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Die CEOs desdeutschen Anlagen- und Maschinenbaus
Eine Analyse der Lebensläufe
Inhalt
Einleitung, 3
Alter,Alter,Alter 4
Amtszeit,Amtszeit,Amtszeit 5
Diversity,Diversity,Diversity 6
Studium, Promotion und MBA,Studium, Promotion und MBA,Studium, Promotion und MBA 6-7
Unternehmensstationen und BesetzungInnen vs. Außen, 8
Auslandsaufenthalte, 9
Typologie, 10
Zusammenfassung, 11
Die Autorin, Adressen, 12
„Spitzenkarrieren im deutschen Anlagen- und Maschinenbau folgen nach wie vor eher kon-servativen Mustern. Geschäfts-führende Gesellschafter und deutsche, zumeist promovier-te Ingenieure prägen das Bild. Das alternative Modell des in-ternational beschlagenen Top-Managers mit vielfältigem Hin-tergrund und Erfahrungsschatz setzt sich erst langsam durch.“
Gloria Schade
Keine andere Branche steht so sehr für das Erfolgsmodell Deutschland wie der Anlagen- und Maschinenbau. Deut-sche Ingenieurskunst und die Fähigkeit, komplexe Pro-dukte, Prozesse und Projekte zu managen, tragen dazu bei, dass der Anlagen- und Maschinenbau inzwischen Deutschlands fünftgrößte Branche ist und mehr als drei Viertel des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Den Titel Exportweltmeister trägt Deutschland auch wegen seiner vielen erstklassigen Unternehmen dieser Branche.
Diese Analyse geht nun der Frage nach: Wer leitet die wichtigsten Unternehmen des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus und welche Lebensläufe haben jene Frauen und Männer absolviert, die bis an die Spitze ei-ner der führenden Firmen der Branche gerückt sind? Wir wollen unter anderem wissen, was die Top-Manager stu-diert haben, wie viele Unternehmensstationen sie absol-vierten, wie alt sie sind und seit welchem Zeitraum sie ihre führende Position schon ausüben. Wir forschen also nach Bausteinen eines Musters, das uns erlaubt, besser zu verstehen, welcher Managertyp die Geschicke der Unternehmen des deutschen Anlagen- und Maschinen-baus lenkt.
Untersucht werden 56 namhafte Unternehmen und deren 61 Vorstandsvorsitzende beziehungsweise Vor-sitzende der Geschäftsführung. Drei der analysierten Unternehmen besitzen eine Doppelspitze und ein wei-teres Unternehmen wird von einem Dreigespann ge-führt. Stichtag der Analyse ist der 1. Juli 2013. Wechsel an der Unternehmensspitze wie etwa bei Putzmeister oder MAG werden nach dem Stichtag nicht berücksichtigt.
Die Struktur der untersuchten Unternehmen ist dabei vielfältig. Sie reicht von börsennotierten Firmen wie Gildemeister, Jungheinrich oder Wincor-Nixdorf mit
und ohne Ankerinvestor, bis zu Bosch-Rexroth oder der Industrie-Sparte von Siemens, die Teil großer internati-onaler Konzerne sind. Tognum als Gemeinschaftsunter-nehmen von Daimler und Royce Rolls besitzt sogar zwei Global Player als Eigentümer. Auch Private Equity Firmen haben den deutschen Anlagen- und Maschinenbau ent-deckt. Der Gabelstaplerhersteller Kion ging vor Jahren in die Hand von Finanzinvestoren über und wurde kürzlich von diesen an die Börse gebracht. Andere Unterneh-men wie Putzmeister, Schwing oder Demag Cranes sind jüngst von ausländischen Wettbewerbern übernommen worden. Die größte Gruppe gehört jedoch zur Kategorie der deutschen Familienunternehmen, bei der Unterneh-merfamilien oder Einzelpersönlichkeiten die Eigentü-merkontrolle ausüben. Insgesamt sind 29 Firmen in Pri-vat- oder Stiftungsbesitz. Kein Wunder also, dass 12 der untersuchten 61 Chefs geschäftsführende Gesellschafter sind. Neben Trumpf und Krones handelt es sich dabei jedoch eher um die kleineren Unternehmen der unter-suchten Gruppe.
