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Zusammenfassung Die Kniearthrose führt zu Schmerzen, da der Gelenkknorpel verschleißt und die Ge- lenkinnenhaut schmerzhaft gereizt ist. Typischerweise entstehen Anlaufschmerzen zum Beispiel nach dem Aufstehen, aus dem Sitzen oder Liegen. Die Beweglichkeit des Kniegelenks vermindert sich und es können Reizergüsse entstehen, so dass das Kniege- lenk nicht mehr gestreckt werden kann. Als Folge bildet sich eine zunehmende Fehl- statik des Beckens und der Wirbelsäule aus, die zu weiteren Problemen führen kann. Als nicht-operative Behandlungsme- thoden kommen Muskelaufbautraining, Bandagen/Orthesen, Medikamente, Hya- luronsäure, Plated Rich Plasma-Injektionen ins Kniegelenk, physikalische Maßnahmen sowie Einlagen, Bandagen und Orthesen in Frage. Können die Schmerzen damit nicht mehr ausreichend gelindert werden, sind operative Maßnahmen angebracht. Im Frühstadium einer Arthrose führt man ge- lenkerhaltende Eingriffe durch. Bei hoch- gradiger Arthrose und/oder Instabilität ist eine gelenkersetzende Operation per Knieendoprothese (Knie-TEP) indiziert. Definition und Epidemiologie Historisch berichtet Sir Benjamin Collins Brodie 1821 über „Die Ulcerationen des Gelenkknorpels“. Der berühmte Berliner Pathologe Rudolf Virchow prägt 1863 den Begriff Arthrosis deformans. Und schließlich begründet Hackenbroch sen. (1968) die moderne Arthrosetheorie. Definitionsgemäß handelt es sich bei der Kniegelenkarthrose um einen Ver- schleiß des Kniegelenkes. Ursache für die- sen Verschleiß ist das Missverhältnis me- chanischer Resistenz des Gelenkknorpels und seiner mechanischen Beanspruchung. Epidemiologisch entwickelt sich bei 8 bis 10 Prozent der Bevölkerung eine Kniegelenkarthrose. Prävelenzfaktoren sind höheres Alter, Über- aber auch Un- tergewicht und niedriges Bildungsniveau (Michael 2010, Dillon 2006). Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Flechtenmacher berichtete 2014 auf dem DKOU Kongress über die volkswirt- schaftlichen Auswirkungen der Arthrose: So gehen 70 000 verlorene Erwerbstätig- keitsjahre und zehn Millionen Arbeitsun- fähigkeitstage auf das Konto der häufigs- ten Gelenkerkrankung Arthrose; dabei sei die häufigste Ursache die Kniege- lenksarthrose, so Flechtenmacher, mit sieben Milliarden Euro direkten Krank- heitskosten. Ursachen der Gonarthrose Fehlbelastungen werden vor allem bei Achsenfehlstellungen der unteren Extre- mität, wie dem O- oder X-Bein gefunden. Hierdurch treten neben einer ungleich- mäßigen Druckverteilung am Gelenk un- physiologische Scherkräfte an umschrie- benen Arealen des hyalinen Knorpels auf (Abb. 1). Der Knorpel reißt ein und es ent- wickelt sich eine fortschreitende Chon- dromalazie (Knorpelverschleiß). Die Gelenkinkongruenz kann sowohl nach Unfällen wie auch nach Operatio- nen auftreten. Beispiele hierfür sind Bandverletzungen am Kniegelenk, wie Kreuzbandrisse, Seitenbandrisse und/ oder auch Meniskusrisse sowie trauma- tische Knorpelverletzungen ebenso wie die Folgen von Gelenkbrüchen des Knie- gelenkes (Abb. 2). Trotz guter operativer Rekonstruktion bleibt meist eine geringe Inkongruenz zurück. Unter Störungen im subchondralen Knochen werden zum Beispiel Osteoma- lazie sowie lokalisierte Prozesse wie die Osteonekrose (Absterben eines Knorpel- Knochenbereiches durch Minderdurch- blutung) verstanden. Das bei diesen Erkrankungen geschwächte Knochen- gerüst kann der auftretenden Belastung nicht widerstehen, was die Ursache einer Arthrose sein kann. Eine Sonderform, die meist bei älteren Menschen auftritt, ist der M. Ahlbäck. Bei Systemerkrankungen seien hier vor allem die Erkrankungen des rheuma- tischen Formenkreises angesprochen, bei denen das Kniegelenk bis zu 70 - 80 Pro- zent mitbetroffen ist. Bei diesem Krank- heitsbild kommt es auf enzymatischem Weg über immer wiederkehrende Ge- lenkergüsse zu Knorpelverschleiß und somit zur Arthrose. Entstehung der Gonarthrose Der Weg zur Entwicklung einer Arthrose ist wie folgt erklärbar: Durch unphysiolo- gische Kräfte am hyalinen Kniegelenk- knorpel kommt es zu Knorpeleinrissen sowie zum vermehrten Knorpelabrieb. Hier kommt es dann zu einer Freisetzung sogenannter lysosomaler (knorpelver- dauender) Enzyme und dem Auftreten von Knorpeldetritus (breiige und krüme- lige Knorpelreste). Aus diesem Gesche- hen resultiert eine Entzündung der Ge- lenkinnenhaut, eine Synovialitis, was zu einem Reizerguss des Kniegelenkes führt. Der chronische Gelenkerguss, der natürlich MEDIZIN & TECHNIK 28 ORTHOPÄDIESCHUHTECHNIK 10|17 Diagnostik und Therapie der Gonarthrose H. STINUS 1,2 , J. DÖRNER 1,2 , M. BIRTH 1,2 , F.T. BEIL 2 1 Orthopädische Gemeinschaftspraxis Dr. Stinus – Dr. Dörner, Northeim-Göttingen 2 Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie Universitätsmedizin Göttingen (Ltd. Arzt Orthopädie: Prof. Dr. Frank Timo Beil ) Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Lehmann 2 Schematische Darstellung einer vorderen Kreuzband- und Seitenbandruptur. 1 Darstellung einer deutlichen Varusfehl- stellung mittels Lasar posture. Die Kraftlinie zeigt eine Verschiebung in den medialen Gelenkspalt.

