Die andere Welt

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DIE ANDERE WELT(The Other World)von Murray Leinster

Aus dem Amerikanischen bersetzt von Fritzheinz van Doornick

Dick Blair ffnete eine Grabsttte der Fnften Dynastie im Unteren gypten und machte dabei die Feststellung, da nur ein einziger Gegenstand durch Feuchtigkeit zerstrt worden war in einem Klima, das alle anderen in dem Grab befindlichen Dinge unversehrt erhalten hatte.Als Dick Blair nach New York zurckkehrte, war er eine Zeitlang sehr beschftigt, fand dann aber eines Abends doch die Gelegenheit, seinem Freund Tom Maltby eine Masse grnlichen Staubes zu bringen. Dick hatte schon wieder etwas von der gyptischen Sonnenbrune verloren; die Zivilisation begann ihn bereits zu langweilen, und vor allem klagte er ber den in New York herrschenden Lrm.Das, sagte er zu Maltby, ist ein Hufchen Schmutz. Es ist mit Oxyden gefrbt und stellte frher einmal etwas dar, das vor mindestens 5000 Jahren von einem gypter hergestellt worden war. In unserem Museum verstehen wir es ausgezeichnet, Gegenstnde wiederherzustellen, die fast vollkommen zerstrt wurden; aber wir bentigen zumindest einen Bruchteil von Metall, um daran arbeiten zu knnen. Die Rntgenstrahlen aber zeigen uns diesmal, da hier jeder Metallrest vollkommen verschwunden ist.Er reichte seinem Freund die Negative der mit den Rntgenstrahlen gemachten Aufnahmen. Sie lieen lediglich die Verteilung der dichteren Metalloxyde in dem grnen Staub erkennen.Interessiert sah auch Maltby sich die Analyse an.Wenn wir noch einen Splitter des ursprnglichen Metalls htten, fuhr Dick fort, wrden wir einen Kontakt herstellen, den Splitter als Kathode benutzen und fr die Dauer von 6 Monaten dauernd ein Viertelampere hindurchjagen, so da sich die Oxyde ablsen, whrend das Metall seine ursprngliche Form wieder annimmt. Es ist verwunderlich, welche groartigen Formen die Dinge dann wieder erhalten; wir entdecken mit dieser Methode sogar die einstmals an dem Gegenstand angebrachten Verzierungen wieder. Aber mit diesem Staub hier, endete er, knnen wir trotz aller technischen Hilfsmittel nichts mehr anfangen.Dick Blair deutete hier eine Methode an, die gewhnlich in Museen benutzt wird. Sofern nmlich das zerfressene Metall im Staub nicht ganz zerstrt wurde, erhlt man ausgezeichnete Rckgnge des Rostprozesses, und Gegenstnde, die zuvor unkenntlich waren, werden wieder so weit restauriert, da man sie zur Schau stellen und zum Studium verwenden kann.Du hast doch ein System dieser Art in verbesserter Form ausgearbeitet, deutete Dick Blair an.Maltby nickte. Die Sache schlgt zumindest in mein Fach, meinte er.Ich kann einen Versuch mit diesem Staub unternehmen. Er war ein Ingenieur, der sich mit der Bekmpfung von elektrolytischen Schden befate, die durch Erdstrahlungen verursacht wurden. Jeder ffentliche Versorgungsbetrieb verfgte ber mindestens einen Ingenieur, dessen Aufgabe darin bestand, Schden der genannten Art zu verhindern, und Maltby war einer der besten unter ihnen.Nachdem er den Staub grndlich betrachtet hatte, legte er ihn wieder zurck, um zwei Drinks zu mixen. Dick Blair setzte sich bequem hin.Dieser Staub ist jetzt offiziell dein Eigentum, bemerkte er, was auf meine Veranlassung zurckzufhren ist. Er kann frher einmal ein Kupfertopf gewesen sein, ein Tiegel oder etwas anderes. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie der betreffende Gegenstand verrostet ist. Der Ort war vollkommen von der Wste umgeben; dazu gab es kilometerweit keinen Tropfen Wasser. Das Grab war jedenfalls staubtrocken, und nichts anderes zeigte auch nur geringe Spuren von Feuchtigkeitsschden. Ich frage mich, wo die Nsse hergekommen sein kann.Maltby nippte an seinem Drink, und Dick fuhr fort: Es fanden sich noch weitere Absonderlichkeiten in diesem Grab. Sein Insasse war kein Knig, war aber fr das Leben nach dem Tode in wahrhaft kniglicher Weise aufgebahrt worden. In dem Grab befanden sich auch bedeutend mehr importierte Gegenstnde, als man sich vorstellen kann. Da gab es beispielsweise Waren aus Zypern und Phnizien, aus thiopien und Nikene natrlich neben Dingen rein gyptischer Herkunft. Die in dem Grab vorgefundenen Schriften sind recht eigenartig. Der Begrabene war einmal so etwas wie ein kniglicher Physiker und Magier gewesen; auerdem war er ein Vetter des Pharaos. Unter den Dokumenten befindet sich ein Papyrus ber medizinische Fragen, der noch groes Aufsehen erregen wird. Der Inhalt ist recht schwierig zu bersetzen, doch es ist unverkennbar, da es sich hier um eine Beschreibung des Blutkreislaufs handelt 4700 Jahre, ehe die modernen Menschen davon wuten! Eine andere Schrift ist noch verblffender, denn sie beschreibt Tiere, die berhaupt nicht vorhanden sind. Am erstaunlichsten ist die Beschreibung eines kleinen Pferdes mit 3 Zehen. Ich kann nur hinzufgen, da der Eohyppos zu jener Zeit lngst nicht mehr lebte. Wie kam der Mann nur auf eine solche Idee?Maltby zuckte die Achseln. Mrchen mssen nicht immer falsch sein, erwiderte er. Versuche doch einmal, mglichst viele phantastische Behauptungen aufzustellen, und du wirst sehen, da einige von ihnen sich bald als Wahrheit erweisen. Hingegen wirst du Schwierigkeiten haben, mir einzureden, da es bereits vor 50 Jahrhunderten modernes Wissen gab, gleichgltig, ob es in Papyri festgelegt wurde oder nicht.Dick Blair grinste. Der alte Bursche im Grab hatte einen weiten Blick. Ich wei nicht, ob du unterrichtet bist, da es Pharaonen gab, die niemals Brgerkriege erlebten und noch viel weniger Kriege, die nach auen gefhrt werden muten. Der Mann im Grab erklrt in seinen hinterlassenen Schriften, da er diese Dinge fr seinen Vetter geregelt habe. Jeder, der auch nur einen schlechten Gedanken ber den Knig hegte, starb auf geheimnisvolle Weise. Auch prahlte er ber die Gemeinheiten, die er gegen den Knig von Zypern verbte. Es war geheimnisvoll, aber modern.Maltby runzelte die Stirn, und Dick fuhr fort: Die so prahlerisch gehaltenen Schriften in seinem Grab berichten, da der Knig von Zypern eine hbsche Tochter besa, die der Pharao von ihrem Vater fr seinen Harem anforderte. Der Knig von Zypern wies ihn ab, und kurz darauf verschwand er zusammen mit seinem ganzen Hofstaat in einer Quecksilberlache. Dieser Bursche nun, dessen Grab ich ffnete, behauptet, da er dieses Wunder vollbracht habe. Der Sohn des Knigs von Zypern bereitete sich auf einen Krieg vor, doch statt dessen kam er mit seiner ganzen Familie und der hbschen Prinzessin auf geheimnisvolle Art in einem Palast um, aus dessen Fenstern die Flammen schlugen. Der nchste Herrscher war dann unterwrfiger und schickte dem Pharao seinen Tribut. hnliche Dinge ereigneten sich brigens in Phnizien, thiopien und Nikene.Er brachte die Teile einer Maschine angeschleppt, die er auseinandergenommen hatte, um sie fr seine Rostumkehrungsversuche in einem bestimmten, fr Gebude gedachten Proze anzuwenden. Der Apparat hatte nur die bliche Laborgre, mute aber fr den Staub gengen. Er befand sich in einem Etui aus Kunststoff, an dessen Seiten Elektroden angebracht waren.Sorgfltig legte er den Staub in den Kasten. Ein Oszillator mit hoher Frequenz begann zu arbeiten.In diesen Staubresten befindet sich keine Metallart, die als Kathode wirken knnte, meinte er nach einer Weile. Doch es geht auch so. Ich werde den Staub zunchst mit Wellen durchsetzen, wodurch es zu einer Sonderung zwischen den einzelnen Bestandteilen nmlich Mitte, Auenseite und Oberflche des ursprnglichen Gegenstandes kommt. Befindet sich tatschlich Feuchtigkeit in dem Staub, dann wird sich daraus ein dauerndes Flieen des Stromes aus allen Richtungen zum Mittelpunkt ergeben. Es ist nicht ausgeschlossen, da sich dann irgendein Teil des Metalls zu seiner ursprnglichen Form wieder zusammenschliet. Mglicherweise geschieht dies auch bei mehreren, ja, es gibt vielleicht sogar Dutzende von Mittelpunkten immer dort, wo das Oxyd am dichtesten ist. Ich bin berzeugt, da das Ergebnis recht interessant sein wird, wenn es auch seine Zeit brauchen wird.Im Museum, meinte Dick, rechnen wir mit 6 Monaten.Ich wrde 2 Wochen sagen, sagte Maltby trocken. Mein Stromzuflu ist von den vorhandenen Ionen abhngig, nicht aber von der Kraft, den man ihm zufhrt. Ich fhre dem Apparat berhaupt keinen Strom zu, denn dieser erzeugt sich selbst.Er drehte am Oszillator und suberte sich danach die Hnde. Jetzt mssen wir abwarten. Noch einen Drink?N nein, erwiderte Dick. Was wolltest du vorhin mit dieser Quecksilbergeschichte andeuten? Es ist sonderbar, da sich so etwas in New York zugetragen haben soll. Als man mir von dem Fall aus Alexandria erzhlte, wollte ich ihm nicht glauben, obgleich alle Einwohner es taten. Ich finde es absurd, die Angelegenheit mit einem alten Papyrus in Verbindung zu bringen, der denselben Unsinn berichtet.Ich habe in dieser Hinsicht keine wesentlichen berlegungen angestellt, erwiderte Maltby lchelnd. Du sprachst von einem verschwundenen Mdchen und Quecksilber, erwhntest einen vergessenen Knig und sprachst abermals von Quecksilber. Dabei fiel mir Sam Todd ein, der mir neulich von einem Safe erzhlte, der vor knapp einem Monat in einer Parfmeriefabrik erbrochen wurde. Es verschwanden zahlreiche Flaschen mit lessenzen, von denen jede Unze Hunderte von Dollar wert war, in Quecksilberlachen. Das kam mir seltsam vor, und deshalb dachte ich an gewisse Zusammenhnge.Ich mchte gern einmal mit diesem Sam Todd sprechen, sagte Dick nachdenklich. Ich hasse es, fr dumm verkauft zu werden, aber das alles ist wirklich recht seltsam.Er machte die Bekanntschaft von Sam Todd und entdeckte in ihm eine verwandte Seele. Sein ganzer Ehrgeiz ging dahin, ein groer Kriminologe zu werden, der seinen Kunden etwas bieten konnte.Dann machte er die Bekanntschaft von Nancy Holt. Sie wurde von Sam Todd beschftigt und mute fr ihn Nachforschungen anstellen. Spter einmal, wenn Sam sein eigenes Bro erffnet hatte, wrde sie seinem Stab angehren.

