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Noëmi Lehmann, 2017 Leichter leben mit schwerer Krankheit Die Begleitung von Angehörigen in der Palliative Care Noëmi Lehmann, BScN, Studentin MScN Mitarbeiterin Seop, Spitex Bern

Die Begleitung von Angehörigen in der Palliative Care · Noëmi Lehmann, 2017 Inhalte der Präsentation Vorstellen der Seop Begleitung von Angehörigen in der ambulanten Palliative

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Noëmi Lehmann, 2017

Leichter leben mit schwerer Krankheit

Die Begleitung von Angehörigen in der Palliative Care

Noëmi Lehmann, BScN, Studentin MScN

Mitarbeiterin Seop, Spitex Bern

Noëmi Lehmann, 2017

Inhalte der Präsentation

Vorstellen der Seop

Begleitung von Angehörigen in der ambulanten Palliative Care

Herausforderung

Fallbeispiele

Fragen / Diskussion

Noëmi Lehmann, 2017

«Es geht nicht darum, dem Leben

mehr Tage zu geben, sondern den

Tagen mehr Leben» Cicely Saunders

(Jettenberger, 2013)

Noëmi Lehmann, 2017

Spitex Bern

aufgeteiltin Basis Betriebe und

Spezialbetriebe

Onkologie-

und Palliative

Care Team

Spital externe Onkologie und Palliative Care (Seop)

eingebettet in der Spitex Bern

Ärztlicher

Hintergrund-

dienst

Freiwillige

Netzwerke

24 h

Dienst

Noëmi Lehmann, 2017

Die Seop (Kernteam) betreute 180 Patientinnen und Patienten

Ungefähr 1/3 der Patienten wohnen in der Gemeinde Bern, 2/3

werden in der Agglomeration betreut

Die meisten Patienten werden zusammen mit der Basisspitex

betreut, die Seop arbeitet als Zweitliniendienst und / oder

Casemanager

Involviert wird die Seop entweder von dem Hausarzt, Facharzt,

Spital, Basisspitex oder den Angehörigen selber

Situation im 2016

Noëmi Lehmann, 2017

Zielgruppe

Patientinnen und Patienten in komplexen und instabilen

Situationen

Komplexität: Multidimensionalität, verschiedene

Berufsgruppen involviert, hoher Bedarf an Behandlung und

Betreuung

Instabilität: schlechte Vorhersehbarkeit, ein sich rasch

veränderlicher Krankheitsverlauf, häufige Anpassung des

Behandlungsplans

(Nationale Strategie Palliative Care, Binder & Wartburg, 2012)

Noëmi Lehmann, 2017

Wann ist es sinnvoll die Seop zu involvieren?

Hauptkriterien

Lebensbedrohliche und/oder

chronisch fortschreitende

Erkrankungen bei denen

nicht die Heilung sondern

die Lebensqualität im

Vordergrund steht

Menschen mit

fortgeschrittenen

Tumorerkrankungen oder

neu aufgetretenen Tumoren

Zusatzkriterien

Instabilität und Komplexität

Ungenügende Symptomkontrolle

Bedarf an komplexer

Behandlungspflege

Mehrfache Notfalleinweisungen

ins Spital, Notfallplanung

Überlastung des sozialen Umfelds

Rasche Verschlechterung des

Allgemeinzustandes und

Unterstützung in der

Entscheidungsfindung

Ängste betreffend Sterben und

Tod beim Patienten oder bei den

Angehörigen

Der Wunsch zu Hause zu sterben

Noëmi Lehmann, 2017

Herausforderung in der Betreuung von

Angehörigen in der ambulanten Palliative Care

Unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse von Angehörigen und

Patienten

Jede Geschichte ist einzigartig, jede hat einen anderen Hintergrund,

daraus ergeben sich individuelle Bedürfnisse, bestehen unterschiedliche

Ressourcen

Die Pflegefachpersonen sind Gast im Hause der zu betreuenden

Familien

Ethisches Dilemma, ein Konflikt oder eine sehr schwere Situation?

«Zuhause bleiben so lange wie möglich!» – was heisst das genau?

