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Die Anwendbarkeit der modernen Kreditschöpfungslehre auf ... · Inhalt II. Τei 1 Bedingungen und Voraussetzunge fü einr n Kreditschöpfune g im typische Sparkassengeschäfn t A

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H E R M A N N F E I F E L

Die Anwendbarkeit der modernen Kreditschöpfungelehre auf die besondere Art des Sparkassengeschäfts

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U n t e r s u c h u n g e n ü b e r das Spar- , G i ro - u n d K r e d i t w e s e n

Schriften des Instituts für das Spar-, Giro- und Kreditwesen an der Universität Hamburg

Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Fritz Voigt

Band 10

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Die Anwendbarkeit der modernen Kreditschöpfungslehre auf die

besondere Art des Sparkassengeschäfts

Von

H e r m a n n F e i £ e l

D U N C K E R & H U M B L O T / B E R L I N

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Alle Rechte vorbehalten © 1959 Duncker & Humblot, Berlin

Gedruckt 1959 bei Richard Sdiröter, Berlin SW 61 Printed in Germany

η 2

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Inhall

1. T e i l

Das Sparkassengeschäft im Lichte der modernen Kreditschöpfungslehre

A. Einführung 13

I. Das Problem 13

I I . Das Ziel der Untersuchung 16

I I I . Zur Methode der Untersuchung 19

B. Von der Kreditschöpfungslehre im allgemeinen 21

I. Der generelle Inhal t und die Terminologie der modernen Kred i t -schöpfungslehre 21

1. Die generellen Seiten der modernen Kreditschöpfungslehre . . 21 a) Die mikroökonomische Seite der Kreditschöpfungslehre . . 21 b) Die makroökonomische Seite der Kreditschöpfungslehre . · 23

2. Zur Terminologie der Kreditschöpfungslehre 25 a) Monetär orientierte Fassungen des Begriffes „Kred i t -

schöpfung" 26 aa) Begriff l iche Ident i f iz ierung der „Geld-" und „Kred i t -

schöpfung" 26 bb) Begriffl iche Unterscheidung zwischen „Geld- " und

„Kreditschöpfung" 27 b) Güterwirtschaft l ich orientierte Fassungen des Begriffes

„Kreditschöpfung" 28 3. Ergebnis und Konsequenzen 32

I I . Inha l t und Problematik der banktheoretischen Seite der moder-nen Kreditschöpfungslehre 33

1. Die Grundgedanken der banktheoretischen Seite der moder-nen Kreditschöpfungslehre und ihre Problematik 33

2. Die Modif ikationen der banktheoretischen Seite der modernen Kreditschöpfungslehre 35 a) Modif ikationen hinsichtl ich der Frage nach der A r t der von

den Banken im Kred i t zur Verfügung gestellten Zahlungs-mi t te l 35 aa) Theorie der ausschließlich giralen Kreditschöpfungs-

tät igkeit der Banken 36 aaa) Darstel lung 36 bbb) K r i t i k 37

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6 Inhalt

bb) Theorie der „kombinat iven Kredi tvermit t lungs- und Kreditschöpfungstätigkeit" der Banken 46 aaa) Darstel lung 46

α) Monetär orientierte Richtung 46 ß) Güterwirtschaft l ich orientierte Richtung 46

bbb) K r i t i k 47 α) K r i t i k der monetär orientierten Richtung 47 3) K r i t i k der güterwirtschaft l ich orientierten

Richtung 49 cc) Ergebnis und Konsequenzen 50

b) Modif ikationen hinsichtl ich des Trägers der bankbetrieb-l ichen Kreditschöpfung 51 aa) Theorie der Kreditschöpfungsfähigkeit ausschließlich

des gesamten Banksystems 52 aaa) Darstellung 52 bbb) K r i t i k 53

bb) Theorie der Kreditschöpfungsfähigkeit der Einzelbank 65 aaa) Darstellung 65 bbb) K r i t i k 66

cc) Ergebnis und Konsequenzen 67

C. Die theoretischen Grundlagen für eine Untersuchung der Kredit-schöpfung im Sparkassengeschäft 68

I. Der banktheoretische Kreditschöpfungsbegriff 68 1. Die Grundlagen des banktheoretischen Kreditschöpfungsbe-

griffs 68 2. Wesen und Definit ion des banktheoretischen Kreditschöp-

fungsbegriffs 72

I I . Abgrenzung der Kreditschöpfung gegenüber anderen Vorgängen 76 1. Abgrenzung der Kreditschöpfung gegenüber Vorgängen, die