Diagnostik und Therapie der Gonarthrose - ostechnik.de kung von Paracetamol im Vergleich zu Placebo konnte durch Towheed belegt werden. Opiaten wird nur ein mäßiger Benefit zugeschrieben;

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Page 1: Diagnostik und Therapie der Gonarthrose - ostechnik.de kung von Paracetamol im Vergleich zu Placebo konnte durch Towheed belegt werden. Opiaten wird nur ein mäßiger Benefit zugeschrieben;

Zusammenfassung Die Kniearthrose führt zu Schmerzen, dader Gelenkknorpel verschleißt und die Ge-lenkinnenhaut schmerzhaft gereizt ist. Typischerweise entstehen Anlaufschmerzenzum Beispiel nach dem Aufstehen, aus demSitzen oder Liegen. Die Beweglichkeit desKniegelenks vermindert sich und es könnenReizergüsse entstehen, so dass das Kniege-lenk nicht mehr gestreckt werden kann. AlsFolge bildet sich eine zunehmende Fehl-statik des Beckens und der Wirbelsäule aus,die zu weiteren Problemen führen kann. Als nicht-operative Behandlungsme -thoden kommen Muskelaufbautraining,Bandagen/Orthesen, Medikamente, Hya-luronsäure, Plated Rich Plasma-Injektionenins Kniegelenk, physikalische Maßnahmensowie Einlagen, Bandagen und Orthesen inFrage. Können die Schmerzen damit nichtmehr ausreichend gelindert werden, sindoperative Maßnahmen angebracht. ImFrühstadium einer Arthrose führt man ge-lenkerhaltende Eingriffe durch. Bei hoch-gradiger Arthrose und/oder Instabilität isteine gelenkersetzende Operation perKnieendoprothese (Knie-TEP) indiziert.

Definition und EpidemiologieHistorisch berichtet Sir Benjamin CollinsBrodie 1821 über „Die Ulcerationen desGelenkknorpels“. Der berühmte BerlinerPathologe Rudolf Virchow prägt 1863den Begriff Arthrosis deformans. Undschließlich begründet Hackenbroch sen.(1968) die moderne Arthrosetheorie.

Definitionsgemäß handelt es sich beider Kniegelenkarthrose um einen Ver-schleiß des Kniegelenkes. Ursache für die-sen Verschleiß ist das Missverhältnis me-chanischer Resistenz des Gelenkknorpelsund seiner mechanischen Beanspruchung.

Epidemiologisch entwickelt sich bei 8bis 10 Prozent der Bevölkerung eineKniegelenkarthrose. Prävelenzfaktorensind höheres Alter, Über- aber auch Un-tergewicht und niedriges Bildungsniveau(Michael 2010, Dillon 2006). Frauen sindhäufiger betroffen als Männer.

Flechtenmacher berichtete 2014 aufdem DKOU Kongress über die volkswirt-schaftlichen Auswirkungen der Arthrose:So gehen 70 000 verlorene Erwerbstätig-keitsjahre und zehn Millionen Arbeitsun-fähigkeitstage auf das Konto der häufigs -ten Gelenkerkrankung Arthrose; dabeisei die häufigste Ursache die Kniege-lenksarthrose, so Flechtenmacher, mitsieben Milliarden Euro direkten Krank-heitskosten.