*

Inzwischen ging die elektrolytische Wiederherstellung des Gegenstands in dem Plastikbehlter weiter. Nach 4 Tagen lieen die Rntgenstrahlen im Staub ein halbes Dutzend kleiner Stckchen festen Metalles erkennen; nach 6 Tagen hatten sich die Stckchen aneinandergefgt. Drei von ihnen stellten den Beginn einer runden flachen Scheibe dar, whrend die anderen von ihr in seltsam verlaufenden Winkeln getrennt waren. Acht Tage spter aber waren sie ineinander aufgegangen.Auf diese Weise entstand eine unregelmige Scheibe, die einen Durchmesser von etwa 10 Zentimeter hatte. Sie lief aus in einen kleinen Stab, von dem sich zwei noch kleinere Seitenarme abhoben.Zehn Tage spter war der Gegenstand zu erkennen; er hatte sich zu einem Zeremonienspiegel entwickelt, der auf einem kreuzfrmigen Griff, einer sogenannten Crux ansata, sa. Spiegel dieser und hnlicher Art hatten zur Ausstattung der gyptischen Pharaonen gehrt von der Vergangenheit her bis in das Zeitalter Alexanders des Groen. Sie bedeuteten, da der Pharao Herr nicht nur dieser Welt, sondern auch des Jenseits sein sollte.Die Umrisse des Spiegels waren bereits deutlich zu erkennen. Zwei Tage spter aber zeigten die Rntgenstrahlen einen seltsamen Schatten, dessen Bedeutung Maltby unverstndlich war. Auch am vierzehnten Tage begriff er noch nicht, was dieser Schatten bedeuten sollte, doch die Rntgenstrahlen lieen ihn erkennen, da der gesamte Staub seine ursprngliche Form wieder angenommen hatte. Der Gegenstand war damit so vollkommen wiederhergestellt, wie Maltbys Apparat es fertigbringen konnte.Er rief Dick an, der sich sofort zu ihm begab.Verdammt, sagte er, als er atemlos eintraf, ich wollte Nancy mitbringen, aber Sam bat sie, fr ihn einige Aufnahmen im Polizeimuseum zu machen. Jetzt ist sie dabei, fr die Fotografien die tollsten Mordinstrumente zu katalogisieren.Dieser Staub, sagte Maltby sanft, ohne auf seine Worte einzugehen, scheint sich zu einer Crux ansata entwickelt zu haben. Ist das nicht interessant?Meines Wissens gab es solche Kreuze zu jener Zeit noch gar nicht, meinte Dick verwundert. Auerdem durfte der Bursche so ein Ding nicht in seinem Grab haben, denn er war doch kein Knig!Eine Scheibe, die sich gleichfalls aus dem Staub gebildet hat, ist mir unerklrlich, fuhr Maltby fort. Sie entwickelte sich erst am Ende des Prozesses und ist strahlenundurchlssig. Kannst du dir vorstellen, um was es sich handeln knnte?Dick, der mit seinen Gedanken noch bei Nancy war, schttelte den Kopf.Als Maltby dann aber den Staub aus dem Behlter holte, erwachte sein Interesse. Er schob dankend ein ihm angebotenes Messer zurck und nahm einen hlzernen Spatel, um den Staub herauszuholen, der den geschaffenen Gegenstand dicht umgab. Grndlich betrachtete er die Negative der Rntgenaufnahmen und formte den Staub genau nach dieser Vorlage. Dann machte er seltsame, fast chirurgische Einschnitte in die Masse und fegte alle Staubteilchen sauber zusammen. Sekunden spter entnahm er ihnen das kupferfarbene Kreuz, wie es von den Strahlen gezeigt worden war.Verwundert blickte er es an. Es ist vollkommen, sagte er. Auch die erwhnte Glasplatte fehlt nicht.Die 10 Zentimeter groe Scheibe hatte zunchst wie eine feste Metallmasse ausgesehen. Jetzt aber lie sich erkennen, da sie handbreit und handdick sowie in der Mitte vollkommen durchsichtig war. Man konnte sie durchblicken.Dick legte den Gegenstand zur Seite und wandte sich der zweiten, noch etwa 15 Zentimeter groen Sache zu, die nach seiner Meinung noch immer im Staub vergraben sein mute. Doch diese Sache einen Namen wuten sie ihr nicht zu geben war nicht vorhanden. Minutenlang suchte er, bis er den verbleibenden Staub in so kleine Teile zerlegt hatte, da in ihm nichts mehr verborgen sein konnte.Seltsam, sagte Dick dann. Wir werden die Rntgenstrahlen spter noch einmal benutzen mssen. Jetzt mchte ich mir dieses Ding hier grndlich ansehen. Die Epoche der 5. Dynastie dnkt mich ein auerordentlich frhes Zeitalter fr Glas zu sein. Glas wurde doch erst sehr viel spter, und zwar zur Zeit der Rmer, entdeckt. Vielleicht aber ist es ein Kristall Er hob den eigenartigen Gegenstand ungeduldig auf und suberte zunchst die durchsichtige Oberflche. Dann griff er hinter die Scheibe, um auch deren Rckseite zu reinigen und seine Zge drckten Verwunderung aus. Er konnte nmlich den hinteren Teil des Spiegels fhlen, denn er war aus Metall. Dafr aber konnte er seine Finger nicht sehen, sondern blickte einfach durch sie hindurch.So hielt er den Spiegel an die Augen, betrachtete sich Maltby und sah durch ihn bis auf die andere Seite des Raumes Kopfschttelnd griff er nach einem Buch und schob es hinter das angebliche Glas. Der dicke Band behinderte die Sicht in keiner Weise, denn er schien vollkommen durchsichtig geworden zu sein. Nach wie vor erblickte er Maltby und durch ihn die andere Seite des Raumes.Maltby stie einen verwunderten Ruf aus.Hier, schau dir das einmal an, sagte er scharf.Er nahm Dick die Crux ansata fort und drehte sie um, legte sie mit der glnzenden Seite auf den Schreibtisch und dann kam es zu einem erstaunlichen optischen Phnomen.Eine dnne Oberschicht der Schreibtischplatte schien sich um 15 Zentimeter ber ihr Niveau gehoben zu haben. Unter ihr wurde der kupferne Rcken der Scheibe erkenntlich, anschlieend folgte ein leerer Raum und danach wieder ein Bruchteil der Tischplatte.Es war natrlich unmglich und doch muten sie sich zu der Tatsache bekennen, da ihre Augen sie nicht belogen.Man kann durch die Platte blicken, sagte Maltby und war bla geworden. Auerdem gibt es dort eine Stelle, an der sich das Licht zu brechen scheint. Es springt von der Vorderseite der Scheibe bis an einen Fleck, der etwa 15 Zentimeter seitlich liegt. Es sieht hierdurch aus, als ob die Gegenstnde uns um einiges nher gerckt worden wren.Er nahm die Scheibe wieder hoch und hielt sie mit der anderen Seite ber den Schreibtisch. Wieder schien die Platte etwas nher gekommen zu sein. Er beugte sich ber das seltsame Instrument und stie erneut einen Ruf des Staunens aus, denn nunmehr konnte er smtliche Holzfasern und Einzelteile der Holzsubstanz wie unter einem Mikroskop erkennen. Als er dann den kleinen Apparat noch tiefer senkte, blickte er durch ihn in den Schreibtisch hinein, betrachtete den Inhalt der obersten Lade, ohne sie geffnet zu haben betrachtete ihn von auen Sofort begannen die beiden ein erregtes Gesprch, und 20 Minuten lang machten sie die unmglichsten Experimente. Doch die Tatsache blieb bestehen: Das Kristall, oder wie immer man es nennen wollte, hatte fast die gleichen Eigenschaften wie die Rntgenstrahlen.Was aber mag geschehen, wenn man etwas in die ffnung schiebt, die sich zwischen Kristall und Rckwand befindet? fragte Dick Blair.Vorsichtig schob er einen Finger in den Zwischenraum und betrachtete ihn dann durch das unglaublich alte Instrument. Sein Finger schien sich zunchst um einige Zentimeter zu nhern, und dann geschah das Unmgliche: Er sah in seinen eigenen Finger hinein, ohne etwas dabei zu verspren, erblickte das Fleisch, sah den Knochen, die Nerven, Muskeln und Blutgefe.Kopfschttelnd zog er die Hand zurck und sah Maltby an. Dieser war blasser als Dick selbst.Ich habe von der Seite her auf deinen Finger geblickt, stammelte er mhsam. Sein Ende verschwand, und dort, wo er verschwand, war es, als ob Quecksilber tropfe!Sie zweifelten an ihrem eigenen Verstand, und doch lie sich die gegebene Tatsache nicht leugnen. Sie schoben einen Bleistift in den ungreifbaren Platz in der Mitte des Zwischenraumes, und der Bleistift verschwand. Von der Seite her betrachtet schien das verschwundene Stck ein Tropfen Quecksilber zu sein, der sich dann bewegte, wenn man den Bleistift drehte. Von der vorderen Seite der Vorrichtung aber blickten sie in die inneren Bestandteile des Stiftes.Jetzt schoben sie eine Uhr in den Zwischenraum. Dick erkannte die Hlfte der Maschinerie, und als die Uhr zurckgezogen wurde, war sie unversehrt. Und dann war es Dick, der ohne vorherige Ankndigung seine ganze Hand in den rtselhaften Raum tauchte. Er blickte dieselbe an und sah die Knochen, Muskeln und Adern, whrend Maltby von der Seite her eine Art Quecksilberreflex zu erkennen glaubte.Pltzlich sagte Dick mit seltsamer Stimme: Ich fhle etwas! Einen Augenblick stand er bewegungslos da, um dann seine Hand hervorzuziehen.Er hielt etwas zwischen den Fingern. Es war ein grnes Blatt, das anscheinend frisch von einem Baum gepflckt worden war. Es war auch ein ganz eindeutiges, unverkennbares Blatt, aber zwei Dinge an ihm waren seltsam: Es war aus dem Nichts, in einer im dritten Stock gelegenen Wohnung gepflckt worden, wo es berhaupt keine grnen Bltter gab, und stammte zweitens von einer Pflanze, die kein Mensch auf der Erde kannte.Dick fand heraus, da das Ding, das durch Schreibtische, durch Knochen und Fleisch blicken konnte, von seinem lang verstorbenen Besitzer vermutlich benutzt worden war, um Anatomie zu studieren. Damit wurde auch die 5000 Jahre alte Beschreibung des Blutkreislaufs verstndlich. Man konnte mit dem kleinen Apparat direkt in einen lebenden Krper hineinsehen.Maltby begann zu philosophieren und Betrachtungen anzustellen, worauf Dick bemerkte, da die Crux ansata als Symbol der Herrschaft ber die andere Welt einmal eine wichtige Bedeutung gehabt habe.Folglich mute es irgendeine andere Welt geben, die diese Erde fortsetzte oder ergnzte. ber die andere Welt hatte man Spekulationen angestellt, seit Plato in den Windeln gelegen hatte, und es war offensichtlich, da dieses grne Blatt dieser Welt entstammte.Dann sagte Dick, da er seine Hand noch einmal in den Zwischenraum hineinfhren werde, um zu sehen, was sich dann ereigne.Er fhrte seine Absicht sofort durch und brach einen ganzen Zweig mit Blttern von unsichtbarer, unbekannter Herkunft ab, um ihn zurckzubringen. Es war fr beide ein unheimliches Gefhl, sich in einem hellbeleuchteten und gutmblierten Raum zu befinden, in die Leere zu greifen und dann aus dem Nichts einen Zweig zu holen, dessen Bltter denjenigen der Erde vollkommen unhnlich waren.Dieser Griff in das Unsichtbare aber brachte noch etwas anderes mit. Um den Zweig hatte sich ein winziges lebendes Ding gerollt und sah aus, als ob es eben von einem Blatt gefressen habe. Es besa riesige Augen und durchsichtige Flgel.Im Schein des hellen Lichtes blinzelte es, rollte sich los und erhob sich in die Luft. Die beiden sahen genau, wie das Tier dahinschwebte und schlielich zum Fenster hinausflog. Es war sehr klein und harmlos, war aber eine Schlange gewesen, eine geflgelte Schlange Aber geflgelte Schlangen sind auf der Erde doch ganz unbekannt!Die beiden Mnner sprachen aufgeregt miteinander, als die Glocke lutete und Sam Todd aufgeregt in das Zimmer gestrzt kam. Sein Gesicht war aschgrau.Dick, sagte er mhsam, ich suchte Sie. Ich war mit Nancy im Polizeimuseum. Wir aen eine Kleinigkeit, und dann rief ich nach einer Taxe. Pltzlich roch ich etwas Seltsames. Ich drehte mich hastig um, denn ich roch nicht das Parfm, das Nancy gewhnlich benutzte, sondern etwas anderes. Und dann sah ich, wie Nancy am Verschwinden war Ihr Oberkrper hatte sich bereits aufgelst, und um sie bildete sich eine groe Lache Quecksilber. Dasselbe fiel zu Boden, und dann war von Nancy nichts mehr zu sehen. Ich habe vielleicht den Verstand verloren, kann aber beschwren, da dies tatschlich geschehen ist!Dick Blair stie wtende und erregte Schreie aus, denn er wute ebenso gut wie Sam, da keine Person, die jemals im Quecksilber verschwunden war, den Rckweg zur Erde gefunden hatte.Sam hob pltzlich den Kopf.Ein seltsamer Geruch, sagte er mhsam. Mein Gott, und denselben Geruch atme ich jetzt wieder ein. Es ist derselbe Duft, der in meine Nase stieg, als Nancy verschwand.Jetzt rochen es auch Dick und Maltby, die zuvor in ihrer Erregung nicht darauf geachtet hatten. Die Ursache war deutlich zu erkennen. Der Geruch kam von der Crux ansata, und der von ihr ausstrmende Duft war der Geruch eines Urwaldes bei Nacht im Herzen von New York City.

