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Merian-Schule Freiburg Fachschule für Sozialpädagogik Schuljahr: 2008/09 Facharbeit Thema: Die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit Name Kleis Vorname Maximilian Klasse 2BKSP2-2 Handlungsfeld Förderung von Erziehung und Bildung Lernfeld FEB 6 Fachlehrerin/lehrer Herr Laxander Abgabetermin Montag 23. März 2009 Datum: ……………… Erstkorrektur: …………………………….. Datum: ……………… Zweitkorrektur: ……………………………..

Die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit

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Längst haben die modernen Medien bei den Kindern die Spiele im Freien verdrängt. Oft besteht auch bei den Eltern nur wenig Interesse am Aufenthalt in der freien Natur. Außerdem gibt es in Ballungsräumen nur wenige Natur-Freiräume wo sich Kinder entfalten können. Auch Kinder- und Jugendfreizeiten können diese fehlenden Naturerfahrungen nur bedingt ersetzen. Wie erreicht man in der heutigen Zeit, dass Kinder sich auf die Natur einlassen? Wie gelingt es, ihnen Wertschätzung gegenüber der Umwelt sowie ökologisches Bewusstsein zu vermitteln? Vor diesem Hintergrund stellte sich mir die Frage „warum Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit so wichtig sind?“ Ich werde mich schwerpunktmäßig in meiner Facharbeit auf Kinder im Grundschulalter konzentrieren, da Kinder in diesem Altersbereich ihre Freizeit zum größten Teil bereits selbst organisieren können. Im Folgenden möchte ich zuerst die aktuelle Lebenssituation der Kinder in der heutigen Zeit beleuchten.

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Page 1: Die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit

Merian-Schule Freiburg

Fachschule für Sozialpädagogik

Schuljahr: 2008/09

Facharbeit

Thema:

Die Bedeutung von Naturerfahrungen für

Kinder in der heutigen Zeit

Name Kleis

Vorname Maximilian

Klasse 2BKSP2-2

Handlungsfeld Förderung von Erziehung und Bildung

Lernfeld FEB 6

Fachlehrerin/lehrer Herr Laxander

Abgabetermin Montag 23. März 2009

Datum: ……………… Erstkorrektur: ……………………………..

Datum: ……………… Zweitkorrektur: ……………………………..

Page 2: Die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis 1

1. Einleitung 2

2. Hauptteil 3

2.1. Aktuelle Lebenssituation von Kindern 3

2.1.1. Familiärer Hintergrund 3

2.1.2. Freizeitverhalten 3

2.1.3. Motorische Voraussetzungen 4

2.2. Erlebnisraum Natur 4

2.2.1. Definition Natur 4

2.2.2. Natur Vorstellungen 4

2.2.3. Natur als Freizeitfaktor 5

2.2.4. Gefahren in der Natur 5

2.3. Warum brauchen Kinder für ihre Entwicklung Naturerfahrungen? 5

2.3.1. Persönlichkeitsentwicklung 6

2.3.2. Soziale Entwicklung 7

2.3.3. Umweltbewusstsein 7

2.3.4. fehlende Naturerfahrungen 7

2.4. Methoden der Naturpädagogik 8

2.4.1. Was versteht man unter Naturpädagogik 8

2.4.2. Methodische Ansätze 8

2.5. Naturerfahrungen und Umweltbewusstsein 9

3. Schluss 10

Literaturverzeichnis 13

Eidesstattliche Versicherung 14

Einverständniserklärung 14

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1. Einleitung Während meiner Ausbildung zum Erzieher hatte ich die Gelegenheit im Unterkurs mein

Praktikum in einer Waldgruppe zu absolvieren. Dort konnte ich feststellen, dass diese Kinder

aufgrund ihrer umfangreichen Naturerfahrungen einen ganz anderen Bezug zu ihrer Umwelt

haben als die Kinder in einem Regelkindergarten. Während des Oberkurses bin ich während

meines Praktikums in einem Schülerhort. Dabei ist mir aufgefallen, dass die meisten

Hortkinder in ihrer Freizeit nur wenig Bezug zur Natur haben. Längst haben die Medien bei

den Kindern die Spiele im Freien verdrängt.1 Oft besteht auch bei den Eltern nur wenig

Interesse am Aufenthalt in der freien Natur. Außerdem gibt es in Ballungsräumen nur wenige

Natur-Freiräume wo sich Kinder entfalten können. Auch Kinder- und Jugendfreizeiten

können diese fehlenden Naturerfahrungen nur bedingt ersetzen.