ebenfalls zu einer Vermehrung der wirksamen Geldmenge führen 76

2. Abgrenzung der „Kreditschöpfung" gegenüber der „Kred i t -ausweitung" 78

3. Abgrenzung der „Kreditschöpfung" gegenüber der „Kred i t -vermi t t lung" 79

D. Die Bedeutung der banktheoretischen Seite der modernen Kredit-schöpfungslehre für eine Untersuchung der Kreditschöpfung im Spar-kassen&eschäft 81

I. Die orthodoxe Auffassung über die Kreditschöpfungsfähigkeit der Sparkassen 81

I I . Die aus der modernen Kreditschöpfungslehre resultierende neue Fragestellung 83 1. Der Zusammenhang zwischen dem Passiv- und dem A k t i v -

kreditgeschäft einer Bank bei einer Kreditschöpfung 83 2. Die neue Fragestellung 83

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Inhalt

I I . Τ e i 1

Bedingungen und Voraussetzungen für eine Kreditschöpfung im typischen Sparkassengeschäft

A. Das Problem 86

B. Die grundsätzlichen Bedingungen für eine Kreditschöpfung im Spar-kassengeschäft 88

C. Die Voraussetzungen für eine Kreditschöpfung im Geschäft einer tJreinen" Sparbank 90

I . Das Model l einer „reinen" Sparbank als Untersuchungsobjekt ·. 90

I I . Die Voraussetzungen für eine Kreditschöpfung i m Geschäft einer reinen Sparbank i m Bargeldsystem 93

I I I . Die Voraussetzungen für eine Kreditschöpfung i m Geschäft einer reinen Sparbank i m Mischgeldsystem 95

1. Typ einer reinen Sparbank m i t Nostrokonto bei einer Korre-spondenzbank 95

2. Typ einer reinen Sparbank m i t Nostrokonto bei einer Korre-spondenzbank sowie m i t giralem Einzahlungsverkehr i m Spar-geschäft 97

3. Typ einer reinen Sparbank m i t Nostrokonto bei einer Korre-spondenzbank sowie m i t giralem E in- und Auszahlungsver-kehr i m Spargeschäft 98

D. Die Voraussetzungen für eine Kreditschöpfung im typischen Geschäft moderner Sparkassen mit Universalbankcharakter 99

I. Über die Voraussetzungen für eine Kreditschöpfung i m typischen Geschäft moderner Sparkassen im allgemeinen 99

I I . Die Teilnahme der Sparkassen am bargeldlosen Zahlungsverkehr 99

I I I . Die technische Form des Zahlungsverkehrs der Sparkassen 101

1. Die Form des Zahlungsverkehrs, der sich auf debitorischen Konten abspielt 101

2. Die Form des Zahlungsverkehrs, der sich auf kreditorischen Konten abspielt 101 a) Die Form des Zahlungsverkehrs, der sich auf Girokonten

abspielt 101 b) Die Form des Zahlungsverkehrs, der sich auf Sparkonten

abspielt 102 aa) Vorschrif ten des KWG, welche den Einzahlungsverkehr

auf Sparkonten betreffen 102 bb) Vorschrif ten des KWG, welche den Auszahlungsver-

kehr zu Lasten von Sparkonten betreffen 103

IV. Ergebnis 105

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8 Inhal t

I I I . T e i l

Theoretische Möglichkeiten für das Zustandekommen einer Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft

A. Das Problem 107

B. Der Vorgang der „unbeabsichtigten" Kreditschöpfung 108

C. Der Vorgang der „beabsichtigten" Kreditschöpfung 110

D. Das theoretisch mögliche Ausmaß der Kreditschöpfung 111

E. Zusammenfassung 117

IV. Τ e i 1

Über die Existenz der konstituierenden Faktoren einer Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft

A. Das Problem 119

B. Der Orientierungsmdßstab „Liquidität" als konstituierender Faktor einer Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft 119

I . Allgemeines 119

I I . Die L iqu id i tä t als Orientierungsmaßstab für die Festsetzung des Kreditangebots durch eine „reine" Sparbank 121