Ursachen der GonarthroseFehlbelastungen werden vor allem beiAchsenfehlstellungen der unteren Extre-mität, wie dem O- oder X-Bein gefunden.Hierdurch treten neben einer ungleich-mäßigen Druckverteilung am Gelenk un-physiologische Scherkräfte an umschrie-benen Arealen des hyalinen Knorpels auf(Abb. 1). Der Knorpel reißt ein und es ent-wickelt sich eine fortschreitende Chon-dromalazie (Knorpelverschleiß).

Die Gelenkinkongruenz kann sowohlnach Unfällen wie auch nach Operatio-nen auftreten. Beispiele hierfür sindBandverletzungen am Kniegelenk, wieKreuzbandrisse, Seitenbandrisse und/oder auch Meniskusrisse sowie trauma-tische Knorpelverletzungen ebenso wiedie Folgen von Gelenkbrüchen des Knie-gelenkes (Abb. 2). Trotz guter operativerRekonstruktion bleibt meist eine geringeInkongruenz zurück.

Unter Störungen im subchondralenKnochen werden zum Beispiel Osteoma-lazie sowie lokalisierte Prozesse wie dieOsteonekrose (Absterben eines Knorpel-Knochenbereiches durch Minderdurch-blutung) verstanden. Das bei diesen Erkrankungen geschwächte Knochen-gerüst kann der auftretenden Belastungnicht widerstehen, was die Ursache einerArthrose sein kann. Eine Sonderform, diemeist bei älteren Menschen auftritt, istder M. Ahlbäck.

Bei Systemerkrankungen seien hiervor allem die Erkrankungen des rheuma-tischen Formenkreises angesprochen, beidenen das Kniegelenk bis zu 70 - 80 Pro-zent mitbetroffen ist. Bei diesem Krank-heitsbild kommt es auf enzymatischemWeg über immer wiederkehrende Ge -lenk ergüsse zu Knorpelverschleiß undsomit zur Arthrose.

Entstehung der GonarthroseDer Weg zur Entwicklung einer Arthroseist wie folgt erklärbar: Durch unphysiolo-gische Kräfte am hyalinen Kniegelenk-knorpel kommt es zu Knorpeleinrissensowie zum vermehrten Knorpelabrieb.Hier kommt es dann zu einer Freisetzungsogenannter lysosomaler (knorpelver-dauender) Enzyme und dem Auftretenvon Knorpeldetritus (breiige und krüme-lige Knorpelreste). Aus diesem Gesche-hen resultiert eine Entzündung der Ge-lenkinnenhaut, eine Synovialitis, was zueinem Reizerguss des Kniegelenkes führt.Der chronische Gelenk erguss, der natürlich

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Diagnostik und Therapie der GonarthroseH. STINUS1,2, J. DÖRNER1,2 , M. BIRTH1,2 , F.T. BEIL 2

1 Orthopädische Gemeinschaftspraxis Dr. Stinus – Dr. Dörner, Northeim-Göttingen

2 Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie undPlastische Chirurgie UniversitätsmedizinGöttingen (Ltd. Arzt Orthopädie: Prof. Dr. Frank Timo Beil )Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Lehmann

2 Schematische Darstellung einer vorderenKreuzband- und Seitenbandruptur.

1 Darstellung einer deutlichen Varusfehl-stellung mittels Lasar posture. Die Kraftliniezeigt eine Verschiebung in den medialenGelenkspalt.

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auch bei System erkrankungen entsteht,fördert das Fortschreiten der Arthrose.

Diagnostik der GonarthroseZunächst erfolgt eine eingehende klini-sche Untersuchung mit Anamnese, Inspek-tion, körperlicher Untersuchung mit Prü -fung der Gelenkbeweglichkeit sowie dieDurchführung spezieller klinischer Tests.

Man findet je nach Stadium der Knie-gelenkarthrose mehr oder weniger ver-strichene Kniegelenkkonturen, Druck-

schmerz im Bereich der Femurkondylen(Oberschenkelrolle) sowie Beuge- undStreckschmerz mit Verminderung desBewegungsausmaßes. Muskulär zeigtsich eine Atrophie (Verkümmerung) derknieführenden Muskulatur sowie in spä-teren Stadien eine Instabilität (Stadien-einteilung siehe Tabelle 1).

Radiologische UntersuchungAls Routinediagnostik werden Röntgen-bilder des Kniegelenkes in 3 Ebenen und

ggf. weitere Spezialaufnahmen wie dieRosenbergaufnahme oder Oxford-Auf-nahmen bis hin zur Ganzbeinaufnahmedurchgeführt. Bei Bedarf werden, je nachIndikation weitere bildgebende Verfahrenwie die Kernspintomographie, Computer-tomographie oder eine Szintigraphie ver-anlasst.

Eine Einteilung der Gonarthrose istdie auch heute immer noch verwendeteEinteilung nach Kellgren und Lawrence(siehe Tabelle 2).

Röntgenzeichen der Gonarthrosesind: – Subchondrale Sklerose als frühes Zei-

chen. Als biologische Anpassung aufdie erhöhten Scherkräfte findet sich einverdichteter kortikalisähnlicher Kno-chen im subchondralen Bereich.

