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Die drei ??? ® Der Zauberspiegel Die drei ??? ® Spuk im Hotel

Die drei ??? Der Zauberspiegel Die drei ??? Spuk im Hotel · cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das

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Die drei ??? ® Der ZauberspiegelDie drei ??? ® Spuk im Hotel

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DIE SERIE

??? »Drei Fragezeichen« – das ist das Symbol des wohl bekanntesten Junior-Detektivteams der Jugendliteratur. War die Aufklärung geheim-nisvoller, oft gefährlicher Kriminalfälle für Justus, Bob und Peter aus Rocky Beach in Kalifornien zunächst nur ein Zeitvertreib, so hat sich daraus nach und nach eine ernsthafte Nebenbeschäftigung für freie Stunden und Schulferien entwickelt. Ihre Zentrale, einen ausrangier-ten Campingwagen, haben die drei mit Telefon, Tonbandgerät, Foto-labor, Periskop und mancherlei selbst gebastelten Apparaten einge-richtet, die ihnen modernste Ermittlungstechniken ermöglichen. Doch jeder Fall erfordert vorwiegend Köpfchen, Ausdauer und Mut – und ohne Justus’ Superhirn, Bobs Forscherdrang und Peters Sportsgeist kämen die drei trotz ihrer technischen Ausrüstung nicht zum Ziel.

Von den drei ??? sind als cbj Taschenbuch erschienen:

Die drei ??? und der magische Kreis (20499) · Die drei ??? und der weinende Sarg (20471) · Die drei ??? und der verrückte Maler (20545) · Die drei ??? und der Höhlenmensch (21022) · Die drei ??? – Die Schattenmänner (21751) · Die drei ??? und die Perlenvögel (20583) · Die drei ??? und der gestohlene Preis (20582) · Die drei ??? und die Musikpiraten (20580) · Die drei ??? und der Schatz im Bergsee (20713) · Die drei ??? – Späte Rache (21752) · Die drei ??? und der Automarder (20765) · Die drei ??? und das Geheimnis der Särge (20768) · Die drei ??? – Der rasende Löwe (21755) · Die drei ??? – Angriff der Computerviren (21753) · Die drei ??? und der Spuk im Hotel (20993) · Die drei ??? und die Fußballgangster (21020) · Die drei ??? – Schüsse aus dem Dunkel (21756) · Die drei ??? und der lachende Schatten (21138) · Die drei ??? und der Ameisenmensch (21141) · Die drei ??? und der Teufelsberg (21180) · Die drei ??? und der Zauberspiegel (21181) · Die drei ??? – Die sin-gende Schlange (21754) · Die drei ??? – Der Doppelgänger (21858) · Die drei ??? – Geheimsache Ufo (21185) · Die drei ??? – Das Gold der Wikinger (21859) · Die drei ??? und der Nebelberg (21371) · Die drei ??? im Bann des Voodoo (21372) · Die drei ??? und der Dopingmixer (20546) · Die drei ??? – Das Erbe des Meisterdiebs (21373) · Die drei ??? und die Karten des Bösen (21370) · Die drei ??? und die Schlucht der Dämonen (27071) · Die drei ??? und die Villa der Toten (21715) · Die drei ??? – Der schrullige Millionär (21759) · Die drei ??? – Der Feuerturm (21746) · Die drei ??? – Die bedrohte Ranch (21760)Die drei ??? – Panik im Park (21739) · Die drei ??? – Der verschwundene Filmstar (21737) · Die drei ??? – Der schwarze Skorpion (21740) · Die drei ??? – Der geheime Schlüssel (21741) · Die drei ??? – Die Musik des Teufels (21742) · Die drei ??? – Spur ins Nichts (21743) · Die drei ??? – Die rätselhaf-ten Bilder (22080) · Die drei ??? – Das Bergmonster (22079) · Die drei ??? – Der heimliche Hehler (22081) · Die drei ??? – Der giftige Gockel (22082) · Die drei ??? – Der riskante Ritt (22074) · Die drei ??? – Gefahr im Verzug (22076) · Die drei ??? – Tatort Zirkus (22077) · Die drei ??? – Dreckiger Deal (22078)