Die heutigen Lebens- und Erlebnisräume in der Natur beschränken sich bei den meisten

Kindern auf Spielplätze mit fest installierten Spielgeräten an einsehbaren Orten. Vielleicht

gibt es noch einen „Bolzplatz“ in der Nähe. Wo bestehen noch Möglichkeiten ungestört auf

Bäume zu klettern, Bäche auf zu stauen, Hütten zu bauen, sich im Gebüsch und Dickicht zu

verstecken? Dürfen sich die Kinder noch richtig schmutzig machen im Schlamm und Dreck?

Und falls diese Freiräume noch vorhanden sind, werden sie von den Kindern heute auch noch

genutzt? Ist die Konkurrenz durch Fernsehen, Computer und straff durchorganisierte Freizeit,

auch seitens der Eltern, nicht zu groß? Bleibt neben der Schule und den Hausaufgaben

überhaupt noch genügend Zeit für Naturerfahrungen? Die Tendenz geht immer mehr zu

Ganztagesschulen und Rund-um-Betreuung. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung aus der

kirchlichen Jugendarbeit, konnte ich feststellen, dass es immer schwieriger wird, Kinder und

auch deren Eltern für Ferienfreizeiten in der Natur zu gewinnen.

Wie erreicht man in der heutigen Zeit, dass Kinder sich auf die Natur einlassen? Wie gelingt

es, ihnen Wertschätzung gegenüber der Umwelt sowie ökologisches Bewusstsein zu

vermitteln?

Vor diesem Hintergrund stellte sich mir die Frage „warum Naturerfahrungen für Kinder in

der heutigen Zeit so wichtig sind?“ Ich werde mich schwerpunktmäßig in meiner Facharbeit

auf Kinder im Grundschulalter konzentrieren, da Kinder in diesem Altersbereich ihre Freizeit

zum größten Teil bereits selbst organisieren können. Im Folgenden möchte ich zuerst die

aktuelle Lebenssituation der Kinder in der heutigen Zeit beleuchten.

1 Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, JIM Studie 2008

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2 Hauptteil 2.1 Aktuelle Lebenssituation von Kindern

2.1.1 Familiärer Hintergrund

Das Bild der Familie hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. In vielen Familien

sind beide Elternteile berufstätig, es gibt viele Alleinerziehende mit Kind, Familien die durch

Trennungen / Scheidungen auseinander gerissen sind und auch so genannte „Patchwork-

familien. Die finanzielle Situation, Bildung, Beruf, und der soziale Status der Eltern spielen

eine nicht unerhebliche Rolle. Sie können die Entwicklung von Jugendlichen entscheidend

beeinflussen. Erziehungsstile, Gesundheit, Einstellung zum eigenen Körper, Motivation für

Bildung und Beruf sowie Umweltbewusstsein werden vom familiären Hintergrund

maßgeblich geprägt. Dies gilt auch im Umgang mit der Natur. Kinder bringen von sich aus

genügend Neugierde als Voraussetzung mit, sich auf die Natur einzulassen. Es kommt darauf

an, wie die erwachsenen Bezugspersonen diese Anlagen wahrnehmen und auf diese kindliche

Neigung eingehen können. Der familiäre Hintergrund spielt daher eine nicht unerhebliche

Rolle bei dem Bezug der Kinder zur Natur.

