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Hoffnungsträger*in Der Diakonie Flüchtlingsdienst informiert Nr. 2/2018 Resettlement & Integration Ein sicheres Zuhause in Österreich

Diakonie Magazin 2 2018...Zahlen & Fakten 8 Aktuelle Zahlen und Fakten zum Thema Flucht und Resettlement. Interview: Sicher und legal ein neues Leben beginnen 9 Dr. Christoph Pinter

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Page 1: Diakonie Magazin 2 2018...Zahlen & Fakten 8 Aktuelle Zahlen und Fakten zum Thema Flucht und Resettlement. Interview: Sicher und legal ein neues Leben beginnen 9 Dr. Christoph Pinter

Hoffnungsträger*inDer Diakonie Flüchtlingsdienst informiert Nr. 2/2018

Resettlement & Integration Ein sicheres Zuhause in Österreich

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Liebe Leserin, lieber Leser,

im ersten Halbjahr 2018 sind im Mittelmeer 1.500 Menschen ertrunken. Sie sind mit seeuntüchtigen Kähnen untergegangen, wurden von untauglichen „Schwimmwesten“ in die Tiefe gezogen oder konnten sich nicht mehr länger an die Reste ihrer zerstörten Boote klammern. Jeden Tag sterben mehr als 8 Menschen vor den Ferienparadiesen Südeuropas, die sich nichts Anderes wünschen, als eine Zukunft in Sicherheit für sich und ihre Kinder.

Die Einsätze der Rettungsschiffe auf hoher See werden zunehmend behindert. Das Risiko, auf der Flucht zu ertrinken, ist inzwischen doppelt so hoch wie in den letzten Jahren. 2,5% der Flüchtenden sterben auf der Flucht. Dieses Risiko nehmen Menschen nicht, wie höhnische rechtspopulistische Politiker*innen behaupten, auf sich, um von europäischen Sozialsystemen zu profitieren. In Todesgefahr begeben sich Menschen nur in Ausweg-losigkeit und Verzweiflung. Nach wie vor stammen die meisten Menschen, die über das Mittelmeer vor Krieg und Verfolgung flüchten, aus Syrien.

Dabei wären die Leben der 1.500 ertrunkenen Menschen leicht zu retten gewesen! Humanitäre Aufnahmeaktionen und Resettlement ermöglichen es, gefährdeten und schutzbedürftigen Menschen auf sicherem Weg aus Krisenregionen zu fliehen.

Auch Österreich hat im Humanitären Aufnahmepro-gramm von 2014 bis 2018 1.900 schutzbedürftige Syrer*innen aufgenommen. Doch damit ist nun leider Schluss. Die Bundesregierung wird das Programm nicht fortsetzen. Die Zahl der Todesopfer wird weiter steigen.

Der Diakonie Flüchtlingsdienst setzt sich für sichere Fluchtrouten ein. Bitte unterstützen Sie uns dabei!

Herzlichst, Ihre

Alexandra GröllerGeschäftsführung Diakonie Flüchtlingsdienst

Impressum Diakonie Flüchtlingsdienst gem. GmbHSteinergasse 3/12, 1170 Wien, Telefon: +43 (0)1/402 67 54www.diakonie.at/fluechtlingsdienstE-Mail: [email protected]

Für den Inhalt verantwortlich: Alexandra GröllerRedaktion: Carina Ateş-Pachler, Claudine Bersi, Heike Ehlers, Alexandra GröllerLektorat: Anke Harnisch, Stefanie Meier Chefredaktion: Heike EhlersDer Diakonie Flüchtlingsdienst ist eine 100%ige Tochter der Diakonie Eine Welt gem. GmbH. Die Diakonie Eine Welt gem. GmbH ist Mitglied der Diakonie Österreich.Geschäftsführung: Michael Bubik, Alexandra GröllerDatenschutzbeauftragter: Levent UzunCoverfoto: Nadja Meister Grafische Gestaltung: Peter EgelseerVerlagsort: Wien

Weil es uns wichtig ist, dass sich Menschen aller Geschlechteridentitäten glei-chermaßen angesprochen fühlen und wir ein Zeichen gegen diskriminierende Sprache setzen wollen, haben wir uns für die Schreibweise mit dem Gender-Sternchen (Mitarbeiter*innen, Klient*innen) entschieden.