– Gelenkspaltverschmälerung bedingtdurch den Knorpelverlust im betroffe-nen Gelenkkompartiment (Abb. 3).

– Osteophytenbildung (Randzacken) alsCharakteristikum für eine fortgeschrit-tene Arthrose. Man kann dies als An-passung deuten, die dazu dienen soll,die Belastungsfläche des Gelenkes zu

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Klinische Stadieneinteilung1. Frühstadium: Anlaufschmerz, Steifigkeit, Minderelastizität

2. Mittleres Stadium: beginnende Veränderungen der periartikulären Weichteilemit verstrichenen Gelenkkonturen, Druckschmerz, endgra-diger Beuge- und Streckhemmung mit Schmerzen, Kon-trakturbildung.

3. Endstadium: aufgehobene Kniegelenkkonturen, Kapselschwellung undErgussbildung mit Überwärmung des Gelenkes; Instabi-lität; ausgeprägte schmerzhafte Bewegungseinschrän-kung, Schmerzen, die nun häufig bei jeder Bewegung undsogar in Ruhe auftreten.

Tabelle 1 Stadieneinteilung der Gonarthrose

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vergrößern, um dadurch den Gelenk-druck besser verteilen zu können.Geröllzysten finden sich bei der Gon-

arthrose im fortgeschrittenen Stadium.Sie treten dort auf, wo die Kraftspitzenam höchsten sind.

Schließlich kommt es im Endstadiumder Gonarthrose zu Deformationen desGelenkes, da der geschwächte Knochennicht in der Lage ist, den auftretendenKräften standzuhalten.

Therapie der GonarthroseDa die Arthrose ein degeneratives Ge-schehen ist, ist eine Heilung als Restitu-tio ad integrum nicht möglich. PrimäreBehandlungsziele sind die Schmerzfrei-heit beziehungsweise Schmerzminde-rung, die Erhaltung beziehungsweise Ver-besserung der Beweglichkeit sowie dieAusschaltung sogenannter Präarthrosen.

Nicht operative TherapiemöglichkeitenPhysiotherapieBei der krankengymnastischen Behand-lung wird das Bewegungsausmaß desKnies mittels manueller Therapie verbes-sert. Um das Knie zu stabilisieren wird eingezieltes Muskeltraining der knieführen-den Muskulatur durchgeführt. Dies kannmit exzentrischem Training und der MTT(Medizinischen Trainingstherapie) durch-geführt werden. Die Verbesserung derKoordination und Bewegungsmusterkann über neurophysiologische KG-Techniken erreicht werden. Zur Normali-sierung des Muskeltonus können Massa-gen mit Wärmeanwendungen odermyofasciale Releasetechniken sinnvollangewandt werden.

Wissenschaftlich zeigt sich durch dieVerfahren der Physiotherapie eine hohetherapeutische Sicherheit, wie dies Du2011, Hurley 2012 oder Nelson 2014 (etal.) berichten.

Auch eine Gewichtsabnahme >5,1 %bringt eine deutliche Verbesserung derBeschwerden so Christensen 2007.

Uthmann sieht die Kombination vonGewichtsabnahme und Knietraining ineiner Metaanalyse von 60 Studien alsnoch effektiver an als nur die reine Ge-wichtsabnahme.

Physikalische Therapie Unter diesen Verfahren versteht man zumBeispiel Hydrotherapie, Elektrotherapieoder auch Kälte-/Wärmetherapie.

Elektrotherapeutische Anwendungenwerden folgende Wirkungen zugeschrie-ben: Durchblutungsförderung, Schmerz-linderung, Entzündungshemmung undVerbesserung der Gewebeernährung.Hierzu stehen folgende Verfahren zur

Verfügung: Iontophorese, diadynamischeStröme, TENS (Transcutane ElektrischeStimulation), Interferenzstrom, Hochfre-quenzströme, Ultraschall, Kryotherapie(Kältetherapie).

Bei der Kernspinresonanztherapiewerden Wasserstoffprotonen durch einpermanentes Magnetfeld ausgerichtet.Durch ein weiteres wechselndes Ma-gnetfeld werden diese Protonen nach derTheorie dann mit der für das Gewebe ty-pischen Resonanzfrequenz aktiviert. Zielist es, die behandelten Bereiche/Gelenkemit Energie auf zellularer Ebene aufzula-den, was zu einem regenerativen Effektführen soll.

Peter et al. berichten, dass Balneo-therapie, Hydrotherapie, TENS und CPM(Continous Passive Motion) Besserungbringen können, während keine Verbes-serung bei Massage, Elektrotherapie, La-ser, Magnetfeld in einem Review festge-stellt werden konnte. Viele Patientenberichten jedoch individuell über einedeutliche Beschwerdelinderung durchphysikalische Therapiemaßnahmen.