Von der Größe reichen die untersuchten Unternehmen von Giganten wie ThyssenKrupp mit über 47 Milliarden Euro Umsatz (2012), der Industrie-Sparte von Siemens (20,5 Mrd.) oder der Herzogenauracher Schae� er-Grup-pe (11,1 Mrd.) bis hin zu kleineren Unternehmen wie Max Weishaupt mit 518 Millionen Euro Umsatz, Oystar (404 Mio.) oder der Rational AG (391 Mio.). Typisch für die untersuchten Unternehmen sind jedoch Firmen wie Kärcher, Heidelberger Druck, Festo, Stihl, Claas oder Dürr mit niedrigen jährlichen Milliardenumsätzen. Zu den führenden Firmen des deutschen Anlagen- und Maschi-nenbaus gehören zudem eine Vielzahl von sogenannten Hidden Champions, also Firmen mit einer mittelstän-disch geprägten Unternehmenskultur, die weltweit füh-rend in ihrem Marktsegment sind.
Einleitung
Die CEOs desdeutschen Anlagen- und Maschinenbaus
Eine Analyse der Lebensläufe
3
Alter
4
Im Durchschnitt sind die Chefs der untersuchten 56
führenden deutschen Anlagen- und Maschinenbau-
unternehmen 55,1 Jahre alt – das bedeutet, sie sind
einen Tick älter als in anderen Branchen. Das Alter der
Mehrzahl von 33 CEOs bewegt sich zwischen 51 und 60
Jahren – dem klassischen Alter von Vorsitzenden von
Vorstand oder Geschäftsführung in Deutschland. Hinzu
kommen weitere 14 Unternehmenslenker, die zwischen
46 und 50 Jahren alt sind. Au� ällig ist, dass die Wahl auf
nur sehr wenige wirklich junge Chefs fällt. Lediglich vier
CEOs sind 45 Jahre oder jünger. Oliver Hermes (Wilo)
und Stefan Wirtgen (Wirtgen) sind mit 43 Jahren die
Jüngsten der analysierten Chefs. Zur kleinen Schar der
jungen CEOs gehören zudem Till Reuter (45) von Kuka
sowie Stoyan Filipov (45) von Demag Cranes, der 2013
im Zuge der Akquisition durch den US-Konzern Terex
Aloysius Rauen abgelöst hat.
„In Bezug auf junge Vor-standschefs ist die Anlagen- und Maschinenbaubranche nicht experimentierfreudig.“
10 von 61 Personen gehören zur Altersgruppe der über
61-jährigen – eine vergleichsweise sehr hohe Zahl. Über
70 Jahre sind dabei Dr. Siegfried Weishaupt (74) von dem
gleichnamigen Spezialisten für Feuerungstechnik sowie
Martin Herrenknecht (71) von Herrenknecht, einem
Weltmarktführer für Tunnelvortriebsmaschinen. Beide
Unternehmer sind geschäftsführende Gesellschafter
und als solche bestimmen sie mit über den Zeitpunkt
ihres Ausscheidens. Heinrich Weiss, 71, Mit-Eigentümer
und mehrere Jahrzehnte an der Spitze der SMS-Gruppe,
hat erst kürzlich das Zepter an seinen Nachfolger Dr.
Joachim Schönbeck übergeben.
Bei den 20 Neubesetzungen der vergangenen acht
Jahre (seit 2005) gab es nur einen CEO, der die Führung
„Der deutsche Anlagen- und Maschinenbau vertraut ger-ne auf ältere Top-Manager. Erfahrung zählt mehr als ju-gendlicher Tatendrang.“
0
mit unter 40 Jahren übernommen hat (Oliver Hermes,
damals 36). Nahezu alle anderen Besetzungen der ver-
gangenen Jahre bewegen sich zwischen Mitte 40 und
Mitte 50.
