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Wegweiser Ww: Herr Quentin, die unfalldämpfende Wirkung von BF 17  ist  sehr  ermutigend.  Wohl  deshalb  wurde  auf dem  diesjährigen  Deutschen  Verkehrsgerichtstag  vor- geschlagen,  die  Begleitphase  für  Fahranfänger  auszu- dehnen? Wie stellt man sich das vor? Quentin: Als einer aus dem Mutterland des Begleiteten Fahrens war ich vom seinerzeitigen Modellversuch be- geistert. Nach nunmehr acht Jahren überzeugender Er- gebnisse und auch ganz eigenen Erfahrungen sage ich: BF 17 war eine goldrichtige Initiative. Fakt ist jedoch, dass die Begleitphase oft viel kürzer ist, als sie sein könnte und zweckmä- ßigerweise sein sollte. Das hat verschiedene Ursachen, die nicht in der Hand der Fahrschule liegen. Jedenfalls findet bei vielen BF- 17-Fahrschülern die Prüfung nicht Schlag 17. Geburtstag, son- dern oft erheblich später statt. Um mehr Zeit für die Begleitphase frei zu machen, hat der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e. V., Gerhard von Bressensdorf, den Gedan- ken ins Spiel gebracht, die jungen Leute schon etwas früher als mit 17 zur Prüfung zuzulassen. Als Arbeitstitel verwandte er den Begriff „BF 16“.  Ww: Hat das Chancen umgesetzt zu werden?  Quentin: Es handelt sich im Moment um einen Vorschlag, der freilich im Einzelnen noch nicht ausformuliert ist. Aber es wäre doch denkbar, das Mindestalter für die Zulassung zur Fahrprüfung auf 16 ½ herabzusetzen, um den Fahrnovizen und den Begleitper- sonen ein etwas großzügigeres Bewegungsfeld einzuräumen. Wir glauben, dies könnte eine weitere Minderung der Unfallbelastung bei den jungen Fahrerinnen und Fahrern bewirken. Dabei denkt niemand daran, etwa das reguläre Mindestalter 18 anzutasten. Ww: Herr Quentin, zu Jahresbeginn war landauf, landab ein em- pörter Aufschrei der Fahrschulen zu vernehmen. Auslöser war eine Studie des ACE über „Fahrausbildung in Europa“. Danach fallen in Deutschland zu viele Fahrschüler durch die Prüfung. Der ACE wertet das als ein Anzeichen minderwertiger Ausbildung. Ist da was dran?  Quentin: Nein, jedenfalls nicht in dieser pauschalen Weise, die sich der ACE zu eigen gemacht hat. Meines Erachtens sind die Zahlen des ACE nicht sehr belastbar, denn offensichtlich wurden Erstprüfungen und alle weiteren in einen Topf geworfen. Und so- weit ich das sehe, beziehen sich die genannten Zahlen ausschließ- lich auf die Klasse B und vermitteln deshalb ein einseitiges Bild. Es ist sehr gewagt, von wenig differenzierten Ergebnissen einer sog. Massenprüfung, wie sie die Fahrerlaubnisprüfung nun einmal ist, kurzerhand auf die Qualität der Ausbildung zu schließen.  ►►► Dieter Quentin April 2013 Ausgabe 13 DFA www.dfakad.de Newsletter Bild: ©chungking/Fotolia „Wir wollen und erwarten eine alsbaldige durchgreifende Reform des Fahrlehrerrechts.“ Interview mit Dieter Quentin Im Gespräch Im Gespräch Foto: Frank Ossenbrink

DFA - Wegweiser und Downloads... · Landesvertretung in Berlin Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. und die Deutsche Fahrlehrer-Akademie e.V. hatten im Februar wieder

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Wegweiser

Ww: Herr Quentin, die unfalldämpfende Wirkung vonBF17  ist  sehr  ermutigend.  Wohl  deshalb  wurde  aufdem  diesjährigen  Deutschen  Verkehrsgerichtstag  vor-geschlagen, die Begleitphase  für Fahranfänger  auszu-dehnen? Wie stellt man sich das vor?