2.1.2 Freizeitverhalten

Festzustellen ist, dass die Medien beim Freizeitverhalten eine immer größere Rolle im Leben

der Kinder spielen. Bei Kindern zwischen 6-13 Jahren spielt der Fernseher noch die größte

Rolle. Jedoch löst der PC mit zunehmendem Alter den Fernseher ab. Später ist jedoch das

Handy, neben dem MP3 Player nicht mehr aus dem Alltag der Kinder/Jugendlichen

wegzudenken und hat die größte Alltagsrelevanz. Dadurch verlagert sich die Aktivität der

Kinder immer mehr von Außenräumen nach innen. Reale Erfahrungen im Kindesalter werden

zunehmend durch fiktive am Fernseher und am Computer ersetzt. Zusätzlich werden die

Kinder von ihren Eltern oft regelrecht „verplant“ durch Termine in Sportvereinen,

Musikvereinen, Nachhilfe für die Schule usw. Dadurch stehen den Kindern immer weniger

Möglichkeiten in Form von Zeit und Freiräumen zur Verfügung um selbstbestimmt aktiv zu

werden. Es ist nicht unüblich, dass Eltern die Entscheidung treffen, wann und wo ihre Kinder

Verabredungen eingehen, da sie für ihre Kinder den Fahrdienst übernehmen. Dies entspringt

oft einem Sicherheitsbedürfnis der Eltern, gibt den Kindern jedoch keinen Spielraum von

Eltern nicht kontrollierte Tätigkeiten auszuüben und unbeaufsichtigte Naturräume wie Wald,

Bach und Wiese aufzusuchen.

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2.1.3 Motorische Voraussetzungen

In den letzten Jahren wurde auch immer wieder festgestellt, dass Kinder heute oftmals in

ihren motorischen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Was früher selbstverständlich war, das

klettern, springen und hüpfen stellt für viele Kinder heute ein Problem dar. Die Fähigkeiten

sind weniger vorhanden oder die Kinder trauen sie sich nicht mehr zu.2

2.2 Erlebnisraum Natur

2.2.1 Definition Natur

Zuerst ist es notwendig, den Begriff Natur zu definieren, da er in meiner Arbeit eine wichtige

Rolle spielt.

Natur umfasst die Gesamtheit der nicht von Menschen geschaffenen belebten und unbelebten

Natur. Im urbanen Raum ist der Begriff der Natur deutlich weiter zu fassen, da er sich hier

über das Verständnis und den Sinneseindruck der Allgemeinheit definiert. So erfolgt in der

umgangssprachlichen Praxis häufig eine Gleichsetzung mit den Begriffen Landschaft oder

Umwelt.3

2.2.2 Naturvorstellung

Wenn Kinder gefragt werden, was sie sich unter „Natur“ vorstellen wird oft der Begriff Wald

bzw. Bäume genannt. Unter „Natur“ stellen sich die Kinder auch oft einen Ort vor, der als

Hintergrund für Aktivitäten genutzt wird (Fahrrad fahren, Ausflüge, Wandern). „Natur“

bedeutet für Kinder aber auch „Herausforderung und Abenteuer“ (Bau von Hütten, klettern).

Erstaunlicherweise verbinden Kinder mit „Natur“ auch einen friedlichen Ort (zum

Nachdenken/Ausruhen). Gleichzeitig verbinden sie mit „Natur“ jedoch auch eine Bedrohung

(Unwetter, Naturkatastrophen). Außerdem erkennen sie, dass die Natur zunehmend bedroht

wird (Ozonloch, Waldsterben). Im jugendlichen Alter wird mit „Natur“ meist ein Ort

verbunden, an dem man im Freien Spaß haben kann (Treffen mit der Clique, grillen)4

Eine interessante Sendung „Geist und Gehirn“ mit Manfred Spitzer auf dem Sender Bayern

Alpha, die vor längerem ausgestrahlt wurde, berichtete von einer Studie in England:

Ein Zoologe gab Kindern im Alter von 4-11 Jahren eine Auswahl von10 Karten (aus 150) mit

Bildern von einheimischen Tieren. Die 4-jährigen erkannten ca. 30% der Tiere, die 11-

jährigen ca. 50%. Anschließend wiederholte er das gleiche nochmals mit Bildern von

Pokemon- das sind asiatische Zeichentrickfiguren, welche im Fernsehen gezeigt werden.

2 Vgl. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN, Jahrgang 55, Nr. 7/8 (2004), S. 74 3 Bundesamt für Naturschutz, „Menschen bewegen – Grünflächen entwickeln“ S. 49 4 Vgl. Wals, Nobody Plantet it, it Just Grew!