Für sichere Fluchtrouten!

Inhalt

Österreich schließt sicheren Fluchtweg 3Trotz Erfolge wurde das Humanitäre Aufnahmepro-gramm für besonders schutzbedürftige Syrer*innen eingestellt. Ein Rückblick und eine Vorschau auf die Integrationsarbeit der Diakonie.

Interview: „Wo man seine Würde findet, da ist das Zuhause“ 5Ein Gespräch mit Dian Osso über Heimat, Arbeit und Zukunftswünsche.

Kurzmeldungen 6-7

Zahlen & Fakten 8Aktuelle Zahlen und Fakten zum Thema Flucht und Resettlement.

Interview: Sicher und legal ein neues Leben beginnen 9Dr. Christoph Pinter ist Leiter des UN-Flüchtlings-hochkommissariats (UNHCR) in Österreich. Im Interview erzählt er, warum Resettlement für schutzsuchende Menschen so wichtig ist.

Das Humanitäre Aufnahmeprogramm endet – wir machen weiter 10Trotz der massiven Förderkürzung unterstützt das Team unseres Projekts BASIS Zinnergasse nach wie vor geflüchtete Menschen dabei, sich ein gutes und sicheres Leben in Österreich aufzubauen.

In Gedenken an Frau Mireille Geloen 11Mit einem Legat zugunsten des Diakonie Flüchtlings-dienstes bewirkt Frau Geloen auch nach ihrem Tod viel Gutes.

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Integrationsarbeit

Als Dian mit seiner Familie am Flug-hafen Schwechat erstmals österrei-chischen Boden betritt, ist das der Start in ein neues Leben. Ein Leben in Sicherheit und in dem Dians Töch-ter endlich die Schule besuchen kön-nen. Für die Jesidenfamilie aus Syrien ist das ein kleines Wunder.

Ermöglicht wurde es durch das Hu-manitäre Aufnahmeprogramm (HAP) in Zusammenarbeit mit dem Flücht-

Österreich schließt sicheren Fluchtweg des UNHCRTrotz Erfolge wurde das Humanitäre Aufnahmeprogramm für besonders schutzbedürftige Syrer*innen eingestellt. Ein Rückblick und eine Vorschau auf die Integrationsarbeit der Diakonie.

lings-Hochkommissariat der Verein-ten Nationen (UNHCR). Ziel ist es, das Menschenrecht auf Asyl von Schlep-pern und lebensgefährlichen Flucht-wegen zu entkoppeln und beson-ders schutzbedürftigen Syrer*innen aus Jordanien, dem Libanon und der Türkei einen sicheren Fluchtweg so-wie bestmögliche Integrationsunter-stützung zu ermöglichen. Österreich hat von 2014 bis 2018 drei Humani-

täre Aufnahmeprogramme (Resettle-ment) durchgeführt. Ein viertes wird es nicht geben.

Die Anfänge„Im ersten Jahr ging alles rasant

schnell. Der Diakonie Flüchtlingsdienst wurde im Juni 2014 damit beauftragt, als Teil der ARGE Resettlement die In-tegrationsmaßnahmen für Syrer*innen durchzuführen.

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Die Diakonie unterstützt Geflüchtete bei der Integration in Österreich.

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In nur wenigen Wochen mussten leerstehende Wohnungen ausgestat-tet, Deutschkurse organisiert und Per-sonal angestellt werden“, erinnert sich Diakonie-Mitarbeiterin Carina Ateş-Pachler zurück. „Bereits am 1. August trafen die ersten Menschen aus Flücht-lingscamps in Jordanien ein.“

225 Syrer*innen wurden zunächst ins Erstaufnahmezentrum Traiskir-chen gebracht, wo die Anmeldung und medizinische Gesundenunter-suchung durchgeführt wurde. „Wir haben in einem Holzverschlag bei 30 Grad Hitze mit den Angekommenen gesprochen und ihnen Fotos von den Wohnungen gezeigt. Alle freuten sich darauf, endlich in ein ordentliches Zu-hause ziehen zu können“ , erinnert sich Carina Ateş-Pachler. Innerhalb we-niger Tage siedelten die Menschen in Integrationsstartwohnungen in Salzburg, St. Pölten und am Gelände Zinnergasse in Wien Simmering.