I I I . Die L iqu id i tä t als Orientierungsmaß stab für die Festsetzung des Kreditangebots durch eine moderne Sparkasse 123

C. Unbare Zahlungssitten des Publikums der Sparkassen als konstituie-render Faktor einer Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft 125

D. Das Ergebnis 125

V. Τ e i 1

Über das Ausmaß der Kreditschöpfung im typischen , Sparkassengeschäft

A. Die Bestimmung s ffründe des Ausmaßes der Kr edit Schöpfung im Spar-Kassengeschäft 127

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Inhalt

Β. Direkte Bestimmungsgründe des Ausmaßes der Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft 128

I. Generelles über die direkten Bestimmungsgründe des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 128

I I . Die Zahlungssitten des Publ ikums der Sparkassen als Bestim-mungsgrund des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassen-geschäft 129

I I I . Der „universale" Charakter der Sparkassen als Bestimmungs-grund des Ausmaßes der Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft 131

IV. Der Zusammenschluß der Sparkassen zum Sparkassengirosystem als Bestimmungsgrund des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 134

1. Das Problem 134

2. Die Konzentrationsbewegung i m Sparkassensektor 134

3. Die kredittheoretische Bedeutung des Sparkassengirosystems im Hinbl ick auf die Kreditschöpfungskapazität der Sparkassen 136 a) Die kredittheoretische Bedeutung eines Zusammenschlusses

isolierter Banken zu einem Gironetz in genereller Sicht ·. 136 aa) Die Situation isoliert nebeneinanderstehender Banken 136 bb) Kreditäre Wirkungen eines Zusammenschlusses isoliert

nebeneinanderstehender Banken 138 aaa) Wirkungen des Zusammenschlusses auf die Lauf -

zeit der Kredi te 139 bbb) Wirkungen des Zusammenschlusses auf das Kre -

ditpotent ial der „Mitgl iedbanken" 140 b) Die Wirkungen des Zusammenschlusses der Sparkassen zum

Sparkassengirosystem auf das Ausmaß der Kreditschöp-fung i m Sparkassengeschäft 142

C. Indirekte Bestimmungsgründe des Ausmaßes der Kreditschöpfung im Sparkassengeschäft 146

I. Generelles über die indirekten Bestimmungsgründe des Aus-maßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 146

I I . Die Konstanz der Spareinlagen als indirekter Bestimmungsgrund des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 148

1. Das Problem 148 a) Allgemeines 148 b) Exkurs: Die kredittheoretische Bedeutung der „Refinan-

zierung" i m Falle des Abzugs von Depositen, die als Basis von Kreditgewährungen dienten 152

2. Die charakteristischen Eigentümlichkeiten der diversen Spar-einlagenelemente als Bestimmungsgrund der Konstanz der Spareinlagen 159 a) Zur Konstanz der Zweckersparnisse 160

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10 Inhalt

b) Zur Konstanz der „reinen" Spargelder 163 c) Zur Konstanz der sich auf Sparkonten niederschlagenden

Reserven der Wirtschaftsunternehmen und der öffentlichen Hand 164

3. Juristische und satzungsmäßige Bestimmungen als Determi-nanten der Konstanz der Spareinlagen 172

4. Psychologisch wirkende Mi t te l als Bestimmungsgründe der Konstanz der Spareinlagen 175

5. Die Konstanz der Spareinlagen in Zahlen 176

6. Ergebnis 183

I I I . Die Höhe des kreditär nutzbaren Zentralbankgeldes als indi rek-ter Bestimmungsgrund des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 183

1. Das Problem 183

2. Das Spareinlagengeschäft der Sparkassen als Quelle des Zu-flusses von Zentralbankgeld 184

3. Geldaufnahmegeschäfte der Sparkassen als Quelle des Zu-flusses von Zentralbankgeld 185 a) Das Problem 185 b) Geldaufnahmegeschäfte der Sparkassen 187

IV. Die L iqu id i tä t der Sparkassen als indirekter Bestimmungsgrund des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 192

1. Das Problem 192

2. Die Bar l iquid i tät der Sparkassen als Bestimmungsgrund des Ausmaßes des Akt ivkredi tvolumens der Sparkassen 196 a) Von der Barreservehaltung der Sparkassen i m allgemeinen 196 b) Die Reservehaltung der Sparkassen bei den Girozentralen 197 c) Die Mindestreservehaltung der Sparkassen 200 d) Die Größenordnung der Reserven der Sparkassen 205

