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Die Berufstage für Orientalisten wurden ermöglicht durch die Unterstützung des Instituts für Orientalistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

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Die Berufstage für Orientalisten wurden ermöglicht durch die Unterstützung des Instituts für Orientalistik der

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

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AUSGABE 26JANUAR 2014

DER AK ORIENT:

• Ilker Cincil• Maren Bagdahn• Lena El-Laymony• Michelle Fowinkel• Ines Holtmann• Till Jordan• Yasin Kahraman• Johannes Kink• Fabian Knebel• Svenja Kremer• Renate Schlipf• Fabian Schmidmeier• Syrus Shahverdi• Andreas Vogl• Felix Wiedemann

INHALT:

02 Editorial03 Grußwort04 DAAD06 Auswärtiges Amt09 Verfassungsschutz10 Bundeswehr13 Journalismus15 Dolmetschen,

Übersetzen20 Wissenschaftliche

Karriere24 Simpson Private

Akademie26 Friedrich Naumann

Stiftung28 Goethe-Institut30 Flüchtlings- und

IntegrationshilfeBerlin

31 Anhang31 Barbara Hennings

Linkliste zurPromotion

FOTOS: Johannes KinkLAYOUT: C. Celik, K. Felsecker, F. Wiedemann

KONTAKT:[email protected]

CHEFREDAKTION AKON:• Felix Wiedemann• Fabian Schmidmeier

EDITORIAL

Berufstage für OrientalistenFELIX WIEDEMANN

Bamberg, 20.01.2014

Am 17. und 18. Januar 2014 fanden zum dritten Mal Berufstage für Orientalistik-Studierende in Bamberg statt. In deren Rahmen hielten 11 Referent_innen aus verschiedenen Bereichen Vorträge über ihre Arbeitsgebiete und zeigten Berufsperspektiven auf.

Der AK Orient möchte sich an dieser Stelle bei den Referent_innen bedanken, die teilweise sehr weite Anreisewege hatten und sich für die Ausarbeitung der Vorträge und die Veranstaltung selbst viel Zeit genommen haben.

Ebenso danken wir dem Institut für Orientalistik, welches uns großzügig finanziell unterstützt hat sowie Prof. Dr. Lorenz Korn für sein Grußwort und Elisabeth Diethelm, die uns bei vielen Fragen weitergeholfen hat.

Wir waren von der hohen Teilnehmerzahl begeistert und besonders davon, dass nicht nur Bamberger Studierende die Veranstaltung besucht haben, sondern auch Kommiliton_innen aus Berlin, Eichstätt, Erlangen, Halle, Heidelberg, Karlsruhe und Leipzig.

In dieser AKON-Sonderausgabe zu den Berufstagen finden sich Mitschriften von AK Orient-Mitgliedern zu allen Vorträgen. Die Mitschriften spiegeln wider, was die Protokollierenden für sich persönlich als wichtig erachten. Für Korrektheit der Informationen haften weder die Protokollierenden noch die Chefredakteure.

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Prof. Dr. Lorenz KornGrußwort

Mitschrift: Maren Bagdahn

Mit herzlichen Worten begrüßte uns der Direktor des Instituts für Orientalistik Prof. Dr. Lorenz Korn im Raum des ehemaligen Jesuiten-Kollegs Bambergs, wobei er unsere Aufmerksamkeit auf die schöne Stuckdecke im eigentlich bescheidenen Mönchsorden lenkte.

Ihn selbst führten aktuelle politische Probleme im orientalischen Raum und die Religion des Islam, als Thema mit dem man sich beschäftigen sollte, zu seinem Studium nach Tübingen. Damals hatte Herr Korn noch vorgehabt in den Medien zu arbeiten (wozu ihn Peter Scholl-Latour anregte), doch nun ist er Professor für islamische Kunstgeschichte und Archäologie. In der Orientalistik sei es kaum möglich ein klares Berufsprofil zu erkennen. Daran könne auch der Bologna-Prozess, der schließlich das Studium berufsqualifizierend gestalten sollte, nichts ändern. Eine solche Berufsqualifizierung sei in der Orientalistik kaum möglich.

Herr Korn fordert in diesem Zusammenhang von den Studierenden Verständnis, dass unser Studium nicht ausschließlich gegenwartsbezogen sein könne.

Durch wachsendes Interesse in Deutschland am interreligiösen und -kulturellen Dialog seien Orientalisten mehr gefragt, freute sich Korn.

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Dr. Renate DieterichDAAD

Mitschrift: Maren Bagdahn

Als erste Referentin durften wir Dr. Renate Dieterich vom DAAD, dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst, begrüßen, die selbst im Bereich der Orientalistik studiert und auch promoviert hat. Sie arbeitet nun in der deutsch-arabischen Transformationspartnerschaft, die nach dem Arabischen Frühling im DAAD eingerichtet wurde und von wo aus u.A. Förderprogramme in Tunesien und Ägypten organisiert werden.

Der DAAD ist eine Selbstverwaltungs-organisition, die als eingetragener Verein strukturiert ist. Beinahe alle deutschen Hochschulen sind Mitglieder; der Hauptsitz ist in Bonn. Mit seinen Büros im Ausland hat der DAAD ein Netz von Außenstellen und kleineren Informationszentren über die Welt aufgebaut. Außenstelle der Region Nordafrika/Nahost ist Kairo.

Die Strategie des DAAD besteht, abgesehen von der Vergabe von Stipendien, darin Wissen für Wissenschaftskooperationen bereitzustellen, Auskunft zu geben und die Universitäten weltweit zu internationalisieren. Finanziert wird der DAAD hauptsächlich von Ministerien, wie z.B. dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung u.v.m.. Dabei muss sich der DAAD stets darum bemühen, sowohl den Geldgebern, wie auch den in- und ausländischen Universitäten gerecht zu

werden. Beispielsweise ist der Wunsch in den Ländern des Nahen und Mittleren Osten sehr groß, sich in Deutschland weiterzubilden, wobei das Interesse in Deutschland an dieser Region eher gering ist.

Aktuelle Informationen zur deutsch-arabischen Transformationspartnerschaft gibt es unter www.changebyexchange.de oder auf facebook unter changebyexchange. Desweiteren kann man sich auf www.daad.de/hochschuldialog über aktuelle Kooperationen zwischen deutschen Hochschulen und Hochschulen im Nahen-, Mittleren Osten informieren. Hier sind spezielle Masterstudiengänge, wie auch die zahlreichen Projekte mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten aufgeführt.

Weitere Beispiele für die Arbeit des DAAD in der orientalischen Region sind die Regierungsstipendienprogramme, bei denen Studenten beispielsweise aus Ägypten nach Deutschland kommen, um

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sich für die wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten in ihrer Heimat zu qualifizieren. In den meisten Ländern der Region gibt es derzeit zu viele Studierende für zu wenige Dozenten. Auch die Gründung von deutschen Universitäten oder der Aufbau von deutschen Studiengängen im Ausland wird unterstützt.

Selbstverständlich ist der DAAD für Studierende in besonderem Maße für die Vergabe von Stipendien attraktiv.

Auf der Seite des DAAD finden sich unter "Stipendien finden und bewerben" eine Stipendiendatenbank oder über "Länder von A-Z" Informationen für deutsche Studierende über die Möglichkeiten im jeweiligen Land. Frau Dieterich stellte uns in dem Zusammenhang einige für uns interessante Fördermöglichkeiten vor: Beispielsweise können Praktika im Ausland vom DAAD gefördert, bzw. bezuschusst werden (siehe unter "Stipendien finden und bewerben"). Außerdem bot der DAAD ein Semesterstipenium für einen Arabischkurs in Kairo an, der aber aus Sicherheitsgründen nicht garantiert stattfinden kann, weswegen nun ein Angebot für einen Arabischsprachkurs in Jordanien geplant ist. Des Weiteren finden sich einige vom DAAD geförderte bikulturelle Masterstudiengänge mit unterschiedlichen Spezifikationen, bei denen deutsche und Studierende der jeweiligen Partneruniversität gemeinsam studieren, wobei die interkulturelle Kompetenz beider Seiten gefördert wird.

Frau Dieterich stellt in diesem

Zusammenhang klar, dass Stipendien vergeben werden, um den Austausch zwischen Deutschland und dem jeweiligen Ausland zu fördern. Das sollte uns bei unseren Bewerbungen klar sein.

Für Orientalisten (speziell für diejenigen, die außerdem das Fach Germanistik oder Deutsch als Fremdsprache studieren) können auch Lektorate und "Sprachassistenzen" für die Laufzeit von 10 Monaten an ausländischen Universitäten attraktiv sein, wobei man an der jeweiligen Universität Deutsch-unterricht gibt. Auf der Homepage des DAAD werden diese Stellen ausgeschrieben.

Beim DAAD handelt es sich um einen internationalen Arbeitgeber, weswegen neben guten Englischkenntnissen auch andere Sprachkenntnisse gern gesehen werden. Offene Stellen werden gerne intern vergeben; Initiativbewerbungen können jedoch nicht schaden (Homepage unter "Über uns/Karriere beim DAAD). Für spezielle Projekte zu bestimmten Zeiträumen werden oft Aushilfskräfte gebraucht, was sehr nützlich ist um in eine

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solche Organisation einmal "reinzuschnuppern". Praktika im In- und Ausland werden auf der Homepage ausgeschrieben, wobei es sich hauptsächlich um Veranstaltungs-Management handelt.

In der Regel beginnt eine Karriere beim DAAD als Sachbearbeiter, wobei es lange dauern kann bis ein Aufstieg möglich ist. Bezahlt wird man beim DAAD nach den Konditionen des öffentlichen Dienstes, es gibt ein breites Angebot an Fortbildungen und durch das Gleitzeitsystem ist Beruf und Familie gut zu vereinbaren.

