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Kollektivaktionen der Mächte des Europäischen Konzerts (1886—1914), österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, 510 Bd by STEPHAN VEROSTA Review by: O. Kimminich Archiv des Völkerrechts, 29. Bd., 1./2. H., DEUTSCHLAND / GERMANY (1991), pp. 230-231 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40798641 . Accessed: 12/06/2014 12:39 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Archiv des Völkerrechts. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.152 on Thu, 12 Jun 2014 12:39:05 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

DEUTSCHLAND / GERMANY || Kollektivaktionen der Mächte des Europäischen Konzerts (1886—1914), österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte,

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Kollektivaktionen der Mächte des Europäischen Konzerts (1886—1914), österreichischeAkademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, 510 Bd bySTEPHAN VEROSTAReview by: O. KimminichArchiv des Völkerrechts, 29. Bd., 1./2. H., DEUTSCHLAND / GERMANY (1991), pp. 230-231Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40798641 .

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BESPRECHUNGEN

STEPHAN VEROSTA: Kollektiv- aktionen der Mächte des Europäischen Konzerts (1886-1914), österreichische Aka- demie der Wissenschaften, Philoso- phisch-Historische Klasse, Sitzungsbe- richte, 510 Bd., Veröffentlichungen der Kommission für Völkerrecht und Internationale Beziehungen Nr. 1, Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1988, 211 S. Das „Völkerrecht der Zusammenar-

beit", das - der Prophezeiung Wolf- gang Friedmanns zufolge - im Ent- stehen begriffen ist, beruht, wie die Satzung der Vereinten Nationen aus- drücklich hervorhebt, auf der souve- ränen Gleichheit der Staaten. Noch im- mer sind die souveränen Staaten die fundamentalen Einheiten des internatio- nalen Systems. Die Frage, wie souveräne Staaten sich zu Kollektivaktionen zu- sammenschließen und wie sie solche Aktionen durchführen, ist daher nach wie vor aktuell. Angesichts dieser Tat- sache ist es erstaunlich, daß der Blick in die Geschichte so selten riskiert wird. Doch findet dies eine plausible Erklä- rung: Nur ein Autor, der über eine reiche Erfahrung, ungeheures historisches Wissen und großes literarisches Geschick verfügt und bereit ist, der Frage eine langjährige Forschungsarbeit zu wid- men, kann diese Aufgabe bewältigen. Stephan Verosta erfüllt diese Voraus- setzungen, und es ist deshalb beinahe überflüssig zu sagen, daß er die Auf- gabe glänzend bewältigt hat.

Selbstverständlich ist es notwendig, vor der Beschreibung der Einzelaktionen einen Überblick über das Europäische Konzert der Großmächte zu geben. Aber Verosta hält sich nicht lange damit auf.

Es gelingt ihm, auf 11 Druckseiten ein anschauliches Bild dieses komplizierten Systems zu geben, das durch die Schaf- fung und Erhaltung eines - wie die heutigen Politologen sagen - dynami- schen Gleichgewichts Europa eine der längsten, nur durch die mit der deut- schen Einigung zusammenhängenden Kriege gestörten, Friedensperioden be- scherte. Wie der Weltfriede in derselben Zeit aussah, ist eine andere Frage. Ge- rade auf sie beziehen sich aber die von Verosta untersuchten Kollektivaktionen.

Die Darstellung beginnt mit der Blok- kade Griechenlands im Jahre 1886. Weitere Maßnahmen betreffen Kreta, den Krieg zwischen Griechenland und dem Osmanischen Reich (1897) und an- dere Aktionen im Mittelmeerbereich. In einem eigenen Kapitel werden weitere Beispiele von Kollektivaktionen des Europäischen Konzerts angeführt. Die Akten über alle diese Aktionen befin- den sich in den Archiven der Staaten, die damals zum Europäischen Konzert gehörten, soweit sie nicht durch Kriegs- einwirkungen oder sonstige Eingriffe abhanden gekommen sind. Letzteres ist in bezug auf Deutschland weitgehend der Fall. Die Akten des zaristischen Rußlands dürften für westliche Forscher kaum zugänglich sein. Von den Schwie- rigkeiten, auf welche die Arbeit in den anderen Staaten stößt, kann man ge- legentlich in historischen Abhandlungen lesen. In Österreich aber werden noch heute im „Politischen Archiv" die Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs des alten Kaiserreichs aufbewahrt. Da die Großmächte des Europäischen Konzerts keine Kollektivaktionen ohne vorherige gegenseitige Konsultation unternahmen und natürlich während der Dauer der Aktion in ständigem Kontakt blieben,

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Besprechungen 231

finden sich die einschlägigen Akten in jedem einzelnen der Archive, also auch im österreichischen Politischen Archiv. Dieses hat der Autor durchstöbert, was nicht ganz einfach war; denn eine Ab- teilung „Europäisches Konzert" gibt es dort selbstverständlich nicht. Vielmehr mußte in den Abteilungen der einzelnen Mächte des Europäischen Konzerts und der von den Kollektivaktionen betrof- fenen Staaten gesucht werden.