Als Doppelbände sind erschienen:

Die drei ??? und der Karpatenhund/Die drei ??? und das Narbengesicht (20040) · Die drei ??? Der verrückte Maler/Die drei ??? Die Perlenvögel (22132) · Die drei ??? Der lachende Schatten/Die drei ??? Die Silbermine (22133) · Die drei ??? Geheimsache Ufo/Die drei ??? Der höllische Werwolf (22169) · Die drei ??? Der Nebelberg/Die Automafia (22219)

Weitere Titel der Serie sind in Vorbereitung.

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Die drei ??? ®Der Zauberspiegel

Die drei ??? ®Spuk im Hotel

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cbjist der Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendeteFSC®-zertifizierte Papier München Super Extraliefert Arctic Paper Mochenwangen GmbH.

1. AuflageErstmals als cbj Taschenbuch Februar 2012Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 1977 Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart (Die drei ??? Der Zauberspiegel)© 1994 Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart (Die drei ??? Spuk im Hotel)Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan.Based on characters by Robert Arthur. Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten durch cbj Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbHÜbersetzung: Leonore Puschert (Der Zauberspiegel)Umschlagbild: Thilo KrappUmschlaggestaltung: knaus. büro für konzeptionelle und visuelle identitäten, WürzburgMI · Herstellung: CBSatz: Uhl + Massopust, AalenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN 978-3-570-22286-7Printed in Germany

www.cbj-verlag.de

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Inhalt

Die drei ???® Der Zauberspiegel 7

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Die drei ??? ® Der Zauberspiegel

Erzählt von M.V. Careynach einer Idee von Robert Arthur

Aus dem Amerikanischen von Leonore Puschert

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Inhalt

Ein Wort von Albert Hitfield 9

PS: Wichtig für alle Leser! 11

»Haltet den Dieb!« 13

Ein Spiegelkabinett 17

Chiavos Fluch 29

Justus wittert ein Geheimnis 38

Schon die zweite Warnung 51

Peter auf der Pirsch 57

Spuk im Spiegel 67

Ein Phantom und sein Schlupfwinkel 74

Ein rätselhafter Brief 83

Der Mantel des Magiers 92

Das Verhängnis bricht herein! 100

Wo ist Jeff? 106

Verräterisches Glockenspiel 111

Zu Hilfe! 116

Wettlauf gegen die Uhr 126

Der Kampf um den Zauberspiegel 134

Der Spiegel gibt sein Geheimnis preis 142

Einladung für Albert Hitfield 153

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Ein Wort von Albert Hitfield

Dieses Vorwort erübrigt sich für den Leser, der die drei ??? bereits kennt. Bitte sehr: gleich zum ersten Kapitel weiterblättern und hinein ins Abenteuer!

Wer aber Justus Jonas, Peter Shaw und Bob An-drews noch nicht begegnet ist, dem erteile ich mit Vergnügen Auskunft über die drei und ihr Detekti-vunternehmen. Also: Die hoffnungsvollen Jünglinge wohnen in Rocky Beach in Kalifornien, einer Klein-stadt in der Nähe von Hollywood. Justus Jonas, dem gewichtigen und gewitzten Burschen, der als Erster Detektiv dem Trio vorsteht, sind verblüffende Geis-tesgaben (und leider auch manchmal ein recht ar-rogantes Auftreten!) zu eigen. Peter Shaw, Zweiter Detektiv, ist ein Athlet und Aktivist, aber jedem Leichtsinn abhold, und Justus’ Wagemut macht ihm oft sehr zu schaffen. Bob Andrews, ein gescheiter Kopf und Bücherfreund, geht bei seinen Recherchen zur Aufklärung der zu bearbeitenden Fälle immer äu-ßerst gründlich vor.