Grundsätzlich vertraut der deutsche Maschinen- und
Anlagenbau also auch auf ältere Spitzenmanager. Dies
muss kein Nachteil sein, denn Erfahrung kommt in die-
ser Branche eine besondere Bedeutung zu.
55,1
7%
< 4
5 Ja
hre
16%
> 6
1 Ja
hre
23%
46-5
0 Ja
hre
54%
51-6
0 Ja
hre
Durchschnittlich sind dieuntersuchten CEOs 55,1 Jahre
5
AmtszeitDie Dauer, seit der die Vorsitzenden an der Spitze ih-
rer Unternehmen stehen, ist im Anlagen- und Maschi-
nenbau vergleichsweise lange. Im Schnitt amtieren
die untersuchten Top-Manager seit 8,3 Jahren. Daraus
errechnet sich eine statistische Amtsdauer von durch-
schnittlich rund 15 Jahren. Dies ist ein Hinweis auf
langfristige Unternehmensstrategien, personelle Kon-
tinuität und eine traditionell geringe Neigung, Unter-
nehmenschefs etwa in Krisenzeiten auszutauschen.
Eine größere Gruppe von zehn Managern hat den Chef-
posten bereits vor dem Jahr 2000 übernommen, steht
also schon sehr lange an der Spitze. Neben mehreren
geschäftsführenden Gesellschaftern gehören hierzu
auch Dr. Rüdiger Kapitza (Gildemeister) und Dr. Jürgen
Geißinger (Schae� er-Gruppe).
Ein weiterer Grund für die lange durchschnittliche
Amtszeit ist die relativ hohe Zahl von geschäftsführen-
den Gesellschaftern, die naturgemäß lange an der Spit-
ze stehen. Rechnet man diese Gruppe raus, erhält man
eine durchschnittliche Amtszeit von 6,5 Jahren. Auch
dieser Wert ist im Vergleich zu anderen Branchen immer
noch hoch.
Das Gros von 35 CEOs rückte zwischen 2000 und 2009
an die Spitze ihrer jeweiligen Unternehmen. Allerdings
ist auch die Gruppe der Chefs, die seit 2010 die Füh-
rung übernommen hat, mit 16 relativ groß. Insbeson-
dere bei größeren Unternehmen wie KraussMa� ei (Jan
Siebert), MAN Diesel & Turbo (Dr. Rene Umlauft), Thyssen-
Krupp (Dr. Heinrich Hiesinger) und Vaillant (Dr. Carsten
Voigtländer) wurde in jüngerer Zeit ein neuer Firmen-
lenker installiert. Dies ist ein Hinweis, dass auch im An-
lagen- und Maschinenbau die Wechselhäu� gkeit an der
Spitze zunimmt und in den Chefetagen der Branche ein
zunehmend rauerer Wind herrscht.
Die CEOs des deutschen Anlagen- und MaschinenbausEine Analyse der Lebensläufe
... 2000 2010 2013
Anz
ahl a
n CE
Os
Jahr
35
16
10
Durchschnittlich sind die CEOs seit 8,3 Jahren im Amt
35 CEOs zwischen 2000 und 2009
10 CEOs vor 2000
16 CEOsseit 2010
Kontinuität an der Spitze: Wann die CEOs berufen wurden
6
Studium, Promotion und MBADas Tableau der absolvierten Studien zeigt ein eindeu-
tiges und für die deutsche Wirtschaft untypisches Mus-
ter. Während in den meisten Branchen Absolventen der
Wirtschaftswissenschaften (Volks- und Betriebswirte)
dominieren, werden Unternehmen des Maschinen- und
Anlagenbaus vornehmlich von Ingenieuren geführt. 35
von 61 CEOs, also 57 Prozent, haben ein Ingenieurstu-
dium absolviert. Hinzu kommt ein weiterer Wirtschafts-
Ingenieur. Die zweite, zahlenmäßig mit 17 jedoch nur
halb so große Gruppe sind Wirtschaftswissenschaftler
„Zwei Frauen und vier Aus-länder stehen in der unter-suchten Gruppe an der Spit-ze. Prozentual entspricht dies einer sehr niedrigen Quote.“
DiversityHinsichtlich zweier wesentlicher Kategorien von Diver-
sity ist der deutsche Anlagen- und Maschinenbau eher
klassisch geprägt. Mit Dr. Nicola Leibinger-Kammüller
(Trumpf) und Jutta Humbert stehen lediglich zwei Frau-
en den analysierten Unternehmen vor. Dabei ist Frau
Leibinger-Kammüller die Vorzeige-Dame der Branche.
