik 47,9 53,2 65,7 72,3 81,2 100 114,0 124,5 141,8 167,9 129,4 147,0

Fahrzeugbau 84,5 76,6 76,0 86,4 91,6 100 108,8 113,6 119,7 130,4 143,2 149,4

H.v. Möbeln, Schmuck, Musikinstr. usw., Recycling 73,5 76,5 83,0 91,6 94,2 100 103,0 103,2 103,0 110,5 93,3 97,3

Energie- und Wasserversorgung 96,6 99,3 97,4 97,6 98,7 100 98,5 98,7 101,8 104,7 104,7 104,6

Bauhauptgewerbe 132,3 127,8 121,9 112,8 112,2 100 88,5 81,2 77,9 73,4 73,2 68,5

Hochbauleistungen 140,1 138,5 132,3 120,7 116,1 100 83,5 74,4 70,3 64,5 64,7 59,1

Tiefbauleistungen 120,1 111,2 105,6 100,3 106,2 100 96,2 91,8 89,8 89,3 86,4 83,1

Anmerkungen: Wirtschaftszweige gemäß WZ 2003, Basisjahr: 2000; Daten für Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigte

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85 – Drucksache 16/2870

3.2 Entwicklung der Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

Jahr DeutschlandFrüheres

Bundesgebiet

Neue Länder

und Berlin-

Ost

DeutschlandFrüheres

Bundesgebiet

Neue Länder

und Berlin-Ost

Beschäftigte in 1.000 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

1997 6.416 5.834 581 -1,6 -1,7 -1,1

1998 6.405 5.817 588 -0,2 -0,3 1,1

1999 6.368 5.773 596 -0,6 -0,8 1,3

2000 6.376 5.764 613 0,1 -0,2 2,9

2001 6.390 5.764 627 0,2 0,0 2,3

2002 6.209 5.584 624 -2,9 -3,2 -0,4

2003 6.133 5.500 633 -2,6 -2,9 0,2

2004 6.015 5.376 640 -1,9 -2,3 1,1

2005 5.928 5.208 720 -1,4 -1,6 -0,3

1. Halbjahr 2006 5.863 5.144 719 -1,0 -1,2 0,4

Quelle: Statistisches Bundesamt (Monatsbericht im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe); ab 2003 erweiterter Berichtskreis, Vergleichbarkeit mit Vorjahren somit eingeschränkt; bis 2005: Neue

Länder mit Berlin-Ost, alte Länder: mit Berlin-West; ab 2005: Neue Länder mit Berlin, alte Länder: ohne Berlin

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Drucksache 16/2870 – 86 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

3.3 Baugenehmigungen und Baufertigstellungen im Wohnungsbau1) in den neuen Ländern

Baugenehmigungen dar. Neubauten Baufertigstellungen dar. Neubauten

1991 5.484 5.144 16.670 16.430

1992 26.525 24.640 11.477 11.302

1993 82.529 77.138 23.598 21.879

1994 126.088 116.561 67.704 62.495

1995 180.011 164.010 104.214 95.872

1996 186.155 165.074 143.366 130.421

1997 155.368 133.606 177.829 160.783

1998 113.973 91.693 128.447 110.748

1999 91.874 73.267 102.865 82.963

2000 66.104 54.886 86.284 70.533

2001 50.036 42.719 58.254 48.558

2002 42.103 36.368 49.007 41.339

2003 44.568 39.434 41.836 36.222

2004 38.680 33.723 39.718 35.263

2005 32.994 29.383 35.552 31.177

1) Wohn- u. Nichtwohngebäude; einschl. Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. 2005: vorläufige Ergebnisse

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 87 – Drucksache 16/2870

3.4 Exportquote1) im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in %

Exportquote (in %, Bundesländer)

3.5 Ausfuhr nach Bundesländern (Spezialhandel – in Mrd. Euro)

1) Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz der Betriebe ab 20 Beschäftigten

Ostdeutschland: Neue Länder und Berlin-Ost; Westdeutschland: früheres Bundesgebiet; ab 2005: Neue Bundesländer mit Berlin, Alte BL ohne

Berlin; Vergleichbarkeit zu Zahlen vor 1995 eingeschränkt, da 1995 Umstellung auf die neue Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 93)

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Drucksache 16/2870 – 88 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

4. Arbeitsmarktdaten4.1 Eckwerte des Arbeitsmarktes für die neuen Länder1) – Juli 2006 –

2006

Merkmal

Veränderung gegenüber Vorjah-

resmonat (Arbeitslosenquote

Vorjahreswerte)

Juli Juni Mai April Juli2)

Juni Mai

absolut in % in % in %

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

- Monatsdurchschnitt

4.984.00

0

4.927.20

0 14.166 0,3 - 0,3

Arbeitslose

Bestand

1.425.82

6

1.432.68

7

1.489.80

3

1.589.48

6 -170.880 -10,7 -10,0 -9,3

dar.: 49,3 % Frauen 702.634 692.980 708.123 732.480 -59.278 -7,8 -7,5 -7,3

50,7 % Männer 723.133 739.683 781.627 856.960 -111.657 -13,4 -12,3 -11,0

12,6 % Jüngere unter 25 Jahren 179.532 160.101 168.889 184.556 -41.149 -18,6 -17,0 -15,1