Quentin: Als einer aus dem Mutterland des BegleitetenFahrens war ich vom seinerzeitigen Modellversuch be-geistert. Nach nunmehr acht Jahren überzeugender Er-gebnisse und auch ganz eigenen Erfahrungen sage ich:BF 17 war eine goldrichtige Initiative. Fakt ist jedoch, dass dieBegleitphase oft viel kürzer ist, als sie sein könnte und zweckmä-ßigerweise sein sollte. Das hat verschiedene Ursachen, die nichtin der Hand der Fahrschule liegen. Jedenfalls findet bei vielen BF-17-Fahrschülern die Prüfung nicht Schlag 17. Geburtstag, son-dern oft erheblich später statt. Um mehr Zeit für die Begleitphasefrei zu machen, hat der Vorsitzende der Bundesvereinigung derFahrlehrerverbände e. V., Gerhard von Bressensdorf, den Gedan-ken ins Spiel gebracht, die jungen Leute schon etwas früher alsmit 17 zur Prüfung zuzulassen. Als Arbeitstitel verwandte er denBegriff „BF 16“. 

Ww: Hat das Chancen umgesetzt zu werden? 

Quentin: Es handelt sich im Moment um einen Vorschlag, derfreilich im Einzelnen noch nicht ausformuliert ist. Aber es wäredoch denkbar, das Mindestalter für die Zulassung zur Fahrprüfungauf 16½ herabzusetzen, um den Fahrnovizen und den Begleitper-sonen ein etwas großzügigeres Bewegungsfeld einzuräumen. Wirglauben, dies könnte eine weitere Minderung der Unfallbelastungbei den jungen Fahrerinnen und Fahrern bewirken. Dabei denktniemand daran, etwa das reguläre Mindestalter 18 anzutasten.

Ww: Herr Quentin, zu Jahresbeginn war landauf, landab ein em-pörter Aufschrei der Fahrschulen zu vernehmen. Auslöser war eineStudie des ACE über „Fahrausbildung in Europa“. Danach fallenin Deutschland zu viele Fahrschüler durch die Prüfung. Der ACEwertet das als ein Anzeichen minderwertiger Ausbildung. Ist dawas dran? 

Quentin: Nein, jedenfalls nicht in dieser pauschalen Weise, diesich der ACE zu eigen gemacht hat. Meines Erachtens sind dieZahlen des ACE nicht sehr belastbar, denn offensichtlich wurdenErstprüfungen und alle weiteren in einen Topf geworfen. Und so-weit ich das sehe, beziehen sich die genannten Zahlen ausschließ-lich auf die Klasse B und vermitteln deshalb ein einseitiges Bild.Es ist sehr gewagt, von wenig differenzierten Ergebnissen einersog. Massenprüfung, wie sie die Fahrerlaubnisprüfung nun einmalist, kurzerhand auf die Qualität der Ausbildung zu schließen. 

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Dieter Quentin

April 2013Ausgabe 13

DFAwww.dfakad.de

Newsletter

Bild: ©chungking/Fotolia

„Wir wollen und erwarten eine alsbaldige durchgreifende Reform des Fahrlehrerrechts.“

Interview mit Dieter Quentin

Im Gespräch

ImGespräc

h

Foto: Fran

k Ossen

brink

Ww: Die Verfasser der Studie begründen die hohe Quote erfolg-loser Prüfungen u. a. auch mit absichtlich unzureichender Ausbil-dung, um Fahrschüler ein zweites und im Zweifel ein drittes Malzur Kasse bitten zu können. 

Quentin: Das wäre ein anrüchiges Geschäftsmodell, das mit Si-cherheit nicht weit tragen würde. Ich denke, auf eine solcheUnterstellung näher einzugehen, lohnt sich nicht. 

Ww: Gute Prüfungsergebnisse waren doch immer ein prima Aus-hängeschild für Fahrschulen. Gilt das nicht mehr? 