Medikamentöse TherapieDie Wirkung der Antiphlogistica beruhtauf der Entzündungshemmung und derdamit verbundenen indirekten Schmerz-hemmung. Es werden sogenannte NSAR(nicht-steroidale Antirheumatica) wieDiclofenac, Ibuprofen oder sogeannteCox-2-Hemmer wie Celecoxibe verab-reicht. Als erste Wahl der Arthrosethera-pie wird die Gabe von Antirheumatikanach Auswertung vieler wissenschaftli-cher Studien gesehen (AAOS - AmericanAcademy of Orthopaedic Surgeons). Je-doch müssen die typischen Nebenwir-kungen bezüglich des Gastrointestinal-traktes, des Herzens und der Nierebeachtet werden (Chou 2011)

Myotonolytica (muskelentspannendeMedikamente) wirken entspannend aufdie meist verkürzte und verkrampfteMuskulatur.

Bei sehr starken arthrosebedingtenSchmerzzuständen können zusätzlichauch noch reine Analgetica (Schmerz-mittel) wie Paracetamol bis hin zu Opiat-präparaten, je nach Schmerzzustand,verabreicht werden. Die positive Wir-kung von Paracetamol im Vergleich zuPlacebo konnte durch Towheed belegtwerden. Opiaten wird nur ein mäßigerBenefit zugeschrieben; sie sind nichtMittel der ersten Wahl (Nuesch 2009)

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3 Im Röntgenbild sieht man eine Varus-fehlstellung sowie eine deutliche Ver-schmälerung des medialen Gelenkspaltes.

Stadieneinteilung nach Kellgren und LawrenceGrad 0 ohne Befund

Grad 1 initiale Arthrose, beginnende Osteophyten an Eminentia

Grad 2 mäßige Gelenkspaltverschmälerung, mäßige subchondraleSklerosierung

Grad 3 Gelenkspaltverschmälerung > 50 Prozent, Entrundung Femurcondylus, ausgedehnte subchondrale Sklerosierung,ausgeprägte Osteophyten

Grad 4 Gelenkdestruktion, Gelenkspalt komplett aufgehoben,Geröllzysten im Tibiakopf und Femurcondylus, Subluxa -tionstellung

Tabelle 2 Stadieneinteilung der Gonar throse nach Kellgren und Lawrence.

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Die sogenannten SYSADOA (Sympto-matic Slow Acting Drugs in Osteoarthri-tis) sollen den Knorpelstoffwechsel ver-bessern. Oral gegeben, zeigen sie einepositive Wirkung, jedoch haben sie eherkeine Vorteile gegenüber Placebo. Ne-benwirkungen wurden nicht gesehen(Vangness 2009).

HyaluronsäureHyaluronsäure ist ein langkettiges linea-res Polysaccharid (Glykosaminoglykat). Esist ein großes Molekül mit der Fähigkeitgroße Mengen Wasser zu binden. Im Kör-per finden wir es in der Bandscheibe, aberauch im Gelenkknorpel und der Gelenk-flüssigkeit (Synovia). Die Wirkungen sindWasserspeicherbarkeit, Druckbeständig-keit und als „Schmiermittel“ (Balzs 1983).

Die intraartikuläre Gabe von Hya-luronsäure zeigt eine zumindest kurz -fristig deutliche Verbesserung von Be-schwerden und Beweglichkeit desKniegelenkes, die wissenschaftlich be-legt ist (Bannuru 2011). Die überwiegendauch positiven Ergebnisse bei Knie ar -throse durch Injektionen von Hya-luronsäure bestätigen weitere Studienangeführt von dem großen Cochrane Re-view von Ballamy 2006.

Gelenkinjektionen von Kortison zei-gen beim akut entzündlichen Gelenk(nicht bakteriell) kurzfristig eine sehrgute Wirkung, sollen allerdings nicht oftwiederholt werden. Auf die Komplikati-onsmöglichkeiten intraartikulärer Injek-tionen sei hingewiesen.

Zwar verneint die AAOS die gute Wir-kung der Hyaluronsäure, wobei jedochnach Jevsevar das Analysemanagementder AAOS fehlerhaft sei.

Die empirischen eigenen Beobachtun-gen in der Praxis zeigen insgesamt einesehr zufriedenstellende Wirkung vonHyaluronsäureinjektionen bei Gonarthro-se gerade in den Arthrosestadien 1-3(Stinus 2017)

Plated Rich PlasmaEine neue Therapieform ist das soge-nannte PRP (Plated Rich Plasma =körper eigenes aufbereitetes Serum). DasVerfahren beruht auf der Freisetzung vonWachstumsfaktoren aus Thrombozytenwie PDGF, TGF-ß. FGF, IGF-1, VEGF sowieder Aktivierung des Zellwachstums, derZelldifferenzierung und der Angiogenese.Hierdurch erfolgt die Einleitung vonSelbstheilungsprozessen.

