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PLUTARCH ÜBER DÄMONEN UND MANTIK VON H. VON ARNIM VERHANDELINGEN DER KONINKLIJKE AKADEMIE VAN WETENSCHAPPEN TE AMSTERDAM AFDEELING LETTERKUNDE JOHANNES MÜLLER AMSTERDAM 192 1 Generated on 2015-03-14 20:41 GMT / http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015039624047 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

Arnim, Hans von, Plutarch Über Dämonen Und Mantik

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Plutarch

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  • PLUTARCH BER DMONENUND MANTIK

    VON

    H. VON ARNIM

    VERHANDELINGEN DER KONINKLIJKE AKADEMIEVAN WETENSCHAPPEN TE AMSTERDAM

    AFDEELING LETTERKUNDE

    JOHANNES MLLER AMSTERDAM 192 1

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  • PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIKDie Frage, in wie- weit Plutarch's usserungen ber Dmonen u.

    Mantik, sowohl in ihrem Lehrinhalte wie in ihrer dichterisch-mythischenEinkleidung, von lteren Philosophen (Xenokrates, Poseidonios) abhngen, in wie weit sie eigne Gedanken Plutarch's selbstndig formen,ist deswegen philosophiegeschichtlich wichtig, weil die Beurteilungnicht nur Plutarch's selbst sondern auch der bedeutenden Mnner,die als seine Quellen in Betracht kommen, wegen der Drftigkeitunserer sonstigen Kenntnis dieser Mnner, durch die Beantwortungdieser Frage entscheidend beeinflusst wird. Ob Xenokrates Mythennach Art der platonischen gedichtet, ob Poseidonios die Unsterblichkeitder Seele und die Seelen Wanderung gelehrt hat, ist wichtig fr dasGesamtbild der beiden Mnner; u. fr die Beurteilung Plutarch'sselbst macht es viel aus, ob man ihm, in Fragen von so grosserBedeutung fr seinen religisen Glauben u. seine Weltanschauung,ganz unselbstndiges bernehmen fertiger Vorlagen u. geformtenGedankenstoffes zutrauen darf oder nicht.

    Es scheint mir, dass diese Fragen durch die bisherigen verdienstvollen Untersuchungen, auch durch R. Heinze's Xenokrates, nichtganz erledigt sind, sondern erneuter Prfung bedrfen.

    i. DE GENIO SOCR ATIS(reden des simmias u. theanor)

    Die Unterhaltung ber das Daimonion des Sokrates, die Plutarchdie Befreier Thebens 379 am Tage der Befreiung selbst fhren lsst,zerfllt in zwei Teile, die durch die dramatische Handlung u. durchPersonenwechsel von einander geschieden sind. Im ersten Tei/ (cp. 9 12)sind der Seher Theokritos, Pheidolaos v. Haliartos, Galaxidoros u.

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    Polymnis, der Vater des Epameinondas, an der Errterung ber dasWesen des sokratischen Daimonion beteiligt, im zweiten 7V//(cp. 2024)der aus Platon's Phaidon als Pythagor'er u. Sokratesschler bekannteSimmias u. der Pythagor'er Theanor, der just am Vorabend desBefreiungstages aus Italien kommend in Theben eingetroffen ist, umnach dem Grabe des in Theben verstorbenen Pythagor'ers Lysis, desLehrers des Epameinondas, zu sehen u. den Shnen des Polymnisihre Auslagen fr Pflege u. Unterhalt des greisen Lysis zurck zuerstatten. Im ersten Teil vertritt Galaxidoros gegen Einwendungen desPheidolaos u. Polymnis die Auffassung des sokratischen Daimonionals usseres Zeichen oder Omen (xXjtv r, mapfiq), das von Sokratesals gttliche Warnung gedeutet worden sei, whrend die beidenPythagor'er im zweiten Teil das Daimonion als innere, nicht sinnlich,sondern geistig vernommene Stimme eines Dmons deuten. Obgleichdie Auffassung des Galaxidoros, die er auf Terpsion den Megarikerzurckfuhrt, im zweiten Teil nicht widerlegt wird (denn was Simmiasgegen Galaxidoros ausgefhrt hatte, hat Kapheisias, der Berichterstatterdes ganzen Gesprchs, weil er abwesend war, nicht mitangehrtcp. 20 p. 588c), so ist doch klar, dass Plutarch sie missbilligt u. selbstauf der Seite der Pythagor'er steht. Das zeigt die Abfolge der beidenTeile u. die grssere Autoritt des Simmias u. des Theanor gegenberdem Galaxidoros, der ja selbst den Simmias, weil er mit Sokratesin tglichem Verkehr gestanden hat, 581 f fr massgeblich erklrt.Plutarch entscheidet sich fr die zweite der beiden Ansichten, frdie, welche er als die pythagoreische kennzeichnet, indem er sie durchzwei Pythagorer vertreten lsst; aber auch die erste Ansicht, fr dieTerpsion als Gewhrsmann angefhrt wird, hat Plutarch sicherlicheinem lteren Philosophen entnommen. In dem stoischen Systemder Weissagungslehre , das Cicero im 1. Buch de divinatione nachPoseidonios dargestellt hat, gehren die omina, zu denen die vonGalaxidoros besprochnen jrrap/xot' u. xkrjiveq zu rechnen sind, in dasGebiet nicht der naturalis, sondern der artificiosa divinatio.Aus dem 1. Buch de div., wo 102 104 von den omina (xXyj&iv;?)gehandelt wird, ist dies wegen der Unklarheit der Disposition nichtso leicht zu erkennen wie aus der klar disponirten Widerlegung im2. Buch, wo 83. 84 die omina als eine Art der artificiosadivinatio erscheinen u. erst mit 100 zur naturalis divinatio