*

Drei Tage lang arbeitete Maltby wie ein Besessener, whrend Dick Blair glaubte, den Verstand verlieren zu mssen. Am schlimmsten war die Tatsache, da Maltby nichts versprechen konnte.Er wagte es nicht, irgendeinen Teil des geheimnisvollen Instrumentes zu zerstren, das ihnen aus der Vergangenheit zugekommen war. Er mute diesen Gegenstand analysieren, ohne ihn irgendwie zu beschdigen. So stellte er denn nach mehreren Versuchen fest, da das Instrument aus Wismutbronze, aus Kupfer und Wismut bestand. Bronze enthlt Zink oder Zinn, doch nur eine dieser Substanzen war hier eingeschmolzen, und das war die Wismut-Kupfer-Legierung. Die mikroskopische Untersuchung lie erkennen, da an der feinen Linie, die den durchsichtigen und undurchsichtigen Teil des Instrumentes trennte, eine Unregelmigkeit vorhanden war. Hier schien es eine einzige Stelle zu geben, an der das Metall ein Zwischenstadium durchmachte. Es war nicht mehr das Metall des Griffes, aber auch noch nicht die rtselhafte Oberflche, mit deren Hilfe man feste Gegenstnde durchblicken konnte.Hier also befand sich der Schlssel des Rtsels. Maltby arbeitete 24 Stunden lang. Dann hatte er einen durchsichtigen Ring von Zentimetergre in Form einer flachen Scheibe aus einer Legierung von Kupfer und Wismut hergestellt. Dieser Ring war nur eine Nachahmung des Crux-ansata-Effektes, reproduzierte deshalb auch nur Teilwirkungen derselben.Maltby hielt sein Werk an das Auge und erkannte zunchst Baumzweige und Bltter, die von einer nicht sichtbaren Seite her von Sonnenstrahlen beschienen wurden. Versuchsweise berhrte er dann mit einer Bleistiftspitze die durchsichtige Oberflche des Guckloches, aber nichts geschah. Die durchsichtige Oberflche war undurchdringlich.Er rief Sam Todd an, bat ihn um sein Kommen und ersuchte ihn, auch Dick Blair mitzubringen. Dann arbeitete er weiter.Als die beiden eintrafen, taumelte Maltby vor Mdigkeit. Doch inzwischen hatte er eine zweite Kupfer-Wismut-Scheibe hergestellt, die diesmal undurchsichtig war. An einer bestimmten Stelle konnte man einen Bleistift hindurchstecken, worauf derselbe verschwand. Er konnte aber mhelos wieder zurckgezogen werden.Ich habe erst einen Anfang gemacht, sagte Maltby sachlich. Ich nehme an, da die andere Welt den gleichen Raum einnimmt wie die Erde und da es nur eine Frage der Lichtbeugung ist, in diese andere Welt zu kommen und sie auch wieder zu verlassen. Das Licht mu in einem bestimmten, uns gemeinhin fast unvorstellbaren Winkel gebrochen werden. Ich wei, das, was ich da ausfhre, ist nur schwer verstndlich, aber ich bin so mde, da ich nicht mehr logisch denken kann.Was hast du nun fr uns fertiggemacht? fragte Dick gespannt.Ich habe ein Guckloch geschaffen, durch das man in die andere Welt blicken kann, und dazu eine Art Raum hergestellt, durch den Gegenstnde in die andere Welt geschickt werden knnen. Jetzt wei ich, wie ich vorzugehen habe. Wenn ich wach bleibe und nicht einschlafe, werde ich ein Tor schaffen, durch das auch Menschen in die andere Welt eindringen knnen.Dann arbeite schnell, bat Dick erregt. Nancy ist dort, und wir mssen ihr helfen. Du mut sofort beginnen!Gewi, antwortete Maltby ghnend, ich bin nur entsetzlich mde. Ich schlage vor, zunchst einmal dieses Guckloch an euch zu nehmen, euch mit ihm an einen hochgelegenen Ort zu begeben und von dort aus in die andere Welt zu schauen. Ich werde inzwischen an dem Tor arbeiten.Und ich werde fr die ntigen Waffen sorgen, erklrte Sam Todd.Wieviel Zeit wirst du dafr bentigen? erkundigte Dick sich bei Maltby.Drei oder vier Stunden.Die drei Mnner trennten sich sofort. Verrgert begab Dick sich zum Empire State Building und fuhr dort bis zur obersten Terrasse. Dort hielt er wie ein Wahnsinniger ein kleines Stck Kupferlegierung an sein Auge und blickte in die andere Welt.Unter ihm breitete sich ein Gebiet aus, da der Halbinsel Manhattan in Form und Aussehen vollkommen glich. Doch dieses Land war mit Bumen bedeckt, deren Bltter nicht zu erkennen waren. Im Sden, wo in der wirklichen Welt Huser zu finden waren, befanden sich Smpfe; wo hier sich Straen erstreckten, ergossen in jener Welt sich rauschende Strme.Zuerst lie sich keine Spur eines menschlichen Wesens erkennen. Dann aber erblickte er eine groe, offenbar aus Ziegeln erbaute Villa, die in der Mitte eines gutgepflegten Rasens lag. Das Gebude war jedoch zu weit entfernt und befand sich an der Brooklynkste, so da sich etwa vorhandenes Leben von hier aus nicht feststellen lie. Hier und dort auf Manhattan Island erblickte er Pfade, die sich scheinbar zufllig durch die Wlder zogen.Dann fiel ihm pltzlich eine Bewegung auf einem der Pfade auf. Ein von Pferden gezogener Wagen rollte zwischen riesigen Baumstmmen dahin. Zwei menschliche Gestalten saen auf dem Fahrzeug. Erst glaubte Dick, da sie nackt seien, erkannte dann aber, da sie Lendenschurze trugen.Hinter dem Wagen lief ein vierbeiniges Wesen, das zu gro war, um ein Hund zu sein. Dann bewegte sich das Fahrzeug um eine Wegbiegung, und Dick verlor es aus den Augen.Dick verlie das Empire Building und begab sich auf das Hochhaus von Radio City. Von hier aus erblickte er gepflgte Felder, die ihm zuvor verborgen gewesen waren noch mehr: Inmitten der Wildnis spiegelte sich das Sonnenlicht auf weiten Grasflchen wider. Es sah aus, als ob hier ungezhlte Treibhuser erbaut worden wren, um die Bevlkerung einer kleinen Stadt mit Gemse zu versorgen. Dick glaubte auch, zwei Pferde zu erkennen, die Pflge hinter sich herzogen, war in dieser Beziehung jedoch angesichts der groen Entfernung seiner Sache nicht ganz sicher.Diese andere Welt lag jenseits der Erde, die der Menschheit bekannt war, in einem greren Kosmos, der den Menschen vorerst noch unbekannt blieb. Dick konnte sich jetzt einige Vorstellungen machen von der schrecklichen Bedeutung, die diese andere Welt fr die Erde haben konnte.Bereits vor undenklichen Zeiten mochten einzelne Menschen einen Weg gefunden haben, der ihnen gestattete, sich zwischen den beiden Welten zu bewegen. Menschen also waren es, die sich in diese andere Welt begeben hatten, Menschen, die die Mglichkeit hatten, jederzeit zur Erde zurckzukehren, wann immer und von wo sie es wollten. Und der Mensch ist das ruberischste aller Geschpfe, dessen liebste Beute andere Geschpfe sind.Die erste Entdeckung dieser anderen Welt fiel unzweifelhaft in vorgeschichtliche Zeiten, als das Herz der Zivilisation sich in gypten befand. Damals war es vermutlich ein Gelehrter oder Zauberer jenes Zeitalters gewesen, der als erster die Reise zwischen den Welten gemacht hatte. Vielleicht hatte er seinem Knig ber die erstaunliche Entdeckung berichtet, worauf der Knig ihn umbringen lie, um dieses Wissen fr sich allein zu bewahren.Anfnglich war dem Knig diese andere Welt wahrscheinlich als ein sicherer Zufluchtsort vor rebellierenden Adeligen oder Aufstndischen erschienen. Ein Knig, der durch seine Tyrannei vom Thron gestoen worden war, konnte sich in die andere Welt flchten und war dort vor seinen Feinden in Sicherheit. Er konnte seine Frauen und Sklaven mitnehmen und sich einen Palast erbauen lassen, in dem er dann ruhig sein Leben verbrachte.Er war malos erregt, als er zurck zu Maltby kam. Sam Todd traf fast gleichzeitig mit ihm ein. Er hatte Waffen mitgebracht und begann, sie Dick zu zeigen und dabei Plne zu entwerfen.Grimmig schttelte Dick den Kopf. Ich werde allein gehen, Sam. Ich werde das Tor durchschreiten, sobald Maltby es fertiggestellt hat. Ihr beide mt zurckbleiben, denn es kann sein, da ich Hilfe bentige. Folglich mu jemand hier auf der Erde sein, der mich durch das Guckloch beobachtet, um mir Untersttzung zu bringen, sobald ich diese brauche. Auerdem, setzte er nachdenklich hinzu, mu da jemand sein, der die Behrden benachrichtigt und sie gleichfalls um Hilfe bittet Wer sollte das wohl tun, wenn wir beide gleichzeitig aufbrechen wollten?Die Behrden benachrichtigen? wiederholte Sam mit ironischem Gesicht. Wie lange wrde es dann wohl dauern, bis ich in einer Gummizelle gelandet wre? Es wrde mir vielleicht gelingen, die Leute zu berzeugen, da ich nicht wahnsinnig bin, aber dazu wren gewi Wochen erforderlich. Und wenn sie dann festgestellt htten, da dieses Guckloch in eine andere Welt kein fauler Zauber ist, dann wrden sie sich zunchst einmal mit ihren vorgesetzten Dienststellen in Verbindung setzen, die dann ihrerseits berzeugt werden mten. Dann wrden sie vermutlich beschlieen, da nach demokratischen Gepflogenheiten ein Beobachter und ein Gesandter auszuschicken seien. Nein, Dick, erst wollen wir Naney zurckholen, und dann werden wir ber das andere reden.Auf alle Flle mchte ich, da Sie zurckbleiben, um mir zu helfen, wiederholte Dick. Sie wissen genau, da Sie besser dazu in der Lage sind als Maltby. Sie verfgen ber mehr Geld als er und haben dazu einen wissenschaftlichen Grund, diese Untersuchung durchzufhren. Schauen Sie mal her.Er breitete die Notizen aus, die er ber die Topographie der anderen Welt gemacht hatte. Mit ihnen war es mglich, die entsprechenden Vergleiche zwischen der Erde und der anderen Welt anzustellen.Sam sah sich die Schriftstcke an und mute nun zugeben, da Dick recht hatte. Er sah ein, da es Wahnsinn gewesen wre, zu warten, bis sie von irgendeiner Behrde die Erlaubnis zum Handeln bekommen htten. Sie muten ganz einfach auf eigene Faust ausziehen, muten sich in das Abenteuer strzen und versuchen, Nancy zu helfen. Wahrscheinlich gab es auch viele andere, die Hilfe bentigten. Jedenfalls war uerste Eile geboten.Dann brachte Maltby eine Platte aufgerollter Kupferfolie herbei. Hier ist das, was du suchst, sagte er dabei. Es ist nur ein Eingang. Man kann nicht hindurchschauen, aber hindurchgehen.Ich werde an jener Stelle in die andere Welt steigen, an der Nancy verschwunden ist, erklrte Dick grimmig. Wir werden eine Taxe nehmen, und Sie, Sam, werden mir den betreffenden Ort zeigen.Einverstanden, nickte dieser. Jetzt aber mssen wir noch eine Mglichkeit ausfindig machen, damit wir uns auch miteinander verstndigen knnen von jener Welt aus in die unsere.Darber knnen wir uns auch unterwegs noch unterhalten, rief Dick drngend aus. Kommen Sie!Maltby sagte: Diese Folie mu an jener Stelle aufgerollt werden, wo man die andere Welt betreten will.Gut, ich nehme das Tor an mich. Los jetzt!Sam Todd steckte seine Waffen wieder in den Sack, in dem er sie hergebracht hatte. Sie schritten die Treppe hinab, und die Strae kam ihnen ganz alltglich vor. Dick trug die aufgerollte Folie. Sie bestiegen eine Taxe und fuhren in die Stadt. Maltby quetschte sich in eine Ecke und schlief sofort ein.An der 30. Strae ffnete Sam seinen Sack und bergab Dick dessen Inhalt. In ihm befanden sich 2 automatische Pistolen, die dazu gehrende Munition, ein automatisches Schrotgewehr mit abgesgtem Lauf, das mit Rehposten geladen werden mute, zwei kleine Trnengasbomben und eine Feldflasche.Die Taxe hielt, und der Fahrer drehte sich um.Wir steigen nicht aus, sagte Sam und deutete nach vorn. Hat jener Wagen dort nicht einen Plattfu?Der Fahrer blickte in die angedeutete Richtung, und Sam fand die Zeit, die Kupferfolie aufzurollen.Denken Sie immer daran, da Sie mir eine Botschaft zukommen lassen mssen, sagte er dabei.Dick nickte und berhrte seine Taschen, in denen er die Waffen und die Munition untergebracht hatte. Die Flinte mit dem abgesgten Lauf nahm er in die Hand.Ohne ein Wort zu sagen, betrat er die Kupferfolie und sank nach unten.Maltby schlief nach wie vor mit erschpften Zgen. Er sah nicht, was geschah.Pltzlich war Dick Blair in einer Quecksilberlache verschwunden.