Noëmi Lehmann, 2017

(Ethischer) Konflikte, ethisches Dilemma

Konflikt: bei einem Konflikt kann klar formuliert werden, was richtig

und was falsch ist. Der Konflikt kann angegangen und gelöst

werden.

Dilemma: Bei einem ethischen Dilemma handelt es sich um eine

Pattsituation, bei welcher zwei oder mehrere ethische Prinzipien

gleichermassen eine Rolle spielen.

(Monteverde, 2012)

Noëmi Lehmann, 2017

Empowerment:

Aus dem englischen: Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung. Es ist

eine partnerschaftliche Beziehung, in welcher alle Beteiligten ihre eigene

Expertise mitbringen.

Durch geben von Informationen, Unterstützen beim Planen begleiten wir die

Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen im letzten Abschnitt ihres

Lebens. Wir stellen uns als Vermittler zwischen den Angehörigen und

betroffenen Personen zur Verfügung.

Wir unterstützten sie in der Entscheidung was «so lange wie möglich»

genau bedeuten kann.

«Zuhause bleiben so lange wie möglich!»

(Herriger, 2010; Brandes, 2016; Wilkes, White, & O’Riordan, 2000)

Noëmi Lehmann, 2017

Ziele des Empowerments in der ambulanten Palliative Care

Wichtigstes Ziel: Sicherheit vermitteln

Erwartungen und Ängste klären – von den Betroffenen UND

Angehörigen

Kräfte, Ressourcen und Motivation von Angehörigen klären

Möglichkeiten aufzeigen

Partnerschaftlichkeit, Augenhöhe

Notfallplan wird erstellt, bei Bedarf wird eine Patientenverfügung

erstellt – Zusammen!

Noëmi Lehmann, 2017

Konkrete Massnahmen

Rundtischgespräch mit allen involvierten Personen

Betreuungsplan / Notfallplan erstellen

24h- Erreichbarkeit

Anleiten der Angehörigen in nötigen Massnahmen, z.B. s.c-

Verabreichungen, Nasalspray Verabreichung, speziellen

pflegerischen Tätigkeiten

Aufzeigen von pflegerischen Massahmen: «wenn nichts mehr zu

machen ist, kann man noch ganz viel tun!»

Involvierung der Freiwilligen

Noëmi Lehmann, 2017

Fallbeispiel 1

Herr R., 70jähriger Patient mit Amytrophen Lateralsklerose (ALS).

Herr R. lebte nach der Diagnosestellung noch ca. 1 Jahr

Soziale Situation: Pat. war verheiratet, hatte 2 Töchter und mehrere

Enkelkinder. Eine Tochter ist Pflegefachfrau. Pat. war früher Chef

einer grösseren Firma, war sozial sehr aktiv und politisch

interessiert. Ehefrau versprach ihm, dass er so lange wie möglich

Zuhause bleiben könne

Herrn R. war es sehr wichtig, dass seine Pflege einen bestimmten

Ablauf hatte. Er wollte diesen mitgestalten und konnte dies bis zum

Schluss auch tun. Ihm war es wichtig, dass seine Ehefrau

regelmässig Unterstützung bekam. Seine grösste Sorge war, dass

er eine zu grosse Belastung ist/wird für sein Familiensystem

Noëmi Lehmann, 2017

Herausforderungen mit welchen die Angehörigen und die

Spitex / Seop konfrontiert waren:

Sehr schneller Verlauf der Krankheit

Viele verschiedene Berufsgruppen waren involviert: Basisspitex, Seop,

Hausarzt, Pneumologe, Muskelzentrum Inselspital, Physiotherapie,

Ergotherapie, spezialisierte Massage, Spezialist für Hilfsmittel Zuhause

Es benötigte viele komplexe Hilfsmittel (zwei verschiedene Rollstühle,

Bettlift, Beatmungsgerät), auf Grund der schnellen Progredienz

wechselten diese oft

Extrem hoher Pflegebedarf – Schwierigkeiten mit der Krankenkasse

Fast unmöglich eine Anschlussmöglichkeit zu finden

Ehefrau hatte selber körperliche Einschränkungen, unter anderem

Rückenbeschwerden

Noëmi Lehmann, 2017

Massnahmen

Fixe Bezugsperson aus der Basisspitex in enger Zusammenarbeit mit der Seop

Auf Wunsch Pflege mit der Ehefrau zusammen

Regelmässige Rundtischgespräche beim Patienten Zuhause, immer mit

möglichst allen involvierten Personen (inkl. der Töchter). Erstellung eines

Notfallplanes

Involvierung der Freiwilligen: 2x wöchentlich für einen Vormittag damit die

Ehefrau ins Turnen und auf den Märit gehen konnte

Starke Unterstützung der Basisspitex durch die Seop – Übernahme von mehr

Einsätzen als üblich

Aufgezogen und griffbereite Notfallmedikamente: Ehefrau hatte diverse

Möglichkeiten zu handeln falls sich der Gesundheitszustand von Herr R.

verschlechtert hätte

Möglichkeit Zuhause zu sterben mit dem Behandlungsteam thematisiert und

realisiert

Noëmi Lehmann, 2017

Fallbeispiel 2

Herr F. ist ein 77jähriger Patient mit einem Leberkarzinom. Er hatte

Metastasen in mehreren Organen, diese wurden nicht mehr abgeklärt. Er

hatte einen ausgeprägten Aszites.

Nebendiagnosen: Ösophagus Varizen Grad II, portale Hypertonie,

tachykardes Vorhofflimmern, Antikoagulation mit Xarelto

Soziale Situation: Herr F. war verheiratet, hatte eine Tochter, 2

Enkelkinder. Lebte seit langem in der Agglomeration von Bern. Hatte früher

auf dem Bau gearbeitet. Die Ehefrau war selber gesundheitlich stark

eingeschränkt.

Schwierigkeiten: Ehepaar kognitiv leicht eingeschränkt. Ehefrau hatte

starke Angst, schwierig zu erfassen vor was genau. Tochter 100%

Berufstätig. Zusammenarbeit Basis – Seop.

Massnahmen: Rundtischgespräch mit Hausarzt. Anmeldung im Diaconis.

Erstellung eines Betreuungsplanes inkl. Verordnung von

Notfallmedikamenten. Involvierung der Freiwilligen damit die Ehefrau zum

Frisör und an den Stammtisch gehen konnte.

Noëmi Lehmann, 2017

Kernbotschaft – Fazit

Erwartungen, Ängste und Bedürfnisse der

Patientinnen und Patienten, aber auch der

Angehörigen separat erfragen und formulieren

lassen

Möglichkeiten aufzeigen – sowohl die

möglichen Verläufe wie auch die jeweiligen

Massnahmen dazu

Plan B erstellen (Notfall- und Betreuungsplan)

Noëmi Lehmann, 2017

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Herzlichen Dank für die [email protected]

Noëmi Lehmann, 2017

Literaturverzeichnis

Knipping, C., & Abt-Zegelin, A. (2006). Lehrbuch Palliative Care. Bern: Huber.

Brandes, S., Stark, Wolfgang. (2016, 09.02.216). Empowerment/Befähigung.

Leitbegriffe der Gesundheitsförderung: Alphabetisches Verzeichnis. Retrieved from

http://www.bzga.de/leitbegriffe/?uid=2f9241ac7240d5a48b80a299b2e157fb&id=ange

bote&idx=169

Herriger, N. (2010). Empowerment in der Sozialen Arbeit eine Einführung (4., erw.

und aktual. Aufl. ed.). Stuttgart: Kohlhammer.

Monteverde, S. (2012). Handbuch Pflegeethik ethisch denken und handeln in den

Praxisfeldern der Pflege. Stuttgart: Kohlhammer.

Jettenberger, M. (2013). Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung im Pflegealltag den

Tagen mehr Leben geben ein Praxisratgeber. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der

Ruhr.

Binder, J., & Wartburg, L. v. (2012). Nationale Strategie Palliative Care 2013-2015.

Bern: Bundesamt für Gesundheit BAG Schweizerische Konferenz der Kantonalen

Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK, Retrieved from http://www.gdk-

cds.ch/fileadmin/pdf/themen/gesundheitssystem_und_strategien/nationale_gesundhe

itspolitik/nationale_strategie_palliativecare_de.pdf