3. Die Anlagearten und deren Begrenzung als Bestimmungs-grund des Akt ivkredi tvolumens der Sparkassen 208 a) Von den Anlagevorschriften i m allgemeinen 208 b) Die kredittheoretische Bedeutung der einzelnen Anlagevor-

schriften 210

V. Das langfristige Kreditgeschäft der Sparkassen als Bestimmungs-grund des Ausmaßes der Kreditschöpfung i m Sparkassengeschäft 219

1. Das Problem 219

2. Die Beziehungen des langfristigen Kreditgeschäftes zu den Kreditmögl ichkeiten 220

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Inhal t

3. Das langfristige Kreditgeschäft der Sparkassen 224 4. Schlußfolgerungen 226

D. Zusammenfassung 226

VI . T e i l

Das Ergebnis 228

Schrifttum 233

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E r s t e r T e i l

Das Sparkassengeschäft i m Lichte der modernen Kreditschöpfungelehre

A. Einführung

I . Das Problem

Die ersten E rö r te rungen des Prob lems der Kred i t schöp fung der B a n k e n l iegen berei ts i n d e r vorklassischen Ze i t 1 . E i n e n bedeutenden Au fschwung er fähr t die Leh re v o n de r K red i t schöp fung m i t der E r -kenntn is , daß das Ge ld e ine zentra le S te l l ung i m Rahmen des w i r t -schaft l ichen Geschehens e i nn immt . M i t de r we i t e ren Erkenn tn is , daß die Kred i tschöp fung der Banken eine wesent l iche Quel le f ü r d ie V e r -sorgung der Wi r t scha f t m i t G e l d dars te l l t , rück t die Leh re von der Kred i t schöp fung der Banken insbesondere be i den der K lass i k fo lgen-den Theor ien i n den Vo rde rg rund 2 .

1 Vgl. Wagner, Valent in Fr i tz : Geschichte der Kredittheorien. Wien 1937, S. 145 f.

2 „Da die meisten Klassiker dem Gelde nur die Rolle eines Trabanten zubil l igten, der sich nach den Bewegungen der Güter richtet, hielten sie eine Frage i m wesentlichen für erledigt, wenn sie für die Naturaltausch-wirtschaft geklärt war. W i r wissen heute, daß das Geld kein Trabant ist und daß es die Hergänge in der Güterwelt sehr stark zu beeinflussen vermag." (Vgl. Euchen, Walter: Kapitaltheoretische Untersuchungen. 2. Au f -lage. Tübingen/Zürich 1954, S. 159.)

Die Erkenntnis von der Bedeutimg des Geldes bahnte sich insbesondere seit K n u t Wicksell Raum.

Die moderne Auffassung über die Rolle des Geldes im Rahmen des w i r t -schaftlichen Geschehens kommt insbesondere in den folgenden Arbeiten zum Ausdruck: Forstmann, Albrecht: Volkswirtschaftl iche Theorie des Gel-des. 2.Band: Monetäre Ökonomie. Al lgemeine Volkswirtschaftslehre der Geld-wirtschaft. Ber l in 1955, S. 25 und insbesondere S. 343 f. Ferner: Keynes, John Maynard: General Theory of Employment, Interest and Money. Deutsche Übersetzung von Fr i tz Waeger: Al lgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Ber l in 1936. Ferner: Veit, Otto: Der Einfluß des Geldes auf den Güterkreislauf. I n : Weltwirtschaftl iches Archiv. 59. Band, Heft 2 vom März 1944, S. 211 f. Ferner: Egle, W.: Zur Frage des neutralen Geldes. I n Zeitschrift fü r Nationalökonomie. Band 9, Jahrgang 1939, S. 12 f.

Nur vereinzelt w i r d der Einfluß des Geldes auf das wirtschaftl iche Ge-schehen bezweifelt. (Völ l ig abgelehnt w i r d der Einf luß des Geldes unter

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14 Das Sparkassengeschäft i m L i t e der Kreditschöpfungslehre

De r Kred i tschöpfung der B a n k e n w i r d heute als Ursache w ich t i ge r Vorgänge i m Wir tschaf ts leben zentra le Bedeu tung beigemessen; sie s te l l t e inen F a k t o r dar, den die No tenbanken be i i h r e n Maßnahmen, von deren Ge l i ngen die E n t w i c k l u n g der Wi r t scha f t we i tgehend ab-hängt , stets berücks icht igen 3 .