Alle Flüchtlinge erhielten in nur 48 Stunden einen positiven Asylbe-scheid. Die bis dahin nie dagewesene Schnelligkeit der Verfahren führte mitunter zu Schwierigkeiten: „Auch Flüchtlinge ohne eigene Papiere be-kamen zwar sofort Asyl, aber vom Mi-nisterium längere Zeit keinen Ausweis. Ohne Ausweis kann zum Beispiel kein Bankkonto eröffnet werden. Wir hat-ten viele Hürden zu meistern, aber ha-ben alles gut geschafft“ , schildert Carina Ateş-Pachler.

Integrationsarbeit

Ob Hilfe beim Eröffnen eines Kon-tos, Anmelden der Kinder in Kinder-garten und Schule, Ausbildungs- und Berufsberatung über Deutschkurse

bis hin zur psychologischen Erststa-bilisierung – die vielfältige Integra-tionsunterstützung der Diakonie war von der österreichischen Regierung erwünscht und wurde im Rahmen des HAP finanziell unterstützt.

Laufende ProfessionalisierungDie erfolgreichen Projekte wur-

den 2015 mit HAP II weitergeführt. Es war das Jahr der großen Fluchtbe-wegung, der großen Solidarität, aber auch des furchtbaren Vorfalls von 71 toten Flüchtlingen im Laderaum eines LKWs auf der A4. Und es war das Jahr, in dem Dian, der an Epilepsie leidet, mit seiner Frau Shareen und seinen fünf Töchtern vom UNHCR in das HAP aufgenommen wurde.

In Österreich geht es Dian schnell besser. Er nimmt regelmäßig Medi-kamente und fühlt sich wieder ge-sund. Er ist froh, wieder eigenes Geld zu verdienen: „Die Diakonie hat mir eine Stelle als Reinigungskraft an einer

Diakonie-Schule vermittelt.“ Die Hoff-nungslosigkeit, die noch vor wenigen Jahren herrschte, ist der freudvollen Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde gewichen.

Doch diese Chance auf eine Flucht und Integration in Würde vergab Ös-terreich zuletzt 2017 mit HAP III, das im Herbst 2018 auslief. Vieles wurde in den letzten vier Jahren aufge-baut, entwickelt und verbessert. In den ereignisreichen vier Jahren wur-den die Abläufe stetig professionali-siert: „Durch den laufenden Austausch mit dem Ministerium in der ersten Phase gab es später Ausweiskarten für alle. Sehr gut funktioniert haben auch die Kulturtrainings in den Herkunfts-ländern. Im ersten Jahr kamen einige Flüchtlinge mit völlig falschen Erwar-tungshaltungen – ab HAP II wussten die Menschen sehr genau, was sie erwar-tet“ , berichtet Carina Ateş-Pachler.

Trotz großer Erfolge und Millionen Flüchtlingen, die unter unmensch-lichen Bedingungen in Flüchtlings-camps verharren müssen, wird die österreichische Regierung kein vier-tes HAP durchführen. Selbst jene Syrer*innen, die erst vor einem Jahr zu uns gekommen sind, erhalten nun keine staatlich geregelte Integrati-onshilfe mehr.

Doch die Diakonie macht weiter! Wir bieten mit privaten Spendengel-dern Startwohnungen und Integrati-onsberatung an: für Flüchtlinge, die über das Humanitäre Aufnahmepro-gramm zu uns kamen und für alle Asyl-berechtigten, die ihr Leben skrupello-sen Schleppern anvertrauen mussten. Spenden werden dringend gebraucht. Bitte helfen Sie unserer unabhängi-gen Flüchtlingshilfe! Danke.

