Die Dämonen schlafen nur

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Junckers Vergleich von 1913 und 2013 signalisiert das Maß der Gefahr

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  • Seite 8 RotFuchs / Juni 2013

    Junckers Vergleich von 1913 und 2013 signalisiert das Ma der Gefahr

    Die Dmonen schlafen nur

    Mit der im nebenstehenden Beitrag Ralph Dobrawas erwhnten ARD-Sendung wurde scheinbar auch politi-sche Selbstkritik gebt: Alle Deutschen mten ihre Verantwortlichkeit und Schuld fr die Verbrechen Hitlers einge-stehen selbst die jungen Leute, die zum Zeitpunkt des Gesche-hens noch gar nicht geboren waren. Ihnen wird derzeit in den Schulen der BRD vor allem beim organisierten Tourismus ganzer Klassen in gewisse Gedenkstt-ten ein Zerrbild von Geschichte beigebracht. Wen wundert es da, da sie diese Art von Zuweisung persnlicher Schuld ablehnen. So kann man in ihnen nur dump-fen Widerstand gegen echte Ein-sicht erzeugen, wie sie mit uns fr ein friedliebendes und wirk-lich demokratisches Deutschland eintreten mten, um nicht selbst als Helden verheizt zu werden. Auf solche Weise lenkt man die Aufregung gezielt in eine falsche Richtung, weg von der Rolle des deutschen und internationalen Hochkapitals, welches Hitler her-angezchtet und ihm die Macht ausgeliefert hat. Es hlt jetzt wie-der in nur leichter Abwandlung wesensgleiche Optionen bereit und wird sie rigoros praktizie-ren, falls es nicht energisch daran gehindert wird.Wenn ein Spitzenpolitiker im Dienste des europischen Finanzkapitals wie der Luxemburger Jean-Claude Juncker nach seinem Rcktritt als Brsseler Euro-Gruppenchef offen ausspricht, das Jahr 2013 erinnere ihn an das Jahr 1913, womit er Kriegsgefahr in Europa signalisiert und hinzufgt, die Dmonen schlafen nur, dann zeigt das vor allem eines: das enorme Ma der Verunsicherung im Lager derer, die bisher auf ihr System und ihren Kurs geschworen haben. Es lt aber auch erkennen, womit jene rechnen mssen, welche sich nicht fgen. Wie es Juncker auch immer gemeint haben mag, jeder kann daraus entnehmen, da es nicht etwa nur um den Ersatz einer Whrung durch andere Mnzen geht.In der herrschenden Klasse verbrei-tet sich Angst, da die Rechnung nicht aufgehen und selbst die sprichwrtlich ewige Geduld der satten und zufriedenen Deutschen erschttert werden knnte. Aus diesem Grunde sah sich auch die Bun-desregierung veranlat, ein 240 Seiten umfassendes Dokument zu beschlieen, aus dem hervorgeht, wie die ideologische Ausrichtung, Disziplinierung und Ver-giftung des Denkens durch die offizielle Politik und die Medien im Dienste des Kapitals hierzulande fortan zu betreiben ist. Wenn Dachstuhl und Fundament des

    eigenen Systems chzen und wanken, ist ein solches Vorgehen nur logisch.Einstweilen rechnet man wie bisher damit, da hinreichend viele Menschen hinter dem Alltagsgeschehen, so man-chem Komfort und persnlichen Sorgen

    nicht durchblicken, wohin die Politik der BRD und der EU fhren soll. Mit scheinbar demokratischer Offenheit und gezielter Propagierung deutscher berlegenheit lt sich vorerst noch darber hinwegtuschen, wie gro das Desaster ist, das die wild spekulierende internationale Finanzoligarchie und die profitschtigen Mchte der Wirtschaft angerichtet haben. Es wird von korrum-pierten und hrigen Regierungen nicht mehr beherrscht, sondern weiter auf die Spitze getrieben. Obwohl die Nachrich-ten der ffentlich-rechtlichen Medien immer aufflliger geschnt werden, regt sich in manchen Fernsehmagazi-nen, Rundfunkkommentaren und ein-zelnen Zeitungen doch Besorgnis. So war es aufschlureich, da in der Sendereihe

    Hart aber fair, in der ber Hitlerwitze debattiert wurde, am 18. Mrz die Frage gestellt werden konnte: Den Reichen an den Kragen wieviel Umverteilung vertrgt Deutschland? Sympathie galt Oskar Lafontaine, nervs und aggressiv reagierte der rechte Flgel, wie gewohnt erlebte man das Manvrieren des SPD-Gesprchspartners fr eine etwas sozi-alere Marktwirtschaft so, da sie nicht explodieren mge. Nur wenige per Casting eingeladene Zuhrer applau-dierten den Rechtsliberalen.

    Fernsehchefs und Aufsichtsrte sehen sich gezwungen, zunehmend solche Pro-bleme errtern zu lassen. Wir erkennen daran aber auch, da es Journalisten gibt, welche die Lage etwas genauer sondieren und ein Gespr dafr besitzen, wie immer

    mehr Menschen das Vertrauen in die Politik der Herrschenden und deren Medien verlieren. Viele den-ken darber nach, wie es weiter-gehen soll und wann sie selbst betroffen sein werden, sofern sie es nicht schon sind.Ergeben sich aus all dem fr uns neue Denkanste und Schlufol-gerungen?Wir analysieren das Geschehen so fundiert wie mglich, verstn-digen einander in zahlreichen Zusammenknften, gehen wo notwendig auf die Strae und tun das oftmals nicht ohne Wir-kung. Zehntausende Genossen und eine wachsende Zahl aufgewach-ter Brger lassen sich weder ein-schchtern noch paralysieren. In Familien und Schulen, beim Sport, beim Lesen der Presse oder auch bei knstlerischen Ereignissen und vor allem im Alltag einander nahe, suchen sie Auswege fr die immer rmer werdenden Armen und die entwrdigender Jobsu-che Ausgelieferten. Viele Menschen bedrfen anstelle von Refrmchen weitaus deutli-

    cherer Antworten auf ihre Fragen und die Vorschlge, die in allerlei Talkshows und bestimmten Wahlprogrammen ange-boten werden. Sie stellen das kapitali-stische System aber noch nicht in Frage und lassen folglich auf keine wirkliche Lsung hoffen.Knnen wir besser als bisher dazu bei-tragen, obwohl die Schar der Geschichts-erfahrenen stndig schrumpft? Gibt es Wege, unser Zusammenwirken mit Men-schen der verschiedensten Schichten und Ttigkeiten, mit gesellschaftlichen Initia-tiven besonders Jugendvereinigungen, Gewerkschaften, der Bewegung Gesicht zeigen! und anderen zu intensivieren und zu erweitern?In jeder Phase des politischen Prozesses entstehen neue Bndnismglichkeiten. Zeitweilige und auch dauerhaft unter-schiedliche Auffassungen und Interessen zu gesamtgesellschaftlichen strategischen Entwicklungen drfen kein Grund sein, im antifaschistisch-demokratischen Kampf den Kontakt zu meiden, sondern mssen eher Anla sein, miteinander zu sprechen und konstruktiv zu streiten, um so Ann-herung und Erfolg zu bewirken. In unseren Reihen sind Menschen aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen fhig, Vertrauen zu erringen und berzeugungen gestalten zu helfen. Johannes Schfer, Berlin

    Zum Internationalen Kindertag am 1. Juni, der einmal mehr im Zeichen des Kampfes gegen den Krieg und dessen furchtbare Folgen fr die kleinen Erdenbrger steht, gestal-tete Gertrud Zucker diese anklagende Grafik.