D i e überragende Bedeu tung der Kred i tschöpfung recht fer t ig t es, w e n n w i r m i t der vor l iegenden A r b e i t e rneut dieses P rob lem auf -grei fen.

N u n ist jedoch das moderne Bankwesen d i f fe renz ier t : D ie e inzelnen B a n k t y p e n besi tzen au f G r u n d einer unterschied l ichen Spezia l is ierung verschiedene F u n k t i o n e n u n d Wirkungsbere iche i m Wir tschaf ts leben 4 . D i e grundsätz l iche Mög l i chke i t , der Vorgang, d ie Grenzen u n d W i r -kungen der Kred i t schöp fung s ind daher be i j edem einzelnen B a n k t y p anders.

Es erhebt sich also d ie Frage, i n w i e w e i t d ie spezifischen Eigen-tüm l i chke i t en der e inzelnen B a n k t y p e n ih re Kred i tschöpfungsmögl ich-ke i t en beeinflussen.

Diese Frage is t insbesondere be im B a n k t y p „Sparkasse" noch keines-wegs gek lär t .

den modernen Autoren — soweit zu sehen — insbesondere von Dehn und von Papi. (Vgl. Dehn, Edgar: Zur Geld und Konjunktur theor ie von Prof. Keynes. I n : Zeitschrift für Nationalökonomie. Band 9, Jahrgang 1939, ins-besondere S. 385 f. sowie: Papi, Giuseppe Ugo: Die grundlegenden U r -sachen wirtschaftl icher Schwankungen. In : Zeitschrift für Nationalökonomie. Band 4, Jahrgang 1935, S, 330 f.)

Die überwiegend vertretene Meinung kommt jedoch i n den folgenden Worten Haberlers treffend zum Ausdruck: „Geld und Kred i t nehmen eine derart zentrale Stellung in unserem Wirtschaftssystem ein, daß es beinahe sicher ist, daß sie bei der Entstehung von Konjunkturschwankungen eine wichtige Rolle spielen, und zwar entweder als antreibende K ra f t oder als bedingender Faktor." (Vgl. Haberler, Gottfr ied: Prosperität und Depression. Zweite, erw. Auflage. Tübingen/Zürich 1955, S. 25.)

Auch Pigou resümiert: „Money then, let us say, is a key, by means of which productive energies, that wou ld otherwise have been imprisoned, can be released." (Vgl. Pigou , A. C.: The ve i l of money. London 1950, S. 26)

3 Vgl. zur Frage der Bedeutung der Geld- und Kreditschöpfung, der Be-einflussung ihres Ausmaßes durch eine entsprechende Währungs-, Geld-bzw. Kred i tpo l i t i k : Stucken, Rudolf : Geld und Kredi t . 2. Auflage, Tübingen 1957, insbesondere S. 205 f.

4 Vgl . zur Frage der Differenzierung und Aufgl iederung des Banksystems: Hof mann, Walter: Die Arbeitstei lung zwischen Sparkassen und Depositen-kassen. In : Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Tübingen. Jahr-gang 1915, S. 39 f. Die ursprünglich stark ausgeprägten Unterschiede zw i -schen Kredi tbanken und Sparkassen verwischen neuerdings immer mehr. (Vgl. hierzu auch Linhardt, Hanns: Bankbetriebslehre. Band I (Bankbetrieb und Bankpol i t ik) der Bankwirtschaftl ichen Schriftenreihe. Herausgegeben von Hanns Linhardt . Kö ln und Opladen 1957, S. 39.) Doch bestehen auch heute insbesondere zwischen den Kredi tbanken und den Sparkassen wesentliche Unterschiede, d ie gerade fü r die Frage der Kreditschöpfungs-möglichkeiten der beiden Banktypen von grundlegender Bedeutung sind.

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Einführung 16

Die Frage der Fähigkeit der Sparkassen zur Kreditschöpfung ist zwar schon lange Gegenstand der Diskussion5. Bis i n die jüngste Zeit sind jedoch die Auffassungen über diese Frage geteilt.