Was Frau Dieterich angeht, so hat sie als Referatsleiterin viel Computerarbeit zu leisten. Ihr „orientalistisches Fachwissen“ ist zwar von Nutzen, aber nicht zwingend notwendig.

Holger KrämerAuswärtiges Amt

Mitschrift: Andreas Vogl

Holger Krämer war in Ostafrika-/Horn von Afrika-Referat des Auswärtigen Amtes als Stv. Referatsleiter unmittelbar zuständig für Somalia, Äthiopien, Eritrea und Dschibuti.

Seinen Vortrag hielt er primär über den höheren Dienst – ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Master) qualifiziert genau dafür. Eine Bewerbung für den gehobenen Dienst sollte von Hochschulabsolventen daher eher nicht ins Auge gefasst werden.

Das Auswärtiges Amt sucht Studenten auch aus der Orientalistik, vor allem mit „komischen“ (selteneren, schwierigen) Sprachen (z.B. Arabisch, Persisch, Türkisch), da nur wenige Menschen solche beherrschen.

Herr Krämer ermutigte die Studenten, sich auch als „Normalo“ (kein Diplomatenkind,

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kein Adeliger, kein Jurist; sicher kein potenzieller Nobelpreisträger) zu bewerben. Er selbst sei lebendes Beispiel dafür, dass man als solcher gute Chancen hat.

Lebenslauf

Von 1988-1996 studierte Herr Krämer in Köln und Volgograd die Fächer Politikwissenschaft, Slawistische Philologie und Osteuropäische Geschichte. 1998 trat er in den höheren Dienst im Auswärtigen Amt ein.

Um einen Dienst dort aufzunehmen gibt es ein zweistufiges Auswahlverfahren: zuerst einmal die Vorauswahl und dann Einladung zum Auswärtigen Amt, um dort an einem Tag sieben Prüfungen zu absolvieren (Englisch und Französisch – letzteres durch Arabisch, Russisch, Chinesisch oder Spanisch ersetzbar; 3 Themen zur Auswahl, über 1 einen Aufsatz schreiben; 4 x 30 Fragen, Multiple-Choice zu Bereichen Staats-/Völkerrecht, Wirtschaft, Geschichte & Politik, Allgemeine Kenntnisse)

Meistens sind es pro Jahr ca. 1500 Bewerber, 40 davon werden genommen. Man wird während den Prüfungen und Gesprächen bewusst in Situationen geführt, in denen man sich nicht auskennt und in denen man sich kreativ-konstruktiv beweisen muss. Zur endgültigen Einstellung muss man, falls man Französisch nicht bereits erlernt hat, „Grundkenntnisse“ darin nachweisen. Während der Arbeit trifft man sich oft mit anderen Diplomaten im EU-Kreis, weswegen Französisch nach Englisch unglaublich wichtig ist.

Krämers Arbeit im Auswärtigen Amt

Grundsätzlich ist man weltweit einsetzbar – wer das nicht unterschreibt, wird nicht genommen.

Krämers Beispiel: seine erste Station war Minsk, wo er 4 Jahre arbeitete (freiwillig 2 Jahre länger als ursprünglich geplant), aber seine Frau kennenlernte und die Zeit seines Lebens hatte.

Dort war er zuständig für Medienfragen (Sprecher der Botschaft), außen- und innenpolitische Fragen (Menschenrechte in Weißrussland, weißrussische außen-politische Entscheidungen) und stell-vertretend auch für Wirtschafts- und Kulturfragen.

Danach war er 3 Jahre in Berlin beim Auswärtigen Amt, wo er im Referat für die Bekämpfung des internationalen Terrorismus in der Abteilung für die Vereinten Nationen (VN) und globale Fragen gearbeitet hat.

Anschließend arbeitete 3 Jahre an der Deutschen Botschaft Nairobi, wo er hauptsächlich für Somalia zuständig war, zudem stellvertretender Ständiger Vertreter Deutschlands beim VN-Umweltprogramm (UNEP), das sich mit unterschiedlichsten internationalen Umweltthemen befasst (Bekämpfung illegaler Müllabladung im Weltmeer,

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Klimaschutz, internationale Umweltarchitektur etcpp; hauptsächlich Mitschrift und Aufzeichnungen zurück nach Deutschland schicken).

Jetzt ist Herr Krämer stellvertretender Referatsleiter für Ostafrika, ab Mitte 2014 wird er an der deutschen Botschaft in Kiew (Ukraine) arbeiten.

Allgemeine Arbeit beim Auswärtigen Amt

Man ist das Analyse- und Informations-zubereitungszentrum für Außenminister. Das Auswärtige Amt deckt in seiner Struktur (Abteilungen, diese untergliedert in Referate) die verschiedenen Weltregionen und internationalen Sachthemen ab (z.B. Lateinamerika, Terrorismus, Exportkontrolle, internationale Umweltpolitik, „was soll Deutsche Welle machen“ etc.).

Die Arbeit in Auslandsvertretung ist divers: Kleinere Standardbotschaften haben 2-3 Mitarbeiter vom höheren Dienst, weitere Mitarbeiter aus einfachem, mittlerem und gehobenem Dienst: Je kleiner die Botschaft ist, desto größer ist der persönliche Aufgabenbereich.

Bei einem Umzug (Arbeitsplatzwechsel) wird auf Familie Rücksicht genommen, vor allem hinsichtlich Kinder – vor Ort muss es vernünftige Schule und gute Gesundheitsversorgung geben.

Die Unterscheidung zwischen Leben und Arbeit ist vor allem im Ausland sehr gering, schließlich ist man Repräsentant für Deutschland (z.B. vor Ort oft Abendveranstaltungen, auch zu Hause - „entertaining people“).

Schattenseiten

Als Mitarbeiter beim Auswärtigen Amt ist man ständig in Bereitschaft. Theoretisch muss man rund um die Uhr erreichbar sein. Arbeitsplatzwechsel alle 3 Jahre kann sich negativ für den jeweiligen Partner auswirken (Berufs-/Karrieremöglichkeiten), ggf. auch für Kinder.

Kontakt: [email protected], Herr Krämer (allerdings nur bis Mitte Mai)

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Dr. Benno Köpfer Verfassungsschutz

Mitschrift: Andreas Vogl

Aufgaben und Befugnisse

Primäre Aufgabe ist es, Informationen auf Basis von Gesetzen zu sammeln. Der Verfassungsschutz hat keine Exekutiv-befugnisse (Verhaftungen etc.). Man wertet und analysiert Daten (Pamphlete, Flugblätter, Internetseiten,....).

Natürlich gibt es auch sog. „Operatives“ (Leute, die außerhalb von Gebäuden arbeiten). Der Verfassungsschutz ist auch für Öffentlichkeitsarbeit zuständig (Zusammenarbeit mit Medien – Recherchen, Hintergründe; Workshops erstellen; auch Infos für Bachelor- und Masterarbeiten).

Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld ist die Prävention (Gesellschaft informieren, wer beobachtet wird; bestimmte Gruppen informieren; evtl. auch einzelne Personen → mit Ratschlägen und Diskretion).

Lebenslauf Köpfer

Er studierte Islamwissenschaft mitsamt allen 3 Hauptsprachen des Orients (Arabisch, Persisch, Türkisch)

In den 90ern arbeitete er nebenher als Archäologe und Reiseleiter im Nahen Osten. Der 11.09.2001 stellte einen Einschnitt für ihn dar, da viele archäologische Projekte von nun an nicht mehr finanziert wurden.

Durch einen Aufruf im Radio, dass die Landesregierung Baden-Württemberg Islamwissenschaftler sucht, kam Herr Köpfer zu dem Job. Davor hat er nie wirklich über eine Arbeit beim Verfassungsschutz nachgedacht.

Während des Einstellungstests war er – wie übrigens jeder andere Bewerber auch – gläsern für den Staat (privates Umfeld und der Bewerber selbst werden gründlich untersucht, um keine „Gefahr“ für Verfassungsschutz darzustellen).

2002 begann er erst einmal mit dem Aufarbeiten von Material aus den 90ern - „Was haben wir vor 9/11 übersehen?“ Mittlerweile ist Herr Köpfer in der Analysegruppe zu Islamismus.

Arbeit beim Verfassungsschutz

Als Mitarbeiter beim Verfassungsschutz mit einer Ausbildung, die Geschichte, Kultur und Sprachen des Orients einschließt, ist man für die Analyse der verschiedenen Erscheinungsformen vom Islam und der Differenzierung der verschiedenen Gruppen (Dschihadismus, Islamismus, etc.) zuständig.

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Man erstellt Prognosen – z.B. aktuell für Ägypten oder Syrien. Ein Teil der Arbeit beinhaltet auch das Treffen mit anderen Sicherheitsbehörden oder mit Referenten von Universitäten, um Informationen auszutauschen.

Eine wichtige Grundvoraussetzung für eine Bewerbung ist Religion, Kultur, Sprache und radikalislamische Strukturen zu kennen.

Wichtige Fragen, die man bearbeitet, können z.B. „Wo endet Extremismus und wo beginnt Terrorismus?“ etc. sein. Wie beim Auswärtigen Amt arbeitet man teilweise rund um die Uhr.

Eventuell kann Privates leiden: Man bekommt Nachrichten hinter den Nachrichten mit; manchmal auch Gewalt (z.B. Bilder von gefolterten Menschen, Leichenbilder) und kann aber mit niemand darüber reden.