Quentin: Gute Prüfungsergebnisse zählen nach wie vor als einQualitätsmerkmal. Doch die Branche leidet darunter, dass ein Teilder jüngeren Leute bei der Wahl der Fahrschule weniger auf Qua-lität als auf den Preis schaut. Wobei sich billig am Ende oft alssehr teuer erweist. 

Ww: Nach der ACE-Studie nagen knapp 25 Prozent der deut-schen Fahrschulen am Hungertuch, weil sie, ich zitiere, „wenigerals 25.000 € Umsatz pro Jahr machen“. Sind das realistischeZahlen? 

Quentin: Ich weiß nicht, von wem der ACE diese Zahlen hat. AlsVorsitzender eines relativ großen Verbandes sind sie mir völlig un-bekannt. Unter den heutigen Anforderungen wäre eine solcheFahrschule nicht konkurrenzfähig. 

Ww: Der ACE kritisiert das „Althergebrachte“, das man hinter sichlassen müsse. Darunter scheint der ACE vor allem die in Deutsch-land geltende Ausbildungspflicht in Fahrschulen zu verstehen. DieStudie verweist in diesem Zusammenhang auf Länder wie Schwe-den, Großbritannien und die Niederlande, deren Unfallbilanz trotzLaienausbildung angeblich günstiger ist als die deutsche. 

Quentin: Wenn es um Verkehrssicherheit geht, sind nackte statis-tische Zahlen, z.B. Verkehrstote pro 100.000 Einwohner, zwar aufden ersten Blick beeindruckend, aber eben nur die halbe Wahrheit.Als Land der Mitte bewältigt Deutschland einen Transitverkehrund eine Verkehrsdichte, die einmalig sind in Europa. Hinzu kom-men unsere hohe Bevölkerungsdichte und eine außerordentlichstarke Industrialisierung. Das alles geht in die in der ACE-Studiegenannten Zahlen nicht ein. Auch die Fahrleistung und eine Reiheanderer Komponenten, die Einfluss auf das Unfallgeschehen neh-men, bleiben unberücksichtigt. Schweden hat ein um fast 100.000Quadratkilometer größeres Staatsgebiet als Deutschland, aber nur10 Millionen Einwohner. Schon daraus ersieht man, wie wenigaussagekräftig solche Vergleiche sind. 

Ww: Eine These der ACE-Studie lautet, ich zitiere: „Wo nicht qua-lifiziert unterrichtet und nicht kostendeckend gearbeitet wird, daerhöht sich das Risiko, durch die Fahrprüfung zu fallen.“ Ist dasschlüssig?    

Quentin: Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, ein schwer nach-vollziehbarer Satz. Dazu fällt mir nur das ein: Wer nicht kosten-deckend arbeitet, ist bald weg. Damit hätte sich dann auch dieFrage nach der Qualität erledigt. 

Ww: Herr Quentin, in den Medien fand die ACE-Studie ein für dieFahrschulen nicht eben schmeichelhaftes Echo. Viele Kolleginnenund Kollegen sind der Auffassung, seit einigen Jahren schwindedie Qualität des Nachwuchses. Schuld an dieser Entwicklung sei-en vor allem die laschen Zugangsvoraussetzungen zum Beruf. 

Quentin: Wir fordern seit Jahren höherwertigere, den Anforderun-gen des Berufs angemessene Zugangsvoraussetzungen und einenoch stärkere pädagogische Ausrichtung der Fahrlehrerausbildung.Dazu hat der Berufsstand vernünftige und maßvolle Vorschläge un-terbreitet. Wir wollen und erwarten eine alsbaldige durchgreifendeReform des Fahrlehrerrechts. Dabei kann für die Qualität viel getanwerden, indem man z. B. ungeeignete Interessenten am Fahrlehrer-beruf erst gar nicht zur Ausbildung zulässt und z. B. angehendeFahrschulinhaber besser schult und prüft. 