*

In hellem Sonnenschein fand er sich wieder. Seine Augen sahen riesige Bume, die fast die Hhe der Gebude erreichten, die ihn vorher umgeben hatten. Er stand inmitten einiger Strucher und erblickte dann eine rohe, aus Brettern erbaute Plattform. Auf ihr stand eine Art Kfig mit einer jetzt geffneten Tr. Diese Tr konnte von innen offenbar nicht geffnet werden. Der Kfig war leer, und es bestand eigentlich kein Zweifel, da er von Menschen erbaut worden war.Der Himmel war blau. Etwas Winziges flog in Dicks Nhe, doch die Gestalt war nicht diejenige eines Vogels. Etwas heulte pltzlich auf und machte einen schrecklichen Lrm. Dann watschelte ein gefiedertes Wesen mit entenhnlichem Gang dahin, blieb stehen, heulte noch einmal erschreckend auf und stolperte dann weiter, als ob es einen bestimmten Auftrag auszufhren habe. Das seltsame Wesen folgte einer Wagenspur, die sich durch den Wald zog und sorgsam die Nhe von Bumen mied.Dick sah sich die Radspuren grndlich an. Sie muten von hlzernen Rdern stammen, die keinerlei Metallbeschlag trugen. Auch die deutlich erkennbaren Pferdespuren lieen erkennen, da sie von unbeschlagenen Hufen verursacht worden waren. Im weien Staub dieser seltsamen Strae entdeckte Dick noch weitere Spuren, die von riesigen Hunden stammen muten. Der junge Gelehrte dachte an Doggen.Ein rhythmisches und unharmonisches Kreischen drang an sein Ohr, und er wandte sich um. Hufschlge wurden hrbar, und dann erschien auf der Strae ein Wagen. Es war ein normal gebauter Wagen mit einem gewhnliches Pferd. Ein halbnackter Mann, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet war und dem die Haare auf die Schultern fielen und der einen ungepflegten Bart trug, sa auf dem Bock und fhrte das Pferd. Hinter ihm lief ein Tier, das aussah wie ein riesiger Wolf.Mit erhobener Waffe lief Dick dem Wagen entgegen.Halten Sie an, sagte er khl. Ich mchte eine Auskunft haben!Der brtige Mann sah auf und fragte: Mein Gott, wo kommen Sie her? Er war weniger erschreckt als verwundert. Sein Mund ffnete sich, und er blickte Dick malos verblfft an. Das Pferd blieb stehen.Das Tier kam um den Wagen herum und beschnffelte Dick. Es sah einem Wolf sehr hnlich, stark behaart, mit scharfer Nase und hochstehenden Ohren. Doch noch niemals hatte ein Wolf Augen von hnlich ausdrucksvoller Intelligenz besessen.Das Tier blickte Dick abschtzend an. Offenbar dachte es nach, wie ein Mensch nachdenkt, dem etwas Seltsames begegnet. Dann wandte es den Kopf und blickte den Mann an, wobei es ein wenig knurrte. Das leise Gerusch klang bengstigend.Der brtige Mann wurde bla. Langsam und furchtlos lief das Tier um Dick herum. Seine Augen waren angespannt. Dick hob die Waffe, worauf das Tier stehenblieb und ihn erneut anblickte nein, nicht ihn, sondern die Waffe. Dann stie es Gerusche aus, die sich anhrten, als wrde jemand sprechen.Der Wagenfhrer sagte mit zitternder Stimme: Er mchte wissen, woher Sie kommen.Das ist mir vollkommen gleichgltig, antwortete Dick rauh. Ich meinerseits will wissen, wohin die neuen Gefangenen gebracht werden.Das Tier verstand die Frage. Es war zwar wider alle Vernunft, aber es verstand die gestellte Frage. Es stie weitere Gerusche aus, und der Mann sagte voller Entsetzen: Nein, bitte nicht. Du verstehst nicht Er sprach zu dem Tier, worauf es nur den Kopf wandte und ihn anblickte. Das war alles, aber der Mann sthnte auf. Er legte die Zgel um eine Ecke des Wagens und bereitete sich zum Absteigen vor.Zum Teufel, rief Dick zornig aus, ich will jetzt eine Antwort auf meine Frage haben. Wohin werden die Gefangenen gebracht?Der Mann, der an allen Gliedern zitterte, sprang ab und kam auf Dick zu.Es ntzt nichts, mich zu tten, sagte er. Ich habe Ihnen nichts getan.Zugleich sah Dick aus den Augenwinkeln eine schleichende Bewegung. Er warf sich herum, und seine Pistole bellte auf. Die Kugel traf das eben aufschnellende Tier in die Brust, so da es dicht vor ihm zu Boden fiel und konvulsivisch zuckte.Tte ihn, brllte der Mann. Tte ihn, bevor er heult!Die Bestie versuchte Schreie auszustoen, aber Dick feuerte noch einmal, und das Tier verendete.Der Mann rang die Hnde und schien wie erschlagen zu sein. Mein Gott, sagte er mit dnner Stimme, mein Gott, das wird nichts Gutes einbringen.Seien Sie jetzt still, fuhr Dick ihn an. Ich sagte Ihnen bereits, da ich wissen mchte, wohin die Gefangenen gebracht werden! Der Lauf seiner Pistole zeigte unmiverstndlich auf den Mann. Ich komme aus New York, fuhr er fort. Vor drei Tagen ist ein Mdchen nach hier verschleppt worden. Wo ist es?Mit einem Ausdruck zweifelnder Hoffnung in der Stimme antwortete der Mann: Sie kommen aus New York? Sind Sie denn nicht nach hier gebracht worden? Knnen Sie vielleicht auch wieder zurckkehren?Allerdings, sobald ich das Mdchen gefunden habe, erklrte Dick.Der Mann bestieg wieder seinen Wagen und sah Dick flehend an.Welchen Weg sind Sie gegangen? fragte er bittend. Wie kehrt man zurck? Sagen Sie es schnell, denn wir mssen uns beeilen, damit nicht jemand kommt.In diesem Augenblick kam ein zweites Tier um eine Wegbiegung geschossen. Der Mann schrie auf, und das an seinen Wagen gespannte Pferd hetzte davon.Das Tier blickte erst Dick an und betrachtete dann seinen toten Gefhrten.Hierauf versuchte es, sich in das Gebsch zu retten, doch im gleichen Augenblick bellte Dicks Pistole auf, und die Riesenbestie strzte tot zu Boden.Diese Tiere hatten Dick angesehen, als ob sie Menschen seien, und das erste Tier hatte dem brtigen Mann sogar Befehle gegeben. Der Mann hatte dem Tier widerstandslos gehorchen mssen. Es hatte ihm befohlen, aus dem Wagen zu klettern und Dicks Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und whrend Dick ihn ansah, war das Tier gegen ihn vorgegangen.Auch das zweite Tier hatte gehandelt wie ein Mensch, der einen Schu hrt und sich dann pltzlich einem bewaffneten Feind gegenbersieht.Dick hatte zuerst vorgehabt, in dieser anderen Welt einen Gefangenen zu machen, um ihn zu zwingen, ibn an jenen Ort zu fhren, an dem Nancy sich befand. Doch wenn die Menschen den Tieren Untertan waren und von ihnen als den Herren unablssig begleitet wurden Er folgte dem Pfad und schlug dabei jene Richtung ein, aus der das zweite Tier gekommen war. Pferde-, Tier- und Wagenspuren lieen erkennen, da er ber eine vielbenutzte Strae ging.Dann erreichte er einen kleinen Flu, durch den der Weg fhrte. Am Ufer befand sich ein zweites Pferd vor einem anderen Wagen, auf dem ein neuer halbnackter Mann sa. Dieser Mann, der einen langen Bart und wallende rote Haare trug, sa gelassen da und schien in stummer Ergebenheit auf Befehle zu warten. Es war aber kein Tier in Sicht, denn Dick hatte seinen vierbeinigen Begleiter erschossen.Dick blieb in der Nhe des Fahrzeuges stehen und hob die Waffe.Sie, sagte er drohend, ich werde Ihnen einige Fragen stellen, und Sie werden sie beantworten, verstanden?Auch dieser Mann sah Dick verwundert und erschrocken an. Seine Zge lieen die unterschiedlichsten Gefhle erkennen, bis endlich die Wut berwog.Wo kommen Sie her? fragte er krchzend. Die Ruhks haben Sie nicht ausgezogen! Sind Sie von selbst gekommen, oder ? Nein, Sie sind gewi der Falle entronnen. Gehen Sie schnell woandershin, setzte er mde hinzu. Ich habe Sie dann nicht gesehen. Die Ruhks wrden es sonst wittern und mich tten. Gehen Sie weiter!Dick erwiderte: Ich habe soeben zwei Tiere gettet, die aussahen wie Wlfe. Sind das die Ruhks, die Sie erwhnten?Zwei von ihnen gettet? rief der Rotbrtige aus und fluchte vor Begeisterung. Bursche, Sie haben Waffen? Ich hoffe, Sie werden eine Menge von ihnen tten, ehe Sie von ihnen erwischt werden. Ich hoffe, da es Tausende sein werden. Sind Sie aus dem Kfig ausgebrochen, oder ?Er zitterte und war unfhig, eine so unsinnige Hoffnung in Worte zu kleiden.Ich kam durch einen Eingang, der von einem meiner Freunde hergestellt wurde, erklrte Dick. Vor einer halben Stunde war ich noch in New York. Meine Freunde knnen nach hier kommen, wann immer sie Lust dazu haben.Der Rotbrtige fluchte vor Begeisterung.Was ist mit den anderen Wagen und Ruhks, die hier vorbeikommen? erkundigte sich Dick. Ist es ungefhrlich, hier zu stehen und miteinander zu reden?Der Rotbart grinste pltzlich und schnalzte seinem Pferd zu. Das Tier trabte bis zur Mitte des kleinen Flchens und blieb dort stehen.Kommen Sie doch her, forderte er Dick dann auf. Durch ihre Witterung werden die Ruhks Sie bis an das Wasser verfolgen und dann an jene Stelle jagen, an der Sie nach hier gekommen sind. Sie knnen mit mir fahren, und ich werde Sie kilometerweit von hier absetzen, damit Sie zu Ihren Freunden zurckkehren knnen. Sagen Sie ihnen, Sie sollten den Palast mit Benzin berschtten, ihn anstecken und die Ruhks tten. Fr den Rest werden wir sorgen.Als Dick sich in der Flumitte auf den Wagen schwang, sah er, da der Rcken des Rothaarigen mit Narben von Peitschenschlgen und Tierbissen bedeckt war. Langsam fuhren sie dann weiter und folgten dabei einem der angedeuteten Wege. Dabei sprach der rothaarige Mann vertrauensvoll von der Vernichtung eines Palastes, der wahrscheinlich die Villa an der Brooklynkste war. Haerfllt malte er dann die unvorstellbaren Martern aus, die den Aufsehern zugefgt werden sollten.Erst nach einiger Zeit erholte sich der Mann von seinem Haausbruch und begann zu erzhlen.Das Bild, das der Rotbart entwarf, entsprach nur teilweise Dicks Vorstellungen. Es gab natrlich menschliche Herren, und sie lebten in dem Palast auf der anderen Seite des Stromes. Der Rotbart war schon seit Jahren als Sklave ttig, hatte aber noch niemals einen Angehrigen der Rasse oder Familie gesehen, der er dienen mute. Nur selten war ihm mehr als ein Aufseher auf einmal begegnet.Vor Jahren war er Elektriker in New York gewesen. Eines Tages, auf dem Heimweg, war er pltzlich gefallen, um sich in einem hlzernen Kfig in diesem seltsamen Wald wiederzufinden. Minuten spter fiel noch ein anderer Mann in den Kfig und brach sich dabei den Arm.Sie wuten nicht, wo sie sich befanden, und ahnten auch nicht, was ihnen geschehen war. Sie riefen um Hilfe, whrend in ihrer Nhe ein Tier schrecklich heulte. Dann verstummten sie vor Entsetzen, und whrend der ganzen Nacht glaubten sie, den Verstand verlieren zu mssen. Und unablssig heulte ein vor dem Kfig sitzendes Tier weiter.Als der Morgen graute, konnten sie das Tier erblicken. Es war eines der wolfhnlichen, Ruhk genannten Wesen, das die beiden mit intelligenten Augen anblickte. Dann traf ein weiteres Dutzend dieser Tiere ein. In ihrer Mitte schritt ein Mann, der ein knielanges Gewand trug und mit einem Speer sowie einer Pistole bewaffnet war. Auerdem brachte er Fesseln mit.Erbarmungslos betrachtete der Fremde die beiden Mnner im Kfig. Mit dem Maul ffnete einer der Ruhks die Kfigtr, und die Gefangenen erzitterten vor Angst. Sie sprachen mit dem Mann, aber dieser beachtete sie nicht und winkte ihnen, ins Freie zu kommen. Als sie zgerten, trieb er sie mit dem Speer hinaus.Drauen schoben sich die Tiere zwischen sie, trennten sie und warfen sie zu Boden. Dann, anscheinend von einem tierischen Befehlshaber angefeuert, der bellend hinter ihnen stand, zogen sie ihnen jedes Kleidungsstck vom Leib. Seltsam dabei war, da die Tiere nicht wild, sondern eifrig und fast gewohnheitsmig handelten. Dann erblickte der Anfhrer der Tiere den Mann mit dem gebrochenen Arm. Anscheinend unterhielt er sich ber ihn mit dem speerbewaffneten Fremden. Dann warfen sich die Tiere auf ihn und zerrissen ihn, whrend der Rotbrtige abgefhrt wurde.Sie gingen viele Kilometer weit, bis sie an einen Sklavenpferch kamen. Dort befanden sich andere Mnner und Frauen, die wie Tiere eingesperrt waren.Hier unterbrach Dick die Erzhlung und erkundigte sich, ob Nancy ebenfalls in den Pferch gebracht worden war. Der Rotbrtige verneinte. Seit drei Tagen waren keine Gefangenen eingetroffen.Der Mann setzte seine Erzhlung fort. Durch die Ruhks wurden sie gezwungen, Pferde zu fhren, Felder zu bestellen und vieles andere zu tun, um Lebensmittel zu beschaffen. Die Ruhks befanden sich dauernd in ihrer Nhe. Einen kleinen Teil der geernteten Nahrungsmittel durften die Sklaven fr sich behalten, doch der Groteil der Frchte und anderen Dinge kam an die Stromkste. Dort wurden die Dinge von anderen Sklaven auf Boote geladen und wegtransportiert.Wenn Sklaven auf Botengnge ausgeschickt wurden, wie es heute bei dem Rotbart der Fall gewesen war, dann wurden sie stets von Ruhks begleitet. In solchen Zeiten waren sie den Ruhks vollkommen Untertan.Der Mann mit dem Speer war nicht ihr Herr gewesen, sondern nur ein Aufseher. Der Herr oder die Herren lebten in einem Palast am anderen Stromufer. Was man ber sie wute, hatte man von einem Sklaven erfahren, der ber den Strom in einem Boot zu ihnen gebracht worden war. Seine Erzhlungen aber hatten den Aufsehern wohl mifallen, und so hatte man den Unglcklichen nach wenigen Tagen den Ruhks bergeben.Die Sonne sank hinter den riesigen Bumen, und der Rotbart hielt den Wagen an.Hier knnen Sie aussteigen, sagte er bitter. Ich selbst bin zu einem Sklaven geworden und werde es nicht mehr fertigbringen, wie ein Mensch zu leben. Im Pferch werde ich erzhlen, da mein Ruhk mir befahl, auf ihn zu warten, worauf er sich entfernte. Und weil ich Angst hatte, als Flchtling betrachtet zu werden, machte ich mich nach langem Warten auf die Suche nach meinem Ruhk, um ihn und das andere Tier dann als Tote zu entdecken. Ja, nickte er, das werde ich sagen.Tun Sie das, stimmte Dick grimmig zu, und der Rotbart fuhr davon.Dick erkannte, da diese Welt viel anders war, als er sie sich vorgestellt hatte. Offensichtlich waren die Ruhks auf diesem Planeten die herrschende Rasse gewesen, als ein alter gyptischer Magier erstmals hier erschien. Vermutlich hatten die Ruhks zunchst versucht, die Eindringlinge zu tten, was ihnen milungen war, und dann hatten die beiden Parteien einen Pakt miteinander geschlossen, der heute noch bestand.Die Tiere wurden nicht wie Hunde gehalten, und versprten fr Menschen auch nicht die typisch hndische Verehrung. Sie waren zu Sklavenwchtern geworden und konnten als solche ihre tierischen Instinkte an den Unglcklichen auslassen, was ihnen die Herren dieser Welt gewi hoch anrechneten. Solange die Ruhks ehrlich waren, wrde es keinen Sklavenaufstand geben. Die Ruhks und ihre Herren wrden gewi jedes Mittel anwenden, um einen vielleicht ausgebrochenen Mann wieder einzufangen, denn sie hatten auf diesem Gebiete ja eine fnftausendjhrige Praxis hinter sich.Dick wagte es nicht, an Nancys mgliches Schicksal zu denken.Unter den Ausrstungsgegenstnden, die Sam Todd ihm gegeben hatte, befand sich auch ein Kompa mit Leuchtbuchstaben. Mit seiner Hilfe machte Dick sich auf den Weg.