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Das Ergebnis war für ihn als Zoologe frustrierend. Die befragten Kinder erkannten prozentual

mehr Pokemonfiguren als einheimische Tiere. Dies zeigt, dass die realen Vorstellungen von

Natur geringer sind als Kenntnisse über eine künstliche Welt. 5

2.2.3 Natur als Freizeitfaktor

Der Hauptfreizeitfaktor in der Natur ist nach wie vor das Wandern, egal in welcher

Altersgruppe. Kinder im ländlichen Bereich gehen noch naturnahen Aktivitäten wie Klettern,

Fische angeln, jagen und Kanu fahren gerne nach. Kinder in der Stadt nutzen dagegen eher

Spielplätze, Stadtparks oder Sportplätze, mangels anderer Möglichkeiten. Mittlerweile gibt es

immer mehr kommerziell geführte Freizeitparks wie Klettergärten, Bobbahnen, Barfußpfade

oder Streichelzoos. Diese ersetzen jedoch nicht die Erfahrungs- und Entdeckungsräume, die

den Kindern eine Vorstellung von Wildnis, Freiheit und Ungebundenheit bieten.

2.2.4 Gefahren in der Natur

Natürlich gibt es beim Spielen in der freien Natur auch Gefahren. Viele Eltern sind

verunsichert, ob ihre Kinder gefahrlos in der Natur spielen können. Zum einen gibt es den

Fuchsbandwurm, Zecken, Tollwut, stechende Insekten, giftige Pflanzen usw. die

Erkrankungen hervorrufen können. Verunreinigtes Trinkwasser und wild abgeladener Müll

bergen auch gewisse Risiken. Außerdem birgt das Spielen in der Natur natürliche

Verletzungsrisiken. Jedoch sind die Gefahren beim Fußballspielen, Reiten oder

Snowboardfahren mindestens genauso groß wie eine Sturzverletzung beim Klettern auf einen

Baum. Das sich Kinder beim Aufenthalt in der Natur einmal weh tun, gehört zum normalen

Risiko solange sie sich nicht ernsthaft verletzen. Wichtig ist, dass die Kinder über die

Gefahren informiert sind und auch wissen, wie sie sich im Regelfall zu verhalten haben.

Daher ist es grundsätzlich wichtig, mit den Kindern ein paar klare Verhaltensregeln zu

vereinbaren.

2.3 Warum brauchen Kinder für ihre Entwicklung Natu rerfahrungen?

„Naturerfahrung meint einen ganzheitlichen Aneignungsprozess relativ

naturnaher Lebensumwelt… Sie basiert auf dem unmittelbaren subjektiven

Empfinden, Wahrnehmen und Erleben (sinnlich-ästhetische Erschließung) von

natürlichen Gebilden, Erscheinungen und Prozessen im Zusammenhang mit einer

5 http://www.youtube.com/watch?v=TjzMwzYhPL4, 20.03.2009, 19:04:25 Uhr

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jeweils unterschiedlich tiefgehenden gedanklichen und begrifflichen

Verarbeitung.“ 6

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Erfahrungen, die Kinder in frühester Kindheit mit

vertrauten Bezugspersonen machen, ihre Persönlichkeit wesentlich bestimmen und auch die

Qualität, in der die Welt wahrgenommen wird. Wir leben in einer Welt, in der es weit aus

mehr nichtmenschliche Objekte gibt als menschliche, mit denen wir untrennbar verbunden

sind. Naturerfahrungen fördern zusätzlich die Entwicklung ganz bestimmter Fähigkeiten.

Kinder mit Naturerfahrungen haben weniger Angst vor unbekanntem Terrain. Sie haben eine

gute Orientierung und ihre Aufmerksamkeit ist nachweislich größer. Der Umgang mit der

Natur wirkt sich auch positiv auf die Konzentrations- sowie Wahrnehmungsfähigkeit aus. Bei

einem Wechsel zwischen vertrauter Umgebung und neuem Erleben in der Natur erwerben die

Kinder Freiräume, die ihnen ein Denken in Prozessen ermöglicht. Bei einem Aufenthalt in der

Natur können die Kinder in Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Umwelt

bzw. Natur treten.