Frau Humbert führt zusammen mit ihrem Bruder Ullrich
Küchenmeister die Firma Getriebebau Nord, einen Spe-
zialisten für Antriebstechnik aus Bargteheide bei Ham-
burg. Nicht nur an der Spitze, auch in den Vorständen
und Geschäftsführungen sowie auf der ersten Ebene
sind Frauen im Anlagen- und Maschinenbau weniger
repräsentiert als in anderen Branchen. In Summe haben
die untersuchten 56 Unternehmen 213 Geschäftsfüh-
rungsmitglieder. Lediglich neun davon sind weiblich.
Auch in der zweiten Diversity-Kategorie, der Frage, in
welchem Maße Ausländer an der Spitze der Unterneh-
men stehen, ist das Karrieremuster im deutschen Anla-
gen- und Maschinenbau konservativ. Während etwa bei
DAX-Konzernen seit Jahren stets über 20 Prozent der
Vorstandsvorsitzenden einen ausländischen Pass besit-
zen, ist dieses Zeichen für eine Ö� nung der Unterneh-
men in der hier untersuchten Branche weniger weit fort-
geschritten. Die Nicht-Deutschen in der untersuchten
Gruppe sind an einer Hand abzählbar: Jürg Oleas (GEA)
und Dr. Till Reuter (Kuka) sind Schweizer, Gordon Riske
(Kion) und Stoyan Filipov (Demag Cranes) US-Amerika-
ner. Der Ausländeranteil bewegt sich demnach im ein-
stelligen Bereich und ist weit von anderen Sektoren der
deutschen Wirtschaft entfernt.
Geringe Vielfalt
3% Frauen
6% Ausländer
7
Die CEOs des deutschen Anlagen- und MaschinenbausEine Analyse der Lebensläufe
(28 Prozent). Alle anderen Studiengänge sind im Prin-
zip Randerscheinungen, auch Chemiker und Physiker
sind mit drei Personen im Vergleich zur deutschen Wirt-
schaft insgesamt unterrepräsentiert. Das gleiche gilt für
die beiden Juristen an der Spitze von Jungheinrich und
Kuka, wobei Kuka-Chef Dr. Till Reuter neben Rechtswis-
senschaften auch ein BWL-Studium abgeschlossen hat.
Ebenso sind exotische Studiengänge rar. Dr. Theo Freye
vom Traktorhersteller Claas ist Agrarwissenschaftler, Dr.
Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäfts-
führung von Trumpf, ist promovierte Philologin. Kein
Studium absolvierten drei Top-Manager, allesamt ge-
schäftsführende Gesellschafter.
Ähnlich pro� liert wie die Studiengänge ist das Promoti-
onsverhalten der führenden Anlagen- und Maschinen-
bau-Manager. Nicht weniger als 35 CEOs (57 Prozent)
absolvierten eine Promotion, zwei weitere einen MBA.
Diese Quote liegt noch über der von DAX-Unternehmen,
wo traditionell etwa die Hälfte der CEOs eine Dissertati-
on bzw. einen MBA vorweisen kann. Von den Doktoren
im Anlagen- und Maschinenbau haben 24 ihre Disser-
tation als Ingenieure erworben. Dies ist eine extrem
hohe Quote. Der Dr.-Ing. ist seitens der Ausbildung
zweifelsohne der Königsweg, um bis an die Spitze eines
deutschen Anlagen- und Maschinenbauunternehmens
zu gelangen. Zudem sind zwei promovierte Ingenieu-
re neben ihrer CEO-Tätigkeit an einer Universität aktiv.