(2,6 % Jugendliche unter 20 Jahren) 37.081 26.498 27.260 29.872 -10.427 -21,9 -15,4 -10,9

27,2 % 50 Jahre und älter 388.228 395.844 407.356 428.689 -30.720 -7,3 -6,8 -6,3

(12,5 % 55 Jahre und älter) 177.852 179.539 182.433 189.051 -6.572 -3,6 -3,1 -2,9

Arbeitslosenquoten bezogen auf

- alle ziv. Erwerbspersonen insgesamt 16,7 16,8 17,4 18,5 18,6 - 18,5 19,0

- abhängige ziv. Erwerbspersonen insgesamt 18,6 18,7 19,4 20,4 20,4 - 20,4 20,7

Männer 18,4 18,9 19,9 21,5 20,9 - 21,2 21,7

Frauen 18,7 18,5 18,9 19,2 19,9 - 19,6 19,8

Jüngere unter 25 Jahren 17,8 15,8 16,7 17,5 21,0 - 18,3 18,2

dar. Jugendliche unter 20 Jahren 11,5 8,2 8,5 8,7 13,9 - 9,2 8,4

Leistungsempfänger

Arbeitslosengeld3)

398.332 395.155 412.226 486.323 -100.531 -19,6 - -19,6

Arbeitslosengeld II 3)

1.849.46

5

1.873.14

5

1.880.29

4

1.865.42

0 - - - -

Sozialgeld3)

532.118 538.015 531.365 527.693 - - - -

Gemeldete Stellen 4)5)

- Zugang im Monat 68.349 67.904 71.004 77.301 -2.971 -4,2 -1,0 6,0

seit Jahresbeginn 454.400 386.051 318.147 247.143 45.637 11,2 14,4 18,3

- Bestand am Ende des Monats 141.601 135.246 130.894 127.161 40.409 39,9 41,6 33,5

dar.: ungefördert 6)

68.828 65.334 60.055 55.040 27.617 67,0 57,8 33,3

dar.: sofort zu besetzen 118.941 113.830 104.581 85.185 43.951 58,6 64,6 48,6

Teilnehmer an Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik

- Bestand insgesamt (ohne Kurzarb.) 447.167 -14,7

dar.: Qualifizierung 55.870 -21,2

Berufsberatung und Förderung der Berufsausbildung 144.240 -7,7

Beschäftigungsbegleitende Leistungen 144.240 -12.099 -7,7 -11,4 -14,4

Beschäftigung schaffende Maßnahmen 170.299 42.266 33,0 30,7 40,7

Kurzarbeiter - 11.417 13.630 16.639 -15.151 -57,0 -57,0 -52,8

Veränderung gegenüber dem Vormonat

Saisonbereinigte Entwicklung Juli 06 Juni 06 Mai 06 April 06 März 06 Feb. 06 Jan. 06

Dez.

05

- Arbeitslose -26.000 -25.000 -33.000 -16.000 -5.000 1.000 19.000 -27.000

- gemeldete Stellen (einschl. geförderte Stellen) 5.000 7.000 0 6.000 -2.000 -3.000 1.000 -1.000

- ungeförderte Stellen 6)

5.000 5.000 5.000 3.000 2.000 1.000 -1.000

- Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspers. 16,9 17,2 17,5 17,7 17,9 18,0 18,0 17,7

Die Daten zur Arbeitslosigkeit speisen sich aus dem IT-Fachverfahren der BA, aus als plausibel bewerteten Datenlieferungen zugelassener kommunaler Träger und - sofern

keine verwertbaren bzw. plausiblen Daten geliefert wurden - aus ergänzenden Schätzungen der BA. Die Daten zu Stellen und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wurden

ausschließlich aus dem IT-Verfahren der BA gewonnen; nicht enthalten sind Daten kommunaler Träger sowiet sie andere IT-Fachverfahren genutzt haben. Die Daten zu

Leistungen nach dem SGB II beruhen zum einen auf Auswertungen aus dem IT-Fachverfahren A2LL, auf Meldungen kommunaler Träger und - wenn diese nicht vorliegen -

auf Schätzungen der BA.

1) Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

2) Veränderung des letztverfügbaren Wertes gegenüber Vorvormonat.

3) geschätzt (bei Arbeitslosengeld: geschätzt letzte zwei Monate)

4)Den Arbeitsagenturen waren im 4. Quartal 2004 lt. Umfrage bei Betrieben 30,3 Prozent des gesamten Stellenangebots gemeldet.

5) Im JD 2004 waren 74% der gem. Stellen vakant. Bereits bei Zugang waren 52% sofort zu besetzen. Innerh. von 30 Tagen ab Bes.-Termin konnten 49% erledigt werden.