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    bergegangen wird. In diesem Abschnitt werden 84, neben denx).>?(?v$, der tpedis ofFensio' u. der cabruptio corrigiae', auch die4sternumenta' = mappat erw'ahnt. Diese Einordnung entspricht auch derDefinition I 34: est enim ars in iis, qui novas res coniectura perse-quuntur, veteres observatione didicerunt ; carent autem arte ii, quinon ratione aut coniectura observatis ac notatis signis, sed concitationequadam animi futura praesentiunt. Nun haben bekanntlich Peripatetikerund Akademiker nur die naturalis divinatio der Traume, derEkstase, des Enthusiasmus anerkannt u. allein die Stoiker auch dieartificiosa divinatio verteidigt u. philosophisch zu begrundenversucht. Ein Philosoph , der das Daimonion des Sokrates als omenauffasste u. fr untrglich hielt, wie der von Plutarch im 1. Teilbercksichtigte, kann kaum einer andern Schule als der stoischenaogehrt haben. Zwar haben nach Cic. de div. I 102 auch diePythagorer auf omina geachtet. Aber es ist unwahrscheinlich , dassMitglieder der pythagoreischen Schule das Daimonion des Sokratesunter die omina gerechnet haben sollten statt wie die Pythagorerin Plutarch's 2. Teil zur naturalis divinatio. Galaxidoros fasstdas Daimonion des Sokrates, ganz entsprechend der von Cicero vor-getragenen posidonischen Doctrin, als ein ausseres Zeichen (o^jasfov =signum) auf, das wo es sich um Dinge handelt, die dem menschlichenVerstand unzuganglich sind (i^Xa xa v-vAi1.cr.p-.0L ts> Xoyta;u.2), von derGottheit den Menschen gegeben wird. Es ist ein wws tipiv -rt iaccyuks,dessen Bedeutung Sokrates durch Erfahrung bestatigt gefunden hatte(-tipt. fcfaiwdiA&os). Dass dieselbe Anschauung der ganzen aus Posei-donios geschpften Verteidigung der artificiosa divinatio im

    1 Buch de div. zugrundeliegt , braucht nicht erst durch einzelneStellen belegt zu werden. Stoisch klingen in der Rede des Galaxidorosde genio cp. 1 1 besonders die Worte :

  • PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK

    Chrysipp Sto. Frg. II 973 p. 282, wie es der stoische Determinismusfordert. Von diesem Standpunkt erscheint es als eine Gnade derGottheit, wenn sie eine fr den menschlichen Verstand unlsbareAporie durch ein solches Zeichen, sei es auch nur ein tsternumentum',entscheidet. So wird dem Einwand des Pheidolaos cp. 12 in., dassetwas so unbedeutendes u. nichtiges wie mapfioi oder xX>j

  • PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK Jdass wenn etwas von Plutarch's Darlegungen ber das sokratischeDaimonion aus Poseidonios geschpft ist, dies nur die von Galaxidorosim i. Teil vertretene Ansicht sein kann, nicht aber die im 2. Teilvon Simmias u. Theanor vorgetragene Theorie. Um diese als posido-nisch zu erweisen drfen wir uns nicht auf de div. I 64 berufen, woPoseidonios die Weissagung auch daraus erklren will : quod plenusar sit immortalium animorum, in quibus tamquam insignitae notaeveritatis appareant". Denn da handelt es sich ausschliesslich um Trume,whrend Simmias bei Plutarch gerade darauf das Hauptgewicht legt,dass eine reine, affectfreie Seele auch im wachen Zustand die Xiystder Dmonen zu vernehmen vermge, u. ausdrcklich die Ansichtbekmpft, die solche Offenbarungen auf die Schlummernden beschrnkt, 589 d: ot z Tiolloi x.a.ztzdcipBo-j'm oovzai ts daiixoviov ctvBp'jTiotrrccSstasiv (

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    d'iyprf/ xa v toi ypovev xoiw xivovai, Sccv-iloltzov /jyo'JvTat xai amsnav, v

    ti oi'oizo tov jtAouutxov

  • 8 PLUTARCH BER DAMONEN UND MANTIK

    divinus impetus als ausschliessenden Gegensatz gegenber u. willdie Voraussagen derjenigen qui se a corpore avocent et ad divinarumrerum cognitionem cura omni studioque rapiantur" weil sie aus derratio entspringen, nicht als Weissagungen gelten lassen. Simmiasdagegen bei Plutarch fhrt das Daimonion des Sokrates aur seinenvovg zurck, der von einem starkeren, gttlichen voxJc, berhrt dessenXyct vernimmt. Plutarch kann also unmglich, was er seinem Simmiasin den Mund legt, aus Poseidonios geschpft haben.