Dies sind Prof. Dr. Matthias Niemeyer, Vorsitzender der
Geschäftsführung von KHS, der seit 2005 eine außeror-
dentliche Professur an der Universität Hannover inne
hat und Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Vorstand bei Sie-
mens für den Industriebereich, der in Erlangen seit 2009
eine Honorarprofessur inne hat.
.
Betriebswirte/Volkswirte
Chemiker/Physiker
Juristen
Sonstige
Kein Studium
Ingenieure
Die Ausbildung der Chefs des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus
Die Promotions- und MBA-Quote ist mit knapp 60 Pro-zent überdurchschnittlich hoch. 39 Prozent der CEOs zeichnen dabei als Dr.-Ing.
8
Unternehmensstationen und Besetzung von innen versus außenDie Spitzenmanager des deutschen Anlagen- und Ma-
schinenbaus sind eher unternehmenstreu. Im Durch-
schnitt sind sie seit über 15 Jahren in dem Unternehmen
tätig, das sie heute operativ führen. Eine erhebliche An-
zahl von 17 Chefs (28 Prozent) hat lediglich in dem Un-
ternehmen gearbeitet, dem sie heute vorstehen. Neben
einer Reihe geschäftsführender Gesellschafter gehören
zu dieser Gruppe Hartmut Jenner (Kärcher), Prof. Dr.
Jürgen Kapitza (Gildemeister) und Dr. Theo Freye (Claas).
Die Mehrzahl von 24 Lenkern hat ein oder zwei Unter-
nehmen kennen gelernt, bevor sie zu ihrem heutigen
Unternehmen gewechselt sind. Zu dieser Gruppe gehö-
ren Bertram Kandziora (Stihl), Dr. Eberhard Veit (Festo),
Dr. Rene Umlauft (MAN Diesel & Turbo) und Dr. Hubert
Lienhard (Voith). Zwei Drittel aller untersuchten CEOs
waren also insgesamt maximal in drei Unternehmen in-
klusive dem heutigen im Laufe ihres Berufslebens tätig.
Lediglich 16 Chefs waren vor ihrer Zeit bei ihrem heuti-
gen Arbeitgeber in drei oder mehr Unternehmen tätig.
Zu ihnen zählen Ralf W. Dieter (Dürr), Dr. Gerold Linzbach
(Heidelberger Druck) und Martin Herrenknecht.
Lange Amtszeiten an der Spitze, wenige Unterneh-
mensstationen – da überrascht die hohe Anzahl von
derzeitigen Vorsitzenden, die von außen in die Unter-
nehmen kamen. Die Liste dieser externen Besetzungen
ist lang. Im Einzelnen wechselten von außen u.a. auf
den Chefposten: Dr. Helmut Leube bei Deutz (2008),
Dr. Gerold Linzbach bei Heidelberger Druck (2012), Dr.
Markus Flik bei Homag (2011), Hans Georg Frey bei
Jungheinrich (2007), Jan Siebert bei KraussMa� ei
(2012), Dr. Till Reuter bei Kuka (2009), Dr. Gerald Weber
bei MAG (2012), Dr. Rene Umlauft bei MAN Diesel &
Turbo (2011), Florian Hofbauer bei Renk (2007), Stefan
Klebert bei Schuler (2010) und Oliver Hermes bei Wilo
(2006). Eine weitere Gruppe wechselte zunächst in die
Geschäftsleitung und übernahm kurz darauf das Steuer.
Zu ihnen gehören: Ralf W. Dieter bei Dürr (2006), Gordon
Riske bei Kion (2008), Dr. Heinrich Hiesinger bei Thyssen-
Krupp (2011), Prof. Dr. Mathias Niemeyer bei KHS (2011)
und Dr. Carsten Voigtländer bei Vaillant (2011).
Damit kommen insgesamt 24, also deutlich über ein
Drittel, der aktuellen CEOs des Anlagen- und Maschinen-
baus von außen. Neben einigen lang gedienten Vorsit-
zenden, die zum Teil als geschäftsführende Gesellschaf-
ter direkt die Position an der Spitze eingenommen ha-
ben, ist das Gros der CEOs von außen in der Regel neuer
im Unternehmen. Seit 2006 sind 18 externe Besetzun-
gen vorgenommen worden, seit 2010 immerhin zehn.