*

Dick Blair war eben im Quecksilber verschwunden, als der Taxifahrer sich umwandte. Er blinzelte erstaunt. Drei Mann waren doch in seinem Wagen gewesen, und jetzt waren es nur mehr zwei?He, rief er aus, was ist denn mit dem anderen Burschen los?Er ist ausgestiegen, antwortete Sam kurz angebunden. Fahren Sie uns jetzt wieder an jenen Ort. an dem wir eingestiegen sind.Auf der Rckfahrt bedachte Sam nochmals die Vorbereitungen, die er fr Dicks Abenteuer getroffen hatte, und war unzufrieden. Natrlich war Eile geboten gewesen, und es war auch selbstverstndlich, da jemand Nancy nacheilte. Doch die Dinge waren berstrzt worden.Er zerrte Maltby aus der Taxe und schleppte ihn mhsam in sein Bett. Dann nahm er das kleine Guckfensterchen, mietete sich eine neue Taxe und fuhr nach Brooklyn Navy Jard. Dabei fuhr er durch New York, erblickte durch das Guckloch einen Dschungelpfad in einem seltsamen Urwald.Einmal sah Sam in der Ferne einen hlzernen Kfig, dessen Zweck er nicht begreifen konnte. Dann berquerten sie die Brooklyn Bridge. In der anderen Welt gab es natrlich keine Brcke, so da Sam die Dinge jetzt aus einer anderen Perspektive betrachtete. Er sah die Villa und eine Galeere auf dem Strom. Dann erblickte er einen luxurisen, altmodischen und von vier Pferden gezogenen Wagen, neben dem mehrere vierbeinige Tiere hertrotteten.Die Taxe hielt, Sam stieg aus, bezahlte den Fahrer, stellte sich auf die Strae und hielt wieder das Guckloch an die Augen. Unter sich sah er einen kunstvoll angelegten Garten. Als er bemerkte, da er von neugierigen Passanten lchelnd beobachtet wurde, steckte er das kleine Instrument rasch ein, betrat ein Konfektionsgeschft und ging dort in die Fernsprechkabine.Dann klopfte jemand an die Kabine, und er verlie sie. Rasch suchte er die Telefonzelle eines anderen Warenhauses auf, wo er sich nahe der Villa in der anderen Welt wiederfand.

*

In der anderen Welt schien der Mond durch die Bume. Dick erblickte die Sterne und die Milchstrae. Es dnkte ihn unglaublich, da die andere Welt der Erde so hnlich und doch nicht dieselbe war. Die Gerusche im nchtlichen Dschungel klangen schrecklich und waren denjenigen der Erde ganz unhnlich.Dick bewegte sich durch eine dichte Vegetation inmitten furchtbarer Gerusche. Er hrte das Rauschen von Wellen und wurde vorsichtig. Das Glitzern des Mondlichtes auf dem Wasser warnte ihn, und so lief er nur sehr langsam hinab an das Ufer des East River.Die Kste machte einen wilden und unwegsamen Eindruck. Unbeirrt ging Dick in das Wasser hinein und setzte seinen Weg in unmittelbarer Nhe des Ufers fort. Dann, nach etwa einer Viertelstunde etwas mhsamen Marschierens, kam er an einen in das Wasser gebauten Kai.An der Mole war ein Boot mit nackten Ruderern vertut; auf der Mole selbst saen zwei Ruhks.Leise robbte Dick sich an das Ufer. Er berzeugte sich, da seine beiden Trnengasbomben griffbereit waren, und machte seine Schrotflinte schubereit. Bis jetzt hatte er drei Schsse aus einer Pistole abgefeuert und dabei Glck gehabt. Doch er wollte nicht vom Glck allein abhngig sein besonders nicht in der Dunkelheit. Da war ein Schrotgewehr schon sicherer.Leise huschte er weiter und trat dabei ungewollt auf einen Zweig. Sofort drehte einer der Ruhks den Kopf. Dick blieb stehen, das Tier ghnte und sah in eine andere Richtung.Dick setzte seinen Weg fort. Natrlich rechnete er nicht damit, unentdeckt bis an die Mole zu kommen, wollte aber zumindest versuchen, mglichst weit ungesehen vorzudringen.Er hatte kaum so weit gedacht, als ein Ruhk in seine Richtung blickte und sofort aufsprang. Er war noch etwa 180 Meter von seinem Ziel entfernt.Jetzt begann Dick, einen Laufschritt anzuschlagen, und es war ein Glck fr ihn, da hier der Boden ziemlich fest war und Bewegungsfreiheit gestattete. Die Ruhks hatten sich jetzt beide erhoben und starrten ihm entgegen, konnten ihn aber wegen des ihn umgebenden Gestruchs nicht genau erkennen.Eines der Tiere stie einen fragenden Ruf aus. Da Dick nun selbst kein Ruhk war, konnte er fr die Wesen dieser Welt nur ein Flchtling sein. Dazu pate allerdings nicht, da er auf sie zugelaufen kam.Unbeirrt lief er auf sein Ziel zu, worauf der Ruhk seinen Ruf etwas lauter wiederholte. Danach knurrte er. Die Ruhks waren Sklavenwchter und sprten Verachtung fr die Menschen. Sie hielten sich jetzt unbewegt und warteten auf Dicks Nherkommen. Es war ganz ausgeschlossen, da sie sich vor ihm frchteten; wahrscheinlich hielten sie selbst ein Gefhl der Vorsicht fr eine berflssige Anstrengung.Dick war ihnen bereits sehr nahe gekommen, als der erste Ruhk ein hohes Heulen ausstie und sich auf ihn zustrzte. Das Gewehr bellte auf und ri den Angreifer in Stcke. Das zweite Wesen versuchte, sich in die Bsche zu schlagen, aber es war bereits zu spt fr eine Rettung.Die Planken der Mole knirschten unter Dicks Schritten, als vom Ufer her neues tierisches Heulen laut wurde. Er sah vierbeinige, wtende Kreaturen auf sich zukommen und warf ihnen eine Trnengasbombe entgegen. Als dann die Nebelwolke aufstieg, hastete er zur anderen Seite des Kais.Nackte Gestalten krmmten sich in dem Boot, das einmal ein Ruderkutter eines Kriegsschiffes der US-Kriegsmarine gewesen war. Sein Verschwinden hatte damals nicht geringes Aufsehen erregt. Jetzt mute sich in ihm ein Dutzend angeketteter Menschen darin abqulen. Fragend, entsetzt, blickten sie Dick an, doch dieser hrte weitere Ruhks auf sich zukommen und feuerte. Einige Tiere sprangen ins Wasser.Aus der Trnengaswolke kam ein Mann hervorgestolpert, der ein knielanges weies Gewand trug und mit einem Speer sowie einer Pistole bewaffnet war. Doch vorerst konnte er nichts anderes tun, als sich die trnenden Augen zu wischen, um zu erkennen, was eigentlich hier vorging.Dick feuerte ein ganzes Magazin seiner Automatik in die Trnengaswolke hinein. Als er dann zurckkehrte und an den Rand der Mole trat, brachte er den Speer und die Pistole des Aufsehers mit.Mit dem scharfen Speer durchschnitt er die Seile, die das Boot an die Mole banden; das Fahrzeug begann zu treiben, und er sprang hinein.Keiner der angeketteten Mnner bewegte sich. Sie starrten ihn nur in stummer Fassungslosigkeit an.Verdammt noch mal, so rudert doch, brllte Dick. Schnell fort von hier!In der Nhe hrte man ein Pltschern. Ein durch das Gas offenbar geblendeter Ruhk schwamm sinnlos im Kreise, er knurrte frchterlich, und in eiskalter Wut nahm Dick ihm das Leben. Dann wandte er sich der Bootsbesatzung zu, um sie zum Rudern anzutreiben.Pltzlich begannen die Leute aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Sie griffen nach den Rudern und gingen bald in einen gleichfrmigen Rhythmus ber. Das Boot stach in den Strom hinein, und Dick fhlte, wie er von einem Dutzend Augen fragend gemustert wurde.Schaut her, rief er aus, jemand von der echten Erde hat einen Weg gefunden, um in diese Welt zu kommen, und ist auch in der Lage, dieselbe wieder zu verlassen. Ich bin gekommen, ein Mdchen zu befreien, das wahrscheinlich ebenso wie ihr selbst geraubt worden ist. Helft mir, und ihr werdet mit mir auf die Erde zurckkehren!Sie verhielten sich still. Die Mnner ruderten monoton und schienen lebende Automaten geworden zu sein. Am Ufer, in der Nhe der Mole, veranstalteten die Ruhks einen frchterlichen Lrm. Ein Tier bertnte alle anderen und stie laute, gellende Schreie aus, die unheimlich ber das Wasser hinweghallten.Einer der Mnner sagte dumpf: Jetzt schicken sie uns die Ruhks nach, und wir werden ihnen vorgeworfen. Ein anderer fluchte, ruderte aber weiter. Ein dritter sagte bedeutungsvoll: Er ttete einen Ruhk.Ich werde noch viele tten, erklrte Dick scharf. Er hob die Pistole des Aufsehers hoch. Hier habe ich noch eine Schuwaffe brig. Wer will sie haben?Die Mnner flsterten untereinander, und dann meinte einer: Damit knnte man Ruhks umbringen.Oder Aufseher, bemerkte ein anderer mit erstickter Stimme.Schweigt, rief Dick ihnen zu, denn der Ruderschlag wurde unregelmig. Die Mnner gehorchten und ruderten im gewohnten Rhythmus weiter.Vor drei Tagen ist aus New York ein Mdchen verschwunden, gab Dick ihnen dann bekannt. Sie wurde nicht in den Sklavenpferch gebracht. Wohin kann man sie transportiert haben?Nach langem Schweigen antwortete eine Stimme: Wir haben sie nicht ber den Strom gefhrt. Wir haben nur Ruhks und Aufseher transportieren mssen.Dann mu sie sich noch auf Manhattan Island befinden, rief Dick aus. Wie viele Sklavenpferche gibt es hier noch?Einer befindet sich stromaufwrts bei den Treibhusern.Dann werden wir uns dort hinbegeben, erklrte Dick grimmig.Sie ruderten weiter, und pltzlich sagte ein Mann bittend: Geben Sie mir doch diese Pistole, mein Junge. Ich mu einen Aufseher umlegen. Er hat mein Mdchen den Ruhks vorgeworfen.Ich werde auer diesem noch andere erledigen, versprach Dick.Pltzlich begann ein im Bug sitzender Mann zu jammern.Da kommt ein zweites Boot, und in ihm befinden sich die Ruhks!Dick strengte seine Augen an und sah, wie das zweite Boot ber den weiten, vom Mond beleuchteten Strom dahinglitt. Es sah aus, als ob es zur Villa am anderen Ufer fahren wollte. Die Gre des Fahrzeugs war nicht zu erkennen, doch konnte es nur von Manhattan Island kommen. Vielleicht kam es sogar von dem zweiten Sklavenpferch, um Nancy zur Villa zu bringen. Zumindest aber mute die Besatzung wissen, was aus ihr geworden war.Er schwang die Steuerpinne herum.Strengt euch an, befahl er.Die beiden Boote kamen einander nher. In dem zweiten Fahrzeug dachte niemand daran, den Kurs zu ndern. Seine Ruderer, die wahrscheinlich ebenso angekettet waren wie die Sklaven in Dicks Boot, arbeiteten mit der gleichen Apathie, die auch die Ruderer seines eigenen Kutters erkennen lieen.Langsam aber schien so etwas wie ein neuer menschlicher Geist seine Mannschaft zu erfassen. Eine Stimme fragte flsternd: Werden wir dieses Boot erobern?Natrlich, antwortete Dick. Ich mchte herausfinden, wo dieses Mdchen sich aufhlt.Die Stimme von eben sagte leise: Bursche, geben Sie mir diesen Speer. Ich bin zwar bereits so gut wie tot, aber vielleicht Schweigend reichte Dick ihm die Waffe, und der Mann erfate den Schaft, ohne dabei sein Ruder fahrenzulassen. Von dem anderen Boot wurden sie angerufen, aber Dick antwortete nicht. Er legte lediglich das Steuer etwas zur Seite, als das zweite Fahrzeug sie jetzt kreuzte. Dort schien man zu glauben, da sich in dem Boot eine hochstehende Persnlichkeit befinde.Rudert schneller! brllte Dick die Mnner in seinem Boot an.Der Vormann des anderen Bootes erteilte rasch einige Befehle, um einen Zusammensto zu verhindern. Einige Ruhks heulten auf und wandten sich dann knurrend Dicks Boot zu. Als es dicht neben dem Boot der anderen lief, gab Dick zwei Schsse ab. Man vernahm einen wsten Fluch, und ein Mann erhob sich, um nach seiner Pistole zu greifen. Zur gleichen Zeit begann in Dicks Boot ein tdlicher Kampf, denn ein verwundeter Ruhk hatte sich unter die Ruderer geworfen.Dick feuerte noch einmal, und die Bestie starb.Jetzt drehte er sich der Besatzung des zweiten Bootes zu, erblickte den fast schubereiten Aufseher, feuerte und sah den Mann zusammenbrechen. Dann rief er: Haltet an! Wenn ihr zu flchten versucht, werden wir euch versenken!Das eroberte Fahrzeug blieb ruhig liegen. Natrlich befand sich Nancy nicht an Bord; auch hatten die Leute niemals etwas von ihr gehrt oder gesehen.Dick berlegte. Es gab zwei Sklavenkrale auf Manhattan Island, aber Nancy war in keinen von ihnen gebracht worden. Auch war sie von keinem der beiden Schiffe in den auf Brooklyn liegenden Palast gefhrt worden. Es gab jetzt eigentlich nur mehr eine Mglichkeit: Sie konnte wegen irgendeiner Verletzung von den Ruhks zerfleischt worden sein, und der bloe Gedanke an dieses Verbrechen lie jedes menschliche Gefhl in Dick verschwinden.Sicher war jedenfalls, da die Sklaven dieser anderen Welt nichts von ihr wuten. Es gab nur einen; nein, es gab zwei Wege, herauszufinden, was mit Nancy geschehen war: Er mute versuchen, einen Aufseher lebend zu fangen, um ihn zu zwingen, ihm Nancys Schicksal bekanntzugeben sofern er es kannte. Und dann blieb zuletzt immer noch der Palast selbst.Er hatte nunmehr zwei Dutzend Mnner unter sich. Sie galten gegenwrtig vermutlich zwar als gechtet und vogelfrei, weil sie zu viel gesehen und erlebt hatten, was sie nicht htten wissen drfen, doch er konnte sie immerhin als seine Verbndete betrachten; 24 Leute, die in den Booten an ihre Pltze gekettet waren.Vorerst befreite er sie nicht von ihren Fesseln. Statt dessen begab er sich mit dem zweiten Boot, das sich seinem gehorsam anschlo, an eine bestimmte Stelle der Manhattankste. Whrend die Fahrzeuge an das von ihm bezeichnete Ufer ruderten, nahm er sein Notizbuch aus der Tasche und begann hastig zu schreiben.Er verfate einen Rapport fr Sam Todd, den er zugleich um zustzliche Waffen bat. In kurzen Umrissen gab er bekannt, was geschehen war, und verlangte in dringenden Worten Waffen, die eine Sklavenrevolte nicht nur mglich, sondern auch erfolgreich machen muten. Durch die Waffen wollte er erreichen, da die andere Welt nicht lnger ein Ort blieb, an dem Schufte und Verbrecher die frei geborenen Menschen versklaven und unterdrcken konnten.5000 Jahre der Geheimnisse und Verbrechen waren vergangen. Jetzt durften sie nicht lnger geduldet, es mute ihnen ein Ende gemacht werden. Es mute ganz einfach sein.Er landete auf Manhattan, ri die Seiten mit dem Bericht aus dem Buch und befestigte ihn mit einem Dorn an den Stamm des grten und lngsten Baumes, den er finden konnte. Von der Erde aus wrde Sam die Baumstmme dieser Gegend betrachten, denn es war vereinbart worden, da er am frhen Morgen, vielleicht sogar noch in dieser Nacht, sich in einen New Yorker Park begeben sollte, um dort mit seinem Guckloch die entsprechende Gegend der anderen Welt zu berprfen. Wenn er dann an der verabredeten Stelle eine Botschaft sah, sollte er den von Maltby hergestellten Eingang benutzen und sie holen, um anschlieend Dicks Bitten nach bestem Knnen zu erfllen.Nach Erledigung dieser Arbeit fuhr Dick mit seinen beiden Booten stromaufwrts, bis er ein sicheres Versteck gefunden hatte. Erst jetzt befreite er die Mnner von ihren Ketten. Er hatte damit gewartet, bis er ihnen sagen konnte, da die Mittel fr den Kampf bald eintreffen wrden.Als alle Mnner befreit und versteckt worden waren, war es bereits ziemlich spt. Doch die Zahl ihrer Waffen war vollkommen ungengend, denn sie verfgten nur ber das, was Dick mitgebracht hatte, und dazu zwei Speere und zwei Automatics. So gab Dick ihnen die Anordnung, sich aus Holz notdrftige Speere sowie Pfeile und Bogen herzustellen. Das wrde natrlich seine Zeit brauchen, doch vorerst schienen sie hier in Sicherheit zu sein und brauchten keine Entdeckung zu frchten.

