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16 | FREITAG, 5. APRIL MAGAZINSEITE Dezibelintensives Familienfest Am Wochenende trifft Kettensägen-Elite auf Kinderspektakel VON REDAKTEURIN JULIA SACHSE TORGAU. Seit Monaten ist es eines sei- ner größten Projekte: Marcus „Locke“ Scholz veranstaltet am kommenden Wochenende, dem 6. und 7. April, auf seinem Firmengelände in der Eilenburger Straße das erste Torgauer Holzkunstfes- tival. Mehr als nur „ein paar Verrückte“ Im Jahr seines zehnjährigen Jubiläums als selbstständiger Zimmermeister möch- te der Wahltorgauer vor allem den hier lebenden Familien etwas zurückgeben. Deshalb hat er nicht nur die Qualifikati- onsläufe für die deutsche Meisterschaft im sogenannten SpeedCarving, also der Kre- ation von Kettensägenkunstwerken auf Zeit, in die Elbestadt geholt. Er organisiert rundherum um diese sportlich-künstleri- sche Veranstaltung eine große Vergnü- gungssause für alle, die mit ihrer Familie etwas erleben und dabei auch noch Teil einer Benefizaktion werden wollen. Dreizehn Kettensägenkünstler werden täglich jeweils zweimal für die Qualifikations- läufe eine Stunde lang die Späne fliegen lassen und gegeneinander um die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften 2019 im Wildpark Bad Mergentheim antreten. Zusätz- lich arbeiten sie außerdem jeweils eine Großskulptur aus. Die dabei ent- stehenden Wett- kampf-Skulpturen werden versteigert, die dreizehn „Riesen“ hinge- gen werden von einer ganz besonderen Jury bewertet und könnten 2022 für die Landesgar- tenschau an verschiedenen Stellen in der Stadt ausgestellt werden, erklärt Marcus Scholz. Wen hat „Locke“ sich denn nun als Live- Kunst-oder-Krempel-Barometer ausge- sucht? „Diese speziellen Preisrichter sind keine geringeren als die Besucherkinder selbst. Ich glaube, so ehrlich wie als Kind ist man als Erwachsener nicht mehr oft und dass sie hier einmal etwas bewerten können, was sie wahrscheinlich so schnell nicht wieder sehen und erleben werden, macht bestimmt jedem von ihnen einfach Spaß. Und genau darum geht es uns ja bei der ganzen Aktion.“ Eigentliche Stars: die Kinder! Und wirklich: das Programm der zwei Tage liest sich wie ein gigantischer Kin- dergeburtstag. Denn neben einem eigens designten riesigen Baumhaus wird es für die Racker noch ganze vier Hüpfburgen geben – für jede Altersgruppe eine, so- dass sich die kleineren Kinder nicht aus Angst vor den „Großen“ nur auf der Bar- fußmatte herumdrücken müssen. Geht es nach ihm, dann können hier Eltern von Babys, Kita-Kindern und Schulkin- dern gleichermaßen einen aktiven Tag verbringen, sich mit etwas Glück einen der vielen Preise im Mindestwert von 30 Euro bei der großen Tombola erlosen und zwischendurch was Leckeres vom Grill verputzen. Ein Freizeitwagen von der Diakonie steht mit allerhand Spielide- en und -geräten von der Stelze bis zum Ringewerfen bereit und sollte die Sonne es ganz besonders sommerlich mit dem Team von „Holzkunst Scholz“ und seinen Gästen meinen, lockt sogar eine beheizte Badewanne zum ersten Baden. Perfekt für alle kleinen Schmetterlinge und Tiger, die nach dem Boxenstopp in der Schminkstra- ße nun doch lieber wieder ganz sie selbst sein oder einfach ein bisschen planschen wollen. Warum das alles? Er könnte sagen: „Weil ich ‚s kann.“, aber Marcus Scholz liegt ein Gedanke bei all der Organisation besonders am Herzen. „Es gibt auch anderswo Kettensägen- festivals und man fährt auch nicht weit bis zum nächsten Indoorspielplatz. Aber der Knackpunkt ist für viele Familien ein ganz wesentlicher: das Budget. All diese Freizeitgestaltungen kosten Geld.