Die vielen Besetzungen von außen sprechen dafür, dass
durch starke Umbrüche in der Branche interne Kandi-
daten für die Nachfolge den sich rasch verändernden
Anforderungspro� len nicht entsprechen. Zudem ist es
aber auch ein Zeichen, dass im deutschen Anlagen- und
Maschinenbau Personalentwicklung, Talentmanage-
ment und eine strukturierte Nachfolgeplanung für die
CEO-Position in der Breite nicht optimal funktionieren.
Die Dynamik lässt sich zudem dahingehend interpretie-
ren, dass die traditionell ruhige Hand der Aufsichtsorga-
ne (siehe lange Amtszeit) in Bezug auf die Top-Persona-
lien nicht mehr durchgängig die Branche prägt. Insofern
könnte der in der Wirtschaft generell vorhandene Trend
zum raschen Austausch des CEOs auch im deutschen
Anlagen- und Maschinenbau Einzug halten. Dies wird
die nähere Zukunft zeigen.
Verhältnis der Besetzungen
9
Die CEOs des deutschen Anlagen- und MaschinenbausEine Analyse der Lebensläufe
N
AuslandsaufenthalteDie Anzahl der untersuchten Vorstandsvorsitzenden
mit beru� icher Erfahrung im Ausland ist niedrig. Ledig-
lich bei 24 CEOs konnte im Lebenslauf mindestens eine
Station außerhalb der Grenzen Deutschlands nachge-
wiesen werden. Von jenen, die stationäre Auslandser-
fahrung besitzen, also vor Ort gelebt haben, zog es die
Mehrzahl von 13 Personen in die USA. Jürgen Geißinger
beispielsweise bekleidete in den 90er Jahren, bevor er in
die Geschäftsführung der INA-Holding Schae� er wech-
selte, bei ITT Automotive die Position eines Direktors für
Produktionstechnik in Auburn Hills, USA, und eine lei-
tende Funktion bei ITT Industries in White Plains, USA.
Dr. Helmut Leube (KHD) war für BMW von 2000 bis 2004
in Spartanburg, USA, als President Operations tätig. Dr.
Theo Freye baute für Claas das USA-Geschäft auf.
Typisch für einen Auslandsaufenthalt von geschäftsfüh-
renden Gesellschaftern ist Dr. Ing. E.h. Volker Kronseder.
Der Krones-Chef absolvierte in der brasilianischen Toch-
tergesellschaft in São Paulo einen zweijährigen Aus-
landseinsatz Anfang der 80er Jahre, bevor er im Unter-
nehmen in Deutschland Führungspositionen einnahm.
In Brasilien arbeitete auch Dr. Siegfried Russwurm von
Siemens.
Kaum ein Vorstandschef besitzt wie Dr. Hubert Lienhard
von Voith einen weitreichenden internationalen Le-
benslauf. Lienhard war für Lurgi zu Beginn seiner Lauf-
bahn mehrere Jahre in den USA und Großbritannien
tätig und arbeitete später für ABB von der Schweiz aus.
Trotz der interessanten Fallbeispiele: Die Zahl jener, die
nie im Ausland gearbeitet und gelebt haben, ist relativ
hoch. Deutlich mehr als die Hälfte der führenden Mana-
ger der Branche hat keine beru� iche Station außerhalb
der deutschen Grenzen absolviert. Ein De� zit ist auch
die Asien/China-Expertise: Mit Dr. Carsten Voigtländer
von Vaillant konnte nur ein CEO identi� ziert werden, der
intensive Arbeitserfahrung in Indien und China sam-
meln konnte.