*

Sam Todd, der erneut zu schwitzen begann, wenn er an sein Experiment in Brooklyn dachte, begab sich in einen Park an der Manhattankste. Es war tiefe Nacht, als er eintraf. Er setzte sich auf eine Bank und legte das kleine Guckloch an seine Augen.Es dauerte eine Weile, bis er die von Dick an einen Baumstamm gehefteten Papiere entdeckte. Dann machte er eine enttuschende Entdeckung: Ausgerechnet an dieser Stelle hatte man auf der wirklichen Welt einen Hgel hochgeworfen und ber ihn eine Wiese sowie einen Teich angelegt. Damit war die Bodenhhe zwischen hier und der anderen Welt keineswegs nivelliert; auerdem befanden sich Dicks Bltter ausgerechnet unter dem Springbrunnen des Teiches. Um sie zu erreichen, htte Sam von der Seite her ein tiefes Loch in die Erde graben mssen.Es war Sam damit unmglich, an die Botschaft zu gelangen.Doch er verfgte neben dem Guckloch auch ber eine kleine ffnung, die sich als winziges, zwischendimensionales Tor benutzen lie. So nahm Sam wieder Platz und schrieb eine Antwort.Ihre Papiere werden hier von der Erde bedeckt und sind fr mich unerreichbar. Dafr aber habe ich mich in Maltbys Wohnung umgesehen. Zwei Meilen nordstlich von hier befindet sich in Ihrer Welt ein kleiner Teich; an ihm vorbei windet sich eine Wagenspur. Neben der ersten Kurve dieses Weges, nrdlich von dem genannten Teich, wchst ein auergewhnlich hoher Baum mit befleckter Rinde. Dieser Baum wchst auf dem Raum, den Maltbys Wohnung auf der Erde einnimmt. Kommen Sie bitte nach dort. Ich werde dort etwas aufstellen, durch das Sie, hoffentlich zusammen mit Nancy, auf die Erde zurckkehren knnen. Sam.Dann durchsuchte er seine Taschen. Die einzige passende Hlle fr seine Botschaft war seine Brieftasche. Diese entleerte er und schob seine Antwort hinein. Dann steckte er die Brieftasche zusammengerollt in einen Zylinder und lie sie durch die kleine ffnung nach unten fallen, wobei er sich weit ber den Springbrunnen beugte. Zustzlich hatte er den Zylinder mit einem Taschentuch umwickelt, damit die Nachricht auch deutlich erkennbar war.Auf diese Weise mute Dick die Antwort unbedingt erkennen. Als Notlsung, um Dick zu erklren, warum seine Botschaft nicht angekommen war, konnte man seine Antwort als rechte gute Idee werten. Doch es gab einige Tatsachen, die Sam nicht bercksichtigt hatte.Die Ruhks waren Sklavenwchter, und obwohl die Sklaven so niedergeschlagen waren, da sie scheinbar jede eigene Initiative verloren hatten, konnten entsetzte Leute doch manchmal listig werden und aus lauter Angst sinnlos davonlaufen. Aus diesem Grunde wurde die Kste von Manhattan Island wenigstens einmal in 24 Stunden von einem scharfwitternden und intelligenten Ruhk abgelaufen. Mit ihren tierischen Instinkten freuten sich die Ruhks auf diese Jagd und begeisterten sich an ihr. Sie genossen die Gerche des Dschungels und schnappten sich auch manchmal ein Wild, um es zu reien.Doch ihre eigentliche Aufgabe bestand darin, menschliche Spuren zu entdecken.Zwei Stunden nach jenem Zeitpunkt, da Sam seine Botschaft fr Dick hinabgeworfen hatte, kam ein Ruhk durch die Dunkelheit getrabt und kreuzte diese Stelle. Sofort witterte das Tier den Geruch von Dicks Fuspuren und beschnffelte die Stelle, an der er gelandet war und seine Botschaft an einen Baumast gebunden hatte. Ein wenig geifernd denn unbegleitete Menschen auf unerlaubten Wegen waren die traditionelle Beute der Ruhks folgte er der Spur, ohne Dick zu finden. Dafr aber entdeckte der Ruhk die beiden Botschaften.Das Tier berzeugte sich, da Dick wieder in das Wasser zurckgekehrt war, ergriff die in der Brieftasche befindliche Botschaft und rannte los, um den nchsten Aufseher zu suchen. Kurz darauf hatten andere Aufseher und Ruhks auch die zweite Botschaft ausfindig gemacht, und beides schickte man an Bord der durch Lichtsignale angeforderten Galeere ber den Strom.Der Herr aller Sklaven und Ruhks dieses Gebietes hatte an diesem Tage schon zwei Schrecken erlebt: Man hatte zunchst einen bewaffneten Mann beobachtet, was sich in dieser anderen Welt noch nie zuvor ereignet hatte und folglich ungemein schwerwiegend war, und zweitens ein zwischenweltliches Guckloch direkt ber dem Palast gesehen. Es war beinahe, als ob es Feinde gebe, die der zwischendimensionalen Reise fhig waren und nun versuchten, ihn zu bespitzeln.Der Herr lie sich die aufgefundenen Notizen bersetzen, denn er hatte nie eine andere Sprache als diejenige seiner Ahnen erlernt. Er war verrgert und erschreckt zugleich. Nach kurzem berlegen befahl er, den Ort ausfindig zu machen, an dem sich nach Sam Todds Angaben ein Durchgang zwischen den beiden Welten befinden sollte.Whrend man begann, die Befehle des Herrn auszufhren, fragte dieser sich, ob das ihm gemeldete Verschwinden von sechs Ruhks am Vortage etwas mit dieser ganzen Angelegenheit zu tun habe. Er wute nicht, da kurz vor dem Verschwinden der sechs Bestien eine junge Dame namens Nancy Holt durch einen Brgersteig der Stadt gestrzt war, und konnte nicht ahnen, da Sam Todd in jenem dramatischen Augenblick hilflos auf eine Quecksilberlache geblickt hatte. Aber der Herr in dem Palast auf Brooklyn wrde das auch dann fr unwichtig gehalten haben, wenn er davon gewut htte.

