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Hornerblätter 1942 Vereinigung für Heimatpflege Büren a/A DIE ALTE MÜHLE IN BÜREN a/A. Unweit südlich ob dem Seeländer-Städtchen Büren a.A.‚ am Waldrand, von üppigen Obstbäumen umgeben, liegt heute verlassen die wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des l7. Jahrhunderts erbaute Mühle. (Im Mauerpfettenbug beim Hauptgebäude nördlich stand die eingekerbte Jahrzahl 1699, anderweitig im Erdgeschoss desselben Gebäudes die Jahrzahl1648). Die Bevölkerung von Büren a.A. und Umgebung kennt wohl diese Mühle, rein äusserlich und vielleicht nur oberflächlich, ohne sich über verschiedene bemerkenswerte Einzelheiten und über den inneren Betrieb wie über das Geschichtliche je Rechenschaft abgelegt zu haben. Aus diesen Beweggründen scheint es angebracht zu sein, an dieser Stelleüber manches Wissenswerte etwas weiter auszuholen. Der Ursprung dieser Mühle geht aber laut Urkunden schon ins 13. Jahrhundert zurück, und sie wird während den Jahrhunderten oftmals erwähnt. Am 22. Juli 1269 verlieh Berchthold von Strassberg dem Jakob, Sohn Heinrichs des Älteren, Schultheissen zu Büren, den von Dotzigen nach Büren fliessenden Bach als ein Erblehen, (Fontes Bern. II 725/26).Seine Söhne bestätigen solches am 1. November 1270 und fügten noch das Lehen des Baches "Hölisbrunnen" bei Büren hinzu (Fontes Bern.

DIE ALTE MÜHLE IN BÜREN a/A

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Nachfolgend probeweise ein digital durch Herr Fritz Käser aus Lengnau aufbereiteter Artikel aus den sogenannten Hornerblättern des Jahres 1942 der Vereinigung für Heimatpflege Büren a/A zur Mühle in Büren an der Aare. Autor war Paul Bütikofer. Die Hornerblätter können bei der Bibliothek in Büren an der Aare ausgeliehen werden.Der Artikel ist auch auf Facebook über den folgenden Link abrufbar:https://www.facebook.com/CH3294Bueren/posts/364208837103102

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Hornerbltter 1942

Vereinigung fr Heimatpflege Bren a/A

DIE ALTE MHLE IN BREN a/A.