So vertr i t t beispielsweise Floss die Auffassung: „Die Kredi t- und Giralgeldschöpfungstätigkeit des deutschen Sparkassensystems wi rd — zumindest im kredittheoretischen Schrifttum der Gegenwart — nicht mehr in Zweifel gezogen6." Demgegenüber behauptet Rittershausen, den Sparkassen fehlten ganz oder teilweise die üblichen Kredit-schöpfungseinrichtungen 7.

5 So bejaht beispielsweise Einsiedel bereits i m Jahre 1928 die Kred i t -schöpfungsfähigkeit der Sparkassen, und zwar ver t r i t t er die Auffassung, keine Bank — m i t Ausnahme der Hypothekenbanken — beschränke sich heute darauf, die ih r überlassenen Mi t te l auszuleihen: „Jede Bank, auch die moderne Sparkasse, gibt darüber hinaus weitere Kredite, übt also gleich-zeitig eine Funkt ion aus, die nach Hahn's Auffassung nur einer Pr imär-bank zukommt." (Vgl. Einsiedel, Eugen: Giralgeldschöpfung und vo lkswi r t -schaftliche L iqu id i tä t der deutschen Kreditbanken. Würzburger Dissertation 1928, S. 23.)

Demgegenüber ist Bracht der Meinung, sowohl Sparkassen w ie auch Ban-ken seien kredi tvermit te lnd tätig. (Vgl. Bracht, Friedrich: Die bankmäßige Ausgestaltung der öffentlichen Sparkassen unter besonderer Berücksichti-gung ihrer E inwi rkung auf die Zahlungsbereitschaft und die Rentabi l i tät der Sparkassen. Gießener Dissertation 1928, S. 1/2.)

I n extremer Form ver t r i t t i m Jahre 1935 Reichsbankdirektor Lübcke die Auffassung, der Zahlungsverkehr der Sparkassen erweise sich als beson-ders gefährlich für die Währungspoli t ik, we i l die Geschlossenheit des Zah-lungsverkehrsnetzes der Sparkassen stärkste Möglichkeiten der Buchgeld-schaffung biete. (Vgl. Aufsatz (ohne Verfasserangabe): Probleme des bar-geldlosen Zahlungsverkehrs. I n : Sparkasse. 55. Jahrgang, 1935, Heft 15, S. 293.)

Demgegenüber w i r d i n einer Repl ik seitens des Sparkassensektors be-hauptet: „Von einer Buchgeldschöpfung (nennenswerten oder gar währungs-politisch gefährlichen Ausmaßes) bei den Sparkassen kann . . . kaum noch gesprochen werden. . . . bei den Girozentralen . . . zeigt sich i m Endergebnis das gleiche wie bei den Sparkassen." (Vgl. Aufsatz (ohne Verfasserangabe) : Probleme des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, In : Sparkasse. 55. Jahrgang, 1935, Heft 15, S. 299.)

6 Vgl . Floss, Eberhard: Anlage- und Liquidi tätsr icht l in ien i m Sparkassen-wesen. Tübinger Dissertation 1956, S. 23. A n anderer Stelle sagt Floss: „Annahme und Weiter lei tung von Ersparnissen umreißen somit das u r -eigenste Aufgabengebiet der Sparkassen, das auch dadurch nicht einge-schränkt wi rd, daß sich m i t der Einschaltung der Sparkassen i n den bar-geldlosen Zahlungsverkehr eine Umgestaltung der reinen (kreditmittelnden) Sparbank zur (kreditschöpfenden) „Universalbank" mittelständisch-kommu-nalen Typs vollzieht." (Vgl. Floss, Eberhard: Spareinlagenbildung und K re -ditschöpfung bei Sparkassen. I n : Sparkasse. 74. Jahrgang. Heft 6 vom 15. März 1957, S. 88.)

7 Vgl. Rittershausen, Heinrich: Bankpol i t ik . Eine Untersuchung des Grenzgebiets zwischen Kredittheorie, Preistheorie und Wirtschaftspolit ik. Frankfur t /M. 1956, S. 99. Dieselbe Auffassung ver t r i t t Ha lm hinsichtl ich der amerikanischen savings banks: „The most characteristic feature of com-mercial banks, which distinguishes them from other pr ivate credit inst i tu t -ions, is their abi l i ty to create money . . . Other pr ivate credit inst i tut ions cannot create money because they do not hold checking accounts. Savings