Auswahlverfahren/Voraussetzungen

Es gibt hier kein geregeltes Auswahl-verfahren wie z.B. beim Auswärtigen Amt.

Man muss aber dazu fähig sein innerhalb kurzer Zeit Artikel schreiben, was auch während des Auswahlverfahrens getestet wird. Man muss Diskretion beweisen, Menschenumgang/-kenntnis und natürlich Kenntnis der Kultur, Religion, Sprache(n) des Orients haben.

Offizier Marius Alois Erbrich Bundeswehr

Mitschrift: Andreas Vogl, Felix Wiedemann

„Freiheit und Sicherheit ist nicht selbstverständlich“

Karriereberatungsoffizier Marius Erbrich begann seinen Vortrag damit, von den heutigen Aufgaben der Bundeswehr zu berichten. Diese seien unter anderem internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, Unterstützung von Bündnispartnern, gegebenenfalls Kampfeinsätze und Landesverteidigung sowie Rettungseinsätze, Evakuierung, Geiselbefreiung und Katastrophenhilfe.

Orientalisten mit deutscher Staatsangehörigkeit böten sich bei der Bundeswehr verschiedene Karriere-perspektiven.

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Interkultureller Einsatzberater

Es gäbe zum Beispiel die Möglichkeit als „interkultureller Einsatzberater“ zu arbeiten. Als solcher sei man mindestens neun Monate im Einsatz und berate die militärische Führung, stelle im Auslandseinsatz Kontakte zu Einheimischen her und identifiziere Gefahren. Man müsse sich darauf einstellen, für manche Missionen auch ohne Begleitung eines Militärkonvois die Kaserne zu verlassen.

Hilfreich für eine derartige Tätigkeit seien sehr gute Sprachkenntnisse und eine hohe soziale Kompetenz. Man arbeite aber nicht nur im Ausland, sondern werde auch in Deutschland eingesetzt.

Wer sich für eine von jährlich 12 freien Stellen als interkultureller Einsatzberater bewerben will, müsse sich für zwei bis vier Jahre verpflichten. Es gäbe keine Altersbeschränkung für den Einsatz als interkultureller Einsatzberater. Allerdings wird wohl eine gewisse körperliche vorausgesetzt, da man auch militärisch ausgebildet werde. Auch Frauen würden als interkultureller Einsatzberater eingesetzt, wobei diese auf Grund kultureller Bedingungen in Einsatzländern oft eher bei Beratungen im Hauptquartier gebraucht werden und nicht so oft Kontakt zur Bevölkerung im Einsatzland aufnehmen.

Ziviler Einsatz

Auch im zivilen Bereich könne man bei der Bundeswehr tätig sein. So benötige beispielsweise das Bundessprachenamt zur Entwicklung von Materialien zur Sprachausbildung sowie zum Übersetzen von Fachtexten Spezialisten mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Die dort tätigen Zivilisten schlügen keine Bundeswehr-Laufbahn ein.

Außerdem sei eine Beschäftigung als Fremdsprachenassistent_in möglich. Hier sei man für das Durchführen von Sprachlehrgängen zur Vorbereitung auf Auslandseinsätze verantwortlich.

Des Weiteren würden Übersetzer_innen, Terminolog_innen und Dolmetscher_innen mit Sprachkenntnissen in Landessprachen von derzeit sicherheitspolitisch interessanten Ländern benötigt.

Für eine Einstellung im zivilen Bereich sei ein philologischer Hochschulabschluss Voraussetzung und das Erreichen eines muttersprachlichen Niveaus in der jeweiligen Fremdsprache. Außerdem müsse man ein Auswahlverfahren bestehen und bereit zu Auslandseinsätzen sein.

Offizierslaufbahn

Natürlich käme auch eine Offizierslaufbahn für Hochschulabsolventen in Frage. Einen

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Offizier könne man sich als „Manager“ und Ausbilder vorstellen, der für seine Mannschaft verantwortlich sei. Normalerweise starte man als Universitätsgraduent als Oberleutnant. Normalerweise sei das Maximalanfangsalter für Offiziersanwärter 29 Jahre, allerdings gäbe es auch die Möglichkeit, sich ein Zweitstudium anrechnen zu lassen.

An der Bundeswehr-Universität München könne man als Offiziersanwärter zum Beispiel innerhalb von vier Jahren ein Bachelor- und Master-Studium in unterschiedlichsten Fächern absolvieren. Allerdings müsse man damit rechnen, nach dem Studium auch fachfremd eingesetzt zu werden. Während des gebührenfreien Studiums erhalte man bereits Gehalt.

Als Offiziersanwärter müsse man körperlich fit, charakterlich geeignet, eigenständig und verantwortungsbewusst sein. Außerdem müsse man im Regelfall mindestens 17 und höchstens 29 Jahre alt sein, mindestens 50 kg wiegen und über 1,55 m groß sein. Man dürfe des Weiteren nicht vorbestraft sein, keine Drogen konsumieren und eine Sicherheits-

überprüfung überstehen.

Für viele Karrierewege bei der Bundeswehr gelte, dass man sich der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewusst sein müsse.

Kein Ausschlussgrund sei eine frühere Kriegsdienstverweigerung, welche jedoch widerrufen werden müsse.

Kontakt

Marius Erbrich

Karriereberatungsbüro Bamberg

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Kian BadrnejadJournalismus

Mitschrift: Till Jordan

Von 2005 bis 2012 studierte Kian Badrnejad in Bamberg Iranistik, Politik und Kommunikationswissenschaften. Während und nach seinem Studium absolvierte er unter anderem Praktika bei: Deutsche Welle, Lokal Radio, NDR, Sat1 und Spiegel. Er ist immer noch als freier Autor für Spiegel Online tätig. Seit 2013 ist er Programmvolontär beim NDR.

Seiner Meinung nach sollte man Probleme entdecken und aufdecken wollen und Geschichten erzählen können (Das Schreiben von Texten für Radio oder Fernsehen unterscheidet sich stark von dem Schreiben für Printmedien.), um die Grundvoraussetzungen des Journalismus zu erfüllen. Die Arbeit als Journalist sei abwechslungsreich und prestigeträchtige Positionen, wie zum Beispiel Auslandskorrespondent, seien bereits im

Betrieb vorhanden und deshalb könne man einen derartigen Berufswunsch nur als Langzeitziel betrachten.

Darüber hinaus solle man bedenken, dass man oftmals zu Beginn nicht zu beispielsweise nahöstlichen Themen eingesetzt wird, obwohl man das studiert hat. Das sei eine Entwicklung in der Karriere und auch diese sei nicht immer sicher.

Wichtig seien auch ein sicherer Umgang mit der deutschen Sprache in Hinsicht auf Grammatik und Rechtschreibung.

Neben dem Schreiben müsse man sich auch darüber im Klaren sein, dass man viel kommunizieren müsse; das bedeute aktiv auf Menschen zuzugehen, viel telefonieren, Recherche und Teamarbeit!

Außerdem seien 12h-Tage und Arbeit am Wochenende normal – besonders für Anfänger.

Dazu käme, dass man als freier Mitarbeiter tätig sei; das bedeute, dass man eigentlich schein-selbstständig sei.

Die Qualifikation zum Volontariat könne man über viele Praktika, sowie freie Mitarbeit erlangen, dennoch benötige man entweder eine praktische Ausbildung an einer FH oder Universität oder ein Hochschulstudium ohne konkret Journalismus zu forcieren.

Generell sei es von Vorteil eine oder mehrere Fremdsprachen zu beherrschen, da man dann in der Lage sei, unabhängig von Internationalen Agenturen oder anderen Nachrichtenquellen, Informa-tionen zu sammeln.

Grundsätzliche gäbe es mehrere Wege in den Journalismus, aber man müsse

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eigentlich immer eine Ausbildung absolvieren. Dies sei in mehreren Formen möglich: das Volontariat, dass im Grunde eine „betriebliche“ Ausbildung sei, oder eine Medienakademie oder eine Journalistenschule oder auch ein studienbegleitendes Volontariat. Ein Quereinstieg sei möglich aber selten, da Nachweise über bestimmte Ausbildungen vorhanden sein müssten.

Während des Volontariats sei Kian Badrnejad durch Seminare begleitend von Abteilung zu Abteilung weitergeschickt worden und habe so Einblick in alle Abteilungen erhalten können. Die Seminare dienten zur Verdeutlichung und praktischen Umsetzung von Aufgaben-stellungen, wie zum Beispiel: Wie schreibe ich einen Radiobeitrag? Wie nutze ich dieses oder jenes Gerät?

Auch beschäftige man sich mit dem Schreiben von Radio oder Fernsehbeiträgen.

In der Praxis könne man sich das Volontariat am Beispiel NDR folgenderweise vorstellen:

Man verbringt 3-6 Wochen in einer Abteilung und durchläuft so die drei Medien Radio, Fernsehen und Online. Dies tut man an den verschiedensten Standorten des NDR, beispielsweise in Hamburg, Flensburg, Schwerin oder Neubrandenburg.

Nach dem Volontariat sei die normale Laufbahn meist so: freier Mitarbeiter, freier fester Mitarbeiter und dann Redakteur. Moderator würde man selten, da die Verantwortlichen sich für ihre Kandidaten oftmals bereits beim Auswahlverfahren entschieden.

Was die Jobchancen danach angehe, sei es so, dass zumindest die ARD-Anstalten eigentlich nur so viele nähmen, wie sie auch bräuchten. Erfahrungsgemäß könne man zumindest als freier Fester unterkommen. Man müsse sich aber überlegen, ob man das wolle, da der Job zwar viel Abwechslung brächte, spannende Themen beinhalte, man interessante Menschen träfe, aber auch vieler Konkurrenz ausgesetzt sei, man keine feste Arbeitszeiten habe (auch KEINEN Stundenlohn!!!) und es nur wenige Festanstellungen gäbe.