Getreulich gibt Verosta die Vorge- schichte, Geschichte und Nachwirkung einer jeden Kollektivaktion wieder. Um die Darstellung eindringlich und an- schaulich zu machen, verzichtet er auf gekürzte Darstellungen in indirekter Rede, sondern gibt die relevanten Do- kumente ganz oder auszugsweise wört- lich wieder. Auch die Hintergrundschil- derungen, durch welche z. B. die Situa- tion im Osmanischen Reich und auf dem Balkan deutlich wird, werden durch authentische Diplomaten- bzw. Konsu- latsberichte vermittelt. Zwischen diesen Originaldokumenten und bei ihrer Ein- führung am Beginn eines jeden Kapitels bleibt noch viel für den Autor zu er- klären übrig.

Am Schluß faßt Verosta seine aus dem intensiven Aktenstudium gewon- nenen Erkenntnisse in einer monogra- phischen Abhandlung unter dem Titel „Vom Europäischen Konzert zum Völ- kerbund" zusammen. Dabei entsteht nicht nur eine Skizze des Umfeldes, in dem die Gedanken zur Gründung des Völkerbundes entstanden, sondern auch ein Einblick in die Gründe für das Versagen dieser Organisation. Der Völ- kerbund konnte sich in entscheidenden Augenblicken nicht zu wirksamen Kol- lektivmaßnahmen aufraffen. Die histo- rischen Vorbilder blieben unbeachtet. Die im Völkerbundspakt vorhandenen Rechtsgrundlagen für derartige Kollek- tivaktionen blieben ungenutzt. So muß auch Verosta sein lehrreiches, faszinie- rendes Werk mit dem traurigen Satz schließen: „Hinsichtlich der Anwendung und erfolgreichen Handhabung von Kollektivmaßnahmen und Kollektiv- sanktionen fällt der Vergleich zwischen

dem Europäischen Konzert und den im Völkerbund führenden Mächten nicht zugunsten des Völkerbundes aus" (S. 211).

K i m m i n i c h

DIETRICH F. R. POHL: Islam und Friedensvölkerrechts- ordnung. Die dogmatischen Grund- lagen der Teilnahme eines islamischen Staates am modernen Völkerrechts- system am Beispiel Ägyptens. Wien/ New York: Springer- Verlag. 1988.

In dem im Januar 1990 von Juristen aus 25 muslimischen Ländern in Tehe- ran vorgelegten Entwurf einer „islami- schen Deklaration der Menschenrechte" wird für den allgemeinen Bereich der Menschenrechte die Maxime festge- schrieben, daß Gottes Wille in seiner Erscheinungsform des Korans und der Überlieferungen des Propheten die höchste Regel für den Menschen ist. Dies führt zu der rechtlichen Konse- quenz, daß sämtliche Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf Leben und Glaubensfreiheit, den Einschränkungen der Scharia (dem Gottesgesetz) unter- liegen. Diese Rechtsüberzeugung steht in diametralem Gegensatz zur „Allge- meinen Erklärung der Menschenrechte" der Vereinten Nationen von 1961.

Das islamische Menschenrechtsver- ständnis ist nur ein Beispiel für das Spannungsverhältnis, das zwischen den Wertvorstellungen der islamisch-arabi- schen Tradition auf der einen Seite und der „europäischen" Wertordnung auf der anderen Seite besteht. In ihm wird die Konfrontation der jeweiligen Rechtssysteme von Islam und des christ- lich beeinflußten europäischen Kultur- kreises besonders deutlich. So läßt sich aus der islamischen Menschenrechtstra- dition die Zustimmung islamischer Staa- ten zu der Morddrohung gegen den Schriftsteller Salman Rushdie ebenso erklären, wie sich daraus deren grund- sätzlich ablehnende Haltung gegenüber der Initiative westlicher Staaten in den

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