*

Bei Sonnenaufgang sa Sam Todd erneut in dem Park neben dem East River. Er fhlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Als es langsam heller wurde, hielt er das Guckloch ans Auge.Auch in der anderen Welt erhob sich die Sonne ber dem Urwald. Dicks beide Boote fuhren lautlos am Ufer entlang. Ab und zu fiel die Sonne auf die nackten Krper der Ruderer und lie sie in einer seltsamen Farbe aufleuchten.Jetzt legte ein Boot an der Kste an, und Dick begab sich an Land. Alles war still; die Ruderer schienen nicht einmal zu atmen. Dick blickte auf, lauschte, und pltzlich begannen seine Nasenflgel leicht zu beben. Er roch etwas roch Tiere. Bewegungslos blieb er am Ufer stehen und sprach fast lautlos zu den Mnnern hinter sich.Deren Krper strafften sich. Dick nickte und ging vorsichtig in das Unterholz.Noch immer war alles still. Dann tauchte ber dem Strom ein Vogel auf. Einer der Mnner im Boot rutschte etwas zur Seite, und sein Ruder bewegte sich.Als ob dieses kleine Gerusch ein Signal gewesen wre, brach die Hlle los an jener Stelle, an der Dick verschwunden war. Eine donnernde Explosion war zu hren, die von den Bumen zurckgeworfen wurde. Man vernahm einen zweiten und dritten Schu, Tiere heulten auf, Mnner brllten, und es fielen weitere Schsse.Dann wurde abermals das Krachen von Dicks Gewehr laut, und schlielich tauchte dieser grinsend zwischen den Bschen auf. Kriechende, tierische Gestalten folgten ihm. Dick blieb stehen, feuerte zweimal, sprang ins Wasser und stieg in das erste Boot.Die nackten Mnner wichen entsetzt zurck und zitterten, aber Dick sagte ruhig: Entfernt euch nicht, denn jetzt haben wir die Chance, einige Ruhks zu tten. Und seelenruhig lud er seine Waffen nach.Jetzt erschienen im Gestrpp rennende und wtende Gestalten.Handelt, als ob ihr Angst httet, flsterte Dick den anderen zu, und spielt eure Rolle einigermaen berzeugend.Die Mnner gehorchten. Es sah aus, als ob die Besatzung der beiden Boote in hilflosem Entsetzen erstarre.Rudert etwas hinaus, forderte Dick seine Leute auf. Wenn die Biester im Wasser sind, werden wir sie leichter schnappen.Die beiden Boote, die von den beiden Besatzungen gerudert wurden wahrscheinlich frchteten sie sich wirklich , entfernten sich vom Ufer; die knurrenden Tiere, in denen der Mordinstinkt grer war als die Intelligenz, folgten ihnen schwimmend.Jetzt! brllte Dick.Auer seinen eigenen Waffen befanden sich in den Booten nur noch zwei Speere und zwei Pistolen, doch ungeachtet dieser bescheidenen Ausrstung wandten die Mnner sich pltzlich ihren Verfolgern zu.Den Tieren kam wahrscheinlich nicht einmal der Gedanke, da die Sklaven gegen sie angehen knnten. Die Mnner schlugen mit allen verfgbaren Gegenstnden auf die Ruhks ein und heulten vor Freude, wenn es ihnen gelang, eines der Tiere zu treffen. Man hrte fast keine Schsse. Dick selbst hielt sich zurck; er wollte nur eingreifen, wenn irgendwo sich eine ernsthafte Gefahr abzeichnete.Aber die Ruhks konnten denken und wuten genau, was sie taten. Das stellte Dick unvermittelt fest. Die Aufseher dachten nicht daran, auf die Sklaven zu feuern, obwohl sie mit Pistolen bewaffnet waren und die Entfernung zwischen ihnen und den Booten nicht allzu gro schien. Sie muten etwas anderes vorbereitet haben.Dick wandte den Kopf und fand sofort eine Antwort auf die sich stellende Frage.Um eine Biegung des Stromes erschien ein groes, zweideckiges Schiff. Auf beiden Decks rannten Aufseher herum und schlugen mit ihren Peitschen erbarmungslos auf die Ruderer, auf 60 Mnner, 60 verzweifelte, angekettete Mnner.Am Heck des Fahrzeugs standen mehrere bekleidete Aufseher neben einem Mann, der ein modernes, kleines Schiffssteuer in der Hand hielt. Auer ihnen befanden sich auch zahlreiche Ruhks an Bord der Galeere.Dieses Fahrzeug brauchte nicht zu kmpfen. Es konnte die kleinen Boote einfach berrennen, was auch offenbar die Absicht dieser Leute war.In dem Augenblick, da Dick die Galeere erblickte, brach ein Tumult aus sowohl an der Kste, wie unter den schwimmenden Tieren. Die Ruhks auf der Galeere bellten Antworten. Dick richtete sich auf, und die beiden Kutter ergriffen die Flucht.Aber es schien keine Rettung zu geben. Sie konnten natrlich an die Kste flchten, aber auf Manhattan befanden sich Ruhks und die Aufseher, und im Dschungelkampf wrden die Tiere gewi berlegen sein.Jetzt strahlte die Sonne bereits sehr hell. Die beiden kleinen, flchtenden Boote hoben sich von der dichtbewachsenen Kste in seltsamer Weise ab.Dick Blair tat jetzt etwas Unverstndliches: Er ri Bltter aus seinem Notizbuch, zerri sie zu kleinen Fetzen und warf sie in die Luft. Dann erteilte er der Besatzung einige Befehle.Das zweite Boot kam nher und berhrte sie beinahe, was beide Besatzungen ungemein beruhigte. Dann, als das groe Schiff sehr nahe gekommen war, wandten sie sich der weiter entfernten Manhattankste zu.Triumphierend drang die Galeere auf sie ein, als ob sie nunmehr zermalmt werden sollten und in diesem Augenblick warf Dick seine zweite Trnengasbombe. Er hatte ein vollkommenes Ziel vor sich, und ihm gelang auch ein vollkommener Wurf.Die Bombe zerplatzte auf der Galeere inmitten der Mnner, die darauf warteten, sie tten zu knnen. Sie explodierte, und ein weier Nebel verbreitete sich. Dicks Papierwurf in die Luft hatte seinen Grund gehabt, denn hierdurch hatte er die Windstrmung bestimmen knnen.Die Trnengaswolke hing fest in der Luft, und die Galeere kam nur langsam durch sie hindurch. Sie blendete Aufseher, Sklaven und Ruhks. Als die Galeere dann langsam die Wolke verlie, schlugen die Ruderer ohne Rhythmus hin und her, und die Peitschen der Aufseher bewegten sich nicht. Die Galeere verlor ihren Kurs und begann zu schwanken.Der Kampf dauerte nur kurze Zeit. Dann waren Dicks Leute auf 80 Mann angewachsen, und dazu hatten sie die Galeere des Herrn der Villa in ihren Besitz genommen, 60 an den Galeerenrudern sitzende Sklaven weinten noch immer, weil das Gas so stark war, aber dabei lachten sie auch vor Begeisterung und schlugen ihre Ketten aneinander.Um nicht auch seine Leute zum Weinen zu bringen, befahl Dick, die Galeere ganz aus der Wolke herauszufahren.

*

Mit bleichem Gesicht steckte Sam Todd das Guckloch wieder ein, durch das er der Schlacht im Morgengrauen zugesehen hatte. Er erhob sich von der Parkbank.Jetzt wute er, da seine Botschaft nicht in Dicks Hnde geraten war. Die ihm gestellte Falle lie erkennen, da ein anderer sie gefunden und ihm einen Hinterhalt gelegt hatte, in den Dick und seine nackten Mnner geraten sollten.Dann berlief es Sam eiskalt. Nicht eine Botschaft, sondern beide muten in falsche Hnde geraten sein und er hatte Dick geschrieben, wie er den Baum finden konnte, der in der anderen Welt durch Maltbys Wohnung wuchs. Die Leute aber, die die Gewohnheit hatten, Erdmenschen zu entfhren und zu Sklaven zu machen, hatten es sicherlich fr ntig erachtet, die englische Sprache zu erlernen.Sam hatte noch vor Morgengrauen den Park betreten, um nachzusehen, ob Dick seine Nachricht erhalten hatte. Jetzt wute er, da sie in falsche Hnde geraten war.Er wurde bla und fhlte sich entsetzlich elend. Pltzlich begann er zu rennen ber eine Brcke des East River, ohne sich um den Verkehr zu kmmern. Wagen bremsten, Fahrer brllten, aber das alles bekmmerte ihn nicht. Zitternd und bebend fand er endlich eine Fernsprechkabine, eilte hinein und whlte mit unsicheren Hnden Maltbys Nummer.Mehrmals lutete er durch, aber keiner antwortete. Im Taxi, auf dem Weg nach Maltbys Wohnung, klapperten seine Zhne, aber er konnte es einfach nicht ber sich bringen, das Guckloch zu benutzen, um in die andere Welt zu blicken. Erst im allerletzten Augenblick, als der Wagen den letzten Huserblock erreicht hatte, raffte er sich dazu auf. Er lie die Taxe halten, stand auf und schob das Guckloch vor das Auge.Er sah jedoch nur den Dschungel der anderen Welt und sonst nichts. Langsam ging er die Strae entlang, und die Gerusche des morgendlichen New York kamen ihm sehr laut vor.Vor Maltbys Haus blieb er wieder stehen und betrachtete die entsprechende Stelle in der anderen Welt. Er erblickte Urwald und sah den groen Baum, den er Dick beschrieben hatte. Dann erkannte er Spuren, die Zeichen von etwas Schwerem, das die Strucher niedergewalzt hatte. Etwas war hier auf Rdern angekommen. Es war jetzt wieder verschwunden, denn es hatte getan, wozu es bestimmt gewesen war.Sam wute genau, da hier vor kurzer Zeit viele kleine Quecksilbertropfen aufgeglitzert waren. Mit schweren Schritten ging er in das Haus und betrat Maltbys Wohnung. Sie war natrlich leer. Maltby war verschwunden und mit ihm ein Groteil seiner Apparate. Alles, was er benutzt hatte, um ein Tor zwischen zwei Welten herzustellen, war nicht mehr aufzufinden.Maltby war jetzt ein Sklave in der anderen Welt. Die Tr, die er fr Dick geschaffen hatte, bestand nicht mehr. Man konnte auch keine weiteren Tore mehr herstellen, denn Maltby war der einzige Mann gewesen, der genau wute, wie sie hergestellt werden muten.Sam lie sich in sein Hotel fahren und begann zu packen. Er hatte nicht genug Geld bei sich, und als er eben berlegte, ob er es wohl wagen drfe, die Bank aufzusuchen, um einen Scheck einzulsen, lutete das Telefon.Er lie den Apparat einfach klingeln und ging mit zwei schweren Koffern hinaus. Einige Minuten spter befand er sich in der Bank, um dort einen hohen Scheck einzulsen. Dabei verfluchte er sich selbst, denn er wute, da er sehr bla aussah; noch heftiger aber beschimpfte er sich, weil er unfhig war, einen Plan zu entwerfen, der Maltby und Dick retten konnte. Er versuchte, seine Gedanken auf andere Dinge zu lenken, lie sich in einer Taxe an die Pennsylvaniastation bringen und fuhr von dort mit der Untergrundbahn zum Grand Central. Dort verlie er dann den Zentralbahnhof, als ob er mit einem einlaufenden Zug gekommen wre. In einer Taxe lie er sich in ein Hotel mittleren Ranges etwas auerhalb der Stadt bringen. Dort mietete er ein Zimmer, das mglichst hoch ber der Strae gelegen war.Von seinem Zimmer im 8. Stockwerk blickte er ber Dschungel und ruhige Wasser hinweg. Er sah nur diese und erkannte einmal das reflektierende Sonnenlicht auf dem Dach der Villa. Mehr lie sich von hier oben nicht erblicken.Er schpfte tief Atem und bewaffnete sich danach so ausgezeichnet, da er fast wirkte wie ein lebendes Arsenal. Mit bissigem Humor bedachte er, da diese Waffen bei einer Festnahme durch die Polizei als Beweis gegen ihn gewertet werden wrden. Auch wenn sich eine Brcke zwischen den Welten zeigen wrde, war es keinesfalls sicher, ob ihm die Waffen ntzlich sein wrden. Trotzdem blieb er bei seinem Arsenal.Langsam ging er die Strae entlang, um seine Suche zu beginnen, und dann fiel ihm etwas ein. Er betrat eine Telefonkabine und lutete das vorhin so berstrzt verlassene Hotel an, in dem sich seine eigentliche Wohnung befand.Hier ist Sam Todd, gab er bekannt Ich bewohne Zimmer 406. Ich bin pltzlich aus der Stadt gerufen worden und mu nach Cleveland und mglicherweise auch nach Chicago. Heben Sie mir meine Post bitte auf; meine neue Adresse werde ich Ihnen telegrafisch bekanntgeben.Der Angestellte antwortete schnell: Sehr wohl, Sir. brigens hat Ihre Sekretrin in der letzten Stunde schon dreimal angerufen. Sie sagte, da sie Ihnen eine beraus wichtige Mitteilung zu machen habe und um Ihren Anruf bitte. Es sei ungemein wichtig, wiederholte der Mann.Sams Haar strubte sich.Nancy Holt war die einzige Sekretrin, die er besa. Vor 4 Tagen war sie in einer Quecksilberlache verschwunden, und keiner, der so verschwunden war, war jemals wiedergekommen. Es mute eine Falle sein.Gut, sprach er heiser in den Apparat, ich werde sie anrufen. Hat sie ihre Nummer hinterlassen?Nein, Sir.Danke, antwortete Sam und hing mit verzerrtem Gesicht den Hrer ab. Nancy hatte keine Telefonnummer hinterlassen. Sie brauchte es natrlich nicht, denn er kannte ja ihre Fernsprechnummer. Hingegen htte jeder, der fr Nancy oder in ihrem Auftrag anrief, eine Nummer bekanntgegeben. Jemand, der Nancy vielleicht gezwungen hatte, ihn anzurufen, htte es vielleicht fr verdchtig gehalten, keine Nummer anzugeben, unter der sie zu erreichen war.Obwohl es fast unmglich schien, konnte es sein, da dieser Anruf tatschlich gemacht wurde, sofern nicht eine weit schrecklichere Macht, als er sich vorstellen konnte, Nancys Geist in ihrem Krper versklavt hatte.Er sah sich vor eine schwierige und folgenschwere Entscheidung gestellt, aber er mute die Gefahr auf sich nehmen. Von einem anderen Stadtteil aus rief er an und lie die Taxe vor der Telefonkabine warten, damit er sofort flchten konnte, sofern es notwendig werden sollte.Er hrte ihre Stimme. Es war ohne Zweifel Nancys Stimme, obgleich sie angestrengt und gespannt klang.Hallo!Nancy, sagte er heiser, hier ist Sam Todd.Sie stie einen Schrei der Erleichterung aus.Sam, ich bin beinahe verrckt geworden. Ich versuche dauernd, Dick zu erreichen, aber das Museum wei nicht, wo er ist.Er ist Ihnen nachgegangen, sprach Sam mde.Sie lachte hysterisch auf. Das konnte er doch gar nicht, Sam. Er wird denken, da ich den Verstand verloren habe.Sie kommen aus einer anderen Welt, erklrte Sam. Manhattan Island ohne Gebude. Sklaven! Tiere, die aussehen wie Hunde oder Wlfe und die denken knnen wie die Menschen. Ringsherum Urwald. Stimmt es?Sam, rief sie aus. Woher wissen Sie das?Dick sucht Sie dort, sagte er, und die Leute, die dort wohnen, haben soeben Maltby entfhrt. Wie sind Sie zurckgekehrt?Entweder hatte sich hier die erste Rettung seit 5000 Jahren zugetragen, oder Nancy war zur Verrterin an der Erde und ihrer Rasse geworden.Sam, erwiderte sie, es gibt da gewisse Tore, die von dieser Welt in die andere fhren. Auch stellen sie den Menschen Fallen, damit sie in dieselben hineintappen. Durch eine dieser Fallen bin ich zurckgekehrt. Sie sah genau so aus wie diejenige, durch die ich strzte, als ich mit Ihnen ber die Strae ging. Wenn Sie sich beeilen, knnen Sie sich die Falle ansehen und Wo ist diese Falle? fragte Sam rasch. Erklren Sie es mir. Wo befanden Sie sich, als Sie zurckkehrten?In einer schmalen Gasse zwischen zwei alten Husern. Sie erklrte ihm die genaue Lage.Ich komme sofort zu Ihnen!Gut. Ich habe einen Mann, der in der anderen Welt ein Sklave war, mit nach hier gebracht. Wo befinden Sie sich jetzt, Sam?Bereits auf dem Wege zu Ihnen, erwiderte er. Ich bin bald dort.