    Simmias erklart das sokratische Daimonion fr eine innere Stimme,die man ohne Vermittlung eines krperlichen Organs vernimmt,indem der lyog eines Damons sich direct, durch eine rein geistigeBerhrung auf unsern vov; bertragt : Xyov dctyxovoq dvext yuvng itpanx-fxevov a'jt t rjXovjxivr,) zoi voavxog und gleich darauf: 6 d xovxpEtVrovos vovq oryu tkv e'jpjv. tyvyjcv intBiyydvdiv ia vojSevtl Es istnicht unglaublich, sagt Simmias, Cno xa xpeinovoq vo-jv xat tyvyr,? BeiozpaqdyziSai SOpaSev ?tt.n-:o[jJvY}q r,v ny vxev inufhv Xyo; iiyeiv itpoq xr/ov.

    Diese Denk- und Ausdrucksweise ist mit den obersten Grundsatzender stoischen Philosophie unvereinbar u. auch fr einen eklektischenStoiker, wie Poseidonios, unmglich. Das dVjXovftsvov (= irju.aivoius.vov)und vorjSv ist nach stoischer Auffassung unkrperlich. Es kann alsoweder auf einen Krper noch auf ein andres Unkrperliches durchBerhrung Wirkungen ausben. Tb noiov zat nxiyov ltiu srziv. VonSimmias dagegen wird dieses voriSiv als der wirkende Factor in demOrFenbarungsvorgang dargestellt: r,i aai u.dlina zo vorfih yjXcxitv 'xt t&vaf"vxata/xaSsiv ivkniv. An Stelle von zo voj3jv steht 589 b gleichbedeutendswojSeig lyoq. An dieser Stelle wird zuerst der ^r/r, voriiaia die Bewegungdes Leibes zu einer Handlung zugeschrieben , dann aber verbessert sichSimmias selbst und macht den "kyoq woriSeiq zur Bewegungsursache : o -rij?xtvjjOTwg zp-oq , y.aB' cv f, tyvyji vor,iaia phuzat zaq pixaiq rov yxov,(a)aXXov (

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  • IO PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK

    Aber mit der stoischen Tonoslehre, die sich auf pneumatische Krperbezieht, hat auch dies nichts zu thun. Der Mensch wird hier miteiner Puppenspielfigur verglichen, die durch ein System von Schnrenbewegt wird. Die Triebe sind die Schnre, die vom Xyo; aus, indem sie alle zusammenlaufen, angezogen u. gespannt werden u. so dieGlieder des Leibes mitanspannen (ovvsvrowts). So vergleicht schonPiaton Leg. I 644 d e den Menschen mit einer solchen Puppe u. dierac3rj u. den Xoyujfis mit Drhten aus verschiedenem Metall. DieserPiatonstelle steht Plutarchs Darlegung viel nher als der stoischenTonoslehre. Denn von den naturphilosophischen, psychologischen u.ethischen Anwendungen der Tonoslehre, die fr die Stoa bezeichnendsind, findet sich bei Plutarch nichts. Auch die von Heinze S. 103angefhrten Stellen aus Cic. de div. sind nicht beweisend. Der Verkehrmit den immortales animi findet nach Poseidonios nur im Schlafu. Traum statt. Die wachen Seelen diiungunt se a societatedivina (I 110). Erst wenn sich im Schlaf die Seele vom Leibebefreit hat, kann sie wider mit der multitudo animorum con-sentientium in coniunctio treten und dadurch das Zuknftigeschauen (II 119). Gerade diese Trennung der Seele vom Leibe istfr Poseidonios die Vorbedingung des Eintritts in die Gemeinschaftmit Gott u. den unsterblichen Seelen ; Simmias sagt von solcherTrennung nichts: ihm gengt es schon, wenn sich die Seele nichtmehr als ntig mit dem Leibe vermischt hat. Die societas divina,die conunctio animorum consentientium, die cognatiodivinorum animorum, durch welche die Menschenseelen weissagen lernen, ist offenbar etwas ganz anderes als die bertragungeines Xoyoc durch einen einzelnen Dmon auf eine einzelne Seele,wie sie Simmias schildert. Diese Gemeinschaft der krperfreien Seelenunter einander u. mit Gott ist ein Gedanke, der mit dem Pantheismusder Poseidonios in engstem Zusammenhang steht. Dass Poseidoniosdas Daimonion des Sokrates ganz anders erklrt hat, wurde schonoben dargelegt.