„Wir hatten viele Hürden zu meistern, aber haben alles gut

geschafft“

Das Macondo-Areal ist die älteste Flüchtlingssiedlung Wiens.

Die Deutschkurse sind gut besucht.

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Diakonie: Wo haben Sie gelebt, bevor Sie nach Österreich gekommen sind?

Dian Osso: Wir wohnten in der Tür-kei in einem Keller. Weil meine Kin-der kein Türkisch sprachen, wurden sie in der Schule nicht aufgenom-men. Als Flüchtling erhält man nur einen Bruchteil dessen, was Einheimi-sche verdienen, wir kamen kaum über die Runden. Also stellten wir beim UNHCR einen Antrag auf Aufnahme ins HAP. Nach einem Jahr erhielten wir die positive Antwort. Ich bin sehr froh, nun in Österreich zu sein.

Wie war der Weg vom Flughafen Schwechat in die eigene Wohnung?

Am ersten Tag wurden wir zur Regis-trierung und Untersuchung nach Traiskirchen gebracht. Am zweiten Tag bekamen wir bereits den positi-ven Asylbescheid. Und kurz darauf sind wir hier in Macondo eingezogen.

Wie hat Sie die Diakonie unterstützt?Wir hatten von der Diakonie Hilfe

bei Amtswegen und der Schulanmel-dung, die Diakonie war bei allen Fra-gen für uns da. Unsere Kinder sind sofort zur Schule gegangen.

Ich stelle es mir schwierig vor, in eine Schule zu gehen ohne ein einziges Wort der Sprache zu verstehen!

Die Kinder haben schnell Deutsch gelernt. Aber unsere Tochter Avreen sprach in der ersten Zeit in der Schule kein Wort. Alsattar, unser Berater von der Diakonie, hat sich intensiv um sie gekümmert und ihr einen Kraftstein geschenkt. Avreen hat den Stein mit in die Schule genommen und plötz-lich klappte es auch mit dem Reden!

Hilft Ihnen die Diakonie heute noch?Eigentlich kann ich inzwischen alles

selbst erledigen und brauche die Dia-konie nicht mehr. Sie soll ihre Zeit für Leute nützen, die mehr Hilfe brauchen.

Ist es schwer, Arbeit zu finden?Wenn man die deutsche Sprache

nicht beherrscht, bekommt man keine Stelle. Im Deutschkurs lernt man Grammatik, lesen und schreiben. Aber man braucht Kontakte, um die Spra-che auch sprechen zu lernen. Die Dia-

konie hat mir eine Stelle in der Diako-nie-Schule am Karlsplatz vermittelt, dadurch hat sich mein Deutsch ver-bessert. Ich arbeite als Reinigungs-kraft. Für mich ist wichtig: Ich möchte keine Mindestsicherung.

Was bedeutet Heimat für Sie?Wo man seine Würde findet, da ist

das Zuhause.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

Persönlich wünsche ich mir, noch besser Deutsch zu lernen. Meinen Kin-dern wünsche ich, dass sie ein besse-res Leben haben. Sie sollen die Schule fertig machen und danach machen können, was sie gerne möchten.

Interview

„Wo man seine Würde findet, da ist das Zuhause“Dian Osso und seine Familie sind mit dem Humanitären Aufnahmeprogramm II als syrische Flüchtlinge nach Österreich gekommen. Ein Gespräch über Heimat, Arbeit und Zukunftswünsche.

Dian Osso und seine Familie sind froh, dass sie in Österreich ein sicheres Zuhause gefunden haben.

„Die Diakonie war bei allen Fragen

für uns da“

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Kurzmeldungen

Kleines Asyllexikon

Sichere und legale Fluchtwege

Damit sich schutzsuchende Menschen nicht mehr Schleppern anvertrauen und ihr Leben auf gefähr-lichen Fluchtrouten riskieren müssen, braucht es sichere und legale Fluchtwege.

Diese Instrumente können eine sichere und legale Einreise in Aufnahmeländer ermöglichen:•Botschaftsasyl:Die Möglichkeit, Asylanträge

in Botschaften und europäischen Vertretungs- behörden zu stellen.