Die Jungdetektive haben ihr Hauptquartier in einem alten Wohnwagen, der auf dem Schrottplatz von Justus’ Onkel abgestellt ist. Ihre Unternehmun-gen beschränken sich nicht nur auf Rocky Beach. Des Öfteren spinnen sich geheimnisvolle Fäden auch zu anderen Ländern und Erdteilen. In dem hier vorlie-

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genden Fall begegnet den Jungen in einer alten Villa in Hollywood – notabene einem berüchtigten Spuk-haus – eine Geistererscheinung, und sie versuchen, das Geheimnis jenes Mannes zu ergründen, der in einem Spiegel verschwand und nie mehr auftauchte.

Oder doch? Dies, geschätzter Leser, entscheide selbst.

Albert Hitfield

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PS: Wichtig für alle Leser!

Ich kenne meine Leser als intelligent und hoffe, ihr seid alle gut beschlagen in Geografie und Zeitge-schichte. Deshalb war ich in diesem Fall vorüberge-hend versucht, euch die Sache mit dem Zauberspie-gel aus dem rätselhaften Lande Ruffino einfach ohne weitere Erklärung vorzulegen. Die Mehrzahl unter euch hätte sicherlich Lunte gerochen und sich gesagt: »Aha – hier mussten Persönlichkeiten und Vorgänge aus Gründen der Vorsicht in abgewandelter Form dargestellt werden.«

Doch mittlerweile habe ich mich dafür entschie-den, einen Hitfield-Leser lieber nicht an der Nase he-rumzuführen.

Also kurzum: Die Geschichte, worin die drei ??? und einige mehr oder minder hoch gestellte Leute verwickelt sind, spielte sich in Wahrheit in einem gewaltigen Konzern, einer Mammut-Firma, in einem südamerikanischen Staat ab. Die drei ??? und ich ha-ben uns darauf geeinigt (wie gesagt: aus Vorsicht und aus Rücksicht), die Hintergründe dieses spannenden Falles hier im Buch ganz und gar verändert darzu-stellen und das Gras, das inzwischen über die Sache gewachsen ist, ruhig weiter wachsen zu lassen. So wurde also – um nur ein Beispiel zu nennen – aus dem Generaldirektor jenes riesigen Unternehmens

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eben … der Staatspräsident des erfundenen Mini-Lan-des »Ruffino«.

Unser Erster Detektiv hatte die Grundidee zu die-ser Verwandlung, und ich stelle anerkennend fest, dass Justus beileibe nicht immer nur nüchtern und realistisch ist, sondern viel Fantasie besitzt. Bob, der Schreibgewandte unter den drei ???, steuerte in sei-ner »entschärften« Form des Protokolls mit großem Vergnügen hübsche und passende Einzelheiten bei. Und Peter, der Vorsichtige, konnte aufatmen – denn insbesondere er fand es riskant, wenn nicht sogar ge-fährlich, eine so heikle Geschichte wie Erpressung in einem machtvollen Großkonzern unverhüllt in einem Buch über die drei ??? auftauchen zu lassen. So etwas wird ja leicht zur politischen Affäre und kann großen Schaden anrichten. Daher also ließen wir lieber den Inselstaat »Ruffino« aus dem Meer auftauchen!