“ Das Leben als Familie sei schon teuer genug und nicht wenige hätten daran so sehr zu knabbern, dass spaßige Wochenen- den eben nichts kosten dürften, so Sc- holz. Deshalb verlange er auch keinen Eintritt, wenngleich er sich natürlich freuen würde, wenn die eine oder ande- re Skulptur zu einem guten Preis aus der Auktion gekauft werde. „Einfach mal ei- nen tollen Tag verbringen, mit fröhlichen Kindern, die so auch ein bisschen Kultur kennenlernen, während sie herumtollen und einfach Kind sein dürfen – das ist un- ser Wunsch für alle Besucher. Es soll ein Familienfest im besten Sinne werden!“ Und abends? Da wird gemeinsam noch ein bisschen gefeiert und in die Nacht getanzt, um den Alltag einfach mal pau- sieren zu lassen. Und so bunt wie die Palette an den bei- den Veranstaltungstagen, soll auch das Souvenir werden, das sie im Gewerbe- gebiet hinterlassen wollen. So feiert hier - auf Lockes Einladung hin - Christian Weiße, Geschäftsführer der Firma „Fas- sadengestaltung Dresden“ am Sonntag, dem 7. April, auf ganz besondere Weise die Geburt seines zweiten Kindes. Und zwar, indem er mit 16 Kollegen aus der Szene eine 70 Meter lange weiße Wand in ein Graffittikunstwerk der Superlati- ve verwandelt. Mit dem letzten Sprüh- nebel wird dann am Sonntagabend das Wochenende „à la Locke“ im wahrsten Sinne kunstvoll zu Ende gehen. Vorsicht, Verletzungsgefahr – die häufigsten Szenarien Es leuchtet ein, dass die Arbeit mit der Motorsäge gefährlich ist. Auf ungefähr 1100 Kubikmetern aufgearbeitetes Holz geschieht ein Unfall. Dabei sind das linke Bein und der linke Arm die gefährdetsten Körperteile. Als häufigste Unfallursachen gelten der Kickback (plötzliches Hoch- schlagen der Säge, wenn Schwertspitze und Kette in einem kritischen Winkel auf das Holz treffen) und das Stolpern. Durch die Vibration der Maschine kann es zur sogenannten Weißfingerkrankheit kommen, das sind Durchblutungsstörun- gen an den Händen. Eine Umfrage ergab 1981, dass irreversible Gehörschädigun- gen eher Seltenheitswert haben. Auf- grund der Technik ist es aber schwierig, den Lärmpegel zu reduzieren. Was das Problem der Abgase anbetrifft, sind kei- ne akuten Gesundheitsschädigungen be- kannt, jedoch weiß man noch wenig über die Langzeitfolgen. (Quelle: www.waldwissen.net) Verrückt, versägt – Weltrekord! TORGAU. Dank Marcus Scholz und seinen kunstfertigen Mitstreitern wissen wir auch in Nordsachsen, wie unterhaltsam und faszinierend die Resultate einer Sägen- kunstvorführung sein können. Anderen reicht das Sägen allein nicht aus, weshalb in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Wa- gemutige bei den Weltrekord-Reportern der Guinness-Gesellschaft vorsprachen und -sägten! • Der Kanadier Ian Stewart jonglierte am 25. September 2011 mit drei Zenoah G2000T, jede 2,2 Kilogramm schwer, ganze 37 Sekunden lang. Dabei fing er 94-mal eine der laufenden Sägen – öf- ter hatte das zuvor noch niemand geschafft. Ver- letzt wurde dabei nie- mand. • In Spanien legte Alberto Gonzales am 28. Janu- ar 2009 hingegen mehr Wert aufs Detail: Er fer- tigte innerhalb von drei Minuten acht Miniatur- stühlchen aus einem einzigen Stück Holz. • Die größte. Funktionstüchtigen Ketten- sägen der Welt kommen übrigens aus den USA und Kanada. Während die amerikanische Version „Big Gus“ (s. Foto) ganze sieben Meter lang ist, über- trifft ihr „Nachbar“ aus der Holzfäller - nation im Norden längenmäßig, hat aber einen kleineren Motorblock. Mit einem Kampfgewicht von 230 Kilogramm und imposanten 300 PS arbeitet sie sich mit 321km/h durch jeden Stamm. Theore- tisch. Denn beide Exemplare sind weder zum Transport noch zu einem prakti- schen Einsatz im Forst geeignet. Quelle: Guinnes World Records Marcus Scholz ist bestens vorbereitet für das Wochenende, freut sich zum einen auf die Kettensägenkünstler, für die er riesige Baumstämme hat an- fahren lassen, aber auch auf hoffentlich zahlreiche Gäste. Für die hat er ex- tra noch ein Baumhaus in Übergröße erschaffen. Fotos: TZ/Jack