    Simmias lsst auf seine Erklrung des sokratischen Daimonion(cp. 20) zu weiterer Besttigung noch einen Mythos, den Timarchmythos folgen (cp. 21 23), von dem spter zu handeln sein wird.Dann folgt in cp. 24 die Rede das Pythagoreers Theanor, die sichselbst als Verteidigung des von Simmias vertretenen Standpunktes

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    einfhrt (Sav'xdju $' tote \mb liixixio-j Is-pjxivoig nzpi avxo'J d'jomarnavjaitivcc). Plutarch selbst hat also angenommen, dass Theanor auf demBoden derselben Philosophie wie Simmias steht (beide sind ja Pytha-goreer) u. hat wahrscheinlich die Gedanken, die er Theanor in denMund legt, aus derselben Quelle wie die des Simmias entnommen.Theanor fhrt den schon von Simmias ausgesprochnen Gedanken,dass nur Upo u. iaifxvioi ovdjagg die Stimmen der Dmonen vernehmenknnen, weiter aus. ber die Frage, wie solche Offenbarungen zustandekommen, sagt er nichts, sondern acceptirt einfach die Ansichtdes Simmias. Dagegen ussert er sich genauer ber die Wesen, vondenen solche Offenbarungen ausgehen und ber die, denen sie zuteilwerden. Die Urheber der Offenbarung hatte Simmias als Dmonenbezeichnet, ohne sich ber ihr Wesen auszusprechen; daneben hatteer Ausdrcke wie vv xpctrrovMv, 6 xo xpscrravos voOg, xmo vo xpefaiovog

    'tuu tyu/rig uo-JpoLz gebraucht. Erst der Timarchmythos hatte ber dieNatur der Dmonen genauere Aufschlsse gegeben, die aber mit dervorausgehenden Rede nicht ganz im Einklang stehen. Whrendnmlich in dieser die Weissagung aus Mitteilungen von Dmonenabgeleitet wird, die von der die Offenbarung empfangenden Seeleverschieden sind, ist der weissagende Dmon im Timarchmythos einunabtrennbarer Teil dieser Seele selbst, nmlich der Teil der Seele,der bei ihrer Einkrperung ausserhalb des Leibes geblieben ist, ihr vw/g.Auch krperfreie Seelen spielen im Timarchmythos als Dmonen eineRolle, aber zur Erklrung der Weissagung u. des sokratischen Dai-monion werden sie nicht herangezogen. In diesem Punkte nun gehtdie Theanorrede den Weg der Simmiasrede, nicht den des Timarchmythos. Sie kennt keinen zu der einzelnen Menschenseele gehrigenu. von ihr unabtrennbaren Dmon; sie fhrt die inneren Offenbarungenauf Mitteilungen teils der Gtter selbst, teils anderer Seelen zurck,die nachdem sie die Kmpfe des irdischen Lebens berstanden haben,wegen ihrer 'J.ptrr, zu Dmonen geworden sind u. nun an dem hnlichen Streben der noch eingekrperten Seelen wohlwollend Anteilnehmen u. denjenigen Seelen, die nach erfolgreicher Zurcklegungeiner Reihe von Lebenslufen dem Ende der yvins u. der Rckkehrin die himmlische Heimat schon nahe sind, durch Winke undMahnungen zur Erreichung des Zieles behilflich sind. Diese Lehrewiderspricht der der Simmiasrede nicht, sondern ergnzt sie nur.

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  • 12 PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK

    Eine wichtige Ergnzung ist es, dass ausser den Dmonen auch denGttern selbst ein erziehliches Eingreifen in das Leben bevorzugterMenschen durch directe Offenbarungen zugeschrieben wird. Diesebleiben aber auf ganz wenige Menschen beschrnkt : ug av sotp&x;fjiaxapwug -re Y.OLI Sorjg g aXyjSc anzfr^aiaiBai poAriSw, die Frderunganderer immerhin auch noch bevorzugter Menschen berlassen dieGtter den Dmonen, u. zwar jeden einzelnen demjenigen Dmon,der gerade ihm zu helfen willig u. bereit ist ; den gewhnlichenDurchschnittsmenschen endlich giebt die Gottheit nur Zeichen (truuia),auf denen sich die sogenannte Seherkunst aufbaut (i ojv y? X.ryo1uiwj/7.avrtx tiv(7Tirjx). Man versteht den Zusammenhang u. den Gedankengang des Verfassers nur richtig, wenn man einsieht, dass fr ihnauch die von den Dmonen directer Mitteilungen gewrdigten zu denbevorzugten Gtterlieblingen gehren, von denen gleich im Anfangdie Rede ist, dass also der Hauptgegensatz fr ihn nicht besteht'zwischen denen, die die Gtter selbst, u. denea, die nicht die Gtterselbst frdern, sondern zwischen solchen die directe Mitteilungenvon hheren Wesen (Gttern oder Dmonen) empfangen und solchen,denen sie nur auf die von dem allgemeinen Weissagungsglaubenanerkannte Weise Zeichen giebt. Es ist zu beachten, dass 593 b in.absichtlich nicht oi Btoi, sondern oi -Jrap r,\x.g steht, ein Ausdruck also,der auch die Dmonen mit umfasst. Nur von Homer wird gesagt,er unterscheide von den Sehern, die aus dem Vogelflug (oiwonokoi)oder dem Schlachtopfer (ispg) weissagen, solche, die sich mit denGttern selbst unterreden. Dagegen wird 593 d statt oi Stoi gleich widerabsichtlich der allgemeinere Ausdruck zo Bov gesetzt, der auch dieDmonen umfasst. Nur wenn man so versteht, kann der mit Ssoiti}v yv.p ouv 593 d beginnende Abschnitt bis zum Schluss des Kapitelsals Begrndung des Hauptgedankens gelten , dass zi -iov oKup:g vrs/yocvst

  • PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK 13

    Stimme des Dmons (-A datfivtov) wird nur olv/oig xat anavitaq vernehmlich, nmlich nur solchen Menschen, die dem Abschluss der Seelenwanderung schon nahe sind. So verstanden ist die ganze Theanorredeeinheitlich u. braucht nicht mit R. Heinze p. 104 in zwei ursprnglichselbstndige, erst von Plutarch vereinigte Stcke zerlegt zu werden.Auch mit der Simmiasrede schliesst sie sich gut zusammen undergnzt sie zu einem einheitlichen Ganzen. Wir werden daher ebensowenig diese wie jene Rede auf Poseidonios zurckfhren drfen.

    Der Gegensatz zwischen bevorzugten Menschen, die von Gtternoder Dmonen directer Mitteilungen (Xyot) gewrdigt werden, u. denT.oXkol xai ar/ikoLioi, die nur Tjjasia empfangen, erinnert allerdings andie stoische Unterscheidung der artificiosa und der naturalisdivinatio, ist aber doch nicht ganz identisch mit ihr. Denn in derTheanorrede ist weder an prophetische Trume gedacht, noch anprophetischen Wahnsinn, also nicht an das, was Poseidonios unternaturalis divinatio versteht , sondern an Offenbarungen imwachen Zustand u. ohne Verzckung, wie das Daimonion des Sokrates.Poseidonios lehrte nicht, wie Theanor, die Beschrnkung der naturalisdivinatio auf auserwhlte Menschen. Theanor dagegen stellt dievon ihm angenommene gttliche oder dmonische Stimme, die Poseidonios nicht kennt, als die seltenste u. vornehmste Art der Offenbarung zu allen brigen Arten der Weissagung in Gegensatz. In dervon R. Heinze S. 105 angefhrten Stelle der pseudoplutaschischenVita Homeri cp. 212 wird keineswegs Helenos u. der Vers H 53,wie in der Theanorrede, als Beispiel der naturalis divinatioangefhrt u. das Daimonion des Sokrates dieser zugerechnet. Es wirdauch nicht behauptet, dass schon Homer, wie die Stoiker, jenebeiden Gattungen der Mantik unterscheide (das zz/yuov u. das vs^vov),sondern nur, dass er alle unter diese Gattungen fallenden Arten derMantik kenne. Zum axs/yov rechnet der Verfasser, ganz wie wirs ausCicero fr Poseidonios entnommen haben, nur /mvia u. ivovoiaijfxoCs.Fr prophetische Trume fhrt er kein homerisches Beispiel an, frdie Verzckung : zotq ds avjjTriiipffiv fivzonau hSzoq [xvziq sx ttvog immoiazTritutvjw za. \izkkoYta u 350. Die noch folgenden Worte : iai (f xat 6

    'Eksvoq arsriiXQOs yrivi Bstag tpoavg yryovvav w? yap ryav on movaa. Bsv

    akiysvE-taw (H 53) napifi kvtz^jivj ozi xai ZwxpaTj; am -rij? zov daiixoviovsuvife ijjjoarteuem haben zu der stoischen Lehre u. Einteilung der Mantik

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  • 14 PLUTARCH BER DMONEN UND M ANTIK

    keine Beziehung mehr. Die usserung des Helenos wird nicht alsBeispiel der stoischen ate/yos (xavzoai, die ja nur svCtwiu und vBovaiaiixgumfasst, sondern als Gegenstck, zu dem Daimonion des Sokratesangefhrt. Man kann also aus dieser Parallele nicht schliessen, dassbei Plutarch eine stoische Quelle benutzt ist; ebensowenig daraus,dass Theanor von der ftlavSpuma. der Gtter ausgeht ; denn die Worte593 a: xai xccJzoL 72v 3eAv ob fikopvw, XX2 ^iXv3pw7iov rr/oCtuvoi beziehensich auf die Leute, welche die Lehre des Simmias u. Theanor unglaublich finden, whrend Theanor selbst fr seinen Gedankengangnicht die ytXov3p

  • PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK 15

    nologie bei den Hellenen handelt. Im Anschluss an das ber Hesiodgesagte kommt es hier hauptschlich auf die vier Arten vernnftigerWesen an. Whrend Hesiod sowohl die Heroen wie die Dmonenaus Menschen entstehen lsst, hat der mit iztpoi bezeichnete Autor,entsprechend der c to vooOvrog. 589a svrarjBa 'jap, sig xo voov ai tc3vtioB'2-j xjxi optxv xaxaTstvovTiv pyac towov jTixv zum Gehorsam gegen den Logos erzogen hat, ist darumnoch nicht vollkommen u. gttlich u. den hheren Aufgaben, dieihr nun gestellt werden, gewachsen. Auch sie kann noch der Versuchung erliegen u. sndigen. Es ergiebt sich also 1.) dass ein Widerspruch gar nicht vorliegt, 2.