•Resettlement-Programme: Die Neuansiedlung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge in einem sicheren zur Aufnahme bereiten Staat.

•DieErteilungvonVisa: z.B. Humanitäre Visa

Individuelle Beratung für Frauen zu allen Alltagsfragen

Wohnraum gesucht!

Initiative: Zu Recht unabhängig!

Unsere Initiative für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte.

Vor einem Jahr eröffnete die Diakonie in Wien eine Beratungsstelle für geflüchtete Frauen in der Grund-versorgung. Hier bieten wir Frauen mit Fluchterfah-rungeinengeschütztenRaumundgehenaufalleihreAnliegen ein. Vertraulichkeit, Empowerment und Selbstermächtigung sind dabei zentrale Elemente unserer Arbeitsweise. Neben den klassischen Methoden der Sozialberatung bietet die Frauenberatungsstelle auch Gruppenaktivitäten wie das Frauencafé, gemein-same Kochabende und vieles mehr an.

Frauenberatungsstelle: Halbgasse 2/7, 1070 Wien Telefon: +43 (0)664/88 63 28 53

Ausländerfeindlichkeit, Mietbetrug, hohe Preise: Menschen mit Fluchthintergrund haben es am ange-spannten Wohnungsmarkt besonders schwer. Viele Familien müssen deshalb oft in überfüllten sowie gesundheitsgefährdenden Wohnungen oder auf der Straße leben. Der Diakonie Flüchtlingsdienst unter- stützt umfassend. Wir suchen, vermitteln und vermieten Wohnraum für geflüchtete Menschen.

Sie möchten helfen und ein sicheres Zuhause für diese MenschenzurVerfügungstellen?

Dann melden Sie sich bei uns unter: +43 (0)1/402 67 54 oder [email protected]/wohnraumsuche

Ein Raum für Frauen jeder Herkunft und Unterstützung bei allen Anliegen.

Wollen Sie sich bei einem Verfahren wegen unge-rechtfertigter Kündigung von Anwält*innen Ihrer Arbeitgeber*innen vertreten lassen? Natürlich nicht! Die österreichische Regierung plant jedoch genau so etwas im Asylverfahren. Die unabhängige Rechtsberatung für Asylsuchende soll durch eine Bundesagentur ersetzt werden. In Zukunft soll also jenes Ministerium, das die Entscheidungen im Asylverfahren in erster Instanz trifft, auch für die Beschwerden dagegen verantwortlich sein.BitteunterstützenSieunsereInitiativegegenWillkür

imAsylverfahren! Alle Infos unter: www.fluechtlingsdienst.diakonie.at/ zu-recht-unabhaengig

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Die Freude über das neue

Zuhause ist groß.

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Walter„Was mich immer wieder

bewegt ist, dass mir die Kinder schon von weitem zuwinken“ , erzählt Walter. Seit 2015 unterstützt er ehrenamtlich zwei Mal die Woche die Lerngruppe für geflüchtete Kinder in der Zinnergasse in Wien.

Von Frau Dr.in Maria Katharina Moser, die damals in seiner Gemeinde in Simmering Vikarin war, hat Walter erfahren, dass Lernbuddies gesucht werden. „Es war ein Sprung ins kalte Wasser“ , sagt er und lacht. Denn der Pensionist hatte keine Erfahrung im Unterrichten. „Aber es war die richtige Entscheidung. Man sieht, wie sehr sich die Kinder freuen, dass ihnen jemand beim Lernen hilft und bleibt selbst geistig rege.“

Vielen Dank für deine Unter-stützung, lieber Walter!

Walter übt mit geflüchteten Kindern Deutsch und Mathematik

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Hoffnungs-träger*innen im Porträt:

2.142m für Freundschaft und Solidarität

#SicherSein

Das Macondo-Fest

Im Jahr 2017 wurden mehr als 10.000 zivile Todesopfer in Afgha-nistan verzeichnet. Dennoch hält die österreichische Regierung das Land für sicher. Viele Schutzsuchende aus Afghanistan sind deshalb von einer Abschiebung bedroht. Werden sie zur Rückkehr gezwungen, ist ihr Leben in akuter Gefahr.