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Dipl.-Dolm. Carolin Kabra Dolmetschen

Mitschrift: Lena El-Laymony

Am Morgen des zweiten Tages erwartete uns der Vortrag der Diplom-Dolmetscherin Carolin Kabra, die manche von uns schon als Arabisch-Lehrkraft kennen gelernt haben. Einführend berichtete sie über ihr Dolmetscher-Studium in Leipzig mit den Sprachen Arabisch, Englisch und Französisch.

Sie arbeitet z.Z. als Lehrkraft für Arabisch an der Universität Bamberg und als freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin.

Einleitend sprach die Referentin von den groben Unterschieden der zwei Berufe Dolmetschen und Übersetzen: Das Dolmetschen geschehe mündlich, das Übersetzen schriftlich, beides zusammen nenne man dann Sprachmittlung. Mögliche Berufsfelder in der Sprachmittlung sind folgende: Übersetzen, Dolmetschen, Termino-logiearbeit, Lexikografie, fremdsprachliche Lektorate in Verlagen, Tätigkeit in technischen Redaktionen, Software-lokalisierung, Untertitelung, Rundfunk-, Fernseh-, und Presseausbildung (auch im Sicherheitsbereich) und die Lehre an Ausbildungsinstituten. Sie betonte aber, dass die Berufsfelder in den Medien (Untertitelung, Rundfunk-, Fernseh-, und Presseausbildung) am wenigsten Sprachmittler benötigen und daher dort meist die geringsten Beschäftigungs-chancen bestehen.

Des Weiteren ging sie näher auf die Geschichte der Sprachmittler ein, die auf eine lange Tradition in Europa zurückblicken können. Schon im Jahre 1754 wurde in Wien die „Akademie der Orientalischen Sprachen“ gegründet, v.a. um die Verständigung im internationalen Handels zu vereinfachen, ab 1887 existierte in Europa der Studiengang für Dragomane, so nannte man damals einen Dolmetscher, der seinen Fokus v.a. auf orientalische Sprachen gelegt hatte. Nach dem ersten Weltkrieg waren Dolmetscher und Übersetzer sehr gefragt. Seit 1945 benötigt die EU multilinguale Sprachmittlung für die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch, Russisch und Arabisch. Besonders wichtig wurden das Simultandolmetschen und die Fachtextübersetzung, es entwickelten sich praxisnahe Ausbildungsmöglichkeiten.

Frau Kabra beschrieb daraufhin das Profil beider Berufe: Als Übersetzer übertrage man Texte; es bleibt ein jederzeit prüfbares und korrigierbares Produkt. Als Dolmetscher übertrage man Gesprochenes, meist sogar simultan, Gedolmetschtes kann man selten korrigieren.

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Sie ging genauer auf die verschiedenen Textsorten bei der Übersetzung und auf die Erscheinungsformen des Dolmetschens ein. Als Übersetzer wird man v.a. mit Fachtexten, Urkunden, Verträgen und Geschäftskorrespondenzen konfrontiert, seltener jedoch mit Medien-, Werbe- und Konferenztexte, Untertitelungen, Synchro-nisation und Softwarelokalisierung. Sie bedauerte besonders, dass sich literarische Texte so gut wie nie unter den Aufträgen eines Dolmetschers befänden.Daraufhin erklärte die Referentin die verschiedenen Erscheinungsformen des Dolmetschens.

Das Simultanübersetzen sei eine anspruchsvollere Variante, da Reden sofort übertragen werden müssen. Als Beispiel erwähnte sie das ehemalige Staats-oberhaupt Libyens, Gaddafi, dessen Reden des Öfteren sehr lang und verwirrend waren. Bei seiner Rede vor einer UN-Vollversammlung 2010 sei sein Übersetzer nach mehr als einer Stunde einfach

zusammengebrochen.

Eine besondere Form des Simultandolmetschens ist das Flüsterdolmetschen. Als Dolmetscher ist man einer Person zugeordnet, der die Übersetzung dann geflüstert wird.

Eine andere Variante ist das Konsekutivdolmetschen: Der Redner redet bis zu sieben Minuten, es wird mitgeschrieben und später übersetzt. Als Herausforderung hierbei nannte Frau Kabra die Tatsache, dass manche Redner diese sieben Minuten oft überziehen, wie z.B. Bill Clinton.

Das Community Interpreting wird verstärkt von Migranten in Anspruch genommen, die die Amts- und Fachsprache ihres Aufenthaltslandes nicht gut genug beherrschen. Der Dolmetscher begleitet diese in Ämter, zu Behörden, ins Krankenhaus, etc.

Außerdem gibt es noch das Verhandlungsdolmetschen, welches bilateral meist in Unternehmen benötigt wird. Es gibt das Gerichtsdolmetschen, bei dem der Dolmetscher vereidigt sein muss, das Mediendolmetschen v.a. im Fernsehen und das Gebärdensprachdolmetschen.

Ferner betonte die Referentin die Anforderungen, die an einen Übersetzer gestellt werden. Durch Sprachkompetenz und Sachwissen muss eine hohe Übersetzungskompetenz erlangt werden. Der Text muss adäquat und verständlich in der Zielsprache wiedergegeben werden. Auch Dinge, die im Ausgangstext zwischen den Zeilen stehen, müssen transferiert

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werden. Der übersetzte Text muss über die Sprach- und Kulturgrenzen hinaus seine Funktion erfüllen.

Auch von einem Dolmetscher wird eine hohe Sprachkompetenz erwartet. Außerdem ist eine rasche Aneignung von Sachwissen und Sachvokabular zu jeweiligen Themen erforderlich. Im Dolmetschprozess muss das Sachwissen abrufbar sein und zeitgleich eine reibungslose Kommunikation gesichert werden. Die mündliche Aussage muss korrekt erfasst und unmittelbar umgesetzt werden, ohne die Möglichkeit einer Korrektur. Frau Kabra wies erneut auf Gaddafis Übersetzer hin und betonte, dass die physische und psychische Belastung nicht unterschätzt werden dürfe. Außerdem erfordere der Dolmetscherberuf eine hohe Mobilität und Teamfähigkeit.

Im Zuge dessen ging Frau Kabra auch auf die Arbeitsmöglichkeiten ein.

Für einen Übersetzer sind diese hauptsächlich freiberuflich, ansonsten sind Festanstellungen für Sprachendienste in großen Unternehmen (als Übersetzer, Terminologen, technische Redakteure etc.) und im öffentlichen Dienst vorhanden.Ähnliche Möglichkeiten bieten sich auch für Dolmetscher. Abgesehen von der freiberuflichen Tätigkeit bestehen Anstellungen bei verschiedenen Institutionen (wie z.B. in Ministerien, in der EU, beim internationalen roten Kreuz, etc.). Sehr begehrt und sehr selten seien die Stellen in der Privatwirtschaft. Die Referentin ging noch wiederholt auf die

Möglichkeiten für arabisch-sprachige Dolmetscher ein. Diese seien eben auch Anstellungen bei Ministerien, aber besonders bei Sicherheitsstellen und Hilfsorganisationen.

Es folgten Ausführungen über die Ausbildung. Beide Berufe sind nicht geschützt, d.h. im Grunde kann jeder, der die Sprache beherrscht, seine Dienste als Dolmetscher oder Übersetzer anbieten. Nach einschlägigem Studium ist aber der erworbene Abschluss z.B. als Diplom-Dolmetscher, Diplomübersetzer oder MA Konferenzdolmetscher geschützt.In Deutschland gibt es ein vielfältiges Ausbildungsangebot an Privatschulen, staatlichen Akademien, Fachhochschulen und Universitäten. Die größte Ausbildungseinrichtung der Welt für Dolmetscher und Übersetzer ist die Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz. In ganz Deutschland kann man außerdem staatliche Prüfungen ablegen.Laut der Referentin seien die besten Ausbildungsmöglichkeiten bezogen auf die arabische Sprache in Bonn, Germersheim, Leipzig und Magdeburg/Stendal. Für Türkisch und Persisch gäbe es bis jetzt kaum bis gar keine Ausbildungs-möglichkeiten im Bereich der Sprachmittlung.

Interessante Fakten lieferte Frau Kabra auch über die Marktsituation in diesem Feld. Der Markt wächst seit 100 Jahren ununterbrochen, allein die EU verwendet 780 Mio. € pro Jahr nur auf Sprachendienste. Deutschland ist wohl der

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größte Markt und 80 % der Unternehmen in Deutschland haben Bedarf an Sprachendiensten. In Deutschland gibt es ca. 30.000 Übersetzer, etwa 6.000 davon sind angestellt, etwa 24.000 arbeiten freiberuflich. Das Honorarniveau ist in Deutschland vergleichbar hoch.

An einer Grafik zeigt die Referentin anschaulich, dass in Verbindung mit Deutsch die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, italienisch, Russisch, Portugiesisch, dann Arabisch (in absteigender Reihenfolge) am meisten gefragt sind, kaum jedoch Persisch oder Türkisch. Es sei schwer, betont sie, nur mit einer orientalischen Sprache als Dolmetscher zu überleben, meist benötige man weitere Sprachen als zweites Standbein. Arabisch liefere ihr weitaus kleinere Aufträge als Englisch.