    ) dass, wenn wir einen anerkennen mssten,die widersprechenden Ansichten nicht durch die von Heinze befrwortete Scheidung der beiden Quellen auseinander geklaubt werdenknnten.

    Richtig ist, dass die in cp. 29 gegebene Schilderung des Mondes,seiner Substanz, Grsse, Bewegung, Oberflche (seines Gesichts) zunchst den Eindruck einer Einlage macht. Von dem Treiben derkrzlich auf den Mond zurckgekehrten und zu Daemonen gewordenen Seelen, dessen Schilderung am Ende von cp. 28 begonnenwar, wird unsre Aufmerksamkeit in cp. 29 auf einen ganz andernGegenstand abgelenkt : auf die physikalische Beschaffenheit des Mondes.Erst mit cp. 30 in. kehren wir zu dem cp. 28 extr. begonnenenGegenstande zurck. Der Form nach freilich wird auch cp. 29 in dieSchilderung des Lebens u. Treibens der Monddaemonen eingeordnetdurch die Worte : iyopai dl r.pjov fjjbv ui/rijg tnkyvYig to [xyeBog ym -zoxXkog xai tv patv u. s. w., denen die Anfangsworte von cp. 30:oix

  • PLUTARCH BER DMONEN UND MANTIK 53

    als ein blosser schriftstellerischer Kunstgriff Plutarchs, sodass die Frageberechtigt ist, ob nicht dies Kapitel aus einer andern Quelle eingefgtist. Da der ganze Dialog, dessen Abschluss der Mythos bildet, nichtdie Daemonen, sondern den Mond, ganz besonders seine Substanzu. sein Gesicht behandelt, so knnte man glauben, Plutarch habediesen Abschnitt, der sich auch durch seine Philosophencitate vonden brigen Teilen des Mythos unterscheidet, aus andrer Quelle geholt, um dem Mythos eine strkere Beziehung zu dem Hauptthemades Dialogs zu geben. In der That stimmt ja die Behauptung descp. 29, dass die Mondsubstanz aus Erde u. Aether (oder Astralsubstanz) gemischt sei zu der Ansicht, die Plutarch selbst billigt u.in dem ganzen vorausgehenden Gesprch durch seine Schulgenossengegen die stoische Lehre, dass die Mondsubstanz aus Feuer u. wenigerLuft bestehe, verfechten lsst. Aber einen Beweis der Interpolationdrfte man hierin doch nur dann sehen, wenn diese Ansicht demMythos selbst widersprche oder doch wenigstens zu seinem Grundgedanken ohne Beziehung wre. Statt dessen ist diese Beziehung eineganz enge. Die Substanz des Mondes musste besprochen werden, umzu zeigen, dass er, entsprechend der Mittelstellung der Seele zwischenGeist u. Leib, ein Mittleres zwischen Sonne u. Erde ist. Dies ist derGrundgedanke des ganzen Mythos, der als solcher wirkungsvoll amSchluss ausgesprochen wird : fjuxrov $ vm iximv h tyuyjo, xaSarep r\ ctsXijvxjtsSv vw >tat xt

  • 54 l'Ll'TARC'H BER DMONEN UND MANTIK

    richtigen (ofFenbarten) Lehre nahe verwandt u. hnlich, nicht als mitihr identisch gelobt wird.

    Der Mond bestehtnach unserm Mythos

    aus Erde u. Aether (= Astralsubstanz)

    Die Erde bestehtnach unserm Mythos

    aus Erde, Wasser u. Pneuma

    Die Sonne bestehtnach unserm Mythos

    aus Aether.

    nach Xenokratesaus dem zweiten"' Dichtenu. Luft.

    nach Xenokratesaus dem dritten'^ Dichten,Wasser u. Feuer.

    nach Xenokratesaus dem ersten Dichtenu. Feuer.

    Man kann sicherlich nicht sagen, dass zwischen unserm; Mythosu. Xenokrates in diesem Punkte nach den von Plutarch berliefertenAngaben vllige bereinstimmung der Lehre besteht. Auch wennman in den Xenokratischen Angaben bei der Erde die Luft, beimMonde das Feuer hinzufgte, um bei beiden Autoren eine stetigfortschreitende Reihe zu erhalten :

    Mythos.Sonne. Aether.Mond. Aether -+- Erde.Erde. Aether (= Pneuma ?)

    -f- Erde -+- Wasser.

    Xenokrates.Erstes Dichtes -\- Feuer.Zweites Dichtes -\- (Feuer) -\- Luft.Drittes Dichtes -f- Feuer -f- (Luft.)4- Wasser.

    sind diese Reihen keinesfalls identisch, sondern nur darin einanderentsprechend, dass vom obersten Weltkrper u. Element angefangenbei jedem folgenden u. niederen Weltkrper ein weiteres Elementhinzu kommt. Aber statt der drei Xenokratischen Abstufungen desdritten Elements kennt der Mythos nur eine Form desselben : Erde ;

    u. statt der zwei dnnen Elemente des Xenokrates, Feuer u. Luftkennt der Mythos nur eines, Aether (= Pneuma), als Bestandteilder drei Himmelskrper.