Laut Gebhard haben Naturerfahrungen in der Kindheit in dreierlei Hinsicht positive

Auswirkungen auf die7:

2.3.1 Persönlichkeitsentwicklung

Die Auseinandersetzung mit der natürlichen Umgebung fördert bei Kindern ihre Kreativität,

die kognitive Entwicklung sowie ihre autonome Handlungsfähigkeit. Mit allen Sinnen

erfahren die Kinder etwas über Tiere, Pflanzen, Wettererscheinungen. Durch die

Auseinandersetzung mit Reifungsprozessen und Wachstum, mit Geburt und Tod begreifen sie

größere Lebenszusammenhänge, die es den Kindern ermöglicht, ihren Standpunkt in der Welt

zu finden. Darüber hinaus entdecken Kinder die Sinnhaftigkeit der Welt und den Sinn ihres

eigenen Lebens. Nur wer mit der ihm bekannten Umgebung vertraut ist, gewinnt die nötige

Sicherheit um selbständig zu werden. Kinder sind auf die Stimulierung durch die natürliche

Umwelt angewiesen, daher sollten sie als Minimum in Kontakt mit „Erde, frischer Luft,

Sonnenlicht, Pflanzen und Tieren“ stehen. 8 Kinder können in der Natur selbst bestimmt ihre

körperlichen Fähigkeiten erproben. Sie haben die Freiheit aktiv zu sein oder zu entspannen.

Sie lernen auch im Jahreszyklus der Natur zu denken.

2.3.2 Soziale Entwicklung

6 Dietmar Pohl, Naturerfahrungen und Naturzugänge von Kindern 7 Vgl. Gebhard, Ulrich. „Kind und Natur: Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung“, S. 21ff 8 Vgl. Schemel H. J., Naturerfahrungsräume S. 220ff

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Naturerfahrungen stehen meist im Kontext mit sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen. Das

gemeinsame Verbundensein beim Spielen, Bauen, Sport treiben, Abenteuer erleben stärkt das

Sozialverhalten der Kinder untereinander. Auch das „Kräfte messen“gehört dazu. Gleichzeitig

entwickelt sich zunehmend Vertrauen, Beziehungsfähigkeit und das Sich-Einlassen auf

andere. Positive Naturerfahrungen verstärken dies. Daraus resultiert auch Wertschätzung und

Achtsamkeit für alle Lebewesen.

2.3.3 Umweltbewusstsein

Naturerfahrungen wirken sich nicht nur auf die Psyche von Kindern aus sondern auch auf ihr

Umgang mit der Natur und ihrer Umwelt. Nur wenn Kinder eine Beziehung zur Natur

entwickeln, können sie ihre Zerstörung wahrnehmen. Nach dem Motto: „Nur was ich schätze,

kann ich schützen“. Je mehr aktiv erworbenes Wissen vorhanden ist, desto größer ist das

Interesse an der Natur und deren Erhalt für die Zukunft.

2.3.4 fehlende Naturerfahrungen

Fehlt die Naturerfahrung in der Kindheit, so kann dies weit reichende Folgen haben. So

schreibt Gebhard: keine noch so stimulierende Ersatzwelt kompensiert dies und diese

fehlende Erfahrung kann auch nicht aufgeholt werden. Vieles deutet darauf hin, dass der

Verlust an unmittelbaren körperlich-sinnlichen Erfahrungen, sich nicht über den Körper

Umwelt anzueignen die Entwicklung im Kindesalter beeinträchtigt. Viele Kinder können die

auf sie einwirkenden Reize nicht verarbeiten und daher sind sie in ihrer Handlungs- und

Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt. Dies kann zu Störungen in der

Wahrnehmungsverarbeitung und zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Allergien,

Kopfschmerzen, Nervosität und körperliche Anfälligkeiten nehmen zu. Der Preis unserer

fortschreitenden Technisierung und Motorisierung zahlen die Kinder.9

2.4 Methoden der Naturpädagogik

2.4.1 Was versteht man unter Naturpädagogik

Naturpädagogik soll über alle Sinne Zugang zur Natur schaffen und den Umgang mit der uns

umgebenden Natur fördern. Sie soll Naturbegegnungen und Naturerleben ermöglichen. Die

Naturpädagogik hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und findet statt unter bestimmten

9 Vgl. Gebhard, Ulrich. „Kind und Natur: Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung“, S.72

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Bedingungen und in gesellschaftlichen Zusammenhängen. Verschiedene pädagogische

Ansätze, unter anderem der von Pestalozzi vertretene Ansatz mit …

Herz

Will die Liebe zur Natur, die Achtung vor der Schöpfung, die Freude an der Mitwelt wecken.