Noch einmal ging sie auf die Perspektiven als Dolmetscher oder Übersetzer mit orientalischen Sprachen ein. Als Übersetzer habe man die Möglichkeit bei staatlichen Institutionen und Behörden und v.a. im sicherheitspolitischen Bereich (BND; Verfassungsschutz, Bundeswehr etc.) angestellt zu werden, freiberuflich liege der Fokus auf der Geschäftskorrespondenz, ist man vereidigt, dann liege er auf Urkunden, Zeugnissen, gerichtlichen Dokumenten und Verträgen.

Als Dolmetscher mit orientalischen Sprachen biete sich die Möglichkeit einer Anstellung bei staatlichen und internen Institutionen, im diplomatischen Dienst, bei NGOs und im sicherheitspolitischen Bereich. Freiberuflich sei man v.a. als Community Interpreter, bei Konferenzen,

kulturellen Veranstaltungen (Buchmessen, Literaturtage etc.), im Gericht und bei der Polizei tätig.

Für den Beruf als Dolmetscher und Übersetzer stehen einem folgende Hilfsmittel zu Verfügung: (Fach-)Wörterbücher (auch online), Terminologie-Datenbanken (für arabisch: UNTERM), Paralleltexte, Lexika und Fachwörterbücher, Internet, Muttersprachler (4-Augen-Prinzip: Muttersprachler liest die Texte Korrektur). Speziell für das Übersetzen gibt es Translation Memories (Übersetzungs-programme), Terminologieverwaltungs-systeme und die Möglichkeit der maschinellen Übersetzung. Speziell für das Dolmetschen bestehen Dolmetschanlagen, außerdem ist jeder Dolmetscher mit einem Laptop mit Internetzugang ausgestattet. Maschine und Dolmetscher arbeiten zusammen.

Abschließend warf die Referentin die Frage auf, wie die selbständige Arbeit als Dolmetscher oder Übersetzer überhaupt funktioniert.

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Benötigte Voraussetzungen seien genügend Eigeninitiative, der Besuch eines Existenzgründerseminars, die eigene Steuernummer, unternehmerische Kompetenzen (Kenntnis über Kostenkalkulation, Versicherungen etc.), Vernetzung und Kontakte mit Kollegen. Des Weiteren sollte man sich damit auseinander setzen, welche Arbeitsweise (im Team, alleine, als Freelancer für Sprachendienstleister etc.) und welches Arbeitsgebiet (Fachgebiete, Spezialisie-rungsgrad etc.) man wählen möchte. Man sollte sich auf zwei bis drei zähe Jahre einstellen und einen Zweitjob in Betracht ziehen.

Außerdem fragte Frau Kabra, wie man denn überhaupt an Aufträge käme und beantwortete diese Frage sogleich selbst. Man müsse Eigenwerbung betreiben, sich in Verzeichnisse (Berufsverbände, Gerichte) eintragen, Networking mit Kollegen, professionellen sozialen Netzwerken, Berufsverbände etc. betreiben und im Bekanntenkreis auf sich aufmerksam machen. Außerdem könne man sich in Internetportalen (z.B. proz.com) registrieren und bei Mailinglisten anmelden. Eine Zusammenarbeit mit Agenturen sollte man in Betracht ziehen.

Auf die Frage, wie denn die Bezahlung als Dolmetscher oder Übersetzer ausfiele, antwortete Frau Kabra, dass man als Übersetzer meist Zeilenpreise angäbe, außerdem würden ganz allgemein auch Pauschalpreise festgelegt. Als Selbstständiger müsse man allerdings viel Zeit für Steuern und Bürokratie berechnen, die einem nicht bezahlt wird.

Frau Kabra verwies zum Abschluss noch auf verschiedene Links zum Weiterlesen:

• Übersetzungsportal UEPO: http://uepo.de

• Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. : www.bdue.de

• Staatl. Prüfung für Übersetzer und Dolmetscher in Bayern: Kultusministerium Bayern http://www.km.bayern.de/

• Stellenangebote : aticom.de

• www.dolmetscher-schule.de (Würzburg)

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M.A. Barbara Henning Wissenschaftliche Laufbahn

Mitschrift: Barbara Henning, überarbeitet von Felix Wiedemann

Barbara Henning sieht sich zwar selbst nicht als „Expertin“ für das Thema „Arbeiten in der Wissenschaft“, gab ihrem Publikum aber eine sehr detaillierte und durch ihre persönlichen Erfahrungen geprägte Beschreibung dessen, wie man sich die ersten Schritte hin zu einer Promotion vorstellen kann.

Henning hat einen B.A. in Ethnologie, Arabistik und Islamwissenschaft in Halle abgeschlossen und anschließend in Bamberg den forschungsorientierten M.A. Turkologie absolviert. Seit September 2013 arbeitet sie nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Turkologie der Uni Bamberg. Sie ist im Rahmen eines DFG-Projektes angestellt und promoviert zum Projektthema, einer kurdisch-osmanischen Familiengeschichte.

Weg zur Promotion

Nach ihrem Abschluss in Turkologie hatte sich Henning für ein PhD-Programm in „Interdisciplinary Near and Middle Eastern Studies“ an der University of Washington in Seattle beworben und war auch angenommen worden. Im Rahmen dieses Programms hätte sie etwa 5 Jahre in den USA leben und studieren sollen. Aus privaten Gründen wollte sie jedoch nicht für längere Zeit aus Bamberg fortziehen. Da sie jedoch auch nicht auf den Einblick in

Studium und Forschung in den USA verzichten wollte, ging sie zunächst für ein Jahr nach Seattle und bewarb sich parallel um eine Förderung bei der DFG. Nach einem Jahr in den USA konnte sie – da ihr Projektantrag angenommen war – nach Bamberg zurückkehren und dort weiterarbeiten.

Der Einstieg

Wenn man mit dem Gedanken einer Promotion spielt, solle man sich fragen, wie man mit dem „Arbeitsfeld Uni“ zurecht kommt und ob man es mag, Fragen zu stellen, zu recherchieren, intensiv zu lesen, Ideen zu entwickeln und zu präsentieren, sie mit anderen zu diskutieren, zu schreiben, sich in Wissensgebiete einzuarbeiten und Wissen weiterzuvermitteln.

Ein Vorteil einer wissenschaftlichen Karriere sei es viel Freiheit zu haben und viele spannende Menschen kennenzulernen.

Eine gute Möglichkeit in eine solche Karriere hineinzuschnuppern, seien Beschäftigungen als Tutor oder HiWi, um eine konkretere Vorstellung zu bekommen, was man als Wissenschaftler und Dozent genau macht. Auch das Schreiben von Abschlussarbeiten könne dabei helfen, das Forschen mit Originaltexten und in Archiven auszuprobieren und zu testen, ob man das nötige Durchhaltevermögen für die Verfassung einer längeren Arbeit hat.Ausdauer solle man sowieso eine sehr große haben. Diese lasse sich aber nur drei oder mehr Jahre lang aufrechterhalten,

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wenn die anfängliche individuelle Motivation für die Promotion auf festen Füßen steht.

Nachdem man sich für eine Promotion entschlossen hat, müsse man sich um ein Thema kümmern und sich dafür einen geeigneten Betreuer sucht. Hier böten sich mehrere Möglichkeiten: Man führt beispielsweise das Thema der Abschlussarbeit weiter und kontaktiert einen Experten auf dem Gebiet, mit dem man arbeiten will. Auch bei einem Professor, den man schon aus dem Studium kennt und der vielleicht eine eigene Arbeit mitbetreut hat, könne man promovieren. Was weniger gut funktioniere (aber auch klappen kann) ist, unbekannterweise und ohne Themenbezug potentielle Betreuer anzuschreiben.

Bevor man sich auf das genaue Thema festlegt, solle man gründlichst recherchieren, ob und was es zum jeweiligen Interessensgebiet bereits gibt, um später Doppelungen und möglicherweise komplettes Umstellen des eigenen Themas zu vermeiden.

Rahmenbedingungen

Wer promovieren will, der müsse sich über die Promotionsordnung der Fakultät und Bedingungen (Mindestnote etc.) im Klaren sein.

Es gäbe die Möglichkeiten einer Individualpromotion und der Promotion in strukturierten Programmen, graduate schools oder Graduiertenschulen. Das könne unterschiedliche Sachen bedeuten:

ein Pensum an zu belegenden Lehrveranstaltungen, regelmäßige Kolloquien, „Anwesenheitspflicht“. Auch die Finanzierungsmodelle seien unterschiedlich, manche Graduierten-schulen böten allen Doktoranden eine Finanzierung, in anderen müsse man sich darum selbst kümmern…

Ein für Orientalisten interessantes Programm innerhalb Deutschlands biete z.B. die Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies der FU Berlin. Aber auch in einer interdisziplinär ausgerichteten Graduiertenschule könne man als Orientalist_in seine Nische finden, ein Beispiel sei das Graduiertenkolleg „Dynamiken von Raum und Geschlecht“ der Uni Göttingen.

Im englischsprachigen Raum seien Graduiertenschulen die Regel. Die Bewerbung sei verhältnismäßig aufwändig. Eine Finanzierung gehöre dann aber meist dazu.

Auch in Bamberg gebe es inzwischen die Bamberg Graduate School of Oriental Studies. Als Doktorand werde man Mitglied, nehme an regelmäßigen Arbeitstreffen zu übergreifenden Themen (wie z.B. Foucaults Diskurstheorie) teil und stelle seine Arbeit bei Kolloquien zur Diskussion. Ansprechpartner für BaGOS seien Herr Prof. Dr. Franke, Johannes Rosenbaum oder Henning selbst.