Ww: Kolleginnen und Kollegen beklagen, es gebe einen seit einigenJahren wachsenden „Bodensatz“ von Fahrschulen, dem, um eskurz zu sagen, schnelles Geld wichtiger sei als eine gründliche, ver-kehrssichere Ausbildung ihrer Schüler.

Quentin: Wir haben, das ist unbestritten, gegen eine Reihe schwar-zer Schafe zu kämpfen. Unser Beruf ist da keine Ausnahme. DemGefühl nach mag es heute mehr davon geben als früher, denn derDruck des reinen Preiswettbewerbs hat stark zugenommen undbedroht zunehmend die guten und fair arbeitenden Fahrschulen.In dieser Situation gilt es mehr denn je, das Qualitätsbewusstseinder Kunden mit Blick auf ihre spätere Fahrsicherheit zu schärfen. 

Das Interview führte Gebhard L. Heiler

Zur Person

Foto: Jochen Klima

Dieter Quentin, 54, hat nach Abschluss einer kaufmännischen Ausbildung und des Pflicht-wehrdienstes 1980 bei der Bundeswehr die Fahrlehrerlaubnis für alle Fahrerlaubnisklassen er-worben. Quentin führt in Göttingen seine 1994 gegründete Fahrschule. 1996 wurde er von sei-nen Göttinger Kolleginnen und Kollegen in die Verbandsarbeit berufen. Seit 2006 ist QuentinVorsitzender des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen e. V. und seit Juni 2011 zweiter stellvertre-tender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e. V. Quentin ist Mitglied desdortigen Prüfungsausschusses für Fahrlehrer und Vorsitzender des IHK-Prüfungsausschusses fürBerufskraftfahrer.

Fahr/lehrer/ausbildungFahr/lehrer/ausbildung

FahrlehrerrechtFahrlehrerrecht

Für die zukünftige „Integrale Sicherheit“ moderner Pkw, also dieVerbindung von aktiver und passiver Sicherheit, stellen Fahreras-sistenzsysteme (FAS) eine unverzichtbare Grundlage dar. FAS stel-len neue Anforderungen an die Fahrausbildung. Ihre Möglichkeitenund Grenzen müssen den Fahrern bekannt sein, damit FAS sys-temgerecht bestmöglich genutzt werden. Zusätzlich muss in derAusbildung die erreichte Fahrkompetenz sowohl mit als auchohne FAS zuverlässig beurteilt werden können.

In einem wissenschaftlichen Projekt der DFA in Zusammenarbeitmit der TU München und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde eine weltweite Literaturstudie erstellt. Darin sindaus über 200 Forschungsarbeiten das Sicherheitspotenzial vonFAS, ihre Marktdurchdringung und bisherige Ergebnisse von Feld-beobachtungen zusammengefasst. Der heutige Sachstand „Fahrer-assistenzsysteme in der praktischen Fahrausbildung“, der Kenntnis-stand der Fahrlehrer und die Ausbildungserwartung durch Fahran-fänger wurden in Befragungsstudien analysiert. 

FAS haben deutliches Potenzial zur Erhöhung der Verkehrssicher-heit mit systembezogenen Wirkerwartungen von bis zu 20 ProzentUnfallvermeidung, vor allem bei ESC, Spurhalteassistent und auto-nomem Notbremsassistent. Die Marktdurchdringung von sicher-heitsrelevanten FAS – ausgenommen ESC – wird aber selbst imJahr 2020 voraussichtlich noch unter 10 Prozent liegen. Fahrzeug-Konfigurator-Studien ergaben, dass neben den Kriterien „Budget“und „Verfügbarkeit der Fahrerassistenzsysteme“ vor allem „man-gelnde Bekanntheit“ und „Unkenntnis der FAS-Sicherheitsrelevanz“die noch geringe Kaufbereitschaft begründen.