Zusammenhänge sollen erfahr- und verstehbar gemacht werden.

Hand

Verständnisvoller Umgang mit der Natur und Umwelt im praktischen Tun.

Kopf

Komplexe Zusammenhänge verstehen, Konsequenzen daraus erkennen, Durch Selbstreflexion

eine verantwortungsvolle Beziehung zu unserer Natur und Umwelt aufbauen.

… haben die Naturpädagogik stark beeinflusst. Jedoch sind die verschiedenen pädagogischen

Ansätze immer auch Ausdruck einer bestimmten Zeit und der konkret anstehenden Probleme

und daher notwendigerweise einem Wandel unterworfen.

2.4.2 Methodische Ansätze

Die hier aufgezählten methodischen Ansätze der Naturpädagogik basieren auf dem Grundsatz

nach Herz / Hand / Kopf (vgl. 2.4.1).

Die Naturpädagogik ist so abwechslungsreich wie die Natur selbst. Z. Bsp. Durch das

Beobachten eines Ameisenhaufens, das Zusammenspiel der Ameisen bei der

Nahrungsbeschaffung und das Prinzip des Ameisenstaates ist eine Situation entstanden, die

aufgegriffen werden kann. Durch diese konkreten Erlebnisse des Entdeckens und Erforschens

lernen Kinder nachhaltig. Die vielerlei Ansatz-Möglichkeiten die es gibt, bedeuten auch eine

Vielzahl von Chancen dem einzelnen einen Zugang zur Natur zu ermöglichen. So gibt es eine

Fülle von Themen, welche am konkreten Alltag und den Interessen der Kinder ansetzen, und

die mit den unten genannten methodischen Ansätzen aufgegriffen werden können.

Die Naturpädagogik unterstützt nicht nur die Persönlichkeitsbildung, sondern kann darüber

hinaus auch der körperlich-seelischen Genesung von Kindern förderlich sein. Bei

Jugendlichen wird Naturpädagogik oft auch in Kombination mit Erlebnispädagogik

zunehmend als Therapie gegen Gewalt und Sucht eingesetzt.

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Natur erleben

Natur erforschen

Natur verstehen

ökologisches Bewusstsein

ökologisch-verantwortlich Handeln

Abbildung 1: Ökologisches Lernen

Zu den wesentlichen methodischen Ansätzen der Naturpädagogik gehören vor allem10:

• Wertschätzung alles Lebendigen

• Sinnliche Wahrnehmung

• Spiel

• Forschendes Entdecken

• Naturkundliche Wissensvermittlung

• Leben in der Natur

• Handwerkliches und künstlerisch-kreatives Tun

• Natur als Nahrung und als Heilmittel

• Meditative Naturbegegnung

• Kulturelle Elemente wie Geschichten, Lieder etc.

Im Rahmen dieser Arbeit können diese Ansätze nicht im Einzelnen erläutert werden, da nur

auf die zentralen Aspekte eingegangen werden kann.

2.5 Naturerfahrungen und Umweltbewusstsein

Das Erleben der Natur mit allen Sinnen in ihrer Vielfalt ist die Grundlage ökologisch-

verantwortlichen Handelns. Durch Erforschen und Erproben in der Natur wie zum Beispiel

Bach aufstauen, Hüttenbauen, Tiere beobachten und

fangen wird eine vielfältige Handlungskompetenz

erworben um die Natur zu verstehen und zu

begreifen. Durch intensive Naturerfahrungen wird das

ökologische Bewusstsein geweckt, welches in der

Regel auch zu ökologisch-verantwortlichem Handeln

führt. Hieraus ergibt sich auch die logische

Konsequenz, dass ökologisch-verantwortliches

Handeln nicht nur durch theoretischen Unterricht

bzw. Aufklärungskampagnen vermitteln werden

kann, sondern an der Wurzel angesetzt werden muss,

indem den Kindern „Natur erleben“ möglich gemacht

werden sollte (vgl. 3.4). Kinder bringen meist genügend Motivation und Neugierde mit, sich

auf die Natur einzulassen. Dadurch entwickelt sich bei ihnen Mitgefühl, Wertschätzung und

Sensibilität gegenüber der Natur und deren ökologischen Probleme.