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Page 1: Dezibelintensives Familienfest · Quelle: Guinnes World Records Marcus Scholz ist bestens vorbereitet für das Wochenende, freut sich zum einen auf die Kettensägenkünstler, für

16 | FREITAG, 5. APRILMAGAZINSEITE

Dezibelintensives FamilienfestAm Wochenende trifft Kettensägen-Elite auf Kinderspektakel

VON REDAKTEURIN JULIA SACHSE

TORGAU. Seit Monaten ist es eines sei-ner größten Projekte: Marcus „Locke“ Scholz veranstaltet am kommenden

Wochenende, dem 6. und 7. April, auf

seinem Firmengelände in der Eilenburger Straße das erste Torgauer Holzkunstfes-tival.

Mehr als nur „ein paar Verrückte“

Im Jahr seines zehnjährigen Jubiläums als selbstständiger Zimmermeister möch-te der Wahltorgauer vor allem den hier lebenden Familien etwas zurückgeben. Deshalb hat er nicht nur die Qualifikati-onsläufe für die deutsche Meisterschaft im sogenannten SpeedCarving, also der Kre-ation von Kettensägenkunstwerken auf Zeit, in die Elbestadt geholt. Er organisiert rundherum um diese sportlich-künstleri-sche Veranstaltung eine große Vergnü-gungssause für alle, die mit ihrer Familie etwas erleben und dabei auch noch Teil einer Benefizaktion werden wollen.Dreizehn Kettensägenkünstler werden

täglich jeweils zweimal für die Qual i f ikat ions-läufe eine Stunde lang die Späne fliegen lassen und g e g e n e i n a n d e r um die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften 2019 im Wildpark Bad Mergentheim antreten. Zusätz-lich arbeiten sie außerdem jeweils eine Großskulptur aus. Die dabei ent-stehenden Wett-kampf-Skulpturen

werden versteigert, die dreizehn „Riesen“ hinge-

gen werden von einer ganz besonderen Jury bewertet und

könnten 2022 für die Landesgar-tenschau an verschiedenen Stellen

in der Stadt ausgestellt werden, erklärt Marcus Scholz.Wen hat „Locke“ sich denn nun als Live- Kunst-oder-Krempel-Barometer ausge-sucht? „Diese speziellen Preisrichter sind keine geringeren als die Besucherkinder selbst. Ich glaube, so ehrlich wie als Kind ist man als Erwachsener nicht mehr oft und dass sie hier einmal etwas bewerten können, was sie wahrscheinlich so schnell nicht wieder sehen und erleben werden, macht bestimmt jedem von ihnen einfach Spaß. Und genau darum geht es uns ja bei der ganzen Aktion.“

Eigentliche Stars: die Kinder!

Und wirklich: das Programm der zwei Tage liest sich wie ein gigantischer Kin-dergeburtstag. Denn neben einem eigens designten riesigen Baumhaus wird es für die Racker noch ganze vier Hüpfburgen geben – für jede Altersgruppe eine, so-dass sich die kleineren Kinder nicht aus Angst vor den „Großen“ nur auf der Bar-fußmatte herumdrücken müssen. Geht es nach ihm, dann können hier Eltern von Babys, Kita-Kindern und Schulkin-dern gleichermaßen einen aktiven Tag verbringen, sich mit etwas Glück einen der vielen Preise im Mindestwert von 30 Euro bei der großen Tombola erlosen und zwischendurch was Leckeres vom Grill verputzen. Ein Freizeitwagen von der Diakonie steht mit allerhand Spielide-en und -geräten von der Stelze bis zum Ringewerfen bereit und sollte die Sonne es ganz besonders sommerlich mit dem Team von „Holzkunst Scholz“ und seinen Gästen meinen, lockt sogar eine beheizte Badewanne zum ersten Baden. Perfekt für alle kleinen Schmetterlinge und Tiger, die nach dem Boxenstopp in der Schminkstra-ße nun doch lieber wieder ganz sie selbst sein oder einfach ein bisschen planschen wollen.

Warum das alles?