A. H.

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»Haltet den Dieb!«

»Onkel Titus ist selig«, sagte Justus Jonas. Der stäm-mige Junge lehnte am Kotflügel des Transporters, der dem Gebrauchtwaren-Center T. Jonas gehörte. »Hat er doch an einem einzigen kurzen Nachmittag vier Buntglasfenster, einen Marmorkamin, eine an-tike Badewanne und sieben Mahagonitüren erstan-den.«

Peter Shaw stöhnte und setzte sich auf den Bord-stein. »Wenn du mich fragst: Ganz so kurz war dieser Nachmittag nicht«, beschwerte er sich. »Mindestens nicht für uns, solange wir all das Zeug auf den Wa-gen laden mussten. Die Badewanne war obenhin eine Tonne schwer!«

Bob Andrews grinste. »Es war harte Arbeit«, sagte er, »aber es macht Spaß, dabei zu sein, wenn Justus’ Onkel so einen richtigen Großeinkauf tätigt.«

Justus wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Gleich nach dem Mittagessen waren er, Bob und Peter mit Onkel Titus aus Rocky Beach weggefahren. Ein altes Haus in den Bergen über Hollywood sollte abge-rissen werden, und Onkel Titus hatte sich vorgenom-men, es regelrecht auszubeinen. Jetzt war es fast vier Uhr und die Augustsonne brannte kräftig aufs Berg-land nieder. Die Stadt unten schien in Hitzewallun-gen zu flimmern.

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»Justus«, sagte Peter, »was macht dein Onkel eigent-lich so lange dadrinnen?«

»Höchstwahrscheinlich vergewissert er sich, dass er nicht etwa eine Kostbarkeit übersehen hat«, meinte Justus Jonas.

Die anderen beiden nickten. Der jonassche Trödel-markt, der Justus’ Onkel und Tante gehörte, war ent-lang der ganzen Pazifikküste für sein vielseitiges Warenangebot bekannt. Onkel Titus graste in regelmä-ßigen Abständen den Großraum Los Angeles nach an-tiken Türen, ausgefallenen Lampen, Toren, Zäunen, Haushaltsgeräten und Gebrauchtmöbeln ab. Manch-mal kaufte er Dinge, die sich nur äußerst schwer wie-der absetzen ließen. Tante Mathilda schimpfte dann ein bisschen, aber sie gebot doch immer den bei-den irischen Brüdern Patrick und Kenneth, die im Schrottlager arbeiteten, für die neuesten Kuriositä-ten auch noch Platz zu schaffen. Über kurz oder lang fanden auch die bizarrsten Möbelstücke ihren Käufer und dann trumpfte Onkel Titus gehörig auf.

Justus lächelte, als Onkel Titus endlich aus der riesigen, im viktorianischen Stil nachempfundenen Villa kam, die ganz oben am Ende der Höhenstraße, Crestview Drive, lag. Mr Jonas blieb noch einmal kurz stehen, um mit dem Vorarbeiter der Abbruch-kolonne zu reden, die demnächst das Haus niederrei-ßen würde, um Platz für einen neuen Wohnblock zu schaffen. Dann schüttelten sich die beiden Männer die Hand und Onkel Titus kam den Fußweg herunter zum Wagen.

»Alles klar, ihr drei«, sagte er. »Jetzt gibt es dadrin-

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nen nichts Lohnendes mehr. Trotzdem ist es schade. Häuser wie dieses hier baut man heute nicht mehr. Es muss prachtvoll gewesen sein, als es neu war. Jetzt sind überall die Termiten und der Hausschwamm.« Onkel Titus seufzte, strich sich den großen schwar-zen Schnurrbart glatt und stieg ins Führerhaus des Transporters. »Los!«, rief er.

In wenigen Sekunden hatten sich die Jungen hin-ten im Laderaum zwischen den Mahagonitüren und den Buntglasfenstern verstaut. Langsam begann der Wagen, die steil abfallende Straße nach Hollywood hinunterzurollen. Beim Hinausschauen sah Justus, dass die meisten Grundstücke in der Nachbarschaft recht gepflegt waren. Sehr große, alte Häuser säumten die Straße. Ein paar waren im Stil englischer Land-häuser erbaut, andere ähnelten französischen Schlös-sern und viele waren Villen im Stil der spanischen Kolonialzeit mit stuckverzierten Mauern und mächti-gen roten Ziegeldächern.