10 http://www.naturschule-freiburg.de/F_Download/Naturpaedagogik.pdf , 15.03.2009, 17:18:12 Uhr

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3. Schluss Zusammenfassend kann ich also feststellen, dass Kinder in der heutigen Zeit immer mehr

Erfahrungen aus zweiter Hand machen. Dies bedeutet in der Realität, dass viele Kinder ihr

Wissen über die Natur aus Fernsehsendungen wie „Welt der Wunder“, „Löwenzahn“,

„Sendung mit der Maus“, und andere beziehen. Heute ist es sogar möglich, virtuell Tennis zu

spielen, anstatt selbst auf den Tennisplatz zu stehen. Dadurch geht den Kindern ein aktiver

Erfahrungsschatz verloren, der für eine gesunde Entwicklung im Kindesalter unbedingt

erforderlich ist. Unter dem Begriff Natur verstehen heute viele Menschen eine Grünflache, ein

Garten oder ein angelegter Park und nicht wie ursprünglich Flächen in denen sich Pflanzen- /

Tierwelt ohne menschliche Gestaltung und Pflege entwickeln. Der Aufenthalt in der Natur

wird oft nur noch gelegentlich wahrgenommen beim Radfahren etc., wo jedoch die Aktivität

und nicht der Aufenthalt in der Natur im Vordergrund steht.

Die zentrale Frage: „Warum Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit so wichtig

sind“ kann man zusammenfassend dahingehend beantworten:

Naturerfahrungen im Kindesalter sind von besonderer Intensität und können, falls sie nicht

gemacht wurden, im Erwachsenenalter in dieser Form nicht mehr nachgeholt werden. Es fehlt

dann die Offenheit und Bereitschaft uns von der Natur emotional ansprechen und prägen zu

lassen. Für die Persönlichkeitsentwicklung, die soziale Entwicklung und das

Umweltbewusstsein sind Naturerfahrungen von grundlegender Bedeutung.

Pestalozzis Ansatz nach Herz / Hand / Kopf lässt sich hervorragend auf die Naturpädagogik

übertragen. Die Erfahrung als individueller Mensch in der menschlichen Gesellschaft sowie in

der lebendigen Natur steht hier im Mittelpunkt. Die Natur soll als Lebens- und Erlebnisraum

erfahrbar werden. Nach dem Leitsatz: „Nur was ich selbst erfahren habe, kann ich schätzen.“

Wertschätzung gegenüber allem Lebendigen sollte spürbar sein und sich im Handeln wieder-

spiegeln. Das bedeutet aber auch, diese Erfahrungen müssen frühzeitig, das heißt im

Kindesalter erworben werden. Umweltbewusstsein setzt Naturerfahrungen voraus. Das Ziel

sollte sein, bereits Kindern die Fähigkeiten zu vermitteln, selbst bestimmt und

verantwortungsbewusst ihr Leben im Einklang mit sich und der Umwelt zu gestalten, so dass

künftigen Generationen ebenfalls die Chance auf ein lebenswertes Leben erhalten bleiben.

Gerade in unserer heutigen Zeit, sollten Kinder über Naturerfahrungen für die Umwelt-

probleme sensibilisiert werden. Bedrohte Tierarten, Waldsterben, Klima Veränderungen usw.

sind für Kinder leichter zu verstehen, wenn sie die Auswirkungen über selbst gemachte

Naturerfahrungen erleben.

Page 12: Die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit

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Nachdem ich mich mit diesem Thema über einen längeren Zeitraum auseinandergesetzt habe,

hat es mich in meiner Auffassung bestärkt, dass Naturerfahrungen für die Kinder heute

wichtiger sind, als je zuvor. Ich selbst hatte noch die Möglichkeit in einer ländlichen

Umgebung in der freien Natur Tiere zu beobachten und zu fangen, Bäche aufzustauen, Feuer

zu machen, Hütten zu bauen. Das ging auch nicht immer ohne Verletzungen ab. Aber über

diese persönlich gemachten Erfahrungen habe ich einen respektvollen Umgang mit der Natur

gelernt.