Kon et al. (2010) evaluierten in einerprospektiv randomisierten Studie die Ef-fektivität einer viermaligen intraarti-kulären Injektion mit körpereigenemPlasma an 115 Kniegelenken. Es zeigtesich auch nach 12 Wochen eine deutlicheVerbesserung bezüglich der Kniescores(IKDC) und Beschwerden (VAS).

In vielen weiteren Studien konnte ei-ne gute Wirkung bei intraartikulärer Ga-be von PRP insbesondere in den An-fangsstadien der Gonarthrose (Baselga2015, Halpern 2013, Fiardo 2013) fest-gestellt werden.

Orthopädietechnische TherapieDie orthopädietechnische Therapie hatmehr denn je ihren Platz im Behand-lungsplan der Gonarthrose, zumal sie ei-ne Behandlung darstellt, die zu 100 Pro-zent reversibel ist. Die Wirkweiseorthopädietechnischer Maßnahmen sind,die natürliche Stoßdämpfung des Kniesdurch Knorpelschwund zu „ersetzen“oder eine Achsenkorrektur mittelsSchuhranderhöhung, Bandage oder achs-korrigierende Knieorthese durchzu-führen. Eine weitere Wirkungsweise istder Kälteschutz. (Baumgartner und Grei-temann 2015). Dies alles kann mittelsEinlagen, orthopädischen Zurichtungenam Konfektionsschuh, Orthesen und Ban-dagen erreicht werden.

Biomechanisch erfährt das Knie –ausgenommen für die kurze Zeit des Fer-senauftrittes – ein externes Adduktions-moment über die ganze Standphase.Dieses Adduktionsmoment ist verant-wortlich für die Verschiebung der ein-wirkenden Kräfte vom lateralen in dasmediale Gelenkkompartiment, was zu erhöhten Vektorkräften im medialen Ge-lenkkompartiment und schließlich, ver-einfachend formuliert, zum Knorpelver-schleiß führt (Draper 2000). Nakajima2007 und Simic 2013 haben festgestellt,dass die Entlastung des medialen Gelenkkompartimentes (Reduktion desKnieadduktionsmomentes) durch einevermehrte Eversion des Fußes verursachtwird.

Gute Erfahrungen bei Varus- oderValgusgonarthrosen, für die es auch einenwissenschaftlichen Nachweis gibt, bie-ten Einlagen mit einer Außenrander-höhung oder eine Außenranderhöhungam Konfektionsschuh. Auch hier wird ineiner aktuellen Studie von Dessery(2017) bei 6 Grad lateraler Außenrander-höhung auf einer Einlage mit Längsge-

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wölbestütze eine Minimierung des Stres-ses auf das mediale Gelenkkompartimentbeschrieben (Abb. 4).

Weitere achsverbessernde orthopä-dietechnische Möglichkeiten sind nachSchween auch flexible Kniebandagen.Eine recht gute wissenschaftliche Evi-denz bei unikompartimenteller Knie-ar throse haben Unloader-Knieorthesen(Briggs 2012, Peterson 2015) (Abb. 5).Diese Orthesen haben eine nachgewiese-nermaßen entlastende Wirkung auf den

medialen Gelenkspalt, indem sie dieAchsfehlstellung in der Dynamik verbes-sern.

Bezüglich der Patientencompliancesind nach den klinischen Erfahrungen dieAußenranderhöhung an der Einlage unddie Fuß-Sprunggelenkorthese AgiliumFreestep den achsverbessernden Knieor-thesen überlegen (Schmalz et al 2006,2011, Menger et al. 2016).

Menger (2016) konnte in einer pro-spektiven Beobachtungsstudie nachwei-

sen, dass Patienten mit der Fuß-Sprung-gelenk-Orthese Agilium Freestep bei ho-her Patienten-Compliance eine deut licheSchmerzreduktion erfahren (Abb. 6 a, b).Weiterhin zeigte sich eine deutliche Ver-besserung der täglichen Aktivitäten,sportlicher Be tä ti gung und insgesamt eine signifikante Verbesserung des WO-MAC Scores.

Betreffend des orthopädietechni-schen Behandlungs algorithmus‘ emp-fehlen die Autoren, zunächst die Versor-gung mittels Einlagen undAußenranderhöhung sowie eine Banda-genversorgung. Bei einem Teil der Pati-enten – ca. 40 Prozent – bei dem dieSchuhaußenranderhöhung keine positiveWirkung zeigt, ist die Indikation zur Or-these gegeben.

Durch Orthesen und Bandagen ist esebenfalls möglich, eine Ruhigstellungdes Gelenkes zu erzielen, wobei es meistdarum geht, die Bewegungen imschmerzfreien Bewegungsintervall zubelassen. Bandagen bieten neben ihrerpropriorezeptiven und muskelaktivieren-den Wirkung auch einen Kälteschutz.