Er könnte sagen: „Weil ich ‚s kann.“, aber Marcus Scholz liegt ein Gedanke bei all der Organisation besonders am Herzen. „Es gibt auch anderswo Kettensägen-festivals und man fährt auch nicht weit bis zum nächsten Indoorspielplatz. Aber der Knackpunkt ist für viele Familien ein ganz wesentlicher: das Budget. All diese Freizeitgestaltungen kosten Geld.“ Das Leben als Familie sei schon teuer genug und nicht wenige hätten daran so sehr zu knabbern, dass spaßige Wochenen-den eben nichts kosten dürften, so Sc-holz. Deshalb verlange er auch keinen Eintritt, wenngleich er sich natürlich freuen würde, wenn die eine oder ande-re Skulptur zu einem guten Preis aus der Auktion gekauft werde. „Einfach mal ei-nen tollen Tag verbringen, mit fröhlichen Kindern, die so auch ein bisschen Kultur kennenlernen, während sie herumtollen und einfach Kind sein dürfen – das ist un-ser Wunsch für alle Besucher. Es soll ein Familienfest im besten Sinne werden!“ Und abends? Da wird gemeinsam noch ein bisschen gefeiert und in die Nacht getanzt, um den Alltag einfach mal pau-sieren zu lassen.Und so bunt wie die Palette an den bei-den Veranstaltungstagen, soll auch das Souvenir werden, das sie im Gewerbe-gebiet hinterlassen wollen. So feiert hier - auf Lockes Einladung hin - Christian Weiße, Geschäftsführer der Firma „Fas-sadengestaltung Dresden“ am Sonntag, dem 7. April, auf ganz besondere Weise die Geburt seines zweiten Kindes. Und zwar, indem er mit 16 Kollegen aus der Szene eine 70 Meter lange weiße Wand in ein Graffittikunstwerk der Superlati-ve verwandelt. Mit dem letzten Sprüh-nebel wird dann am Sonntagabend das Wochenende „à la Locke“ im wahrsten Sinne kunstvoll zu Ende gehen.

Vorsicht, Verletzungsgefahr – die häufigsten

SzenarienEs leuchtet ein, dass die Arbeit mit der Motorsäge gefährlich ist. Auf ungefähr 1100 Kubikmetern aufgearbeitetes Holz geschieht ein Unfall. Dabei sind das linke Bein und der linke Arm die gefährdetsten Körperteile. Als häufigste Unfallursachen gelten der Kickback (plötzliches Hoch-schlagen der Säge, wenn Schwertspitze und Kette in einem kritischen Winkel auf das Holz treffen) und das Stolpern. Durch die Vibration der Maschine kann es zur sogenannten Weißfingerkrankheit kommen, das sind Durchblutungsstörun-gen an den Händen. Eine Umfrage ergab 1981, dass irreversible Gehörschädigun-gen eher Seltenheitswert haben. Auf-grund der Technik ist es aber schwierig, den Lärmpegel zu reduzieren. Was das Problem der Abgase anbetrifft, sind kei-ne akuten Gesundheitsschädigungen be-kannt, jedoch weiß man noch wenig über die Langzeitfolgen. (Quelle: www.waldwissen.net)

Verrückt, versägt – Weltrekord!TORGAU. Dank Marcus Scholz und seinen kunstfertigen Mitstreitern wissen wir auch in Nordsachsen, wie unterhaltsam und faszinierend die Resultate einer Sägen-kunstvorführung sein können. Anderen reicht das Sägen allein nicht aus, weshalb in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Wa-gemutige bei den Weltrekord-Reportern der Guinness-Gesellschaft vorsprachen und -sägten!

• Der Kanadier Ian Stewart jonglierte am 25. September 2011 mit drei Zenoah G2000T, jede 2,2 Kilogramm schwer, ganze 37 Sekunden lang. Dabei fing er 94-mal eine der laufenden Sägen – öf-ter hatte das zuvor noch niemand geschafft. Ver-letzt wurde dabei nie-mand.

• In Spanien legte Alberto Gonzales am 28. Janu-ar 2009 hingegen mehr Wert aufs Detail: Er fer-tigte innerhalb von drei Minuten acht Miniatur-stühlchen aus einem einzigen Stück Holz.

• Die größte. Funktionstüchtigen Ketten-sägen der Welt kommen übrigens aus den USA und Kanada. Während die amerikanische Version „Big Gus“ (s. Foto) ganze sieben Meter lang ist, über-trifft ihr „Nachbar“ aus der Holzfäller-nation im Norden längenmäßig, hat aber einen kleineren Motorblock. Mit einem Kampfgewicht von 230 Kilogramm und imposanten 300 PS arbeitet sie sich mit 321km/h durch jeden Stamm. Theore-tisch. Denn beide Exemplare sind weder zum Transport noch zu einem prakti-schen Einsatz im Forst geeignet.

Quelle: Guinnes World Records

Marcus Scholz ist bestens vorbereitet für das Wochenende, freut sich zum einen auf die Kettensägenkünstler, für die er riesige Baumstämme hat an-fahren lassen, aber auch auf hoffentlich zahlreiche Gäste. Für die hat er ex-tra noch ein Baumhaus in Übergröße erschaffen. Fotos: TZ/Jack