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  • PLl'TARCH BER DMONEN UND MANTIK 55

    Eine Beziehung zu dem Mythos hat die Errterung ber diegemischte Substanz des Mondes auch dadurch, dass diese als geeigneter Trger seelischen Lebens erwiesen wird. Wie das Fleisch durchdie Beimischung des Blutes der Wahrnehmung teilhaft wird, so machtdie Durchdringung des Erdstoffs mit Aether den Mond beseelt u.zeugungskrffig. Diesem Satze entspricht in dem Xenokratescitat dieBehauptung, weder die dicke Substanz ohne Beimischung einer dnnen,noch die dnne ohne Beimischung einer dicken knnte Trger seelischen Lebens werden. Neben der Mittelstellung des Mondes zwischender oberen u. unteren Welt ist dies in der Errterung ber die Mondsubstanz der beherschende Gesichtspunkt. Dadurch ist dieser Errterungeine Beziehung auf den Mythos gegeben. Sie soll beweisen, das derMond vermge seines Stoffes geeignet ist, Seelen aus sich hervorzubringen u. sie wider in sich aufzulsen (vgl. 945 a)

    .

    Weiter ist dann von der Grsse des Mondes die Rede, einemGegenstande, der gleich zu Anfang von cp. 29 angekndigt war :

    foprji cxr/jq aXivriq tg ii.i-ji.aoq yjxi tg xa/Xoc. Leider istdieser Satz in der berlieferung schwer verderbt. Subject des Satzeskann nicht vjpoq xai [xyiSoq sein, dem der Artikel fehlt, sondern nurdas aus dem vorhergehenden zu ergnzende /i ijyti ; vjpoz u. fif/iSoqsind Accusative der Beziehung zum Praedicat. Ferner kann das berlieferte uACfiy nojj.9y.1s k-.i nicht bedeuten : sie ist vielmal so gross =ein Vielfaches an Grsse", sondern nur sie ist oft grsser", als ob derMond bald kleiner bald grsser wre. Es ist daher r.oTlyxiq in nsXX =um vieles grsser" zu ndern. Der ganze Satz muss also lauten : vjpoq(? yjx ix-fiSoq o'jy ottcj (statt lao~j) 01 '/-wuirpai Xr/owiv, zXX y.t^wv tioXX

    (statt iu^ov noXhxxie) h~.i. Der folgende Satz : xaTCCfuzp tfz rr,v mu&v zf,q-fhq okr/oiq (statt 9kqv.ic) -.olq iccjzijq us/iSirjiv will dafr einen Beweisgeben. Der Erdschatten gemessen mit dem Monddurchmesser ergiebteinen kleinen Quotienten. 'OXtya'xt? ist eben sowenig haltbar wie dasvorher besprochene itosaug; das zeigt der Plural zoq fjs/Ssziv, geschtztdurch die Parallelstelle 923 b : -Jtzo -oii-.o-j ri

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    (seil. zo\> i'vu r?,q muq) fiMqv..ifJXO{tf/in -ctq tXsnJfftv h eAwj zptrji u.hq -.oiq iarsrirtq tj&fSemi/ dncukomezai,der Plural, statt dessen der Singular stehen msste, wenn oliydutqrichtig berliefert wre. Die liyx ujt/ISyi unsrer Stelle sind mit denrpta der Parallelstelle identisch. Nur ist in der Parallelstelle 923 b dieThatsache, dass der Erdschatten an seinem oberen spitzen Ende min

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  • 56 PLUTARCH' BER DMONEN UND MANTIK

    destens noch die dreifache Breite des Monddurchmessers hat, alsBeweis fr die Kleinheit des Mondes verwendet; in de faciecp. 29 dagegen wird die Grsse des Mondes dadurch bewiesen,dass der Erdschatten nur dreimal so breit ist wie er. Dort befindenwir uns in einer ernsthaften mathematisch-astronomischen Errterung,hier in einer Darlegung, die nur den Mythos annehmbar machen sollu. von Plutarch selbst, der mit der mathematischen Astronomie vertraut ist u. sie hochschtzt, keinesfalls ernst genommen wird. Freinen verstndnisvollen Leser Plutarchs, der aus Piaton gelernt hatte,Ernst und Spiel, Wissenschaft und Mythos auseinander zu halten,lag hier ein verwirrender Widerspruch nicht vor. Die Grsse desMondes brauchte Plutarch hier, weil nach dem Mythos alle ent-krperten Seelen auf dem Monde wohnen. Also auch dieser Punkthat eine notwendige Beziehung zu dem Mythos selbst. Die drei Weltkrper Sonne, Mond, Erde, die in dieser phantastischen Geschichteder Seele Rollen spielen, durften, wenn auch im brigen, doch nichtan Umfang allzuverschieden gedacht werden.