»Da!« Bob tippte Justus auf die Schulter und zeigte auf ein wahrhaft gewaltiges spanisches Haus rechts an der Straße. Davor parkte ein Wagen – ein ganz be-sonderer Wagen. Ein schwarzer Rolls-Royce mit ver-goldeten Beschlägen.

»Das ist ja unsere Prachtkutsche!«, rief Justus. »Dann muss auch Morton irgendwo in der Nähe sein.«

Vor einiger Zeit hatte Justus bei einem Preisaus-schreiben einer Mietwagenfirma gewonnen. Der Preis war die Nutzung jenes Rolls-Royce-Veteranen für die Dauer von dreißig Tagen samt Chauffeur Morton, ei-

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nem würdigen Briten. Morton hatte die drei Jungen damals oft gefahren, wenn sie im Verlauf ihrer Ermitt-lungen Geheimnisse ergründen, verborgene Schätze aufspüren und manch schlimmen Plan vereiteln mussten. Als die gewonnenen dreißig Tage um wa-ren, hatte ein dankbarer Kunde dafür gesorgt, dass der Rolls-Royce den Jungen jederzeit zur Verfügung stand, wenn sie ein Transportmittel brauchten.

Onkel Titus schaltete herunter und fuhr vorsich-tig an dem blinkenden Rolls-Royce vorüber. Und da öffnete sich plötzlich die Haustür der großen Villa. Ein magerer, kleiner Mann in einem dunklen Anzug lief eilig heraus und rannte weg, so schnell ihn seine dünnen Beine trugen.

»Halt! Stehen bleiben, elender Schuft!«Morton lief in großen Sätzen hinter dem Mann her.Onkel Titus trat voll auf die Bremse, und Peter

sprang aus dem Wagen und sauste los, um der flüch-tenden Gestalt den Weg abzuschneiden.

»Haltet den Dieb!«, schrie Morton.Peter stürzte sich auf den Mann und versuchte,

ihn um die Mitte zu packen. Der Kerl war klein, aber flink. Seine Faust schnellte vor und Peter spürte ei-nen jähen, betäubenden Schmerz unter dem rechten Auge. Dann sackten ihm die Beine weg und er stürzte seitwärts hin. Rasche Schritte entfernten sich und er hörte eine Autotür zuschlagen.

»Hol’s der Kuckuck!«, rief Morton empört.Peter öffnete die Augen und schüttelte den Kopf,

um wieder klar zu kommen. Morton war über ihn ge-beugt.

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»Alles in Ordnung, Peter?«, erkundigte sich der Chauffeur.

»Ich glaube schon. Ich muss nur wieder zu Atem kommen.«

Bob und Justus kamen angerannt.»Der Bursche ist auf und davon«, berichtete Bob.

»Sein Auto hatte er unten an der Straße geparkt.«Morton erhob sich zu seiner vollen Größe von fast

zwei Metern. Sein langes, normalerweise liebens-würdiges Gesicht war rot vor Zorn und Anstrengung. »Wie konnte ich den erbärmlichen Kerl nur entwi-schen lassen?«, rief er. Dann hellte sich seine Miene wieder ein wenig auf. »Immerhin haben wir ihm tüchtig Angst eingejagt!«, verkündete er.

Ein Spiegelkabinett

»Morton, ist er weg? Ich habe die Polizei angerufen!«Justus sah verdutzt auf. Peter, noch ganz benom-

men, rieb sich das Gesicht, und Bob starrte mit offe-nem Mund die Frau an, die im Türrahmen der spani-schen Villa erschienen war.

»Ich fürchte, er ist entkommen, Madam«, sagte Morton.

Die Frau kam den Gartenweg entlang. Justus be-merkte plötzlich, dass sein Mund ebenfalls offen stand, und er machte ihn zu. Justus Jonas war nicht leicht aus der Fassung zu bringen, aber wer bliebe schon gefasst beim Anblick einer Dame in einem Ge-

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wand aus schwerem Brokat mit gebauschtem Reif-rock? Als sie näher kam, sah Justus, dass das weiße, hoch aufgetürmte Haar in Wahrheit eine gepuderte Perücke war.