Unweit sdlich ob dem Seelnder-Stdtchen Bren a.A. am Waldrand, von ppigen Obstbumen umgeben, liegt heute verlassen die wahrscheinlich aus der zweiten Hlfte des l7. Jahrhunderts erbaute Mhle. (Im Mauerpfettenbug beim Hauptgebude nrdlich stand die eingekerbte Jahrzahl 1699, anderweitig im Erdgeschoss desselben Gebudes die Jahrzahl1648). Die Bevlkerung von Bren a.A. und Umgebung kennt wohl diese Mhle, rein usserlich und vielleicht nur oberflchlich, ohne sich ber verschiedene bemerkenswerte Einzelheiten und ber den inneren Betrieb wie ber das Geschichtliche je Rechenschaft abgelegt zu haben. Aus diesen Beweggrnden scheint es angebracht zu sein, an dieser Stelleber manches Wissenswerte etwas weiter auszuholen. Der Ursprung dieser Mhle geht aber laut Urkunden schon ins 13. Jahrhundert zurck, und sie wird whrend den Jahrhunderten oftmals erwhnt. Am 22. Juli 1269 verlieh Berchthold von Strassberg dem Jakob, Sohn Heinrichs des lteren, Schultheissen zu Bren, den von Dotzigen nach Bren fliessenden Bach als ein Erblehen, (Fontes Bern. II 725/26).Seine Shne besttigen solches am 1. November 1270 und fgten noch das Lehen des Baches "Hlisbrunnen" bei Bren hinzu (Fontes Bern. II750/751, s. das Bern. Seeland v. W.F. v. Mlinen 1895). Da der erstgenannte, jetzt fr die Wasserversorgung von Bren gefasste Bach unzweifelhaft durch Menschenhand - und zwar unter Anwendung bemerkenswerter Nivelierkunst - nach Bren geleitet worden ist mit einer Lnge von 2 km, whrend sein ursprnglicher Lauf durch das in der Richtung der heutigen Kreuzung von Strasse und Bahnlinie auf Gebiet der Gemeinde Dotzigen sich ffnende "Hintertal" der Aare zugerichtet gewesen sein muss, kann mit Bestimmtheit angenommen werden, dass im Jahre 1269 eine Mhle da bereits im Betrieb war, wo heute die zu erhaltende steht. Ohne das Vorhandensein einer solchen htte die Herleitung des Baches keinen Sinn gehabt. Als letztes, das Bachbettprofil mit talseitigem Wall aufweisende Stck des trocken gelegten Mhlebaches wurde die Strecke unterhalb des Schlosshubels Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts zwecks Bentzung als Weg (Mhlebachwegli) ausgeebnet. Die Weiherflche im Riedli, eine ehemals zur Mhlebesitzung gehrende Enclave im Burgerwald, ist durch Tausch im Jahre 1919 in burgerlichen Besitz bergegangen. Von einem M l l e r aus dem im 15. Jahrhundert sehr begterten Geschlechte der Rys (altes Burgergeschlecht v. Bren) ist die Rede im Jahrzeitenbuch von Bren, abgefasst im Jahre 1481.An dieser Stelle sei erwhnt, dass auf der Abbruchstelle des Hauptgebudes im Jahre 1941 eine bronzene, mit eingekerbten Rinnen reichverzierte 33 cm lange Nadel mit konischem Kopf gefunden wurde, welcher Umstand leicht verfhrerisch ist, punkto Alter der Mhle noch auf einen viel lteren Ursprung zurckzuschliessen in die Rmer-zeit oder sogar in eine viel frhere vorchristliche. Die Mhle, aus 3 Gebulichkeiten bestehend, wovon das Hauptgebudemit Wohnung, Scheune und Mhle im Untergeschoss 1941 abgebrochen wurde, wie schon erwhnt, verbleibt noch das reizvolle Stckli und die sog.obere Mhle mit dem handwerksmssig-sinnvollen Wasserzulauf zum Antrieb des Mhlenrades, eine malerische Sehenswrdigkeit fr den heimatliebenden Schweizer. Es wird wohl interessieren, dass das heutige, aus einigen hundert Holzstcken zusammengefgte Mhlenrad, von Arnold Sutter, geboren 1882, im Jahre 1917 mit viel Geschick und durch Mahlknechte erworbene Fachkenntnisse unter Zuhilfenahme des technischen Zeichnens aus der Sekundarschule erstellt wurde, und bei diesem Anlasse der alte eichene Wellbaum durch einen eisernen ersetzt wurde. Der Wasserzulauf besteht aus einem untern eichenen Klotz (Wechsel) und dem tannenen gebohrten Steigrohr (Stotzdnkel genannt) wie dem obernhlzernen Knel, der nunmehr das Wasser den Wasserradschaufeln abgibt. Wie mit grosser Liebe und fachkundigem Verstndnis achtete der Mller auf den gleichmssigen Gang des Rades bei einer etwaigen Reparatur auf eine nicht einseitige berbelastung, damit das Getriebe nicht Schadennahm. Das Rad musste ab und zu gedreht werden, auch wenn nicht gemllert wurde, und whrend den kalten Wintermonaten bengstigte man sich ber die schdigenden Eisbildungen, denn der Fachmann achtete. auf die Lebensdauer des Wasserrades, das ein durchschnittliches Alter von 20Jahren erreichte. Auch die innere Einrichtung ist noch zum grssten Teil erhalten, die erst 1936 im Frhling ihre Arbeit auf immer einstellte, und den Beschauer an die gute alte Zeit in Ehrwrdigkeit der fleissigen Hnde zur Mehlbereitung erinnert. In der oberen Mhle wurde speziell Weissmehl gemahlen (gemllert) und der Mahlgang bestand aus ksbissenfrmig zusammengefgten und mit schmiedeisernen Ringen (Reiffen) zusammengehaltenen Champagnersteinen (aus der Grube La Fertes sous Jouarre), im Gegensatz zu den andern aus einem Stck bestehenden Mhlsteinen. Wie mochte es da hin und her gegangen sein durchs Jahr hindurch und speziell anfangs Christmonat und Neujahr, wenn die Kunden aus Bren und Reiben zur schn gelegenen Mhle hinaufpilgerten, um ihr Semmelmehl fr Zpfen abzuholen, man hrt sie frmlich schwatzen und diskutieren, wer das schnere weissere oder das weniger weisse, aber dafr krftigere Mehl hatte u.s.w. u.s.w. In der untern Mhle wurde aber auch Futtermehl gerieben; hier bestand der Mahlgang aus dem Bodenstein, dem zhen, nach langer Arbeit glatt werdenden Schnottwilerstein, der fters geschrft werden musste, und dem granitenen Lufer, der wohl aus Findlingen gehauen wurde. Der Schnottwilerstein wurde im Stckerensteinbruch ob Schnottwil bei Bren gebrochen, und nicht nur fand er Absatz in der engeren Heimat sondern wurde als bestbekannte und bewhrte Mhlsteine auf dem Wasserwege mit den Flossen nach Holland ausgefhrt. Die beiden letzten Mller, Arnold Sutter, obgenannt, und sein Vater Samuel Frank, genannt "Sami-Mller" (1850 - 1933, siehe Bild)waren Kenner im Steinschrfen und in der Wahl der Steine; sie wussten, dass der Bodenstein oder Lufer hrter sein musste, sie kannten auch die Vorteile des Muschelsandsteines, des sog. Reutlingersteines, der beim Rllengang (Rnle) Anwendung fand zur Trennung von Spreuer und Kernen (Korn, Dinkel), und wir, die den Sami Mller noch kannten, sehen und hren ihn an seiner Arbeit, den Sngerfreund, die frohe Natur, der sogar ein Glsschen zu viel nicht schmhte, alles lag ihm im Blut bis zum Lebensende. Diese ehrwrdige Mhle ist heute dem Zerfall ausgesetzt, Dachteile sind am Einstrzen, dem Zweck beraubt, das Rad steht still und kein Ruchlein mehr entsteigt dem alten md gewordenen Kamin, und sie trumt einen langen, langen Traum.Paul Btikofer