Durch einen Pufferabsatz oder einFersenpolster aus viscoelastischen Ma-terialien wird versucht, Dämpfungsdefi-zite bei der Gonarthrose auszugleichen.

Eine gute entlastende Wirkung amKniegelenk bewirkt ein altbekanntesHilfsmittel, der Handstock. So einfach

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4 Durch eine Außenranderhöhung von 4 mm kann die Vektorkraft, dargestellt durch die rote Laserlinie, ca. 1 cm lateralisiert werden.

6b Biomechanisch erzielt man durch die Fuß-Sprunggelenkorthese am Beispiel der Varusfehlstellung durch Lateralisation der einwirkenden Kräfte auf das Knie eine deutlicheReduktion der Vektorkräfte auf den medialen Gelenkspalt.

6a Neuartiges Prinzip zur Behandlung von Achs-deformitäten am Knie -gelenk durch die Fuß-Sprung gelenkortheseAgilium Freestep.

5 Valgisierende Knieorthese.

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diese Therapie ist, so effizient ist sieauch (Baumgartner 2015).

Operative TherapieGelenkerhaltende OperationenDurch eine Arthroskopie können nebeneiner hohen diagnostischen Sicherheitoperativ schmerzende knöcherne Rand-wülste, eingeklemmte Menisci und/oderinstabile Knorpelteile entfernt werden.Als reine Lavage (Reinigung) wird in denneueren wissenschaftlichen Arbeitennicht mehr zur Arthroskopie geraten(Mosely et al. 2002, Katz 2014).

Bei jüngeren Patienten mit Arthrose ineinem Gelenkkompartiment ist die Kor-rektur von Achsenfehlstellungen indi-ziert. Durch die sogenannten Umstel-lungsosteotomien wird die Beinachseoperativ begradigt. Das Ziel ist, die sta-tische und dynamische Gelenkbelastungzu normalisieren. Oft ist dazu bei derhäufig vorkommenden Varusgonarthro-se eine sogenannte valgisierende Tibia-kopfumstellung notwendig (Petersen2016). Dabei durchtrennt man teilweiseden Unterschenkelknochen, so dass einkünstlicher Spalt entsteht (aufklappendenOsteotomie). Der Knochen wird an -schließend in der gewählten Korrektur-stellung mit einer winkelstabilen Plattefixiert. In den folgenden Wochen heiltder Defekt knöchern aus. Bei der beglei-tenden Gelenkspiegelung wird das Knor-pelbett zusätzlich angefrischt. Die oftangewandte Microfracturing-Technikregt meist zur Ausbildung eines Ersatz-knorpels an. Die alleinige Arthroskopie

des Kniegelenkes bei einer Arthrose wirdnicht mehr empfohlen.

Vor achskorrigierenden Eingriffenempfehlen wir eine Vorbehandlung mitachskorrigierenden Orthesen, um so denEffekt der Umstellungs operation im Vor-feld zu simulieren und so den Erfolg bes-ser abschätzen zu können.

Gelenkersetzende OperationenIst die Arthrose weit fortgeschritten, dieSchmerzen sehr stark und die Mobilitätstark eingeschränkt, ist die Implantationeiner Kniegelenk-Endoprothese (künstli-ches Kniegelenk) indiziert (Jerosch,1997). Die Knie-Endoprothetik ist einsehr erfolgreiches Verfahren im fortge-schrittenen Arthrosestadium. Trotzdemsind 20 Prozent der Patienten aufgrundvon persistierenden Beschwerden nachKnie-TEP Implantation unzufrieden (Carr,2012).

Als Hauptkriterien der Indikation hatdie DGOU in einem Konsensuspapier fol-gendes definiert:– Mehrfach pro Woche bestehendeKnieschmerzen über mehr als 3 – 6Monate

– Nachweis eines Strukturschadens (Arthrose/Osteonekrose) im Röntgen-bild (mindestens Kellegren Stadium 2)

– Einschränkung der Lebensqualität undhoher Leidensdruck (Lützner 2016).Als Nebenkriterien wurden Ein-

schränkungen der Gehstrecke, Fehlstel-lung der Beinachse, Instabilität, Ein-schränkungen der Kniebeweglichkeitund/oder Beinkraft, Schwierigkeiten

beim Hinsetzen, beim Knien, bei der Kör-perhygiene, notwendige Unterstützungdurch Hilfspersonen, Schwierigkeiten beiHaushaltstätigkeiten und/oder bei derNutzung von Verkehrsmitteln sowie Ein-schränkungen beim sozialen Leben, inder Ausübung des Berufs und sportlicherAktivität genannt. Je nach Art, Intensitätund Areal der Arthrose sowie der Be-schaffenheit der knieführenden Strukturbesteht heutzutage die Möglichkeit, in-dividuell eine Knieschlittenprothese,Oberflächenersatz bis hin zu einerScharnierprothese einzusetzen.