»Mrs Darnley«, sagte Morton, »ich möchte Ihnen meine Freunde, die drei Detektive, vorstellen.«

»Ach?« Die Dame wirkte sekundenlang verblüfft. Dann lächelte sie. »O ja. Die drei jungen Detektive. Morton hat mir von euch erzählt. Lasst euch mal an-schauen.« Sie nickte Justus zu. »Ich meine, du müss-test Justus Jonas sein.«

»Ja«, sagte Justus.Morton stellte noch Bob und Peter vor. »Peter hat

versucht, den Eindringling aufzuhalten«, erklärte er.»Dir ist nichts passiert, oder doch?«, erkundigte sich

Mrs Darnley.»Nein, Madam«, sagte Peter. Langsam stand er auf.»Das ist ein Glück. Einbrecher können bekanntlich

sehr gefährlich werden.«Onkel Titus stieg nun auch vom Transporter he-

runter.»Mrs Darnley, das ist Mr Titus Jonas«, sagte Mor-

ton. Die Dame lächelte gewinnend. »Oh, das ist mir ein Vergnügen!

Ich habe von Ihnen und Ihrem berühmten Trödel-markt gehört. Ich wollte Sie immer schon aufsuchen, um nachzufragen, ob Sie vielleicht interessante Spie-gel auf Lager haben.«

»Spiegel?«, wiederholte Onkel Titus.»Ja, die sammle ich nämlich. Kommen Sie doch he-

rein und schauen Sie sie sich an.«

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Sie wandte sich um und eilte leichtfüßig zum Haus zurück, wobei ihr weiter Rock raschelte.

»Zieht sich die Dame immer so an?«, fragte Peter.»Sie ist eine höchst bemerkenswerte Persönlich-

keit«, erklärte Morton. »Ich fahre sie ziemlich häufig, da sie sich nicht mit einem eigenen Wagen belasten will. Ihr Haus wird euch faszinieren.«

Das Haus war faszinierend. Die Jungen und Onkel Titus folgten Morton durch eine dämmrige und un-gewohnt kühle Eingangshalle. Zur Linken schwang sich eine mächtige Treppe majestätisch ins Oberge-schoss hinauf; dahinter bog ein langer, enger Korridor ab, der die Tiefe des Hauses fast ganz durchmaß. Zur Rechten führte eine reich verzierte Flügeltür in einen Raum, der zu dunkel war, als dass man sein Inneres erkennen konnte. Die Besucher wurden geradeaus in einen geräumigen Salon geführt und hier schienen die Wände von tanzenden und zitternden Schatten belebt. Schwere Vorhänge schirmten das Sonnenlicht ab, und jetzt erst merkten die Jungen, dass die be-weglichen Schatten ihre eigenen Abbilder waren. Sie fanden sich in Spiegeln wieder – in dutzenden von Spiegeln, vielleicht auch hunderten. Sie sahen ihr Spiegelbild gespiegelt. Im Raum schienen nicht drei Detektive, sondern dreißig oder dreihundert zu sein.

»Sind sie nicht schön?« Mrs Darnleys Gestalt geis-terte durch all die Spiegel, als sie nun an Justus he-rantrat.

»Mir wird ganz schwindlig«, sagte Peter.»Dann setz dich hin«, empfahl Mrs Darnley. Sie

ließ sich auf einem kleinen Stuhl am Kamin nieder.