*

Sonnenstrahlen fielen durch ein Fenster. Ein Mann mit zerzaustem, ungepflegtem Haar und langem Bart sa an einem Tisch und war in einen Morgenrock gehllt, der offenbar Nancys Eigentum war. Er war am Essen, und zwar a er gierig mit den Fingern. Nancy war nirgendwo zu sehen.Der Mann blickte bei seinem Eintritt auf. Sam lehnte sich gegen die Wand und entsicherte die in der Tasche steckenden Pistolen.Der Mann warf Sam einen unsicheren Blick zu, erzitterte und fragte: Sam Todd?Bin ich, nickte Sam. Und wer sind Sie?Mein Name ist Kelly, stellte der Langhaarige sich vor. Ich war ein Sklave auf der anderen Seite. Sie hat mich mit nach hier genommen. Ich glaube, sie ist eben dabei, sich zu waschen.Nancys Stimme wurde laut.Sam, sind Sie gekommen?Ich bin hier, antwortete er und dachte, da dies alles nicht aussah wie eine Falle.Nur einen Augenblick, rief Nancy von nebenan. Ich bin gleich soweit. Lassen Sie sich inzwischen von Kelly alles erzhlen.Dann mal los, forderte Sani den Mann auf, blieb aber an der Wand stehen.Der Mann stand auf und legte das Kleidungsstck ab. Unter ihm trug er nur einen Lendenschurz. Auf seinem Rcken befanden sich schrecklich tiefe und kaum verheilte Narben.Das kommt von den Peitschenschlgen, sagte er sachlich. Der Aufseher erklrte, ich sei schwierig zu behandeln, und die Ruhks wrden mich gewi noch einmal erwischen. Aber das taten sie nicht. Ich war beim Holzhacken, als ein Ruhk kam und meinem Wchter mitteilte, da ein Ruhk mich zu sehen wnsche. So begleitete ich das Tier.Was ist ein Ruhk? fragte Sam.Der Mann warf das Kleidungsstck wieder ber die Schultern und setzte sich.Ein Geschpf des Teufels, antwortete er dann mit harter Stimme. Kreaturen, die aussehen wie Polizeihunde, nur da sie doppelt so gro sind. Sie knnen denken wie Menschen. Sie knnen auch miteinander reden, und wir Sklaven muten erlernen, ihre Befehle zu verstehen.Sam wartete. Er wollte diesem Mann gern glauben, aber er wagte es nicht ganz.Der Ruhk hat mich zu ihr gebracht. Er deutete mit dem Kopf in die Richtung, aus der Nancys Stimme gekommen war. Da stand sie, war bla wie ein Leintuch und sprach mit den Ruhks, die mit den Schweifen wedelten und auf der Erde herumkrochen, wenn sie sie nur anblickte. Nie zuvor hatte ich einen Ruhk gesehen, der sich derartig verhielt. Auerdem trug sie ihre Kleider, was ebenso seltsam war. Sklaven werden nmlich entkleidet, sowohl Mnner als auch Frauen, und das ist das Zeichen fr das Sklaventum. Die Aufseher tragen ein hemdhnliches Gewand; sie aber war gekleidet, wie es die Menschen in New York sind. Also war sie weder eine Sklavin noch ein Herr.Das Wort Herr schien sich offenbar auf Mnner und Frauen zu beziehen, and zwar auf eine bestimmte Kaste von Menschen, von denen Kelly offenbar eine sehr bestimmte Vorstellung hatte.Als ich zu ihr kam, sagte sie: Ich bin hier, wei aber nicht, wo ich mich befinde. Ich befrchte, da ich den Verstand verloren habe. Diese Tiere scheinen zu verstehen, wenn ich mit ihnen spreche Knnen Sie mir sagen, was mit mir geschehen ist?Das hrt sich ganz nach Nancy an, dachte Sam.Sie hatte sich in einem Kfig wiedergefunden, fuhr Kelly fort, genau wie ich. Wenn sie nmlich Sklaven brauchen, stellen sie irgendwo Fallen auf in einer Gegend, in der sich zu der betreffenden Zeit vermutlich nur ein Mensch befindet. Oder aber sie stellen ihre Fallen auf zu Stunden, da sich hier auf der Erde an der betreffenden Stelle nicht allzu viele Menschen bewegen. Man gert ganz von selbst in eine solche Falle. Etwas schlgt ber einem zusammen, und man befindet sich in der anderen Welt. Bei jedem Kfig befindet sich ein Ruhk als Wchter. Wenn dann ein Mann gefangen wurde, kommen weitere Ruhks und bringen einen Aufseher mit. Damals holten mich die Tiere aus dem Kfig und rissen mir die Kleider vom Leib. Dann wurde ich zum Sklavenpferch gebracht. Als sie sich, er deutete wieder auf das Badezimmer, im Kfig wiederfand, sah sie sich einem Ruhk gegenber, der ihre Kfigtr ffnete und ngstlich winselte, um ihr mitzuteilen, da sie ihm leid tue. Sie sagte, da er sich wie ein kleines Hndchen benahm. Am Morgen versuchte sie, wegzugehen, und er folgte ihr. Zwei weitere Ruhks erschienen und benahmen sich ebenfalls wie Hndchen.Kelly begann wieder zu essen. Was er gesagt hatte, klang vollkommen unsinnig, aber Sam glaubte ihm. Er versuchte, eine Erklrung dafr zu finden.Erst am nchsten Morgen fragte sie die Tiere, ob sie ihr nicht einen Menschen bringen knnten, mit dem sie sprechen konnte. Die Ruhks verstehen unsere Sprache so gut wie Menschen, knnen sie aber nicht reden, da ihnen die entsprechenden Stimmbnder fehlen. Jedenfalls rannte ein Tier fort und holte mich zu ihr. So gut ich konnte, erzhlte ich ihr, wo sie sich befand und was ihr geschehen war. Aber wir brauchten zwei Tage, um herauszufinden, was die Ruhks veranlate, so unterwrfig zu handeln. Wenn sie sagte, da sie hungrig sei, fingen die Ruhks ihr Wild und brachten es ihr. Ich steckte dann ein Feuer an, um das Fleisch zu braten, und die Ruhks standen um uns herum, winselten und taten, als ob sie verrckt nach ihr seien. Als wir dann endlich des Rtsels Lsung fanden, sorgten wir dafr, da sie auch nach mir verrckt wurden.Er lachte pltzlich auf.Was war es denn? fragte Sam.Das Parfm ihrer Gromutter, meinte Kelly ironisch. Jenes Parfm, das sie nach dem Rezept ihrer Gromutter herstellt. Die Ruhks verlieren den Verstand, wenn sie es riechen. Als ich ihr alles sagte, was ich wute, da meinte sie, da sie gewi so roch wie die Herren, die ber den Ruhks und Aufsehern stehen. Wahrscheinlich wrden die Ruhks von dem Duft ebenso angezogen, wie Jagdhunde von der Witterung irgendeines Wildes. Sie sagte auch, da es bestimmte Mglichkeiten gebe, wenn man die Zeit habe, ein Tier mit dem Duft vertraut zu machen und Eine Zeit, die mehr oder weniger 5000 Jahre dauerte, warf Sam ruhig ein. Das ist eine gengend lange Zeit, um einen Instinkt auszubilden, und es ist klug, sehr klug gedacht. Deshalb knnen die Leute auch den Tieren vertrauen, und es wird niemals eine erfolgreiche Revolte unter den Aufsehern und noch weniger den Sklaven geben, weil diese den Geruch nicht auf sich tragen und folglich fr die Ruhks sofort erkenntlich sind. Aber erzhlen Sie weiter Ich habe eigentlich alles erzhlt, erwiderte Kelly. Als wir herausgefunden hatten, wie die Dinge lagen, besprengte sie mich aus einer kleinen Parfmflasche, die sie noch bei sich trug. Jetzt wurden die Ruhks auf einmal auch nach mir verrckt. Nachdem ich ein Sklave gewesen war, war ich nunmehr zum Herren geworden. Wir befahlen den Tieren, uns an eine Falle zu bringen. Wir gingen in den Kfig, sie nahmen eine Manipulation vor, und dann befanden wir uns wieder in New York. Ohne groes Aufsehen zu erregen, kamen wir in einer Taxe hierher.Er nickte, um dann kalt hinzuzusetzen: Ich kehre wieder zurck, das haben wir miteinander besprochen. Sie wird viele Liter von diesem Parfm herstellen, und ich habe eine ausgezeichnete Verwendung dafr. Die Ruhks haben wir aufgefordert, vor dem Kfig auf uns zu warten. Ich wei aber nicht, wie lange sie es tun werden, und deshalb mssen wir uns beeilen. Vor allem bentigen wir Waffen.Jetzt tauchte die lchelnde Nancy auf. Sie war ein Jahr lang Sams Sekretrin gewesen. Er hatte ihre Fhigkeiten bewundert und ihre Intelligenz respektiert, hatte in ihr aber niemals die Frau gesehen. Vier Tage lang hatte er entsetzliche Gewissensbisse versprt, weil sie in seiner unmittelbaren Nhe zum Opfer eines Verbrechens geworden war und er ihr nicht hatte helfen knnen. Jetzt war sie weiblich schn, war frisch gekmmt, hatte ihr Haar grndlich ausgebrstet und sich umgekleidet. Sie sah angespannt, aber nicht ngstlich aus und blickte ihn freundlich an.Vorhin am Telefon erklrten Sie, da Dick sich in die andere Welt begeben habe, um mich zu suchen, sagte sie. Wie geschah das, Sam, und wo befindet er sich dort? Wir mssen uns mit ihm in Verbindung setzen und ihm etwas von dem Parfm geben, damit er vor den Ruhks in Sicherheit ist. Auerdem ist es unsere Pflicht, etwas fr die Sklaven zu tun, Sam. Leute aus unserer Stadt werden zu Arbeitstie