Finanzierung

Ist das Umfeld geklärt, stelle sich die Frage nach der Finanzierung. Möglicherweise

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biete die Graduiertenschule bereits eine Finanzierung an. Wenn nicht, gebe es verschiedene Möglichkeiten:

StipendiumHier kommen nicht nur die einschlägigen Stiftungen der politischen Parteien und die Studienstiftung in Frage, sondern auch Stiftungen mit speziellerem Bezug, z.B. die Gerda-Henkel-Stiftung, die gern Islamwissenschafter und islamische Kunstgeschichler fördert. (Hier kann die aus dem Uni-Netz zugängliche ELFI-Datenbank nützlich bei der Recherche sein).

Was ist zu tun? Projektbeschreibung, realistischer Zeitplan, mehrere Empfehlungsschreiben von Professoren (und anderen).

Was bekommt man? Stipendium (1.050 plus 100 € Büchergeld), das sich unter bestimmten Umständen erhöht (Kinder, Krankheit …), für 2 bis 3 Jahre, Geld für Forschungsaufenthalte kann man meist extra beantragen, + die Stiftung als Umfeld, die Rahmenprogramm organisiert.

Darin nicht enthalten ist Krankenversicherung, Altersvorsorge oder Ansprüche auf Arbeitslosengeld – das ist bei einer Stelle anders!

Eine Stelle an der Uni...als wissenschaftlicher Mitarbeiter – im Normalfall ausgeschrieben (siehe Portale wie H-Soz-Kult oder academics.de), man bewirbt sich und wird nach Tarif angestellt.

Was bekommt man? Wahrscheinlich mehr Geld als bei einem Stipendium, plus

Versicherungsbeiträge, Alter- und Arbeitslosenvorsorge. Ein richtiger Job also.

Dafür hat man auch Verpflichtungen, je nach Stelle: Projektarbeit und/oder Lehrverpflichtung, das heißt möglicherweise weniger Zeit für die eigene Promotion – aber auch Einblick in den Dozenten-Alltag.

DHG-FörderungEin Sonderfall ist Hennings eigene Situation: Henning hat eine auf drei Jahre begrenzte Stelle als Projektmitarbeiterin, die nicht über den Lehrstuhl, sondern extern, von der DFG gefördert wird. Von Vorteil ist, dass ihr Arbeitsauftrag ihre Promotion ist und sie nichts anderes machen muss.

Was ist zu tun? Projektantrag (geringe Erfolgschance); Entscheidung darüber dauere eine Weile – man brauche eine Übergangslösung; Projektantragssteller sei in ihrem Fall der Lehrstuhlinhaber, also Prof. Dr. Herzog gewesen

Nebenberufliche PromotionAußerdem könne man natürlich nebenberuflich promovieren - das könne Sinn machen wenn man die Promotion auf die eigene Arbeit beziehen kann. Wer allerdings nach der Promotion in der Wissenschaft bleiben möchte, sollte enge Kontakte zur Uni knüpfen.

Häufig kombiniere man im Laufe der Promotion verschiedene Förder-möglichkeiten, eine große Hürde ist dabei unglücklicherweise gerade der Start: Nach dem MA-Abschluss ergebe sich wahrscheinlich eine Lücke, in der man ein

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Promotionsprojekt zunächst erarbeitet, Bewerbungen erstellt und auf Antworten wartet. Das könne insgesamt bis zu einem Jahr dauern. Stipendien für diese Zeit / „Anschubfinanzierungen“ gebe es viel zu wenige. Das Büro der Frauenbeauftragten der Uni Bamberg biete eine Möglichkeit.

Organisation und „Praxistipps“

Henning versucht, ihr Promotionsprojekt als „Projekt“ zu verstehen: Sie habe bestimmte Ressourcen (Wissen, Zeit, Geld etc.) zur Verfügung, welche sie verplanen müsse, um ihre lang- und kurzfristigen Projektziele zu erreichen.

Sie persönlich möchte nach der Promotion an der Uni arbeiten, in Forschung und Lehre. Dazu brauche sie erstens eine ordentliche Promotionsarbeit. Sie sollte außerdem mit ihrem Projekt auf Konferenzen etc. präsent sein und Kontakte zu anderen Wissenschaftlern knüpfen. Sie wolle Erfahrungen im Forschungsalltag, z.B. bei der Organisation von Konferenzen und auch Lehrerfahrung sammeln. Daher mache es z.B. für sie Sinn, sich mit Teilen ihrer Forschung für Konferenzen zu bewerben oder Weiterbildungen zur Hochschuldidaktik zu belegen.

Wäre ihre Motivation für eine Promotion eine andere, würde sie z.B. ihre Chancen auf einen Job in einem anderen Bereich erhöhen wollen, würde sie ihre Schwerpunkte anders setzen und ihre Ressourcen entsprechend investieren. Zu verschiedenen Berufsbildern nach einer

Promotion gebe es eine gute Zusammenstellung von den career days der Uni Bamberg.

Zu wissen, unter welchen Bedingungen man selber gut und konzentriert arbeitet, sei zentral – denn dann könne man die selbst herbeiführen.

• Herausforderungen gebe es genug: Konkurrenz und Druck, publish-or-perish Mentalität

• Geldsorgen, befristete Arbeits-verhältnisse, Unsicherheit

• Privatleben, Familienplanung etc. sind nicht gut vereinbar mit dem Beruf,

• Sinnkrisen, Schreibblockaden, Minderwertigkeitskomplexe …

Nach der Promotion in drei bis vier Jahre würde sich klassischerweise für die Zeit danach ein Post-Doc Projekt oder eine Stelle an der Uni anschließen, während der man eine Habilitationsarbeit, d.h. eine zweite große Forschungsarbeit verfasse. Als Dr. habil. könne man dann (mit viel Glück, etwa 5% aller Promovierten schaffen das) zum Professor/zur Professorin berufen werden.

Hier würden, bei aller Freiheit und wunderbarem Arbeitsumfeld, dann auch die Nachteile dieses Karriereweges deutlich: Man setze quasi alles auf eine Karte, nehme eine lange Periode befristeter Arbeitsverträge und Unsicherheit in Kauf und könne am Ende, falls man nicht berufen werde, hochqualifiziert und spezialisiert aber ohne Praxiserfahrung als schwervermittelbarer Fall im Arbeitsamt landen.

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Allerdings sei in dieser Hinsicht im Moment viel im Fluss, z.B. wüden immer öfter sogenannte Juniorprofessuren vergeben, direkt an Promovierte, ohne Habilitation – nach dem Vorbild des anglo-amerikanischen tenure-track Systems.

Oft werde dazu geraten, sich einen Plan B zu überlegen und dafür während der Promotion bereits Eisen im Feuer zu haben (Kontakte, bestimmte Weiterbildungen usw.).

Henning riet abschließend nochmals dazu, viel zu recherchieren, sich zu informieren, sich mit anderen Promovierenden auszutauschen und von ihnen zu lernen.

Gerade Promovierende und auch schon fertige Dissertationen könnten gute Anlaufstellen und Inspirationsquellen sein. Auch Vorträge könne man sich nicht nur unter inhaltlichen Aspekten, sondern auch als Beispiele für „wie man das eigentlich (nicht) macht“ anhören.

Auch um nicht zu vereinsamen, solle man den Kontakt mit anderen Doktoranden suchen und sich im Idealfall einen Kreis aufbauen, in dem man auch den Mut hat, über die eigene Arbeit und Hürden dabei zu sprechen und Textpassagen von anderen gegenlesen zu lassen.

Im Anhang ab Seite 31 findet sich noch eine Linkliste zur Promotion, die Barbara Henning zur Verfügung gestellt hat.

Max ReumschüsselSimpson Private Akademie

GmbH

Mitschrift: Ines Holtmann

Einen interessanten Einblick in ein weiteres Berufsfeld gab Max Reumschüssel. Er studierte selbst Orientalistik an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und absolvierte ein sechsmonatiges Praktikum bei dem Bildungsdienstleister Simpson Private Akademie GmbH (SPA GmbH). Nach seinem Studium gelang ihm ein sofortiger Einstieg in dieses Unternehmen. Seit 2008 begleitet er nun den Aufbau eines Integrationsprojektes von emiratischen Studenten in dem deutschen Betrieb in Suhl. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem Integrationsbegleitung, Orga-nisation von Exkursionen und Lehrgängen und die Korrespondenz mit den zuständigen Behörden und Ansprech-partnern in Abu Dhabi.

Reumschüssel gab zu Beginn seines Vortages einen kleinen Überblick zu den Tätigkeiten der SPA GmbH. Sie ist ein privater Bildungsträger im gewerblich-

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technischen Bereich. Dieses Unternehmen ermöglicht Auszubildenden eine Erstausbildung, Umschulung oder Fortbildung mitunter in den Bereichen Schweißverfahren, Metallausbildung oder Blechbearbeitung. Natürlich können auch Praktika absolviert werden, die vom Betrieb bezahlt werden und den Praktikanten einen anschließenden Arbeitsplatz bei SPA GmbH ermöglichen. Daneben wird auch auch ein Bachelor im dualen Studium angeboten.

Doch der interessanteste Bereich ist die Kooperation des Unternehmens mit Betrieben in Abu Dhabi und der United Arab Emirates University in Al Ain (العين). Bei diesen Ausbildungsprojekten schicken Unternehmen aus Abu Dhabi ihre Auszubildenden an die SPA GmbH nach Suhl. Dort werden sie in Hotels und Gastfamilien untergebracht und lernen so unter anderem die deutsche Kultur kennen. Desweiteren werden Fachexkursionen unternommen, deutsche Betriebe, wie z.B. Bergwerke, besucht und am Englischunterricht teilgenommen. Die Organisation dieser Unternehmungen fällt in den Arbeitsbereich von Max Reumschüssel. Auch ein berufsorientiertes Praktikum für Engineering-Studenten der United Arab Emirates University steht zur Verfügung.