Die nunmehr abgeschlossene Arbeit, die in der zweiten Jahres-hälfte 2013 publiziert wird, gibt konkrete Handlungsempfehlun-gen, wie moderne FAS stärker in die Optimierung der Fahrausbil-dung integriert werden können. Damit werden wissenschaftlichgesicherte Entscheidungsgrundlagen auf diesem wichtigen Zu-kunftsfeld der Fahrausbildung zur Verfügung gestellt.

Klaus Langwieder

Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung derFahrlehrerverbände e.V. (BVF), und Prof. Dr.-Ing. Klaus Langwieder,Präsident der Deutschen Fahrlehrer-Akademie e.V. (DFA), stelltenzahlreichen Mitgliedern des Verkehrsausschusses des DeutschenBundestages ihre Positionen zur Neugestaltung des Fahrlehrerrechtsund zur Ausgestaltung des zukünftigen Fahreignungsregisters vor.Die Fahrlehrerverbände erwarten, dass eine Gesetzgebungsinitia-tive zur Reform des Fahrlehrerrechts nunmehr unverzüglich einge-leitet wird. Seit der Erstellung eines Eckpunktepapiers hierzu seiwieder ein Jahr ins Land gegangen, ohne dass die längst überfälli-ge Novellierung tatsächlich in Angriff genommen worden sei. Kern-punkt des Reformbedarfs seien die Neuregelungen der Zugangs-voraussetzungen zum Beruf und der Fahrlehrerausbildung, um dengeänderten Anforderungen Rechnung zu tragen. Dazu, so vonBressensdorf, seien umfassende Vorschläge unterbreitet worden.Die Verkehrsministerkonferenz hatte sich mit der Reform zuletztim Oktober 2012 beschäftigt und das Bundesverkehrsministeriumgebeten, alsbald das förmliche Verfahren für ein entsprechendesGesetz einzuleiten. Das Eckpunktepapier der von ihr im Oktober2011 eingesetzten Arbeitsgruppe hatte die Verkehrsministerkonfe-renz bereits im April 2012 gebilligt. Es enthält u.a. Vorschlägezur Verbesserung der Kooperationsmöglichkeiten von Fahrschulen,zur Neuregelung der Zugangsvoraussetzungen zum Fahrlehrerberuf,zur Modernisierung der Fahrlehreraus- und -weiterbildung, zur Ent-bürokratisierung sowie für ein Qualitätssicherungssystem.

Reform des Punktsystems Den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform des Verkehrs-zentralregisters hat der Bundesrat im ersten Durchgang bereitsberaten, er liegt jetzt dem Deutschen Bundestag zur Beschluss-fassung vor. Gerhard von Bressensdorf und Klaus Langwieder er-läuterten bei dem Parlamentarischen Frühstück Kritik und Anre-gungen der Fahrlehrer zu dem Gesetzentwurf. Die Reform des Ver-

kehrszentralregisters und eine einfachere und leichter verständlicheDarstellung des gesamten Punktsystems befürworten sie. Kritischsehen sie aber die neuen Punkteschwellen. Die hätten nicht nurbei den Fahrlehrern, sondern auch bei der Mehrzahl der Bürgerein gewisses Gefühl der Ungerechtigkeit hervorgerufen. Einer undzwei Punkte würden oft der Schwere der Verstöße nicht gerecht,nötig sei deshalb eine größere Differenzierung. Das sei auch erfor-derlich, um die Möglichkeit beibehalten zu können, durch einefreiwillige Teilnahme an einem Seminar Punkte abzubauen; dieFahrlehrer hielten dies für dringend wünschenswert. Für sinnvollund machbar halten sie das neue Seminarkonzept mit pädagogi-schen und psychologischen Zeiteinheiten. Der pädagogische Teil,den die Fahrlehrer durchführen, sei bereits erprobt worden, dasKonzept habe sich als sinnvoll und praktikabel erwiesen.