Der Diakonie Flüchtlingsdienst setzt sich gegen Abschiebungen nach Afghanistan ein.

Werden auch Sie aktiv bei unserem Einsatz für Menschenrechte: www.sichersein.at

Anschläge, Tod und Verfolgung – ist das sicher?

Auf dem Macondo-Areal in Wien Simmering finden Flüchtlinge aus aller Welt ein neues Zuhause.

Mitarbeitende des Diakonie Flücht-lingsdienstes begleiten Menschen bei der Integration und dabei, sich ein gutes, gemeinschaftliches und sicheres Leben in Österreich aufzubauen.

Das haben Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und Unterstützer-*innen am 28. 9. anlässlich des Langen Tags der Flucht gefeiert. Kulinarische Köstlichkeiten, Musik und ein Fußballturnier sorgten für ausgelassene Stimmung.

Lesen Sie auf Seite 10 mehr über die Integrationsarbeit der Diakonie in der Basis Zinnergasse.

Groß und Klein zeigen Freundschaft und Solidarität.

Freundschaftsbänder werden in vielen Teilen der Welt als Zeichen der Zuneigung getragen. Auch wir wollen Freundschaften stärken und uns für ein friedvolles Zusammen-leben stark machen. Deshalb hat das Diakonie Forum Oberwart im Sommer 2018 die Aktion Freund-schaftsband ins Leben gerufen.

Unzählige Menschen haben mitge-knüpft und dadurch ihre Solidarität bekundet. Das Band wurde unglaub-liche 2.142 Meter lang. Herzlichen Dank an alle Unterstützer*innen!

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Die Kinder hatten Spaß beim Schminken.

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Zahlen & Fakten

• Der UNHCR schätzt, dass 1.4 Millionen Menschen dringend einen Resettlement-Platzbrauchen.2)

• Aktuell decken die verfügbaren Resettlement-Plätze nicht einmal ein Zehntel des Bedarfes ab.2)

• 85% der Flüchtlinge weltweit müssen in Erstaufnahmeländern ausharren, in denen die Versorgung meist schlecht ist und wo die Menschen keine Zukunftsperspektiven haben.2)

• Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge weltweit sind Kinder unter 18 Jahren.2)

EsbrauchtlegaleFluchtwegewieResettlement, um diese Todesfälle zu verhindern und Schutzsuchenden ein menschenwürdiges Leben in Sicherheit zu ermöglichen

Verzeichnete Todesfälle alleine im Mittelmeerraum:1)

2017 wurden insgesamt 65.109 Menschen durch Resettlement-Programme aufgenommen.3) Aufnahmeländer im Vergleich:

2018: 1.857

2017: 3.139

(Stand 24. 10. 2018)

1) Quelle: IOM‘s Missing Migrants Project: http://missingmigrants.iom.int/region/mediterranean2) Quelle: UNHCR: http://www.unhcr.org/dach/at/ueber-uns/zahlen-im-ueberblick

3) Quelle: UNHCR: http://rsq.unhcr.org/en/#Eu1w

USA 24.559Kanada 8.912Großbritannien und Nordirland 6.202Australien 4.027Schweden 3.346Österreich 380

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Diakonie: Was ist Resettlement?Christoph Pinter: Resettlement be-

deutet, dass Staaten auf freiwilliger Basis Flüchtlinge aufnehmen, die in ihrem ersten Zufluchtsland nicht in Sicherheit sind oder keine Zukunfts-perspektiven haben.

Wieso ist Resettlement ein wichtiges Instrument?

Besonders schutzwürdige Men-schen können dadurch sicher und legal in einem Aufnahmeland Schutz finden. Sie müssen sich weder krimi-nellen Schleppernetzwerken anver-trauen noch gefährliche Routen auf sich nehmen. Ihr Flüchtlingsstatus wird bereits vor der Einreise über-prüft. Die langen und zermürben-den Phasen des untätigen Wartens während eines Asylverfahrens gibt es nicht. Außerdem können gezielte Integrationsmaßnahmen geplant und durchgeführt werden.