Natur besteht auch nicht aus angelegten Spielplätzen und Parks, Natur für Kinder muss

vielfältig und auch ein bisschen verwildert sein. Sie sollte aus Geräuschen, Gerüchen,

Beobachten und Befühlen bestehen, eben eine richtige Sinneserfahrung und dies ist in unserer

durchorganisierten Welt immer schwieriger.

Wenn man sich überlegt wie viele verschiedene Therapie- und Fördermöglichkeiten es für

Kinder gibt und wie kostspielig sie sind, kann man alternativ feststellen dass der Zugang zur

Natur im Grundsatz kostenlos und jedem Kind zugänglich ist.

Wir sollten uns hier bewusst werden, dass wir Kindern diese Möglichkeit nicht vorenthalten

dürfen, da Kinder auf Grund ihrer natürlichen Neugierde ihre Umwelt erkunden wollen.

Uns sollte klar werden, dass wir Menschen ein Bestandteil der Natur sind und nicht außen vor

leben. Wir leben in einer Symbiose mit der Natur und wenn wir an die folgenden

Generationen dies nicht weitergeben können, wird unser ökologisches System auf Dauer nicht

überleben können.

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Das Herz des Menschen

fern von der Natur

wird hart.

Mangel an Achtung vor dem

was wächst und lebt,

führt schnell zu einem Mangel

an Achtung vor dem Leben

LAME DEER

Page 14: Die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder in der heutigen Zeit

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Literaturverzeichnis BDKJ-Jugendferienwerk: Abenteuer Natur „Leitfaden der Naturpädagogik“, 1997 Wernau, Bundesamt für Naturschutz (BfN): „Menschen bewegen – Grünflächen entwickeln“, Bonn - Bad Godesberg 2008, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 55, Nr. 7/8 (2004) Erkert Andrea: „Kinder entdecken die Natur“ 1. Auflage, 2002 Kössel-Verlag Gebhard, Ulrich: „Kind und Natur: Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung“, 2. Auflage Wiesbaden VS Verlag für Sozialwissenschaften 2001 Institut für Bildung und Entwicklung: „Naturerfahrungen im Kindergarten“, 1 Auflage München Don Bosco Verlag 2000 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: „JIM Studie 2008“, Schemel Hans-Joachim: Erleben von Natur in der Stadt – Die neue Flächenkategorie „Naturerfahungsräume“, Zeitschrift für Erlebnispädagogik 12/2001 Schemel H. J.: Naturerfahrungsräume, 1998 Bonn-Bad. Godersberg BfN. Schlehufer Anke und Kreuzinger Steffi: „Natur Erlebnis Ferien“, 1 Auflage 1997, Fachverlag Dr. Sandmann, Pohl, Dietmar Thomas: „Naturerfahrungen und Naturzugänge von Kindern“, Dissertation, 2003 Ludwigsburg Wals Jane: “Nobody Plantet it, it Just Grew!”, 1994 Internetquellen: http://www.naturschule-freiburg.de/F_Download/Naturpaedagogik.pdf 15.03.2009, 17:18:12 Uhr http://www.youtube.com/watch?v=TjzMwzYhPL4 20.03.2009, 19:04:25 Uhr (Ausschnitt aus Geist & Gehirn, mit Manfred Spitzer) Abbildung1: Schlehufer Anke und Kreuzinger Steffi: „Natur Erlebnis Ferien“, 1 Auflage 1997, Fachverlag Dr. Sandmann, Seite 20

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Eidesstattliche Erklärung

Ich versichere, dass ich die vorliegende Facharbeit selbstständig angefertigt habe, keine

anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen, die im Wortlaut oder dem

Sinn nach aus anderen Werken entnommen wurden, mit genauer Quellenangabe kenntlich

gemacht habe.

………………………………………………..…………..

Ort, Datum, Unterschrift

Einverständniserklärung

Ich erkläre, dass ich mit einer schulinternen Öffentlichkeit der von mir verfassten Facharbeit

einverstanden bin.

………………………………………………..…………..

Ort, Datum, Unterschrift