Reger Austausch In der anschließenden lebhaften Gesprächsrunde wurde eine Viel-zahl von Einzelfragen diskutiert. Dabei fand ein erst vor kurzemerkanntes Problem besondere Aufmerksamkeit, für dessen Lösungvon Bressensdorf die Unterstützung der Parlamentarier erbat. Inder Diskussion bestand Einvernehmen, dass kurzfristig eine Geset-zeslücke geschlossen werden müsse, damit Fahrlehrer im Fall ei-nes vorübergehenden Ruhens ihrer Erlaubnis nicht aufgrund be-stehender Stichtagsregelungen das Recht verlieren, Lkw- und Bus-fahrer auszubilden, wenn sie die Fahrlehrerprüfung nicht erneutablegen. Abschließend appellierten Gerhard von Bressensdorf undKlaus Langwieder an die Parlamentarier, die Reform des Fahrleh-rerrechts in ihrem Sinne möglichst noch in dieser Legislaturperio-de auf den Weg zu bringen und sich für notwendige Änderungenbei der Reform des Punktsystems und des Verkehrszentralregis-ters einzusetzen.

Quelle: Pressestelle der niedersächsischenLandesvertretung in Berlin

Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. und die Deutsche Fahrlehrer-Akademie e.V. hatten imFebruar wieder zu ihrem Parlamentarischen Frühstück in die Landesvertretung Niedersachsen eingeladen.

Parlamentarisches Frühstück mit lebhafter Diskussion

Fahrlehrer sehen dringenden Reformbedarf

DFA ForschungsprojektFahrerassistenzsysteme in der

Fahrausbildung

MobilitätMobilität

Herausgeber:Deutsche Fahrlehrer-Akademiee.V., gemeinnütziger VereinVerantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr.-Ing. Klaus LangwiederMünchenBeiträge: Prof. Dr.-Ing. Klaus LangwiederGebhard L. Heiler Redaktion:Gebhard L. Heiler / Maria ReuferKorntal-MünchingenSekretariat:Zuffenhauser Str. 3 70825 Korntal-MünchingenFon: 0711/80 688-64 Fax: 0711/80 688-65E-Mail: [email protected] des Vereins: StuttgartRegister: AG Stuttgart VR 4896Steuernummer: 70054/38624Finanzamt: 71229 LeonbergDruck: Ehrler Druck e.K., Ditzingen

ImpressumImpressum

Dieser 7. März verhieß noch nicht den baldigen Ausbruch desFrühlings. Das jedoch hielt die Repräsentanten der Kuratoriums-mitglieder nicht von der Reise nach Stuttgart ab. Präsident Profes-sor Dr. Langwieder leitete die Begrüßung mit Worten herzlicherDankbarkeit für die größtenteils langjährige Mitgliedschaft im Ku-ratorium ein: „Ohne Ihre kontinuierliche finanzielle Unterstützunghätte die DFA viele ihrer für die Verkehrssicherheit so bedeutsa-men Projekte nicht angehen können. Nicht weniger Gewicht hatfür uns der Gedankenaustausch mit Ihnen. Wir schätzen Ihre Ex-pertise sehr und freuen uns auf die kommenden Stunden, die vorallem auch einen Blick in die Zukunft öffnen sollen.“ 

Ära eines neuen Mobilitätsverständnisses Man stehe an der Schwelle neuer Mobilitätsanforderungen, jaeines neuen Mobilitätsverhaltens. Technisch gesehen, so Langwie-der, beherrschten E-Mobilität, Fahrerassistenzsysteme und teilau-tomatisches Fahren die aktuelle Diskussion um das Kraftfahrzeug.Carsharing und intermodale Transport- und Beförderungsartenmarkierten ein neues Mobilitätsdenken im Sinne von „nutzen ja –aber auch besitzen?“ Wie, womit bin ich wann am besten unter-wegs? sei die Frage, die sich immer mehr Menschen stellten. 

Mit diesen Botschaften stieß Langwieder einen außerordentlichlebendigen, sehr freimütigen Diskurs an. Dabei gingen die Kurato-riumsmitglieder vor allem auf ihre Erwartungen an die DFA alsForschungs- und Entwicklungsinstitut des deutschen Fahrlehrer-wesens ein. 