Wie läuft Resettlement ab? Und wer profitiert davon konkret?

In einem ausführlichen Gespräch stellen Mitarbeitende des UNHCR fest, ob die Person Flüchtling im Sinne der Genfer Flüchtlingskonven-tion ist und ob es sich um eine beson-ders schutzwürdige Person handelt. Als besonders schutzwürdig gelten z.B. alleinstehende Frauen, unbeglei-tete Minderjährige oder kranke Men-schen. Nur wenn Geflüchtete diese Kriterien erfüllen, können sie an einem Resettlement-Programm teil-nehmen.

Geben Betroffene ihre Zustimmung, wird ihr Akt an das potenzielle Auf-nahmeland gesendet. Dieses über-

prüft die Akten, führt Sicherheits-checks durch und entscheidet, wer aufgenommen wird. Der UNHCR fun-giert dabei als Bindeglied zwischen allen Akteur*innen.

Nach drei erfolgreichen Aufnahme-programmen hat Österreich jetzt die Hilfe eingestellt. Was wäre Ihre Emp-fehlung an die Bundesregierung?

Der UNHCR schätzt, dass 1,4 Millio-nen Menschen dringend einen Resett-lement-Platz brauchen. Letztes Jahr konnten ca. 75.000 resettlet werden. Man sieht also, wie groß die Lücke ist zwischen dem Bedarf und den Men-

schen, die einen Platz bekommen. Wir hoffen deshalb, dass Österreich mög-lichst schnell wieder ein Programm durchführt. Durch Resettlement wird wertvolle Hilfe geleistet und Schlep-pern die Geschäftsgrundlage ent-zogen. Menschen in Not haben die Chance ein neues Leben in Sicherheit und Würde zu beginnen. Kranke Men-schen können durch Resettlement nicht nur behandelt, sondern oft sogar geheilt werden und ein ganz norma-les Leben führen. Denn in Erstaufnah-meländern ist die Gesundheitsversor-gung für Flüchtlinge oft schlecht oder unleistbar. Jeder Platz zählt!

Interview

Sicher und legal ein neues Leben beginnenDr. Christoph Pinter ist Leiter des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) in Österreich. Im Interview erzählt er, warum Resettlement für schutzsuchende Menschen so wichtig ist.

„Durch Resettlement wird wertvolle Hilfe geleistet und Schleppern die Geschäftsgrundlage entzogen“, Dr. Christoph PinterFo

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Das Humanitäre Aufnahmepro-gramm für besonders schutzbedürf-tige Menschen aus Syrien wird von der österreichischen Bundesregierung nicht mehr fortgesetzt. Die notwen-dige Integrationsbegleitung für die bereits aufgenommenen Menschen wird nicht weiter finanziert. Doch die Menschen sind da. Über 300 von ih-nen wohnen im Macondo-Areal in Wien Simmering. Ihre Nachbar*innen sind 1956 aus Ungarn, 1973 aus Chile,

Das Humanitäre Aufnahme-programm endet – wir machen weiter!

BASIS Zinnergasse

in den 1990ern aus Bosnien oder erst vor ganz kurzer Zeit aus Afghanistan geflohen. Für die meisten von ihnen ist Simmering Heimat geworden. Ei-nige brauchen noch Zeit und Unter-stützung, um anzukommen.

Und deshalb sind auch wir noch da! Trotz der massiven Förderkürzung durch die Einstellung des Humanitä-ren Aufnahmeprogramms und der In-tegrationsbegleitung ist das Team un-

seres Projekts BASIS Zinnergasse – wenn auch etwas verkleinert – noch vor Ort. Es kümmert sich weiterhin um die Vergabe der 180 Startwoh-nungen für Menschen, die in Öster-reich Asyl erhalten haben, begleitet sie beim Einzug, steht den etwa 2.500 Bewohner*innen des Macondo-Are-als als Anlaufstelle für alle Fragen des Alltags und im Integrationsprozess zur Verfügung, bietet Berufs- und Bil-dungsberatung, Deutschkurse, Lern-hilfe und die Vermittlung von freiwil-ligen Integrations-Buddys. Aber auch die Entwicklung des Gemeinwesens auf dem Macondo-Areal und in der Nachbarschaft gehören zu den Auf-gaben von BASIS Zinnergasse.