Die geringe Auslandserfahrung der CEOs des deutschen
Anlagen- und Maschinenbaus wird der Bedeutung des
internationalen Geschäfts und der Einbindung der
meisten Unternehmen in die Globalisierung nicht ge-
recht. Wir erwarten in diesem Aspekt in den kommen-
den Jahren eine deutliche Verschiebung. Der Nachweis,
im Rahmen einer nachhaltigen Station im Ausland,
Erfahrung im Umgang mit fremden Kulturen und Ma-
nagementsystemen gesammelt zu haben, wird bei der
Besetzung der Spitzenpositionen künftig an Bedeutung
zunehmen.
NUSA Frankreich Schweiz Grossbritannien Brasilien Niederlande, Belgien,
Kanada, China,Indien, Schweden(Einzelne Personen können in mehr als einem Land Auslandserfahrung gesammelt haben)
135 4 2 2 1
Die bevorzugten Länder für Auslandseinsätze
10
Typologie
Typ 1: Der Eigentümerunternehmer
Weit mehr als in anderen Branchen prägen geschäftsführende Gesellschafter die Top-Etagen des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus. Einige dieser Eigentümer-Unternehmer haben wie Martin Herrenknecht das Unternehmen selbst gegründet, dem sie heute vorstehen. Der Verlauf der Karrieren dieser Selfmade-Macherfolgt keinen Schemen. Herrenknecht beispielsweise verließ zunächst die Schule nach der Mittleren Reife, verbrachte fünf Jahre im Ausland und gründete mit 33 Jahren und 25.000 Mark Startkapital ein Ingenieurbü-ro, aus dem sich die heutige Firma heraus entwickelte. Stark vertreten ist die Nachfolgegeneration, die gut ausgebildet, nach ein oder zwei externen Unternehmensstationen im Familienunternehmen einsteigt und es dann bis an dessen Spitze scha� t. Mit ihrer Persönlichkeit prägen diese oft starken Figuren die Unterneh-mens-DNA, heute auch zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility.
Typ 2: Der promovierte Ingenieur
Der klassische Weg ins Top-Management des Anlagen- und Maschinenbaus ist ein Ingenieurstudium vor-zugsweise an einer der herausragenden Universitäten des Landes wie der RWTH Aachen, der TU München oder den Kaderschmieden in Darmstadt und Kaiserslautern. Eine Promotion, am besten in der Forschung, krönt das Studium. Dieser Manager-Typ ist relativ unternehmenstreu, muss keine internationalen Stationen absolviert haben und achtet in seinem fachlich-sachlichen Führungsstil auf Understatement und Innen- statt Außenwirkung. Eher mit Taten als mit Worten zu führen, passt oft auch gut, um der Rolle von Fremd-geschäftsführern in Familienunternehmen gerecht zu werden. In einem von diesem Werteset geführten Unternehmen ist und bleibt es jedoch für Frauen schwierig, Top-Karrieren zu machen.
Typ 3: New Breed
Sofern die Unternehmen an der Börse gelistet sind, das Geschäftsmodell einem starken Wandel ausgesetzt ist oder Private Equity Firmen das Sagen haben, lassen sich dynamischere Karrieremuster feststellen. In diesen Fällen gelangen auch jüngere Manager auf den Vorstandsvorsitz, die internationale Stationen ab-solvierten und als beru� ichen Hintergrund erfolgreich in der Beratung, der Wirtschaftsprüfung oder dem Investment Banking tätig waren. Auch Oliver Hermes, der 1970 geborene Chef des Stiftungsunternehmens WILO, ist ein Beispiel für diesen Manager-Typ. Er studierte Ökonomie und reüssierte als Partner der Wirt-schaftsprüfung KPMG. Dr. Gerold Linzbach, der 2012 an die Spitze von Heidelberger Druck berufen wurde, zählt ebenso zu dieser New Breed. Der promovierte Chemiker blickt auf eine dreijährige Station bei McKin-sey zurück und war in mehreren Unternehmen unterschiedlicher Branchen tätig, dabei auch sechs Jahre in den USA.
Die Karrieren der Top-Manager des Anlagen- und Maschinenbaus lassen sich idealtypisch drei Mustern zuordnen.