6)ohne PSA, ABM, BSI und Arbeitsgelegenheiten

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89 – Drucksache 16/2870

4.2 Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in den neuen Ländern1) – jahresdurchschnittlicher Bestand in Tausend –

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Arbeitslose 1.375 1.344 1.359 1.374 1.411 1.624 1.599 1.614

Direkte Förderung

regulärer Beschäftigung158 185 120 108 112 140 150 145

Lohnkostenzuschüsse 146 171 106 94 97 107 81 40

Eingliederungszuschüsse 17 26 40 53 65 98 71 32

Einstellungszuschüsse bei Neugründungen 1 3 5 6 5 8 8 4

Einstellungszuschüsse bei Vertretung - - - - 0 0 1 0

Entgeltsicherung für Ältere - - - - - 1 2 1

Arbeitsentgeltzuschuss für Ungelernte - - - - 0 0 1 1

Strukturanpassungsmaßnahmen OfW2)

115 131 51 23 13 3 - -

Beschäftigungshilfen für Langzeitarbeitslose 13 11 10 12 14 4 - -

Einstiegsgeld (Beschäftigung) - - - - - - - 2

Existenzgründungsförderung 12 14 14 14 15 33 68 106

Überbrückungsgeld 12 14 14 14 15 20 21 20

Existenzgründungszuschuss - - - - - 13 47 86

Personal-Service-Agenturen - - - - - 4 9 6

Bildungsmaßnahmen 261 263 252 253 256 240 198 160

Berufliche Weiterbildung 151 143 140 136 129 99 63 37

Berufliche Eingliederung Behinderter 38 37 38 38 41 46 45 42

Deutsch-Sprachlehrgänge 6 6 6 5 5 5 4 1

Berufsvorbereitende Maßnahmen 20 21 24 26 29 33 28 27

Berufsausbildung Benachteiligter 46 56 44 48 52 57 58 53

Beschäftigung schaffende

Maßnahmen198 217 193 159 130 113 104 163

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 151 168 146 116 86 73 65 35

Traditionelle Strukturanpassungsmaßnahmen 47 49 47 43 44 39 28 12

Beschäftigung schaffende

Infrastrukturmaßnahmen- - - - 0 1 2 1

Arbeitsgelegenheiten (insgesamt) - - - - - - 9 115

Eignungsfeststellungs- und

Trainingsmaßnahmen14 16 19 21 22 31 31 20

Freie Förderung 17 25 24 28 27 5 16 8

Jugendsofortprogramm3)

- 34 35 45 46 46 36 2

Arbeit für Langzeitarbeitslose - - - - - 1 16 2

Altersteilzeit (nur BA-Förderfälle) 2 5 5 10 13 17 16 16

Teilnehmer insgesamt 650 745 648 624 606 597 576 628

nachrichtlich:

Kurzarbeiter 34 27 24 27 41 35 29 24

Nichtarbeitslose Leistungsempfänger

nach § 428 SGB III 4)

96 94 88 94 111 136 131 72

1)bis 2002: neue Länder incl. Berlin (Ost), ab 2003: neue Länder incl. Berlin (gesamt)

2) Strukturanpassungsmaßnahmen Ost für Wirtschaftsunternehmen

3)2004 mit Jump Plus

4)2005 nur Empfänger von Arbeitslosengeld I

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Drucksache 16/2870 – 90 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

4.3 Zahlen zur Erwerbsbeteiligung in den alten und den neuen Ländern (Inlandskonzept)

1) Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren

Neue Länder ohne Berlin; alte Länder einschließlich Berlin

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Statistisches Bundesamt, Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder;

Berechnungen durch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (Berechnungsstand: Mai 2006)

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 91 – Drucksache 16/2870

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Drucksache 16/2870 – 92 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

5.2 Regionale Aufteilung der durch GA-Mittel (gewerbl. Wirtschaft) und ERP-Mittel (einschl. EKH-Mittel) geförderten Investitionen in den neuen Ländern – 1990 bis Juni 2006 –

ERP/EKH1)

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Brandenburg 18,8 27,3 2.559 18.000

Mecklenburg-Vorpommern 17,6 14,0 1.707 18.500

Sachsen 32,0 47,9 4.274 18.700

Sachsen-Anhalt 18,9 33,7 2.470 21.300

Thüringen 22,1 24,9 2.335 20.100

Berlin-Ost 4,6 8,5 1.271 10.300

Gesamt 114,0 156,3 14.616 18.5001)

Nur in unter 5 % der Fälle werden Investitionen sowohl mit ERP/EKH-Mitteln als auch mit GA-Mitteln gefördert.2)

am 31.12.2005 (Berlin-Ost am 30.06.2001)

Quellen: BMWi, BAFA

= GA in Mrd. Euro1)

= ERP/EKH in Mrd. Euro 1)

= Inv./Einw. in Euro = Einw. in Tsd.

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 93 – Drucksache 16/2870

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Drucksache 16/2870 – 94 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 95 – Drucksache 16/2870

8.

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Drucksache 16/2870 – 96 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

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Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 BerlinVertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Telefax (02 21) 97 66 83 44

ISSN 0722-8333