Die Knieendoprothese (Knie-TEP) Für alle Knie-Endoprothesen gilt, dass diezerstörten Gelenkflächen durch eineGleitpaarung meist Chrom-Nickel undPolyethylen ersetzt werden. Die Prothe-senteile werden meist mit Knochenze-ment direkt auf dem Knochen fixiert. Da-durch bewegen sich die künstlichenGelenkpartner gegeneinander und nichtmehr Knochen auf Knochen.

Folgende Typen kann man unterscheiden:Knieschlittenprothese – Der Teilersatz desGelenksBei Arthrose, die entweder den innerenoder äußeren Gelenkanteil betrifft, kanndas jeweilige Gelenkkompartiment er-setzt werden. Meist betrifft dies den in-neren Gelenkanteil. Dazu werden eineMetallkufe (daher der Name „Schlitten“)in der Oberschenkelrolle und eine Metall-platte mit einem Kunststoffblock imSchienbeinkopf eingesetzt (Abb. 7 a-e).

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7d, e Röntgenbild nach Implantation der Knieschlitten-prothese.

7a Röntgenbild Patient mitmedialer Gonarthrose.

7b Arthroskopische Darstel-lung des medialen Gelenkspal-tes mit kompletter Knorpelglat-ze – die Arthroskopie wurde imRahmen der Knieschlittenopera-tion durchgeführt.

7c Schematische Darstellungeiner Knieschlittenprothese(mit freundlicher Genehmi -gung Fa. Smith and Nephew).

Page 8: Diagnostik und Therapie der Gonarthrose - ostechnik.de kung von Paracetamol im Vergleich zu Placebo konnte durch Towheed belegt werden. Opiaten wird nur ein mäßiger Benefit zugeschrieben;

Beide Prothesenteile werden zementiert.Voraussetzung für dieses Verfahren istein vollständig intakter Bandapparat. Zu-sätzlich darf nur ein geringer bis mäßigerVerschleiß an den übrigen Gelenkanteilenbestehen (Goodfellow 2006, 2011)

Oberflächenersatz – Die „Standard“-Knie-TEPBei diesem Verfahren werden sowohl derinnere und äußere Teil des Kniegelenkes,wie auch das Kniescheibenlager sozusa-gen überkront. Auf den Oberschenkel-knochen wird eine sphärisch geformteProthesenkomponente implantiert. Aufden Schien beinkopf wird eine Metall-Kunststoff-Komponente aufgebracht(Abb. 8 a, b). Beide Prothesenteile werden

meist mit Knochenzement direkt auf demKnochen fixiert. Dadurch gleitet dann diepolierte Metalloberfläche der Prothesegegen das am Schienbeinkopf eingesetz-te Kunststoffmaterial (Kohn 2015).

Die achsengeführte KnieprotheseDie achsengeführte Knieprothese, auch„Stielprothese“ genannt, setzt man beiRevisionsoperationen und/oder beischwerwiegenden Bandinstabilitäten ein.Der Funktionsverlust der Bänder wirddurch die eingebaute Führung der Pro-these kompensiert. Die damit einherge-hende Belastung der Knieprothese wirddurch lange Stiele, die im Knochen fixiertsind, verteilt. Dieses Verfahren wird meistin der Revisions-Endoprothetik also beiWechseloperationen eingesetzt. Bei derPrimärendoprothetik kommt diese Endo-prothese nur bei sehr ausgeprägten Fehl-stellungen oder Bewegungseinschrän-kungen zum Einsatz. Die klinischenErgebnisse fallen dabei jedoch sehr posi-tiv aus (Abb. 9 a, b).

Auch auf die Möglichkeit, als Ultimaratio, eine Versteifung des Kniegelenkesdurchzuführen, sei hingewiesen.

ZusammenfassungEs bestehen sehr gute konservative The-rapieverfahren, um eine Kniegelenkar -throse zu behandeln. Gerade die Or-thopädietechnik bietet mit denneuartigen achskorrigierenden Orthesensehr gute Therapieverfahren, die in Kom-bination mit Physiotherapie und gegebe-nenfalls Injektionen von Hyaluronsäuredie Mobilität der Patienten verbessernund eine deutliche Schmerzlinderung be-wirken. Sollte trotz aller konservativenAnstrengungen eine Operation notwendigwerden, ist eine differenzierte Auswahlder Implantate und OP-Techniken sehrwichtig. �

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9a, b Röntgenbild nach Implantation einerposterior stabilized Knieprothese mit Stems(„Stielprothese“) bei Knie-TEP-Wechsel.

8a Schematische Darstellung eines bikondylären Ober-flächenersatzes (mit freundlicher Genehmigung Fa.Smith and Nephew).

8b Resektat bei Implantation eines Ober-flächenersatzes mit Darstellung des abge-schliffenen Knochens am medialen Tibiakopf.

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