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»Meine Spiegel sind fast nur antike Stücke«, erklärte sie, »und sie alle haben eine Geschichte. Ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, diese Samm-lung aufzubauen. Als kleines Mädchen fing ich damit an. Kennt ihr die Geschichte von Alice im Wunder-land, die durch den Spiegel geht und jene wunder-same Welt entdeckt, in der alles umgekehrt ist? Als ich noch klein war, glaubte ich, das könnte ich auch, wenn ich nur den richtigen Spiegel dafür hätte.« Ein Junge, etwa von Peters Alter und Größe, kam ins Zim-mer. Er hatte feuerrotes Haar und seine Nase war mit Sommersprossen übersät. Hinter ihm kam ein Mäd-chen, fast ebenso groß wie er, aber mit dunklerem Haar. Sie lächelte Morton zu, der steif an einem Fens-ter stand. Dann blickte sie Onkel Titus und schließ-lich die Jungen an.

»Das sind meine Enkelkinder«, sagte Mrs Darnley. »Jenny und Jeff Parkinson. Kinder, das ist Mr Titus Jonas, dem der berühmte Trödelmarkt gehört, das ist sein Neffe Justus und das sind die Freunde, Bob und Peter.«

»Die drei Detektive!«, rief Jeff.»Das trifft sich ja gut!«, sagte das Mädchen. »Wo

wir gerade einen Einbrecher hier hatten – allerdings hat er nichts mitgenommen.«

»Fehlt wirklich nichts?«, fragte Mrs Darnley.»Soviel wir bis jetzt feststellen können, nein«, ant-

wortete Jenny. Da hörten sie vom Tal her einen näher kommenden Sirenenton. »Das wird die Polizei sein«, sagte Mrs Darnley. »Jenny, du machst dann auf. Und Morton, setzen Sie sich doch bitte hin. Es sieht rich-

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tig unbequem aus, wie Sie dastehen – wie eine Bild-säule.«

»Sehr wohl, Madam«, sagte Morton und ging zu einem Stuhl.

Jenny führte zwei junge Streifenpolizisten ins Zim-mer. Dem einen fiel die Mütze aus der Hand, als er Mrs Darnley in ihrem Brokatkleid sah. Sie nahm sein Staunen nicht zur Kenntnis und berichtete den bei-den kurz, was geschehen war.

»Ich war oben und trank gerade eine Tasse Tee«, sagte sie. »Mein Diener John Chan war auch da, er servierte. Beide hörten wir nichts Ungewöhnliches. Der Einbrecher glaubte zweifellos, es sei niemand im Haus. Als dann aber Morton und meine Enkel vom Markt aus der Stadt zurückkamen, überraschten sie den Einbrecher. Er war in der Bibliothek und nach unseren Feststellungen hat er nichts mitgenommen. Vielleicht blieb ihm dazu keine Zeit mehr.«

Morton und die Jungen gaben dann eine Beschrei-bung des Mannes, der aus dem Haus geflüchtet war – klein, sehr mager, dunkelhaarig und drahtig, mittle-ren Alters, aber stark und flink. Justus beschrieb den Wagen, in dem der Mann entkommen war. »Diese Automarke gibt es zu tausenden«, sagte der eine der Polizisten. »Hast du dir das amtliche Kennzeichen gemerkt?«

»Leider nicht«, sagte Justus. »Der Wagen und das Nummernschild waren ganz verdreckt.«

Der Polizist schrieb etwas in sein Notizbuch und seufzte.

»Wir wissen, wie er hereinkam«, sagte Jenny Par-

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kinson. »Er hat das Schloss am Eingang zur Küche aufgebrochen.«

Der Polizist nickte. »Immer das alte Lied«, sagte er. »Hintertüren haben einfach nie ordentliche Schlös-ser.«

»Aber meine Hintertür hat… das heißt hatte ein sehr gutes Schloss«, entgegnete Mrs Darnley. »Ich bin in diesen Dingen sehr vorsichtig. Sie haben viel-leicht schon bemerkt, dass an diesem Haus vor sämt-lichen Fenstern Eisengitter angebracht sind. Und es gibt nur zwei Eingänge, die Haustür und den Durch-gang von der Küche zur Garage. Beide haben dop-pelte Schubriegelschlösser. Der Mann hat die Tür mit einer Brechstange aufgebrochen. Jeff, führ die Herren in die Küche und zeig’s ihnen!«

Die Männer gingen hinter Jeff hinaus und kamen sehr bald wieder zurück. Einer trug die Brechstange, die der Eindringling benutzt hatte, um ins Haus zu gelangen.