Das TMT (Tawazun Manufacturing Technology) – Projekt besteht seit Beginn des Jahres 2012 und ist das erste und bis jetzt einzige Projekt seiner Art in Deutschland. Der Auftraggeber dieses Projektes ist Tawazun Holding, die ihren Sitz in Abu Dhabi hat.

Bei diesem Projekt befinden sich sechs Auszubildende aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bei SPA GmbH und absolvieren eine dreijährige Berufsausbildung zum Zerspanungs-mechaniker. Zu dieser dualen Ausbildung gehören auch Praktika in verschiedenen lokalen Industriebetrieben oder in Firmen in Abu Dhabi, um den Auszubildenden einen größtmöglichen Einblick in das Berufsleben zu bieten. Die Ausbildung in der lokalen Industrie, mit ihrem theoretischen und praktischen Teil, erfolgt auf Englisch. Als Fazit nennt Reumschüssel die Zufriedenheit der emiratischen Betriebe mit den in Deutschland ausgebildeten Arbeitskräften.

Ein weiteres Projekt, von dem berichtet wurde, ist ein dreimonatiger Grundlehrgang für die Ortsansässigen in Abu Dhabi. Die Teilnehmer sind zwischen 17 und 18 Jahre alt. Das Problem besteht darin, dass sie auf Grund ihres Bildungsstandes nicht nach Deutschland geschickt werden können. Sie hätten zuvor weder eine Ausbildung gemacht, noch hätten sie gearbeitet, da sie das Geld von ihren Eltern bekommen und daher nicht die Notwendigkeit gesehen hätten arbeiten zu gehen, erklärte Reumschüssel. Bei diesem Projekt sammeln die Jugendlichen ihre ersten beruflichen Erfahrungen, indem sie manuelle Metallarbeiten, technisches Zeichnen und Mathematik und Englisch lernen. Abschließend erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat.

Das Resultat dieser Projekte sei eine

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höhere Nachfrage bei deutschen Bildungsdienstleistern in den Vereinigten Arabischen Emiraten, berichtet Reumschüssel. Die Betriebe suchten nun vermehrt nach deutschen Arbeitern oder nach denjenigen, die ihre Ausbildung in Deutschland abgeschlossen hätten.

Die SPA GmbH braucht Unterstützung im Deutschunterricht. Dieser Bereich wäre gut für einen Orientalistikstudierenden, der gleichzeitig „Deutsch als Fremdsprache“ studiere, empfiehlt Reumschüssel. Man könne mit einem Praktikum beginnen und hätte danach gute Chancen von SPA GmbH übernommen zu werden. Leider habe sie keinen Bedarf an Dolmetschern. Es werden aber Helfer in der Betreuung von Studenten gesucht. Für diesen Job sei kulturelle Offenheit sehr wichtig, die man aber bei einem Student der Orientalistik automatisch voraussetze. Aber auch zwischenmenschliche Fähigkeiten werden hoch geschätzt.

Kontakt:

[email protected]

• www.spa-bildung.de

Alexander RieperFriedrich-Naumann-Stiftung

Mitschrift: Michelle Fowinkel

Ein weiterer Referent am zweiten Tag der Berufstage für Orientalisten war Alexander Rieper, der bei der Friedrich-Naumann-Stiftung tätig ist. Nach dem anfänglichen Hinweis, dass die Friedrich Naumann Stiftung Stipendien für Studierende in einem Rahmen von ca. 300€ vergibt, begann Herr Rieper mit seinem Vortrag. Er berichtete einleitend kurz über das Leben des evangelischen Theologen Friedrich Naumann und stellte anschließend die Stiftung und seine Arbeit dort vor.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung hat elf Partner, mit welchen sie zusammen-arbeitet und organisiert und koordiniert ca. 1000 Veranstaltungen jährlich, die ca. 50 000 Teilnehmer anlocken. Die Mittel für ihre Arbeit erhält sie vom Bundes-ministerium für wirtschaftliche Zusammen-arbeit und Entwicklung. Zu der Stiftung gehören sieben Regionalbüros und 44 Projektbüros in 60 Ländern weltweit. Des

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Weiteren hat die Stiftung verschiedene Veranstaltungsformate, darunter zum Beispiel auch das Regionalprogramm. Das Regionalprogramm beinhaltet unter anderem die Nürnberger Sicherheits-tagung, die Vergabe von Ehrenpreisen, verschiedene Gespräche beziehungsweise Fragerunden vor einem Publikum mit Personen des öffentlichen Lebens und Politikern, wie auch Informations-veranstaltungen beispielsweise zu Kommunalwahlen. Außerdem bietet die Friedrich-Naumann-Stiftung auch Grundlagenseminare zu verschiedenen Themen an. Das dritte Veranstaltungs-format stellt die Virtuelle Akademie dar, ein online Portal, über das unter anderem auch Online Seminare absolviert werden können. Ziel der Stiftung ist es Bürgern einen Grundstock an Allgemeinwissen und politischen Grundwissens zu vermitteln und die Meinungsbildung zu fördern.

Nach diesem kurzen Überblick über die Stiftung und deren Arbeit berichtete Herr Rieper von seinem Praktikum beim Nah- und Mittelost Verein. Dieser leistet verglichen mit einer politischen Stiftung eine andere Arbeit und hat eine andere Vorgehensweise, da er als privater Verein bei der Finanzierung auf Eigeninitiative angewiesen ist. Der Referent nahm während seines Praktikums auch an Delegationsreisen teil, wie beispielsweise nach Syrien. Er beschrieb seine Praktikumserfahrung beim Nah- und Mittelost Verein als sehr interessant, wies aber auch darauf hin, dass die Arbeit dort mit Stress und teilweise hoher Belastung verbunden sein kann.

Als weitere Anlaufstellen für Praktika für Orientalisten nannte er zudem noch die Deutsch - Arabische Freundschaftsgesell-schaft und die Ghorfa (Arab-German Chamber of Commerce and Industry).

Auf die Frage hin, ob man Parteimitglied der jeweils stiftungsnahen Partei sein muss, um dort arbeiten zu können, erklärte Herr Rieper, dass das nicht zwingend notwendig sein. Dennoch sollte man über die jeweilige Partei gut informiert sein und bestenfalls auch mit der Partei sympathisieren. Allerdings seien schätzungsweise 90-95% der Menschen in leitenden Positionen Parteimitglieder. Weiterhin kam zur Sprache, dass man sich natürlich auch mit einem B.A. bei einer Stiftung bewerben könne, aber ein M.A. vermutlich deutlich von Vorteil sei.

Abschließend beschrieb Herr Rieper kurz seinen Arbeitsalltag, der aus dem Planen und Organisieren von Veranstaltungen, der Aufbereitung von Informationen, dem Aktivieren der Bürger und der Moderation von Diskussionen besteht.

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Dr. Ulrike TontschGoethe-Institut

Mitschrift: Johannes Kink

Frau Dr. Ulrike Tontsch sprach in ihrem Vortrag über das Goethe-Institut, erzählte von verschiedenen Projekten und Einstiegsmöglichkeiten für Bewerber, bevor sie am Ende auf die Familienfreundlichkeit ihres Arbeitgebers zu sprechen kam.

Das Goethe-Institut umfasst über 150 Institute in 93 Ländern der Welt und beschäftigt allein in der Zentrale in München über 300 Mitarbeiter.

Ziel dieser privaten Einrichtung ist die Förderung internationaler Zusammen-arbeit, vorwiegend im kulturellen Bereich. Hierfür nimmt das Goethe-Institut kulturelle Tendenzen aus Deutschland auf und versucht diese in die Welt hinaus zu vermitteln. Dies geschieht durch Kulturveranstaltungen aller Art, wie beispielsweise Filmvorführungen, musika-lischen Auftritten deutscher Bands oder Theateraufführungen. Des Weiteren setzt das Institut international anerkannte Standards in „Deutsch als Fremdsprache“, erarbeitet Lehrmaterialien für das Erlernen der deutschen Sprache und bietet Sprachkurse auf der ganzen Welt an.

Um Deutschland aber nicht nur von Außen kennenzulernen, bietet das Goethe-Institut zudem Besucherprogramme für aus-ländische Gäste und stellt überall auf der Welt in seinen Einrichtungen deutsche Literatur und Zeitungen zur Verfügung.

Ein wichtiges Anliegen abseits der Vermittlung deutscher Kultur im Ausland

stellt die Förderung des Diskurses über internationale Schlüsselthemen dar. So wurde beispielsweise in Kairo eine „Tahrir – Lounge“ eingerichtet, in der friedlich und konstruktiv über die Zukunft Ägyptens diskutiert werden kann.

Das Institut ist besonders auf eine nachhaltige Wirkung der eigenen Projekte fokussiert und versucht dementsprechend, sinnvolle Programmkonzepte zu erschaffen, die eine Verbesserung der kulturellen Infrastruktur im Ausland mit sich bringen.

Im sogenannten „Qualifizierungs-programm“ werden Kulturschaffende aus allen Winkeln der Welt eingeladen, um sich auf speziellen Fortbildungen, bestehend aus Seminaren und einer Hospitanz, weiterzubilden. Tontsch hob besonders den „Workshop Dokumentarfilm“ in Manila, die Ausbildung zum Klavierstimmer in Indien sowie das Projekt Kulturjournalismus in der arabischen Welt hervor.

Nach den einführenden Worten zum Goethe-Institut kam sie dann auf das Hauptthema des Tages zu sprechen: die beruflichen Möglichkeiten innerhalb der Einrichtung.