Erhalten, ausbauen, modernisieren Das System der professionellen Vorbereitung und Prüfung der Fahr-anfänger, so die zentrale Meinung der Diskutanten, müsse im In-teresse der Verkehrssicherheit erhalten, ausgebaut und moderni-

siert werden. Dafür sei künftig die Aufbringung eines angemesse-nen jährlichen Etats unentbehrlich. Neue Lehr- und Lernmetho-den dürften nicht tabuisiert werden. Der Fahrlehrer müsse ange-sichts des sich verändernden Mobilitätsdenkens noch mehr zumMobilitätslehrer und -berater werden. Mit Blick auf die wachsendeAnzahl komplexer Fahrerassistenzsysteme werde die professionelleEinweisung in die „Geheimnisse“ dieser Helfer immer interessan-ter und auch stärker nachgefragt. Auch das sei eine Aufgabe, dersich Fahrlehrer vermehrt annehmen sollten. Moderne, umwelt-freundliche Automobile mit neuartigen Automatikgetrieben oderelektrischem/ teilelektrischem Antrieb trügen auch zur Erhöhungder Fahrsicherheit bei. Deshalb sei es an der Zeit, hierzu in derFahrausbildung neue didaktische Ansätze zu erproben.

Gegen pauschale Schelte Die in letzter Zeit in den Medien laut gewordene Kritik an der Fahr-ausbildung in Deutschland trage den Makel pauschaler Schelteund mangelnder Objektivität. Dennoch müssten, so der Tenor derDiskussion, die Gründe der regional unterschiedlichen Quoten er-folgloser Fahrerlaubnisprüfungen erforscht werden. Auch sei es ge-boten, mehr Aufmerksamkeit auf die Themen Lernstandkontrolleund Vorprüfung zu lenken, die zweifellos zur Ausbildungsqualitätgehörten. Die Fahrprüfung werde wohl zu oft leichtfertig angetre-ten, was besonders für den relativ preisgünstigen theoretischenTeil gelte. 

Der weite Bogen der vor allem auf die Zukunft gerichteten Diskus-sion umspannte – gerade auch mit Blick auf sich abzeichnende ge-sellschaftliche Veränderungen – alle wichtigen technischen, pädago-gischen und wirtschaftlichen Aspekte der Fahrausbildung, der Fahr-prüfung und der Fahrerfortbildung. Stimmen aus dem Auditoriumgaben dem Treffen Bestnoten. Wiederholung ist vereinbart.   GLH

Besser als mit diesem Wort von Ortega y Gasset lassen sich Geist undAtmosphäre der zweiten Tagung des Kuratoriums der Deutschen Fahrleh-rer-Akademie e.V. (DFA) nicht beschreiben. Dem Kuratorium gehörennamhafte Unternehmen und Einzelpersonen an.

DFA Kuratorium Die professionelle Fahrausbildungerhalten, ausbauen, modernisieren„Die Wissenschaft braucht

Zusammenarbeit, in der sichdas Wissen des einen durchdie Entdeckung des anderenbereichert.“

Fast vier Fünftel der Fahrerlaubnisse wurden an Personen ausgeteilt, die höchstens 24 Jahre alt waren.Dies belegt, dass der Wunsch nach individueller Mobilität bei jungen Menschen nach wie vor eine ho-he Bedeutung hat. 20,5 Prozent der Führerscheinneulinge entscheiden sich erst nach Vollendung des24. Lebensjahres für den Führerscheinerwerb. 

Führerschein

Auch 2011wurden mehrals eine MillionFahrerlaubnisseausgestellt, diedas Führeneines Pkw er-lauben. 53,6Prozent davonoder 537.999FührerscheineerhieltenMänner.

Pkw-Fahrerlaubnis steht nach wie vor hoch im Kurs

Führerschein

Quellen: ADAC/KBA*Fahrerlaubnisklassen B, BE, BF17; BEF17