Insbesondere die besonders schutz- bedürftigen Personengruppen, die im Rahmen des Humanitären Aufnahme-programms von UNHCR aufgrund ih-rer psychischen oder körperlichen Einschränkungen in Flüchtlingslagern im Libanon, in der Türkei und in Jorda-nien ausgewählt worden sind, brau-chen noch sehr viel Unterstützung im Alltag. Um sie bestmöglich begleiten zu können, bitten wir um ehrenamtli-che Mithilfe und Spenden!

Ohne die 60 freiwilligen Mit-arbeiter*innen, die uns als Bud- dies, Lernbetreuer*innen, Dol-metscher*innen zur Seite ste-hen und die Großzügigkeit von Spender*innen könnten wir un-sere vielfältigen Aufgaben nicht erfüllen. Bitte bleiben Sie an unserer Seite, damit wir an der Seite der geflüchteten Menschen auf dem Macondo-Areal bleiben können!

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Das motivierte Team der Basis Zinnergasse.

Etwa 2.500 Flücht-linge leben auf dem Macondo-Areal.

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Das Humanitäre Aufnahme-programm endet – wir machen weiter!

Mireille Denise GELOEN wurde am 31. 10. 1945 in Lille, Frankreich, gebo-ren. Schon als Mittelschülerin hat sie an dem damals neu eingeführten Aus-tauschprogramm zwischen Deutsch-land und Frankreich teilgenommen. Dabei wurde ihre Liebe für die deut-sche Sprache und Kultur geweckt. Konsequent studierte sie später Ger-manistik und unterrichtete in Wien an der französischen Schule.

Weitere Studien ermöglichten ihr, sich stärker dem kulturellen Aus-tausch zu widmen, der auch den Osten Deutschlands einbezog. So lei-tete sie das französische Kulturinsti-tut in Dresden und danach in Rostock.

Ihr Leben lang blieb sie der Völker-verständigung verpflichtet. Deshalb wurde sie 2011 mit einem der höchs-ten französischen Orden ausgezeich-net: Chevalier de l’Ordre National du Mérite.

In Gedenken an Frau Mireille GeloenJahrzehntelang widmete sich Frau Geloen der Völkerverständigung. Mit einem Legat zugunsten des Diakonie Flüchtlingsdienstes bewirkt sie auch nach ihrem Tod viel Gutes.

Im Ruhestand wurde Wien zu ihrer Wahlheimat, wo sie Flüchtlin-gen ehrenamtlich Deutschunterricht gab – nun ist Wien ihre letzte Ruhe-stätte geworden. Sie verstarb am 23. 1. 2016 und widmete einen Teil ihres Erbes dem Diakonie Flüchtlings-dienst. Mit der Nachlassspende, die uns Ende Dezember 2017 erreichte,

Frau Geloen gab Flüchtlingen ehrenamtlich Deutschunterricht.

Frau Geloen in jungen Jahren.

Kostenlosen Testamentsratgeber bestellen!Unser kostenloser Testamentsratgeber „Flucht hat viele Gesichter“ hilft Ihnen mit rechtlichen Informationen, Checklisten und Beispielen, Ihren Nachlass aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.

Nähere Informationen:Frau Mag.aHeikeEhlers Telefon: +43 (0)1/402 67 54-1108, [email protected]

unterstützt Frau Geleon über ihren Tod hinaus unbegleitete minderjäh-rige Flüchtlinge und ermöglicht bis heute Bildungsangebote, pädagogi-sche und psychologische Betreuung sowie Freizeitgestaltung.

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Geloen und ihren Angehörigen.

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Frau Geloen in jungen Jahren.

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Ihr Weihnachts- geschenk mitSinn!

Spenden Sie jetzt!

Spendenkonto: Erste Bank IBAN: AT97 2011 1287 2204 5678 BIC: GIBAATWWXXXOnline spenden: www.diakonie.at/fl uechtlingsdienst

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