»Vielleicht können sie im Labor mit den Finger-abdrücken was anfangen«, meinte er.

»Der Mann trug aber Handschuhe«, sagte Peter.»Bestimmt?«»Ganz bestimmt. Ich muss es ja wissen – er hat mir

eine geklebt.« Danach gingen die Polizisten wieder. Sie versprachen noch, Mrs Darnley zu verständigen, sollten sich irgendwelche Anhaltspunkte ergeben, die zur Identifizierung des Einbrechers führen könn-ten. Auch Morton verabschiedete sich, um den Rolls-Royce zum Autohaus zurückzubringen.

»Weiteres werden wir aller Voraussicht nach nicht

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erfahren«, sagte Mrs Darnley. »Na, es ist ja nicht viel passiert. Möchtet ihr euch das Haus ansehen? Es hat früher dem Zauberkünstler Drakestar gehört. Er hat es gebaut.«

»Drakestars Haus?« Justus, der über Bühnenkünst-ler recht gut Bescheid wusste, setzte sich plötzlich kerzengerade auf. »Das ist also Drakestars Haus? Ich habe davon gelesen.«

Mrs Darnley nickte. »Drakestar starb hier, und man sagt, dass es im Haus spukt. Ich selbst habe bisher nie etwas Außergewöhnliches gesehen oder gehört. Aber kommt nun mit, wenn ihr Gefallen an reizvol-len, alten Dingen habt.«

Sie schritt durch das Wohnzimmer und öffnete eine Flügeltür. Onkel Titus, die drei ??? und Jenny und Jeff Parkinson folgten ihr in einen riesigen Speise-saal. Hier waren die Vorhänge zurückgezogen und auf die mit schwerem rotem Damast bespannten Wände schien die im Westen stehende Sonne. Über der An-richte hing ein Spiegel in verschnörkeltem Goldrah-men. Er wirkte sehr alt und an mehreren Stellen war die Quecksilberschicht von der Scheibe abgeblättert.

»Das ist eine meiner ganz besonderen Kostbarkei-ten«, sagte Mrs Darnley. »Der Spiegel stammt aus dem Zarenpalast im früheren St. Petersburg. Sicher weiß man es natürlich nicht, aber möglicherweise hat sich Katharina die Große darin angeschaut.

Das ist das Faszinierende an Spiegeln. Sie ha-ben so viele Bilder in sich aufgenommen, und man kann sich leicht vorstellen, dass doch ein klein we-nig von jeder Person im Spiegel haften bleibt.« Hin-

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Die drei ??? - Der Zauberspiegel / Spuk im Hotel

Taschenbuch, Broschur, 304 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-570-22286-7

cbj

Erscheinungstermin: Januar 2012

Die Kultdetektive ermitteln wieder Wenn jemand erzählt, in einem spanischen Spiegel spuke es, und nachts sind auch nochseltsame Geräusche zu hören, dann kriegt vor allem Justus weniger eine Gänsehaut, alsvielmehr Lust, diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Doch kaum beginnen »Die drei ???®« zuermitteln, häufen sich merkwürdige Zwischenfälle.Seltsame Dinge geschehen im Hotel der exzentrischen Amanda Black. Über Nachtverschwinden Erinnerungsstücke, die an denkbar merkwürdigen Stellen wieder auftauchen. Alsjedoch ein Nebengebäude in Flammen aufgeht, entschließen Justus, Bob und Peter sich, demTäter eine Falle zu stellen.