    Nach ixsr/iBsmv ist in dem berlieferten Text ein Wortausfall anzunehmen, der aber nicht wie die in unsern Handschriften bezeichnetenLcken durch streckenweise Unleserlichkeit der Vorlage, sondernwahrscheinlich durch Homoioteleuton entstanden war. Es ist nmlichim folgenden offenbar nicht mehr von der Lnge des Teiles derMondbahn, den der Mond whrend seiner Verfinsterung zurcklegt,sondern von der kurzen Zeitdauer der Verfinsterung die Rede. Essoll gezeigt werden, dass der Mond nicht xmb ap.upx^iog, sondernweil er whrend der Verfinsterung seinen Lauf beschleunigt, in sokurzer Zeit wider aus dem Erdschatten herauskommt. Man darfauch hier wider nicht annehmen, dass es Plutarch mit dieser Behauptung ernst gewesen sei u. dass er ihre Unwissenschaftlichkeitnicht bemerkt habe. Der mythische Zug, dass der Mond whrendder Verfinsterung seinen Lauf beschleunige, weil er von den aufihm weilenden Seelen zur Eile angetrieben werde, ist nur demScheine nach ein Mittel, die Grsse des Mondes zu beweisen; inWahrheit ist er u. seine Wirkung auf Gemt u. Phantasie Selbstzweck, sodass auch diese Stelle von cp. 29 um des Mythos willengeschrieben ist u. einen wichtigen Bestandteil desselben bildet. Ichmchte die Worte so lesen : xocraixirpd (J's zrtv tnuav rf,q yr

  • PLTARCH BER DMONEN UND MANTIK 57

    icpjzf,s fieyiSecriv (tot; dz ^pvotg avriJs aTtaXXarrsTac pa^seriv) c/ vroffu.txpT>7To; s?XXa 3-pu.(6-zBpovy e'raryst tv xivijotv, c-w; "a/'J (ftsxrep tov

  • 58 plutaRch ber Dmonen und mantik

    also den Mythos richtig, der den Mond in ihm ebenso wie die Sonneals blosses Symbol auffasst. Im Sinne einer dogmatischen Kosmologiekonnte der Sonne u. dem Monde weder von Plutarch noch voneinem lteren Platoniker die Rolle bertragen werden, die sie alsGrenzsteine der Weltregionen in dem Mythos spielen. Denn fr allediese Platoniker gehren Sonne u. Mond kosmologisch angesehen indieselbe Weltregion wie die Planeten. Wenn im Ernst irgendeineRegion des Kosmos dem Nus als Wirkungssphre zugewiesen werdensollte, so konnte dies nur der Fixsternhimmel sein, der von derSonnensphre durch die fnf Planetensphren getrennt ist. Der Mondbefindet sich allerdings an der unteren Grenze der Himmelsregion,zu der er selbst noch gehrt, aber ihn allein zur Seelenheimat zumachen konnte einem Platoniker kein kosmologischer oder philosophischer Gesichtspunkt empfehlen. Wenn also diese Erfindung nursymbolisch gemeint ist u. der Verbildlichung eines metaphysischenGedankens dient, so fordern wir mit Recht, dass sie auch wirklichausgenutzt wird, um uns die erste Stufe des Aufstieges der Seele inihre Heimat eindrucksvoll zu veranschaulichen. Darum muss dieStelle in cp. 29, bei der wir stehen, u. die mit ihr zusammengehrigein cp. 28 von demselben Manne stammen, der den Mond als Heimatder Seele eingefhrt hat.

    Was dann weiter zur physikalischen Erklrung des Mondgesichtesvorgebracht wird, macht zunchst den Eindruck, als sollte es nurdazu dienen, die Beziehung des Mythos zu dem vorangegangenenGesprch zu verstrken. Die Erklrung des Mondgesichtes in cp. 29stimmt ja auch vortrefflich zu der von Plutarch gebilligten, die imGesprch ber alle andern gesiegt hat cp. 21 p. 935 c: Suritep h nctf>fl'atv lyu [

    ?,

    jwXtous ttvas fir/a'Xous, o-j-wg xzivY]v (seil, rr,v axrjrjv) (/.vmvj/aifrJ.Bcii txc^vloic /tat rfrm Crhif, r, Z,oy$tibv apa v.eo/wiv, av svto; o

    'j

    xoSqoiv o\j8' mtyavei to zov tjXiVj yd; u. s. w. Aber nachdem in cp. 29in z. T. wrtlichem Anschluss diese Stelle aus cp. 21 widerholtworden ist, finden wir uns doch gleich wider in unserm Mythos,wenn der grsste dunkle Fleck der Mondscheibe als die Gerichtssttte fr sndige Daemonen gedeutet wird ('Exa'xrjg u-v/q) und zweikleinere (t $ jo Maxpdq, was man nicht ndern darf) als Durch-schlupfffnungen rr die Seelen {nipaiovzai yvp cd 'YJ'/?'1 & axr.m, vJvu-v Et$ ~'y ~f5i ojpcz-Av Tr,$ m\r,vr}q, vJv