11
Die CEOs des deutschen Anlagen- und MaschinenbausEine Analyse der Lebensläufe
Zusammenfassung
Neben der Typologie lassen sich folgende Ergebnisse aus der Analyse der Le-bensläufe der 61 Vorsitzenden der führenden deutschen Anlagen- und Ma-schinenbauunternehmen festhalten:
• Die Branche setzt in nur sehr geringem Maße auf junge CEOs. Erfahrung zählt im Anlagen- und Maschinen- bau bei der Besetzung des Spitzenjobs mehr als Jugend. Dementsprechend ist eine ganze Reihe von Chefs bereits jenseits der üblichen Pensionsgrenze, insbesondere bei eigentümergeführten Unternehmen.
• Die Amtsdauer der CEOs ist im deutschen Anlagen- und Maschinenbau traditionell lang. Die Aufsichts- gremien schenken dem Vormann über lange Zeiträume ihr Vertrauen. In jüngerer Zeit kam jedoch auch in dieser Branche das Personalkarussell an der Spitze in Schwung. Ob sich hier ein Paradigmenwechsel vollzieht, werden die kommenden Jahre zeigen.
• Beim Thema Diversity besteht im deutschen Anlagen- und Maschinenbau Nachholbedarf. Insbesondere der niedrige Anteil internationaler Manager an der Spitze kann als Manko gesehen werden, da die meisten untersuchten Unternehmen weit über die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb Deutschlands generieren. In diesem Bereich erwarten wir in den nächsten Jahren eine stärkere Ö� nung der Branche.
• Ein Studium zum Ingenieur ist mit Abstand die favorisierte Ausbildung für Lenker des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus. Juristen, Absolventen exotischer Studiengänge und auch Naturwissenschaftler haben hingegen kaum eine Chance, auf den Chefsessel vorzurücken. Promotionen sind weit überdurch- schnittlich verbreitet. Der Dr.-Ing. kann als Königsweg für außergewöhnliche Karrieren betrachtet werden, während sich der MBA nicht durchgesetzt hat.
• Über ein Drittel der untersuchten CEOs kommen von außen – ein deutlicher Hinweis auf interne Schwächen in der Personalentwicklung und im Talentmanagement.
• Insbesondere seit dem Jahr 2010 hat sich dieser Trend verstärkt. Zehn von 61 Top-Positionen wurden seither extern besetzt – die Zeit der Beschaulichkeit bei Personalentscheidungen könnte auch im deut- schen Anlagen- und Maschinenbau der Vergangenheit angehören.
• Neben mangelnder Diversity bei der Besetzung der Spitzenposition ist das Thema Auslandserfahrung der zweite Schwachpunkt, den diese Analyse identi� zieren konnte. Lediglich etwas mehr als ein Drit- tel der Vorsitzenden hat nachweislich eine beru� iche Station im Ausland absolviert. Dies ist für eine Bran- che, die so sehr von der Globalisierung lebt, zu wenig. Wir vermuten, dass beru� iche Auslandsstationen in Zukunft bei der Kür des Vorsitzenden von Unternehmen des Anlagen- und Maschinenbaus eine größere Bedeutung spielen werden als in der Vergangenheit.
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Die Autorin
Gloria SchadeGloria Schade ist Associate Principal im Düsseldorfer Büro von Heidrick & Struggles und Mitglied der globalen Industrial Practice.Sie berät seit über 12 Jahren Klienten in Führungsfragen. Ihre Schwerpunkteliegen in industriellen Bereichen wie Maschinen- und Anlagenbau, verar-beitende Industrie und industrielle Dienstleistungen. Sie verfügt über in-tensive Erfahrungen in der Besetzung von nationalen und internationalen Führungspositionen und Aufsichtsratsmandaten.Gloria Schades Expertise deckt internationale Konzerne ebenso ab wie den deutschen Mittelstand, insbesondere Familienunternehmen.Sie verfügt über einen Diplomabschluss der Sprach- und Kulturwissen-schaften mit Nebenfach BWL und absolvierte einen Teil ihres Studiums in England und Spanien. Sie spricht � ießend Englisch und Spanisch.
Die Autorin
0YEARS INLEADERSHIP