Ihrer Meinung nach sind vor allem Generalisten gefragt, die jedoch mit Fachwissen in einem spezifischen Bereich wie zum Beispiel BWL, Jura oder auch einer besonderen Sprachkompetenz aufwarten können.

Voraussetzungen für eine Stelle am Institut ist ein Master – Abschluss sowie interkulturelle Kompetenz und Auslandserfahrung, die im besten Fall über einen bloßen Urlaub hinausgeht. Nicht zu vernachlässigen ist laut Frau Dr. Tontsch

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zudem die Versetzungsbereitschaft, da in solch einer international orientierten Einrichtung kein dauerhafter Arbeitsplatz an einem Ort garantiert werden kann. Bereits absolvierte Praktika innerhalb des Instituts sind zudem ein weiteres Plus. Diese werden in Deutschland bezahlt, im Ausland durch den Freiwilligendienst „kulturweit“ organisiert, jedoch nicht finanziert.

Des Weiteren stellte Tontsch verschiedene Möglichkeiten des Einstiegs ins Goethe-Institut vor:

a) Fach-Volontariat (1 Jahr) in einem speziellen kulturellen Bereich (bezahlt)

b) Goethe-Volontariat (2 Jahre), fachübergreifende Ausbildung (ein Jahr Inland und ein Jahr Ausland)

c) Projektreferent auf befristeter Projektstelle als Freier Mitarbeiter. Die hier erlangte praktische Erfahrung gilt im Institut als guter „Türöffner“.

d) Ortskraft (direkte Bewerbung beim jeweiligen Institut, dafür keine Versetzung). Viele Mitarbeiter in den jeweiligen Städten sind inzwischen Ortskräfte und können dadurch möglichen Versetzungen entgehen.

e) Fachlaufbahn bei bereits vorhandenen Berufserfahrungen im Kulturbereich – eher für Quereinsteiger geeignet.

Als besonders wichtig für erfolgreiche Bewerbungen erachtete Tontsch eine große interkulturelle Kompetenz, die sich ihrer Meinung nach vor allem in Fachwissen über Kulturen, Offenheit, Kooperations-kompetenz und Souveränität widerspiegle.

Zudem seien die „typischen“ Schlüsselkompetenzen wie das selbstständige Erschließen neuer Arbeitsfelder oder Teamfähigkeit von großer Bedeutung, um am Goethe-Institut erfolgreich Fuß zu fassen.

Zu guter Letzt ging Tontsch auf eines der zentralen Themen des diesjährigen Berufstages ein: die Familie.

Sie warb für ihren Arbeitgeber als familienfreundliche Organisation, welche viele Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf biete.

Ein eigens durch das Institut initiierter Familienservice bietet Beratung zu Kinderbetreuung und Pflege, hält Kita-Plätze nahe der Arbeitsstellen frei und nimmt im Rahmen elterlicher Auslands-reisen Kinder bis zu fünf Tage in Betreuung, (sogar über Nacht).

Zudem warb Tontsch mit flexiblen Arbeitszeiten, einem leichten Wieder-einstieg nach der Elternzeit ins berufliche Leben und einem international aufgebauten Netzwerk, welches Arbeitsplätze für (Ehe-) Partner im Ausland vermittelt.

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Julia Handler-GhaminFlüchtlingswerk

Mitschrift: Fabian Schmidmeier

Julia Handler-Ghamin stellte in ihrem Vortrag die Arbeit mit Flüchtlingen in Berlin vor. Bereits in ihrer Diplomarbeit widmete sie sich dem Schicksal junger Flüchtlinge aus Afghanistan. In Berlin fand sie ein Arbeitsfeld bei einem Flüchtlingsheim für die Erstaufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Sie gehörte zu einem Team, das zunächst die Grundversorgung der jungen Flüchtlinge gewährleisten sollte.

Zu der Hauptaufgabe zählte das sogenannte „Clearing-Verfahren“, was in etwa drei Monate dauert. Die jungen Flüchtlinge werden hier zunächst in Obhut genommen und psychologisch betreut. Alle Jugendliche waren ohne Eltern geflohen und aufgrund der Erlebnisse zum Teil schwer traumatisiert. Hierbei empfiehlt es sich daher zusätzlich zum Studium aus dem Bereich der Orientalistik eventuell Kenntnisse in Sozialpädagogik oder Psychologie mitzubringen. Dies ist aber keine Grundvoraussetzung für die Arbeit.

Ein weiteres Betätigungsfeld in dem Orientalisten arbeiten können ist der Deutsch-Unterricht für die Flüchtlinge. Empfehlenswert ist hierfür ein Kurs in „Deutsch als Fremdsprache“, sofern dies im Institut für Germanistik angeboten wird. Außerdem sollte man Fremdsprachen-kenntnisse in den jeweiligen Mutter-sprachen der Flüchtlinge aufweisen können. Im Fall von Julia Handler-Ghamin

war dies Persisch.

Stichpunktartig lassen sich die Tätigkeitsfelder und Herausforderungen von Julia Handler-Ghamin wie folgt zusammenfassen:

Tätigkeitsfelder

• Zusammenarbeit mit einem Erzieherteam, Anstellung als Erzieherin in Schichtarbeit

• Begleitung zu Terminen (Ärzte, Behörden)

• Dolmetschen

• Freizeitgestaltung mit viel Spielraum für eigene Kreativität

• Deutsch-Unterricht

• Möglichkeiten zur Weiterbildung, weil Quereinsteigerin

Herausforderungen

1. Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen → psychische Belastbarkeit

2. in kurzer Zeit sehr viele neue Menschen, die meisten bleiben nur drei Monate

3. körperliche Belastung in der Schichtarbeit, aber flexible und unterschiedliche Schichten

Wer sich für eine berufliche Tätigkeit im Bereich mit Flüchtlingen interessiert, der hat die Möglichkeit, sich über den Bundesfreiwilligendienst zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Flüchtlingsheim zu bewerben. Bewerben

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kann man sich beim Bundesfreiwilligendienst oder durch direkte Kontaktaufnahme mit den Flüchtlings-heimen. Julia Handler-Ghamins Flüchtlings-heim gehörte zur Stiftung zur Förderung sozialer Dienste, ein korporatives Mitglied der AWO. Stellenausschreibungen und Kontaktmöglichkeiten findet man auch hier: http://www.fsd-stiftung-berlin.de/

Anhang: Barbara Hennings Linkliste zur Promotion

Allgemein

(US-amerikanische) Lebenshilfe für PhD students, http://www.gradhacker.org/ und Professoren,

http://chronicle.com/blogs/profhacker/

http://getalifephd.blogspot.de/

http://thegradcafe.com/, Promovierenden-Forum, ebenfalls USA-bezogen

http://www.kisswin.de/karrierewege/promotion/individual.html, Kommunikations- undInformationssystem „Wissenschaftlicher Nachwuchs“, Portal für Karrierewege in der Wissenschaft, auch über die Promotion hinaus

http://www.buwin.de/buwin/2013/, der „Bundesbericht wissenschaftlicher Nachwuchs“ – Wieviele Promovierende gibt es in der Geisteswissenschaft? Wieviele brechen ab, und wie hoch ist die Chance

auf ein Stipendium? Zahlen und Statistiken gibt es hier.

Wer einen kompakten Überblick in Buchform bevorzugt, wird vielleicht hier fündig:

Stock, Schneider, Peper, Molitor (Hg.), Erfolgreich Promovieren. Ein Ratgeber von

Promovierten für Promovierende (Berlin, Heidelberg: Springer, 2013 [2006]).

http://www.amazon.de/Erfolgreich-promovieren-Ratgeber-Promovierten-Promovierende/dp/3642416624/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1389951763&sr=8-2&keywords=erfolgreich+promovieren

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Bamberg

www.uni-bamberg.de/scs/, Scientific Career Service Bamberg

ausführlich zu Formalitäten, mit weiterführenden Links, DER Einstieg für Promotionsvorhaben in Bamberg (leider wurde die Finanzierung kürzlich eingestellt – die Links und Infos auf der Seite sind aber trotzdem gültig und nützlich)

Link zum pdf der Broschüre der Career Days Promotion 2013

http://www.uni-bamberg.de/fileadmin/scs.trac/Broschuere_CareerDays_Promotion.pdf

außerdem: https://www.facebook.com/pages/Bamberger-Promovenden/332229833572315 und das Forum der Promovierenden im VC der Uni Bamberg,

http://vc.uni-bamberg.de/moodle/enrol/index.php?id=241

die aktuelle Promotionsordnung der Fakultät GuK der Uni Bamberg: http://www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/verwaltung/abteilung_studium_und_lehre/promordnungen/PromO_GuK_Huwi_1.pdf

Finanzierung

Stiftungen der politischen Parteien (siehe z.B. www.uni-bamberg.de/scs/ für entsprechende Links),

Gerda-Henkel-Stiftung, http://www.gerda-henkel-stiftung.de/foerderung

DAAD, Förderung im Ausland (z.B. Jahresstipendien für Promovierende)

https://www.daad.de/ausland/studieren/stipendium/de/70-stipendien-finden-und-bewerben/

http://www.academics.de/, Portal für Stellen in der Wisschenschaft und Stipendien

http://www.elfi.info/index.php, uniintern zugängliche ELFI-Datenbank (Servicestelle für Elektronische Forschungs-förderinformation) für die Suche nach Ausschreibungen von Stellen,

Stipendien und Graduiertenkollegs

Forschung

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/, Forschungsportal: call for papers, auch Stipendien

H-Net Listen, z.B. H-Turk, News, Konferenzen, Rezensionen ... http://www.h-net.org/

Mailingliste Qalam der FU Berlin https://lists.fu-berlin.de/listinfo/qalam

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